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SoH - Von dunklen Erfolgen und strahlendem Versagen [Kapitel 7]

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    Waldläufer Avatar von Zcar
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    Das letzte Schlüsselfragment wurde endlich geborgen und es gelang dem Widerstand, den Schlüssel den Dienern Arengards, vor der Nase wegzuschnappen. Trotz der ernüchternden Ereignisse in Port Royal, beflügelt dieser Sieg die Moral in NewRadiantGarden. Solange den Bewohnern Obscuros auch nur ein Fragment fehlt, ist es ihnen nicht möglich, ihr Luftschiff in Betrieb zu nehmen. Und die Guten besitzen gleich mehre von ihnen. Doch diese Sicherheit ist leider nur eine Farce. Die Klauen der Dunkelheit trachteten schon seit längerem nach NewRadiantGarden. Die Position der Stadt ist bei weitem nicht so geheim, wie der Widerstand es zu glauben hofft. Manch einer der Bösen geht im verborgenen hinein und wieder hinaus, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Manch einer tarnt sich als treuer Verbündeter des Widerstandes und bekämpft ihn von Innen heraus. Manch einer hat die schwächsten von Arengards Dienern bereits unbarmherzig ausgesiebt und schafft damit Platz für die Starken. Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die wenigen darüber informierten, Mitglieder des Widerstandes damit an die Öffentlichkeit gehen werden.
    Ganz zu schweigen davon, dass zwischen einzelnen Mitgliedern des Wiederstandes immer tiefere Klüfte aufreizen.
    Der Wind im Auge des Sturmes hat sich gedreht... Die Schlacht um das Überleben des Widerstandes rückt immer näher, und nichts kann sie mehr stoppen.

    Der Widerstand:

    Versucht, alle Probleme, die den Widerstand schwächen, zu beheben.
    Sobald König Micky gesteht, dass Obscuro die Position der Stadt kennt, und ein Angriff immer wahrscheinlicher wird, müsst ihr euch für den Angriff vorbereiten. Unzählige, unschuldige Leben stehen auf dem Spiel.

    Obscuro:

    Ergattert schnellstmöglich die Schlüsselfragmente des Widerstandes und zerstört NewRadiantGarden. Niemand darf überleben!
    Zcar ist offline

  2. #2 Zitieren
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    Im Gumijet war es still. Diese Schlacht hatte die kleine Truppe gewonnen, doch zu welchem Preis? Oder um präziser zu sein: was hatten sie gewonnen? Kataya war am Leben und gerettet, aber...

    Was ist mit Zygmond?

    Nils Frage zeriss die Stille, und Kataya erschrak beinahe bei dieser Frage.

    Ich... ich weiß es nicht. Xarignod hat ihn mitgenommen.

    Sie senkte den Kopf.

    Ich konnte nichts für ihn tun...

    Wieder eine längere Pause. Yasuo saß auf einer provisorischen Bank und dachte angestrengt nach.
    Was hatte Xarignod mit Zygmond vor? Bei ihrem ersten Treffen ging von Zygmond zwar eine sehr reine Energieform aus, allerdings war sie nicht besonders stark. Entweder war Zygmond damals nicht in seiner besten Verfassung, oder Yasuo hatte absolut keine Ahnung, was Xarignod mit Zygmond vorhatte. Nur eins war sicher: Eine simple Geisel war er mit Sicherheit nicht. Man konnte also davon ausgehen, dass er lebte.

    Yasuo entschloss sich, ihnen mit diesem Gedanken ein wenig Mut zu machen, immerhin würde er dazu sobald nicht mehr kommen.

    Zygmond lebt. Zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit. Xarignod mag ein Widerling allererster Güte sein, doch ein sinnloser Mörder ist er nicht. Er ist ein Puppenspieler. Die Frage ist nicht, ob wir Zygmond wiedersehen, sondern wann und in welcher Verfassung.

    Wie kannst du dir da so sicher sein? Ich meine, was wenn er ihn einfach hinterher tötet?

    Sicher bin ich mir nicht, aber ich halte es für am Wahrscheinlichsten. Ausserdem bringt uns die Schwarzmalerei auch nicht weiter. Kataya.

    Das Mädchen sah auf und drehte sich zu Yasuo um.

    Hat Xarignod vielleicht irgendetwas in deiner Anwesenheit erwähnt, was für uns von Belang sein könnte?

    Kataya schwieg. Die Frage schien sie zu treffen, jedoch ließ sie sich nichts anmerken.

    Nein. Er sagte mir nur, dass ich mich ruhig verhalten solle. Dann hat sein Partner Zygmond abgeführt.

    Yasuo stockte der Atem.

    Partner?

    Ja.

    Wer war es? Kannst du ihn beschreiben??

    Er... er trug weißes, schulterlanges Haar und eine Augenklappe. Und einen Schal hatte er um...

    Kennt hier jemand einen Mann mit diesen Merkmalen? fragte Yasuo durch die Runde.

    Schweigen.

    Cloud: Bedaure.

    Daraufhin folgte wieder eine lange Zeit des Schweigens. Nach einiger Zeit erreichte man New Radiant Garden. Jetzt war die Zeit für Yasuo gekommen: Er musste überzeugend wirken, damit sein Plan aufgehen sollte. Doch gleichzeitig musste er aufpassen, dass er nicht von ihnen getötet, sondern nur festgenommen wurde.

    Der Jet setzte zur Landung an. Während sich alle anderen zur Luke begaben, ließ sich Yasuo zusammen mit Rifoxyn ein Stück zurückfallen.

    Jetzt gilt es. Er nickte Rifoxyn zu. Dieser gab ihm, die Arme verschränkt an der Schiffswand lehnend, durch das heben des Zeige- und des Mittelfingers einer Hand das Zeichen zur Bereitschaft.
    Die Luke öffnete sich. Yasuo drängelte sich ein Stück zu Kataya hervor und blieb nahe an ihrer Seite.

    Die Gruppe befand sich noch auf der heruntergefahrenen Ladeluke des Jets, als ihnen das zweite Team entgegenkam.

    Hoeji, Cid, Cynthia und ein Neuling kamen rasch auf sie zu.

    Hey, Leute!

    Nils kam Hoeji entgegen und die beiden umarmten sich brüderlich, froh, sich gegenseitig unversehrt wiederzusehen. Cid steckte sich eine Zigarette an und grinste ein wenig. Der Neuling hielt sich höflich im Hintergrund und beobachtete das gesamte Geschehen. Nur Cynthia hielt Abstand von allen, ihre Miene ein unergründliches Pokerface.

