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Umfrageergebnis anzeigen: Welche ist die beste Kurzgeschichte des Jahres 2013?

  • "Die Wahrheit über Brahims Vater" von El Toro

    3 27,27%
  • "Heimkehr" von Eddie

    1 9,09%
  • "Königsliebe" von John Irenicus

    3 27,27%
  • "queer and magic" von alibombali

    4 36,36%
 
Teilnehmer
11. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
Ergebnis 1 bis 13 von 13
  1. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #1 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Eddie
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    dort...manchmal aber auch hier
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    Eddie ist offline

    [Story-Wettbewerb]Abstimmung Kategorie 3: Beste Kurzgeschichte

    In diesem Thread könnt ihr für die Kategorie „Beste Kurzgeschichte“ abstimmen. Zur Auswahl stehen:

    "Die Wahrheit über Brahims Vater" von El Toro
    "Heimkehr" von Eddie
    "Königsliebe" von John Irenicus
    "queer and magic" von alibombali

    Hier könnt ihr sämtliche Storys als PDF herunterladen.

    Die Abstimmung dauert 7 Wochen. Das heißt, ihr habt bis zum 20. Oktober Zeit, euch Gedanken darüber zu machen, welche Geschichte in dieser Kategorie den Sieg davon tragen soll.

    Wichtig: Es zählen nur Stimmen, die eindeutig begründet sind. Das bedeutet, dass ihr zu jeder Geschichte wenigstens einen kurzen Kommentar abgeben müsst. Es müssen dabei keine die Literaturgeschichte umkrempelnden Kritiken bei herumkommen, aber es sollte eben erkennbar sein, warum ihr euch für die Geschichte entschieden habt, die ihr gewählt habt, und warum es keine andere geworden ist. Also, nur Stimmen mit Begründung werden gewertet. Sollte bis zum Ende der Abstimmung keine Begründung vorliegen, wird die Stimme ignoriert.

    Desweiteren darf jeder User pro Kategorie nur einmal abstimmen. Sollten wir, also Laido und ich, jemanden erwischen, der zusätzlich zu seinem regulären Account noch mit einem Zweitaccount abstimmt (oder umgekehrt), dann wird dieser User von der Abstimmung ausgeschlossen. Falls der User beim Wettbewerb angemeldet ist, wird er zusätzlich auch vom Wettbewerb disqualifiziert. Ihr könnt auch davon ausgehen, dass wir solche Regelverstöße definitiv feststellen werden, also versucht es besser gar nicht erst! Aber da das bisher immer gut geklappt hat, gehe ich mal davon aus, dass es dahingehend auch dieses Jahr keine Probleme geben wird.

    Das war es dann aber auch schon. Viel Spaß beim abstimmen!
    Geändert von Laidoridas (12.10.2013 um 13:38 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #2 Zitieren
    HASS Avatar von Stonecutter
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    Stonecutter ist offline
    Ich fange einfach mal hier an. Und weil es Kurzgeschichten sind, halte ich mich auch kurz




    Nun gut. El Toros Wahrheit über Brahims Vater kommt zuerst. Eine schöne, allerdings auch wirklich kurze Geschichte mit einer guten Idee. Die Adaption des Gothic-Universums in die Neuzeit ist zwar nicht neu, aber wunderbar umgesetzt – nur so Erwähnungen z.B. von wegen Pflegedienst und dass es sich vermutlich um eine psychiatrische Einrichtung handelt, machen in meinen Augen oft mehr aus als das permanente konsequente Übersetzen von Gothic-Elementen in unsere Welt, das kann dann nämlich ganz schnell ziemlich erzwungen und merkwürdig wirken.
    Allerdings muss ich sagen, dass mich der Clou der Geschichte nicht ganz so umgehauen hat. Die Story ist nunmal recht kurz und es war klar, dass den Leser irgendwo noch eine unerwartete Wendung erwartet, das ist eben El Toro-typisch.
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Dass es sich beim Professor in Wahrheit tatsächlich um seinen Vater handelt, habe ich mir schon sehr früh, direkt nach seinem Auftritt, gedacht. War für mich einfach so vorhersehbar.
    Das hat mir leider doch viel von der Spannung und vom erwünschten Effekt auf den Leser geraubt.
    Rein sprachlich ist die Sache natürlich spitzenklasse, da muss ich ja nichts weiter zu sagen.




    Johns Königsliebe. Habe die Geschichte damals zu Rhobars Jubiläumsthread gelesen (auf den dieser Klappspaten übrigens immer noch nicht geantwortet hat). Gut, das ist zwei Monate her, aber die Geschichte habe ich immer noch gut im Kopf.
    Und sie ist auch einfach herrlich. Diesen wunderbar naiven und absolut vom Rhob begeisterten Vollpfosten, der nichts hinterfragt, jegliche königliche Handlung rechtfertigt und alles so annimmt, wie es ist, finde ich einfach großartig. Natürlich darf man den Anlass der Story nicht aus den Augen lassen. Sie wurde zu Ehren des Rhobs geschrieben. Identifiziert sich John etwa mit Kalvin, würde er etwa auch am liebsten – naja, es ist John Wie dem auch sei, auch wenn die Königsliebe in Königlsiebe offensichtlich extrem überspitzt dargestellt ist, ist es klar, dass John den Rhob einfach gern hat
    Um mehr zur Story zurückzukommen: Auch hier kündigt sich die „unerwartete“ Wende (Rhobar fickt Kalvins Frau) relativ früh und äußerst vorhersehbar an (persönliches Zimmermädchen des Königs etc, jaja, schon klar...). Mit dem Unterschied gegenüber der Wahrheit über Brahims Vater, dass dies auch gewollt ist. Sehr viel überraschender wäre es ja gewesen, wenn sie wirklich nur sein Dienstmädchen gewesen wäre
    Was mich ja etwas stört, ist das etwas offene Ende, der Brief, dessen Inhalt uns unbekannt bleibt. Natürlich kann man da alles mögliche hinein interpretieren. Dummerweise sprach ich John auf unserem CT letzten Monat darauf an und er meinte, er hat den Inhalt nur nicht verfasst, weil er selber nicht genau wusste, was da rein soll. Natürlich lässt das für den Leser einen großen Spielraum zu, aber diese Aussage von John wertet das für mich irgendwie ab – auch wenn die Story selber dafür ja nichts kann.
    Sprachlich nichts zu bemängeln, wie gesagt ist die Darstellung des Typen toll, die detaillierte Beschreibung seiner Gedankengänge, diese in gewisser Weise extrem bescheuerten Formulierungen, die immer ins positive gerückt werden, selbst wenn der König gerade FSH mit ihr betreibt... und vor allem dieser total stumpfe, platte Kommentar des Rhobs, der einen herrlichen Kontrast zum Rest bildet.






    Zu guter Letzt: Alis Queer and Magic, das ich gerade eben gelesen habe. Um ehrlich zu sein, habe ich eine Geschichte über Homosexuelle oder so erwartet
    Es handelt sich hier natürlich eindeutig um eine Geschichte mit dem Schwerpunkt auf Humor. Lustig ist es, keine Frage, habe öfters lachen müssen. Die Grundidee mit drei Hochmagiern, die sich gerne Frauenklamotten anziehen, ist natürlich total bescheuert (im positiven Sinn). Und die Strafe ihres Gottes kommt dann auch recht unerwartet. Es ist amüsant zu lesen, wie sie diese Affäre vertuschen wollen und natürlich baut der Handlungsstrang mit Talamon, der das ganze spitzkriegt, Spannung auf. Es ist auch schön, wie man das ganze als eine Art Vorgeschichte zu Gorothniak sehen kann.
    Sprachlich ist auch diese Geschichte sehr solide. Gut, der Humor ist zuweilen etwas platt. Ich steh aber auf platten Humor Eine großartige Stelle ist übrigens: "DENN ER IST DER GOTT, DER RECHT UND ORDNUNG BRINGT! UND ICH."
    Die Geschichte hat in meinen Augen allerdings auch bedeutend weniger Tiefgang als die beiden anderen. Sie will aber auch nicht besonders viel haben...
    Hat mir insgesamt gut gefallen.








