[Azshera]

Wäre es heller gewesen, hätte die junge Frau sicher sehen können, wie ihm die Röte ins Gesicht gestiegen war. Man sah ihm deutlich an, wie unangenehm es ihm war, dass er in ihr Gespräch geplatzt war. Die junge Schwarzmagierin trat einen Schritt auf den Krieger zu und streckte ihre Hand aus. "Ich bin Azshera. Ihr habt recht, ich bin die Botschafterin der Schwarzmagier. Aus welchem Grund habt Ihr mich denn so dringend sehen wollen? Ist etwas passiert?"

[Nigel Ascan]

"Nein, noch nicht!" beteuerte der Krieger, um beruhigend zu wirken.

Ob für ihn oder für sie, konnte er so genau gar nicht sagen. Auf jeden Fall nahm er ihre Hand entgegen und deutete einen Handkuss an, der im Endeffekt mehr albern als edel aussah. Er war einfach nicht geübt in soetwas. Reisen, Überleben in der Wildnis, teilweise auch Verhandeln, dass konnte er. Aber mit Frauen gar nicht.

"Soll heißen, dass wir eure Hilfe benötigen. Oder viel mehr der Magier Calamus aus der Bibliothek. Es geht um ein von einem Dämon besessenes Buch..." begann er zu erklären, bevor er innehielt.

War er überhaupt dazu befugt, ihr Details zu geben? Diese zierliche, hilflos dreinschauende Figur einer Frau weckte in ihm sofort Vertrautheit und Schutzbedürfnis. Auch deswegen konnte er nicht so gut mit Frauen, er neigte dazu, sie zu unterschätzen... Immerhin war sie eine Schwarzmagierin und hatte sogar rotglühende Augen.

"... Ich denke, Ihr solltet einfach mitkommen. Dieser Calamus kann das viel besser erklären, denke ich.", zog er sich schließlich aus der Verantwortung.

[Azshera]

Die junge Frau war ein wenig überrascht, als der Mann ihr einen Handkuss gab, statt ihre Hand einfach nur zu schütteln. Sie errötete ein wenig, weil ihr diese Behandlung lange nicht widerfahren war. Ihr lächeln wurde etwas herzlicher, wenn auch nicht bewusst. "Sehr erfreut."

Die Vorstellung, dass es in Setarrif möglich war, dass ein Dämon von einem Buch Besitz ergriff, war zum einen furchteinflößend, vor allem für jene, die für gewöhnlich nicht den Umgang mit Dämonen pflegten, zum anderen aber auch recht amüsant, wenn man die Ironie des Umstands betrachtete. Sie war nicht befugt in Setarrif schwarze Magie zu wirken und dennoch hatte es ein Schwarzmagier offensichtlich geschafft, hier seine Spielchen zu treiben. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte sie Nicolei im Verdacht gehabt, aber dieser hatte sich kurz nach ihrer Begegnung zum Kastell begeben. Oder sollte es tatsächlich ein Dämon geschafft haben, sich ohne Hilfe in dieser Sphäre zu bewegen? Eigentlich war etwas in der Art nur möglich, wenn ein Schwarzmagier sie kontrollierte. Zumindest war das bei Skelettwesen und Wiedergängern der Fall. "Ich will Euch keine Informationen abnötigen, wenn Ihr nicht wisst, ob Ihr darüber sprechen dürft. Vielleicht ist es besser, wenn der Mann, der Euch zu mir geschickt hat, diese Aufgabe übernimmt. Auch wäre es sicherlich ungefährlicher, wenn es nur in die Ohren gelangt, für die diese Informationen auch bestimmt sind. Ich schätze, dass nicht jeder Novize oder Bürger erfahren sollte, was genau mit diesem Buch los ist. Man könnte mir unterstellen, etwas damit zu tun zu haben. Meiner Erfahrung nach sind Menschen eher uneinsichtig, selbst wenn ihnen die Wahrheit ins Gesicht springt. Mit anderen Worten wäre es eher schwierig, meine Unschuld in dieser Sache auch wirklich durchzubringen. Aber genug der Worte, bitte bringt mich zu Eurem Auftraggeber."

[Nigel Ascan]

"Sehr gerne. Folgt mir bitte." sprach Nigel und wandte sich zum Gehen, bevor er innehielt.