    Wo ist Zygmond??

    Sofort trat wieder einmal betretenes Schweigen ein. Alle Blicke richteten sich auf Kataya.

    Ich... wir wurden getrennt. Xarignod hat ihn entführt.

    Hoeji's Augen weiteten sich ungläubig.

    Was?

    Es tut mir leid.

    "Zygmond geht es gut."
    Alle drehten sich um: Tifa war erschienen.

    Cloud: "Tifa!"

    Tifa:"Wir haben ihn schwer verletzt in der Nähe des Marktplatzes gefunden und sofort ins Krankenhus gebracht. Einige seiner Verletzungen waren wirklich haarsträubend, aber er wird durchkommen."

    Erleichterung ging durch die Runde.

    Tifa:"Was wichtiger ist: Habt ihr das Fragment?"

    Der alte Highwind trat vor. "Ja, ich habe es."

    Yasuo witterte seine Chance, er griff mit einem Arm nach Kataya und schlang ihn ihr um den Hals, während er mit dem anderen Arm eine Eisklinge anrief, die er ihr an die Kehle hielt.

    Ah!

    Was...?

    Tifa: "Yasuo!"

    Tut mir leid, Leute.

    Cid, gib mir das Fragment.

    Yasuo, was soll das?! Lass Kataya los!

    Das kann ich leider nicht. Noch nicht. Cid, das Fragment, ich meine es ernst!

    Sie alle waren inzwischen in Angriffstellung, auch wenn keiner von ihnen diesen Moment so richtig zu fassen schien.
    Bis auf Hoeji. Er stand einfach nur da. Seine Auge und Pupillen waren extrem geweitet, sein Blick war leer. Er starrte Yasuo nicht an, sondern direkt durch ihn hindurch. Seinen Gesicht verzerrte sich langsam aber merklich zu einer wutverzerrten und Verwirrten Fratze.

    Was...

    Seine Haare fingen an, leicht zu glühen und fingen an zu lodern.

    WAS WIRD HIER GESPIELT?!

    Er rief sein Schlüsselschwert an und wollte losstürmen.

    HÖR SOFORT AUF! Ich schwöre dir, sie fällt tot zu Boden noch bevor du uns erreicht hast!

    Yasuo, warum tust du das?! Selbst Tifa hatte die Fäuste gehoben.

    ...Ich habe keine andere Wahl! Wenn ich ohne das Fragment auftauche, werden sie mich töten...

    Tifa stutzte

    Wer, Yasuo...?

    Yasuo grinste (gespielt) verzweifelt.

    Könnt ihr es euch nicht denken?

    Cynthia presste das Wort letztendlich hervor: Obscuros.

    Ich hatte einfach kein Glück in letzter Zeit. Sie haben mich schon lange vor euch gefunden. Und jetzt gebt mir das verdammte Fragment!

    Hoeji musste jeden Muskel in seinem Körper unterdrücken, damit er Yasuo nicht mit gezogener Waffe entgegenpreschte.

    Wie konntest du uns nur so verraten...

    Bitte, Hoeji! Ich will niemanden mehr umbringen!

    Ich habe dir vertraut...

    HOEJI!

    VERDAMMT!!!!

    Hoeji riss Cid das Fragment aus den Händen und schmiss es in Yasuos Richtung. Es landete im inneren des Jets.

    Ich danke dir.

    Er hatte Kataya immer noch im Griff, und langsam und vorsichtig ging er rückwärts zurück in das Innere des Schiffs.

    Du hast ihr das Leben gerettet, Hoeji, vergiss das nicht. Sie wird in Kürze unversehrt zu euch zurückkehren, das verspreche ich euch. Es tut mir leid, euer Vertrauen mißbrauchen zu m...

    Weiter kam er nicht mehr: Rifoxyn hatte beschlossen, seinen Part vorzuführen. Und verdammt noch mal, er spielte ihn gut.

    Yasuo traf ein präziser Schlag im Nacken und er kippte vornüber. Seine Sicht verschwamm und sein Bewusstsein füllte sich mit einer unangenehmen Schwärze.

    Wird auch... Zeit...

    Yasuo rührte sich nicht mehr. Nur sein Atem war noch vorhanden.

    Rifoxyn hob das Fragment auf.

    Zu langsam.
    Chilli ist offline Geändert von Chilli (12.12.2012 um 17:57 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Argidon
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    Xarignod: Endlich wieder etwas Zeit für andere Dinge als Feinde am Leben zu erhalten. Mal sehen was Gradien ihm über diesen Aufruhr von vorhin berichten kann.

    Natürlich war Gradien in diesem Schloss, das sich dem Willen der Bewohner anpasste, nicht zu finden und auch ließ er sich nicht einfach wie ein Diener herbeirufen, also musste Xarignod sich an jenen wenden, der ihm am ehesten Antworten geben würde, Arengard, vor dessen Räumlichkeiten er sich nun befand. Er trat ungefragt ein und war von dem Bild das sich ihm bot durchaus überrascht
    .

    Xarignod: Was auch immer vorhin geschah, dir hat es wohl nicht geschadet. Soll ich dich jetzt anders ansprechen? Lord? Herr? Oder vielleicht Meister?

    Die letzten Worte kamen mit einem deutlichen amüsierten Unterton über seine Lippen.

    Gradien: Das wirst du tun, sollte mir danach sein. Du und alle anderen die Arengard unterstanden, ihr gehört jetzt mir.

    Xarignod: Ja ja. Also du kamst hier an, ich vermute Arengard war bereits tot und du bekamst seinen Stuhl, weil… du der geeignetste warst?

    Gradien: Nein er war nicht tot und ich habe diesen Posten jetzt, weil ich jede Chance ergreife, die sich mir bietet.

    Xarignod winkte die Ganze bisherige Konversation beiseite.

    Xarignod: Also, neuer „Kriegsmeister des dunklen“. Alle Fragmente wurden verteilt, es wird Zeit unseren Maulwurf zu nutzen und endlich mit den Kriegsvorbereitungen zu beginnen. Soll ich mich darum kümmern?

    Gradien sah ihn einige Momente an.

    Gradien: Bereite alles vor, aber der Diener in New Radient Garden bleibt vorerst wo er ist. Sobald er handelt sind die Verteidiger gewarnt und diesen Moment werde ich bestimmen.

    Xarignod: Wie du wünschst.

    Mit einer überzogenen Verbeugung zog sich Xarignod zurück und begab sich wieder in sein Labor.

