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Redsonja erstarb das Grinsen auf den Lippen, obwohl sie sich ärgerte sich ausgerechnet vor Candaal eine solche Blösse zu geben. Darjel. Hauchte sie und kippte den Reisschnaps, damit ihr nicht die Tränen in die Augen stiegen.
"Er ist bei seinem Vater. Dort ist er besser aufgehoben. Ich kann kämpfen, aber kein Kleinkind erziehen."
Sprach sie ebenso leise und biss die Zähne zusammen. Sie hatte diese Entscheidung getroffen für das Wohl des Kindes, weil es das einzige Geschöpf auf dieser Welt war, das sie noch liebte. Aber der Gedanke zerriss ihr das Herz. Dann fuhr sie zumindest etwas lauter fort:
"Ansonsten bin ich in den Dienst des Königs getreten. Ich bringe meine Kampfkünste nach dem letzten kleinen Zwischenspiel mit einem alten Freund wieder auf Vordermann und bilde Schüler aus. Zudem möchte ich noch immer eine Meisterin der Akademie werden."
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"Noch immer? Das hat ja einen Vorwurfsvollen Unterton", protestierte Wendel. "An mir soll's nicht scheitern... wenn du mir zeigen kannst, dass du wirklich die beste Schwertkämpferin bist, die Setarrif zu bieten hat. Diesen beiden Kleinen zu zeigen, wie man ein Schwert hält, kann jeder. Zeig mir, dass du auch für einen Meister des Schwertkampfs noch Lektionen hast."
Ob sie ihn damals in Mora Sul noch weiter unterrichtet hätte, ihr Lehrverhältnis nicht urplötzlich durch unglückliche Umstände beendet worden wäre? Wahrscheinlich hätte es ihm nicht viel genutzt. Doch nun fühlte er sich bereit, mehr zu lernen. 'Ich gratuliere Ethorn zum ersten Mutanten in seinen Reihen', dachte er sich während er ihr erneut einschenkte.
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Myxir
Myxir machte sich Sorgen, was wohl mit ihrem Obersten Wassermagier passiert war. Die letzte Nachricht, die dieser geschickt hatte, war bereits mehrere Wochen alt und seitdem hatten sie nichts mehr von ihm gehört. Ob er sich noch immer in Tooshoo befand und sich mit Studien beschäftige? Oder war er weiter gereist, so wie er es geplant hatte? Myxir wusste es nicht – und so auch niemand sonst in Setarrif.
Nachdenklich verließ der Wassermagier die Bibliothek, nachdem er mit Calamus ein längeres Gespräch über das Wirken der Teleportmagie geführt hatte. Es war bereits dunkel draußen und die Temperaturen waren nicht mehr so hoch wie noch an den Tagen zuvor, auch wenn das feucht-schwüle Klima des Dschungels Setarrif wie eh und je fest im Griff hatte.
Er wollte sich bereits dem Tempel zuwenden, als er in der nur von Fackeln erhellten Dunkelheit eine bekannte Person erblickte. Mit einem Lächeln trat er auf diese zu.
„Einen wunderschönen guten Abend, werte Botschafterin“, meinte er und deutete eine Verbeugung an. „Es freut mich, dass ihr weiter hier in Setarrif verweilt. Ich hoffe, ihr habt eine gute Unterkunft gefunden und könnt euch an der Stadt erfreuen?“
Der ältere Wassermagier musterte die junge Frau einen Moment, dann ihre beiden Begleiter. Wachen, die man ihr scheinbar unterstellt hatte.
„Zumindest für eure Sicherheit scheint ja gesorgt zu sein. Wollt ihr nun wieder in die Bibliothek?“
Tinquilius
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"Gut." Sie blickte ihn entschlossen an. "Aber nicht heute. Mit dir lege ich mich nur im nüchternen Zustand an. - Willentlich."
