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Wie hatte einer der Männer sie vorhin noch bezeichnet? Botschafterin? Das war kaum zu übersehen, da sie offenbar bemüht war, die Fronten nicht nur zu glätten sondern auch glatt zu halten. Man sollte es ihr nicht verübeln, war sie doch nur eine Bewohnerin dieser Sphäre, wie die anderen beiden auch. Aber da er Dinge wie Mitgefühl nicht kannte, war es ohnehin egal. Dennoch verdarb sie ihm seinen Spaß.
'Schon gut, schon gut. Er ist zu aufgewühlt, der Magier. Ich kann nicht klar erkennen, ob er diese Regung zeigt, weil er lügt oder weil ich ihm nicht geben will, was ihm vermeintlich gehört. Wenn er sich nicht beruhigt, kann ich nicht entscheiden, ob er das Buch haben kann oder nicht.'
Nun war es raus. Jetzt war es an den Menschen zu handeln. Ohne ihre Mithilfe konnte er den Auftrag nun nicht zu Ende bringen. In der Zwischenzeit konnte er sich neue Späße überlegen, die er mit den dreien treiben könnte.
Azshera
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Calamus
Calamus war normalerweise ein sehr ruhiger und riedfertiger Mensch, doch alles, was seine Bibliothek betraf, traf einen wunden Nerv. Das bekamen unachtsame Novizen und Besucher gerne einmal zu spüren. Und doch glaubte er nicht, dass er gerade aufgewühlt war. Genervt von den Späßen des Dämons, das war er sicherlich. Geplagt von Kopfschmerzen durch diese unerträgliche „Stimme“ dieses Wesens Beliars, das auch. Aber aufgewühlt?
Er richtete seine Aufmerksamkeit kurz Nigel zu, der neben ihm saß, jedoch wenig dazu beitragen konnte, und dann wieder musterte er das Buch. Er wollte etwas sagen, dem Dämon klar machen, dass er gar nicht aufgewühlt war, doch ihm war klar, dass dies nichts brächte. Der Dämon saß hier nun einmal am längeren Hebel.
Nun gut, wenn ich mich beruhigen soll, so soll es sein. Der Klügere gibt nach.
Langsam atmete er ruhig aus, schloss kurz die Augen und versuchte nicht mehr an das ganze Geschehen und die Ungerechtigkeit des Dämons zu denken, sondern stattdessen ging er die Aufgaben durch, die er in den kommenden Tagen hier noch zu erledigen hatte. Zwei Bücher warteten auf eine Abschrift und er musste Myxir auch noch zwei Werke über die Entwicklung der alten Magierkaste geben, um die er schon mehrfach gebeten hatte.
Tinquilius
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War das wieder einer seiner Späße? Azshera hoffte, dass es nicht so war. Von Nigel hatte sie nichts mehr gehört, seit seinem Kommentar, aber sie wagte auch nicht, die Augen zu öffnen oder die Hand vom Buch zu lösen, um nach ihm zu sehen. Beides konnte bedeuten, dass sie ihn wieder suchen musste oder dass er sich vielleicht nicht bereit erklärte, mit ihnen zusammen zu arbeiten, was er, streng genommen, gerade in seiner eigenen Art und Weise tat. Es war sehr still. Calamus hatte es offenbar vorgezogen, den Forderungen des Dämons folge zu leisten und tat alles, was in seiner Macht stand, um ruhiger zu werden. Die Kreatur vor ihr zeigte keine Regung, aber Dämonen waren nicht dafür bekannt, dass man ihre nächsten Schritte vom Gesicht ablesen konnte.
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Calamus
Es war still und Calamus hatte seine Augen weiterhin geschlossen. Seine Gedanken schweiften nun nicht mehr um das eine Buch, sondern er beschäftigte sich auch um all die anderen Aufgaben, die anstanden und all die anderen Werke, die es hier in der Bibliothek gab.
