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  1. Beiträge anzeigen #141
    Archipoeta Avatar von Dumak
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Dumak ist offline
    »He, du da«, rief Dumak. »Jetzt warte doch mal!«
    Das rothaarige Mädchen mit den lustig gesteckten Zöpfen drehte sich um und blieb stehen.
    Endlich war Dumak heran, hatte sie eingeholt.
    Das Mädchen sah ihn abschätzend mit skeptisch zusammengekniffenen Augen an. Ihr Blick sagte: Was bist du denn für einer?
    Dumak kannte diese Blicke. Und ignorierte sie äußerst professionell, denn damit hatte er sehr viel Erfahrung.
    »Du siehst aus wie jemand, der weiß, wo es lang geht«, stellte er stattdessen fest.
    »Ich tu es nämlich nicht«, behauptete er.
    Er grinste kurz.
    »Darum dachte ich, wir könnten einfach ein Stück Weg zusammen gehen. Ich folge dir, beschütze dich vor irgendwelchen Gefahren und so.«
    Beschütze dich vor Gefahren? Was redete er denn da für einen Blödsinn? Na nun sieh mal zu, wie du da wieder raus kommst, Dumak.
    Aber wer war weit und breit der wortgewandteste Barde -- wenn nicht er? Na also!
    »Nagut, vielleicht beschützt auch eher du mich«, zwinkerte er und begann damit, das Ruder herumzureißen und das Schiff des Gesprächs aus den gefährlichen Untiefen der Peinlichkeit und den Riffen des Missverständnisses fortzusteuern.
    »Hey, ich hab dich in der Silberseeburg gesehen. Die Sache mit den Broten. Dolles Ding! Darüber sollte ich ein Lied schreiben, weißt du. Von der schlauen Maid, die ihr Brot mit List vom geizigen Bäcker bekommen hat. Die Leute hören immer gerne Geschichten von schlauen Leuten, die Schwierigkeiten meistern.« Er gestikulierte wild herum. Die Laute auf seinem Rücken rutschte hin und her, aber der breite Ledergurt, der quer von der Schulter über die Brust Dumaks lief, hielt sie sicher und fest.
    Er hielt kurz inne. Vermutlich hatte er genug geredet.
    »Öhm, achso, ich bin Barde«, kam er nun auf sich selbst zu sprechen. »Ziehe von Ort zu Ort und erzähle Geschichten, singe Lieder und verdiene damit mein Geld. Seit ner Weile bin ich hier auf Argaan gestrandet.«
    Er seufzte und breitete die Arme in einer Geste des Bedauerns aus.
    »Komische Insel, sag ich dir. Hier soll irgendwo Krieg sein. Dachte, man könne irgendwelche Heldentaten sehen und besingen. Aber nichts. Wirklich gar nichts. Als ob Frieden wäre. Da hätte ich auch in Vengard bleiben können. Obwohl, ne, da hätten sie mich geschnappt.« Er winkte ab. »Lange Geschichte. Vielleicht mach ich mal ein Lied draus. Ne traurige Ballade oder so.«
    »Ach, hab ganz vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Dumak. Fahrender Sänger. Ach, das sagte ich ja schon.«
    Er hielt ihr die Hand hin.
    »Und wer bist du? Und wo willst du hin? Ich will da ganz bestimmt auch hin!«, war er sich sicher und strahlte sie an.

  2. Beiträge anzeigen #142
    Lehrling Avatar von Ringelblümchen
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    Ringelblümchen ist offline
    Zu Tode erschrocken fuhr Ringelblümchen herum, als sie so unvermittelt angerufen wurde. Aber der Typ gehörte definitiv nicht zu den Wachen der Burg, sofern diese nicht neuerdings mit Lauten statt mit Lanzen oder Schwertern ausgerüstet wurden. Ganz sicher gab es irgend ein Gesetz, gegen das sie mit dem Ding mit den Broten verstoßen hatte, aber bei dem Typen brauchte sie offenbar nicht zu fürchten, dass sie deswegen eine Hand oder ihre Freiheit verlieren würde.

    Ein paar kurze heftige Atemzüge brauche es aber dann schon, bis Ringelblümchen wieder einigermaßen normal reden konnte. Und auch wenn das Blut noch laut wie eine Trommel in den Ohren pochte, wollte sie dem Mann ihren Schrecken nicht zeigen. Statt dessen stemmte sie forsch beide Hände in die Seiten, musterte ihr Gegenüber und antwortete mit einem ungemein coolen, kieksenden "...."

    Nach einem Räuspern wieder etwas selbstbewusster geworden: "Du bist wirklich Sänger?" - als hätte er das nicht oft genug erwähnt. Oha. Ganz große Klasse, Ringel, schalt sie sich selbst. "Schon gut, blöde Frage".

    Na gut, zweiter Versuch: "Ich habe noch keine Pläne, wo ich als nächstest hin will" - schon besser

  3. Beiträge anzeigen #143
    Archipoeta Avatar von Dumak
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Dumak ist offline
    »Ob ich Sänger bin?«, fragte Dumak mit gespielter Verwunderung.
    »Selbstverständlich! Und zwar der Beste weit und breit. Wahrscheinlich sogar der Beste im ganzen Reich. Im Myrtanischen Reich, meine ich«, präzisierte er dann. »Wobei ich von Sängern aus Setarrif noch nie gehört habe. Wahrscheinlich ist dort Gesang völlig unbekannt. Traurige Geschichte vermutlich«, bedauerte er.
    »Ich könnte das natürlich ändern ...«
    Er machte eine bedeutungsvolle Pause und grinste dabei.
    »Aber im Moment unterhalte ich mich lieber mit dir, als meine Künste an die die der Musik ermangelnden Setarrifer zu verschwenden.«
    Er kratzte sich am Kopf.
    »Wenn du auch nicht weißt, wo du hin willst ... also ich kenne bisher von Argaan nur die Stadt Thorniara. Dort gibts ne Menge zu sehen. Die Burg des Königs ist dort. Und eine Anzahl Schenken, in denen man als Sänger das Eine oder Andere verdienen kann. Und in den Schenken viele seltsame Leute, die immer für eine Geschichte gut sind.«
    Mittlerweile lief er neben dem seltsam-interessanten Mädchen, das ihm ihren Namen nicht verraten wollte.
    »Was willst du hören?«, fragte er sie.
    »Lob der Götter? Oder lieber Spottlieder? Alte Heldensagen? Düstere Geschichten? Lieder vom Kampf? Oder Herzschmerz, wie ich es nenne? Oder noch ganz anderre Dinge? Ich kann alles«, erklärte er großspurig. Lieder hatte er jedenfalls genug drauf, fand er. Sogar einige selbstironische.
    Er nahm die Laute vom Rücken und klimperte eine einfache Melodie, während sie weiter liefen.

