[Nigel Ascan]

Schon ziemlich bald spürte Nigel den Preis fürs tagelange Herumgelungere in der Sturzkampfmöwe und des übermäßigen Biergenusses sehr deutlich. Schweiüberströmend hatte er große Mühe, das Schwert überhaupt hochzuhalten. Ans Schwingen war gar nicht erst zu denken. Verdammt, da hatte Taeris wohl unrecht, dass das Krafttraining kurzfristig zu nichts führen würde. Dringend nötig war es. Somit war klar, womit er die nächsten Tage verbringen würde.

Doch für diesen Abend war alles verloren, so viel war klar. Doch was sollte er stattdessen tun? Einfach hinein in den warmen, verrauchten Schankraum war nicht möglich, weil Taeris sicherlich noch drin war. Im Hinterhof zu bleiben, erschien dem Krieger der Akademie sinnlos. Einfach über die Mauer abhauen funktionierte auch nicht, wenn Taeris nach ihm schauen wollte. Sollte er ihn hier nicht finden, dann war es das wohl mit der Ausbildung.

Aber ihm kam da eine Idee. Er war, solange das mit Raad noch nicht anders geklärt war, ein Mitglied der Akademie. Er könnte dort weiter trainieren. Einfach rein, es Taeris mitteilen und schon ist das Problem gelöst. Nachdem ihm keine bessere Alternative dazu einfiel, tat er das auch so.

Der Bierkrug vor Taeris sah sehr verlockend aus, doch schließlich war Nigel doch wieder draußen. Der Hauptmann hatte nur genickt und hatte sich wieder seinem Gesprächspartner gewidmet.

Draußen in der Dunkelheit wusste Nigel erstmal nicht, wohin er nun gehen sollte. Die Taverne hatte sich zu seinem heimlichen Zuhause entwickelt. Aber warum sollte er nicht wirklich zur Akademie gehen?! Vielleicht war ja sogar Raad zugegen.

Und tatsächlich, wenig später ging der Kämpfer durch die Gänge des so bedeutenden Gebäudes auf direkten Weg zum Arbeitszimmer des Leiters, an dessen Tür er dreimal klopfte...

[Turang]

Dass Sarpedon sie zu ihm geschickt hatte, konnte Turang nicht wirklich überraschen. Der Rat eines Wirtes gewichtete sich gerne nach der Zeche in seiner Schuld, auch wenn die Dame nicht den Anschein machte, als hätte sie übermäßig viel zu sich genommen.

"Nahezu alle Bücher über die Geschichte des Ordens sind auch von Magiern verfasst worden, daher sind die meisten Werke durch die Absicht des Autors eingefärbt, den Orden entweder als Gemeinschaft von Heiligen oder Dämonen anzusehen, ganz nach dem Orden des Autors."

Er schwieg einen Moment und ging im Geist einige Sammelwerke durch, die er für eigene Nachforschungen nutzte.

"Sicher werdet ihr einen Grund haben, euch für die Geschichte des Ordens zu interessieren?"



​Die grauen Augen musterten die Züge seines Gegenübers eindringlich, auch wenn die Züge seines Gesichtes ausdruckslos blieben...

[Raad]

Stille kehrte beständig in die Gänge ein. Und die Gänge der Akademie verlangten nach ihr. So wie die Männer nach Schlaf verlangen und die Körper nach Ruhe. Die Akademie passte sich ihren Bewohnern an und die Bewohner der Akademie. Es war ein Geben. Und es war ein Nehmen. Eine vollkommene Symbiose, derer sich auch der Leiter gerne gefügt hätte.

Ein Pochen jedoch in der Ferne ließ den Schwarzhaarigen auf halber Strecke der Wendeltreppe den Turm hinauf innehalten. Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle. Er kannte diesen Klang nur zu gut. Er kannte und verabscheute ihn. Er verabscheute ihn nicht immer. Doch hier und jetzt und in gerade diesem Augenblick hasste er ihn.