Und er überlegte, wie der Dämon wohl an das Buch gebunden war: Myxir und er diskutierten oft die magische Sphäre und wie man diese mit de hiesigen verbinden konnte. So war eine Verzauberung eines Gegenstandes keineswegs so schwierig, wie es vielleicht klingen mochte. Man musste lediglich die Fäden der Magie an die Stellen des Gegenstandes binden, die dafür empfänglich waren. Zumindest theoretisch. Praktisch wussten beide, dass dies oft nicht funktionierte oder wenn, dann nur für einen kurzen Moment.
Wie schafft es der Dämon aber, sich an das Buch zu binden? Natürlich ist er kein Zauber, aber er stammt aus einer anderen Sphäre und ist damit nur Gast hier.
Doch er ließ diese rein wissenschaftliche Frage offen im Raum stehen und öffnete wieder die Augen. Seine Atmung war leise und ruhig, sein Gemüt fernab jeder Aufregung.
„So, werter Dämon, wäret ihr nun bereit, im Sinne meines Anliegens zu entscheiden?“, sprach er freundlich, ruhig und ohne jede Regung seines Gemüts.
Tinquilius
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Das Kerzenlicht flackerte in dem dunklen Raum. Auf einem soliden Holztisch stand das Wachskonstrukt und erhellte den Raum, wenn auch nur ein wenig. Aber es war genug um mit den, an die Dunkelheit unter Tage gewöhnten Augen alles zu erkennen. Lange hatte Rognor auf diesen Tag hingearbeitet und doch hing nun alles fest bei einer winzigen Sache. Das metallene Tor war schon fast fertig und saß auch beinahe passgenau im Mineneingang. Wochen waren mit dem Projekt vergangen, doch jetzt erst fiel dem Zwerg seinen kleinen Denkfehler auf. Seinen Vorstellungen zufolge wollte er sich die fünf magischen Torriegel aus den alten Legenden der Zwerge für die Sicherung seines Tores nutzen. Doch jetzt stellte der Zwerg fest, dass er zumindest einen Magier brauchte, der ihm solche Riegel erschaffen konnte. Und da war der Weißhaarige überfragt. Er müsste die Magier vom Königreich bitten sich seines Problems anzunehmen oder ihn zumindest einen Tipp zu geben, wo er solch einen Magier finden konnte, der ihm seinen gewünschten Gegenstand erschaffen konnte. Und da wusste der Zwerg wo er seinen Ansprechpartner finden konnte. Eigentlich wartete er auch nur noch auf Leon, der sich gerade bereit machte. Er hatte den ganzen Tag mit den anderen Steinmetzen in der großen Halle verbracht, die immer mehr ihrem Namen entsprach. Die zusätzlichen Schmelzöfen und Essen waren bereits fertig und warteten darauf mit der heißen Glut des Feuers befackelt zu werden.
Als ein leises Klopfen ertönte erwachte der Zwerg aus seiner Starre und sprang auf. Mit einem kräftigen Ruck holte er die Axt aus dem Holze des Tisches und steckte sie sich in den Gürtel. Nach einem weitern Klopfen schwang die Tür auf und der weißbärtige Mann verließ mit der Gewissheit, dass der Jüngling folgen würde die Kammer und die Mine. Im späten Nachmittag schlossen bereits die Geschäfte, da es gerade begann zu dämmern. Die Schritte des Zwerges führten den kleinen Mann präzise zum Haus der Magier, wo er mit seiner Faust dreimal fest Klopfte. Ein Jüngling wie bei seinem ersten Besuch öffnete die Tür und fragte nach dem Begehren des seltsamen Gespanns. "Mein Name ist Rognor Hammerfaust und ich erbitte ein Gespräch mit dem Magier Tinquillus. Bitte richtet ihm meinen Wunsch aus."
Mit einem höflichen Nicken enzschwand der junge Mann und ließ die Beiden vor der Tür stehen, bis denn endlich eine Antwort käme.
