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  1. Beiträge anzeigen #321
    Veteran Avatar von Karad
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    Karad ist offline
    Karad durfte heute einen sehr unschönen Dienst ausführen. Der Soldat musste eine Hinrichtung von Assassinen beiwohnen und aufpassen.
    Er verabscheute sinnlose Gewalt. Ganz besonders, wenn sie als Strafe zu Geltung trat. Seiner Meinung hat niemand eine Todesstrafe verdient.

    Man sollte diese Verbrecher viel eher in den gefährlichsten Steinbrüchen auf ganz Myrtana arbeiten lassen. Da würden sie erstens viel mehr Qualen erleiden als ein sofortiger Tod un zweitens würden die meisten sowieso nach einiger Zeit drauf gehen. Das wäre eine viel besser Alternative als die Bürger mit Gewalt und Blut zu bespaßen. Doch als einfachere Soldat hatte er keine Möglichkeit dies zu ändern.

    So begab sich der Bogenschütze auf den Marktplatz um auf dem Podest Stellung zu beziehen. Denn nach Meinungen hochrangigen Offizieren, war es wichtig einen guten Bogenschützen da zu positionieren wo man einen guten Blick auf die Menschenmenge hatte und im Notfall dann so schnell wie möglich zu intervenieren.

    Als dann Uriel, ein Soldat den Karad kurz mal kennen gelernt hatte, kurz die Anklageschrift verlasen hatte, schritt der Henker zu seiner Tat. Ab da an konzentrierte sich der Milizsoldat nur auf die Leute, die so gierig nach Fleisch und Blut waren. Denn er konnte sich das einfach nicht an tun. Beim ersten Geköpften zuckte er kurz zusammen und schloss die Augen. Das Knacken der Halswirbel war grauenhaft.

    Das ging dann dann weitere sieben Mal so. Bis dahin dachte Karad es würde nicht mehr viel passieren. Aber da täuschte er sich. Als der Henker gerade ansetze den achten Assassinen abzuschlachten, vernahm der Bogenschütze ein vertrautes Geräusch war. Das Zischen eines Pfeiles, wenn er durch die Luft fliegt. Sofort versuchte er herauszufinden woher der Pfeil kam. Doch da war es schon zu spät. Ein Pfeil traf den Henker mitten in den Kopf. Er klappte einfach zusammen. Sofort schaute sich der Bogenschütze den Einschlagspunkt des Pfeiles an um den ungefähren Standort des Schützen ausfindig zu machen. So wie der Pfeil getroffen hatte, musste die Person etwas rechts zum Podium erhöht stehen. Der Jäger wandte sich sofort in die Richtung und erkannte ein Schemen auf einem Dach. Karad brüllte, dass sich der Schütze dort befand und andere Soldaten machten sich so schnell wie möglich auf in diese Richtung. Was währenddessen auf dem Podest stattfand bekam er nicht mit, denn er versuchte auch die Verfolgung aufzunehmen.

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    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Verflucht! Wo kam der Pfeil her?! Karad hatte als erster reagiert und direkt Signal gegeben, wo sich der Schüptze befunden haben musste, während Uriel sein Schwert aus dem Halter riss und hinter die Verurteilten stürzte, um sie im falle eines Befreiungsversuchs direkt exekutieren zu können. Und den Angreifer gleich mit.
    Auf dem Platz war ein heilloses durcheinander. Die Menschen, vor allem die Frauen, liefen hysterisch schreiend herum, stießen und rempelten, um möglichst vom Platz herunter zu kommen, wo offenbar ein Angriff geplant war.
    Doch von seinem Platz aus konnte Uriel keine Assassinen oder andere offensichtliche Feinde erkennen. Was er jedoch erkannte war, dass unmittelbar vor dem Podest ein Junge von vielleicht vierzehn Sommern zu Boden ging, da er von einem fetten Mann einfach umgerannt worden war. Doch niemand schien dem Jungen aufhelfen zu wollen.
    Dem Jungen würde niemand helfen. In Sekundenbruchteilen traf Uriel eine Entscheidung. Würde jemand versuchen die Verurteilten zu befreien, würde das auf Grund der großen Anzahl an Soldaten mit Sicherheit verhindert werden. Also würde er dem Jungen helfen. Dennoch ließ er es sich nicht nehemn, schnell noch einen Streich in Innos' Namen zu führen und stieß sein Schwert einem der Assassinen ins Genick. Den Griff ließ er los, ohne die Waffe wieder auf dem Nacken des Getöteten heraus zu ziehen.
    Dann rannte er los, bis zum Rand des Podests und stieß sich mit aller Kraft ab, um über den abgesperrten bereich vor dem hölzernen Aufbau zu überwinden und möglichst direkt beim Jungen zu landen. Im Flug schob er seine Schulter vor, um besseer hindurch zu kommen.
    Tatsächlich wurde sein Flug von dem Fettsack gebremst, der vorher den Jungen umgerempelt hatte. Zornig rammte Uriel noch einmal sein Knie in den Rücken des Mannes, der offenbar garnicht mitbekommen hatte, dass er von einem Soldaten angerempelt worden war.
    Mit Gewalt arbeitete sich Uriel innerhalb von Sekunden durch die Menge und scheute sich nicht davor, von Ellebogen- und auc Fausthieben gebrauch zu machen. Endlich erreichte er den Jungen, der offenbar schon den ein oder anderen Tritt abbekommen hatte. Er rührte sich nicht mehr.
    Voll Wut stieß der Adelige einem Mann, der schon wieder über den am Boden Liegenden hinwegsteigen wollte seine Faust ins Gesicht, dass das Blut spritzte und bückte sich dann rasch, um den Jungen aufzuheben. Vorsichtig legte er ihn sich über die Schulter und arbeitete sich nun vorsichtiger durch die Menge wieder in Richtung Podest vor.
    Mit zwei kräftigen Tritten brach die hölzerne Absperrung und er legte den Bewusstlosen sanft auf dem freien Platz ab. Dann richtete sich Uriel wieder auf und sah sich um, ob irgendwo noch weitere Angreifer aufgetaucht waren.

  3. Beiträge anzeigen #323
    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    Olisha war eigentlich nur in die Stadt ausgezogen, um nach Vielor zu suchen.
    In den letzten Tagen hatte er sich nicht mehr beim alten Peer sehen lassen. Da ihre Erkältung nun fast ganz abgeklungen war, Peer ihr alte gefütterte Stiefel, drei Paar Socken, einen dicken Schal und einen abgetragenen weiten Mantel geliehen hatte konnte sie sich bei diesen für den Süden ungewöhnlichen winterlichen Temperaturen wieder vor die Tür wagen.
    Doch obwohl sie jede Gasse, jeden Platz und auch die meisten Spelunken abgesucht hatte war der Stadtwächter nicht auffindbar gewesen.
    Ihre mittägliche Wut war gegen Abend in Verzweiflung umgeschlagen. Wie sollte sie ihre Schulden bei ihm je bezahlen, wenn er verschwunden war? Hatte ihn der garstige Curt eventuell wieder auf ein Schiff und in die Ferne verschleppt? Besuchte er Curt überhaupt noch?
    Peer hatte ihr vor Wochen erzählt, das Vielor so etwas wie eine Ausbildung bei dem Novizen machte. Die beiden Männer hatten sich kennen gelernt, als Vielor ein paar Fischreste zum stätischen Waisenhaus brachte. Olisha hatte sich nicht vorstellen können, was jemand wie Curt in einem Waisenheim machte. Er war die letzte Person, die man auf Kinder loslassen sollte. Eingebildet und unbeherrscht, wäre er weder ein guter Lehrer noch ein geeignetes Vorbild…

