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Aus dem Kopf heraus zeichnen

  1. #1 Zitieren
    General Avatar von Konig Robar der 2.
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    Ich möchte die Zeichner und Artworker was fragen: Wenn ihr ein bild vor eurem inneren auge habt und es zu papier bringen wollt, wie macht ihr das?
    ich kann es einfach nicht. ich hab vor ein paar wochen mal einen eigenkurs gemacht darüber, wie man richtig zeichnet. aber ich kann die dort gelernten techniken (zeiche nur das, was das auge sieht, nicht das, was dein gehirn interpretiert) nur auf objekte anwenden, die ich auch vor mir liegen habe. wenn ich es mit bildern aus der vorstellung oder der erinnerung versuche, geht es nicht. ich zeichne entweder wieder wie ein kleinkind oder kann partou kein klares bild im kopf erzeugen. und wenn ich doch ein klares bild erzeugen kann und versuche anzufangen, verschwimmt es wieder.
    wie macht ihr das?
    Hast du was intelligentes erwartet?

    Pech.
    Konig Robar der 2. ist offline

  2. #2 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Naja, ich gebe zu: ich brauche Vorlagen. ^^

    Früher hatten Künstler ja dankbare Hiwis, die ihnen einen ganzen Tag oder über Wochen Modell saßen, aber ich fürchte, dass ich heutzutage niemanden aus dem privaten Umfeld finden würde, der sich stundenlang für mich auf einem Hocker in Pose schmeißen würde. Von daher greife ich auf Fotos zurück. Das heißt: in den meisten Fällen sehe ich erst etwas und setze es dann auf dem Papier um. Statt umgekehrt: erst im Kopf kreieren und dann auf dem Papier sehen. Bei Gesichtern und Figuren ist es auch sehr schwer so ganz ohne Vorlage, wie ich finde. Da muss einfach alles stimmen, um ein bestimmtes Gesicht kenntlich zu machen oder einen speziellen Ausdruck einzufangen. Dann noch den Lichteinfall kalkulieren etc. Darum sieht man auf meinen Arbeiten bis dato auch keine tollkühnen Kompositionen aus Vorder- und Hintergrund, zumal man Fehler auf dem Papier nur bedingt korrigieren kann, falls es einem dann doch nicht gefällt.

    Auch aus diesem Grund würde ich für anspruchsvollere Sachen zunächst eine Art Collage bauen, die ungefähr das beinhaltet, was ich mir vorstelle. Einfach um die Proportionen vor Augen zu haben und generell zu schauen, ob es in 2D genauso wirkt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich würde mir also auf jedenfall mit "Stützen" behelfen und die Feinheiten dann Stück für Stück einarbeiten (z.B. mal eine Braue höher setzen oder einen Finger mehr knicken, aber immer so, dass ich es danach noch korrigieren kann, falls es mir nicht gefällt).

    Ich denke, mit Photoshop&Co. hast du definitiv mehr Freiheiten herumzuexperimentieren und aus dem Kopf zu zeichnen als mit dem traditionellen Medium. Ansonsten gebe ich dir recht: die Bilder, die ich in meinem Kopf baue, verschwimmen auch sehr schnell wieder. Ich vermute, man muss schon ein Ausnahmetalent sein, um detaillierte Bilder (also keine Mangas ^^) frei aus der Vorstellung heraus zu malen.
    Venhedis ist offline Geändert von Venhedis (27.06.2013 um 00:18 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    General Avatar von Konig Robar der 2.
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    meine bilder verschwimmen eben erst, wenn ich anfange zu zeichnen, vorher sind sie klar als würden sie vor mir liegen...
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    Konig Robar der 2. ist offline

  4. #4 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Halte ich jetzt nicht für so ungewöhnlich - vermutlich arbeitet unser Gehirn einfach so. ^^

    Mein Vorschlag wäre: leg einfach los, egal wie sehr die inneren Bilder zu verschwimmen beginnen, und schau, was passiert. Vielleicht kommen die Erinnerungen an Details ja Stück für Stück wieder, wenn dein Bild auf dem Papier wächst. Oder aber es wird durch Improvisieren sogar noch besser, als zuvor in deiner Vorstellungskraft.