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Sein Leib war angespannt wie der einer Bestie auf der Pirsch. Er wartete nur darauf, dass die nächste Herausforderung kam. Eine leise Stimme in seinem Schädel sehnte sie beinahe herbei. Er wusste, dass er es nicht ein drittes Mal bloß über sich ergehen lassen konnte. Nein. Er wollte es auch gar nicht. Alle Guten Dinge sind drei. Doch sein Geist sann schon nach dem zweiten vermeintlichen Angriff auf Rache. Ein drittes Mal würde nicht ungestraft bleiben. Ganz sicher nicht.
Die Augen des Akademieleiters waren skeptisch zusammengekniffen. Er beäugte den Raum. Irgendjemand würde einen Fehler begehen. Da war er sich ganz sicher. Er wusste nur noch nicht, wer der arme Tropf war, der es nicht lassen konnte.
Seine Augen glitten durch den Raum zwischen den Menschen umher wie eine Schlange durch das Unterholz. Die Gesichter aller umstehenden wirkten seltsam verzerrt, als sei das Lachen, an dem sie sich gerade versuchten, auf seltsame Weise in ihren Schädel gebrannt worden. Nein. Das war nicht seltsam. So sahen diesen Primaten doch immer aus, wenn sie sich am Alkohol besoffen.
Raad lachte leise. „Primaten.“, murmelte er vor sich hin, „Ja… so seht ihr aus.“
Er kicherte weiter und wippte dabei, ohne, dass er es selbst bemerkte, langsam vor und zurück. Dann griff die Hand des Nordmannes an die Schnapsflasche. Oder wollte es. Sie zielte in diese Richtung. Doch Raad war schneller. „Meins.“, zischte er und goss sich schnell, so, als fürchtete er, Colodis würde ihm gerade tatsächlich dieses überaus üble Gesöff streitig machen wollen, nach. Dann kicherte er. „Spaß.“, murmelte er entschuldigend und schenkte auch den Nordmann nach. Doch dessen Becher war noch voll, sodass der Schnaps über den Rand und auf den Tisch lief, bis Raad befand, dass der Becher auch in seinen Augen wirklich voll war.
„Seltsam…“, ein Grinsen huschte bei diesem Wort über sein Gesicht. „Ist doch alles so wie immer. Du trinkst zu wenig. Deswegen hast du den Eindruck, als würde etwas schief laufen.“, gab der Schwarzhaarige eine Antwort auf eine Aussage des Freundes, die schon eine viel zu lange Zeit unbeantwortet geblieben war. Aber sie war doch erst gerade. Gerade… „Gerade…“, schob er leise hinterher und schmatzte dabei, als prüfte er den Geschmack des Wortes. „Erinnerst du dich an unser kleines Scharmützel vor zwei Tagen bei Ben Erai. Die Nomaden haben ganz schön scheiße aus der Wäsche geklotzt, als wir plötzlich aus der Nacht heraus hinter ihnen waren. Man… das war toll… Du warst zwar etwas langsam für deine sehnige Gestalt… hm…“, Raad starrte den Mann ihm gegenüber an, „Warte mal… ach… das war gar nicht vor zwei Tagen. Das war vor einer Woche. Du hast natürlich Recht.“ Raad grinste nach einer Entschuldigung heischend.
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'Ich denke, dass ich jetzt dazu in der Lage bin. Es ist offensichtlich für mich, dass ihr der Überzeugung seid, dass ihr als Eigentümer des Buches geltet, weil Ihr dazu eingesetzt wurdet, Euch um diese Bücher zu kümmern.' Er ließ sich ein wenig Zeit, ehe er weiter sprach. Erstmal wollte er noch ein wenig an den Nerven des Magiers zerren. 'Es hat für mich ebenfalls nicht den Anschein, als hättet Ihr die Absicht, mich hinters Licht zu führen. Demnach gehe ich zumindest davon aus, dass Euch die Unversehrtheit dieses Buches am Herzen liegt.' Wie sehr die Menschen doch an materiellen Dingen hingen. Wenn sie das angesammelte Wissen in ihren kleinen Köpfen speichern würden, dann müssten sie sich keine Sorgen darum machen, was mit irgendwelchen Büchern geschah. Der Magier behielt tatsächlich die Nerven und blieb vollkommen ruhig. Zumindest konnte man ihm keine Gier vorwerfen. Lüge spürte er genauso wenig wie Heimtücke. Wobei er von der Frau ein wenig Misstrauen vernahm. Aber das sollte nicht weiter stören. Von dem anderen Mann spürte er keine nennenswerte Regung. 'Ich schätze, mit Euch habe ich tatsächlich den wahren Vertreter des rechtmäßigen Eigentümers vor mir. Ich musste Euch auf die Probe stellen, um Eure wahren Motive herauszufiltern. Es sollte also nichts dagegen sprechen, wenn ich Euch das Buch überlasse.' Er löste sich noch nicht von dem Buch, er wollte zunächst eine entgültige Regung des Magiers bewerten.