    Doch diese Überlegungen brachten ihr Vielor auch nicht näher. Ihre Füße ächzten nach der stundenlangen Suche. Einige Patrouillen der Stadtwache waren ihr begegnet, doch unter ihnen war er nicht zu entdecken gewesen. Schließlich hatte sie ihre Angst überwunden und ein Wächterpärchen, das an einer Kreuzung Wache schob, nach dem Fischer gefragt. Doch eingemummelt in ihre dicken Mäntel und in ein Gespräch vertieft hatten die Männer sie zuerst gar nicht bemerkt. Nachdem sie dem Dickeren jedoch am Mantel gezupft hatte, hatte sie seine volle Aufmerksamkeit gehabt. Blitzschnell und völlig unverhältnismäßig zu seiner Statur war er herumgewirbelt und hatte ihr Handgelenk geschnappt.
    „Wagst du es mich zu beklauen? Soll ich dir die Hand abschlagen?“, seine Stimme war ein mürrisches Knurren gewesen. Es verlangte Olisha einiges an Überredungskunst und einen Lächeln mit Augenaufschlag ab, bis er ihr geglaubt hatte, dass sie keine Taschendiebin war.
    „Nun, nach den ganzen Gaunern und Halsabschneidern die sich zurzeit in der Stadt aufhalten kann man nicht vorsichtig genug sein.“ Er verschränkte die Arme vor seiner massigen Brust. Der andere Wächter musterte sie argwöhnisch.
    „Nun meine guten Herren, ich versichere Euch ich gehöre nicht zu ihnen. Ich habe nur die Ehre ein Gast in dieser schönen Stadt zu sein und erbitte euch um Eure Hilfe, wenn es keine Umstände macht.“ Olisha hatte sich die ganze Zeit über zu einem Lächeln gezwungen. Sie war sich äußerst dumm dabei vorgekommen.
    „Gast? Woher kommst‘e denn?“ Der dünnere der beiden Wächter hatte einen schrecklichen Gossenslang an den Tag gefördert und es war Olisha schwer gefallen seine Worte zu verstehen.
    „Äh, ich komme aus Varant, dem Land, das sich nun glücklicherweise auch unter der gerechten Herrschaft König Rhobars III. befindet. Dankenswerter Weise…“ Ein paar unterwürfige Worte haben nicht schaden können…
    „Ha, ne‘ Ausländerin. Ollen Ölaugen… Hab’s gleich gewusst.“ Der Wächter hatte auf den Boden gespuckt. „Weiß noch damals, sind hauf’nweise unter meiner Klinge gefall’n.“
    „Lass es gut sein, Arno. Warst du nicht nur im Hilfsregiment?“ Der Dicke musste schelmisch grinsen. „Also Kleine, wobei brauchst du denn Hilfe?“ Er hatte sie angelächelt und die Arme sinken lassen, während Arno die Hände vor der Brust verschränkt und ihnen seine Schulter zudrehte hatte. Seine misstrauischen Blicke waren ihr nicht verborgen geblieben.
    Olisha hatte ihre Wut herunter schlucken müssen. Rhobars Besetzung ihrer Heimat war nicht unblutig vonstattengegangen. Ihr Volk hatte verbittert gekämpft und war am Ende doch unterlegen gewesen. Doch das war nun zwei Jahre her und sie alle mussten sich damit abfinden. Diesen beiden Hohlköpfen die Meinung zu sagen würde sie auch nicht zu Vielor bringen. Denn obwohl es in ihr gebrodelt hatte, hatte die Suche nach ihm Vorrang gehabt.
    „Ich suche einen Mann dieser Wache. Sen Name ist Vielor. Kennt Ihr ihn und könnt mir sagen wo er sich gerade befindet?“
    „Joa, ich kenne Vielor, doch sagen wo er ist kann ich dir leider nicht genau. Vielleicht auch bei der Hinrichtung. Heute sind dort viele Wächter eingeteilt worden, wenn du Glück hast, dann ist er auch dabei.“
    „Und vielleicht triffs’te da auch ‚n paar Landsleute von dir, die werd‘n da nämlich heute hingerichtet…“ Arno hatte sich wieder ungefragt eingemischt, wofür ihm sein Kollege kräftig mit dem Ellenbogen in die Seite gestoßen hatte.
    „Zur Bastion geht es da lang. Die Straße runter und dann siehst du auch schon das Tor. Folge einfach den Stimmen. Es wird bestimmt ‚ne Menge los sein.“ Der Mann hatte sie gutmütig in die entsprechende Richtung gezeigt und sie hatte sich mit einem unguten Gefühl im Magen auf den Weg gemacht.

    Ihr Bauchgefühl hatte sich bestätigt. Nicht nur dass sie sich die Tötung über eines halben Dutzend Männer fassungslos ansehen musste, auch war am Ende vollkommene Panik ausgebrochen. Alles ging so schnell, dass sie es überhaupt nicht verstehen konnte. Ein merkwürdiges Zischen war zu hören gewesen und dann brach der Henker zusammen. Die Menge geriet augenblicklich in Panik. Es war erschreckend wie schnell blutlustige Euphorie in kopflose Panik umschlagen konnte.

    Die Menschen schrien und rannten und rempelten ohne Rücksicht. Zweimal bekam Olisha einen Ellenbogen in den Rücken und währe beinahe gestürzt. Einmal befand ich urplötzlich etwas vor ihren Füßen und sie verlor das Gleichgewicht, als sie im Laufen daran hängen blieb. Jedoch war sie so sehr zwischen den Menschen eingekeilt, dass ihr das Fallen unmöglich war. Die wilde Menge trug sie einfach mit. Wieder fühlte sie sich, als ob sie in der See ertränke.
    Schließlich kontrollierte die Panik auch ihr Denken. Wie ein ruderloses Boot wurde sie in den Wellen der Menschen hin und her geschmissen. Ohne zu wissen wie, landete sie irgendwie in einer dunklen Ecke. Das Schieben und Drängeln hatte ausgehört. Sie befand sich in irgendeiner Toreinfahrt. Der Menschenstrom schoss an ihr vorbei. Um sich Halt zu suchen lehnet sie sich gegen den kalten, festen Stein der Mauer. Ihre Finger rutschten über die raue Oberfläche der Mauersteine. Mit dem Wissen einer unerschütterlichen Mauer im Rücken und der tobenden Menge auf der anderen Seite des Tors beruhigte sie sich etwas. Über das Gegröle der panischen Stadtbevölkerung hinweg hörte sie auch die Stimmen der Wachen, die verzweifelt versuchten die Situation unter Kontrolle zu bringen.
    Vorsichtig traute sie sich näher an die Toröffnung heran. Sie hatte einen ganz guten Blick auf die Hinrichtungsstätte und auch auf die vorbeirennenden Menschen. Ihre Blicke schweiften über die sieben Kopflosen Körper. Beliar hatte sie alle zu sich geholt. Niemand von ihnen hatte drei Schläge der gewaltigen Axt überlebt. Der achte hatte einen Schlag in den Nacken bekommen. Der Kopf hing immer noch am Rumpf, war jedoch auf eine groteske Art und Weise verdreht. Schnell blickte sie zu den Wächtern. Sie rannten hin und her, sammelten Verletze auf oder versuchten noch ein paar vereinzelt übergebliebene Schaulustige unter Kontrolle zu bekommen. Ebenfalls sah sie aber auch einen Trupp, der geführt von einem weißhaarigen Mann scheinbar die Verfolgung des mysteriösen Schützen aufnahm.
    Jedoch war Vielor anscheinen auch hier nicht. Immer noch konnte sie ihn nicht finden. So ein Mist!

