[Rognor Hammerfaust]

Es war ein schöner Abend gewesen. Rognor hatte eigentlich vor wieder auf sich zu wetten, doch diesmal sollte er es doch lieber lassen. Er hätte wirklich jeden erwartet, aber dass sein Lehrmeister nun im Ring stand, dass war doch etwas ungewöhnlich. Dennoch wollte er nicht kneifen. Den Ledergürtel, der den Hammer und alle seine Werkzeuge hielt, legte er am Rande ab und trat in den Kreis, der nun die Taverne ersetzen würde, wo sich die beiden letztes Mal geprügelt hatten. Wendel hatte sich damals den Arm an den Rücken gebunden. Ob er es wieder tun würde war eine Frage die Rognor nicht beantworten konnte. Der Zwerg hatte die Bewegungen und Schläge von seinem Meister gelernt. Das bedeutet aber auch, dass er auch wusste welche Bewegung was und welche Schäden nach sich zog. Dennoch hatte Thorke den Vorteil. Zwar wussten schon alle, die zumindest einen Kampf des Zwerges beobachtet hatten, dass er nicht einfach zu knacken war, wie sein Äußeres schkießen ließ, doch die Neulinge wussten es nicht. Und Wendel war weder ein Neuling noch ein Stammgast, sondern sein dreimal verfluchter Lehrer, welcher ihm in der Kunst des Waffenlosen Kampfes unterwiesen hatte und es immernoch tat. Ohne ihn, hätte er aber bestimmt nie etwas von diesen Kämpfen gehört und sein Auge verloren. Nicht das er seinem Augenlicht hinterhertrauern würde. Nur Schwache halten an der Vergangenheit fest und jammern wegen alles und jedem. Er war nicht so. Auch wenn es ihn ein wenig einschränkte so konnte er nicht behaupten, dass sein Opfer es nicht wert gewesen war. Zwei Hurenböcke eines großen Kalibers würden eine lange Zeit nicht kämpfen und er stand schon wieder hier. Als er dann in den Ring trat ließ er seine Schultern noch einmal kreisen und ein kurzes Lachen entsprang seiner Brust.
"Schüler gegen Meister. Mal sehen was draus wird. Und heute darfste mal deinen Arm ungebunden lassen. Aber wehe du fässt meinen Bart an. Auch wenn du mein "Meister bist so muss ich doch mein Wort halten oder es würde nix mehr zählen."
Dann ging es los. Ein kurzer Gong ließ den Zwerg losschnellen. Er wusste, dass Wendel nicht so dumm wäre und nah an ihn rankommen wollte. Immerhin war das sein Tipp an Rognor gewesen sich gegen Gegner mit höherer Reichweite durchzusetzen. Und schon war er dranne und sein erster Schlag wurde tief geführt mit dem Ziel den Bauch zu treffen. Doch sein Lehrmeister ließ den Schlag einfach vorbeigleiten und setzte seinerseits nach. Anstatt jedoch auszuweichen schlug er die Fäuste seines Meisters lieber mit der flachen Hand zur Seite. Ausweichen war nicht so sein Spezialgebiet und so machte er es eben auf diese Weise. Doch die Erfahrung seines Lehrers war seiner weitaus überlegen. Die Schläge wurden immer schneller und präziser. Die Pausen, in dennen Rognor zuschlagen konnte wurden immer seltener und kleiner. Und immer öfter übersah der Zwerg einen Schlag und bekam etwas gegen die Rippen oder in den Magen. Zwar taten sie weh, doch es war kein brennender Schmerz, der ihn Kraft kostete und ihn auf den Boden knien ließ. Dennoch musste er schnellstmöglich unter den Schlägen wegtauchen und so nah wie möglich an Wendel rankommen. Er musste hinter die Feindliche Deckung und inmitten seiner Schläge auftauchen und ihn unter Druck setzen. Und dann kam endlich Rognors Chance. Eine der seltenen Pausen und ein folgender Schlag passten perfekt zusammen. Schnell war an dem blonden Mann dran. Und bevor sich dieser schnell mit einem Sprung wieder in Sicherheit bringen konnte stieß der Weißhaarige mit dem Ellenbogen zu und traf in den Magen von Wendel. Doch dann war er schon wieder weg und Rognor musste sich wieder auf die Jagd nach dem Blonden machen. Irgendwann würde er ihn schon bekommen.

[Candaal]

Ein kleines Kraftpaket wirbelte auf ihn zu. Wendel hatte Mühe, Rognor zu lesen. Der Zwerg hatte etwas immanent wichtiges gelernt: Unvorhersehbar zu sein. Der Verlust eines Auges hatte diese Entwicklung sicherlich begünstigt. Rognor Hammerfaust sah weniger und fühlte mehr. Instinktiv suchte sein Schüler stets die Arme des Lehrmeisters um schneller auf dessen Schläge reagieren zu können. Schon wieder tauchte er ab um Wendel einen Tiefschlag zu verpassen, doch dieses Mal versuchte der Grössere gar nicht erst, auszuweichen. Stattdessen liess er sein Knie hochschnellen. Rognors Haken fand seine Flanke, doch Wendels Knie küsste dessen Schläfe.

