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Während sie sich auf dem Schwarzmarkt umsahen, San Daran lief voraus und die zwei Söldner folgten einige Schritte dahinter, begann sich der Schwertkämpfer Gedanken über den heutigen Unterricht zu machen.
Bisher hatte er die Grundstellung und mögliche Schrittbewegungen angesprochen und das Schleifen der Waffe erklärt. Dennik würde wohl als Nächstes das Blocken angehen und es mit den passenden Schritten kombiniert durchführen. Er schmunzelte, als ihm bewusst wurde, wie sehr er sich an dem orientierte, dass ihm Scorpion damals beigebracht hatte. Das einzige Problem an der Sache war, dass er nicht wusste wie groß die Unterschiede beim Blocken mit der Axt im Vergleich zu seinem Schwert waren. Er würde wohl wieder auf Sans Unterstützung bauen können, welcher selber ein geübter Axtführer war, um diese Fragestellung zu beantworten.
Der Schwarzmarkt war gut besucht. Einige Händler unterschiedlichster Herkunft boten diverse Waren an und unterhielten sich lautstark mit ihren Kunden über ihre Ware und Preise. Bis auf die kuriosesten Waren, wie Sumpfkraut, Heilkräuter und Tränke und offenem Angebot an Waffen und Rüstungsteilen, war der Markt den Märkten der Städte recht ähnlich.
San stellte sich nun an einen der Stände und begutachtete augenscheinlich die Ware. In Wirklichkeit aber horchte er die Gespräche der Händler und ihrer Kunden. In der Taverne hatte ihnen ihr neuer Freund noch den Namen des Mannes verraten, den sie suchten und hatte sie weiter in die Sachlage eingeweiht, damit Dennik und Luke ihn besser unterstützen konnten. Es war schon merkwürdig, in so kurzer Zeit war der ehemalig Fremde und Auftraggeber ihr Freund geworden, der ihnen seine Geheimnisse und Ziele verriet und sie seine Gehilfen, die ihrem Freund treu zur Seite standen.
Der Name des Mannes war Ruth, er unterhielt das Lager, in dem vermutlich auch Sans gestohlenes Eigentum aufbewahrt wurde. Es war nur logisch, dass sie nach diesem mutmaßlichen Hehler am Schwarzmarkt mit ihrer Suche begannen. Sie hatten ausgemacht sich für die weitere Suche aufzuteilen. San würde versuchen so unauffällig wie möglich Gespräche mitzuhören und Luke war auf der Suche nach einem Schwert, das auf die Beschreibung passte, die ihnen ihr ehemaliger Auftraggeber zu seinem geklauten Schwert gegeben hatte. Der Meisterdieb hingegen wollte gar eine Schmiede eröffnen und suchte hierfür alle erdenklichen Schmiedeutensilien.
Würde er einen Händler finden, der zufällig alles parat hatte, war das schon mal eine heiße Spur. Leider jedoch wurde er nicht fündig. Bei einem Krämer fand er einen Hammer, hier und da gab es Rohlinge, aber eine Schmiede wollte niemand loswerden. Hierzu verwies man ihn des Öfteren zu der örtlichen Schmiede. Er solle es doch dort versuchen, meinte ein Waffenhändler unfreundlich und auch einige Kunden, die seine Fragen mithörten, gaben ihm diesen Tipp.
Enttäuscht trafen sich die drei Freunde ein paar Stunden später auf der Ausbildungswiese, denn sie wollten ihre Tarnung nicht unnötig dadurch gefährden, dass sie sich noch auf dem Schwarzmarkt stehend mit einander austauschten. Die Blicke seiner Kumpanen verrieten Dennik sofort, dass sie ebensowenig Glück gehabt hatten, wie er selbst.
"Vielleicht hat dich Ruth ja schon entdeckt und ist untergetaucht, oder er hat uns in der Taverne zusammen gesehen und hält den Rand, weil er weiß, dass wir zusammen nach ihm suchen", begann Dennik nachdenklich. San schien ebenso in Gedanken versunken zu sein, Luke hingegen bewegte sich unruhig von ein Bein auf das Andere.
Der junge Lehrmeister lächelte seinen Schüler vielsagend an. "Bevor wir weiter machen, wiederholen wir erst einmal das Gelernte von gestern", wandte Dennik seine Anweisung an Luke. "Schärfen, Grundstellung, einen Vorwärtsschritt, einen Rückwärtsschritt, und jeweils einen Schritt mit Rückzieher in die Grundstellung", erklärte Dennik geduldig und beobachtete seinen Schüler.
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Wieder saß der Pirat auf dem Gras, einen Halm im Mund und beobachtete Dennik und Luke, mit gezogenen Waffen, wieder und wieder die Grundstellung wiederholten, bis sie so fest saß, dass der Schüler gar nicht mehr darüber nachdenken musste. Diese eintönige Bewegunswiederholung wirkte meditativ auf den ehemaligen Piraten und so verfiel es bald in ein halbes Grübeln und ein halbes Genießen der Ruhe hier und der gleichzeitigen Geräuschkulisse, dem weichen Boden und Sir Rufus, der auf seinem Rücken auf ihm herumkletterte.
Die Sache mit Ruth ließ ihn nicht ruhen, jetzt hatten sie schon alle drei gehorcht, die anderen sogar nach der geklauten Habe gefragt, unauffällig wohlgemerkt, doch entweder war Ruth nicht darauf angesprungen oder wollte sie nicht verkaufen. Im schlechtesten Fall hatte er keinen Stand, sondern verhökerte seine Ware noch geheimer in einem Lagerhaus. Doch das wollte er einmal nicht hoffen. Dann könnten sie ja ewig suchen.
Dennik schubste Luke wieder, doch dieser wurde immer selbstbewusster und sicherer in seine Stellung und verbrauchte weniger Ausfallschritte.
Vielleicht wäre Angriff die beste Verteidigung, sie müssten sich einfach nach Ruth durchfragen. Mit einem Vorwand oder etwas ähnlichen. Er schmiedete Pläne, wie er das anstellen könne, verwarf einige sofort und zwirbelte gedankenverloren Gras durch seine Hände, das er wie ein Kind vor sich aus dem Boden riss. So wurde der grüne Boden vor ihm langsam immer Brauner und die Sonne verschwand hinter Bäumen und nurnoch Lichtstrahlen fielen durch Abstände zwischen Ästen und ließ einige Grasflecken leuchten. Die beiden Kämpfer ächzten und stöhnten immer mehr, auch sie merkten anscheinend die Zeit. Jetzt hatte er gar nicht mehr richtig aufgepasst, was sie getan hatten.