Sprach sie und er nickte. Sie waren sich ausnahmsweise einig, was ihr tatsächlich ein Lächeln abrang. Also prosteten sie sich zu, wie es alte Freunde vielleicht taten und bezogen Redsonjas Schüler mit ein, nicht in die Geheimnisse, die jeder der beiden mit sich trug, sondern in die leichte Trunkenheit, die sich langsam am Tisch breit machte.
Sie erzählte von Ernesto dem Fischer. Eine kleine, unbedeutende Episode aus ihrem Leben, denn sie wollte nicht übers Training reden und noch weniger über Darjel. Sie wollte sich einfach einen Abend lang gehen lassen und das tat Madlen auch gut.
"Morgen ist alles anders."
Sagte sie einige Gläser Reisschnaps später und sie musste an Taeris denken. Auch er hatte schon so geredet. Es war einige Jahre her. Langsam schien es an der Zeit, dass sie qualmte und trank und vor sich hin redete. Einer musste das ja machen. Einer musste immer. Aber keine wusste, ob anders besser oder schlechter war. Sie lächelte.
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Das Gespräch zwischen der Rothaarigen und dem Fremden belauschte Rufus nebenbei.
Die ganze Zeit redeten sie von Dingen, die der Kellner nicht verstand, also saß er einfach nur herum und starrte ins Leere.
Die Rufe, die von hinter ihm durch den Schankraum schallten realisierte Rufus anfangs kaum, bis einer der Gäste ihn unfreundlich an der Schulter packte.
"Hey, hörst du nicht,?" fragte er in einem ernsten Ton, woraufhin der Kellner aufschreckte.
Ein "Ja, . . Ich mache schon," war alles, was er erwiederte, dann stand er auf.
Redsonja redete nachwievor mit dem seltsamen Fremden, während der Kellner seiner Arbeit wieder nachging.
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„Morgen ist alles anders? Wenn es nur so wäre!“, meinte Madlen. Sie erhob erneut ihr Glas und sprach den Trinkspruch, den Elesil und sie immer wieder wiederholten um noch bei Verstand zu bleiben. „Bis zum Horizont und darüber hinaus, meine Freunde…die See ruft uns!“
Dann wurde Madlen ein bisschen ernster, melancholisch. „Da du gerade von einem Fischer redest…wisst ihr was ein Schiff bedeutet, was die Fiddlers Green bedeutet? Unabhängigkeit? Kraft? Nein, sie gibt einem grenzenlose Freiheit, dorthin zu Segeln, wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist. Die Tiefe unter sich, die Höhe über einem und die Unendlichkeit immer im Blick. Dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Ich sitze einfach schon zu lange auf dem Trockenen. Die Wälder hier sind weit und schön, aber das Meer, die See…grenzenlose Wildheit. Dort draußen…“, Madlen versuchte in die ungefähre Richtung der Küste zu deuten. „…dort draußen…wartet die Freiheit, das zu tun, was immer man will…niemand kann einem etwas vorschreiben, niemand findet einen…versteht ihr was ich meine?“
Madlen holte tief Luft und hob noch einmal ihr Glas und wiederholte den Trinkspruch von eben. „Bis zum Horizont und darüber hinaus!“
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Die junge Frau verbeugte sich ebenfalls. "Zumindest hatte ich das geplant, aber wenn Ihr mich begleiten wollt, würde ich meinen Spaziergang noch ein wenig ausdehnen. Ich glaube, meinen beiden Begleitern wäre es eine Freude, sich noch nicht wieder in die Räumlichkeiten zurück zu begeben, in denen sie dank mir fast täglich fest sitzen." Mit einem Lächeln schloss sie diese Bemerkung.
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Myxir
Der Wassermagier lächelte.
„Aber natürlich begleite ich euch auf einem kleinen Spaziergang. Wo wollt ihr hin zu dieser Stunde? Einfach nur durch die Straßen der Stadt?“ Er grübelte einen Moment und bedeutete der anderen mit einer Handbewegung, dass sie sich schon in Bewegung setzen konnten. „Oder was haltet ihr vom Bergsee? In einer solch klaren Nacht mit einem noch immer so hellen Mond wird er in ein ganz besonders schönes Licht getaucht sein.“
Die Botschafterin des Kastells bejahte sogleich seine Frage und so führte er die junge Frau und ihre zwei Begleiter zielstrebig aber gemächlich in Richtung der Treppen, die hinauf zum Bergsee führten.