    Eddie kriegt seinen Kommentar irgendwann später. Deshalb kann ich meine Stimme erst später abgeben. Bedankt euch bei Eddie

  3. Beiträge anzeigen #3 Zitieren
    Auserwählter Avatar von alibombali
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    alibombali ist offline
    El Toros "Die Wahrheit über Brahims Vater" habe ich ja bereits kommentiert. Wie jede Story, die ich bisher von dir gelesen hab, fand ich sie absolut spitze. Die ganze Zeit über hat mich daran nichts gestört. Die ernste Atmosphäre hat auch super gepasst und die Storywendungen haben gewirkt! Genaueres steht ja in meinem Kommentar.

    Johns "Königsliebe" ist gleich viel lustiger als El Toros Story, ist also auch kaum mit ihrer Story vergleichbar. Man merkt eigentlich durchgehend den für John typischen, nicht allzu aufdringlichen Witz. Und der gefällt mir gut! Kritisiert hatte ich in meinem Kommentar ja die Sexszene, weil die mir die Atmosphäre etwas zerstört hat, durch die Ausdrucksweise des Königs. Das fand ich zu albern, wobei du es ja damit gerechtfertigt hast, dass es einen Gegenpol zu den anderen Leuten am Hof bilden sollte, die zu Kalvin nicht so direkt waren. Ebenfalls eine tolle Story!

    Dann hat sich gerade noch Eddie angemeldet, dem ich noch keinen Kommentar zu "Heimkehr" geschrieben habe. An deiner Story haben mir am besten die Details gefallen - und damit meine ich nicht nur die sexuellen.
    Diese Sache mit den Milchzähnen seiner Tochter zum Beispiel und dass der eine davon während ihres Wiedersehens ausfällt. Dann, wie ganz am Anfang dieser eine Soldat wohl was über den Krieg erzählt, der Protagonist aber geistig schon bei seiner Frau im Bett ist usw.
    Alles in allem scheint die Story aber ja nur auf einen bestimmten Höhepunkt () hinauszulaufen, der sich dann wie ein richtiger Erotik-Roman liest. Zumindest so, wie ich mir einen vorstelle. Das war natürlich alles ganz schön so, aber mir hat es irgendwie an Handlung gefehlt, wenn ich ehrlich bin.


    Meine Stimme bekommt letztendlich El Toro. An ihrer Story schien mir alles rund zu sein und es gibt einen tollen Aha!-Effekt.

  4. Beiträge anzeigen #4 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    In der Kategorie 3, „Beste Kurzgeschichte“, habe ich ja schon so manches Opus erfolglos verballert, und ich glaube nicht, dass mir die ausgedünnte – nunmehr ja aber doch ein wenig angewachsene – Teilnehmerzahl dieses Jahr zum Erfolg verhelfen kann. Aber sei's drum!





    Fangen wir in der Entscheidungsbegründung mal wieder mit der Dame an, und zwar mit El Toro, auch wenn ali mit seinen Haaren ebenso als Frau durchgehen könnte, aber, äh, lassen wir das.
    Über „Die Wahrheit über Brahims Vaterhabe ich mich ja erst kürzlich knapp, aber positiv ausgelassen. Es ist eben auch wieder eine typische El Toro-Story, die mit leichter Komik daherkommt, am Ende aber dann doch diesen Moment hat, wo einem das unterschwellige Lachen im Halse stecken bleibt. Hier sehr schön und ohne Schnickschnack erzählt, noch dazu mit Anstaltsszenario, was mir ja ohnehin gut gefällt. Überhaupt gefiel es mir, als Leser vollkommen gefoppt zu werden, denn mit so einem Ende hatte ich ja wirklich nicht gerechnet. Und in sprachlicher Hinsicht möchte ich nochmal diese goldumrandete Brille hervorheben, die neben ihrer Symbolik für so vieles andere von nun an auch endgültig mein persönliches Symbol für diese Geschichte bleiben wird.
    Von daher eine knackige, dabei nicht billige Kurzgeschichte, die wohl auch bei mehreren Teilnehmern in dieser Kategorie einen Platz in der Favoritenrunde sicher gehabt hätte!




    Da Eddie ja nun hochoffiziell – und meiner Meinung nach richtigerweise – seine persönliche „Widmungsbarriere“ aufgehoben hat, kann er in dieser Kategorie mit einer Geschichte mitmischen, die mir aus ganz naheliegendne Gründen sehr am Herzen (und vielleicht auch noch in anderen Körperregionen) liegt: „Heimkehr“. Auf der Suche nach einem passenden Kommentar bin ich auf diesen Post gestoßen. Von daher kann ich mich nicht wirklich auf bereits Gesagtes stützen, höchstens im Verhältnis zu Eddie selbst, falls dieser nicht – genauso wie ich – den Inhalt der erwähnten PN bereits vergessen hat.
    Meiner Meinung nach reicht es aber auch schon fast, Eweks Kritik im Vorpost noch einmal gehörig zu widersprechen: Die Sexszene ist mitnichten zu lang, ist sie doch das passendste Herzstück einer mir gewidmeten Geschichte, welches man sich nur vorstellen kann! In seinem Lob der sonstigen Erzählkunst Eddies gehe ich aber vollkommen d'accord.
    Nun besteht natürlich die Gefahr, dass ich befangen wirke: Muss ich eine mir gewidmete Story nicht zwangsläufig wählen, vor allem, wenn sie guten Sex enthält und sie wirklich monatelang ausgedruckt in meiner Nachttischschublade lag? Oder tue ich Eddie nun zwangsläufig Unrecht, ihm meine Stimme nicht zu geben, weil ich von der Idee beeinflusst bin, ich müsse möglichst unabhängig wählen bzw. erscheinen?
    Ich weiß es nicht. Noch nicht!




    Zweiter männlicher Konkurrent ist dann alibombali mit einer Geschichte, die von der thematischen und atmosphärischen Ausrichtung ziemlich genau zwischen der düsteren Erzählung El Toros und der frivolen Sexanekdote Eddies liegt: „queer and magic“.
    Ich habe jetzt mal die Suchfunktion bemüht, um einen alten Kommentar von mir zu finden, aber der scheint irgendwie nicht vorhanden zu sein? Ich weiß aber noch genau, dass ich irgendwie, irgendwo, irgendwann ein paar Worte zu dieser grandiosen Geschichte verloren habe! Wie auch immer, dann kommen jetzt noch ein paar Worte hinzu, und einen Gesamtkommentar kannst du dir dann aus allen möglichen Fünfzeilern zusammenstückeln.
    Der erste Gedanke der mir kommt: Die Geschichte hättest du im Grunde ja auch in Kategorie 4 einreichen können.
    Ich finde die Geschichte jedenfalls allein schon deshalb gut, weil du diese große Frauenangst der Klosterchefs wirklich absolut gekonnt auf die Schippe nimmst, schonungslos offenlegst und dabei nicht einmal besonders groß überzeichnest. Man kann sich erinnern, wie es in „unserer Welt“ damals war: Die erste Frau, die die Nachrichten im Fernsehen liest, die erste Frau mit Hosenanzug im Bundestag – das waren ja alles schon Aufreger, wie man sie sich heute kaum noch vorstellen mag. Dementsprechend nachvollziehbar die Aufregung im Kloster, dass nun plötzlich Frauen vorhanden sind – und dann auch noch in der Form, dass es gerade die alten weißen Männer selbst sind, die sich in schöne (wenn auch alte) Feuermagerinnen verwandeln. Man hat ja schon immer dieses „Geschieht ihnen Recht“ im Hinterkopf.
    Schön auch, wie du kleine Anzeichen von Doppelmoral einstreust bzw. die üblichen kleinen Sünden, so in Form von Pyrokars „geheimen Outfit“. Schade, dass man das im Spiel nicht ergattern konnte.
    Jedenfalls zeigst du, dass natürlich auch im Kloster nicht alles so heilig ist, wie es scheint. Oder um es anders zu formulieren: Du machst dich natürlich mal wieder über Autoritäten lustig.
    Daneben, dein Leib- und Lebensthema „Gender“ mal beiseitegeschoben, ist auch sonst alles ziemlich typisch ali, also eben der „lustig-ali“, denn eine lustige Geschichte ist es ja allemal. Gerade auch die ersten Zeilen könnte man so oder so ähnlich auch als lustige Szene in „Auf den Spuren der Vergangenheit“ oder sonst einer Geschichte verwenden, dieses mundartliche packst du ja seit jeher immer mal wieder gerne aus.
    Insgesamt jedenfalls eine frivol, locker-flockige Geschichte, die aber auch durchaus ernstere Hintergrundüberlegungen hat, wie man auch im abschließenden Gespräch der Götter noch einmal vor Augen geführt bekommt. Kurzes Statement von mir: Ich bin trotzdem noch dafür, dass Männer Männer und Frauen Frauen bleiben sollten! |-)
    Bei allem anderen gebe ich Adanos aber vollkommen Recht: Das „Aufbrechen von verkrusteten Strukturen“ (Standard-Gutmenschen-Rhetorik), eben der Keil ins Establishment alter weißer Männer, das ist wirklich etwas ganz wichtiges. Ob die Magier wirklich einen Sinneswandel durchlebt haben, sei einmal dahingestellt – diesen Sinneswandel kann man ja als Leser übernehmen! Und da du zum Glück auch mit dem moralischen Zeigefinger sparst, geht das ganze umso besser rein und unterhält prächtig.



