-
Dass Madlen den ersten Treffer einstecken musste, gab Rufus das Gefühl, endlich besser zu werden.
Die bisherigen Übungen mit Rafik, oder Redsonja waren meist unausgeglichen, nicht so wie dieser Kampf.
Auch wenn er neue Energie gewonnen hatte, so schien schon im nächsten Moment wieder ein Gleichstand zu herrschen.
Wieder tauschten die Beiden einige Schläge aus, nur diesmal war Rufus etwas unvorsichtig und zu hektisch.
Seine Deckung vernachlässigte er zusehends, was Madlen natürlich sofort auzunutzen versuchte.
Sie erwischte den Unvorsichtigen einige Male, zu seinem Glück nicht zu fest, allerdings taumelte er etwas, nachdem es ihn unvorbereitet getroffen hatte.
"Nicht schlecht," meinte er und versuchte sich nun wieder zu konzentrieren.
-
Madlen lächelte nur und ging in eine defensive Position. Rufus erwartete wahrscheinlich, dass die junge Frau den Kampf eröffnete so wie bei den vorherigen Runden. Sie schob sich schräg auf seine rechte Schulter zu, als wolle sie den Schwertarm umgehen und seine Flanke angreifen, wo Rufus dann ungeschützt war.
Ob diese List funktionieren würde oder nicht, da war sich Madlen nicht sicher. Immerhin hatte sie es so schon unzählige Male vorher probiert und ihr Gegenüber war somit darauf vorbereitet. Aber es war ihr auch egal, sie hatte etwas ganz anderes vor.
Als sich ein kleiner, rauer Stein unter ihr drehte, verlagerte die Bardin ihr Gewicht, um weiterhin das Gleichgewicht zu halten. Dieser kurze Ruck reichte aus, um Rufus dazu zu bewegen anzugreifen. Er sprang auf Madlen zu.
Ihre Übungswaffen trafen aufeinander, zweimal, dreimal, viermal…dann, aus der plötzlichen und unerschütterlichen Überzeugung heraus, dass Rufus nach ihrer Schulter stoßen würde, drehte sich Madlen und zielte ihr Schwert in Richtung seiner Brust, so schnell es ihr möglich war. Die junge Frau versuchte eine Stelle zu treffen, die ungeschützt sein müsste, sobald Rufus nach ihrer Schulter schlagen würde.
Zwar war ihre Vorahnung richtig, aber trotzdem funktionierte es nicht wie beabsichtig. Madlen war zu schnell gewesen und stach ins Leere. Rufus hatte den Arm noch gar nicht gehoben. Stattdessen gab er ihr einen Treffer auf den Rücken mit. Schnell rollte sich die Mutter ab und kam ein paar Schritte entfernt wieder zum Stehen. Diesmal atmete sich schwer. Nicht wegen ihre Ausdauer, sondern weil der Treffer schmerzhaft war.
Madlen verfluchte innerlich ihre Ungeduld. Sie war viel zu schnell gewesen. Dabei kam es auf den richtigen Zeitpunkt an. Sie versuchte sich selbst zu beruhigen, stellte sich wieder defensiv auf und blickte ihrem Gegenüber direkt in die Augen, bereit für die nächste Runde…
-
So langsam gingen Rufus Kräfte zur Neige, auch wenn die Treffer, die er bisher landete ihn immer wieder etwas Energie verschaffte.
Noch einige Schläge tauschten die Beiden aus, jedoch war es für Madlen ein Leichtes sie alle zu parrieren.
Aber schon nach einer Weile sprang Rufus einige Schritte zurück und meinte schnaufend: "Ich glaube, ich habe genug trainiert und ich werde vermutlich nichtmehr lange durchhalten."
Er hoffte, dass auch Madlen ihre Kraft mittlerweile verloren hatte, um nicht wie ein Schwächling da zustehen.
