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    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von Emerahl Beitrag anzeigen
    Samira/Elias

    Lana

    [Bild: 0jNk29QodtlBastien_Avatar.jpg]

    Darauf könnt ihr Gift nehmen, Sir Ritter. Ihr habt mich beleidigt, ihr habt mein Angebot eines Kampfes zurückgewiesen… ihr habt euch also wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Und was das mit eurer Schuld mir gegenüber auf sich hat, gebt euch diesbezüglich keiner Illusion hin. Ich habe lediglich mich selbst gerettet. Ihr hattet nur das Glück, dass ihr zufällig daneben gestanden habt!

    Bei ihren harschen Worten zuckte er innerlich zusammen. Er konnte es verstehen, dass sie wütend auf ihn war. Schließlich hatte er sich wie ein Scheißkerl verhalten. Er war wütend auf sich.

    Um eure Frage jedoch nicht unbeantwortet zu lassen, ja ich bin eine Magierin, sagte sie und zum Beweis entfachte sie ein kleines, helles Licht in ihrer Handfläche das sie wie eine Kugel hielt und dessen klare, harte Lichtstrahlen, welche zwischen ihren behandschuhten Fingern hervorbrachen, zerrissen den nebulösen Schleier der Dunkelheit.

    Und ich komme aus einem Reich, das dem euren näher liegt, als ihr vermuten würdet. Und ich diene dem einzig wahren König!

    Dann wurde auch sie dem Pferd gewahr. Elias entdeckte noch ein weiteres Pferd und schlug vor, weitere Pferde zu suchen, um ihnen zu folgen.

    Ihr Narr!, fuhr Lana ihn an. „Die Viecher leben und bewegen sich kreuz und quer durch den Wald! Wenn Ihr ihnen also folgen wollt nur zu! Bei eurer seltsamen Andraste, schaut auf den Boden. Seht ihr diese gebündelten Hufabdrücke nicht? Warum sie die Pferde wieder entkommen lassen ist mir schleierhaft….

    Dann zeigte sie auf den Pfad, dessen niedergetrampelte Erde ein gutes Dutzend Hufabdrücke aufzeigte und betonte das Offensichtliche: „Sie sind da lang! Elias ließ nur ein Brummen hören, widersprach aber nicht. Stattdessen lief er los, den Blick immer auf den Boden gerichtet.

    Also. Erzählt mir von euch, Chevalier. Was verschlägt einen derart herausgeputzten Elitekrieger in diesen toten Winkel Thedas?

    „Ihr wolltet wissen, was ich so weit weg von zu Hause mache? Ich bin der Erstgeborene des Comte de Launcet und ich habe Jemanden ermordet. Und mein Vater hielt es für besser, dass ich das Land verlasse, bis Gras über die Sache gewachsen wäre.“ Bastien schwieg, als die Erinnerungen an seine Schwester wieder auf ihn einstürzten. „An unserem achtzehnten Geburtstag wurde uns zur Ehre ein Ball gegeben, in dem wir in die Gesellschaft eingeführt wurden. Besonders für Zoë war es wichtig, war sie doch in dem richtigen Alter, einen zukünftigen Gemahl zu finden. An diesem Abend haben ihr viele den Hof gemacht. Doch es schien, als wolle einer die Grenzen überschreiten. Sein Name war Bourgeau. Er war Chevalier, wie ich auch, doch nicht von adligem Geblüt. Ich fand ihn nicht würdig, meiner Schwester den Hof zu machen und so habe ich ihn zum Duell heraus gefordert mit dem Grund, er hätte ihre Ehre beschmutzt. Zwei Wochen später habe ich ihn in selbigen Duell getötet, obwohl wir nur bis zum Ersten Blut hätten kämpfen dürfen.“ Bastiens Blick schien in die Ferne gerichtet, dann fuhr er tonlos fort: „Und nun? Bin ich kein Deut besser. Ich habe mich wie ein Feigling vor einem ehrenwerten Zweikampf gedrückt und ihn lieber Andere für mich ausfechten lassen. Und hinterher wird mir auch noch für diese Tat verziehen. Ich habe meine Ehre und die meiner Familie erneut beschämt. Ich bin es nicht wert, mein Erbe anzutreten.“ Zum Ende hin wurde seine Stimme immer leise, bis er verstummte.
    Zitat Zitat von Annalena Beitrag anzeigen
    Lana

    Bastien

    [Bild: Char_Samira.png] [Bild: Stefano_klein.png]
    Dalbert fasste sich als erstes und verbeugte sich vor dem Mann. „Willkommen in meinem bescheidenen Geschäft, Bann Colston.“ Samira war geschockt, doch schaffte es zu knicksen ohne sich völlig zu einem Idioten zu machen. Natürlich hatte sie von dem Bann gehört, auf dessen Ländereien ihr Gasthaus stand, doch sie hatte ihn noch nie gesehen. Der Bann nickte nur leicht und ließ seine Augen nicht von Samira, die bemerkte wie sich ihre Wangen röteten. Es war ein kleines Wunder, dass sie nicht auch noch anfing zu stottern als sie ihm antwortete. „Verzeiht, dass ich Euch nicht erkannt habe, Bann Colston.“ Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, dass er ihr seine Hilfe angeboten hatte. „Das könnt Ihr nicht tun“, platzte es aus ihr heraus bevor sie sich dessen gewahr wurde. „Ich… ich meine, Ihr könnt nicht meinen Einkauf tragen, mein Herr.“ Sie konnte nicht glauben was für ein Benehmen sie an den Tag legte, doch das unerwartete Eintreffen des Banns hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht.

    Der Bann war jedoch nicht verärgert und lächelte sie nur freundlich an. „Bitte entspannt Euch, meine Dame, ich bin immer noch ein Mann und es wäre unverzeihlich, wenn ich einer jungen Dame nicht helfen würde. Diese selbstverständliche Geste hat nichts mit meinem Stand zu tun.“ Er trat auf sie zu, nahm vorsichtig ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Samira versteifte komplett, völlig überfordert mit dieser Geste und sie hatte keine Idee, was sie sagen oder tun sollte. Das Lächeln des Banns wurde breiter und seine Augen bohrten so intensiv in die ihren, dass ihr der Atem stockte. „Ich… ich… Danke?“ Sie atmete erleichtert auf, als er sich von ihr abwandte und den Korb mit ihren Einkäufen mühelos anhob. Ein leises Knurren ertönte und der Bann blickte nach unten zu ihrem Mabari. Dieser fletschte die Zähne in seine Richtung und Samira starrte erschrocken zu Schneeflocke. Was war mit ihr los? „Verzeiht das Verhalten von Schneeflocke mein Herr. Ich habe sie erst gestern bekommen…“ Bann Colston wandte sich ihr zu bevor er antwortete. „Das ist wirklich kein Problem meine Dame. Sie möchte Euch nur beschützen, doch sie wird lernen wer eine Gefahr darstellt und wer nicht. Ich muss allerdings sagen, dass Schneeflocke ein ungewöhnlicher Name für einen Kampfhund ist.“

    Samira verteidigte ihren Mabari sofort. „Sie mochte diesen Namen als ich Vorschläge machte.“ Der Bann lachte. „Er ist ungewöhnlich, aber hübsch, genau wie ihre Besitzerin.“ Wieder blickte er sie so intensiv an und sie schluckte, brachte jedoch kein Wort heraus. Er fand sie hübsch? Wirklich? „Meine Dame, es wäre von Vorteil, wenn Ihr mir sagen würdet, wo Ihr wohnt“, sagte er amüsiert. Nun kam Bewegung in die junge Frau und sie ging zu ihm. „Verzeiht Bann Colston… Mein Name ist Samira Harts und ich wohne im Gasthaus ‚Zum schlafenden Drachen‘. Es gehört meinen Eltern.“ Nachdem sie das sagte drehte sie sich zu Dalbert um und bemerkte nicht, wie die Augen des Banns gefährlich blitzten. „Vielen Dank Dalbert.“ Dalbert lächelte sie aufmunternd an. „Bis bald Samira.“

    Stefano konnte nicht fassen, dass er ausgerechnet der Tochter von Elias über den Weg gelaufen war. Sie war ihm sofort aufgefallen, als sie das Geschäft betrat. Er wartete eine günstige Gelegenheit ab, um auf sich aufmerksam zu machen, er war schließlich auch nur ein Mann und sie war ausgesprochen hübsch. Es war ein glücklicher Zufall, dass sie die Tochter des Mörders seines Vaters war und ein noch glücklicherer Zufall, dass er der Bann dieser Ländereien war. Obwohl er es hasste seinen Titel und offiziellen Namen zu benutzen, brachte es ihm doch etliche Vorteile von Adel zu sein. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sich Elias ausgerechnet in seinen Ländern versteckt hatte. Doch seine Glückssträhne war vorbei. Ein Plan formte sich in seinem Kopf als er Samira zum Gasthaus begleitete.

    [Bild: elias_klein.png]
    „Ihr Narr! Die Viecher leben und bewegen sich kreuz und quer durch den Wald! Wenn Ihr ihnen also folgen wollt nur zu! Bei eurer seltsamen Andraste, schaut auf den Boden. Seht ihr diese gebündelten Hufabdrücke nicht? Warum sie die Pferde wieder entkommen lassen ist mir schleierhaft…“.

    Elias ballte seine Hände zu Fäusten um der Elfe nicht den Hals umzudrehen. Ungeachtet dessen, das sie ein gutes Argument gegen seinen Vorschlag brachte, sagte sie es ihm mit einer Arroganz, die seinesgleichen suchte. Er war sowieso schon nicht gut drauf und war kurz davor zum Berserker zu werden, wortwörtlich. Er drehte sich weg und versuchte sich zu beruhigen um nicht wieder die Kontrolle zu verlieren. Es war nicht das erste Mal, dass die Arroganz der Elfe zum Vorschein kam und er bezweifelte, dass es das letzte Mal war. Elias erinnerte sich an seine Lektionen und atmete tief ein und aus. Erleichtert atmete er auf als er bemerkte, dass er sich langsam wieder fasste. Er blieb stehen als er merkte, dass die Beiden ihm nicht folgten und ging zu ihnen zurück um sie zur Eile zu drängen. Bei ihnen angekommen hörte er Bastiens Geständnis. Elias baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme vor seiner Brust als er Bastien seine Meinung sagte.

    „Ehre? Jetzt sage ich Euch mal was Bürschchen. Wie habt Ihr Eure Ehre verloren; indem Ihr Eure Schwester beschützt habt oder indem Ihr den Mann getötet habt? Und von was für einen ehrenwerten Zweikampf faselt Ihr da? ICH habe die Kontrolle verloren, ICH hätte jeden getötet oder verletzt, der in meinem Weg stand. Soll ich Euch daran erinnern wer in meinem Weg stand?“ Elias holte tief Luft und konnte nicht verhindern, dass die Schuldgefühle wieder in ihm hochkamen. „Habt Ihr Eure Ehre verloren weil Ihr Euch mir nicht entgegengestellt habt oder habt Ihr Eure Ehre verloren weil Ihr Lana und Samira beschützt habt?“ Er blickte den jungen Mann in die Augen. „Sagt mir, Bastien de Launcet, verliert man seine Ehre, wenn man jemanden beschützt? Ihr habt meine Samira beschützt und DAMIT habt Ihr Euer unehrenhaftes Benehmen ihr gegenüber wieder hergestellt. Das ist keine Feigheit in meinen Augen, keine Ehrlosigkeit. Jemanden zu beschützen, der es selbst nicht kann, ist das ehrenhafteste, was man tun kann.“

    Elias musterte ihn eindringlich. „Falls Ihr das Gefühl habt, dass Ihr die Ehre Eurer Familie weiter beschmutzt habt seitdem Ihr sie verlassen habt, dann ganz bestimmt nicht von Euren Taten hier. Wie sah Euer Leben aus nachdem Ihr Eure Familie verlassen habt? Was habt Ihr getan, dass Ihr das Gefühl habt Eure Ehre und die Ehre Eurer Familie weiter zu beschmutzen?“ Er ließ Bastien Zeit seine Worte zu verarbeiten und wandte sich an Lana, die ihn ansprach.

    „Was ist mit euch, Söldnerlord? Ihr und eure Familie, hier im Nirgendwo. Sagt, sind all eure Söhne eigentlich schon vergeben?“

    Elias rümpfte seine Nase und seufzte leise. „Ich war früher Söldner, doch das ist schon ewig her. Nachdem ich meine Elena kennen lernte, wurde ich sesshaft und wir haben das Gasthaus übernommen. Hier ist es ruhig, genau richtig um unbeschwert eine Familie aufzuziehen.“ Er sagte ihr natürlich nicht, dass er untertauchen musste oder das er noch einmal als Söldner auszog um nach Zarah zu suchen. „Was meine Söhne betrifft… meine beiden ältesten Söhne, Liam und Julian, sind verheiratet, aber meine beiden jüngsten Söhne, Samuel und Robin, sind noch nicht vergeben. Obwohl ich mir sicher bin, dass Robin jemanden hat, allerdings hat er sie uns noch nicht vorgestellt.“

    Er musterte sie eindringlich. „Was ist mit Euch? Habt Ihr eine Familie?“

    +Halward, der noch immer festsitzt


    [Bild: Lana_Klein.jpg]

    Der Chevalier antwortete, unterbrach seine Erklärung jedoch mehrmals. Sein Gesichtsausdruck wechselte zu einem melancholischen Starren, ehe er mit Bedauern in der Stimme weitersprach, bis seine Stimme schließlich in einem Flüstern erstarb.

    Lana konnte kaum glauben, dass dieser adlige Mensch überhaupt einmal ein Schwert gegen einen anderen geschwungen hatte, schien er doch ein typischer Ich-lass-die-Anderen-machen Kerl zu sein, wie man sie in Orlais nur allzu häufig vorfand. Lana zog eine ihrer, in einer perfekt geschwungenen Linie gewachsenen, Augenbrauen hoch und öffnete den Mund leicht, sodass ihre schneeweißen Zähne aufblitzen. Ein Ausdruck leichten Spottes, der ihr auf den Lippen lag.

    Ihr jammert wie ein Kleinkind, Bastien. Ich dachte ihr seid ein Chevalier? Ein Ritter, von höchster Ehre, Mut und Geschick. Warum belastet diese Tat in Ferelden euer adliges Herz, wenngleich ihr doch daheim ein Ehrenmann seid, der nicht nur seine Familie mit der Klinge verteidigte, sondern sogar einen ebenbürtigen Gegner der ebenfalls den legendären kaiserlichen Rittern angehört, im Duell tötetet?
    Bastien sah sie an, klang diese Aussage doch fast wie ein Kompliment.
    Ihr Orlaisianer…“, Lana schüttelte leicht den Kopf und begann Bastien fließend in seiner Muttersprache anzureden. … ihr und euer Gerede von Ehre. Und doch spielt ihr euer beliebtes Großes Spiel. Ich war vor zwei Sommern in Halamshiral und sah eure prunkvollen Lords und Ladies und lauschte ihren intriganten Zungen“. Noch immer mit Kopfschütteln verbunden fügte sie hinzu: „Ich hätte der Hälfte von Ihnen die Zungen herausgerissen und sie der anderen Hälfte ins Maul gestopft… aber es waren ja schließlich Friedensgespräche, also mahnte man mich zur Ruhe“. Lana betonte die wohlklingenden Worte gerne. Orlaisianisch hatte sie schon immer gerne gesprochen. Es war weich wie Seide und nicht so hart und kratzig wie Fereldisch.

    Plötzlich schaltete sich Elias ein. Dieser sicherte dem jungen Ritter zu, er habe seine Ehre wiederhergestellt, geißelte sich selbst für seinen Wutanfall und seine Unkontrolliertheit und machte einmal mehr klar, dass ihm die Familie über alles ging.

    Nachdem Lana ihn daraufhin fragte, wie es einen ehemaligen Söldner an den Arsch von Thedas verschlagen hatte, beantwortete er diese Frage. Lana wusste bereits von seiner Vergangenheit, hatte er ihr dies doch bereits gestanden. Der Konversation folgte Lana ohnehin nur mit einem halben Elfenohr, interessierte sie der Stand der Wirtssöhne doch ohnehin nicht. Keiner dieser Kerle hatte ihr besonders gefallen. Die Frage, die dann folgte überraschte sie allerdings.

    Was ist mit Euch? Habt Ihr eine Familie?
    Lana lachte trocken, ehe sie Elias antwortete. „Ich habe einen König. Ich brauche keine Familie! Zudem… ihr wisst doch, dass ich eine Magierin bin. Wie viele Männer denkt ihr wohl, akzeptieren dies einfach oder haben auch nur das geringste Verlangen ihr Leben mit einer… wie nennen es diese Templer gleich… Abstößigen zu verbringen?
    Sie zwang sich zu einem hölzernen Lächeln. „Nein, es gibt keinen Ort außer der Festung meines Herrn, wo ich frei sein kann… wo man mehr in mir sieht, als nur eine Magierin“.
    Shepard Commander ist offline
  2. #382
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: Arian_klein.jpg]

    [Bild: Abyss_klein.jpg]

    Während Claudettes Gespräch mit dem Templer drifteten Arians Gedanken weg. Zwar schloss er seine Augen nicht und nippte auch hin und wieder an seinem Traubensaft, doch lehnte er sich gemütlich zurück und das Gerede der beiden Tischnachbarn wurde nur noch zu einem gedämpften Unterton in seinem Kopf. Claudettes Worte hatten ihn zum Nachdenken gebracht. Zuerst über Loghain und sein Verhalten in der Schlacht. Hatte sie wirklich Recht mit ihren Vermutungen und Loghain, DER Loghain spielte ein falsches Spiel? Dann schweiften seine Gedanken zum Krieg gegen Orlais und er erschauderte innerlich bei dem Gedanken, an die blutigen Schlachten. Er sah sie vor sich, die in glänzende, geschmückte Rüstungen gehüllten Chevalier, die ihre bunt bemalten Schilde hoben und die fahnengeschmückten Lanzen, die in nicht minder bunter Pracht erstrahlten, gesenkt hatten, ehe der Hufschlag ihrer gepanzerten Pferde die Erde erbeben ließ. Er sah, wie die perfekt geordnete Formation auf Pferd und Reiter waffenstarrend auf ihre eigenen Linien zustürmte. Und er sah sich selbst, in seiner alten, zerkratzten und verbeulten Rüstung, wie er auf einem braunen Pferd, kaum besser als ein gewöhnlicher Lastengaul in den Reihen der fereldrischen Reiterei saß. Maric war dort und auch Loghain. Die Hörner dröhnten und die Luft erzitterte. Er erinnerte sich an den Klang der Rufe der Offiziere, die dem nur unzureichend ausgebildeten Landvolk Mut machen wollten, während sich gesichtslose Krieger mit todbringenden, blitzenden Klingen näherten.

    Nur eine Schlacht von vielen. An jenem Tag sah er, dass die Rüstung des Feindes noch so makellos und seine Herkunft von höchstem Stande sein konnte. Im Gefecht, wenn der aufgelöste Gegner in heillosem Chaos flieht, werden selbst hehre Ideal der Ritterlichkeit vergessen und man gibt sich dem Blutrausch hin. Auf beiden Seiten führten Prinzen und Könige ihre Krieger in die Schlacht und doch massakrierten sie sich gegenseitig ohne Gnade.

    Wenn Arian an die Chevaliers dachte, fragte er sich wie sie den Krieg überhaupt gewinnen konnten. Eine Einheit von knapp 200 Rittern hatte einst die gesamte Westhügel Kompanie mit über 1000 Männern niedergemacht. Arian war an jenem Tag dort und hatte zwei Chevaliers erschlagen. Keine große Tat, angesichts der Dutzenden, die durch einen von denen gefällt wurden. Und doch bejubelten die Fereldner jeden Getöteten doppelt.

    Danke für das Getränk, Mylord. Mylady“.
    Arian schreckte aus seinen Gedanken. Der Templer stand auf, verwies auf das Schriftstück auf dem Tisch und nickte den Beiden zu. Claudette verneigte sich leicht und Emile verschwand.

    Arian, wenn ihr gestattet, Ich habe eine kurze Frage: Was haltet ihr eigentlich von der Idee, wenn wir uns noch ein paar Tage hier ausruhen? Gewiss, ihr wollte schnell nach Denerim und auch ich möchte eigentlich so schnell es geht ins Bannorn... aber und das gebe ich offen zu, ich denke, uns Allen könnten eine Hand voll Tage an Ruhe nicht schaden. Auch wenn wir jetzt wieder ein Pferd haben, so könnten wir trotzdem erstmal etwas unsere Kräfte wieder aufbauen. Und auch den Kindern würd es gut tun, hier zu verweilen nach all den letzten Ereignissen... schließlich ist es ein friedvoller Ort, dessen größte Gefahr heute sowieso gebannt werden wird!

    Arian nickte langsam und murmelte tonlos: „Ja… bleiben wir hier. Hier ist es sicher. Seine Augen starrten ziellos auf einen Punkt auf dem Boden.

    *

    Arian fragte sich, wann wohl Piktens Hinrichtung sein würde. Irgendwie ließ ihm der Magier keine Ruhe. Er hatte schon zu viel von Blutmagie gehört, diesem diabolischstem Zweig der Zauberei und er seine Sorge würde sich erst legen, wenn Pikten seiner gerechten Strafe gekommen war. Arian hasste das Töten, obwohl er es schon zahllose Male selbst getan hatte. Er hatte es nie genossen und auch nie verstanden, wieso es angeblich Krieger gab, die es taten. Doch er war sich sicher, dass manche der Individuen in Thedas zu gefährlich waren, um unter den Lebenden zu weilen. Er widerstand jedoch dem Drang, zur Kirche zu gehen und die Frage zu stellen. Er wusste nicht einmal, ob er sich die Hinrichtung, die sicherlich öffentlich geschehen würde, überhaupt anschauen würde. Claudette würde es bestimmt sehen wollen, bei Andraste, sie würde das Schwert wohl am liebsten selbst führen. Wo war die Rothaarige eigentlich? Seit ihrem Dreiergespräch mit Emile hatten sich die fünf so verschiedenen Gefährten verstreut. Nur Abyss saß in gewohnt treuer Manier unweit von Arian und kratze lustlos auf der speckigen Oberfläche der Theke. Arian erhob sich und einen Augenblick später sprang Abyss von dem hohen Hocker, auf dem sie gesessen hatte. Arian schmunzelte.

    Wohin gehen wir?, fragte Abyss erfreut über ein wenig Bewegung.
    Wir? Wir gehen nirgendwo hin. Ich gehe zum Haupttor und suche Steapa“.
    Arian hatte beschlossen, den einäugigen Krieger aufzusuchen. Das Gespräch und die Gedanken über den Krieg mit Orlais ließen ihn nicht los. Und Steapa war ebenfalls ein Veteran des Krieges. Mit ihm wollte Arian reden. Er würde verstehen…
    Abyss hingegen verstand überhaupt nicht. Sie schmollte zornig.
    Und was soll ich machen?, maulte sie. Arian zuckte mit den Schultern.
    Geh spielen, erkunde die Stadt aber verlasse sie nicht. Du könntest die Straßen auskundschaften und…, Arian überlegte, wie er die lebhafte Elfe beschäftigen könne: … und mir eine Karte von den ganzen Nebengassen zeichnen!
    Abyss freute sich und Arian sah, dass sie sich ein fantasievolles Abenteuer ausmalte.
    Dann… dann bin ich ja wie eine königliche Späherin!, schlug sie vor. Arian nickte und Abyss flitze hinauf in das Zimmer. Kurze Zeit später vernahm Arian das Tippeln ihrer Füße auf der Treppe und schon stand die kleine Elfe im Türrahmen, den Köcher über die Schulter geworfen und den Zwergenbogen in der Hand. Arian sah sie tadelnd an.

    Was soll das denn?, fragte er und zeigte auf die Waffe.
    Das ist mein Späherbogen“, erklärte Abyss mit hochgezogener Augenbraue und als wäre Arian ein Begriffsstutziger.
    Und wofür brauchst du denn? Hier in der Stadt?
    Na zum Spähen natürlich!

    Arian schaute die Kleine zweifelnd an.
    Jede Späherin hat einen Bogen, das weiß doch jeder!
    Arian lachte über den Tonfall in der Stimme der Elfe. Dann lächelte er.
    Na gut.
    Oooh, danke schön! Jetzt brauche ich nur noch einen guten Namen… Elsa! Elsa klingt nach einer Späherin, findest du nicht auch?
    Ich weiß es nicht, Kleines, sagte Arian, erhob sich und schritt mit Abyss gemeinsam aus der Taverne. Zum Haupttor musste er der Straße folgen, die sich rechts von ihm erstreckte. Zuvor legte er jedoch eine Hand auf Abyss schmale Schulter.

    Du zielst nicht auf Menschen, Tiere oder Wohnhäuser. Verstanden?
    Worauf soll ich denn sonst zielen?" , kommentierte Abyss enttäuscht.
    Auf den Boden, wenn du überhaupt zielen willst!
    Unter Arians strengem Blick knickte die Elfe ein und versprach dem Krieger, dass sie nicht auf Menschen, Tiere oder Wohnhäuser zielen werde.
    Braves Mädchen, sagte Arian und wuschelte der Kleinen durch die lichtblonden Haare.