  4. Beiträge anzeigen #324
    Ritter Avatar von Silmacil
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    Silmacil ist offline
    Mit verkniffenem Gesicht hatte sich Silmacil die ganze Geschichte auf dem Podest angesehen.
    Das Missfallen stand dem Nordmarer deutlich ins Gesicht geschrieben, als er beobachtete, wie die Assassinen zu ihrem letzten Gang gezwungen wurden.
    Doch nicht ausschließlich den Assassinen, den schrecklichen Menschenhändlern, galt sein Misfallen. Dem freiheitsliebenden Nordmarer ging die Methode, mit der sie bestraft werden sollten ebenso sehr gegen den Strich, wie die Taten die sie verübt hatten.
    Es war schon schlimm genug, dass die Menschen sich schon auf dem Schlachtfeld regelmäßig gegenseitig umbrachten, und das die Notwendigkeiten der Natur einen manchmal zu solchen Entscheidungen zwang, doch hier war man mitten in einer gut genährten Stadt, mit einigem an Land außen rum. Die Kerle hätten für ihre Verbrechen jenes Land, welches momentan brachlag, zwangsbestellen sollen, so die Meinung des Nordmarers.
    Damit wäre wenigstens einigen Menschen geholfen, aber diese Hinrichtung diente keinem anderen Zweck als einer Machtdemonstration der Miliz, was dem jungen Schmied deutlich störte. Beinahe unbewusst legte sich die Hand des Nordmarers auf eines seiner Wurfmesser, und wenig mehr als die schrecklichen Taten dieser grausamen Männer hielten seine Hand zurück, und ließen die Prozedur ungestört voranschreiten.
    Mit gerunzelter Stirn beobachtete der Nordmarer das offensichtliche Gefallen, welches der Redner und der Henker an dem Geschehen zu haben schienen, und bittere Galle arbeitete sich ihren Weg seinen Hals hinauf.
    Da, plötzlich kippte der Henker um, ein Pfeil hatte ihn zu Boden gestreckt... ein Komplize, welcher den Tod seiner Freunde rächen wollte? Hoffte er gar, den letzten Assassinen noch retten zu können?
    Knurrend wirbelte der Hüne herum, mit den zusammengekniffenen Augen die Hausdächer in der Nähe absuchend.
    Die Hinrichtung selbst, egal wie viel Verachtung er für sie übrig hatte, war rechtens und sogar gerechtfertigt, doch dieser Mord war einfach nur Sinnlos, da all die Assassinen entweder schon tot, oder nicht mehr zu retten gewesen waren.
    Jemand rief, und Silmacil blickte in die Richtung, auf welche gezeigt wurde. Grade konnte er noch einen Schemen ausmachen, der über die Dächer loszulaufen begann, und sogleich setzte sich der Hüne in Bewegung.
    Die Häuser in Thorniara waren im Verhältnis relativ klein, ihre Dächer hingen gerne einmal so weit herunter, dass der gewaltige Nordmarer ihre Kanten schon aus dem stehen berühren konnte. Nun sprang der Schmied mit Anlauf auf die Kante eines an einer Hauswand lehnenden Wasserfasses, drückte sich ab, griff nach der Dachkannte, und rollte sich geschmeidig auf das Dach und dort wieder auf die Beine.
    Ein kurzer Blick rundum, und der Nordmarer erspähte einige Dächer weiter die Gestalt des Schützens erneut.
    Mit grimmigen Gesicht, und zusammen gebissenen Zähnen holte Silmacil auf den glitschigen Schindeln Schwung, und setzte zu einem Sprung an, welcher ihn auf das nächstgelegene Dach trug, immer dem Schützen hinterher.
    Kurz überlegte der Hüne, ob er das Klischee vervollständigen, und "Stehenbleiben" brüllen sollte, doch es erschien ihm albern, niemand, und zwar wirklich NIEMAND würde in so einer Situation einfach darauf hören und stehen bleiben, wenn der Verfolger einem dies hinterherbrüllte.
    Immer schneller wurde die kleine Verfolgungsjagt über die Dächer der fremden Stadt, wobei die allgegenwärtige Feuchtigkeit und die aufgekommene Dunkelheit es dem Nordmarer nicht gerade einfacher machten. Mehr als einmal war er sehr froh, auf glitschigen Eis aufgewachsen zu sein, und daher den rutschigen Untergrund einschätzen zu können. Doch auch mit diesem Vorteil zweifelte der Nordmarer immer mehr daran, den Bogenschützen einholen zu können.
    Ohne sein Ziel aus den Augen zu lassen wanderte die Hand des Nordmarers erneut zu seinem Messer, und auf dem nächsten geraden Stück nutzte er die Zeit, um so gut es aus dem vollen Lauf ging zu zielen, und zu werfen.
    Surrend verließ die Klinge die geübte Hand des ehemaligen Jägers und hielt auf den Rücken der vor ihm rennenden Gestalt zu...
    Geändert von Silmacil (14.01.2013 um 03:16 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #325
    Ritter Avatar von Silmacil
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    Silmacil ist offline
    Keuchend kam der Nordmarer Schmied auf dem Dach zu stehen.
    Fluchend blickte sich der kräftige Hüne um, erblickte sein Ziel wieder, und hetzte weiter hinterher.
    Sein geworfenes Messer hatte den Attentäter nur gestreift, anstatt ihn zu stoppen. Doch es war nicht ganz ohne Effekt geblieben, da es im Vorbeiflug einen blutigen Riss im Bein des Verbrechers hinterlassen hatte. Eine Verletzung, welche langsam aber sicher ihren Tribut einforderte, und den flinken Assassinen langsamer werden ließ.
    Grunzend stieß sich der Nordmarer von der Kante des Hausdaches ab und segelte über die unter ihm liegende Gasse auf das Nachbargebäude.
    Er hatte sich leicht in der Distanz verschätzt, sodass er anstatt sich elegant abzurollen sich die Handflächen aufriss als er krachend auf den Schindeln aufschlug und ein paar von ihnen zu Splittern zerbrachen.
    Einige Wörter auf den Lippen, die in diesen südlichen Landen glücklicherweise niemand verstehen würde rappelte sich der Nordmann wieder auf, und sprintete weiter dem Assassinen hinterher.
    "Was sich die Bewohner wohl denken?"
    fragte sich der Hüne, als er erneut aufs nächste Dach übersetzte, und sich nurnoch wenige Armlängen hinter seinem Ziel befand.
    "Stehenbleiben!"
    brüllte der Nordmann nun doch, obwohl er sich dabei lächerlich vorkam, und versuchte den Flüchtigen zu fassen zu bekommen.
    Jenem gelang es gerade so, sich der zugreifenden Hand des Nordmarers zu entziehen, und zum nächsten Sprung anzusetzen.
    Frustriert von diesem gefährlichen Spiel auf den Dächern der Stadt beschloss Silmacil ein gewisses Risiko einzugehen, um die Sache endlich zu einem Ende zu führen.
    Beinahe im selben Augenblick wie der Attentäter drückte sich auch der Nordmarer Krieger vom Dach ab, wobei Silmacil erheblich mehr Schwung nutzte, als eigendlich benötigt werden würde.
    Kaum war der Attentäter auf dem anderen Dach gelandet krachte der Nordmann schulter voran in seinen Rücken, und beide gingen zu Boden... oder zu Dach wenn man so wollte. Knurrend versuchte Silmacil, welcher sich mental bereits auf den Zusammenstoß eingestellt hatte, seine mächtigen Arme um den Flüchtigen zu legen und zuzudrücken, was ihm mit Einschränkungen auch gelang. Seine Finger bohrten sich in die Kleidung des Assassinen, welcher sich wie besessen wehrte und versuchte den Nordmann abzuschütteln.
    Ein Unterdrückter Schmerzenslaut entrang sich aus Sils Kehle, als er einen scharfen Tritt gegen sein erst kürzlich geheiltes Bein abbekam, aber er weigerte sich loszulassen.
    Sein Gegner war zweifelsohne geübter in der Kunst des Waffenlosen Kampfes, als er es war, aber Silmacil hatte den Vorteil der Stärke und Gewichtes auf seiner Seite.
    Ein spitzer Ellbogen bohrte sich in Silmacils Solarplexus, und zwang den Hünen einen Schritt zurück, doch noch immer hielt er verbissen seinen Schraubstockartigen Griff aufrecht.
    Das Gerangel wurde je unterbrochen, als ein unvorhergesehener Zufall die beiden Kämpfenden unterbrach. Die Schindeln aus gebrannten Ton hielten der belastung zweier Männer, welche auf ihnen herumturnten nicht weiter stand, und brachen aus ihrer Verankerung und kaputt.
    In einem kleinen Steinrutsch von scharfkantigen Tonscherben schlitterten die beiden Kämpfer über den Rand des Daches, auf die knapp zwei Meter tiefer liegende Straße zu.
    Mit einem lauten Knall, gefolgt von einem Scheppern, als wäre ein halber Geschirrkarren zerborsten, schlugen beide auf dem harten Straßenpflaster auf, und versuchten ungeschickt sich abzurollen.
    Silmacil kam als erster wieder auf die Beine, machte einen entschlossenen Schritt zu dem Bogenschützen hin, welcher sich gerade auf die Knie gekämpft hatte, und verpasste ihm einen kräftigen Tritt mitten ins Gesicht.
    "Hättest stehenbleiben sollen..."
    knurrte der Hüne, und riss den Assassinen vom Boden hoch, um ihm einen letzten Schlag zu verpassen.
    Als sich der Nordmarer sicher war, dass sein Gegner das Bewusstsein verloren hatte, nahm er sich eine kurze Auszeit, um seine nächsten Schritte zu überlegen.
    Sollte er den Assassinen der Stadtwache ausliefern? Sie würden ihn genauso hinrichten, wie sie es mit seinen Kumpanen gemacht hatten...
    Es sträubte sich in dem Nordmarer, bei soetwas mitzuwirken, aber laufenlassen konnte er den Attentäter ja nun wirklich nicht.
    Mit schlechter Laune im Magen hiefte sich der Schmied den Assassinen auf die Schulter, und humpelte zurück richtung Bastion. Es half nichts, der Kerl hatte vor seinen Augen einen Mord begangen, und so sehr Silmacil auch die örtlichen Methoden ablehnte, dies war ein Fall, in dem er mit der Stadtwache zusammenarbeiten musste.

  6. Beiträge anzeigen #326
    Ritter Avatar von Konsul
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    Konsul ist offline
    Schwerfällig pflügte das Schiff durch die Wellen auf die Stadt an der nördlichen Spitze der großen Insel zu. Von weitem sah er schon den mächtigen Leuchtturm, der das schützende und wegweisende Licht auf das Meer hinauswarf, welches, durch die Nacht verdammt, wie ein stiller grauer Ozean dalag, träge die Planken umspülend. Er stand am Bug, seinen Blick unbeirrlich geradeaus gerichtet, dorthin, wo der rettende, die Nacht zerschneidende Strahl seinen Ursprung fand. Dort, im Schatten der Dunkelheit, lag der Sitz der mächtigen Krieger Innos, der Tempel der mächtigen Feuermagier... und dort befand sich auch ein Gasthaus.

