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  1. Beiträge anzeigen #221
    Provinzheld Avatar von Felix
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    Felix ist offline

    Nördlicher Waldrand, Süd/östlich von Thorniara

    Die finstere Umgebung des Waldes gebahr Nebelschwaden die überall umherwanderten. Die knorpelligen Baumstämme ließen durch ihre Tumorartigen Öffnungen einige flinke Glühwürmchen in die Freiheit entweichen. Der Boden und das Gras schimmerten gleichsam unter silbernem Mondschein. Viele Tiere ruhten in ihren Höhlen, überraschend wetzte jedoch zeitgleich ein Wesen seine Krallen an der Rinde der umstehenden Bäume. Die Augen von Felizianus öffneten sich blitzartig. "Was war das?"

  2. Beiträge anzeigen #222
    Schwertmeister Avatar von Illdor
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    Illdor ist offline
    Tief versunken in seinen Gedanken saß der junge Assassine angelehnt an einem Fels und blickte starr in die Ferne. Es war ein kühler Morgen und der frische Wind lies keine Gelegenheit offen dem Myrtaner zu zeigen, wie schutzlos er und seiner Begleitung der Natur ausgeliefert waren. Nach der letzten Nacht fühlten sich seine Glieder an, als wären sie eingefroren. Zumindest waren sie nach seinem Erwachen so versteift, dass Illdor Angst hatte, er könnte sie unabsichtlich durch eine unkontrollierte Bewegen brechen. Ein Blick auf Selina verriet, dass es ihr nicht besser ging. Sie hatte sich zwar in ihre Decken eingewickelt, doch das Zittern darunter war nicht zu übersehen. Sie wirkte übermüdet, erschöpft und ihre äußere Schönheit gebrochen. Sie mussten sich also beeilen, wenn nicht hier draußen an Hunger und Kälte sterben wollten.
    Still sah er hinauf in den Himmel, musterte den Adler, der bereits seit einiger Zeit wie ein Geier über ihn und seiner Selina kreiste. Er erinnerte ihn an Lylia. Frei und stolz, bis zum Ende. Sie hätte sich dagegen entscheiden können. Gegen die Assassinen und gegen der Ehre, die sie unbedingt wiedererlangen wollte. Doch sie tat es nicht, entschied sich für den Freitod, entschied sich für die Ehre...
    Ein Pfeifen durchdrang die morgendliche Ruhe und hallte durch das verlassene Gebirge. Er war so laut, dass selbst Azil, der hunderte Stunden entfernt in seiner Höhle schmorte, es gehört haben muss. Und doch war er so leise, dass die friedlich ruhende Selina nichts, aber auch gar nichts davon mitbekam. Illdor sah hinauf und merkte, wie der Adler zur Landung ansetzte. Er streckte seinen linken Arm aus und wartete, bis die scharfen Krallen sich durch seine Haut schnitten und der Vogel schließlich wie ein majestätischer Drache landete.
    „Gutes Mädchen...“ Sanft strich er dem Adler durch die Federn. Einmal...Zweimal...und schließlich beim dritten Mal schnappte der Vogel zu. Das Ganze ging so schnell, doch für ihn schien es eine Ewigkeit zu dauern. Illdor sah zu wie der Adler mit seinem Schnabel seinen Augen immer näher kam, doch er dachte gar nicht daran, dem Angriff auszuweichen. Stattdessen lies er es geschehen, wartete darauf, dass dies alles ein Ende nahm... Und tatsächlich, der Adler stoppte seinen Angriff, sah ihn nun wieder mit den neugierigen Augen an. Er hatte den Test bestanden...
    Der Assassine kannte die Vorsichtsmaßnahmen des Ordens. Um zu verhindern, dass Uneingeweihte diverse Nachrichten lesen würden, waren alle Assassinen geschult worden, den Tod willkommen zu heißen. Und nur wenn sie sich nicht widersetzten, würden die Adler, die heiligen Botschafter des Ordens, ihnen ihr Geheimnis offenbaren.
    Illdor lächelte, strich dem Vogel erneut entlang seines Rückgrats. Mit einem Schwung öffnete der Adler seine Flügel und enthüllte damit den Versteck seiner geheimen Botschaft. Nachdem Illdor die kleine Notiz aus seinem rechten Flügel entnahm, erhob sich der Phönix wieder in die Lüfte und verschwand im Schein der Morgensonne.
    Der Assassine öffnete das zusammengerollte Stück Pergament und lass die kryptischen Codierungen, die ihm der Orden geschickt hatte. Er holte die ersten Stunden seines Studiums wieder aus seinem Unterbewusstsein, zwang sich daran zu erinnern, was man ihm mit dieser Botschaft mitteilen wollte. Das erste Zeichen war eine Art Stern, eindeutig, was es bedeutete, doch das Folgende, eine Zahlenfolge, war umso schwieriger...
    Der ewige Baum... Feuer... Seelenlos... Auge...
    „Selina.“, rief er in Richtung der Wassermagierin. „Selina, wir müssen jetzt weiter, wenn du den Wald noch erleben möchtest!“

  3. Beiträge anzeigen #223
    Held Avatar von Nicolei
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    Nicolei ist offline
    Sie erreichten die Schwarzen Schluchten. Esteban hatte nicht viele Wörter verloren, vielleicht waren sie auch einfach nicht angebracht. Musste denn viel gesagt werden? Das was er wusste, erschütterte Yunarik, dann doch sehr.

    Der rote Staub knirschte unter den Solen der Stiefel und ihm kam der Gedanke, wie es wohl weiter nördlich aussehen müsste, wenn es hier schon derartig war! Nein! Moment! Das sind ja die Schluchten. Die sehen immer so aus. Erleichtert seufzte er und setzte einen weiteren Fuß vor den anderen. Er hatte nicht viel eingepackt, viel brauchte er wahrscheinlich auch nicht. Auch hatte er nicht wirklich Zeit gehabt sich umzuziehen, blieb es nun beim Habit. Doch wenn er Esteban betrachtete, beschlich ihn das Gefühl, dass es gar nicht so verkehrt war, wie er vielleicht dachte. Diese Robe war wirklich ein Schmuckstück die er da trug.

    Vor sich hinsummend und sonst schweigend, beschloss er ein kleines Gespräch anzufangen, »herrliches Wetter, nicht? Eine Wanderung, keine Vögel, kein Schnauben, keine Blätter, keine Blumen, kein Gras, kein Moos. Schreckliche Gegend. Doch, wie kam es dass sich der König aus uns wandte? Diese Frage stelle ich mir. Vielleicht weil Drachen, meist im Dienste unseres Gottes stehen, doch es ist ein Segen, dass uns dies nicht traf und ich für meinen Teil, kann mich nicht entsinnen, dass wir derartiges geplant hatten. Nein.

    Ich fragte bisher nicht danach, doch mir drängt sich die Frage auf, welch unheilvolle Armee, sich derart gegen Setarrif stellt und dies scheinbar mit Erfolg. Selbst in den alten Tagen, ist das Leben stets geprägt von ungläubigen Dingen und Schrecken, die der Tag bringt.«
    Müde schüttelte er den Kopf und setzte einen weiteren Fuß vor den anderen.