Raad wandte sich auf dem Absatz um. Seine rechte Hand rückte seine Pfeife in seinem Mund ein wenig zurecht, dann trat er in den von Fackeln erleuchteten rechten Seitenflügel der Akademie. Er befand sich am Ende des Ganges. Ein wenig schräg befand sich die den Lärm verursachende Unannehmlichkeit. Ein Rücken, auf den feuchte, verschwitzte Haare fielen. „Wir zahlen nicht für Bordellbesuche.“, stieß Raad hervor. Seine Stimme klang rau und streng. Es war Absicht, wenn auch keine Böse. „Schon gar nicht zu dieser Stunde, wenn die Hasen die ersten Eier verstecken. Hoffentlich hat man dir die deinen dort nicht abgerissen. Oder aus welchem Bau kommst du derart stinkend gekrochen, um meine Tür mit deiner Hand zu misshandeln?“

[Nigel Ascan]

Und schon wieder musste Nigell schmunzeln, als er die Gemütslaune des Akademieleiters erahnte. Drei Männer des Königs innerhalb eines Tages und alle drei waren in der selben Laune oder taten zumindest so. Allerdings war Raad gar nicht im Palast tätig, so dass Nigel seine Theorie von vorhin noch einmal überdenken musste.

Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sich Nigel zu Raad, um ihn zu begrüßen.

"Einen guten Abend wünsche ich. Woher habt ihr alle diese furchtbar gute Laune?!" konnte sich Nigel die Frage nicht verkneifen.

[Raad]

Der ehemalige Assassine stieß hörbar schnaufend den Rauch aus und schüttelte den Kopf. „Hast du mal in den Himmel geschaut. Die Sonne ist dort schon seit Stunden nicht mehr zu sehen. Und da mir der Alkohol gerade kein guter Kamerad ist, dachte ich, ich versuche es mal mit dem Schlaf. Aber wie soll ich das, wenn hier noch Tote reinschneien und die Ruhe stören?“, fragte der Leiter der Akademie und grinste dann, „Schön dich zu sehen, Nigel. Aber eine andere Zeit hätte es auch getan. Oder was gibt es so Dringendes?“

Der Schwarzhaarige nahm die Pfeife aus seinem Mund. Er schmatzte genüsslich den Geschmack des Rauches hinfort und setzte sein Paffen dann fort.

[Devazar]

„Meine Absichten sind vielfältiger als die Farben des Gefieders eines Pfaus. Eventuell hat es mich vor kurzem dazu aufgestachelt, nach etwas zu suchen, dessen ich mir noch gar nicht bewusst bin. So gilt es, Lücken meines Wissens über die Welt in ihrem jetzigen Zustand zu schließen. Die Magie mit ihren Verehrern und Verfechtern lassen sich dabei nicht ignorieren. Ich hoffe doch, dich nicht von wichtiger Arbeit abzuhalten.“
Freundlichkeit und Zuvorkommen waren nicht ihre Stärke, doch stellte die bloße Existenz eines Magiers im Raum allen Grund dar, sich zu an ihnen zu probieren. „Sollte es dir nicht an der Zeit mangeln, kannst du ruhig das eine oder andere Wort über den Orden verlieren, allein um deine Perspektive zu hören. Wahrscheinlich ist sie grundlegend positiv gestimmt, ich würde nichts anderes erwarten, doch vernehme ich sie gerne.“

Devazar nahm das kleine Buch mit dem grünen Einband entgegen, der sofort ihrem Händedruck nachgab, bevor sie aus Vorsicht ihre Hand lockerte. So manches Exemplar in diesem Raum schien seine besten Tage gesehen zu haben. Welch unendliches Wissen in und zwischen diesen Zeilen liegen mochte. Zu schade, dass es ihr bisher immer an der nötigen Ausdauer mangelte, sich länger mit den Schriften zu befassen. So war es doch an der Zeit, ein wenig aufzuholen.

„Ich muss sagen, ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn das Buch durch einen der vielen Zaubertricks, die ihr zu beherrschen behauptet, in meine Hände gefallen wäre.“ Eine kleine Präsentation per Fingerschnipsen hätte ihr durchaus gefallen. Doch hatte sie keinen Narren vor sich, dessen Aufgabe es war, die Gemüter zu erheitern. „Ist es recht, wenn ich es mir ein wenig in deinem Laden gemütlich mache, um durch die Zeilen zu stöbern?“

[Nigel Ascan]

Der war ja lustig. Andere Zeit. Innerlich hüpfte Nigel, ihn endlich gefunden zu haben. Nach außen bewahrte er aber natürlich Contenance, wie es von ihm verlangt wurde. Schließlich waren es harte Zeiten da draußen. Da kam eine herzhafte Umarmung nicht sonderlich gut an.

