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  1. Beiträge anzeigen #261
    Provinzheld Avatar von Badhor
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    Badhor ist offline
    Badhor stocherte mit einem längeren Ast im Lagerfeuer herum, während ein kleiner Funkenregen aus dem Holzhaufen stieg und vom Wind davongetragen wurde.
    Für Ja war es wohl erstmal an der Zeit, dass er sich vom den Gedanken verabschieden musste, dass Badhor ihm vor jeder Übungsstunde erklären würde, wie lange er zu lernen habe. Beim Bogenschießen ging es darum, dass man eine Einheit mit seinem Bogen entwickelte und das Gefühl, selbst über ihn bestimmen zu können gehörte eben dazu.

    "Das musst du selbst entscheiden. Ich gebe dir nur die Übungen vor und korrigiere dich, wo es nötig ist. Wann und wie lange du trainierst, bleibt dir überlassen."

  2. Beiträge anzeigen #262
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Adson nickte kurz, warf dann einen nachdenklichen Blick auf den Baum und griff dann einem der brennenden Äste. Diesen rammte er in der Nähe des Baumes in den Boden, dann ging er zurück zu seinem Abschusspunkt und nahm wieder den Bogen zur Hand. Das flackernde Licht der improvisierten Fackel erhellte den Baum wieder ein wenig, allerdings leuchtete der brennende Ast nicht sonderlich hell und flackerte bei jedem leichten Windstoß.

    Trotz der ungünstigen Lichtverhältnisse nahm Adson wieder einen Pfeil zur Hand und schoß. Den Einschlag des Pfeiles hörte er mehr, als dass er ihn sah, aber er schien getroffen zu haben. Schon legte er den nächsten Pfeil auf die Sehne, spannte ruhig die Sehne, versteinerte einen Moment und schoss. Pfeil um Pfeil nahm er aus dem Köcher; immer folgten die gleichen ruhigen und aufeinander abgestimmten Bewegungen. Es dauerte nicht lange und die Welt um ihn herum verschwand. Er sah nur noch den Baum, hörte nur noch das Zischen der Pfeile und den dumpfen Klang des Einschlags. Er versank förmlich in der Übung, so wie er es auch beim Schwertkampf schon erlebt hatte.

    Adsons Hand griff wie gewohnt zum Köcher, doch erwischte keinen Pfeil. Er tastete umher und fand sich nach und nach wieder in seiner normalen Umgebung wieder. Er sah den Bogner wieder, erkannte das Flackern des Feuers und realisierte schließlich, dass er alle Pfeile verschossen hatte.

    Er trabte zum Baum, sammelte die Pfeile ein und zog den brennenden Ast aus dem Boden. Dann kehrte er zum Feuer zurück und legte den Ast wieder ins Feuer. Badhor sah schweigend ins Feuer und so ließ sich auch Adson schweigend am Feuer nieder und beobachtete eine Weile das Spiel der Flammen.

    "Was hat Euch eigentlich nach Setarrif geführt?", fragte er schließlich halblaut. "Ihr seid nicht von hier, oder?" Wieder verlor sich der Blick des Arenaleiters in den züngelnden Flammen. Er erwartete kaum eine Antwort.

  3. Beiträge anzeigen #263
    Provinzheld Avatar von Badhor
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    Badhor ist offline
    "Du sollst mich nicht siezen."

    Das war für eine ganze Weile das einzige, was Badhor erwiderte. Die blauen Augen starrten durch die Flammen hindurch, bis sie sich irgendwo in der Dunkelheit verloren.

    "Ich komme aus dem Norden, da dachte ich noch, dass ich hier unten etwas finde."


    Das war wohl einer seiner größeren Irrtümer gewesen. Der Glaube daran, dass es hinter dem Meer noch etwas anderes gab, als ein hartes Leben und den immerwährenden Kampf darum.

    ​"Was ist mit dir? Du bist doch hier auch nicht zu Hause."

  4. Beiträge anzeigen #264
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    "Richtig.", stimmte Adson zu. "Ich bin vor nem knappen Jahr hier her gekommen. Aus Khorinis. Als Schreinergeselle."

    Adsons Blick verlor sich irgendwo in der Dunkelheit. So war es damals tatsächlich gewesen. Er wollte hier lernen, wollte sein Handwerk verfeinern, wollte etwas von der Welt sehen. Doch bald schon hatte er das Handwerk aus dem Blick verloren und andere Aufgaben gefunden.

    "Was ich hier lernte war allerdings das Kämpfen. Erst mit dem Schwert, nun mit dem Bogen."

    Er hatte es sich noch nicht eingestanden, aber er hatte sich vom Handwerker zum Kämpfer gewandelt. Nur für die Arena führte er hin und wieder den Hammer. Das Schwert war zu seinem Hauptwerkzeug geworden. Die Kämpfe um die Silberseeburg und der wahnwitzige Angriff auf Thorniara hatten sich in seinem Kopf festgebrannt und würden nie mehr aus seiner Erinnerung verschwinden.

    "Wo hast du so schießen gelernt?", fragte er nach längerer Pause.

  5. Beiträge anzeigen #265
    Provinzheld Avatar von Badhor
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    Badhor ist offline
    "Bei den Waldläufern."


    Bei dem Gedanken an Onyx und seine Kumpanen musste er unwillkürlich lächeln. Obwohl der Waldläufer eine sehr eigene Art gehabt hatte, war er trotzdem ein guter Lehrer gewesen und auf seine Weise hatte der Jäger ihn gemocht.
    Auf ihrer Reise war es gut möglich, dass sie wieder ein paar der Jäger aus Tooshoo trafen, wenn sie nicht sogar selbst bis nach Schwarzwasser gehen würden. Es wäre für den Nordmarer eine willkommene Abwechslung gewesen, noch einmal mit einem von ihnen zu reden. Sicherlich waren die Menschen in Tooshoo anders als jene in Setarrif, doch Badhor glaubte etwas in Schwarzwasser zu erkennen, das man sich für die Welt nur wünschen konnte, ein rauer Charme.

  6. Beiträge anzeigen #266
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    "Bei den Waldläufern?", Adson nickte verstehend. Er erinnerte sich noch gut an die Ereignisse im Bluttal und wie die Innosler zurück nach Thorniara getrieben worden waren. Ohne eine Chance sich zu wehren oder dem unsichtbaren Feind aus dem Wald etwas entgegenzusetzen. Adson erinnerte sich noch an das kleine Dorf im Sumpf, an die Sumpflilie. Auch an den buntbemalten Kämpfer, der zum Turnier erschienen war. Ein sonderbares Völkchen, dass sich da um den riesigen Baum herum angesiedelt hatte.

    "Wirklich gute Schützen", bemerkte er nur noch, dann schwieg er und hing seinen Gedanken nach. Das Feuer knisterte leise und hüllte die beiden Männer in flackerndes Licht. Adsons Gedanken schwebten hinweg, hinüber zur Stadt, in die Arena, dann durch die Akademie und die Taverne, dann kreuz und quer über die Insel, bis zurück zu seinen Eltern nach Khorinis. Es lag eine seltsame Ruhe über diesem Ort, nahe des Bergsees, den Adson bisher nur selten besucht hatte.