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    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Sand und Geröll knirschte unter ihren Füßen. Die schweren, eisenbeschlagenen Sohlen der feinen Lederstiefel, die Esteban trug, schienen es geradezu darauf ausgelegt zu haben, bei jedem neuen Schritt besonders laut zu knirschen. Der Umhang der Robe wallte hinter ihm in chaotischen Falten und Formen. »Ja... welch Wetter«, murmelte er, konnte die Einlassung van Yunariks nicht einordnen. Ihm wurde bewußt, daß er bislang kaum wirklich etwas über diesen Magier wußte. Er teilte sein Wissen mit ihm, doch konnte ihn kaum einschätzen. Das war ungewöhnlich, schloß man doch aus dem Verhalten, dem Gebaren, der Gestik und Mimik, der Art und Weise, wie einer sprach und sich ausdrückte, ja ebenso aus dem Inhalt seiner Erzählungen -- kurz: aus allem, was ein Mensch an bewußten und unbewußten Signalen aussandte recht schnell, was für ein Mensch er war, ordnete ihn meist nach wenigen Begegnungen in die eine oder andere Kategorie ein. Die einen waren junge Menschen, auf der suche nach sich selbst und ihrem Platz in der Welt. Manche waren forscher, die neugierig alles wissen wollten, was ihnen interessant erschien. Manche hingegen waren abgeklärt und es schien sie nichts zu überraschen, nichts aus ihrer Rolle zu bringen. Genau das war es meist auch: Eine Rolle, die sie sich ausgedacht hatten. In der sie die Welt sehen sollte. Früher oder später verließ dann jeder diese gespielte Person, ließ die Maske unabsichtlich oder in voller Absicht fallen, offenbarte sein wahres ich. Manche waren besorgt, gar ängstlich, andere mutig und wahre Draufgänger. Es gab Menschen, die überlegt und ruhig handelten, andere impulsiv und ohne irgendeine ihrer Handlungen zu bedenken. Manche waren phantasievoll, ständig voll von neuen Ideen, andere beständig, wieder andere sprunghaft. Es gab so viele verschiedene Menschen, wie es Menschen gab. Esteban verzog die Mundwinkel ein wenig und lächelte mit den schmalen Lippen. Doch wer war Nicolei van Yunarik? Er hörte ihm zu, er antwortete ihm in wohlgesetzten Worten, er führte die Anweisungen seines Lehrmeisters aus, er erschien zuverlässig und klug. Und doch ... hätte man Esteban gefragt, wie er seinen Begleiter mit einem Wort, einem Begriff, einer Eigenschaft hätte beschreiben sollen ... er hätte es nicht gewußt. Zu grauem Nebel zerfloss die Gestalt des Magiers vor seinem geistigen Auge, es blieb nichts, was sich festhalten ließ. Fast hätte er gemeint, das Wort vom Mann ohne Eigenschaften sei das gelungenste. Nicolei, der Zurückhaltende.

    Nicolei hatte indes weiter gesprochen und Esteban verscheuchte seine Gedanken und antwortete nun: »Die Gegend hier erschien mir immer ein wenig wie ein Rückgriff auf das Aussehen des Minentals, seitdem die Drachen dort nach dem Fall der Kuppel Einzug gehalten hatten. Öde, karg, tot. Ein verlorenes Land. Verloren für die Menschen, bevölkert von allem, was sie hassen und fürchten. Kreaturen der Nacht und der Magie -- was für einige das selbe ist. Ob sie alle von Beliar kommen -- wer weiß das schon, nicht einmal, wir. Sehen wir uns vor, daß wir nicht die Wege einer Gruppe Feuerwarane kreuzen oder genauso unangenehm: Daß wir nicht einigen Golems in die Hände fallen. Sie zerquetschen uns im Handumdrehen zu Brei.«
    Er machte eine kurze Pause, doch ehe die Stille, die Nicolei eben schon angesprochen hatte, unangenehm zu werden drohte, fuhr er fort.
    »Ja, es ist still hier, weil es kein Leben gibt, das Geräusche macht. Doch Ihr wollt wissen, was uns dazu brachte, nach Norden zu eilen? Vermutlich hat Ethorn boten in alle Richtungen ausgeschickt, in der Hoffnung, das von irgendwoher Hilfe kommt. Er muß tatsächlich sehr verzweifelt sein. Eine Brieftaube erreichte das Kastell mit der kurzen Nachricht über große Gefahren für Setarrif. Fremdartige Wesen in Heeresstärke. Und ein Drache, riesig und majestätisch, schrecklich und tödlich mit seinen Krallen, seinem Blick, seiner Zunge, seinem Feueratem. Wir gehen dorthin, weil das Kastell und Setarrif seit über einem Jahr verbündet sind durch einen Vertrag, den wir geschlossen haben. Er gebietet, daß wir uns gegenseitig helfen, sofern Hilfe angefordert wird. Und nun ist Hilfe erbeten worden. Warum der Vertrag? Weil es nicht sicher ist für uns Schwarzmagier auf Argaan, sollten die Myrtaner hier die Oberhand gewinnen. Es schien geboten, daß wir uns mit Kräften, die uns freundlicher gesinnt sind, als die, die Innos alleine gelten lassen wollen, zusammen schließen. Doch nun scheint die Gefahr nicht von Thorniara oder Vengard auszugehen, sondern von etwas ganz anderem.«
    Er machte erneut eine Pause, während sie weiter durch die bizarre Felsenlandschaft der Schwarzen Schluchten wanderten. Seinen Stock hatte der Hohepriester im Kastell gelassen. Der würde ihm gegen die erwarteten Gegner nicht helfen und damit sah er -- so fand er --- sowieso nur wie ein alter Mann aus. Ein Minimum an Eitelkeit mußte sich auch ein sonst über allen Dingen stehender Schwarzmagier bewahren.
    »Nun«, fuhr er fort, »und vielleicht entdecken wir in den Schwarzen Schluchten das eine oder andere Skelettwesen, durch irgendeine Magie beschworene Wolfs- oder Goblinskelette, Skelette von Orkhunden und so weiter. Dinge, an denen wir anatomische Studien durchführen können. Denn wenn auch ungezähmte Magie bei ihrer Manifestation auf bewährte Formen der Natur zurück greift, dann kann das nur bedeuten, daß diese Formen besonders nützlich und geeignet sind. Weshalb also etwas Neues erfinden, wenn es für viele Zwecke schon etwas Existierendes gibt?«
    Er hielt inne, nachdem nicht allzuweit entfernt ein Geräusch zu hören war.
    »Da«, flüsterte er nun, »dort scheint mir etwas entlang zu schleichen. Könnt Ihr erkennen, was dies ist?«

  5. Beiträge anzeigen #225
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline
    Das Osttor rückte immer mehr aus der Sicht und die ersten Höfe kamen in Sicht, welche sich an die Ausläufer des Weißaugengebirges schmiegten. Zu ihrer Rechten trieb ein Schäfer seine Herde soeben in den Stall, fort von der Weide, wo sie die letzten Wochen des Jahres noch frisches Gras würde fressen konnte, ehe sie auf das getrocknete Heu angewiesen war. Bald wäre auch die Zeit, wo die Tiere geschoren werden müssten, um für die kalte Jahreszeit genügend Wolle zu haben, die der Hirte den städtischen Schneidern teuer verkaufen konnte.
    Zu ihrer Linken, wo sich das schäumende Meer gegen die Küste aufbäumte, standen die Kürbisse in voller Pracht. Groß, tieforange und so reif, wie man es sich nur wünschen konnte, verschönerte das farbenfrohe Gemüse die Landschaft. Es war ein gutes Gefühl zwischen all den Höfen her zu wandern und ließen den betagten Mann in Erinnerungen schwelgen. Beinahe ließ ihn dieser Anblick den Grund ihrer Reise verdrängen, war es doch unvermeidlich, dass sie die Schrecken sehen würden, welche Braoin auch schon im Dorf auf der Westseite der Insel hatte miterleben müssen. Ihm graute davor, weiteres Leid zu sehen und zur Untätigkeit verdammt zu sein.