"Wie findet ihr den einfachsten Plan... Ich, oder einer von euch, frägt einfach auf dem Markt sich durch, dass er eine Lieferung hat für Ruth, ob dieser Händler Ruth sei. Ich habe ja schon ein paar ausgeschlossen, es können nur einer von vieren sein, wenn er einen Stand hat überhaupt."
Dann fiel ihm noch etwas ein.
"Ich habe ja noch die Briefe! Wir könnten ja einfach einen so hochheben, dass nur das Siegel zu sehen ist! Dann denkt er, wir kommen von Reyn, wie findet ihr den Vorschlag?", fragte er die noch übenden und fragte sich auch, was sie wohl nun gelernt hatten...
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Auf dem Weg zum Schwarzmarkt, erklärte ihnen San Daran was überhaupt sein Anliegen war. Er sagte ihnen, dass sie nach einem Händler suchten, der sich Ruth nannte. Der Händler sollte nämlich einige von Sans Sachen haben. Außerdem gehört er wohl auch zu der Bande, zu der auch Born gehört hatte.
Als sie auf dem Schwarzmarkt angekommen waren, stellten die drei einen Plan auf.
San würde so tun, als ob er sich für die Waren der Händler interessiert, dabei belauscht er allerdings die Gespräche der Händler mit ihren Kunden. Dennik würde sich umhören, ob jemand Schmiedezubehör oder gar eine Schmiede zu verkaufen hätte. Und Luke sollte sich nach einem Schwert umschauen, welches San gehörte und möglicherweise im Angebot der Händler zu finden sein könnte.
Also teilten die drei Männer sich auf um ihren Plan durch zu führen. Zu allererst ging Luke zu dem Händler, bei dem er seine Axt gekauft hatte. Er schaute sich wieder einmal die Waren an, fand aber kein Schwert, welches so aussah wie San es beschrieben hatte. Auch als er den Händler direkt darauf ansprach was er suchte, wurde dem Dieb gesagt, dass der Händler solch eine Waffe nicht besäße. Luke suchte jeden Stand ab und fragte jeden Händler nach dieser Waffe, aber niemand konnte ihm helfen.
Enttäuscht darüber, nichts gefunden zu haben ging Luke vom Schwarzmarkt und traf sich mit San und Dennik auf ihrer Übungswiese. Dort berichtete der Dieb von seinem Misserfolg, doch auch die anderen schienen nicht fündig geworden zu sein. Doch jetzt war genug gesucht wurden und Luke wollte mit seinem Training weiter machen. Dennik bemerkte dies und forderte den Dieb auf, erstmal das schon gelernte zu wiederholen.
Also ging Luke in die Grundhaltung und begann mit den Schritten nach vorne und nach hinten. Danach folgten die gleichen Schritte, nur dieses Mal mit Rückzieher.
Am Anfang fand Luke seinen Rhythmus nicht wieder und er verlor oft das Gleichgewicht und musste sich noch einmal in die Grundstellung begeben. Doch nach einigen Versuchen klappte es immer besser und schon bald schaffte er mehrer Durchläufe ohne zu stolpern und aus dem Gleichgewicht zu kommen. Natürlich hielt dies nicht ewig an, doch nachdem Luke es einige Male geschafft hatte, fing Dennik an ihn zu schupsen. Allerdings konnte sich der Dieb halten und er musste einige Schritte weniger machen als bei ihrem letzten Training.
Doch so langsam verflog die Zeit und Luke war erschöpft. Auch Dennik schien nicht mehr ganz so fit zu sein, weshalb sie erstmal eine Pause einlegten. Dann sprach San sie wieder auf den Händler Ruth an. Der Schmied hatte scheinbar einen neuen Plan und so hörten sich die beiden Diebe diesen an.
"Hört sich gut an", meinte Luke doch setzte dann noch hinterher: "Das Problem ist nur, sollte Ruth einen Stand auf dem Marktplatz haben, so wird er jetzt unsere Gesichter kennen. Und wenn wir eine Lieferung für ihn hätten, hätten wir es ja schon bei unserem ersten Besuch sagen können. Doch, wenn wir jemanden finden würden, der dies für uns erledigt, dürfte das alles kein Problem werden. Wie wär's mit Rekhyt? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen und außerdem dürfte Ruth auch nicht wissen dass er zu uns gehört."
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Dieser Einwand war natürlich bestechend. Hmm. San Daran dachte nach. Das klang alles logisch, aber er musste zugeben Rekhyt auch einige Tage nicht gesehen zu haben. Wollten sie ihn suchen oder einfach nur jemanden bestechen, der nach Ruth mit dem Brief fragen sollte. Das Problem dabei wäre, dass es ein Mann von Reyn sein könnte oder einfach ein anderer Gauner, der sie dann hintergehen würde. Nein, es sollte schon jemand vertrauenerweckendes sein.
"Das klingt natürlich alles richtig. Hat einer Rekhyt gesehen, ich wüsste es jetzt nicht, war aber auch lange Zeit auf dem Markt die letzten Tage über. Dennik weißt du etwas?", fragte er ihn.
Doch wie könnten sie sich auffällig unauffällig maskieren. Da bekam er wieder eine Idee.
Er grinste. Breit.
"Luuuuuke?", fragte er, den Namen absichtlich in die Länge ziehend. "Du trägst ja keinen Bart..."
Sich selber strich er über den mittlerweile ganz schön ansehnlichen Vollbart. Er was lästig, da er ihn mittlerweile wie seine Haare waschen musste und dauert verfing sich etwas darin, Essensreste, kleine Äste und sogar einmal Kot von Sir Rufus. Eine sehr unhygienische Aktion war das, er war danach eine ganze Stunde am Schrubben und Kämmen gewesen. Er wollte ihn ja loswerden, doch befürchtete er, dass er so von Ruth erkannt werden würde. Doch wenn sie ihn fänden, könnte er sich getrost wieder rasieren. Oder davor.
"Gut erkannt.", meinte Luke sarkastisch.
"Naja, die Händler haben dich ja nur ohne Bart gesehen. Wenn du sie aber mit Vollbart fragen würdest, würden sie dich vielleicht nicht erkennen."
Dabei zeigte er auf seinen Bart.
"Man könnte dir ja einen Bart ankleben?", grinste er breiter.
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Einen Bart ankleben? Wie sollte das den gehen? Wollte sich San seinen Bart abrasieren und Luke sollte ihn sich dann vors Gesicht halten? Nein so weit würde es noch kommen!