    "Ich übernehm die erste Wache.", meinte Adson nach langem Schweigen und setzte sich auf. "Gute Nacht, Badhor."

  7. Beiträge anzeigen #267
    Ehrengarde Avatar von Sergio
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    Sergio ist offline
    Sergio hörte Tinquilius aufmerksam zu und war sichtlich überrascht, als er zum Adepten des Wassers ernannt wurde (ob man mit diesem Titel Frauen beeindrucken konnte?).
    „Ehrlich gesagt hätte ich nicht erwartet, dass Ihr mich so schnell aufnehmen würdet, noch dazu als Adepten ...“, sagte er schließlich zögerlich. „Aber wie dem auch sei: Ich danke Euch. Ich werde mein Bestes geben, Euch und natürlich den Orden nicht zu enttäuschen.“ Er machte eine Pause und fuhr dann fort: „Ich will Euch nicht länger aufhalten, deshalb gehe ich jetzt besser. Ich muss ohnehin darüber nachdenken, was hier gerade passiert ist. Bis eben war ich noch Klinge, und nun ... Aber das ist etwas Gutes, da bin ich mir sicher. Und meine Beschwerden werde ich bestimmt bald in den Griff bekommen.“
    Er ging zur Tür und öffnete sie, dann drehte er sich noch einmal um. „Also dann noch einen schönen Tag. Möge Adanos mit Euch sein. So sagt man es hier doch?“
    Tinquilius lachte, verabschiedete sich ebenfalls und schloss die Tür wieder, nachdem der frischgebackene Adept auf den Gang hinausgetreten war.
    Sergio beschloss, zunächst sein Zimmer in der Akademie zu räumen, denn schließlich stand es ihm nun nicht mehr zu. Sonderlich ans Herz gewachsen war es ihm ohnehin nicht, also kein großer Verlust. Wobei er sich vermutlich erst mal wieder mit einer Gemeinschaftsunterkunft arrangieren musste, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass man im Haus der Magier ein eigenes Zimmer erhielt, wenn man nur Adept war. Blieb nur zu hoffen, dass seine neuen Glaubensbrüder nicht ein solcher Sauhaufen wie die Söldner waren.
    Er flößte sich den ersten Tropfen aus der Phiole ein und setzte seinen Weg zum Ausgang fort. Dabei kam ihm wieder in den Sinn, was Tinquilius über Adanos‛ Diener gesagt hatte. Die Sache mit dem Gleichgewicht war Sergio nicht neu gewesen – über die Götter wusste wohl so gut wie jeder rudimentär Bescheid. Dennoch hatte er noch nie darüber nachgedacht, was eigentlich passieren würde, falls Innos oder Beliar den anderen besiegte. Vermutlich würde die Welt, wie man sie kannte, nicht mehr existieren. Doch selbst wenn es nicht so weit kommen sollte, konnte zumindest eine Seite die Oberhand gewinnen – was sicherlich eine Menge Leid bedeuten würde. Und Sergio zweifelte nicht daran, dass es die Götter tatsächlich gab, obwohl sich dies höchstwahrscheinlich nicht eindeutig beweisen ließ – jedenfalls nicht durch die Menschen. Es war also offenbar eine gute Sache, sich für das Gleichgewicht einzusetzen.
    Verrückt, dass Sergio sich das alles noch nie vor Augen geführt hatte.
    Was Tinquilius sonst noch über die Wassermagier und das Leben im Kreis des Wassers ausgeführt hatte, hatte sich ebenfalls gut angehört. Wobei die Menschenfreundlichkeit, die der Magier erwähnt hatte, offensichtlich auch ihre Grenzen hatte – immerhin schreckten Adanos‛ Diener nicht davor zurück, sich an so mancher Schlacht zu beteiligen.
    Die beiden Novizen in der Nähe des Eingangs waren noch immer mit Fegen beschäftigt.
    „Und? Habt Ihr Tinquilius gefunden?“, fragte der eine, bevor Sergio vorbeilaufen konnte.
    „Ja, habe ich“, antwortete der Adept. „Und er hat mir geholfen und mich danach sogar als Adepten in den Kreis des Wassers aufgenommen, obwohl ich das anfangs gar nicht vorhatte.“
    Der andere hielt inne. „So schnell? Wie habt Ihr das denn geschafft?“
    „Es wäre zu kompliziert, Euch das jetzt zu erklären ... Aber ich muss eh weiter, mein Zimmer in der Akademie räumen. Nichts für ungut.“
    „Ein Akademiemitglied will Magier werden? Das gibts auch nicht jeden Tag ...“
    „Ja, ich muss wirklich weiter“, sagte Sergio und schickte sich an, weiterzulaufen.
    „Momentchen, nicht so schnell! Hier gibts noch was zu tun. Das Zimmer kann warten.“
    „Was soll das heißen?“
    „Ihr seid Adept und damit ranghöher als wir, aber trotzdem habt Ihr Aufgaben zu erfüllen. Und zu dritt geht die Arbeit schneller ...“
    „Oh ... Dazu habe ich gerade keine Zeit. Ich muss meine Sachen aus der Akademie -“
    „Wollt Ihr Euch für die Gemeinschaft nützlich machen oder nicht?“ Ein breites Grinsen auf den Gesichtern der Novizen.
    „Aber -“
    „Keine Widerrede!“
    Sergio seufzte. „Na schön. Von mir aus ...“ Im nächsten Moment wurde ihm ein Besen in die Hand gedrückt.
    „So, und jetzt frisch ans Werk! Wir müssen mit diesem Gang hier noch heute fertig werden.“
    Widerwillig ging Sergio an die Arbeit. Wenn er doch bloß nicht von seiner Aufnahme erzählt hätte ...
    Geändert von Sergio (11.02.2013 um 00:52 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #268
    Schwertmeister Avatar von Sarpedon
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    Sarpedon ist offline
    Er bediente ein paar Gäste. Doch Edon stand noch immer da. Also kam Sarpedon nicht darum herum sich weiter mit ihm zu unterhalten. Da er sich erhoffte aus dem Gespräch noch weitere Informationen zu ziehen, tat er dies auch ohne grösseren Widerwillen.
    "Eine Klinge also. Wie du dich wohl dorthin gemogelt hast?"
    Brummte der Wirt nicht nur zu sich selbst. Er war ernsthaft daran interessiert, denn der Name Edon sagte ihm etwas. Nur wusste er nicht was. Aber dafür hatte er ein paar gute Informanten, die er bald auf den Mann ansetzen würde. Unauffällig natürlich.
    "Hm... Dann habe ich wohl recht mit meiner Einschätzung von dir?"
    Hakte er nach, als Edon sich nicht angesprochen zu fühlen schien oder strategisch schwieg.

  9. Beiträge anzeigen #269
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Schnell waren die Tage vergangen. Zu schnell. Es gab noch so viel zu erledigen, bevor das Baby auf die Welt kam. Madlen war in der letzten Woche sehr geschäftig gewesen. Sie hatte sich an der Küste einen Flecken Land ausgesucht, den sie, sobald Marcel wieder da und das Kind geboren war, zusammen mit ihrem Verlobten bebauen wollte. Nichts großartiges, doch wunderschön.

