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Der Köcher war vollgefüllt mit weiß gefiederten Pfeilen, der Ulmenbogen war frisch gewachst und das Jagdmesser hatte noch einmal jenen Schliff erhalten, vor dem auch Leder auseinander sprang, wenn man nur leicht damit schnitt.
Badhor ging zur Jagd und dementsprechend war auch seine Bewaffnung. Doch noch war nicht die unsichere Wildnis sondern eine manchmal noch unsicherere Taverne sein Ziel, jene stadtbekannte Spelunke, in der sich jeder mit jedem zu treffen schien. So suchte auch der Jäger nach einem, den er in diesem geselligen Gasthaus vermutete. Und so die Sturzkampfmöve eben allzeit ein guter Ort war, wenn man jemanden suchte, fand auch er dort sein Ziel, das an einem Tisch am Rand gerade die letzten Bissen eines Eintopfes verzehrte.
Ohne sich langerhand mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten, setzte sich Badhor an Venoms Tisch und blickte ihn aus seinen eisblauen Augen.
"Hol den Bogen und komm mit, es gibt Arbeit."
Die Verwunderung war ihm anzumerken, dennoch stand sein Schüler vom Tisch auf und schnappte sich den geliehenen Kurzbogen samt Pfeilköcher, während der Nordmarer kritisch dessen Ausrüstung begutachtete.
"Hast du ein Messer, das auch was aushält?"
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Lucky 7
Venom war nicht wenig überrascht ausgerechnet seinen Lehrmeister in der Sturzkampfmöwe anzutreffen, da er ihn noch nicht hier zu Gesicht bekommen hatte. Er räumte kurz sein benutztes Geschirr zur Seite und fuhr einmal mit der Hand über den Tisch um ihn notdürftig zu reinigen.
Heute musste irgendetwas Besonderes anstehen, ging Venom durch den Kopf. Warum sonst würde sein Meister ihn aufsuchen, vermutlich war es eine neue Übung.
Auf dessen Frage hin warf er einen etwas wehleidigen Blick auf sein Messer, dass er immer noch am häufigsten zum Essen gebrauchte. Er hatte schon einmal darüber nachgedacht sich ein Neues zu kaufen, es dann aber wieder vergessen.
„Kommt denk ich stark drauf an.“, sagte Venom und zeigte Badhor sein Messer. „Es ist schon etwas älter und ich glaube bei wirklicher Belastung wird es den Geist aufgeben.“
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Innerlich verzog der Jäger das Gesicht. Was Venom ihm da präsentierte, würde wohl kaum eine richtige Jagd überstehen, ebenso wenig, wie man damit ein Tier ausschlachten könnte. Äußerlich zuckte er jedoch nur die Schultern - dann mussten sie eben umso mehr darauf achten, dass Venom keines brauchen würde.
"Wir gehen jetzt in die Wälder im Norden, ich habe die Spuren eines kleinen Wolfsrudels gefunden - du kannst dich jetzt als richtiger Schütze beweisen."
Eigentlich umfasste das "Rudel" nicht mehr als fünf Tiere, kein Nachwuchs, wenn er die Fährte richtig gedeutet hatte, dennoch waren Wölfe stets gefährlich, deswegen würden sie die Tiere auch nicht offen stellen. In einem Beutel hatte der Nordmarer Frischfleisch mitgenommen, das ihnen als Köder dienen würde, während sie sich verschanzten.
Die Jäger der Nacht dienten vielleicht vielen als Schauermärchen, ebenso wie Orks und Schwarzmagier, dennoch verbarg sich hinter den oft blutigen Geschichten eben nur ein Vorfahr des gemeinen Haushundes.
"Während wir unterwegs sind, gilt es noch den letzten theoretischen Teil zu besprechen- was weißt du darüber, wie man einen Bogen instand hält?"
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Lucky 7
Als Venom mitbekam, dass sie Jagd auf Wölfe machen würden wurde ihm ein wenig mulmig zu Mute und er hoffte nur sich besser anzustellen als sie das eine Mal von einem Scavenger überrascht wurden.
Dann dachte er darüber nach wie er einen Bogen instand halten würde. Wieder so eine wichtige Frage an die er nicht so schnell gedacht hätte, wahrscheinlich hätte er sich irgendwann gewundert warum sein Bogen kaputt wäre.
„Zuerst einmal, immer den Bogen entspannen, wenn er nicht gebraucht wird. Dann würd ich darauf achten ihn keiner Feuchtigkeit auszusetzen und gegebenenfalls die Sehne wechseln.“, sagte Venom während sie durch die Straßen Setarrifs gingen um sich in den Wald zu begeben.
„Wie jagt man eigentlich einen Jäger?“, fragte er spontan als es ihm ganz plötzlich einfiel. „Ich mein, Wölfe jagen ja selbst. Wie stellen wir sicher, dass sie nicht uns jagen?“
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"In dem man mehr Tricks parat hat, als der andere Jäger. Weil wir wissen, dass sie uns auch jagen, sind wir vorbereitet."
In diesem Fall würden sie darauf bauen müssen, dass der naturgegebene Vorteil des Menschen, der Daumen, ihnen zum Sieg verhalf - ein Wolf konnte nun mal nicht klettern. Wenn sie den Köder auslegten und sich dann eine sichere Position suchten, konnten sie mit dem Rudel fertig werden, zumal es eben ein sehr kleines war.
"Das wichtigste für einen richtigen Schützen ist, dass er eine Einheit mit seinem Bogen bildet. Deswegen musst du dir deinen Bogen speziell für dich anfertigen lassen. Wenn dir ein Bogner erzählt, dass er genau den richtigen Bogen für dich noch im Lager hat, dann lügt er.Zugkraft, Größe und Material müssen immer auf den Schützen abgestimmt werden."
