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  1. Beiträge anzeigen #101
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline
    Mit leisen Schritten begab sich Yorik die Treppe seines Hauses hinunter, schnappte sich seinen Mantel, einen großen Sack und eine Laterne. Beim Verlassen ließ er das Schloss extra vorsichtig ins Schloss fallen, um auf keinen Fall seine Frau oder seine Kinder zu wecken. Er hatte Maya versprochen, sich nicht darauf einzulassen, doch er hatte genauso versprochen immer für sie und die Kinder zu sorgen. Immer, egal was geschah. Auch diese Pest würde ihn nicht daran hindern.

    "So, wo sind diese Mistratten jetzt...", murmelte der Familienvater und sah sich fragend um. Er nahm die Straße zum Hafen, vorbei am Tempelviertel, denn je näher man den Quarantänezonen kam, desto öfter hörte man das leise Fiepen in den Gassen und der Kanalisation. Oft konnte man die Ratten nur hören und nicht sehen, da sie recht lichtscheu waren, doch Yorik war fest entschlossen ein paar von ihnen zu fangen. Tot oder lebendig.
    Er brauchte das Geld. Seit die Pest ausgebrochen war, waren die Preise für Nahrungsmittel immer weiter gestiegen und jetzt war es selbst mit Geld nicht mehr einfach genug davon zu bekommen, um sich, geschweige denn eine 5 köpfige Familie, davon zu ernähren. Yorik kannte allerdings einen Händler, der noch etwas im Lager hatte und bereit war ihm einen Teil davon zu verkaufen, solange das Kleingeld stimmte, doch das war nicht so einfach. Schon lange lief es nicht mehr so gut mit seiner Schreinerei und obwohl es schon vor der Pest nicht das Gelbe vom Ei war, hatte er noch ein paar Ersparnisse gehabt, mit denen sie den Anfang der Seuche überstanden hatten.
    Diese waren nun aufgebraucht und der Mann musste sich einen neuen Weg suchen, Geld ranzuschaffen.

    Schon von Anfang an hatte der Leiter der Bürgerwehr eine Belohnung auf Ratten ausgesetzt, doch seit bekannt war, um welche Krankheit es sich handelte und dass die Ratten die Hauptschuld trugen, waren sich die Meisten zu schade um ihr Leben für das Geld zu riskieren. Bis vor kurzem, als es erneut zu einer flächendeckenden Erhöhung der Lebensmittelpreise kam. Seitdem begaben sich immer mehr Menschen auf die Jagd. Erst nur die Ärmsten, die eh nichts mehr zu verlieren hatten doch nun auch die normalen Menschen. Handwerker und Händler. Familienväter wie Yorik, die nur versuchten ihre Kinder zu ernähren, begaben sich in Lebensgefahr, doch das war es ihnen wert. Es wurde gut bezahlt.

    "Na, wo seid ihr Mistviecher denn jetzt? Ich seh euch doch den lieben langen Tag.", flüsterte der Schreiner, während er mit der Laterne einen Straßengraben in der Nähe des Hafenviertels absuchte. Scheinbar waren die Ratten heute weniger aktiv, sodass der Mann fast bis zum Marktviertel runtergelaufen war, als er ein Fiepen in einem Kistenhaufen nahe der Straße vernahm. Vorsichtig näherte er sich seinem Ziel und hob beiläufig einen Stein vom Boden auf. Bei den Kisten angekommen, schaffte er langsam eine der sperrigen Holzbauten beiseite, bevor er mit der Laterne hineinleuchtete. Sofort begannen die Ratten hektisch zu Fiepen und entsetzt versuchten sie panisch vor dem Licht zu flüchten, das plötzlich in ihre Behausung fiel. Wild begann Yorik mit seinem Stein auf die Tiere einzuprügeln und es dauerte eine Weile bis auch die letzte Ratte geflohen oder erschlagen war, doch bis dahin war der Stein in seiner Hand mit dem Blut der Schädlinge bedeckt. Angewidert ließ er den Kiesel fallen und begann seine Beute zu zählen.

    "1,2,3, und 4. Hm, da sind mir zu viele entwischt. Verdammt...", fluchte der frischgebackene Rattenjäger, bevor er seine Beute in den Beutel warf und sich gerade abwenden wollte, als er erneut Fiepen hörte. Der Ursprung lag hinter einer Kiste, um die der Schreiner sogleich herumschlich. Dort entdeckte er eine kleine Ratte, die er scheinbar nur verletzt hatte.

    "Ach, du armes Ding. Komm her, das haben wir gleich.", sprach er und griff mit einer Hand nach der Ratte. Gerade als er sie umfasst hatte, biss ihm das verletzte Tier in den Zeigefinger, sodass er es fallen ließ und es in die Dunkelheit flüchtete.

    "Verdammtes Drecksvieh. Hat mich gebissen. Verdammt... VERDAMMT!", brüllte Yorik während er entgeistert und besorgt auf seinen Finger starrte, wo zwei kleine Bisswunden von der Ratte zeugten. Seine Frau hatte ihn gewarnt. Sie hatte ihn gewarnt.
    Gerade begann der Mann erst zu realisieren, welch Schicksal ihn ereilen würde, als ihm ein harter Schlag auf den Hinterkopf das Bewusstsein raubte. Er brach auf der Stelle zusammen und blieb am Boden liegen, wo er leise ein paar Flüche zu murmeln schien.

    ----------------

    Für Jester war das ein guter Abend. Nicht nur hatte er ein paar ordentliche Ratten erlegt, sondern auch noch diesen Volltrottel gefunden, dem er ganz einfach die Beute abnehmen konnte. Mit einem verschmitzten Lächeln beugte er sich über den am Boden liegenden Mann und sah ihm in die Augen.

    "Tut mir wirklich Leid, aber das Geld ist bei mir besser aufgehoben. Sich von einer Ratte beißen lassen...tststs...Anfänger.", sprach er und wandte sich zum Gehen ab. Er verstand nicht wie man so dumm sein konnte sich beißen zu lassen. Für intelligente Menschen war diese Pest die reinste Goldgrube. Mit einem leisen Lachen kratzte sich der Dieb am Hals und verschwand in einer Seitengasse.
    Grimbar

  2. Beiträge anzeigen #102
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Hafenviertel - Leere Kate

    Als Vicktar erwachte, fiel er vor Schreck aus dem Bett. Völlig perplex schielte er über den Rand seiner Bettstatt in die traurigen Augen Johannas, die sich direkt zwischen den Betten der Männer niedergelassen hatte.
    "Bei Innos, bist du verrückt geworden?"
    Ein weiteres Poltern bedeutete ihm, dass der nun ebenfalls erwachte Grimbar das ganze ähnlich sah. Doch das Mädchen blickte völlig unbeeindruckt und sagte scheinbar frei von jeglichen Emotionen: "Ich möchte sterben."
    Von beiden Seite glotzten die Männer das Mädchen ungläubig an und sagten wie aus einem Munde: "Das kann doch nicht dein Ernst sein!"

    Es dauerte seine Zeit, bis der alte Mann sich beruhigt hatte. Dieses dumme kleine Mädchen hatte sich gerade womöglich umgebracht! Es war das Szenario, das er befürchtet hatte, als Johannas Mutter gestorben war und ihm diese Bürde hinterlassen hatte. Sie hatte sich anstecken wollen, und nun war es vermutlich zu spät. Aus und vorbei.
    "Was geht in deinem Kopf nur vor, du dummes Gör?"
    Es wollte ihm nicht in den Kopf. Die halbe Stadt kämpfte um das Überleben und sie ließ sich vorsätzlich anstecken!
    "Jetzt ist es also vorbei, ja? Wir suchen einen Platz für dich, um dich von der Krankheit fern zu halten, nehmen dich mit uns mit, und so dankst du es uns?"
    Sein Zorn war viel zu groß, um zu erkennen, dass sie niemals um eine Rettung gebeten hatte. Vicktar schnaufte tief durch.
    "Gut, wir machen weiter wie bisher. Vielleicht hast du dich ja gar nicht angesteckt."
    "Dann werde ich es nochmal versuchen", murmelte sie mit völlig unbeeindruckter Stimme.