"Wie hast du dir das Vorgestellt, einen Bart ankleben? Man kann doch nicht einfach über den Markt laufen und sich von einem beliebigem Händler so einen Bart kaufen, oder doch?", meinte Luke fragend und kratzte sich am Kinn. Einpaar Haare spürte der Dieb, doch wenn er ihn wachsen lassen würde, würde das viel zu lange dauern und Ruth war möglicherweise schon weg.
Doch der Dieb wollte seinem Freund helfen und so sagte er:" Na gut, ich bin dabei. Bleibt nur die Frage, wo wir einen Anklebebart herkriegen. Hm... Wie wäre es, wenn wir jemanden überfallen und ihm seinen Bart abrasieren...Nee dass wäre zu auffällig.
Ach verdammt, fällt einem von euch ein, wo wir so nen Teil herkriegen?"
Jetzt war Luke Feuer und Flamme für diese Aktion, welche er am Anfang einfach nur lächerlich gefunden hatte. Doch jetzt war diese Idee für ihn einfach nur witzig und auch noch gut. Sollte der Dieb tatsächlich mit einem Vollbart rumlaufen,
würde ihn niemand erkennen, der nicht von ihrem Plan bescheid wüsste.
"Also, wie siehts aus? Jemand nen Bart dabei oder müssen wir suchen?", fragte Luke einletztes Mal und blickte San und Dennik an.
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"Na, schau mich doch mal an!", lachte der ehemalige Pirat und kämmte sich mit seinen Fingern durch den Staubfänger.
"Ich würde sagen wir schnippeln ihn mir einfach ab und kleben ihn dir an! Sehnlichst erwarte ich schon den Moment, ihn loszuwerden!"
Die beiden waren schon relativ fertig mit Trainieren und Dennik erklärte Luke noch einige Dinge und schärfte ihm ein, was er zu trainieren hatten, dann gingen sie den Pfad, den San Daran das erste Mal nicht gesehen hatte zurück zum Dorf.
Da man solche Aktionen nur beim Trinken bringen konnte, gingen sie zusammen zur Taverne, wo sie sich Bier, beziehungsweise Rum holten und einen Eimer ebenfalls. Dann versuchten sie, den Bart so abzuschneiden, dass die Haare einigermaßen intakt blieben, also nicht gekürzt wurden. Dennik hatte ein Rasiermesser, das sie dafür benutzen. Doch da sie so knapp an seiner Haut vorbeischnitten, trafen sie manchmal das Fleisch und am Schluss hatte er einige kleine Schnittwunden, die nicht weiter schlimm waren, eher peinlich aussahen. Doch das war ihm im Moment egal, er benutzte den wohlduftenden Rum, um seine Wangen damit danach einzureiben. Es brannte zwar, würde sich aber so nicht entzünden.
Sie schnippelten und schnitten eine ganze Weile, wurden teilweise merkwürdig angeschaut, doch das war ihnen für den Moment egal. Der Berg Haare häufte sich nach einer Weile und sah beinahe aus, wie ein kleiner Busch, oder ein verendetes Tier oder etwas ähnliches. Ebenfalls leerten sich die Krüge und die Runden gingen auf San, da diese Aktion ja auf seinen Mist gewachsen war und er es zutiefst amüsant fand. Danach machte er sich einen Zopf, den er locker in seiner Faust hielt und Luke schnitt ihn hinter der Faust ab. Da Bart- und Haarpracht dieselbe Farbe hatten, mischten sie die Schopfhaare darunter, dass der Maskeradebart am Schluss noch buschiger und voller sein würde, was im Endeffekt das Gesicht von Luke noch besser verdecken würde.
"So. Fertig.", meinte er dann nach einer ganzen Weile und drei Runden.
"Die Frage aller Fragen ist; wie kleben wir das Zeugs jetzt an dein Gesicht, ohne dass die Hälfte wieder abfällt?"
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Sie hatten ihr Training beendet und die drei Männer gingen nun in die Taverne zurück um Sans Plan auszuführen. In der "Sumpflilie" holten sich Dennik und Luke Bier und San einen Krug Rum, sowie einen Eimer. Danach nahmen sie Denniks Rasiermesser und sie begannen, San von seinem Bart zu befreien. Am Anfang war Luke nicht gerade erfreut darauf, den Bart seines Freundes zu tragen, aber dies änderte sich schon nach der zweiten Runde Bier.
Es dauerte einige Zeit, bis der Bart endlich ab war und San Daran schnitt sich auch das ein oder andere Mal, doch es schien ihn nicht zu kümmern. Außerdem wurden sie von einigen Leuten ziemlich dämlich angeschaut, aber auch dies ignorierten die drei Söldner gekonnt.
Nach der dritten Runde an Alkohol war der Bart ab und auch San Darans Kopfhaare waren um einiges kürzer als zuvor. Jetzt hatten sie nur ein Problem, wie sollten sie die ganzen Haare an Lukes Gesicht kriegen, ohne dass das ganze Gewirr wieder runter fiel. Festhalten konnte der Dieb es nicht, da das wohl ziemlich merkwürdig aussehen würde und die Gefahr, dass die Haare runter fallen könnten, bestand immer noch. Doch dann kam dem jungen Dieb eine Idee:" Wie wäre es mit Baumharz? Das Zeug klebt wie Sau und es dürfte kein Ding sein, das hier irgendwo aufzutreiben." Kurz blickte sich der Söldner um, dann fiel ihm wieder ein, dass einer der Händler auf dem Markt Harz verkaufte und aufgeregt murmelte der Dieb nur:" Wartet kurz. Gleich wieder da."
Eilig stand Luke auf und ging mit schnellen Schritten aus der Taverne und zum Markt. Es dauerte auch nicht lange bis er gefunden hatte, was er suchte. Warum der Händler Harz anbot, war dem Söldner ein Rätsel. Wahrscheinlich um irgendwelche Sachen fest zu kleben, wie Bärte oder so. Nachdem Luke das klebrige Zeug, verpackt in einem Tuch, gekauft hatte, ging er schnell wieder zurück in die Taverne zu San und Dennik. Dort angekommen packte er das Baumharz aus und verteilte es in seinem Gesicht. Danach folgten einige Haare seines neuen Bartes. Auch diese wurden mit ihrem Klebemittel bestrichen, damit sie besser zusammen halten würden. Nachdem die drei Männer mit ihrem Werk fertig waren, betrachtet Luke sich in der Spiegelung des Wassers.
" Juckt nen bisschen, aber ansonsten ist alles gute", versicherte der Dieb seinen Freunden.
