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  1. Beiträge anzeigen #181
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Innos viam nostram luceat.
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    Lopadas ist offline
    "Was meinst du, können wir wenigstens einen kleinen Trupp ausstatten?", fragte der Tempelvorsteher etwas verzweifelt.
    "Wohlkaum. Wir müssen unsere alten Reserven ersteinmal zurückerlangen, bevor wir an neue große Projekte denken können.", entgegnete der alte Magier und klopfte einem Stift auf die Lagerliste, "Deine Idee das Hafenviertel und andere Teil der Stadt zu renovieren, war nobel und sicherlich auch eine Investition für die Zukunft. Doch jetzt sofort ein ähnlich kostspieliges Unterfangen zu planen, scheint mir zu riskant. Ich bin für die Aufstellung der Materialien und allem weiteren zuständig und wenn ich auf meine Listen schaue, dann sehe ich dort nichts, was eine große Mission tragen könnte."
    "Die Leute in Stewark und im Umland brauchen uns nach dem Angriff der Orks mehr als dennje.", erwiderte Lopadas streng.
    "Das glaube ich dir, aber willst du allen ernstes bei irgendwelchen Leuten für diese Mission einen Kredit aufnehmen? Es mögen täglich Spenden in unsere Kasse fließen, doch du vergisst, dass unser tägliches Leben ebenfalls etwas kostet."
    Der alte Magier ließ sich von den Sorgen des Tempelvorstehers nicht anstecken. Jener arbeitete bereits seit vielen Jahrzehnten auf diesem Posten in dieser Stadt. Er kannte den hiesigen Orden und die Stadt genau.
    "Gut gut.", winkte der Schriftgelehrte ab, "Wir müssen dennoch Präsenz zeigen und missionieren. Auch wenn es nicht viel ist, bräuchte ich zumindest das Nötigste für ein solches Projekt. Keine Statuen oder sonstiges. Vielleicht etwas Papier für Gebete und der gleichen. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um die personelle Unterstützung.
    Vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Magie zu Ehren, Bruder."
    Gedankenversunken lief Lopadas über den Tempelvorplatz. Er hatte sich mehr erhofft, doch durfte er die Kasse des Ordens nicht überstrapazieren. Vielleicht konnte er in Stewark die Leute überzeugen für sich selbst etwas zu leisten. Gemeinsam als Bewohner Stewarks für den Glauben etwas zu tun. Wichtig waren am Ende keine Statuen, keine Kapellen und keine großen Schreine, sondern nur, dass die Menschen an das Gute in der Welt glauben konnten und ihre Hoffnung auf einen ewigen Frieden in ihren Herzen bewahrten.

  2. Beiträge anzeigen #182
    Sword Master Avatar von Florence
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    Florence ist offline
    „Ich wäre einem weiteren Schluck nicht abgeneigt sein“, sprach die Waffenmagd freundlich. „Meine Patrouille ist bereits rum und auch kein anderer Dienst wartet auf mich bis morgen Nacht. Ihr dürft auch gerne meinen Namen wissen, wieso auch nicht? Ich heiße Florence.
    Um aber noch einmal kurz auf die Worte zurückzukommen: Eure Worte hätten euch auf Messers Schneide bringen können, wenn die Stadtwache keinen Spaß versteht. Dann hätte man euch nach eurer Reichsbürgerurkunde befragt, nach euerm Aufenthalt hier und nach allen möglichen anderen Dingen, die euch möglicherweise in den Kerker verfrachtet hätten. Zumindest hättet ihr euch Feinde in der Miliz gemacht und ich kann mir kaum vorstellen, dass euch das gefallen würde.“
    Trotz der Worte lächelte Florence und leerte ihren Bierkrug. Die andere gefiel ihr, sowohl ihre Fragen als auch ihr Auftreten.
    „Eure Eloquenz, wie ihr so schön sagt, passt tatsächlich nicht zu dem Bild einer Magd. Vielleicht solltet ihr überlegen, damit mehr anzufangen? Oder nutzt eure Direktheit, um der Ordensmiliz beizutreten. Die Stadtwache beispielsweise sucht immer nach guten Männern und Frauen und Männern. Vielleicht schafft ihr es ja hinauf zu steigen? Auch wenn wir Milizen bereits zur Ordensmiliz gehören, so gibt es darüber auch den Orden selbst, in dem sich Ritter und gar Paladine befinden.“
    Florence grinste und nahm einen Schluck vom neuen Bier, welches die Bardame gebracht hatte.
    „Habt Dank dafür. Wie darf ich euch denn nennen? Ihr kennt ja nun meinen Namen, da gehört es sich wohl, wenn ich auch den eurigen kenne. Was hat euch denn nun eigentlich hierher geführt? Ihr spracht nur von Reisen. Preist ihr eure Waren an oder sucht ihr nach Intellektuellem? Und wie steht ihr denn zur Lage?“

  3. Beiträge anzeigen #183
    Knight Avatar von Devazar
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    Devazar ist offline
    "Natürlich gehört sich das." Fur deinesgleichen. "Mein Name ist Devazar. Und nein - ich bin nicht in die Stadt gekommen, um unsere Waren zu verkaufen. Das machen unsere kleinen Karawanen, die mit Gäulen und Wägen anrücken, welche innerhalb der Mauern auch nicht mehr aus den Augen gelassen werden. Ich selbst besuche meinen alten Ohm." Das war wohl die glatteste Lüge des Abends. Doch von dem Spiel konnte sie nun kaum noch abrücken. Ganz zu schweigen davon, ihre wirkliche Meinung, welche auch sehr auf der Kippe stehen mochte, der Soldatin preiszugeben.
    "Aber ich denke kaum, dass es mich derzeit dazu bringt, die Rüstung der Miliz anzulegen. So auffordernd deine Worte auch klingen mögen." Sie nickte mit dem Kopf kurz beiseite und griff nach dem Humpen, der nun auf dem Tisch stand, worauf sie Florence signalisierte, ihr dies gleichzutun.

    "Auf wessen Wohl trinkt man eigentlich in einer Taverne Thorniaras. Ich muss sagen, hier habe ich mich noch nie niedergelassen, wenn ich in der Stadt war. Auf das Innos' oder Rhobars?"

  4. Beiträge anzeigen #184
    Veteran Avatar von Die Stadtwache
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Stadtwache ist offline
    Eigentlich war es der gleiche Anblick und das gleiche Gerede wie immer. Der Vertretungshafenmeister stellte diese Frage immer wieder, wenn er den Posten übernehmen musste, doch niemals kam eine wirklich gute und persönliche Antwort. Wahrscheinlich verheimlichten die Seemänner zu viel. Oder sie tranken eben zu viel.
    "Bürgerurkunden erhaltet ihr, wenn ihr sie beantragt. Wenn ihr keine beantragt und auf die Erstellung wartet, dann habt ihr eben keine und seid nirgends so richtig zu Hause. Es liegt nicht an mir euch diese Arbeit abzunehmen. Ich fange nicht an, im Hafen mit einem Stapel Blankourkunden herumzulaufen. Was deinen Freund betrifft, könnt ihr ihn im Laufe des Tages oder morgen in der Bastion abholen. Er wird wegen dem Beutelchen wohl nicht eingekerkert. Außer natürlich er keine seine Strafe nicht bezahlen. Es liegt an ihm, der das Risiko eingegangen war. Hofft für ihn, dass er noch ein paar Münzen in seiner Tasche hat und nicht alles für Rum und Huren herausgeworfen hat."
    Der Soldat drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder in Richtung Deck. Auf dem Weg dorthin huschte ihm erneut dieses Katzenvieh um die Beine. Beinahe hätte er danach getreten, doch hielt er sich zurück, um den Matrosen hinter ihm nicht zu erzürnen. Es wäre nicht in seinem Sinne, plötzlich ein Messer im Rücken zu spüren.
    "Den Bericht werde ich euch so schnell wie möglich zu kommen lassen, damit alles seine Richtigkeit habt und ihr einmal objektiv betrachtet die Mängel eures Schiffes seht. Bleibt solange vor Anker bis der Bericht euch erreicht. Einen schönen Abend wünsche ich."
    Zügig, aber nicht ängstlich, verließ er den Kahn. Er wollte die Blicke der Crew nicht sehen, doch konnte er spüren, wie der eine oder andere ihn durchbohrte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. So machte der Job doch ein bisschen Spaß.