    Außerdem hatte sie eine Entscheidung getroffen. Die Bardin liebte ihre braunen, langen Haare. Doch es war klar, dass sie sicherer war, wenn sie sie entweder abschneiden – was nicht in Frage kam – oder bleichen würde – somit die einzig andere Lösung. Die unreife Frucht des Färberwegdorns war dafür am besten geeignet. Es war nicht leicht, ihn zu besorgen und auch nicht gerade billig, aber die Zukunft ihrer Familie war viel mehr wert.
    Seit mehreren Tagen schon rieb sie sich die Paste in ihr Haar und ließ es eine Zeitlang einwirken, bevor Madlen es herauswusch. All das tat sie in ihrer Wohnung. Draußen war es einfach noch zu kalt. Und da Pherithil ja jeden Tag nach ihr sah, war das auch kein Problem. Er half ihr Ordnung zu halten, denn viele Dinge konnte die junge Frau aufgrund der weit fortgeschrittenen Schwangerschaft selbst nicht mehr richtig oder gar nicht erledigen.

    Das einzige, was jetzt noch fehlte war Marcel. Doch Madlen war überzeugt, dass Wombel seine Aufgabe erfüllen und ihr Verlobter sich gleich auf den Weg machen würde. Ihn würde nichts aufhalten und wenn er da war, dann würde ein neues Zeitalter für die junge Familie anbrechen. Weit weg vom Krieg, von der Stadt und allem was Ärger einbringen konnte.

  10. Beiträge anzeigen #270
    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline

    Elementaravatar I

    Der Oberste Wassermagier war sich sicher, dass Sergio dem Kreis des Wassers helfen würde. Er mochte noch kein tiefgläubiger Diener Adanos‘ sein, wie so viele andere, doch dafür besaß er bereits Magie, die der eines Adepten würdig war. Und, da war er sich auch sicher, er könnte es zu etwas Großem bringen. Ob mit seiner Magie, seiner Eigenart als ehemaliger Klinge oder auf andere Art und Weise. Falsch war seine Aufnahme auf jeden Fall nicht – und da stimmte ihm auch der Rest des Rates zu, auch wenn es ein wenig Erklärung erfordert hatte, wieso er ihn sogleich als Adepten aufgenommen hatte.
    Doch dies lag nun Tage zurück und der Oberste Magier war zur Abwechslung mal nicht in seinem Labor oder der Ratskammer. Während seiner Abwesenheit hatten die anderen Ratsmitglieder die Aufgaben, die der Priester sonst übernahm, unter sich aufgeteilt und auch wenn er nun viele von diesen wieder übernommen hatte, so schien seine unfreiwillig lange Reise dafür gesorgt zu haben, dass er fortan mehr Zeit hätte – etwas, was er nun auszunutzen gedachte.

    So stand er am heutigen Tag barfüßig im feuchten Sand am Strand nahe der Stadt. Nicht allzu weit entfernt lag der kleine Anlegesteg, der die Hauptstadt der Insel mit dem Meer und damit den südlichen Inseln und auch dem Festland verband. Eine kleine, steile Treppe führte von dem Strand hinauf vor die Tore der Stadt, Händler hingegen konnten den längeren Weg außen herum wählen, um ihre Waren in die Stadt zu transportieren. Doch all das interessierte den Priester nicht. Er war hier aus einem anderen Grund: Während Hafenviertel normalerweise gut gefüllt waren, so war der Strand einsam. Perfekt für seine Übungen.
    Er kniete sich hin und drang auch mit seinen Knien ein paar Zentimeter in den kühlen, nassen Sand ein, während er die Wellen beobachtete. Vereinzelte Wolken waren am Himmel, doch zumeist schien die Sonne. Ein kühler Wind wehte vom Meer auf den Strand zu und blies die feinen Sandkörner gegen die Klippen hinter ihm. Hier unten war die Kälte stärker zu spüren als in der feucht-warmen Stadt oder den umliegenden Dschungeln – ein Paradies für den Obersten Magier, dessen bevorzugte Jahreszeit der Winter war.
    Eine Welle preschte vor, schwappte über des Priesters Knie und an ihm vorbei. Langsam schloss er seine Augen und legte beide Hände neben sich in das zurückweichende Salzwasser. Das Wasser und die sich darin befindlichen Sandkörner kitzelten seine Haut. In ihm jedoch pochte seine Magie, die sich langsam in seinen Händen sammelte. Eisiges Kribbeln lief seine Finger auf und ab, während er spürte, wie sich die Magie nah an seine Haut legte. Für einen Moment konzentrierte er sich noch darauf, mehr Magie aus seinem Körper zu sammeln, dann fiel sein Augenmerk – das seines Inneren Auges zumindest - auf das um ihn herum: Wasser. Es fegte über seine Haut, war kühl und nass. Es war mächtig und zugleich so wenig greifbar wie Luft. Und genau das wollte er nun auch erreichen. Er wollte zu Wasser werden, zu einem Avatar dieses Elements. Schon zu Zeiten der Runenmagie auf Khorinis hatte er diese Fähigkeit inne. Sie war sicherlich nicht für den alltäglichen Gebrauch geeignet, doch für ihn war sie von besonderer Bedeutung: Das Erlernen dieser Fähigkeiten brächte ihn näher an sein Element und damit auch an Adanos.
    Doch noch beherrschte er es nicht. Er hatte viel darüber gelesen in den Historien Jharkendars zu Zeiten des Bund des Wassers und auch nun hier in verschiedensten Büchern zur Magie der Setarrifer Kultur. Es gab die verschiedensten Formen und Elemente, die ein Magier erlernen konnte, doch alle mussten sie mit einem anfangen: Nicht der ganze Körper könnte auf einmal verwandelt werden, dies würde ihn zerreißen. Nein, zunächst müsste die Haut bereit gemacht werden. Erst danach wäre der Rest des Körpers dran. Und selbst die ganze Haut mit einem Schlag in Wasser zu verwandeln war, so dachte er wenigstens, zu viel. Zumindest für die ersten Versuche.
    So waren es seine beiden Hände, an denen er seine Übungen zunächst vollzog: Als würde er seine Magie zur Heilung eines Körpers aussenden, ließ er sie auch nun aus seinen Händen hinaus das kühle Nass erfühlen. Vor seinem inneren Auge erblickte er die Magie, die im Wasser gefangen war, und versuchte sich ihr anzupassen – als ob er sich der Magie eines Patienten anpassen müsste. Ein Kribbeln fuhr durch seine Finger, seinen Arm hinauf in seine Schultern. Wie auf eine Barriere stießen seine magischen Fühler, preschten vor und wurden zurückgedrängt. Doch zugleich spürte er auch, wie sich seine Magie anpasste und allmählich angenommen wurde. Er öffnete vorsichtig seine Augen und zog seine Hände langsam aus dem Wasser, weiterhin darauf bedacht seine Magie zu wirken. Seine Finger strahlten hellblau, seine Haut war feucht – und doch verschwand der nasse Schimmer nach einem Augenblick wieder. Nicht Magie hatte ihn verursacht, sondern das salzige Wasser des Meeres.
    Aber da war etwas. Ich habe es genau gespürt. Ein Kribbeln. Ein Knistern. Etwas hat sich getan, dessen bin ich mir sicher – nur war es das, was ich tatsächlich erreichen wollte? Oder hatte es damit gar nichts zu tun?