    *

    Der stattliche Körper des Kriegers war schon mehrere Meter entfernt, als Abyss sich in die entgegengesetzte Richtung aufmachte. Davor hatte sie noch vor der Taverne gestanden und Arian nachgeschaut, der sich immer wieder zu ihr umgedreht und gewinkt hatte. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken ihn zu verfolgen, doch würde der wachsame Arian sie sicherlich bald bemerkt und zurückgeschickt haben. Also lief sie die Straße zur linken hinab und suchte einen geeigneten Spalt, in den man die Hauptstraße verlassen konnte und in die Hinterhöfe gelangte. Nach etwa dreihundert Metern fand sie einen derartigen Spalt. Hinter einem dickbäuchigen Holzfass lag einer mit degenerierten, sonnenarmen Pflanzen bewachsener Weg, gerade breit genug als das eine schlanke Elfe sich quer hindurch quetschen könne. Abyss zwängte sich hinter das Gefäß und drückte sich an der Mauer entlang. Ihr himmelblaues Kleid hatte seit Beginn ihrer Reise so stark gelitten, nicht zuletzt durch die brutale Attacke eines von Piktens Schergen, welche sie letzte nach hatte schweißgebadet aus dem Schlaf hochschrecken lassen, dass es der Elfe egal war, wenn nun noch etwas Putz der Häuserwand hinzu kam. Es roch vermodert und feucht, beinahe faulig und Abyss war froh, als sie die Spalte hinter sich gelassen hatte. Vor ihr lag nun eine Gasse, deren linke Seite die hohen Wände eines hölzernen, aber mit Lehm verputzen Hauses befand und deren rechte Seite eine lange, durchgängig gerade Steinmauer bildete. Direkt hinter ihr lagen einige Kisten, die mindestens so vermodert und schleimig waren, wie der Pfad den sie gerade verlassen hatte. Der Dachüberstand ragte weiter über ihr und versperrte so den Zugang zum Sonnenlicht, welches nur in einzelnen, schmalen Dekaden zwischen den dicht gereihten Dächern hervorblinzelte. Also folgte Abyss dem Weg, der ihr direkt vor den Füßen lag.

    Nach einiger Zeit sah sie sich um. Groteskerweise wurde sie das Gefühl nicht los, in dieser leblosen, einsamen Gasse, die wohl kein Mensch außer ihr seit Jahrzehnten betreten hatte, von jemandem beobachtet zu werden…


    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Ja… bleiben wir hier. Hier ist es sicher.
    Claudette nickte Arian zu.
    Auch er wird sicher etwas Ruhe haben wollen. Schließlich musste Arian den Karren hier her ziehen, alleine...
    Dann schmunzelte sie.
    Gut, nicht komplett alleine... muss er aber nicht wissen!
    Eine Weile saß sie nach ruhig am Tisch und leerte ihren Traubensaft. Dabei schaute sie nur hin und wieder um sich. Einmal blieb ihr Blick an Arian hängen.
    Er scheint in Gedanken versunken zu sein... vom Blick her, würde ich tippen, es sind vergangene Tage. Bei Veteranen oftmals Schlachten... Siege, aber mehr als genug die Niederlagen...
    Sie hatte diesen Blick schonmal gesehen. Immer wenn ein Veteran einen solchen Blick an den Tag legte, erzählte er von einer vergangenen Schlacht. Sie kannte es selbst von ihrem Vater, hatte es aber auch schon bei anderen gesehen. In diesen Fällen gab es nicht viel zu tun, Bemitleidungen waren völlig Fehl am Platze und wenn man nicht selbst dabei gewesen war, konnte man auch schlecht behaupten, man wisse, wovon der andere spricht. Höchstens mit eigenen Niederlagen und Verlusten konnte man es vergleichen - was die Situation aber nur in die Länge gezogen hätte. Am Besten war, man wartete, ob der Andere wirklich reden wollte, dann würde er auch was sagen.
    "Claudette? Kannst du mal kommen, bitte?"
    Ehe sie aber schauen konnte, ob Arian über Vergangenes reden wollte, war Orphania heran getreten und sprach die Kriegerin an. Die Rothaarige war fast schon überrascht, doch dann lächelte sie mild, nickte kurz Arian zu und folgte der jungen Elfe. Sie gingen zu einem geöffneten Fenster, wo auch Chilo stand. Die Sonne schien, es war warm und durchs Fenster konnte man weit blicken. Selbst bei dem schweigsamen der beiden Findelkinder konnte man ein Lächeln im Gesicht erkennen, während er interessiert durch die Gegend schaute und alles in sich aufnahm, was seine Augen erblickten.
    "Claudette? Mein Bruder und ich, wir... wir würden gerne draußen etwas uns umsehen. Es ist schönes Wetter und... und..."
    Verlegen trat das Mädchen an die Kriegerin heran und flüsterte dann.
    "Und wir haben ja nichts zu spielen wie Abyss! Deswegen... würden wir gerne... weist du, Claudette?"
    Sie lachte lautlos ob der schüchtern vorgetragenen Bitte. Dann sah sie nochmals zu ihrem Reisegefährten, beschied, diesen etwas Ruhe zu gönnen und wandte sich den beiden Kindern zu.
    "Okay, warum nicht. Kommt, lasst uns die Stadt ein wenig erkunden und vielleicht finde ich ja eine Kleinigkeit, die ich euch zum Spielen kaufen kann."
    Sie streckte ihre Hand aus und die Beiden ergriffen sie freudestrahlend. Zusammen verließen sie die Taverne und gingen im warmen Sonnenschein die Straßen entlang...

    Sie gingen quer durch die Straßen und bei allem Interessanten machten sie eine Pause und Claudette erklärte den Beiden, was sie sahen, so gut sie konnte: Fachwerkhäuser unterschiedlichster Güte - warum sie so gebaut waren, was man an Material brauchte und so weiter. Dann einige Marktstände oder Stände, die vor Geschäften aufgebaut waren - was es für Waren gab, woher etwas stammte, einen kleinen Snack aus frisch geräuchertem Fisch am Stock. Kutschen - die Pferde wurden von den Elfen mit Freude angeschaut und der Kutscher, der eine Pause einlegte, ließ die Kinder die Tiere auch noch streicheln, was die gute Stimmung zusätzlich anhob...

    Schlussendlich kamen sie an eine Schmiede und hier war vor allem Chilo sehr interessiert: Gebannt schaute er auf den riesigen Ofen, in dem das Feuer mit großer Hitze brannte und der Schmied gerade ein Stück einer Rüstung heraus zog, um es mit dem Hammer zu bearbeiten. Claudette nahm nachdenklich derweil ihr Schwert aus der Scheide und sah es sich genauer an.
    Hm... Du könntest auch mal wieder eine Behandlung vertragen. Schließlich sollst du mir noch weiter gute Dienste verrichten!
    Eine Waffe wie Thunderclap, magisch durch Runen verstärkt, musste aufwendig gepflegt werden, sollte es auch weiterhin seine Aufgabe verrichten. So gab sich die Kriegerin einen Ruck und betrat die halb offene Schmiede. Der schmied schien auf den ersten Blick noch jung, war aber behändig und eifrig bei der Arbeit. Ein kurzer Blick zeigte Claudette, dass hier Waffen und Rüstungen von guter Qualität ihren Platz hatten, was für die Arbeit sprach, die der schmied abzuliefern im Stande war. Er war muskulös und hatte pechschwarzes Haar. Ungefähr von derselben Größe wie sie mit einem jungem, bartlosem Gesicht war er schätzungsweise in seinen Dreißigern, was das Alter betraf. Er erblickte zuerst Claudette, dann die beiden Kinder und nickte ihnen schließlich zu, dabei seine momentane Arbeit unterbrechend.
    "My Lady, ich bin Tony Goodheart, Schmied seines Zeichens. Was kann ich für euch tun?"
    "Nun, wie ihr seht, habe ich einen Zweihänder, der etwas Behandlung bedarf. Nichts aufwendiges, aber ein solches Schwert sollte besser regelmäßig gepflegt werden, um nicht seine Kampfkraft einzubüßen... besonders, wenn man es öfters benutzen musste."
    Seit Ostagar schon befand sich Thunderclap in Benutzung und die Kämpfe danach hatten auch kleine Spuren hinterlassen. Es wirklich an der Zeit, einen Profi über die Waffe gehen zu lassen, denn alleine ein Wetzstein konnte da nicht mehr alles ausbügeln. Der Schmied griff interessiert zu und man sah ihm an, wie seine Augen groß wurden, als er das volle Potenzial der Waffe erkannte.
    "My Lady, so etwas bekommt man als Schmied nicht alle Tage in die Hand!"
    Er drehte Thunderclap in seiner Hand und begutachtete das Schwert von allen seiten.
    "Respekt. Ihr behandelt eure Waffe sehr gut. Es besteht nicht viel Bedarf, dennoch kann ich dafür sorgen, dass euer Zweihänder hinterher wie neu ist."
    Er zeigte kurz auf die Rüstung.
    "Ich muss nur kurz noch eine Beule an diesem Teil zurück formen, ehe das Metall wieder erkaltet. Danach stehe ich euch zur freien Verfügung!"
    Claudette nickte und wollte schon sagen, dass sie später wieder kommen würden, als Chilo an ihrem Ärmel zupfte. Er hatte große Augen und man sah sein Interesse an den Vorgängen in der Schmiede. Die Kriegerin tätschelte ihm kurz das Haar.
    "Herr Goodheart, wenn es sie nicht weiter stört, würden wir hier gerne warten. Anscheinend mag der Kleine hier, der gute Chilo, eure Arbeit etwas genauer beobachten. Falls es nicht zu viel Mühe bereitet, könnt ihr dem guten Jungen nicht etwas erzählen..."
    Der Schmied schien abzuwägen, dann zuckte er mit seinen Schultern.
    "Das sollte machbar sein. Heute steht nicht so viel an für mich und wenn der Kleine keine Angst vor Feuer hat, kann er mir gerne über die Schulter schauen."
    Sie verneigte sich und wandte sich an Chilo.
    "Hast du gehört? Wenn du willst, kannst du dem gutem Herrn Goodheart ein wenig dabei zu sehen, wie er Metall bearbeitet. Was sagst du?"
    Chilo schien hin und her gerissen zu sein, war er doch ein sehr schüchternes Kind ob seiner Vergangenheit. Doch ein aufmunternder Händedruck von Claudette und das Eis war schließlich gebrochen - Chilo ging langsam zum Schmied und sah ihn erwartungsvoll an.
    "Na mein Kleiner, du willst mir also ein wenig bei meiner Arbeit zu sehen? Dann komm mal mit, ich erklär dir mal, was ich gerade mache..."
    Kurze Zeit später waren die Klänge eines Hammer auf Metal zu hören, gebannt verfolgt von zwei Augenpaaren...

    Claudette lehnte an der Wand der Schmiede und hing Gedanken nach.
    Wenn das Schwert fertig ist, sehe ich mich nach etwas Spielzeug für die Zwei um. Vielleicht machen wir auch noch mit unserem Rundgang weiter, immerhin scheint es die Beiden zu erfreuen. Nur die Kirche... werde ich meiden! Wenn alles so kommt, wie es Emile gesagt hat, dann sollte diese Gefahr schon bald nicht mehr existieren... dieser Templer... hätte ihn ja für einen Angeber gehalten... aber anscheinend weis er seinen Job zu erledigen... gut, dann muss ich das Schwert nicht führen!
    Sie ballte ihre rechte Hand zur Faust.
    Arian würde das sicher nicht gefallen, aber wenn ich daran denke, für was Pikten steht... dann, ja dann wäre es mir eine Freude, es selbst zu erledigen, um auch ja sicher zu gehen, dass er tot ist und nicht wieder kommt! Denn-
    Weiter kam sie nicht.
    "Claudette?"
    Orphania war an sie heran getreten. Sofort löste sich ihre Faust und die grimmigen Gedanken verschwanden wie von selbst. Sie sah, dass die Elfe sie um etwas bitten wollte. So viel wusste sie aus deren Gesichtsausdruck, der dem ihrer jüngeren Schwestern glich, als diese in demselben Alter gewesen waren.
    "Ja, Orphania. Möchtest du etwas"
    "Hm... darf ich... vielleicht... etwas mich umsehen? Denn hier... ist es... für mich... nun..."
    "Langweilig?"
    Claudette lachte, als die Elfe sie überrascht ansah.
    "Ich versteh schon. So eine Schmiede ist wohl nichts für dich. Lass mich mal kurz überlegen..."
    Die Rothaarige dachte nach: Die Ortschaft war friedlich und wohl behütet. Auch hatte es noch keine Anfeidungen gegen Elfen gegeben und die Stadtwache schien auf Zack. Claudette musste kurz in sich gehen, doch eigentlich war die Entscheidung einfach - Chilo war weniger dazu geeignet, alleine gelassen z uwerden, auch wenn der schmied höflich schien.
    "Also, wie wäre es, wenn du dich ein wenig umsehen darfst und wir uns später, wenn es Abend werden sollte, bei der Taverne wieder treffen?"
    Dann schaute sie ernst.
    "Aber, du passt auf - keine Abenteuer in verwinkelten Gassen, kein Herumtoben in irgendwelchen Gärten und kein-"
    Plötzlich hielt sie inne. Sie erkannte, dass sie wie zu ihren Schwestern sprach und musste unwillkürlich kurz auflachen. Bevor Orphania sie fragen konnte, sprach die Kriegerin in ruhigerem Tonfall weiter.
    "Orphania, bleib einfach auf den Hauptstraßen und sei nachher an der Taverne, ja mein Schatz?"
    Die Elfe schien plötzlich vor Freude geradezu zu strahlen.
    "Ja! Natürlich! Und... danke, Claudette!"
    Dann ging sie fröhlich los, sich mit großen Augen umschauend...

    Orphania ging eine Weile die Hauptstraße entlang. Dabei beäugte sie interessiert so gut wie Alles, was ihr vor die Nase kam: Vom großen Stall mit Kühen darin bis zum kleinen Frosch, der in einem Garten herum sprang. Alles sah sie sich an und hatte Freude daran.
    "Uhh... was..."
    Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Etwas, vor dem sich kein weibliches Wesen entziehen konnte: Ein kleines Kätzchen spielte am Wegrand mit einem Garnknäuel! Dies war ein 'Overkill' an dem, was Mädchen niedlich finden und selbst Orphania, die bisher alles andere als ein leichtes Leben gehabt hatte, konnte dem Schauspiel nicht widerstehen, was sich ihr bot. Vorsichtig näherte sie sich dem Kätzchen und nach einer kleinen Weile, bei der sie dem Tier einfach nur zugeschaut hatte, kam dieses zu ihr und schmuste schließlich mit ihrem Bein. Die Elfe überwand sich und traute sich schließlich, das Kätzchen zu streicheln, woraufhin es zufrieden schnurrte. Eine Zeit lang ging das so weiter, das Kätzchen streicheln und mit dem Garnknäuel spielen lassen. Bis die Mutter auftauchte - Orphania schien sich zu erschrecken, als das Muttertier sie kurz anfauchte und dann sein Kind mit dem Maul anhob, um es weg zu schleppen. Doch die Neugierde ob des niedlichen Schauspiels siegte und Orphania folgte den beiden Katzen...

    Hmm... wo bin ich denn hier jetzt?
    Sie war den Katzen gefolgt, ohne auf ihre Umgebung zu achten und dabei in eine kleine Hinterhofgasse geraten. Dort hatte sie die Katzen aus den Augen verloren, als diese durch ein Loch in einer Mauer verschwunden waren. Als Orphania enttäuscht sich umblickte, sah sie die nahen Mauern der Häuser erst jetzt bewusst und kam zu der Erkenntnis, dass sie nicht wusste, wo sie war.
    Oh, Claudette wird bestimmt... ähm... böse sein, wenn sie das erfährt...
    In ihrem kindlichen Bewusstsein schalt sie sich, dass sie so schnell die Bitte der Kriegerin missachtet hatte und von der Hauptstraße weg gegangen war. Hastig überlegte sie, wie sie wieder zurück kommen sollte, als sie jemanden sah.
    Das ist...
    Önee-sama ist offline
  3. #383
    Grisha Avatar von Emerahl
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    [Bild: LB5MW5YqRMIqVoHaesten.jpg]

    Lucretia trat an Haesten heran. Sie war spärlich bekleidet und ihr Gesicht glitzerte vor Feuchtigkeit, was dem schönen Schnitt ihres Kopfes eine ungewisse Würde verlieh. Plötzlich sprach sie über Kari und die letzte Nacht, woraus Haesten schloss, dass sie ihm und Thorin zugehört hatte. Sie erklärte, wieso Kari so leidenschaftlich, so liebevoll, so animalisch war. Sie sprach von den Besitzansprüchen der Elfe, welche sie auf den Krieger erhob und die sie der schwarzhaarigen Tevinteranerin scheinbar auch offen geäußert hatte. Und Haesten grinste, wie nur Männer grinsen können, die sich für etwas Besseres halten… und es vielleicht sogar sind.

    Mit beinahe spottender Zufriedenheit schaute er über die Wellen und verlor sich in ihnen, während er Lucs Worte in seinem Kopf immer wieder wiederholte.
    Wieso sollte ich sie verstoßen? Sie ist mir ja auch sehr-…, abrupt brach er den Satz ab und stellte erschrocken fest, dass er vergessen hatte mit wem er sprach. Seine Augen, die gerade noch den Wellen bei ihrem sanften Gleiten zusahen, verengten sich, als er Lucretia ansah.
    Nichts! Vergiss es!
    Haesten wusste nicht, ob die Gefangene ihm überhaupt zugehört hatte, waren ihre Augen auf einen Punkt am Ufer fixiert. Die schlanke Frau, die schon beinahe zerbrechlich wirkte, ohne die Last des schweren, schwarzen Umhangs Thorins, starrte auf die Reiter, die Haestens Schiff schon seit Anbruch des Tages beobachten.
    Herr, dieses Banner! Ich habe das Wappen schon einmal gesehen! Es war auf einem der Papiere für die Sklaven!
    Willst du also sagen, diese Männer dort kaufen meine Sklaven?
    Lucretia nickte bejahend.

    Haesten witterte seine Chance. Kaum ein Tag war vergangen und schon musste sein Schiff ein Drittel mehr Besatzung tragen. Zudem brauchten selbst Gefangene Essen. Und jetzt bereits die Chance die lästige Fracht gegen wunderbare Goldmünzen einzutauschen. Er schaute die Schwarzhaarige an, welche seinen Blick erwiderte.
    Was starrst du so?, keifte er, wenngleich er sich sein wölfisches Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen konnte.
    Mach, dass du das Deck hier verlässt und geh zu den anderen! Und vergiss Thorins Umhang nicht! Der Stoff ist mehr wert, als dein dreckiges Leben!

    Dann wandte er sich zu seinen Männern, die nun langsam die Morgenroutine abgeschlossen hatten.
    Festhalten!, schrie er und riss das Steuer herum. Ein paar der Männer, die gerade über die Reling pinkelten, wurden dabei fast ins Wasser befördert was sicherlich doppelt ärgerlich gewesen wäre. Nun hielt die Arya einen steilen Kurs auf die Küste.

    Männer, bewaffnet euch! Trinkt einen Becher Met oder Bier! Esst schnell und macht euch bereit, die Weiber über Bord zu werfen und dafür mit Taschen voller Gold wieder in See zu stechen!
    Die Männer, die in der Lage dazu waren, johlten angesichts des aufregenden Tagesbeginns. Die Krieger wuschen ihrer haarigen Gesichter und Oberkörper, nur um sich dann gleich in ihre Waffenröcke zu schmeißen. Auch Haesten selbst würde seine Rüstung anlegen, stand er doch jetzt noch mit freiem und gezeichnetem Oberkörper am Steuer, die Brust rausgestreckt und die vielen Muskeln anspannend, möglichst autoritär wirkend, während die geschlungenen Linien seiner Tätowierungen sich zu winden schienen und die Drachenköpfe, die seine Brust zierten beinahe lebhaft zuckten.

    Haesten hatte Thorin erst vor wenigen Minuten zum Schlafen entlassen, doch würde er den Handel nur ungerne ohne ihn bestreiten. Zudem befand sich seine Rüstung noch immer in seinem Schlafgemach. Er schaute nach dem rabenschwarzen Haar von Lucretia und rief laut ihren Namen.

    Lucretia! Komm her! Du weißt, wo meine Kabine ist? Geh dorthin und hole mir meine Waffen und Rüstung. Wenn du nicht alles tragen kannst, soll Kari dir helfen. Und wecke Thorin! Er soll zu mir kommen!

    Damit winkte er sie ab und wandte sich erneut dem näherkommenden Ufer zu. Die Reiter waren bei dem ersten Wendemanöver davongestoben, doch Haesten war sich sicher, dass sie wieder dort sein würde, noch ehe die Arya den Sandstrand erreicht hätte. Die Sonne glänzte und aufgeschreckte Vögel erhoben sich aus den Kronen der Bäume, während die Reiter unter ihnen davonritten.


    [Bild: 7Lucretia_Avatar.jpg]

    Willst du also sagen, diese Männer dort kaufen meine Sklaven?
    Ich nickte bejahend.

    Der Krieger schaute mich an, dann keifte er plötzlich los:
    Was starrst du so? Dabei grinste er wölfisch.
    Mach, dass du das Deck hier verlässt und geh zu den anderen! Und vergiss Thorins Umhang nicht! Der Stoff ist mehr wert, als dein dreckiges Leben!

    Ich beeilte mich, diesem Befehl nachzukommen, hatte ich doch keine Lust, wieder Bekanntschaft mit seiner Faust oder seinem Stiefel zu machen. Im Hinabgehen hörte ich ihn noch Befehle brüllen.

    „Was willst du hier?“ Vor mir tauchte eine der Frauen auf und blickte mich zornig an. „Hast du nicht schon genug angerichtet?“

    „Ich habe versucht, euer aller Leben zu retten!“, rief ich ihr in Erinnerung. „Und wenn es euch interessiert: Wir werden bald an Land gehen. Dann habt ihr vielleicht auch die Chance, in Ferelden zu bleiben.“ Eigentlich wollte ich noch mehr sagen, doch da kam schon wieder ein Schrei des Kriegeranführers. So kletterte ich die Holzleiter wieder hoch.

    Lucretia! Komm her! Du weißt, wo meine Kabine ist? Geh dorthin und hole mir meine Waffen und Rüstung. Wenn du nicht alles tragen kannst, soll Kari dir helfen. Und wecke Thorin! Er soll zu mir kommen!

    Nein, wo die Kabine sich befand, wusste ich nicht genau, doch hatte ich mir gemerkt, in welche Richtung Thorin gegangen war. So hieß also der edle Krieger, der mir seinen Umhang gegeben hatte. So begab ich mich in dorthin. Es gab, Lusacan sei Dank, nur eine Kabine. Leise öffnete ich die Tür und lugte vorsichtig hinein. Im Bett lagen die Elfe und der Krieger, aneinander geschmiegt.

    Ich öffnete die Tür weit und rief laut: „Kari! Aufstehen! Dein Herr ruft dich!“ Ich war mir sicher, dass man es oben an Deck gehört hatte. Die Elfe schrak auf und ebenso Thorin. Schadenfreude erfüllte mich, als ich ihren schuldbewussten Blick sah.

    Ihm wandte ich mich jetzt zu: „Verzeiht, Herr, aber Euer Anführer will an Land und wünscht, dass Ihr ihn begleitet.“ Suchend blickte ich mich um, wusste jedoch nicht, welches die Ausrüstung Thorins war.
    Emerahl ist offline
  4. #384
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    Zitat Zitat von Emerahl Beitrag anzeigen

    [Bild: 7Lucretia_Avatar.jpg]

    Willst du also sagen, diese Männer dort kaufen meine Sklaven?
    Ich nickte bejahend.

    Der Krieger schaute mich an, dann keifte er plötzlich los:
    Was starrst du so? Dabei grinste er wölfisch.
    Mach, dass du das Deck hier verlässt und geh zu den anderen! Und vergiss Thorins Umhang nicht! Der Stoff ist mehr wert, als dein dreckiges Leben!

    Ich beeilte mich, diesem Befehl nachzukommen, hatte ich doch keine Lust, wieder Bekanntschaft mit seiner Faust oder seinem Stiefel zu machen. Im Hinabgehen hörte ich ihn noch Befehle brüllen.

    „Was willst du hier?“ Vor mir tauchte eine der Frauen auf und blickte mich zornig an. „Hast du nicht schon genug angerichtet?“

    „Ich habe versucht, euer aller Leben zu retten!“, rief ich ihr in Erinnerung. „Und wenn es euch interessiert: Wir werden bald an Land gehen. Dann habt ihr vielleicht auch die Chance, in Ferelden zu bleiben.“ Eigentlich wollte ich noch mehr sagen, doch da kam schon wieder ein Schrei des Kriegeranführers. So kletterte ich die Holzleiter wieder hoch.

    Lucretia! Komm her! Du weißt, wo meine Kabine ist? Geh dorthin und hole mir meine Waffen und Rüstung. Wenn du nicht alles tragen kannst, soll Kari dir helfen. Und wecke Thorin! Er soll zu mir kommen!

    Nein, wo die Kabine sich befand, wusste ich nicht genau, doch hatte ich mir gemerkt, in welche Richtung Thorin gegangen war. So hieß also der edle Krieger, der mir seinen Umhang gegeben hatte. So begab ich mich in dorthin. Es gab, Lusacan sei Dank, nur eine Kabine. Leise öffnete ich die Tür und lugte vorsichtig hinein. Im Bett lagen die Elfe und der Krieger, aneinander geschmiegt.