Wäre es eine Lektion gewesen, so hätte Thoke den Kampf unterbrochen um Rognor einzuprügeln, dass er nie die Achtsamkeit für den ganzen Gegner verlieren durfte. Vor der johlenden Meute musste er jedoch darauf vertrauen, dass Rognor ganz gut verstanden hatte, was ihm diesen Treffer verschafft hatte. Der Zwerg hielt sich jedoch tapfer. Sofort hatte er sich wieder gefangen und auf Thoke ausgerichtet. Anstatt jedoch Ruhe zu bewahren und Wendel mal die Arbeit machen zu lassen, zwirbelte er schon wieder auf ihn los. Die mangelnde Reichweite hiess nicht, dass er auf seine Gegner zurennen musste. Er konnte sie ruhig kommen lassen. Doch sobald er in Reichweite war, musste er die Distanz aktiv schliessen.

Der ehemalige Assassine registrierte die Schritte Rognors. Als sich die verbleibende Entfernung zu seinem Schüler richtig anfühlte, machte Wendel einen weiten Schritt übers Kreuz. Er setzte das linke Bein überkreuzt ab und schwang das rechte um sich herum. Wo Rognor hinschlug, war kein Wendel mehr. Jener konnte noch die Arme hochreissen, doch der Kick des Lehrmeisters traf ihn hart in die Magengrube. Ohne den Schwung zu verlieren, liess Wendel einen zweiten Rundumkick folgen, der auf Rognors zum Schutz hochgezogenen Arme traf. Erst der dritte, präzise platzierte, gerade Tritt riss den Zwerg von den Füssen.

"Steh auf oder ich zieh dich an deinem verdammten Bart auf die Füsse", knurrte Wendel.

[Rognor Hammerfaust]

Verdammter Dreckskerl. Irgendwie schien es ihm wie wieder in der Taverne. Die Menge johlte, Rognor bekam aufs Maul und irgendwo reiherte einer auf den Boden. Nein es war anders. weder hatte Wendel sein Siegeslächeln im Gesicht noch hatte er einen Arm auf dem Rücken noch hatte der Zwerg übermäßig fiel einstecken müssen. Dennoch lag er nun auf dem Sandboden und wartete. Vielleicht war es ein wenig hinterlistig seinen Lehrmeister an sich rankommen um ihn hochzuziehen. Nein es gab kein doch. Es gab keine Erklärung. Fluchend stand der Zwerg zu seiner Ehre und stand wieder fest auf dem Boden. Noch einmal das Blut im Mund ausspeien und wieder ab in den Kampf. Diesmal jedoch würde er warten, bis Wendel bei ihm war. Wenn er ihn schlagen würde wollen musste er auch in eine gewisse Reichweite kommen. Und wenn er das tat musste Rognor zustoßen wie ein Minecrawler und niemals mehr ablassen. Doch Wendel war nicht so blöd und blieb sichtlich gelassen, was zur Folge hatte, dass sich die Nerven vom Zwerg immer und immer mehr anspannten, bis sie fast zu reißen drohten. Jetzt erst setzte der Weißhaarige seinen Fuß nach vorn und schob sich selbst Centimeter um Zentimeter nach vorne. Dieses verdammte Herumgeschleiche machte ihn wahnsinnig und er brannte darauf, dass es endlich wieder losging, wenn es auch Schmerzen und Erniedrigung bedeutete. Dann sprang er aus unersichtlichem Grund vor und trat sofort einen Schritt zurück. Gerade noch rechtzeitig als er die Faust sah, die kurz vor seinem Gesicht stoppte. Sofort schlug er den rechten Arm seines Lehrmeisters nach Links um einen weiteren Schlag zu verhindern oder zumindest etwas zu behindern. Dann war Wendel auch schon wieder in der Schlagreichweite des kleinen Mannes. Zuerst wollte er dem Blonden das Knie in seine Kronjuwelen rammen, doch dafür kannte er ihn leider zu gut und außerdem war er sein Lehrmeister. Und er sah so aus, als ob er sie noch einer Frau zeigen wollte. Und mit Narben an dem besten Stück eines Mannes konnte Mann nicht angeben. So hielt sich der Zwerg zurück und schlug lieber wieder in Richtung Magenkuhle. Mit etwas Glück würde er treffen und seinem Meister einige Schmerzen bereiten. Leider Adanosses zog er seinen Bauch schnell genug weg, als dass er etwas abbekommen konnte. Trotzdem war er noch nicht außerhalb Rognors Trittweite. Er hob schnell das Knie, wirbelte um die Achse. Schnell setzte Wendel vor und blockierte den Tritt. Tja nicht nur du kannst Pläne schmieden. Rognor hatte erwartet, dass er seinen Lehrer nicht mit so einem einfachen und offensichtlichem Tritt in die Knie zwingen konnte. Schnell zog er sein Bein wieder an, setzte es auf den Boden und sprang Kopf voran auf den verdutzten Wendel zu um ihn an der Hüfte zu packen und mit seiner Masse und dem Schwung von den Beinen zu reißen. Schnell fanden sich beide im Dreck wieder und der Zwerg schlug in Richtung Gesicht. Ein paar blaue Flecken würden ihm nicht schaden. Doch Wendel hatte dort auch noch ein Wörtchen mitzureden und die Faust krachte zweimal in den Sand bevor er einfach mit dem Ellbogen wieder den Magen seines Lehrmeisters fand. Schnell sprang der Zwerg weg um einem Wurf entgegenzuwirken. Als sich Wendel aufrichten wollte war seine Aufmerksamkeit vielleicht woanders doch er bemerkte wohl nicht den heran nahenden Fuß den er nur noch halbherzig mit der Hand abfangen konnte. Der Schwung ließ ihn wieder in den Sand kullern. Allerdings war er zu schnell wieder auf den Beinen, als ob Rognor schon wieder bei ihm sein konnte.