"Ich hoffe doch, das geht in Ordnung. Es ist wirklich von Wichtigkeit." beteuerte er dem Wassermagier, der das Vorhaben mit einem Nicken absegnete.

So verließen sie den Innenhof und machten sich auf den Weg hinüber in die Bibliothek, den der Krieger mittlerweile kannte.

"Aber Ihr wisst schon, dass Ihr mit diesem besessenen Buch zu tun haben werdet, oder?" fragte Nigel, während er die Worte der Magierin noch einmal revue passieren ließ.

Er spürte wie er allmählich lockerer wurde in ihrer Anwesenheit. Sie schien umgänglich zu sein, trotz ihres Postens und ihrer gefährlichen Augen.

"Okay, ich will Euch sagen, worum es geht. Es handelt sich um ein Buch, welches ich erst vor kürzester Zeit aus dem Kastell geholt habe. Es wurde allen Anschein aus der Bibliothek der Wassermagier hier in Setarrif gestohlen. Was keinesfalls bedeuten soll, dass ihr es gestohlen habt. Wie auch immer es in den Besitz des Kastells gelangt ist, so ist der rechtmäßige Besitzer immer noch hier zu finden. Dies bis zum letzten Zweifel herauszufinden, brauchen wir wohl Euch. Mir wurde gestattet, dieses eben durch diesen Dämon besessen Buches mitzunehmen. Was damit weiter geschehen soll, kann ich Euch. Ich weiß es jedenfalls nicht...", erläuterte Nigel in flüsterndem Ton, um nicht mehr Aufmerksamkeit zu erwecken, als nötig war.

Jedoch fand er es nur gerecht, Azshera ins Bilde zu setzen. Viel weniger hätte dieser Calamus auch nicht erzählen können.

"Wollen wir mal sehen, was Calamus dazu noch zu sagen hat...", erwiderte er, als sie die große Bücherhalle erreichten...

[Azshera]

Ebenfalls leise wandte sie sich mit ihren Worten an Nigel, während sie den Weg zu diesem Wassermagier hinter sich ließen. "Vielen Dank, dass Ihr mich darüber informiert habt. Ich hatte zunächst den Verdacht, dass es ein Schwarzmagier innerhalb dieser Mauern tatsächlich geschafft hatte, schwarze Magie zu wirken und dabei unentdeckt zu bleiben. Aber dass eines der Bücher dieser Hallen in unsere Mauern gelangt ist, ist wirklich beunruhigend. Ich hoffe, dass ich bei der Aufklärung dieses Problems behilflich sein kann, aber ich kann nicht versprechen, dass ich den Übeltäter ausfindig machen kann. Dennoch werde ich mein bestes versuchen." Hinter sich hörte sie Schritte. Es war angenehm gewesen, dass sie im Haus der Magier nicht von ihnen verfolgt worden war, dafür hatten sie sich wieder an ihre Fersen geheftet, als sie Nigel gefolgt war. Azshera seufzte. "Ich hatte mich beinahe daran gewöhnt, diese Schritte nicht mehr zu hören. Könnt Ihr euch vorstellen, dass die beiden mir manchmal an den Nerven zehren?" Sie gab den beiden ein Zeichen, dass sie vor der Bibliothek warten sollten und folgte dem Krieger weiter in die selbe hinein.

[Nigel Ascan]

Erst wusste Nigel nicht, worauf die junge Dame hinaus wollte, doch dann bemerkte auch er die Typen, die er vorhin schon getroffen hatte. Es handelte sich um die Leibgarde der jungen Botschafterin und sie schien sichtlich davon genervt.

"Nunja, Titel und Privilegien kommen selten allein. Wenn wir hiermit fertig sind, müsst Ihr mir mal in Ruhe erzählen, was Ihr hier tut." , kommentierte Nigel.