    Thorniara, wie habe ich dich nur vermisst.


    Regung kam in ihn, und die Hand, die bis jetzt die Reling umklammerte, glättete nun den alten, ledernen Umhang, welcher seine Person vor den Blicken neugieriger verbarg. Fast behutsam setzte er nun beide Hände an seine Kapuze und nahm ließ sie sich von seinen Haaren gleiten. Ohne seinen Blick von den schemenhaften Gebäuden der Stadt in der Ferne abzulenken, holte er unter dem Mantel seine Laute hervor. Und während sein rauher, Sehnsucht erweckender Gesang die Mannschaft weckte erstrahlte der Himmel in einem feurigen Farbenspiel, welches den schönsten Sonnenaufgang seines Lebens begleitete.

    Das muss Innos sein.

    Er kniete langsam nieder, darauf achtend, seinen Mantel zuerst über seinen Arm zu legen. Er umschloss den Talisman, welchen er in seinem Elternhaus in Ardea fand, mit seiner rechten Hand und flüsterte ein Gebet, so leise, dass es nur der Wind hörte. Und zugleich sich die Sonne in voller Größe entfaltete und von Osten die Stadt in ihr helles Licht tauchte, für ihn jedoch hinter den Felsen, über welchen sich der Leuchtturm erhob, verschwindend, lief das Schiff in den Hafen ein, in welchem die Fischer und Händler bereits ihrer Arbeit nachgingen, und er, nun wieder ganz unter dem Umhang verschwunden, verließ als Erster das Schiff ohne sich umzudrehen.

    Ich habe dich vermißt.

    Sieben Monate Abwesenheit von der Stadt, die seine neue Heimat wurde. Sieben Monate am Festland und auf Schiffen. Sieben Monate, in denen er sich verändert hatte. Aber Konsul hat sie überlebt.

    Na dann schauen wir doch, ob es Coragon noch gibt.

  7. Beiträge anzeigen #327
    Ritter Avatar von Lodrick
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    Lodrick ist offline
    Was hatte diesen Mann nur dazu getrieben, mitten auf einem Platz voller Stadtwachen ein Mitglied der Miliz zu erschießen? Ein guter Schütze war er wohl, sonst hätte er den Henkersmann auf eine solche Entfernung nicht so genau getroffen.
    Und dennoch zeugte es nicht gerade von einer guten Planung, wie er danach geflüchtet ist. Lodrick befürchtete, dass es sich bei dem Kerl nicht gerade um einen der Führer von diesen Assasinen handelte. Wohl eher eine überstürzte Handlung. Vielleicht war einer der Hingerichteten ja sein Freund oder gar ein Verwandter. Der Bruder vielleicht?

    Darauf hatte der Wachtmeister noch keine Antworten. Noch.
    Gerade klopfte einer der Waffenknechte an seiner Tür.
    "Wachtmeister, dieser Nordmann ist hier. Und hat den Attentäter im Gepäck."
    Im Gepäck ? fragte er sich innerlich, während er dem Mann folgte.

    Als er dann auf den Bastionshof trat, wusste Lodrick wie sein Kamerad das meinte.
    Silmacil hatte sich den Mistkerl, wie ein erlegtes Reh, einfach über die Schulter geworfen.

  8. Beiträge anzeigen #328
    Ritter Avatar von Silmacil
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    Silmacil ist offline
    Den drahtigen Assassinen vorsichtig abladend, blickte sich Silmacil im Innenhof der Bastion um.
    Ein recht solider Bau, selbst nach seinen Maßstäben, das musste mann den örtlichen Baumeistern lassen...
    Nachdem der Assassine abgelegt worden war, hielt sich der Nordmarer die schmerzende Schulter, Knackte mit dem Nacken und ließ die Schulter vorsichtig kreisen.
    Der Kerl war schwerer gewesen, als er ausgesehen hatte, und Sil hatte sich bei seinem Sturz vom Dach mehr als einen ordentlichen Bluterguss zugezogen.
    Nur gut, dass er vor langer Zeit gelernt hatte, seinen Körper zu beherrschen, ansonsten hätte ihm erheblich schlimmeres passieren können.
    "Hey, Lodrick"
    rief der Nordmarer dem Wachhauptman zu, als dieser von einem Mitglied der örtlichen Stadtwache auf den Hof geführt wurde.
    "Hab da `n "kleines Paket" für dich..."
    meinte er mit einem Kopfnicken auf den langsam wieder zu sich kommenden Assassinen, während er sich einige scharfkantige Tonscherben aus der zerschlissenen Kleidung pflückte.
    Innerlich genoss er die halb sprachlosen, halb belustigten Blicke, welche er von den Stadtwachen erntete. Irgendwie gaben sie dem Orkjäger das Gefühl, seine Fähigkeiten noch nicht ganz verlohren zu haben, trotz der Monate, welche er nun schon relativ tatenlos in dieser Flachlandstadt verbracht hatte.
    Bald jedoch, würde er sich wieder auf in die Berge machen müssen, oder zumindest nen anständigen Trainingspartner auftreiben, um wieder ein wenig in Form zu kommen.
    "Wie viele von diesem Pack habt ihr hier eigendlich in der Stadt? Scheint ja kaum ein Ende zu geben..."
    fragte der Nordmarer leise brummend den Wachthauptmann, als die beiden einander erreicht hatten. Musste ja nicht gleich jeder hören, welche Plage diese Assassinen in letzter Zeit geworden waren.
    Geändert von Silmacil (15.01.2013 um 21:53 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #329
    Ritter Avatar von Lodrick
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    Lodrick ist offline
    Lansgam legte sich der kleine Tumult, den der Nordmarer veranstaltet hat wieder und die beiden Männer konnten ungestört sprechen. Lodrick besah sich den Attentäter nun einmal.
    Wie schon vermutet war es ein junger Mann mit den, für sein Volk so charakteristischen, scharfen Gesichtszügen. Er dürfte nicht mehr als 16 Sommer gesehen haben und war (wie zu erwarten, wenn man bedachte wer ihn da angeschleppt hatte) total ausgeknockt.

    "Nicht gerade das Bild eines Attentätes, welches man im Kopf hat, oder?" meinte der Wachtmeister zu Silmacil.
    Und es war wirklich erstaunlich und fast ein bisschen, Lodrick konnte es nicht anders sagen, traurig. Ein so junger Kerl, der sein Leben gab. Nur für was?
    Für das Geld?
    Für Beliar?
    Oder einfach aus Rache am Reich? Vielleicht hatte er im Krieg seine Eltern verloren.

    Lodrick unterbrach sich selbst in Gedanken. Dieser Assasine hatte gewiss kein Mitleid von ihm verdient. Schließlich war es nicht der Schmied, der ihm den Weg gewiesen hat. Den hat er sich selbst ausgesucht und sich die Konsequenzen selbst zuzuschreiben.

    "Komm, wir bringen ihn in den Kerker." wandte sich Lodrick erneut an Silmacil und führte den Nordmann zum Kerker.

