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Nach einer Weile kam Rufus in den Hinterhof der Taverne, wie es ihm ein Fremder gesagt hatte.
"Eine Frau mit langen roten Haaren," meinte er, woraufhin der Kellner sofort wusste, um wen es sich dabei handelte.
Die besagte Frau traf er auch dort, wo der Typ es ihm gesagt hatte, wie immer eben in dem kleinen Hof hinter der Taverne.
Dort stand auch schon Madlen, also hatte Rufus richtig vermutet, als er von einem weiteren Übungskampf ausging.
Mit einem freundlichen "Guten Abend," begrüßte er die Beiden, die ihn scheinbar noch garnicht bemerkt hatten und sich gerade etwas unterhielten.
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Ihrer begrenzten Erfahrung nach gingen die Meinungen über die beste Schenke dieser Stadt weit auseinander. Vielleicht lernte sie die nächste Schenke kennen, die als die Beste bezeichnet wurde. Solange er sie nicht in ein Freudenviertel brachte, war ihr das allerdings recht. Nach dieser Anstrengung kam ihr diese Einladung gelegen.
"Sehr gern."
Sie folgte Nigel hinaus aus der Bibliothek auf die dunkle Straße hinaus. Dort machte sie sogleich das Klappern von zwei Rüstungen aus. "Ihr zwei schon wieder." Azsheras Tonfall war merklich genervt. Sie wusste einfach nicht, wie sie die beiden loswerden sollte, außer wenn sie ein Gebäude betrat. "Habt ihr etwas dagegen, wenn ihr euch einfach mal diese Nacht freinehmen würdet?" Die beiden gaben ihr etwas ruppig zu verstehen, dass sie das nicht tun konnten. Sie würden nicht ihr unterstehen, sondern ihrem Befehlshaber.
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Die Nacht war angenehm kühl, der Himmel wolkenlos und sternbehangen. Rundum ein schöner Moment und sehr angenehm für Nigel in diesem Augenblick. Allzu lange hielt dies allerdings nicht an, denn die zwei Hackendackel, Aufpasser oder was auch immer, waren, kaum war Azshera unter freien Himmel getreten, zu den zweien geeilt. Sie sahen müde und gereizt aus, wichen dennoch nicht von der Seite.
"Kommt, Jungs. Ich pass' schon auf sie auf und verspreche sogar, sie bis vor ihre Tür zu bringen, wenn das erforderlich sein sollte. Wenn ihr jetzt aber eh noch auf ein Bier in die Möwe gehen solltet, dann könnt ihr uns auch begleiten. Aber entspannt euch mal. Sie ist zwar mit Beliar im Bunde, aber auch nur ein ganz normaler Mensch." schaltete Nigel sich dazwischen.
Die beiden Leibwächter waren zwar vom Rang her wahrscheinlich höher, doch allein die Tätigkeit degradierte sie wiederrum, zumindest in Nigels Augen.
Tatsächlich tauschten die beiden Soldaten ratlose Blicke, bis sich der eine entschied, ins Bett zu gehen. Der andere aber entschied sich für die Taverne. Ob nur wegen dem Bier oder seiner Aufgabe, vermochte Nigel nicht zu sagen.
So gingen sie zu dritt durch die inzwischen ziemlich leeren Gassen hin zum Mittelpunkt einer jeden Nacht in Setarrif. Schon von weitem war zu hören, dass das Wirtshaus wieder brechend voll war. Doch Nigel war dem gar nicht mal abgeneigt, denn nach der Reise ohne Begleitung zurück nach Setarrif und der schier endlos scheinenden Geschichte eben in der Bibliothek war ihm Gesellschaft gar nicht so unrecht.
"Nun, hier die sagenumwobene Sturzkampfmöwe. Es gibt keinen besseren Ort für einen abendlichen Umtrunk. Anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber macht euch keine Sorge." preiste der Meister der Klingen die Taverne an, während er deren Tür öffnete und Azshera durchging.
Natürlich ließ er auch den mitgekommenden Leibwächter noch durch, denn alles andere wäre eine Beleidung gewesen und niemand wollte zu dieser Stunde noch Streit. Nigel am allerwenigsten.
"Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich mit ihr alleine ließest. Geb' dir auch ein Bier aus.", raunte er ihm allerdings noch zu.
Drin angekommen, lotste er Azshera zu einem halbwegs freien, aber sehr großen Tisch. Es war laut und rauchig in dem Laden und so ging er ganz nah an ihr Ohr, nachdem sie sich gesetzt hatte.
"Was wollt Ihr trinken?", fragte er laut, so dass sie ihn verstehen konnte.
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Madlen neigte den Kopf zur Begrüßung und blickte im Schatten ihrer Kapuze zwischen Redsonja und Rufus hin und her.
So spät noch trainieren? Nun, man musste natürlich immer und jederzeit bereit sein, aber um wenn die junge Frau ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sie heute nicht mehr die große Lust auf einen Übungskampf.
Unsichtbar für die beiden anderen Personen im Hinterhof, lockerte Madlen zuerst den Griff um Aynur, nur um gleich darauf noch stärker zu zupacken. Immer und immer wieder. Sie versuchte sich etwas zu beruhigen. Gerade jetzt gewann die Dunkelheit in ihr wieder die Oberhand. War dabei die Kontrolle zu übernehmen.
Und trotzdem blieb sie nach außen hin ruhig, verzog nur etwas die Mundwinkel und sprach dann: „Nun, Sonja…hast du uns beide hierher bestellt, weil du sehen willst, wie Rufus und ich uns schlagen?“
Unter der Kapuze verengten sich ihre Augen und nur ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel konnte einem aufmerksamen Beobachter verraten, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
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Die Lehrmeisterin forderte die Schüler auf wieder die Holzschwerter zu nehmen, dann löschte sie die Fackeln aus, die den Hinterhof beleuchteten. Nur noch der fahle Schein des Mondes und ein paar Restgeräusche aus der Taverne drangen zu den drei Schatten hindurch.
Sie lächelte fein, doch keiner konnte das sehen, denn die Schüler blickten sich gegenseitig an. Irgendwo kläffte ein Strassenköter und andere stiegen mit ein. Sie erinnerten die rothaarige Kriegerin an einen anderen Kampf, bei dem sie noch weniger gesehen hatte und es war ihr als wäre seither eine halbe Ewigkeit vergangen.
"En guarde."
Sprach sie nur und lächelte noch immer. Warum wusste keiner.
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Beim Betreten der Sturzkampfmöwe hatte der Wirt sie erkannt und begrüßt. Sie hatte diesen Gruß freundlich lächelnd erwidert. "Rotwein wäre nicht schlecht oder würdet Ihr mir etwas anderes empfehlen?" Azshera hatte ihren Kopf gedreht, damit sie den Krieger direkt ansehen konnte. Dabei fiel ihr auf, dass ihr zweiter Wächter ihnen nicht an den Tisch gefolgt war. Vielleicht war ihm doch bewusst geworden, dass er ihr jetzt nicht an den Fersen zu kleben brauchte.
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Natürlich Rotwein. Warum hatte er überhaupt gefragt? So war er direkt losmarschiert und hatte ihre Frage gar nicht mehr mitbekommen. Am Tresen angekommen, stellte er sich neben den Kerl, der auf Azshera aufpassen sollte, der immer noch etwas skeptisch dreinblickte. Nigel lächelte ihn einfach nur an, wandte sich an Sarpedon, der nun Zeit hatte und bestellte zwei Biere und den gewünschten Rotwein.
Während er auf die Getränke wartete, drehte er mit seinen Augen eine Runde durch den Schankraum. Einige bekannte Gesichter waren dabei, so auch sein Chef Raad. Dieser saß schon ziemlich krumm zusammen mit diesem bulligen Nordmann an einem Tisch. Dem Impuls folgend, wollte Nigel gerade zu den beiden hin, um dem Leiter der Akademie von dem erfolgreichen Abschluss des Auftrags zu berichten, als die Getränke fertig waren. Da beschloss der Krieger dann doch, dass dies noch Zeit hatte.