    Der Weber wusste nicht, was er denken sollte. Die Tücken des menschlichen Verstandes, erst Recht die eines selbstmordgefährdeten Geistes, waren unbekanntes Terrain für den Mann, der bis vor wenigen Wochen noch nichts außer der Weberei gekannt hatte. Die Machtlosigkeit, mit der er dem Entschluss des Mädchens ins Auge sehen musste, machte ihn wahnsinnig. Da konnte er sich noch so sehr als Helfer und Retter aufspielen, doch am Ende hatte er immer noch keine Ahnung von der Welt und ihren Schrecken. Er kannte nichts, das einen Menschen wünschen lassen konnte, nicht mehr zu sein, und dieses Kind hatte bereits mehr gesehen und durchlitten, als gut für es war.
    Von heftig aufwallendem Zorn und völliger Ratlosigkeit ergriffen kam Vicktar nur zu einem Schluss, was er nun tun konnte, und er war nicht stolz darauf.

  3. Beiträge anzeigen #103
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Hafenviertel - Leere Kate

    Betretenes Schweigen herrschte in der Kate.
    Vicktar war nicht stolz auf das, was er getan hatte, doch es schien ihm für den Moment das Richtige zu sein. Besorgt blickte er auf die verrammelte Tür zur dunklen Schlafkammer, in die er das Mädchen mit der Todessehnsucht gesperrt hatte.
    "Ich verstehe dieses Kind nicht. Warum stellt sie nur so einen Unsinn an?"
    Johanna befand sich nun schon seit mehreren Stunden in der dunklen Kammer, doch sie hatten keinen Ton von ihr gehört. Es missfiel dem alten Mann, sie dort in der Finsternis gefangen zu halten, doch wenn sie es tatsächlich darauf anlegte, ihrer Mutter in Beliars Reich zu folgen, konnte er ihr weder die Freiheit, noch eine Öllampe zugestehen. Andererseits konnte er es ihr auch nicht antun, diese Tage des Wahnsinns in diesem finsteren Loch zu verbringen!
    "Grimbar, was sollen wir mit dem Kind nur tun", fragte er an seiner eigenen Entscheidungsfähigkeit zweifelnd.
    "Woher wissen wir, ob sie sich angesteckt hat oder nicht? Und wie lange dauert es, bis diese Krankheit ausbricht?"


    Er setzte sich erschöpft nieder.
    "Vielleicht sollten wir sie einfach in ihr Verderben rennen lassen. Ich meine: wie sollen wir sie denn daran hindern?"
    Vicktar schloss die Augen und bat Innos um Rat. Es musste doch eine Möglichkeit geben, das Kind von seinem Wahn abzubringen! Er wünschte, der Herr sandte einen flammenden Engel hinab, der die Schatten aus den Köpfen der Leute brannte und ihnen die Hoffnung zurückgab. Nicht nur die Dunkelheit im Herzen Johannas, sondern auch in denen aller anderen, die den Untergang für unausweichlich hielten. Wieso konnten sie nicht halt im Glauben finden? War der Schrecken so groß, dass der Herr völlig aus ihrem Denken verschwand? War es vielleicht nötig, sie wieder daran zu erinnern, wer ihr Erretter war?
    "Innos muss das Licht zurück in ihre Herzen bringen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie wieder glauben!"
    Der Alte blickte Grimbar an in der Hoffnung, seine Zustimmung zu erhalten. Vicktar sah keinen anderen Weg.
    "Lass uns den Glauben zurück zu den Menschen bringen! Ohne Hoffnung wird diese Stadt zugrunde gehen. Und vielleicht können wir auch sie erretten..."
    Vielleicht musste aber auch einfach er glauben. Glauben, dass Innos das Kind verschonen würde, selbst wenn sie mit der Pestilenz in Berührung kam.

  4. Beiträge anzeigen #104
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Radzinskys Keller

    Totes Fleisch. Ratten lieben totes Fleisch. Sie sind geradezu besessen davon! Erst beißen sie, dann lauern sie und zum Schluss fressen sie. Sie sind unglaublich clever und wissen genau, dass sie eine tödliche Krankheit mit sich herumschleppen und dass sie, wenn sie Menschen anstecken, diese nach wenigen Tagen fressen können.

    Radzinsky hatte dieses Verhalten im Rahmen von Fallstudien und Befragungen der Rattenfänger analysiert und war zu einem simplen Schluss gekommen. Er würde einen Weg finden, an Geld - und damit an Essen - zu kommen und gleichzeitig der Ausbreitung der Pest den Kampf anzusagen, ohne selbst Gefahr zu laufen, sich anzustecken. Das Prinzip war so simpel, wie es effektiv war. Doch die Menschen kamen selbst nicht auf solch simple Ideen, da sie tagein tagaus bereits mit dem Überleben kämpften oder schon völlig resignierten. Vielleicht fehlten ihnen auch einfach nur das handwerkliche Geschick oder die entsprechenden Mittel aber, mal ehrlich, so schwer war es nun wirklich nicht, eine Rattenfalle zu bauen!

    Man nehme ein altes Fischernetz, das besaß Radzinsky ohnehin noch aus dem kleinen Kahn, den Pettersson ihm geschenkt hatte, und binde es um das Gestell einer alten Holzkiste. Eine Seite lasse man offen, da sollten die Ratten herein kommen. In die Mitte lege man ein Stückchen Käse oder - das ist hier passender - ein paar verwesende Gliedmaßen. Diese müssen noch an eine Art Angelhaken befestigt werden, welcher wiederum oben mit einem Seil befestigt wird. Man erzeuge ein Gleichgewicht, indem man an das andere Ende eine Holzplatte hänge. Sobald die Ratten das Fleisch weit genug abgenagt hatten, würde ein Ungleichgewicht entstehen, die Holzplatte runterfallen und die Ratten einsperren. Optional kann man das Fleisch gleich mit vergiften und muss die Biester nicht noch per Hand oder anderswie umbringen. Aber er war weder Alchimist, noch derjenige, der die Falle aufstellte. Selbst in so ein gefährliches Gelände wie die Kanalisation traute er sich nicht, er war ja nicht lebensmüde!

    Nachdem der Erfinder den halben Tag an seiner Falle gebastelt hatte, war die Zeit gekommen, einen Abnehmer dafür zu finden. Thorgert von der Bürgerwehr hatte bestimmt Interesse an der Rattenfalle 1.0. Eigentlich schade für Radzinsky, dass er das Gerät so schnell in andere Hände geben musste, ehe er ein Patent dafür beantragen konnte...

    Hoffnungsvoll machte er sich auf den Weg zur Taverne.

  5. Beiträge anzeigen #105
    Schwertmeister Avatar von Avik
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    Avik ist offline
    Der junge Ordensbruder zog mit dem Schleifstein ein letztes Mal geübt über sein altes Schwert und hielt dann inne. Er betrachtete seine Arbeit und die scharfe Klinge seiner Waffe, die auf seinem Schoß ruhte. Das Schwert stammte noch aus der Zeit bei der Stadtwache von Thorniara und seitdem hatte es ihn auf seinen Wegen begleitet. Er musste unwillkürlich schmunzeln bei dem Gedanken daran. Seinen Waffenrock, seinen Buckler und selbst seine Stiefel, hatte er bereits gegen Ordenskleidung getauscht. Er trug nun den schweren Waffenrock eines Ordensbruders, das große Schild des Ordens und selbst die schweren Kriegsstiefel. Nur das Schwert musste er selbst, aus eigener Tasche, finanzieren und bisher hatte ihm das Schwert der Miliz gut gedient, doch mittlerweile störte es ihn.

    Estepho, sein Kamerad, hatte ein kunstvoll verziertes Breitschwert mit goldenem Knauf, eine prachtvolle Waffe, auf die nicht nur Avik neidisch war. Natürlich war der reiche Händlersohn nicht das Maß aller Dinge. -Avik hatte eine Familie zu versorgen und nur seinen Sold als Einkommensquelle- Dennoch wünschte er sich eine neue Waffe und nahm ihren Erwerb in Angriff.

    Noch besser als Estephos Breitschwert, so meisterlich und edel es war, gefiel ihm Marcs roher Anderhalbhänder. Eine monströse Waffe, die der Hüne sowohl mit einer Hand, als auch mit zwei Händen, führte und so entweder mit oder ohne Schild kämpfen konnte. Für Avik kam dieser schwere Schlächter nicht in Frage, da er nicht die Statur des Hünen hatte. Er musste eine Zwischenlösung finden...

