Die Sonne versank langsam hinter den Bergen im Osten und tauchte das Land des Minentals in Blutrot. In der Ferne war das Heulen eines Wolfsrudels zu hören, das tief im Wald auf der Jagd war.

Der Mann schlich langsam dem Berghang hinauf, das zerschlissene Kettenhemd mit dem roten Lederüberzug wies ihn als Schatten aus, und so bewegte er sich, elegant und für menschliche Ohren nicht zu hören über den matschigen Boden, hinauf zu dem alten Kastell. Oder besser seinen skelettierten Überresten.
Bis auf die Grundmauern stand nichts mehr von diesem einstigen Außenposten der Menschen innerhalb des Orkgebiets, die die Anwesenheit der "Weißhäute" nicht duldeten und es deshalb niederbrannten. Angeblich lagen dort oben noch immer die verkohlten Überreste der einstigen Besatzung des Postens. Und angeblich eine Menge von Reichtümern, denn unterhalb des Kastells sollten noch immer Gänge existieren.

Auf dem Platz lagen aus dem Gemäuer gebrochene Steinebrocken verschiedener Größen, und Kies lag auf dem Boden und das Schnauben eines einzelnen Razors, einer zweibeinigen Echse, war leise unterhalb der Mauern zu hören.
Der Mann suchte den Boden ab, ob sich unterhalb des Kies Druckplatten befanden, die Zugänge öffneten. Ein direkter Zugang zu den ominösen Reichtümern war nicht zu erkennen. Abgebrannte Fackeln in extra dafür angebrachten Halterungen lagen auf dem Boden. Nur eine der Halterungen war noch an der angrenzenden Mauer angebracht und bei näherer Betrachtung war sie niemals benutzt worden.

Er betrachtete die Fackel noch einen Moment, sie schien gewaltsam in die Fugen der Mauer gerannt worden zu sein. Vielleicht war etwas dahinter gedrückt worden?

Der Schatten zog das Holzstück aus der Fuge, als die Mauer plötzlich nachgab und mit ihr der Boden um sie herum, sodass der Mann mitsamt der Steinbrocken in die Tiefe stürzte.

Schwärze. Heulen.

Als er die Augen wieder aufschlug, fand er sich in einem mit Staub bedeckten Gang wieder, der tiefer in den Berg führte. Er war der Bauart nach allerdings wohl eher ein Minenschacht als ein Teil des Kastells gewesen, vielleicht befand er sich in einem Erzstollen der Minen.

Der einzige Lichteinfall ging von dem Loch in der Decke aus, sodass es dunkler wurde, je weiter er sich in den Stollen wagte. Es gab hier keine Zeichen von Menschen, allerdings auch nicht von Minecrawlern oder anderen Tieren. Überhaupt gab es keine Anzeichen für Leben. Keine Ratten, keine Fleischwanzen, nichts. Nur der Boden knirschte unter seinen Schritten mit einer Penetranz, die ihm von der Frage ablenkte, wo er denn war.

Nach einem für ihm nicht einschätzbaren Zeitraum, in dem dunklen Stollen verlor man sich und mit sich auch das Zeitgefühl, verbreiterte sich der Gang und so etwas wie Treppenstufen traten zum Vorschein.

Er kam in eine Halle, in der sich ein Skelett befand, allerdings nicht menschlichen Ursprungs, sondern orkischer. Steine in den Wänden strahlten rotes Licht ab und erhellten die Halle.

Plötzlich drehte sich der totgegelaubte Ork und ein kaltes, blaues Licht drang aus seinen Augenhöhlen.

"Krushak Khrotak!", dröhnte es mit unglaublicher Lautstärke und der Ork zog seine Axt. Der Mann wollte fliehen, aber schaffte es nicht, er war unfähig sich zu bewegen, da ihm etwas festhielt. Er schaffte es nur, seinen Kopf zur Decke zu drehen, wo eine stilisierte Maske zu sehen war. Sie hatte sechs Stacheln.

Die Axt durchfuhr den Mann und das spritzende Blut tauchte den Boden in noch tieferes Rot.

Blutrot.