" Dann kann's ja jetzt losgehen! Hast du die Briefe dabei?", wollte Luke noch wissen und schaute San Daran an, der einfach nicht aufhören konnte zu grinsen.
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Madlen war wieder in der Sumpflilie. Den größten Teil des Tages hatte sie heute mit Schwertkampftraining verbracht. Dorumbar musste mit seinen Leuten bald zurück und deshalb nutzte die junge Frau jede Minute mit ihrem Freund. Egal, was zwischen ihnen vorgefallen war, er würde immer ein Teil ihres Lebens sein. Bei Elesil und Thranduil war der Fall anders. Sie hatten ihr Vinona genommen und damit auf alle Zeit ihre Hingabe verspielt. Niemals wieder konnte Madlen den beiden vertrauen. Dafür war die Tat, die sie begangen haben, einfach zu tiefgreifend.
Verdrossen drehte die Fürstin einen Becher mit reinem Wasser. Immer und immer wieder, trank dabei aber keinen einzigen Schluck. Eine einzelne Strähne fiel immer wieder in ihr Gesicht, wurde dann achtlos weggewischt, nur um gleich darauf wieder zu stören. Doch Madlen achtete kaum darauf, schob das Haar nur unterbewusst immer wieder zu Seite. Ihr Gesicht unter der weißen Kapuze verborgen, bewegten sich ihre Lippen zu einem alten Text. Sprangen von Zeile zu Zeile, von Absatz zu Absatz und von Seite zu Seite. Ihre Augen bewegten sich im Gleichschritt mit. Seit einiger Zeit nun saß die junge Frau so da und rührte sich nicht. Bis auf ihre Hand, die ja den Becher drehte.
Nach der gestrigen Begegnung hatte sich Madlen gedacht, dass die Lösung mit dem Tuch nicht optimal war. Kurzum hatte sie ihren weißen Mantel umfunktionieren lassen. Er wurde nun auf einer Schulter befestigt und hing seitlich herab, wobei er schräg über den Rücken verlief. So war er weniger hinderlich im Kampf, da er zudem noch gekürzt worden war. Der untere Teil war einfach nicht mehr zu retten gewesen und musste deshalb ab. Der Fürstin war das ganz recht, denn so war es wirklich praktischer. Er hielt weiterhin warm, war aber lange nicht mehr so unpraktisch.
Ihre Augen überflogen einen weiteren Absatz und ihre Hände blätterten vorsichtig eine Seite weiter. Das Buch war nicht sehr groß, dafür aber alt, dick und die Schrift klein. Es fiel ihr zunehmend schwer zu lesen, da ihr Sehsinn dabei unglaublich angestrengt wurde.
Im Grunde war das Buch für die meisten Menschen uninteressant. Es war eine Abhandlung über die vier großen Familien und deren Vasallen in ihrer Heimat. Wie hießen die mächtigsten Männer, wo wurden große Schlachten geschlagen, wer baute welches Monument und so weiter. Eine lange und vor allem langweilige Lektüre, doch ungemein wichtig. Vielleicht konnte Madlen dadurch herausfinden, ob es irgendwelche Schwachstellen im Reich gab und wo man ansetzen musste, um diese zu überwinden. Zudem war es durchaus ein Stück Geschichte, wenn auch sehr trocken geschrieben. Die junge Frau verstand einfach nicht, warum der Autor immer wieder von Ehre und Tapferkeit schrieb, wenn ein Herrscher im Kampfe fiel. Auf der anderen Seite geriet aber ein Held, der eines natürlichen Todes gestorben war, in Vergessenheit, egal was er erreicht hat. Trotz aller Umstände hatte Madlen schon einiges Nützliches erfahren. Der Lord des ewigen Eises, Herrscher über den kalten Norden, war seit jeher ein Feind des Lord’s von Westfels, Herrscher über die milden südlichen Gebiete. Ob nun der eine oder der andere einen guten Verbündeten abgeben würde, musste sich erst herausstellen, aber war es immerhin ein Anfang…
Genervt schlug die Fürstin das Buch zu und rieb sich ihre Schläfen mit geschlossenen Augen, um kurz zu entspannen. Die Ecke, in der sie saß, war zwar ruhig, doch war das Lesen für sich genommen schon anstrengen genug. Es würde aber in Zukunft, wenn Dorumbar und der Rest weg waren, ihr einziger Zeitvertreib sein. Die junge Frau seufzte schwer. Das würde langweilig werden…
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Ein lautes Lachen entfuhr der Kehle des ehemaligen Pirates und er kriegte sich kaum mehr ein, schlug sich auf die Schenkel und stieß sogar seinen kostbaren Rum um, der ihm auf die Hose lief, doch Denniks Hand fuhr hoch und stellte den Krug wieder auf, womit wenigstens ein Teil gerettet wurde. Tränen wischte sich San Daran aus den Augen und die Luft blieb ihm schier weg. Manch einer betrachtete die lachenden Bastler verwirrt, manche lachten auch mit. Hoffentlich war diese Aktion nicht zu auffällig, sie mussten sofort zur Tat schreiten.
Der Bart stand Luke ganz ausgezeichnet, er sah sehr seriös aus, wie ein alter Barde oder ein Kerl, der den Weltuntergang heraufbeschwor, betrunken an Straßenecken. Jetzt wusste er auch, wie er all die Wochen ausgesehen hatte, was ihm zu einem erneuten Lachschwall brachte. Der Alkohol stieg ihm auch schon zu Kopfe und so merkte er, wie dieser sein Lachen sogar steigerte.
"Sehr gut, wirklich sehr gut!"
Langsam versuchte er sich wieder einzukriegen, doch er brauchte noch eine Weile. "Die Briefe habe ich hier", meinte er noch kichernd und fuhr in seinen Taschen herum. Er holte gleich einen ganzen Stoß hervor und blättterte sie mit angeleckten Fingerspitzen um, ganz so wie er es früher immer bei den Kapitänen gesehen hatte, die den Lohn verteilten. Dann suchte er sich zusammen mit den beiden anderen einen aus, auf dem nur: "An unseren Lagerspezialisten Ruth." stand, den Rest knickten sie weg.
Zusammen verließen sie die Sumpflilie, immernoch kichernd und versuchten seriöse Mienen aufzusetzen. Am Markt angekommen, schon ein wenig torkelnd und einmal auf einer nassen Planke ausrutschend, zeigte San Daran Luke die vier Männer, die er verdächtigte Ruth zu sein. Die beiden Krämer, den Waffenhändler und den Varantischen. Sie standen aber so abseits, dass sie noch keiner sah, also hinter ein paar diskutierenden Händlern versteckt. Sie entschieden, dass Dennik und San ihn beobachten würde, während sie so taten als ob sie über einen Preis diskutierten. Um zur Not einzuspringen oder etwas ähnliches. Genaueres wussten sie nicht, aber in ihrem Zustand war ihnen das völlig Banane.