„Ich dachte mir schon, dass ihr viel Zeit in der Bibliothek verbringt. Wie gefällt euch denn die Arbeit als Botschafterin? Lässt euch der Hof und die Politik genügend Zeit für Nachforschungen?“
Sie erreichten die untersten Treppenstufen, die bereits durch Wind und Wetter langsam abgerundet waren. Nur ihre Größe ließ einen problemlosen Aufstieg weiterhin zu.
„Hier nur noch hinauf und dann seht ihr ihn schon!“
Tinquilius
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Gerne hätte Redsonja versucht über das Meer zum Horizont zu gehen. Aber einige Dinge hielten sie hier. Pflichtbewusstsein, Liebe, ein einigermassen geregeltes Leben.
"Auf die Freiheit. Mit der wir Menschen alle nicht umgehen können."
Entgegnete die rothaarige Kriegerin und lachte.
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Azshera stieg als erste den Weg zum Bergsee hinauf. Der Wassermagier folgte ihr. "Euer Name war Myxir, richtig? Nun, derzeit habe ich keine Pflichten in meinem Amt als Botschafterin zu erfüllen, daher verbringe ich die meiste Zeit bei den Büchern." Die junge Schwarzmagierin setzte sich auf ein Stück Wiese nahe des Ufers. "Das ist den Beiden und ihren Kollegen offenbar nicht recht, aber wer würde es ihnen verübeln. Sie sind Krieger und keine Gelehrten. Ich fürchte, ich langweile sie damit, wenn ich meine Zeit den theoretischen Nachforschungen widme. Aber die praktische Umsetzung meiner Forschungen sollte ich ihnen ohnehin nicht zumuten, selbst wenn es mir erlaubt wäre."
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Myxir
„Ja, genau, werte Azshera“, antwortete er auf ihre Frage. Dann hakte er nach: „Euch ist es also nicht gestattet, euren Forschungen nachzugehen? Wer hat dies veranlasst? Der König?“
Myxir war erstaunt darüber. Da ging der König einen Vertrag mit den Schwarzmagiern aus dem Kastell ein, sicherte sich damit ihre Hilfe und erlaubte es dieser jungen Schwarzmagierin dann nicht einmal sich mit ihrer Lebensaufgabe zu beschäftigen. Wieso wäre sie sonst Magierin geworden, wenn sie sich nicht auch mit der Magie beschäftigen wollte?
„Das macht mich neugierig: Was dürft ihr denn innerhalb der Mauern Setarrifs?“
Bevor er eine Antwort der jungen Frau bekam, die vor ihm her ging, erreichten sie das Plateau oberhalb der Stadt, welches direkt an den See angrenzte. Dieser lag nun vor ihnen und war nur das helle Mondlicht soweit erleuchtet, als dass man das Wasser als Blau erkennen konnte. Einzelne Nebelschleier verliehen dem ganzen eine noch mystischere Atmosphäre, die durch das Plätschern in der Ferne unterstrichen wurde.
„Und da wären wir auch schon. Ich hoffe, ich habe euch nicht zu viel versprochen. Der Bergsee ist ein beliebter Ort für etwas Ruhe hier in Setarrif – und manchmal auch für feierliche Anlässe. Wir Wassermagier lieben schließlich unser Wasser!“
Er lachte herzhaft und ließ den Blick weiter über die Szenerie schweifen.
„Also, wenn ihr mir die Frage erlaubt, was hat man euch zugesagt, werte Azshera? Und was nicht? Schließlich seid ihr eine Botschafterin, damit dürftet ihr einige Rechte besitzen.“
Tinquilius
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Die junge Schwarzmagierin erlaubte sich zunächst einen schweifenden Blick über die Szenerie. Es war wirklich ein wunderschöner Anblick. Dann riss Myxirs Frage, die durch ihre Gedanken schweifte, sie von dem Anblick weg. "Laut Vertrag darf ich keine Magie Beliars anwenden. Weder zum Zweck der Forschung noch zum Schutz meiner selbst oder anderer. Dies würde im übrigen auch den Kriegsfall mit einschließen. Bin ich nicht eine äußerst nützliche Botschafterin?" Azshera erhob ihr Lächeln, damit auch der Wassermagier es sehen konnte.