  6. Beiträge anzeigen #106
    Veteran Avatar von Karad
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    Karad ist offline

    Marktplatz

    Da war die Gruppe der Jäger wieder. In der Stadt. In der Pest verseuchten Stadt. An den Mauern hing deutlich erkennbar für fremde Reisende schwarzen Flaggen. Das Zeichen der Pest. Armenviertel und der Hafen wurden unter Quarantäne gestellt. Alle Zugänge zu und von den Viertel wurden von der Stadtwache bewacht. Doch damit hielt man nur die erkrankten Menschen ab, nicht aber die Ratten.

    Oh wie er diese Nagetiere hasste. Damals schon als der Soldat in Vengard, noch als Tagelöhner, die Kanalisation reinigen musste, gingen ihm diese Viecher sehr auf den Geist. Jetzt aber nervten sie nicht nur, nein sie verseuchten auch alles und jeden. Deswegen wurden die Lebensmittel in Thorniara knapp. Die Leute schmissen schon beim leisesten Verdacht auf eine Verseuchung die nun wertvollen Güter weg.
    Daraus entstand in der Hafenstadt eine chronische Lebensmittelnot. Wenn diese Not noch weiter bestand, würden die Menschen in der Stadt eher an Hunger krepieren anstatt an der Krankheit.

    Doch dafür war Karad und ein paar befreundete Jäger da um das Schlimmste zu verhindern. Als es klar wurde, dass die Lebensmittel immer weniger wurden und der Nachschub nicht ausreichen würde, wurde Karad als Mitglied der Stadtwache und Jäger der Ordensstadt Thorniara damit beauftragt, eine Gruppe von fähigen Jägern zusammen zu stellen und alles was essbar war aus dem Wald in die Stadt zu bringen. Wie ihm geheißen war, trommelte er drei weitere Jäger zusammen und fünf mehr und weniger Freiwillige, die Nachher die Beute mit den Jägern in Stadt transportieren sollten, zusammen.

    Die Jäger und Lastenträger machten sich jedoch als erstes auf den Weg in das Jägercamp in dem Karad von der derzeitigen Situation in Throniara berichtete. Die anderen Jäger zeigten sich solidarisch und halfen. Jeder gab sein Bestes und am Ende hatte man so viel, dass man ein halbes Dutzend Bankette des Königs damit hätte versorgen können. Der Meinung waren jedenfalls die Jäger. Jedoch hätte die Beute nicht mal für drei Bankette gereicht. Aber es war trotzdem sehr viel und ein paar hungrige Mäuler konnte man damit sicherlich stopfen.

    Nun stand Karad mit den Jägern und Lastenträgern, zurück von der Jagd, auf dem Marktplatz der für diese Tageszeit menschenleer war.
    Diese verdammte Pest! Macht allen Angst und lässt sie in ihren Häusern verweilen! Zurück aus seinen Gedanken gekehrt, schaute sich der Bogenschütze nun die erjagte Beute vor ihm an.
    "Gute Arbeit Männer!", meinte der Soldat zufrieden. "Jetzt müssen wir aber einen Stand aufbauen, der es uns ermöglicht das Fleisch organisiert auszugeben und es nicht in einem Chaos endet. Dazu müssen wir drei Ausgabestellen errichten, sowie einen Bereich schaffen in dem das Fleisch gebraten wird. Fünf Kochstellen sollten ausreichen. Alls klar soweit? Wir sollten bis zum Abend fertig sein. Ach ja! Davian geh bitte in die Kaserne und sag dem diensthabenden Offizier bescheid, dass er Patrouillen in die Stadt schicken soll um die Nachricht zu verbreiten, dass es frisch gebratenes Fleisch kostenlos auf dem Markt gibt. Komm danach zurück und hilf uns beim Aufbau."

    Davian, ein langjähriger Jäger und ein bekanntes Gesicht in der Kaserne, nickte und machte sich auf den Weg. Die Anderen, einschließlich Karad, machten sich an die Arbeit um die Versorgungsstelle zu errichten. Schon als die ersten Wildschweine und ein Hirsch über dem Feuer hingen und der Duft von gebratenen Fleisch durch die Straßen zog, kamen die ersten hungrigen Einwohner. Mit der Zeit wurden es immer mehr. Traurig was eine Krankheit so anrichtet. All diese Leute die fast verhungern und nun egal welcher Schicht sie angehören gemeinsam um etwas Essen bitten, der Jäger schüttelte traurig seinen Kopf, während er die Szenerie überwachte um sicher zu stellen, dass niemand sich vor drängelte, jemand seine Ration abnahm oder einfach nur Ärger machte.

  7. Beiträge anzeigen #107
    Kämpfer Avatar von Rudra
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Rudra ist offline

    Kerker - Spielzimmer (Folterkammer)

    Langsam öffnete er die Augen, doch es gab nicht viel, das in sein Sichtfeld geriet. Das Halseisen fühlte sich hart und schwer an und schnitt sich in den Hals des Orks, für den es ein wenig zu klein war. Die Kette, die daran befestigt war, war zu kurz, um er ihm zu erlauben, sich auf den Boden niederzusetzen. Die Arme waren taub und in unnatürlicher Pose durch ein seltsames hölzernes Konstrukt verrenkt, das ebenfalls am Hals sowie an den Handgelenken befestigt war.
    "Vom Kerker in die Grube...", brummte die schwächelnde Stimme Kharas direkt hinter ihm. Sie waren gefangen, und all das nur dank ihrer schwachsinnigen Balgerei.
    "Dank dir. Du konntest dein blödes Maul ja nicht halten und musstest herumbrüllen wie ein brunftiger Roshak."
    Khara knurrte missgestimmt, doch Rudra war egal, was sein Bruder dachte. Die Lage, in die dieser Lugdusch ihn gebracht hatte, war ein echtes Problem, und der Späher hatte spontan keinen Einfall, wie sie sich daraus befreien sollten.
    Man hatte ihn bis auf einen Lendenschurz völlig entkleidet und die beiden Orks in dieser Kammer eingesperrt, welche vollgestopft war mit bizarren Werkzeugen und Folterinstrumenten, die samt und sonders an den Rand geschoben wurden, um nicht in der Reichweite der Orks zu liegen. Die Morras waren bekannt für ihren Einfallsreichtum bei der Erfindung möglichst schmerzhafter Spielzeuge, mit denen sie ihre Schwächlichkeit wett zu machen versuchten. Nun, fürchtete er, würden sie die Gastfreundschaft der Morras wohl bald zu spüren bekommen.

    "Kommst du an eines der Werkzeuge heran?"
    "Nein, die Kette ist zu kurz. Können wir diese Holzgestelle zerbrechen?"
    "Stahlverstärkt. Niemals."
    Die Brüder sondierten den Raum auf's Genaueste, doch die Morras waren vorsichtig gewesen. Wenn er Khara nicht gerade das Schienbein heraus riss, würde er wohl nicht an ein Werkzeug gelangen können, um sich zu befreien. Rudra gab es für's Erste auf, einen Fluchtweg finden zu wollen. Immer noch erschöpft von der Treibjagd der auf den hässlichen geweihlosen Hirschen reitenden Morras ließ er sich hängen, wurde durch das sich in den Hals einschneidende Halseisen jedoch umgehend zu Haltung ermahnt. Er stöhnte entnervt.
    "Wie geht es Vater?"
    "Das Alter packt ihn, ansonsten gut. Schwingt den Glockenhammer immer noch wie ein Krieger. Aber Ragpa ist eine Klippe hinab gestürzt, als ich das letzte Mal zu Hause war. ist schon ein, zwei Jahre her."
    "Hm."
    Ragpa war die älteste Frau ihres Vaters gewesen, die garstige Ausgeburt eines Trolls und zum Glück weder Rudras noch Kharas Mutter. Sie waren beide Sprösslinge von Puka, der jüngsten der drei Frauen des Farok'Qorr.
    "Unsere Brüder?"
    "Tot, größtenteils. Farka und Kottu sollen noch leben, Palla auch, doch er ist ein Krüppel. Und unsere Schwestern natürlich, die garstigen Biester."
    Fürwahr, die sechs Schwestern der beiden Orks waren eine schreckliche Brut. Manche von ihnen war größer und kräftiger geraten als so mancher Krieger aus den Zackenbergen, und diese körperliche Überlegenheit nutzten die Weiber, die das Dorf am Leben hielten, gnadenlos aus. Es war egal, mit welchem seiner Geschwister er zu tun gehabt hatte, sie alle hatten Rudra unterdrückt und gedemütigt. Auch deshalb war er der Außenseiter geworden, der er war.
    "Und jetzt sind wir zwei dran, was?" Khara wirkte nicht sehr optimistisch, aber es war ihm auch nicht zu verdenken, immerhin hatte die Aufmachung, in der Rudra ihn gefunden hatte, darauf hingedeutet, dass er gerade erst aus einer Gefangenschaft entkommen war. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass das zweimal passierte?
    "Quatsch keinen Scheiß! Wir finden hier schon einen Weg raus. Ich hab zwar gestern nicht mehr viel mitbekommen, als wir hier reingeworfen wurden, aber irgendetwas stimmt mit den Morras hier nicht. Vielleicht können wir das für uns nutzen."
    "Ha, oder sie lassen uns deshalb erst recht hier unten verrecken! Ist ja schließlich nicht gerade das hübscheste Loch, in dem wir stecken...“