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    Ritter Avatar von Silmacil
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    Silmacil ist offline
    "Komm, wir bringen ihn in den Kerker."
    meinte Lodrick zu dem hochgewachsenen Nordmarer, und Silmacil zuckte als Antwort nur leicht mit den Schultern.
    Er ging die paar Schritte zu seinem Gefangenen zurück, und hob sich den Attentäter erneut auf die Schultern. Der Stadtwächter schien verstört zu sein aufgrund des geringen Alters des Assassinen, und auch dem Nordmann war ein wenig mulmig dabei zumute, obwohl er es deutlich mehr gewohnt war als der Flachländer. In den nordmarer Bergen war das Leben hart, die Jungs wuchsen schnell auf, und wurden schon in jungen Jahren an der Waffe unterrichtet. 16 Winter war kein ungewöhnliches Alter, um den Clan mit der Waffe in der Hand gegen die Orks zu verteidigen, warum sollte dies für die Assassinen Varants anders sein?
    Doch obwohl es für den Orkjäger nichts wirklich ungewohntes war, schmerzte es ihn innerlich, dass ein so junges Leben quasi verwirkt sein sollte, kaum dass es wirklich angefangen hatte...
    Leise knurrte Silmacil sich selber an, als er Lodrick folgte, so viel zu seinem Status als abgehärteter Veteran...
    Der Stadtwächter sah sich überrascht um ob dieses Lautes, aber Sil schüttelte leicht den Kopf, um ihn zu beruhigen. Dies war eine Gewissensfrage, mit der der Nordmann sich bei Gelegenheit alleine befassen musste.
    Sie waren noch nicht lange gegangen, als Lodrick einen massiven Schlüssel hervor holte, und eine schwere Tür aufschloss hinter der eine enge Steintreppe steil bergab führte... das Verließ.
    Die Augen des Nordmannes verengten sich, als er ganz genau darauf achtete, wohin der Hauptmann den Schlüssel zurückpackte - nur für den Fall der Fälle - und ihm die muffige Treppe hinunter folgte.
    Dem Nordmann war beim Antritt der Reise durchaus bewusst gewesen, dass er unter Umständen in Thorniara im Kerker landen könnte, doch die Umstände hatte er sich dabei irgendwie grundlegend anders vorgestellt. Beinahe ein wenig grinsen musste der junge Krieger ob dieser Ironie, es handelte sich wohl um das, was man gemeinhin einen "Streich des Schicksals" nannte.
    "Da soll nochmal jemand behaupten, dass das Schicksal keinen Humor verstünde..."
    murmelte der nordische Schmied in seinen Dreitagebart, während seine Augen jedes Detail des Kerkers in sich aufsaugten.
    "Hast du was gesagt?"
    fragte der vor ihm gehende Lodrick ein wenig überrascht, und drehte sich zu dem Nordmarer um.
    "Nichts... wichtiges..."
    brummte Silmacil, und ging weiter. Lodrick zuckte mit den Schultern und marschierte wieder vorran, während sich Silmacil verärgert auf die Lippe biss.
    Er musste wirklich lernen, sein Großmaul ein bischen besser unter Kontrolle zu halten.
    "Da wären wir..."
    erklährte der Stadtwächter schließlich, und Silmacil legte den Assassinen in einer der leeren Zellen ab. Es war eine winzige Steinzelle, welche erbärmlich nach Urin stank und nur spärlich mit Stroh ausgelegt war. Sil schüttelte leicht den Kopf, was für ne Trollhöhle...
    "Erweißt du uns die Ehre?"
    wurde der Nordmarer gefragt, und der ausgestreckte Arm deutete auf einen Eimer abgestandenen Wassers, welcher auf dem Gang gestanden hatte.
    Mit einem Grunzen hob der Goldschmied den Eimer an, und entlehrte den Inhalt auf den Assassinen, welcher prustend wieder zu Bewusstsein kam.

  11. Beiträge anzeigen #331
    Ritter Avatar von Lodrick
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    Lodrick ist offline
    Das kalte Wasser wirkte. Es wirkte immer. Ob bei Betrunkenen oder einem, von einem Nordmann niedergestreckten, (man konnte es nicht anders sagen) armen Hund.

    Mit entsetzem Blick sah der Assasine immer wiederzwischen Silmacil zu Lodrick hin und her.
    "Sag Bursche. Was hast du dir davon erhofft?"
    Wie zu erwarten blockte der Varranter ab. Dann als er wohl langsam klarer geworden war sprang er auf, griff sich mit entschlossenem Blick, blitzschnell unter seine Gewänder. Den Bruchteil einer Sekunde später sah er entsetzt auf.

    "Suchst du das hier?" meinte Lodrick mit einem bösen Schmunzeln und griff seinerseits an seinen Gürtel und zog einen geschwungenen Dolch, wie man ihn ihn Varrant trug, hervor, welchen der Schmied in, wie sich nun zeigte, weiser Vorraussicht an sich genommen hatte.

    Auch zeigte ihm dieses Verhalten wieder einmal, dass mit solchen Kerlen, so jung sie auch sein mögen, nicht zu Spaßen war. Selbst hier im Kerker der Bastion, würde er auf die beiden Kämpfer losgehen. Ohne eine Klinge und gegen zwei bewaffnete Männer erschien ihm dass dann wohl doch zu riskant.

    "Hast du ernsthaft geglaubt du würdest davon kommen?" richtete er sich erneut an den Jüngling, welcher ihn nur hasserfüllt anschaute.
    Der Assasine nahm auf einem Schemel platz, wo er begann Lodrick weiter mit dieser unglaublichen Wut im Blick anstarrte.
    Dann ging der Wachtmeister ein Stück auf ihn zu.
    "Glaube mir. Du kannst dir einiges ersparen, wenn du einfach kooperierst."
    Der Assasine öffnete leicht den Mund, sodass Lodrick schon glaubte er würde nun doch reden. Allerdings spuckte der Varranter ihm nur ins Gesicht.

    Zwar hatte der Wachtmeister partout etwas gegen Folter, da es ihm nicht menschenwürdig erschien jemanden durch Schmerzen zum Reden zu bringen, doch würde dieser Mistkerl anders schwer zu knachen sein.

    "Was machen wir mit ihm?" meinte er an Silmacil gewandt, als wäre dieser kein Nordmarer, sondern einer seiner Kumpanen, während er sich die Spucke des Jungen aus dem Gesicht wischte

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    Ritter Avatar von Silmacil
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    Der Nordmarer überlegte einen Moment.
    "Wir könnten ihn einfach hier lassen und vergessen..."
    brummte er, mehr als Drohung denn alles andere.
    Genau wie Lodrick hielt auch der stämmige Nordmarer absolut nichts von der Folter, aber den Jungen einzuschüchtern, mochte eventuell ebenfalls gelingen.
    "Wenn er Glück hat, kann er es hier ne Woche aushalten, ehe er verdurstet... 5 Wenn man ihm regelmäßig Wasser bringt.
    Sollte er anfangen das Stroh zu knabbern und die Wanzen dort verspeisen... 7 Wochen? Was meinst du Lodrick?"
    Fragte der Nordmann hart, und drehte sich mit vorgespiegelten Interesse zu dem Hauptmann um, den Gefangenen dabei nicht aus den Augenwinkeln lassend.
    Als Sil sich sicher war, dass der Junge ihn nicht sehen könnte, zwinkerte er Lodrick mit dem dem Gefangenen abgewandten Auge zu.
    "Jaaa... so in etwa."
    stimmte die Stadtwache ihm zu, während das Blitzen in Lodricks Augen Sil zu verstehen gab, dass der Mann sein Schauspiel erkannt hatte und mitspielen würde.
    Der Gefangene Junge war bei den Worten des Nordmarers langsam immer bleicher und bleicher geworden, während er von dem einen Mann zum anderen sah.
    Offensichtlich behagte die Unterhaltung ihm so gar nicht, und Silmacil konnte sich nur zu gut vorstellen, welche Bilder sich in dessen Kopf gerade abspielen mussten.
    Auch wenn es ein wenig grausam war, so musste Sil nun noch einen drauflegen.
    "Tschuldige Kleiner, besser so als Folter..."
    dachte sich der Nordmann entschuldigend, während er zum nächsten verbalen Schlag ausholte.
    "Nur gut, dass sich der Kerl auf den Weg hierher nicht verletzt hat. Unter diesen Umständen würde sich jeder kleine Schnitt binnen Stunden entzünden. Erinnerst du dich an Navrathiel, der sich beim letzten Feldzug diesen kleinen Schnitt am Arm zugezogen hat? Man sah das ekelig aus, als sich der Wundbrannt da hineingefressen hatte... so rot und geschwollen, und geknistert hats bei jeder Berührung, wo der Schleim hervortrat... Ärgh, mir wird heut noch übel wie ich drann denke. Hat ihn binnen ner Woche hingerafft, nachdem das Fleich angefangen hat vom Knochen zu faulen..."
    Silmacil holte für seinen Bluff ne ganze Ecke aus, aber er wusste aus eigener Erfahrung, wie übel Wundbrandt sein konnte, und was es mit einem Mann anzustellen vermochte. Darauf vertrauend, dass der Junge viel zu verängstigt sein würde, um Sil`s geflunkerten "Bericht" als solchen zu erkennen, beobachtete der Schmied den Kleinen aus den Augenwinkeln. Innerlich schalt er sich dafür, die Beinwunde welches sein Wurfmesser bei dem Jungen geschlagen hatte für so einen miesen Trick zu benutzen, andererseits war es noch nicht einmal gelogen, wass er über Wundbrannt und dessen Chancen hier erzählte.
    Jetzt musste er nur hoffen, dass der unerfahrene Assassine auf die Geschichte anspringen, und in Panik verfallen würde... vielleicht konnten sie diese grausige Charade dann schnell und so human wie inzwischen noch möglich hinter sich bringen.
    Wie erwartet wurde das Gesicht des Jünglings bei Silmacils Erzählung erst Aschfahl, dann Übelkeitserregend grünlich.
    Silmacil wappnete sich für das, was nun folgen würde, und suchte mit seinen Füßen schon einmal unauffällig möglichst festen Halt auf dem Zellenboden.
    "Lasst mich hier raus!"
    brüllte der Junge plötzlich, sprang von seinem Hocker auf, und versuchte sich zwischen den beiden Männern hindurch zu winden.
    Silmacil hatte damit gerechnet, verpasste Lodrick einen Stoß, den die Stadtwache aus der Zelle stolpern ließ, und trat dem jungen Assassinen kräftig vor die Brust, was ihn wieder auf den Strohbedeckten Boden beförderte.
    Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, war der Nordmarer aus der Zelle getreten, und schlug lautstark die feste Türe zu.
    "Geh`n wir..."
    brummte er Lodrick zu, wobei er versuchte möglichst hart und abgebrüht zu klingen, wobei Lodrick jedoch das leichte Zittern in seiner Stimme bemerkte, dass der Nordman nicht unterdrücken konnte.
    "Nein, lasst mich nicht hier! Holt mich raus! Lasst mich raus!"
    brüllte der Junge panisch, während der Hüne ihm den Rücken zudrehte, und langsam und gezielt wegging.
    Als Antwort auf den fragenden Blick Lodrick`s hielt der Nordmarer, vor den Blicken des Gefangenen verborgen, 5 zittrige Finger vor die eigene Brust.
    Mit jedem Schritt, knickte der Nordmann einen Finger ein, in der Hoffnung, dass sein Bluff funktioniert hatte.
    4 Finger...
    "Lasst mich raus! Bitte...."
    erklang es keine zwei Meter hinter ihm, und Silmacil musste sich arg zusammenreißen, den nächsten Schritt zu tun.
    3 Finger...
    "Bitte... *schluchts* ...lasst mich raus..."
    flehte es hinter ihm, doch er zwang sich hart zu bleiben.
    2 Finger...
    "Bitte... lasst mich raus... ich sag euch alles, was ihr wollt..."
    Silmacil blieb stehen, und blickte zu Lodrick herrüber.
    "Was sagst du?"
    fragte der Nordmann den Wächter leise aber ernst, und blickte ihm dabei fest in die Augen.
    Geändert von Silmacil (15.01.2013 um 22:00 Uhr)