Langsam trugen ihre Schritte sie zum Nordtor, von wo aus sie in die Wälder im Norden Setarrifs gelangen konnten, dort würden sie die Fährte der Wölfe aufnehmen und sie stellen.
"Wenn du einen eigenen Bogen hast, achte darauf, ihn regelmäßig zu wachsen. Bogenwachs gibt es bei jedem Händler, der ein wenig was von Jagdausrüstung versteht. Wenn dir Pfeile ausgehen, lass sie dir ebenfalls speziell anfertigen, ganz besonders achte darauf, dass durch den Pfeil keine sogenannten 'Flammen', also Holzmaserungen laufen - und wenn doch, dann keinesfalls von oben nach unten - sowas kann dich eine Hand kosten."
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Lucky 7
Venom nickte bei Badhors Worten dankbar, er würde den Ratschlag beherzen. Er legte doch viel Wert auf seine Hände und bei dem Gedanken sie zu verlieren öffnete und schloss er sie einmal, warum wusste er nicht so genau. Wahrscheinlich einfach ein Reflex um zu überprüfen ob sie noch da sind, dachte er.
Auch schien es ihm, dass sein Lehrmeister einen genauen Plan hatte wie sie sich an die Jagd auf die Wölfe begeben würden. Alles andere hätte ihn auch ein wenig gewundert, machte Badhor doch nicht den Eindruck eines unbedachten Menschen. Trotzdem beruhigte ihn ein wenig die Gewissheit sich nicht auf einem Selbstmordkommando zu befinden.
„Was den Bogen betrifft . .“, setzte Venom an. „Ich hatte gehofft dir den Bogen abkaufen zu können mit dem ich auch geübt habe. Aber wenn der nicht der Richtige ist, würdest du mir dann einen fertigen?“
Gerade passierten sie das Tor und Venom schaute sich automatisch um und schalt sich gleich darauf einen Narren. Da er die ganze Zeit mehr oder weniger an Wölfe dachte, hatte er automatisch die Gegend nach welchen abgesucht. Als ob hier direkt vor der Stadt die Wölfe auf sie warten würden.
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Dunkler Horizont erstreckte sich bis in die Unendlichkeit. Schwarze Gewässer schwappten an den Strand, drangen ein paar Meter vor und zogen sich dann wieder schnell zurück. Weißer Strand schien im Mondlicht zu glühen. Millionen von Sternen funkelten am Himmelsgewölbe und bildeten sonderbare Formen der Kunst, nur für denjenigen ersichtlich, der sie zu lesen verstand. Ein kleines Lagerfeuer brannte in einem künstlichen Steinkreis. Durch die salzverkrusteten Treibhölzer brannte es stark orange. Trotzdem oder vielleicht gerade dadurch spendete es mehr Geborgenheit als normales Feuer. Doch die dunkle gekleidete Gestalt vor dem wärmenden Flamen machte dieses Gefühl wieder zunichte.
Madlen näherte sich vorsichtig und mit kleinen Schritten. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, den Mantel um die Schultern gelegt und in der einen Hand eine Fackel. Normalerweise bevorzugte sie es ohne Licht in der Nacht, aber sie wollte ihr Gegenüber nicht unnötig nervös machen. Es kam nur auf den richtigen Moment an. Die Droge war so dosiert, dass sie den Mann noch für eine Viertelstunde verhören konnte, bevor er starb. Nur eine Hautrötung würde erkennbar sein und selbst diese verschwand nach ein paar Tagen.
Ironie des Schicksals. Ihre heutigen Verfolger hatten damals viel Zeit in ihre Ausbildung investiert. Sie wussten, dass das Reich fallen würde, es war nur eine Frage der Zeit. Und genau dafür waren die Geheimen da. Für das Danach. Und heute, heute würde Madlen das Wissen, das sie von ihnen bekommen hatte, benutzen, damit sie ihre Häscher loswurde. Sie hatte das Zeichen erkannt. Der goldene Kreis mit blauen Flammen umgeben. Absolute Treue dem Reich und Tod all denen, die gegen sie waren.
Der Mann schien am Lagerfeuer zu schlafen, doch die junge Frau wusste: er weiß, dass ich da bin. Es wurde auch sogleich bestätigt, da der Schwarzgekleidete anfing zu sprechen.
„Ihr seid spät, aber lassen wir das. Zuerst dachte ich schon, Ihr kommt gar nicht mehr!“ – „Ich bin eine Nachtmensch.“ – „Ja, das seid Ihr wohl, doch setzt Euch. Genießen wir die Stille der Nacht, das Rauschen des Meeres, die Schönheit des Himmels. Wir haben Zeit!“
Die junge Frau nahm dem Mann gegenüber Platz. Außer Reichweite für einen schnellen Übergriff, doch so nah, dass sie schnell das Gift einfüllen konnte. Sie bräuchte bloß Glück und dann etwas Verstand und schon konnte sie den Tod in den Wein geben. Auf dem Weg hierher hatte sie eine Wolfsfährte entdeckt. Wenn die Tiere wirklich die Nähe des Menschen suchte, dann würde eines aus dem Rudel bald hier auftauchen.