Ob sich ein richtiges Schwert genauso im Kampf verhält, oder ob es noch etwas schwieriger zu führen war, darüber dachte der Kellner nun nach, er konnte es kaum erwarten, endlich mit einer echten, scharfen Waffe zu trainieren.
-
Madlen ging sofort von einer defensiven Haltung in eine gerade über, senkte das Schwert und verneigte sich. „Ich danke dir, dieser Kampf war sehr lehrreich für mich. Ich hoffe, wir können das vielleicht wieder wiederholen!“ Sie war zwar noch nicht am Ende ihrer Kräfte, aber dennoch hatte diese Übung viel Energie gekostet.
Die junge Frau griff nach ihrem Mantel, legte ihn sich um und verschloss die Brosche. Anschließend hob sie sowohl Aynur als auch Barika auf. Sie wusste nicht warum, aber aus einer Ahnung heraus zog sie Barika und hielt die Waffe gerade vor sich. Das Licht der Fackel tauchte sie in verschiedene Farbtöne, von Gelb bis hin zu hellem Rot.
„Von einer Kriegerin, die den zweihändigen Waffenkampf beherrscht bin ich noch weit entfernt. Jeder braucht seine eigene Waffe, egal ob Schwert, Lanze oder Bogen…es muss immer auf einen selbst zugeschnitten sein, so ist es zumindest meiner Meinung nach richtig. Zudem weiß ich nicht wie Redsonja das sieht, aber ich kann dir anbieten mit diesem Schwert zu trainieren. Nicht gegen mich, dafür ist es zu gefährlich, aber gegen Puppen und Ähnliches. Barika hier ist ein absolutes gleiches Gegenstück zu Aynur und in seiner Beschaffenheit deshalb gleichwertig. Beide Schwerter sind mit Erz beschlagen worden. Wertvoll und tödlich.“ Sie sah Rufus direkt an. „Auch wenn diese Waffe nicht für dich gefertigt wurde und dementsprechend nicht auf die zugeschnitten ist, trotzdem biete ich dir noch einmal an, dass ich dir Barika für die Dauer der Lehre ausleihe.“ In einem weitaus ernsteren Ton sprach sie weiter. „Und nur ausleihe. Danach möchte ich dieses Schwert auf jeden Fall wieder haben!“ Damit steckte sie die Waffe wieder weg und streckte sie in Richtung von Rufus.
„Also, was sagst du?“
-
"Ja, das sollten wir wirklich, aber für heute habe eindeutig genug," meinte Rufus, während er schnaufend den Schweiß von seiner Stirn wischte.
Anschließend hängte er seine Trainingswaffe wieder in eine dafür vorgesehene Halterung.
Die Arme taten ihm mittlerweile schon weh, wenn er sie nur etwas anhob, deshalb ließ er sie einfach am Körper herunterhängen.
"Vielen Dank," meinte er noch, während es schien, als würde Madlen ihre Schwerter, die sie vor dem Training weggelegt hatte wieder einstecken.
Als sie Rufus anbot, ihm eine der Waffen für die Ausbildung auszuleihen, war er ganz sprachlos.
Nach einigen Momenten der Unentschlossenheit antwortete er aber: "Ich würde liebend gerne mal ein echtes Schwert ausprobieren, aber wie du schon gesagt hast, es passt zu dir, aber vermutlich nicht zu mir.
Außerdem habe ich hier in der Akademie noch keine Ausbildung begonnen, da sollte ich mich vielleicht sowieso erst noch an die aus Holz halten."
Madlen schien es zu verstehen und nickte, woraufhin Rufus fortfuhr: "Ich danke dir natürlich trotzdem für das Angebot."
Der Kellner verneigte sich noch einmal vor seiner Trainingspartnerin und wandte sich dann wieder einigen Geräten zu, während Madlen langsam die Halle verließ und anschließend durch das Tor der Akademie nach draußen verschwand.