    Lopadas

  5. Beiträge anzeigen #185
    Sword Master Avatar von Florence
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    Florence ist offline
    Florence musste lachen.
    „Worauf auch immer ihr trinken möchtet. Wollt ihr sehr gläubig klingen, stoßt ihr auf Innos an. So wie Wilfried dort drüben“, sprach sie und deutete auf einen in Novizenkleidung gehüllten, älteren Mann. „Wollt ihr aber eher eure Ehrerbietung unserem König gegenüber bringen, so ist dies genauso gut. Das ist meist der Spruch, den wir Mitglieder der Ordensmiliz benutzen. Oder stoßt auf beide an“, meinte sie weiterhin lachend. „Ich würde aber sagen, dass wir auf Rhobar anstoßen. Also: Auf Rhobar!“
    Florence stieß mit Devazar an und nahm einen ordentlichen Schluck des Bieres. Vor einigen Wochen noch hatte sie relativ wenig getrunken, doch die fast allnächtlichen Besuche der Marktschenke hinterließen ihre Spuren und ihre Übung half ihr, auch das zweite Bier problemlos zu trinken. Auch wenn sie danach aufpassen musste.
    „Euern Ohm also. Nun gut, will ich euch einmal so abnehmen“, sprach Florence, auch wenn sie in ihrem Innern nicht davon überzeugt war. Devazar wirkte nicht unbedingt wie jemand, der einfach so den Ohm besuchte. Aber Florence war im Feierabend und würde sie nun nicht genauer befragen. Nicht heute wenigstens. Vielleicht wollte sie auch einfach nicht einer Fremden mehr von sich erzählen.
    „Ich kann euch verstehen, dem Ruf eine Stadtwache zu werden, folgt nicht jeder. Man muss schon ein gehöriges Maß an Selbstdisziplin und Aufopferung mitbringen, das eigene Leben hinter denen der anderen anzustellen. Zumal die täglichen Patrouillen zu verschiedensten Zeiten und die Bezahlung nicht zu den besten zählen. Gewiss nicht.“
    Sie grinste.
    „Wie ist denn die Lage bei euch auf dem Hof? Seid ihr nahe genug an Stewark, dass auch ihr vor den Orks fliehen musstet? Und hat die Kirche bereits Hilfsmittel entsandt? Seitdem die Kirche Innos‘ Argaan als Lehen übernommen hat, gab es hier in der Stadt bereits viele Aufräum- und Renovierungsarbeiten.“

  6. Beiträge anzeigen #186
    Knight Avatar von Devazar
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    Devazar ist offline
    "Es gab auch Plantagen, die von den Orks verschont blieben. Zu diesen Glücklichen können auch wir uns zählen - andere Kollegen hat es da weitaus schlimmer getroffen. Und ja, die Kirche lässt sich hier und dort mal blicken, das wars dann aber auch. Sanierungsarbeiten sind eher ein Vorbehalt, dass sie uns helfen würden. Es bringt uns allerdings wenig voran. Doch wie gesagt - unsere kleinen Ländereien haben das Übel zum Glück gut überstanden und sind nicht auf diese Hilfe angewiesen. Aber bitte für heute Abend genug davon. Ich bin schließlich nicht nach Thorniara gekommen, um ewig in der Vergangenheit zu stolzieren."

    Einen Hauch von Skepsis konnte Devazar durchaus in Florences Augen lesen, aber durchaus verdeckt durch das Lid der Güte. Oder einem ähnlichen. Wenn sie Pech hatte, würde die Soldatin sie über den Abend hinweg noch mit Schwärmen an Fragen auseinandernehmen. Es galt zu hoffen, dass dies nicht geschah.
    "Und das übliche Schwert einer Stadtwache scheinst du ja zu besitzen. Wo lernt eine Dame wie du denn das Kämpfen unter all den Männern?"

  7. Beiträge anzeigen #187
    Sword Master Avatar von Florence
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    Florence ist offline
    „Keine Einwände“, sprach Florence, die den Alkohol bereits etwas in ihr spüren konnte. Keine Besoffenheit, dafür brauchte selbst sie mehr als nur zwei Bier, doch dieses kribbelnde Gefühl war durchaus vorhanden und ließ sich auch sicherlich langsam in ihrer Stimme und ihrer Stimmung erkennen. „Sind ja auch Themen, die man besser zu einer anderen Stunde bespricht.“
    Trotz des leicht beschwippsten Gefühls nahm sie einen weiteren Schluck und lächelte zu Devazar, die sie nach ihrem Schwertkampf befragte.
    „Nicht hier, das kann ich dir… ähm euch direkt sagen. Natürlich kann man es hier lernen, aber ich beherrsche den Schwertkampf schon länger. Viel länger. Ich weiß nicht, wie viel ihr von Khorinis kennt, doch ich komme von dieser kleinen Insel und habe dort vor vielen Jahren bei einem Schwertkämpfer aus dem Sumpflager meine Lehre beschritten“, meinte sie in Erinnerungen schwelgend. Freeze. Ihr Lehrmeister und Liebhaber. Das eine hatte er mit Bravour gemeistert, das andere hatte sich verloren. „Das Schwert stammt auch noch von ihm, ich habe es seitdem immer gut gepflegt, weshalb es trotz der vielen Jahre immer noch scharf und brauchbar ist.“ Ihr Krug erhob sich ein weiteres Mal. „Ihr wisst, wovon ich spreche, ja? Das Sumpflager Khorinis?“

  8. Beiträge anzeigen #188
    Knight Avatar von Devazar
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    Devazar ist offline
    "Das Sumpflager auf Khorinis? Nein, ist mir nicht bekannt. Ich kenne zwar die Insel und habe schon von so manchen Geschichten gehört, doch ein solches Lager ging wohl an mir vorbei."
    Und fürwahr, an diesem Abend konnte es auch dabei bleiben.

    "Du hast von einer Hafenkneipe erzählt. Sowie davon, dass es dort weit wilder zugehen wird. Ich habe mich dort noch nicht blicken lassen - ist es denn die Erfahrung wert? Oder gleicht es eher einem waghalsigen Abenteuer?"

  9. Beiträge anzeigen #189
    Sword Master Avatar von Florence
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    Florence ist offline
    „Zu schade, das Sumpflager hatte viel zu bieten“, meinte Florence knapp.
    Sie hatte den Wind mit dem Zaunpfahl verstanden: Keine Geschichte, die Devazar zu interessieren schien. Ansonsten hätte sie nachgefragt.
    Also belasse ich es dabei.

    „Wilder? Auf jeden Fall. Waghalsiger? An manchen Abenden sicherlich. Viele Fischer, Seemänner und andere Gesellen, denen man bei Dunkelheit nicht unbedingt draußen begegnen möchte. Der Bierkonsum ist viel höher und die Sprache, wie ich ja bereits meinte, harscher als sie es hier jemals ist. Wie ich hörte, gibt es dort auch viele, die mit zwielichtigen Spielen ihr Gold verdienen. Aber ihr könnt sicher verstehen, wieso ich davon nicht mehr weiß“, kam es grinsend von ihr, als sie auf das Emblem Innos deutete. „Mit einer Stadtwache spricht man nicht so gerne darüber.
    Ist euch die Stimmung hier zu ruhig? Ich kann euch sagen, an manch einem Abend ist es hier voller und lauter. Heute scheinen die meisten aber eher bei ihren Familien zu sein.“

  10. Beiträge anzeigen #190
    Knight Avatar von Devazar
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    Devazar ist offline
    "Nun, dann kann ein Vorbeischauen zum rechten Zeitpunkt sicherlich nicht schaden. Und bevor dann doch schadet, muss man eben wieder hinaus kommen."
    Der Tipp mit den Spielern jener Taverne kam der Großen durchaus gelegen, es klang gar so, als sollte Devazar dort in den nächsten Tagen einmal Fuß fassen. Und wenn es nur darum ging, von den Tricksern heimlich zu lernen. Schließlich war dies ein Metier, das sie verstand.
    "Deinen Andeutungen auf die Rüstung zufolge bekommst du nicht viele Gerüchte mit, es sei denn, du legst den Panzer einmal ab. Wobei man das Bild einer hübschen Frau in Uniform sicherlich nicht schnell aus dem Kopf bekommt. Was bedeuten würde - man erkennt dich auch ohne Gewandung wieder."