Azshera
Geändert von niederer Dämon (20.08.2013 um 18:43 Uhr)
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Es schien so, als wäre es geschafft. Und es wurde auch Zeit, da Nigel allmählich die Geduld zu verlieren schien. Äußerlich blieb er ruhig wie ein Stein, doch innerlich begann er zu kochen. Aber er sah es auch als Geduldsübung und wahrscheinlich nur deswegen gelang es ihm, nach außen hin derart unbeeindruckt zu wirken.
Nachdem der Dämon wieder aus dem Kopf des Kriegers verschwunden war, waren seine Nerven jedoch ziemlich angespannt. Er sah ganz aufgeregt zur Botschafterin, die immer noch mit geschlossenen Augen vor dem Buch saß, und wartete darauf, dass es vollbracht sei. Dann sah er zum Bibliotheksvorsteher, um dessen Reaktion abzuwarten, bevor er doch wieder zur ansehnlicheren Schwarzmagierin blickte.
Nigel wollte weg, hin zum Bier oder zumindest wollte er seinen Auftrag erfolgreich abgeschlossen wissen... Es wurde Zeit!
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Argon spazierte über die Dächer, als würde er das jeden Tag machen, während Sergio gar nicht so schnell hinterherkam. Wenigstens bekam der Adept noch die Erläuterungen seines Lehrers mit. Großartig über diese nachdenken konnte er leider nicht, denn der Stein flog schon wieder durch die Luft. Diesmal war ein weniger muskulöser Mann das Opfer, der jedoch ein nicht minder wütendes Gesicht als sein Vorgänger machte. Auch er bemerkte die Herrschaften auf dem Dach nicht.
Sergio konzentrierte sich erneut und spürte nach einer Weile die magische Aura des Getroffenen, der sich währenddessen suchend umblickte. Zum Glück waren dort unten nicht so viele Menschen unterwegs, denn so gestaltete sich das Ganze einfacher. Der Schüler hob seine rechte Hand und schickte seine Magie hinunter zu dem Mann, was ihn aufgrund der Entfernung merklich Kraft kostete. Er fühlte einige Empfindungen im Geist des Studienobjektes, doch besonders auffällig war die Unruhe, sozusagen eine magisch spürbare Aufgewühltheit, gepaart mit Wut. Der Gesichtsausdruck bestätigte dies noch immer. Erstaunlich, wie ähnlich die Menschen auf den Stein reagierten. Wobei Argon vielleicht auch dafür sorgte, dass es wehtat.
Sergio versuchte, weiter in das fremde Bewusstsein vorzudringen und seine Magie mit dem Ärger seines „Opfers“ zu verknüpfen, eine Art Verbindung zu schaffen. Dies gelang ihm aber nicht, so sehr er es auch versuchte. Eine Weile ging das so weiter, bis er plötzlich genau die richtige Empfindung zu fassen bekam – jedenfalls fühlte es sich so an. Er bemühte sich, den Ärger aus dem Geist zu verdrängen oder wenigstens zu dämpfen. Und es funktionierte eindeutig.
Behutsam machte er weiter, doch plötzlich verschwand der Ärger einfach. Im selben Augenblick zuckte der Mann mit den Schultern und ging davon. Und es sah nicht danach aus, dass das Werk des Adepten war.