-
Aniron atmete hörbar aus. Zufrieden ließ sie ihren Finger über das Papier wandern, die Augen folgten und warteten auf das Wort, dass sie schon den ganzen Abend lang suchte. Dann fand sie es: Lavendel. Daneben stand eine Seitenzahl: 73. Sie blätterte zu der genannten Seite und erblickte erneut den Namens des Krautes, zu dem sie sich in der Bibliothek Setarrifs belesen wollte. Eine schnörkelige Überschift zierte die Seite, darunter einige Zeichnungen und Beschriftungen der lilanen Pflanze. Aniron blätterte um, es folgte ein längerer Absatz. Sie begann zu lesen:
"Das Wissen um die Heilkräfte des Lavendel ist ein Wissen, das mit den Jahrhunderten aus den Bibliotheken und damit den Köpfen der Heiler verschwand. Dadurch wird diese wohlduftende Pflanze immer wieder unterschätzt, dabei sollte sie Bestandteil eines jeden Klostergartens sein.
Zunächst hat der Lavendel eine beruhigende Wirkung. Er hilft bei Schlaf- und Einschlafproblemen, aber auch gegen Nervosität, Ängste und Unruhe. Selbst Kopfschmerzen können durch den Lavendel behandelt werden.
Bei Lungenerkrankungen sämtlicher Art und Atemknappheit sollte gemeinsam mit anderen Kräutern auch immer der Lavendel eingesetzt werden. Auch Ohrenschmerzen und -entzündungen sowie bei Halsschmerzen aller Art ist der Lavendel eine verlässliche Heilpflanze.
Besonders beliebt war der Lavendel schon immer bei Frauen. Durch seinen angenehmen Duft setzten Heilerinnen ihn zur Pflege von Haut ein, damit diese an Händen, Lippen und Gesicht geschmeidiger wurde. Doch auch Patienten mit Sonnenbrand und Verbrennungen, Juckreiz, Insektenstiche, Gerstenkörner (besonders am Auge), Hautinfektionen und Nagelinfektionen erfahren Linderung mit Lavendel.
Schlecht verheilende Wunden - eine Erscheinung, die es versteht dem Heiler das Leben schwer zu machen - und auch offene Wunden sollten mit Lavendel behandelt werden, oftmals klingen Entzündungen auch hier schnell ab.
Als Tee oder als Öl kann der Lavendel zur inneren und äußeren Anwendung zubereitet werden. Hierbei können Blätter und Blüten verwendet werden."
Aniron staunte. Fast war sie ein wenig traurig, dass sie diese Pflanze erst jetzt entdeckte. Sie sollte sie auf jeden Fall öfter einsetzen. Das lilane Kraut schien sich ja auch in den Kräutergarten wohlfühlen. Und Aniron mochte den Duft, er war wirklich sehr angenehm.
Sie blätterte noch etwas wahllos durch das Buch, blieb bei der Beschreibung zur Kamille hängen, um zu sehen, was der Schreiber des Buches noch an bekannten und unbekannten Wissen bereithielt. Sie überflog die Zeilen, bis sie auf eine Zeile stieß:
"Mehrfach wurde durch Kamillentee bei werdenden Müttern Wehen ausgelöst, egal, in welcher Schwangerschaftswoche sie waren. Diese abtreibende Wirkung muss bedacht werden."
"Oh", entfuhr es Aniron. Das war tatsächlich neu für sie. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Auf Kamillentee hatte sie immer gezählt, besonders gegen Übelkeit hatte sie es eingesetzt. Sie las weiter.
"Um gegen die übliche Übelkeit der Schwangerschaft anzukämpfen, sollte also andere Mittel gewählt werden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Wurzel des Feuerkrautes sich hierbei als äußerst nützlich erwiesen hat."
"Aha", sagte sie. Nachdenklich kratzte sie sich am Kopf. Ihr fiel kein Fall ein, bei dem sie Kamille verabreicht hatte und es zu Wehen gekommen war. Aber Vorsicht war von nun an besser als Nachsicht.
Sie klappte das Buch zu und stellte es zurück in das Regal. Sie wollte es noch einmal in Ruhe durchstöbern und hoffte, keine weiteren Überraschungen zu erleben, was ihr bisheriges Wissen betraf.