[Candaal]

Auch im darauffolgenden Schlagabtausch ging Wendel zu Boden. Diesmal jedoch gewollt. Er erwartete Rognors Attacke und scherte ihm dann die Beine Weg während er ihm einen Sandfächer ins Gesicht pfefferte. Ihm gefiel die Entwicklung dieses Kampfes nicht. Wenn er Rognor wirklich schlagen wollte, dann riskierte er sowohl seinen Schüler als auch sich selbst ernsthaft zu verletzen. Nachgeben konnte er jedoch schlecht und auch Rognor würde bestimmt nicht lockerlassen. Der Ganove würde eine List ersinnen müssen, um den Kampf schadlos zu beenden.

Während Thoke die Schläge seines Schülers methodisch abwehrte und die Lücken in dessen Abwehr bearbeitete, brachte ihn der hin und her zappelnde Bart des Zwerges auf die zündende Idee. Kurz darauf war ihm klar, dass er Rognor zu Boden ringen musste. Er liess sich auf ein extrem enges Handgemenge ein. Die grössere Kraft des kleinen Mannes erinnerte den Lehrmeister an das Brennen in seinen Armen, doch er hielt stand. Mit einem geschickten Feger brachte er Rognor zu Fall. Der Zwerg riss ihn jedoch mit sich, sodass Wendel auf Rognor zu landen kam. Der Assassine schlug nach dem Kopf seines Gegners. Jener wandte sich schnell zur Seite. Da sprang Wendel Thoke erneut hoch. Rognor wollte ihm folgen, wurde jedoch sogleich wieder zu Boden gerissen.

Der Stiefel des Ganoven hielt den Zwerg an dessen charakteristisch langem, weissen Bart zurück. Rognor Hammerfaust hatte geschworen, jedem die Greiferchen zu zertrümmern, der Hand an seinen Bart legte. Soweit Candaal die Situation einschätzte, war diese Sachlage nicht gegeben.

[Redsonja]

Lange, sehr lange hatte Redsonja die beiden Magier einfach diskutieren lassen. Sie waren sowohl an den Quartieren der Hofmagier, wie der Schwerter Ethorn vorbei, erreichten das Tor und bogen links in Richtung Oberstadt ein. Nachdem der Innosdiener einen weiteren Wortschwall über jene ergossen hatte, die ihn gerade fest hielten, lachte die rothaarige Kriegerin auf.

"Lopadas. Hör dir zu. Du predigst selbst mit einer Klinge am Hals, die in der Hand einer sehr unberechenbaren Person ist. Glaub mir, wenn diese Klinge verhindern könnte, dass Rhober die neusten Ereignisse hier erfährt, dann würde ich nicht zögern sie einzusetzen." Sprach sie, noch immer leise, fast heiser. "Du blickst dem Tod ins Auge und predigst einem Adanosanhänger deinen Glauben und möchtest uns gleichzeitig weis machen, dass ihr eine Koexistenz der beiden Anhängerschaften tolerieren würdet."

Sie schüttelte heftig den Kopf.

"Weisst du wirklich, was es heisst frei zu sein?"