    Ich öffnete die Tür weit und rief laut: „Kari! Aufstehen! Dein Herr ruft dich!“ Ich war mir sicher, dass man es oben an Deck gehört hatte. Die Elfe schrak auf und ebenso Thorin. Schadenfreude erfüllte mich, als ich ihren schuldbewussten Blick sah.

    Ihm wandte ich mich jetzt zu: „Verzeiht, Herr, aber Euer Anführer will an Land und wünscht, dass Ihr ihn begleitet.“ Suchend blickte ich mich um, wusste jedoch nicht, welches die Ausrüstung Thorins war.


    [Bild: LB5MW5YqRMIqVoHaesten.jpg]

    Kari! Aufstehen! Dein Herr ruft dich!

    Die Elfe schreckte hoch, als Lucretias Stimme laut und in der kleinen Kabine schallend in ihren Ohren donnerte. Sie schaute die junge Frau an, die dort im Türrahmen stand und deren Gesichtsausdruck tiefste Zufriedenheit mit einem Hauch Boshaftigkeit zeigte. Kari bekannt unwillkürlich zu zittern, während unangenehme Anspannung sie erfasste. Würde die Sklavin etwa…?

    Verzeiht, Herr, aber Euer Anführer will an Land und wünscht, dass Ihr ihn begleitet.

    Lucretia sprach nun Thorin an der, ebenfalls vom Klang ihrer Stimme erfasst, kurz zusammengezuckt und aus seinem Schlaf erwacht war. Ihm war anzusehen, wie sehr ihm der Schlaf fehlt. Um einen besseren Blick auf den Störenfried zu haben, schob er Karis nun teilnahmslosen Körper von seinem um sie gelegten Arm und erhob sich. Die langen schwarzen Haare fielen ihm halb ins verschlafene und zerknittert wirkende Gesicht. Noch halb lethargisch sagte er: „Was? An Deck? Ich bin doch gerade erst ins Bett gegangen“. Dann grinste er plötzlich schief und fügte hinzu: „Du könntest auch herkommen… ich denke das Bett ist groß genug für drei!“

    Er lachte, als er Lucs Gesichtsausdruck deutete, dann gab er ein kurzes: „Weg, Kari!“ von sich, was die Rothaarige dazu veranlasste, aus dem Bett zu schlüpfen. Thorin richtete sich auf. Sein von mehreren Narben gekennzeichneter, nackter Oberkörper zitterte als er sämtliche Muskeln anspannte und gähnte. Dann kratze er sich am Kopf, sah Richtung Luc und stellte fest, dass sie noch immer in der Tür stand.
    Was ist, Prinzessin? Sollst du kontrollieren, ob ich auch wirklich aufstehen? Geh schon, ich komme gleich!“

    Plötzlich drängelte sich Kari aus der Kabine und zog die Tür hinter sich zu. Sie packte Luc am Arm und zog sie einen Meter von der Tür weg. Dann schaute sie der Schwarzhaarigen in die Augen, doch lag diesmal Angst, statt Ärger in ihnen. Ihre Stimme war dünn, kaum mehr als ein Flüstern und von bettelndem Charakter.

    Bitte! Sag nichts zu Haesten, ich bitte dich! Es ist nicht so, wie du denkst!“
    Sie atmete schnell und flach und ihre großen Augen glitzerten.
    Du verstehst es nicht! Haesten ist alles, was mir noch bleibt. Sag ihm nichts! Biiitteee!“, flehte sie weinerlich.
    Er würde mich töten! Ich weiß es…“.
    Damit ließ sie Luc los, schaute sie nur noch wortlos an und zitterte spürbar.

    *

    Haesten sollte Recht behalten. Die Reiter kehrten zurück. Mit mehr Männern. Anstatt der etwa sieben bis zehn, die er den ganzen Morgen beobachtete hatte, standen nun sicherlich zwanzig oder gar dreißig Bewaffnete dort im Strandsand und schauten zu dem sich langsam näherenden Schiff. Haesten hatte das Segel einholen lassen. Die Arya glitt nun mit dem wenigen, verbliebenden Schwung voran, begleitet von sechs kräftigen Ruderern. Er wollte den Männern nicht den Eindruck vermitteln, dass er kam um zu kämpfen. Er gab ihnen Zeit zu erkennen, dass er nur reden wolle und, zumindest für den Moment, harmlos war.

    Das Schiff war nun bis auf etwa zweihundert Meter an den Strand herangerudert, da gab Haesten den Befehl, die Ruderblätter quer zu stellen und die Arya so abzubremsen. Dann der geringen Geschwindigkeit und mithilfe einiger weiterer Männer kam das Schiff schnell zum Stehen.
    Haesten sah sich um. Die meisten der Krieger waren bereits gewappnet und jene, die es noch nicht waren, waren gerade dabei es zu werden. Die Frauen am anderen Ende des Schiffes hatten sich zu einer kleinen Gruppe gesammelt. Sie schienen merkwürdigerweise freudig aufgeregt zu sein. Immer wieder steckten sie die Köpfe zusammen, tuschelten und schauten dann über den Rand der Reling Richtung Festland.

    Wo bleibt meine Rüstung…, knurrte Haesten und fragte sich, wieviel Goldmünzen er wohl für diese seltsame Lucretia bekommen würde.
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  5. #385
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    Zitat Zitat von Önee-sama Beitrag anzeigen

    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Ja… bleiben wir hier. Hier ist es sicher.
    Claudette nickte Arian zu.
    Auch er wird sicher etwas Ruhe haben wollen. Schließlich musste Arian den Karren hier her ziehen, alleine...
    Dann schmunzelte sie.
    Gut, nicht komplett alleine... muss er aber nicht wissen!
    Eine Weile saß sie nach ruhig am Tisch und leerte ihren Traubensaft. Dabei schaute sie nur hin und wieder um sich. Einmal blieb ihr Blick an Arian hängen.
    Er scheint in Gedanken versunken zu sein... vom Blick her, würde ich tippen, es sind vergangene Tage. Bei Veteranen oftmals Schlachten... Siege, aber mehr als genug die Niederlagen...
    Sie hatte diesen Blick schonmal gesehen. Immer wenn ein Veteran einen solchen Blick an den Tag legte, erzählte er von einer vergangenen Schlacht. Sie kannte es selbst von ihrem Vater, hatte es aber auch schon bei anderen gesehen. In diesen Fällen gab es nicht viel zu tun, Bemitleidungen waren völlig Fehl am Platze und wenn man nicht selbst dabei gewesen war, konnte man auch schlecht behaupten, man wisse, wovon der andere spricht. Höchstens mit eigenen Niederlagen und Verlusten konnte man es vergleichen - was die Situation aber nur in die Länge gezogen hätte. Am Besten war, man wartete, ob der Andere wirklich reden wollte, dann würde er auch was sagen.
    "Claudette? Kannst du mal kommen, bitte?"
    Ehe sie aber schauen konnte, ob Arian über Vergangenes reden wollte, war Orphania heran getreten und sprach die Kriegerin an. Die Rothaarige war fast schon überrascht, doch dann lächelte sie mild, nickte kurz Arian zu und folgte der jungen Elfe. Sie gingen zu einem geöffneten Fenster, wo auch Chilo stand. Die Sonne schien, es war warm und durchs Fenster konnte man weit blicken. Selbst bei dem schweigsamen der beiden Findelkinder konnte man ein Lächeln im Gesicht erkennen, während er interessiert durch die Gegend schaute und alles in sich aufnahm, was seine Augen erblickten.
    "Claudette? Mein Bruder und ich, wir... wir würden gerne draußen etwas uns umsehen. Es ist schönes Wetter und... und..."
    Verlegen trat das Mädchen an die Kriegerin heran und flüsterte dann.
    "Und wir haben ja nichts zu spielen wie Abyss! Deswegen... würden wir gerne... weist du, Claudette?"
    Sie lachte lautlos ob der schüchtern vorgetragenen Bitte. Dann sah sie nochmals zu ihrem Reisegefährten, beschied, diesen etwas Ruhe zu gönnen und wandte sich den beiden Kindern zu.
    "Okay, warum nicht. Kommt, lasst uns die Stadt ein wenig erkunden und vielleicht finde ich ja eine Kleinigkeit, die ich euch zum Spielen kaufen kann."
    Sie streckte ihre Hand aus und die Beiden ergriffen sie freudestrahlend. Zusammen verließen sie die Taverne und gingen im warmen Sonnenschein die Straßen entlang...

    Sie gingen quer durch die Straßen und bei allem Interessanten machten sie eine Pause und Claudette erklärte den Beiden, was sie sahen, so gut sie konnte: Fachwerkhäuser unterschiedlichster Güte - warum sie so gebaut waren, was man an Material brauchte und so weiter. Dann einige Marktstände oder Stände, die vor Geschäften aufgebaut waren - was es für Waren gab, woher etwas stammte, einen kleinen Snack aus frisch geräuchertem Fisch am Stock. Kutschen - die Pferde wurden von den Elfen mit Freude angeschaut und der Kutscher, der eine Pause einlegte, ließ die Kinder die Tiere auch noch streicheln, was die gute Stimmung zusätzlich anhob...

    Schlussendlich kamen sie an eine Schmiede und hier war vor allem Chilo sehr interessiert: Gebannt schaute er auf den riesigen Ofen, in dem das Feuer mit großer Hitze brannte und der Schmied gerade ein Stück einer Rüstung heraus zog, um es mit dem Hammer zu bearbeiten. Claudette nahm nachdenklich derweil ihr Schwert aus der Scheide und sah es sich genauer an.
    Hm... Du könntest auch mal wieder eine Behandlung vertragen. Schließlich sollst du mir noch weiter gute Dienste verrichten!
    Eine Waffe wie Thunderclap, magisch durch Runen verstärkt, musste aufwendig gepflegt werden, sollte es auch weiterhin seine Aufgabe verrichten. So gab sich die Kriegerin einen Ruck und betrat die halb offene Schmiede. Der schmied schien auf den ersten Blick noch jung, war aber behändig und eifrig bei der Arbeit. Ein kurzer Blick zeigte Claudette, dass hier Waffen und Rüstungen von guter Qualität ihren Platz hatten, was für die Arbeit sprach, die der schmied abzuliefern im Stande war. Er war muskulös und hatte pechschwarzes Haar. Ungefähr von derselben Größe wie sie mit einem jungem, bartlosem Gesicht war er schätzungsweise in seinen Dreißigern, was das Alter betraf. Er erblickte zuerst Claudette, dann die beiden Kinder und nickte ihnen schließlich zu, dabei seine momentane Arbeit unterbrechend.
    "My Lady, ich bin Tony Goodheart, Schmied seines Zeichens. Was kann ich für euch tun?"
    "Nun, wie ihr seht, habe ich einen Zweihänder, der etwas Behandlung bedarf. Nichts aufwendiges, aber ein solches Schwert sollte besser regelmäßig gepflegt werden, um nicht seine Kampfkraft einzubüßen... besonders, wenn man es öfters benutzen musste."
    Seit Ostagar schon befand sich Thunderclap in Benutzung und die Kämpfe danach hatten auch kleine Spuren hinterlassen. Es wirklich an der Zeit, einen Profi über die Waffe gehen zu lassen, denn alleine ein Wetzstein konnte da nicht mehr alles ausbügeln. Der Schmied griff interessiert zu und man sah ihm an, wie seine Augen groß wurden, als er das volle Potenzial der Waffe erkannte.
    "My Lady, so etwas bekommt man als Schmied nicht alle Tage in die Hand!"
    Er drehte Thunderclap in seiner Hand und begutachtete das Schwert von allen seiten.
    "Respekt. Ihr behandelt eure Waffe sehr gut. Es besteht nicht viel Bedarf, dennoch kann ich dafür sorgen, dass euer Zweihänder hinterher wie neu ist."
    Er zeigte kurz auf die Rüstung.
    "Ich muss nur kurz noch eine Beule an diesem Teil zurück formen, ehe das Metall wieder erkaltet. Danach stehe ich euch zur freien Verfügung!"
    Claudette nickte und wollte schon sagen, dass sie später wieder kommen würden, als Chilo an ihrem Ärmel zupfte. Er hatte große Augen und man sah sein Interesse an den Vorgängen in der Schmiede. Die Kriegerin tätschelte ihm kurz das Haar.
    "Herr Goodheart, wenn es sie nicht weiter stört, würden wir hier gerne warten. Anscheinend mag der Kleine hier, der gute Chilo, eure Arbeit etwas genauer beobachten. Falls es nicht zu viel Mühe bereitet, könnt ihr dem guten Jungen nicht etwas erzählen..."
    Der Schmied schien abzuwägen, dann zuckte er mit seinen Schultern.
    "Das sollte machbar sein. Heute steht nicht so viel an für mich und wenn der Kleine keine Angst vor Feuer hat, kann er mir gerne über die Schulter schauen."
    Sie verneigte sich und wandte sich an Chilo.
    "Hast du gehört? Wenn du willst, kannst du dem gutem Herrn Goodheart ein wenig dabei zu sehen, wie er Metall bearbeitet. Was sagst du?"
    Chilo schien hin und her gerissen zu sein, war er doch ein sehr schüchternes Kind ob seiner Vergangenheit. Doch ein aufmunternder Händedruck von Claudette und das Eis war schließlich gebrochen - Chilo ging langsam zum Schmied und sah ihn erwartungsvoll an.
    "Na mein Kleiner, du willst mir also ein wenig bei meiner Arbeit zu sehen? Dann komm mal mit, ich erklär dir mal, was ich gerade mache..."
    Kurze Zeit später waren die Klänge eines Hammer auf Metal zu hören, gebannt verfolgt von zwei Augenpaaren...

    Claudette lehnte an der Wand der Schmiede und hing Gedanken nach.
    Wenn das Schwert fertig ist, sehe ich mich nach etwas Spielzeug für die Zwei um. Vielleicht machen wir auch noch mit unserem Rundgang weiter, immerhin scheint es die Beiden zu erfreuen. Nur die Kirche... werde ich meiden! Wenn alles so kommt, wie es Emile gesagt hat, dann sollte diese Gefahr schon bald nicht mehr existieren... dieser Templer... hätte ihn ja für einen Angeber gehalten... aber anscheinend weis er seinen Job zu erledigen... gut, dann muss ich das Schwert nicht führen!
    Sie ballte ihre rechte Hand zur Faust.
    Arian würde das sicher nicht gefallen, aber wenn ich daran denke, für was Pikten steht... dann, ja dann wäre es mir eine Freude, es selbst zu erledigen, um auch ja sicher zu gehen, dass er tot ist und nicht wieder kommt! Denn-
    Weiter kam sie nicht.
    "Claudette?"
    Orphania war an sie heran getreten. Sofort löste sich ihre Faust und die grimmigen Gedanken verschwanden wie von selbst. Sie sah, dass die Elfe sie um etwas bitten wollte. So viel wusste sie aus deren Gesichtsausdruck, der dem ihrer jüngeren Schwestern glich, als diese in demselben Alter gewesen waren.
    "Ja, Orphania. Möchtest du etwas"
    "Hm... darf ich... vielleicht... etwas mich umsehen? Denn hier... ist es... für mich... nun..."
    "Langweilig?"
    Claudette lachte, als die Elfe sie überrascht ansah.
    "Ich versteh schon. So eine Schmiede ist wohl nichts für dich. Lass mich mal kurz überlegen..."
    Die Rothaarige dachte nach: Die Ortschaft war friedlich und wohl behütet. Auch hatte es noch keine Anfeidungen gegen Elfen gegeben und die Stadtwache schien auf Zack. Claudette musste kurz in sich gehen, doch eigentlich war die Entscheidung einfach - Chilo war weniger dazu geeignet, alleine gelassen z uwerden, auch wenn der schmied höflich schien.
    "Also, wie wäre es, wenn du dich ein wenig umsehen darfst und wir uns später, wenn es Abend werden sollte, bei der Taverne wieder treffen?"
    Dann schaute sie ernst.
    "Aber, du passt auf - keine Abenteuer in verwinkelten Gassen, kein Herumtoben in irgendwelchen Gärten und kein-"
    Plötzlich hielt sie inne. Sie erkannte, dass sie wie zu ihren Schwestern sprach und musste unwillkürlich kurz auflachen. Bevor Orphania sie fragen konnte, sprach die Kriegerin in ruhigerem Tonfall weiter.
    "Orphania, bleib einfach auf den Hauptstraßen und sei nachher an der Taverne, ja mein Schatz?"
    Die Elfe schien plötzlich vor Freude geradezu zu strahlen.
    "Ja! Natürlich! Und... danke, Claudette!"
    Dann ging sie fröhlich los, sich mit großen Augen umschauend...

    Orphania ging eine Weile die Hauptstraße entlang. Dabei beäugte sie interessiert so gut wie Alles, was ihr vor die Nase kam: Vom großen Stall mit Kühen darin bis zum kleinen Frosch, der in einem Garten herum sprang. Alles sah sie sich an und hatte Freude daran.
    "Uhh... was..."
    Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Etwas, vor dem sich kein weibliches Wesen entziehen konnte: Ein kleines Kätzchen spielte am Wegrand mit einem Garnknäuel! Dies war ein 'Overkill' an dem, was Mädchen niedlich finden und selbst Orphania, die bisher alles andere als ein leichtes Leben gehabt hatte, konnte dem Schauspiel nicht widerstehen, was sich ihr bot. Vorsichtig näherte sie sich dem Kätzchen und nach einer kleinen Weile, bei der sie dem Tier einfach nur zugeschaut hatte, kam dieses zu ihr und schmuste schließlich mit ihrem Bein. Die Elfe überwand sich und traute sich schließlich, das Kätzchen zu streicheln, woraufhin es zufrieden schnurrte. Eine Zeit lang ging das so weiter, das Kätzchen streicheln und mit dem Garnknäuel spielen lassen. Bis die Mutter auftauchte - Orphania schien sich zu erschrecken, als das Muttertier sie kurz anfauchte und dann sein Kind mit dem Maul anhob, um es weg zu schleppen. Doch die Neugierde ob des niedlichen Schauspiels siegte und Orphania folgte den beiden Katzen...

    Hmm... wo bin ich denn hier jetzt?
    Sie war den Katzen gefolgt, ohne auf ihre Umgebung zu achten und dabei in eine kleine Hinterhofgasse geraten. Dort hatte sie die Katzen aus den Augen verloren, als diese durch ein Loch in einer Mauer verschwunden waren. Als Orphania enttäuscht sich umblickte, sah sie die nahen Mauern der Häuser erst jetzt bewusst und kam zu der Erkenntnis, dass sie nicht wusste, wo sie war.
    Oh, Claudette wird bestimmt... ähm... böse sein, wenn sie das erfährt...
    In ihrem kindlichen Bewusstsein schalt sie sich, dass sie so schnell die Bitte der Kriegerin missachtet hatte und von der Hauptstraße weg gegangen war. Hastig überlegte sie, wie sie wieder zurück kommen sollte, als sie jemanden sah.
    Das ist...


    [Bild: Abyss_klein.jpg]

    Hey! Was machst du hier?

    Abyss klang empört, aber gleichzeitig auch erleichtert, als sie die sich näherkommende Person, vor der sie sich im Schatten einer Hausecke versteckt hatte, erkannte. Es war Orphania!

    Verfolgst du mich etwa?

    Orphania selbst schien kaum minder überrascht als Abyss, die andere Elfe in der glitschigen, feuchten Gasse anzutreffen. Sie schüttelte den Kopf und beantwortete so Abyss frage, die nach wie vor skeptisch dreinblickte. Abyss hatte ihren Bogen umklammert und einen der Pfeile herausgezogen. Nun ließ sie Beides sinken. Jetzt fiel ihr auf, dass der gezogene Pfeil gar keine Spitze hatte. Abyss staunte nicht schlecht, ließ den Pfeil fallen und zog einen zweiten aus dem Köcher. Auch dieser hatte keine Spitze, man konnte jedoch genau erkennen, wo das hellere Holz einst von einem eisernen, pyramidenähnlichen Aufsatz verdeckt worden war, ehe jemand diese entfernt und die Pfeile somit nahezu unbrauchbar gemacht hatte.
    Verwirrt zog Abyss auch die restlichen Pfeile, musste jedoch enttäuscht feststellen, dass keines der Geschosse wirklich gefährlich werden konnte. Einzeln steckte sie die Pfeile wieder zurück in den Köcher und legte sich den Bogen um den Oberkörper.

    Als nächstes sah Abyss wieder Orphania an, welche noch immer etwas schüchtern am Ende der Gasse stand. Abyss winkte sie heran und sagte: „Komm schon“.
    Vorsichtig trat die Andere an sie heran, etwas unsicher, was Abyss vorhatte. Diese zuckte jedoch lediglich mit den Schultern und sagte: „Wenn du schon hier bist, kannst du mich auch gleich begleiten.
    In Wahrheit fühlte sich die kleine Elfe tatsächlich etwas sicherer, obwohl Orphania um einiges kleiner war, als Abyss. Trotzdem!

    Die beiden Mädchen folgten dem Gang. Glitschiger Pilzbewuchs überwucherte die Holzbretter zur linken Seite und als Abyss kurz stolperte und sich notgedrungen an der Wand abstützte gab sie ein angeekeltes „Urgh“ von sich. Der Boden unter ihren Füßen war beinahe graslos und senkte sich bei jedem Schritt leicht ab. Ein Mann wie Arian wäre sicherlich hin und wieder steckengeblieben, doch die beiden Mädchen waren leicht genug um den Weg ohne größere Schwierigkeiten hinter sich zu lassen.

    So gelangten sie an eine Biegung. Direkt vor ihnen türmten sich kaputte und morsche Kisten an der Mauer auf, welche selbst einen kleinen Schlenker vollführte und die Mädchen in eine Häusergasse lenken wollte. Abyss horchte. Sie vernahm Stimmen von der anderen Seite der Mauer. Nur leises, unverständliches Gewirr aus Männerkehlen.

    Komm, das sehen wir uns mal an!, schlug Abyss vor und begann, auf die Kisten zu klettern. Dabei fasste sie erneut die scheußlichen, schleimigen Pilze an, welche auch das nasse Holz in Beschlag genommen hatten und es intensiv muffig riechen ließen. Abyss ignorierte den aufkeimenden Ekel und bemühte sich, weiter nach oben zu gelangen. Sie schaute sich um und sah, das Orphania zögerte.
    Komm schon, Orphania!, drängelte Abyss ungeduldig und stieg weiter hinauf.

    Endlich erreichte sie die Spitze und schaute knapp über die Mauer hinweg. Die dichte Bebauung des Ortes wies sich auch von dort unmissverständlich aus, überblickte Abyss doch nun ein Gewirr aus sich bedenklich neigenden Dächern. Direkt hinter der Mauer befand sich ein Hof, an deren hinteren Ende drei runde Schießscheiben aufgestellt worden waren. Derzeit übte jedoch keiner, schien der Hof leer, abgesehen von Drei sich angeregt miteinander unterhaltenden Gestalten. Abyss schnappte nur wenige Worte auf, schwappten die schwankenden Stimmen doch nicht ganz über die Mauer.

    … meinst du Teyrn Loghain…“, „…Cailan…“ und „… Anora… jetzt Herrscherin?!“, ergaben für Abyss einen Sinn, hatte sie Arian und Claudette doch aufmerksam zugehört, als diese über den verstorbenen König sprachen und über Loghain, den Arian anscheinend mochte, Claudette hingegen entschieden ablehnte.

    Bisher hatten sich zwei Männer unterhalten, die den Stadtwachen nicht unähnlich waren. Der Dritte im Bunde unterschied sich jedoch von den anderen. Er war nicht nur von kräftigerer Statur, er trug auch andere Kleidung. Ein gelbliches, mit Nieten und Ketten versehenes Gambeson, sowie Arm- und Beinschutz aus Leder. Er hatte einen kahl-rasierten Schädel aber einen dichten Vollbart. Zudem trug er viele Waffen mit sich. Abyss konnte nicht genau erkennen, was alles in seinem Gürtel steckte, doch sie war sich sicher mehrere Dolche oder gar Kurzschwerter zu erkennen, zudem noch zwei Einhandäxte, die auf seinen Rücken geschnallt waren. Er strahlte eine gefährliche Aura aus und als er sprach, dröhnte seine Klinge wie ein tiefer Hornstoß im Innenhof. Er sprach so laut, dass Abyss jedes Wort verstehen konnte.

    Politik ist mir egal. Ich bin nur wegen des Mädchens hier. Ich hörte, sie ist hier her gekommen?“
    Einer der Männer nickte und sagte: „Ja, ich glaube sie hat mit unserem Hauptmann Steapa gesprochen. Er müsste wissen, ob sie überhaupt noch hier ist, oder wohin sie gegangen ist“.
    Wo finde ich diesen Steapa?“
    „Er befindet sich meist beim Haupttor. Ein Kerl mit Augenklappe, du kannst ihn nicht verfehlen“.
    „Danke“,
    sagte der Bärtige und nickte den Beiden zu. Dann holte er ein paar Münzen aus einer tiefen Tasche und drückte sie den Männern in die Hand.