    »Einst ein Dieb ich war.
    Ich führt’ ein Leben ohne Ehr,
    Kein ehrlich Dinge kam mir nah,
    Denn gar nichts kümmerte mich mehr,
    als meine Eitelkeit und Gier.
    Einst ein Dieb ich war.

    Einst ein Dieb ich war.
    Wohl nichts es gab, was rührt’ mein Herz.
    Ich lachte laut, wenn Leid ich sah,
    als sei es ein gelungner Scherz.
    So hart das schwarze Herz wie Stein.
    Einst ein Dieb ich war.

    Einst ein Dieb ich war.
    Ich nahm von allen mir das Gold,
    kein Stück ließ unberührt ich da.
    So oft das Glücke war mir hold.
    Fortuna auch dem Falschen lacht.
    Einst ein Dieb ich war.

    Einst ein Dieb ich war.
    Ohn’ Achtung vor der Menschen Werk.
    Doch nunmehr seh ich endlich klar,
    zum Schlusse jetzt ich hab gemerkt
    Allein ich nur ein Staubkorn bin.
    Einst ein Dieb ich war.

    Einst ein Dieb ich war.
    Stahl heimlich mich durch dunkle Nacht.
    Wohl in die Höll’ ich später fahr.
    Einst ich darüber hab gelacht.
    Jetzt bin ich klüger - viel zu spät.
    Einst ein Dieb ich war«,

    sang er mit volltönender, angenehm klingender Stimme. Doch nur einige Vögel antworteten ihm, während er an der Seite des rothaarigen Mädchens mit den interessanten Zöpfen durch den Wald schritt.
    Ein Specht hämmerte energisch irgendwo in der näheren Umgebung im Takt in irgendeinen Baumstamm, der sich nicht wehren konnte.

  4. Beiträge anzeigen #144
    Lehrling Avatar von Ringelblümchen
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    Ringelblümchen ist offline
    Ringelblümchen war während des Liedes im Takt der Melodie neben Dumak teils marschiert, teils gehüpft. Es war gar nicht so leicht, bei seinen großen Schritten mitzuhalten.

    "Ein sehr hübsches Lied" lobte sie Dumaks Gesang, als er geendet hatte "obwohl der Text ziemlich gruselig ist und sich auch ein bisschen traurig anhört. Bist du der geläuterte Dieb, den du da besungen hast?" Hoffentlich nicht, dachte sie im Stillen. Was, wenn der Besungene plötzlich rückfällig würde und zu der frühere Grausamkeit und Härte zurück kehrte. Der Weg war einsam und der Wald dunkel; gute Voraussetzungen, sich einer Begleiterin zu entledigen, falls es mit einem durchging. Ringelblümchen ließ sich ein bisschen zurück fallen und blies die Backen auf, während sie darüber nachdachte, ob Dumak so ein finsterer Geselle wäre.

    Nääää, entschied sie dann, hatte ihn mit ein paar Sprüngen eingeholt. "Du Dumak? Können wir irgendwo rasten, ich bin müde und hungrig"

  5. Beiträge anzeigen #145
    Archipoeta Avatar von Dumak
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Dumak ist offline
    »Ist nicht in allem auch irgendwo ein wenig Trauer versteckt?«, fragte Dumak orakelhaft zurück.
    »Ja, einst war ich wirklich so«, gab er dann zu. »Das Lied handelt von mir und soll allen eine Warnung sein, die vom guten Pfad abgekommen sind.«
    Er schwieg kurz, als er sich an diese lang vergangenen Zeiten erinnerte.
    »Aber das alles ist sehr lange her«, beendete er diese Sinniererei dann energisch.
    »Gier macht nicht glücklich und Diebstahl läßt mehr die Zahl der Feinde als die der Freunde wachsen. Also laß dich nicht auf sowas ein, hörst du!«
    Aber das bezopfte Mädchen würde sicher viel besser wissen, was sie wollte und brauchte sich bestimmt keine albernen Belehrungen eines fahrenden Vagabunden anhören.
    Jetzt wollte sie zum Beispiel rasten.

    »Gut«, stimmte Dumak zu. »Warum nicht. Schließlich sind wir schon den ganzen Tag durch den Wald unterwegs. Da haben wir uns eine Pause redlich verdient. Hast du noch eins von den köstlichen Broten aus der Silberseeburg?«, fragte er gierig. »Das roch so gut an dem Stand des Bäckers.«
    Er verdrehte die Augen in der Erinnerung daran.
    »Ich hab auch noch einen Laib Käse in meinem Ranzen und einen Schlauch mit etwas dünnem Wein. Ein richtiges Festmahl also«, stellte er vergnügt fest.
    »Schau mal, dort der Baumstamm.«
    Dumak zeigte auf einen umgestürzten Baumriesen, der schon wieder von Kräutern und Gras umwuchert wurde. Baumpilze wuchsen an einer Stelle.
    »Wenn das kein fürstlicher Thron ist, dann weiß ich's auch nicht.«
    Er knickte mit den Füßen einige hohe Grasschwengel beiseite, so daß ein kleiner Weg entstand.
    »Wir sind die Fürsten des Frühlingswaldes und dies ist unser Festbankett«, postulierte er. »Und eingeladen sind die Tiere des Waldes. Die Vögel sollen uns eine Musik spielen, während wir zu speisen geruhen.«
    Der Barde setzte sich rittlings auf den dicken Stamm, ließ die Beine baumeln und packte seinen Beutel aus; in ein Tuch eingeschlagen kam tatsächlich ein angeschnittener, halber Käselaib zum Vorschein. Und als nächstes legte er quer über die rissige Rinde des Stammes einen Weinschlauch. Für Ringelblümchen war der Platz direkt an den Wurzeln gedacht, so daß sie durch den in die Luft ragenden Wurzelteller des umgestürzten Stammes eine hohe und breite Rückenlehne hatte, die dazu noch durch dickes Moos besonders weich gepolstert war.