  13. Beiträge anzeigen #333
    Ritter Avatar von Lodrick
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    Lodrick ist offline
    Es wahr erstaunlich wie gut Silmacil dieses Schauspiel veranstaltete.
    Hatte er den Nordmann vielleicht falsch eingeschätzt? Für ihn war Silmacil bisher ein Hau-Drauf gewesen. Ein zwar gutherziger, rauer Kerl der sich gerne prügelte und durch und durch das verkörperte was er war: Ein Nordmarer.
    Und dann lieferte er soetwas ab? In der Tat, in Silmacil steckte wohl weitaus mehr als der Schmied, der Trinker und der Prügler.

    Und wie erhofft sprang der Assasine voll darauf an.
    Immerhin. dachte sich Lodrick. Schließlich hatte er nicht sehr viel Ahnung von der Kultur dieses Volkes und es könnte genau so gut sein, dass sie ihre Kinder von Anfang an dazu erziehen Schmerz und Leid zu ertragen.
    Doch es wirkte und Lodrick stieg mit ein.

    Als der Junge dann aufsprang und Silmacil sich um ihn "kümmerte" blieb Lodrick, der vom Stoß des Nordmannes auf dem Boden gelandet war, kurz auf eben jenem liegen und besah sich des Mannes, der da die Tür zuschlug, ihm aufhalf und dann davon lief.
    Dann hatten sie den Willen des Jünglings gebrochen auch wenn dieses "Verhör" (wenn man es denn noch so nennen wollte, schließlich waren die beiden recht unkonventionell vorgegangen) selbst den Nordmann seltsam stimmte.

    "Alles was wir wollen?"
    "Ja!" meinte der Assasine mit nun wieder festem Blick, auch wenn Lodrick glaubte eine Träne an der Wange des Jungen hinabperlen zu sehen glaubte.

    "Na dann lass uns doch mal sehen." der Wachtmeister machte einen Schritt auf die Zelle zu, nahm sich einen der Hocker der Wache und setzte sich vor den Jungen, der ihn durch die Gitterstäbe anblickte.
    "Wir wissen von eurem Versteck. Wir wissen auch wo es liegt. Allerdings wissen wir nicht, wie gut es gesichert ist, wie viele Eingänge es gibt und vor allem wie viele ihr seid."

    "Es gibt zwei Eingänge. Der eine ist der innerhalb der Stadt. Er ist gut bewacht und gesichert. Und einen außerhalb der Mauer."
    Dier erklärte wie diese Mistkerle in die Stadt gelangen konnten. In anbetracht der Tatsache, dass es ein solches Sicherheitsrisiko gab, war es fast das kleinere Übel Assasinen in Thorniara zu beherbergen, als ein Trupp der Rebellen, die sich Zugang zur Stadt verschafften.

    "Ich weiß nicht wie viele wir insgesamt sind. Ich durfte nicht in die Versammlungsräume. Und Ich war einer der letzten die hier ankamen."
    "Silmacil" unterbrach der Wachtmeister. "Würdest du mir Papier und Feder reichen?" er deutete auf einen Tisch neben dem Nordmann.

    Lodrick konnte noch viele Details erfahren, die ihnen die anderen Assasinen nicht mitgeteilt hatten und würde das Pergament auf dem alles dokumentiert war sofort weiterreichen.
    Es war schon erstaunlich wie bereitwillig jemand im Angesicht eines grausamen Todes Informationen herausgab.

    "Ich habe euch alles gesagt was ich weiß. Jetzt lasst mich wieder frei! Ich weiß nicht mehr!" schrie der Assasine den beiden Männern nach als diese sich wieder zum gehen wandten.
    Auch wenn dies stimmte und er ihnen im Grunde genommen sehr geholfen hatte, würde es ihn wohl nicht vor dem Strick retten. Gesetz war Gesetz.
    So oder so.

  14. Beiträge anzeigen #334
    Ritter Avatar von Silmacil
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    Silmacil ist offline
    Silmacil reichte dem Wächter die geforderten Schreibuntensilien, und lehnte sich an die Wand in der Nähe, um sich alles mit anzuhören beziehungsweise Lodrick zu Hilfe zu eilen, wenn der junge Assassine noch weitere Asse im Ärmel haben sollte.
    Er fand das Gehörte hoch interessant, ganz besonders den Teil über die geheime Tür in der Stadtmauer. Sollte er jemals in Ungnade der Garde fallen und sich in der Stadt nicht mehr blicken lassen können, wäre dies wohl eine gute Möglichkeit zu fliehen... oder sich wieder in die Stadt zu schleichen um sich weiter nach Ravenne umzusehen...
    Silmacil schüttelte leise den Kopf bei der Überlegung. Gut und schön diese Information, aber die Stadtwache hatte sie nun auch, was bedeuten würde, dass sie diese Tür fortan bewachen würden, wenn sie sie nicht eh zumauerten.
    "Ich habe euch alles gesagt was ich weiß. Jetzt lasst mich wieder frei! Ich weiß nicht mehr!" schrie der Assasine ihnen nach, als Lodrick zufrieden mit dem Bereicht war, und sich zum gehen wandte.
    Silmacil beschleunigte seinen Schritt, bis er den Stadtwächter eingeholt hatte, und sprach ihn leise aber eindringlich an.
    "Wir haben es ihm versprochen..."
    brummte der Nordmarer dem Stadtwächter zu, als sie sich knapp außer hörweite des Assassinen befanden, zumindest solange sie ihre Stimmen nicht zu sehr erhoben.
    "Was erwartest du von mir? Er hat eine Stadtwache getötet, wir können ihn nicht einfach ziehen lassen."
    knurrte Lodrick zurück, und Sil überlegte fieberhaft, wie er seinen Standpunkt klarmachen konnte, ohne gleich einen Streit mit dem Wächter vom Zaun zu brechen.
    "Is mir schon klar Lodrick, aber wir müssen doch irgendwas machen können, um unseren Teil der Abmachung einzuhalten. Ihn auf ne Plantage schicken oder sowas..."
    erwiederte der kräftige Schmied, während er versuchte eine Tonlage zu finden, die gleichzeitig ernst, beschwichtigend und unnachgibig klingen sollte.
    Der Stadtwächter blickte ihn zweifelnd an, und der Nordmann beschloss das Risiko einzugehen und nachzusetzen.
    "Komm schon... denk drann was passieren wird, wenn unser kleiner Freund im Gefängnis herumerzählt, dass sich die Wache nicht an ihr Wort hält. Alle weiteren Verhöre würden viel schwerer durchzuführen sein, da kaum noch ein Verbrecher dem Strafnachlass vertrauen würde, dem ihr ihnen vielleicht anbieten würdet. Solche Sachen verbreiten sich immer wie ein Lauffeuer Lodrick!"
    Silmacil versuchte verzweifelt, als besorgter Freund des Stadtwächters aufzutreten. Ihm war durchaus bewusst, wie nah er am Abgrund balancierte, wie leicht man ihm seine Aussage zu einer Drohung verdrehen könnte, welche unter Umständen Silmacil selbst ne Zelle hier unten einbringen konnte, aber der Nordmarer war fest entschlossen, sein Wort - auch wenn es nur indirekt gegeben worden war - zu halten, koste was wolle.
    Glücklicherweise schien Lodrick ähnlich zu denken, denn er blieb tatsächlich stehen, und begann ebenfals zu überlegen was sie machen könnten.
    "Ich könnte versuchen was zu organisieren... Was würdest du von einem Platz in einer der Minen des Königsreiches für den Kerl halten? Varant, oder vielleicht sogar Nordmar?"
    fragte der Wächter schließlich Silmacil, welcher erleichtert durchatmete.
    "Klingt fair."
    erwiederte er, und machte sich auf, loszulaufen.
    "Ich organisier dann mal nen Heiler für den Jungen. Sonst stirbt er uns noch tatsächlich an Wundbrannt weg..."
    rief er dem Stadtwächter zu, bereits halb die Treppe herauf.
    Ihm war egal, was Lodrick wohl nun von ihm dem "starken" Nordmann halten mochte, aber Sil war erleichtert dem Jungen das schlimmste Los erspart und sein Wort gehalten zu haben. Jetzt wollte er einfach nur raus aus diesem stickigen Gewölbe und einen Heiler auftreiben.
    Geändert von Silmacil (15.01.2013 um 21:45 Uhr)