Und tatsächlich war es so, dass der Krieger seit seiner letzten Reise einen anderen Bezug zu all der Magie hatte. Es waren Menschen, wie er einer war. Vielleicht intelligenter, was auch immer das zu bedeuten hatte. Vielleicht schräger drauf, vielleicht entrückter oder einfach nur voller Drogen. Oder alles zusammen irgendwie. Aber letztendlich auch nur aus Blut und Fleisch.
Und insbesondere die letzte Erkenntnis weckte in ihm die Neugier, die ihn bisher immer getrieben hatte und weiter treibt. Er war des Lesens mächtig und dieses Gut sollte er nicht wegschmeißen. Vielleicht würde es ihm auch helfen, die Welt besser zu verstehen. Doch das war eine andere Geschichte.

Sie hatten die Bibliothek, die größtenteils verlassen vor ihnen lag, betreten. Nun fehlte nur noch Calamus, doch irgendwoher hatte Nigel das Gefühl, dass dieser nicht weit war.

"Wir werden schon sehen, ob Ihr hilfreich sein könnt, aber ohne Grund seid Ihr sicherlich nicht hier und genießt darüber hinaus noch rum um die Uhr Schutz. Auch wenn ich mir wahrlich vorstellen kann, dass dies beklemmend sein kann." sprach Nigel frei von der Leber.

Nicht nur, dass Magier im Allgemeinen sein Interesse geweckt haben, gerade diese junge Frau faszinierte den Krieger beinahe schon. Abgesehen von den roten Augen, die ihm so gar nicht zusagten...

[Azshera]

Nun warteten sie auf den Wassermagier, der nach ihrer Anwesenheit verlangt hatte. Der Krieger hatte sich zu ihr umgedreht, da es vorteilhafter war, jemanden während eines Gesprächs anzusehen, sofern man sich nicht auf ein Ziel zubewegte. "Gerne werde ich Euch darüber erzählen, warum ich hier bin und zu welchem Zweck. Aber ich denke, dazu sollten wir uns einen bequemeren Ort aussuchen, an welchem man nicht gleich aufgescheucht wird, wenn man seine Stimme zum Sprechen erhebt. Und was meinen Schutz betrifft," Die junge Schwarzmagierin drehte sich um und sah in Richtung des Eingangs, ehe sie sich wieder ihrem Gesprächspartner zuwandte "vermutlich würden sie mir sogar ins Bad folgen, wenn ich ihnen nicht verständlich gemacht hätte, dass sie diesen Ort nicht mehr lebend verlassen würden, wenn sie es doch tun." Ihr war bewusst, dass Aussagen dieser Art Angst verbreiten konnten, aber dennoch musste sie sich nicht bieten lassen, dass diese Männer ihr noch dabei zusahen, wie sie sich wusch oder ihr dringendes Geschäft erledigte.
Um das Gespräch wieder auf ein angenehmeres Thema zu lenken, sah sie ihn wieder an und sagte: "Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir auch etwas über Euch und Eure Tätigkeiten erzählen würdet, im Gegenzug zu meiner Geschichte."

[Nigel Ascan]

"Sehr gern, aber auch das nicht hier und jetzt. Wir sollten erstmal diese Geschichte hinter uns bringen.", meinte Nigel, gänzlich entspannt, aber immer noch auf den Auftrag und dessen erfolgreichen Abschluss konzentriert.

Es war dunkel, es war still. Wo war Calamus? Das war die Frage und es war niemand hier, den sie schicken konnten. Das war blöd.

"Ich denke, wir sollten einfach warten. Calamus sollte gleich hier sein..." beschwichtigte Nigel seine Begleitung sowie sich selbst...

[yinnesell]

Kerzen
ölige Tinktur
Duftessenz


Das waren die Dinge, die yinne beabsichtigte zu kaufen. Vielleicht auch so etwas wie ein Stöfchen, falls sich so etwas fand und bezahlen lies. Doch genannte Dinge zählten zu den erlesenen Waren, die yinne sich an einem Ort wie diesen weniger vorstellen konnte, als in Varant.


Bei einer Händlerin erblickte die Dunkelhäutige verschiedene Felle, die die Fantasie der Frau anregten. Schließlich konnte so ein Fell deutlich dazu beitragen, daß der Kunde sich wohl fühlte. Doch besaß das Gesehene auch seinen Preis. In Gedanken bei den Ausgaben, die yinnesell zu tätigen hatte, minderte sich ihre Zuversicht, daß ihre Münzen dazu ausreichen würden, dies alles zu bezahlen. Wo vor allen Dingen auch ein Karren und ein Zugpferd ihren Preis hatten und vielleicht dringender benötigt wurden, als Massagehandwerksmaterial.