Man lernte eben nie aus, auch nicht als Hebamme und Heilerin.
-
Etwas außer Atem betrat Madlen mit Dorumbar und Elesil zusammen die Taverne. Es war heute ein warmer Tag und ausgerechnet diesen haben sie sich ausgesucht um zu trainieren. Dabei war der Weg von Haus der Magier zur Arena schon anstrengend gewesen und so hatte die junge Frau im Grunde keine Rechte Lust gehabt, zumal sie heute einen Großteil ihrer Rüstung trug. Es war ein Versuch gewesen, wie sich diese im Kampf anfühlte, doch schon nach kurzer Zeit stellte sie fest, dass es viel zu anstrengend war. Zum Glück quengelte irgendwann Vinona, sodass sie „leider“ nicht länger mittrainieren konnte. Madlen zog sich zu einem schattigen Platz zurück und kümmerte sich um ihre Tochter, während die anderen weiter in der Sonnte schwitzten. Es war faszinierend sowohl Dorumbar als Elesil zu sehen, die so ganz anders kämpften als Thranduil mit seiner Tick – Tock Art. Er stach zu, wehrte ab, stach zu und immer so weiter. Die anderen beiden kämpften technisch anders. Auf einem anderen Level…sie waren es gewohnt auf engem Raum zu fechten. Schiffe bieten da nicht viel Platz. Und was Marcel betraf, nun…er war irgendwo dazwischen. Er schwang sein Schwert auch auf eine Tick – Tock Weise, aber abwechslungsreicher.
Bevor sie den Platz verlassen hatten, entledigte sich Madlen von einem großen Teil ihrer Rüstung. Der Brustpanzer und der untere Teil des Kettenhemds waren nun weg. Sie hatte nur noch Arm- und Beinschienen, sowie einen Schulterschutz, den oberen Teil des Kettenhemds, ein weißes Leinenhemd und eine schwarze Hose an. So war es schon viel besser.
Müde nahmen die drei Freunde Platz und warteten auf die Bedienung. Madlen kümmerte sich um ihre Tochter, sodass sie gar nicht bemerkte, wer heute in der Taverne arbeitete…
-
Rufus hatte gut geschlafen, nachdem er sich nach dem harten Trainingstag wieder zurück in die Taverne geschleppt hatte.
Früh stand er wieder auf, seine Schmerzen waren fast schon wieder verschwunden, nur die von Madlen getroffene Stelle bereitete dem Kellner noch einige Probleme.
Aber von seiner täglichen Arbeit hielt ihn das nicht ab.
Er servierte den wenigen Gästen die da waren schnell das, was sie wollten und auch Sarpedon schien froh, wieder etwas Hilfe zu haben.
Während Rufus gerade ein Bier zapfte, betrat Madlen mit ihrer Begleitung die Taverne.
Es war ein ganz anderer Anblick, als am Vortag, nun hatte sie Teile einer Rüstung an und auch ihre Freunde, sie machten den Eindruck, Seeleute zu sein.
Erst, als Rufus auf den Tisch zuging, bemerkte er, dass Madlen ein Baby im Arm hielt.
Es war auf jeden Fall etwas Neues, viele Babys hatte Rufus noch nicht gesehen, seit er in der Stadt angekommen war und in einer Taverne hatte er es am aller wenigsten erwartet.
"Hallo," meinte Rufus kurz und machte eine Pause, "Habt ihr euch schon entschieden, was ihr trinken wollt ?"
