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Heinz-Fiction
Nun, ich weiß nicht so recht was ich dazu schreiben soll, außer: Ich habe fast alle genannten Punkte anders empfunden. Die Beziehung zwischen Rick und Michonne wirkt für mich alles andere als natürlich. Sie kommen mir eher vor wie Freunde, nicht wie ein Paar. Andere Charaktere und deren Beziehungen wirken innerhalb der Serie viel natürlicher, wie Maggie und Glenn etwa, vom Vergleich mit Charakteren aus anderen Serien ganz zu schweigen. Demzufolge habe ich Ricks vermeintlichen Tod in die daraus resultierenden Gefühle von Michonne in der Karnevalfolge auch völlig emotionslos hingenommen.
Das ist ja auch völlig dir überlassen, wie du das aufnimmst. In den Comics ist z.B. Andrea Ricks spätere Liebelei. Aber die ist ja seit vier Staffeln TWD tot. In der Serie hat man ja einige Figurenkonstellationen der Comics verschoben und eigene geschaffen. Michonne macht in den Comics in etwa so ein Tief durch, wie Carol in der Serie.
Wie gesagt, ich finde dass sie in der Serie schließlich Michonne und Rick zusammengepaart haben war organisch. Das ihre Beziehung so anders als die von Glenn und Maggie dargestellt wird, finde ich ebenfalls nachvollziehbar. Zum einen sind beide älter, waren beide bereits verheiratet, sind/waren beide Eltern - und Michonne ist an sich keine Person, die man mit besonders vielen positiven Emotionen in Verbindung bringt.
Es gibt zweifellos Charaktere, die einiges an Tiefe aufweisen. Aber die gibt es eben schon seit früheren Staffeln, wie Morgan etwa aus der ersten Staffel. Der Konflikt ist für mich dort nachvollziehbar. Andere Charaktere, die man aus den aktuellen Gemeinschaften kennt, empfinde ich aber als äußerst blass und/oder vorhersehbar in ihren Aktionen.
Dwight ist super und der ist für TWD Verhältnisse noch ziemlich neu. Über andere Figuren habe ich mich bereits geäußert. Das Ensemble ist mit sechs Gemeinschaften einfach explodiert. Dadurch wird es nicht leichter einzelnen Figuren besonders viel Zeit zu widmen, während man die große Geschichte bewegt. Das ist eben genau der Spagat, den die aktuelle Staffel mal besser, mal schlechter schafft. Bei manchen Figuren muss man auch wirklich auf Kleinigkeiten achten.
Beispiel: Simon
Negan hat mmn auch ziemlich abgebaut. Klar fürchtet man sich nicht vor ihm im Sinne eines Horrorfilms, aber er handelt äußerst repressiv durch seinen Wahn und soll so natürlich eine gewisse Furcht beim Zuschauer hervorrufen. Man soll ihn schließlich hassen, weil er ein Arsch ist, und man soll ihn fürchten, weil er ein wahnsinniger Egomane ist. Nur wenn er etwa einen Doktor in den Ofen schmeißt, so hat das nur wenig wirkung, weil dieser kaum mehr als ein statist ist. Du hast recht, dass ich mich falsch erinnere. Der Tod zweier Hauptcharaktere fand erst in der ersten Folge dieser Staffel statt, und hatte ne starke emotionale Wirkung auf mich. Aber alles, was danach kam? naja ... der Tod von Hauptcharakteren ist seit jeher ein Mittel in TWD, um Emotionen zu generieren und die Folgen, in denen das passiert, sind dann auch meistens die Highlights
Ich versteh immer nicht was die Leute mit Negan haben. Im Vergleich zu was hat er denn abgebaut? Seiner Einführung mit Pauken und Trompeten?
Nochmal um das Klarzustellen: Negan ist nicht wahnsinnig. Mit egomanisch magst du recht haben, aber die Figur ist nicht geisteskrank. Er ist auch nicht dazu da der Schurken zu sein und nur Bösewichtkram zu tun, damit man ihn als TWD Fan entsprechend hassen, oder fürchten kann. Das wären höchstens kleinere Aspekte. Negan verkörpert einen Gegenentwurf zu Ricks, oder Ezekiels Art Menschen zu führen. Seine Ziele überschneiden sich dabei durchaus mit denen der anderen. Du hast Recht, Negan ist repressiv. Das ist genau der Punkt. Aber darüber hinaus liegt ihm daran seine eigene Gruppe zusammenzuhalten, seine Machtpositon zu wahren und seinen Einfluss zu vergrößern. Darum versucht er ja auch Daryl zu rekrutieren, bemächtigt sich Eugene und will jetzt Sasha brechen. Das tut er ja nicht, weil er plötzlich nett* ist. Sondern weil er damit seine Ziele verfolgt.
Negan ( in Serie und Comics ) ist ein glanzbeispiel für gut geschriebene Schurken. Er ist der Held seiner eigenen Geschichte. Und das bringt er schon bei seiner Einführung ziemlich klar rüber. Seines Wissen wurden nämlich die Saviors von den Helden angegriffen, nicht andersherum.