    So viel Silber für derlei spärliche Informationen?“, staunte der Eine.
    Macht euch keinen Kopf darum, Männer. Die Vance zahlen gut und deren eine Tochter büxt andauern aus. Ich verdiene mich also dumm und dämlich an denen!“
    Er lachte.
    „Trinkt nachher einen auf meine Kosten!“

    Abyss grübelte. Der Name Vance kam ihr seltsam bekannt vor… doch woher bloß?
    Vance… Vance… Claudette! Claudette Vance!
    Jetzt fiel es ihr ein. Ob das wohl dieselben Vances waren?
    Shepard Commander ist offline Geändert von Shepard Commander (23.12.2014 um 13:05 Uhr)
  6. #386
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
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    Was bisher geschah: Ser Lothar und Vitus

    [Bild: JosefinaPic2.png]„Habt Dank, werte Dame.“
    Mit einem Nicken und einer Mundbewegung, die dem Versuch eines Lächelns glich, nahm Jo den letzten, kleinen Leinenbeutel entgegen. Dörrfleisch, Pökelfleisch, getrocknete Erbsen, Linsen, Äpfel und Weinbeeren, hoffentlich hatte sie an alles gedacht. Auf Reisen würde man gewiss immer etwas finden, jedoch war es wichtig immer einen Vorrat zu haben, allein der in Ferelden herrschenden Umstände wegen. Man konnte nie wissen, wie sich diese verdammte Verderbnis auf die Umwelt auswirkte. Immerhin wollte die Schwarzhaarige nur ungern an einem verderbten Hasen kauen, nur um dann Stunden später selbst irgendwo verreckend im Gras zu liegen und als Mahlzeit für irgendetwas anderes zu dienen.
    „Aber nicht doch. Ich habe euch zu danken, Templer. Ihr seid jederzeit willkommen.“
    Anscheinend war der Glaube der Menschen noch immer gefestigt und sie vertrauten auf die Krieger des Erbauers. Die Hochachtung, die man ihr entgegenbrachte schmeichelte Jo schon so sehr, dass sie unbewusst eines ihrer charmantesten Lächeln auflege, welches sie in der geringen Palette an Emotionen zu bieten hatte. Eine Fähigkeit, vor ihr selbst verborgen, den Mädchen in ihrem Heimatdorf aber gewiss nie entgangen.
    „Ihr seid zu freundlich, meine Liebe. Ich werde euch beim Wort nehmen.“
    Weiterhin von vollkommener Ahnungslosigkeit geleitet, hob die Templern ihren Kopf ruckartig, gewährte der molligen, älteren Dame damit einen besseren Blick auf ihr noch immer mit einem Lächeln geziertes Gesicht und holte mir ihrer Linken ein paar Münzen aus dem Beutel, den sie zwischen Zeigefinger und Mittelfinger hielt. Es musste etwas unbeholfen ausgesehen haben, wie Jo versuchte all die erworbenen Nahrungsmittel in einer Hand zu halten und gleichzeitig auch noch dafür zu bezahlen.
    Fürsorglich umschloss die Magd die Hand der Schwarzhaarigen mit den ihren, als diese ihr die Münzen überreichen wollte. Ein warmes und mütterliches Lächeln legte sich auf ihre vollen Lippen und die braunen Augen sahen zu ihr herauf.
    „Es tut mir fast schon weh eurer Gold zu nehmen, ehrenwerter Templer.“
    Nickend signalisierte Jo das es keinen Grund gab, zog ihre Hand sachte zurück und lies dabei die Münzen in die Handfläche der Dame gleiten.
    „Ich bitte euch. Mich würde es noch mehr verletzen, wenn ihr es nicht annehmt.“
    Mit der nun freien Hand zog sie einen etwas längeren Lederriemen hervor, befestigte damit die Leinenbeutel mit den Nahrungsmitteln aneinander und verschnürte alles mit einem leisen Knirschen. Stille lag für einen Moment in der Luft. Eine Stille, welche Jo dazu brachte nachzudenken.
    „Sagt, werte Dame ...“
    Sie hatte ihr Ziel nicht aus den Augen verloren. Niemals hätte sie das tun können. Also holte sie tief Luft, schöpfte neue Kraft und schüttelte die Müdigkeit von sich ab. Seit sie mit dem raubeinigen Söldner unterwegs war - vielleicht auch schon etwas länger - fühlte sie sich jeden Morgen wie gerädert. So als ob er ihr keinen ruhigen Schlaf gönnen würde, sie aber nicht hätte behaupten können von ihm gestört zu werden. Vielleicht schlief er unruhig und in ihrem Unterbewusstsein konnte sie deshalb auch keine Ruhe finden?
    „Habt ihr zufällig eine junge Elfe auf der Durchreise gesehen? Sie hat blondes Haar und trägt einen roten Umhang.“
    Es war einen Versuch wert, nicht wahr?
    „Oh ... Nun ... Leider nicht, nein. Ich erinnere mich zumindest nicht daran hier kürzlich eine Elfe gesehen zu haben.“
    Ein Versuch, der abermals keine Früchte trug.
    „Ich verstehe ... Wenn ... Wenn ihr sie gesehen hättet, dann würdet ihr euch gewiss erinnern. Ihr müsst wissen, ihr Haar ... Ihr Haar ist die Reinkarnation der Sonne. Sie anzusehen erfüllt einem mit einem warmen Licht, dass ...“
    Doch Jo schwieg. Es war unnötig noch weiter zu sprechen, immerhin war es wohl unwahrscheinlich, dass sich ihre Liebste an solch einen Ort verirrt hatte. Sie hatte bereits von dem Söldner erfahren, wie weit entfernt sie voneinander waren.
    „Eine Elfe?“
    Eine raue Stimme und das laute Poltern einer Holzkiste riss die Templerin aus den Gedanken und unterband den Versuch der molligen Frau erneut zu sprechen. Ihr mitleidiger Blick lag dennoch auf der Rivaini, deren Lächeln von einem Moment zum anderen vollkommen erstorben war.
    Sie horchte auf, fixierte den Mann mit ihren blauen Augen und setzte ihre gewohnt ausdruckslose Mine auf, während ihre Hand nach oben wanderte und sie begann zwischen ihren Zähnen ein kleines, garstiges Stück vom Frühstück hervorzuholen.
    „Habt ihr sie gesehen?“
    „Nun ... Nein. Aber in der nächstgelegenen Stadt gibt es ein kleines Gesindeviertel. Außerdem hat Lord Renwick einige Elfen in seinen Diensten stehen.“
    Hm. Es war unwahrscheinlich das sich die blonde Elfe in einem Gesindeviertel niederließ oder gar in die Dienste eines verwöhnten Lords trat. Aber ... Wenn man ihren Zustand bedachte, konnte wohl alles möglich sein. Dennoch, nicht in dieser Gegend. Nicht an diesem abgelegenen Ort.
    „Der Bann hätte es niemals gutgeheißen all diese Elfen als Bedienstete einzustellen. Nicht unter diesen Bedingungen!“
    Empört wandte sich die mollige Frau zu dem Mann herum, der ungefähr in ihrem Alter war und eher an einen Bären erinnerte, als an einen Menschen. Mehr noch als Vitus, der ja eher seines ständigen Brummens wegen wie ein Tier wirkte.
    „Der Bann, der sich weigerte mit seinen Truppen nach Ostagar zu ziehen, den Befehlen des Königs Folge zu leisten und unser Land vor der dunklen Brut zu beschützen?“
    Ostagar? Ob es wohl in der Nähe von Westagar lag? Oder ... Moment ...
    Doch schon lag die Aufmerksamkeit der Templerin wieder auf der Frau, die mit immer lauter werdender Stimme versuchte diese kleine Auseinandersetzung für sich zu entscheiden.
    „Er hat seine Männer damit beschützt! Die Männer vieler Frauen! Die Väter vieler Kinder! Du hast doch gehört was in Ostagar passiert ist!“
    Jeder hatte davon gehört. Von dem Fall des Königs und dem Vormarsch dieser scheußlichen Kreaturen. Von diesem Loghain, der seine Truppen vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Es war ein zweischneidiges Schwert, an welches Jo nur ungern ihre Finger legen wollte. Etwas, über dass sie nicht nachdenken wollte, da sie selbst nicht sagen konnte, was sie davon halten sollte.
    „Und sich dann das Leben genommen, dieser feige Bastard!“
    Die Schwarzhaarige horchte auf.
    „Und du glaubst Lord Renwick wird ein besserer Bann? Das ich nicht lache! Er erhöht die Steuern, so dass wir uns kaum mehr selbst ernähren können. Er schickt Steuereintreiber, die unsere Kinder mit sich nehmen, wenn wir nicht bezahlen können! Und er behandelt die Elfen wie Vieh! So etwas hätte der alte Bann niemals erlaubt ...“
    Wehmütig wandte sich die Frau wieder ab, sah für einen Moment zu Jo, schenkte ihr wieder ein Lächeln, wenn auch dieses Mal mit so viel Trauer durchzogen, dass es der Templerin durch Mark und Bein ging. Die Frau musste bereits viel erlebt haben ... viel zu viel.
    „Und er gibt der Familie des Banns die Chance ihren Ruf wieder reinzuwaschen. Nach der Eheschließung wird es keinen Grund mehr geben die Steuern zu erhöhen.“
    Innerlich seufzend verfolgte sie das Gespräch weiter, nicht fähig sich einzumischen. Einfach gehen konnte sie auch nicht, war sie es doch immerhin, die dies erst ins Rollen gebracht hatte.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit, einigen Beschimpfungen, Vorwürfen und Hasstiraden später stand Jo verlassen auf der schmalen Straße, die Beutel an ihrem Gürtel befestigt und die Hand an der Schläfe. Sie hatte Kopfschmerzen, war doch all das fast schon zu viel für sie. Gleichwohl hatte es aber ihr Interesse geweckt.
    Nur leider hatte sie weder ein Gespür für Verschwörungen, noch wirklich viel übrig für das Lobpreisen eines Lords, der seine Zeit lieber mit der Jagd vergeudete, als seinem Volk wirklich beizustehen. Vor allem, wenn er in Elfen nicht mehr sah als Diener ...
    Seufzend sah sie sich um, versuchte auszumachen wo der verabredete Treffpunkt war, an dem sie wieder zu den beiden Männern aufschließen sollte, damit sie ihre Reise endlich fortsetzen konnte. Ein Kopfschütteln später entschied sie sich für eine Richtung, die ihrem Bauchgefühl nach die richtige war und schritt voran.
    BlackShial ist offline Geändert von BlackShial (24.12.2014 um 17:34 Uhr)
  7. #387
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    [Bild: erikgroenar1fh5i7luegy.jpg]
    Erik klingelten auch noch die Ohren, nachdem die Druckwelle von Farens Bombe längst über sie hinweg gerauscht war. Er fand sich tief in den matschigen Boden gedrückt wieder, sein Schwert noch immer in der Hand, obwohl es ihm gerade nicht viel nutzte, denn Erik lag wie ein Käfer auf dem Rücken. Blonde, leicht angekokelt riechende Haarsträhnen kitzelten ihn an der Nase und auf seinem Bauch rutschte die Elfe herum, im Bestreben, eine besonders anhängliche Leiche loszuwerden. Obwohl sie sogar noch leichter war, als ihr Äußeres vermuten ließ, trieben ihm ihre hektischen Bewegungen doch jegliche Luft aus den Lungen und nötigten seinen Mageninhalt dazu, sich einen Ausweg zu suchen.
    “Nichts für ungut“, kam es gequält über seine Lippen, wobei er sich mühsam seitwärts drehte und Tiaden mit einem überraschten Ausruf in den Matsch rutschen ließ. “Lasst mir auch noch … ein paar … übrig.“
    Wie es aussah, brauchte er sich darüber keine Gedanken zu machen. Zwar hatte die Explosion einigen Untoten in der näheren Umgebung die ewige Ruhe beschert, doch es waren immer noch genügend von ihnen übrig.
    Erik sah sich um.
    Sie waren nach wie vor umzingelt, und da sie die einzigen Lebenden in weitem Umkreis zu sein schienen, zogen sie die tote Brut geradezu magisch an. Gab es denn gar keinen Ausweg? Ganz allmählich wich die Dunkelheit des Nachthimmels einem schweren bleigrauen Schimmer am östlichen Horizont. Die dicken Wolken teilten sich, ließen etwas mehr von Licht des blassen Mondes hindurchscheinen. Die Sicht wurde etwas besser, und endlich gewahrte er dunkle Umrisse hinter den schwankenden Reihen verwesender Körper. Ein Teil der Palisade, die das Dorf umgeben hatte, wurde sichtbar. Erik schätzte ihre Chancen ab: sechs, vielleicht acht wandelnde Leichen standen ihnen im Weg, doch das waren immer noch weniger als an allen anderen Stellen, wo der Nachschub unbehindert herankroch. Dummerweise lag die Palisade genau entgegengesetzt zu Eriks Lagerfeuer, sodass er keine Chance haben würde, seinen Bogen in die Finger zu bekommen. Doch das alles war zweitrangig. Wichtig war nur, erst einmal bis zum Morgen zu überleben. Mit reichlich Glück, würde die aufgehende Sonne dann dafür sorgen, dass sich die Untoten in Verstecke zurückzogen. Erik wusste zwar, dass nicht alle finsteren Kreaturen das Sonnenlicht fürchteten, doch etwas Hoffnung konnte ja nie schaden. Ohnehin war es der einzige Rettungsweg, den er sah.
    Eine Palisade … gut sechs Fuß hoch …
    “Könnt Ihr klettern, Ser … Faren?“ wandte er sich direkt an den Zwerg und deutete dabei auf den Schatten am Horizont. Diesmal verzichtete er darauf, sogleich loszustürmen und ließ dem Kleinen ein paar Augenblicke zum Überlegen, denn wenn sie erst einmal dort waren und an der Wand scheiterten, dann hatten sie sich selbst den Rückweg verbaut. Er schielte zu Tiaden hinüber. Nein, auch mit vereinten Kräften würden sie es nicht schaffen, den Zwerg über die Palisade zu werfen.
    Moonlord ist offline
  8. #388
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen


    [Bild: Maeyaalinh_avatar.jpg]Langsam und leise atmete Maeya'alinh aus. Der schwerste Teil war geschafft. Die Luft glitt förmlich von selbst aus ihrem Körper und ergoss sich in die langsam heller werdende Nacht, die über den drei ungleichen Frauen lag. Wallas Idee, das Frühstück vorzubereiten kam genau zur rechten Zeit und die Elfe nickte ihr lächelnd zu, als sie anbot, ihnen Wurst zu braten. Sie war froh, dass sie die beiden für ihren Plan gewinnen konnte, auch wenn Giseles Zweifel ihr offen aus dem Gesicht sprachen. Maeya'alinh hingegen war sich sicher, das Unterfangen zu einem guten Ende bringen zu können, auch wenn sie bereits ahnte, dass der Besuch bei Rebecca schlimm werden würde.
    Sie seufzte leise und sah zum Horizont, der sich immer klarer vom Dunkel der Bäume abhob und die Ankunft eines neuen Tages verkündete. Sie hatte schon so oft schlechte Nachrichten überbracht, doch hatte es nie angefangen, ihr leicht zu fallen. Sie versuchte sich das Gesicht der Frau vorzustellen, die in der Ferne auf ihren Mann wartete, der niemals zu ihr zurück kehren würde. Vor ihrem inneren Auge nahm es Gestalt an, wechselte aber stetig sein Aussehen und ähnelte ab und an den Gesichtern derer, die sie damals hatte sterben sehen. Ein schier endloser Strom von Gesichtern, der sich durch ihren Geist bahnte und ihr ebenso längst verblichene Freunde zeigte wie auch einzelne, deren Namen sie nie gekannt hatte. Das Antlitz eines jungen Mannes, auf der Flucht erschlagen, die Augen halb zugefallen schaute sie aus dem immergrünen Unterholz eines längst vergessenen Waldes an. Wie lange war das jetzt her? Es fühlte sich an wie Jahrtausende.
    Während Walla emsig werkelte und Gisele still ihren Gedanken nachhing löste sich die Elfe von der Erinnerung und wandte sich wieder dem Moment zu. Sie hatte die Trauer über all den Verlust schon lange hinter sich gelassen, war daran gereift und konnte ohne Reue durchs Leben schreiten. Ihre Suche hatte sie so weit geführt und eines Tages würde sie ihr Ziel erreichen und einen neuen Anfang machen können. Das würde die Vergangenheit zwar nicht ändern, aber der Zukunft eine neue Chance geben.

    Doch diese Zukunft würde warten müssen, bis Maeya'alinh die Verantwortung für ihre Tat übernommen hatte, also stand sie aus dem Gras der Lichtung auf und widmete sich praktischeren Dingen.
    ,,Lass mich sehen, ob ich vielleicht noch etwas für das Essen auftreiben kann.'', sagte sie zu Walla und verschwand mit leichten Schritten im Gebüsch, das die Lichtung begrenzte. Tatsächlich stieß sie nach kurzer Suche auf etwas Bärlauch, der wild im lockeren Boden des Waldes wuchs. Zwar hätte sie nach den Entbehrungen der Nacht einen ordentlichen Laib Brot bevorzugt, doch würde sie den wohl kaum von einem Baum pflücken können. Immerhin ließ sich der Bärlauch mit der Wurst zusammen braten und würde etwas Geschmack ans Essen bringen. Als sie zu ihren beiden Gefährtinnen zurückkehrte, fand sie beide schon am Feuer sitzen, über welchem Walla routiniert die Bratpfanne schwenkte. Maeya'alinh gesellte sich zu ihnen und übergab der Zwergin die Früchte ihrer Bemühungen. Dann setzte sie sich zu Gisele, an die sie eine Frage hatte, die ihr im Wald eingefallen war:
    ,,Sag, hatte Almori etwas bei sich, was ich seiner Frau zurückbringen könnte? Ich weiß nicht, ob es irgendetwas bringen wird, aber dann hätte sie etwas, das sie an ihren Mann erinnert.''


    [Bild: Mini3.jpg]

    Stillschweigen herrschte auf der Lichtung, gestört nur von dem Rauschen der Flammen, über denen Walla die Würste brat. Die Elfe hatte sich mit der Begründung verabschiedet, noch etwas zu Essen aufzutreiben. Gisele misstraute ihr und vermutete, dass Maeya´alinh zur Besinnung gekommen war und nun doch im dichten Wirrwarr der Bäume verschwinden und nie mehr zurückkehren würde. Umso überraschter war sie, als die Magierin später lautlos aus den Schatten glitt, in den Händen dicke Büschel ausgesuchter Kräuter.
    Bevor Maeya´alinh jedoch zurückkehrte, setzte sich Gisele nahe ans Feuer. Es fröstelte sie und so kam ihr die wärmende Aura gerade recht. Sie wusste, dass sie sich nie an die Kälte gewöhnen würde. Sie würde sie aushalten, wie sie schon so vieles ausgehalten hatte. Doch würde sie sich nie daran gewöhnen.

    Wallá! ´ast du noch etwás von diese… diese Getränke, die du so gerne ´ast?“, fragte die Kriegerin. Die Zwergin nickte und kramte im Halbdunkel hinter ihr herum. Das Geräusch von aufeinandertreffenden Glasflaschen schwappte zu Gisele herüber, während sie wartete. Schließlich reichte ihr die Zwergin eine schmutzig aussehende Flasche, deren rötliches Glas von einer so dunklen, sandverbackenen Schicht überzogen war, dass Gisele einen Moment zögerte den Korken abzuziehen und den Flaschenhals an ihre Lippen zu setzten. Letztlich tat sie es doch, allerdings nicht ohne vorher daran zu riechen. Diese Probe war zwar eigentlich überflüssig, verströmte das Gebräu beim Öffnen einen so durchdringenden und beißenden Geruch, dass Gisele sich bemühen musste nicht los zu husten, doch tat sie es trotzdem. Der Sie sog den Geruch des Alkohols durch ihre hübsch geformte Nase und dieser brannte sich förmlich seinen Weg hinauf. Gisele hatte Alkohol zumeist abgelehnt, doch schrien die Ereignisse der Nacht geradezu nach der betäubenden Umarmung, die der Flascheninhalt versprach. Wallas harter Stoff müsste reichen, weigerte sich Gisele doch ihren edlen, Tropfen zu opfern. Sie setzte an, kippte die Flasche und trank.

    Die Flüssigkeit benetzte ihre Lippen, floss in ihren Mund und steckte ihn in Brand. Sie schien leicht zu sein, dünnflüssig, mehr stoffliche Luft, als Flüssigkeit. Doch das Aroma, das desinfizierende Brennen, der Würgereiz, der Giseles Kehle hinaufstürmte, all dies machten das Gesöff zu einer der scheußlichsten Erfahrungen, die Gisele in kulinarischer Hinsicht je erlebte. Mühsam würgte sie die Flüssigkeit hinab, dann japste sie nach Luft. Walla sah die Kriegerin erwartungsvoll an. Tränen schossen in Giseles Augen, doch wollte sie sich die Blöße nicht geben und schaffte es ein „Se´r gut! auszuhauchen. Walla nickte zufrieden, wandte den Blick jedoch nicht ab. Und so nötigte Gisele sich dazu, einen weiteren Schluck zu nehmen.
    Das zweite Mal ist nie so schlimm… fast nie. Wallas Umrisse sowie die Silouette des Feuers verschwammen, als die Tränen Giseles blaue Augen nun vollkommen fluteten. Sie schluckte, prustete danach und atmete kühlende Luft ein. Endlich schaute Walla wieder zu den brutzelnden Würsten. Gisele leckte sich über die Lippen. Sie waren taub und, obwohl sie nur zwei Schlucke genommen hatte und ihre Innereien sich wohlig warm anfühlten, stieg auch eine Dösigkeit in ihr auf. „Oh mon dieu“, wisperte sie leise, als sie feststellte, dass ihre Augen länger brauchten um ein Objekt scharf zu stellen.

    Entgegen aller Erwartungen genehmigte sich Gisele noch zwei weitere, ausgiebige Schlucke, bevor Maeya’alinh ins Lager zurückkehrte. Deren leichtfüßige Schritte und Giseles abnehmenden Vermögen ihre Umwelt klar wahrzunehmen war es geschuldet, dass die Kriegerin die Rückkehr der Elfe erst bemerkte, als diese sie ansprach. Ihre Stimme drang klar an Giseles Ohr. Diese sah sich um und fand die Elfe neben ihr im Gras sitzen.

    Sag, hatte Almori etwas bei sich, was ich seiner Frau zurückbringen könnte? Ich weiß nicht, ob es irgendetwas bringen wird, aber dann hätte sie etwas, das sie an ihren Mann erinnert“.

    Redete Maeya mit ihr? Vermutlich, sahen deren eisblauen Augen doch direkt in die Ihren. Gisele brauchte einen Moment, um die Frage vollständig durchdrungen zu haben. Gisele antwortete nicht, sondern dachte nach. Dann fuhr ihre Hand in ihre Tasche und durchwühlte diese erfolglos. Daraufhin reicht sie Maeya´alinh die Flasche und begann ihre anderen Taschen zu durchwühlen, wobei einige Gegenstände herausfielen und achtlos liegen blieben. Darunter auch der Brief ihres Bruders, den dieser an Almori gerichtet hatte, sowie ihr Haarreif. Allerdings förderte ihre Suche auch ein anderes Schmuckstück ans Tageslicht.

    Als sie zu Sprechen begann, war ihre akzentgeplagte Sprache von leichtem Lallen durchdrungen.
    ´sss ´ier ´s ein Sch…schwert der Gnaade!, sagte sie und hielt der Elfe das kleine Symbol direkt vors Gesicht. Sie hickste auf, während sie zum Erklären ansetzte:
    Du mussss verschtehn, dass Schwert is ein Symbol für Gl…-hicks-…Glauben! Und tragen… tun es nur die Tempe…Temple…le… diesé Krieger wie Almori dort!“, rief Gisele mit unkontrolliert schwankender Lautstärke und wies in einer, sie leicht pendeln lassenden Armbewegung Richtung des toten Templers. Sie sah Maeya´alinh so klar wie möglich in die Augen und sagte bedeutungsschwer: „Mein Bruda ´sss ´n Temperl, weiß su?

    Dann sah sie ins Feuer, schwankend und in betrunkenen Gedanken verloren. „Oh isch ´abe es so –hicks- ge´asst, wenna von diese Erbau…-hicks-…er sprach!
    Sie schüttelte den Kopf. Die Konturen der Flammen, von Walla und von Maeya´alinh verschwammen. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte auf ihren Rücken. Der Himmel lächelte sie an.

    Es gibt keinen Gott!, sagte sie klar. Dann schloss sie ihre Augen, doch ihre Hand griff zur Seite, fand die den Arm der Elfe und glitt ihn hinab bis zu ihrer Hand. Ohne zu sehen, was sie tat fummelte sie das kleine Gnadenschwert in die, sich nicht wehrende Hand der Elfe.
    Es… gibt… keinen… Gott!, hauchte Gisele und drückte die Hand von Maeya´alinh, ehe dämmernde Schwärze sie auffing.
    Shepard Commander ist offline
  9. #389
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von Moku Beitrag anzeigen
    Vitus | Irgendwann lernt er das Sprechen II

    Was bisher geschah: Lothar


    [Bild: 8fpNsU0vitus.png]Vitus wachte durch einen Schlag im Gesicht auf.

    Mit einem Stöhnen fuhr er sich mit der Hand über die Augen, blinzelte diese dann auf. Es folgte ein weiterer Schlag und Vitus konnte sich bereits denken, dass er wieder einmal den Fehler gemacht hatte viel zu nah an Jo zu schlafen; einen Fehler, den er sich geschworen hatte nie, nie wieder zu begehen. Oder der Jüngling hatte sich im Schlaf wieder einmal in seine Richtung gekuschelt.