    Seit ihrem Aufbruch hatten sie nur wenig gesprochen, doch nun, wo die Sonne hinter den Gipfeln der Weißaugenberge verschwunden war, brannte der Wunsch des Redens in dem Bauern, weshalb er sich von der Spitze der Gruppe zurückfallen ließ, um einige Worte mit dem ehrwürdigen Novizen zu wechseln.
    „So Innos will, werde ich mein Bestes geben, um den Auftrag zu erfüllen, auch wenn mich Zweifel an der Wahl der Späher plagt“, gab Braoin offen zu, ehe er sich seiner Manieren erinnerte, „Verzeiht mir, meine Höflichkeit scheint sich für einen Moment verabschiedet zu haben. Mein Name ist Braoin, wie Ihr bereits wisst, und ich freue mich, mit euch zusammen zu reisen.", er neigte das Haupt und drückte mit Demut seine Stellung in dieser Gruppe aus.
    Sorgfältig musterte er Bruder Shakuras, dem aufgetragen wurde, die Aufsicht über die beiden Adlaten zu führen und darüber hinaus Sorge zu tragen, dass sie in der Begabung der Magie unterwiesen wurden. Etwas, was der Bauer trotz aller Skrupel gegen einen solchen Gedanken, als befremdlich empfand. Niemals würde er sich zutrauen, das Gewebe der Magie mit der göttlichen Macht zu beeinflussen, waren ihm die Ausführungen des Buches, dessen Abschrift er bei sich trug, doch schon mehr Rätsel als Antwort. Dass er sich überhaupt jemals die Fragen stellte, welche derartige Recherchen erforderten, hätte er niemals für möglich gehalten.
    „Sagt Bruder Shakuras, seid Ihr sicher, dass ich Euer Schüler werden soll? Ich fürchte, dass an mir kein Deut magisches Talent verloren gegangen ist“, gab der Witwer zu Bedenken, nachdem auch Bruder Harivald seine Zweifel an dieser Idee geäußert hatte.
    Eine Antwort war ihnen der Greis noch schuldig gewesen, doch der Aufbruch hatte keinem weiteren Aufschub geduldet, weshalb sie wohl oder übel beim Marschieren belehrt werden mussten.

  6. Beiträge anzeigen #226
    Held Avatar von Nicolei
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    Nicolei ist offline
    Ein Vertrag also mit Setarrif. Nun verstand er auch, dass Azshera, nicht nur Botschafterin in einem gewöhnlichen Sinne war. Sie war viel mehr in dieser Politik gewesen. Sie war mehr oder weniger, das Sprachrohr des Zirkels in dem Königreich. Hatte sie so etwas ähnliches mal erwähnt? Vielleicht bei ihrer ersten Begegnung, vor ach so langer Zeit. Jedoch, der Status der Verbündeten war ihm trotzdem neu. Oder kam ihm neu vor. Manchmal konnte er wirklich nicht entscheiden, was er denken sollte, oder dachte, oder gedacht hatte, dass er es gedacht hat. Diese Tatsache warf auf ein anderes Thema, auch ein ganz andres Licht. Noxus. Was wohl aus ihm geworden war? Jedoch, war das was er getan hatte stand entgegen dieses Bündniss, auch, wenn Noxus wahrscheinlich gegen alles stand. Egal ob Freund oder Feind. Vielleicht wäre er gerne dieser Drache. Das würde zu ihm passen.
    Er verrannte sich wieder in dem was er dachte. Schreckliche diese Fülle an Gedanken, wie sie rannten und flogen und wie kleine Wolken aus Bildern vor ihm vorüber zogen. Er blickte kurz gen Himmel. Nicht wirklich. Nein.
    Auch er hatte etwas gehört. Was war das nur, was war das nur? Ein Vogel? Hier gäbe es vielleicht nur Aaskrähen. Ein Wolf? Wäre passend. Ein Orkhund? Das wäre fast Amüsant, es war lange her, dass er einen solchen gesehen hatte. Yunarik würde fast die Ohrenspitzen, er konnte sie aber natürlich nicht spitzen, das wäre unmöglich. So beschloss er nur genau hinzuhören und zu versuchen woher das Geräusch kam. Gleich da vorne. Der Hohe Magier ging in die Knie und ging langsam auf die Stelle zu woher er das Geräusch vermutete. Er pirschte sich, mehr unglücklich, als gekonnt an das vermeintliche Wesen, welches er gleich hinter diesem Felsen vermutete, an. Gerade als er kurz davor war es zu erblicken sprang es hervor und nicht in elegantester Weise fiel der Magier nach hinten auf den scharfkantigen Boden, während das Wesen über ihn hinweg sprang und wieder verschwand.
    Mühsam stand er, begleitet von lautlosen Flüchen, auf.
    »Was in Beliars glorreichen Namen war denn das? Es war ein Skelett, das hab ich gesehen. So ein Mistvieh.« Er klopfte sich den Sand und Staub von der Robe und blickte sich um. Wo war es nur, wo war es nur? Dort hinten war es! Es zog Kreise und wartete. Er wandte sich an Esteban, der diese Glanzleistung seines Schülers wahrscheinlich haargenau beobachtet hatte, »ich würde es fast für einen Hund halten. Vielleicht ein Wolf. Schwer zu sagen. So. Ohne Fell.«

  7. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #227

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Esteban reichte seinem Zirkelbruder die Hand und half ihm wieder auf. Nicolei schien nicht verletzt zu sein.
    »Merkwürdig, daß er Euch nicht angegriffen hat, sondern weiter gesprungen ist«, wunderte er sich. »Ob er von etwas abgelenkt ist oder einer größeren Beute auf der Spur?«
    »Ja, es mag ein Wolf sein, aber wollen wir ihn doch genauer betrachten«, schlug er vor.
    In der schon weit fortgeschrittenen Abenddämmerung wäre ein lebendiges Tier kaum noch zu sehen gewesen, zu gut hätte das Fell es neugierigen blicken entzogen. Der Beute hätte dies vor dem Jäger geholfen, um nicht entdeckt zu werden und anders herum wäre es genauso gewesen.
    Doch zum Glück schimmerten die Knochen bleich im Licht der Sterne, die zwischen den Wolken, die in schmale, ausgefaserte Streifen zerfetzt, vom Meer heran zogen.
    »Mir erscheint der Oberkiefer etwas gedrückt«, flüsterte Esteban zu Nicolei.
    »Und schaut, wie sich die Wirbelsäule am Rücken, vom Widerrist zur Kruppe wölbt. Der Bogen scheint mir zu hoch für einen Wolf zu sein. Vielleicht ist es ein Warg?«
    Er teilte noch weitere, allgemeinere Beobachtungen mit.
    »Schaut Euch die Sprunggelenke an, die Form der Oberschenkel der Hinterbeine, wie sie im Becken verankert sind und wie sie sich in ihren Gelenken bewegen können. Wie kraftvoll die Hinterfüße den Körper geradezu vorwärts schieben, selbst jetzt, wo er still steht und irgendwo seine Beute sucht. Das ist der Körperbau eines Jägers, vorwärts gerichtet, der Beute entgegen. Wären wir näher daran und wäre dies ein ungefährlicher Schoßhund, so würden wir sehen, wie die Hinterläufe in die Füße übergehen und diese wiederum in die Krallen und wie alles sinnig ineinander greift wie bei einem dieser neumodischen Zahnradwerke.«
    Der Wolf oder Warg oder was immer es war, hob den Kopf und schaute umher, es schien, als ob er Witterung aufnahm. Wie auch immer das bei diesem Tier vonstatten ging.
    »Die Instinkte scheinen auf magischem Wege zu arbeiten«, vermutete Esteban daher. »Ob er die selben Gerüche riecht, wie sein lebender Verwandter? Oder spürt er einfach nur Auren, Magieansammlungen, dergleichen? Besitzt er die sinne lebender Tiere oder völlig andere?
    Wie auch immer, prägt Euch den Körperbau dieses Wesens gut ein, damit Ihr später in der Lage seid, es selbst zu beschwören. Denn ist es nicht ein Beweis für die Tauglichkeit der Konzepte der Natur, wenn selbst unnatürliche Wesen die natürliche Machart der Tiere nachahmen? Wohl weil diese Wesen so am besten glücken, am widerstandsfähigsten sind, am sinnvollsten arbeiten.«
    Er wandte sich zu Nicolei um und ließ damit die knöcherne Bestie außer Augen.
    »Und deswegen ist es so wichtig, die Anatomie jedes Wesens zu kennen, welches man selbst beschwören will. Es wird nur dann einen sinnvollen Zweck erfüllen, wenn alle Knochen und Knorpel an ihrem Platz sind und naturgemäß arbeiten können.«

  8. #228
    Harivald
    Gast
     
    Shakuras' Antwort hatte Harivald keinesfalls befriedigt, eher abgeschreckt. So lief es also mit ihrem hochrangigen Begleiter. Sicherlich war er schon im Vorfeld ihrer Reise von Icarion darauf aufmerksam gemacht worden, dass Harivald einer "besonderen" Pflege bedürfe, die der alte Novize nun in aller Strenge auszuführen gedachte, womit er sich freilich keine Sympathiepunkte bei dem Schwarzhaarigen erspielte.
    Wer sich hingegen sehr hoch in die Gunst Shakuras schleimen - bei aller Sorgfalt der Wortwahl - wollte, war Harivalds gleichrangiger Bruder im Geiste, Braoin. Wie eine Zecke umgarnte der Greis den Novizen, während Harivald allein in seiner Wut auch noch dessen persönliche Habe schleppen musste.