Redsonja wusste es. Ein hartes Leben mit und für sich allein. Keinen König, keine Verpflichtungen und keine Herren. Jeden Morgen entscheiden, wohin der Tag führen mochte. Ihre Klingen als einzige Konstanz. Als einzige Fessel. Sie hatte daran geschnuppert und eine Bande gegen zwei andere eingetauscht. Ein teurer Handel. Blieb nur abzuwägen, ob sie die Versprechen wirklich halten sollte.

"Und noch eine Frage: Wird Rhobar wegen einem einzigen Gesandten ein Land in Krieg stürzen?"

[Solveg]

Die nun schon länger weilende Abwesenheit von Tinquilius irritierte Solveg. Es war nicht die Art des Priesters, derart lange fort zu sein, ohne den Grund seiner Abwesenheit zurückzulassen. Vielleicht nicht direkt ihm, aber zumindest irgendwem. Doch wen er auch fragte, niemand hatte etwas vom Verbleib ihres obersten Wassermagiers gehört, sodass es Solveg fast schon falsch vorkam, weiter herum zu fragen, damit er keine Unruhe auslöste, für die es eventuell gar keinen Grund gab.
Hinzu kam, dass einer von Tinquilius' Vertrauten vor längerer Zeit zum Festland geschickt worden war, um dort Nachrichten mit Al Shedim auszutauschen. Seine Rückkehr ließ jedoch ungewöhnlich lange auf sich warten, sodass man das Schlimmste befürchten musste. Herrschte in ihrer alten Heimat womöglich gar nicht der Frieden, den die Feuermagier ihnen kürzlich vorgetäuscht hatten? Oder war etwas anderes vorgefallen? Die Reise aufs Festland war schließlich auch nicht gerade einfach, führte der Weg zu einem Schiff schließlich zwangsweise durch Thorniara.
Da es aufgrund seines Standes in der Hafenstand ausgeschlossen war, sich selbst auf den Weg zu machen, auch wenn er dem Festland gern mal wieder einen Besuch abstatten würde, blieb offensichtlich nur die Möglichkeit, zu warten oder jemand anderen zu schicken, der problemlos an den Wachen vorbei kam. Aus naheliegenden Gründen war ihm dabei der Name eines früheren Holzfällers eingefallen, der vor einiger Zeit seinen Weg in ihre Reihen gefunden hatte. Harmloser ging es wohl fast nicht.
„Schön, dass du Zeit für mich hast, Wombel“, begrüßte er ihn und deutete auf die nächstbeste Sitzmöglichkeit. „Ich will auch gar nicht lange drumherum reden. Ich suche jemanden, der eine Nachricht zum Festland nach Al Shedim bringen und dort zudem nach einem verschollenen Boten suchen kann. Ein Bote, der dieselbe Aufgabe hatte …“

[Wombel]

Das Haus der Magier war wie immer ein friedlicher und ruhiger Ort.
Nachdem Wombel tagelang im Gebirge auf der Jagd gewesen war und mit einer ansehnlichen Beute zu seiner Zimmermannswerkstatt zurückgekehrt war, hatte Lex ihn bereits erwartet.
"Hallo Meister, du möchtest dich bitte im Haus der Magier melden" hatte der Geselle beiläufig gesagt.
Der Zimmermann zog seine linke Augenbraue hoch. "Hat der Bote gesagt worum es geht?"
"Nein."
Also war Wombel rasch in seine Adeptenrobe geschlüpft, nach Setarrif ins Haus der Magier geeilt und nun lauschte er in einem der hohen Räume Solvegs Worten.

"Eine Nachricht überbringen?" Fragte der Holzäller ein wenig überrascht.
"Nun, ich will dir diesen Dienst gerne erweisen, kannst du mir hierzu noch ein paar weitere Informationen geben?"

[Solveg]