Er bedeutete Sarpedon, dass er später zahlen würde und stellte dem nachwievor unentspannten Kerl neben ihm ein Bier vor die Nase. Mit einem Klaps auf die Schulter verabschiedete er sich und ging mit dem Glas Wein und dem Bierkrug wieder zurück zu Azshera. Ganz wie ein Kellner servierte er der Dame ihr Getränk, bevor er sich ihr gegenüber setzte und den Krug erhob.
"Zum Wohle und auf den erfolgreichen Abschluss dieser Sache.", prostete er ihr zu, bevor er einen beherzten Schluck nahm.
Oh, wie hatte es ihm gefehlt. Doch er besann sich und widmete sich wieder seiner Begleitung.
"Nun dann, erzählt. Wie kommt es, dass die Stadt eine Botschafterin der Schwarzmagier beherbergen darf?", eröffnete er das Gespräch.
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Bevor Madlen das Übungsschwert annahm, legte sie ihren Mantel sowie Aynur und Barika auf die Seite. Als die junge Frau das weiße Kleidungsstück ausgezogen hatte, kam darunter ein Großteil ihrer Rüstung zum Vorschein. Sie wusste, dass Redsonja sie nur in den Hinterhof der Taverne kommen ließ, wenn eine Trainingsrunde anstand. Also hatte sie, bevor sie das Haus verlassen hat, noch Arm- und Beinschienen, sowie die Schulterschützer angezogen. Immerhin musste sie einigermaßen Heil nach Hause kommen, um sich noch um Vinona kümmern zu können. Die junge Frau zog noch einmal ihre Finger zu einer Faust zusammen, um die festen Lederhandschuhe etwas zu dehnen. Dann griff sie nach dem Übungsschwert und begab sich in Kampfposition. Ihre Augen würden noch eine Zeit brauchen, bis sie die unterschiedlichen dunklen Töne der Nacht erkannten. Und selbst dann war es schwierig. Zwar schien der Mond, doch…aus ihrer Jagderfahrung wusste die Bardin, dass er nicht viel brachte. Er ließ Dinge erscheinen, die es gar nicht gab und verbarg andere Sachen, die direkt vor einem standen. Also waren in diesem Kampf andere Sinne von Nöten, vor allem das Gehör. Madlen lächelte und forderte im fahlen Licht Rufus mit einer Handbewegung auf anzufangen. Das würde durchaus interessant werden…
Geändert von Madlen (20.08.2013 um 23:50 Uhr)
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Redsonja hatte alle Fackeln gelöscht und Rufus sah im ersten Moment garnichts mehr.
Es kam einfach zu überraschend, aber er versuchte sich so schnell es ging sich daran zu gewöhnen, aber er tat sich schwer, schließlich war er es nicht gewohnt, Etwas im Dunkeln zu tun, geschweige denn kämpfen.
Etwas unbeholfen tastete der Kellner nach der hölzernen Waffe und begab sich anschließend in Kampfposition, auch wenn er von Madlen nicht mehr als einen Umriss erkannte.
Diese schien auf jedenfall besser klar zu kommen, denn scheinbar hatte sie Rufus im Blick und sah genau, was dieser tat.
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"Beim Sohn meiner reudigen Hündin.... Ist die Hütte voll!".
"Ich halte das wirklich für eine ganz schlechte Idee. Ihr solltet nicht hier sein, wenn Ihr Euch morgen auf See begeben wollt".
Die eine Aussage stammte aus dem Munde des Nomaden, die andere aus dem Munde der jungen Bäuerin, der Bardasch zum Dank noch einen Schnaps in der Möwe kredenzen wollte. Dummerweise nur war die fleißige Frau kein Freund von brennenden Tränken und kein Freund von Männern, die nicht mal einen Tag lang ihre guten Vorsätze einhalten konnten.
Man musste dazu wissen, daß Bardasch Vorsätze die mit Alkohol in Verbindung standen, grundsätzlich nicht einhielt.
braaat erklang der Rülps aus dem Hals des Mannes, das ein anwesender Abgefüller sich bei dem Laut schon fast angesprochen fühlen konnte, aber Bardasch hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht beabsichtigt, sich hier überhaupt mit jemandem großartig auseinander zu setzen. Selbst die Bäuerin war in erster Linie dazu da, ihren Trank einfach dankbar zu genießen und dabei schön die Klappe zu halten. Alter Mann musste sich für sich in Ruhe einen Überblick verschaffen und wohlig warme, innere Wärme verspüren, ehe er handlungsfähig wurde.