„Stoßen wir an! Auf eine Zeit, die wir noch lange in Erinnerung behalten werden.“ Der Mann rückte näher an sie heran. „So im Feuerschein betrachte, Mylady, seid Ihr wunderschön!“ Madlen nahm den Geruch von Wein war. Ihr Gegenüber musste schon stark betrunken sein. Gut, dass würde die Droge noch einmal verstärken. Sie versuchte so wenig wie möglich angewidert zu klingen. „Oh, Ihr seid wahrlich nicht sparsam mit Euren Worten!“ – „Die Söhne der Wüs…Ruhig, habt Ihr das auch gehört?“ – „Was? Ich höre nur das Rauschen des Meeres!“ – „Nein, da war ein Knacken, wie von einem brechenden Ast. Dort draußen ist jemand. Hier, haltet meinen Krug und wartet hier auf mich. Nicht davonlaufen, ich hab noch einiges mit Euch vor.“ Der Mann stand grinsend auf und ging extra mit einer Hand an die Brust von Madlen greifend an ihr vorbei. Innerlich starb die junge Frau tausend Tode, doch äußerlich versuchte sie nicht zu stark sich zu versteifen. „Ich kann es kaum erwarten!“, flüsterte sie ihm noch zuckersüß hinterher. Dann, als er aus ihrem Blickwinkel verschwand, da gab sie schnell die Droge in den Becher des Mannes und verstaute danach den Giftbeutel wieder in ihrem Kleid.
Nach einer Viertelstunde kam die dunkle Gestalt zurück und nahm den Becher von Madlen entgegen, die ihn erwartungsvoll anblickte. Sie versuchte sich ihre Anspannung nicht allzu stark anmerken zu lassen. Der Mann blieb neben der jungen Frau stehen und trank den Wein mit einem Zug aus. Nicht mehr lange und das Gift würde sein zerstörerische Wirkung entfalten. Dann beugte sich die Gestalt zur Jägerin herunter und die Gesichter der beiden trafen sich fast. Madlen erkannte jede Narbe, ja fast jede Pore des Mannes. Sie konnte ihm tief in die Augen blicken. Dort sah sie Trauer und Wut. Warum? Das war egal, es war der Punkt überschritten, an dem die junge Frau noch etwas für den Mann tun wollte. Er musste sterben, egal was das für Konsequenzen nach sich zog.
„Ich sehe…Angst in deinen Augen!“ Er packte ihr Gesicht am Kind und zog sie mit der anderen Hand an der Hüfte mit einem Ruck nach oben. Dabei schwankte er leicht. Innerlich lächelte Madlen. Das Gift begann zu wirken. „Mylady, du brauchst doch keine Angst haben. Ich will dir nichts Böses…ein…ein Mann braucht…braucht…hat doch auch…was…was hast du mit mir gemacht?“, presste der Mann zwischen den Zähnen hervor und blickte entsetzt zu der jungen Frau. Dann mit einem Mal kippte er um und landete mit einem dumpfen Schlag im Sand.
Rote Wellen schwappten an das Ufer eines weißen Strandes. Ein glühender Ball wälzte sich seinen Weg am Horizont frei, tauchte in der Unendlichkeit des Meeres unter. Bläuliche Wolken sammelten sich am Himmel und kündeten von einem baldigen Regenschauer. Von einem nahen Gebüsch aus, konnte man eine junge Frau beobachten, die mit jemanden zu reden schien. Wer es war, ließ sich nicht erkennen, da die oder der auf dem Boden kauerte und gefesselt war. Eine schwarze Kapuze war im tief ins Gesicht gefallen. Der Wind trug die Worte der Frau zu dem Gebüsch herüber.
„In dem Wein war eine Droge, die so dosiert war, dass sie nach einer Zeit als Gift wirken wird. Solange du lebst, kann ich dir noch ein Gegengift verabreichen. Doch ich helfe dir nur, wenn…“ Ein naher Vogelschrei verschluckte die folgenden Worte. Als das Tier aufhörte, schien der Mann leise, kaum verständlich auf diese Entfernung zu flüstern. „…Zuben…töten…kein Entkommen…feiger Verrat…“ – „Ich habe getan was notwendig war, was mir befohlen wurde. Damals war mir nicht klar, dass ich unter dem Einfluss eines Zaubers stand. Ich hielt es für richtig. Doch jetzt. Deine Zeit läuft ab. Ich werde gehen, diese Dokumente aus deinem Mantel werde ich mitnehmen. Für so dumm hätte ich die Varanter nicht gehalten. Sie geben einem einfach Lakaien so wertvollen Informationen mit…Auf Wiedersehen oder sollte ich besser sagen: Lebt wohl.“ Dann beugte sich die junge Frau zu dem Mann herunter, hauchte einen Kuss auf dessen rechte Wange, flüsterte noch etwas in sein Ohr und erhob sich. Der Gefesselte wollte nach ihr Spucken, war aber so unter Drogen gesetzt, dass er verfehlte. „…mögen…Würmer und Maden…Varant…die Wüste…mich rächen!“ Dann mit einem dumpfen Schlag kippte der Mann um und rührte sich nicht mehr. Die Frau indes hatte sich schon mehrere Schritte entfernt. Sie trug ein leichtes Lächeln auf den Lippen, ein Lächeln, wie es nur Menschen hatten, die wissen, dass der Teufel ihre Spur aufgenommen hatte. Es war ein humorloses Lächeln.
Der Strand war wieder verlassen. Die Glut leckte noch zaghaft an einem salzverkrusteten Treibholz. Der rote Ball verschwand langsam aber sicher in der Unendlichkeit der Nacht. Wind wehte über die Düne und trieb den Sand vor sich her, der langsam aber sicher den Mann verdeckte. Noch war er gut zu sehen, doch die Flut und Zeit würden das ihre tun. Niemand würde den Toten vermissen, niemand würde um ihn trauern. Ersatz war schnell gefunden, doch es interessierte den Gefesselten wahrscheinlich nicht mehr. Die Welt hatte ihn vergessen und er die Welt. Der Jäger war am Ende das Opfer. Tod denjenigen, die Tod bringen.