    Xarignod: Diese Entwicklung kam unerwartet und hat das Selbstbewusstsein von Gradien für meinen Geschmack etwas zu sehr gesteigert.

    Er öffnete die Chronik, die er vor langer Zeit, von König Mickeys Heimatwelt geborgen hatte und besah sich all die Feinde, die von den legendären Schlüsselschwertkriegern besiegt wurden.

    Xarignod: Die bevorstehende Vernichtung der Rebellenbasis verdient eine nicht minder beeindruckende Kreatur. Es ist standesgemäß ein solches Ereignis mit einem gottgleichen Wesen zu würdigen. Schreiten wir zur Tat.

    Einer seiner Fehlgeschlagenen eilte zur Energiesphäre und nahm eines der finsteren Herzen die er darin aufbewahrte und verschwand wieder in einem ihrer Portallöcher. Xarignod verließ mit rasenden Gedanken seine Räumlichkeiten und schwebte schon bald über dem Meer an Herzlosen, die sich wie immer um das Schloss scharten.

    Xarignod: Bis zum Horizont, egal wohin man sieht, nur Herzlose. Das sollte als Grundlage genügen.

    Er blickte hinab. Auf einem der wenigen Felsspitzen die aus der wogenden Masse aus Leibern herausragte, saß sein Fehlgeschlagener und behütete das Herz wie sein Erstgeborenes. Auf eine Geste Xarignods hin entließ das Wesen das dunkle Herz und es schwebte schon bald über der Masse aus Herzlosen, auf Xarignods Höhe. Er streckte seinen Arm in Richtung des Herzens und machte eine Geste als würde er es auf Entfernung zerdrücken wollen. Auf dieses Zeichen hin begann das Herz in einem finsteren Takt zu schlagen und mit jedem weiteren Takt kamen sie. Wie ein immer stärker werdender Magnet zog das Herz die Herzlosen zu sich, immer schneller und in größerer Zahl, schon bald flogen sie sogar von hunderten Metern Entfernung zu ihm.

    Xarignod: Das wird nicht reichen.

    Er öffnete Portale, zu jeder erdenklichen Welt, die ihm in den Sinn kam. Herzlose fluteten durch diese Portale und schon bald spuckten Dutzende schwarzer Portale in der Umgebung endlose Ströme verschiedenster Herzloser aus, bis es abrupt endete, weil einfach Kein Wesen mehr in der Nähe war und selbst die Dunkelheit der Portale in der komprimierten Masse, die sich um das Herz gebildet aufgegangen war. Der Herzschlag war verstummt und erwartet von seinem neuen Schöpfer erneut in Fahrt gebracht zu werden.

    Xarignod: Ja, jetzt wird es endlich interessant. Jetzt werden meinen kleinen Widerständler kämpfen müssen.


    Auf ein unsichtbares Zeichen von Xarignod hin setzte ein neuer Herzschlag ein, langsamer und so gewaltig, dass selbst die Luft in seinem Takt vibrierte. Mit jeden Schlag formte sich die Gestalt dieses neuen Wesens, Stück für Stück vollzog sich der letzte Schritt seiner Geburt, der wundervollste Schritt, jener Schritt in der die Kreatur sich nach Xarignods Willen gestaltete.
    So schwebte es nun da, ein düsteres mehrere Meter großer Wesen gehüllt in mehreren Lagen von Roben und Kutten, eine gewaltige Sense in der rechten Hand. Bei diesem Anblick überkam Xarignod die ansonsten so gut regulierte Bösartigkeit in seinem Inneren und ein verabscheuungswürdig grausames und schrecklichen Lachen entsprang seiner Kehle, doch niemand, außer seinem Wesen konnte es hören, den war niemand mehr da…
    Argidon ist offline

  4. #4 Zitieren
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    Warum?

    Der König starrte durch die Gitterstäbe der kleinen Zelle, in welcher Yasuo saß. Der Blick der Maus verriet viel über seine Gefühlslage. Nach der Affäre mit Jarec erneut verraten zu werden, ließ ihn beinahe resignieren. Doch nur beinahe, immerhin war er nicht umsonst der Anführer des Widerstands. Doch vor allem seine maßlose Enttäuschung stand ihm wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Neben ihm stand Nils, der sich beherrschen musste, nicht augenblicklich sein Schwert zu ziehen und die Zelle aufzubrechen.

    Yasuo konnte nicht anders, als mit ihm zu fühlen. Allein der Gedanke, Dies alles aus purer Notwendigkeit zu tun war es, der ihn daran hinderte, augenblicklich um Vergebung zu bitten und den König vollkommen aufzuklären. Kurioserweise erging es Yasuo in letzter Zeit immer gleich mit seinen Plänen: Kaum begann er damit, einen Plan in die Tat umzusetzen, bereute er es auch schon im nächsten Moment wieder. Es schien schon allmählich zur Gewohnheit zu werden.

    Ihr seid nicht schuld, Majestät. Niemand ist das.

    Aber warum dann das Ganze?

    Ich befürchte, ich hatte einfach Pech. Mein "Auftraggeber" hat mich nun einmal lange vor euch aufgegriffen.

    Obscuros?, fragte der König nachdringlich.

    Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich kann es euch nicht sagen, ich bin noch lange nicht stark genug um mich gegen Ihn oder Sie zu erheben. Ihr solltet jedoch wissen, dass nicht bloß Obscuros und ihr eine Rolle in diesem Krieg spielt.

    Wenn nicht Obscuros, wer dann? Und welche Interessen sollten er oder sie am Schlüsselfragment haben?

    Jetzt seid ihr aber naiv, Majestät. Ich bin nur ein simpler Befehlsempfänger mit allenfalls beschränktem Potenzial. Natürlich weiß ich selbst nichts über die Machenschaften meiner Befehlshaber. Ich bin lediglich eine Marionette, dessen Fäden jederzeit durchgeschnitten werden können. Kurz gesagt: Ich weiß es nicht.

    Wie lange bespitzelst du uns schon, hm?

    Es war von Anfang an der einzige Grund, warum ich überhaupt damals in der Arena aufgetaucht bin. Und bevor ihr fragt: Nein, meine Mission bestand in keinem Fall aus Mord.

    Der König sog geräuschvoll Luft ein.

    Wie überaus beruhigend.

    Verbeisst euch am besten nicht so sehr in dem Gedanken, verraten worden zu sein. Er trübt euer Urteilsvermögen. Seht es als Lektion, stehts die Augen offen zu halten und sich nicht bloß auf die sichtbaren Feinde zu konzentrieren.