  11. Beiträge anzeigen #271
    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Tinquilius ist offline

    Elementaravatar II

    Ein Schauer huschte über seinen Arm, seine Haare stellten sich zur Gänsehaut auf. Ein Knistern lag in der Luft, ebenso feine Tropfen des nahen Meeres, die wie in einem Wirbelwind um ihn herumschwirrten. Das Kribbeln in seinen Fingern jedoch war das, was ihn am meisten interessierte. Seine Augen waren geschlossen, doch sein inneres Auge war auf seine beiden Hände konzentrierte, die heller erstrahlten als sein Körper oder das Wasser des Meeres in seiner Nähe. Magie schoss wie durch Venen durch seine Finger, ließ diese hell immer wieder aufflackern, während seine Handfläche in einem kräftigeren, stetig andauernden Licht vor seinem inneren Auge erschien.
    Er hatte sich etwas vom Meer entfernt, sodass seine Hände sich außerhalb des Wassers befanden und ein Effekt eindeutiger erscheinen würde. Doch bislang hatte sich noch nichts getan. Seine Haut erschien kühler zu sein, seine Magie sich auch mit der der Umgebung anzupassen und so eine Basis zu schaffen für den Zauber – zumindest für die ersten Versuche. Das war aber auch alles. Nichts Weiteres war passiert. Kein wässriger Film auf seiner Haut, noch hatte sie sich gar in Wasser verwandelt.
    Woran liegt das? Ich versuche es genauso wie früher, wie zu Zeiten der Runenmagie. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es sich angefühlt hat, als Wasseravatar durch diese Welt zu wandeln. Dieses befreiende Gefühl, diese Kälte. In einem Fluss zu versinken und mich vom Wasser tragen zu lassen. Unter einer Tür hindurch fließen. Doch was ist nun?
    Das Kribbeln in seinen Fingern ließ für einen Moment nach so wie auch seine Konzentration für den Bruchteil einer Sekunde schwand. Genervt von seiner Nachlässigkeit, öffnete er die Augen und ließ sich nach hinten fallen. Das Kribbeln schwand und auch der Schimmer wurde schwächer und schwächer bis er ganz verschwand. Seine Magie zerstreute sich in seinen ganzen Körper.
    Er ließ seinen Blick über den dunkel werdenden Horizont schweifen. Im Westen hinter dem Weißaugengebirge hatte sich bereits die Sonne verzogen und die ersten Sterne und der Mond waren bereits am Himmelszelt zu erkennen. Doch er war noch nicht bereit, seine Übungen abzubrechen. Noch nicht. Er wollte Ergebnisse. Etwas, an dem er seine Hoffnung binden konnte.
    Wenn es so nicht geht, dann vielleicht anders?
    Er stand kurzerhand auf und entledigte sich seiner Wassermagierrobe – ich sollte langsam einmal Ptah aufsuchen, um eine meinem Status würdige Robe zu tragen – und lief in das kalte Wasser des Meeres. Bereits nach wenigen Schritten reichte es ihm bereits zur Hüfte, dann zum Bauch. Von dieser Position dauerte es etwas bis er in tieferes Wasser kam, welches ihm schlussendlich bis knapp unter seine Arme reichte. Die ruhige See machte es möglich, dass er nicht schwimmen musste, sondern sich auf seine Magie konzentrieren konnte. Zwar schloss er seine Augen nicht, doch auch so spürte er die mächtige Magie um ihn herum. Wasser war, nun ja, sowohl voller Magie als auch ein mächtiger Schild gegen die Magie. Mit Wasser konnte man so manches bewirken: Ob magische Tricks oder das Bannen von Magie. Tränke herstellen und Magie binden. Für den Obersten Wassermagier bedeutete Wasser aber mehr: Sie war für ihn der Inbegriff des Gleichgewichts, die Naturgewalt, die Adanos ausmachte. Wasser konnte Stein zersetzen, konnte selbst die mächtigsten Mauern mit der Zeit spröde und brüchig machen, zugleich aber auch Feuer löschen.
    Das salzige Wasser um ihn herum war anders als das frische Wasser, welches man in Flüssen fand. Er dachte nicht an Geschmack oder Geruch, sondern an der Art und Weise, wie Magie in diesem floss und wie es sich anfühlte. Die Masse um ihn herum versuchte ihn zu erdrücken, zugleich fühlte er sich aufgenommen und beinahe zu Hause. Letzteres kannte er zu gut, Ersteres hingegen war ihm neu.
    So muss ich mich anfühlen, so sollten meine Gedanken sein. Nicht die Vergangenheit spielt eine Rolle – ich habe mich gewandelt und so hat sich auch die Magie gewandelt.
    Er verblieb noch eine ganze Weile in dem kalten Wasser, dann schritt er langsam hinaus seine Füße bei jedem Schritt im Sand eingrabend. Es war beschwerlich, anstrengend und auslaugend. Doch als er allmählich aus dem Wasser trat, wusste er, wie er weiter vorgehen wollte.
    Es wäre doch gelacht, wenn ich diesen Zauber nicht meistern könnte.

  12. Beiträge anzeigen #272
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Das matte Zwielicht der Straßen Setarrifs wurde nur hie und da von einer Fackel oder dem Widerschein eines Kamins unterbrochen, der aus den Fenstern drang. Der Abendwind trug den alltäglich salzigen Geruch der offenen See übers Land, während das monotone Brausen brechender Wellen ein Teil der Stadt selbst zu sein schien. Einer der ganz gewöhnlichen Abende in der Hauptstadt des Widerstandes.
    Das erste Ungewöhnliches des Tages war, dass in Kilijans Schmiede kein Licht brannte und von der Vordertür der schwache Hauch der Magie entgegen schwang, der zuverlässig besagte, dass sie verschlossen war. Scheinbar kannte doch auch der Schmied einen Feierabend, wobei sich der Adept darin niemals allzu sicher gewesen. So trugen ihn seine Schritte weiter in den Süden der Stadt, dem politischen und kulturellen Epizentrum der Südlichen Inseln, um dessen Fortbestand sie einen Krieg führten.
    Der riesige Komplex des Adanos-Tempels strahlte seine ungetrübte Aura, ehrfürchtiger und arkaner Ruhe aus. Wollte man einen der Wassermagier finden, war dies allzeit der beste Ort, um mit der Suche zu beginnen.
    Dieses Mal dauerte die Suche nicht allzu lange, der Magier Kilijan saß in einer der größeren Hallen auf einer der unzähligen Bänke, während er tief versunken irgendetwas in weiter Ferne zu mustern schien.
    Leise setzte sich der Buchbinder auf einen Platz ganz in der Nähe und betrachtete eine Weile stumm die Kerzen, die nicht nur scheinbar durch Magie frei schwebten und den Raum mit einem beruhigend blauen Licht erfüllten. Irgendwann bemerkte auch der Magier seine Anwesenheit.