„Verdammt“, sagte Sergio. „Da hab ich wohl zu lange gebraucht. Denn ich habe den Ärger nicht dämpfen können. Wobei ich zumindest darauf zugreifen konnte. Vielleicht ist das ja auch schon ein Fortschritt.“
Geändert von Sergio (20.08.2013 um 20:03 Uhr)
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"Bedenken wir, dass du vorher tatenlos hättest zusehen müssen, wie der Probant einen Unbeteiligten verprügelt hätte, spricht wohl nichts dagegen, es so so zu nennen."
Mittels seiner Magie kam der Stein, kaum, dass sich das Testsubjekt umgedreht hatte, wieder brav in seine Hand zurückgeflogen. Das währte aber nicht lange vor, schließlich war es im Sinne ihrer Studie, den Stein möglichst oft in die Menge zu schleudern.
"Begnügen wir uns im theoretischen Teil vorerst damit, dass du das grundlegende Prinzip erkannt zu haben scheinst und intensivieren wir die Praxistests. Es geht doch wenig über ein gesundes Maß an Erfahrung."
So machte sich Argon also daran, Sergio eine breites Fundament an Ärger zu bescheren, den er im Sinne ihrer Studie dann schlichten durfte. Er konnte kaum leugnen, dass einen gewissen Gefallen an dieser Aufgabe fand...
Turang
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Warum löste der Dämon sich nicht endlich von diesem Buch? Sie konnte nicht sehen, wie es bei Nigel und Calamus aussah, aber es schien alles ruhig zu sein. Sie sah den Dämon an und wartete darauf, dass er etwas tat. 'Sieh mich nicht so an, es ist gerade so gemütlich hier.' Die junge Schwarzmagierin zog missbilligend ihre rechte Augenbraue hoch. "Viele Menschen mögen es nicht, wenn man ihre Geduld strapaziert. Dann ist es völlig normal, dass sie unruhig werden." 'Ohne ein weiteres Wort setzte sich der Dämon in Bewegung. Offenbar machte er nun doch etwas. Aber das konnte nur Azshera sehen, denn sie war immer noch mit der Struktur des Buches vernetzt. Dafür konnte sie noch nicht sehen, was außerhalb des Buches vor sich ging.
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Madlen hatte sich gerade von Marcel verabschiedet. Die Kleine schlief schon seit ein paar Stunden, auch wenn sich die junge Frau unwohl fühlte, ihre Tochter ständig zurück zu lassen. Aber…nun, es war notwendig, um Vinona maximalen Schutz zu gewähren. Auch wenn das bedeuten würde, dass die Bardin nicht immer für ihr Kind da sein konnte und womöglich dafür von ihr gehasst wurde.
Ein kühler Wind wehte durch verlassene Gassen und trieb aufsteigenden Dampf von Unrat in den Himmel davon. Madlen zog sich den Mantel enger um den Körper und schlug ihre Kapuze hoch. Danach verstärkte sie ihren Griff um Aynur und Barika. Nicht das sie Angst im Dunkeln hätte. Innerlich lachte die junge Frau auf. Nein, sicher nicht…immerhin trug sie selbst einen Teil davon in sich. Vielmehr war es das, was darin lauern konnte.
Wie lächerlich. Früher war ich das Monster der Nacht. Schwärzer als die tiefste Finsternis und heute…heute bin ich die Gejagte. Verdammt…konzentriere dich auf deine Mission. Lasse nicht zu, dass deine Gedanken deinen Geist beherrschen. Die Angst tötet den Geist. Lass nicht zu, dass sie dich beherrschen kann.
Madlen hatte heute eine Nachricht von Redsonja erhalten. Sie wollte natürlich antworten, doch…ihr Botenfalke war nicht da. Er war gerade selbst unterwegs. Wohin? Nun, dass wusste nur Thranduil, der mal wieder auf einer…Jagd war? Nein, das beschrieb nicht ansatzweise, was er tat. Denn dann hätte das Opfer noch eine Fluchtmöglichkeit. Nein, Thranduil suchte und fand und dann…
Innerlich schauderte Madlen. Sie war zwar darauf trainiert worden zu töten, aber so einfallsreich wie es ihr Freund konnte…manchmal wusste sie ihn nicht in die richtige Schublade einzuordnen.