„Du erfährst alles, was du wissen möchtest, sofern ich dir die Antworten geben kann“, entgegnete Solveg sofort, der sich vorher eine längere Rede gespart hatte, falls Wombel sofort ablehnen würde. Das tat er erfreulicherweise nicht. „Der entsandte Bote ist ein Vertrauter unseres Kreises und selbst Magier des Wassers. Er ist mit dem Schiff aufs Festland und von dort weiter nach Al Shedim gereist, um von unserer aktuellen Situation hier zu berichten und sich über den Stand dort zu erkundigen. Du weißt sicher, Rhobar hat praktisch das gesamte Festland erobert, auch unsere alte Heimat. Allerdings leben die Wassermagier und Nomaden in Al Shedim weitestgehend friedlich unter seiner Herrschaft. Da wir früher Verbündete waren und gegen einen gemeinsamen Feind gekämpft haben, sieht er keinen Grund, ihnen dieses Leben nicht zu gewähren. Da wir hier auf Argaan in der Stadt von Rhobars Feinden leben, ist das leider nicht so einfach, wir hängen in diesem Krieg mit drinnen.
Dieser Bote ist nun allerdings schon sehr lange fort, zu lange. Wir befürchten, dass ihm etwas zugestoßen ist, wollen aber auch keinen riesigen Suchtrupp losschicken, das wäre zu auffällig. Vielleicht steht es um den versprochenen Frieden auf dem Festland auch gar nicht so gut, wir wissen es einfach nicht. Die Sache könnte also nicht ganz ungefährlich für dich werden. Als Holzfäller dürftest du allerdings eine der unauffälligsten Gestalten in unseren Reihen sein, niemand würde hinter dir einen Boten oder gar Magier vermuten, solange du dich nicht offenbarst. Unauffälligkeit ist also wichtig, solange du nicht herausgefunden hast, was passiert ist.
Wenn du den Boten nicht findest und auch keine Spuren, dann komm zurück, sobald du Nachricht mit Al Shedim ausgetauscht hast. Ich werde dir ein entsprechendes Schreiben mitgeben, dass du den Wassermagiern dort überbringen kannst.“
Fast schon automatisiert holte Solveg den versiegelten Brief hervor, auf den sie diesmal hoffentlich eine Antwort bekamen.

[Wombel]

Wombel betrachtete das zusammengerollte Pergament in Solvegs Hand und überlegte ein paar Sekunden.
Es stand außer Frage, dass er den Brief nicht überbringen würde, aber insgeheim wunderte sich der Adept ein wenig. Wieder war er in seltsame Umstände hineingeraten, die er eigentlich nicht mochte. Das ruhige Zimmermannsleben und die Handwerkskunst lagen ihm insgeheim näher als sich mehr um die Umstände des Krieges zu kümmern.

"Ich werde in der Zimmermannskluft reisen und außer meinem Bündel nur meine Axt und meinen Kampfstab mitnehmen." Sagte er schließlich.
"Dergestalt wird man mich für einen Handwerker auf der Walz halten und eventuelle Feinde werden keinen Verdacht schöpfen." Fügte er noch hinzu.

Er erhob sich von seinem Stuhl und ging ein paar Schritte auf und ab.
"Ich muss noch ein paar Besorgungen machen und Lex noch Anweisungen geben, dass ich eine Weile weg bin, wann soll es denn losgehen?"

[Solveg]

Bestens, dachte der Magier des Wassers und nickte zufrieden auf Wombels Aussagen hin. Die Tarnung war gut und er selbst fähig genug, um es nicht durch Dummheit zu vermasseln oder sich zu verplappern. Fraglich war letztlich nur, was ihn auf dem Festland erwartete, aber dort konnten sie ihm von hier aus kaum Beistand leisten. Er war auf sich allein gestellt, zumindest während der Überfahrt und Reise. In Al Shedim sollten sie ihm ebenso viel geben können, wie sie hier.
„So schnell wie möglich, es wäre sinnlos, unnötig Zeit verstreichen zu lassen, aber du brauchst nichts überstürzen. Reise los, sobald du bereit bist. Lass dich im Quartier mit Proviant eindecken und wenn du sonst noch etwas brauchst, dann lass es mich wissen. Es soll dir an nichts fehlen. Und keine falsche Bescheidenheit bitte, dafür ist die Sache zu ernst.“
Solveg überlegte einen Moment, ob er ihm Spruchrollen für unterwegs anbieten sollte, doch mit denen im Gepäck war die Gefahr wahrscheinlich zu groß, aufzufallen. Kein normaler Holzfäller oder Zimmermann trug Spruchrollen bei sich, er würde ihn damit wohl nur unnötig in Erklärungsnot bringen. Ohnehin war Wombel nun schon lange genug bei ihnen, dass er einige Zauber selbst beherrschen sollte. Das musste genügen.

[Wombel]

Das Angebot von Solveg war großzügig, obgleich es nichts wirklich wichtiges gab, was er ihm hätte geben können. Proviant würde er von Zuhause mitnehmen, immerhin war er nicht umsonst einige Tage in den Bergen herumgeschlichen. Waffen würde er nicht mitnehmen, zumindest keine weiteren als seinen Kampfstab. Insgeheim ärgerte sich der Adept nun ein wenig über sich selbst, dass er seine Magieausbildung bis jetzt noch nicht richtig begonnen hatte. #

Er hatte zwar viele Bücher gelesen, aber die Ausbildung mit Kilijan stand noch aus. Wenn es also haarig werden sollte, müsste er sich wieder mal rein auf seine Kampfkunst verlassen.
Da er bisher aber stets alle Schwierigkeiten in seinem Leben ohne Magie gemeistert hatte, würde es auf dieser Reise hoffentlich nicht anders sein. Vor langer Zeit hatte er einmal von Ringen und Amuletten gehört, die den Körper des Tragenden schützen sollten. Da er dies aber bislang in das Reich der Legenden gedeutet hatte, sagte er nichts.