    Jetzt habe ich viel geredet bzw. geschrieben, in der Hoffnung, dabei würde sich bei mir eine Entscheidung abzeichnen. Ist leider nicht ganz so einfach und automatisch geschehen, deshalb musste ich sie nach einigem Überlegen – vor allem nach Eddies kurzfristiger Anmeldung, die mich noch nachdenklicher gemacht hat – jetzt wohl aktiv fällen.

    Ohne El Toros Mühen beim Schreiben von „Die Wahrheit über Brahims Vater“ kleinreden zu wollen: Allein schon aufgrund der Länge hatte ali wohl mehr Arbeit bei seiner Geschichte. Auch Eddie liegt von der Textmenge in etwa in der selben Dimension mit ali, zieht in dieser Hinsicht also auch an El Toro vorbei.
    Aber: Entscheidend is aufm Platz.
    Und „aufm Platz“ liegt mir hier erstens eine ulkige (ali hat ja auch wirklich ein grandioses Händchen für Humor, wobei mir diese eine Geschichte mit Gyrger Gysi & Columbo noch am besten gefallen hat), dennoch gut durchdachte Geschichte vor.
    Zweitens eine mir nicht nur gewidmete, sondern auch inhaltlich auf mich zugeschnittene Geschichte, die mir mehr als einen Abend versüßt hat.
    Drittens eine kurze und leicht schockierende El-Toro-Story.
    Normalerweise entscheide ich mich dann immer für die lustige, freundlichere Geschichte, weil ich mich einfach gerne wohlfühle beim Lesen. Oder eben für die mit dem meisten Sex.
    Aber hier muss ich anders entscheiden, denn in ihrer Prägnanz (Achtung, gemeines Wortspiel mit Anspielung auf El Toros Lebenswandel!) trifft mich „Die Wahrheit über Brahims Vater“ einfach noch ein Stück mehr als die beiden anderen Werke. Das ist besser hängen geblieben und sackt bei mir auch einfach den „Anstaltsbonus“ ein.



    Deshalb geht meine Stimme hauchdünn an El Toro und „Die Wahrheit über Brahims Vater“!


    P.S.: Nein, ich habe nicht nach Attraktivität entschieden. ali würde ich auch ohne zu zögern nehmen. Hart nehmen. Und Eddie, der ist einfach einer meiner besten Freunde, der hätte insoweit also auch einen Sympathiebonus außerhalb der Story. Insofern also alles ausgeglichen und keine Mauschelei vorwerfbar!
    Geändert von John Irenicus (04.09.2013 um 17:17 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #5 Zitieren
    Undead  Avatar von DerGroßeDummeMann
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    DerGroßeDummeMann ist offline
    Glich vorneweg: Meine Stimme geht an queer and magic von alibombali. Ich muss ja zugeben, dass ich damals im Gegensatz zum letzten Jahr nur ganz wenige der Wichtelstorys überhaupt gelesen hatte. alis Story hatte ich gelesen und fand sie sogar ziemlich gut, genauer gesagt: ziemlich schön. Da ich ali damals noch unterschätzte, kam ich überhaupt nicht darauf, dass er sie geschrieben haben könnte, wurde letztendlich aber eines Besseren belehrt.
    Jedenfalls ist die Story durchweg unterhaltsam, fast rundum gelungen (mit minimalen Abstrichen wie zum Beispiel einigen Kleinigkeit bezüglich der Wortwahl ()) und geradezu wunderbar auf Lena zugeschnitten. Ich muss sagen, dass ich sie ein wenig um diese Story beneide ...
    Viele Gründe also, diese Story "Beste Kurzgeschichte" zu nennen.

    Zu Königliebe habe ich ja bereits einen Kommentar im Kommentarthread hinterlassen. Wer ihn findet und liest, wird bemerken, dass mir die Story zwar gefallen, jedoch nicht restlos begeistert hat. Sie hat irgendwie etwas Unbefriedigendes. Das lässt sich schwer erklären, jedoch war ich mir dadurch auch nicht so ganz sicher, ob ich John meine Stimme geben soll oder nicht. Als ali aber queer and magic in Kategorie 3 anmeldete, stand fest: eher nicht.

    Heimkehr wusste ich noch, war diese Geschichte voll von Erotik und Kriegsheimkehrerei. Bis auf diese beiden Dinge passiert ja auch nicht viel (wenn sie auch sehr schön geschrieben ist), und auch sonst kann man mich die Geschichte nicht vom Hocker hauen. Viel mehr als eine nette, kurze Gutenachtgeschichte für John ist es halt nicht. Nicht dass das schlecht wäre, aber für meine Stimme reicht es leider nicht.

    Die Wahrheit über Brahims Vater gefällt mir da schon eher. Der vermeintliche Professor, der beängstigende Ähnlichkeiten mit demjenigen aus Irrelevanzen hat, ist zumindest ein interessanter Charakter, der interessante Fragen aufwirft, die El Toro am Ende auf kunstvolle und überraschende Weise beantwortet. Am Inhalt liegt es also nicht, warum ich der Story meine Stimme nicht gebe. Vielmehr liegt es daran, dass Brahim und sein Vater zulange um den heißen Brei herumreden und ich die Geschichte vom Stil her als etwas schwerfällig wahrgenommen habe, weiterhin durch den Kontrast zu "Asche zu Asche", die mir weitaus besser gefallen hat, und natürlich, dass mir alis Story einfach besser gefallen hat.

  6. Beiträge anzeigen #6 Zitieren
    HASS Avatar von Stonecutter
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    Stonecutter ist offline
    Ich muss noch was zu Eddies Heimkehr sagen.
    Es handelt sich also um die Geschichte eines Soldaten, der aus dem Krieg zurück zu seiner Familie kommt. Sehr schlön dargestellt sind natürlich die Empfindungen des Typen und die prickelnde Erotik. Mir gefällt, wie der Typ seine Alte halt wirklich vermisst haben muss, auch Details wie der Milchzahn oder die Schilderung von Varant.
    Allerdings muss man auch sagen, dass dies echt lediglich eine Schöne-Welt-Gute-Nacht-Geschichte für den John ist. Irgendwie fehlt mir da etwas, irgendein Wendepunkt oder der Clou. Es endet einfach nur. Ist ein für den Protagonisten schönes Ende, aber ich als Leser habe da noch irgendetwas erwartet.