    Den letzten Schluck aus dem Krug greifend langte Devazar nach ihrem Mantel, klopfte noch schnell die Pfeife aus und verstaute sie mit dem zugehörigen Döschen in den weiten Taschen.
    "Es ist schon spät und ich habe morgen sicherlich noch etwas zu erledigen. Man trifft dich sicherlich häufiger hier. Am besten nach deinen Schichten, wenn ich an aufrührerische Worte denke." Mit einem leichten Schmunzeln warf sie den schweren Umhang über die Schultern und kramte in ihren Taschen. "Dann auf ein Wiedersehen."
    "Ach, und ja: Für Rhobar...", regnete es apprupt im abfälligen Tone von ihren Lippen, als sie zwei Münzen auf den Tisch warf, die der letzten Runde galten. Zu guter letzt fand sie sich selbst wieder. Und schon bald fiel die magere Tavernentüre wieder ins Schloss.
    Die Worte Florences waren ihr wichtig, doch ebenso war sich Devazar dessen bewusst, dass sie es wohlmöglich mit einem fanatischen Weib zu tun gehabt hatte. Wer wusste, ob sie dieser nicht schon zu Beginn ihrer Dienstzeit ordentlich den Kopf gewaschen hatten.

  11. Beiträge anzeigen #191
    Abenteurer Avatar von Jabari
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    Jabari ist offline

    Im Hafen

    Endlich ist er weg, dachte Jabari erleichtert, als er den Hinterkopf des Hafenmeisters nicht mehr von jedem anderen unterscheiden konnte.
    Die Penibilität des Gesetzeshüters hatte schon beinahe manische Züge und jeder Mangel am Schiff, den er korrekt zu Papier gebracht hatte, war wie eine ausgesprochenen Beleidigung gewesen. Nun jedoch konnte die Luft wieder salzig sein und musste sich nicht den Vorstellungen des Soldaten anpassen.
    „Und? Was hat er gesagt?“, fragte der Skipper, als er bemerkt hatte, dass sein Schiff wieder ihm gehörte.
    „Den Bericht kriegst du spätestens Morgen, meinte er und was unseren Mann im Kerker angeht...wenn er seine Heuer letzte Nacht nicht vollständig verprasst hat, dürfte er bald wieder frei sein.“
    „Hrm“, grummelte Jeremy, „Der Bericht ist ohnehin zu nichts anderen gut, als sich damit den Arsch abzuwischen, aber Matteo im Knast wäre eine schöne Schande. Ich wollte ohnehin einen Aushang in beiden Kneipen aushängen, um neue Matrosen anzuheuern. Wir sind einfach viel zu wenige.“
    „Ich weiß“, antwortete der Smutje nur und überlegte kurz, „Wir müssen die Ware in aller früh vom Schiff ins Reichenviertel schaffen.“
    „Das brauchst du mir nicht erklären, ich mache den Job schon einige Jahre mehr als du“, konterte der Skipper raubeinig, ehe er jedoch einlenkte, „Wenn nötig müssen wir die Torwachen bestechen. Über die am Hafentor mache ich mir keine Sorgen, doch die zum Reichenviertel sind meist genauso eingebildet, wie die Leute, die dort wohnen.“
    „Wir finden schon einen Weg“, versuchte Jabari zuversichtlich zu klingen, wohl mehr zu sich, als für seinen Befehlshaber.


    Und just in diesem Moment begann eine Idee in ihm zu wachsen, die noch einiges an Feinschliff brauchen würde, doch wenn er sie verwirklichen könnte, hätten sie mit einem einzigen Schlag gleich mehrere Probleme beseitigt. Er bräuchte jedoch noch einige Informationen, um sich sicher sein zu können und die würde er schnellstmöglich einholen.
    „Vielleicht habe ich schon einen Weg gefunden, wie wir ohne Probleme zu unserem Auftraggeber gelangen können“, gab der Schiffskoch vorsichtig zu und erweckte so die Neugier des Skippers.
    „Und wie soll das ablaufen?“, wollte er wissen.
    „Lass mich nur machen! Wir sehen uns dann Morgen, vielleicht später als eben besprochen, aber ich werde da sein!“, versicherte der Dunkelhäutige und verließ schnellen Schrittes die Ramona, die wissbegierigen Blicke Jeremys im Rücken spürend.
    Das Hafenviertel war, wie in vielen anderen Städten auch, gleichzeitig das Armenviertel der Stadt und so trieb sich hier allerlei Gesindel herum. Doch auch Gesindel bekam etwas vom allgemeinem Klatsch aus einer Stadt mit und so würde er zunächst in der Hafenkneipe schauen, ob er etwas in Erfahrung bringen konnte, das ihm weiterhelfen würde. Auf dem Weg zu dem heruntergekommenen Schuppen – Jabari war schon einige Male dort gewesen – begegnete er Kalypso, die schnurstracks auf die Hafenkommandatur zulief, leise miauend und gewiss nichts Gutes im Schilde führend. Der Hafenmeister konnte einem leid tun, wenn man ihn den mögen würde.

  12. Beiträge anzeigen #192
    Dr. Hüter des Kastells  Avatar von Ardescion
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    Der Raum war vom Licht durchflutet, als hätte Innos selbst seine Schritte auf diesen Boden gesetzt und jeden Schatten mit seiner Anwesenheit derart gesegnet, dass er kraftlos und gräulich, fern seiner sonstigen, starken Schwärze war. Flammen flackerten ruhig an ihren Dochten, zehrten von dem roten Wachsbett, welches sie begierig nährte, als wüsste es, dass die Flammen des Feuergottes nicht vergehen dürften, ehe nicht auch das Leben der Kranken vergangen ist. Gebete auf kleinen Holzstücken geritzt, auf Pergament mit weicher Tinte gezeichnet oder in Steine graviert waren im gesamten Raum verteilt und zeugten von der vollendeten Hilflosigkeit der Hausherren, die sich in ihren letzten Atemzügen voller Hoffnung an jenen Gott klammerte, der sie so kalt verraten hatte, wie sie Beliar verraten hatte.

    Der Hohepriester der dunklen Mächte trat langsam aus den Schatten heraus, der als einziger um ihn herum an Kraft gewonnen zu haben schien und von einer derart formvollendeten Dunkelheit war, dass die Nacht beinahe neidisch auf ihn blickte. Seine Augen waren kalt und von einer Leere beseelt, die jede flammende Hoffnung dieses Raumes Lügen strafte, von solcher Intensität, als sei der Magus der Einzige im Raum, der wahrhaft hinter die Fassade der Menschen zu blicken vermochte.

    „Fragst du dich dies wirklich, Olivia?“, erhob sich die Stimme des Meisters von dröhnender Tiefe und dunklen Schatten umfangen, „Du kennst die Antwort bereits, weil sie es ist, welche die Furcht in deinem Herzen nährt.“