    "Magie zu Ehren, Meister Kilijan. Ich würde gerne mit meiner Lehre fortfahren..."

  13. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #273
    Ritter Avatar von Kilijan
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    Kilijan ist offline
    Wenn Kilijan sich lange genug in seine Gedanken versenkte, dann drifteten sie einfach von ihm fort und ließen seinen Geist in einer wunderbaren Ruhe zurück, die nicht zu stören ihn sein jahrelanges Meditationstraining gut gelehrt hatte. So begab er sich von ganz allein in die Sphäre der Magie, er konnte seine gesamte Umgebung wahrnehmen, als Knistern, Singen, Kribbeln .. oder besser, er hätte es können, wenn es ihn interessiert hätte.
    Irgendwann aber begab sich eine arkane Präsenz in seine Gegenwart und fixierte sich auf ihn, was er fühlen konnte wie das Gefühl im Nacken, dass jemand einen von hinten beobachtet, nur um das vielfache verstärkt.
    Auch konnte er an der ruhigen, kontrollierten Art der Energie erraten, um wen es sich handelte, noch bevor er sich schließlich entschied zu sprechen.
    "Magie zu Ehren, Bruder Turang. Gut, dass Du kommst - ich hätte sonst vermutlich wieder bis tief in die Nacht hier gesessen.." Kilijan lächelte und drehte sich zu seinem Lehrling. "Lass mich sehen .. erzähl mir, was Du über das magische Verschließen weist - möglichst umfassend. Ich will diesen Zauber ordentlich beleuchten, denn er ist überaus interessant."
    Der Magier faltete seine Hände und atmete tief durch.

  14. Beiträge anzeigen #274
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Der Adept musterte weiter die schwebenden Kerzen eine Zeit lang, ehe er leicht die Hand ausstreckte und eines der unzähligen Lichter ein kleines Stück darüber schweben ließ. Er fragte sich, ob wohl der Zauber eines hochrangigen Magiers die Lichter schweben ließ oder ob vielleicht etwas in den alten Mauern als magischer Fokus fungierte. Der Blick aus seinen grauen Augen war nahe daran, vor dem Hier und Jetzt zu verschwimmen und in den Tiefen der kleinen Flamme zu versinken, seine Stimme nahm den Ton eines Erzählers an, der etwas Faszinierendes berichtete.

    "Um etwas auf magische Weise zu verschließen muss der Magier ein Gewebe um jenen Gegenstand aufbauen, der einem feinen Netz nicht unähnlich ist. Um eine solche Verbindung aufbauen zu können, ist es wichtig ein Gespür für das Maximum magischer Energie zu haben, die das Objekt in sich aufnehmen kann. Weiterhin muss der Magier darauf achten, dass das erstellte Gewebe in sich geschlossen ist, um keine Energie nach außen abzuleiten und damit den Zauber über die Zeit zu schwächen. Dahingegen muss das Netz fortwährend die magische Energie seiner Umgebung aufnehmen und damit seinen Fortbestand bis hin zur potentiellen Unendlichkeit zu wahren.

    Durch das Erstellen jenes Gewebes ist es nicht mehr möglich, den Gegenstand unter Anwendung physischer Gewalt zu beeinflussen. Allein die vollständige Destruktion des versiegelten Gegenstandes durch die Aufwendung immenser magischer Energie kann das Siegel überwunden werden, da der Gegenstand, auf den die Energie wirkte vollständig zerstört wurde."

  15. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #275
    Ritter Avatar von Kilijan
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    Kilijan ist offline
    Kilijan nickte. "Das haben wir letztes mal recht eindrücklich gesehen, denke ich." bestätigte er. Er streckte seine langen Finger kurz und spürte die Narben an seinen Händen spannen, ein Gefühl, das ihm über die Jahre gewohnt und sogar beruhigend geworden war, aber ihm manchmal trotzdem auffiel, als sei es völlig neu.
    "Immense Kraft kann die Gegenstände völlig zerstören, das ist richtig. Es gibt aber eine Möglichkeit, den Zauber zu lösen, ohne alles zu vernichten: Wenn sich drei Magier zusammenfinden, von denen jeder die Schule einer der Götter vertritt, so vermögen sie - Wissen um die Natur des Zaubers vorausgesetzt - das Gewebe zu lösen. Die Kräfte von Innos und Beliar sind mächtig, mächtig genug, um fast alles zu erreichen, nicht nur diese Aufgabe." Kilijan ließ die letzten Worte einen Moment im Raum schweben. Es war ihm wichtig, dass diese Lektion sich bei Turang festsetzte. Erst nach etlichen Momenten fuhr er fort: "Aber sie können nie nebeneinander sein, unkontrolliert und ungehemmt würden sie sich gegenseitig anfallen und verzehren wie tollwütige Wölfe, das ist einfach in ihrer Natur. Es ist die Aufgabe des Wassermagiers, diese Ströme zu kontrollieren, zu bahnen, zu zämen und dann gezielt einzusetzen."
    Es war einen Moment still und Kilijan atmete noch einmal durch, dann klopte er sich auf die Schenkel und erhob sich. "Wenn Du sonst keine Fragen mehr hast - ich finde Prüfungen doch reichlich plakativ. Du weißt mehr als genug, um den zweiten Kreis abzuschließen, also: Herzlichen Glückwunsch." Der Hofmagier lächelte seinem Lehrling zu und wand sich zum Gehen. Dann hielt er aber doch noch einmal ein und drehte sich um. "Die Lichter schweben übrigens nicht durch einen aktiven Zauber. Ich sage ja: Das Verschließen ist sehr interessant. Etliche Varianten lassen sich auf diesem Prinzip erdenken."
    Damit wandte er sich endgültig zum Gehen.

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    Der Tag war noch frisch, der Mittag noch nicht gekommen, da trat der Oberste Wassermagier von der letzten Stufe der Treppe auf den feinen, weichen Sand. Hier am Rande der Klippen war er fein und trocken, nach einigen weiteren Schritten jedoch wurde er allmählich fester, brüchiger. Die Flut war heute morgen gekommen, das Wasser erst wenige Stunden zuvor zurückgewichen. Der Duft des salzigen Wassers drang in seine Nase, ein frischer Wind wehte ihm den feinen Sand ins Gesicht. Noch einige Meter von der Wasserlinie entfernt ließ der Priester sich langsam nieder. Aus seiner Tasche kramte er ein Buch heraus, welches einen frischen Einband besaß. Auch die Seiten waren feinstes, relativ frisches Pergament. Es war bereits ein paar Jahre alt und doch konnte man es ihm noch nicht wirklich ansehen. Abschriften von interessanten Studien, wichtigen Werken über die Magie und auch eigene Forschungen. Ein Sammelwerk, das vierte seiner Art seit Tinquilius‘ Eintritt in die Heilige Allianz.
    Eifrig schlug er es offen und blätterte hin und her bis er zu dem Absatz über den Elementavatar kam.