    Es verwunderte den älteren Mann nicht, waren Menschen schließlich Rudeltiere, die die Nähe und Wärme anderer selbst im Unterbewusstsein suchten.

    Bevor Jo ihm jedoch noch ein Knie in den Bauch rammen konnte—Vitus fragte sich stets, wie der andere das immer hinbekam—rollte er sich schnell zur Seite und richtete sich dann auf. Umgehend sah er sich nach dem Ritter und dessen Pferd um. Letzteres stand nicht unweit von ihnen und knabberte an dem Gras. Der Mann selbst saß an dem längst erloschenem Lagerfeuer—und musterte ihn mit einem Funken Belustigung. Zumindest glaubte der ehemalige Templer das. Er hoffte jedoch auf etwas anderes.

    Jo zu wecken war wie immer ein qualvolles Unterfangen. Glücklicherweise hatte Vitus jedoch schon Wochen vorher ein Geheimmittel gefunden. Er nahm seine Wasserflasche, füllte diese am Fluss auf und goss das Kalte Nass unbeeindruckt über den jüngeren Mann.

    Vitus redete sich ein, dass er aus rein praktischen Gründen diese Art des Weckens wählte, und nicht weil er sich davon versprach, dass der Jüngling endlich mal ein halbes Bad nahm oder weil er einen Funken Spaß dran hatte.

    Nach einer gefühlten halben Ewigkeit hatte Vitus das personifizierte Zappeln mit der Hilfe von Wasser und einigen gezielten Zurufen geweckt.

    Das Frühstück fiel karg aus. Das Wenige, was die drei noch mit sich führten in Kombination mit einigen Wurzeln und Beeren, die sie fanden und im Fluss wuschen. Vitus war nicht bedingt der gesprächigste, vor allem nicht morgens nach dem Aufstehen, doch sein Schweigen schien keinen Affront bei seinen Begleitern zu finden, die sich auch gut zu zweit unterhalten konnten.

    Die Kirchturmspitzen, seit jeher als Zeichen einer Siedlung und als Wegführer genutzt, schien auf ein kleines Dorf hinzuweisen, doch als sie nach einiger Zeit des Marschierens letztendlich ankamen, eröffnete sich ihnen eine relativ große hübsche Stadt, mit sauberen und gepflegten Wegen.

    Der ehemalige Templer war durch einige Städte in seinen Reisen gekommen, doch er hatte bisher noch keine gefunden, in der es nach Rosen statt Abfällen, Hund und Kot stank. Und die Kleidung, die einige Bewohner an den Tag legten erinnerte ihn er an den farbenfrohen, Augen verätzenden Orlais-Stil.

    Und wenn es etwas gab, das noch schlimmer war als Frauen, dann waren es orleisanische Frauen, die mit hochgehaltener Nase und flötenden, hohen Stimmen stets und immer ihren Missmut über alles und der Welt Ausdruck verleihen mussten. Vitus hoffte wirklich, dass sie nicht allzu lange an diesem Ort verharren wollten. Sie müssten vermutlich ihr Geld zusammen kratzen, ein paar Vorräte kaufen bevor sie sich auf den Weg zur nächsten Stadt machen konnten, in der es hoffentlich ein paar Aufgaben zu bewältigen gab, um ihre magere Reisekasse aufzufüllen.

    Ja, das war sein Plan.

    So schnell wie möglich weg.

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    Zitat Zitat von BlackShial Beitrag anzeigen
    Was bisher geschah: Ser Lothar und Vitus

    [Bild: JosefinaPic2.png]„Habt Dank, werte Dame.“
    Mit einem Nicken und einer Mundbewegung, die dem Versuch eines Lächelns glich, nahm Jo den letzten, kleinen Leinenbeutel entgegen. Dörrfleisch, Pökelfleisch, getrocknete Erbsen, Linsen, Äpfel und Weinbeeren, hoffentlich hatte sie an alles gedacht. Auf Reisen würde man gewiss immer etwas finden, jedoch war es wichtig immer einen Vorrat zu haben, allein der in Ferelden herrschenden Umstände wegen. Man konnte nie wissen, wie sich diese verdammte Verderbnis auf die Umwelt auswirkte. Immerhin wollte die Schwarzhaarige nur ungern an einem verderbten Hasen kauen, nur um dann Stunden später selbst irgendwo verreckend im Gras zu liegen und als Mahlzeit für irgendetwas anderes zu dienen.
    „Aber nicht doch. Ich habe euch zu danken, Templer. Ihr seid jederzeit willkommen.“
    Anscheinend war der Glaube der Menschen noch immer gefestigt und sie vertrauten auf die Krieger des Erbauers. Die Hochachtung, die man ihr entgegenbrachte schmeichelte Jo schon so sehr, dass sie unbewusst eines ihrer charmantesten Lächeln auflege, welches sie in der geringen Palette an Emotionen zu bieten hatte. Eine Fähigkeit, vor ihr selbst verborgen, den Mädchen in ihrem Heimatdorf aber gewiss nie entgangen.
    „Ihr seid zu freundlich, meine Liebe. Ich werde euch beim Wort nehmen.“
    Weiterhin von vollkommener Ahnungslosigkeit geleitet, hob die Templern ihren Kopf ruckartig, gewährte der molligen, älteren Dame damit einen besseren Blick auf ihr noch immer mit einem Lächeln geziertes Gesicht und holte mir ihrer Linken ein paar Münzen aus dem Beutel, den sie zwischen Zeigefinger und Mittelfinger hielt. Es musste etwas unbeholfen ausgesehen haben, wie Jo versuchte all die erworbenen Nahrungsmittel in einer Hand zu halten und gleichzeitig auch noch dafür zu bezahlen.
    Fürsorglich umschloss die Magd die Hand der Schwarzhaarigen mit den ihren, als diese ihr die Münzen überreichen wollte. Ein warmes und mütterliches Lächeln legte sich auf ihre vollen Lippen und die braunen Augen sahen zu ihr herauf.
    „Es tut mir fast schon weh eurer Gold zu nehmen, ehrenwerter Templer.“
    Nickend signalisierte Jo das es keinen Grund gab, zog ihre Hand sachte zurück und lies dabei die Münzen in die Handfläche der Dame gleiten.
    „Ich bitte euch. Mich würde es noch mehr verletzen, wenn ihr es nicht annehmt.“
    Mit der nun freien Hand zog sie einen etwas längeren Lederriemen hervor, befestigte damit die Leinenbeutel mit den Nahrungsmitteln aneinander und verschnürte alles mit einem leisen Knirschen. Stille lag für einen Moment in der Luft. Eine Stille, welche Jo dazu brachte nachzudenken.
    „Sagt, werte Dame ...“
    Sie hatte ihr Ziel nicht aus den Augen verloren. Niemals hätte sie das tun können. Also holte sie tief Luft, schöpfte neue Kraft und schüttelte die Müdigkeit von sich ab. Seit sie mit dem raubeinigen Söldner unterwegs war - vielleicht auch schon etwas länger - fühlte sie sich jeden Morgen wie gerädert. So als ob er ihr keinen ruhigen Schlaf gönnen würde, sie aber nicht hätte behaupten können von ihm gestört zu werden. Vielleicht schlief er unruhig und in ihrem Unterbewusstsein konnte sie deshalb auch keine Ruhe finden?
    „Habt ihr zufällig eine junge Elfe auf der Durchreise gesehen? Sie hat blondes Haar und trägt einen roten Umhang.“
    Es war einen Versuch wert, nicht wahr?
    „Oh ... Nun ... Leider nicht, nein. Ich erinnere mich zumindest nicht daran hier kürzlich eine Elfe gesehen zu haben.“
    Ein Versuch, der abermals keine Früchte trug.
    „Ich verstehe ... Wenn ... Wenn ihr sie gesehen hättet, dann würdet ihr euch gewiss erinnern. Ihr müsst wissen, ihr Haar ... Ihr Haar ist die Reinkarnation der Sonne. Sie anzusehen erfüllt einem mit einem warmen Licht, dass ...“
    Doch Jo schwieg. Es war unnötig noch weiter zu sprechen, immerhin war es wohl unwahrscheinlich, dass sich ihre Liebste an solch einen Ort verirrt hatte. Sie hatte bereits von dem Söldner erfahren, wie weit entfernt sie voneinander waren.
    „Eine Elfe?“
    Eine raue Stimme und das laute Poltern einer Holzkiste riss die Templerin aus den Gedanken und unterband den Versuch der molligen Frau erneut zu sprechen. Ihr mitleidiger Blick lag dennoch auf der Rivaini, deren Lächeln von einem Moment zum anderen vollkommen erstorben war.
    Sie horchte auf, fixierte den Mann mit ihren blauen Augen und setzte ihre gewohnt ausdruckslose Mine auf, während ihre Hand nach oben wanderte und sie begann zwischen ihren Zähnen ein kleines, garstiges Stück vom Frühstück hervorzuholen.
    „Habt ihr sie gesehen?“
    „Nun ... Nein. Aber in der nächstgelegenen Stadt gibt es ein kleines Gesindeviertel. Außerdem hat Lord Renwick einige Elfen in seinen Diensten stehen.“
    Hm. Es war unwahrscheinlich das sich die blonde Elfe in einem Gesindeviertel niederließ oder gar in die Dienste eines verwöhnten Lords trat. Aber ... Wenn man ihren Zustand bedachte, konnte wohl alles möglich sein. Dennoch, nicht in dieser Gegend. Nicht an diesem abgelegenen Ort.
    „Der Bann hätte es niemals gutgeheißen all diese Elfen als Bedienstete einzustellen. Nicht unter diesen Bedingungen!“
    Empört wandte sich die mollige Frau zu dem Mann herum, der ungefähr in ihrem Alter war und eher an einen Bären erinnerte, als an einen Menschen. Mehr noch als Vitus, der ja eher seines ständigen Brummens wegen wie ein Tier wirkte.
    „Der Bann, der sich weigerte mit seinen Truppen nach Ostagar zu ziehen, den Befehlen des Königs Folge zu leisten und unser Land vor der dunklen Brut zu beschützen?“
    Ostagar? Ob es wohl in der Nähe von Westagar lag? Oder ... Moment ...
    Doch schon lag die Aufmerksamkeit der Templerin wieder auf der Frau, die mit immer lauter werdender Stimme versuchte diese kleine Auseinandersetzung für sich zu entscheiden.
    „Er hat seine Männer damit beschützt! Die Männer vieler Frauen! Die Väter vieler Kinder! Du hast doch gehört was in Ostagar passiert ist!“
    Jeder hatte davon gehört. Von dem Fall des Königs und dem Vormarsch dieser scheußlichen Kreaturen. Von diesem Loghain, der seine Truppen vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Es war ein zweischneidiges Schwert, an welches Jo nur ungern ihre Finger legen wollte. Etwas, über dass sie nicht nachdenken wollte, da sie selbst nicht sagen konnte, was sie davon halten sollte.
    „Und sich dann das Leben genommen, dieser feige Bastard!“
    Die Schwarzhaarige horchte auf.
    „Und du glaubst Lord Renwick wird ein besserer Bann? Das ich nicht lache! Er erhöht die Steuern, so dass wir uns kaum mehr selbst ernähren können. Er schickt Steuereintreiber, die unsere Kinder mit sich nehmen, wenn wir nicht bezahlen können! Und er behandelt die Elfen wie Vieh! So etwas hätte der alte Bann niemals erlaubt ...“
    Wehmütig wandte sich die Frau wieder ab, sah für einen Moment zu Jo, schenkte ihr wieder ein Lächeln, wenn auch dieses Mal mit so viel Trauer durchzogen, dass es der Templerin durch Mark und Bein ging. Die Frau musste bereits viel erlebt haben ... viel zu viel.
    „Und er gibt der Familie des Banns die Chance ihren Ruf wieder reinzuwaschen. Nach der Eheschließung wird es keinen Grund mehr geben die Steuern zu erhöhen.“
    Innerlich seufzend verfolgte sie das Gespräch weiter, nicht fähig sich einzumischen. Einfach gehen konnte sie auch nicht, war sie es doch immerhin, die dies erst ins Rollen gebracht hatte.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit, einigen Beschimpfungen, Vorwürfen und Hasstiraden später stand Jo verlassen auf der schmalen Straße, die Beutel an ihrem Gürtel befestigt und die Hand an der Schläfe. Sie hatte Kopfschmerzen, war doch all das fast schon zu viel für sie. Gleichwohl hatte es aber ihr Interesse geweckt.
    Nur leider hatte sie weder ein Gespür für Verschwörungen, noch wirklich viel übrig für das Lobpreisen eines Lords, der seine Zeit lieber mit der Jagd vergeudete, als seinem Volk wirklich beizustehen. Vor allem, wenn er in Elfen nicht mehr sah als Diener ...
    Seufzend sah sie sich um, versuchte auszumachen wo der verabredete Treffpunkt war, an dem sie wieder zu den beiden Männern aufschließen sollte, damit sie ihre Reise endlich fortsetzen konnte. Ein Kopfschütteln später entschied sie sich für eine Richtung, die ihrem Bauchgefühl nach die richtige war und schritt voran.

    [Bild: Char_Lothar.png]
    Nach einer kurzen Besprechung am Dorfplatz teilten sich die drei Gefährten auf, um unterschiedliche Vorbereitungen für die weitere Reise nach Norden zu treffen. Zwar war Ser Lothar selbst für längere Feldzüge ausgerüstet und hatte außer Nahrungsmitteln keinen großen Bedarf für die nächsten Tage, doch schien es ihm klug zu sein, eine Stallung aufzusuchen, um einen fachkundigen Blick auf die Verletzung seines Pferdes werfen zu lassen. Der Ritter ließ seine Augen schweifen und führte dabei sein Pferd am kurzen Zügel, um möglichst zügig voran zu kommen. Auf seiner Suche nach einem Stall fielen ihm die verstohlenen Blicke auf, die ihm von manchen Bewohnern des Dorfes zugeworfen wurden. Es schien ihm, als wären Bewaffnete selbst in diesen gewalttätigen Zeiten ein seltener Anblick für die Menschen dort. Welch gesegneter Ort dies sein musste.

    Nach einigen Minuten fand Ser Lothar am Rande der Siedlung tatsächlich eine größere Stallung, vor der einige Kutschen und Karren hielten um Waren abzuladen oder neue Pferde zu empfangen. Es herrschte ein reges Treiben und zwischendurch galoppierten berittene Boten heran sprangen eilig von ihren teilweise dampfenden Rössern ab und verschwanden im Gefühl der Gassen. Der Ritter beobachtete das Schauspiel einen Moment aus der Entfernung und kratzte sich im Bart. Irgendetwas war hier im Gange und erforderte offenbar eine Menge Organisation. Er dachte zurück an die Vorbereitungen für die Schlacht bei Ostagar, als sich scheinbar unendlich lange Karawanen voll Waffen, Verpflegung und Befestigungsmaterial nach Süden geschleppt hatten. Obwohl seit dem noch kein halbes Jahr vergangen war, schien es ihm eine Ewigkeit her zu sein und vor seinem geistigen Auge verschwanden die zahllosen Wagen nicht hinter den südlichen Bergketten sondern hinter den Gipfeln der Vergangenheit.
    Ser Lothar band sein Pferd an einem Pfosten vor dem Stall an und fing den erstbesten Stallburschen ab, der ihm über den Weg lief:
    ,,Junge sag an, wo finde ich hier jemanden, der sich auf Verletzungen versteht?''

    Unter einer Matte aus struppigem blonden Haar blitzten zwei Augen zu dem Ritter empor und musterten ihn mit schnellen Blicken. Der Junge war vielleicht zehn Jahre alt und dreckiger als die meisten Hunde.
    ,,Der Bader war letzte Woche hier, Pech gehabt.'', antwortete er mit hörbar verstopfter Nase.
    Der Ritter seufzte. ,,Verletzungen von Pferden.''

    ,,Ach so, sag das doch gleich!''', rief der Junge aus und kicherte. ,,Da fragst du am besten Lolle, der hat da Ahnung.''

    ,,Und wo finde ich den?''

    ,,Warte kurz, ich hole ihn. Lolle ist witzig, du wirst schon sehen.''

    Der Stallbursche spurtete los als ob die Dunkle Brut hinter ihm her wäre und kam nur Augenblicke später mit einem kräftig gebauten Mann zurück, dessen wettergegerbtes Gesicht von einem dichten schwarzen Bart umrahmt wurde. Er reihte Ser Lothar seine mächtige Hand zum Gruß und drückte ordentlich zu. ,,Seid gegrüßt, ich bin Lothar. Ich sehe nach den Pferden hier.''
    Der Ritter stutzte kurz und musste dann grinsen: ,,Grüße, ich bin auch Lothar und ich habe ein Pferd, nach dem Ihr einmal sehen könntet.''

    ,,Na dann zeigt mal her. Aber erwartet nicht zu viel, ich habe nicht viel Zeit. Ihr seht ja, was hier los ist.''
    Ser Lothar nickte und führte ihn zu seinem Ross, das in Anbetracht der allgemeinen Hektik unruhig seine Umgebung taxierte. Er entfernte den provisorischen Verband und zeigte dem anderen Lothar die Wunde, die der Streifschuss hinterlassen hatte.
    ,,Ein Armbrustbolzen aus dem Hinterhalt, zum Glück gab es nur diesen Treffer.''

    Der bärtige Knecht besah sich die Wunde und prüfte deren Ränder vorsichtig mit der Hand.
    ,,Ihr könnt in der Tat von Glück sprechen, außer dem Fell hat nichts Schaden genommen. Vielleicht bleibt eine Narbe zurück, mehr aber auf keinen Fall.''
    Der Ritter bedankte sich und drückte seinem Gegenüber eine Silbermünze in die Hand.
    ,,Eines noch: Könnt ihr mir sagen, warum hier so ein Trubel herrscht? Mir scheint heute sehr viel Verkehr auf der Straße zu sein.''

    Lothar nickte und steckte die Bezahlung in eine Tasche seiner Lederschürze.
    ,,Das geht jetzt seit fast zwei Wochen so. Oben auf dem Schloss soll geheiratet werden und jeden Tag treffen Antworten von irgendwelchen Banns und Arls ein, die eingeladen wurden oder Karren voll mit Essen für das Bankett. Eine riesige Verschwendung, wenn ihr mich fragt, denn diese Hochzeit steht eh unter keinem guten Stern und da draußen gibt es bestimmt genug arme Schlucker, die den Fraß besser gebrauchen könnten als der hohe Herr im Schloss.''

    ,,Wer wird denn heiraten?'', fragte der Ritter, der aus alter Gewohnheit immer ein offenes Ohr für die Ränke der Mächtigen hatte.Schließlich war schon mehr als ein Krieg wegen einer verdorbenen Feier vom Zaun gebrochen worden.

    ,,Na der Lord selbst natürlich. Er nimmt die Tochter vom alten Bann zur Frau. Ich muss mich jetzt aber verabschieden, es ist wirklich viel zu tun.''
    Noch bevor er sich abwenden konnte, hielt ihn der Ritter mit einer weiteren Frage auf. Es war an sich nicht seine Art, neugierig zu sein oder andere von ihrer Arbeit abzuhalten, aber trotzdem entschloss er sich, diesmal mit seinen Gewohnheiten zu brechen:
    ,,Gestattet mir noch eine Frage: Der Junge sprach vorhin von einem Lolle, den er holen wolle. Woher der Name?''

    Lothar grinste und streckte dann eine unnatürlich lange Zunge heraus, die bis weit über sein behaartes Kinn herab hing.
    ,,Ich bin Lolle, weil ich mit der Zunge rolle!'', rief er mit kehliger Stimme und rollte dabei seinen gewaltigen Geschmackslappen auf und ab, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach, dem Ritter noch einmal die Hand reichte und sich auf den Weg zurück in den Stall machte.


    Ser Lothar schüttelte ungläubig den Kopf, schob dann seine Verwunderung beiseite und machte sein Pferd los. Immerhin wusste er jetzt, dass kein Grund zur Sorge um sein Ross bestand und war nebenbei Zeuge einer Art von Naturschauspiel geworden. Auf dem Weg zurück zum Dorfplatz bemerkte der Ritter einen kleinen Schrein zu seiner Rechten, der etwas zurückgestellt von der Straße zwischen den Häusern förmlich zu verschwinden schien. Es war ein einfaches Bildnis von Andraste, die ihre Arme all jenen entgegenstreckte, die auf der Suche nach Hilfe und Beistand dieses Weges kamen. Da er mit Jo und Vitus keine Zeit vereinbart hatte, beschloss Ser Lothar kurz anzuhalten um ein Gebet zu sprechen und Beistand für die Reise zu erbitten, die er nun in Angriff nehmen würde. Er verließ also die dicht bevölkerte Straße durchs Dorf und kniete vor dem Schrein nieder. Er sammelte seine Gedanken und ließ Ruhe in sein Herz einkehren. Eine Ruhe, die nur der Erbauer imstande war zu gewähren und die den Gläubigen klar sehen und fühlen ließ. Er dachte über die Ereignisse des letzten Tages nach und wollte grade zu den ersten Wortes ansetzen, als ihn jemand von hinten packte und mit Gewalt gegen den kalten Stein des Schreins drückte.
    ,,Mit deinesgleichen kennt auch Andraste keine Gnade, du Hund!'', schrie ihm jemand ins Ohr und drückte noch stärker. Ser Lothar spürte die in Frieden ausgestreckte Hand der Prophetin schmerzhaft gegen seinen Hals gepresst. Da er ohnehin nicht noch weiter nach vorne fallen konnte, streckte der kniende Ritter sein rechtes Bein schlagartig nach hinten aus und traf tatsächlich den Fuß des Angreifers, der so das Gleichgewicht verlor und Ser Lothar unfreiwillig freigab. Dieser stieß sich kräftig vom steinernen Schrein ab, um wieder auf die Beine zu kommen, drehte sich um und packte den Mann im Nacken, der sich grade wieder gefangen hatte und schon im Begriff war, das Weite zu suchen. Ohne große Sanftheit drückte der Ritter ihn zu Boden und merkte, wie sich ein Kreis um ihn und den Angreifer bildete. Die Passanten gingen sofort auf Abstand zu dem gewalttätigen Schauspiel, das sich ihnen bot.
    ,,Dann erkläre diesem Hund, warum er Gnade mit dir haben sollte!'', schnauzte Ser Lothar und spürte das Blut in seinen Schläfen pulsieren. Er würde nie einem dahergelaufenen Lümmel ernsthafte Gewalt antun, aber dieser hatte es mit seinem hinterhältigen Angriff geschafft ihn wütend zu machen.

    ,,Dazu hast du doch eh keinen Schneid! Vor Ostagar habt ihr Feiglinge doch auch gekniffen! In eurem schönen Schloss habt ihr gesessen, als der König gestorben ist! Und jetzt geht das Land vor die Hunde und ihr tut so, als wäre alles in Ordnung!'', tönte es aus dem Mund des Mannes. Trotz des Schmerzes, den er haben musste, klang vor allem Wut in seiner Stimme mit als er Ser Lothar beschimpfte und versuchte, sich aus dessen Griff zu befreien.
    ,,Was redest Du da? Ich war in Ostagar und ich sage Dir: Ich war dabei als unser König gestorben ist und habe seit dem gewiss in keinem Schloss mehr gesessen!''

    ,,Was?'', fragte der Angreifer und ließ von seinem Widerstand ab. Als er sich nicht mehr gegen ihn wehrte, gab Ser Lothar ihn frei und ließ ihn aufstehen.
    ,,Ich bin Ser Lothar von Ernstberg, Kronvasall von König Cailan und Ritter in seinem Dienste. Nun erklärt mir, was das hier sollte.''

    Der Mann riss die Augen auf und verbeugte sich sofort tief. ,,Verzeiht mir Herr, ich hielt Euch für einen der Soldaten vom Schloss!'', sprach er mit gehetzter Stimme. Ohne aufzublicken setzte er fort:
    ,,Der Bann hat den Ruf zu den Waffen in den Wind geschlagen und sich mit seinen Männern im Schloss verschanzt! Während Ihr und der König Blut für unser Land gelassen habt, haben diese Feiglinge hinter den Mauern gewartet bis die Schlacht vorbei war.''
    Ser Lothar spürte erneut Zorn in sich aufsteigen, diesmal jedoch auf diesen Bann, von dem der Mann erzählte. Aber hatte Lolle nicht erzählt, dass ein Lord auf dem Schloss lebte?
    ,,Was wurde aus Eurem Bann?'', fragte der Ritter und bedeutete seinem Gegenüber, sich wieder aufzurichten.