    Der Priester trat näher an das Bett der Hausherrin heran und griff in seine Manteltasche, aus der ein karmesinroter Drudenfuß zum Vorschein kam, welchen er vorsichtig auf die Stirn der Kranken bettete. „Habt ihr geglaubt, es sei so einfach, Lady Rabenweil?“, fragte der Hohepriester mit leerer Stimme und strich über den Haaransatz der liegende Frau, „Ihr wart bloß krank. Jetzt liegt ihr im Sterben. Und ihr tut so, als wüsstet ihr nicht warum, klammert euch an Pergamente voller leerer Worte und die Versprechungen der Innospriester, die Tag für Tag in euer Haus kommen, euch die Hand halten und mit schalen Worten für eure Erlösung beten, während ihre Litanei von euren Sünden und eurer Strafe spricht. Aber ihr seid zu blind, dies zu erkennen, und zu schwach, euch noch dagegen zu wehren. Ist es nicht so, Lady Rabenweil? Ihr seid dem Tode näher, als dem Leben. Ihr könnt die Schatten bereits sehen, die gekommen sind, eure Seele ins Reich der Toten zu führen. Und falls ihr glaubt, dass ihr durch euren Wandel am Ende des Lebens einen Tod erlebt, der sanfter ist, als jener, der euch sonst wiederfahren wäre, täuscht ihr euch. Im Tod sind alle Menschen gleich. Es gibt kein Reich Innos, welches den Menschen in Wärme birgt. Sein Reich ist voller Flammen und ohne Leben, so, wie er auch diese Welt sehen will. Er will sie verbrennen und die Menschen sind zu einfältig, dies zu erkennen, wandeln lieber auf verheertem Boden, statt sich dem Gott zuzuwenden, vor dem sie so oder so am Ende ihres Lebens stehen werden. Innos mag die Menschen erschaffen haben. Aber ihre Natur ist das Chaos, wie auch die Natur selbst Chaos ist. Am Ende des Lebens gehen wir zu Beliar. Und er ist es, der uns empfangen wird, ganz gleich, was wir getan haben. Er ist es, der wahrlich gnädig ist.“

    Der Hohepriester streckte die freie Hand in den Raum und winzige Schattenflammen schossen Kaskadengleich aus seinen gestreckten Finger gegen all die Wundertäfelchen, die doch machtlos gegen die Stärke des Magus waren. Sie vergingen in der kalten Flamme und fielen gebrochen zu Boden, als Ardescion sich wieder der Hausherrin zuwandte. „Ihr seid krank, weil ich euch von dieser Stadt habt blenden lassen und von dem Weg, den der dunkle Herr euch gezeigt habt, abgewichen seid. Dies ist keine Strafe Beliars. Dies ist die Strafe der Priester Innos, die euch einreden, dass eurem Leiden Erlösung im Tod folgen wird.“

    Der Blick des Schwarzmagiers richtete sich auf die Tochter. „Beliar hingegen kennt die Grenze zwischen Leben und Tod und seine Diener sind es, welche wahrlich es vermögen, jene, die zum Gehen bestimmt sind, seinem Griff zu entreißen.“

    Der Hohepriester beugte sich über die Hausherrin und sein Blick bohrte sich in den ihren, während filigrane Stränge aus reinem Dunkelblau seinen Finger entsprossen und sich in den Schädel der Kranken gruben, wie Würmer, die in der Erde nach ihrer Heimstatt gruben. Ein schwacher Schein begann sich um den Körper der Kranken zu bilden. „Vareshri nor in Concras dor irn Glure maxiro lir. Vircuntante murlas in Recies gurli exo. Miramor will quare nor. Sheron tul quas mer lurzio.“, erhoben sich die Worte aus dem Munde des Hohepriesters einer Schar tausender Stimmen gleich, die durch den Raum hallten und die Wände erzittern ließen. Der Boden schien zu schwanken und feine Rissen zogen sich an den Pfosten des Bettes hinauf, indes ein harter Wind in den Raum schlug, der Vorhänge gespenstisch flattern ließ und sämtliches Licht, sämtliches Feuer aus den Raum fegte, als wäre es nicht mehr als bloßer Dreck.

    Als die Worte verklungen, erstrahlte eine Lichtkugel über den Bett, auf dem die Hausherrin mit weit aufgerissenen Augen, schweißgebadet und schwer atmend lag. Das Pentagramm auf ihrer Stirn war verschwunden, doch feine, silberne und violette Blitze, Zeugen der Magie, schimmerten fliehend um ihren Körper herum, während der Meister einen Schritt zurücktrat. „Das ist Beliars Gabe, Olivia.“, wandte der Priester sich der Tochter der Totgeglaubten zu, „Und es ist deine Wahl, ob du je seine Strafe sehen willst, oder ob du der Brut der Geblendeten endgültig entsagst. Wie ist eure Entscheidung, Lady Rabenweil?“

    Die Frage stand im Raum und richtete sich an die Mutter wie auch an die Tochter. Erstere wirkte kraftvoll, als sei das Leben in sie zurückgekehrt. Ihre Haut hatte an Farbe gewonnen und die eingefallenen Wangen waren erstarkt und zu alter Form zurückgekehrt, die Ringe unter ihren Augen verschwunden und der Blick wach, wie er zuvor wohl Monatelang nicht mehr gewesen war. Die Tochter dagegen war bleich und erstarrt. Und es bedurfte nur einer winzige Geste des Hohepriesters, die…

  13. Beiträge anzeigen #193
    Abenteurer Avatar von Jabari
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    Wenn uns dann die Stunde schlägt, und man uns zu Grabe trägt, wissen alle weit und breit, es war'ne schöne Zeit!
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    Jabari ist offline

    Im Hafen

    Die Nacht war weniger erfolgreich gewesen, als erhofft und so erschien Jabari erschöpft und übermüdet an Deck der Ramona, wo der Skipper und drei weitere Matrosen, die die Kisten und Fässer trugen, schon auf ihn warteten. Er kam jedoch nicht, wie sie wohl alle erwartet hatten, aus dem Laderaum und damit aus der Koje, sondern direkt vom Hafen.
    „War das dein Plan? Wolltest du dich so lange besaufen, dass am nächsten Morgen jeder Stadtwächter vor deiner Fahne kapituliert, oder…?!“, begann Jeremy sich aufzuregen, als der Smutje ihn unterbrach.
    „Ich habe die ganze Nacht keinen Tropfen Alkohol angerührt“, verteidigte der Schiffskoch sich, „Ich habe versucht, an eine Reichbürgerurkunde zu gelangen, doch hat sich das als schwieriger herausgestellt, als ich angenommen hatte. Die sitzen auf diesen Papieren wie eine Möwe auf ihrem erbeuteten Fisch.“
    „Tja, dann bleibt uns nur die gute alte Art des unschuldigen Seemanns. Packt die Sachen Männer, es geht los“, befahl der Skipper und führte die Gruppe der Seeleute die Laufplanke hinunter und durch den geschäftigen Hafen.

    Zu dieser Tageszeit begegnete einem jede Art von Handwerk. Die Fischer kamen bereits von ihrer ersten Tour zurück, legten den Fang in Salz ein, um ihn haltbar zu machen und beluden ihre Karren damit. Einige hatten Hilfe, andere mussten allein zurechtkommen. Die Zahl der Wachen hatte sich erhöht seit vor einigen Tagen eine Leiche im Wasser gefunden worden war, wobei es sich wohl nicht um einen Ertrunkenen gehandelt haben konnte. Die Gerüchte, die kursierten sprachen von brutalem Vorgehen, sogar der Name Beliar wurde in der Kneipe geflüstert, wenn es an dieses Thema ging. Die Nachforschungen waren wohl in vollem Gange und die Stadtwache hatte alle Hände voll zu tun. Ihre Präsenz war nun das Wichtigste und bestimmt gab es einige unter ihnen, die mehrere Schichten am Tag absolvieren mussten. Anders konnten sie es wohl nicht bewältigen, denn auch die Stadt wollte beschützt werden.
    Was besonders auffiel, war der Umstand, dass es viel weniger Trunkenbolde gab, die von Gasse zu Gasse torkelten und mit jedem Streit anzufangen versuchten, der so dumm war, ihren Weg zu kreuzen.

    Als sie auf der Höhe der Hafenkneipe waren, gab es keine Ähnlichkeiten zu letzter Nacht, wo Musik die Räume erfüllt hatte und derbes Gelächter, sowie allerhand Seemannsgarn nicht wegzudenken gewesen wäre. Nun jedoch drang aus der offenstehenden Tür kaum ein Laut, nur das Scheppern einiger Becher, die gewaschen und für die hoffentlich bald eintreffende Kundschaft bereitgestellt wurden.
    Ihre Truppe stellte auch keine Besonderheit dar, denn überall liefen Seeleute mit Kisten bepackt durch die Gegend, mal in Uniform, mal in Lumpen. Hier waren Matrosen der Marine, sowie die Mannschaften einfacher Handelskoggen, wie auch die Ramona eine war, gleichermaßen vertreten.