    Und jetzt? Ich habe keine Wahl und gebe John meine Stimme. Ich mochte diese Geschichte, dicht gefolgt von Queer and Magic, am meisten - dieser Mix aus Naivität und johnscher Absurdität hat mir einfach am besten gefallen.

  7. Beiträge anzeigen #7 Zitieren
    Deus Avatar von Sir Ewek Emelot
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    Sir Ewek Emelot ist offline
    Als erstes ist für mich "Heimkehr" von Eddie aus der engeren Wahl herausgeflogen.
    Ich habe schonmal einen Kommentar dazu geschrieben, der damals wohl recht wohlwollend war.
    Heute sehe ich das noch ein Bisschen kritischer. Die Tempusfehler von Eddie sind schon recht gravierend, da offenbar Zufall ist, wann er Präsens, wann Präteritum und wann er Perfekt benutzt.
    Sprachlich ist das überhaupt ambivalent: Auf der einen Seite sind da ein paar brillante Formulierungen und Bilder drin, worin Eddie sein ganzes, poetisches Sprachvermögen zeigt. Dann sind aber auch immer wieder recht krumme und allzu unpassende Bilder oder Formulierungen dabei, die einfach nicht gelungen sind.
    Inhaltlich hat mir die Geschichte auch zu wenig, und der Sex am Ende ist... naja, langweilig. Ich persönlich fand ja die Szene vor dem Haus weitaus prickelnder, als das Geficke am Schluss.
    Sicherlich ist das eine ordentliche Geschichte, aber von Eddie nicht das beste, und auch nicht das beste im Forum, somit also kein Kandidat für ein Sieg in diesem Wettbewerb (bzw., was ich meine: Kein Kandidat, der meine Stimme bekommen könnte).

    Sodann ist - Überraschung! - "Königsliebe" von John rausgeflogen.
    Hier wäre ein aktueller Kommentar dazu.
    Obwohl die Geschichte keine objektiven Mängel aufzuweisen hat (obgleich sie bei weitem nicht so gut geschrieben ist, wie Johns Meisterstücke, etwa "Irrelevanzen"), hat mir die Geschichte einfach nicht so gut gefallen. Sie hinterlässt so eine Art Mischung aus Wut und Ekel, und es ist wirklich keine einzige Figur darin, bei der man mitfiebern, mit der man sich identifizieren könnte, es gibt keinen Sympathieträger.
    Übrigens: Hiermit nominiere ich Rhobar II offiziel als widerlichsten Scheißkerl aller Figuren in diesem Forum!

    Es bleiben jetzt nur noch "Die Wahrheit über Brahims Vater" von El Toro und "Queer and Magic" von alibombali übrig.
    Kommentare dazu finden sich hier und hier.
    Wenn man diese Kommentare liest, dann wird man vielleicht selbst drauf kommen, wer nun meine Stimme bekommt: So gut El Toro sprachlich, in Sachen Handlungs- (bzw. Dialogführung) und in der Darstellung der Figuren auch war: Alibombalis Geschichte hat mich einfach nur begeistert. Ich denke nicht, dass sie objektiv besser ist. Aber sie ist handwerklich zwar schlichter, in dieser Schlichtheit aber ähnlich gut gelungen. Und sie hat mir einfach so viel Spaß gemacht, dass ich nicht anders kann, als meine Stimme alibombali zu geben. Und zwar ohne Zögern und Bedenken.

    Zitat Zitat von Stonecutter Beitrag anzeigen
    Sprachlich ist auch diese Geschichte sehr solide. Gut, der Humor ist zuweilen etwas platt. Ich steh aber auf platten Humor Eine großartige Stelle ist übrigens: "DENN ER IST DER GOTT, DER RECHT UND ORDNUNG BRINGT! UND ICH."
    Da habe ich tatsächlich gelacht. Klasse Stelle!
    Geändert von Sir Ewek Emelot (05.09.2013 um 13:29 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #8 Zitieren
    Irenicus-Bezwinger  Avatar von MiMo
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    MiMo ist offline
    Ich habe das hartnäckige Gefühl, dass das Abstimmen früher einfacher war. Während früher noch so einige Storys dabei waren, denen ich meine Stimme sicher nicht geben wollte, häufen sich dieses Jahr die Storys, die sie wirklich verdient hätten.

    "Heimkehr" von Eddie weiß durch das Gefühl der Sehnsucht und eine Sexszene in Überlänge zu punkten. Letztere ist zentraler Inhalt und Zweck der Story, was wohl der Grund dafür ist, dass Heimkehr mit den gut durchdachten und komplexeren Konkurrenzstory nicht mithalten kann. Eine nette Unterhaltungslektüre, mehr aber auch nicht - das muss im Rahmen des Wettbewerbs mal knallhart gesagt werden dürfen.

    Als nächstes bleibt "Königsliebe" von John Irenicus auf der Strecke. Auch wenn dieses Jahr nur vier Kurzgeschichten in der dritten Kategorie antreten, ist die Konkurrenz verdammt hart und da kommt ein farbenfroh beschriebener Kalvin, dessen Geschichte erst zum Ende richtig in Fahrt kommt, schnell mal unter die Räder. Das letzte Drittel/Viertel war zwar wirklich grandios, doch hat ali dieses Niveau die ganze Zeit aufrecht gehalten und El Toro ein noch grandioseres Ende hingelegt. Also auch hier keine Stimme von mir für John, obwohl es sich auch hier um tolle Story handelt.

    Alis Story "queer and magic" hat mich von diesen Vieren wohl am meisten überrascht. Eine ulkige Komödie im Kloster, deren Vertracktheit ein Dauerschmunzeln hervorruft. Nie hat man den Klostervorstand privater und in größerer Not erlebt. Es kommt jedoch auch hinzu, dass man ihr an manchen Stellen Unglaubwürdigkeit attestieren muss, wenn niemandem auffällt, dass die weisen Männer plötzlich bartlose Frauen sind. Diesen einzigen Kritikpunkt will ich hier nicht unterschlagen, auch wenn er aus sehr verschmerzbar ist!
    El Toros "Wahrheit über Brahims Vater" fährt jedoch mit erbarmungslos genialem Können und einer verstörenden Pointe auf, die einen die gesamte Story noch mal überdenken lässt. Ein Effekt, den ich wirklich cool finde. Wichtig ist dabei auch, dass die Handlung von Anfang an fesselt, ob es nun nur des geheimnisvollen Inhaltes des mehrfach erwähnten Briefes wegen oder wegen der schwierigen moralischen Entscheidung ist, die Brahim zu treffen hat. Im Vergleich zu "Erde zu Erde, Asche zu Asche" finde ich die Problematik sehr viel spannender und drängender, die Lösung muss ja in baldigster Zeit getroffen werden - und letzten Endes doch nicht. Tragisch und meisterhaft geschrieben. Ja, ich ergieße mich in Lob, El Toro bekommt meine Stimme!