Zweifel machte jedoch glanzvollen Augen platz, als sie in den Auslagen Töpfchen und andere Gefäße ausmachte, aus denen es weniger angenehm roch, als erhofft. Es handelte sich um Tierfette, die für allerlei Zwecke angeboten wurden. So auch Gefäße, gefüllt mit einer festen Tiermasse, aus denen ein Docht ragte. Die erste Anschaffung, die yinne sich schließlich leistete. Die waren günstiger, als die Öllampen, die sich ebenfalls im Angebot befanden.


Nicht nur die Auswahl an geeigneten Waren schwand, sondern auch die Zeit, die der dunkelhäutigen Frau blieb. Da war die Verabredung mit Madlen, die vermutlich schon auf die einstige Dirne wartete.

[Madlen]

Die Begegnung mit Yinne war sehr seltsam? Komisch? Unreal? Ja, das ist es…es hat nicht echt gewirkt. Madlen fühlte sich so, als wäre sie in die Vergangenheit gereist. In eine falsche Zeit, zurück zu längst vergangenen Tagen.
Zusammen mit Elesil – die sanft eine Melodie auf ihrer Harfe spielte – und Dorumbar – dem eigentlich die Pferde gehörten – wartete die junge Frau mit Vinona auf dem Arm. Und auf wen oder was? Auf Vergangenes? Nein, Yinne war so echt wie nur irgendetwas und genau das rief sich die Bardin gerade ins Gedächtnis.

Wieder trug Madlen ihr weißes Kleid. Sie hatte es von Elesil bekommen und…nun, die Mutter liebte es zu provozieren und mit diesem Kleidungsstück tat man das definitiv. Auch heute hatte sie weder Aynur noch Barika dabei. Da aber gestern ihre offenen Haare sie ständig im Gesicht kitzelten, wurden sie heute wieder von ihrer Feder hochgehalten.
Und während sie wartete, begann die junge Frau zur Melodie von Elesil zu singen.

Des Fürsten Hallen verlassen,
die Menschen Lachen nicht mehr.
Einst blühendes Feld,
schwarz, seine Erde verbrannt.
Einst laute Lieder,
verstummt, durch des Mannes Sieg.

Des Fürsten Hallen schwarz,
die Feuer erloschen auf ewig.
Die Hoffnung dahin,
die Mauern geschliffen.
Das dunkle Lachen des Todes,
hallt durch vergessene Stadt.

Des Fürsten Hallen stumm,
die Stimme auf ewig verklang.
Die Barden spielen nie mehr,
der Frauen Tanz vorbei.
Doch hoch im Himmel,
ein einziger Stern scheint.

Die Hoffnung sie kehrt zurück.
in des Fürsten Hallen hoch am Berg.

Das Lied verklang und die Magie wich dem Strand. Dunkle Gemäuer wichen hellem Sand. Verbannte Erde ist wieder saftiges Gras. Alter Stein wird wieder zu dem knarrenden Holz des Schiffes und das traurige Weinen eines Kindes ist nun nur das Säuseln des Windes.

Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis Yinne da ist. Hoffentlich erschreckt sie sich nicht vor Dorumbar…

[Die Wassermagier]