"Ja, schon. Aber da ich schon mal hier war, dachte ich, ich schau mal, ob der werte Herr Leiter noch am Arbeiten ist. Viel mehr wollte ich auch gar nicht. Mich nur wieder zurück melden und fragen, wie es jetzt weiter geht mit mir. Die Söldner gibt es ja nicht mehr, wie ich gesehen habe. Also, wie siehts aus?" erwiderte Nigel schließlich.

So standen sie da, im vom flackernden Fackellicht erleuchteten Gang vor der Türe des Arbeitszimmers des Leiters der Akademie. Erstaunlich, dass Raad ihn für tot gehalten hatte, aber gut, er selbst hatte dies zeitweise auch getan. Also warum einen Vorwurf machen?! Und wem vor allem? Er war doch selbst schuld gewesen an seiner Misere. Aber diese Tunnel waren auch sowas von verzwickt. Da musste man sich doch verlaufen. Aber so? Das war schon nicht mehr normal. Aber er hatte es ja schließlich, wenn auch etwas überraschend, doch geschafft. Letzten Endes war es Lehrgeld, auch wenn er den Inhalt der Lehre noch nicht erkannt hatte. Aber das konnte ja noch kommen. Solche Sachen zeigten sich immer erst zur rechten Zeit. So viel hatte Nigel schon erkannt im Leben. War ja auch nicht das erste Mal in solcher Situation. Eigentlich hatte der Typ ein heiden Schwein gehabt in seinem bisherigen Leben. Allmählich sollte er mal etwas aufpassen...

War das nicht auch einer der Gründe, warum er sich dem Königreich Argaan angeschlossen hatte?! Wahrscheinlich...

[Raad]

„Sei nicht so steif.“, brummte der Schwarzhaarige um seine Pfeife herum und klopfte dem ehemaligen Söldnerführer im Vorbeigehen auf die Schulter. Mit der freien Hand nestelte er in seiner Manteltasche nach dem Schlüssel. Als er ihn gefunden hatte, schloss er die Tür auf und bedeutete Nigel einzutreten. Der Raum war dunkel. Doch Dank der Pfeife im Munde des Leiters war eine Quelle schnell ausgemacht, um die Kerze auf dem Tisch zu entzünden. Raad bot Nigel den Platz vor seinem Schreibtisch an und schritt derweil zu einem Regal. Dort stand noch eine Flasche varanter Schattenklar und zwei kleine Holzbecher. Die Utensilien trug er zum Schreibtisch und goss in beide Becher gut etwas ein, bevor er einen davon dem anderen Mann zuschob. Dann ließ er sich seinerseits auf seinen Platz nieder.

„Die Söldner gibt es noch. Doch der Haufen, der dort bestand hat, ist zu nichts zu gebrauchen. Ein paar von ihnen werde ich in die Akademie holen. Ob sie wollen oder nicht. Mal sehen.“, sprach Raad und prostete seinem Gegenüber zu, „Aber es bringt nichts, die Söldner mit Leuten zu füttern. Zu viele werden durch mangelnde Disziplin der Älteren verdorben. Und Manche der Alten sind zu stur, um noch wirklich etwas zu einem vernünftigen Preis zu leisten. Sie sind faul geworden wie die Maden im Speck. Also. Wo hast du dich rumgetrieben?“

[Nigel Ascan]

Dankend nahm Nigel den kurzen Becher an, obwohl er Bier eigentlich vorzog. Aber gar kein Alkohol war auch nie eine Lösung gewesen. Er prostete Raad zu, bevor er den halben Becher hinunter kippte.

"Du wirst es mir vermutlich nicht glauben, aber neben ein paar Wochen in der Burg war ich die meiste Zeit in den Untiefen des Gebirges. Dachte mir, ich nehm 'ne Abkürzung durch die Tunnel. Jedoch muss ich dann abgekommen sein und bin erst nach Wochen, weiß nicht wie vielen, wieder aufgetaucht. Spektakulär ist anders, aber immerhin lebe ich noch.", gab Nigel zum Besten, bevor er die andere Hälfte hinunter kippte.