Dann ging Luke zum ersten und San Daran war gespannt, was dieser zu ihm sagte.
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San holte den Stapel Briefe raus und die drei Männer suchten sich einen aus. Was genau dort stand konnte Luke nicht sagen, schließlich konnte er nicht lesen, aber es schien der beste Brief für diese Sache zu sein. Also nahm der Dieb den Brief und sie verließen die Taverne und machten sich erneut auf zum Schwarzmarkt. Es waren nur noch vier Händler übrig, die Ruth sein könnten. San zeigte sie Luke und der junge Mann machten sich auf zum ersten.
Es war ein Waffenhändler, allerdings nicht der, bei dem Luke seine Axt gekauft hatte.
Der Dieb tat so, als wäre er von einer langen Reise gekommen und dem entsprechend genervt, weshalb er den einzigen Kunden zur Seite stieß und dem Händler dem Brief unter die Nase hielt. "Bist du Ruth?", fragte Luke barsch", ich habe eine Lieferung für dich!"
Verwundert schaute der Händler auf den Brief und meinte nur:" Nein ich bin nicht Ruth und jetzt verzeih dich ich habe einen Kunden hier!"
Das war schon mal nichts. Jetzt blieben nur noch drei Händler übrig. Einer von ihnen, der aussah als würde er aus der Wüste kommen oder so, kam Luke ziemlich verdächtig vor.
Deshalb ging der Dieb zu diesem und wedelte auch hier wieder mit dem Brief rum.
"Ruth?", fragte Luke kurz. "Was kann ich für dich tun?", meinte der Händler, der mit einem Akzent sprach. "Ein Typ Namens Born hat mir den Brief gegeben und dazu einige Waren", war die Antwort des Diebes, dann meinte er noch: "Ich gehe schnell und hole sie!"
"Ah, sehr gut, da hab ich schon lange drauf gewartet. Los beeil dich!"
Aufgeregt ging Luke zurück zu San Daran und Dennik, die sich etwas abseits des Geschehens aufhielten und er meinte zu ihnen:" Der da hinten. Der fette Typ der scheinbar aus der Wüste kommt. Er heißt Ruth. Was wollen wir jetzt machen?"
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"Oh nein, nicht er." San Daran schüttelte traurig den Kopf. "Er hat mir immer Grog verkauft. Es tut mir sehr Leid, dass er unser Mann ist."
Echtes bedauern schwang in seiner Stimme mit. Besser gesagt; lallte in seiner Stimme mit.
"Was genau hast du ihm gesagt?", frage er interessiert, bereits die nächsten Schritte überdenkend. Luke erklärte das mit der Lieferung und so. Also dachten sie zusammen nach, während sie ein Stück vom Markt gingen. Sie wollten ja nicht entdeckt werden. Derweil ging San Darans Flachmann herum, den er erst neu mit gutem Rum füllen lassen hatte.
"Er will eine Lieferung? Die werden wir ihm bringen!", meinte er lauthals.
Die nächsten Schritte die darauf folgten waren ihm dann nurnoch schleierhaft in Erinnerung. Nur dass er sehr verärgert war, dass sein Flachmann plötzlich leer war und dass jeder ein Bier in der Sumpflilie holten. Irgendwo dort mussten sie auch eine Kiste herbekommen haben, aber keine hatte überhaupt eine Ahnung, wo diese aufgetaucht war. Irgendwie versprach er auch, dass er beiden einen oder mehrere ausgeben musste und sie hatten viel gelacht.
Das erste, an das er sich wirklich wieder erinnerte war, wie er zusammengekauert in einer Kiste von seinen zwei stöhnenden und ächzenden Freunden die Stege heraufgeschleppt wurde auf den Markt. Manchmal hörte er sogar einen Ausruf wie: "Vorsicht, heiß und fettig." oder etwas ähnliches, dann wurde er abgesetzt und stöhnte dabei laut auf. Dann fiel ihm ein, dass er die Klappe halten sollte. Doch Dennik meinte zu Ruth, dass dieses Stöhnen von ihm gekommen war.
"Kommt, kommt meine Freunde, diese Lieferung muss sofort in mein Lagerhaus.", ertönte die wohlbekannte, sonst Grog anpreisende Stimme in Südvarantianischem Akzent. Dann packten die beiden wieder an und hoben ihn hoch. Einmal auf dem Weg ließen sie ihn fallen, den blauen Fleck sah man noch Tage danach.
"Wo bringt er uns hin?", flüsterte San Daran nach einer Weile und hoffte, dass Luke oder Dennik antworteten.
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Je später es wurde, umso betrunkener wurden die drei Männer. Erst tranken sie San Darans Flachmann, gefüllt mit Rum aus und überlegten was sie anstellen würden, danach ging's in die "Sumpflilie" auf das ein oder andere Bier. Niemand schien so recht gewusst zu haben was auf sie zukommen würde, doch sie hatten schnell eine Kiste besorgt und San war auch ziemlich schnell drinne. "Übergibt dich nicht klar?! Die Kiste ist echt toll und aus Holz und so", lallte Luke vor sich hin, als Dennik und er San in der Kiste hoch hoben.
Auf dem Markt angekommen, führte Ruth sie weg von dem Geschehen. Er brachte sie weg vom Markt und außerhalb Schwarzwassers. Es war ein Wunder, dass der fette Händler nicht bemerkte wie betrunken Dennik und er waren. Dann merkte Luke, wie die Kiste ihm aus den Händen rutsche und unsanft auf dem Boden landete. Schnell hoben sie die Kiste wieder hoch und Luke nuschelte San zu:" Ich hab absolut keine Ahnung. Sieht aber ziemlich sumpfig hier aus." Der Weg zu dem Lagerhaus von Ruth war nicht weit, doch kam es dem Dieb vor, als wäre er noch einmal die Strecke von Thorniara nach Tooshoo gelaufen.
"Hier könnt ihr die Kiste abstellen. Geld kriegt ihr, wenn ich überprüft habe, was in der Kiste ist und ob die Waren in einem gutem Zustand sind!", meinte Ruth bestimmt.
Der Händler wollte sich gerade daran machen, die Kiste zu öffnen als Dennik rief:" San, jetzt!" Das war ihr total unauffälliges Zeichen dafür, dass ihr Freund aus der Kiste kommen sollte, doch das einzige was man hörte, war ein dumpfer Knall und ein stöhnen aus der Kiste.