    Das Hafentor rückte in greifbare Nähe und eine kleine Menschentraube hatte sich dort gebildet, wobei wuchtige Karren und Kistenstapel ihr Übriges taten. Hier würde erst einmal kein Durchkommen sein, und so wies der Skipper seine Leute an, die Fracht abzuladen, bis sich der Pulk aufgelöst hatte. Es war Stichzeit. Der Markt brummte um die Mittagsstunde am meisten und so versuchten die einfachen Fischer und Händler, die über das große Wasser gekommen waren, ihre Ware schnellstmöglich loszuwerden.
    „Nur nicht auffallen“, wies Jeremy unnötigerweise seine Kameraden an, die genau wussten, was zu tun war.
    Es brächte ihnen nichts, wenn sie nun anfangen würden, sich einen Weg durch die Masse zu bahnen. Gerade dann würden die Torwachen auf sie aufmerksam werden und explizit verlangen, ihre Fracht inspizieren zu müssen.
    „Das ist deine Schuld, Jabari. Wärst du früher da gewesen, würden wir nun nicht hier feststecken“, machte der Skipper klar.
    „Wenn wir allein vor dem Tor stehen würden, hätten die Wachen alle Zeit der Welt, um uns aufzuhalten. So jedoch werden ihre Kontrollen fahrlässiger. Jeder will seine Arbeit so schnell es geht abwickeln, so auch Soldaten. Vertrau mir“, erwiderte und beruhige der Smutje seinen Befehlshaber.

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    Abenteurer Avatar von Jabari
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    Im Hafen - Das Hafentor

    Jabari wusste nicht, wie lange sie nun schon hier standen, doch die Sonne war in ihrem Zyklus ein ganzes Stück weitergezogen. Seinen Kameraden rann der Schweiß von der Stirn, denn für das kühle Wetter, welches die letzten Tage vorherrschend war, konnte man heute von sommerlichen Temperaturen sprechen. Natürlich war es nichts im Vergleich zu der Heimat des Smutjes, wo die Sonne beinahe das ganze Jahr über brennendheiß auf die Steppen und Zelte fiel, in denen die Stämme hausten. Ihm machte die Hitze nichts aus, geschweige denn spürte er sie in nennenswertem Maße. Er mochte die Sonne. Für sein Volk war sie ein Gott, und es brachte Unglück, wenn die Wolken sie verdeckten. Dann sprach man oft von bösen Geistern, die sie zu strafen suchten und jeder musste seine Sünden beichten, im Zusammensein mit allen Stammesangehörigen. Ein seltsamer Brauch, wo Wolken doch den oft ersehnten Regen brachten und dafür sorgten, dass das Leben in dem sonst trockenen Land überhaupt möglich war. Natürlich gab es Wasserstellen, doch waren diese meist von anderen Stämmen besetzt, bis sie völlig ausgetrocknet waren und die ganze Familie in Nomadenmanier weiterzog, zum nächsten Wasserloch.

    Die Menschentraube hatte sich weitestgehend aufgelöst und sich in eine geordnete Schlange verwandelt, welche die beiden Torwächter nur mit Müh und Not zustande gebracht hatten. Es waren nun mehr zwei Fischer vor der Crew der Ramona, die sich heftig mit den Soldaten stritten, da der Fisch, der zu lang in der Sonne gelegen hatte, schon einen ranzigen Geruch angenommen hatte.
    „…doch nicht meine Schuld, dass ich so lange warten musste!“, warf einer der Fischer gerade den Soldaten die Unfähigkeit in ihrer Aufgabe vor.
    „Du solltest deine Zunge hüten, wenn du heute noch in die Stadt willst!“, konterte einer der Wächter, „Aber mit dem gammelnden Fisch hier, wird das sowieso nichts!“
    „Ich MUSS aber in die Stadt, um meinen Fang zu verkaufen. Sonst überlebt meine Familie keinen Tag länger!“
    „Dann friss deinen Fisch doch selbst!“
    „Man kann nicht allein von Fisch leben!“

    Das ganze spitzte sich zu und Jabari befürchtete beinahe schon eine Eskalation. Er hasste es, wenn er untätig daneben stehen musste, während sich andere beinahe an die Gurgel gingen, doch war Stillhalten angesagt, wenn er sich und seine Kameraden nicht in Schwierigkeiten bringen wollte.
    Glücklicherweise traf in diesem Moment eine Patrouille der Stadtwache ein und beteiligte sich an dem Disput. Dies führte zu einer schnellen Schlichtung, denn der Fischer wurde ohne viel Federlesen zur Seite gebeten, wo die Sache geregelt werden würde und die Wartenden, dessen Unmut beinahe greifbar war, endlich aufrücken konnten.
    „Wird aber auch Zeit!“, wetterte eine alte Frau hinter den Matrosen los, die auf einem Auge blind zu sein schien. Einige Katzen tollten immerzu um ihre Füße. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie noch über eine stolpern.
    „Nächster!“, schallte die genervte Stimme des Wachhabenden über die Menge und schließlich war es an Jeremy, ihre Ware ohne unschöne Zwischenfälle durch das Tor zu bringen.
    Es wurden einige Worte gewechselt, leise, sodass der Schiffskoch nicht mitbekam, was genau gesprochen wurde, doch immer wieder warf der zweite Torwächter ihm argwöhnische Blicke zu. Er seufzte leise, denn seine Hautfarbe brachte ihm immer wieder Probleme ein.
    „Öffnen!“, kam da die Aufforderung und der Skipper winkte die Matrosen nach vorn, damit sie die Fracht offenlegen konnten.

    Jetzt wurde es kritisch, denn wenn die Soldaten tief in die Kisten greifen würden, könnten sie ohne Probleme die schweren Steintafeln und Skulpturen ertasten, die sich zwischen den Gewürzen verbargen.
    Doch die Gereiztheit der Soldaten spielte der Crew in die Karten und so warfen sie nur einen kurzen Blick auf den Inhalt, ehe sie die Fünfergruppe durchwinkten.
    Der leichteste Teil war somit geschafft.
    Geändert von Jabari (28.05.2013 um 14:24 Uhr)

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Olivia vermochte es wieder einmal nicht zu erfassen, was sie sah. Viel hatte sie ihn ihrem Leben nun wahrlich schon gesehen, auch glaubte sie von sich selbst behaupten zu können, dass es auch eine ganze Menge beeindruckendes, grausames und vor allem außergewöhnliches dabei gewesen war, doch das Leben hielt an jeder Ecke Neues für sie bereit, das sie aus der Bahn, von ihrem gewählten Weg, werfen mochte.
    Hier saß sie nun, völlig verwirrt und verängstigt, an der Bettkante ihrer sterbenden Mutter, mit dem Hohepriester, der heute so wenig menschlich wirkte wie niemals zuvor, im Rücken und hielt die blutverschmierte Hand der Frau, die sie zur Welt gebracht hatte. Die Frau, die ihr das Leben geschenkt hatte. Die Frau, von der sie sich mehr geliebt fühlte als von sonst irgendeinem Menschen und die auch sie mehr liebte als alles andere auf dieser verqueren Welt.
    Sie hielt die Hand der Frau, die sich Innos angebiedert hatte. Die sie angelogen hatte. Die Frau, die ihr Vertrauen lieber in die leeren Versprechen der Männer gab, die ihre Heimat zerstört hatten. Die Männer, die sie aus ihrem Haus vertrieben hatten. Der Männer, die sie ohne zu zögern den Flammen übergeben würden, in der grundlosen Hoffnung ihre Seelen von einem Makel zu reinigen, den es nicht gab.

    Olivia ließ die Hand ihrer Mutter los. Sie schien ganz langsam auf das Laken zurück zu fallen. Alles bewegte sich viel träger als es eigentlich sein sollte. Jeden einzelnen Blitz, der aus dem Körper ihrer Mutter aufstieg sah Olivia ganz genau. Wie er sich wand, verästelte, wuchs und plötzlich verging.
    Sie sah den Schweiß, der sich auf der angestrengt gerunzelten Stirn bildete, die sah die weit aufgerissenen Augen in dem Gesicht, das langsam wieder Farbe bekam, den leicht zitternden Körper, der von dem Zauber des Hohepriesters gehalten wurde. Alles war ihr so vertraut und alles war ihr so fremd.