    Stattdessen gesellte er sich lieber zu den zwei Kriegern, die auf ihn einen sehr geselligen Eindruck hinterlassen hatten. Avik und Estepho blickten ihn zwar zuerst fragend an, ließen den Adlaten dann aber doch zwischen ihnen marschieren.
    »Innos zum Gruße«, sagte Harivald und warf den Reisebeutel, der beinahe abgerutscht war, erneut über seine linke Schulter. »Ich möchte gerne eure Meinung zu einem Thema haben. Es geht um Respekt. Dieser Shakuras... ich weiß nicht, wie es euch bei solchen Sachen geht, aber da will ich ihn duzen, weil er ja gerade mal Novize ist, kein hoher Magier oder dergleichen, einfach, weil das persönlicher ist und da weist er mich schon zurecht, wie einen Schuljungen. Gibts sowas? Ein Novize! Also, Freunde, was haltet ihr davon?«
    Geändert von Harivald (20.10.2014 um 21:23 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #229
    Schwertmeister Avatar von Avik
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    Avik ist offline
    Bisher waren die beiden Soldaten den drei in Roben gekleideten Männern schweigend gefolgt, schon durch das enorme Zusatzgewicht bedingt, welches sie Schulterten im Vergleich zu den angehenden Magiern. Doch nun sprach sie Harivald direkt an und so erwiderte Avik nach einer kurzen Pause: "Ein Vorgesetzter ist ein Vorgesetzter, auch wenn er vielleicht gerade nur ein Führer unter Gleichen ist, so bedarf es immer einen Führer, der die Bestrebungen koordiniert. Bei uns im Schwertarm des Ordens könnte man solches Gerede, wie deines, schnell als rebellisch betrachten. Ein Tipp von mir, lass das. Du handelst dir nur Ärger ein, wenn du dich widersetzt. Ob als Soldat, oder als Bruder des Glaubens, wir müssen hart geführt werden und Gehorsam sein in jeder Sekunde, was sonst nützt Innos Ordnung, wenn wir diese nicht einhalten? Es geht manchmal auf die Nerven, aber du bist jung, du wirst es lernen. Außerdem darfst du nicht vergessen, dass man Führung nicht nur am Rang festmachen darf. Du bist Adlatus und Braoin auch, doch glaubst du, dass du schon so viel erlebt hast, wie der alte Mann? Auch Shakuras ist bestimmt schon doppelt so alt wie du, und ob du glaubst, oder nicht, sowas macht einen gewaltigen Unterschied. Sei lieber Dankbar, dass dir die Magie Innos angeboten wird und tu, was dir aufgetragen wurde. So tun wir das auch".

    Der Schweiß lief dem Ordensbruder in wahren Strömen den Rücken hinunter, trotz der Tatsache, dass es bereits deutlich abgekühlt ´hatte. Am liebsten wäre ihm gerade eine Pause, doch sowas würde Avik wohl nie von selbst vorschlagen, dafür war er zu stolz...

  10. #230
    Harivald
    Gast
     
    Schweigend hatte Harivald den Ausführungen Aviks gelauscht und verfiel nun in nachdenkliches Schweigen. Konkret gab es nichts an dessen Meinung auszusetzen, dennoch besaß der frische Adlatus seine Probleme, mit ihr zurechtzukommen. Wahrscheinlich lag es daran, dass Harivald sich in früherer Zeit niemals Autoritäten beugen musste, zumindest im Militär. Als enger Freund des Königs und zudem aus hohem Adelsgeschlecht stammend, war zumeist er es, der Befehle erteilte, nicht sie befolgte. Doch das war jetzt Schnee von gestern. Die Vergangenheit in weite Ferne gerückt. Der ehemalige Veteran nicht mehr der selbe wie vor ein paar Jahren.

    Avik und Estepho verfielen wieder in ein leises Gespräch über die von ihnen bevorzugten Themen. Krieg, Waffen, Frauen und wieder Krieg.
    Der alleingehende Adlatus fragte sich, ob dies das Leben eines jeden Ordenskriegers bestimmte und ob er vielleicht in diesem Zweig besser aufgehoben wäre. Denn was wollte er bei den hochnäsigen Magiern überhaupt? Inneren Frieden? Abwechslung und die Lust, andere Wege im Leben zu beschreiten? Wenn er es sich so überlegte, lockte Harivald sein weiterer Werdegang im Orden nicht, bei solchen Tonangebern wie Shakuras.
    Vielleicht würde sich diese Sichtweise im Laufe ihrer Reise noch ändern, doch der Adlatus bezweifelte dies.

  11. Beiträge anzeigen #231
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    Die Klarheit der aufziehenden Nacht zog die Stille mit sich und sie weckte ein dumpfes Gefühl das der Fremde. Shakuras hatte im leisen Gang des Trupps die Landschaft um Thorniara genossen. Er kannte diese Insel beileibe nicht gut, obwohl er hier nun schon länger als zwei Sonnenwenden weilte und seinen Dienst für den Herrn verrichtete. Aber mehr als ein paar tausend Schritt hatte er Thorniara nie hinter sich gelassen, auch weil seine Schritte im Alter immer beschwerlicher wurden. Dennoch er fühlte sich gut und kräftig und er hatte den Duft der Schöpfung vor dem Menschen vermisst. Braoin und Shakuras bildeten mitlerweile die Spitze der Truppe, während Avik, Estepho und Harivald sich nach hinten hatten fallen lassen. Sie alle gingen nun schon seit Stunden, marschierten aber nicht oder hatten eine große Strecke bewältigt. Qualm, der aus seiner Pfeife stieg, wob sich ins Schwarz der Dunkelheit. Der Alte gab seinen Altersgenossen zu verstehen, dass er noch kurz zu warten hatte. Nur ungern wiederholte sich Shakuras.

    "Bruder Harivald? - Habt Ihr euch entschließen können diesen Weg, den Weg der Magie zu gehen?", kam es etwas lauter von vorne, damit die Worte noch hinten verstanden werden konnten. Wobei .. bei dieser Ruhe.. hörte jeder jeden. "Bruder Avik, Bruder Estepho - wie steht es um euch? Sollen wir rasten und einen guten Platz finden?"

  12. Beiträge anzeigen #232
    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline

    Straße nach Thorniara - Wehklagen

    Sie kamen nur langsam voran. Setarrif war noch viel zu nah, als sie kampierten.
    Immer noch erschien es wie ein Wunder, dass eine so große Gruppe wie die der Flüchtlinge, die sich unter der Führung des Nordmanns und Maris' vom Magierviertel gen Nordtor aufgemacht hatte, auf dem Weg durch die Stadt nicht ein einziges Mal in ernsthafte Bedrängnis geraten war. Sie hatten es trotz der Größe ihrer Gruppe und des bedenklichen Zustandes mancher Mitglieder zum Nordtor geschafft, an dem einige Verrückte immer noch die Stellung gehalten hatten - wieder mit ganz vorn dabei Redsonja und ihr seltsamer Begleiter, der Maris immer noch verdammt bekannt vorgekommen war. Sie schienen einen Plan ausgeheckt zu haben, um es mit dem Drachen selbst aufzunehmen - wie aussichtslos dieses Unterfangen doch schien! Dieser Drache war eine Macht jenseits anderer fleischlicher Kreaturen auf dieser Insel. Wie wollten sie diese Urgewalt denn stoppen, noch dazu ohne den Beistand der Magier? Doch so sehr es Maris interessiert hatte, so sehr er hatte Anteilnahme zeigen wollen: das waren Dinge, die für ihn nun nicht von Belang waren und es nicht sein konnten. Für Maris zählte nur, diese Menschen - und ganz besonders seine Frau und Kinder - in Sicherheit zu bringen, und diese Sicherheit hieß Thorniara.