Allmählich sah die Bibliothek wieder ordentlich und annehmbar aus. Die beiden Adepten hatten mit der Hilfe ein paar weiterer Niederrangiger es geschafft, die unsortierten Stapel endlich einzuräumen und die Regale und Bücher zu entstauben. Zumindest viele waren bereits entstaubt. Bei einer solchen Menge an Büchern dauerte das Ganze jedoch länger.
Vor allem, wenn sie meinen, sie müssten sie hier drinnen gegeneinander klopfen und den Staub damit hier verteilen, anstatt eben vor die Tür zu gehen. Die jungen Adepten von heute – zu nichts mehr zu gebrauchen.
Selbst kam der Bibliothekar aus einem seiner Arbeitsräume, schloss diesen hinter sich ab und schritt dann langsam nach vorne zu seinem Pult. Die letzten Schritte waren Stufen, die ihn auf die Ebene der eigentlichen Bibliothek brachten. Er wollte sich noch kurz an die Kontrolle einer Abschrift setzen, als ihm die zwei Personen auffielen, die sich hier in der Bibliothek befanden.
„Ah, Nigel, ihr seid es“, meinte er freundlich und trat auf diesen zu. „Ihr seid schon wieder zurück? Dann seid ihr die Botschafterin, richtig? Ich meine, euch hier schon öfter gesehen zu haben, nicht wahr? Und wenn mich nicht alles trügt ist euer Name Azshera. Mein Name ist Calamus, Hüter des Wissens und Bibliothekar Setarrifs.“
Er deutete eine Verbeugung an und schritt dann kurz zurück zum Pult, um das besessene Buch hervorzuholen. Dann ließ er seinen Blick kurz zwischen den beiden schweifen. Die Schwarzmagierin war von besonderer Schönheit: Ihre Haut war sehr hell und wurde umspielt von ihrem elfenbeinfarbenem Haar. Ganz besonders jedoch stachen die blutroten Augen hervor.
„Hat Nigel euch bereits aufgeklärt, was das Problem ist?“

Tinquilius

[yinnesell]

Das Gespräch mit einem Kerl noch im Hinterkopf haltend, näherte die Dunkelhäutige sich dem verbredeten Treffpunkt. Obwohl Madlen in ihrem weißen Kleid nicht zu übersehen war, realisierte yinne die Anwesende nicht. Auch nicht die anderen Gestalten, die sich in der Nähe der Mutter aufhielten. Es mochte daran liegen, das yinnesell durch das Gespräch mit diesem Fremden wieder einmal darin bestätigt wurde, daß die Männerwelt nicht einmal mehr einen Gedanken wert war.


Mit angestrengter Mimik und zusammen gekniffenen Augen maschierte die Dunkelhäutige schon fast an diesen Menschen vorbei, als eine weibliche Stimme sie aus ihren Gedanken riss.
"Madlen", meinte yinne, auch nur dieser Frau die Aufmerksamkeit widmend. Die Haare der einstigen Dirne versperrten ihr den klaren Blick und sorgten mit ihrem ungebändigten Flug dafür, daß yinnesells Reizbarkeit noch weiter wuchs. "Ah.. ja", war alles, was ihr beim Anblick der Kleinen einfiel, bis der Anblick Dorumbars sie gleich wieder dazu zwang in das Anlitz der Kleinen zu blicken. Abgesehen davon, daß der Kerl ihre Erinnerungen an Khaled wach rüttelte, störten hier einige Menschen momentan gewaltig.


Der erwartungsvolle Blick in den Augen Madlens zeugte von einer Spur Erleichterung und Freude, das kaum merkbare Zucken der Augenlider von Irritation, die Madlen möglicherweise selbst nicht einmal bewußt war. Als würde sie die Mimik der Dunkelhäutigen spiegeln. Vielleicht war es aber auch alles nur Einbildung und in Wirklichkeit alles ganz anders. Wer wußte das schon?


Von Unsicherheit und Umwohlsein erfüllt schritt yinne näher an Madlen heran. "Können wir alleine reden?"

[Azshera]

Sie deutete ebenfalls eine Verbeugung an und beobachtete den Hüter des Wissens dabei, wie er zu dem Pult zurück ging, von welchem er zuvor zu ihnen gekommen war. "Ihr seid wahrlich der Hüter des Wissens. Ja, er hat mich über die Situation aufgeklärt und ich hoffe, von Nutzen sein zu können." Die junge Schwarzmagierin dachte bei sich, dass endlich einmal jemand ihre Hilfe in Anspruch nahm, seit sie sich hier in Setarrif aufhielt. "Welches Thema behandelt dieses Buch, dass es für Schwarzmagier möglicherweise von solchem Interesse ist? Wenn es denn nicht durch uns fremde Hände in unsere Hallen gelangt ist." Von dem Buch gingen dunkle Schwingungen aus. Jetzt fehlte es nur noch, dass der Dämon, der von dem Buch Besitz ergriffen hatte, sie alle mit seiner Stimme in ihren Köpfen beglückte.