    Nils hämmerte mit der Faust gegen die Gitterstäbe.
    Dass du es wagst, so mit dem König zu reden nach allem, was du uns angetan hast!

    Der König hob beschwichtigend seine Hand, woraufhin Nils sich weitere Kommentare verkniff. Stattdessen schlenderte er unstet auf dem Gang herum und ließ die Blicke zwischen Jarec und Yasuo, den beiden Verrätern kreisen.

    Ach ja, Nils. Ich habe beinahe vergessen, dass du ebenfalls da bist. Hast du inzwischen erfahren können, wie es um Zygmond steht?

    Nenne mir einen Grund, warum ich dir noch etwas verraten sollte.

    Ich dachte, wir wären... Freunde?, sagte Yasuo gespielt unschuldig.

    Wenn ich Zygmond hätte töten wollen, wäre er gar nicht erst auf Port Royale angekommen. Ich meine inzwischen oft genug erklärt zu haben, dass ich euch nicht freiwillig bespitzelt habe. Und nach all dem Aufwand in Port Royale finde ich, dass ich das Recht habe zu erfahren, wie es einem Gleichgesinnten geht.

    Gleichgesinnter?. Micky musste beinahe lächeln.

    Ich will den Frieden ebenso sehr wie ihr. Ich würde lediglich mein Leben nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen wie ihr.

    Deswegen führst du auch eine Piratenarmee gegen eine ganze Armada von Herzlosen an., warf Nils in einem Anflug von Sarkasmus ein.

    Inwiefern, mein lieber Nils, hätte es sich denn für mich rentiert, dieses Vorhaben zu stoppen? Ich kenne Menschen wie euch. Euch dieses Himmelfahrtskommando auszureden hätte mich eher verdächtigt. Ich habe deshalb vorgezogen, das Himmelfahrtskommando in einen idiotensicheren Plan zu verwandeln. Selbst wenn Xarignod sicherlich noch ein Ass im Ärmel hatte, Becket hatte keines mehr. Übrigens, Majestät, ich habe euch noch gar nicht für die Unterstützung durch die Gumijets gedankt: Sie waren der Schlüssel zum Erfolg. Sehr simpel, aber effektiv.

    Der König sagte nichts.

    Und jetzt, Nils, möchte ich gerne wissen wie es um Zygmond steht, damit ich weiß, wie lange Xarignod zu leiden hat, wenn er das nächste Mal vor mir steht.

    Wie melodramatisch.

    Ich neige dazu. Nils?

    Er wird wieder gesund, aber seine Verletzungen sind zum Teil ziemlich abartig. Als hätte ihn jemand bis an den Rand seines Schmerzempfindens getrieben. Seine Knochen waren teilweise eingefroren. Sein Rücken beinahe vollständig verbrannt, überall hat er Stich und Schnittwunden.

    Yasuo schluckte hart und bemühte sich, nicht vor Wut die Fäuste zu ballen.

    Ist er bei Bewusstsein? Wenn er sich an den Namen seines Peinigers erinnert, würde ich diesen Menschen gerne töten, antwortete Yasuo ausnahmsweise wahrheitsgemäß. Ihm war heute irgendwie nach Krawall, er wusste selbst nicht wieso.

    Er muss sich ausruhen.

    Selbstverständlich. Eines noch, euer Majestät.

    Yasuo griff in seine Umhängetasche und zog die Mappe mit Ansems Berichten hervor.

    Die hier gehört euch.
    Chilli ist offline Geändert von Chilli (05.03.2013 um 19:24 Uhr)

  5. #5 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Zcar
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    Langsam kam Zygmond wieder zu sich. Sein ganzer Körper schien vor Schmerzen aufzuschreien. Schmerzen, die sich schon bei der kleinsten Regung um ein vielfaches verstärkten, wie er schon nach wenigen Augenblicken feststellen musste. Er öffnete langsam seine Augen, und wurde sogleich von einem grellen Licht geblendet. Er neigte seinen Kopf reflexartig zur Seite und stöhnte sogleich wegen der daraus resultierenden Schmerzen auf.

    „Zygmond?! Bei der Mondgöttin, du bist aufgewacht!“

    Zygmonds Augen hatten sich inzwischen an die Helligkeit gewöhnt und er konnte noch verschwommen Katayas Rückseite erkennen, wie sie sich von ihm entfernte und durch eine Tür verschwand.

    Kataya: „Zygmond ist gerade aufgewacht, Doktor. Kommen sie schnell.“

    Zygmond richtete sich qualvoll von seiner liegenden Position auf. Er entdeckte seine Brille auf einem Nachttisch zu seiner rechten, und setzte diese auf, ehe er sich umsah.
    Er lag im Bett eines Einzelzimmers im Krankenhaus. Sein ganzer Körper war übersät von Narben und Wunden, die noch immer mit Fäden zusammengehalten wurden und Verbrennungen, die sorgfältig von Verbänden umhüllt wurden. Seine Haut schien ihm noch blasser, als sie es sonst eh schon war.
    Das letzte woran er sich noch erinnern konnte war, wie er seinen geschändeten Körper mit letzter Kraft durch Xarignods Portal schleifte und in einer abgeschiedenen Ecke der Höhlen von NewRadiantGarden landete, ehe er zusammenbrach. Wahrscheinlich hatte ihn ein Passant entdeckt und hier her verfrachtet.

    „Bleiben sie bitte ruhig liegen!“

    Soeben stürmte der Doktor, ein großgewachsener, aber recht dürrer Mann mit zottelig schwarzem Haar, in das Zimmer, gefolgt von Kataya und einer korpulenten Schwester.
    Der Doktor führte einige Standartuntersuchungen an Zygmond durch und diktierte der Schwester die Ergebnisse, welche diese hastig auf ein Klemmbrett kritzelte. Kataya hielt sich dezent im Hintergrund auf, beobachtete das gesamte Geschehen allerdings mit größter Aufmerksamkeit.
    Irgendwann wandte sich der Doktor direkt an Zygmond.

    „Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind bereits auf dem besten Weg zur Besserung. Sie haben keine all zu drastischen Schäden davon getragen. Ihre Wunden sind bereits am heilen, und wir werden die Fäden in den folgenden Wochen nach und nach herausziehen können. Ihre Verbrennungen sind überwiegend dritten Grades und es wird einige Zeit dauern, ehe diese verheilt sind. Das ist aber auch nur eine Frage der Zeit. Wir haben einige magiekundige Heiler hier in der Station, die alle zurückbleibenden Narben beseitigen können, sobald alles verheilt ist. Der König müsste jeden Moment eintreffen.“

    „König Micky?“
    Zygmond unterbrach den Doktor bei seinem monotonen runter rattern der Fakten.