    »Es ist angerichtet, Eure Majestät«, rief Dumak fröhlich und begann dann, eine lustige Melodie zu pfeifen.
    Schließlich sang er eine Strophe aus einem seiner Trinklieder:
    »Es wartet seit langem das Bier nun im Faß,
    vor Trauer ist es schon von Tränen ganz naß.
    Will keiner der Gäste es denn heut noch trinken?
    Auf all ihr Humpenkipper, ihr sonst so flinken,
    ihr immer so durstigen Kneipenstammzecher,
    bestellt euch beim Wirte sofort einen Becher.
    Trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink.«

    Über ihnen in den frischbelaubten Kronen der Bäume zwitscherten und tirilierten Amseln und Buchfinken, Stare krakeelten und von irgendwo her erklang dann und wann das trillernde ti-ti-ti-tüüüh einer Goldammer. Zufrieden mit sich und der Welt zückte er aus dem Stiefelschaft einen Dolch und schnitt von den harten Käse zwei handliche Stücke ab.
    »Mhm«, meinte er, nachdem er sich den Käse näher besehen hatte, »ich hoffe, die schwarzen Dinger da drin sind einfach nur Kümmelkörner.«

  6. Beiträge anzeigen #146
    Burgherrin Avatar von yinnesell
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    yinnesell ist offline
    "So junge Dame. Es wird Zeit. Habt Ihr nun eine Entscheidung getroffen?"

    Yinne nickte langsam und wandte ihr Gesicht dem Mann entgegen, der diese Frage stellte.
    Es war unwichtig' welchen Traum yinne nach hing. So lange er sich nicht alleine bewerkstelligen ließ, war er eh nicht erfüllbar.

    "Ihr seid sicher, das Ihr nicht noch ein paar Tage hier bleiben wollt?"

    Mit zunehmender Temperatur und zunehmenden Sonnenstrahlen wuchs der Gedanke in ferne Landen zu ziehen, doch ohne Schutz an ihrer Seite... unmöglich.

    "Wozu? Auf mich wartet ein Haufen Arbeit. Ich habe Euch genug meiner wertvollen Zeit geopfert. Geht mit mir, oder bleibt hier. Eine andere Wahl habt Ihr nicht".

    Vielleicht fand sich noch ein anderer Führer. Ein Seefahrer vielleicht, oder ein rüstiger Ritter mit Ziel einer Stadt. Vengard vielleicht, so ging es yinne durch den Kopf.
    Und wenn nicht?

    Und wenn doch?
    Sinne wurde das Gefühl nicht los, eine wichtige Chance zu verpassen und dennoch folgte sie dem Alten im Zeitlupentempo hinaus ins Freie.
    Vielleicht lag das Schicksal genau darin, sich nach Tooshoo geleiten zu lassen. Vielleicht lag das Glück darin, das Glück nicht zu suchen, sondern es einfach zu finden.

    Und das Glück war so nahe... so was von nah, das man es doch bereits in den Knochen spüren musste.

  7. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #147

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Harivald und Esteban waren früh am Morgen aufgebrochen, nicht ohne daß Esteban der griesgrämigen Wirtin noch einen giftigen Blick zugeworfen hätte, weil sie ein wertvolles Eigentum so nachlässig behandelt hatte. Aber andererseits hatte er sich auch viele Monate nicht blicken lassen im Gasthof und wenn er es recht bedachte, war es gar kein Wunder gewesen, daß keine seiner zurückgelassenen Gerätschaften auf ihn wartete.

    Bei all dieser Grübelei hatte er fast vergessen, seine tägliche Dosis zu schlucken. Schließlich war er seit dem Abenteuer mit dem Liebestrank für Galmon ein wenig außer Gefecht gesetzt. Doch da im Kastell kaum Spiegel zu finden waren ... (Er hatte nach langer Suche schließlich nur sechsundzwanzig gefunden, ganze sechsundzwanzig, was nun in Anbetracht der schieren Größe des Gemäuers wahrlich lachhaft wenig waren. Wie sollte er sich in so wenig Spiegeln gebührend selbst bewundern können? Das ging gar nicht.) Also war ihm schweren Herzens nichts weiter übrig geblieben, als einen weiteren Trank zusammen zu rühren, der die Auswirkungen des ersten Trankes zumindest eine zeit lang unterdrückte. Und dies war die erste vernünftige Entscheidung, der nun noch viele weitere folgen sollten.

    Doch all das lag hinter ihm und es gab absolut keinen Grund einem Fremden gegenüber davon zu berichten. Und er war sowieso der Meinung, seine wahre Profession ging andere nicht das Geringste an. Wie sie also schon eine Weile schweigend durch die Felder und Obstgärten des Stewarker Landes wanderten, begann er, in all der Stille das Gespräch zu vermissen. Und da er nun schon einen Gefährten hatte, der den Weg mit ihm zusammen beschritt, so war es nur recht und billig, auch etwas über ihn zu erfahren. Daher hakte er dort weiter nach, wo das Gespräch gestern Abend beendet worden war.

    »Ihr sagtet, das letzte, an das Ihr Euch erinnern könnt, sei eine Schlacht um Silden im zweiten Orkkrieg. Ihr wißt mittlerweile sicher schon, daß dies viele Jahre her sein muß. Rhobar II. ist längst tot. Es scheint wirklich ein Rätsel der ganz besonderen Sorte zu sein, danach zu fragen, wo Ihr all die vielen Jahre seitdem verbracht habt. Ich weiß zwar nicht ganz genau, wann diese eine Schlacht stattgefunden haben soll, aber Rhobar III. sitzt nun seit ungefähr fünf Jahren auf dem Thron in Vengard. Ja, unglücklicherweise haben die myrtanischen Könige die schlechte Angewohnheit, sich alle den selben Namen zu geben. Seien wir froh, daß es bis jetzt nur drei von ihnen gab. Erinnert Ihr Euch, ob es die Barriere auf Khorinis schon gab zu dieser Zeit, die die letzte ist, an die Ihr Euch erinnert?«

  8. #148
    Harivald
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    Harivalds Antwort kam wie aus der gusseisernen Kanone geschossen.
    >>Natürlich gab es sie noch. Ich war sogar einmal selbst dort. In der Sträflingskolonie. Natürlich nur als Gast, ich hatte sicherheitstechnische Angelegenheiten mit dem Burgkastellan zu besprechen. Wisst ihr, damals war es noch möglich, das Minental aus freien Stücken zu betreten und wieder zu verlassen, solange man nur mit einer königlichen Anordnung ging. Wer eine solche nicht besaß und erwischt wurde, landete ebenfalls in den Erzminen. Bald darauf errichteten die Magier des Reiches die magische Barriere, um die Fluchtgefahr der Inhaftierten einzudämmen, was sich als einzige Katastrophe offenbarte. Denn die gepriesenen Gelehrten hatten sich überschätzt und waren durch einen Fehler selbst Gefangene der Barriere geworden. Von nun an waren wir auf dem Festland an die verdammten Forderungen der Sträflinge gebunden, der König, oder besser gesagt, das Heer, brauchte das Erz für die Waffenproduktion. Weil dieses magische Erz macht unsere Waffen gleich viel gefährlicher, wisst ihr?<<
    Harivalds Begleiter sah gelangweilt durch die Landschaft. Offenbar waren ihm diese Geschichten nicht neu, woher auch? In seinem Alter hatte er bestimmt Interessanteres erlebt als so eine popelige blaue Kuppel.