Ein wenig gepflegter sah er aus, dank Weibeshand, daß man ihn nicht gleich für den allerletzten Penner aus der Gosse hielt und daher schaffte es der Nomade auch, den Schnaps mit Erfolg zu bestellen.
Und als Bardasch da so saß, erinnerte er sich an die Worte, die er beim Eintreten sprach.
"Meine reudige Hündin", überlegte er halb laut und legte den Zeigefinger dabei auf die Lippen. In seinem Kopf ging er nun eine Liste von Menschen durch - weiblicher Natur - die Bardasch einst auf seinem Weg begleiteten.
"Estefania besitzt meines Wissens nach keinen Sohn. Und schon garnicht von mir. Bin da schon anderweitig geprellt". Da erinnerte er sich an Ravenne, über die Bardasch nun im Zusammenhang mit dem Gesagten nachdachte. "Besser Du hast keinen Sohn", sprach er beim Gedanken an Frau Ritthauptmann, "Ohne meine Erlaubnis geht Dir keiner an die Wäsche. Das gäbe Tote!", regte Bardasch sich auf, als er sich der Anwesenheit der Bäuerin gewahr wurde, da diese sich nun zu Wort meldete.
"Ich habe einen Sohn...".
Blinzelnd blickte der Nomade für einen Moment in das Anlitz der Anwesenden, bis ihm nach einem Schnaufen und schiefer Mundlage ein kurzes "Oh" entfleuchte. Einen weiteren Schluck Schnaps später folgte noch ein weiterer Kommentar, der glücklicherweise so leise gesprochen war, das aber auch niemand dieser verrückten Welt etwas davon mitbekam.
Von jetzt an würde er einfach schweigen und schlucken.
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Die Arbeiten an der Abschrift von yinnes Buch gingen langsam voran. Tinquilius hatte lange keine Abschrift mehr angefertigt und brauchte eine ganze Weile, bis er wieder auf einem passablen Niveau war, sodass er die eigentlichen Arbeiten beginnen konnte. Doch ein Problem blieb bestehen: Er konnte lediglich den Text abschreiben und durch Marginalien seine Kommentare hinzufügen. Die vielen Zeichnungen hingegen vermochte er nicht zu übernehmen. Kleinere Skizzen für sich selbst konnte er zwar anfertigen, die genügten aber nicht einer solchen Abschrift. Dafür war sein künstlerisches Talent nicht groß genug.
Ich werde mir also wieder einen von Calamus‘ Adepten holen müssen. Einer derer, die für die Buchmalerei zuständig sind. Diese sollten mir helfen können, die Zeichnungen zu übertragen. Das einzige Manko: Es wird noch länger dauern.
An sich jedoch war er nicht in Eile. Nebst der Abschrift musste er auch die Tinkturen herstellen, die yinne brauchen würde. Solche, die die Haut und die Muskeln darunter anzuregen wussten. Dieser Prozess bräuchte ebenfalls noch eine ganze Weile.
Gerade als er einen weiteren Absatz schreiben wollte, klopfte es an seiner Tür.
„Ja?“
Die Tür öffnete sich und ein junger Adept trat ein. Er verbeugte sich. „Meister Tinquilius, man verlangt euch am Tor.“
„Am Tor? Wer verlangt mich denn?“
„Ein gewisser Rognor Hammerfaust. Er schien euch zu kennen.“
Tinquilius nickte und stand auf. Natürlich kannte er den Besitzer der Mine. Er hatte Tinquilius drei Minecraler Eier gegeben und dafür einzig einen Gefallen in der Zukunft gewünscht. War dies nun der Zeitpunkt dafür? Sogleich folgte er dem Adepten hinunter in das Erdgeschoss und dann aus dem östlichen Flügel hinaus in den Hauptraum des Hauses. Dort trat er zur Tür und öffnete diese mit einem Lächeln.