    Für die Basics wie Proportionen gibt es im Handel ja kleine Modellpuppen und das Drumherum würde ich einfach als Experiment betrachten und schauen, was bei rumkommt.

    Hast du schon mal etwas "aus dem Gedächtnis" fertig gestellt?
    Venhedis ist offline

  5. #5 Zitieren
    General Avatar von Konig Robar der 2.
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    nein. ich hab es ja mal so gelernt, dass man quasi mit der rechten hirnhälfte zeichnen soll, also das gehirn dazu bringen muss, linien zu erkennen und flächen und formen, stattsymbolen. ein auge ist für die linke hirnhälfte ein oval it 2 kreisen drin. für die rechte eine ansamlung von linien und flächen.
    beim abzeichnen verfalle ich regelmäßig in trance und bade quasi stundenlang in diesem warmen wohligen gefühl während ich zeichne. es ist einfach herrlich.
    aber wenn ich es aus dem kopf zeichnen will, geht das nicht. mein gehirn zeichnet einfach in symbolen weiter.

    ich habs auch mal mit mediation versucht um die konzentration zu erhöhen. einmal klappte es. das war ein verdammt tolles gefühl, schlägt vermutliche jede art von bewusstseinserweiterden substanzen. es war so, als wäre bisher mein innere auge immer so halbgeschlossen gewesen. und dann war es offen. ich konnte details in meiner vorstellungskraft erkennen, die ich nie bemerkt hatte. ich konnte viel klarer erinnerungen abrufen.

    leider hatte ich kein papier zur hand und konnte den zustand nie mehr aufrufen
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    Pech.
    Konig Robar der 2. ist offline

  6. #6 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Das mit der Meditation klingt sehr spannend, eine solche Erfahrung hatte ich noch nie. Allerdings fehlt die entscheidende Erkenntnis: hättest du in diesem Zustand die detailgetreuen Bilder in deinem Kopf auch zu Papier bringen können? Daran hakt es ja und wir werden es wohl nicht erfahren, da du zu diesem Zeitpunkt ja weder Blatt noch Stift zur Hand hattest. ^^

    Wie gesagt: da ich mich weder mit Meditation gut auskenne noch gut darin bin freihand aus dem Kopf zu zeichnen, kann ich dir nicht sagen, wie du einen Zustand herbeiführen kannst, in dem dir sowas möglich wäre. Vermutlich bin ich da pragmatischer bei meiner Suche nach Lösungen. Zum Beispiel als ersten Schritt eine grobe Collage zu erstellen oder es eben Schritt für Schritt zu versuchen und zu schauen, ob mit dem Voranschreiten der Arbeit die Erinnerungen an Details wiederkommen. Ich denke, uns fällt es schwer zu sagen, wie man eine Sache gut macht, aber wir können leicht erklären, wie man sie besser machen kann. ^^ Das heißt: fang mit einer Skizze an, auch wenn sie noch nicht 100%ig dem entspricht, was dir im Kopf vorschwebt, und verbessere sie nach und nach. Rufe die Bilder in deinem Kopf nach einem Tag Abstand wieder auf, sauge sie auf und wirf dann einen Blick auf das, was du schon auf dem Papier hast. Vielleicht fallen dir dann Details auf, die du verändern kannst: die Schatten mehr von oben, den Baum hinten weiter nach links u.a. Du musst ja nicht auf Anhieb eine detailgetreue Kopie deiner Kopfbilder malen können. Ich persönlich würde es als Prozess sehen, in dem du dich über Skizzen und Ausbesserungen nach und nach deinem optimalen Ergebnis annäherst. Ist vielleicht besser als auf einen "erhellenden" Moment der mentalen Klarheit zu warten, der womöglich so schnell nicht wieder kommt und sich dabei zu ärgern oder zu stagnieren.
    Venhedis ist offline

  7. #7 Zitieren
    Held Avatar von Thoddy
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    Wenn ich mir z.B eine Person vorstelle, dann versuche ich sie erstmal in einzelnen Kuben nachzubauen. Das gibt schon mal eine totale Räumlichkeit und man kann im nachhinein sehen wo Schattierungen hingehören und wo nicht. Ich zeichne dann danach nochmal drüber und verbessere die Stellen, die noch zu kantig sind oder die Stellen, die noch nicht perfekt sind.