    „Ja, er gab den Befehl, ihn augenblicklich zu benachrichtigen, sobald Sie wieder zu sich gekommen sind.“

    „Und wie lange war ich ohnmächtig?“

    Bevor der Doktor antworten konnte, eilte bereits König Micky durch die Tür, gefolgt von zwei magischen Besen, die ihm wohl als Leibgarde dient.

    „Zygmond, bin ich froh, dass es dir wieder besser geht! Doktor, würden sie und ihre Schwester uns wohl für einen Moment alleine lassen?“

    Die beiden verneigten sich kurz, um zu zeigen, dass sie verstanden haben, ehe sie hinausgingen und die Tür hinter sich schlossen.

    Micky klärte Zygmond, mit Hilfe von Kataya, kurz darüber auf, was nach seinem Verschwinden in PortRoyal alles vorgefallen war und berichtete ihm außerdem von den Ereignissen der zweiten Gruppe, ehe er verlangte, dass Zygmond ihm sagte, was mit ihm geschehen ist.
    Zygmond erzählte ihm und Kataya, wie Gradien ihn in der dunklen Kammer folterte, und wie er gegen ihn kämpfte. Außerdem erläuterte er seine spezielle Form, dass es ihm gelang, seine Kontrolle zu behalten, sie allerdings nicht willkürlich heraufbeschworen kann. Als er zu seinem Gespräch mit Xarignod kam, begann er allerdings, einiges zu verbergen. Er erzählte von all den finsteren Eindrücken, die er in der kurzen Zeit in Obscuro gesammelt hat. Von der erdrückenden Dunkelheit, die sich über einen schier endlosen Raum ausbreitet. Von Xarignods Warnung, dass der Widerstand nicht gegen diese Armee der Finsternis bestehen konnte. Außerdem gestand er, dass er Xarignod schon vor der Mission in der Stadt des Widerstands begegnet ist. Xarignods Angebot ihm gegenüber verschwieg er Micky und Kataya. Er wusste selbst noch nicht, was er davon halten sollte. Xarignod war ein Meister der Verhandlung. Er würde ihm solch ein Angebot nicht unterbreiten, wenn er nicht selbst davon profitieren würde. Zygmond wusste nicht, wie hoch der Preis war. Wie viel Schaden er dritten Personen oder auch im Nachhinein sich selbst zufügen würde. Und auch nicht, warum er nach allem, was er in letzter Zeit erlebte, immer häufiger mit dem Gedanken spielte, einfach auf die Folgen zu pfeifen. Ein Bündnis mit Xarignod würde ihm einige Vorteile bieten, in gewisser Weiße sogar Sicherheit. Natürlich nur, wenn Xarignod sein Wort wirklich halten sollte.

    „Verdammt“

    Micky schlug sich die Hände vors Gesicht.

    „Ich habe versagt! Ich habe gedacht, wir wären hier sicher. Wie konnte ich nur so naiv sein!“

    „Und was machen wir jetzt?“

    „ Ich weiß es nicht. Obscuro weiß, wo sich unsere Stadt befindet. Unsere Feinde gehen anscheinend ungestört ein und aus! Yasuo hat uns verraten! Wahrscheinlich haben wir noch weitere Spione in unseren eigenen Reihen. Sie können uns jederzeit angreifen. Das ist nur eine Frage der Zeit, und die Bevölkerung ist darauf nicht annähernd vorbereitet.“

    „Und was jetzt? Geben wir etwa einfach so auf?“

    Ein unangenehmes Schweigen begleitete die nächsten Momente, welche sich scheinbar endlos in die Länge zogen. Zygmond und Kataya beobachteten Micky, wie er regungslos da stand. Das gesenkte Gesicht in den Händen verborgen.

    „Ähm... König Micky?“

    „Nein...“

    Zygmond und Kataya sahen sich irritiert an.

    „Nein! Wir werden nicht aufgeben!“

    Der König drehte sich zu den magischen Besen um.
    „Ruft Goofy und Donald zu mir ins Ratshaus. Ich muss mich mit ihnen beraten, wie wir bei der aktuellen Situation weiter vorgehen wollen.“

    „Was ist mit uns?“

    „Ich werde euch und die anderen Splitterträger später dazu rufen lassen. Aber es ist am besten, wenn ich mich zuerst nur mit meinen engsten Beratern berate“
    Zcar ist offline Geändert von Chilli (07.03.2013 um 22:35 Uhr)

  6. #6 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Noyne
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    Jarec hatte die Schnauze voll, er konnte sich kaum noch erinnern, wie lange er dieses Spiel als Spion beim Widerstand schon spielte. Bei dem letzten Ausflug auf der Seite der Guten wurden sie angegriffen, Kaang war ausgeflippt und hatte auch noch Snari getötet; nicht das es ihm groß Leid tat um sie. Nur nervte es ihm, immer auf der falschen Seite zu stehen. Der Höhenpunkt wäre dann, dass der ganze verdammte Planet in die Luft flog und sie gerade noch so entkommen konnten.

    Aber es war vorbei, das ganze Versteckspiel hatte nun ein Ende es waren nun alle Schlüsselfragmente gefunden, entweder waren sie in seinem Besitz oder im Besitz von König Micky aber da würden sie nicht mehr lange bleiben. Auch hatte er sich mit Xarignod in Verbindung gesetzt, denn er wollte endlich wieder als er selbst, als Jarec herumlaufen. Nicht, dass es in der Hülle von Vincent zu stecken etwas Schlechtes war, er konnte sich frei in der Stadt bewegen und war für viele hier kein fremdes Gesicht.

    Allerdings hatte sich sein Vorhaben als schwerer gezeigt als erwartet, das Hauptquartier war besser geschützt als zuvor; seit das letzte Schlüsselfragment angekommen war. Die Wachen waren nun rund um die Uhr in voller Bereitschaft da. Was nicht wirklich schlimm war, denn er hatte ja nicht vor, mit gezogener Waffe hinein zu stürmen. Was ihn eher störte war die Tatsache, dass das Hauptquartier scheinbar im Inneren von einem Schutzschild umgeben war, der es verhindert ein Portal zu öffnen. Das hieß, er müsste rein und wieder raus, am besten ohne dass Alarm geschlagen wurde, denn dann könnte es passieren, dass er in der Falle saß.