„Ah, einen wunderschönen guten Tag, werter Rognor“, begrüßte er den kleinen Minenbesitzer. „Kommt doch hinein.“ Der andere folgte Tinquilius und sie schritten zu einer der Kammern, die normalerweise nur der Rat nutzte. Als sie darin waren, bat er ihn sich zu setzen. „Es freut mich euch wiederzusehen. Ich hoffe, die Arbeiten in der Mine gehen gut voran und es gibt keine Probleme? Wie kann ich euch denn heute weiter helfen?“
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Die junge Schwarzmagierin prostete dem Krieger zu. Sie ließ ihren Blick durch die volle Schenke schweifen. Bis auf die Wache und den Wirt erkannte sie keines der Gesichter wirklich wieder, höchstens von ihrem letzten Besuch mal flüchtig gesehen. Nigels Frage fand den Weg in ihren Gehörgang und sie blickte wieder zu dem Krieger. "Richtig, darüber hatten wir ja kurz gesprochen. Und ich hatte versprochen, Euch mehr davon zu erzählen." Azshera schenkte ihm ein Lächeln. "Nun will ich mein Versprechen auch einlösen. Wo soll ich da anfangen? Ich schätze, über die politischen Krisen des Königs seid Ihr zumindest im Groben im Bilde? Dann sollte Euch auch bekannt sein, dass König Ethorn nicht überall Freunde hat. Genau aus diesem Grund hat das Kastell dem König und damit dem Königreich wie auch Setarrif Unterstützung angeboten. Ich bin als Teil dieser Unterstützung hierher gekommen und zur Botschafterin ernannt worden. In erster Linie bin ich hier, um auf diplomatischem Wege diverse Zerwürfnisse zu bereinigen. Aber ich denke, auch im Fall eines Kampfes könnten wir Schwarzmagier durchaus von Nutzen sein. Derzeit bleibt mir der Einsatz meiner Magie allerdings versagt, zumindest innerhalb dieser Stadt. So hat es der König entschieden. Und genau deswegen folgen mir immer diese Klappergestelle, auch wenn man wohl nicht jeden auch wörtlich als solches bezeichnen kann." Die Schwarzmagierin lachte leise und nahm dann einen Schluck aus ihrem Becher. Der Wein hatte einen vollen Geschmack und war nicht zu sauer. Hatte der Wirt doch noch besseren Wein versteckt gehalten? Egal, diese Frage wollte sie heute nicht ergründen. "Und was ist mit Euch? Ihr wolltet mir auch etwas davon erzählen, was Ihr hier als Krieger macht und wie Ihr dazu gekommen seid, Krieger zu werden." Lächelnd sah sie ihn an und wartete auf eine Antwort. Er sah der Schwarzmagierin in die Augen und schien für einen Moment so, als hätte sie ihn aus seinen Gedanken geholt.
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Die Nacht war schon längst über Setarrif hereingebrochen, als Rafik die Taverne verließ. Die Geschichte mit dem Buch hatte noch etwas Zeit, die Zeit würde er sich an den Folgetagen nehmen. Das besagte Buch trug der junge Anwerber jedoch dennoch bei sich, in einer kleinen Tasche. Zwar traute er Sarpedon und der Sturzkampfmöwe, aber dennoch schien es ihm zu unsicher - schließlich war das Schriftstück bereits einmal abhanden gekommen. Die kühle Nachtluft trieb seine Beine einmal durch Setarrif, mit jedem Schritt etwas schneller, bis er einen kleinen Lauf hinter sich hatte und Schweißperlen seine Stirn bedeckten. Vor kurzem war er aufgestanden, da er den Tag über geschlafen hatte und deshalb trieb ihn eine gewaltige Energie um die Nachtzeit an. Er erinnerte sich daran, wie er manchmal Nachts im Hinterhof der Taverne trainiert hatte und die Sehnsucht nach der Vergangenheit brachten ihn in diese Richtung.
Gerade noch so erwischte Rafik im Augenwinkel, dass eine Fackel erlosch und allein die Umrisse einer Frau reichten ihm, um sie zu erkennen. Da stand sie, seine anscheinend genesene Lehrmeisterin, und schaute auf zwei Personen die Rafik nicht sofort erkennen konnte. Lediglich das Aufnehmen der Holzschwerter, die er viele male in der Hand gehabt hatte, konnte er beobachten. Auch seine Hand fuhr an seine Waffe, an die geplünderte Waffe, und so stand er da, angelehnt an eine Hauswand und aus der Ferne die zwei sich gegenüberstehenden Schatten beobachtend.