-
„Sei gegrüßt!“, erwiderte Madlen etwas überrascht, da sich nicht gewusst hatte, dass Rufus hier arbeitete. „Nun, was mich betrifft, so kannst du mir Wasser bringen. Und was nehmt ihr?“, wandte sich die junge Frau an Thranduil und Elesil. Die dunkle, tiefe Stimme des Piraten antwortete: „Für meine Frau und mich kannst du das gleiche Gesöff bringen!“
Damit verschwand Rufus und kam kurze Zeit später auch schon wieder mit den bestellten Sachen und platzierte sie auf dem Tisch. Mittlerweile saß Vinona auf dem Schoß von Madlen und sowohl der Aynur und Barika als auch die beiden Degen von Thranduil und Eleseil lehnten neben dem Tisch. Thranduil wedelte sich mit seinem Hut Luft zu, um sich etwas abzukühlen. Es schien nicht viel zu helfen.
„Du scheinst dich ja gut erholt zu haben, wenn du heute schon wieder fleißig am Arbeiten bist. Vielleicht sollten wir das nächste Mal härter trainieren, denn auch mir geht es noch zu gut!“, sprach Madlen und lächelte dabei. Dann trank sie einen Schluck und streichelte die Hände ihrer Tochter…
-
Rufus lächelte und antwortete: "Wenn wir noch härter trainieren können wir am nächsten Tag vielleicht garnicht mehr aufstehen.
Lass uns lieber so weitermachen, wie gestern, dann können wir das auf Dauer länger durchhalten."
Rufus zog sich einen Stuhl vom Nachbartisch heran und setzte sich zu den Vieren, dann richtete er das Wort an die anderen Beiden: "Ich bin Rufus und wie ihr ja schon mitbekommen habt, arbeite ich hier."
-
„Es freut mich dich kennen zu lernen, Rufus. Das hier ist Dorumbar…“ Ein kurzes Brummen zur Begrüßung. „…und ich bin Elesil. Wir sind…“, dabei lächelte die Freundin von Madlen. „…Händler zur See.“ Sie trank kurz einen Schluck und sprach dann weiter. „So, du bist also derjenige, der mit dieser Dame vor kurzem trainiert hat!“ Elesil deutete auf die Bardin. „Lass sie ganz oder mein Mann hier und ich besuchen dich mal!“ Dorumbar grinste völlig humorlos und entblößte dabei makellos weiße Zähne, was den Anblick noch weitaus verschlimmerte.
Madlen lachte kurz laut auf und sprach dann: „Ach hör nicht auf sie…das machen sie bei jedem. Sie sind einfach zu lange schon zur See gefahren und kennen sich mit normalem sozialem Verhalten nicht aus. Wie dem auch sei…hast du Lust, dass wir unser Training heute gleich fortsetzen?“
-
Die Beiden Seefahrer schienen eine etwas ruppige Art zu besitzen und das machten sie auch unmissverständlich klar, aber Rufus versuchte nicht darauf zu reagieren, was ihm Madlen dann auch riet.
"Trainieren,? fragte der Kellner noch einmal nach, "ja, warum eigentlich nicht.
Aber ich muss zuerst Sarpedon, dem Wirt Bescheid sagen und bis zur Akademie will ich heute auch nicht laufen."
Er machte wieder eine kurze Pause und sprach dann weiter: "Im Hinterhof haben Redsonja, Rafik und ich manchmal trainiert, dort liegen auch noch ein paar Holzschwerter.
Jetzt trinke aber erst einmal in Ruhe aus, dann sehen wir weiter."
-
Madlen - mit Vionan auf dem Arm - und Elesil warteten schon im Hinterhof. Dorumbar war wieder zur Arena gegangen, denn Warten war einfach nichts für ihn. Zudem war er noch zum Hafen unterwegs, um ein paar verrückte Gesellen anzuheuern. Demnächst würden er und seine Frau wieder für ein paar Tage verschwinden und auf eine „Handelsmission“ gehen, wie es Elesil ausdrückte. Die Freundin von Madlen hielt es einfach nie lange auf dem Trockenen aus.
Rufus war noch nicht da, schien noch etwas erledigen zu müssen und deshalb konnten sich die beiden Frauen in Ruhe unterhalten.