"Nun... ein wenig Gold für die Überfahrt und die anderen Reisekosten, sowie ein paar Heiltränke wären nicht schlecht." Sagte er überlegend und kratzte sich am Kinn.

[Solveg]

Gold, natürlich, ohne Münzen kam man ja praktisch nicht über die Runden, egal wohin man kam. Es war natürlich vorgesehen gewesen, Wombel im Nachhinein zu belohnen, allerdings hatte er davon womöglich gar nichts, wenn ihm unterwegs etwas zustieß. Das käme ihren Kreis zwar günstig, ging am Sinn seiner angekündigten Großzügigkeit allerdings vorbei.
Deswegen konnte er ihm diesen Wunsch natürlich nicht abschlagen. Verglichen mit den Reichtümern, die Ethorn vermutlich hortete, fielen solch ein paar Münzen sicherlich gar nicht ins Gewicht. Auch wenn sie Wassermagier keinen Zugriff auf die Schatzkammer des Königs hatten. Ob er ihnen in Notzeiten etwas von seinem Gold abgeben würde, konnte Solveg nicht abschätzen, dafür kannte er den König zu schlecht. Über die Hofmagier wäre aber womöglich etwas zu drehen.
„Ja, selbstverständlich bekommst du Geld für unterwegs. Ich werde das organisieren. Genau wie die Tränke. Ich gehe gleich nachher in der Heilkammer Bescheid sagen, dann kannst du sie dir dort abholen.“
Er überlegte noch einige Augenblicke und betrachtete Wombel eingehend, doch ihm fiel sonst nichts weiter ein, was er ihm noch mit auf dem Weg geben konnte. Außer den Segen Adanos' natürlich.
„Dann wünsche ich dir viel Erfolg auf deiner Reise. Möge Adanos dich schützen und du in einem Stück zurückkehren.“

[Madlen]

Madlen war auf dem Weg in die Taverne. Immerhin trat sie heute Abend wieder auf. Der alte Mann vom letzten Mal hatte ihr versichert, der jungen Frau wieder mit seiner Fidel tatkräftig unter die Arme zu greifen. Pherithil hieß der Gute. Woher er kam und was er in Setarrif suchte, soweit war Madlen noch nicht mit ihm ins Gespräch gekommen. Doch sie würde es schon noch herausfinden.

Während die werdende Mutter um die Häuser ging, dachte sie an Marcel. Lange hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Es wurde Zeit, dass sie die Initiative ergriff und ihm einen Brief schickte. Sie selber konnte natürlich unmöglich noch einmal nach Varant. Diese Strapazen wären ein zweites Mal zu viel für das Baby. Also würde die Bardin einen Boten brauchen. Doch sie kannte kaum jemanden und musste der Person schon vertrauen. In dieser Nachricht würde persönliche Belange und auch Dinge stehen, die nicht für jedermanns Augen bestimmt waren. In den falschen Händen konnten sie erheblichen Schaden anrichten.

Nun, es würde sich schon etwas ergeben. Madlen zuckte gedanklich mit den Schultern, betrat die Taverne, grüßte den Wirt und machte sich an die Vorbereitungen für ihren Auftritt.

[Wombel]

Nachdem sich die beiden Männer mit einem festen Händedruck voneinander verabschiedet hatten, trat Wombel in die kühle Nachmittagsluft von Setarrif. Die Straßen waren belebt und geschäftige Leute waren unterwegs.
"OK, jetzt erstmal zurück zur Werkstatt." Brummte er vor sich hin, während er den Weg, hoch zu seiner Werkstatt einschlug.
Lex war beim Brennholz hacken und musterte den zurückgekehrten Holzfäller eingehend.
"War es was ernstes?" Fragte er augenzwinkernd.
Wombel blieb einen Augenblick stehen und schaute seinen Gesellen an.
"Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe einen Auftrag erhalten und werde eine Weile auf Reisen sein." Antwortete Wombel und trat zum Haus.

Er schnürte sein Bündel, zog seine feste Lederkluft an und befestigte die Wasserflasche, sowie den Beutel an deinem Gürtel. Das Bündel schulterte er und aus der Werkstatt holte er seine Axt. Die Axt schulterte er links, den Kampfstab steckte er in die auf dem Rücken befindliche Lederschleife auf der rechten Seite.
Er ging im Kopf noch einmal alle Dinge durch und ermahnte sich selbst, kritisch alle erforderlichen Ausrüstungsgegenstände zu überprüfen. Axt, Kampfstab, Rucksack und Gürtelbeutel. Letztere beiden Kleidungsstücke gefüllt mit Fleisch und Proviant für ca. eine Woche. Eine Flasche Goblinbeerenschnaps, ein kleines Messer und ein wenig Holzfällerwerkzeug. Zu guter Letzt noch die Wasserflasche.
Ohne Umschweife begab er sich wieder hinaus, gab Lex noch einige Instruktionen und ging - beladen wie ein Handwerker auf der Walz zum Hafen hinab.