Kurze Zeit später betrat die Bardin die Taverne, die mal wieder überfüllt war. Trotz allem konnte sie Sarpedon ausmachen und grüßte ihn freundlich. Der wusste natürlich, warum Madlen hier war. Woher? Darauf kam sie nicht, aber er war eben gut informiert. Mit einem Kopfnicken deutete er Richtung Hinterhof. Die junge Frau neigte zum Danke den ebenfalls den Kopf und begab sich zu besagtem Ort.
Die Novizin kannte viele Methoden unerkannt an einen Ort zu gelangen. Sie wusste wie man ein Schatten sein konnte. Unzählige Male hatte sie es selbst getan, doch heute…heute war keiner dieser Tage und so betrat sie den Hinterhof. Ihr Gesicht halb verborgen und halb von einer Fackel neben der Tür erhellt, grüßte sie ihre Freundin. Das Haar offen über der Schulter spiegelte es die Farben der Flammen wieder. Wer wusste, was Madlen einmal getan hatte, der erkannte sie in solchen Momenten und…nun, wenn er intelligent war, suchte er schnell das Weite.
„Sei gegrüßt, Sonja. Ein herrliche Nacht, wenn auch etwas frisch! Nun, was gibt es?“
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"Ben Erai... Nomaden?", zählte er verdutzt auf.
Colodis wusste erstmal nicht, was er darauf erwidern sollte. Dazu kam noch, dass sein Gehirn nicht mehr in voller Geschwindigkeit funktionierte. Wenig getrunken... dieser Spinner.
Wenn er so weiter Alkohol in sich hinein schüttete brachte er sich wirklich um.
Aus irgend einem Grund schien der Alkohol keine Wirkung zu zeigen. Ausgeschlossen, dass es gar keiner war. Er trank immerhin auch von diesem Höllenzeug und ihm ging es gar nicht mehr so gut wie zuvor an diesem Abend.
Der Tischler wusste nicht, was er hätte tun sollen. Selbst wenn er plante ihm den Alkohol weg zu nehmen, in diesem Zustand funktionierte dies genauso gut wie mit einem Troll Fangen zu spielen.
Er nahm noch einen Schluck aus seinem Becher, das machte es aber nicht besser, wie auch... ziemlich blöde Idee.
Dem Nordmann kam es immer seltsamer vor, Raads Zustand rutschte ins Bedenkliche ab. So langsam hätte er es echt bemerken müssen, wenn er denn dazu in der Lage war. Dies schien offensichtlich nicht der Fall, von wegen Ben Erai.
Verwechselte er ihn mit jemandem?
Colodis glaubte, dass es besser war, wenn er ganz dezent anfing weniger zu trinken. Dies würde es, wenn nicht einfacher, zumindest nicht noch schwieriger machen eine Lösung für ihr Problem zu finden.
Obwohl sein Gefährte dies nicht zu realisieren schien.
Raad schien etwas abwesend, deswegen winkte er mit der flachen Hand vor seinem Gesicht rum.
"Hallo, jemand da?
Du weisst noch wer ich bin?
Und wo wir uns befinden?"
Kein allzu glänzende Lösung ihn einfach mal auszufragen und zu sehen ob er richtig antwortete, aber ihm viel im Moment einfach nichts besseres ein.
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Calamus, der Bibliothekar, seufzte schließlich erleichtert und dies löste letzten Endes auch die letzte Anspannung in Nigel. Der Wassermagier erwiderte in aller Sachlichkeit noch etwas von Dank und blickte anschließend neugierig zu der jungen Schwarzmagierin, um auf das Signal zu warten, worauf alle Anwesenden sehnlichst warten. Der einzig anwesende Krieger tat dem glatzköpfigen Magier gleich und so ruhten alle Blicke auf der hellblonden Magierin.