  8. #108
    Harivald
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    Wie in ferner Vergangenheit schlief Harivald auch an diesem Tag bis spät vormittags. Auf dem heutigen Tagesplan stand, Thorgert über seine Entscheidung in Kenntnis zu versetzen. Lange hatte er wach gelegen und sich die Sache durch den Kopf gehen lassen, war jedoch zu dem Schluss gelangt, dass die ganze Sache zu riskant sei. Sollten doch andere ihr Leben lassen, er selbst wusste nicht mal, was er den Bewohnern der Stadt schuldig war, lediglich die Aussicht auf schnelles Gold hatte ihn nicht sofort ablehnend gestimmt. Die Frage war wiederum: Hatte der Chef der Bürgerwehr die Taverne inzwischen verlassen oder müsste Harivald jetzt noch nach ihm suchen? Um der Frage auf den Grund zu gehen, empfahl es sich, Coragon aufzusuchen. Der Wirt kannte jeden, der hier ein-und ausging, war die Besucherzahl in den letzten Tagen doch drastisch gesunken.
    Wie erwartet, frönte dieser dem Müßiggang und kein einziger Tisch im sauberen Schankraum war besetzt. Bald würde auch Coragon um sein Gold kämpfen müssen, dachte Harivald, wenn die Stammgäste ausblieben.

    >>Morgen Coragon!<<, grüßte der eben Aufgestandene.
    >>Morgen? Die ersten haben bereits hier zu Mittag gegessen, falls du das meinst<<, schmunzelte dieser und fügte hinzu: >>Deine Freunde sind allerdings nicht hier. Thorgert ist wieder zurück zur Bastion, dem Sitz der Miliz. Und dein Begleiter<<, dabei machte er eine weit ausholende Geste, >>ließ mich dir nur ausrichten, dass er einige Erledigungen zu besorgen habe.<<

    >>Tja.<<

    Harivald musste nachdenken, wie er ob dieser neuen Erkenntnis verfahren sollte, doch der Tavernenbesitzer fing sofort an, weiterzuplaudern.

    >>Bestimmt willst du Thorgert über deine Entscheidung informieren, richtig? Also, wirst du den Job machen, oder nicht?<<

    >>Nun, ich...<<

    Weiter kam Harivald nicht, denn die Tür zur Taverne wurde aufgestoßen und ein hagerer Mann betrat den Raum. Sein dichter Bart und der spärliche Haaransatz mit der sich im Licht spiegelnden Halbglatze ließen ihn älter aussehen, als er vermutlich war. Zögernd trat er näher, seine unruhigen Augen maßen das Innere des Gebäudes unzufrieden, als hätte er auf mehr Gäste oder einen speziellen gehofft.
    Schließlich bestellte er sich ein Bier.
    Geändert von Harivald (01.05.2014 um 13:09 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #109
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Beladen mit den Resten des Wildschweins und einem Krug Wasser war der Kerkermeister auf dem Weg die Treppe hinunter. Diese stinkenden Orks hatte er fast vergessen. Doch auch sie mussten noch gefüttert werden. Es war zum verrückt werden: Die Stadt hungerte und wurde von der Pest geplagt, während er die Wildschweinknochen und Fleischreste zu diesen Kreaturen brachte. Sicherlich hätte er aus den ausgekochten Knochen noch eine schmackhafte und nährende Mahlzeit bereiten können, doch nun würde all das in den Schlünden dieser Ungeheuer verschwinden.

    Wie so oft stellte er die Schüssel mit dem spärlichen Abendmahl und den Krug neben der Tür ab und zog sein Schlüsselbund aus seiner Hose. Der Schlüssel zur Folterkammer war schnell gefunden. Immerhin war er fast doppelt so groß wie die restlichen Schlüssel. Das Schloss ächzte während er es öffnete. Die Tür schwang auf und gab den Blick in die Finsternis frei. Wieder war Redlef mulmig zu Mute. Mit einem schnellen Griff vergewisserte er sich, dass er das Schwert am Gürtel trug. Zwar verstieß dies gegen die Vorschriften, doch unbewaffnet wollte er diese Kammer nicht betreten.

    „Essen!“ Redlefs Stimme klang harsch und unfreundlich. Alles sträubte sich in ihm. Er griff nach einer Fackel vom Gang und steckte sie, nachdem er zwei weitere Fackeln entzündet hatte, in die dafür vorgesehene Halterung. Misstrauisch beäugte er diese Orks. Immer noch standen sie in der Mitte des Raumes und waren mit eisernen Halsbändern an der Decke angekettet. So wie er sie gestern zurück gelassen hatte. Vorsichtig nährte er sich seinen Gefangenen, um den Sitzt der Schandgeigen zu kontrollieren. Festverschlossen und vollkommen intakt. Ein wenig der Anspannung viel von ihm ab. Dennoch entging ihm nicht, dass auch die Orks ihn genau im Auge behielten.
    Nun holte er die Schüssel vom Gang nach. Er reckte sie kurz in ihre Richtung und wiederholte „Essen!“ Eine Reaktion kam nicht. So stellte er die Knochen zwischen all den Zangen und Spießen ab, die auf einem der kleinen Tische lagen. Den größeren Knochen suchte er für den großen Ork aus. Vorsichtig hielt er ihm den entgegen. Doch das Biest war störrisch. So versuchte es der Kerkermeister bei seinem Gesellen. Doch auch hier brachte ein Stoßen gegen die Hände gar nichts.

    „Ach, macht doch was ihr wollt!“, fluchte er und warf den Knochen zurück in die Schüssel. „Dann müsst ihr euch das Fressen eben mit den Füßen angeln.“ Die Schale landete auf dem Boden. Beinahe wäre sie umgekippt, doch Redlefs Fuß hinderte sie daran. Er schob sie zu seinen Gefangenen herüber und machte sich dann daran alle lose herumliegenden Gerätschaften zusammenzusammeln. Ihm war die Idee gekommen, dass er sie besser für die nächste Zeit in der Asservatenkammer aufbewahren sollte. Wer wusste den schon, was sich diese Ausgeburten Beliars noch alles einfallen lassen würden.
    In der Ecke fand er einen Korb in den nun Zange um Zange, Spies um Spies und Klemme um Klemme landete. Die einigen Sachen hielt er ungewollt für einen Moment inne. Er war furchterregend, was sich in dieser Kammer alles angesammelt hatte. Einen dornenbewehrten Spreizer, bei dem Red überhaupt nicht wissen wollte wofür er gut war, hielt er für einen Moment ins Licht der Fackel, damit er ihn betrachten konnte. Ein Schauder lief ihm den Rücken herunter und auch dieses leicht verrostete Gerät landete in dem Korb.

  10. Beiträge anzeigen #110
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Taverne

    Die Kneipe war fast leer, als Radzinsky eintrat. Der Wirt brachte ihm gleich ein Bier, das war ganz gut gegen die Aufregung. Doch das würde das letzte Getränk sein, das er sich von dem Geld kaufte, dass er für die Dienste auf dem Turm oder die Führung der Bürgerliste verdient hatte. Jetzt musste er seine Rattenfalle an den Mann bringen, vielleicht konnte er damit sogar so viel Geld scheffeln, dass er sich nach Süden, zu seinem alten Freund Petterssen, absetzen konnte.