  9. Beiträge anzeigen #9 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von El Toro
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    El Toro ist offline
    Hey, ich habe ja alle Geschichten dieser Kategorie bereits kommentiert! Ich darf hier noch guten Gewissens abstimmen, und ich fasse mich kurz:
    Für mich als Gefühlsmensch ist die Entscheidung zwischen drei Spiezenstories eben eine Gefühlsentscheidung. Perfekt und bösartig kommt "Königsliebe" daher, feinfühlig und leichtfüßig "Queer and magic", leidenschaftlich und liebevoll "Heimkehr". Alle drei Geschichten finde ich unheimlich stark. Den Ausschlag gibt letztlich die gefühlte Nähe zum Inhalt: Ich bin ja durchaus ein boshaftes Stück, aber so grausam wie "Königsliebe" dann auch wieder nicht. Klasse geschrieben, mangelt es mir jedoch irgendwie an einer Identifikationsfigur (höchstens die werte Gattin Kalvins vielleicht). Bei "Queer and magic" - endlich eine Geschichte, die mich mal wieder zum Lächeln gebracht hat, ich bin echt begeistert von der Art, wie ali schreiben kann - fühle ich mich diesem Transending einfach etwas zu fremd, um mich da wiederzufinden. Ich habe nunmal ein Homophobieproblem. Und auch wenn es sein mag, dass "Heimkehr" es ein klein bisschen mit der Länge der Sexszenen übertreiben mag, fühle ich mich in dieser Geschichte am meisten zuhause, vermutlich, weil ich auch so gerne Sex habe (oder sagen wir: hätte) wie diese beiden. Und weil die körperliche Liebe in dieser Geschichte Ausdruck einer innigen und tiefen Verbundenheit zwischen den beiden Protagonisten ist - und welche Frau hätte man damit nicht am Haken?
    Deshalb geht meine Stimme an Eddie.
    Geändert von El Toro (15.10.2013 um 20:16 Uhr)

  10. Beiträge anzeigen #10 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
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    Jünger des Xardas ist offline
    Meine Kommentare finden sich hier.

    Meine Entscheidung fällt zwischen "Die Wahrheit über Brahims Vater" und "queer and magic". Am Ende ist es eine Bauchentscheidung. El Toro schreibt besser (was nicht heißt, dass ali schlecht, sondern einfach, dass El Toro sehr gut schreibt), aber alis Geschichte hat mir dann doch besser gefallen, es ist eine wirkliche kleine Geschichte mit Handlung, mit Humor und auf ihre Weise einfach sehr sympathisch, während El Toros Story mehr eine kurze Szene mit einer einzelnen, zwar gelungenen aber mich dennoch nicht vom Hocker reißenden Pointe ist.

  11. Beiträge anzeigen #11 Zitieren
    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Zitat Zitat von MiMo Beitrag anzeigen
    Ich habe das hartnäckige Gefühl, dass das Abstimmen früher einfacher war. Während früher noch so einige Storys dabei waren, denen ich meine Stimme sicher nicht geben wollte, häufen sich dieses Jahr die Storys, die sie wirklich verdient hätten.
    Genauso geht es mir auch. In dieser Kategorie ist es wieder ähnlich knifflig wie in Kategorie 1, aber es hilft ja auch nichts, die Entscheidung ewig hinauszuzögern... also mal los!

    Eddies "Heimkehr" ist die einzige Geschichte der Kategorie, die ganz klar kein Kandidat für meine Stimme ist. Bitte nicht geschockt sein, Eddie, so richtig schlimm ist die Story natürlich nicht, aber im Vergleich zu den übrigen Geschichten gibt sie inhaltlich einfach nicht besonders viel her. Mich hat dabei vor allem gestört, wie alles die ganze Zeit nur darauf hinaus lief, dass die beiden endlich miteinander in die Kiste kommen und angesichts der generellen Dauerrattigkeit beider Protagonisten sonstige Emotionen wie echte Wiedersehensfreude o. Ä. ziemlich auf der Strecke blieben. Und die nicht enden wollende Sexszene zum Schluss ist jetzt zwar sicherlich nicht die peinlichste, die ich je gelesen habe, kommt aber ganz ohne unfreiwillige Komik dann doch nicht aus und ist den üblichen Porno-Klischees auch nicht so fern, wie man es sich wünschen würde. Okay, die Story ist John gewidmet, von daher war das vielleicht auch so beabsichtigt. *tröt* Die Geschichte leidet jedenfalls ganz allgemein darunter, dass sie einfach völlig frei von Konflikten ist und quasi in Harmonie ertrinkt. Mit ein bisschen gutem Willen könnte man aber genau da womöglich doch wieder einen doppelten Boden reininterpretieren: Seltsam ist ja, dass alles mehr oder weniger genau so geschieht, wie sich der Protagonist das im Vorfeld vorstellt. Das ist vor allem auffällig bei der kleinen Tochter, die genauso wie im Brief angekündigt mit dem Zahn (bzw. dann gleich mehreren) über ihn herfällt, was genau genommen völlig unrealistisch ist - die wird ja wohl kaum monatelang mit den Zähnen in der Hand rumgelaufen sein, bis endlich ihr Papa wiederkommt. Die ganze Geschichte könnte also in Wahrheit bloß die Traumvorstellung eines Soldaten sein, der vielleicht gerade tödlich verwundet irgendwo im Varanter Sand verblutet oder so - also so ähnlich wie das, was manche in "Inception" reininterpretieren. Allerdings gibt es leider keine wirklich handfesten Hinweise, die darauf schließen lassen, dass das wirklich so im Text steckt und ich mir das nicht nur zusammengereimt habe, um die Story spannender zu machen, als sie ist.
    Sprachlich ist die Geschichte gelungen, kann aber wegen den hier schon angesprochenen Tempusfehlern auch nicht auf ganzer Linie überzeugen. Also keine Stimme für "Heimkehr" von mir.

    Ja, und ab jetzt wirds richtig, richtig schwer. Die übrigen drei Geschichten haben mir nämlich zwar alle super gefallen, aber so richtig ULTIMATIV umgehauen, also so, dass direkt klar wäre: "Die isses, und keine andere!" hat mich dann blöderweise auch keine von ihnen. Das war also eine verdammt schwierige Entscheidung, die ich jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, aber endlich getroffen habe. Also weiter im Text:

    Alis "queer and magic" hat einen total blöden Titel. Schwul ist hier doch überhaupt keiner, und kleingeschriebene Titel sind ja generell hässlich (gegen englischsprachige Titel sag ich jetzt lieber nix, da hab ich ja selber in der Richtung schon mal was verbrochen...). Die Story hätte wirklich einen schöneren Titel verdient! Dafür macht die Story inhaltlich aber einiges her. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Geschichte gar nicht als soo gut in Erinnerung hatte, aber da muss ich wohl damals beim Lesen einen schlechten Tag erwischt haben oder mein Gedächtnis hat irgendwas durcheinander gebracht (ich glaube eher letzteres, denn beim zweiten Lesen sind mir dann auch immer wieder Stellen aufgefallen, bei denen ich mich dran erinnern konnte, dass sie mir auch damals schon gut gefallen haben - vermutlich hat da also der miese Titel einfach negativ auf die gute Story abgefärbt! ).
    Allein durch die diversen wirklich lustigen Gags kann die Story jedenfalls schon punkten. Ich musste wirklich an einigen Stellen sehr lachen, natürlich auch beim hier schon mehrfach erwähnten "Und ich"-Gag, aber z.B. auch bei der Erwähnung der Robe für Anlässe, für die es keine eigenen Roben gibt und den rigorosen Strafen, die Serpentes für das Pflücken einer Beere verhängen will. Super fand ich auch, wie Serpentes ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass eine Hexenverbrennung natürlich der einzige Anlass sein kann, zu dem eine Frau ins Kloster kommt. Sehr gelungen ist auch die Pointe der Geschichte mit Talamons "Beförderung", und ich glaube, durch diese Geschichte ist mir damals auch zum ersten Mal bewusst geworden, wie bekloppt das eigentlich ist, dass da ein hoher Magier die ganze Zeit als Wache eingeteilt ist. Dazu kommen dann noch die beiden anderen Ebenen der Geschichte mit der Weihnachtsfeier und den Göttern, die sich aber trotz der Kürze der Geschichte gut einfügen und auch jeweils so kurz gehalten sind, dass sie nicht von der hauptsächlichen Handlung ablenken. Also schon sehr gut gemacht alles!
    Trotzdem gibts dann doch noch so einige Kleinigkeiten, die mich an der Story gestört haben: So ganz plausibel wirkt das nämlich alles nicht, wie die Leute im Kloster auf die Verwandlung bzw. die Vermummung der Magier reagieren. Einerseits haben sich die Magier ihre Kapuzen so weit ins Gesicht gezogen, dass keiner erkennt, dass sie weiblich sind, aber trotzdem hat niemand ein Problem damit, sie mit den korrekten Namen anzusprechen. Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, wie das funktionieren soll... außer die Magier haben alle ihren Namen auf der Robe stehen wie das bei Edwin ist. Das ist jetzt zwar eigentlich kein besonders dramatischer Kritikpunkt, aber irgendwie taucht er über die ganze Story hinweg immer wieder auf und lässt das Ganze dadurch dann doch insgesamt ein bisschen unglaubwürdig wirken. Schwerwiegender ist für mich aber, dass manche Gags bei mir nicht so richtig zünden wollten. Vor allem der bis zum Gehtnichtmehr ausgeleierte Running Gag mit Serpentes' andauerndem "Ketzer" ging mir nach kurzer Zeit ziemlich auf den Senkel. Das war am Anfang noch lustig, aber bei der ersten Szene mit Serpentes hätte man es da belassen sollen, finde ich. Es passte ja auch später an den meisten Stellen gar nicht mehr richtig. Diese Rassismusgeschichte am Ende und vor allem das Gerede von wegen "White Pride" und so fand ich auch nicht so richtig passend, es wirkte irgendwie so als ob da plötzlich der Nicht-Erzähler-Mensch ali seine Lieblings-Antifa-Parolen ausgepackt hätte. (Oder so ähnlich, von diesem ganzen Zeug weiß ich nicht mehr als das, was so auf Klotüren steht.)
    In der Summe sind das also genug Kritikpunkte, um "queer and magic" meine Stimme zu verwehren, der Abstand zu den anderen beiden Geschichten ist aber wie gesagt kein besonders großer.