    ,,Der hat sich aus Scham vor seiner eigenen Feigheit das Leben genommen. Geschieht ihm recht, aber lebendig wird dadurch auch keiner mehr. Und seine Männer sind ebensolche Feiglinge. Ein echter Soldat wäre trotzdem für seinen König in die Schlacht gezogen!''
    Ser Lothar entschied sich dagegen, dem Mann zu erklären, dass ein Soldat nicht einfach gegen den Befehl seines Herrn in den Krieg ziehen konnte und beließ es stattdessen dabei, die im Anschluss vorgebrachten Entschuldigungen anzunehmen und den Mann seines Weges gehen zu lassen. Sein Vorgehen mochte falsch gewesen sein, doch konnte er seine Beweggründe verstehen. Der Ritter machte sich auf den Weg zum Dorfplatz und beschloss, seinen beiden Gefährten von seinen Erlebnissen zu erzählen. Offenbar ging noch mehr an diesem Ort vor sich als nur eine Hochzeit.
    Khardim ist offline
  10. #390
    #16  Avatar von Forenperser
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    Zunächst wollte er ablehnen. Aber dann fiel ihm etwas ein.
    Er brauchte Vorräte. Geld. Wenn sie ihn schon nicht bezahlen konnten.....konnte er sich seine Bezahlung einfach nehmen.
    "Also gut." sagte er, und schulterte seine Waffe.
    "Unter einer Bedingung."
    Mit scharfen Augen fixierte er sie.
    "Ich behalte das ganze Gold. Die Vorräte können wir teilen."
    Dann sah er zu Arwan.
    "Ihr bleibt bei der Sache am besten.....im Hintergrund. Ich will nicht durch eure Magie gefährdet werden. Kommt jetzt!"
    Widerwillig zog er den wieder stotternden und scheinbar verängstigten Jungen auf die Füße.
    "Wir sollten schnell gehen, bevor das Unwetter anbricht...."
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  11. #391
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    „Es… gibt… keinen… Gott!“
    "Sag' ich doch auch immer", wollte Walla antworten, als sie bemerkte, dass Gisele umgefallen war und nun blicklos in den langsam heller werdenden Himmel starrte.
    "Ach jee, dass die jungen Leute auch gar nichts vertragen können ... Ausgerechnete jetzt, wo das Frühstück fertig ist."
    Geräuschvoll die Luft durch die Nase ziehend setzte sie zuerst die heiße Pfanne neben dem Feuer ab. Dann hob sie vorsichtig die Flasche auf, roch daran und versuchte, durch die Schmutzkruste hindurch zu erkennen, wieviel sich noch darin befand. Die Feststellung, dass viel weniger als die Hälfte der Flüssigkeit fehlte, ließ sie noch einmal skeptisch zu Gisele schauen. Walla sagte nichts. Sie wunderte sich nur, welch umwerfende Wirkung ihr Selbstgebrannter entwickelt hatte. Eigentlich war es ein Fehlgriff, dass sie Gisele ausgerechnet diese Flasche gegeben hatte. Sie war doch ziemlich abgelenkt gewesen. Wie viele hatte sie noch davon? Eine? Zwei? Na ja, egal. Nun war sie schon einmal angefangen.
    Die Zwergin genehmigte sich selbst einen ordentlichen Schluck, bevor sie ihren Schatz fest verkorkte und wieder einsteckte. Dabei musste sie an ein Ereignis zurückdenken, dass sie immer mit diesem Stoff verband:
    Es war am Calenhad-See, in einer kleinen Kneipe, die auch eine Destille im Hinterzimmer besaß. Walla hatte dort etwas experimentiert und dabei diesen wundervollen Tropfen zustande gebracht. Doch darum ging es nicht. Viel wichtiger war "er". Leider konnte sie sich nicht mehr an den Namen dieses stattlichen rothaarigen Zwerges erinnern, der unvermittelt in der Tür gestanden und sich nach einer Felsi erkundigt hatte. Felsi war nicht da – zum Glück - und so hatte Walla ihm erst einmal einen ordentlichen Eintopf vorgesetzt. Dann waren sie ins Gespräch gekommen. Der Rothaarige hatte ihren Selbstgebrannten probiert und über alle Maßen gelobt. Bei den Ahnen, war sie stolz gewesen! Sie hatte gleich noch ein paar Flaschen geholt und dann ... na ja, an den Rest des Abends konnte sie sich auch nicht mehr erinnern. Er hatte sie doch glatt unter den Tisch gesoffen, und am nächsten Morgen – oder besser Mittag – war er verschwunden gewesen ...

    Etwas mitleidig schielte sie auf Gisele herab. Die Kleine würde noch einige Übung brauchen, um einmal ordentlich trinkfest zu werden. Aber jeder hatte schließlich mal angefangen.

    "Komm', hilf mir mal", wandrte sie sich an Maeya'alinh, "so wie sie da liegt kann sie ja nichts essen." Gemeinsam richteten sie Gisele in eine sitzende Position auf. Während die Elfe sie stützte befeuchtete Walla ein Tuch mit kaltem Wasser und drückte es auf Giseles Stirn.
    "Wenn sie wieder fit ist, frühstücken wir gemeinsam und dann brechen wir auf, ja?"
    Sie vermied es dabei, in die Richtung des Toten zu blicken und hoffte, dass die beiden nicht auf die Idee kamen, ihn noch bestatten zu wollen. Ein Scheiterhaufen mitten im Wald würde vielleicht wieder Verfolger auf sie aufmerksam machen und ein Grab ausheben ... nein, dazu hatte sie definitiv keine Lust.
    Moonlord ist offline
  12. #392
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: Abyss_klein.jpg]

    Hey! Was machst du hier?

    Abyss klang empört, aber gleichzeitig auch erleichtert, als sie die sich näherkommende Person, vor der sie sich im Schatten einer Hausecke versteckt hatte, erkannte. Es war Orphania!

    Verfolgst du mich etwa?

    Orphania selbst schien kaum minder überrascht als Abyss, die andere Elfe in der glitschigen, feuchten Gasse anzutreffen. Sie schüttelte den Kopf und beantwortete so Abyss frage, die nach wie vor skeptisch dreinblickte. Abyss hatte ihren Bogen umklammert und einen der Pfeile herausgezogen. Nun ließ sie Beides sinken. Jetzt fiel ihr auf, dass der gezogene Pfeil gar keine Spitze hatte. Abyss staunte nicht schlecht, ließ den Pfeil fallen und zog einen zweiten aus dem Köcher. Auch dieser hatte keine Spitze, man konnte jedoch genau erkennen, wo das hellere Holz einst von einem eisernen, pyramidenähnlichen Aufsatz verdeckt worden war, ehe jemand diese entfernt und die Pfeile somit nahezu unbrauchbar gemacht hatte.
    Verwirrt zog Abyss auch die restlichen Pfeile, musste jedoch enttäuscht feststellen, dass keines der Geschosse wirklich gefährlich werden konnte. Einzeln steckte sie die Pfeile wieder zurück in den Köcher und legte sich den Bogen um den Oberkörper.

    Als nächstes sah Abyss wieder Orphania an, welche noch immer etwas schüchtern am Ende der Gasse stand. Abyss winkte sie heran und sagte: „Komm schon“.
    Vorsichtig trat die Andere an sie heran, etwas unsicher, was Abyss vorhatte. Diese zuckte jedoch lediglich mit den Schultern und sagte: „Wenn du schon hier bist, kannst du mich auch gleich begleiten.
    In Wahrheit fühlte sich die kleine Elfe tatsächlich etwas sicherer, obwohl Orphania um einiges kleiner war, als Abyss. Trotzdem!

    Die beiden Mädchen folgten dem Gang. Glitschiger Pilzbewuchs überwucherte die Holzbretter zur linken Seite und als Abyss kurz stolperte und sich notgedrungen an der Wand abstützte gab sie ein angeekeltes „Urgh“ von sich. Der Boden unter ihren Füßen war beinahe graslos und senkte sich bei jedem Schritt leicht ab. Ein Mann wie Arian wäre sicherlich hin und wieder steckengeblieben, doch die beiden Mädchen waren leicht genug um den Weg ohne größere Schwierigkeiten hinter sich zu lassen.

    So gelangten sie an eine Biegung. Direkt vor ihnen türmten sich kaputte und morsche Kisten an der Mauer auf, welche selbst einen kleinen Schlenker vollführte und die Mädchen in eine Häusergasse lenken wollte. Abyss horchte. Sie vernahm Stimmen von der anderen Seite der Mauer. Nur leises, unverständliches Gewirr aus Männerkehlen.

    Komm, das sehen wir uns mal an!, schlug Abyss vor und begann, auf die Kisten zu klettern. Dabei fasste sie erneut die scheußlichen, schleimigen Pilze an, welche auch das nasse Holz in Beschlag genommen hatten und es intensiv muffig riechen ließen. Abyss ignorierte den aufkeimenden Ekel und bemühte sich, weiter nach oben zu gelangen. Sie schaute sich um und sah, das Orphania zögerte.
    Komm schon, Orphania!, drängelte Abyss ungeduldig und stieg weiter hinauf.

    Endlich erreichte sie die Spitze und schaute knapp über die Mauer hinweg. Die dichte Bebauung des Ortes wies sich auch von dort unmissverständlich aus, überblickte Abyss doch nun ein Gewirr aus sich bedenklich neigenden Dächern. Direkt hinter der Mauer befand sich ein Hof, an deren hinteren Ende drei runde Schießscheiben aufgestellt worden waren. Derzeit übte jedoch keiner, schien der Hof leer, abgesehen von Drei sich angeregt miteinander unterhaltenden Gestalten. Abyss schnappte nur wenige Worte auf, schwappten die schwankenden Stimmen doch nicht ganz über die Mauer.

    … meinst du Teyrn Loghain…“, „…Cailan…“ und „… Anora… jetzt Herrscherin?!“, ergaben für Abyss einen Sinn, hatte sie Arian und Claudette doch aufmerksam zugehört, als diese über den verstorbenen König sprachen und über Loghain, den Arian anscheinend mochte, Claudette hingegen entschieden ablehnte.

    Bisher hatten sich zwei Männer unterhalten, die den Stadtwachen nicht unähnlich waren. Der Dritte im Bunde unterschied sich jedoch von den anderen. Er war nicht nur von kräftigerer Statur, er trug auch andere Kleidung. Ein gelbliches, mit Nieten und Ketten versehenes Gambeson, sowie Arm- und Beinschutz aus Leder. Er hatte einen kahl-rasierten Schädel aber einen dichten Vollbart. Zudem trug er viele Waffen mit sich. Abyss konnte nicht genau erkennen, was alles in seinem Gürtel steckte, doch sie war sich sicher mehrere Dolche oder gar Kurzschwerter zu erkennen, zudem noch zwei Einhandäxte, die auf seinen Rücken geschnallt waren. Er strahlte eine gefährliche Aura aus und als er sprach, dröhnte seine Klinge wie ein tiefer Hornstoß im Innenhof. Er sprach so laut, dass Abyss jedes Wort verstehen konnte.

    Politik ist mir egal. Ich bin nur wegen des Mädchens hier. Ich hörte, sie ist hier her gekommen?“
    Einer der Männer nickte und sagte: „Ja, ich glaube sie hat mit unserem Hauptmann Steapa gesprochen. Er müsste wissen, ob sie überhaupt noch hier ist, oder wohin sie gegangen ist“.
    Wo finde ich diesen Steapa?“
    „Er befindet sich meist beim Haupttor. Ein Kerl mit Augenklappe, du kannst ihn nicht verfehlen“.
    „Danke“,
    sagte der Bärtige und nickte den Beiden zu. Dann holte er ein paar Münzen aus einer tiefen Tasche und drückte sie den Männern in die Hand.

    So viel Silber für derlei spärliche Informationen?“, staunte der Eine.
    Macht euch keinen Kopf darum, Männer. Die Vance zahlen gut und deren eine Tochter büxt andauern aus. Ich verdiene mich also dumm und dämlich an denen!“
    Er lachte.
    „Trinkt nachher einen auf meine Kosten!“

    Abyss grübelte. Der Name Vance kam ihr seltsam bekannt vor… doch woher bloß?
    Vance… Vance… Claudette! Claudette Vance!
    Jetzt fiel es ihr ein. Ob das wohl dieselben Vances waren?


    [Bild: elf_child___Orphania_ava.jpg]

    Hey! Was machst du hier?
    Noch ehe Orphania der Name der anderen Person auf der Zunge lag, schien diese sie bemerkt zu haben.
    Verfolgst du mich etwa?
    W-was? Warum denkt sie, ich verfolge sie?
    Sie war viel zu überrascht, um gleich Alles zu verstehen und darauf zu reagieren. Außerdem hatte sie den Bogen der anderen Elfe bemerkt und unwillkürlich in den 'Angst-Modus' gewechselt. Doch anscheinend war die Angst unbegründet, denn die andere Elfe ließ den Bogen wieder sinken.
    Sie wird mir nichts tun. Schließlich reist sie auch mit Claudette und... und...
    Ihre Gedanken rissen ab, als sie sah, wie ihre Gegenüber plötzlich den Pfeil begutachtete.
    Was sie da wohl macht?
    Gebannt sah sie zu, wie die größere Elfe erst einen zweiten Pfeil und danach alle Weiteren, die sie bei sich trug, genau inspizierte. Sie wusste nicht, warum das geschah, jedoch hängte die Andere ihre Pfeile samt Tasche und Bogen sich wieder um ihren Körper und wandte sich erneut an Orphania.
    Komm schon“.
    Vorsichtig trat die kleinere Elfe näher.
    Wenn du schon hier bist, kannst du mich auch gleich begleiten.
    "O-okay, wenn du meinst... und danke, Abyss!"
    Endlich war ihr der Name eingefallen: Abyss! Und auch wenn die andere Elfe etwas drängte, so schien sie zumindest nach der Nennung ihres Namen kurz zu Lächeln, was Orphania etwas Selbstvertrauen gab. Freundlich nickte sie zurück und folgte Abyss schlussendlich...

    Ob sie weiß, was sie tut?
    Abyss legte ein gutes Tempo vor und Orphania fragte sich, ob das klug war in diesen engen Gassen. Sie fürchtete sich ein wenig in der Enge und hörte auch einmal sowas wie eine Bestätigung von Abyss, dass es dieser genauso erging.
    Urgh
    Dass Abyss damit den schleimigen Pilzbewuchs meinte, entging ihr aber, denn ihr Verstand verband den muffigen Geruch davon mit etwas anderem: Sicherheit. Im Hirn von der 12-jährigen war der Pilzgeruch unauslöschlich mit (wenn auch unsteter) Sicherheit vor ihrem Meister verbunden - schließlich war dieser Geruch nur an Orten vorgekommen, wo sie oder ihr Bruder Chilo hingeschickt worden waren, wenn sie nur Botendiensten oder ähnlichem nachgegangen waren und somit relativ gesehen keine Launen des Magisters zu erwarten hatten.
    Sie kreuzten schließlich einen Stapel Holzkisten, als Abyss stehen blieb. Anscheinend schien sie zu lauschen und als Orphania dann doch neugierig wurde und nachfragen wollte, redete die andere Elfe auch schon los.
    Komm, das sehen wir uns mal an!
    Abyss schien gewillt, mehr erfahren zu wollen von dem, was sie entdeckt oder bemerkt hatte und begann, die Kisten empor zu klettern. Doch Orphania zögerte.
    Komm schon, Orphania!
    Abyss trieb sie an und sie gab sich einen Ruck, vor allem, weil sie nicht alleine am Boden zurück bleiben wollte. Sie brauchte etwas, um sich auf die erste Kiste zu trauen: Wieder lag es nicht am vorherrschenden Moder durch Pilzbefall, sondern fürchtete sie sich davor, von einer der Kisten abzurutschen. Aber sie folgte der Anderen nach Oben...

    Da sie kleiner als Abyss war, konnte Orphania wenig erkennen und sah zunächst nur die Dächer von anderen Häusern, deren Dichte sie zusätzlich verwirrte. Bis sie soweit kam und sich auf Zehenspitzen stellte, zeitgleich fast an der Mauer emporhangelte, schien Abyss eine Entdeckung gemacht zu haben.
    Vance… Vance… Claudette! Claudette Vance!
    "Was ist mit Claudette?"
    Orphania verstand nicht, was die Andere wollte, war sich aber bewusst, dass es etwas Wichtiges sein musste, immerhin dachte sie mit viel Zuneigung und Dankbarkeit an die rothaarige Kriegerin - vor allem für das, was sie für ihren Bruder und sie getan hatte. Abyss erklärte es ihr und Orphania bemerkte eine Dringlichkeit in den Worten von der anderen Elfe. Abyss schlug auch gleich vor, Claudette aufzusuchen und von ihrer Entdeckung in Kenntnis zu setzen, woraufhin die kleinere Elfe ernst nickte.
    "Natürlich. Sagen wir das so schnell wie möglich zu Claudette!"
    Beherzt machten sich die Beiden an den Abstieg, bis...
    "Iiiiiiiiiiiiiihhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh... Au!"
    Orphania war einem der mächtigsten Feinde eines 12-jährigem Mädchens begegnet: Einer etwa 2 cm großen Spinne! Diese hatte sich gerade an einer Kiste abgeseilt und als das Mädchen einmal innehielt, um sich umzublicken, war besagtes 'Monstrum' direkt unmittelbar vor ihrem Gesicht gewesen. Nun löste dieses kleine Tierchen den genau gegenteiligen Effekt wie noch zuvor das Kätzchen aus - alles in dem kleinen Körper erstarrte kurz vor Angst, bevor jede einzelne Faser von Ekel und Abschau ergriffen wurde. Diesen Gefühlen wurde mit einem lauten Schrei kund getan, bei dem sie ihren Halt verlor und die letzte Kiste entlang herab fiel. Abyss kam sofort zu ihr und wollte ihr aufhelfen, als eine Stimme erklang.
    "Halt! Wer da!?"
    Orpania war noch halb benommen, weniger vom Schmerz, als von dem grässlichen Erlebnis mit der Spinne und dem einhergehenden Schock deswegen. Doch Abyss witterte Gefahr und redete schnell auf Orphania ein.
    "W-was? Ich verst-..."
    Weiter kam sie nicht - Abyss zog die Kleinere kurzentschlossen auf die Beine und zerrte sie schnell hinter sich her.
    "W-warte... uh, nicht so schn-"
    Abyss schien aber wie selbst von der Tarantel gestochen und zeigte kaum Rücksicht auf die Jüngere. In für Orphania rasendem Tempo ging es durch schmalste Gassen und Winkel, immer dicht an Mauern oder hohen Zäunen entlang...

    Orphania atmete schon schwer und ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, als Abyss sie um eine Ecke zog, nur um dann so abrupt stehen zu bleiben, das Orphania von hinten in sie krachte und beide Mädchen von den Beinen holte. Sie fielen nach vorne und halb ineinander und blieben als großes Wirrwarr an Gliedmaßen auf dem Boden liegen. Doch ehe eine von ihnen wirklich sich davon erholen konnte, war ein Schatten über sie gekommen und als Orphania nach oben blickte, sah sie runzelige Haut, schneeweiße Haare und ein kaum erkennbares Gesicht, dass im Schatten lag.
    "Wo kommt ihr zwei denn plötzlich her!?"
    Önee-sama ist offline
  13. #393
    Grisha Avatar von Emerahl
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: LB5MW5YqRMIqVoHaesten.jpg]

    Kari! Aufstehen! Dein Herr ruft dich!

    Die Elfe schreckte hoch, als Lucretias Stimme laut und in der kleinen Kabine schallend in ihren Ohren donnerte. Sie schaute die junge Frau an, die dort im Türrahmen stand und deren Gesichtsausdruck tiefste Zufriedenheit mit einem Hauch Boshaftigkeit zeigte. Kari bekannt unwillkürlich zu zittern, während unangenehme Anspannung sie erfasste. Würde die Sklavin etwa…?

    Verzeiht, Herr, aber Euer Anführer will an Land und wünscht, dass Ihr ihn begleitet.

    Lucretia sprach nun Thorin an der, ebenfalls vom Klang ihrer Stimme erfasst, kurz zusammengezuckt und aus seinem Schlaf erwacht war. Ihm war anzusehen, wie sehr ihm der Schlaf fehlt. Um einen besseren Blick auf den Störenfried zu haben, schob er Karis nun teilnahmslosen Körper von seinem um sie gelegten Arm und erhob sich. Die langen schwarzen Haare fielen ihm halb ins verschlafene und zerknittert wirkende Gesicht. Noch halb lethargisch sagte er: „Was? An Deck? Ich bin doch gerade erst ins Bett gegangen“. Dann grinste er plötzlich schief und fügte hinzu: „Du könntest auch herkommen… ich denke das Bett ist groß genug für drei!“

    Er lachte, als er Lucs Gesichtsausdruck deutete, dann gab er ein kurzes: „Weg, Kari!“ von sich, was die Rothaarige dazu veranlasste, aus dem Bett zu schlüpfen. Thorin richtete sich auf. Sein von mehreren Narben gekennzeichneter, nackter Oberkörper zitterte als er sämtliche Muskeln anspannte und gähnte. Dann kratze er sich am Kopf, sah Richtung Luc und stellte fest, dass sie noch immer in der Tür stand.
    Was ist, Prinzessin? Sollst du kontrollieren, ob ich auch wirklich aufstehen? Geh schon, ich komme gleich!“

    Plötzlich drängelte sich Kari aus der Kabine und zog die Tür hinter sich zu. Sie packte Luc am Arm und zog sie einen Meter von der Tür weg. Dann schaute sie der Schwarzhaarigen in die Augen, doch lag diesmal Angst, statt Ärger in ihnen. Ihre Stimme war dünn, kaum mehr als ein Flüstern und von bettelndem Charakter.

    Bitte! Sag nichts zu Haesten, ich bitte dich! Es ist nicht so, wie du denkst!“
    Sie atmete schnell und flach und ihre großen Augen glitzerten.
    Du verstehst es nicht! Haesten ist alles, was mir noch bleibt. Sag ihm nichts! Biiitteee!“, flehte sie weinerlich.
    Er würde mich töten! Ich weiß es…“.
    Damit ließ sie Luc los, schaute sie nur noch wortlos an und zitterte spürbar.

    *

    Haesten sollte Recht behalten. Die Reiter kehrten zurück. Mit mehr Männern. Anstatt der etwa sieben bis zehn, die er den ganzen Morgen beobachtete hatte, standen nun sicherlich zwanzig oder gar dreißig Bewaffnete dort im Strandsand und schauten zu dem sich langsam näherenden Schiff. Haesten hatte das Segel einholen lassen. Die Arya glitt nun mit dem wenigen, verbliebenden Schwung voran, begleitet von sechs kräftigen Ruderern. Er wollte den Männern nicht den Eindruck vermitteln, dass er kam um zu kämpfen. Er gab ihnen Zeit zu erkennen, dass er nur reden wolle und, zumindest für den Moment, harmlos war.

    Das Schiff war nun bis auf etwa zweihundert Meter an den Strand herangerudert, da gab Haesten den Befehl, die Ruderblätter quer zu stellen und die Arya so abzubremsen. Dann der geringen Geschwindigkeit und mithilfe einiger weiterer Männer kam das Schiff schnell zum Stehen.
    Haesten sah sich um. Die meisten der Krieger waren bereits gewappnet und jene, die es noch nicht waren, waren gerade dabei es zu werden. Die Frauen am anderen Ende des Schiffes hatten sich zu einer kleinen Gruppe gesammelt. Sie schienen merkwürdigerweise freudig aufgeregt zu sein. Immer wieder steckten sie die Köpfe zusammen, tuschelten und schauten dann über den Rand der Reling Richtung Festland.

    Wo bleibt meine Rüstung…, knurrte Haesten und fragte sich, wieviel Goldmünzen er wohl für diese seltsame Lucretia bekommen würde.


    [Bild: 4vCx1miIdiSpuboB6BLucretia_Avatar.jpg]

    Was? An Deck? Ich bin doch gerade erst ins Bett gegangen“. Thorin blickte mich schlaftrunken an. Dann grinste er plötzlich schief und fügte hinzu: „Du könntest auch herkommen… ich denke das Bett ist groß genug für drei!“

    Ich zögerte. Wenn der Preis stimmen würde, hätte ich nicht abgelehnt. Aber es sah nicht so aus, als würde dieser Krieger überhaupt etwas bezahlen. So müsste er es wohl befehlen. Er begann zu lachen. Hatte er das nicht ernst gemeint? Zog er diese Elfe mir vor? Mir, die ausgebildet worden war, den Menschen zu dienen? Er schickte Kari davon, doch ich blieb noch stehen, unschlüssig, ob ich ihn nach der Rüstung fragen sollte.

    Was ist, Prinzessin? Sollst du kontrollieren, ob ich auch wirklich aufstehen? Geh schon, ich komme gleich!“

    Da kam auch schon Kari an, packte mich am Arm und zog mich hinter sich her. Über die Schulter rief ich Thorin noch zu: Der Herr braucht noch seine Rüstung und ich weiß nicht, welche sie ist.“
    Draußen schaute mich Kari ängstlich an und flehte inbrünstig, nichts Haesten zu sagen. Er wäre alles, was sie noch habe. Irgendwie bekam ich Mitleid mit ihr. „Gut Kari, ich werde nichts sagen. Vorerst. Doch dafür habe ich was gut bei dir und ich komme darauf zurück.“

    In diesem Moment kam Thorin wieder an Deck und drückte mir die Rüstung Haestens in die Arme mit den Worten, ich solle mich nützlich machen. Ich nickte ihm zu und ging zu Haesten: „Herr, hier ist Eure Rüstung und Euer Gefährte kommt gleich.“

    Ich warf einen Blick zu den Männern in den Wanten, die das Segel refften, dann blickte ich zurück an den Strand. Es waren nun mehrere Reiter, die sie erwarteten. Das Schiff verlor an Fahrt. Einer der Reiter trabte etwas ins Wasser hinein und rief ihnen zu: „Was wollt Ihr hier? Hier ist nicht einmal ein Hafen!“

    Bevor Haesten antworten konnte, erwiderte ich: „Herr, wir kommen im Auftrag von Meister Lo Duca aus Minrathous in Tevinter. Wir haben Ware an Bord, die Euren Herrn gefallen wird und die er gewiss schon erwartet.“

    Ich ging damit ein Risiko ein. Waren es wirklich die richtigen Männer oder würden sie uns wegen Sklavenhandels töten? Nach kurzem Zögern erwiderte der Reiter: „Nun gut, Ihr könnt an Land kommen. Allerdings nur der Kapitän dieses Schiffes mit zwei seiner Männern und Euch, Lady.“ Ich blickte zu Haesten, nicht ganz sicher, wie er darauf reagieren würde. Es gefiel ihm augenscheinlich nicht.