[Die Wassermagier]

„Nun, der Titel des Buches ist Arkane Macht und beinhaltet, wie man sich denken kann, Theorien und Abhandlungen über die arkanen Flüsse, das Machtverhältnis in unserer Sphäre und all diese Dinge, ohne noch tiefer ins Detail zu gehen. Ich weiß leider nicht, wieso es für die Bibliothek im Kastell von Bedeutung sein sollte, ich denke es wird genug Werke darüber bei euch geben. Ich hatte damals, als das Buch verschwand, eher die Vermutung, dass ein Dieb die tollen Verzierungen sowohl hier außen“, er deutete auf die vergoldeten Schriftzüge, „als auch innen verkaufen möchte. Die Illumination in diesem Buch ist einzigartig und von hohem Wert. Es ist schon über ein Jahrhundert alt und von einem unserer besten Buchkünstler. Und es gab früher schon Fälle von Illuminationsdieben.“
Er reichte der Botschafterin das Buch.
„Ich würde es ja öffnen, doch ich habe sogleich gespürt, dass ich es nicht machen sollte. Die Frage ist nur, wie bekommen wir den Dämon dort hinaus? Ich würde sagen, die Bibliothek Setarrifs ist der eigentliche Besitzer und ich als ihr Verwalter somit die logischste Wahl, oder nicht?“
Als er kurz inne hielt, war es ihm so, als strahle die Aura des Dämons nun über das Buch hinaus. Als würde das Wesen in dem Buch nach ihnen verlangen.
„…“
Calamus schaute zur Botschafterin. „Was war das?“

Tinquilius

[Azshera]

Sie spürte einen ähnlichen Sog, wie es oft bei den Büchern in der Kastellbibliothek der Fall war, als ihre Haut den kostbaren Einband des Buches berührte. Aber es war nur ähnlich, es war fordernder. Die Frage des Wassermagiers trug nicht dazu bei, dass sich ihre Vermutungen ersticken ließen. "Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht spürt der Dämon, der sich dieses Buches ermächtigt hat, dass ein Diener Beliars den Einband in Händen hält. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Das Buch strahlt eine zu fordernde Aura aus, es versucht mich dazu zu bringen, es zu öffnen. Ich habe schon einiges über solche Bücher gehört. Unter den Büchern in der Kastellbibliothek soll es auch wirklich gefährliche geben. Einige vernebeln vielleicht nur den Verstand, während andere alles aus ihrem Leser herauslesen, was derjenige jemals erfahren hat. Das sind nur einige Dinge, die ich über gefährliche Bücher aufgeschnappt habe. Und dieses fordernde Buch, welches ich gerade in meinen Händen halte, erweckt in mir die Befürchtung, dass es eines dieser Art ist, solange der Dämon Besitz von ihm ergriffen hat. Natürlich sollten wir versuchen, den Dämon von diesem Buch zu lösen, ohne auch nur eine Seite dieses kostbaren Bandes zu beschädigen." Wie konnte man einen Dämon von einem Buch lösen? Das hatte sie bisher noch in keinem Buch gelesen, was vielleicht daran liegen könnte, dass ihr das bisher noch nicht in den Sinn gekommen ist. Ob es darüber einen Band in diesen Hallen gab, daran wagte sie ehrlich zu zweifeln, das Wassermagier nicht für ihren Umgang mit Dämonen berühmt waren. Da wäre es wahrscheinlicher, dass es im Kastell Bücher dazu gab, aber zunächst wollte sie Calamus dazu fragen. "Ich nehme an, in diesen Regalen befinden sich keine Werke dazu, wie man Dämonen von einem Objekt löst, denn sonst würdet Ihr meine Hilfe wohl kaum in Anspruch nehmen?" Freundlich lächelte sie den Wassermagier an.