    Schweigend legten sie den Weg nach Stewark zurück. Doch statt in der trutzigen Hauptstadt der Baronie Rast einzulegen, gelangten Esteban und Harivald vorbei an den Zinnen der Burg auf einen weniger begangenen Weg, der sie mitten durch ein sumpfiges Gebiet führte. Gedankenverloren zupfte der junge Mann immer wieder an den Falten seines schlichten Übergewandes, jedoch vergeblich. Schließlich überwand er sich und brach das peinliche Schweigen: >>Ihr wolltet noch etwas über Silden wissen, nehme ich an? Es war zu meiner Zeit die Stadt mit dem Monopol auf Jagdtrophäen verschiedenster Art. Viele Waldläufer bevölkerten den Ort, denn der König sorgte dafür, dass die stetige Nachfrage nach Trophäen gesichert war. Und die Leute aus dem Wald verstehen sich am Besten auf dieses Handwerk. Irgendwann standen dann die Orks vor der Tür. Ohne Vorwarnung waren sie aus ihren Heimatlanden im eisigen Norden ins Mitteland marschiert. Silden war ihr erstes Ziel. Wünscht ihr, dass ich euch von der Schlacht erzähle?<<
    Geändert von Harivald (23.04.2014 um 09:40 Uhr)

  9. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #149
    Drachentöterin Avatar von Succa
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    Succa ist offline
    Die Sonne versuchte sich durch die Wolken zu drängen, doch war die Wolkendecke noch zu dicht. Succa blickte in den Himmel und strich dann Krafjur über den Hals. Er schnaubte kurz auf und schritt dann langsam weiter. Auch wenn Sie nicht so schwer war wie ein Krieger mit Rüstung hatte der Hengst ihr Gewicht zu tragen. Die Schwarzhaarige hatte sich in den letzten Tagen seine Wunden genauer angesehen und merkte schon, dass sie langsam verheilten.
    Dennoch musste Sie ihn schonen. Er trug ihr Gewicht ohne Probleme, doch ein Galopp oder Trab war trotzdem nicht drin. Sie hatte eine tiefe Wunde an der rechten Hinterhand entdeckt. Sie eiterte zwar nicht, dennoch musste sie behandelt werden. Die Schwarzhaarige war sich sicher, dass sie jemanden finden würde, der Krafjur helfen konnte. Doch vorerst musste der Braune den Weg ohne Probleme überstehen.
    Sie hatte gemerkt, dass der Hengst eine eindrucksvolle Kraft besaß. Ab und zu kämpfte er gegen ihre Hilfen an und hatte schon oft genug versucht sie abzuwerfen. Er war störrisch und es würde wohl noch ein langer Weg werden, bis er Succa vollkommen vertraute. Jedoch war Sie froh, dass Sie eine gute Reiterin war und die Situationen bis jetzt immer unter Kontrolle gebracht hatte.

    Der Pfad über die Ebene endete und vor Ihr erstreckte sich ein Wald. In der Stadt hatte man ihr davon erzählt. Das Bluttal, wer sich das auch immer ausgedacht hatte. Einen Wald Bluttal zu nennen. Hinter diesem Wald soll der große See sein, doch bis dahin war es wohl noch gut ein Tagesmarsch. Succa rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn und tippte mit der Ferse an Krafjurs Bauch. Er scharrte mit dem Huf über den Boden und setzte sich dann in Bewegung. "Na siehste, wird doch langsam mit uns", flüsterte Sie leise.

    Schon als sie wenige Schritte im Wald war, wurde es kühl. Die Sonne drang nicht komplett durch die Baumkronen und der Schatten war deutlich kühler. Rein logisch, schmunzelte Sie und streifte sich das Leinentuch um die Schultern. Sie hatte schon immer die Sonne gemocht. Die Zeit in Nordmar war nicht gerade die Beste wie Sie fand. Doch hatte Sie damals guten Grund bei den Nordmarern zu bleiben.

    Doch jetzt? Wo sollte Sie jetzt hin? Eine kalte Gegend würde Sie nicht bevorzugen. Und die Wüste wäre ein zu krasser Gegensatz dazu. Sie schmunzelte während Krafjur weiter den Pfad entlang schritt. Sicherlich hätte man in der Stadt ihm helfen können, doch Succa hatte diesen Feuermagiern noch nie getraut. Und diese Barbiere vom Hafen waren auch nicht gerade Vertrauens erweckend. Wassermagier? Succa hob die Augenbraue und musste zugleich an Varant denken. Wo waren die nun eigentlich? Es hatte ja wohl einige auf diese Insel verschlagen. Früher oder später würde Sie es sicher erfahren. Auf der anderen Seite dieses Waldes war ja der See. Vielleicht planschten Sie ja alle im Wasser und spritzen sich kindisch nass. Allein die Vorstellung fand die Schwarzhaarige amüsant und grinste breit.