"Und hier? Achso, und die Sache mit den Söldnern. Vielleicht hätte ich schon eher zu dir kommen sollen, aber diese Umstrukturierung war in meinen Augen bitter nötig." kommentierte der ehemalige Anführer der selbigen mit ernster Miene.

[Turang]

Mit einer schwachen Geste wies Turang auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch, doch schloss er seine eigene Lektüre, ehe sie einen Blick hinein erhaschen konnte.

"Ich glaube nicht, dass ihr eure Antworten in den Büchern finden werdet. Die Gedanken eines Magiers sind für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln, für die meisten ein Leben lang. Magie lässt sich vom bloßen Beobachter nicht begreifen, ebenso wenig, wie ein Mensch das Fliegen begreifen kann, der nur dem Adler zusieht."


Vielleicht klangen seine Worte arrogant, ohne, dass er solches beabsichtigt hätte, doch fiel es ihm schwer, passende Worte für etwas zu finden, das ihm selbst in seinen Tiefen zu begreifen, vielleicht unmöglich war...

[Raad]

„Hättest du.“, erwiderte der Leiter der Akademie und legte die Pfeife in eine dafür vorgesehene Messingschale. Er beugte sich vor und goss in beide Becher nach. Was hatte er zuvor noch gesagt sei der Alkohol nicht? Ach richtig, ein guter Kamerad. Aber wohlmöglich war er ein guter Gesellschafter, während man einem Kamerad begegnete?

Raad grinste ein wenig. „Aber wenn wir all das vergelten würde, was Leute nicht getan haben, obwohl sie es hätten sollen. Nun. Ich glaube, wir hätten viel zu tun. Sie sind keine Last geworden, der man nicht mehr Herr werden konnte.“

Eine kurze Pause folgte. „Das Weißaugengebirge also. Wusste gar nicht, dass man sich da so gut verlaufen könnte. Erzähl mir über die Burg. Mich erreichen zwar Berichte ab und an. Aber du warst immerhin direkt vor Ort.“

[Nigel Ascan]

Oh doch, das konnte man! Anscheinend sogar sehr gut.

"Ach, ich weiß nicht, was mir widerfahren ist, aber auf jeden Fall habe ich eine ganze Weile den Ausgang nicht mehr gefunden. Und letztendlich hat sich herausgestellt, dass das länger war, als ich angenommen hatte. Egal, jetzt bin ich wieder hier." kommentierte Nigel, bevor er sich dem spannenderen Thema widmete.

Der Silberseeburg. Ja, dorthin wollte er zurückkehren. Dort war seiner Meinung nach die weitaus größere Baustelle. Zumindest dachte er dies, bevor er mit Drakk gesprochen hatte. Nunja, er war nun sowieso erstmal an Setarrif gebunden.

"Als ich von dort weg bin, sah die Situation nicht ganz so rosig aus. Auf der einen Seite hat das Tor, welches in der Büßerschlucht errichtet wurde, seinen Sinn gemacht. Auf der anderen Seite haben wir jedoch 'ne ganze Menge Höfe in der Umgebung verloren. Die Innostreuen haben sich ganz schön breit gemacht. Und dann war da ja noch der komische Orkangriff auf Stewark. Nun scheinen die Roten sich auch dort eingenistet haben. Zumindest waren sie Baron Renwick eine große Hilfe gegen die Grünfelle, soweit unsere Späher das ausmachen konnten. Würde mich nicht wundern, wenn Renwick sich auf die Besatzer eingelassen hat und nun gemeinsame Sache machen würde. Viel mehr weiß ich auch nicht mehr, bin ja dann los und so." erstattete Nigel Bericht, so gut er halt konnte.