Ein Schiff für die Überfahrt zu finden stellte sich erstaunlich einfach heraus. Eine kleine zweimastige Schaluppe lag vor Anker und wurde soeben beladen. Der Kapitän, ein bärbeissiger Mann war zunächst absolut dagegen einen Passagier mitzunehmen, da es sich laut seinen Worten um ein reines Handelsschif handele. Aber durch ein wenig gutes Zurenden und einer Hand voll Münzen war der Mann schnell umgestimmt.
"Wir legen in etwa einer Stunde ab. Wenn ihr nicht da seit, fahren wir ohne euch ab." Brummte der Mann, während er noch einmal die Münzen zählte.
"Keine Sorge, das wird nicht geschehen. Ich muss nur schnell noch was abholen und trinke anschließend eben noch einen ordentlichen Schluck Bier in der Sturzkampfmöve." Grinste Wombel zurück, holte in der Heilkammer die hinterlegten Tränke, sowie einen kleinen Goldbeutel ab und schlenderte dann in die Hafenkneipe.

[Madlen]

Der Abend hatte noch nicht begonnen, also war die Taverne eher durchschnittlich gut besucht. Hier und da saßen ein paar Gäste, die zwar etwas tranken, doch dazu auch einen Happen essen wollten. Madlen sah sich um. Vielleicht, ja…vielleicht war einer dabei, der ihren Brief für Marcel mitnehmen konnte.

Viele sahen nicht gerade nach Abenteurer oder Wanderer aus. Doch einer stach heraus. Voll bepackt mit allem möglichen, saß ein Mann an einem Tisch und genehmigte sich einen kräftigen Schluck. Wieder zuckte die junge Frau mit den Schultern. Wer weiß, vielleicht ist er ja in die richtige Richtung unterwegs. Fragen kostet ja nichts. Sie richtete ihr Haar – das sie genauso trug, wie bei ihrem letzten Auftritt – zurecht, rückte das Diadem an die richtige Stelle, strich ihr Kleid glatt und trat an den Tisch des Mannes heran.

„Verzeiht...doch hättet Ihr eventuell einen Moment für mich übrig? Ihr müsst wissen, ich suche jemanden, der für mich eine Botschaft nach Varant bringen könnte. Seid Ihr so jemand?“

[Wombel]

Wombel musterte die Frau eindringlich.
Insgeheim wunderte er sich, immerhin war die Frau heute schon der zweite Mensch, der ihn Botschaften überbringen lassen wollte.
"Ich kenne euch ... Madlen, richtig?" Fragte der Holzfäller.
Die Frau nickte und der Adept überlegte einen Augenblick wie viel er von seinem Auftrag erzählen konnte. Er nahm einen weiteren tiefen Schluck aus seinem Humpen und er beschloss es zunächst mit einer Gegenfrage zu versuchen.

"Nun, vielleicht. Ich werde in der Tat reisen, aber bevor ich euch irgend etwas zusagen kann müsste ich schon mehr erfahren ... Um was für eine Botschaft handelt es sich und wer soll sie bekommen?"

[Madlen]

Madlen lächelte etwas. Nun begann wieder ein Spiel. Wie immer.

„Nun, es ist eine Botschaft für meinen Verlobten. Ihr seht selbst, dass sein Kind bald auf die Welt kommen wird und ich möchte schon, dass er da ist, wenn es soweit ist. Es ist mir wichtig, dass er hier ist und nicht in Varant. Dort ist es zu gefährlich momentan. Vor zwei Monaten war ich ebenfalls dort, um…nun, ich will es so ausdrücken, ein paar unerledigte Dinge abzuarbeiten. Größtenteils herrscht dort mehr Leid und Tod als hier. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass wieder Todesmeldungen verbreitet werden. Ich würde trotz allem selbst noch einmal dort hinreisen, aber mein Zustand erlaubt es nicht…“

Madlen atmete tief durch. Jetzt kam der Teil, wo sie drauf aufpassen musste, was sie von sich gab.