    Das braucht natürlich trotzdem noch übung, denn man muss wie immer 3D Sachen ins 2D umwandeln und das ist alles andere als einfach. Aber Dinge, die man sich nur vorstellt und gar nicht richtig mit ihren Einzelheiten beobachten kann, ist auch auf eine andere Weise schwierig.

    Thoddy ist offline

  8. #8 Zitieren
    Lehrling Avatar von Stall-agmit
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    Konstruktion und Thumbnails! Das wäre mein Tipp an dich.
    Versuch erstmal das Bild in kleiner Form zu skizzeren damit du den Grundgedanken schon mal auf Papier hast.
    Ich versuch im Thumbnail meist auch schon Probleme wie Values einblocken oder Komposition zu lösen, dann muss ich mich im weiteren Zeichneverlauf damit nicht mehr herum schlagen. Ist immer besonders ungünstig, wenn die Figur z.B. zwar einwandfrei gezeichnet ist, die Kompostition aber gelinde gesagt was für den A**** ist.
    Allerdings fürchte ich dass da auch etwas meine pedantische Art zum Tragen kommt.

    Jedenfalls, wenn ich das Problem gelöst habe geht es ans Konstruieren. Wenn du nicht schon mehrere Jahre lang zeichnest und Studien machst st es eher unwahrschienlich, dass du die Sachen einfach so auf's Papier bringen kannst.
    Versuch alles in ihre Grundformen zu zerlegen, wenn alles nur noch aus Bällen und Vierecken besteht, dann ist auch das Schattieren wesentlich einfacher. Ich kann dir da nur Loomis, Villpu und CTRL+Paint empfhelen.
    Gerade bei Figuren gehen viele davon aus, dass es absolut wichtig ist anatomisch korrekt zu sein, was meines Erachtens nur teilweise richtig ist. Klar, du musst wissen dass Knochen sich nicht beliebeig biegen lassen, aber die Geste ist wesentlich wichtiger zu Beginn einzufangen. Mach jedentag ein paat Gestenstudien und du wirst überrascht sein, wie schnell du dich verbesserst. Wenn es dann tatsächlich and die anatomischen Einzelheiten geht, kann ich dir Bammes und "Anatomy for Artists" empfehlen.

    Wenn du noch starke Probleme hast zu zeichnen was du siehst und nicht die Symbole, welche dir dein Gehirn vorschwafelt, dann kann ich dir zum Einstieg nur sehr Betty Edwards' "Drawing on the right side of the brain" empfehlen, das hat mir im wahrsten Sinne des Wortes die Augen geöffnet.

    Hoffe das hilft.
    Stall-agmit ist offline

  9. #9 Zitieren
    Trillionär  Avatar von void
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    Ich zeichne viel aus dem Kopf heraus, aber da hab ich kein Bild vorm inneren Auge - das einzige was ich dazu brauche ist eine fixe Idee in meinem Kopf - das Bild im Kopf einsteht während dem zeichnen. Wo hast du das mit dem klaren-Bild-im-Kopf-bevor-man-loslegt her? Hört sich irgendwie seltsam an. Und natürlich scheitert man daran, wer besitzt schon die zeichnerischen Fertigkeiten, die man bräuchte um ein dem inneren Bild ebenbürtiges Ergebnis zu schaffen? Unser Gehirn kann schon ziemlich coole Sachen kreieren^^
    Meine maximale Vorbereitung besteht in ein paar Skizzen ( vom Niveau das man sie nicht mal noch als solche erkennt ) und einem Brainstorming zum Thema in schriftlicher Form, was ich den alles "in das Bild bringen könnte." Das mit dem inneren Bild vor der Zeichnung hört sich für mich eher nach dem Typ Wunschvorstellung an: Wäre eigentlich cool, wenn es so was genau so gäbe... ich versuchs ma!
    void ist offline

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