    Aber der Plan war fertig, er hatte die letzte Tage damit verbracht, König Micky zu beobachten um besser abschätzen zu können, wann der beste Zeitpunkt wäre, um in das Hauptquartier einzubrechen. Auch hatte er bereits alles mit Xarignod abgesprochen, nachdem er sich die Fragmente besorgt hatte, würde er Xarignod auf dem Dach eines der Nachbargebäude treffen, damit er wieder er selbst werden konnte. Heute war es dann soweit, er hatte mitbekommen, dass der König auf die Nachricht wartete, dass Zygmond im Krankenhaus wieder bei Bewusstsein ist. Eben konnte er den Boten beobachten, der vom Krankenhaus aufgebrochen war und zum König eilte, er selbst wartete vor dem Gebäude darauf, dass der König dieses verlassen würde. Nach wenigen Minuten war es dann auch soweit, der König verließ das Hauptquartier und ging in Richtung Krankenhaus, Jarec war sich sicher, so mindestens eine gute Stunde Zeit zu haben, um in Micky´s Büro zu kommen, die Schlüsselfragmente aus dem Safe zu klauen und wiederum ohne Aufsehen zu verschwinden.

    So ging er dann los in Richtung Eingang, Schritt für Schritt kam er ihm näher. Mit jeden Schritt ging er seinen Plan nochmal durch. Die Wachen am Eingang grüßten ihn kurz zu, machten aber keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Warum zum Teufel auch, es war mitten am Tag und er,Vincent, war einer der Widerstandskämpfer. Für sie also ein ganz gewohnter Anblick.
    Jarec fühlte sich innerlich beflügelt von einer angenehmen Nervosität, die sich klasse anfühlte und ihn durch Mark und Bein ging, während er durch die Gänge des Hauptquartiers wanderte. Er musste aufpassen, nicht so ein dämliches irres Grinsen im Gesicht zu bekommen, es würde einfach nicht zu Vincent passen. Er erinnerte sich dabei an die ganzen Abenteuer der letzten Zeit, angefangen mit dem Lügenmärchen in Twilight Town, wo er zusammen mit dem Widerstand gegen die von Ihm gerufen Herzlosen kämpfte, damit er ihnen zeigen konnte, auf welcher Seite er stand. Leider erinnerte er sich dabei auch an Ker, seine Einmischung, die fast alles ruiniert hätte. An das Geweihte Land oder Helloween Town, an sich schöne Augenblicke und ihm war immer gelungen, sich aus der Affäre zu ziehen.

    Dann war es aber auch schon soweit, er hatte den Gang erreicht, in dem das Büro von König Micky lag, unterwegs war er nur auf drei oder vier Wachen gestoßen, die ihres Weges gingen und ihm, wenn alles gut ginge, nicht weiter stören sollten. Leider stand wie zu erwarten eine Wache vor der Tür zum Büro. Trotzdem ging Jarec weiter auf das Büro zu, ein Rückzieher stand eh nicht zum Gespräch.

    Nun stand er vor der Wache.

    Jarec: Entschuldigt, ich möchte zum König.

    Wache: Das ist nicht möglich, der König hat eben das Hauptquartier verlassen.

    Ja, erzähl mir was, was ich noch nicht weiß.

    Jarec: Wisst Ihr, wann er wieder zurück ist?

    Wache: Mir ist lediglich bekannt, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus ist. Mehr kann ich dir leider auch nicht sagen.

    Jarec: Krankenhaus, das dürfte ja nicht lange dauern. Würde es was ausmachen, wenn ich drinnen warte?


    Wache: Nein, auch für einen Kämpfer des Widerstands ist das nicht gestattet.

    Nicht das ich es wirklich geglaubt hätte, dass das funktioniert.

    Jarec: Dann werde ich später nochmal vorbeikommen.

    Die Wache nickte nur, Jarec nutze die Zeit die Wache zu mustern, es war eine einfach Wache ohne viel Rüstung.
    Innerlich machte sich Anspannung breit, er musste darein und zwar jetzt, wer weiß wann sich das nächste mal so ein Zeitfenster zeigen würde. Er musste einfach auf sein Können vertrauen.

    Jarec machte anstalten, sich wieder vom Büro zu entfernen; er nutze denn Moment der Drehung, um sich nochmal denn Gang anzuschauen: er war leer. Jarec nutze denn Schwung einer vollen Drehung und rammte der Wache seine gepanzerte Faust in den Magen, sie sackte nach und hielt sich mit einer Hand die Magengegend, mit der anderen stütze er sich auf denn Speer. Ein zweiter Schlag mit voller Wucht auf den Schädel ließ die Wache scheinbar bewusstlos nach vorne kippen. Jarec hatte allerdings ein leises Knacken beim zweiten Schlag vernommen, von dem recht eindeutig war, woher es stammte.

    Nun hieß es, sich zu beeilen, ein kurzer Blick über die Schulter, der Gang schien verlassen, auch war nichts zu hören. Jarec kniete sich hin, um sich an dem Schloss zu schaffen zu machen, er benutze sowohl seine Dietriche als auch die Finsternis in ihm, um das Schloss zu überwinden. Es wollte nicht nachgeben, er wurde langsam nervös, der Gang war noch leer, aber die Frage war nur wie lange das noch so bleiben sollte. Auch machte sich Ärger breit, er hatte bisher jedes Schloss in seinem Leben geknackt und es würde nicht an diesem scheitern. Doch war er sich grade sicher, Schritte gehört zu haben, zwar nur leise aber beständig. Jarec nahm nochmal seine Konzentration zusammen und dann hörte er auch schon das erlösende Klicken der Tür. Schnell riss er jene auf, zog die Wache rein und ließ die Tür leise in Schloss gleiten.
    Jarec atmete erst einmal durch, allerdings genoss er das Gefühl wie das Adrenalin durch seinen Körper pumpe, das dumpfe Pochen in seinen Ohren von seinem eigenen Herzschlag war ein Segen für ihn, er kostete es einfach zu gerne aus.

    Nun sah er sich etwas genauer im Büro um, es war überraschend einfach gehalten, zwar waren hier und da ein paar Bilder an den Wänden. Aber ansonsten waren es ein Büro wie viele anderen auch, mit Schreibtisch und Schränken an den Wänden. Aber dafür hatte er jetzt keine Zeit, es galt die Fragmente zu finden, grob ging er an den Schrankwänden vorbei, klopfte einmal die Wände nach Hohlräumen ab und schaute sich denn Schreibtisch näher an. Jener erinnerte ihn an etwas, er setzte sich und es fiel ihm wieder ein. Damals, im Schloss Disney, hatte der gleiche Schreibtisch gestanden, er suchte etwas genauer und fand auch das, was er suchte: das Symbol der Krone und direkt drüber ein kleines Loch. Jarec musste sich schwer beherrschen, nicht laut zu lachen. Der König war wirklich einfallslos, wenn er das gleiche Schlosssystem benutzte wie in seinem alten Büro. Jarec nahm sich also genauso wie damals einen Stift vom Schreibtisch und steckte in das Loch, jedoch passierte... nichts?