„Was gedenkst du im Hinblick Dead Priest zu unternehmen?“ – „Meine Ausbildung so fortzusetzen, wie ich es im Orden gewohnt war.“ – „Aber zu welchem Preis? Ein Schatten wird sich über dich legen. Was du auch dagegen unternimmst, er wird dir irgendwann die Luft zum Atmen nehmen und dich in tiefe Dunkelheit tauchen.“ – „Du weißt, dass es so oder so nur einen Ort für uns beide gibt…egal was wir auch tun, wir sind verdammt.“
Die Tür auf den Hinterhof öffnete sich und ließ damit jeden weiteren Gedanken an ein Gespräch ersterben. „Bis zum Horizont…“ – „…und darüber hinaus!“, vollendete Madlen den Satz und wandte sich dann an Rufus. „Und wie sieht es aus? Kann Sarpedon dich entbehren?“
-
"Klar kann er, meistens hat er nichts dagegen, er brummt nur immer."
Rufus lachte und ging in die eine Ecke, in der einige leere Fässer standen, er griff dahinter und zog zwei Trainingsschwerter hervor.
"Die sind zwar nicht so gut, wie die von gestern, aber auf jeden Fall besser als Nichts.
Such dir eins aus, auch wenn sie sich nicht wirklich unterscheiden."
Rufus reichte Madlen beide Holzschwerter und wartete ab, was sie nun mit ihrem Kind tun würde.
-
„Dann lass uns trainieren.“ Madlen wandte sich an Elesil und sprach: „Ich glaube, die liebe Tante muss jetzt einmal auf Vinona aufpassen! Sie sollte sich normalerweise ruhig verhalten, wenn nicht…nun, du machst das ja nicht zum ersten Mal…ruf mich einfach!“ Damit übergab sie ihre Tochter an Elesil und nahm dann von Rufus ein Übungsschwert entgegen.
Madlen ging gegenüber ihrem Trainingspartner in Stellung und ließ die Waffe langsam kreisen. Zuerst beobachteten sie sich nur, warteten ab, was der Gegenüber machen würde. Sie zogen Kreise, erst einen, dann zwei und schließlich drei…beide wussten, was sie erwartete und niemand wollte den ersten Schlag kassieren.
Madlen machte einen Ausfallschritt auf die rechte Seite, täuschte einen Angriff auf die ungeschützte Schulter an, drehte sich schnell und wurde von Rufus geblockt. Ein kurzes Herantasten, mehr war dieser Angriff nicht gewesen, weder koordiniert, noch technisch hochwertig. Madlen wollte sich einfach nur wieder an die Reflexe von Rufus gewöhnen.
Dann begann er auch schon wieder, ein makabrer Tanz, weder schön noch stilvoll, aber er verfehlte seine Wirkung nicht. Madlen und Rufus taten das, was Redsonja wollte…sie trainierten den Schwertkampf…
-
Auch wenn anfangs alles noch etwas schleppend vorran ging, so wurden die Bewegungen der Beiden mit jeder Minute eleganter.
Sie tauschten immer weider einige Schläge aus, gefolgt von einer kleinen Ruhepause, in der sie ihren nächsten Zug planten.
Rufus wollte auf keinen Fall wieder einen Hieb abbekommen, auch wenn es nur Holz war, so tat es trotzdem eine ganze Weile weh, deshalb ging er schnell in die Defensive.
Jede Bewegung seiner Trainingspartnerin studierte er genau, um früh erkennen zu können, was ihr nächster Schritt war.
Nur selten teilte auch der Kellner aus, Madlen musste schon gemerkt haben, dass er nicht angreifen wollte.
-
Madlen lächelte kurz, versuchte Rufus durch Ablenkung aus der Reserve zu locken. Sie wusste um ihre Schönheit und vielleicht half sie hier auch weiter. Zu Anfang schien es auch so, doch ihr Trainingspartner fing sich schnell wieder. Mehr als ein kleiner Treffer war da nicht drin gewesen. Damit legte die junge Frau diese Methode auch wieder weg. Nicht weil sie unfair oder Ähnliches war, nein…einfach weil sie merkte, dass es nicht funktionierte.