    Der Elementavatar ist ein mächtiges Stück Magie. Er braucht nicht nur die absolute Bereitschaft des Anwenders, seinen eigenen Körper zu wandeln, sondern auch eine tiefe Gläubigkeit zu Adanos und ein enormes Potential an Magie, welches nicht zu strapaziert sein sollte. Der Anwender muss ausgeruht sein und sich in geistiger Gelassenheit befinden, um den Zauber überhaupt zu ermöglichen.
    Zunächst muss der Geist in Ruhe gebracht werden, die Magie frei durch den Körper wandeln. Meditationen helfen, am besten jedoch ein Geist, der sich von Haus aus der Ruhe zugewandt hat. Anschließend muss das Augenmerk nicht darauf liegen, winzige Teile des Körpers zu wandeln. So wenig wie sich die Natur teilen lässt, lässt sich der Körper teilen. Ein solcher Versuch wird misslingen und den Körper durch den Verlust der Magie aushungern. Nein, der Anwender muss sich auf seinen ganzen Körper konzentrieren und eins sein mit dem Wasser. Nur so…

    Er legte das Buch beiseite, als erste Tropfen hinunter fielen und es gefährdeten. Kurz hielt er die Hand über das Buch, schloss seine Augen und sammelte seine Magie in eben dieser Hand. Dann ließ er einen feinen, weißen Film seiner Magie über das Buch legen und dieses schimmern. Geschafft. Geschütz vor Regen und Nässe, zumindest wenn es nicht gerade in den Fluten des Meeres untergeht. Er packte es in seine Tasche und legte sich anschließend zurück, streckte seine Beine aus und legte seine Arme an. Seine Augen fielen zu, sein Atem wurde ruhiger, regelmäßiger. Für einen Moment blieb er lediglich ruhig liegen, tat nichts. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf. Erinnerungen huschten ihm durch den Kopf, genauso wie Aufgaben, die er noch zu erledigen hatte. Doch alsbald verschwanden all diese Irrungen und Wirrungen seines Geistes und wichen einem Zustand der völligen Ruhe.
    Seine Magie war immer allgegenwärtig, jederzeit von ihm zu spüren, doch in diesem Zustand war sie noch präsenter, noch intensiver. Er spürte seine Haare auf dem Kopf, seine Augen, die selbst im ruhenden Zustand unter seinen Lidern zuckten. Seine Zunge, seinen Hals. Er spürte sein Herz pochen und seine Muskeln ruhen. Und doch war es die Magie, die er am meisten spürte. Pochend floss sie durch seinen Körper, und hinterließ ein Gefühl der Reinheit. Ein Kribbeln. Wassertropfen, die auf seine freien Hautstellen tropften. Der Priester genoss diese Übung mehr als er geglaubt hatte.
    Jetzt muss es nur noch funktionieren.
    Während sich seine Magie am gestrigen Tage nur in seinen Händen gesammelt hatte, so fokussierte er sie heute auf die Haut an seinem ganzen Körper. Sie wurde kühler, Adanos‘ Magie wirkte. Doch wurde sie auch nasser? Glitschig? Oder gar wässrig?
    Überstürz es nicht! Du hast den ganzen Tag Zeit!

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    Der Regen war schwächer geworden, nur noch ein leichter Schauer ging auf die Küstenstadt Setarrif hinunter. So auch auf den Strand unterhalb derer Klippen. Seit zwei Stunden nun lag er auf dem feuchten Sand, seine Robe war vollkommen durchweicht und seine Haut, ob offen oder nicht, feucht. Den Priester jedoch störte dies ganz und gar nicht. Seine Gedanken waren nicht einmal bei dem Regen oder der Frage, ob er Erkranken könnte durch diese Nässe. Seine vollkommene Konzentration lag bei seiner Magie, die sich über seinen gesamten Körper verteilt nahe an die Haut gelegt hatte.
    Ich fühle mich wie im Winter: Es ist kühl, es ist feucht und das habe ich nur ihr zu verdanken.
    Dies war aber auch bislang das einzige, was er vollbracht hatte. Seine Haut war gekühlt, seine Magie über seinen kompletten Körper verteilt – und doch hatte sich kein wässriger Film gebildet. Noch war seine Haut in Wasser übergegangen. Dabei war er in vollkommener Ruhe und eins mit sich und seiner Umwelt. Er spürte die Nässe des Regens, er vernahm das Rauschen des Meeres und vor seinem inneren Auge spielten Regen und Meer einen grausamen und zugleich wunderschönen Tanz, den schlussendlich die erdrückende Masse des Meeres gewann. Doch von einem Zauber fehlte jede Spur. Keine Verwandlung, keine Vereinigung. Nichts.
    Was mache ich falsch? Was sagt der Text nicht, was ich machen muss? Oder über was muss ich mir selber klar werden?
    Seine Gedanken schweiften ab. Magie war nicht vorherzusehen, war nicht einfach nur durch Theorie zu erklären. Seine Versuche waren zu einfach – und doch lag diese Vorgehensweise in seiner Natur. Es war lange her, dass er etwas hatte lernen müssen. Viele Jahre. Zu diesem Zeitpunkt war es ihm leicht gefallen, nun jedoch schien sein von Theorie und Erforschung geschulter Geist nicht mehr dazu in der Lage zu sein, Neues selbst zu erfahren. Neues, was die Magie betraf.
    Während er abschweifte, driftete auch seine Konzentration ab und Teile seiner Magie sammelten sich nahe seines Geistes an. Er spürte eine plötzliche Ermüdung und gab sich ihr ohne viel Widerwillen hin. Seine Augen bereits geschlossen, sein Atem beruhigt driftete er immer weiter ab.

    Bis er vor einem großen Bauernhaus stand. Frühlingshafter Duft lag in der Luft: Der Duft von Blüten und frisch gesensten Gras. Die Sonne schien klar, der Himmel klar. Büsche zäumten den Weg zum Haus, Bäume standen hinter diesem und in der Ferne erkannte er ein frisch gepflügtes Feld. Doch all dies interessierte ihn nicht, nur das Haus, welches ihm ach so bekannt vorkam. Es war das Bauernhaus, in dem er 14 Jahre lang aufgewachsen war. Erinnerungen kamen hoch, viele von ihnen schlecht und doch auch die ein oder andere gute.
    Doch wie komme ich hierher? Das Haus ist abgebrannt, zerstört während der Eroberungen der Orks.
    Stimmen im Innern des Hauses ließen ihn auf die Tür zutreten und diese langsam öffnen. Seine Augen weit, sein Blick baff.
    Damit hatte er nicht gerechnet.
    Geändert von Tinquilius (13.02.2013 um 17:25 Uhr)