[Die Wassermagier]

Calamus musste gestehen, dass er als Hüter des Wissens zwar viel über die Wassermagie wusste und selbst in Theorien der Feuermagie versiert war, doch dass er sich nie wirklich mit der schwarzen Magie beschäftigt hatte. Vor dem Auftauchen des Kastells hier auf Argaan hatte dazu auch keine Notwendigkeit bestanden, waren die Schwarzmagier oder Zauberer schwarzer Künste im Königreich kaum bis gar nicht aufgetaucht. Zu unbedeutend war die Insel und zu fernab der großen Glaubenskonflikte. Die Art und Weise, wie sie die Dämonen beschrieb, ließ ihm einen Schauer über den Rücken fahren.
Ein Buch, das mich ausliest? Oder meinen Verstand verwirrt? Mich vielleicht ganz verrückt macht? Nein, danke!
„Ja, ich würd darum bitten, das Buch möglichst unversehrt zu lassen. Und was eure Frage betriff, so muss ich dies leider verneinen. Wir haben viele Werke über die Wassermagie, manch eines auch in der geschlossenen Bibliothek, weil deren Inhalte zu gefährlich sind“, meinte er nachdenklich, „und es gibt dort auch sicherlich einige Werke über die anderen Magieschulen, doch bislang hatten wir wenig Verwendung für solche. Es ist noch nicht so lange her, da war der einzige Glaube der Insel an Adanos und die einzige Magie Schule die seine.
Einzig Bücher über die Erschaffung und anschließende Bannung von Siegeln haben wir, doch ich glaube kaum, dass diese uns helfen werden. Zumindest kann ich mich nicht entsinnen, darüber etwas gelesen zu haben.“
Kurz schaute er wieder auf das Buch, dessen Aura beinahe für jedermann sichtbar war. Ob Nigel sie auch spürte? Er schaute die Meisterklinge fragend an. Vielleicht ja schon!
„Wenn ich die Worte Nigels richtig verstanden habe, dann ist der Dämon in diesem Buch solange, bis der rechtmäßige Besitzer das Buch wieder bekommen hat. Damit hat der Dämon ja auch eine Aufgabe, oder? Vielleicht kann man mit ihm kommunizieren und ihm die Gegebenheiten klar machen?“

Tinquilius

[Azshera]

Ihre Worte hatten den Wassermagier etwas erbleichen lassen, wie ihr schien, sie konnte sich aber auch täuschen. "Ihr würdet in der Bibliothek nicht direkt auf ein solches Buch stoßen, wenn ihr sie betretet. Ich schätze mal, dass diese Bücher, sofern sie sich wirklich im Kastell befinden, eher in den Untiefen der Bibliothek verborgen liegen. Bisher bin ich zumindest noch auf kein solches gestoßen." Sie drehte sich kurz zu Nigel um und stellte fest, dass auch er etwas blasser um die Nasenspitze geworden war. Aber ihr war es ähnlich ergangen, als sie das erste Mal etwas von der Existenz solcher Bücher vernommen hatte. "Aber zu Eurer Frage, werter Wassermagier. Es käme zumindest auf einen Versuch an, ob ich zu diesem Dämon durchdringen kann. Ich möchte Sie beide aber im Vorfeld warnen, falls Ihr noch nicht mit einem Dämon im Gespräch wart. Ihre Stimmen sind nur in unseren Köpfen zu hören und das kann wirklich schlimme Schmerzen verursachen, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Und ich bin mir nicht sicher, ob er nur in meinem Kopf oder in unser aller seine Stimme erheben wird, sollte ich ihn erreichen können." Dies war einer der wenigen Momente, in denen die junge Schwarzmagierin gegenüber anderen vollkommen ernst war. Ihr Lächeln war bereits bei der Berührung des Buches geschwunden.

[Die Wassermagier]

Calamus nickte nach einem Moment des Wartens.

„Ich denke, es wird uns nicht viel anderes übrig bleiben, meint ihr nicht? Ich habe persönlich noch keine Dämonenstimme – wenn man dieses Phänomen denn als Stimme bezeichnen kann - vernommen. Doch ich bin Hüter des Wissens und wie könnte ich mich als solcher davor verschließen? Wissensansammlung ist mein Lebenswerk und ihr bietet mir gerade eine ganz neue Erfahrung“, meinte er und versuchte dabei möglichst keinen Deut seiner Befürchtungen zum Vorschein kommen zu lassen. „Zumal einige Brüder vom Festland bereits Kontakt damit hatten.“

Er lächelte kurz, dann setzte er wieder seine nachdenkliche Miene auf. Er versuchte, seine Gedanken möglichst wenig abschweifen zu lassen und spürte auch, wie seine Magie sich beruhigte. Er wollte nicht, dass diese irgendwelche Konflikte hervorrief, nur weil er sich auf diese versteifte.