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Myxir
„Nun ja, euer Lächeln zu einer solch verzwickten und, wenn ich dies so sagen darf, unsinnigen Rege, zeichnet euch bereits als eine gute Botschafterin aus“, kam es von dem alten Magier mit einem herzhaften Lachen. „Das Lächeln der Politik. Der Intrigen und falschen Höflichkeit – aber dies möchte ich euch nicht unterstellen. Es wirkt nur so echt.“
Er hielt einen Moment wieder inne. Das, was man hier von Azshera verlangte, war ungeheuerlich. Sie war eine Botschafterin, die den König und Setarrif unterstützen sollte. Gleichzeitig aber gab man ihr keinerlei Freiheiten und verbot ihr gar, sich selbst zu verteidigen.
Dafür also die Wachen. Nun macht es mehr Sinn.
„Ich muss gestehen, dass ich davon nichts wusste und es auch nicht gutgeheißen hätte. Zumindest euch selbst zu verteidigen sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich frage mich, wer diese Entscheidung gefällt hat.“ Die letzten Worte waren mehr an ihn selbst gerichtet, weshalb er auch entschuldigend aufblickte. „Aber das spielt auch keine Rolle. Wenn ihr möchtet, werde ich versuchen, daran etwas zu ändern. Ich weiß nicht, was ich oder der Rat tun kann, vor allem ohne unseren Obersten Magier, doch wir werden unser Bestes geben, zumindest wenn ihr dies wollt.
Ich hoffe“, fügte er sogleich an, „dass ihr euch trotzdem wohl fühlt und nicht als eine Aussätzige, die hier nur geduldet wird. Das Haus der Magier steht euch jederzeit offen, das versteht sich von alleine.“
Tinquilius
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Vor ein paar Wochen war der Zimmermann wieder in seiner Heimat angekommen. Die abenteuerliche Befreiung einer Geisel, sowie das Geleiten von zwei möglicherweise neuen Bürgern Setarrifs, das waren die letzten Ereignisse, die der Adept noch immer nicht recht vergessen hatte.
Die gemächlichen Alltagsarbeiten und der geregelte Tagesablauf in gewohnter Umgebung liessen den Adepten aber bereits nach einigen Tagen zur Ruhe kommen.
Der Holzfäller hatte am Vormittag ausgiebig auf seinem Podest meditiert und hatte gegen Mittag noch eine Kleinigkeit an Werkzeug vom Markt zu besorgen. In seiner Adeptenrobe und geschultertem Kampfstab teleportierte er von seiner Werkstatt nach Setarrif und schlenderte wenige Augenblicke später durch die Gassen der schönen Altstadt. Da ihn die Besorgungen nicht lange aufhalten würden, würde er sicher bereits am Nachmittag wieder Zuhause sein, es sei denn, er machte evtl. noch einen Abstecher zu einem anderen Ort.
Zwinkernd und blinzelnd schaute er in den von Schönwetterwolken durchzogenen Himmel. Evtl. würde er sich vor dem Rückweg noch ein Helles in der Sturzkampfmöve genehmigen.
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Sie stand auf um nicht zum Wassermagier aufsehen zu müssen. "Sollte ich über dieser Tatsache weinen? Das ist nicht meine Art. Ich verliere eher selten die Fähigkeit, zu lächeln. Natürlich wäre es schön, wenn diese Regelung etwas gelockert würde und, falls in Bezug auf Forschungen, eben auf bestimmte und dafür geeignete Räumlichkeiten beschränkt. Aber wenn es nicht erreicht werden kann, würde ich Euch keinen Vorwurf machen. Aber natürlich wäre ich über einen Versuch Eurerseits sehr dankbar. Und die beiden dort drüben vermutlich auch. So müssten sie nicht immer wieder in der Bibliothek sitzen, nur weil ich dort so gerne bin."