    „Herr, wenn wir einige der Frauen verkaufen wollen, dann müssen wir das Risiko eingehen.“ Ich blickte ihn flehend an.

    Er wandte sich kurz zu Thorin um, der inzwischen zu uns getreten war und besprach sich mit ihm. Ich konnte sie nicht verstehen, doch an ihrer Mimik konnte ich erkennen, dass sie beide wütend waren. Schließlich drehte sich Haesten zu mir um und gab mir zu verstehen, dass wir an Land gehen würden. Er suchte zwei seiner treuesten Männer aus und übergab Thorin die Herrschaft über das Schiff. Anschließend kamen sie an Land. Ein paar der Reiter sprangen von ihren Pferden und eilten uns zur Hilfe.

    Der Anführer der Reiter reichte mir den Arm, welchen ich ergriff und er zog mich vor sich aufs Pferd. Haesten und seine zwei Gefährten bot man solch einen Luxus nicht an, sie waren gezwungen, zu laufen. So begaben wir uns zu einer Burg, die etwa einen halben Tagesmarsch entfernt war.
    Emerahl ist offline Geändert von Emerahl (05.01.2015 um 20:15 Uhr)
  14. #394
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    Zitat Zitat von Emerahl Beitrag anzeigen

    [Bild: 4vCx1miIdiSpuboB6BLucretia_Avatar.jpg]

    Was? An Deck? Ich bin doch gerade erst ins Bett gegangen“. Thorin blickte mich schlaftrunken an. Dann grinste er plötzlich schief und fügte hinzu: „Du könntest auch herkommen… ich denke das Bett ist groß genug für drei!“

    Ich zögerte. Wenn der Preis stimmen würde, hätte ich nicht abgelehnt. Aber es sah nicht so aus, als würde dieser Krieger überhaupt etwas bezahlen. So müsste er es wohl befehlen. Er begann zu lachen. Hatte er das nicht ernst gemeint? Zog er diese Elfe mir vor? Mir, die ausgebildet worden war, den Menschen zu dienen? Er schickte Kari davon, doch ich blieb noch stehen, unschlüssig, ob ich ihn nach der Rüstung fragen sollte.

    Was ist, Prinzessin? Sollst du kontrollieren, ob ich auch wirklich aufstehen? Geh schon, ich komme gleich!“

    Da kam auch schon Kari an, packte mich am Arm und zog mich hinter sich her. Über die Schulter rief ich Thorin noch zu: Der Herr braucht noch seine Rüstung und ich weiß nicht, welche sie ist.“
    Draußen schaute mich Kari ängstlich an und flehte inbrünstig, nichts Haesten zu sagen. Er wäre alles, was sie noch habe. Irgendwie bekam ich Mitleid mit ihr. „Gut Kari, ich werde nichts sagen. Vorerst. Doch dafür habe ich was gut bei dir und ich komme darauf zurück.“

    In diesem Moment kam Thorin wieder an Deck und drückte mir die Rüstung Haestens in die Arme mit den Worten, ich solle mich nützlich machen. Ich nickte ihm zu und ging zu Haesten: „Herr, hier ist Eure Rüstung und Euer Gefährte kommt gleich.“

    Ich warf einen Blick zu den Männern in den Wanten, die das Segel refften, dann blickte ich zurück an den Strand. Es waren nun mehrere Reiter, die sie erwarteten. Das Schiff verlor an Fahrt. Einer der Reiter trabte etwas ins Wasser hinein und rief ihnen zu: „Was wollt Ihr hier? Hier ist nicht einmal ein Hafen!“

    Bevor Haesten antworten konnte, erwiderte ich: „Herr, wir kommen im Auftrag von Meister Lo Duca aus Minrathous in Tevinter. Wir haben Ware an Bord, die Euren Herrn gefallen wird und die er gewiss schon erwartet.“

    Ich ging damit ein Risiko ein. Waren es wirklich die richtigen Männer oder würden sie uns wegen Sklavenhandels töten? Nach kurzem Zögern erwiderte der Reiter: „Nun gut, Ihr könnt an Land kommen. Allerdings nur der Kapitän dieses Schiffes mit zwei seiner Männern und Euch, Lady.“ Ich blickte zu Haesten, nicht ganz sicher, wie er darauf reagieren würde. Es gefiel ihm augenscheinlich nicht.

    „Herr, wenn wir einige der Frauen verkaufen wollen, dann müssen wir das Risiko eingehen.“ Ich blickte ihn flehend an.

    Er wandte sich kurz zu Thorin um, der inzwischen zu uns getreten war und besprach sich mit ihm. Ich konnte sie nicht verstehen, doch an ihrer Mimik konnte ich erkennen, dass sie beide wütend waren. Schließlich drehte sich Haesten zu mir um und gab mir zu verstehen, dass wir an Land gehen würden. Er suchte zwei seiner treuesten Männer aus und übergab Thorin die Herrschaft über das Schiff. Anschließend stiegen wir in ein Beiboot, welches zu Wasser gelassen wurde. Die Männer ruderten uns ans Ufer. Ein paar der Reiter sprangen von ihren Pferden und eilten uns zur Hilfe.

    Der Anführer der Reiter reichte mir den Arm, welchen ich ergriff und er zog mich vor sich aufs Pferd. Haesten und seine zwei Gefährten bot man solch einen Luxus nicht an, sie waren gezwungen, zu laufen. So begaben wir uns zu einer Burg, die etwa einen halben Tagesmarsch entfernt war.


    Haesten legte die Rüstung an, welche Lucretia ihm nach einiger Zeit gebracht hatte. Sei´s drum, sollten die Reiter doch seinen muskelbepackten und tätowierten Körper bewundern. So überlegten sie es sich vielleicht zweimal, einen dummen Streich zu tun. Haesten warf sich die Kleidung über. Das schwarze Gambeson schmiegte sich wie von selbst an seinen Körper. Er knotete es zu und warf sich gerade das Kettenhemd über, als einer der Reiter sich aus der Gruppe löste und ins Wasser trabte.

    Was wollt Ihr hier? Hier ist nicht einmal ein Hafen!“, rief er herüber. Sein silberner Spangenhelm reflektierte das Sonnenlicht und Haesten kniff die Augen zusammen. Dennoch war das Gesicht des Sprechers nicht wirklich zu erkennen. Haesten warf sich den Schwertgurt um die Hüfte und dachte über eine eloquente und gleichzeitig feiste Antwort nach, da erschallte Lucretias Stimme schon.

    Herr, wir kommen im Auftrag von Meister Lo Duca aus Minrathous in Tevinter. Wir haben Ware an Bord, die Euren Herrn gefallen wird und die er gewiss schon erwartet.

    Haesten hielt die Luft an und blickte finster zu Luc herunter, die zu ahnen schien, dass sie abseits seines Interesses gehandelt hatte. Schon überlegte er, ob er sie nicht einfach über die Reling werfen sollte. Dann könne sie ja zu ihren neuen Herren schwimmen. Doch ehe etwas dergleichen geschah schaltete sich der Reiter erneut ein. Er erlaubte den Landgang. Allerdings sollte Haesten mit zwei Männern gehen. Und Lucretia, die der Reiter Mylady nannte. Welch unfreiwillige Komik, dass Lucretia, die kaum besser gekleidet war, als die restlichen Sklavinnen, als Lady angesprochen wurde, der Reiter es aber nicht für nötig befand den Befehl des Kapitäns abzuwarten oder um seine Erlaubnis zu fragen. Stattdessen wendete er sein Pferd und führte es an das sandige Ufer zurück.

    Herr, wenn wir einige der Frauen verkaufen wollen, dann müssen wir das Risiko eingehen.“, sagte Luc mit demütiger Verschlagenheit. Haesten knurrte, musste ihr aber Recht geben. Dennoch wäre es ihm lieber gewesen, er würde verhandeln. Schließlich war Lucretia nicht seine Sprecherin, sie war eine der Frauen, die er gegen Gold loswerden wollte.

    Es war die Gier nach den glänzenden Metallen, die Haesten dazu bewog Thorin den Befehl zu geben, hier in Wartestellung zu verweilen und genug kampfbereite Wachen aufzustellen, dass niemand die Arya einfach so stellen oder angreifen konnte. Er selbst rief zwei seiner Krieger zu sich, Rollo der grobe, rothaarige Bootsmann, ein schweigsamer Trinker der das Schiff jedoch besser als jeder andere durch einen Sturm manövrierte und Kjartan den Schlächter, ein zwei Meter großer Kerl mit spitzen Bart und glatten, schneeweißen Haaren, dessen Gesicht aus einem Flickenteppich aus Narben zu bestehen schien. Herger wiederum befahl er mit einer kleinen Truppe ausgesuchter Krieger die Umgebung abzusuchen und die Spur der Reiter in sicherer Entfernung zu verfolgen. Allerdings sollten sie nicht zu nahe kommen, damit die Geschäfte nicht gefährdet wurden.

    Haesten und seine beiden Männer landeten an, ebenso wie Luc, der ein Ehrenplatz auf dem Pferd des Reiterführers angeboten wurde. Hätte sie auch nur einen Funken Intelligenz besessen, wäre sie sofort vom Pferd gesprungen und hätte sich hinter Haesten eingereiht. So jedoch saß sie beinahe herrschaftlich auf dem Sattelstück und blickte mit versteckter Arroganz über die drei Männer, die in der Mitte der Reiter zu Fuß gehen mussten. Hoffentlich würde sie einen guten Preis erzielen...

    Haesten trug all seine Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Seinen Helm trug er in der Hand, auf seinem Rücken schaukelte der schwere Rundschild und sein Gürtel starrte nur so vor Klingen und Heften. So wanderten sie zu der Burg des Banns, die einen halben Tagesmarsch ins Landesinnere lag.

    Burg wäre übertrieben. Es sah eher wie ein zerfallener Tempel, eine verlassene Ruine, auf dessen Fundament man über Generationen und in bizarrer Weise mittels verschiedener Baustiele ein wehrhaftes Gebäude hochgezogen hatte. Doch wirkte die Burg, welche die Reiter Shakelstone nannten, auf eine beunruhigende Art wie eine leere, zerfressene Muschel. Es gab spitze, runde Türme, die in ungesundem Dunkel vor sich her dämmerten. Den Eingang bildete eine Reihe kleiner, säulengeschmückter Türbögen, so niedrig, dass die Reiter ihre behelmten Köpfe einziehen mussten. Da gab es ein archaisch wirkendes Steingebäude, das wohl den Bergfried bildete und ein riesenhaftes Fachwerkhaus, dem Steinhaufen, der wohl einst der Tempel war, gegenüber. Der Innenhof dämmerte vor trostloser Verlassenheit. Nur ein paar schmuddelige Kinder spielten im Innenhof und an einem brüchig aussehenden Brunnen kauerte ein zerlumpter Greis.

    Haesten zweifelte langsam daran, dass der Besitzer dieses Steinhaufens das Gold besaß, nach dem er sich so sehnte.
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    Zitat Zitat von Önee-sama Beitrag anzeigen

    [Bild: elf_child___Orphania_ava.jpg]

    Hey! Was machst du hier?
    Noch ehe Orphania der Name der anderen Person auf der Zunge lag, schien diese sie bemerkt zu haben.
    Verfolgst du mich etwa?
    W-was? Warum denkt sie, ich verfolge sie?
    Sie war viel zu überrascht, um gleich Alles zu verstehen und darauf zu reagieren. Außerdem hatte sie den Bogen der anderen Elfe bemerkt und unwillkürlich in den 'Angst-Modus' gewechselt. Doch anscheinend war die Angst unbegründet, denn die andere Elfe ließ den Bogen wieder sinken.
    Sie wird mir nichts tun. Schließlich reist sie auch mit Claudette und... und...
    Ihre Gedanken rissen ab, als sie sah, wie ihre Gegenüber plötzlich den Pfeil begutachtete.
    Was sie da wohl macht?
    Gebannt sah sie zu, wie die größere Elfe erst einen zweiten Pfeil und danach alle Weiteren, die sie bei sich trug, genau inspizierte. Sie wusste nicht, warum das geschah, jedoch hängte die Andere ihre Pfeile samt Tasche und Bogen sich wieder um ihren Körper und wandte sich erneut an Orphania.
    Komm schon“.
    Vorsichtig trat die kleinere Elfe näher.
    Wenn du schon hier bist, kannst du mich auch gleich begleiten.
    "O-okay, wenn du meinst... und danke, Abyss!"
    Endlich war ihr der Name eingefallen: Abyss! Und auch wenn die andere Elfe etwas drängte, so schien sie zumindest nach der Nennung ihres Namen kurz zu Lächeln, was Orphania etwas Selbstvertrauen gab. Freundlich nickte sie zurück und folgte Abyss schlussendlich...

    Ob sie weiß, was sie tut?
    Abyss legte ein gutes Tempo vor und Orphania fragte sich, ob das klug war in diesen engen Gassen. Sie fürchtete sich ein wenig in der Enge und hörte auch einmal sowas wie eine Bestätigung von Abyss, dass es dieser genauso erging.
    Urgh
    Dass Abyss damit den schleimigen Pilzbewuchs meinte, entging ihr aber, denn ihr Verstand verband den muffigen Geruch davon mit etwas anderem: Sicherheit. Im Hirn von der 12-jährigen war der Pilzgeruch unauslöschlich mit (wenn auch unsteter) Sicherheit vor ihrem Meister verbunden - schließlich war dieser Geruch nur an Orten vorgekommen, wo sie oder ihr Bruder Chilo hingeschickt worden waren, wenn sie nur Botendiensten oder ähnlichem nachgegangen waren und somit relativ gesehen keine Launen des Magisters zu erwarten hatten.
    Sie kreuzten schließlich einen Stapel Holzkisten, als Abyss stehen blieb. Anscheinend schien sie zu lauschen und als Orphania dann doch neugierig wurde und nachfragen wollte, redete die andere Elfe auch schon los.
    Komm, das sehen wir uns mal an!
    Abyss schien gewillt, mehr erfahren zu wollen von dem, was sie entdeckt oder bemerkt hatte und begann, die Kisten empor zu klettern. Doch Orphania zögerte.
    Komm schon, Orphania!
    Abyss trieb sie an und sie gab sich einen Ruck, vor allem, weil sie nicht alleine am Boden zurück bleiben wollte. Sie brauchte etwas, um sich auf die erste Kiste zu trauen: Wieder lag es nicht am vorherrschenden Moder durch Pilzbefall, sondern fürchtete sie sich davor, von einer der Kisten abzurutschen. Aber sie folgte der Anderen nach Oben...

    Da sie kleiner als Abyss war, konnte Orphania wenig erkennen und sah zunächst nur die Dächer von anderen Häusern, deren Dichte sie zusätzlich verwirrte. Bis sie soweit kam und sich auf Zehenspitzen stellte, zeitgleich fast an der Mauer emporhangelte, schien Abyss eine Entdeckung gemacht zu haben.
    Vance… Vance… Claudette! Claudette Vance!
    "Was ist mit Claudette?"
    Orphania verstand nicht, was die Andere wollte, war sich aber bewusst, dass es etwas Wichtiges sein musste, immerhin dachte sie mit viel Zuneigung und Dankbarkeit an die rothaarige Kriegerin - vor allem für das, was sie für ihren Bruder und sie getan hatte. Abyss erklärte es ihr und Orphania bemerkte eine Dringlichkeit in den Worten von der anderen Elfe. Abyss schlug auch gleich vor, Claudette aufzusuchen und von ihrer Entdeckung in Kenntnis zu setzen, woraufhin die kleinere Elfe ernst nickte.
    "Natürlich. Sagen wir das so schnell wie möglich zu Claudette!"
    Beherzt machten sich die Beiden an den Abstieg, bis...
    "Iiiiiiiiiiiiiihhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh... Au!"
    Orphania war einem der mächtigsten Feinde eines 12-jährigem Mädchens begegnet: Einer etwa 2 cm großen Spinne! Diese hatte sich gerade an einer Kiste abgeseilt und als das Mädchen einmal innehielt, um sich umzublicken, war besagtes 'Monstrum' direkt unmittelbar vor ihrem Gesicht gewesen. Nun löste dieses kleine Tierchen den genau gegenteiligen Effekt wie noch zuvor das Kätzchen aus - alles in dem kleinen Körper erstarrte kurz vor Angst, bevor jede einzelne Faser von Ekel und Abschau ergriffen wurde. Diesen Gefühlen wurde mit einem lauten Schrei kund getan, bei dem sie ihren Halt verlor und die letzte Kiste entlang herab fiel. Abyss kam sofort zu ihr und wollte ihr aufhelfen, als eine Stimme erklang.
    "Halt! Wer da!?"
    Orpania war noch halb benommen, weniger vom Schmerz, als von dem grässlichen Erlebnis mit der Spinne und dem einhergehenden Schock deswegen. Doch Abyss witterte Gefahr und redete schnell auf Orphania ein.
    "W-was? Ich verst-..."
    Weiter kam sie nicht - Abyss zog die Kleinere kurzentschlossen auf die Beine und zerrte sie schnell hinter sich her.
    "W-warte... uh, nicht so schn-"
    Abyss schien aber wie selbst von der Tarantel gestochen und zeigte kaum Rücksicht auf die Jüngere. In für Orphania rasendem Tempo ging es durch schmalste Gassen und Winkel, immer dicht an Mauern oder hohen Zäunen entlang...

    Orphania atmete schon schwer und ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, als Abyss sie um eine Ecke zog, nur um dann so abrupt stehen zu bleiben, das Orphania von hinten in sie krachte und beide Mädchen von den Beinen holte. Sie fielen nach vorne und halb ineinander und blieben als großes Wirrwarr an Gliedmaßen auf dem Boden liegen. Doch ehe eine von ihnen wirklich sich davon erholen konnte, war ein Schatten über sie gekommen und als Orphania nach oben blickte, sah sie runzelige Haut, schneeweiße Haare und ein kaum erkennbares Gesicht, dass im Schatten lag.
    "Wo kommt ihr zwei denn plötzlich her!?"


    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    Orphania schien nicht zu verstehen, wieso Abyss immer und immer wieder den Namen Vance vor sich herumurmelte. Schließlich fragte sie nach und Abyss erklärte, dass dieser Mann, den sie gerade beobachtet hatten eine von Claudettes Schwestern kannte. Und anscheinend war diese in Gefahr. Zwar verspürte Abyss noch immer eine gewisse Angst vor Claudette, welche sie ohne zu zögern auf der Lichtung niedergemacht hätte, doch würde Arian dieses Geheimnis sicherlich mit der Rothaarigen teilen wollen. Und zudem hatte Orphania alles mit angehört. Und sie würde sicherlich nicht dicht halten. Also schlug Abyss vor gemeinsam zur Kriegerin zu gehen und ihr die Neuigkeiten zu überbringen. Die andere Elfe stimmte zu und gemeinsam begannen sie mühsam und möglichst geräuscharm die Kisten hinabzuklettern. Plötzlich jedoch schrie Orphania grell auf und stürzte im nächsten Moment die verbleibende Kiste hinab. Abyss sah sich um und erblickte den Grund dafür.

    Es war ein achtäugiges Monster, mit langen haarigen Beinen, die aus seinem pechschwarzen korpulenten Körper wucherten. Mächtige Kiefer spannten sich um ein schlundähnliches Maul in dem hunderte rasiermesserscharfe Zähne mahlten. Abgesehen von der geringen Größe des Ungetüms war die Spinne, die Abyss nun blutgierig anstarrte, nicht weniger furchteinflößend als die Werwölfe, welche im Vergleich dazu beinahe niedlich erschienen.

    Abyss hatte eine derartige Konfrontation befürchtet, seit sie ihren ersten Schritt in die dunkle Gasse gesetzt hatte. Nun war der Moment gekommen, ihren Mut zu beweisen.
    Einfach draufspringen, Abyss! Dann ist alles vorbei!, flüsterte sie sich selbst zu. Der der Mut versagte ihr und es kam nicht zur Schlacht. Die Elfe war sich sicher, dass das Monster den Angriff überleben, sie abwerfen und über sie herfallen würde.

    Doch glücklicherweise wandte sich die Bestie plötzlich ab, schaute kurz zu der am Boden strampelnden Orphania und beschloss wohl, dass die beiden Elfenkinder die Mühe nicht wert wären. So urplötzlich wie sie erschienen war, verschwand sie unter leisem Klackern ihrer vielen Beinstumpen zwischen einer Kistenritze.

    Abyss nahm allen Mut zusammen und übersprang die Ritze. Demzufolge landete sie recht unsanft neben Orphania. Da erklang eine Stimme. „Halt! Wer ist da?“ Abyss blieb wie vom Donner gerührt stehen und lauschte. Dann packte sie Orphania und zog sie hoch. Sie hörte wie ihre Gefährtin etwas stammelte, doch achtete sie nicht darauf. Wenn das der Mann war, der Claudettes Sippe suchte, dann mussten sie entkommen.

    Gemeinsam hechteten sie durch die sich nun zu ihnen herunterneigenden Gassen, deren gaffende Fensterspalte sie irrwitzig verfolgten und die glitschigen Mauern lachten, wenn Abyss Körper unkontrolliert gegen sie schlug, sich von ihnen abstütze und weiter sprintete. Stechende Schmerzen durchzuckten ihre kleine Lunge und einmal war sie kurz davor, zusammenzubrechen. Auch Orphania schien sich mit dem Weg zu quälen, doch zog sie tapfer mit.
    Schließlich bog Abyss um eine Ecke und blieb stehen. Direkt vor ihr offenbarte sich die rettende Straße. Doch ehe sie die frohe Botschaft kundtun konnte, donnerte Orphania mit der Wucht eines Rammbocks in Abyss Kreuz und warf beide zu Boden.

    Orphania fiel zum Glück sanft, denn sie landete auf Abyss, deren eine Gesichtshälfte in den Dreck vor ihren Füßen gedrückt wurde und in deren lichtblonden, leicht zotteligen Haaren nun schwere Klumpen Erde klebten. Der hölzerne Köcher drückte unangenehm im Kreuz und Abyss versuchte sich zu befreien, doch schien Orphania vom Schmerz zu betäubt um sich zu regen. Der Himmel verdunkelte sich und Abyss fürchtete ohnmächtig zu werden. Doch dazu kam es nicht.

    Wo kommt ihr zwei denn plötzlich her!?“, krächzte eine altersschwache Stimme. Abyss blickte auf. Ein alter Mann stand vor ihnen. Lange, schneeweiße Haare bedeckten seinen Kopf in spärlichem Wuchs. Diese waren noch zerzauster und wilder, als bei Abyss. So überraschte es, dass sein schrulliges Gesicht keinen wilden Bart zeigte, wie er bei Bettlern üblich war.
    Wir…“, begann Abyss, doch der Mann schaute ins Dunkel der Gasse.
    Verfolgt euch jemand?“, fragte er ernst und seine mit Altersflecken übersäte Hand wanderte zu einem Dolch in seinem Gürtel.

    Monster. Monsterspinne!, keuchte Abyss. Der Alte lächelte, als er das hörte. Sein Mund bestand hauptsächlich aus Lücken, nur unterbrochen von vier oder fünf gelben Zähnen. Als er dann die erschreckten Gesichter der beiden sah, lachte er herzlich.
    Aber, aber, Kinder! Das ist doch kein Grund sich zu fürchten!“
    Die Hand ließ den Dolchgriff unberührt. Stattdessen half sie den beiden Mädchen aus, sich zu entwirren und aufzustehen. Die knittrige Haut des Alten wirkte seltsam hell und erinnerte Abyss als Papier.

    Die beiden Elfenkinder bedanken sich schüchtern, doch der Alte lächelte nochmals und winkte ab. Nun sah Abyss, dass seine Augen verschwommen und milchig schienen. Ein Zeichen der Blindheit. Dennoch schien er sie noch genug wahrnehmen und sehen zu können.

    „Also… wo wollt ihr Beiden denn nun hin? Und wer seid ihr überhaupt?“
    Ich bin Abyss Dalinthal und das ist Orphania…
    , antwortete Abyss wahrheitsgetreu, wobei ihr auffiel, dass sie Orphanias Nachnamen gar nicht kannte.
    Und ihr?, schaltete sich die jüngere Elfe neugierig ein. Der alte grinste vergnügt.
    Ich bin Ben von Hookton!“, sagte er stolz.
    Seid ihr ein Adliger?, fragte Abyss. Der Alte schüttelte amüsiert den Kopf.
    Nein, mein Kind. Das Fischerdorf aus dem ich stamme heißt Hookton. Ich bin nur ein bescheidener Diener und das schon mein ganzes Leben“.
    Wem dient ihr?, wollten beide Elfen beinahe zeitgleich wissen.
    Der Kirche und dem Erbauer natürlich!“, antwortete Ben, als gäbe es niemand anderen dem man dienen könne.
    Aber falls es eure Neugier befriedigt: im Moment reise ich als Begleitung der neuen Templerkommandantin des hiesigen Ordens. Sie traf vor einigen Tagen aus den freien Marschen ein und soll die kürzlich verstorbene Kommandantin Walsh ersetzten. Wenn ihr wollt bringe ich euch zu ihr!“

    Abyss sah Orphania zweifelnd an. Doch diese schien ebenso überfragt. Da Abyss jedoch fürchtete dem glatzköpfigen Kopfgeldjäger über den Weg zu laufen, oder einer der Wachen mit der er gesprochen hatte. Zudem erinnerte Abyss sich daran, dass Arian stehts positiv von den Templern gesprochen hatte, also nickte sie vorsichtig zustimmend.