„Ich bin bereit“, meinte er einen Moment später. „So ihr es denn auch seid, so beginnt!“

Tinquilius

[Azshera]

Azshera nickte dem Wassermagier zu und legte das Buch auf einem nahegelegenen Pult ab. Als sie es einen Moment losließ, spürte sie etwas, was beinahe an Verzweiflung grenzte, zumindest glaubte sie das. War der Dämon darin so versessen darauf, etwas von ihr zu bekommen? Das glaubte sie eher weniger. Vielleicht hatte er einfach nur auf einen Schwarzmagier gewartet und fürchtete vielleicht nun, dass er wieder alleine gelassen würde. "Vielleicht setzt Ihr Euch besser. Ich bin nicht darüber im Bilde, ob Dämonenstimmen auf Menschen unterschiedliche Wirkungen haben können." Wobei ein Feuermagier, wenn sich das in dieser Art unterscheiden sollte, demnach sicher Höllenqualen erleiden würde.

Die junge Schwarzmagiern selbst blieb vor dem Buch stehen. Als sie ihre linke Hand darauf legte, spürte sie den wieder einsetzenden Sog, aber auch etwas wie Beruhigung. Sie schloss die Augen und versuchte, den Dämon im inneren des Buches zu suchen. Sie hatte etwas in der Art bereits gemacht, also sollte es mit diesem Buch ebenfalls funktionieren. Diesmal sah sie die Struktur des Buches vor ihrem inneren Auge, nicht in Buchstaben oder Zahlen, sondern einfach die verwinkelte Struktur des Inhalts. Glücklicherweise war dieses Buch noch eines der nicht so schwierigen Werke, sonst würde ihre Suche möglicherweise eine halbe Ewigkeit dauern. Azshera versuchte sich an die Aura des Dämons heranzutasten. Es war die einzige Aura, welche in diesem Buch steckte, aber sie konnte nicht einfach die Mauern der Struktur durchbrechen, um auf direktem Wege zu ihm zu gelangen. Und diese Barrieren waren ähnlich beschaffen wie materielle Mauern oder Wände, sie schirmten die Aura ein wenig ab und verfälschten ihre Einschätzung über seinen Verbleib. Also schritt sie die Struktur in Gedanken weiter ab und versuchte, sich ihm Stück für Stück zu nähern.

[Die Wassermagier]

Natürlich folge der Bibliothekar dem Vorschlag Azsheras, sich zu setzen. In jungen Jahren mochte er anders gehandelt haben, tapferer und arroganter, doch er war nun älter und wusste, dass so manches einen umhauen konnte. Und gerade ein unbekannter Dämon erschien ihm da als am wahrscheinlichsten.
Während er nun an seinem Pult saß, Nigel hatte sich dazu gesellt, beobachtete er die junge Schwarzmagierin bei ihrem Versuch, den Dämonen aus dem Buch zu bannen – oder das Buch freizugeben. Wie auch immer man dies nennen wollte. Dabei hatte sie die linke Hand auf dem Buchdeckel und die Augen geschlossen. Ein Kribbeln umgab die junge Frau kurz darauf und Calamus hätte am liebsten seine eigene Magie heraufbeschworen, um aktiv mit dieser dem Geschehen zu verfolgen. Doch er wollte es nicht riskieren – und dabei dachte er nicht einmal nur an sich. Er hatte die Hilfe der Schwarzmagierin erbeten, da konnte er sie nun nicht gefährden oder ihr dazwischenfunken.
Kleine Staubpartikel vom Pult stoben empor und bleiben verheißungsvoll in der Luft schweben. Sie bildeten beinahe eine Kuppel, die die Hand und das Buch umschlossen. An seiner Seite spürte er Nigels Reaktion, der ein wenig nach hinten zuckte. Calamus schaute zu ihm und lächelte.
„Nur ein Nebeneffekt der Magie, ein kleines Prickeln und Kribbeln“, erklärte er freundlich. „Ich glaube, noch hat sie den Dämon nicht hinaus gekitzelt.“
Dann schwieg er wieder und schaute zur Schwarzmagierin hinüber.

Tinquilius