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Zur gleitenden Feder
Turang beugte sich über das schwere Buch mit dem schwarzen Ledereinband, auf dem nur in weißen Lettern das Wort "Arcaney" und das für den Buchbinder typische Heptagram zu erkennen waren. Neben ihm stand Dynessa, schweigsam, wie er sie kennen gelernt hatte. Das Buch, zu einem Großteil noch unbeschrieben, war auf einer der ersten Seiten aufgeschlagen, auf der eine Runenfolge, mehrere Zeichnungen eines bestimmten Ringes und Erläuterungen den Zauber des Gegenstandes betreffend, vermerkt waren.
"Dieses Artefakt habe ich auf einer Reise vor zwei Jahren in den Bergen dieser Insel gefunden. Es beherbergte einen Zauber, der die Seele eines jeden in sich verschloss, der den Ring berührte. Ich habe die Theorie, dass euer Koma durch einen ähnlichen Zauber aufgetreten sein könnte. Ich vermutete damals, dass es der Zauber eines Beliar-Dieners oder ein orkischer Fluch gewesen sein könnte, leider hatte ich selbst später nie die Gelegenheit das Objekt genauer zu untersuchen oder wenigstens einen anderen Magier meinen Ordens dieses vornehmen lassen."
Turang fuhr nachdenklich mit dem Finger über die Stelle, wo der Magieaustausch zwischen dem magischen Fokus und dem Runenring aufgefasst wurde. Leider hatte er niemals etwas über die Herkunft oder den ursprünglichen Zweck des Ringes herausfinden können, diese Stellen waren noch unbeschrieben.
"Der Ring ist heute im Besitz eines Schwarzmagiers namens olirie. Ich denke, dass er den Ring weiter untersucht haben könnte und euch vielleicht Auskunft über die Wirkungsweise von geistversiegelnden Zabern geben kann. Er lebt im Süden dieser Insel im Kastell der Schwarzmagier. Eine bessere Instanz, um den Ursprung eurer geistigen Absenz zu begreifen, ist mir leider nicht geläufig."
Als letztes gab ihr der Magier noch einen Geldbeutel in die Hand, der zwar keine großen Schätze enthielt, aber sie zumindest eine Zeit lang über Wasser halten sollte.
"Das hier soll euch helfen, den Weg und den Eintritt ins Kastell zu erleichtern. Ich werde euch dorthin nicht begleiten können. Doch seid meiner besten Wünsche versichert, dass euer Weg auf eine gerade Straße führt und dass ihr hier in Setarrif weiterhin willkommen seid. Möge allzeit ein Licht auf Eurem Weg leuchten."
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Dunkelheit überall. Schwarze Schatten, sie bewegten sich. Um die junge Frau herum. Sie schienen zu tanzen, machten sich lustig über die Bardin. Lachten hämisch und zeigten mit dem Finger auf sie. Verräter, schrie die Finsternis. Du hättest so viel Macht haben können, aber du hast alles weg geworfen…und für was? Für ihn? Vergiss eins nie, wir beherrschen dich. Du kannst dich noch so lange wehren, aber eines Tages wirst du uns gehören. Für immer und dann…dann regieren wir die Welt und zwar wie es uns passt, nach unseren Vorstellungen.
Madlen riss ihre Augen auf. Bisher hatte sie sie geschlossen gehalten, um sich vollständig mit Dunkelheit zu umgeben. Sie hatte sich nur auf ihr Gehör und ihren Spürsinn verlassen wollen. Doch…ihr eigener Schatten war zu groß, zu mächtig…
Wieder begangen ihre Mundwinkel zu zucken. Es war lächerlich. Natürlich konnte sie niemand sehen, aber trotzdem wollte Madlen ihr Innerstes nicht nach außen kehren. Es war ihr Problem. Ihre Sache. Nur Elesil wusste davon. Nur sie wusste, dass das Ende naht.