    Dunkelheit war in den Raum zurückgekehrt. Lediglich die Blitze erhellten träge das Zimmer. Während Olivia alles um sich herum so wahnsinnig langsam war zu nehmen schien, rasten in ihrem Kopf die Gedanken. Wer hatte denn den Verrat an Beliar begangen? Nur ihre Mutter? Oder auch ihr Vater, da er dies duldete. Und auch sie? Was war das mit Vielor gewesen? Er war Myrtaner und ein ergebener Diener Innos… Er war genau einer der Menschen, die sie so inbrünstig hassen wollte. Einer der Menschen, die ihr alles genommen hatten. Ihrer Familie und ihre Heimat genommen hatten.
    Und doch: Sie hatte sich von ihm küssen lassen, hatte sich ihm angebiedert, seine Hilfe in Anspruch genommen, als sie selbst nicht stark genug gewesen war, sich durch das Leben zu schlagen. Sie hatte nicht einmal versucht sich aus eigener Kraft an ihr Ziel zu bringen, sondern sich nur auf das Wohlwollen der Innosler verlassen. Sie war schwach. Genau so schwach wie ihre Mutter und ihr Vater… Eine Schande! Sie sollte hier genauso liegen, aber sie tat es nicht… Warum?

    „Das was hier geschieht ist allein meine Schuld“, sprach sie leise. Die Albtraum-Visionen, die Noxus in ihren Schädel gepflanzt hatte, kamen ihr wieder in den Sinn. Wie sie durch dieses Haus wanderte, die Bediensteten blutverschmiert auf dem Boden lagen, ihre Eltern blutverschmiert auf dem Boden lagen und in ihrer Hand das Messer lag. Noxus Exitus hatte damals zu ihr gesagt, dass dies alles ihre Schuld gewesen sei, dass sie ihre Familie umgebracht hätte. Damals hatte sie nichts verspürt, ihm nicht geglaubt, nicht verstanden… Doch heute? Nun erkannte sie, dass sie wirklich dabei war alle, die ihr etwas bedeuteten, umzubringen. In ihrer Hand lag das Todesurteil ihrer Familie, ihrer Liebsten. Doch nicht in Form eines Messer, sondern in Form ihres Handelns… Auch musste sie an Johann denken. Sie hatte ihn getötet, als sie von ihm verlangte den falschen Söldner mitzunehmen, der ihm den versteckten Dolch in die Brust gerammt hatte. Oder Johann Hansen, der sich in sie verliebt hatte und ihretwegen mit seiner Familie brach. Von seinem Vater auf das Schiff verbannt und vom Sturm genommen wurde. Johann hatte das für sie getan und bezahlte mit dem Leben dafür. Waren das alles Beliars Hinweise gewesen? Bereits frühe Warnungen? Sie hatte sie alle ignoriert… und nun, um ihr die Augen zu öffnen, schickte er ihr die letzte Warnung. „Ich habe ein Versprechen an Beliar gegeben und es nicht gehalten. Ich bin die Verräterin, nicht meine Mutter. Sie ist nur der Spiegel, der mir vorgehalten wird. Sie leidet, da sich schwach bin…“ Olivia sah ihrer Mutter ins Gesicht. Sie schien sich von dem Zauber, der sie weg von der Schwelle zu Beliars Reich geholt hatte, zu erholen und ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Blick wurde fokussierter. Huschte nur noch manchmal durch den Raum, blieb sonst aber an dem Hohepriester hängen und ab und zu auch an ihr.

    „Ich habe“, fuhr Olivia mit etwas mehr Sicherheit in ihrer Stimme fort, „unserem Herren Beliar das Versprechen gegeben, dass ich mich von den weltlichen Dingen dieses Lebens abwenden werde und mein Sein ganz nach seinem Wünschen richten werde, dass ich dadurch weiter kommen und anerkannt werden will, weil ich Leistung bringe, nicht weil ich jemandem durch meine Anwesenheit oder mein Aussehen gefalle. Ich wollte lernen und mich allein darauf konzentrieren…
    Doch das habe ich nicht getan. Nein, vielmehr habe ich meine Meister herausgefordert und beleidig, habe das Leben gelebt, wie ich es für richtig und spaßig hielt. Habe die Möglichkeiten, die Ihr mir geboten habt, in den Wind geschlagen und ebenfalls meine Lehre vernachlässigt. Vielmehr bin ich umher gezogen und habe es sogar gewagt mit einem Mann, der sein Wirken dem feurigen Gott verschrieben hat, anzubändeln. Habe ihn geküsst, mich verliebt und es genossen.
    Ich hatte versprochen, den schweren Weg zu gehen und schon bei der ersten Abzweigung bin ich von ihm abgekommen. Ich sollte hier liegen und mir die Lunge aus dem Leib husten. Doch Beliar scheint dies nicht gewollt zu haben. Bevor ich diese Welt verlasse sollte ich mein Fehlverhalten verstehen.“
    Wieder blickte Olivia ihre Mutter an. Sie hatte während Olivia sprach ihre Augen auf sie gerichtet und lächelte nun sogar. „Du bist so ein tapferes Mädchen“, flüsterte sie leise. Ein stolzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Olivia wurde warm ums Herz. Das war ein Lächeln wie es eine Mutter nur ihrem einzigen Kind schenken konnte.

    „Versprechen muss man halten!“, fuhr Olivia fort. Ihre Stimme war nun kräftig und schien zu lauf für das sonst so stille Zimmer. Der Blick war immer noch auf das glückliche Gesicht ihrer Mutter gerichtet. „Und das will ich auch tun. Ihr, Eminenz Ardescion, seid der Bote und ein Sprechrohr des einzig wahren Gottes. Ich wünsche mir Heilung für meine Mutter, denn sie ist und bleibt meine Mutter. Die Frau, die mir das Leben schenkte, wofür ich dankbar bin. Nur so konnte ich die Erfahrungen machen, die ich gemacht habe. Nur so konnte ich die Wahrheit erkennen.“
    Ihre Augen wanderten zu Meister Black hinüber. Er stand immer noch an der Tür und betrachtete nachdenklich, das was sich vor seinen Augen gerade abspielte. Sie fand seinen Blick, ihr Gesicht blieb ausdruckslos und sie gab ihm stumm zu verstehen, dass sie die folgenden Worte ernst meinen würde.
    Langsam stand sie auf und stellte sich in respektvollem Abstand vor den Hohepriester hin. „Für mich aber möchte ich das Versprechen, das ich gab, von nun an einhalten. Selbst vermag ich es noch nicht, die Worte und Weisungen unseres Herren gänzlich zu verstehen oder gar zu deuten. Also bitte ich Euch, in Eurem Amt als Hohepriester, dies zu tun, in seinem Namen über mich zu richten und mich einer gerechten Strafe zukommen zu lassen. Ich denke ich bin jetzt geheilt von meinem törichten Denken und fange an die Wahrheit hinter der „Wahrheit“ zu verstehen. Ich vermag aber nicht zu sagen, ob meine Einsicht zu spät kommt.“

    Sie sah ihm in die Augen. Sein Blick war immer noch kalt und leer. Er schien sich direkt in ihre Seele zu bohren und obwohl es sie fast körperlich schmerzte hielt sie seinem Blick stand. Olivia wollte einmal in ihrem Leben das Richtige tun. Zu lange hatte sie nur das getan, von dem sie dachte, dass andere es von ihr erwarteten. Wenn sich ihr Schicksal hier und jetzt entscheiden sollte, dann wollte sie zum ersten Mal in ihrem Leben ganz allein die Konsequenzen für das tragen, was sie angerichtet hatte. Ihr Weg wurde jetzt schon gepflastert von Leichen. Wenn er auch ab heute noch weitergehen sollte, dann wollte sie es zu mindestens bewusst tun. Sie konnte sich nicht länger hinter einer kindlichen Fassade verstecken. Das Leben war nun mal nicht einfach. Niemand könnte ihr auf ewig alle Entscheidungen abnehmen, oder für die Fehler die sie machte bezahlen.
    „Also bitte ich Euch“, sprach sie Meister Ardescion nun direkt an, „richtet in seinem Namen über mich, wenn Ihr könnt. Ich werde mich willig Eurem Urteil unterwerfen.“

    Für eine halbe Unendlichkeit sah sich Olivia nur dem seelenlosen Blick des Mannes, dem sie soeben ihr Leben in die schmalen, langen Finger gelegt hatte, ausgeliefert. Die Stille erdrückte sie fast. Das Universum war auf sie und ihrem Richter zusammengeschrumpft. Langsam sank sie auf die Knie.