"Ach scheiße, egal dann muss es halt so gehen", nuschelte Luke während San versuchte aus der Kiste zu krabbeln. Eigentlich wollte Luke den Händler mit seiner Axt eins überziehen, doch er war ziemlich betrunken und der Alkohol wollte wieder raus und zwar direkt auf den Bauch von Ruth. Dieser war ziemlich angeekelt und offensichtlich auch verwirrt was hier vor sich ging. Doch es dauerte nicht lange und die drei Männer hatten Ruth überwältigt, auch wenn das Schauspiel ziemlich seltsam aussehen musste.
"Tut mir leid wegen deinen Sachen, aber was raus muss, muss raus!", stellte Luke fest und griff nach einem Balken um nicht umzukippen.
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Es ruckelte und zuckte und die Kiste wurde immer härter und enger in San Darans Ansicht. Irgendwann wurde er sehr, sehr unsanft abgesetzt und draußen wurde dumpf gesprochen. Dann kam das Signal. Dennik schrie irgendwas, naja jedenfalls dachte er, dass das das Signal sein musste.
Elegant sprang er auf und knallte prompt mit dem Kopf gegen den Deckel.
"Scheiße!", rief er und hielt sich den Kopf. Das wird morgen eine derbe Beule geben. Seine Hände tasteten den Rand ab, während er draußen Stimmengewirr und ein platschendes Geräusch hörte, gefolgt von einem wohlbekannt Duft nach exkorporiertem Mageninhalt. Seine Nase rümpfend fand er eine Mulde, in die er seine Finger stecken konnte und hebelte die Kiste auf.
Beim ersten Versuch herauszusteigen stolperte er und fiel der Länge nach hin, sein Arm landete in Erbrochenen. "IIgitt, wessen Mittagessen war das denn?"
"Meiner!", lachte Luke, als er ins leere schlug. Ruth wischte an sich herum und hampelte dabei so wüst umher, dass San Daran lachen musste. "Wenigstens gab es heute Fleisch für dich. Ist das Sumpfrattenspieß?"
"Nein, Blutfliegenauflauf. Schmeckt aber ähnlich."
Er wusste nicht ob ihm übel oder hungrig werden sollte, doch lange konnte er nicht überlegen, denn er bekam von Ruth eine Faust ins Gesicht.
"Seit ihr nicht der Pirat, den alle suchen?", meinte er, seinen früheren Grog Kunden anscheinend nicht erkennend.
"Ahooooooi!", lallte dieser als Antwort und hieb nach dem Bandit. Er traf zwar Luke, aber dieser knallte auf Ruth und schlug ihn damit zu Boden. In dem folgenden Handgemenge bekam jeder von jedem ein paar Hiebe ab und auch ein paar Brocken von Lukes Mittagessen, was in diesem Moment niemandem groß was ausmachte. Es roch eh hier alles nach Sumpf.
Nach ein paar Minuten lag ein Mann reglos am Boden. Es war mittlerweile dunkel und durch schwankende Tastversuche erkannten sie, dass es Ruth war. Die drei Männer hoben diesen in die Kiste und warfen noch ein Stück von San Darans ehemaligem Bart hinein, bevor sie sie mit dem Gürtel des Banditen zuschlossen. Dann betraten sie ins Lagerhaus.
Die Schmiede und seine Habseligkeiten hatte er beinahe vergessen. Drinnen brannte eine Fackel, die das relativ kleine Haus ausreichend beleuchtete. Jeder suchte für sich in Kisten oder unter mit Decken verhangenen Gegenständen.
"Ich habe eine gute Neuhiiiiiigkeit!", brüllte der ehemalige Pirat und hob eine Kiste triumphierend hoch. "Ich habe seinen Grog-Vorrat gefunden! Was habt ihr gefunden?"
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Nachdem sie Ruth überwältigt und in der Kiste eingesperrt hatten, begannen sie die Sachen, welche im Lagerhause waren, zu durchsuchen. Dort waren einpaar Felle und ähnliches gelagert und eigentlich hatte Luke auch schon vergessen nach was sie überhaupt suchten.
Neben den Fellen fand der Dieb auch noch einpaar Sachen, die man sicher zum Schmieden brauchte. War das das Zeug, welches San gesucht hat? War ja auch egal, den Luke fand etwas viel besseres. Einen wunderschönen, rostigen Nagel. Der Dieb wusste nicht, wieso er sich so darüber freute, aber man konnte mit dem Ding bestimmt einige Lustige Sachen machen. In der Nase popeln zum Beispiel. Doch dann stieß San einen Freudenschrei aus und meinte etwas von einem Grog-Vorrat, welchen er gefunden hatte. Luke ließ seinen Nagel fallen und taumelte zu San rüber.
" Sehr gut, dann ist der Abend ja gerettet. Ich hab nicht viel gefunden. Einpaar Sachen die man zum schmieden gebrauchen könnten. Und einen wundervollen Nagel...warte wo ist mein Nagel? Ach egal, ich find schon noch einen neuen!", meinte Luke und griff sich eine der Grog Flaschen, öffnete sie und nahm einen tiefen Schluck raus. Das Zeug brannte seine Kehle runter und beinahe hätte er sich noch mal übergeben müssen, aber zum glück blieb dieses Mal alles drinne. Danach reichte er San Daran die Flasche und sagte: "Gutes Zeug. Am besten trinken wir erstmal auf unseren Fund und versuchen dann irgendwas anderes zu machen...Verdammt jetzt hab ich schon wieder vergessen was ich sagen wollte.
Egal! Hauptsache wir kommen heile zurück nach Schwarzwasser."
San reichte die Flasche weiter an Dennik, welcher auch einen Schluck nahm und sie Luke zurück gab. "Ach ja, jetzt weiß ich es wieder"; begann der Dieb und fuhr dann fort:" Hast du nicht irgendwas gesucht, was mit einer Schmiede zutun hat oder so? Da hinten liegt nen Haufen Zeugs rum, was du bestimmt gut gebrauchen kannst. Aber wenn du einen Nagel findest, der gehört mir!"
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San Daran verstand nurnoch drei Dinge: Grog, Schmiede und Nagel.
Wenn das nicht eine Herausforderung war, er würde das verbinden. Ernst packte er Luke an der Schulter. "Du brauchst diesen Nagel nicht mehr zu finden. Ich schmiede dir einen Neuen. SUCH HOLZ!" Mit diesen Worten stieß er seinen Freund raus, der Feuerholz suchen sollte.