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„Ernüchternd und erfreulich, dass ihr gerne lächelt. Findet man in unserer heutigen Zeit nicht mehr so oft. Und ich denke doch schon“, meinte Myxir, „dass sich daran etwas ändern lassen wird. Der König kennt euch nicht und hat bislang sicherlich auch nicht allzu viel Kontakt zu Schwarzmagiern gehabt, was seine Entscheidung“, oder die seiner Berater, wie er gedanklich anfügte, „beeinflusst haben wird. Deshalb habt ihr vermutlich diese Regeln auferlegt bekommen. Wir Wassermagier hatten aber schon mehr Kontakt zu Mitgliedern eures Zirkels und auch wenn sicherlich kein vollkommenes Vertrauen herrscht, so sollten wir Magiekundigen doch zu einem gewissen Grad zusammenhalten.“
Er hielt nochmal inne.
„Hmm, vielleicht lässt es sich ja einrichten, dass ihr innerhalb des Haus der Magiers bestimmten Forschungen nachgehen dürft – und euch dort auch frei von euern Wachen bewegen könntet. Ich werde es mit den anderen Ratsmitgliedern alsbald beraten und unserem Obersten Wassermagier auch einen Brief diesbezüglich schicken, damit vielleicht sein Wort mehr Druck verleiht.“
Er lächelte Azshera an, die wieder aufgestanden war und ließ seinen Blick dann kurz über die beiden Wachen hinunter zu Stadt schweifen.
„Konntet ihr euch ansonsten aber bereits gut in Setarrif einleben? Ich kann mir vorstellen, dass der Luxus des Kastells einem hier schon fehlen kann.“
Tinquilius
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Angestrengt kniff er die Augen zusammen, im mühseligen Versuch, endlich diese scheinbar unüberwindliche Hürde zu überwinden, die ihm seit einer gefühlten Ewigkeit dabei im Wege stand, den Teleport, mit dem er sich schon bis zum Erbrechen beschäftigt hatte, in die Tat umzusetzen. Das große Problem dabei war, dass er mit jedem erfolglosen Versuch unwirscher an das Thema heranging und es beim nächsten Mal nur mit noch mehr Gewalt durchzuführen versuchte. Es war zum Haare Raufen!
Mit vor Anspannung hochrotem Kopf ächzte der Nomade und ließ es schließlich bleiben.
"Ach, der ganze Mist nützt doch nichts! Ich bin einfach kein Magier, gottverdammt!"
"Komm endlich schlafen...", murmelte es aus den Tiefen der Bettstatt, wo Aniron ihr Gesicht so tief im Stoff vergraben hatte, dass man sich fragen musste, wie sie im Schlaf überhaupt noch atmen konnte.
Maris fühlte sich darauf aber nur genervt und unverstanden. Ihm wäre es eigentlich lieber gewesen, wenn seine Liebste ihn getröstet und aufgebaut hätte - aber er wusste ja, dass die Arbeit in der Heilkammer stets all ihre Kräfte aufzehrte.
"Einmal noch!"
Und wieder spürte er den leicht prickelnden Fluss der Magie, die sich wie Abertausende kleiner Sandkörnchen durch die Welt ergossen. Nicht, dass das erfühlen nach all den Versuchen das Problem dargestellt hätte! Es wollte ihm nur schlichtweg nicht gelingen, sich mitreißen zu lassen - und dabei war das Ziel, der Königsplatz, doch so nah und der Strom dementsprechend stark! Und wieder fühlte er den grimmigen Willen in sich aufkommen, diese Ärgerlichkeit nun endlich einmal hinter sich zu bringen! War es denn zu fassen?
Wie dumm, dass ihn die Aussicht auf ein Scheitern aufgrund seiner Fixiertheit nur noch grimmiger machte, doch er wusste einfach nicht, wie er gegen seine tieferen Gedanken ankommen sollte!