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    Es waren schon Tage verganegen, seitdem der Unbekannte aufgewacht war. Und seitdem wechselte er den Zustand nur von Schlafen in Trinken und Essen und andersherum. Richtig besprechen konnte Rognor nichts mit ihm. Doch langsam wurde aus der ausgemergelten, grauen Gestalt wieder ein echter Mensch mit einer gesunden Hautfarbe. Dennoch wollte er einfach nicht länger wachbleiben. Bis heute, als er wieder einmal schreiend erwacht ist und der Zwerg zum tausendsten Male wieder zur Schlafstätte des Kranken gerannt war. Da blieb er nach dem Waser und dem Brot wach und blickte seinen Retter ganz verstört an und murmelte leise vor sich hin. Irgendwann hatte er sich dann aber doch gefangen und blickte den Zwerg nur noch schweigend an. Bevor er wieder einschlief wollte Rognor allerdings die Möglichkeit ergreifen um mit seinem unbekannten Gast zu sprechen. Vorsichtig und mit leiser Stimme redete er auf den jungen Mann ein. "Hey. Alles ist gut. Du warst ein paar Tage lang weg aber du bist hier in Sicherheit. Willst du mir nicht erst einmal deinen Namen verraten. Ich hab nämlich keine Lust dich mit Hey Du anzusprechen." Mit einer leisen und zittrigen Stimme, welche kaum zu hören war, antwortete der ausgemergelte Mann. "Mein Name ist George. Aber wo bin ich und wer seid Ihr?" Rognor schaute den Mann ganz genau an. Eine Angst hatte sich in seine Augen gelegt, als ob er Angst vor ihm oder vor irgendetwas anderes haben würde. Um den Mann nicht noch mehr zu beunruhigen, wollte er ersteinmal langsam vorgehen und herausfinden, was denn passiert ist. "Mein Name ist Rognor Hammerfaust. Klinge in den Diensten der Akademie und Herr über diese Mine, in der du dich befindest. Du kannst mich auch gern duzen. Ich hasse dieses Ihr und Sie. Kannst mich auch gerne mit eure Hoheit ansprechen, wenn du mich reizen willst." Ein Lächeln umspielte die Lippen von dem Zwerg und der ehemals Bewusstlose entkrampfte sich ein wenig. "Ich will jetzt nicht aufdringlich sein oder dir Angst machen. Doch als ich dich gefunden hab, wurdest du von einigen Männern angegriffen und beinahe getötet. Kannst du mir erklären was da passiert ist?" Sofort verkrampfte sich George wieder und schaute angsterfüllt hintersich. Doch nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand hinter ihm war, beruhigte er sich wieder ein bisschen und nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, fing er an zu erzählen. Und seine Geschichte war lang, obwohl er höchstens 30 Winter erlebt hatte. Er war der Lagermeister eines größeren Händlers in der Stadt und hatte sich der Spielsucht hingegeben. Doch das Glück verfolgte ihn nicht gerade und so musste er sich Kredite bei zwielichtigen Männern holen um Schulden zu bezahlen und die Sucht zu stillen. Doch er sank wohl immer tiefer in den Sumpf der Pleite und irgendwann hat sich dann jemand entschieden, dem Mist ein Ende zu setzten und ein paar bezahlte Schläger mit Messern zu ihm zu schicken. Doch dann kam ja Rognor und hatte ihn einem Strich durch die Rechnung gemacht.
    Nachdem die Geschichte geendet hatte, fing er aus unerfinlichen Grund an zu schluchzen und Tränen quollen aus seinen geröteten Augen hervor. Der Weißhaarige hätte nicht gedacht, das er so eine Art von Typ war. Wegen der Vergangenheit weinen war mnichts für ihn. Doch da er ersteinmal das Vertrauen des Mannes gewinnen musste, wollte er nachfragen was denn los sei. "Hey. Du hast überlebt. Kein Grund zu heulen. Oder ist es was anderes." Kurz schaute er den Zwerg durch seine Finger an und langsam verebbte das Schluchzen und die Tränen versiegten. Nach einem letzten Schniefer hatte er sich gefangen und sprach wieder mit seinem Retter. "Es ist so. Ich habe da draußen nur einen Freund und meine Frau. Und ich kann nur wetten, dass sie bereits tot sind. Vielleicht foltert er sie auch. Ich muss nach ihnen sehen. Die Beiden sind meine Familie!" Ein Seufzer entrang sich Rognors Kehle. Wenn diese Kredithaie so schlimm waren, wie man hörte, hatte George schneller einen Dolch im Rücken, als er zu wagen glaubte. Und die "Familie" von ihm müsste eigentlich noch leben. Zumindest hatte er nichts von irgendwelchen Toten in den letzten Tagen gehört. Wohl oder übel musste er die beiden Suchen und möglicherweise zu ihm holen. Er erklärte seinem "Patienten" was er vor hatte und ließ sich eine Wegbeschreibung zu den Häusern der Beiden geben. Schnell war der Zwerg draußen und ging durch die Straßen der Stadt. Irgendwann stand er vor einer Schmiede und trat ein. Ein älterer Mann stand an einer Schmiede und schien grad ein Hufeisen herzustellen. Er blickte auf und schaute verwundert zu dem kleinen Mann. "Entschuldigt Herr aber ich bin Schmied und ihr seht mehr danach aus, eine Waffe kaufen zu wollen. Dann müsst ihr zu einem Waffenschmied gehen." "Oh nein ich suche keine Waffe. Ich suche eine Frau namens Lara. Ist sie zufällig eure Tochter?" Verwundert gestand der Schmied und rief seine Tochter runter. Sie war nicht gerade unansehnlich und eigentlich auch hübsch zu nennen. Nur das Veilchen, welches ihr Auge zierte störte ein wenig. "Bist du Lara? Die Frau von George?" Nachdem die Worte verklungen waren hörte Rognor ein zischen und er wich einem Hammerschlag aus, welcher von dem Schmied kam. Er wollte ihn nicht verletzen und schlug ihm deswegen nur den Hammer aus der Hand. "Was soll den diese Scheiße? Habt ihr euren Verstand verloren eine Klingen anzugreifen?" Die Augen der beiden waren weit aufgerissen und kurze Zeit später schauten beide beschämt zum Boden. "Verzeiht Herr. Wir dachten ihr wäret auch hier um meiner Tochter etwas anzutun. NAchdem George verschwunden ist fing der Mist an." "Nein Ich bin im Auftrag von George hier. Er liegt sicher in meiner Mine und ich bin dabei seine Frau und seinen Freund einzusammeln und sie in meiner Mine zu verstecken, bis alles vorbei ist. " Doch der Schmied wollte seine Tochter nicht gehen lassen und erst nach einer längeren Diskussion befanden sich beide auf dem Weg zum Haus von Georges Freund Leon. Angekommen klopften sie an die Tür und nach einigen Sekunden öffnete ein junger, blonder Mann mit Augenringen die Tür. "Lara! Was machst du hier? Wurdest du auch von diesen Schlägern belästigt? Kommt rein. Schnell. Bevor sie etwas bemerken." Im Haus des Mannes waren einige Skizzen von sonderbaren Dingen, die Rognor noch nie zuvor gesehen hatte. Während Leon und Lara miteinander sprachen schaute der ZWerg sich um. Nach einer Weile fragte er den Blonden, was den sein Beruf wäre. Stolz gab dieser zurück Erfinder zu sein. Nachdem Rognor doie Situation erklärt hatte und der Erfinder fast alle Skizzen in einen Korb gesteckt hatte, welcher nun auf seinem Rücken trug, gingen die Drei zurück zur Mine des Zwerges, wo sie wohl ein tränenreiches Wiedersehen erleben würden. Darauf freute sich Rognor schon "ganz" besonders.
    Geändert von Rognor Hammerfaust (13.02.2013 um 19:23 Uhr)