    Die Schwäche der meisten Flüchtlinge und die Immobilität der Verletzten bremste sie derart aus, dass sie bei ihrer Rast noch immer in annähernder Sichtweite waren, als ein weiterer Feuerstoß des Drachen hinter ihnen die Nacht erhellte. Das Klagen und Weinen der Menschen, die so vieles auf brutale Weise verloren hatten, schmerzte Maris und er konnte es immer noch nicht verstehen, wieso man sie nicht in Sicherheit gebracht hatte. Niemand hatte vorhersehen können, dass die Streiter des Drachen mit so gewaltiger Schlagkraft aufmarschiert waren, doch hatten sie das Weißauge wirklich dermaßen unterschätzt? Wieso war die Stadtverteidigung scheinbar zu großen Teilen von Menschen geleitet worden, die nicht zur ach so hoch geschätzten Akademie der Klingen gehörten? Maris konnte nicht nachvollziehen, wieso der König und alle Verantwortlichen so untätig gewesen waren. Er spuckte wütend auf den Boden, spuckte geistig auf das Haupt Ethorns und die Narren, die dem schwachen König so blind folgten.

    "Wir müssen weiter, so schnell wie möglich", murmelte der Nomade zu den Magiern und Kriegern, die für eine so große Gruppe einen mehr als notdürftigen Schutz darstellten - doch sie waren alles, was die Verteidiger dank ihres wahnsinnigen Planes hatten entbehren können.
    "Wir haben weder Nahrung noch Wasser, die Nächte hier auf der Straße sind viel kälter als in Setarrif und ohne Decken eine Tortur - ganz zu schweigen von unserem Schutz."
    Domi, der Vertraute Tinquilius', widersprach zögerlich.
    "Du hast Recht, aber wir dürfen sie nicht zu sehr treiben. Sie haben Schreckliches durchgemacht und viele sind verletzt."
    "Ich weiß, ich weiß...", entgegnete Maris. Es war ihm nicht lieb, die harte Position in diesem Gespräch zu vertreten, doch wenn sie ohne Versorgung zu lange benötigten, um bis nach Thorniara zu gelangen, würden ihre Probleme sich potenzieren.
    "Nun gut, wir suchen einen Platz im Wald, ein wenig abseits der Straße. Alle bleiben eng beieinander, damit niemand verloren geht, um sich zu wärmen und sodass die knappe Hälfte der Kampffähigen genügt, um die Gruppe zu bewachen. Wachablösung in ein paar Stunden, die Heiler kümmern sich um die Verletzten, statt zu wachen. Wir brechen bei Sonnenaufgang wieder auf, bis dahin sollte jeder wenigstens für ein paar Augenblicke die Augen geschlossen haben."

  13. #233
    Harivald
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    Harivald wartete einen Moment mit seiner Antwort, wohlweislich, dass es Shakuras wohl ohnehin egal sein konnte, wie diese ausfiel. Der Adlatus schoss nach vorne zu seinen zwei Brüdern auf und sprach: »Ehrlich gesagt bin ich nach unserer Unterredung im Zweifel darüber gewesen, ob das der mir von Innos auferlegte Weg sein soll. Mir als ehemaligen Kämpfer würden alle Türen im Kriegerzweig offenstehen. Eine vielversprechende Karriere. Oberst seiner Majestät. Doch dann dachte ich mir, dass ich heute nicht hier stehen würde, wenn mein Wille Innos widerstrebt hätte. Durch wie viel Schmerz, wie viele Hindernisse er mich getragen hat, nur damit ich unter großer Anstrengung einen Platz bei den Magiern ergattern konnte. Die Magie ist mein vorherbestimmter Weg und daher ist es mir auch egal, wenn einige aufgeblasene Wichtigtuer meinen, mir diesen wegen ihrer eigenen Halsstarrigkeit zu verwehren. Aber aus Gründen des Respekts vor Euch, Shakuras, werde ich mich fügen und Gehorsam üben. Vorerst nur in der Lehrzeit, also solange wir uns hier auf der Reise befinden. Ich hoffe, Ihr könnt Euch damit arrangieren.«

  14. Beiträge anzeigen #234
    Abenteurer Avatar von Dlugosz
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    Dlugosz ist offline
    Dlugosz wusste nicht wie, aber durch irgendeinen Zufall befand er sich plötzlich in einer Gruppe Flüchtender, deren Ziel die westliche Hauptstadt Thorniara bildete. Viele Frauen und Kinder bestimmten das Bild der Mitgereisten, nur wenige Männer, unter ihnen Kämpfer gleichwohl wie Magier, standen zu ihrem Schutze bereit. Der Großteil befand sich noch in Setarrif, wo die feindliche Armee bald die totale Zerstörung in die Tat umgesetzt hätte.
    Ein Grund mehr für Dlugosz, dem Kampfszenario den Rücken zuzukehren. So hilflos und verloren wie dort in Setarrif hatte sich der junge Okkultist schon lange nicht mehr gefühlt. Gnadenlos und brutal sprangen die Echsenmenschen mit ihren Feinden um, ihre Klingen zerbersteten Knochen und entstellten Gesichter bis zur Unkenntlichkeit. So wollte Dlugosz nicht sterben. Also war er kurzerhand einer kleinen Gruppe, bestehend aus Kämpfern zweiter Klasse - das hieß ausgediente Veteranen, Verkrüppelte und sogar Frauen - beigetreten, ohne dabei zu wissen, was ihr eigentliches Ziel war.

    Und nun befand er sich endlich außerhalb des Geschehens in Sicherheit. Doch wo war es heutzutage noch sicher auf dieser Insel? Wer sagte ihnen, dass der Drache heute nicht Lust bekommen würde, eben mal Thorniara in Schutt und Asche zu zerlegen?
    Diese Fragen beschäftigten den Jungen und schenkten ihm keine Ruhe, selbst, als die Gruppe ihr Lager im Wald aufgeschlagen hatte.
    Ein Kämpfer mit braunem Haar, der sich deutlich von den Amateurkriegern aus dem restlichen Gefolge abhob, regelte den Aufbau der Zelte und legte mitunter auch selbst Hand an. Wer war dieser Mann? Und was war seine Intention? Ebenfalls die Flucht, woran Dlugosz nicht glaubte, oder aber die schützende Funktion, über diese Menschen zu wachen?
    Geändert von Dlugosz (21.10.2014 um 01:07 Uhr)

  15. Beiträge anzeigen #235
    Held Avatar von Nicolei
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    Fasziniert betrachtete er das Skelettwesen und lauschte den Worten seines Lehrmeisters über den Aufbau. Er wäre gerne näher an dem Wesen um es genauer zu betrachten, aber das war nicht so einfach. Es war unerwartet, dass es so lange still blieb, sich fast nicht rührte. Esteban hatte recht, man erkannte wirklich, dass es ein Raubtier war. Die Knochen, wie alles durch den Willen der Magie aufrecht erhalten wurde. Tot und doch lebendig. Er kannte solche Wesen ja, aber es war nie wirklich Zeit gewesen, dies zu genießen.
    Vielleicht bei seinen eigenen Übungen, doch nie derart.
    Er sah in diesem, wie manche wahrscheinlich meinen würden, unheiligem Wesen, so viel Schönheit und ach so eine Liebe zu dieser Kunst der Knochen. Unbewusst spielte er an seinem Schamenenknochen im Haar. Er hatte ihn noch nicht entfernt, es war eine Ehre gewesen von einem Goblinschamanen so etwas zu bekommen. Es sollte Glück bringen. Vielleicht war es ja tatsächlich so. Man betrachte nur einmal den Moment. Es hatte etwas von Glück.