  15. Beiträge anzeigen #335
    Ritter Avatar von Lodrick
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    Lodrick ist offline
    Vielleicht hatte der Jüngling den Tod verdient. Schließlich hatte er eine Stadtwache auf dem Gewissen und war Teil er Verschwörung gegen die Bürger Thorniaras. Vielleicht war es aber auch falsch einen so jungen Mann zu Beliar zu schicken.

    Auch wenn Lodrick es nicht ganz so sah wie Silmacil könnte er es tatsächlich versuchen, dass dem Assasinen der Galgen erspart bliebe.
    Der Nordmann meinte sie hätten ihm ihr Wort darauf gegeben, dass er frei kommt. Lodrick hingegen war eher der Meinung, dass sie ihm versprochen hatten, ihm die Foltern zu ersparen.

    Allerdings wusste die Öffentlichkeit nichts von dem Gefangenen und die meisten Mitglieder der Stadtwache merkten sich ein Gesicht unter vielen nicht. Eventuell könnte der Wachtmeister etwas arrangiere. Vielleicht musste der Jüngling nicht sterben. Die Frage war nun ob ein Leben in Gefangenschaft in einer Mine, wo es ihm sicherlich nicht gut erginge denn besser war als ein schneller Tod durch einen Scharfrichter. Auch wenn Lodrick bezweifelte, dass irgendjemand dem Kerl einen schmerzfreien Tod wünschte.

    Nun, in den Minen Nordmars konnte er genauso gut seine Strafe erhalten. Somit hatte Lodrick es beschlossen: Er würde alles tun um den Jungen in eine solche Mine zu bringen. Sollte Innos entscheiden ob seine Tat mit dem Tode bestraft werden sollte, ihn ginge das dann nichts mehr an.

    Kaum hatte der Wachtmeister einem Waffenknecht das Pergament mit den neuen Informationen in die Hand gedrückt und ihn zum Oberst geschickt, kam auch schon der Nordmann mit einem Heiler im schlepptau wieder.

    "Kümmert euch um ihn. Er soll uns nicht in der Zelle wegsterben." meinte Lodrick noch, doch war er in Gedanken schon bei der Planung des Angriffs auf das Versteck der Menschenhändler, welche in den nächsten Tagen stattfinden sollte. Er würdees Innos danken, wenn dieser Stress endlich vorbei war.

    "Wie siehts aus?" wandte er sich an Silmacil. "Noch Lust auf einen Humpen in der Marktschänke? Ich geb dir einen aus." fragte er den Nordmann, der nun erleichtert wirkte.

  16. Beiträge anzeigen #336
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Shakuras ist offline
    Shakuras riss die Augen auf! Seine trüben Seen versuchten sogleich die Finsternis zu brechen. Schlimmes hatte ihn heimgesucht. Heimgesucht oder eingeholt. Er wusste es nicht, würde es vielleicht nie wissen, aber seine schlierigen Augäpfel zuckten häßlich im Nachhall der Trümmer. Der Alte war kalt. Schweißperlen benetzten sein Gesicht, seine Brust, seinen Rücken. Ein Gefühl der Beklommenheit hielt ihn fest in den Griff, fesselte ihn, ließ ihn nur schwer und aufgebracht atmen. Sein Blick suchte den verschwommenen Raum ab. Aber er konnte keine Geister finden, wo keine waren. Shakuras ächzte. Ein plötzlicher Schmerz mitten in seiner linken Brust wie ein Stich mit einer heißen Nadel verhieß ihn, dass die Bedeutung hierfür andernorts gründete. Er krümmte sich, würgte, aber in seinem Kampf kamen die Bilder, die Schemen, die Worte, der Wechsel, die Trümmer und der Traum, der zum Alptraum wurde dumpf und leise wieder. Im Namen Innos', dem Schöpfer des Lichts und der Gerechtigkeit, bleib stehen und.. Der Schmerz packte ihn erneut, der Strudel von wilden Schattenspielen, die er nicht kannte, nicht ausmachen konnte, nicht jetzt und auch schon vorher nicht im Träume, und alles endete mit einer roten Schneiße und der Flucht der Heimsuchung, die den Alten getroffen und erschüttert hatte. Der Schweif der Traumgeister entledigte sich des Wirts. Die Schmerzen und Krämpfe wichen, wie es zuvor auch das vermeintliche Leben getan hatte, und die Beklommenheit fiel endgültig ab von Shakuras und ließen ihn allein mit Ungewissheit und blassen Erfahrungen. Es wurde ruhiger im Zimmer. Nichts ließ auf das eben schließen. Nichts äußerlich Umgebendes außer dem Herrn selbst. Die ruhigen Atemgeräusche seiner Brüder waren das einzige, das davon berichtete, dass eben eben Nichts passiert sein musste. Konnte. Wollte. Durfte! Er stolperte aus dem Bett, griffelte stürzend nach jedem Halt, der sich da in der Dunkelheit der Kammer fand und hangelte sich zur Tür. Klirrend viel etwas zu Boden. Hölzer gaben nach. Die Tür - er stieß sie auf mit Leib und Seele und fiel wankenden Schrittes zu einer der Säulen dieses Manifests Innos‘, das eine der Festen der Tempel und der Gemeinschaft seines Herren Gnade war. Shakuras keuchte noch immer, schwerer als zuvor. Der Schrecken war zwar fort, aber das Geheime dahinter war nicht mehr wegzudenken und wurde präsenter mit jedem eisigen Atemzug, zu welchen sich der Gelehrte regelrecht zwang. Der Novize spürte eine Nässe an seiner Oberlippe, die er schmeckte. Er tastete nach seiner Nase, seinen Lippen. Feucht, rot, metallisch. Blut. Der just in diesem Moment dreinfallende Silberschein des Himmelrunds zeigte es nochmal deutlich. Blut. Schwarz auf weiß. Der Träger alter Würden fühlte sich nah, einem Traum auferlegen, und doch so unwirklich wirklich verankert auf dem Irden. Er riss sich los und entschloss sich taumelnd für einen Weg, den er selbst noch nicht kannte. Das wüsste nur ein Geist, ein Körper, eine Seele und ein Gott. Die Contemplari.
    Geändert von Shakuras (16.01.2013 um 20:55 Uhr)

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    Konsul atmete tief durch. Er stand jetzt direkt vor seinem alten Arbeitsplatz, der Marktschänke, die er vor sieben Monaten, ohne persönlichen Abschied verließ. Einzig eine kurze Nachricht hatte er hinterlassen, eine, welche Coragon sicher nicht gefiel. Es waren bestimmt bereits fünf Minuten, die er nun vor der Tür verbracht hatte, als, wie er gerade im Begriff war eben jene zu öffnen, diese mit einem Lauten Krach aufschlug und eine Person hinausgeworfen wurde, die direkt vor seinen Füßen landete. "Du Taugenichts von einem Gehilfen! Du verdammter Trottel! Ich hab dir hundertmal gesagt, dass du nicht fürs nichtstun bezahlt wirst! Verzieh dich! Aus meinen Augen!" Konsul war wie gelähmt, als er die mächtig verärgerte und kräftige Stimme seines ehemaligen Herren hörte. "Wegen dir kann ich mir wieder einen neuen Gehilfen suchen! Das ist in sechs Monaten bereits der dritte, du Sack! Und jetzt hau endlich ab!" Ein unverständliches Schimpfwort brummelnd, rappelte sich der junge Mann auf und rannte davon, nicht ohne Coragon noch eine wüste Geste zu zeigen.