Mittlerweile hatte er einer wunderschöne Feldschmiede gefunden.
"Hey, ist das nicht witzig, so eine hatte ich auch mal!", lachte er Dennik zu und stieß mit ihm an. Er fand auch andere schöne Sachen, wie ein Schwert, eine Lederrüstung und viel mehr, was er bei dem Karren in einer Kiste stapelte. Das würde er behalten.
Die Feldschmiede zogen sie nach außen und brachten gleich Fackeln mit, die den Vorhof beleuchteten. Aus einer Kiste kamen gequälte Rufe: "Lasst mich raus." und ähnliches, was sie jedoch nicht beachteten.
Den Grog nahmen sie als Anzünder und bald kam ein schlurfender Luke zurück, die Arme voller Holz. Es dauerte eine ganze Weile das feuchte Zeugs zum Brennen zu bringen, aber sie schafften es doch! Es qualmte auf jeden Fall sehr stark, vielleicht hatte Luke auch zufällig Sumpfkraut gefunden oder unter das Holz gemischt, aus versehen oder auch nicht, jedenfalls wurde es noch viel lustiger.
Sie lachten über die Bäume, nasebohrenden Nägel und sprechende Kisten. Eisen war keines da, aber er schmolz in dem Feuer einfach ein paar alte Waffen aus dem Schuppen ein, die brauchte sowieso keiner mehr! Schwankend zeigte er seinen Freunden, wie man Nägel herstellte, der Amboss klang durch den blubbernden Wald und schon bald standen schön aufgereiht ein paar Nägel auf der sprechenden Kiste. Oder waren Stunden vergangen? Jedenfalls schnarchte die witzige Kiste.
"Soo meine Freunde, was machen wir jetzt mit diesen kleinen Kostbarkeiten?", prostete San Daran den anderen zu.
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Luke wurde von San aus dem Lagerhaus gestoßen, um nach Feuerholz zu suchen. Es freute den jungen Dieb, dass San ihm einen neuen Nagel schmieden wollte und dass noch eine Menge Grog auf ihn warten würde, wenn er zurück kommt.
Es dauerte auch nicht lange, da hatte Luke schon einiges an Holz gesammelt. Es interessierte ihn nicht, ob es nass war oder nicht, da er nur noch an seinen neuen Nagel denken musste, welchen San Daran ihm schmieden würde. Es war schon ziemlich dunkel geworden und deshalb beeilte sich Luke mit dem Holz sammeln und versuchte auch so schnell wie möglich zurück zum Lagerhaus zu kommen.
Dort angekommen, versuchten sie ein Feuer zu entfachen, was sich als ziemlich schwierig rausstellte. Schließlich war der Großteil des Holzes nass und die drei waren auch schon ziemlich betrunken. Doch trotz aller Probleme, schafften sie es irgendwann das Feuer zu entfachen. San sammelte alte Schwerter und dergleichen ein, um sie einzuschmelzen und daraus Nägel herzustellen. Nachdem sie fertig waren verschlossen sie damit die Kiste, in der Ruth lag, der schon eingeschlafen war. Zumindest ließ das Schnarchen darauf schließen.
Als sie alles erledigt hatten schlug Luke vor, dass sie am besten die Nacht hier in dem Lagerhaus verbringen sollten. Schließlich war es dunkel und hier hatten sie Feuer und Grog.
Noch lange in die Nacht hinein tranken, lachten und erzählten die drei Männer.
Irgendwann fiel Luke ein, dass er sich den Bart ruhig mal ab machen könnte und so zog und zerrte er an dem Teil, bis es irgendwann ab war. Danach wusch er sich sein Gesicht mit dem Wasser aus seinem Wasserschlauch um die restlichen Haare und das Harz abzukriegen.
Als der Dieb damit fertig war, nahm er noch einen tiefen Schluck aus einer der vielen Grog Flaschen und schlief, an die Wand gelehnt, ein.
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Als San Daran erwachte, hatte er gar keine Lust aufs erwachen. Ihm tat der Schädel weh, das Gesicht und die Arme. Ein stumpfes Schreien und Wehklagen hörte er draußen und zwei schnarchende Männer neben ihm. Sich aufsetzend, rieb er sich die Schläfen. Was zum Teufel hatten sie gestern gemacht? Seinen Körper durchsuchend fiel ihm mehreres auf. Er hatte keinen Bart mehr, seine Hände zeigten ein paar Verbrennungen auf und sein Schädel hatte eine dicke Beule. Dann bemerkte er mehrere wunderbare Dinge! Seine Feldschmiede war hier! Als er den Raum durchsuchte, fiel ihm noch viel mehr auf: Eine Kiste, in der alle seine Habseligkeiten waren, die Reyn geklaut hatte. Das musste das Lagerhaus sein. Langsam kamen die Erinnerungen wieder, angefangen mit dem Bart, aufgehört mit den Nägeln. Langsam erwachte auch Luke, der sich anscheinend an alles erinnerte, obwohl er auch einen fetten Kater hatte.
Zusammen durchsuchten sie weiterhin den Lagerraum und steckten ein paar Dinge, die ihnen nützlich erschienen, in die Kiste zu Sans Habseligkeiten. Darunter eine Axt, zwei alte Schwerter, Lederteile und ein paar Eisenbarren. Auch kleinkrams und volle Grogflaschen packten sie ein, die leeren ließen sie hier, die mehr waren als ihm lieb war. Hoffentlich hatten sie nicht alle davon getrunken.
"Ruth!!", fiel Luke ein und schlug sich gegen den Kopf. Beide rannten sie raus, wo aus einer zugenagelten Kiste Schreie und Klagen zu vernehmen war. Sie hebelten sie auf und ein maledierter Mann krabbelte heraus.
"Na wartet!", brummelte er und rannte und humpelte Richtung Toshoo. Sie zuckten nur die Schultern und gingen rein, wo sie Dennik aufwachten. Doch dieser wollte nicht erwachen.
"Der hat ja noch einen härteren Kater als wir!", lachte San Daran, doch als sie es eine Weile nicht schafften, wurden sie nervös. Sie befühlten ihn und bemerkten, dass er Fieber hatte. Hohes. Ihnen fiel auch auf, dass seine Schulter glühte. Mit nassen Fetzen von Kleidung aus einer Kiste versuchten sie beides zu kühlen und hievten Dennik auf den Schmiedekarren. Die Kiste kam obendrauf und die beiden Männer zogen beides nach Schwarzwasser.