    Dann zerriss der Schrei das Nichts. „Nein! Nehmt mir nicht meine Tochter! Ihr Dämonen! Verschwindet! Innos mag Euch alle verbrennen und ich die trostlose Hölle zurückschmeißen, aus der ihr gekrochen kamt! Den Fruchtlosen ist die Erlösung Innos gewiss! Verschwindet! Wache! Wache! Olisha, lauf!“
    Erstaunlich kräftige Hände ergriffen sie am Rücken in ihrem Kleid und rissen sie nach hinten.

  16. Beiträge anzeigen #196
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline

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    Schweigend jedoch mit angespanntem Blick verfolgte Joe Black das wunderbar düstere Schauspiel das ihm sein Meister bot. Wo anfänglich der Makel Innos förmlich aus jeder Ritze des Zimmer tropfte, verschlang nun Kälte und Dunkelheit die Zeichen des falschen Gottvaters.
    Der Leib der Mutter, von Krankheit, Schwäche und Fanatismus gebeutelt wurde in einem farbenfrohen, ehrfurchtgebietenden Zauberspruch, durchzogen von der Macht des Hohepriesters .
    Ardescion war ein Meister seines Faches, ein grosser Zauberer, Manipulator und Führer!
    Black spürte Gänsehaut über seinen Rücken laufen. Erneut bestätigte sich, dass es richtig war diesem Mann, nein diesem Propheten die Treue zu schwören. Wer war schon Ceron oder Don Esteban im Vergleich zu Ihm der alleinig den Willen Beliars durch die Sphären des Todes zu vernehmen vermochte.
    Die Worte Olivias drangen durch das stete impulsive Knistern wie ein leises Flüstern. Und doch vermochte jeder im Raum ihre Stimme klar zu hören. Sie wählte das gesprochene mit Bedacht, schien in sich gekehrt zu sein. Sie legte ein Geständnis ab, offenbarte was er bereits wusste und auch Dinge die er nur geahnt hatte. Für einen Moment wünschte sich Joe , er hätte nicht Peer sondern Vielor in seine Fänge bekommen.
    Doch der Gedanke spiegelte nur die Aussage Ardescion wieder. Er empfand zu viel für Olivia, zumindest war ihre Beziehung längst nicht so weit Gefühle wie Neid oder Eiversucht zu dulden. Härte, Unnachgiebigkeit, Loyalität und Perfektionismus waren es, die es anzustreben galt.
    Dann blickte Sie zu ihm. Stumm, die Augen mit Angst aber auch mit einer für Sie so ungewohnten Sicherheit erfüllt. Er sah, dass sie verstanden hatte. Erkannte in den Tiefen Ihrer braunen Augen, dass es für Sie kein zurück mehr gab, Ganz oder gar nicht!
    Erleichterung überkam ihn, als Sie anschliessend eben dies auch gegenüber Ardescion beteuerte und schwor nun den rechten Wege Beliars zu gehen.
    Ein Versprechen, dass ihr der Hohepriester persönlich abnehmen würde und an dass sie auf ewig gebunden wäre. Wäre es nicht seine Herrlichkeit Ardescion gewesen, hätte Joe wohl auch hier Neid verspürt, da er sich doch eigentlich Ihrer angenommen hatte. Doch hier, an dieser Stelle in diesem Moment, war die Szenerie für das Trio bindender als jeder Blutschwur. Joe fühlte sich Beliar so nah, wie schonlange nicht mehr…
    Ein siegessicheres Lächeln umspielte die Lippe des Assassinen und Schwarzmagiers während seine Augen Olivias Kniefall beäugten, doch dann schnellte plötzlich Ihre Mutter, nun deutlich kräftiger und von der Macht Beliars erfüllt nach vorne. Sie kreischte hysterisch:

    „Nein! Nehmt mir nicht meine Tochter! Ihr Dämonen! Verschwindet! Innos mag Euch alle verbrennen und ich die trostlose Hölle zurückschmeißen, aus der ihr gekrochen kamt! Den Fruchtlosen ist die Erlösung Innos gewiss! Verschwindet! Wache! Wache! Olisha, lauf!“

    Dann riss sie Olivia nach hinten. Joe fletschte die Zähne und verfluchte die gefallene Hure für das zerstören eines solch herrlichen Momentes. In seiner rechten Hand entzündete sich eine violettschwarze Schattenflamme. Er drehte sich gen Türe, der Knauf wurde bereits hinuntergezogen und die Türe knarrend geöffnet. Ein beherzter Tritt Blacks beförderte die erste zur Hilfe eilende Wache wieder hinaus in den Flur, dann knallte er die Türe zu und begann sich mit seinem Körper dagegenzustemmen, während von aussen gegenteiliges versucht wurde. Angestrengt schaute er zu Ardescion und nickte ihm beruhigend zu. Er hatte die Situation unter Kontrolle, der Hohepriester konnte weiterfahren.

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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Kniend wie er saß zog der Alte bitter scharf die Luft ein.

    Peer glich einem Scheusal.
    Feine schwarzviolette Linien zogen sich marmorn von Fuß bis Scheitel über den nass kalten, blass bläulich gefärbten Leichnahm. Der vom Meer aufgedunsene Corpus war übersät von unzähligen Schnittwunden unterschiedlicher Länge, Breite und Tiefe. Gegorenes Blut und getrockneter Eiter krustete an jeden dieser schweren Verletzungen, die das Opfer in seinen letzten Lebensstunden noch erleiden zu hatte. Und als wäre es nicht genug gewesen, hatte der wahnsinnige Mörder und das es sich hierbei um einen Mord handelte war ohne jedweden Zweifel klar, dem Mann auch noch Lippen und Lieder herausgeschnitten.

    Nur Warum? ... Und .. der arme Hund... . Woran .. ist er gestorben?!?.... Griff der Novize im Stillen die Fragen für sich auf.
    Seine Inspektion, verglichen mit seinen thanatologischen Kenntnissen, bestätigten ihm, den Schweregrad der Wundmuster im Verhältnis zu Peers augenscheinlicher Konstitution und nach fremdanamnesischer Klärung der Bezugswelt zum Leben minus dem ödematösen Wassereintritt in seinen Überlegungen hinzuziehend, war der Fischer nicht an den Verletzungen oder deren Folgen gestorben. Er war nicht verblutet und er war auch nicht an den Schmerzen verstorben. In Shakuras Kopf rumorte es. Gedanken zog er wie wild beisammen, überprüfte sie, suchte nach passenden geistigen Konstruktionen für eine seiner Thesen, ehe sie teils zerfielen und er sie dann wieder verwarf, nur um erneut zu beginnen, unaufhörlich, getrieben, die Wahrheit ersuchend. Ein dunkles Grollen entfuhr seiner Kehle und seine Augen zu Schlitzen verengt, huschten sie über den Körper wie seine Gedanken um das einzig Wahre. "Warum und Woran?", flüsterte er verzerrt verbissen und blieb mit den Augen auf den Füßen hängen. Er rutschte zum Fußende und palpierte die verdrehten Füße. Er besah sich Ferse, Sohle, Fußrücken und .. die Fußnägel! Ja doch! Mit seinen spitzen Fingern fuhr er über den deformierten Leib Richtung Thorax, dann zu den Händen. Auch hier und auch am Kopf standen die Nägel und Haare wie neu und nachgewachsen 2 bis 3 cm mehr hervor. Nichts ungewöhnliches für einen Toten. Aber der Zeitpunkt des Todes ließ sich so leichter bestimmen. Shakuras blickte auf den Kiefer, der in abstrakter Form offen stand. Natürlich tat er das. Die Zunge war ohne Befund und er war nicht erstickt. Der Kauz versuchte einen Arm, dann ein Bein anzuheben. Die Rigor Mortis hatte längst eingesetzt. Minimal einen Tageslauf waren seit dem Tod vergangen. Eher mehr in Anbetracht der späten Zeit. Sein nächster Sinn galt dem Blut und dessen Duft, dann übte er leichten Druck auf eine besonders schwere Wunde, die sich quer über den Oberkörper zog, aus und sah wie brackiges Wasser austrat. Er griff in die Wunde, dehnte sie ein Stück weit auseinander und hielt Ausschau nach Unrat wie Eier von Larven oder gleichen selbigen. Keine Anzeichen. "Bei den Göttern!", zischte er. Ein letztes, ja doch! Des Kirchenmanns dürre Gestalt in seinen weiten Bewandungen beugte sich über die entstellte Fratze des Peer. Die Augen! Warum er nicht gleich darauf gekommen ist. Sie begannen sich schon zu zersetzen.