Wieder bewegten sich Schatten, diesmal echte. Madlen wich einem aus und stach den anderen an die fiktive Brust. Dann machte sie einige Schritte rückwärts und erreichte die Hauswand. Zumindest eine Richtung, aus der der Gegner nicht kommen konnte. Doch nun wusste sie weder, wo Rufus noch wo Sonja war.
Die junge Frau versuchte sich durch Atmung zu beruhigen. Ein und aus, ein und aus. Immer wieder und wieder. Langsam erlahmten die Schatten, wichen zurück. Der Mond...er schien heller als noch eben zu strahlen. Madlen erkannte nun die ungefähren Umrisse von Rufus. Aber auch er gewöhnte sich langsam an die Finsternis.
Ein Knacken neben der Bardin. Sie zuckte zusammen, machte einen Satz nach rechts und hätte sich sofort dafür schalten können. Nun war sie wieder orientierungslos. Stach ein paar Mal zu und wehrte Dunkelheit ab, die sie für ein Übungsschwert hielt. Alles in allem war es nicht sehr erbaulich.
Ich wurde in Dunkelheit geboren und dorthin werde ich zurückkehren. Meine Ausbildung war extra darauf spezialisiert und doch kann ich heute nichts mehr?
Mit einem Mal…ein Zorn, den sie so nicht kannte. Madlen holte aus und schlug mit voller Wucht zu. KLONK! Sie traf irgendetwas…doch was es war, wusste sie nicht…
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Das Schwert, welches in Zubens Namen schon so manches Leben ausgelöscht hatte, schnellte hoch und parierte den wüst geführten Schlag. Die Schülerin Redsonjas holte erneut aus, stoppte ihre Bewegung jedoch abrupt als das sich in der Klinge spiegelnde Mondlicht auf ihr Gesicht fiel. Der ehemalige Assassine grinste und senkte seine Waffe. Er hatte den Dreien schon eine ganze Weile zugeschaut. Gerade als die Rothaarige sich in Richtung Taverne aufgemacht hatte, war er zu ihnen hinunter in den Hinterhof gestiegen. Er hatte der Rothaarigen den Handel in Erinnerung rufen wollen und war gerade über ihre neuesten Trainingsmethoden gestolpert. Wollte sie die beiden abhärten? Wenn erst einmal einer getroffen war, würde die Spirale der Vergeltung ihren Lauf nehmen und schon bald hätte er ein Spektakel vor Augen, das sogar noch besser war als was die Fesche Felicia zu bieten hatte.
Rufus einen kleinen Vorteil verschaffend fing Wendel Thoke erneut das Mondlicht ein und leitete den Lichtstrahl dorthin, wo Madlen eben noch gestanden hatte.
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Ein kurzer Lichtblick, die Finsternis wich…das Mondlicht spendete Trost und Hoffnung. Für den Bruchteil eines Augenblicks war Madlen frei von allem, vor sich nur noch die Unendlichkeit. Doch schon nach dem unsanften Treffer von Rufus, der natürlich jetzt wusste, wo sie sich befand, wurde die junge Frau in die Wirklichkeit zurückgeholt.
Aber ihre Wut war weg. Stattdessen kehrte die Finsternis zurück und mit ihr eine innere Kälte, die die Bardin zuletzt in der Wüste auf ihrer Flucht empfunden hatte. „Das war dein letzter Treffer!“ Madlens Stimme schien sich verändert zu haben, als hätte sie mit einem Mal einen völlig rauen Hals.
Eine schnelle Schlagabfolge war nun das Ergebnis. Die junge Frau wusste nicht, wie sie das Schwert von Rufus treffen konnte oder wie sie überhaupt fühlte, wo er stand, aber…
Nun, mittlerweile war die Finsternis in mehrere Schwarz- und Grautöne aufgeteilt. Madlen erkannt zwar immer noch nichts genaues, nur Schemen, aber…etwas deutlicher und die Nacht schien…aus vielen Farben zu bestehen. Auch wenn alle nur ein anderes Schwarz waren.
Und der groteske Tanz ging weiter, wobei Rufus immer noch mit einem Treffer in Führung lag…die meisten Schläge gingen aber auch ins Leere.