  10. Beiträge anzeigen #150
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline

    Stewark

    Die Luft in der Zelle war muffig und einer der anderen Gefangenen erbrach sich gerade in einen Eimer und verbesserte damit weder Geruch noch Geräuschkulisse des trostlosen Ortes. Es war nun das dritte mal, dass Aaron in einem Kerker saß. Das erste Mal nach seiner Gefangennahme durch Kerdric vor seiner Rekrutenausbildung, das zweite mal mit Hiroga in Quasar und nun hier. Zwar wusste er, dass er nicht ewig hier sein würde, denn selbst wenn alles schief lief, konnte der Orden seinen Einfluss geltend machen um ihn hier raus zu holen, doch dennoch machte das die Situation erst einmal nicht besser. Den Empfang des Grafen hatte der 'Gefangene' natürlich nicht mehr mitbekommen, sondern war vorher in Übergangszellen abgesetzt worden. Im Klartext hieß das, dass er nicht irgendwo unten in den Kellern der Festung verrottete, sondern in der Nähe der Kaserne hinter Gittern verschlossen saß und noch ein paar andere Taugenichtse dabei hatte, die sich Kleinigkeiten zu schulden kommen hatten lassen oder deren Verbrechen noch untersucht wurde. Meist befanden sich zwei Häftlinge in einem der Teilbereiche und der Ordensritter saß auf dem Boden der 'Unterkunft' während sein Zellengenosse noch immer gleichmäßig schnarchte. Seit seiner Ankunft hier, war er nicht einmal aufgewacht.

    Inzwischen zweifelte Aaron daran, dass die Sache so einfach werden würde, wie sie es sich ursprünglich vorgestellt hatten. Jun jedoch war der Überzeugung, dass die dunklen Gesellen dieser Stadt noch im Aufbau begriffen waren und für ihre Pläne jemanden brauchen konnten, der als unbeschriebenes Blatt galt und in der Lage war sich Zugang zu Häusern zu verschaffen, die ihm nicht gehörten. Da dies auch das einzige war, was Aaron als Fähigkeiten eines Diebes vorweisen konnte, war dieser etwas skeptisch, dass die richtigen anbeißen würden. Erstmal musste er jedoch aber überhaupt einmal dafür sorgen, dass er Aufmerksamkeit erlangte. Nun wartete er auf den richtigen Augenblick ohne es zu sehr aufgesetzt wirken zu lassen.

    Das Schnarchen verstummte plötzlich und kurz darauf hörte man das Knurren eines erwachenden und ein genießerisches Gähnen ehe das Knarren der hölzernen Liege verkündete, dass sich der Erwachende aufgesetzt hatte.
    "Wie erholsam der Schlaf des Unschuldigen doch erst im Knast sein kann." sprach der Mann, der in den Dreißigern sein mochte wohl eher zu sich selbst als zu Aaron und lies seinen Kopf über die Schultern rollen, wohl in der Erwartung eines befreienden Knackens.

    "Oh... Gesellschaft. War ja eigentlich zu erwarten, nachdem sie Mortimer an den Galgen gehängt haben. Netter Kerl. Hätt' er mal nicht seine Frau umgebracht, dann würd' er noch Leben. Naja... kann man ja verstehen. Ich würd' meiner meckrigen Alten auch manchmal gern den Hals verdrehn." Aaron drehte seinem Zellengenossen den Kopf zu als dieser anfing zu Lachen und damit den Gefangenen von Gegenüber ansteckte, dessen Zahnlose Fratze Aaron auch hätte erspart bleiben können.

    "Mein Name ist Fred. Wie Pferd, nur das rrr an 'ner anderen Stelle." wieder lachte Fred über seinen äußerst schlechten Witz und deutete dann aber auf Aaron.
    "Und wer bist du und warum bist du hier?"
    "Ruben. Wusste nicht, dass die kleine nen einflussreichen Vater hatte."
    Das Lachen Freds erschallte nun lauter und ausgiebiger und auch die anderen Gefangenen in den anderen Zellen, die ihn verstanden hatte, stimmten mit ein. Sogar der, der seinen Eimer vollkotzte, lies ein amüsantes Hüsteln erklingen und füllte dann weiter seinen Eimer. Er hatte auf jeden Fall die Aufmerksamkeit.

  11. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #151

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    »Über Silden?«, fragte Esteban in Gedanken versunken, als ihn Harivald fragte. »Nein, eigentlich nicht. Der Ort ist auch heute noch dafür bekannt, daß mehrere gute Jagdreviere in seiner Nähe liegen, ihn umgeben. Und es leben auch heute noch viele Jäger dort. Die große Mühle, die am Sildener Fließ steht, gibt es auch heute noch. Ich nehme an, der Müller dort macht nun wieder gute Geschäfte durch den Mahlzins.
    Und ja, Silden war der erste Ort, der von den Orkhoreden geplündert wurde, nachdem sie erst einmal die großen Nordebene überwunden hatten, die wenigen Kastelle dort überrannten.
    Kämpfe gab es seitdem viele um Silden. Mal siegten die Orks, mal die Myrtaner. Zuletzt wurden die Orks endgültig wieder vertrieben. doch das dauerte Jahre, viele Jahre ...«
    Er verstummte kurz, ehe er weiter sprach.
    »Nein, was mich viel mehr beschäftigt ist: Wie alt seid Ihr eigentlich? Die Barriere wurde vor über dreißig Jahren errichtet, vor über zehn Jahren fiel sie wieder. Wenn Ihr das Minental besucht habt, bevor die Magier sie beschworen, dann ...«
    Er beendete den Satz nicht.
    »Es ist jedenfalls erstaunlich, wie gut Ihr euch gehalten habt über all die Jahrzehnte, fast ein Menschenleben. Ich wäre wirklich neugierig auf des Rätsels Lösung.«
    Er zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Aber wir werden es wohl nie erfahren.«
    Dann wechselte er das Thema.
    »Seht, dort vorn beginnt das Bluttal, das Waldgebiet dort, das sich bis zum Fuß des Gebirges hin zieht.«
    Er zeigte auf eine weite, geschlossene Waldlandschaft, die sich sanft gewellt viele Meilen als grüne Fläche dahin zog, hin und wieder von einigen Baumriesen überragt, die ihre Kronen höher als der Rest der Bäume dem Himmel entgegen streckten. Von einer Art kleinem Pass zwischen einer Hügelkette, die sie gerade überquerten, konnten sie die weite Landschaft begutachten. Ganz im Hintergrund erhoben sich im Dunst die felsigen Berge des Weißaugengebirges.
    »Wir müssen durch diesen Wald und an einer Kreuzung nach Norden abbiegen. Dann gelangen wir direkt nach Thorniara.«

  12. Beiträge anzeigen #152
    Burgherrin Avatar von yinnesell
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    yinnesell ist offline
    Yinnes Entschluss stand fest. Tooshoo sollte ein Ort sein, den sie im besten Fall noch einmal aufsuchte, um ihn bald wieder zu verlassen. Den Magen und die Taschen noch einmal füllen, Jun versorgen und einen Menschen finden, der im glücklichsten Fall dazu in der Lage war, ihren Gaul zu reiten. Für den Selbstritt war die dunkelhäutige Frau einfach noch nicht bereit und sie hatte beschlossen, diesen Umstand einfach vollkommen in Ordnung zu finden.