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Ein weiterer Tag, den zu erleben es Edon irgendwie schon wieder geschafft hatte, ihn noch zu erleben. Das mochte an den etwas gewöhnungsbedürftigen Umständen liegen, dass es sich seltsamerweise nicht jeder zweite zum Ziel gemacht hatte, ihn mit Fackeln und Mistgabeln zu jagen, sondern ihn stattdessen oft genug zu ignorieren schien.
Offen gestanden musst er natürlich einsehen, dass er mit einer nackten Prinzessin, die ihre Brüste präsentierte, kaum konkurrieren konnte, was das Interesse der Bevölkerung betraf, doch auch in Zeiten der Ermangelung solcher Bilder, bei dem der Dieb immer wieder nur mitleidig gegenüber seiner selbst aus diesen Zeiten über dessen Unwissenheit lächeln konnte, schien sich das allgemeine Interesse an einer Hetzjagd durch die Stadt doch geglättet zu haben.
Amüsiert lächelnd schritt der Dieb zu seinem allgemeinen Stammplatz im Innenhof, an dem es sich eingebürgert zu haben schien, dass marvin und er dort ihr Training abhielten und konnte den Weißhaarigen nur begrüßen, wie er bereits dort stand und auf ihn zu warten schien.
Mit einem Ruck zog der Dieb seine Klinge aus der Scheide und hielt sie auffordernd seinem Lehrer entgegen.
"Grüß dich. Können wir loslegen?"
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Ein neuer Tag, ein neues Training. Sein zurzeit einziger Schüler würde sich sicher auch bald blicken lassen, zumindest hatte er das bis jetzt die meiste Zeit getan. Erst jetzt fiel ihm so richtig auf, dass er nie einen wirklichen Zeitplan mit seinen Schülern hatte, sie kamen, er trainierte sie. Wenn sie nicht kamen ... kamen sie nicht. Das schien irgendwie unendlich ineffizient und zufallsbasiert, wenn er so darüber nachdachte. Und es hinterließ den Eindruck, als hätte Marvin sonst auch nichts zu tun ... nicht, dass das oft genug auch stimmen würde, aber es sollte niemals den Eindruck danach erwecken.
Schon sah er Edon auf ihn zu marschieren, er äußerte eine kurze Begrüßung und zog ohne zu zögern sein Schwert, worauf Marvin sofort eine Lektion einfiel ... vielleicht sollte er seine Schüler mit einem Plan anstatt nach spontanen Ideen trainieren ... viel zu anstrengend.
So oder so, zog Marvin beinahe im selben Augenblick ohne die Begrüßung zu erwidern sein Schwert und nutzte die Bewegung direkt als Schlag von links unten aus der Scheide heraus nach rechts oben gegen Edons Klinge, der wie erwartet nicht mit einem direkten Angriff gerechnet hatte, sein Griff war nicht fest und er verlor seine Waffe, sie landete wenig entfernt im Sand des Innenhofs.
»Immer bereit sein, nicht jeder Gegner hat genug Ehre im Leib um nur bei gegenseitiger Aufmerksamkeit loszuschlagen. Heb' Deine Waffe auf und greif mich an, simpler Übungskampf ohne Lektion, versuche einfach mich zu treffen.«
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Ein verschmitztes Lachen auf den Lippen, zog der Dieb einfach direkt die nächste Klinge aus seinem Gürtel, nur dass diese eben die Scharfe war und richtete sie auf Marvin, während er das Übungsschwert aufhob, die scharfe Klinge wieder in den Gürtel schob und seinen Lehrer mit dem Übungsschwert attackierte. Der Kampf mit zwei Klingen wäre zwar interessant geworden, doch fehlte es ihm wohl doch ein wenig an der Koordination, einen derartigen Kampf zu überstehen.
Edon eröffnete den Kampf mit einem ausladenden Streich gegen Marvins linke Seite, wurde blockiert und zog das Schwert schräg hinunter zum rechten Knie.
Den Schwung des Schwertes nutzbar machend, vollführte er die Drehung, seine Waffe gegen die Schläfe schwingend und diese dann hinunter zum Hals ziehend. Jedes Mal blockierte Marvin einfach ohne allzu große Anstrengung, ehe er aus heiterem Himmel selber angriff, zwei schnelle Hiebe vollführte, die den Streicher beinahe aus der Balance brachten, jedoch schaffte dieser es noch, beide abzuwehren und sein Gleichgewicht zu halten. Er brachte mit einem Ausfallschritt nach hinten und einer Drehung, in der die Klinge ebenso schwang, wie der Dieb selbst, einen Schlag auf marvins rechten Arm beinahe ins Ziel, doch gewann er immerhin wieder einen sicheren Stand.
Zwar war er wenig frustriert darüber, nichts anbringen zu können, doch wurde das Grinsen auf seinem Gesicht immer breiter. Ein hoffnungsloser Kampf war fast noch interessanter als ein ausgewogener...
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Edon kämpfte gut, er hatte definitiv seine neuen Lektionen verinnerlicht. Ihren Ausführungen fehlte noch die nötige Raffinesse, doch Marvin konnte nicht mit Sicherheit sagen ob er zu seiner Zeit zu diesem Zeitpunkt des Trainings schon so weit war ... damals vor ... sechs ... sieben Jahren? Ewigkeiten.