Doch dann kam ihm die Eingebung, mit der es vielleicht gelingen mochte. Das nüchterne Wissen eines Magiers zu nutzen, war doch mittlerweile die leichteste Übung für ihn, und mit all der Distanz und Abgeklärtheit der Vorväter würde er die nötige Ruhe sicher aufbringen können.
Als er diesmal die Augen schloss, um sich den Strom der Magie näher zu betrachten, war sein Geist tatsächlich in der nötigen Ruhe, um sehen zu können, dass er nicht vorwärts kam mit unbedingtem Willen. Es war wie mit dem Treibsand: je mehr man ankämpfte, desto weniger konnte man ausrichten, doch wenn man es geschehen und sich treiben ließ, konnte man die Barriere mit Leichtigkeit überwinden.
Maris ließ es geschehen und ließ sich forttreiben vom Fluss der Magie, bis sie ihn völlig umhüllte. Er spürte, wie die Umgebung um ihn herum sich auflöste und in einer alles ausfüllenden Umarmung aus purer magischer Kraft verschwand. Er spürte, wie es ihn fast von allein zum Knotenpunkt dieser Kräfte ganz in der Nähe zog, und plötzlich... löste sich die Umarmung und gab den Königsplatz frei.
Keuchend vor Überraschung - und wie er erst einige Momente darauf feststellen sollte, auch vor Erschöpfung - kniete der Nomade auf dem kalten Stein, atmete einige Male zitternd durch und versuchte dann, sich auf seine wackligen Beine zu erheben. Hatte er es wirklich geschafft? Das war ja...
"Der Wahnsinn!"
Lachend torkelte er wieder zurück in Richtung seines Hauses, auch wenn er wusste, dass er so euphorisiert, wie er jetzt gerade war, ohnehin nicht schlafen konnte. Dass er völlig nackt durch die Gegend lief, weil er sich eigentlich schon auf die Schlafenszeit vorbereitet hatte, scherte ihn da auch nur wenig.
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Nachdem Sergio es am Nachmittag des heutigen Tages endlich nach langer Zeit geschafft hatte, seiner magischen Lichtkugel jede gewünschte Farbe zu verleihen, war er vor dem Eingang des Magierhauses einem Adepten über den Weg gelaufen, der sich gerade vor einer hübschen jungen Dame damit gebrüstet hatte, wie toll er sich doch teleportieren könne. Das hatte Sergio spontan auf die geniale Idee gebracht, selbst die Kunst der Teleportation zu erlernen. In Zukunft würde er so in Sekundenschnelle reisen können und sich lange und gefährliche Fußmärsche ersparen. Wenn das nicht ungemein praktisch war, wusste er auch nicht weiter. Also hatte er sich den Angeber gegriffen und ihn ordentlich ausgequetscht.
Leider hatte sich herausgestellt, dass es nicht einfach war, die Teleportation zu erlernen, und dass bei dieser Art des Reisens einiges schiefgehen konnte, wenn man sich bei der Ausführung nicht genügend konzentrierte oder irgendeinen anderen Fehler machte – im schlimmsten Fall kam man ohne Kopf am Ziel an und war dann höchstens noch zu einer Karriere als kopfloser Untoter fähig, sofern man von einem Schwarzmagier gefunden wurde. Außerdem konnte man sich als Anfänger keineswegs fast überallhin teleportieren, sondern war auf bestimmte feste Punkte angewiesen, von denen es nach derzeitigem Wissensstand auf Argaan nur fünf gab. Und man war auch nicht in der Lage, mehr Personen als sich selbst zu teleportieren, denn auch das war denjenigen vorbehalten, die die Teleportation vollständig beherrschten. Magische Reisen übers Meer hinweg waren allerdings für niemanden empfehlenswert, weil dazu ein quasi übermenschliches Magiepotential nötig war.
Zumindest hatte der Angeber dies alles so geschildert. Doch warum sollte er Unrecht haben?