    Doch je mehr die beiden Menschen sich der Heimat des Alten näherten, umso mehr dachte die Frau darüber nach, ob, in welchem Ausmaß und mit welcher Art sie dem Alten für seine Dienste danken sollte. Selbst wenn er es nicht sagte, erwartete er doch sicher eine Entlohnung für die lange Zeit.

    Noch zwischen den schützenden Felsbrocken verweilend und deren Wärme genießend, betrachtete yinne die Dinge in ihrem Beutel. Die leuchtenden Steine, der Wärmestein und das wenige Gold. Davon noch etwas abgeben?
    Es reichte ja so schon vorne und hinten kaum, um an einem anderen Ort neu anzufangen.

    Und dann war da auch noch die Tatsache, das eine weitere Reise an einen noch ferneren Ort yinne finanziell weiter forderte. Was für ein Dilemma.
    Da sank die Laune der Dunkelhäutigen doch gleich mal ein Stück weit abwärts.

    "Wir sollten weiter", hörte yinne den Alten sagen, das der Frau der Gedanke kam, den Kerl alleine weiter ziehen zu lassen und die Kosten so zu minimieren, aber nichts von dem verlies die Lippen der Frau. Sie war ratlos.

  13. #153
    Harivald
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    Estebans Ausführungen hatten Harivald stark ins Grübeln gebracht. Wenn dem wirklich so war, was die Zeit vor dem Fall der Barriere anbelangte, so könnte er gar nicht 38 Jahre alt sein. Jedenfalls glaubte er, dass er dieses Alter erreicht hatte, aber sollte ihm sein Gedächtnis wie so oft schon einen üblen Streich spielen? Diese ganze Sache wurde immer vertrackter.
    >>Wenn ich dem nicht auf den Grund gehe, werde ich noch bald zu Grunde gehen<<, murmelte Harivald mehr zu sich selbst. Esteban schien es gehört zu haben, aber er konnte ja auch nichts daran ändern, dass sein Begleiter seiner eigenen Geschichte beraubt worden war. Also ließ er ihn alleine grübeln und Harivald marschierte in etwas Abstand hinter ihm weiter.
    Ja, Esteban musste sich nicht mit solchen Sorgen befassen, er schien ganz im Gegenteil ein weiser, älterer Herr zu sein, der rundum mit seinem Leben zufrieden war. Nach außen hin mochte er das nicht offenkundig zur Schau tragen, aber wer einmal seiner gradlinigen, harmonischen Stimme gelauscht hatte, wusste es besser. Harivald seufzte resigniert, da es vollkommen sinnlos war, die Wurzeln seines Gedächtnisverlustes zu ergründen. Er schoss wieder zu Esteban auf. Zusammen plauderten sie über das Wetter, Argaan, Politik und sehr zum freudigen Erstaunen Harivalds, über die alten Schriften. Der Mann, der ihm in der Gespaltenen Jungfrau das Leben gerettet hatte, kannte sich hervorragend mit den Manuskripten der Zeiten vor König Rhobar I. aus und konnte sogar einige Stellen zitieren. Harivald beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen.
    >>Ist es möglich, Esteban, dass ihr auch im Besitz einiger Schriftstücke seid, die ich möglicherweise noch nicht kenne?<<

  14. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #154

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    »Nun, ich kenne den einen oder anderen Ort, an dem alte Schriften verwahrt werden«, antwortete er ausweichend auf Harivalds Frage. Er hatte nicht vor, seinen Begleiter genaueres über sich selbst zu erzählen. Jedenfalls nicht mehr als notwendig war und nicht jemanden, den er erst seit zwei Tagen kannte und dessen Weg sich wahrscheinlich bald wieder von seinem eigenen trennen würde.
    »Und die eine oder andere habe ich auch schon gelesen«, fuhr er fort, ehe die Pause zu lang wurde. »Doch auch ältere Geschlechter als unsere haben nicht nur kluge Sachen zu Pergament gebracht«, deutete er an.
    Überhaupt war Esteban ein Mann des Andeutens, des Ungefähren und Vagen. Für gewöhnlich redete er lieber über Anderes und Andere als etwas über sich preiszugeben.
    »Es ist zwar verständlich, daß Ihr Euch vor allem für die Dinge interessiert, an die Ihr Euch erinnern könnt«, schnitt er nun das Thema wieder an, das ihn wirklich interessierte, »aber es wäre sicher nicht verkehrt, wenn Ihr die vielen Jahre, die Ihr verloren habt, schnellstmöglich nachholt. Also wie die Lage im Reich ist und überhaupt in der bekannten Welt, welche Ereignisse haben stattgefunden, welche Personen sind wichtig und so weiter.«
    Er hob die Hand und bedeutete Harivald, anzuhalten.
    »Dort, das sieht mir aus wie ein vorzüglicher Wanderstab.«
    Esteban deutete auf einen vorwitzigen, sehr gerade gewachsenen Ast, der aus dem Stamm einer buche, fast ganz am Boden entsprang und in das Licht wuchs, das durch den freien Streifen, den der Weg durch den Wald bildete, bis auf den Waldboden fiel.
    Er holte einen Dolch hervor und schnitt und hackte den Ast sauber vom Stamm, entfernte die kleinen Zweige und schnitt sich einen guten, mannshohen Knüttel zurecht.
    »Gehen wir weiter. Mit einem Stab in der Hand fühle ich mich gleich sicherer. Man weiß nicht, welche wilden Bestien einen hier im Wald erwarten. Wölfe gibt es hier und sicher auch diese lästigen Goblins. Wir sind nicht weit vom Gebirge und dort haben diese Biester ihre Höhlen, in die sie wie dumme Elstern allen möglichen glänzenden Tand schleppen.«
    Er schritt weit aus, fast schien es, seine Schritte seien nun noch länger geworden, nun da er den Stock bei sich hatte.
    »Was wißt Ihr von dem jetzigen Zustand der Welt, Harivald?«, fragte er seinen Mitwanderer. »Was habt Ihr in der Taverne erfahren? Vielleicht kann ich Euch noch ein wenig ›auf Vordermann‹ bringen -- so will ich es einmal nennen. Denn bald werden wir in Thorniara anlangen und dann solltet Ihr Euch unter den Menschen der Stadt zurecht finden, um nicht aufzufallen und das Mißtrauen irgendwelcher Leute erregen. Ihr habt sicher nicht vergessen, daß nicht jeder eine ehrliche Haut ist!«