    El Toros "Die Wahrheit über Brahims Vater" wollte ich im Rahmen der größeren Geschichte(nsammlung) ja eigentlich schon längst kommentiert haben, allein schon, weil da Jargo einen großartigen Auftritt hat (dankeschön dafür auf jeden Fall schonmal! ), aber jetzt kriegt wenigstens die Single-Auskopplung mal einen kleinen Kommentar.
    Die Story ist sicherlich die am sorgfältigsten konstruierte Geschichte der Kategorie und vermutlich auch die stimmigste Kurzgeschichte nach klassischen Kurzgeschichtenkriterien. Überflüssig ist hier gar nichts, alles wirkt sehr durchdacht - deswegen würde ich auch mal John widersprechen wollen, dass El Toro nicht viel Arbeit mit der Geschichte hatte. Sowas schreibt sich ja sicher nicht mal eben so weg, auch wenn das El Toro andererseits natürlich schon irgendwie zuzutrauen wäre!
    Jedenfalls: So griffige Kurzgeschichten mit Knallerpointe hat El Toro ja eh drauf, wissen wir ja alle! Ich kann hier auch gar keine konkreten Kritikpunkte nennen, weil die Geschichte einfach keinen Anlass dazu bietet, aber mich persönlich hat die Story nicht ganz so sehr mitgerissen wie das frühere El-Toro-Geschichten hinbekommen haben. Die Geschichte ist einfach sehr auf die Pointe ausgerichtet, und die hatte ich jetzt zwar nicht direkt total durchschaut, aber mir war die spätere Auflösung schon während des Lesens mal kurz als Möglichkeit durch den Kopf gegangen. So richtig von den Socken hauen konnte mich das Ende deshalb natürlich nicht mehr, was den Gesamteindruck insgesamt ein bisschen schmälert. Trotzdem habe ich die Story nach dem Ende zum Teil gleich nochmal gelesen, um die Reaktionen des Professors mit dem Wissen vom Ende nochmal neu zu bewerten. Da wird dann auch gleich nochmal etwas deutlicher, wie gut durchdacht die Geschichte ist, und man kann natürlich hervorragend darüber nachgrübeln, was jetzt bei diesem oder jenem Satz wohl gerade im Professor vorgehen mag. Die Story ist also für mich ein glasklarer Favorit und konkurriert damit direkt mit meinem zweiten Favoriten, nämlich...

    ... Johns "Königsliebe", die ich hier schon einmal kommentiert habe. Die Story haut ähnlich wie alis Geschichte einige richtig lustige Gags raus, aber insgesamt ist das natürlich eine eher traurige Angelegenheit. Und John zieht das knallhart und absolut gnadenlos bis zum bitteren Ende durch, das im Gegensatz zum restlichen Verlauf der Geschichte dann auch tatsächlich unerwartet kommt. Ansonsten ist die generelle relative Vorhersehbarkeit aber ein Kritikpunkt an der Geschichte, genauso wie kleinere Unstimmigkeiten, vor allem natürlich die jetzt sogar im An-Alle-Thread offensiv herausgestellte Unglaubwürdigkeit, dass Kalvin das Thronjubiläum des über alle Maßen verehrten Rhobar vergessen hat. Und ein paar Längen zu Beginn muss sich "Königsliebe" auch vorwerfen lassen - die sind dann aber nach kurzer Zeit auch wieder vergessen, sobald Kalvin erstmal die königlichen Gemächer betritt und die Geschichte so richtig in Fahrt kommt. Da stechen dann vor allem die absolut herrlichen Dialoge, sowohl mit dem Verwalter als auch mit Rhobar, hervor und bleiben auch lange im Gedächtnis hängen. Die im Kommentar zitierte Dialogstelle im Gespräch mit Rhobar finde ich ja immer noch absolut POTM-würdig. Wenn die noch nicht in der offiziellen Auswahl ist, möchte ich hiermit mal ihre Hinzufügung beantragen!

    Die Entscheidung fällt also zwischen El Toro und John, und nachdem ich lange Zeit hin- und hergerissen war, habe ich mich jetzt doch dafür entschieden, meine Stimme an "Königsliebe" zu vergeben. Ich habe nämlich das Gefühl, dass sie sich irgendwie mehr bei mir "festgesetzt" und den größeren Eindruck hinterlassen hat - das ist zwar kein besonders ausgeprägtes Gefühl, aber irgendwie muss ich ja meine Entscheidung treffen. Also: Stimme für John!

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    Drachentöter Avatar von Skaddar
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    Oh mann, ich verfluche mich jetzt schon für das, was ich im Begriff bin zu tun.
    Im Gegensatz zu Kategorie 2 sind hier alle Geschichten wirklich gut und leider auch relativ gleich gut. Und da soll man sich entscheiden!

    El Toros "Die Wahrheit über Brahims Vater" ist natürlich wieder typisch El Toro. "Natürlich wieder" könnte man jetzt als Verdruss interpretieren - jedoch könntest du mit deiner dir eigenen Art zu schreiben niemanden ernstlich verdrießen! Eine Besonderheit dieser Geschichte ist das durchgängige Präsens. So wirkt die Geschichte direkt erlebt, ungefiltert und deshalb noch mal eindringlicher. Natürlich präsentierst du uns nichts ungefiltertes, dafür sind die Beschreibungen wieder mal zu treffend und ungewöhnlich. Dabei schaffst du es, dass die Beschreibungen sehr assoziativ, um nicht zu sagen geistesblitzartig erscheinen. Ein Satz wie
    Ihr Lächeln ist hart und sonnig.
    zeigt das ja zu genüge. Ich bin immer wieder beeindruckt, was für kreative Beschreibungen, Metaphern und Vergleiche du verwendest. An solche hätte ich nie gedacht und somit ist jeder Schnörkel immer auch eine Erweiterung des eigenen Bewusstseins.
    Auch wunderbar ist die Amtosphäre. Durch die knappen Beschreibungen entsteht ein Bild der Klarheit, das aber bald durch den leider nur zu offensichtlichen Wahnsinn verzerrt wird. Als Leser wird man auch verunsichert, man merkt, wie nervös Brahim doch ist und meint, dass er selbst bald durchdreht. Es kann sein, dass ihm das Geständnis an sich schwer fällt oder (was ich eher glaube), dass der Ort sozusagen auf ihn abfärbt. In einer Psychiatrie ist ja den meisten nicht so wohl, jedenfalls, wenn sie noch nie eine besucht hatten oder nicht dort arbeiten. Der Doktor ist ja auch noch mal sehr verstörend. Wie schon angemerkt wurde, merkt man aber recht schnell, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung ist. Sein Meckern - regelrecht schaurig! - ist ja schon makaber, aber seine Reaktion dann, als Brahim mit der ganzen Wahrheit rausrückt, ist dann wirklich einfach zu deuten. So kommt dei Wendung am Ende dann gar nicht mal so überraschend. Gruselig ist sie immer noch. Mit dem Mörder in einem Raum gewesen zu sein, während dieser alles hätte tun können...da möchte man nicht in Brahims Haut stecken.
    Eine durchaus gelungene Geschichte. Die Handlung um die Familie finde ich jetzt persönlich nicht so interessant, und somit habe ich "Die Wahrheit über Brahims Vater" zwar genossen, vor allem wegen deiner wunderschönen, leicht wahnhaft anmutenden Sprache, doch hat sie mich nicht begeistert. Für mich fehlt ein gewisses Etwas, das der Geschichte Aussagekraft verleiht. Für eine Stimme käme sie dennoch in Betracht.