    Ich hab doch damals genau das selbe gemacht?
    Aber vielleicht...?


    Jarec untersuchte denn Tisch an der Stelle genauer, ihm fiel auf, dass das Symbol der Krone nicht genau Waagerecht war, auf der anderen Seite war es das aber. Er schaute es sich nochmal genauer an und tatsächlich es ließ sich um ca. 180° drehen. Das war es, hinter ihm, an einer scheinbar leeren Wand leuchtete eine viereckige Umrandung zwischen zwei Gemälden auf. Das Viereck leuchtete noch einmal kurz auf und gab die Sicht auf eine kleine ca. 1x1m große Wandnische frei. Jarec war überrascht, er war sich sicher, eben diese Wand abgeklopft zu haben. Und er war sich sicher gewesen, dass es sich dabei um eine massive Wand gehandelt haben musste. Er ging näher heran und schaute sich an, was darin zu finden war, bereits auf die ersten Schritte in die Richtung spürte er eine finstere Präsenz, was in überraschte, denn außer ihm war ja niemand hier. Aber fand, was er suchte: die Schlüsselfragmente lagen alle fein säuberlich nebeneinander aufgereiht. Gerade zu einladend präsentiert, das machte ihn stutzig. Er untersuchte das Versteck ein weiteres mal, fand aber nichts, was auf eine Falle hindeute, so nahm er sich einfach eins raus. Es passierte nichts. Nachdem er die Fragmente in seinen Taschen verstaut hatte, suchte er die Nische nochmal ab, denn die Präsenz der Finsternis kam ganz eindeutig von hier, unter einem Stapel Papieren wurde er dann fündig. Es war ein Amulett und es schien ganz eindeutig in den Besitz der Bösen zu gehören. Es ähnelte dem Gefühl der Macht, welche auch Jarec in sich spürte, wann immer er die Finsternis in sich benutzte. Er legte sich das Amulett um und merke, wie sich etwas in ihm verstärkte, auch merkte er, wie sich sein Gespür der Finsternis veränderte, sie war nun präsenter in ihm, zum anderen aber auch... er würde es als „vertrauter“ bezeichnen.

    Als er so auf die Finsternis in sich lauschte, hörte er noch etwas anderes, es war ein leises Ticken. Es war ihm vorher gar nicht aufgefallen, aber jetzt hörte er es immer deutlicher. Er machte sich daran, die Quelle des Ticken zu finden. Es führte ihn wieder zu Schreibtisch, doch grade als er sah, woher er kam, war es schon zu spät. Das Wappen der Krone, die er gedreht hatte um das Versteck öffnen, hatte sich scheinbar langsam wieder zurück in seine Ausgangsposition gedreht, in etwa so wie eine Eieruhr, die man stellt. Nur mit dem Ergebnis, dass es nicht ein leises Schrillen war, das einen dezent an etwas erinnerte, sondern mit einer tiefen mächtigen anschwellenden Sirene. Die Alarmsirene des Hauptquartiers! Jarec war klar, was das für ihn bedeutete.

    Diese Verdammte Maus!

    Jarec fluchte innerlich, er war so weit gekommen und eine so billige Zeitschaltung hatte ihn überrumpelt. Aber es war geschehen, nun müsste er sich wohl den Weg freikämpfen. Er machte sich Kampfbereit, auch wenn er in Vincent´s Körper steckte war er ja nicht wehrlos und er hatte immer noch seine Fähigkeiten.

    Langsam öffnete er die Tür und spähte durch sie hindurch, der Gang wirkte leer. Am Ende konnte er rot pulsierendes Licht sehen, welches alles in spannungsgeladene Atmosphäre hüllte. Da hörte er aber auch schon die ersten eiligen Schritte im Gang, es waren zwei Wachen, die auf die Tür zugerannt kamen. Jarec ließ die Tür einen Spalt offen und stellte sich mit dem Rücken an die Wand. Sollten sie doch kommen, zwei waren jetzt nicht das Problem. So ließ er sich in den Schatten an der Wand eintauchen und wartete darauf, dass die beiden Wachen Hals über Kopf durch die Tür gestürmt kamen.

    Wachen: Halt! Im Namen des Königs!

    Die Wachen standen im Eingang des Büros und waren erstaunt, niemanden zu sehen.
    Jarec ließ sich lautlos aus dem Schatten gleiten und stand nun hinter den Wachen. Kurz überlegte er, einfach rauszugehen und die Tür hinter sich zu verschließen. Die Gefahr, dass die Wachen entkamen war ihm aber dann doch zu groß, also entschloss er sich, ihnen gleich hier ein Ende zu bereiten.

    Den linken rammte er die Stahlklauen von Vincents Handschuh in den Rücken, er brach stöhnend zusammen, es war wohl keine tödliche Wunde, aber ob er damit nochmal auf die Beine kam war fraglich. Die zweite Wache zu seiner Rechten drehte sich zu ihm um, eher überrascht als entschlossen. Viel gebracht hat es ihm nicht, denn er schaute in den Lauf von Vincents Pistole und ging mit einem nicht mehr gut erkennbaren Gesicht tot zu Boden.

    Damit war es still im Büro, das einzige was noch zu hören war, war die Alarmsirene. So ging er die Gänge der Hauptquartiers entlang, die Waffe hatte er weiterhin gezogen und bereit. Bei jeder Biegung schaute er erst um die Ecke, bevor er im leichten Laufschritt den Gang durchquerte, um nicht auf dem geraden Flur ohne Deckung überrascht zu werden. Nach der zweiten Biegung war sein Glück aber schon vorbei, er sah einen vierer Trupp Wachen langsam und konzentriert mit gezogen Schwertern den Gang entlang kommen. Mann erkannte gleich, dass es keine normalen Wachen waren, diese hier waren gut ausgerüstet.

    Vier sind doch zu viel in meiner jetzigen Hülle.