Schlag von oben, knappe Abwehr. Marvin war zu sehr in Gedanken für einen Kampf. Als er bei Stevie die höhere Kunst des Metzgerhandwerks gelernt hatte, war sein Problem gewesen, dass er zu viel dachte und dabei zu langsam war.
Schlag von der Seite, Marvin hob zur Parade, Edon veränderte die Richtung des Schlages, Marvin zog seinen Block nach, schlug die Klinge beiseite, schnelle Drehung und schlag auf die andere Seite ... er hatte gelernt und kannte den Trick. Schneller als Marvin es ihm zugetraut hätte, duckte er sich unter dem Schlag weg und setzte sogar zum Gegenangriff an. Zwei schnelle Schläge, die Marvin parierte, dabei jedoch sogar einen Schritt zurückweichen musste. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Es war immer wieder schön, wenn das Training weit genug war, dass man Übungskämpfe wahrhaft genießen konnte. Doch Marvin war ja noch lange nicht am Ende.
Er schlug einen weiteren Angriff beiseite, nahm das Momentum und rollte sich leicht in die entgegengesetzte Richtung ab, erhob sich schnell in einer drehenden Bewegung und klatschte Edon die flache Seite seiner Klinge gegen den Rücken.
»Wer seinen Körper beherrscht, hat im Kampf starke Vorteile. Doch das ist eine andere Lehre, für die andere Männer wohl besser geeignet sind.« sagte Marvin. »Doch kannst Du immer Gegner antreffen die mit ähnlichen Mitteln ihren Kampf verfeinert haben. Weiter!«
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Ein Drehhüpfer war Marvin auch noch. Der Dieb zog seine eigene Klinge mit nach hinten verdrehtem Arm hoch. Vielleicht war er ja nicht akrobatisch, aber an Beweglichkeit mangelte es ihm nicht. Mit dem Schwung schob er Marvins Schwert beiseite und drehte sich um, dass er ihm wieder gegenüber stand.
Er zog sein Schwert von unten nach oben und warf sich, als die Schwerter sich wieder kreuzten, mit dem eigenen Gewicht gegen den Unterarm, dass beide Waffen in Richtung Marvins gerissen wurden. Der wich jedoch nur einen schnellen Schritt zur Seite und bewahrte ebenso die Waffe wie auch die Fassung.
Im Stolpern schlug Edon mit einer weiteren Drehung das Schwert über die Rückhand zu seinem Gegner und schwang einen Halbkreis orthogonal zum Boden nach oben, dass er bei Erfolg einen Arm geraubt hätte, doch auch daraus konnte sich Marvin herausdrehen und führte selbst wieder einen schnellen Streich aus, der eine ruckartige Abwehrreaktion forderte und setzte wieder zwei Hiebe an, die den jungen Kämpfer zurückdrängten.
Gehetzt sah sich Edon um, fuhr um sein rechtes Bein als Angelpunkt nach hinten und zog dabei die Klinge zum Streich nach hinten und ließ sie wirbeln. Er begann wohl immer stärker damit, Kampfreflexe aufzubauen, die am Ende Leben retteten - und sie beendeten...
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Schlag auf Schlag, Angriff auf Parade, Riposte auf neue Abwehr. So sollte ein Kampf aussehen. Marvin hatte keine Zweifel, dass er den Kampf jederzeit innerhalb weniger Momente beenden konnte, doch Edon tat seine Arbeit und er tat sie gut. Er würde ihn wohl bald in einen Feldtest bringen müssen. Zwar hatte offenbar schon einen gehabt, wenn er schon getötet hatte, doch wollte Marvin ihn trotzdem aus der Atmosphäre des Trainingshofes hinausbringen und wenn es nur zu weiteren Übungskämpfen mit Terrain war.
Edon schlug ein weiteres Mal zu und versuchte ein weiteres Mal die Richtung zu ändern, Marvin wich aus, das Training seines Körpers war lange Zeit her, doch offenbar reichten seine sporadischen Übungen um das Meiste zu bewahren. Ob er noch immer auf einem langen Stab balancieren konnte, wagte er jedoch zu zweifeln, auch wenn seine Balance zumindest im Kampf noch beinahe unvermindert stabil war.
Doch er spürte sein Alter. Er war noch nicht alt, zumindest nicht zu alt. Sein genaues Alter hatte er vor langer Zeit vergessen, doch hatte er sicherlich die dreißig hinter sich gelassen. Natürlich noch ein kampfbereites Alter, doch war er mit seinen vielen Jahren des stetigen Kampfes mehr ein Veteran, als der Jungspund, der er war, als er das erste Mal zur Waffe griff ... und das spürte er. Er war noch weit davon entfernt, dass sein Alter seine Erfahrung und sein Training überschatten würden, doch hatte er keinen Zweifel daran, dass er mit seinen heutigen Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten noch besser wäre, wäre er zwanzig ... doch dann hätte er vor dem fünfzehnten Lebensjahr mit dem Kämpfen angefangen, keine besonders angenehme Vorstellung.
Marvin sprang von einem Seitwärtsschlag ausweichend zurück, machte schnell einen weiteren Schritt zurück und erkaufte sich Zeit eine Kampfhaltung einzunehmen, im Vorwärtsschritt positioniert, die Klinge über dem Kopf wie einen drohenden Stachel nach unten zeigend, ließ er seinen Gegner kommen. Es war keine allzu verbreitete Kampfhaltung -ein Lektion, die er mit Edon nie durchgesprochen hatte- doch war es seine liebte. Sie war im Vergleich zu den meisten anderen offen, man benötigte einen schnellen Schwertarm um einen eventuellen Tiefschlag aus dieser Position abzuwehren, doch war sie auch stückweit eine Illusion. Das Schwert konnte schnell aus der erhobenen Position heraus zuschlagen und mit Kraft.