Nun stand Sergio spät abends auf dem Königsplatz, wo sich der einzige bekannte feste Teleportationspunkt der Stadt befinden sollte. Der Angeber hatte ihm geraten, sich bei der ersten Annäherung an die Teleportation zunächst auf die Bewegungen der magischen Ströme zu konzentrieren und so auf einen der festen Punkte zu stoßen. Erst danach solle er versuchen, sich zu teleportieren, und das mit Vorsicht, sofern ihm ein vollständiger Körper samt Geschlechtsorgan lieb sei (nach diesem Scherz hatte sich der Angeber vor Lachen ausgeschüttet). Und was alles weitere bei der Teleportation angehe, müsse jeder seine eigenen Erfahrungen machen.
Zu dieser späten Stunde waren nur noch wenige Leute unterwegs, sodass Sergio seine Ruhe hatte und sich nicht durch eine Menschenmenge wühlen musste. Er stand am Rande des Platzes, da er es für eine gute Idee hielt, dort mit der Suche zu beginnen.
Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich, bis er die Magie wahrnahm. Diesmal achtete er besonders auf die Bewegung des Magiestroms, was ihn zuvor nicht interessiert hatte. Nach einer Weile fiel ihm auf, dass sich die magische Energie an ihm vorbeibewegte, und zwar in eine bestimmte Richtung. Er folgte der langsamen, stetigen Bewegung ein Stück, öffnete dann seine Augen (es war sicher keine gute Idee, blind über den Platz zu laufen) und kam, als er weiterging, der Mitte des Platzes immer näher. Kurz darauf bemerkte er, dass die Magie mit jedem Schritt fast unmerklich stärker wurde. Es war kaum zu spüren, doch er war sicher, dass er sich nicht täuschte. Irgendwann wurde der magische Strom geringfügig schneller, ging in eine Drehbewegung über, bildete eine Art Strudel, der sich – immer noch langsam – aufwärts bewegte. Außerdem war die Magie hier besonders intensiv zu spüren. Sehr ungewöhnlich, fand Sergio. War das der Teleportationspunkt?
Er wusste es nicht, doch als er seinen Weg fortsetzte, war der „Strudel“ nach wenigen Metern nicht mehr zu spüren. Vielleicht hatte er doch die Lösung des Rätsels gefunden. Er lief über den gesamten Platz, doch nirgends war die Magie so stark zu spüren wie an diesem einen Punkt, außerdem gab es nur dort diesen merkwürdigen „Strudel“. Kein Zweifel: Es handelte sich um den Teleportationspunkt.
Erleichtert darüber, so schnell fündig geworden zu sein, nahm sich Sergio vor, es bei der nächsten Gelegenheit mit dem Teleportieren zu versuchen, und kehrte zurück ins Magierhaus.
Geändert von Sergio (06.08.2013 um 00:53 Uhr)
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Setarrif! Da war sie. Endlich! Die goldene Stadt, er hatte es geschafft. Viel zu lange hatte der Dschungel ihn verschlungen. Am Anfang hatte Nigel auch viel darüber geflucht, doch dann genoss er das Abenteuer und all die verborgenen Entdeckungen. Deshalb war er sogar in eine Gruft abgetaucht, die er zufällig gefunden hatte. Mit den paar Goblinen wurde er fertig, doch gelohnt hatte es sich nicht. Nur ein paar Goldmünzen und ein wenig Schmuck war von Nutzen gewesen. Den restlichen Plunder hatte er dagelassen.
Aber nichts desto trotz war Nigel froh, als er von Weitem die goldenen Kuppeln erblickte. Im goldenen Licht der Abenddämmerung durchschritt der erleichterte Reisende das südliche Tor und tauchte ein in die Gassen dieser wunderschönen Stadt. Sein Weg war eindeutig und doch war er ihn noch nie gegangen. Er wusste, wo sein Ziel lag, dennoch sollte es sein erster Besuch werden. Es dauerte auch nicht lange, bis er vor dem Haus der Magier stand.