Es war ein langer Weg, vor allem den Karren ziehend. Fast blieben sie einmal in Schlamm stecken, doch sie konnten noch drumherumfahren. Dann kamen sie bei der Taverne an, wo sie den Karren einfach ein Stück davon entfernt stehen ließen und Dennik zu seiner Pritsche brachten. Er war mittlerweile halbwach, doch noch nicht ganz da. Weiterhin kühlte San Daran die Wunde und den Kopf und Luke eilte los, einen Barbier zu suchen.
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Irgend eine Tempelruine
Irgendwie schien niemand auf Onyx Gedankengang so recht zu antworten. Entweder waren sie alle halt nicht so schlau wie er oder sie versuchten es sich vorzustellen oder aber sie hatten andere Ideen aber Angst davor mit Onyx verbal darüber zu diskutieren, da seine These zu stichhaltig war. Ja, so war es. Sie hatten Angst mit Onyx zu diskutieren. Stattdessen suchten manche schon den Raum weiter ab. Eine Tür oder die von Onyx angedeuteten Hebel oder Winden? Drei gingen mit einer Fackel an einer Seite herum, die anderen an der gegenüberliegenden Seite.
"Hier!", rief Adrastos. Kaum war man da, sah man das Problem. Eine massive Steintür, die aber nicht einfach so aufgemacht werden konnte. Nein, da musste ein Mechanismus da sein oder sowas, der die Türhälften in jeweils eine Richtung schieben würde.
"Sucht die Wände ab. Vielleicht kann man irgendwas eindrücken.", meinte einer von ihnen, bevor Orthego alle her rief.
"Gefunden!", stellte man fest, doch das war nicht ein Schalter der einfach so in der Wand war. Da waren vier lange Hebel in einer hüfthohen Senkung am Boden.
"Was richtig Hebel?", fragte Onyx. Niemals würden vier Hebel die Tür öffnen. Die hatten sicher alle eine Funktion. Entweder überlegten sie noch oder sie würden direkt prüfen was welcher Hebel bewirkt. So oder so mussten sie mit irgend einer Konsequenz rechnen. Onyx blickte zur Tür und überlegte neben brachialer Gewalt als weitere Lösung, was dahinter war und wer diesen Raum verschloss.
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Wie Andrahir dieses Rätselgerate hasste. Es war ihm lieber, wenn da irgendwo ein sichtbarer Gegner war, der den Ausgang versperrte. Da konnte man auf das Vieh losgehen und wusste worauf man sich einlies. An dieser Stelle war das etwas anderes und die vier Hebel machten das nicht gerade besser. Onyx regte dies alles wohl zum philosophieren an, jedoch waren seine Ideen weder zu widerlegen noch sich richtig zu beweisen. Man konnte viel vermuten, was hier gerade was bedeutete und sich dann am Ende doch irren. Es blieb letztlich nichts als es auszuprobieren. Orthego schien das ähnlich zu sehen und überlegte gerade ob er wohl an einem der Hebel herum wirtschaftete um zu sehen, was geschah, als Andrahir Einspruch erhob.
"Warte. Es könnten ebenso wie die Tür mechanisch zu öffnen ist Fallen da sein, die auslösen."
"Ja und? Willst du jetzt hier stehen und Däumchen drehen oder noch ein paar Theorien aufstellen, was alles passieren 'könnte'?"
"Ne. Aber ich hab auch nicht vor in irgendwelche uralten Pfeilhagelfallen zu tappen, wenn sich das vermeiden lässt. Nimm das Seil. Wir bedienen die Hebel aus halbwegs sicherer Entfernung."
"Und was machste, wenn der Hebel eine Überflutung der Kammer verursacht?"
"Tief Luft holen."
Damit gab sich der Waldläufer wohl zufrieden und nahm tatsächlich das Seil um es an einem Hebel fest zu machen, den sie von etwas Entfernung dann in Bewegung setzten, was sich als gar nicht so einfach heraus stellte dank des Alters. Schließlich ging der Schalter aber knirschend in die neue Position und... nichts veränderte sich. Orthego und Andrahir saßen neben dem Seilende und guckten sich mit großen Augen um und standen dicht an den Wänden.
"Mh... toll."
Da begann plötzlich etwas über ihnen zu rasseln und ganz langsam setzte sich ein Teil der Decke in Bewegung. Dreck rieselte herab und dadurch wurden jetzt auch Kanten sichtbar. Einzelne Ringe waren da und einer drehte sich, so dass die Sternzeichen sich verschoben. Ebenso Position von Sonne und Mond.
"Sagt mal... ist da über dem Tor ein Pfeil?"
Der schwarzhaarige versuchte in dem Halbdunkel etwas sehen zu können und... tatsache.
"Vielleicht müssen wir..."
"...Himmel auch hier unten richtig drehen." beendete Onyx den Satz und Andrahir nickte.
"Onyx... hast du ne Ahnung, wie's da draußen gerade aussieht? Wenn ja, dann jeder an einen Hebel und Onyx sagt an, wer welchen bewegt. Raminus, du machst nen Moment Pause. Kjarl, Alon, Orthego und Adrastos - ihr an die Hebel. Ich sichere die Tür ab, wenn sie sich öffnet."
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Urplötzlich empfand Orthego eine beinahe instinktive Abneigung gegen Schalter und besonders gegen Rätsel, die diese inbegriffen. Bisher hatte er sich in seinem Leben zwar nicht mit vielen davon auseinandersetzen müssen, doch das Wort alleine schien an seinen Nerven zu sägen. "Schalterrätsel...", grummelte er, schüttelte sich und positionierte sich an einem der Auslöser des Mechanismus. Jeder der Hebel schien einen Ring an der Decke zu bewegen. Doch welcher nun zu welchem gehörte, oder was sie überhaupt mit dem Herumgeschiebe zu erreichen versuchten, hatte Orthego nicht ganz verstanden. Uralte, weiß der Teufel wie funktionierende, Mechanismen in unheimlichen Ruinen waren nicht sein Handwerk; Riesenspinnen erlegen - das war eher seine Berufung. Er stellte sich die Frage, ob sich außer ihm noch überhaupt jemand an ihr ursprüngliches Ziel erinnern konnte, oder ob alle nun zu Schalterrätselsympathiesanten und Kulturforschern geworden waren.
Auf weitere Anweisungen wartend legte der Waldläufer die Hand auf einen vollkommen willkürlich auserwählten Hebel. Onyx schien schwer eingefangen von den Sternenbildern an der Decke, wendete seinen Blick keine Sekunde von ihnen ab, überlegte wohl, kratzte sich am Kopf und begleitete das Ganze mit diversen "Hmhhm"'s, "Hmpf"'s und anderen Geräuschen.
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