Edon kam. Er schlug von oben gegen Marvins vorgesetztes linkes Bein. Marvin wirbelte sein rechtes herum, drehte sich um sein Linkes als Achse herum und ließ dabei Edons Klinge von seiner abgleiten und lenkte sie damit weit genug ab. Die Drehung vollendend, verlastete er das Gewicht auf den rechten Fuß, zog das linke nach und führte die Drehung weiter durch und trat Edon mit dem nun freien linken Bein in die Kniekehlen, der darauf gezwungenermaßen in die Knie ging.
»Für heute machen wir Schluß. Ruhe Dich gut aus, das nächste Mal verlassen wir diese schützenden Worte.« ohne weitere Worte des Abschieds zog er sich zurück. Tief in Gedanken...
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Lucky 7
Langsam berappelte Venom sich wieder. Im Nachhinein kam es ihm so vor als ob er sich während des Kampfes in einer Art Rausch befunden hatte.
Aber spätestens seit er an der Seite von Badhor die drei Wölfe mit sich trug war er vor lauter Anstrengung kaum noch zu irgendeinem Gedanken fähig. Die Biester waren wirklich schwer und hin und wieder stieß einer der beiden einen Fluch aus, entweder einfach nur vor Anstrengung oder besonders gerne dann, wenn einer der Wölfe den Fingern entglitt und man noch mal nachgreifen musste.
So beladen dauerte der Rückweg bestimmt mehr als doppelt so lange wie der Hinweg und sobald Venom die Stadtmauern erahnen konnte war er nur noch fähig an sein Bett zu denken. Welche Wonne es sein würde sich einfach dort hineinfallen zu lassen.
Nachdem sie die Tor Setariffs passiert hatten machten sie sich auf in Richtung von Badhors Werkstatt. Trotz seiner Mühe die Beute nicht schon wieder fallen zu lassen entging Venom nicht, dass die wenigen Passanten die sich noch rumtrieben ihnen interessierte Blicke zu warfen. Venom konnte es ihnen aber nicht einmal übel nehmen, denn man sah nun wirklich selten zwei Kerle die sechs Wölfe schleppten.
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Eigentlich alle Dinge waren nur so lange verrückt, bis sie sich eingebürgert hatten. Also war es auch nur so lange seltsam, ihn mit drei Wölfen beladen zu sehen, bis sie sich daran gewöhnt hatten, dass er ständig irgendetwas Totes aus dem Wald holte.
Doch war er weniger froh darum, seine Werkstatt zu erreichen, weil ihn dann die Leute nicht mehr wie schimmliges Brot ansahen, sondern viel mehr darum, dass er die Viecher endlich abladen konnte.
Mit einer letzten Anstrengung wuchtete er sie auf einen Arbeitstisch und blickte Venom etwas verschwitzt an, der sich ebenfalls abmühte, die Tiere auf den Tisch zu legen.
"Das war deine Prüfung - deine Lehre ist beendet."
Zum ersten Mal entfuhr dem Jäger auch offen gegenüber seinem Schüler ein Lächeln, bevor er sich einfach abwandte und zu einer nahen Truhe ging. Eine offizielle Urkunde für den Abschluss von Venoms Lehre konnte er ihm nicht überreichen, dafür aber vielleicht etwas Besseres.
Aus der Truhe holte er den Reiterbogen aus Holunderholz sowie den Köcher mit den Zedernpfeilen und eine Spannschnur heraus.
"Ein Bogen für einen echten Schützen und speziell auf dich zugeschnitten."
Er wog den Bogen noch einmal selbst kurz in den Händen, ehe er ihn an seinen ehemaligen Schüler überreichte mitsamt dem Pfeilköcher und der Vorrichtung, um Reiterbögen entsprechend zu spannen, ohne dass sich die Wurfarme verzogen...
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Nachdenklich lehnte sich der Priester zurück an die Wand. Das Buch, welches er gerade gelesen hatte, warf viele Fragen bezüglich der Adanosmagie auf. Zwar versprach der Einband die Lösung einiger Probleme, doch waren die am Ende gestellten Fragen viel interessanter und vorallem weiterführender als die Ausführungen im Hauptteil gewesen. Es drängte ihn danach noch mehr in Erfahrung zu bringen. Ein Nachfolger des Titels gab es wohl nicht, aber sicherlich andere Lektüre, die sich mit den komplexen Fragen am Ende beschäftigte. Zwar versprach der Autor des Werkes, dass die Probleme wohl immer ungelöst blieben, aber Lopadas widersprach dieser These. Er selbst hatte bereits einige Hypothesen aufstellen können, die nun aber noch durch Beweise gestützt werden mussten. Unruhig deswegen rutschte er auf dem provisorischem Bett hin und her. Seine wissenschaftliche Neugier machte ihn unruhig. Er brauchte eine Lösung, sonst könnte er nicht schlafen. Schnell sprang er, mit dem Buch unter dem Arm auf, und ging zur Tür. Vorsichtig klopfte er an ihr, doch erhielt keine Antwort. Zur Probe drückte er die Klinke langsam nach unten und tatsächlich sprang die Tür auf. Langsam streckte er seinen Kopf nach draußen und schaute sich im Flur um. Dieser war nur von einer Fackel erleuchtet und anstatt zwei, stand nur eine Wache etwas abseits der Tür und unterhielt sich. Im Licht der Fackel konnte Lopadas nicht viel ausmachen, aber scheinbar handelte es sich bei der anderen Person um eine Frau. Um die beiden nicht zu stören, schlich sich der Schriftgelehrte auf Zehenspitzen nach draußen und schloss leise die Tür. Er würde nicht lang weg bleiben, nur solang bis er seinen Wissensdurst befriedigt hatte.