    Sparsam nippte er an seinem Krug und beobachtete Coragon, der in ein Gespräch mit dem einzigen anderen Gast verwickelt war. Ein Mann mittleren Alters, den auch nicht gerade vom Reichtum gesegnet schien.
    Radzinsky rief einfach dazwischen: "Ihr wisst wohl nicht, wo Thorgert gerade ist, was?"
    "Vermutlich bei der Arbeit", entgegnete ihm Coragon mit leicht schnippischem Unterton, "Ihr könntet es in der Bastion versuchen. Oder bei der Essensausgabe der Jäger."
    "Was denn für eine Essensausgabe?"
    "Wenn ich euch das verrate, kann ich meine Küche ja gleich kalt lassen."
    "Ja... oder... oder ich trinke mein Bier aus, mache mich gleich auf die Suche und meide euer Gasthaus in Zukunft."
    "Macht doch, was ihr wollt."
    Dann wieder Schweigen. Radzinsky nahm einen großen Schluck Bier.

    "Ich suche nach den Rattenfängern, kennt ihr da wen?"
    "Nein", entgegnete der Wirt.
    "Ich habe eine Rattenfalle gebaut", setzte der Erfinder unbeirrt fort, "und suche jemanden, der sie aufstellt. Für jede tote Ratte wird in der Bastion bares Geld bezahlt."
    Die beiden Männer am anderen Tisch wechselten kurz Blicke. Dann machte sich Coragon wieder daran, seinen Tresen zu wischen, obwohl dieser schon ungewöhnlich sauber war. Radzinsky würde sein Bier austrinken, sich am Jägerstand eine kleine Mahlzeit abholen und es dann bei der Bastion versuchen...

  11. Beiträge anzeigen #111
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Nachdem sie die Maßnahmen festgelegt hatte, die die Ausbreitung der Pest verlangsamen sollten, hatte sich Françoise zurückgezogen. Sie brauchte Zeit, um ein Heilmittel herstellen zu können. Trotz ihrer langjährigen Erfahrung als Heilerin, wusste Françoise noch nicht genug über die Krankheit, um sie wirkungsvoll zu bekämpfen. Dabei ständig im Hinterkopf zu haben, dass ununterbrochen Menschen daran starben, erschwerte die Angelegenheit ungemein.
    In einem Laboratorium in der Zitadelle brütete die oberste Feuermagierin über Büchern, während nebenbei allerlei Gebräu vor sich hin kochte. Die weisen Heiler, die die Bücher geschrieben hatten, ließen sich lang und breit über die Pest und ihre Symptome aus. Was sie alle vermissen ließen, das war eine echte Heilmethode. Natürlich fand Françoise jede Menge Rezepte in den Büchern und jedes hatte sie bisher ausprobiert. Keines hatte allerdings Wirkung gezeigt. Und die anderen Heilmethoden waren genauso wenig erfolgversprechend.
    Das Aufschneiden der Beulen sollte beispielsweise Linderung verschaffen. Von Heilung war dabei aber nicht die Rede. Statt dessen setzte man dadurch nur die Flüssigkeit im Inneren frei, die im höchsten Maße infektiös war. Etwas Linderung für einen, großes Risiko für viele andere.
    Ein anderes Beispiel besagte, dass die Erkrankten lediglich sehr viel Ruhe und eine saubere Umgebung benötigten, um vollständig zu genesen. Schon an der Ruhe scheiterte das Ganze. Unter den Menschen herrschte Furcht und Panik. Niemand wollte sich mit den Kranken umgeben, und natürlich war jeder davon überzeugt, dass er selbst nicht krank sei. Aber auch die saubere Umgebung ließ sich nicht auftreiben. Einmal davon abgesehen, dass Städte wie Thorniara so oder so nicht besonders sauber waren, verschlimmerte sich der Zustand mit dem Fortschreiten der Krankheit. Der Tempel und die Zitadelle waren die einzigen Orte, an denen wirklich noch so etwas wie Hygiene herrschte. Doch konnte man unmöglich alle Erkrankten dort unterbringen.
    So wie es zur Zeit also stand, musste sich Françoise selbst etwas einfallen lassen. Es gab natürlich immer noch die Möglichkeit, sich an die Wassermagier zu wenden. Tinquilius würde ohne zu zögern helfen, dessen war sich die oberste Feuermagierin sicher. Dazu müssten sie aber das Risiko eingehen, die Krankheit noch weiter zu verbreiten. Das mussten sie um jeden Preis verhindern.
    Françoise sah von den Büchern auf und überprüfte eines der Gebräue. Es blubberte leise vor sich hin. Vormals braun und Sirupartig war es inzwischen giftgrün und sämig. Nicht gerade appetitanregend. Die Priesterin wedelte sich mit der Hand den Duft zu - es biss fürchterlich in der Nase - und füllte es vorsichtig in eine gläserne Pipette.
    Mit der Pipette in der Hand, ging Françoise ins Nebenzimmer. Ein übler Geruch schlug ihr beim Öffnen der Tür entgegen und überall rappelte und klapperte es. Nicht alle Ratten wurden erschlagen und verbrannt. Einige wurde lebend gefangen, in Käfige gesperrt und anschließend hierher gebracht. Schließlich konnte Françoise nicht mit Gewissheit sagen, ob das Geräu nur der Farbe nach oder tatsächlich giftig war.
    Die Priesterin hielt das obere Ende der Pipette mit ihrem Daumen verschlossen und entfernte den kleinen Korken am unteren Ende. So blieb das Gebräu im Inneren und gab Françoise außerdem die Möglichkeit, sich fern von den Zähnen der infizierten Nager zu halten. Mit einer eisernen Zange griff die oberste Feuermagerin als nächstes von oben in einen der Käfige. Als sie eine Ratte am Kopf zu packen bekam, quietschte das Tier erregt und versuchte sich aus der Umklammerung herauszuwinden. Doch es half nichts. Unweigerlich wurde der Nager aus dem Käfig in die Luft gehoben und zu einem anderen, leeren Käfig getragen. Bevor Françoise die Ratte darin absetzte, erhöhte sie den Druck mit der Zange bis das Tier abermals quietschte. Den Moment nutzte die Priesterin, schob das offene Ende der Pipette in das Maul der Ratte und nahm den Daumen am oberen beiseite. Die grüne Flüssigkeit floss zügig hinein und trotz Herumgezappel seitens des unfreiwilligen Helfers, spritzte nur wenig daneben. Als alles verabreicht war, nahm Françoise die Pipette fort und setzte die Ratte in den Käfig ab. Der Vierbeiner schüttelte sich heftig und rieb sich mehrfach mit den Pfoten über den Kopf, was dem Tier einen fast menschlichen Wesenszug verpasste. Nach nur wenigen Augenblicken schien die Tortur dann vollkommen vergessen zu sein. Da zeigte sich, wie robust diese Tiere doch waren. Ein Mensch hätte nicht aufgehört zu lamentieren.
    Jetzt hieß es warten. Entweder starb die Ratte an der Pest oder an einer Vergiftung. Oder aber Innos war ihnen gnädig gestimmt und das Gebräu stellte sich als Heilmittel heraus.

  12. Beiträge anzeigen #112
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Hafenviertel - Leere Kate

    Er hatte eine Entscheidung gefällt - der einzige Weg, den er sah.
    Wenn Innos wollte, dass dieses Kind überlebte, dann würde er die Krankheit schwach genug auftreten lassen, dass es überleben würde. Die Entscheidung über Leben und Tod auf ihren Gott zu verlagern, das war auch die einzige Möglichkeit, wie er das Mädchen davon abbringen konnte, sich das Leben zu nehmen. Mit entschlossenem Blick räumte der Alte die Tür frei und betrat mit einer Öllampe in der Hand die Kammer.
    "Entschuldige, Johanna", eröffnete der Alte mit gütigem Gesicht. "Ich wollte dich nicht hier einsperren, doch ich wusste mir keinen anderen Rat auf deine... Todessehnsucht."
    Das Kind blickte ihn ausdruckslos an.
    "Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Glaubst du an unseren Herrn, Innos?"
    Sie schüttelte schweigend den Kopf. Vicktar war nicht sonderlich verwundert darüber, denn kaum jemand war wohl in einer gottloseren Umgebung aufgewachsen als dieses Mädchen.
    "In Ordnung, das macht nichts. Innos wacht über seine Schöpfung, den Menschen, einen jeden Einzelnen von ihnen. Ganz gleich, ob er glaubt oder nicht."
    "Wo war er bei meiner Mutter?"
    Die Worte waren nicht anklagend noch wütend oder traurig ausgesprochen, doch sie schnitten sich scharf in seinen Geist hinein.