    "Sechsunddreißig Stunden bis achtunddreißig Stunden nach myrtanischer Reichszeit, bemessen in Sand, nicht nach Sonnestand.", stimmte es aus seinen spröden Lippen hervor und drehte seinen Schädel vielsagend zu Vielor um. Dieser: "Sechsunddreißig Stunden und w.." - "Peers Todeszeitpunkt.", unterbrach der Alte ihn und leckte sich über die Lippen.
    "Sein Peiniger könnte noch in der Stadt weilen."
    Shakuras wandt sich wieder der Leiche zu. Dieses Gesicht. Die herausgeschnittenen Lippen und Lieder. Das hatte mehr zu bedeuten. Das Warum und Woran war noch immer nicht geklärt. Das Woran.. Vielleicht ein Schock? Ein Herzversagen? Die Angst? Warum die Lippen und Lieder... Der Eingeweihte breitete seine Hände über den Leichnahm aus, schloss seine Augen und ging tief in sich. Sein Atem wie sein Herz wurden ruhiger, sein Geist und seine Seele wacher. Langsam trat sein Inneres Auge über in die Welt der Magie und astralen Kräfte. Reinstes Weißes Licht erglomm unter den Kuppen seiner Finger und schimmerte durch seine Lider, die die Augen verschlossen bagen. Shakuras suchte etwas in der Anderwelt. Etwas an Peer. Ein astrales Echo. Etwas, dass die natürlich surrealen Flusslinien störte, ihm selbst jetzt noch anhaftete im Strom der Vergangenen Zeit. Doch er sah nichts und er fand nichts.

    Das Weiß versiegte und wie es verschwand, so kehrte Shakuras zurück und stand nach einer Weile, die an ihm gemessen, auf.
    "Es tut mir so leid.", war das Einzige, was über seine Lippen kam und es war nicht ganz klar, ob dies dem Toten vor ihm oder dem Soldaten hinter ihm galt.

  18. Beiträge anzeigen #198
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Als der Novize mit der Untersuchung des Leichnahms begann, ihn abtastetem, an seinen grausigen Wunden drückte und ihm sogar in dem schrecklich ausferissenen Mund starrte, drehte sich Vielor weg. Zu tief schine der Schmerz über seinen Verlorenen Freund zu sitzen. Redlef hielt ihn keinenfalls für schwächlich. Ganz im Gegenteil, doch er konnte den Schmerz und die abneigung nur zu gut vertsehen, die man verspürte, wenn unbeteiligte an liebgewonnenen Menschen herum fingerten. Auch Redlef hatte gute Freunde im Feld verlohren. Wollte jeden Mann, der die toten Körper an den Füßen aus dem Matsch zog eigenhändig häuten, doch es half nichts. Tote mussten an einem gesegneten Ort bestattet werden und Mordopfer mussten untersicht werden, wenn der Mörder gefunden und seiner gerechten Stafe zugeführt werden sollte.

    Bedächtig nährte sich Redlef dem alten Mann. Sein Gesicht wirkte wie versteinert. Auch wenn er sich wohl mit Toten soweit auskannte, schien ihn Peers Zustand doch ein wenig mitgenommen zu haben.
    „Ich danke Euch für Eure Anteilnahme. Peer war ein guter Mann, sein grausiges Ende ist ein Verlust für und alle.“ Redlef legte die Hände vor seinem Körper übereinander und nahm still ein letztes Mal Abschied von dem alten Fischer. Sie mochten sich vielleicht nicht immer bestens verstanden haben und auch ihr Standunterschied hatte sich mit zunehmender Zeit sehr bemerkbar gemacht, doch das änderte nichts daran, dass Peer ein feiner Kerl gewesen war. Redlef hatte ihm eine Menge zu verdanken. Immerhin hatte er große Geduld mit ihm gezeigt, ihm eine Chance gegeben, wo andere ihm die Tür vor der Nase geschlossen hatten. Dafür war er dankbar, und sah es als seine Pflicht an, den Mörder Peers zu finden, wenn dieser noch hier verweilte.
    Langsam ließ er sich auf die Knie sinken und bedeckte den Leichnam wieder mit dem inzwischen fleckigen Tuch. Auch wenn dies her ein kühler Lagerraum war, so verirrte sich hier doch einmal die eine oder andere Fliege hin. Red konnte den Gedanken nicht ertragen, das nächste Mal, wenn er das Laken hob, mit ansehen zu müssen wie sich dicke Maden durch Peers Gesicht fraßen.

    „Ihr sagt, der Bastard, der dies hier angerichtet hat, könnte sich noch in der Stadt befinden? Wir fanden Peer erst gestern im Hafenbecken. Auch ich hatte den Eindruck, dass er noch nicht lange tot sein konnte. Besonders deswegen, da ich ihn ja noch am Mittag des Vortages gesehen hatte. Aber wer kann zu solch einer Tat fähig sein?
    Auf dem Festland, in den Kriegen gegen die Orks, habe ich manchmal Leichen gesehen, die von Orks aus mir unerklärlichen Gründen ähnlich entstellt wurden. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass es Orks in der Stadt gibt. Auch bin ich mir sicher, dass Peer die Stadt nicht verlassen hat. Nicht einmal mit seinen Boot, um die Netzte oder Reusen einzuholen. Denn sein Boot lag am Steg, da wo es immer liegt.“
    Redlef ging zu Vieor. Er öffnete ihm die Tür. Sie hatten schon zu lange in dieser Kammer gestanden. Draußen wartet der Nachtwächter, er guckte sich abwesend im Laden um machte aber Platz als Vielor die Vorratskammer verließ.
    Redlef blieb neben den Stufen stehen und wartete auf den Innosnovizen. „Wir sollten in die Stube gehen. Dort lässt es sich besser unterhalten und ich habe noch einige Fragen an Euch, wenn Ihr es gestattet.“

  19. Beiträge anzeigen #199
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    "Bitte", hieß die Aufforderung zu Sprechen, als sie zu Viert in der Stube reihum am Tische saßen. Klaren Geistes schenkte der Innosdiener Herr Cast seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ernst saß zurückgelehnt im Stuhl mit verschränkten Armen und schwieg, aber auch er schien hellwach und spürte, dass sich etwas bedrückendes, folgend laut und den Gerüchten nach auch Grausiges zugetan haben musste. Im Hintergrund knisterte es kurz platzend auf als ein Span von Holz im Ofen sprang. Wohlige Wärme und Andacht umfing die Anwesenden.

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    Knight Avatar von Devazar
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    Den Fuß auf die lehnenlose Bank gestellt blickte Devazar über die unermüdlichen dunklen Wellen nach Norden. In die Richtung, aus welcher die Sonne nie schien. Über das nasse Gewebe aus kalten Schatten huschte des Windes eisiger Atem, in seiner Kraft ungebremst und einen Schauer schenkend, der selbst einen Koloss mit eines Löwen Herz erzittern ließ. Unsichtbare Nymphen schienen auf dem schnurgeraden Teil der Kaimauer auf ihren Liebhaber zu warten, der fern ihres Wissens bereits dem Zorn der Ströme unterlag, ganz leis ihre Lieder anstimmend, manchmal wäre sogar nur ein Summen zu vernehmen gewesen, denn ihre Hoffnung war so unscheinbar, dass sie selbst nicht mehr danach zu greifen vermochten. Nicht zu jeder Zeit konnte die Leere solch ungeheure Fülle aufweisen.

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