So wanderte Lopadas immer noch mit dem Buch unter dem Arm durch die Gänge des Gebäudes. Er hatte keinen Schimmer, wo er war oder wie er zur Bibliothek kam. So musste er einen der Maiger oder Novizen fragen. In einem größeren Raum sah er einen Diener Adanos an einem Pult über ein paar Papieren stehen. Er wusste sicherlich, wo es lang ging.
"Entschuldige die Störung, aber ich suche den Weg zur Bibliothek.", sprach der Priester vorsichtig.
"Da vorn um die Ecke und dann den Gang folgen.", sagte der Schreiberling genervt ohne auf zu sehen, "Die Neulingsbetreuung sollte unbedingt verbessert werden.", nuschelte er noch, als sich der Schriftgelehrte bereits langsam entfernte.
So folgte er dem beschriebenen Weg. Auf dem Weg begegnete er zwar ein paar geschäftig wirkenden Magiern und Novizen, die ihm für einen Moment auch Beachtung schenkten, doch dann beim Blick auf das Buch den Blick wieder abwandten. Bücher machten wohl Leute. Seine Kleidung konnte es nicht sein, denn er trug immer noch die Leinenkleidung, in die sie ihm zu Beginn seiner Gefangenschaft gesteckt hatten. Schon bald hatte der Priester des Feuers die Bibliothek erreicht, denn durch eine halbgeöffnete Tür konnte er große Bücherregale sehen. Etwas zaghaft trat er ein, da er sich hier nicht auskannte und auch nicht heimisch war. Eigentlich war er ein Gefangener.
"Das Buch habe ich bereits gesucht.", flüsterte plötzlich eine tiefe Stimme von der Seite.
Erschrocken zuckte Lopadas zusammen und blickte dann in die Augen eines Mannes, der seine Hände nach dem Buch ausgestreckt hielt.
"Ich dachte schon, dass dieser Feuermagier es ewig lesen würde. Sowieso frage ich mich, wer auf die Idee kam dem Gefangenen Lektüre auszuhändigen.", sprach er weiter und schüttelte dabei ungläubig den Kopf, "Gib mir das Buch. Jemand anderes hat bereits danach gefragt."
Ohne ein Wort zu sagen überreichte der Schriftgelehrte dem Mann, scheinbar der Bibliothekar, das Buch. Er war sich nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee war hier so einfach herumzulaufen, doch war sein Drang nach Wissen stärker.
Ziel sicher steuerte er auf eines der Regale zu. Am besten passte er sich an die Gegebenheiten an, wenn er durch sein Verhalten einfach nicht auffiel. Wer würde schon auf die Idee kommen, dass ein Gefangener sich in der Bibliothek herumtrieb? Solang er noch konnte, nutzte Lopadas dies aus, um an Antworten zu kommen, die sein Geist so dringend brauchte.
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Lucky 7
Venom wollte den Moment, wo er einmal von seiner Last befreit war, zum durchatmen nutzen als Badhor ihm einen neuen Bogen überreichte und es ihm wieder den Atem verschlug.
Er legte den geliehenen Bogen und Köcher auf den Tisch neben die Wölfe und nahm wie in Trance den Bogen entgegen. Nach einer Pause, während der er nur den Bogen betrachtete, brachte er schließlich ein paar Worte hervor.
„Ich . . Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich danke dir vielmals. Mit so etwas hätte ich nie gerechnet. Was bin ich dir schuldig?“
Doch Badhor winkte ab und Venom war noch mehr geplättet als so schon. Er hätte nie mit einem Geschenk gerade von diesem zuweilen finsteren Zeitgenossen gerechnet.
Er versank beinahe schon in die Betrachtung der Waffe als ihm auffiel, dass er bei diesem Bogen gar nicht wusste, wie er zu spannen war. Auf seine Frage hin machte Badhor es ihm einmal vor und gab ihm dann den Bogen zurück.
„Falls du mal bei irgendwas Hilfe benötigst, meld dich bei mir und ich bin dabei.“, sagte Venom, um wenigstens auf eine gewisse Art und Weise eine Bezahlung zu leisten. Das Gefühl Schulden zu haben hatte ihm noch nie behagt, auch wenn es überhaupt nicht zu traf.
Bevor er sich zum gehen wandte fiel sein Blick auf seinen Übungsbogen und er nahm ihn noch ein letztes Mal in die Hand um ihn noch zu entspannen.
Er stellte wie so viele Male zuvor seinen Fuß auf das untere Ende des Bogens und setzte an das obere Ende zu biegen, um die Sehne entfernen zu können. Doch es ging schief, mochte es an dem anstrengenden Tag oder an der Aufregung über das Geschenk liegen, ihm entglitt das Ende des Bogens plötzlich und es schnellte zurück und traf gerade noch so seine Nase.
Ein trockenes Knacken durchbrach die Stille, die Nase war gebrochen und nur Sekunden darauf begann Blut aus der Wunde zu sprudeln.
Wie von selbst hielt sich Venom die rechte Hand vor die Nase um den Fluss zu stoppen. Für Schmerzen war er im Augenblick zu geschockt über den Vorfall, doch er merkte schon wie er sich heran schlich.