Diese saß immer noch mit geschlossenen Augen vor dem Buch und schien tief in Gedanken versunken, doch Nigel konnte den Dämon nicht mehr spüren. War er noch da? Die Ungeduld zerrte an des Kriegers Gedanken. Was sollten sie denn noch tun? Niemand konnte mehr beweisen, dass das Buch den Wassermagiern gehört. Niemand konnte das!
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Sie wechselte immer wieder die Hand, während sie das Schwert schwang. Dabei war der Griff zwischenzeitlich in der Luft. Es war seltsam. Früher war das so einfach gewesen. Er war eigentlich immer in ihrer Hand gelandet. Inzwischen musste sie sich anstrengen.
So war sie an jenem Abend in Gedanken versunken, als Madlen plötzlich näher trat. Sie blickte überrascht auf.
"Eigentlich hatte ich auch nach Rufus gesandt. Ich wollte euch gegeneinander antreten lassen und sehen, ob es momentan noch viel gibt, was ich euch beibringen kann oder ob es eher Zeit ist, dass ihr eure eigenen Erfahrungen macht. Doch da er gerade noch nicht da ist, kannst du mir auch erstmals berichten, wie es dir geht."
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Diese Menschen! Sie hatten einfach keine Geduld. Nun, ihre Lebensspanne war recht begrenzt, was ihre Ungeduld erklären konnte, aber dennoch. Ihn so zu hetzen. Unverschämtheit!
Der niedere Dämon vollzog das Ritual mit schlechter Laune, welches ihn von dem Buch trennen sollte. Er schälte sich förmlich aus der Struktur heraus und materialisierte sich in der Sphäre vor den drei Menschen. Kaum hatte er Gestalt angenommen und den letzten Faden Magie getrennt, der ihn mit dem Buch verbunden hatte, teleportierte er sich auch wieder zurück ins Kastell. Fürs erste hatte er von Menschen die Nase gestrichen voll.
Azshera
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Madlen musste laut lachen. Sie hatte sich mit ihrem Schicksal soweit abgefunden, dass sie nach außen hin stark und selbstbewusst wirken konnte. „Wie es mir geht?“ Die junge Frau schritt auf und ab. „Nun, die Dunkelheit wird stärker, die See ruft mich immer öfter. Kurz und gut, ich
trainiere…Schwertkampf, Magie und andere Dinge. Ob ich gut darin, weiß ich nicht." Ein kurzer Seufzer. "Ich versuche eine gute Mutter für meine Tochter zu sein, eine gute Ehefrau für Marcel. Und doch merke ich, wie sich die Schatten verdichten, die Finsternis näher kommt.“ Nun blickte Madlen der Kriegerin direkt in die Augen, die ihren aber immer noch in der Nacht verborgen. „Meine Zeit läuft ab, Sonja. Ich fühle es. Vielleicht verstehst du eines Tages den Leitspruch von Elesil und mir. Bis zum Horizont und darüber hinaus. Ein Ziel, viele Wege. Doch…“ Die junge Frau winkte ab. „…lassen wir das. Es sind die schöne Dinge im Leben die zählen. Zeit mit Vinona, mit Marcel, mit dir oder anderen Menschen zu verbringen, die mir nahe stehen…“ Da fiel der Bardin etwas ein und sie überlegte kurz, bevor sie weiter sprach. „Erst letztens hat mich ein Geist aus der Vergangenheit besucht. Yinne…“ Madlen lächelte erneut, diesmal eher verlegen. „…es war eine durchaus interessante Begegnung. Sie hat mir wieder einmal vor Augen geführt, dass sie und ich uns doch ähnlich sind…in vielen Punkten!“
Wieder schritt die junge Novizin hin und her, bevor sie weiterfuhr. „Nun, ich habe deine Frage noch nicht beantwortet. Wie es mir geht? Ich lebe, niemand versucht mich zu töten…daher, gut!“
Ein kühler Windhauch wehte bei dem letzten Wort durch den Hinterhof und ließ die Flammen der Fackeln tanzen.