Warum Negan eben nicht wahnsinnig ist, habe ich auch schon an anderer Stelle erklärt: Beitrag#1, Beitrag#2
*obwohl er davon abgesehen über eine menschliche Seite verfügt. Auch wenn die eher selten ist und sich auf Kinder bezieht -> sein Verhältnis zu Carl, oder weil er sexuelle Gewalt verabscheut.
Das mit dem Typen der im Ofen landet, dient ja auch nicht Negans Charakterentwicklung, sondern der von Dwight. Der Zuschauer weiß bereits was Negan für ein Typ ist. Dass Dwight allerdings bereit ist Dr. Carson in dem Fall vor ein fahrendes Auto zu werfen, um seine und Sherries Haut zu retten, ist der krasse Kontrast zu der Szene zuvor, in der man Dwight schon fast als nobelen, doch tragischen Helden hätte wahrnehmen können. Und zu dem absolut konsequent, in Bezug auf seinen Selbsterhaltungstrieb.
Außerdem schafft es den Raum für das was Eugene später zu Negans Frauen sagt:
Eugene - "They'll believe me over you for the same reason he believed Dwight over the doctor.
You're replaceable to him. I, on the other hand, am not."
Für mich fällt TWD in Sachen Charakterentwicklung und Präsentation halt qualitativ stark ab im Vergleich zu anderen Serien wie etwa Game of Thrones oder Breaking Bad. Da liegen Welten dazwischen. Das macht die Serie nicht schlecht, ich schau sie immernoch gerne, aber die Spannung bleibt manchmal vor allem durch die aufgeblähte langgezogene Story auf der Strecke. und wenn ich mir so manche Staffelreviews anschaue, bin ich da nicht der einzige, der so empfindet
Der Punkt hier ist folgender: The Walking Dead, Breaking Bad und Game of Thrones sind grundverschiedene Serien.
Breaking Bad konzentrierte sich von Anfang an auf Walter White als Hauptfigur. Tatsächlich war es eine spontane Entwicklung das Jessie die erste Staffel überhaupt überlebt hat und im Anschluss ebenfalls aufgebaut wurde. Das Konzept von Breaking Bad ist die charakterliche Verwandlung und Tragödie einer einzelnen Figur. Sein Umfeld wird zwar beleuchtet und ist durchaus interessant, aber niemand wird Breaking Bad am Ende wegen Walt Jr., Skylers Sexleben, Hanks Persönlichkeit, oder Skinny Petes Dialogen geschaut haben.
Bei Game of Thrones starteten wir von Beginn an mit einem massiven Figuren Ensemble, dass über die Staffeln dahingestorben ist. Weil auch völlig unklar ist wer eigentlich die Hauptfigur ist. Jede Staffel zog andere Figuren in den Vordergrund. Was auch ein witziger Trick aus schreibtechnischer Hinsicht war. Immer wenn man sich fragte "uuuh wie soll dieser tolle komplizierte Plot nur geschickt aufgelöst werden?!" setzte eben das Massensterben ein.
Jetzt wo man sich auf Jon Snow und Daenerys eingeschossen hat, klagen auch viele "Die Serie ist viel zu vorhersehbar! Plotarmor!" Auf der anderen Seite hat Game of Thrones ein Budget das TWD völlig in den Schatten stellt und jede Episode hat die länge eines kurzen Spielfilms.
The Walking Dead ging als klassiche Überlebensgeschichte in einer Zombieapokalypse los. Hat sich aber weiterentwickelt. Inzwischen ist TWD ein eigenes kleines Zombieuniversum. Damit hat sich auch die Gangart der Serie verändert. Figuren werden umbewertet, neue werden aufgebaut - hin und wieder sterben ein paar andere. Aber alles in allem ist die TWD Welt in dieser und der letzten Staffel größer geworden. Und das spricht mich z.B. mehr an, als der klassische Zombiehorrorfilmplot.
Staffel 7 ist zurecht umstritten Sie hat eindeutig ein Hand voll schwache Folgen. Ich seh z.B. ein Problem darin, dass es mehr als drei bottled Episodes gab. So gut das der Vertiefung der Gemeinschaften getan haben mag, so wenig Dynamik kam in ihnen auf. Allerdings haben sich manche dieser Entscheidungen schließlich ausgezahlt. Die Entwicklungen um Morgan, oder Oceanside hätte es nicht gegeben, wenn der Weg dafür nicht erst bereitet worden wäre. Das machten Game of Thrones und Breaking Bad nicht anders. Die ihrerseits langweilige Episoden hatten, um den Spannungsbogen neu anzuschieben. Natürlich macht Game of Thrones, das in seinen langweiligen Episoden immernoch geschickter als TWD.
Staffel 7 hat aber auch das Pech, ein einzige Preludium für Staffel 8 zu sein. Die Handlungsbögen die Staffel 7 abgedeckt hat, sind die Arcs "Grenzen" und "Auf dem Kriegspfad". Die in den Comics den Weg für "All out War" bereitet haben. Mancher TWD Fan erhofft sich deswegen in Staffel 8 die beste aller TWD Staffeln überhaupt.
Ich erhoffe für Staffel 7 ein großartiges Finale, denn in den Comics wartete das Ende von "Auf dem Kriegspfad" mit fantastischer Action auf.