    Vicktar atmete durch. Er hatte befürchtet, dass diese Frage kommen würde.
    "Ich kann es dir nicht sagen, Kind. Wer sind wir, den Willen der Götter zu verstehen? Sie wissen mehr als wir, und alles, was geschieht, dient einem Zweck. Auch wenn wir ihn nicht sehen können, so ist er doch da. Wir dürfen nur den Glauben daran nicht verlieren, dass er existiert, und irgendwann wird er uns vielleicht offenbar."
    Er blickte Johanna an, versuchte zu erkennen, ob er irgendeine Reaktion mit seinen Worten hervorrief, doch ihr Blick verriet nichts über ihre Gedanken.
    "Du willst sterben, um bei deiner Mutter zu sein, weil du nichts hast in deinem Leben, nicht wahr?"
    Die Erwähnung ihrer Mutter löste neuerliche Trauer in ihr aus. Tränen liefen über ihre schneeweißen Wangen.
    "Du verstehst das nicht."
    "Nein, fürwahr, und es tut mir im Herzen weh, dass dir dieses Schicksal widerfuhr. Doch wie ich schon sagte, will ich dir einen Vorschlag machen. Wir hören auf, dich fern halten zu wollen von der Pestilenz. Wenn Innos dir hold ist - und daran glaube ich fest, wenn du dir schon im Hurenhaus nicht die Seuche geholt hast - dann wirst du Leben, und die Zukunft wird uns zeigen, warum das der Wille des Herrn ist. Ist der Herr dir nicht gewogen, wird die Pestilenz dich packen und du wirst in Qualen zu deiner Mutter zurückkehren, auf dass eure Seelen die Ewigkeit gemeinsam überdauern werden."

    Die Tränen waren wieder versiegt und Johanna blickte Vicktar ganz offen an. Sie schien nachzudenken - waren die Worte dieses Mannes, den sie nicht kannte und der sich aus unerfindlichen Gründen für sie verantwortlich fühlte, wahrhaftig? Sie glaubte nicht an den Gott des Feuers, doch sich die schwere Wahl, zu leben oder zu sterben, durch das Schicksal abnehmen zu lassen, erschien auch ihr offenbar erwägenswert.
    Nach langer Zeit der Stille schließlich nickte sie schwach.
    "In Ordnung. Das Schicksal entscheidet."
    Vicktar dankte dem Herrn. Vielleicht ließ sich das Kind ja doch noch retten.

  13. #113
    Harivald
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    Nachdenklich rieb Harivald sich die Schläfen rot. Durch die Erfindung des gestressten Tavernenbesuchers war plötzlich alles viel einfacher. Er versuchte sich vorzustellen, wie das Gestell unter dem verschmierten Tuch wohl aussah, diese sogenannte Rattenfalle, welche der Mann verzweifelt loswerden wollte. Als er sein Bier getrunken hatte, kramte er einige beinahe unkenntliche Goldmünzen heraus, die eigentlich den König darstellen sollten, was jedoch unmöglich zu erkennen war. Coragon rümpfte zwar die Nase, nahm das Geld dann dennoch entgegen.
    Nun wandte der Erfinder sich an den Ausgang der Schenke, ehe Harivald ihn zurückrief.

    >>Heda! Ich wäre bereit, euer seltsames Gerät aufzustellen. Unter Teilhabe am gewonnen Lohn, versteht sich. Was sagt ihr?<<

  14. Beiträge anzeigen #114
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline
    Radzinsky machte noch in der Bewegung kehrt und beäugte den Fremden, der sich als Retter in der Not herauskristallisieren wollte, mit seinen durchdringenden Argusaugen. Wortlos trat der Erfinder vor den Mann, der noch immer an seinem Schanktisch saß, und musterte ihn, die Hände hinterm Rücken verschränkt, von allen Seiten. Er schien nicht sonderlich wohlhabend, aber gesund und kräftig und er war so naiv, sich blindlings für das Gute zu opfern. Denn eins musste wohl durchdacht sein; wenn man der Fallensteller war, musste man damit rechnen, vor dem Fallestellen selbst in eine Falle zu fallen. Ob ihm das bewusst war? Radzinsky würde es nicht erwähnen, sonst überlegte es sich der Kerl noch anders.

    Während sein Blick solange eisig war, wie er den Fremden observierte, legte sich mit einem Mal ein gezwungenes Lächeln auf die Lippen des Erfinders.
    "Einverstanden. Mein Name ist Radzinsky und ich nehme an, ihr seid auf das schnelle Geld aus, was?"
    Radzinsky hielt ihm kurz die Hand zum Gruß hin, ehe der Fremde aber einschlagen konnte, zog er sie wieder zurück. Zu gefährlich, er könnte ein pestulenter Wirt sein!

    "Wisst ihr, wo die Kanalisation ist? Wenn nicht, lasst es euch von Coragon erklären. Wir treffen uns dort. Ich bringe die Falle mit, ihr bringt ein Stück Fleisch vorbei. Gut? Gut!"
    Und mit diesen Worten ließ er den Fremden zurück und machte sich vorfreudig - beinahe im Hopserlauf - auf den Weg zu seinem Keller, um die Rattenfalle 1.0 zu holen.
    Geändert von Radzinsky (02.05.2014 um 09:27 Uhr)

  15. #115
    Harivald
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    Alles lief exakt nach Plan. Coragon hatte ihm den Weg zur Kanalisation beschrieben, von der ein Eingang im abgesperrten Hafenviertel lag, ein zweiter jedoch, unbewacht und unverschlossen, neben der Bastion am Fuße der Stadtmauer. Von dort aus würden Harivald und Radzinsky umbemerkt operieren können, denn Zeugen wollten und konnten sie nicht gebrauchen. Eindringlich hatte Coragon ihnen klargemacht, dass es draußen mittlerweile ein gefährliches Pflaster war, auf welchem sie sich bewegen würden. Moral und Andstand zählten nicht mehr in den Gassen des Bürgerviertels, kriminelle Häuflein von verarmten Familienvätern fanden sich zusammen zur Rattenjagd ein, nur um sich dann bei der Beuteaufteilung gegenseitig die Schädel einzutrümmern. Bei dieser Vorstellung war der zerstreute Erfinder drauf und dran gewesen, seine ehrgeizigen Pläne fahren zu lassen, doch Harivald hatte ihm das wieder ausgebläut. Seine kriegsgestählten Muskeln hatten nichts von ihrer einstmaligen Wirkung verloren und brachten seinen Feinden noch immer Furcht und Schrecken bei.

    Bevor Radzinsky noch die notwendigen Sachen aus seinem Keller besorgen ging, hatten sie ihren Treffpunkt auf die Nachmittagsstunde festgelegt. In dieser Zeit wollte Harivald noch einmal die Lage auf den Straßen inspizieren und sicherstellen, dass ihnen bei ihrem Vorhaben niemand in die Quere kommen konnte. Straße war indessen der falsch gewählte Ausdruck. Rinnsäle traf es da schon weitaus mehr. Überall lagerten die Menschen ihren Unrat, zum Teil sogar ihre Fäkalien vor der Haustür, was insofern erstmal nicht ungewöhnlich war, aber es sah aus, als kümmere sich auch gar keiner mehr um die Entsorgung des Mülls. Möglich, dass die meisten der Straßenkehrer an der Pest verreckt waren, da sie doch im Hafenviertel lebten. Angewidert schritt Harivald auf die Bastion zu, deren Ecktürme die Hausdächer bei Weitem überragten. Keine Menschenseele war ihm begegnet.
    Geändert von Harivald (05.05.2014 um 10:09 Uhr)

  16. Beiträge anzeigen #116
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Radzinskys Keller

    In seinem Kellerchen bereitete der Erfinder alles Notwendige für die Aktion Rattenfang vor. Soweit er informiert war, war es der gemeinen Bevölkerung nicht erlaubt, die Kanalisation zu betreten. Man befürchtete wohl, dass sich so Diebesgesindel in der Stadt breit machen könnte und auch Waffen herein geschmuggelt wurden. Aber aktuell schien dieses Gesetz ein wenig locker gehandhabt zu werden. Da man ein Kopfgeld für jede Ratte ausgesetzt hatte und die Kanäle geradezu eine Spielwiese für die Nager waren, sahen die Wachen eben nicht so genau hin. Es lag ja im Interesse aller, dass die Pest möglichst bald eingedämmt wurde.