    Eddies "Heimkehr" hat hier ja nicht so viel Anklang gefunden, dabei finde ich, dass die Geschichte sehr schön ist. Von der Vorfreude, endlich nach Hause zu kommen bis über kleine Details wie den Kameraden, der lieber das Bordell besucht als eine Familie zu gründen (was als Soldat nun mal verständlich ist, schließlich sieht man ja an Julian, wie schwer das unter einen Hut zu bringen ist) ist die Geschichte einfach atmosphärisch. Und obwohl ich kleine Kinder nicht mag, hast du es geschafft, dass die kleine Marie nicht störend, sondern eigentlich recht niedlich wirkt. Ein wahrer Kraftakt für Julian, auf die Freude von Marie einzugehen und sich gleichzeitig im Zaum zu halten für seine Frau! Generell wirkt die Heimkehr an sich sehr harmonisch. Die Familie genießt es sichtlich, nun vollständig zu sein und als Leser hat man auch seine Freude daran. Gerade durch die Ruhe, die deine Geschichte ausstrahlt, durch den bedächtigen Ton wirkt das alles gemütlich und warm. Und was soll man zu den Sexszenen sagen, als dass die ästhetisch sind und nicht peinlich erscheinen, obwohl solche Geschichten in diesem Story eine Seltenheit sind?
    Eine kurze Story ist es, in der nicht viel geschieht, aber die Atmosphäre hast du sehr gut eingefangen und das getan, was für eine Kurzgeschichte wesentlich ist: Die Lebensumstände knapp, aber detailliert umrissen und den Moment des ersehnten Wiedersehens eingefangen. Mit der Story von El Toro ist sie meiner Meinung nach auf gleicher Höhe!


    Alis "queer and magic" ist wohl die ungewöhnlichste Geschichte hier und wirklich sehr gut gelungen. Das beginnt schon bei den Familienszenen, bei denen du dir erlaubst, Klischees augenzwinkernd einzuflechten, was auch im Rest der Geschichte geschieht. Der Sohn möchte wohl lieber ein Mädchen sein, während der etwas dümmliche Vater hilflos versucht, seinen Sohn von wahrer Manneskraft zu überzeugen, indem er einen Teil der Weihnachtsdekoration zerlegt. Einfach nur herrlich.
    Daron ist nocht mal ein gewaltiger Pluspunkt. Ein Onkel, wie man ihn selbst gerne hätte. Freundlich, lustig und sehr unterhaltsam, dabei vor allem schalkaft. Sätze wie
    "Oh, Sünde!", scherzte er fröhlich und nahm das Getränk dankend entgegen.
    werten die Story insgesamt auf. Man merkt dir den Spaß an, den du beim Schreiben hattest, der überträgt sich nämlich direkt auf die vergnügten Nebensätze und Anmerkungen.
    Daron beginnt dann eine wunderliche Anekdote, die so gar nicht mit dem Bild vom ernsten Klosterleben harmonieren möchte. Tatsächlich ist das Klosterleben hier so schön verschroben und im guten Sinne unernst beschrieben, dass es doch sehr gut passt. Sich die hohen Magier mit Frauenklamotten und dann als Frauen vorzustellen hat was. Das ist dir komödiantisch sehr gut gelungen, auch die Einspielungen von den drei Göttern schmiegen sich ins Gesamtbild. Kleine Logikfehler wie zum Beispiel, dass sie trotz ihrer Kutten sofort erkannt werden, tun der Geschichte keinen größeren Abbruch, dafür ist die Idee zu originell und die Sprache zu vergnügt. Im Gegensatz zu Laido fand ich Serpentes' Eifer ja durchgängig lustig, gerade weil du das so ins Lächerliche gezogen hast. Der Akt gegen "White Pride" hat dann auch gerade noch so gepasst und die Rache der drei Magier gönnt man ihnen irgendwie, selbst wenn Talamon ja eigentlich recht hat, wenn er bei der ganzen Sache von Diskriminierung spricht.
    Insgesamt wirkt deine Geschichte wie Parodien a la Mash, in welchen eine eigentlich ernste und angesehene Institution zerlegt wird, ohne dass Zynismus daran beteiligt wäre. Mit den meisten Charakteren kann man mitfühlen, und Serpentes erscheint eher nicht unsympathisch, sondern drollig. Die Pointe am Ende ist dann auch noch gelungen. Ich bin also sehr beeindruckt von deiner Geschichte und sollte dringen mal mehr von dir lesen (ich weiß, ich bin schrecklich faul). Mit wenigen Worten schaffst du es, eine warme und heitere Atmosphäre zu erzeugen, die man einfach genießt. Ich würde dir auch glatt meine Stimme dafür geben, da ich die Idee so einzigartig finde, wäre da nicht...