Wieder ein schneller Schlagabtausch, immer wieder kleiner Treffer, aber nichts Schmerzhaftes. Nur ein paar blaue Flecken und ein oder zwei Dellen in ihrer Rüstung im Schulterbereich.
Madlen setzte gerade zu einem Angriff an. Wechselte zwei, drei Schläge mit Rufus, drehte sich an seinem Schwert vorbei und die beiden standen Rücken an Rücken. Madlen holte mit dem Knauf ihres Übungsschwertes aus, da hörte sie Vinona laut quengelte. Sofort setzten ihre mütterlichen Gefühle ein und sie brach ihren Angriff ab. Warum auch immer, vielleicht aus Rache für die unfaire Methode von vorhin oder weil er es nicht mitbekommen hatte, dass Madlens Tochter laut war, verpasste Rufus der Bardin einen Schlag mit der flachen Seite des Schwertes in die Seite.
Stöhnend wankte die junge Mutter etwas und stütze sich an einer nahen Wand ab. Als es ihr etwas besser ging und sie merkte, dass sich Vinona wieder beruhigt hatte, wandte sie sich ihrem Gegenüber zu: „Der war gut…und wieder war ich zuerst dran…aber jetzt bist du dran!“, sprach Madlen und lächelte dabei wieder…
-
Der Kellner machte einen Schritt zurück, er hatte Bedenken bei der Sache.
"Ich weiß nicht, ob es so gut ist, zu trainieren.
Sobald dein Kind wieder schreit, bist du nichtmehr bei der Sache, wenn du willst, können wir unser Training auch verschieben."
Rufus ließ das Schwert zu Boden sinken und blickte Madlens Freundin an, die Das Baby in den Armen hielt.
"Außerdem habe ich ein schlechtes Gewissen, mit einer jungen Mutter wie dir zu kämpfen.
Aber wenn du es willst, kann ich versuchen es außer Acht zu lassen, auch wenn ich nicht denke, dass es funktioniert."
-
„Meine Konzentration darf nie nachlassen. Der Weg eines Kriegers ist der Weg des Wissens und der Geduld. Das war gerade mein Fehler. Vinona ist in guten Händen und ich muss mich voll und ganz auf den Kampf konzentrieren. So etwas darf wären einem echten Kampf nicht passieren. Gefühle und Gedanken haben in einer Schlacht nichts verloren, egal wie klein sie ist. Das mag kalt klingen, doch Zögern bedeutet den eigenen Tod heraufbeschwören. Ich dachte, ich wäre mit meinen Meditationen so weit, dass ich solche Dinge während einem Kampf ausblenden kann.“ Sie blickte nun direkt in die Augen von Rufus.
„Ich sehe, dass auch du noch Bedenken hast. Ich weiß, wir werden beide gerade ausgebildet, aber…wenn ich eins in meinen Leben gelernt habe, dann sind Bedenken während einem Kampf falsch. Ich kann dir meine Meditationsübungen zeigen…vielleicht helfen sie dir. Wir trainieren einfach noch ein bisschen und danach zeige ich dir, wie ich versuche mit Gedanken und Gefühle während einem Kampf abzugewöhnen…was hältst du davon?“
-
"Das ist eine gute Idee," antwortete Rufus, "Ich will schließlich alles über das Kämpfen lernen und auch das gehört ja scheinbar dazu."
Rufus erhob das Schwert wieder, die Spitze zeigte in Madlens Richtung.
"Also," meinte er und nahm seine Kampfposition wieder ein, "lass uns weiter machen."
Kaum war das ausgesprochen, folgte blitzschnell ein Schlagabtausch der Beiden, nur dieses mal schien wieder Madlen die Oberhand zu gewinnen, ihre Hiebe waren schnell und stark, Rufus konnte fast nurnoch abblocken.
Es schien, als stände dort vor ihm nun eine ganz andere Frau.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|