    Nun, im Prinzip war das alles auch nicht Radzinskys Problem, sondern eher das von diesem Harivald, wie er sich vorgestellt hatte. Und er pochte auf seine Stärke und sein Geschick und dass sich der Erfinder keine Sorgen machen musste. Aber das beruhigte ihn ganz und gar nicht, im Gegenteil.
    "Ihr solltet bloß nicht leichtsinnig werden", hatte er den Abenteurer gewarnt und außerdem verlauten lassen, dass er nur draußen Schmiere stand, während Harivald die Falle aufstellte.

    Er hatte alles schön säuberlich in einen großen Leinensack gestopft. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie auch gleich anfangen, denn nachts liefen neben ihnen auch ganz andere zwielichtige Gestalten herum. Wie auch immer. Radzinsky würde noch mal versuchen, beim Jägerstand ein bisschen Fleisch abzugreifen. Auf leeren Magen stand es sich nämlich nicht gut Schmiere, denn der grummelte schnell und lockte so Soldaten an...
    Geändert von Curt (05.05.2014 um 14:53 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #117
    Kämpfer Avatar von Rudra
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Rudra ist offline

    Kerker - Folterkammer

    Die Brüder hatten sich mittlerweile damit abgefunden, in diesem Loch zu stecken. Eine erstaunliche Vertrautheit hatte sich ausgebreitet zwischen Khara und Rudra, die angesichts des schwierigen Standes Rudras in seiner Familie früher niemals möglich gewesen wäre. Doch sein großer Bruder schien froh darüber, nach dem augenscheinlichen Martyrium, das er durchlitten hatte, und der neuerlichen Gefangennahme ein recht vertrautes Gesicht an seiner Seite zu wissen, das vermutlich sogar orkischer war, als er es vom "Weichling" erwartet hätte.
    Das ewige Warten war eine schreckliche Angelegenheit - nicht, weil sie ungeduldig wurden, sondern weil die seltsamen Holzapparate an ihren Handgelenken und die an Ketten befestigten Halseisen sie zu unnatürlichen Verrenkungen zwangen, die auf Dauer tatsächlich äußerste Schmerzen verursachten. Immerhin hatten die Orks sich einige Geschichten zu erzählen, sodass ihnen so schnell nicht langweilig werden würde.
    "Kannst du einen der Knochen rausholen?" Khara lechzte offensichtlich nach etwas Essbarem, und Rudra konnte es ihm nachfühlen.
    "Nur weil ich nicht solche Klumpfüße wie du habe, bin ich kein graziles Morraweibchen, das mit seinen Füßchen Dinge vom Boden aufliest."
    "Aber du hast es doch gestern schon einmal geschafft! Vorhin. Was auch immer wir gerade für eine Tageszeit haben. Komm schon, ich hab Hunger!"
    Grunzend gab Rudra nach.
    "Na gut, aber nur, wenn du mir erzählst, was dir widerfahren ist in all den Jahren."

    "Wie du willst. Dann höre und staune!", eröffnete der große Bruder, während Rudra begann, den größten der Knochen aus der Schüssel, an dem noch einige wenige Fleischfetzen hingen, mit den Füßen zu erwischen, und nahm eine stolze Haltung an.
    "Ich bin - das heißt, ich war - Elitekrieger der Kompanie Zarkor, Einheit für spezielle Aufgaben. Damals als ich anfing, stationierten sie mich auf Khorinis. Keine großen Gefechte, zunächst nur die Sicherung des eroberten Gebietes. In dieser Zeit erhielt ich meine Ausbildung, und als wir schließlich wie ein Sturm über die Insel fegten, führte ich die Varrok schon als ein Krieger. Unsere Kompanie wurde weiter gesandt um die ganze Welt: wir kämpften auf dem östlichen Archipel, in den Bergen Nordmars, auf den Ebenen Myrtanas.
    Die Kompanie Zarkor war ein Musterbeispiel an Effizienz, doch waren wir mit der Zeit auf eine geringe Zahl zusammen geschrumpft. Zuletzt kämpften wir an der Seite der Varrag von Geldern, doch obwohl wir ehrenhaft kämpften und wir Eliten bis aufs Blut standhielten, ließ sich die Stadt nicht halten. Wir deckten den Rückzug einiger Weißröcke und schleusten sie über hartes Pflaster zurück in die Heimat - so der Plan, zumindest. Einen großen Fehler machten wir, als wir uns mit den Kötern einließen, die Kan dem Unfähigen immer noch die Treue hielten, nur weil sie ein Schiff besaßen. Das ehrlose Pack hinterging uns, meuchelte die Geistsprecher nieder und machte uns zu Sklaven. Ich weiß nicht, wie lange wir im Bauch dieses verdammten Schiffes eingesperrt waren, doch dann, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, wurden wir befreit. Ich stürmte direkt hinaus und stürzte mich in die Fluten, als meine Fesseln sich lösten, und schlug mich durch die Wälder. Mond und Mond verging, während ich mich mehr schlecht als recht am Leben hielt auf diesem verfluchten, mit Morras verseuchten Landstück! Und dann... kamst du."

    Endlich bekamen die Zehen des Spähers den dicken Knochen zu fassen, und unter einiger Verrenkung gelang es ihm, die an der Decke befestigte Kette zu ergreifen und sich mit dem Fuß voran in Richtung des Mauls seines Bruders zu schwingen, ohne sich zu strangulieren. Es wirkte selten dämlich, doch es funktionierte. Kharas Kiefer zermalmten den Knochen mühelos, und mit einem glücklichen Gesicht kaute der große Bruder auf den Essensresten herum. Als er schließlich fertig war, blickte er in Richtung der finster wirkenden Decke über ihren Köpfen.
    "Als du dich gerade wie ein Bergaffe an die Kette gehängt hast, ist der Dreck von der Decke gerieselt, weißt du das?"
    Rudra blickte fragend die stählerne Öse an, die im Stein befestigt war.
    "Wirklich? Hmm..."

  18. Beiträge anzeigen #118
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Hafenviertel

    Grimbars Zustand hatte sich wieder ein wenig verschlechtert. Schon am Vortag hatten sich die Symptome der Pestilenz bei ihm wieder verstärkt, nun aber war er wieder ans Bett gefesselt. Nach einiger Überzeugungsarbeit hatte Vicktar Johanna davon überzeugt, sich um ihn zu kümmern, während er selbst hinaus zog in das Hafenviertel, um den darbenden Menschen Hoffnung zuzusprechen. Er hoffte inständig, dass das Mädchen der Aufgabe gewachsen war und es Grimbar sehr bald wieder gut genug ergehen würde, um das Bett zu verlassen. Doch der alte Mann war guter Dinge, und die Tatsache, dass Johanna immer noch keine Anzeichen der Krankheit zeigte, ließ ihn hoffen.
    Vicktars eigener Weg führte ihn wieder in Richtung des Krankenlagers nahe der Hafenkommandantur. Er glaubte, die schlimmsten Auswirkungen der Krankheit nahezu überstanden zu haben, und dankte seinem Herrn Innos dafür über alle Maßen. Zwar waren die charakteristischen schwarzen Blasen an seinem Hals immer noch vorhanden, doch die Schwäche war zu großen Teilen gewichen. Nun wollte er den Kranken des Hafenviertels das Vertrauen an Innos zurückgeben, ganz so, wie es ihm bei dem Mädchen gelungen war. Vicktar war kein Prediger und vielleicht wäre Grimbar ein besserer Mann für dieses Vorhaben gewesen, doch der war nun nicht dafür verfügbar. Immerhin, Vicktar hatte einen Vorteil: er selbst war für jeden offensichtlich erkrankt, er war also einer von ihnen. Wenn er nun bedingungslose Zuversicht ausstrahlte, vielleicht konnte dann der ein oder andere einen neuen Lebenswillen für sich entdecken.