    John mit "Königsliebe"! Im Gegensatz zu ali stützt du dich hier auf einen sehr ernsten, elegischen Ton. Der Beginn ist sehr schön geraten, beinahe wirkt das wie Fontane, wäre es nur nicht so tragisch. Die Handlung greifst du mit den Wolken bereits vorweg und fängst gleichzeitig ein Gefühl ein, dass man bei einem solchen Wetter empfinden mag, für das es aber keinen klaren Namen gibt. Dafür gibt es schon mal ein dickes Plus! Für mich ist Kalvin keine Figur, die wie bei Ewek Ekel und Wut erzeugt, sondern eher Trauer und Mitleid. Er kann einem ja schon leid tun: Er hält absolut zu König Rhobar II, nimmt jeden Furz von ihm als weise Zuneigung und Anerkennung, ist stolz auf sein Amt, das niemand, aber auch wirklich niemand zu schätzen weiß und übertreibt in seinem Pflichtbewusstsein völlig, da niemanden interessiert, was genau er tut. Nur wenn irgendein Missgeschick passiert, dann wird Karval mit derselben Geste beachtet, mit der man ein lästiges Insekt wegscheucht. Toll, dass er den durch Ratten angerichteten Schaden aus eigener Tasche bezahlen darf. Wahrhaft ungerecht, aber Karval macht das auch noch bereitwillig und ist überzeugt von der Weisheit seinen Königs. Gleich merkt man, dass Karval nur eines in seinem Leben wirklich liebt: seinen König. Seine Frau ist ihm unwichtiger und soll nur putzen, sein Amt fürt er aus Liebe zu Rhobar aus. Obwohl ich kein Freund von Queerreading bin, so steht für mich persönlich fest, dass Karval in Wahrheit schwul und in Rhobar verliebt ist. Seine Frau missachtet er ja ohne irgendein Gefühl, sein ganzes Leben hängt an dieser einen Person, seine ganze Hoffnung und Freude. Dass er sogar ein Bild von ihm aufbewahrt, dass hat mich gänzlich überzeugt. Und auch wenn das alles irgendwie komisch ist, so vergeht mir doch das Lachen bei solcher Tragik. Karval ist vollkommen verblendet, man merkt ja schon, wie er die Anstellung seiner Frau bei Rhobar persönlich bewertet und wie er die Gesten anderer Menschen vollkommen falsch interpretiert. Dazu gesellt sich noch das Bewusstsein, dass Karval nie wirklich glücklich sein wird, weil er sein Ziel, den König, ja nie wird erreichen können. Er ist eine gescheiterte Existenz, weiß das aber nicht.
    Die Szene mit Rhobar und seiner Frau sieht man ja im voraus kommen, doch kommt es dann doch ganz anders, als ich dachte. Karval ist nicht etwa schockiert, sondern starrt lieber auf Rhobars (der offensichtlich auch des Öfteren Spaß in der Küche hat) gar wunderschönes Glied und seinen muskulösen Körper. Da lässt du ja keinen Zweifel daran, dass man die Königsliebe wirklich streng wörtlich nehmen sollte. Generell finde ich, dass das die beste Szene der Geschichte ist. Rhobar ist ruppig, ein wahrhaft königlicher Arsch, aber irgendwie doch ein lässiger Kerl. Nicht, dass er sympathisch wäre mit seiner Frauen- und Menschenfeindlichkeit, aber irgendwie hat diese Szene etwas. Dass Karval den Ehebruch dann nicht so schlimm nimmt, entschärft die Szene ein wenig, sodass ich durchaus darüber grinsen konnte. Danach vergeht aber aller Humor und das Ende ist wirklich sehr traurig. Dann kommt eine düstere Stimmung auf - Karval hat ja sowieso nichts mehr, wofür er leben könnte, insgesamt zeigt die Story aber auch die moralisch verdorbene Hofgesellschaft, die ihren Untergang ja wohl vorausahnt und sich lieber vergnügt, als die Niederlage abzuwenden. Vielleicht ist sie auch nur so verdorben, weil sie innerlich schon aufgegeben hat. Jedenfalls muss Karval dann am Ende sterben und präsentiert in einem letzten, sehr ästhetisch beschriebenen Akt der Treue sein Geschenk. So endet ein Leben, das ganz einer unausstehlichen Person gewidmet war. Dass du den Text des Briefes, oder was auch immer das jetzt ist, nicht nennst, ist für mich ein Gewinn für die Geschiche. So ist das Ende noch niederschmetternder, da der Brief als Karvals ganze Hoffnung an Bedeutung verliert und nichts weiter ist als eine Geste. Eine sehr schöne, aber auch sehr traurige Geschichte! Und weil sie mir so gut gefallen hat, bekommt sie auch meine Stimme.
    Womit wir vor einem Dilemma stünden: Dann gibt es nämlich momentan drei Gewinner. Aber da die anderen Geschichten auch sehr gut sind und mir vor allem alis Geschichte viel Vergnügen bereitet hat, gönne ich den anderen auch ihre Siege!

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    Drachentöter Avatar von Eddie
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    Ich muss mich leider etwas kürzer fassen, da ich es ja für nötig gehalten habe, mir die 3 Stunden, die es jetzt gedauert hat, alle Storys noch einmal zu lesen, dreieinhalb Stunden vor Wettbewerbsende zu nehmen.

    Meine Entscheidung fiel, auch wenn es sehr knapp war, doch eindeutig aus:

    Meine Story kann ich ja von der Stimmvergabe ausschließen, aber ich hätte mich eh nicht selbst gewählt, weil die Konkurrenz doch um einiges besser ist, als "Heimkehr".
    "Königsliebe" von John fällt leider als erstes unter den Hammer. Dabei ist die Geschichte an sich sogar sehr gut, nur in den Details leider nicht so überzeugend, wie die Geschichten von El Toro und Ali und ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr wirklich glaubwürdig.
    Kalvins Schicksal hast du wirklich sehr gut getroffen. Da hat er sich wirklich sein ganzes Leben lang für den Rhob ("Rhob" dient mir in diesem Fall als Synonym für den König Rhobar II aus den Spielen - und nicht für unseren Rhob hier) abgerackert, sich sogar für ihn das Bein zerstören lassen, und dann wird er einfach durch einen anderen ersetzt, der eben mal so daher kam. Das ist schon ziemlich fies. Außerdem fand ich die Darstellung von Kalvins Anhimmelung des Rhobs sehr gut dargestellt. Das werde ich (sollte ich das nicht vergessen) alles mal in einem gesonderten Kommentar erörtern.
    Unglaubwürdig wurde es ab der Szene, in der Kalvin den Rhob mit seiner Frau erwischt hat. Gut, wie sich der Rhob da verhällt, passt vielleicht auch nicht unbedingt sehr gut, aber da es solche Leute ja wirklich gibt und man in der Hinsicht über den König nichts genaueres weiß, will ich da mal drüber hinwegsehen. Das ist aber nicht so schlimm. Viel mehr stört mich da so Kalvins Reaktion darauf. Er scheint sich ja sogar darüber zu freuen, anstatt einfach kehrt zu machen und sich da im Stillen drüber aufzuregen (er hätte wohl nicht den Mut gehabt, in der Situation ein Machtwort zu ergreifen). Aber er freut sich ja darüber, das seine Frau königlichen Samen ins Gesicht gespritzt bekommt - und ab da geht es dann doch ein bisschen bergab. Das kann man zwar als bedingungslose "Königsliebe" interpretieren, wie es vielleicht auch gemeint ist, aber für mich ist das dann doch ein bisschen zu sehr an den Haaren herbei gezogen. Letztlich stört es ihn ja auch nichtmal, dass seine Frau ihn mit dem König betrogen hat, was ihn am meisten stört, ist das entlassen aus dem Dienst. Das ist aus meiner Sicht zu .. ich weiß auch nicht. Ich will Kalvin das halt einfach nicht glauben, und deshalb gibt es für "Königsliebe" dann auch keinen Punkt. Den Schluss find ich dann aber trotzdem wieder gut.

    "Die Wahrheit über Brahims Vater" von El Toro ist als nächstes an der Reihe. Da ich nur noch 9 min zeit habe, beschränke ich mich auch hier auf das wesentliche. Die Geschichte war sehr sehr gut, die Atmosphäre hast du auch wunderbar eingefangen und die Pointe ist toll. Aber insgesamt ist es einfach zu wenig, um gegen "queer and magic" triumphieren zu können. Aber da werd ich dann auch nochmal gesondert drauf eingehen.

    Damit steht der Gewinner, nämlich Alibombali, auch schon fest. "queer and magic" war von allen Geschichten einfach die beste. Stilistisch gab es zwar leichte Schwächen, "Good Night, white Pride" fand ich zum Beispiel unpassend, was jetzt aber nur beispielhaft für andere Kleinigkeiten stehen soll, die nicht perfekt gelungen sind, aber das gesamtbild nicht sonderlich schmälern. Die Geschichte ist einfach klasse, und das liegt nichtmal daran, dass die Magier alle so weibliche Neigungen haben. Das hätte auch funktioniert, wenn die irgendeine andere Vorliebe hätten und die dann peinlich berührt zur Schau stellen müssen. Es ist das große ganze, das überzeug, und das ich auch nochmal gesondert erläutern muss. Am besten fand ich aber einfahc die Pointe, das Innos seine "Jünger" dafür bestraft, dass sie dieselbe Vorliebe haben, wie er - und natürlich die Erklärung dafür, warum Talomon da ist, wo er im Spiel ist. Deshalb geht meine Stimme an ali.


    eddiet: Jetzt ist mir auch grade wieder eingefallen, dass die Umfragen ja nicht punkt 21 Uhr eröffnet wurden und ich so auch 20 minunten länger gehabt hätte. Aber naja, passiert.

    Aus dem Tagebuch eines Helden
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    Geändert von Eddie (20.10.2013 um 20:27 Uhr)

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