[Devazar]

Höchste philosophische Ergüsse zu verstehen schien ein Kinderspiel zu sein im Vergleich zu dem, was ihm der Bücherwurm über die Schriften der Magie vorhersagte. Dass die Weisheit mit einem Wink herbei schwebte, war auch nur der Gedanke des Leichtsinns. Vielleicht war es besser, bei seinen Leisten zu bleiben und trotz allem Potential sein Brot mit den Spielen in den Tavernen zu verdienen. Was auch immer Devazar nun die Abscheu von eben diesem lehrte, es schlummerte auf einer Ebene, von der sie noch nichts verstand. So war es definitiv an der Zeit, sich mit dem Unbekannten auseinander zu setzen. Ihre ersten Partien auf dem Karobrett wurden auch nur mit Niederschlägen gekürt, schließlich war aller Anfang schwer. Weshalb sollte sie nun kneifen?
Mit einem Schnauben raffte sie sich auf und platzierte das Büchlein auf dem Schreibtisch. Sein Nachbar, das von dem Magier vorsorglich geschlossen wurde, machte den Eindruck, deutlich älteres und vielleicht auch gefährlicheres Wissen zu beherbergen. Die sagenumwobenen Bücher aus den Erzählungen und Märchen waren eben niemals klein und grün.

Während sie anfing, sich durch die ersten Zeilen zu wühlen, um dabei bereits jetzt erste Probleme beim konkreten Folgen der Worte festzustellen, so war es doch ein Wort, das auf den vorderen Seiten des öfteren seinen Platz fand: Adanos. Der Gott, den die Wassermagier verehrten, dies war kein außerordentliches Geheimnis. Doch allen Anschein nach schien sich der weitere Inhalt des kleinen grünen Papiers nicht um Götter und Gestirne zu drehen. Und selbst in diesem Falle, wäre eine niedergeschriebene Lobpreisung das Letzte, was Devazar nun auffassen wollte. Zu diesem Thema bedurfte es schon dem Gesagten eines seiner Anhänger.
„Als Streiter Adanos' dürfte es dir doch sicher leicht fallen, mir ein paar Worte über ihn zu erzählen. Falls du dir die Zeit nehmen magst, ich möchte sie dir nicht rauben. Doch könnte mir deine Meinung sehr helfen, auf transponierte Weise.“

[Raad]

„Sehr gut.“, lobte der Schwarzhaarige und hob den Becher. Man prostete sich zu und stürzte den zweiten Schnaps. „Du willst wissen, wie es schaut? Hier schaut es noch gut. Noch steht die Stadt, wie du zweifelsfrei bereits selbst feststellen konntest. Eigentlich sind die Leute hier sogar ziemlich entspannt. Manchmal ein wenig zu sehr entspannt, wenn du mich fragst. Sie scheinen sich an die Situation, den Krieg und so weiter zu gewöhnen. Aber es ist besser, als wenn sie in Panik ausbrechen. Ich gehe davon aus, dass du bleiben willst? Dein Zimmer existiert noch. Wenn du dort je etwas reingetan hast, wird es noch da sein. Ansonsten… sag mir, was du noch geklärt haben möchtest?!“, der Leiter ließ die letzten Worte wie eine Frage und eine Aufforderung klingen. Von seiner Seite aus gab es dort zu wenig. Es waren schon genug Leute verschwunden, die kurze oder lange Zeit später wieder auf der Matte standen. Manche ließen es sich nicht nehmen, danach erneut zu verschwinden. Andere blieben. Sie zu bestrafen machte die Sache, solange sie nicht offen zum Feind übergelaufen sind. Einer Frau oder Träumen hinterherzujagen war keine Straftat.

[Nigel Ascan]

Soweit so gut, ja. Und wenn er richtig gehört hatte, war er auch wieder, oder immer noch, ganz wie mans nahm, ein Meister der Klingen.

"Vorerst werde ich bleiben, ja. Ich mein, schau mich an. So zerlumpt kann ich doch in keine Schlacht ziehen. Danke für dein Vertrauen und dass du mich wieder aufnimmst.", erklärte Nigel großspurig.

Der Schnaps offenbarte seine wärmend wohltuende Wirkung. Deswegen blieb Nigel auch lieber beim Bier. Er konnte damit nicht so gut umgehen.

"Da wäre eine Sache und ich will wahrlich nicht vermessen erscheinen. Aber gerade aufgrund der Tatsache, dass ich aussehe, wie der letzte Penner, muss ich dich fragen, ob mir noch mein letzter Lohn zusteht. Ich weiß nicht, wie viel ich noch in meiner Kammer gebunkert habe, aber da kommen neue Waffen und eine neue Rüstung auf mich zu. Du verstehst?", setzte Nigel redseelig fort.