    Wortlos betrat der Weber das Krankenlager, in dem sich immer noch das gleiche Bild offenbarte wie schon vor einigen Tagen, als Grimbar und Vicktar das umfunktionierte Lagerhaus zum ersten Mal betreten hatten. Der Pestgestank kroch hier immer noch in jede Ritze und jede Fuge, die Kranken lagen unterteilt nach der Schwere ihres Leidens in verschiedenen Ecken des Lagers verteilt und die Ärzte arbeiteten mit einer trancegleichen Fixiertheit, stumm und gefühllos, weil jedes mitfühlendes Denken mittlerweile aus reinem Selbstschutz in ihnen abgestorben war. Vicktar beschloss, sich auf die Menschen mit weniger stark ausgeprägtem Krankheitsbild zu konzentrieren, und steuerte schließlich auf zwei junge Männer zu, die ohne jeden Glauben an ein gutes Ende mit fahlen Gesichtern ins Nichts starrten. Mit tröstender Miene ließ er sich bei ihnen nieder.
    "Innos zum Gruße, ihr beiden. Möchtet ihr mir erzählen, was euch in dieser schweren Stunde der Prüfung widerfahren ist?"
    Nach kurzem Zögern berichteten sie, wenn auch mit matter und trostloser Stimme, und so begann Vicktar mit seiner selbst gewählten Aufgabe, die Hoffnung zurück in die Herzen und den Blick in eine zuversichtliche Zukunft zurück in die Augen derer zu bringen, die an nichts mehr zu hoffen wagten.

  19. Beiträge anzeigen #119
    Kämpfer Avatar von Rudra
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Rudra ist offline

    Kerker - Folterkammer

    In unmöglicher Verrenkung hing Rudra kopfüber an der Decke, die Kette, an der sein Halseisen befestigt war, in einer Pranke haltend, und versuchte, mit aller Gewalt die Verankerung aus dem Stein zu reißen. Nachdem sie festgestellt hatten, dass eine realistische Möglichkeit bestand, dieses Ding einfach herauszureißen, da es ohnehin schon bei jeder größeren Belastung von der Decke rieselte, versuchte sich der jüngere der beiden Brüder als Freizeitakrobat - auch wenn es so etwas in der orkischen Kultur freilich nicht gab - und gab alles, um sie endlich von dieser unsäglichen Kette loszubekommen.
    "Komm schon, Mushgu, zieh stärker!", heizte Khara ihm ein und feuerte ihn verbunden mit einer kleinen Frotzelei an. Doch Rudra ließ sich nicht gern als Felsenaffe bezeichnen - kleine, langohrige Biester, die in ihrer Heimat in Massen vorkamen und diebischer als jeder ehrlose Morra waren - und stichelte zurück.
    "Warum hängst du eigentlich nicht hier oben? So fett wie du bist, würde das Ding sofort nachgeben!"
    "Ich bin nicht fett, ich bin größer als du, du Zwerg! Außerdem sind meine Knochen robuster. Hab eben nicht solche hohlen Vogelknöchelchen wie du, Weichling", konterte Khara grinsend.
    "Vogelknochen? Pah, meine Knochen haben schon so manches weggesteckt!"
    "Wollen wir wetten, dass ich dich niederringen kann?"
    "Klar kannst du das! Du bist ja auch fetter als ich!"
    "Größer! und robuster!"
    "Wenn das deine Beschreibung für fett sein soll, gern."

    In diesem Moment öffnete sich die Kerkertür mit einem schweren Ächzten, worauf sich Rudra eilends in eine natürliche Position zurück begab - insofern man angesichts des entnervenden Holzkonstruktes an ihren Armen davon sprechen konnte. Der Morra, der sie die letzten Tage über mit den Essensresten versorgt hatte, tauchte wieder auf mit einer neuen Schüssel billiger Abfälle in der Hand. Er stank förmlich vor Angst.
    "Wäh, schon wieder gekochte Reste am Knochen. Können die das Zeug nicht roh fressen?", knurrte Khara beim Anblick des Schüsselinhalts. Der Morra sagte irgendetwas, doch Rudra verstand die Sprache dieses Feiglings freilich nicht. Khara hingegen schon.
    "Schieb ihm die andere Schüssel hin, Rudra. Wahrscheinlich hat er nur die zwei, die arme Wurst."
    Die beiden Brüder lachten einmütig über den Morra, dem selbst angekettete Orks noch einige Sorge zu bereiten schienen, bevor er die alte Schüssel mit dem Fuß aus seiner Reichweite heraus stieß. Ihr Kerkermeister tat es ihm gleich und schob die neue Schüssel zu ihnen hin. Dann wandte er sich ab und begann, die Einrichtung ihrer Zelle zu verändern, um eine der Wände freizuräumen.
    "Schade, ich hatte mich gerade schon heimisch gefühlt. Jetzt räumt er alles um, so ein Ärger."
    "Vielleicht macht er sich auch noch eine Kette fest, weil es ihm bei uns so gut gefällt?"
    "Gerne doch! Dann hätten wir immerhin jederzeit etwas zum Lachen!"
    Schallend lachten die beiden Orks, was dem Morra, der sich mühte, seine wie auch immer geartete Arbeit schneller zu verrichten, nur noch mehr Unbehagen bereitete.

  20. Beiträge anzeigen #120
    Schwertmeister Avatar von Avik
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    Der große Hafen der Stadt und das gesamte Hafenviertel, sowie das angrenzende Armenviertel, wurden rund um die Uhr von der Ordensmiliz, der Stadtwache, überwacht. Beide Viertel, abgeriegelt und im Stich gelassen, waren Felder des schwarzen Todes. Die Pest griff um sich und hatte Chaos über die Viertel gebracht. Selbst die Wachen wussten nicht genau, was in den Gassen der Pestviertel vor sich ging. Doch zog die Rache Beliar bereits noch größere Kreise. Der Hafen konnte nicht mehr von Schiffen angefahren werden und somit war die komplette Bevölkerung auf die Reserven und die Erträge aus dem Bluttal angewiesen. Schrecklicher Weise ereilten den Orden Innos bereits Meldungen von Erkrankten aus dem reichen Viertel. Die Lage spitzte sich ohne Zweifel zu und Avik und seine Brüder waren angespannt. Gescherzt und gelacht wurde nur noch selten. Schweigend und konzentriert verrichtete man seine Schichten und seine Aufträge und Avik sorgte sich zudem noch um seine Familie in Gotha. Er hatte ihnen noch einen weiteren Brief geschrieben und Amelie darin versichert, dass es ihm gut ging.

    Gerade hatte er die Zitadelle verlassen und betrat die Kaserne der Stadt. Private Beweggründe führten ihn an seinen ehemaligen Arbeitsplatz und es war das erste Mal, dass der Ordensbruder die Kaserne besuchte, seit dem er in Thorniara angekommen war. Er wollte nicht nur schauen, wie es seinen Freunden ging, sondern auch, ob der Schmied der Kaserne seiner Arbeit noch nachging. Avik ließ der Gedanke eine neue Klinge zu erwerben nicht los.

    Er stapfte gezielt zum Büro des Wachmeisters und klopfte an. Der Braunhaarige dachte an seine Zeit bei der Stadtwache zurück und musste unweigerlich grinsen. Wer wohl in diesem Büro saß...

    "Herein!", kam es von Innen und Avik folgte.
    "Innos zum Gruß! Ordensbruder Avik, melde mich in einem privaten Anliegen an Sie", begann der Soldat routiniert, stockte dann aber, "Lodrick? Du? Aber hallo! Wachtmeister! Ich gratuliere! Wie geht es dir?", der Innos Gläubige sammelte sich kurz und setzte dann erneut an: "Entschuldige, ich bin hierher gekommen, um mich nach euch zu erkundigen, Nath, dich und all die Anderen. Ich hätte nie mit dir gerechnet. Verzeih mir".
    Geändert von Avik (03.05.2014 um 19:43 Uhr)

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