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    „Schwester, bist du das?“, fragte er, als er in das Bauernhaus eintrat. „Maria?“
    Die junge Frau in ihren Zwanzigern lächelte ihn vom Tisch aus an, stand auf, trat auf ihn zu und umarmte ihn herzlich. „Du hast lange gebraucht, um hier vorbeizuschauen.“
    „Aber… Nein, du bist tot. Alle sind tot. Niemand hat den Angriff der Banditen überlebt.“ Er hielt kurz inne. „Bin ich nun auch tot?“
    Die Schwester lachte herzhaft. „Du Dummerchen hast scheinbar nichts gelernt. Nein. du bist nicht tot.“
    „Dann bist du ein Hirngespinst meines Geistes.“
    „Was der Bauer nicht kennt, dat frisst er nicht, richtig? ich dachte du wärst Priester Adanos? Das muss deinem verstand doch geholfen haben?“
    Tinquilius musste unweigerlich lachen und folgte seiner toten Schwester zum Tisch, an dem sich beide niederließen. „Egal, was es ist, es ist schön dich wiederzusehen.“
    „Du bist alt geworden.“
    „Komm, komm, was kann ich dafür, dass ich als Lebender alter?“
    „Um keine Ausrede zu schade, nicht wahr?“ Sie tätschelte seine Hand und der Priester fühlte sich sogleich warm ums Herz. „Und immer noch so stur wie eh und je.“
    „Stur?“
    „Ja. Selbst bei deiner Magie.“
    Sie war also tatsächlich nur eine Ausgeburt seines Geistes, vermutlich verursacht durch die Magie, die er zu nutzen versuchte. „Es scheint mir aber nicht allzu viel zu helfen.“
    „Weil du es zu angestrengt versuchst“, sprach die Gestalt, die soeben noch seine Schwester war und sich nun in einen alten Mann in blauer Robe verwandelt hatte. „Schon als du mein Schüler warst.“
    „Meister Patrick? Ihr…“ Der Traum nahm bizarre Züge an. Nicht nur, dass sich seine Schwester in seinen ehemaligen Lehrer verwandelt hatte, sondern auch das Bauernhaus verschwamm und wandelte sich in ein Arbeitszimmer, das nach myrtanischem Stil eingerichtet war. „Ja, ihr habt mich als Jugendlichen schon imerm gemahnt, mich nicht zu sehr zu fixieren. Nicht zu angestrengt an alles heranzugehen. Aber…“
    „Was, aber? Hat es dir etwas gebracht? Ja, du bist Priester Adanos‘, Oberster Wassermagier und all das, doch welche deiner persönlichen Ziele hast du erreicht? Den Baum der Zeit gefunden? Oder diesen Zauber nun erlernt?“
    „Nein“, meinte er betrübt unterwürfig. „Ihr habt Recht.“
    „Natürlich hab ich das.“
    „Aber was soll ich tun?“
    „Was tust du denn hier?“
    „Ich… ich träume.“
    „Eine Möglichkeit. Was ist, wenn dein Geist dir eine Plattform bietet, durch die du dein Ziel erreichen kannst, solange du es nicht mit alle Gewalt durchsetzen möchtest?“
    „Aber wie?“
    „Wie bin ich denn hierher gekommen? Indem du deinen Geist freigegeben hast! Magie herrscht hier frei, alles ist möglich. Und doch hat es Einfluss auf die reale Welt.“
    „Aber wie soll mir dies bei meinem Zauber helfen?“ Der alte Magier verschwand langsam bevor er dem Priester eine Antwort geben konnte. „Meister Patrick, wie?“, rief Tinquilius ihm noch hinterher, doch es war nichts zu machen. Stattdessen verschwand auch das Arbeitszimmer um ihn herum. Einen Moment schien er im Nichts gelandet zu sein – dann ergossen sich Wassermassen über ihn und umschlossen ihn vollkommen. Tinquilius versuchte an die Oberfläche zu schwimmen, doch er konnte sie nicht erreichen. Seine Muskeln wollten nicht seinen Befehlen gehorchen. Er schaffte es, noch ein paar weitere Sekunden seinen Atem anzuhalten, während Blasen seine Nase verließen. Dann schnappte sein Körper automatisch nach Luft und Wasser drang in seinen Mund, dann seine Lungen. Das Gefühl des Ertrinkens war übermannend und er drohte ohnmächtig zu werden, als ihm die Worte seines Lehrers wieder einfielen: „Alles ist möglich.“ Schlagartig öffnete er seinen Mund und nahm einen weiteren, tiefen Zug des Wassers. Während der erste noch dafür gesorgt hatte, dass er zu ertrinken drohte, fühlte der zweite sich viel natürlicher an. Ein dritter folgte – und er war noch immer da. Er spürte seinen Puls, er spürte die Magie in ihm. Er schien Wasser zu atmen.
    Wasser. Ja, wie ein Fisch zu atmen, dass muss es sein.

    Erschrocken wachte er aus seiner Trance auf. Zunächst zerschnitten seine Finger die Luft um ihn herum, prüften, ob es auch kein Wasser war. Dann glitten sie über seine Robe und seine Haut. Sie fühlte sich feucht an, wenn auch nicht glitschig oder gar wässrig. Vermutlich vom Regen. Bis ihm auf einmal klar wurde, dass es gar nicht mehr regnete. Schnell fiel sein Blick auf die offenen Hautstellen, sahen den leichten Schimmer der Magie und den dünnen, feuchten Film auf der Haut.
    Ich habe es geschafft!
    Ein erster Schritt ist getan – und das nur Dank… ja, Dank wessen? Seines Lehrmeister? Seines Traums? Was war es gewesen?

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    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Ein wenig müde schloss Turang sein Auftragsbuch und verstaute es in einer der Schubladen seines Schreibtisches, ehe er die wenigen Lichter löschte, die seinen Buchladen erhellt hatten, den Laden verließ und durch jenen Zauber verschloss, den Kilijan ihn gelehrt hatte.
    Der kühle Abendwind brachte den salzigen Geruch des Meeres mit sich, so bekannt, dass man ihn nicht mehr bewusst wahrnahm, ebenso wie ruhige Atemzüge oder das Pochen des eigenen Herzens.
    Der abendliche Spaziergang in den Südteil der Stadt schien für den Buchbinder eine Art Tradition geworden zu sein, denn so unterschiedlich die Belange des Ordens auch sein mochten, so zuverlässig musste er dafür den Tempelkomplex der Wassermagier oder das angrenzende Haus der Magier aufsuchen aufsuchen. An diesem Abend trugen ihn seine Schritte zur Werkstatt des Robenwirkers, die vom Adepten Ptah betrieben wurde, von dem Turang fast nichts wusste, außer einigen wenigen Geschichten, die menschen erzählten, wenn ihnen allzu langweilig wurde.

    Ein sachtes Klopfen an der Tür erbrachte dem angehenden Magier einen geöffneten Spalt ein, durch dem ihm der stechende Blick des Robenwirkers entgegen schlug, der unterschwellig fragend wirkte.

    "Magie zu Ehren, Bruder Ptah. Ich benötige die Robe eines Wassermagiers und daher auch eure Hilfe."

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