    So verging die Nacht, in der sie weiter zogen. Das Skelettwesen war wieder seine Wege gegangen, so wie auch die beiden Diener Beliars. Sie redeten immer wieder über den Aufbau, wie man es an diesem Objekt so gut sehen konnte. Das Herz der Schwarzen Schluchten war erreicht und der Mond stand hoch am Himmelszelt und gab der sonst so roten Landschaft, fast einen silbernen Schimmer.
    Yunarik entdeckte abseits des Weges ein fast verwittertes Skelett, ähnlich wie dem des untoten Tieres. Er entschloss eine Übung aus dieser Gelegenheit zu machen, wenn man derartiges fand, so war es doch entscheidend, dass man sie nutze und eine kleine Rast um die Beine etwas ruhen zu lassen, war ihnen auch sehr recht.
    Er setzte sich, die Beine gekreuzt, auf den Boden und schloss die Augen. Die Übung war recht ähnlich wie das was er schon konnte, es war nur eine weitere Steigerung. Er wusste was er zu tun hatte.

    Er fühlte die Ströme der Magie durch sich durchfließen, ihre warme Nähe, und fast die Geborgenheit. Diese unergründliche Weite, die sich vor ihm ausbreitete. Mit aller Ehrfurcht die er vor dieser Macht hatte, griff er nach ihr, formte sie nach seinem Willen, wie eine Geliebte und zog sie hinüber zu den Knochen, griff nach ihnen. Ein kleines Zucken durchfuhr die Rückgrat und es erhob sich, dann stiegen die Rippen empor und fügten sich an. Es war schwierig und doch faszinierend, wie komplex ein solch, verhältnismäßig, kleines Wesen doch war. Unheilvolles Klappern war zu hören, während der Schwarzmagier Stück um Stück einen Knochen dorthin setzte, wo es früher vielleicht einmal war.
    Gerade bei den Fußknochen und den Zehengliedern wurde es sehr komplex. Wie filigran es doch war. Fast zerbrechlich. Die hinteren Oberschenkel, das Wadenbein und schließlich, nachdem die Zeit wie im Flug verrannt war, die Schwanzwirbel. Als letztes thronte der Schädel auf den Halswirbeln und erst jetzt bemerkte der Magier, dass ein Teil von dem Schädel fehlte. Aber das wollte ihn nicht weiter stören.

    Schweiß hatte sich auf seine Stirn gesammelt und erschöpft öffnete er die Augen um sein Werk mit eigenen Augen zu sehen. Es war etwas wacklig auf den Beinen, doch auch das nahm er hin. Tiefausatmend und sich die Stirn mit dem Ärmel trocken wischend betrachtete er das Wesen.
    »Es ist erstaunlich, wie komplex diese Wesen sind. Auf wie viel man wirklich achten muss.« Freudig klatschte er leise in die Hände, drehte sich zu Esteban, der ihm einen Wasserschlauch anbot, den er freudig entgegen nahm. Nach einem großen Schluck ergriff er wieder das Wort, »ich bin zufrieden. In gewisser Art und Weise. Alles ist ausbaubar, wie ich diese kleinen Steine auf dem Weg doch mag. Sie führen einen stets weiter und weiter. Wie ist Eure Meinung, Meister?«

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    nomina nuda tenemus
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    »Das war schon recht gut«, befand der Hohepriester.
    »Der nächste Schritt wäre, eine beschworene Kreatur sich bewegen zu lassen, die dem eigenen Willen zu unterwerfen. Eine Definition von Magie ist es letztendlich, die Welt der eigenen Vorstellung anzupassen. Falls Eure Vorstellung ist, einen herum tollenden Hund zu erschaffen, dann tut es. Es obliegt allein Eurer Phantasie, dies zu vollbringen. Natürlich hilft es ungemein, zu wissen, wie ein Hund denn überhaupt herum tollt, wie er sich bewegt. Oder ein kämpfender Goblin oder ein schwimmender Fisch oder was auch immer. Die Beobachtung der Natur ist der beste Lehrmeister.
    Kommt jetzt, wir haben noch einen weiten Weg vor uns und sollten nicht weiter Zeit in den Schwarzen Schluchten verbummeln«, trieb er seinen Begleiter zur Eile an.
    »In Setarrif tobt womöglich ein furchtbarer Kampf und es kommt auf jede Stunde an.«
    So beschleunigten sie ihren Schritt wieder. Hinter ihnen zerfiel mit leisem Klirren das so formvollendet aufgebaute Skelett Nicoleis wieder in seine Einzelteile und bildete den Haufen Knochen, der es vorher war. Im Grunde hatte er lediglich sein Wissen an Anatomie demonstriert, indem er ein Puzzle richtig zusammen gesetzt hatte.
    »Ihr seid nicht auf das beschränkt, was Ihr findet«, erklärte Esteban seinem Schützling. »Magie vermag es auch, aus sich selbst heraus Materie zu erschaffen. Oder woraus auch immer. Es ist ein Geheimnis. Magie kann alles. Es hängt nur vom Grad ihrer Beherrschung ab, was Ihr damit anfangen könnt. Und von Eurer Vorstellungskraft. Ein guter Magier ist derjenige, dessen Phantasie keine Grenzen kennt, derjenige, der das Unmögliche denkt. Der Geist eines Bauern wird immer nur Pflüge und Eggen und Ochsen erschaffen, der einen Kriegers immer nur Schwerter und Lanzen und Schilde. Der eines Feldherrn Heere und Schlachtfelder und der eines Kochs Pasteten und Aufläufe. Doch ein Magier muß einen weiteren Horizont besitzen, er muß mehr sehen als andere, er muß sich von den Einzelheiten trennen, obgleich er sie ganz genau wahrnimmt. Er muß die zusammenhänge erkennen«, führte er weiter aus.
    »Auch dies ist ein Grund,weswegen wir unterwegs sind: Ich will wissen, was dahinter steckt, wieso die Dinge so sind, wie sie sind, welche Gründe es gibt. Denn nur wer diese aufdeckt und kennt, ist in der Lage mitzuspielen, die Dinge wirklich zu beeinflussen und sie in seinem Sinne zu lenken. Das Praktizieren von Magie hilft einerseits dabei, den Geist zu schärfen und andererseits auch, Veränderungen anzustoßen. Und nebenbei bildet es auch. Etwas, was nie verkehrt ist.«
    Die kahlen Felsen blieben plötzlich zurück, endeten. Kein Kies oder Geröll knirschte mehr unter ihren Füßen, sondern ein weicher, moosiger Pfad, von Blättern bedeckt, schlängelte sich vor ihnen. Esteban war immer wieder überrascht, wie plötzlich der Wechsel zwischen diesen Gebieten vonstatten ging. Fast so, als hätte eine höhere Macht aus unerfindlichen Gründen beschlossen, es hier genug der Felsen sein zu lassen und sich nun dem wild wucherndem Grün hinzugeben.
    Sie hatten den Dschungel von Ostargaan erreicht. Skelette, Golems und Warane blieben hinter ihnen zurück. Hier mochten neue Gefahren lauern, doch vielleicht ... wenn sie sich an den Weg hielten ... würden sie nicht weiter aufgehalten werden.
    Endlich hatten sie die Schwarzen Schluchten hinter sich gelassen.

  17. Beiträge anzeigen #237
    Held Avatar von Nicolei
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    Diesen Wald mochte er ja noch nie. Er war ihm viel zu feucht und zu nass. Zu sehr Wald. Wobei, eigentlich mochte er Wälder sehr. Sie hatte so einen Frieden in sich ruhen. Etwas auf das man bauen konnte. Sich erholen konnte. Doch diese Landschaft, auf dieser kleinen Insel, war so viel anders. Für ihn gab es hier keinen Frieden. Für ihn war dieser »Wald« etwas hässliches. Er liebte Kiefernwälder, Buchenwälder, in denen vereinzelt Eichen standen. Wundervoll anzusehen. Doch hier war das nicht so. Er mochte ihn schlichtweg nicht.

    Doch er hörte Esteban genau zu, während sie sich ihren Weg durch den Dschungel bahnten. Es war für ihn mittlerweile sehr zum Ritus geworden, von ihm mehr und mehr zu lernen. Nicht nur über Dinge wie die Magie, sondern vielmehr über das, womit man die richtigen Fragen stellte um dann, nach einiger Zeit, die Antwort in Händen zu halten. Esteban war nicht nur ein weit gereister Mensch, er besaß einen Blick, für scheinbar fast alles. War er überhaupt ein Mensch? Wahrscheinlich. Doch sicher konnte man sie nie sein.