Es war sonst sicherlich nicht seine Art, dermaßen offen nach Gold zu fragen. Doch die Zeiten und der Schnaps verlangten ihren Tribut.

"Ich habe übrigens vor, nachdem ich hier alles soweit erledigt habe, wieder zurück zur Burg zu kehren. Von dort aus in Westargaan mit dem Widerstand aktiv wirken. Zu allererst gilt es, die Höfe zurück zu gewinnen. Ich meine das Vertrauen der Bauern. Vielleicht kann man mit Baron Renwick noch mal reden. Außerdem haben die Myrtaner im Bluttal eine Siedlung aufgebaut. Wie du siehst, ist dort genug zu tun. Doch wir brauchen mehr Männer dort." fügte der Krieger schließlich noch hinzu.

[Raad]

Raad grinste bei den Worten seines Gegenübers. Kaum wieder, schon Geldsorgen. Das muss ein heißer Trip durch die Höhlen des Gebirges gewesen sein, als dann er dort sein ganzes Geld losgeworden ist. Oder vielleicht war in der Burg doch mehr zu erstehen, als Raad dies beim letzten Mal bemerkt hatte. Es war ja schon etwas Zeit vergangen, da er die Silberseeburg zuletzt besucht hatte.

„Eine Rüstung bekommst du von der Akademie bezahlt. Lohn steht dir auch noch zu, ja. Hast ihn dir die letzten Monate ja nicht abgeholt. Ich werde schauen, wie viel das ist, und es dir dann morgen auf dein Zimmer bringen lassen.“, sprach der Leiter der Akademie und tippte sich dann nachdenklich an die Lippe, „Erst einmal bleibst du jedoch hier. Wir werden uns mit der Situation dort ein wenig beschäftigen müssen. Sicher fehlen dort Männer. Aber wie viele und vor allem mit welchen Fähigkeiten, werden wir sehen. Außerdem wollen wir doch nicht, dass du dich wieder verläufst.“, fügte Raad scherzhaft an und unterstrich dies mit einem breiten Grinsen. „Will sagen, da lassen wir uns Zeit, bis du deine Sachen hier geregelt hast.“

[Turang]

Kurz schloss Turang die Augen. Er kannte die Bedeutung und Philosophie von Innos, Adanos und Beliar gut, doch war es vielleicht nicht allzu einfach, Worte zu finden, die sich nicht wie eine Predigt anhörten.

"Zwischen dem Anfang aller Dinge, Innos, und ihrem Ende, Beliar, steht Adanos, als das Gleichgewicht. Innos und Beliar repräsentieren die Gegensätze dieser Welt und dulden nichts, dass nicht aus ihren eigenen Gedanken entstand. Adanos hingegen ist bemüht, zwischen den Gegensätzen die Waage zu halten, damit nicht das Eine das Andere verschlingen kann. Es ist sein Ziel, das Leben als Leben zu erhalten, also auch, seine Vergänglichkeit zu bewahren. Deswegen erschuf Adanos ein Siegel, dass Innos und Beliar aus unserer Welt verbannt.
Wir Wassermagier glauben, dass die Welt nur bestehen kann, solange keiner der Gegensätze Licht und Schatten, Ordnung und Freiheit, seinem Gegenstück überlegen ist und es verschlingt. Daher stehen wir dafür ein, die Waage zwischen den Dingen zu erhalten, um damit die Harmonie dieser Welt zu sichern."


​Er lächelte. Nun hatte es doch wie eine Predigt geklungen...

[Nigel Ascan]

Na da waren sie sich doch einig. Außerdem freute sich Nigel, dass sich seine Geldsorgen so schnell und einfach gelöst haben. Er wusste, dass es wichtig war, mit Raad zu sprechen und nun wusste er auch warum. Es hatte schon seinen Sinn, warum Nigel so oft auf sein Gefühl hörte.

"Nun, das freut mich aber. Ich habe gestern mit Drakk über eine Rüstung gesprochen. Er fertigt mir eine spezielle an, da ich, wenn ich mal wieder hinter feindlichen Linien sein sollte, trotzdem nicht schutzlos ausgeliefert bin. Er meinte, für tausend Goldstücke macht er mir so ein Teil. Oder für eine Armbrust, eine ordentliche. Du weißt nicht zufällig, wo ich sowas herbekomme?" erzählte Nigel nun aus Anlass. Nicht, dass Raad ihm jetzt noch eine zweite Rüstung besorgte. Das war dann auch zu viel des Guten.