    Ausgezeichnet! Dann kommt!“

    Der Alte zuckelte los, die Elfenmädchen im Slepptau. Abyss, die sich die Lehmklumpen aus den Haaren pullte, wurde unbehaglich, als er sie tiefer in die Eingeweide der nun verwirrenden Gassenstadt führte, vorbei an einem kopfsteingepflasterten, eingedrückt wirkenden Marktplatz und einem Haus, aus dessen Inneren merkwürdige Gerüche verschiedenster exotischer Gewürze drangen und dessen Schornsteinrauch, der wabernd im Himmel verlief von merkwürdig violetter Farbe war. Ihr betagter Führer schlurfte langsam voran. Dabei wippte sein hell leuchtendes Haare vergnügt auf und ab.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit merkte Abyss, wie Orphania sich offenbar verunsichert an ihre Seite drückte. Doch auch Abyss selbst war nicht weniger besorgt oder mutig. Langsam wünschte sie sich, sie wäre nie von des Kriegers Seite gewichen und sie begriff, dass sie sich seit sehr langer Zeit nicht mehr so allein und unsicher gefühlt hatte. Selbst im Lager mit den Werwölfen, selbst bei im dunklen Wald mit dem versuchten Vergewaltiger hatte sich Abyss irgendwie sicherer gefühlt. Sie hatte nur rufen brauchen und wusste, dass Arian bei ihr wäre. Doch hier, inmitten der Sicht auf nichts außer schier endlosen Häuserwänden würde selbst Arian sie nicht schnell genug finden. Und wenn, dann wäre es vielleicht sogar zu spät…

    Schließlich erreichten sie eine kleine Lichtung inmitten des Hauserwaldes. Dort war ein Brunnen, der jedoch anscheinend ausgetrocknet war, denn eine schwere Ulmenholzplatte verdeckte den kreisrunden Schlund. An diesen, einem Mann etwa bis zur Burst reichenden Brunnen lehnte ein Mann, den Abyss als den Templerleutnant Emile erkannte. Er trug noch immer die feine Kleidung eines Chevaliers und stütze sich lässig ab, während er sprach. Er sprach mit einer Frau. Es handelte sich dabei um eine Frau vielleicht Anfang Dreißig. Umringt wurden die beiden Gesprächspartner von einigen Templern in deren typischen Rüstungen, wenn auch unbewaffnet und unbehelmt.

    Abyss sah sich die Frau im Näherkommen genauer an. Sie hatte lange, honigbraune Haare, die zu einem langen dicken Zopf zusammengefasst waren, der schlangenartig über ihren Rücken hing. Die Haare beidseitig der Schläfen hatte sie abrasiert sodass der Haarwuchs erst etwa zwei Finger oberhalb der Ohrspitzen begann und sich wie ein dicker Streifen in den Zopf ergoss. Sie hatte ein hübsches, meisterhaft geschliffenes Gesicht mit auffallend dicken, schwarzen Augenbrauen, die nahezu perfekt gewachsen schienen. Unter langen Wimpern lagen braune Augen welche sowohl Wachsamkeit, als auch Wärme in sich trugen. Ihre Nase ragte in fast königlichem Sitz aus ihrem Gesicht hervor, jedoch keinesfalls fehl an Platze. Sogar Abyss staunte, dass Menschenwesen derart graziöse Gesichter hatten. Abgerundet wurde das Gesicht der Fremden durch ein markantes Kinn mit einem Grübchen. Während sie sprach, fielen Abyss die vielen Lachfalten auf, die ihre Mundwinkel umspielten und ihrem sonst sehr jungen Aussehen einen Hauch mehr Erwachsensein eingaben. Beim Näherkommen bemerkte Abyss jedoch, dass die Haut der Fremden keinesfalls so glatt und makellos war, wie man es auf den ersten Blick vermuten mochte. Sie schien viel eher kratzig, wie Sandpapier und irgendwie porös. Zudem wirkten ihre trockenen, wenngleich schön geschwungenen, Lippen rissig und abgeblättert. Von Nahem sah Abyss auch, dass ihre Haare sich teilweise gegen das unfreiwillige Gefängnis eines Zopfes zu wehren schienen, doch wurden sie mit Lederbändern gezüchtigt.

    Die Kleidung der Frau, die angeregt mit Emile sprach war ebenso auffällig, wie die Frau selbst. Es schien eine Art ledernes Kleid zu sein, deren Enden in einzelne, spitz auslaufende Streifen lief. Ihre Taille war mit einem verstärkten Korsett verengt und verlieh der Frau ein graziöses Auftreten. Ihr Oberkörper wurde durch zwei vom Rücken kommenden Lederlappen bedeckt, welche die Frau vorne mit dafür vorgesehenen Schnüren zusammengebunden hatte. Die engen Ärmel der Kleidung reichten bis fast zu den Händen und schützten in blattförmigen Ausläufen sogar die Handflächen der Dame. Die gesamte Kleidung war in matten Schwarz gehalten, mit Ausnahme des geflochtenen Gürtels, der neben schwarzen Lederelementen auch rotes Tuch zeigte. An diesem Gürtel hing ein nach vorne leicht gekrümmter, recht langer Dolch. Dieser erinnerte jedoch mehr an ein Jagdmesser, als an eine Kampfwaffe, war sein Griff anscheinend aus bleichen Hallageweih geschnitzt und ohne jede Art Parierstange. Die Scheide, in der er steckte war von einfacher Machart und ohne Schmuck oder besonderer Auffälligkeiten.

    Die einzige richtige Waffe, welche die Frau mit sich führte war ein Speer auf ihrem Rücken. Er hing schräg, sodass die Spitze, welche zu Boden zeigte, den Boden nicht berührte. Das Holz der Waffe war von rötlicher Beschaffenheit und mit ledernen Schnüren umwickelt. Am oberen Ende befand sich ein bösartig aussehender Eisendorn. Das Gegenstück dazu bildete die Klinge der Waffe, die etwa die Länge eines menschlichen Unterarms maß, sehr dünn aber gleichsam sehr breit im Profil war. Am unteren Ende der doppelseitigen Schneide befanden sich zwei kurze Parierstangen, was die Waffe zu einer sogenannten Flügellanze machte, angebracht.
    Der Alte führte die Beiden an die Gruppe heran.

    Und ihr seid sicher, dass er ein Blutmagier ist?“, fragte die Stimme der Frau. Sie klang sehr weiblich und sympathisch, wenngleich sie auffällig näselte.
    Natürlich bin ich das…“, antwortete Emile überheblich.
    Also habt ihr gesehen, wie er Blutmagie wirkte?“
    Nach kurzem Schweigen antwortete Emile knapp: „Es gibt Zeugen!“
    Entschuldigung, Mysire, Mylady!“, unterbrach der Alte unnötigerweise. Die Streitenden hatten die watschelnde Gestalt bereits bemerkt, ebenso wie die hintendrein trottenden Kinder und aufgehört sich zu unterhalten.

    „Wer ist das, Ben?“, fragte die Frau.
    Ich kenne die Kinder! Sie gehören zu den Zeugen, von denen ich eben sprach!“, rief Emile und deutete mit dem Finger abwechselnd auf Abyss und Orphania.
    Die Andere hob eine ihrer dicken Augenbrauen und schmunzelte.
    Wirklich? Sind all eure Zeugen derart glaubwürdig, Emile?“
    Der Templer schwieg beharrlich und die Frau kam mit bedächtig voreinander gesetzten Schritten zu den Dreien herüber.
    Ihr könnt gehen, Ben!“, sagte sie kurz angebunden. Der Alte verneigte sich kurz und zog sich zu den Templern zurück, die nun gespannt zusahen.

    Die Frau stand nun direkt vor ihnen und Abyss erkannte, dass an den zipfelartigen Enden des etwa knielangen Kleides, Abyss zählte zehn der Enden, kleine, mit kurzen Ketten angebundene Anhänger des Schwerts der Gnade, ein Symbol das sie in einem Buch über Templer gesehen hatte, hingen. Nun erkannte Abyss, dass auch auf der einen Lederplatte auf der linken Burst der Dame ein derartiges, flammenschlagendes Symbol eingraviert war. Abyss spürte wachsendes Unbehagen, doch dann kniete sich die Frau zu ihnen herunter und sagte in freundlichem Tonfall: „Mein Name ist Clementine Mayhem. Ich bin die neue Kommandantin der Templer hier“. Die Kommandantin sprach mit einem merkwürdig scharfen, wenngleich beinahe unauffälligen Akzent. Abyss erinnerte sich, dass der Alte gesagt hatte, sie käme aus den freien Marschen, wo immer das auch sein mochte. Clementine schaute die beiden Elfen an und deutete mit einem Kopfnicken Richtung Emile.
    Kennt ihr den Mann dort?“
    Abyss nickte stumm.
    Wo sind eure Eltern?“
    Shepard Commander ist offline
  16. #396
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Am Flussbaum | Ein kleiner Ausflug II ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]

    Aril hatte sich schon auf den Weg gemacht und war dabei, die Böschung hinaufzusteigen, als Glandis mit einer derart feurigen Rede loslegte, dass die Adlige stehenblieb und alles mit offenem Mund über sich ergehen ließ:
    »Aril, tue mir einen Gefallen … höre auf über die vergangenen Dinge dir den Kopf zu zerbrechen. Verstehst du das?« Aril kam gar nicht dazu zu antworten, und wenn, dann wäre es eine sehr schnippische Antwort gewesen. Was bildete sich diese Elfin überhaupt ein, ihr zu sagen, woran sie denken sollte und woran nicht?

    Energisch sprach die Dalish weiter: »Wir beide … Wir beide sind jetzt zusammen. Du machst dies und ich mache das. Läge jetzt der Knochen noch rum, und ein Wolf würde die Pferde aufscheuchen, dann wäre es so. Nicht mehr zu ändern. Daraus würdest du und ich lernen, es abstellen. Aber danach noch zu reden und zu reden bringt nichts. Wir sind jetzt zusammen, so wie wir sind. Eigentlich ist es auch unwichtig, wer und was wir vorher waren. Denn gestern bei dem Kampf mit dem Sturmtrupp zählte nur, bekommen wir es hin oder nicht. Wir haben es hinbekommen. Also lasse das zurück, was war. Sei froh, dass du von Kind eine andere Welt hast erleben können. Sie hat dir viel Gutes gebracht. Nimm es so, wie es ist.« hier machte die Dalish eine weitere Pause und fügte hinzu: »Ein anderer wäre weitergeritten, wenn stört schon so eine Dalish. Du hast es nicht getan. Deshalb sind wir auch jetzt zusammen, ja?«

    Mit einem »‚beren‘ ‚thala‘« war die elfin bei ihr und drückte sie kurz in ihren Armen.
    Völlig verdattert stand Aril da und wusste nicht, was sie sagen sollte. Glandis wusste die Stille zu nutzen. »Komm, lasse uns schauen, was wir gestern angestellt haben.«
    Damit marschierte sie nachgerade fröhlich los und Aril musste sich zusammenreissen, um nicht schon wieder in der Vergangenheit zu versinken. Das war eine so andere Weltsicht! Wie konnte Glandis leben und nicht an die Vergangenheit denken? Ihr war beigebracht worden, dass die Vergangenheit die Meßlatte für die Erfolge der Zukunft sei. Fehler ,die sie in der Vergangenheit begangen hatte und reflektiert hatte, würde sie in Zukunft nicht wieder machen.
    Bei Familienfeiern schwebten man gemeinsam in Erinnerungen an Freunde und Verwandte - die zukunft kam höchstens dann aufs Tapet, wenn eine Dame schwanger war und man die nächsten Monate so eifrig plante, als ließen sie sich auf simpelste Weise vorhersagen.

    Nein, Glandis schien am ehesten im Jetzt zu leben. Und irgendwo hatte sie Recht, das musste Aril sich eingestehen. Beide hatten eine Wahl getroffen - sie hatte die Wahl getroffen, die Dalish zu retten. Auch wenn es weniger eine Wahl als eine Intuition gewesen war ... Sie seufzte. Schon wieder schwelgte in der Erinnerungen der ein paar Tage vergangenen Vergangenheit.
    Sie schloss zur Elfin auf, die den Weg zum Lager der Hurlocks eingeschlagen hatte. Auf dem Weg dorthin kamen sie auch am Kampfplatz des Generals vorbei. Aril erschauderte bei dem Gedanken daran, wie knapp alles gewesen war.


    Hatte sie sich das nur eingebildet, oder hatte Glandis ihr gerade einen schiefen Seitenblick zugeworfen? Ertappt biss sich Aril auf die Lippen. "Ich bin gespannt, was wir finden!" versuchte sie mit gespielt fröhlicher Stimme ein Gesüräch anzufangen. "Wertsachen werden sie wahrscheinlich nicht dabeigehabt haben ... " Aril fiel ein, dass Glandis ja auch kein Freund von großen Gesprächen war. Zumindest nicht immer.

    Langsam fragte sie sich, ob sie sich nicht auch irgendwo den Kopf gestoßen hatte. Nicht nur die Vergangenheit erschien ihr jetzt voller Fehler, sie sah auch keinen Weg mit der Elfin umzugehen, ohne weitere "Fehler" zu begehen. Für den Moment wollte sie beweisen, dass sie durchaus auch anders konnte und sagte kein Wort mehr.
    Fawks ist offline Geändert von Fawks (08.01.2015 um 19:45 Uhr)
  17. #397
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 1

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „Ich bin gespannt, was wir finden!“ und ein „Wertsachen werden sie wahrscheinlich nicht dabei gehabt haben ... „, das war wirklich alles, was die Adlige im Kopf hatte, als sie fast am Lager waren. Gut, die Dalish war satt über dieses Gejammer aus der Vergangenheit etwas zügig vorangegangen. Doch als sie den Kampfplatz erreichte, wo der Kampf zwischen Aril und dem Hurlock-Alpha stattgefunden hatte, überkam sie ein Schauer. Sie stockte. Für einen Moment schien es ihr, als wenn die Zeit stehen würde, nicht für eine Stunde oder einen Tag, nein länger. Wie lang wusste sie nicht. Die Frage nach den Wertsachen holte sie zurück. Aril ist endlich da, schoss es ihr durch den Kopf. Und Glandis kam es in den Sinn, wie sie mit dem Bogen der Dunklen Brut noch zwei Pfeile hatte einigermaßen treffsicher platzieren können.

    Sie schaute die junge Ferelderin an und sagte: »Aril, warte mal, bevor wir über den Sinn von Wertsachen reden.« Sie blickt dabei ihn das Gesicht und wartete, bis sie wieder zu einem normalen Atem gekommen war und erklärte dann: »Wir müssen diese da begraben, sonst werde Raben auf ihn herumhacken, die Raben werden größere Raubtiere, wie Wölfe, anlocken und diese wiederum auch neue Gruppen der Dunklen Brut.«

    Erneut machte sie eine Pause, fügte ein »vielleicht« , noch an und schaute, dass ihre Worte angekommen waren. Denn das, was sie jetzt taten war, für sie wichtig, ‚tass‘ eben.

    »Doch zuvor sollten wir Vorsicht walten lassen. Das Lager kann ja immer noch oder schon wieder besetzt sein und,« Glandis holte Luft und sagte weiter, »wir können uns ansehen, wie wir gestern gekämpft haben. Denn da gibt es schon Dinge, die man verinnerlichen kann, um sie später wieder zu verwenden. Was hältst Du davon?«, fragte die Dalish und wechselte in eine hockende Haltung, die ein rasches Laufen noch ermöglichte, aber weniger Aufmerksamkeit bot.

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (11.01.2015 um 11:08 Uhr) Grund: verlinkt
  18. #398
    Grisha Avatar von Emerahl
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    Samira/Elias

    Lana

    Halward (kein aktueller Post)

    [Bild: OjD2FZBastien_Avatar.jpg]

    „Ihr jammert wie ein Kleinkind, Bastien. Ich dachte ihr seid ein Chevalier? Ein Ritter, von höchster Ehre, Mut und Geschick. Warum belastet diese Tat in Ferelden euer adliges Herz, wenngleich ihr doch daheim ein Ehrenmann seid, der nicht nur seine Familie mit der Klinge verteidigte, sondern sogar einen ebenbürtigen Gegner der ebenfalls den legendären kaiserlichen Rittern angehört, im Duell tötete?“


    Spott lag unverkennbar in Lanas Stimme und in ihrem Blick, als sie auf sein Geständnis reagierte. Doch halt! War da nicht auch eine Spur Anerkennung zu hören? Er musste sich getäuscht haben.

    Dann mischte sich Elias in das Gespräch und nahm alle Schuld auf sich, was seine Tochter betraf und ihn hielt er für ehrenhaft, weil er seine Schwester verteidigt hatte. Nun, seine Familie sah das anders. Schließlich war nichts Ehrenhaftes daran, gegen die Regeln des Kodex zu verstoßen. Doch die Rede von Elias ließ Bastien in Gedanken versinken.

    Als sich die Elfe wieder mit diesem überheblichen Tonfall an Elias wandte, riss sie ihn aus seinen Gedanken. Bastien knirschte mit den Zähnen vor unterdrückter Wut. Dieser Tonfall! Noch nie hatte er so einen Drang wie bei der Elfe verspürt, sie übers Knie zu legen und ihr den Hintern zu versohlen, um ihr Vernunft einzubläuen. Über sich selbst erstaunt, schüttelte er den Kopf. Elias erzählte, dass er früher ein Söldner gewesen sei und sesshaft wurde, als er seine Frau kennen gelernt hatte. Das Geheimnis, das er Bastien erzählt hatte, verschwieg er allerdings. Auch Bastien würde nicht darüber sprechen. So viel Ehrhaftigkeit musste sein.

    Nach seiner Erzählung fragte Elias wiederum Lana, ob sie Familie hätte. Lana lachte trocken, ehe sie Elias antwortete.

    „Ich habe einen König. Ich brauche keine Familie! Zudem… ihr wisst doch, dass ich eine Magierin bin. Wie viele Männer denkt ihr wohl, akzeptieren dies einfach oder haben auch nur das geringste Verlangen ihr Leben mit einer… wie nennen es diese Templer gleich… Abstößigen zu verbringen?“

    Ein gezwungenes Lächeln, welches ihre Augen nicht erreichte, lag auf ihrem Gesicht.

    „Nein, es gibt keinen Ort außer der Festung meines Herrn, wo ich frei sein kann… wo man mehr in mir sieht, als nur eine Magierin“.

    Nachdem Bastien sie kurz gemustert hatte, ließ er seinen Blick schweifen. Schließlich hatten sie noch eine Aufgabe zu erledigen. Bastien stutzte, als er dachte, etwas zu erkennen. Er kniff die Augen leicht zusammen und konzentrierte sich auf die Stelle unter dem Baum. Tatsächlich! Da saß eine Gestalt! Sie war leicht zu übersehen, hatte sie doch dunkle Kleidung an.

    „Dort! Unter dem Baum sitzt Jemand! Vielleicht braucht er Hilfe?“

    Bastien zeigte in die Richtung, doch ohne die Antwort seiner Gefährten abzuwarten, rannte er los. Seine Rüstung schepperte dabei gewaltig, doch das war ihm in diesem Moment egal.
    Emerahl ist offline
  19. #399
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Aril_Ava.png]
    Glandis sagte genau das, was Aril sich auch dachte: »Aril, warte mal, bevor wir über den Sinn von Wertsachen reden. Wir müssen diese da begraben, sonst werden Raben auf ihn herumhacken, die Raben werden größere Raubtiere, wie Wölfe, anlocken und diese wiederum auch neue Gruppen der Dunklen Brut.«

    "Ja, du hast Recht," nickte Aril. Im Stillen schalt sie sich, dass sie immer noch das materielle Denken ihrer Familie mit sich herumtrug. Als ob eine edles Armband oder eine Halskette ihr hier draußen etwas bringen würde. Nicht einmal das bisschen Geld, das sie dabeihatte, würde ihr weiterhelfen! Warum also darauf hoffen, dass die Dunkle Brut etwas WErtvolles dabeihatte? Sie sollte vielleicht eher darauf spekulieren, dass eine Decke oder Essensvorräte - die auch Menschen genießen konnte - dabeigehabt hatten.

    »Doch zuvor sollten wir Vorsicht walten lassen. Das Lager kann ja immer noch oder schon wieder besetzt sein und wir können uns ansehen, wie wir gestern gekämpft haben. Denn da gibt es schon Dinge, die man verinnerlichen kann, um sie später wieder zu verwenden. Was hältst Du davon?«
    Aril verzog keine Miene. Sie deutete mit dem Kinn auf die Grasfläche in Richtung der kleinen Schneise, die Glandis geschnitten hatte, um sich an die Dunkle Brut heranzuschleichen. Man konnte sie sogar erkennen. Und unweit diese Schneise war der Kampfplatz von Aril gewesen. Sie beäugte den Boden nach Spuren Ausschau haltend. Der zweite Hurlock und der Anführer hatten geblutet und würde - abgesehen von den Leichen - sichtbare Spuren hinterlassen.
    "Dort!" Aufgeregt deutete Aril auf drei kleine Hügel, die sich aus der Graslandschaft erhoben: Hügel mit Rüstungen. Ihnen am nächsten lag der Anführer. Die Adige überlegte kurz, warum er nicht auf gleicher Höhe mit den Hurlocks lag, aber ihr fiel der Schnitt in der Schulter ein und sie erinnerte sich, dass er sich zurückgedrängt hatte - bis Glandis' Pfeile ihn davon abgehalten hatten.
    Die junge Frau sah die Elfin an. "Hier ging es los." Sie deutete auf die Stelle, wo sie ungefähr gestanden haben musste, als sie den Schrei ausgestoßen hatte.
    "Dann kamen die drei auf mich zugerannt. Dieser hier", sie deutete mit dem Finger auf den am weitesten entfernt liegenden Hurlock, "erreichte mich zuerst und ich habe seinen Schwung genutzt und um ihn zum Sturz zu bringen. Danach war er erledigt." Die offene Dolchwunde in seinem Rücken war nicht zu übersehen.

    Zwischen ihm und den beiden Frauen lagen noch der General, der am nächsten zu Glandis und Aril lag und der zweite Hurlock. "Dem ersten bin ich noch entgegengesprungen. Von hier aus," erklärte Aril und deutete auf die Stelle, von wo aus sie ungefähr losgerannt und gesprungen sein musste, "habe ich mein Gebrüll losgelassen und gewartet, bis die Truppe losgelaufen ist."
    Fawks ist offline Geändert von Fawks (10.01.2015 um 17:44 Uhr)
  20. #400
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 2

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „Hier ging es los.“„Dann kamen die drei auf mich zu gerannt. Dieser hier erreichte mich zuerst und ich habe seinen Schwung genutzt und um ihn zum Sturz zu bringen.“„Dem ersten bin ich noch entgegengesprungen. Von hier aus, habe ich mein Gebrüll losgelassen und gewartet, bis die Truppe losgelaufen ist.“

    Glandis war in der hockenden Haltung geblieben und hörte aufmerksam zu. Bereits bei dem Sehen ihres mit Hand geschnittenen Kriechweges hatte sie erkennen müssen, welches unbeschreibbare ‚galu‘, ja welches Glück sie gehabt hatten. Denn die Hurlocks waren nur wenige Meter an der von oben, jedoch aus direkter Nähe gut sichtbaren Schneise vorbeigerannt. Wie Aril so bruchstückhaft die Dinge beschrieb, dachte die Dalish mit Grauen daran die Toten anfassen zu müssen. Sie hatte ein Tuch oder etwas Ähnliches vergessen. Kurz kam ihr der Gedanke in den Sinn, aus dem abgeschnittenen Gras Matten zu flechten. Doch sie verwarf den Gedanken, zu viel an Zeit. Vielleicht würden sie ja im Lager der Dunklen Brut ein Seil oder etwas Ähnliches finden. Nach dieser Idee lächelte sie die Adlige an und sicherlich, wusste diese nicht warum.

    Für Glandis stand fest. Sie würde nicht vom Glück reden. Diese Unsicherheit, ob sie wieder ein Gleiches haben werden, würde in all ihren weiteren Dingen stecken. Deshalb kein Wort davon, das nahm sie sich fest vor.

    Doch es galt, den Kampf auszuwerten. Denn sie hatten spontan gehandelt und es war eine gute List gewesen. Die Ferelderin hatte zu dem ihr Waffenhandwerk geschickt einsetzten können. Damit begann auch die Dalish:

    »Aril, du kannst sehr stolz auf dich sein. Denn als ich vor Tagen am Feuer fragte ob du dir vorstellen kannst so eine Sache durchzuziehen, wusste ich ja nicht, wie schnell es dazu kommen würde. Es war ein perfekter Kampf. Auch das Ausnutzen des Schwungs des Angreifers war gekonnt. Denn meist verfallen viele in Panik, wenn so mehrere schwerterschwingend auf einen zu stürmen. Hast Du das trainiert?«

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (11.01.2015 um 11:08 Uhr) Grund: verlint
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