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Rufus versuchte nur wenig abzuwehren, er sprang lieber immer wieder zurück.
In dieser Dunkelheit war es kaum möglich einen gegnerischen Hieb zu erkennen, geschweige denn darauf zu reagieren.
Da hatte sich Redsonja ja was ganz tolles ausgedacht, eine Kampf im Dunkeln, das konnte keiner schaffen, der nicht ständig solchen Bedingungen ausgesetzt war.
Als Rufus noch ein paar mal zurückgesprungen war, kam er mit dem Rücken an eine Wand.
Abhauen war nun keine Option mehr, denn Madlen schien irgendwie durch den Treffer des Kellners wütend geworden zu sein und stürmte immer wieder auf diesen zu.
Es folgte ein erneuter Schlagabtausch, mit einigen Hieben, die ihr Ziel eindeutig verfehlten.
Dann versuchte Rufus selbst einmal, einen Angriff zu starten.
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Madlen konnte Rufus – weiß der Teufel wie – in die Ecke drängen. Die Dunkelheit wurde stärker in ihr. Sie schrie und lechzte nach mehr Schmerz und Blut. Sie drängte die junge Frau zum finalen Schlag auszuholen. Die Bardin hob ihr Schwert und brach dann mitten in der Luft ab. Wieder begangen ihre Mundwinkel zu zittern. Es war nur ein Übungskampf, sonst nichts. Also verhalte dich auch so.
Sie wusste nicht, was Rufus alles sehen konnte, spürte aber nichts desto trotz sofort sein Schwert, dessen Sitze sie in der Bauchgegend durchbohrt hätte, wenn es nicht aus Holz gewesen wäre. Die Wucht ließ sie einige Meter weit zurück stolpern. Zitternd kam die junge Mutter zum Stehen, erfüllt von Angst um ihre Tochter, nicht um ihr eigenes Leben. Die Dunkelheit wich vor dem Zorn Madlens in eine Ecke zurück. Fürs erste hatte sie genug versucht. Doch sie würde wiederkommen.
Es folgte wieder ein Schlagabtausch, bei dem es Madlen diesmal sogar gelang, einen Treffer zu landen…wahrscheinlich mehr mit Glück als mit Verstand. Doch die meisten Schläge gingen wieder ins Leere und es schien, als würden die Kontrahenten immer mehr die Lust verlieren. Die Bardin verfiel in den Tick – Tock Kampf, den sie so oft bei Thranduil gesehen hatte. Aber Aufgeben war nicht drin. Das konnte man in einem echten Kampf auch nicht…
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Er hatte so etas schon erwartet gehabt und so war der Krieger nicht so recht verblüfft. Viel mehr interessierten ihn die Beweggründe der Schwarzmagier, diesen Schritt zu gehen. Aber so schnell sollte Nigel das wohl nicht herausfinden.
So widmete er sich der Frage, die er von der Schwarzmagierin gestellt bekam. Und die Antwort war er ihr wohl schuldig, auch wenn es gar nicht so einfach war, wie es schien. Wo sollte er anfangen? Aber sie wollte doch wissen, warum er Krieger geworden war. Und diesen Schritt war er gegangen, nachdem er feststellen musste, dass sein komplettes bis dahin existierendes Leben zerstört worden war.
"Rache.", gab er schließlich von sich.
Doch schnell war klar, dass niemand mit dieser Art der Antwort zufrieden sein kann. Da bedurfte es noch mehr Worte.
"Eigentlich sollte ich ein Fischer werden. Ich schloss mich aber damals aus Rache der Stadtwache in Khorinis an und so nahm die Geschichte ihren Lauf und ich war ein Krieger, wenn man sagen kann, dass der Umgang mit einer Waffe einen zu einem Krieger macht." fügte er deshalb noch an.
Mehr wollte Nigel noch nicht sagen. Er öffnete sich ungern und außerdem wollte er seine Begleitung nicht langweilen.
"Ich geb' die Frage mal zurück: Wieso widmet Ihr Euch der schwarzen Magie? So furchtbar seid Ihr doch gar nicht.", neckte er Azshera mit einem breiten Grinsen.
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