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Sie spürte mehr als sie es sah. Der Dämon entzog sich dem Buch. Azshera öffnete die Augen gerade noch rechtzeitig, um den Dämonen verschwinden zu sehen. Er hatte das Buch also tatsächlich freigegeben. Es war geschafft. Die junge Schwarzmagierin richtete sich auf und nahm das Buch in ihre Hände. Die Aura war verschwunden. Dann wandte sie sich zu den beiden Männern um, die lange auf diesen Moment gewartet hatten. Das sah man ihnen auch an. Sie schritt auf die beiden zu und übergab das Buch dem Wassermagier. "Die Aura ist aus dem Buch verschwunden, er hat es freigegeben. Nun solltet ihr es gefahrlos wieder an seinen angestammten Platz bringen können, ohne seinen erneuten Verlust fürchten zu müssen." Das Lächeln hatte den Weg zurück in ihr Gesicht gefunden. Die Schwarzmagierin war unendlich erleichtert, dass diese Sache erledigt war. Calamus nahm das Buch entgegen und entschuldigte sich, er müsse seine Pflichten erledigen. Nun war sie mit Nigel alleine in der Bibliothek.
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Raad betrachtete die vor ihm winkende Hand wie ein Adler seine Beute. Sollte er zuschnappen? Langsam genug war die Hand, auch, wenn sie sich große Mühe gab, schnell zu sein. Er hatte eine Chance. Sollte er?
Nein. Das wäre komisch gewesen. Ein Mann, der nach einer vor ihm winkenden Hand schnappt. Und außerdem waren die Worte, die wabernden zwischen den ihn umspülenden Geräuschen zu ihm drangen wesentlich interessanter. Es waren Fragen. Fragen, welche die Welt bedeuten mochten, obgleich sie es gar nicht wollten. Allzu philosophisch. Viel zu philosophisch vielleicht auch.
Raad entschied sich, entnervt zu seufzen. „Natürlich, weiß ich, wer du bist.“, sprach er mit schleppender Stimme, „Du willst echt einen Namen?“, fragte der Schwarzhaarige in den wenig befriedigt dreinschauenden Blick des Nordmannes, „Colodis bist du. Wir befinden uns in der Sturzkampfmöwe. Und wie du siehst, ist tatsächlich jemand da? Wieso auch nicht? Was soll die seltsame Frage?“
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Es war, als fielen Unmengen an Gewicht von Nigel. An und für sich war es unnötig gewesen, sich so sehr in die Sache hinein zu steigern, denn seinen Auftrag hatte er beendet, als er mit dem Schriftwerk die Stadtmauern passiert hatte oder spätestens, als er es in die Hände des Magiers gab. Doch dennoch hatte er sich weiterhin verantwortlich gefühlt, da er die Abmachung eingegangen war im Kastell.
Im Endeffekt spielte all das auch keine Rolle mehr, da sie erfolgreich waren, auch oder gerade wegen der jungen Magierin mit ihrem blonden Haar und den ungewöhnlich roten Augen. In den letzten Stunden war sie dem Krieger ziemlich sympatisch geworden und noch wollte er sich nicht ihrer Anwesenheit entledigen.
Calamus drückte Nigel noch schnell einen gut gefüllten Goldbeutel in die Hand, bevor er, sichtlich erschöpft aber dennoch sehr erleichtert, mit dem Buch unterm Arm zwischen den Bücherregalen verschwand.
Der Krieger sah indes zu dem Geldbeutel, zu Azshera und wieder zum Gold, welches schwer in seiner Hand lag. Abrupt erhob er sich und lächelte.
"Ohne Eure Hilfe wären wir wahrlich aufgeschmissen gewesen. Vielen Dank. Darf ich Euch auf ein Getränk in die beste Schenke der Stadt einladen?" sagte er, versucht höflich und voller ehrlicher Dankbarkeit, jedoch nicht ohne Hintergedanken.
Er sah, wie die Sache die junge Frau ausgelaugt hatte, da war ein guter Umtrunk wohl die beste Sache. Außerdem wollte er ihr die Sturzkampfmöwe nicht vorenthalten. Jeder sollte in den Genuss von Sarpedons Gastfreundschaft kommen, jeder sollte das!
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