Um diesen unschönen abschließenden Moment nicht noch in die Länge zu ziehen legte Venom den Übungsbogen mit der Linke zurück und nahm seinen neuen Bogen mit der blutverschmierten Rechten.
„Ich seh mal zu, dass ich einen Heiler finde.“, blubberte Venom noch so hervor und wandte sich mit seinen neuen Besitztümern zum gehen. Auf Badhors Frage ob er denn Hilfe brauche winkte Venom nur rasch ab, da er nichts mehr sagen konnte, weil er seinen Ärmel gegen seinen Mund presste um den Blutfluss aufzufangen.
Geändert von Venom (01.10.2012 um 21:52 Uhr)
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"Es gibt auch nichts zu sagen", meinte yinne im leicht mürrischen Ton, denn manche Berührung verursachte stechende Schmerzen. Insbesondere die im Bereich des Schosses. "Manchmal kann man sich seine Männer eben leider nicht aussuchen... auch diesen nicht. Er versteht nichts von meinem Handwerk und auch nichts von dem empfindlichen Leib einer Frau. Aber er bezahlt mich gut... und... er kennt Männer, denen er mich weiter empfiehlt", erklärte die Dirne, die Hand Anrions jetzt dennoch bestimmend, aber sanft entfernend. "Du könntest mir helfen, wenn Du einen Weg findest, wie sich seine Manneskraft senken lässt. Ein Pulver vielleicht, das ich ihm in seinen Wein streuen kann", und während yinne ihren Gedanken freien Lauf ließ, betrachtete sie die Hände der Wehmutter, die gerade jetzt, wo sie yinnesells Handgelenk nicht mehr berührten, auch dieses angenehm, kühle Gefühl nicht mehr versprühten. Da hielt die Dirne ihre Gelenke wieder demonstrativ hin.
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Aniron hielt ihre Hände wieder um yinnes regenbogenfarbene Handgelenke und kühlte weiter.
"Hm, ein Pulver? Weniger. Ich denke eher an einen Schlaftrunk, zumindest etwas, das ihn müde macht."
Aniron dachte nach, Aurikel und Friedensblume würden vorerst reichen.
"Ich habe alles da, ich kann dir etwas brauen, dass du ihn eben etwas ruhiger hast bis hin zum tiefen Schlaf."
Wobei letzteres sinnlos war, wenn sie Geld verdienen wollte.
Das war leider das Los vieler leichten Mädchen, dass die Freier sich nicht wirklich für das Wohl der Frauen interessierten, denen sie ihr Geld gaben. Oftmals musste die Wehmutter ein blaues Auge oder wie bei yinnesell blaue und rote Flecken oder Würgemale behandeln, doch viel ließ sich da es nicht machen.
Es tat ihr Leid, dass yinne derartiges durchmachen musste, aber sie wusste, dass die Dunkelhaarige dieses Los einmal mehr selbst gewählt hatte und es eben tat, so, wie all die anderen Frauen es taten. Manche Frauen mussten diese Arbeit verrichten und dann waren wiederrum Frauen wie Aniron da, die ihnen halfen, so gut es ging. Dies war einer der Gründe, warum die Dienerin Adanos' auch Abtreibungen durchführte. Nicht aus Ungehorsam ihren Gott gegenüber, sondern um Frauen, die keine Rechte besaßen, zu schützen.
"Also, was denkst du?", fragte die Magierin.
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„Ja ich denke, daß würde helfen“, sprach die Dirne, „Vielleicht ein Mittel, daß den Mann nicht gleich umbringt, denn ein toter Schwertschwinger wäre wohl das Letzte, was ich gebrauchen könnte. Stell Dir vor...“, fuhr yinne fort, die Lippen leicht verziehend, denn die Kühle an den Handgelenken wurde nun doch dezent unangenehm. „... Es würde sich in der Stadt rum sprechen, daß die Männer unter meinen Händen weg sterben“. Lächeln wollte yinne bei den Worten, als Zeichen dessen, wie belustigend dieser Gedanke gleichzeitig war, doch das Lächeln fiel schwer. Es wurde unangenehm und yinne zog die Hände schließlich zurück auf die angewinkelten Beine.
„Ich vertraue Deinen Fähigkeiten. Und ich erwarte nichts umsonst“, entschied die Dirne, denn eine Schuld bei der einstigen Freundin war ebenso ungewollt, wie Tote im Bett. „Ich werde für Deine Dieste arbeiten, es sei denn, Du wünschst etwas, was Du anfassen kannst. Apropos...“. Beim Thema anfassen fiel der Tänzerin etwas ein. Und so schob sie den Leib vorsichtig von der Liege, um aus dem mit gebrachten Beutel etwas hervor zu kramen.
„Ich habe bei mir etwas gefunden, was mich vor ein Rätsel stellt. Vielleicht kannst Du mir dazu etwas sagen“.
Aus der Tasche entblätterte sich nun ein Zettel, auf dem Folgendes stand:
Ich träumte von atemberaubend schönen Grotten unterhalb der Stadt Vengard. Irgendetwas Faszinierendem. Dem Fund einer Generation, die den Grund zu ihrem Lebensraum machte und dabei der Nachwelt etwas hinterlies, was Wert besaß. Ein Andenken an eine vergangene Kultur.
Doch was wir fanden, war nichts weiter als ein unterirdisches Gangsystem, das den Menschen Vengards wohl als Flucht- und Zufluchtsstätte diente.
Frag Lando, wenn Du wissen willst, was Du dort suchtest und wo es nun ist.
„Der Name Lando sagt mir was, aber das ist im Moment leider aber auch alles“.
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