    Aus Magie Materie erschaffen, interessant. Er würde sich darin üben, das auf alle Fälle. Das Laufen des Wesen hatte er sein lassen. Er wollte zunächst wirklich wissen, wie man ein Tier wirklich zusammenstellte, bevor er sich dem nächsten widmete. Denn wenn die Aufbau nicht stimmte, wie sollte es sich dann Fortbewegen? Schwierig. Es entstand eine lange Pause nachdem Esteban geendet hatte und sie tiefer und tiefer in den Dschungel eindrangen. Was hier wohl lauern könnte? Das letzte mal, als er hier auf Reisen war, lief der Weg nicht ganz so freundlich und unbefangen ab. Eher im Gegenteil.

    Er dachte über das nach, was er eben gehört hatte. Es waren Dinge von äußerster Wichtigkeit. Was steckte nur hinter diesem Schrecken, den die Welt erfuhr? Wieso war das Grauen, dass die Tage und Nächte hier erfüllte, so voller Schrecken und Leid? Auch ihn verlangte es nach Antworten. Nicht nur weil die Stadt ein äußerst ästhetisches Ansehen hatte, es ging um mehr. Denn wenn die Welt zu Grunde geht, was würde dann daraus? Was würde werden, wenn alles vernichtet war? Wäre dies noch eine Welt, in der er leben wollte? Die Welt würde in den tiefsten Winter fallen, alles wäre leer und voll Tod. Selbst der lachende Sonnenschein würde ihn nicht mehr erfreuen.

    Getrübt von diesen Gedanken setzte der Schwarzmagier einen Schritt vor den anderen. Er entschied sich, nicht mehr Trübsal zu blasen, sondern die Zeit zu nutzen. Es war kein schwerer Weg, keine wirkliche Anstrengung. Er beschloss zu üben. Das war das beste Mittel um sich gegen solch schwere Gedanken wehren.
    Er formte seine Hand, als würde er eine Kugel halten und konzentrierte sich auf die Magie, ehe er versuchte, kleine Knochen zu erschaffen. Er wusste aus was sie waren, er wusste wie sie auszusehen hatten, also fing er mit einem kleinen Zehenknochen an.

    Und während ihre Schritte sie tiefer und tiefer in den Dschungel trugen, so wurden aus kleinen Gegenständen, die so gar keine Ähnlichkeit mit Knochen hatten, langsam wirklich etwas dass man vielleicht so bezeichnen konnte. Natürlich war ihre größte noch recht beschaulich, doch es war noch kein Meister vom Himmel gefallen. Nach und nach wurden sie, wahrlich, einfach schöner und sie würden ihren Zweck durchaus erfüllen.

    Er wandte sich wieder Esteban zu, »wissen wir denn, was uns erwarten wird? Ihr sagtet Setarrif steht kurz vor dem Fall. Ich kenne diese Stadt gut. Ihre Mauern und Tore. Es muss ein Heer gewesen sein und kein kleines, dass diese Stadt fallen kann. Ihre Soldaten sind tapfer und mutig. Es muss ein Schrecken herrschen, dass selbst ihr Ende erwartet wird. Welche finsteren Mächte spinnen ihre Fäden, dass selbst den tausend goldenen Kuppeln der Untergang droht? Ich hoffe sehr, dass wir nicht zu spät kommen.«

  18. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #238

    nomina nuda tenemus
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Innerlich lächelnd hatte Esteban seinem Begleiter zugesehen, wie dieser aus reiner Magie Formen erschuf. Es erinnerte ihn ein wenig an sich selbst, als er, viel jünger als heute, die Magie einst selbst für sich entdeckte. Als er plötzlich erkannte, daß er für mehr geschaffen war, für einen tieferen Blick hinter die Oberfläche der Realität. Er hatte es nur erkennen müssen.
    »Eine gute Frage«, antwortete er Nicolei. »Doch ich weiß es nicht. Ihr scheint die Stadt recht gut zu kennen. Ich habe sie erst einmal besucht und das ist mir in zwiespältiger Erinnerung. Ich sah mir die Gebäude der Magier an, wurde dort recht freundlich empfangen. die Stadt selbst wimmelte damals vor Leben, eine echte Metropole, eine wahre Hauptstadt eines großen Reiches -- auch wenn davon nicht mehr viel übrig ist. Meiner Meinung nach lebt Ethorn einen Traum. Einen Traum von Größe und Bedeutung, die das Seereich von Argaan nicht mehr hat. Wo sind die großen Flotten die die Meere und ferne Küsten beherrschten? Wo sind die Seehäfen, die das Reich unter Kontrolle hat? Nicht einmal auf ihrer eigenen Insel kontrollieren sie noch einen!«, führte der Magier aus.
    »Thorniara ist soviel Myrtana, wie es nur geht. Selbst Stewark, ein kleines Städtchen, ist an die Innosgläubigen gefallen. Und Setarrif beherbergt bis heute keinen eigenen, bedeutenden Hafen. Wo soll also die Seemacht der Könige der Südlichen Inseln her kommen? Ganz zu schweigen von den Küsten, die sie einst beherrschten und die seit vielen Generationen verloren sind. Und durch den fehlenden Seehandel, bzw. die Kontrolle über ihn fehlen auch die Reichtümer, um das Reich zu finanzieren, geschweige denn, den Krieg. Nur die noch weiter südlich gelegenen Inseln Torgaan und Korshaan gehören noch dazu. Doch selbst aus Sendar, der größten Stadt auf Korshaan hört man nichts. Ob Ethorn dort überhaupt anerkannt ist? Ich weiß es nicht. Es sieht also dunkel aus für den selbst ernannten König. Ich habe den leisen Verdacht, daß er überhaupt keinen Plan hatte, nachdem er Lord Tronter, den alten Statthalter Rhobars II., getötet hat. Bedauerlich, Argaan hätte einen König mit weiter entwickelten Fähigkeiten benötigt, einen Strategen, einen Heerführer, einen Diplomaten. Aber es hat nur den, der sich in der Folge der alten Seekönige ebenfalls Ethorn nennt und sich als der sechste in ihre Reihe einordnet, um sich durch die damit vorgespiegelte Kontinuität Legitimation erhofft«, fällte er sein Urteil.
    »Warum wir uns dann trotzdem mit ihm verbündet haben? Wir Schwarzmagier, die wir so auf unsere Unabhängigkeit bedacht sind? Weil es damit unter der Knute Rhobars, der am Ende doch nur von seinen Innospriestern gelenkt wird, aus wäre. Vielleicht wäre es das auch unter einem starken Ethorn, denn wäre er stark, bräuchte er uns nicht. Aber er ist es nicht und kann jeden Verbündeten gebrauchen, den er vor seinem Volk legitimieren kann.«
    Während Esteban sprach, hatten die beiden Wanderer einen Pfad erklommen, der auf eine Bergspitze hinauf führte. War das noch der richtige Weg? Vielleicht.
    Der Berg entpuppte sich einfach als besonders hoher, flacher Hügel am Nordrand des Dschungels. Von hier aus war die südlich Setarrifs gelegene Ebene zu überblicken. Der Wald hatte sich gelichtet und war dann hinter ihnen zurückgeblieben. kühler Wind wehte vom Meer her, bauschte den Umhang Estebans auf und ließ ihn im Luftzug zu den absonderlichsten Formen werden. Die weißen, langen Haare des Schwarzmagiers wurden durchgewirbelt, doch er achtete nicht darauf. Unter ihnen lag die Ebene vor dem Südtor Setarrifs. Esteban war stehen geblieben, um die Szenerie, die sich wie ein Tableau vor ihnen ausbreitete, anzuschauen.
    »Da, seht Ihr?«, sagte er zu Nicolei, »ein ganzes Heer.« Man sah viele kleine Lichtpünktchen überall verteilt, die ganze Ebene war davon bedeckt. Die Lagerfeuer vieler Kämpfer.
    »Wo mag diese Macht her kommen? Es stand etwas von Drachen in der Botschaft. Doch welches Heer läßt sich von Drachen begleiten?«, fragte er mehr sich selbst als seinen Begleiter.
    »Wir werden es morgen am Tag sehen«, befand er. »Bis dahin sollten auch wir ruhen. Noch sind wir weit genug entfernt, um nicht entdeckt zu werden, hoffe ich. Auf Feuer sollten wir jedoch lieber verzichten. Suchen wir uns einen geschützten Platz«, schlug der Schwarzmagier vor. »Und dort könnt Ihr mir ja vielleicht mehr über Setarrif erzählen. Ihr scheint eine Menge darüber zu wissen.«