„Ihr solltet meinen Verlobten leicht finden und solltet dies nicht der Fall sein, nun…ich habe viele Kontakte zu ansässigen Händlern und Adligen in Al Shedim. Ihr braucht dort nur den Namen meines Verlobten nennen und schon wissen sie Bescheid. Ihr seht, ein leichter Auftrag. Da ich davon ausgehe, dass Ihr ein ehrlich Mensch seid, brauche ich nicht extra hervorzuheben, dass der Brief besser ungeöffnet bleibt, bis er seinen richtigen Empfänger zugestellt ist. Egal von wem. Wie viel verlangt Ihr für diese Aufgabe?“ Madlen atmete tief durch und lächelte wieder. „Es würde mir wirklich viel bedeuten, wenn Ihr diese Aufgabe für mich übernehmen würdet. Marcel bedeutet mir doch sehr viel…“

Die junge Frau stützte sich auf ihre Schwerter. Der Rücken tat ihr weh, doch sie wollte sich keine Blöße geben, indem sie sich auf den Stuhl setzen würde.

[Wombel]

Die Rede von Madlen rührte Wombel.
Insgeheim ärgerte er sich fast schon ein bisschen über sich selbst.

Was ist nur aus den Menschen, was ist aus ihm geworden, dass man schon beim ersten Anzeichen auf eine kleine Unregelmäßigkeit argwöhnisch werden musste ... Es war Krieg, richtig. Aber vor dem Holzfäller stand eine schwangere Frau, die einen Brief an Ihren Verlobten schicken wollte.
Betreten blickte Wombel einen Augenblick in seinen Bierkrug und schimpfte leise brummend mit sich selbst.
"Verzeiht ..." Sagte er ein wenig verlegen.

Er nahm den Humpen und leerte ihn, stand auf und schaute Madlen an.
"Natürlich werde ich eure Botschaft überbringen sofern es mir möglich ist und mein Weg mich in die Nähe eures Verlobten führt, sagt mir bitte aber zunächst einmal genau, wo euer Verlobter zu finden ist. Ich werde versuchen ihn ausfindig zu machen und dann aufsuchen."

[Madlen]

Ein ganzer Berg fiel Madlen vom Herzen. „Nun, das ist einfach. Er ist Leibwächter für einen reichen Händler, der zurzeit in Al Shedim ist. Dessen Namen lautet: Zabasâitrân. Es ist ein älterer Mann, der nichts destotrotz noch einen kräftigen Körper hat, gestählt durch die Jahre auf See. Sein Schiff ist die Fiddler`s Green. Wenn er und Marcel nicht am Hafen sind, so befinden sie sich entweder in der Hafentaverne oder sie schließen Geschäfte auf dem örtlichen Markt ab. Da das Schiff des Händlers gerade repariert wird, ist er gezwungen für mehrere Wochen eine Pause einzulegen. Fragt Euch einfach durch, entweder nach den Namen des Händlers oder dem Namen meines Verlobten. Wahrscheinlich werdet Ihr eher mit Zabasâitrân Erfolg haben, denn in Al Shedim ist er bekannt wie ein bunter Hund. Nun, was sagt Ihr?“

Madlen zog die Botschaft aus ihrem Waffengürtel hervor und hielt sie hoch. „Wollt Ihr diesen Auftrag für mich übernehmen?“

Der Mann nahm ihn an sich und versicherte der jungen Frau, dass die Botschaft wohlbehalten ankommen würde. Mit einem dankbaren Kopfnicken verabschiedete sich Madlen und fuhr mit ihren Vorbereitungen für den heutigen Auftritt fort.

Eine Sorge weniger. Ihr Brief war mit Sicherheit in guten Händen. Der Mann würde in auf jeden Fall zustellen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie gar nicht seinen Namen kannte. Doch als sie sich umsah, war er schon weg. Gerade noch hörte die werdende Mutter die Tür ins Schloss fallen…

[Wombel]

Der Holzfäller verabschiedete sich von Madlen und bezahlte seine Zeche an der Theke, wo er noch eine Flasche Schnaps für die Schiffsreise mitnahm. Er hatte schon bei seiner ersten Seereise ein flaues Gefühl in seiner Magengegend gehabt, der soeben erstandene Goblinbeerenschnaps würde ihm dieses Mal sicher über die Runden helfen.

Wieder auf der Straße zurück atmete Wombel einmal tief durch und schaute hinunter zum Hafen. Seine Finger glitten unter die Jacke seiner Lederrüstung und tasteten eine kleine Tasche ab. Beide Nachrichten trug er in der Brusttasche direkt über seinem Herzen. Einen sichereren Platz konnte er sich bei all seiner Ausrüstung nicht vorstellen.
"Dann mal los ..." Brummte er ein wenig unsicher, immerhin wusste er nicht, was ihn alles auf dieser Reise erwarten würde.
Beim näherkommen sah er den dicken Kapitän schon winken,
"Kommt schon, wir legen ab!" Rief der Mann lautstark.

Wombel schritt die Anlegestelle hinauf und machte es sich anschließend zwischen ein paar Holzkisten gemütlich.
Die Flasche Schnaps lies er zunächst noch in seinem Rucksack, vielleicht würde er sie zu späterer Stunde noch brauchen ...