  15. #155
    Harivald
    Gast
     
    >>Was auch geschehen mag, ich danke euch bereits jetzt für euren Dienst, mich durch dieses mir unbekannte Land geführt zu haben.<<
    Die nächsten Worte waren entscheidend. Harivald legte die Stirn in runzlige Falten. Er war vor Allem unsicher, ob Esteban mehr war, als er zugeben wollte. Bestimmt hatte er Harivalds Geschichte nicht den geringsten Glauben geschenkt, die ja auch dem Neuankömmling selbst immer mehr Zweifel an seiner Urteilskraft bereitete. Kein Wunder, dass der Alte ihn dermaßen über seine Vergangenheit ausgequetscht und somit einige Wahrheitslücken aufgedeckt hatte. Andererseits war Esteban ihm ja nur zufällig über den Weg gelaufen. Harivald verwarf die komplizierten Gedankengänge so schnell, wie sie aufgekommen waren. Wenn Esteban ein Spion sein sollte, dann...
    >>Nein, das ist einfach unlogisch<<, schalt Harivald sich wütend.
    Esteban überhörte das Selbstgespräch geflissentlich und wartete fragenden Blickes auf die eigentliche Antwort seiner Frage. Also riss der Gefragte sich zusammen, entspannte sich wieder.
    >>Rhobar II. ist tot, sagte man mir. Als ich am Strand aufgefunden wurde, lebte der König in meiner Vorstellung noch, verrückt oder? Ansonsten weiß ich nicht viel über die politische Lage hier. Es soll Krieg herrschen und ich kann mir schon schwer denken, dass damit ein Krieg zwischen dem hiesigen Herrscher und dem Agressoren Rhobar III. gemeint ist. Ach, die Orks sind auch im Spiel. Sie belagerten erfolglos die Stadt Stewark.<<
    Rückblickend sah er noch mal die Mauern der wohlhabenden Hauptstadt der Baronie vor seinem geistigen Auge. Er und Esteban waren auf ihrem reibungslos verlaufenden Marsch daran vorbeigekommen. Reibungslos war einmal. An der Wegkreuzung vor ihnen stand etwas im Schatten der riesigen Buchen. Sie spendeten genug Schatten, um das Lebewesen dort unkenntlich zu machen, aber Harivald war gewarnt. Er hielt den ahnungslosen Esteban am Ärmel fest, worauf sich dieser protestierend zu ihm wandte. Doch jetzt sah der alte Mann es auch.
    >>Innos segne euch<<, freute Harivald sich und wies auf den Wanderstab, den Esteban sicherheitshalber mirgenommen hatte.
    >>Den können wir jetzt gut gebrauchen.<<
    Geändert von Harivald (24.04.2014 um 20:44 Uhr)

  16. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #156

    nomina nuda tenemus
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    »Falls Ihr Euch noch an eure früheren Kampfkünste erinnern könnt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt«, meinte Esteban nur.
    Dann griff er seinen Stab fester und hielt ihn waagerecht vor sich.
    Das Biest löste sich aus dem Schatten und stieß dabei einen krächzenden Schrei aus. Es war glücklicherweise nur ein Scavenger. Als er durch den Schattenwurf der Blätter des Baumes, unter dem er stand, unkenntlich gemacht wurde, hatte es größer und gefährlicher ausgesehen.
    »Wir haben Glück«, rief Esteban seinem Begleiter zu. »Er ist nicht allzu gefährlich.«
    Er fasste den Stab nun an einem Ende mit beiden Händen, wartete, bis der große Laufvogel -- oder was auch immer diese Biester waren -- nah genug herangerannt war und hieb ihn dann mit voller Wucht auf den großen Schnabel des Angreifers. Der Vogel kam ins Taumeln und Esteban setzte sofort nach mit einem harten Stoß gegen den Hals.
    Röchelnd kreischte der Scavenger auf, sortierte seine Beine und suchte das Gleichgewicht zu bewahren.
    Esteban war recht behände beiseite gesprungen und wuchtete nun noch einen dritten Hieb direkt auf den Kopf. Doch der richtete nicht sonderlich viel schaden an, war doch der Kopf gerade an der Stirn mit einem dicken Knochenkamm versehen, der jeden Schlag abblockte.
    Trotzdem mußte das Biest wohl nun genug haben, denn es unterbrach seine Angriffe und hielt kurz inne. Vielleicht überlegte es, ob es nicht doch lieber wegrennen sollte.