Bei all der Ablenkung und dem Abenteuer hatte der Krieger natürlich nicht vergessen, weswegen er unterwegs war und nun war es fast soweit und er konnte dieses verfluchte Buch endlich loswerden. Ehrlich gesagt, war es ihm gar kein großer Balast gewesen. Manchmal hatte er das Gefühl gehabt, es zog die Gefahren, denen er sich auszusetzen hatte, nur so an, doch Nigel sah es schließlich als Herausforderung und stellte sich dieser mit Mut.
Am Tor des Magierhauses begegnete er einem Adepten oder Novizen, den er sich schnappte.
"Ich suche einen Magier, am besten einen, der für die Bücher hier verantwortlich ist" sprach Nigel mit bestimmtem, fast befehlerischem Ton.
Der Adept schaute etwas verwirrt, riss sich dann aber los und fragte, was jemand wie Nigel denn in der Bibliothek wolle.
"Ich bin im Auftrag derer unterwegs und muss dringend mit einem Verantwortlichen sprechen. Bitte, es ist dringend.", erklärte Nigel nun etwas höflicher.
Die Verwirrung wich nicht gerade aus dem Gesicht des Magieschülers, doch schließlich zuckte er mit den Schulter und bedeutete Nigel, ihm zu folgen...
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Madlen hatte in den letzten Tagen viel trainiert. Sowohl versuchte sie, ihre magischen Fähigkeiten auszubauen – sie musste sich dringend mit ihrer Meisterin oder einem anderen hochrangigen Magier unterhalten – als auch ihre kämpferischen Talente. Meditation und das Klirren von Schwertern immer wieder unterbrochen von der Liebe zu ihrer Tochter. Manchmal hatte die junge Mutter das Gefühl, dass sie sich zu wenig um Vinona kümmerte, doch jedes Mal wenn sie mit Marcel darüber sprach…nun, er gab immer die gleiche Antwort: „Du bist eine fabelhafte, fürsorgliche Mama…und dazu noch wunderhübsch!“ Dieser Satz schaffte es eigentlich sofort ihre Bedenken zumindest für einige Zeit aus der Welt zu schaffen.
Und nun saß sie in der Taverne. Wieder einmal. Ihr gegenüber befand sich Elesil. Es war angenehm auch einmal andere Gesellschaft zu haben außer Vinona und Marcel. Natürlich…die zwei waren ihre Familie, ihr ein und alles. Aber…ab und an musste man auch mal abschalten können. Vor kurzem hatte sich Dormubar noch hier befunden und den beiden Damen Gesellschaft geleistet, doch er zog die Einsamkeit vor. Er war nicht der Typ, der sich viel und gerne unterhielt.
Madlen trug ihr Haar über der linken Schulter offen. Immer noch gebleicht. „Du kennst die Aufgabe und du weißt welche Bürde ich zu tragen habe.“ Ein Blitzen in den Augen der Piratin. „Aber nicht so!“ – „Nur so kann es funktionieren. Madlen, die letzte Fürstin Varants. Klingt doch ganz reizvoll!“ – „Ay, aber bevor du dich auch nur einmal versiehst, bist du allein. Und wie fühlt sich das an!“ Die junge Frau lachte kurz auf. „Ich bin doch schon mein Leben lang auf mich allein gestellt gewesen.“ Elesil rümpfte die Nase. „Du weißt, dass es wahr ist. Ihr habt mir geholfen, in jeder nur erdenklichen Situation. Aber…du hast Familie, Thranduil hat eine Frau und Marcel hat Vinona. Nein, mein Weg war schon immer vorherbestimmt. Ich werde sterben…“ – „…und wir werden mit dir untergehen!“ – „Unsere Schicksale waren verflochten…aber nie eins. Du hast andere Pflichten…die warten hier auf dich. Unsere gemeinsame Zeit neigt sich dem Ende…“ Madlen hob ihren Becher. „Bis zum Horizont…“ Erst nach kurzem Zögern stimmte Elesil mit ein. „…und darüber hinaus!“
Zwar unterhielten sich die beiden Freundinnen noch weiter…aber über weniger ernsthafte Themen…
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