"Ja, ich brauch hier wohl auch noch eine Weile. Dann wären wir soweit fertig, oder? Ich hab nichts mehr, was ich noch ansprechen könnte und will dich auch nicht weiter von deinem wohlverdienten Schlaf abhalten." sprach Nigel abschließend.

So ein bisschen Honig ums Maul von Vorgesetzten konnte nie schaden. Auch wenn er bei den Herrschaften, mit denen er es hier zu tun hatte, eher aufpassen musste. Die merkten soetwas schnell und waren dann gar nicht so amüsiert. Da war das bei der Garde noch einfacher. Ach, wie froh der Meister der Klingen war, nicht mehr bei dem Verein zu sein.

[Devazar]

Das klang, als hätte er ein Stück aus ihrem Dasein gelesen. Auch sie interessierte sich wenig für ihren Anfang und wollte von ihrem Ende ebenso wenig wissen. Und ein Übergewicht in der Politik hatte noch nie zu einem akzeptablen Zustand der Welt geführt, nur die Predigten der Überlegenden ließen es in diesem Licht erscheinen. Es war die Aufklärung, welche unter solchen Umständen litt. Und jene galt es stets zu sichern, sollte das Wissen nicht unter der propagierenden Hand eines Herrschenden zugrunde gehen.
„Weise Worte, die du da sprichst.“ Es mangelte an den richtigen Sätzen, um tiefer auf das Thema einzugehen. Doch ohne weiteres externes Wissen ließ auch die alleinstehende Meinung eines Wassermagiers keinen Hinweis auf Gültigkeit. Wo sie bei dem vorherigen Problem angekommen war. Vielleicht bedarf es einfach an weiteren Einflüssen, um ein Bild von allem zu bekommen, für das sie zuvor nur wenig Interesse schüren konnte. Doch Lücken waren nie eine Stärke. Obwohl Unwissenheit eine gewisse Tendenz zu unbedingtem Glück barg. So war es das Beste, ein wenig weiter in den vielen Seiten vor ihr zu stöbern, denn Verlust würde sie wohl kaum erleiden. Doch gab es manche Bücher, die man nicht ungestraft aufschlug.
„Die Erlaubnis, noch ein wenig zu bleiben und mich mit diesem Stück zu befassen, habe ich doch hoffentlich.“

[Raad]

„Moment mal.“, brummte der Schwarzhaarige und pfiff einmal scharf, ehe Nigel auf die Idee kommen könnte, sich zu erheben. Was war das denn? Grenzte das noch an Dreistigkeit oder war das einfach nur noch eine Frechheit?

Der Leiter der Akademie erhob sich von seinem Platz und stützte seine Hände auf den Tisch. „Wir sprachen von einer Rüstung. Keiner Prachtvilla. Und wenn ich von einer Rüstung spreche, dann von einer, die deinem Rang entspricht. Nicht von einer Sonderanfertigung. Willst du diese haben, werde ich nur den Anteil übernehmen, der deinem Rang zusteht. 300 Goldmünzen also. Den Rest wirst du selbst bezahlen müssen. Nicht, dass wir uns da missverstehen. Ich hätte es dir auch direkt abziehen können. Aber dann hättest du dich hinterher noch gewundert, warum du kaum noch Lohn bekommst.“

Der ehemalige Assassine schüttelte den Kopf. Immer diese Leute, die Goldpailletten und Intarsien aus Silber und Alamand verlangten. Wahrscheinlich lutschte Drakk die ganze Rüstung auch noch mit der eigenen Zunge aus Bernstein. Wer wusste das schon, bei diesem Preis.

„Wir haben einen Armbrustbauer im Händlerviertel. Ich weiß seinen Namen leider nicht. Hatte noch nicht mit ihm zu tun. Wie ich aber gehört habe, soll er seinen Job aufs vortrefflichste verstehen. Na ja. Vielleicht. Schau ihn dir.“, schickte Raad hinterher, „Jetzt sind wir fertig.“