    Coragon wollte eben die Tür zuziehen, als sein Blick auf die Gestalt im Lederumhang vor seiner Tür fiel. "Tut mir Leid, wir machen erst zu Mittag auf! Kommt dann wieder." Die Tür war schon fast zu, als Konsul sich überwand und noch rief,"Ich komme nicht als Gast, Herr Wirt!" Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis Coragon wieder im Rahmen stand. "Ich kenne eure Stimme...", murmelte er "... was ist dann Euer Begehr?" fragte er, mit einem drohenden Unterton in der Stimme. "Nehmt die Kapuze ab, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe!"

    "Ich bin es, mein Herr!" sprach Konsul leise und ließ die Kapuze von seinem Haupt gleiten. "Ich bin zurück." fügte er kaum hörbar hinzu. "Lasst mich wieder bei Euch arbeiten" Coragon war aus der Schänke herausgetreten. Sprachlos betrachtete er den Barden, der mit gesenktem Haupt und ein wenig Reue um den Posten des Gehilfen bat. Er umrundete ihn, betrachtete ihn von allen Seiten, schließlich stellte er sich vor ihn und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf.

    "Konsul."

    Mehr sagte er nicht. Es war keine Frage, es war eine Feststellung. Emotionslos hatte er es gesagt, ohne Freude, ohne Zorn, ohne Trauer. Er lenkte seinen Blick von Konsul's Augen nicht ab, welcher bei der Nennung seines Namens aufgeschaut hatte. Schweigend blickten sie sich an, der Wirt und der ehemalige Gehilfe. Coragons Blick war unergründlich, doch er konnte ihm standhalten. Bemühend, seiner Reue Ausdruck zu verleihen, wollte er eben zu einer Entschuldigung ansetzten, als Coragon sich umdrehte und in das Wirtshaus zurückging. Die Tür aber ließ er offen.

    "Worauf wartest du? Es gibt was zu tun." hörte Konsul Coragon rufen. "Komm rein und tu was!"

  18. Beiträge anzeigen #338
    Ritter Avatar von Konsul
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    Konsul ist offline
    "Verdammte Scheiße, wo hast du gesteckt? Einfach abgehaut, nur einen Wisch von Pergament lasst du mir auf der Theke liegen! Sei froh das ich meinen Ärger schon an dem Trottel ausgelassen habe, den ich dir vor die Füße gehaut hab!" Coragon schüttelte den Kopf. "Sieben Monate! Und weißt du, wie scheiße es ist, wenn du von einen Tag auf den anderen wieder 'nen Gehilfen suchen musst?" Er nahm einen Schluck vom Bier, welches vor ihm stand. "Du hast genau fünf Minuten Zeit mir zu erzählen, warum und wieso, und dann gibt's was zu tun."

    Konsul drehte den Humpen in seiner Hand. "Ich wollte wieder aufs Festland zurück... warum weiß ich nicht." Er starrte auf die Tischplatte "Hab mein Erspartes zusammengekratzt und bin mitten in der Nacht runter zum Hafen... Im Morgen ist ein Kriegsschiff ausgelaufen, ich hab mich an Bord geschlichen und schlug mich nach der Ankunft in Bakaresh zwei Wochen lang durch, indem ich für die reichen Händler dort spielte. Bei nächster Gelegenheit bin ich dann mit einem der Geldsäcke nach Kap Dun, wo ich fast verhaftet wurde, weil der sogenannte Händler war ein gesuchter Menschenräuber, und man glaubte, ich war einer seiner Gehilfen." Konsul spürte die Dürre in seiner Kehle und nahm einen Schluck vom Bier. "Dann bin ich geflohen, nach Ardea... Dort habe ich mich bei einem freundlichen Schmied versteckt. Doch ich wollte weiter. Mein Weg führte mich über die Berge nach Montera, wo ich ein Monat wegen einer Verwechslung im Kerker saß. Keine drei Monate am Festland und schon hatte ich viel zu viel erlebt."
    Er lachte trocken. "Ich kam frei, aber mir ging es nicht besser als vorher. Also verdiente ich mir ein paar Goldstücke als Tellerwäsche und wollte über Faring nach Vengard zurückkehren. Doch eine Bande Banditen machte mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Sie entführten mich und ich musste sie drei lange Wochen unterhalten, bis die Männer des Königs mich befreiten. Abgearbeitet von den ganzen Strapazen kam ich schließlich in Faring an, wo ich den Inhalt einer Kiste, die ich bei den Banditen mitgehen ließ, an einen Assassinen verkaufte, welcher mir dafür fünftausend Goldstücke gab: Ich war ein reicher Mann, doch leider nicht lange." Gluckernd ließ Konsul sich einen Großteil vom Bier in die Kehle rinnen. "Denn kurz vor Vengard holte eine Patrouille mich ein. Der Assassine hatte mich wegen Diebstahls angezeigt - man wollte mir das Gold wegnehmen und mich verhaften, doch ich drückte dem Hauptmann nur den Beutel mit viertausend Goldstücken in die Hand und während der Nacht konnte ich mit den restlichen Tausend Gold fliehen... Drei Wochen lang ließ ich es mir in Vengard gut gehen, dann beschloss ich zurück nach Argaan zu kehren, und zahlte mit dem verbliebenen Gold die Überfahrt auf einem Handelsschiff eines mittelgroßen Händlers aus Vengard. Ich kam heute Morgen, nur mit meiner Laute und diesem Umhang an." Er trank den Rest vom Bier auf und stellte den Humpen sanft auf das Holz des Tisches zurück.

    Coragon schaute ihn prüfend an. "Ich nehm dich eine Woche auf Probe, OHNE Lohn, wegen dem Ärger den du mir eingebrockt hast. Wenn du nicht einverstanden bist kannst gleich abhauen. Dort ist die Tür."

    Konsul blieb sitzen.

    "Gut. Du schuldest mir ein Goldstück für's Bier." Ein Lächeln breitete sich über das Gesicht des Wirtes aus. "Hand drauf?" Der Barde nahm die dargebotene Hand, es war ein Druck nach Bauernart, lang und fest. "Hand drauf."

  19. Beiträge anzeigen #339
    Ritter Avatar von Bakaz
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    Bakaz ist offline
    Auf dem Markt stand Bakaz in einem dicken Mantel aus Wolfsfell hinter seinem Stand und verabschiedete einen Kunden, der ein Exemplar von Die Lehren der Götter als Hochzeitsgeschenk für seine Nichte gekauft hatte. Neben gängigen Büchern führte er auch einige seltenere Stücke und unter der Theke versteckt am Boden seines Sacks hielt er vor allem von den Tempeln und den Königstreuen - weder den Anhängern des einen, noch des anderen - weniger geschätzte Werke für all jene bereit, die bei ihm danach zu fragen wussten und genügend Gold mitbrachten. Die andere Hälfte seines Standes war von allerlei Kuriositäten wie etwa ein Glas Froschlebern und ein Paar Kohlmeisen aus Myrtana im Käfig vereinnahmt.

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    Rat des Orden Innos'  Avatar von Ravenne
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    Ravenne ist offline
    Auf dem Rückweg zur Werkstatt hatte sie beschlossen, noch auf dem Markt vorbeizuschauen. Bei den meisten ignorierte sie die Rufe, mit denen die Marktschreier Kunden anlocken wollten, und überflog die Auslagen lediglich. Gemüse hatte sie noch, das würde sie erst später wieder besorgen müssen, und da wurde auch schon eingepackt. Bücher brauchte sie auch nicht, zumindest hatte sie bisher nichts gesehen, was sie so sehr interessiert hätte, dass sie dafür unbedingt Gold ausgeben musste. Das Wichtigste konnte sie in der Bibliothek lesen. Sie schritt die Stände ab, als sie einen neuen entdeckte. Ein wirklich seltsames Angebot hatte der ... nein, den hatte sie definitiv noch nie hier gesehen. Sie ging, musterte die Auslagen. Ein Käfig mit Vögeln, die sie nicht kannte. Gläser mit undefinierbaren Inhalten. Die Hauptkunden des Mannes mit dem Wolfsfellmantel waren wohl Alchemisten. Gut, vielleicht hatte er ja etwas, was sie tatsächlich interessierte. Manchmal ergaben sich so gute Gelegenheiten, auch für Goldschmiede, also zog sie die bei Soldaten gefürchtete Schiefertafel hervor.
    Innos zum Gruß.
    Euren Stand kenne ich noch nicht, darf man fragen, woher Ihr kommt? Ihr bietet ja allerlei Seltenes an, führt Ihr auch Metalle?

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