  19. #239
    Harivald
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    Am Ende eines langen Marschtages war die Gruppe, bestehend aus den zwei Kriegern Avik und Estepho, den Adlaten Harivald und Braoin, sowie dem Oberhaupt der Mission, Novize Shakuras, in einem Dorf untergekommen, in das der ehemalige Bauer in ihren Reihen sie gelotst hatte und wo er immer noch einige Personen kannte. Gut genug, dass man ihnen eine warme Mahlzeit bot und den Königstreuen ihre besten Schlafplätze zur Verfügung stellte.
    Jeder besaß sein eigenes Bett und Shakuras ließ sich nicht lange bitten. Während der Novize einstweilen ins Reich der Träume überging, zogen Harivald und die anderen es vor, noch am großen Lagerfeuer in der Dorfmitte mit den Bauern zu feiern. Sie schienen hier irgendeinen Brauch zu pflegen, immer ein ausladendes Fest zu feiern, wenn eine Frau gerade ein Kind zur Welt gebracht hatte.

    Harivald, Avik und sein Gefährte fanden schnell Anschluss an eine lustige Versammlung saufender Junggesellen, die ihnen in Trinkfestigkeit in nichts nachstanden.
    Braoin hingegen kapselte sich ab und besuchte alte Bekannte und womöglich auch Freunde. Dem alten Adlatus hatte es die Gruppe zu verdanken, dass sie jetzt hier weilten und nicht auf der Straße. Braoin kannte diese Dorf noch aus früheren Tagen als einfacher Bauer, deswegen hatten sie zugestimmt, dass es wohl besser wäre, nicht unter freiem Himmel zu schlafen, sondern die Gastfreundschaft des Dorfes in Anspruch zu nehmen. Und das nicht zu kurz!
    Schon hoben Harivald und seine Kameraden den sechsten Krug Met.
    »Auf das Glück dieses Dorfes und seiner Bewohner«, rief der Adlatus angetrunken. Alle prosteten ihm zu.

  20. Beiträge anzeigen #240
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline

    Dorf

    Sehr früh am Tage saßen Braoin und sein alter Freund Edwin am spärlich gedeckten Frühstückstisch. Seine Frau und die Kinder hatten ebenfalls an dem großen Tisch Platz genommen und lediglich die Begleiter des Adlatus hüteten noch die Betten. Zwar begann der Tag eines Dieners des Ordens ebenfalls zur frühen Morgenstunde, doch fing der Tag für einen Landmann noch deutlich eher an. Das Morgenmahl bestand aus selbstgebackenem Brot, Schafsbutter und –käse, sowie etwas frischem Regenwasser. So ausschweifend die Festlichkeiten der gestrigen Nacht auch gewirkt haben mochten, so schlecht ging es auch den Leuten auf dieser Seite der Stadtmauer. Karge Ernten und der geforderte Zehnt ließen alle Bauern kürzer treten und so war der Witwer keineswegs böse um das in seinen Augen völlig ausreichende Frühstück.
    „Ich möchte dir noch einmal mein Beileid aussprechen, Braoin“, ergriff Hilde, die Bauersfrau, das Wort, „Nora war ein wunderbarer Mensch.“
    „Danke Hilde, das weiß ich zu schätzen und sie sicherlich auch“, entgegnete der Bärtige mit einem freundlichen Lächeln, hinter dem Trauer steckte.
    „Dass es dich zum Orden verschlagen hat, will mir noch immer nicht in den Kopf“, schaltete sich Edwin kopfschüttelnd ein, „Bist du dort glücklich?“
    „Ich finde dort den Trost, den ich brauche und kann mich für unseren Gott einsetzen und Gutes bewirken.“
    „Ich hoffe für dich, dass du bei Innos Frieden findest“, wünschte Hilde ihm das Beste.
    „Bis ich wieder an ihrer Seite sein kann“, erwiderte Braoin und legte die Scheibe dunklen Brotes beiseite.

    „Ihr habt von den Echsenmenschen gehört?“, schnitt der Adlatus ein weiteres unangenehmes Thema an.
    „Haben wir“, bestätigte Edwin mit besorgtem Blick, „unser Ältester, Jona – der Bursche zu seiner Rechten nickte – war in der Stadt, als es verkündet wurde.“
    „Gebt gut auf euch Acht. Es sind seelenlose Kreaturen, die nur um des Tötens willen morden. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen und befürchte das Schlimmste. Darum wurden wir wohl auch gen Setarrif gesandt.“
    „Lasst bloß Vorsicht walten! Die goldene Stadt ist zwar noch fern, doch haben wir des Nachts häufig den Himmel taghell erleuchtet gesehen und der Wind trug Geräusche herbei, die nicht von dieser Welt stammen konnten.“
    Furcht stand der Bauersfamilie in die Gesichter geschrieben und der Witwer konnte genau verstehen, wie sie sich fühlten. Er bangte davor, was sie erwarten würde, sobald sie ihr Reiseziel erreicht hatten, mehr noch als davor, was geschehen könnte, wenn die Männer Ethorns sie aufgriffen. Braoin selbst kümmerte der Konflikt zwischen den Reichen nicht, war es in seinen Augen doch eine Angelegenheit der Politik, der er nichts abgewinnen konnte. Doch fand er kein Verständnis in sich für jene, die die Herrschaft Innos‘ grundlegend ablehnten und stur darauf beharrten, dem einzig rechten Pfad nicht folgen zu wollen.

    „Warst du schon bei Jutta?“, fragte der Adlatus an Hilde gewandt, da es Brauch war, das Neugeborene jeder Frau des Dorfes zu präsentieren.
    „Natürlich, schon gestern. Das Kind ist ein wahres Prachtstück und ist so schwer wie ein halber Sack Kartoffeln!“, erzählte die Frau begeistert.
    „Und wie sieht es mit euren Vorräten aus?“, hakte er besorgt nach.
    „Wir werden über den Winter kommen“, antwortete Edwin bestimmt.
    „Die Feier gestern hat euch viel gekostet, nicht wahr? Nehmt bitte meine Entschuldigung im Namen meiner Gefährten an. Sie konnten nicht wissen, dass es nicht gut um das Dorf steht und hätten ansonsten auch nicht so kräftig mit Met und Fleisch zugeschlagen.“
    „Mach dir bitte keine Gedanken!“, beschwor die Bäuerin ihn, „Wir freuen uns immer über Gäste, das weißt du! Außerdem sind die Traditionen das Letzte, was uns geblieben ist. Für nichts in der Welt würden wir sie aufgeben.“
    „Das weiß ich, doch sorge ich mich um euch. Versprecht mir, in die Stadt zu kommen, wenn es brenzlig wird. Ich werde dafür sorgen, dass ihr versorgt werdet, bis die Lage sich wieder beruhigt hat.“
    „Wir werden nicht fort von hier gehen“, erstickte Edwin Braoins Bitte im Keim, „Wir alle wurden hier geboren und werden auch hier sterben. Wann das ist überlasse ich Innos!“
    „Wohl gesprochen mein Freund. Vielleicht hätte auch ich es so handhaben sollen“, meinte der Witwer betrübt und trank einen Schluck Milch.
    „Sobald meine Begleiter erwacht sind und ein wenig Brot und Milch hatten, werden wir eure Gastfreundschaft nicht länger beanspruchen“, versprach der Bärtige, ehe die alten Freunde sich wieder anderen, angenehmeren Gesprächsthemen zuwandten.

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