  17. #157
    Harivald
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    Die Verteidiger - oder waren sie mittlerweile Angreifer? - verharrten beide regungslos um den Scavenger herum. Harivald hatte sich vor dem Gefecht ebenfalls noch schnell einen Ast gegriffen, der zwar weniger stabil als der Estebans war, seinen Zweck jedoch erfüllte. Während sie also so standen, kam plötzlich eine Erinnerung aus früheren Zeiten zu Harivald zurück. Scavenger waren zweibeinige Vögel, nicht ernstzunehmend gefährlich, aber ein unbedachter Kämpfer lief immer Gefahr, den starken Hieben ihrer Schnäbel zum Opfer zu fallen. Die beste Taktik war, mit gezogener Waffe auf sie zu warten und bei ausreichendem Abstand dann nur noch auf sie einzudreschen, vorsorglich in die Halsgegend, wo das Geflügel am empfindlichsten war.
    Harivald schaute rüber zu Esteban. Er hielt seinen Stab noch genauso entschlossen wie anfänglich. Auch, wenn seine Schläge das Tier nicht beeindruckt, geschweige denn verletzt hatten, so bewunderte Harivald dessen Mut. Esteban erwiderte seinen Blick schelmisch. 'Endlich mal ein bisschen Abwechslung', schienen die Gefährten sich zu denken. Diese Vertrautheit wurde durch ein nervenzerfetzendes Gebrüll des Scavengers jäh unterbrochen. Es kam Harivald bekannt vor, er hörte es nicht zum ersten Mal. Plötzlich bewegten sich die Büsche zwischen den großen Bäumen und Harivald wurde mulmig zumute. Unter jedem dieser Büsche kam ein weiteres Exemplar des zweibeingen Hühnervogels zum Vorschein.
    >>Verflucht, Esteban!<<, schrie Harivald diesem zu. >>Bei unserem Freundchen hier handelt es sich um ein Jungtier. Und es hat seinen Verwandten bestimmt gepetzt, wie du ihn zurechtgewiesen hast.<<
    Es sollte erheiternd klingen, aber selbst der besonnene Esteban kannte das Ausmaß mütterlicher Fürsorge in Gefahrensituationen.
    >>Lauf!<<
    Bei diesem Stichwort sprang die Scavengerfamie wie auf Kommando aus ihren Verstecken und nahm die Verfolgung auf. Das war kein Rudel, mindestens zehn Stück hatte Harivald gezählt. Sie hatten pures Glück, dass sie auf kein Wolfrevier gestoßen waren, denn die Scavenger waren träge und deshalb auch nicht so schnell auf ihrem zwei Beinen. Gut für Esteban, befand Harivald. Plötzlich stießen sie an den Rand des Geländes. Laut schimpfend verfluchte der Jüngere von ihnen die Situation. Gleich würden die Scavenger sie einholen und unter ihnen erstreckte sich ein Gewässer. Doch war es auch tief genug, um den Sprung zu wagen? Esteban, als könne er Gedanken lesen, nickte nur.
    Geändert von Harivald (24.04.2014 um 21:38 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #158
    Lehrling Avatar von Ringelblümchen
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    Ringelblümchen ist offline
    Das Krönchen, das sie sich am letzten Lagerplatz aus langem seidigen Waldgras geflochten hatte, fiel ihr zum ungezählten Mal vom Kopf - eine schöne Majestät, die so ungestüm durch den Wald tollte, dass sie dauernd ihre Insignien verlor...

    Während Ringelblümchen über den Stamm eines gleich neben dem Weg umgestürzten Baumes balanciert, dachte sie über die Ermahnungen von Dumak nach, nicht vom rechten Pfad abzukommen - im übertragenen Sinne, denn gerade folgte sie dem Barden, der keinen Schritt vom Weg abwich. Immerhin nahm sie sich vor, wenn es die Situation erforderte, nur wirklich BÖSE Menschen übers Ohr zu hauen und im Gegenzug jenen, denen es schlecht ging, etwas abzugeben. Sogar so einen Käse mit den schwarzen Wasauchimmers, die sie vorsichtshalber alle sorgfältig heraus gepult hatte. Vielleicht würde sie auch Freunde finden, die mit ihr Käse mit und ohne schwarzem Wasauchimmer stehlen und an Hungernde verteilten. Ja genau. Ringelblümchen und ihre fröhlichen Gesellen, so würde sie ihre Bande dann nennen.

    Bei dem Gedanken an diese künftigen Abenteuer machte sie einen kleinen Hüpfer. Und zack, lag das vermaledeite Krönchen schon wieder im Dreck. "Ihre Majestät Ringelblümchen dankt ab" sponn sie den Spaß des voran gegangenen Lagers weiter "ich bin fürs feine-Dame-sein nicht gemacht. Ich will Spaß und Spannung statt einer Krone... und irgendwann singe ich dann auch von Abenteuern, genau wie du, nur, dass es dann MEINE Abenteuer sein werden".

  19. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #159
    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Oh ja, dachte Kerdric, dem vor Zorn und Anstrengung die Augen aus dem Kopf traten. Er war durch das Feuer gegangen, durch Innos’ Feuer, das die Klinge in seiner Hand und dadurch auch ihn erfüllte, das ihn schützte vor den bösen Mächten und diese gleichzeitig zerstörte.
    Feuer und Wasser waren es somit, die in diesem Kampf miteinander rangen. Aber trotz allem war die Waffe des Ordensbruders kein magisches Flammenschwert, das die Magie des Schlächters einfach verzehrte. Die Kälte in Kerdrics Arm breitete sich weiter aus, kroch in die Schulter und brannte.
    »Hnnng …«, machte er, während er versuchte, sein Schwert loszureißen. Er riss es nach links, nach rechts, Solveg stolperte, und einem Instinkt folgend spornte der Ordenskrieger sein Pferd an. Der Schlächter prallte mit dem Rücken an die Brüstung, doch gleichzeitig stützte er sich mit der freien Hand ab, und das Gestein geriet in Bewegung.

  20. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #160

    nomina nuda tenemus
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Und sprang die Felskante herab.
    Und tauchte nur einen Wimpernschlag später in das Wasser des Teiches ein, der hier, mitten im Wald, tief unter den Bäumen lag.
    Das kalte Wasser umfing ihn, Blasen gurgelten schäumend an ihm vorbei nach oben, dem Licht entgegen.
    Hart kam er auf dem Grund auf, Schlamm wirbelte empor, wild wogten die langen Fäden von Wasserpest und Tausendblatt um ihn herum, hüllten ihn ein und umschlungen ihn wie Beute. Doch er stieß sich vom Boden wieder ab und erreichte bald die Wasseroberfläche. Schwimmend hielt er nach seinem Stab Ausschau und fand ihn nur wenige Schwimmzüge weiter, auf dem aufgewühlten Wasser tanzend.
    »Harivald?«, rief er, nachdem er seinen Stab wieder hatte und sich nach seinem Gefährten umschaute.
    »Ich hoffe, Ihr habt nicht vergessen, wie man schwimmt.« Oder es überhaupt jemals gelernt, was keine Selbstverständlichkeit war.
    »Schwimmen wir ans Nordende des Teiches. Die Felsen dort halten die Scavenger sicher auf, so daß sie uns nicht am Ufer folgen können.«
    Er zeigte auf einige Felsen, die bis ans Ufer reichten und nur mit Kletterkünsten überwunden werden konnten.
    Esteban schwamm voran und erreichte bald das Nordufer, das sanft anstieg und so leicht zu erklimmen war.
    »Thorniara ist nicht mehr weit von hier. Der Wald muß bald aufhören«, meinte er dann, während er sich seiner Kutte entledigte und sie auswrang.
    »Wir können entweder ein Feuer entfachen und unsere Sachen trocknen oder uns nass wie wir sind, bis zur Stadt oder wenigstens bis zu dem Dorf vor den Toren durchschlagen«, stellte er Harivald vor die Wahl.
    »Bis zum Dorf sollten es nicht mehr als zwei Stunden sein. Die Stadt liegt gleich dahinter.«

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