    Jarec entschied sich dazu, die Wachen abzuwarten, bis sie fast an seiner Postion waren, dann in den Schatten der Wand einzutauchen und hinter ihnen wieder heraus zu kommen, nachdem sie um die Ecke gekommen waren. Genau so machte er es auch, mit Erfolg, die Wachen merkten nicht, wie sie an Jarec vorbei gingen. Nachdem er sich sicher war, dass die Wachen weit genug weg waren, verließ er den Schatten wieder und machte sich daran weiter zu kommen. Er müsste sich nur ab jetzt beeilen, denn wenn die Wachen feststellen, dass er nicht mehr im Büro von König Micky war, würden sie ihn verfolgen. Der Weg war nicht mehr weit und so war Jarec bald in der Nähe des Ausgangs. Er war allerdings misstrauisch, denn er war auf keine Wachen mehr getroffen, das ganze Hauptquartier schien auf einmal wie ausgestorben. Er war sich sicher, dass es nicht so einfach sein würde. So war es dann, er lugte vorsichtig aus dem Schatten des Eingangs nach draußen, auf den großen Vorplatz, man sah nur nicht mehr besonders viel davon. Jener war voll, überall waren Soldaten zu sehen, die sich in einem großen Bogen von fast 30 Meter um den Eingang des Hauptquartiers postiert hatten. Ein paar Meter vor den Soldaten sah er dann auch die Kämpfer des Widerstands stehen, zusammen mit König Micky. Jarec war beeindruckt, er hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell sammeln würden.

    Damit standen die Chancen recht schlecht für ihn, ein Kampf wäre aussichtslos und Flucht durch die Menge ebenfalls. Diplomatie schied ebenfalls aus, einen Plan hatte er allerdings noch, er selbst war nie davon ausgegangen, dass alles glatt lief, wie könnte er auch bei den Gegebenheiten.

    Jarec nahm sich nochmal voll zusammen, denn diese Flucht würde wohl sein persönliches Meisterstück werden und bestimmt Eindruck hinterlassen. Er ging aus dem Schatten des Eingangs und ging die erste Stufe des Eingang hinunter und blieb dort stehen. Er sah und spürte wie alle Blicke auf ihn ruhten.
    Man sah den Unglauben im Gesicht der Widerstandskämpfer und das Kopfschütteln des Königs, als er ihn in Vincent´s Gestalt da stehen sah. Jarec genoss den Augenblick, er war sich aber bewusst, dass es schlecht wäre länger hier zu verweilen, wo sie ihn doch leicht überwältigen konnten.

    Aber genau hier zu stehen war sein Plan gewesen und er würde ihn nun ausführen, oft hatte er sich darum Gedanken gemacht, wie er von hier verschwinden könnte, wenn was schief ginge. Da hörte er aber auch schon das worauf er gewartet hatte: es war Crows Ruf, sein treuer Begleiter, der oft mal vergessen wurde. Crow flog hinter der Menschenmenge, zwischen dem Kristall und dem Hauptquartier vorbei. Die anderen würden nur sehen, dass sich ein großer Schatten vorbei bewegte. Er hatte nur diese eine Chance, denn die Aktion war riskant, noch nie war er in einen sich bewegenden Schatten eingetaucht. Sollte er es nicht schaffen, könnte es sein, dass er auf halbem Weg wieder heraus fiel und dann Gott weiß wo landen würde. Crow näherte sich und Jarec tauchte in den Schatten ein, es war ein widerliches Gefühl. Da der Schatten sich je nach Untergrund veränderte, war es schwierig, die Konzentration zu behalten. Aber es gelang schließlich und er landete auf dem Dach eines benachbarten Gebäudes. Mühsam richtete er sich auf und schaute sich das Spektakel unten auf dem Platz. Da merkte er hinter sich noch eine andere Präsenz.
    Es war Xarignod.
    Jarec dreht sich zu ihm um

    Jarec: Pünktlich wie eh und je, gut das du da bist. Ich hab sie alle.

    Jarec spielte mit einem der Fragmente in der Hand herum.

    Xarignod: Ich sehe du hast das Beste aus meiner Verkleidung gemacht.

    Xarignod ging näher an die Brüstung des Daches heran und schaute dem Widerstand dabei zu, wie dieser in ihre Richtung kam.

    Xarignod: Was meinst du, noch ein letzter Auftritt bevor wir die Bühne räumen?

    Jarec: Warum nicht?

    Beide traten näher an die Brüstung des Daches, so dass der Widerstand sie beide gut sehen konnte. Xarignod griff nach Vincents Brust und riss die Hülle wie Lacken von ihm herunter. Es war ein Gefühl, als würde eine Lage Stoff von einem runter gezogen. Nun stand er, Jarec, wieder als er selbst da, ein tolles befreiendes Gefühl.

    Beide verbeugen sich noch einmal vor ihren Publikum und verließen den Ort durch das entstandene dunkle Portal hinter ihnen.
    Noyne ist offline

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    Veteran Avatar von Vamperator
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    Zu viel. Es war zu viel. Alles was geschehen ist in dieser kurzen Zeit, Hoeji wusste nicht, wie er mit diesem Wahnsinn umgehen sollte und sobald er konnte suchte er einen stillen Platz auf. Einen Ort, an dem er denken konnte, sein Zimmer nahe dem Hauptquartier. Apathisch lief er auf und ab. Sein Verstand flog in alle möglichen Richtungen und ließ sich nicht bändigen. Ein doppelter Verrat in den eigenen Reihen, einer seiner Freunde wurde schwerst Verwundet und er selbst konnte nichts dagegen tun, Stück für Stück verlor New Radiant Garden an Schutz und die Finsternis streckte ihre widerlichen Finger nach dem Frieden aus. Zu allem Überfluss ging ihn eine bestimmte Person nicht mehr aus dem Sinn.
    Seine Schritte wurden immer schneller und irgendwann konnte sein Zimmer seine Gedanken nicht mehr halten, er musste hier raus. Die Wände schienen immer näher und näher zu rücken, dass ihm fast die Luft ausging.
    Als er seine Bleibe verließ, konnte er trotz seiner eignen Probleme die Stimmung auf den Straßen spüren. Die meisten Bewohner New Radiant Gardens haben kaum etwas von den Problemen mit bekommen, jedoch machte sich hier langsam die Angst breit. Man überhört immer öfter wildes Flüstern über den Untergang des Wiederstands, die Sorgen, alles was man besitzt zu verlieren.
    „Sind wir noch in dieser Höhle sicher?“, „Können die Wenigen Kämpfer, die der König versammelt hat, wirklich gegen die Dunkelheit gewinnen?“, „Sollten wir nicht unser Heil in der Flucht suchen? Hier sind wir eingesperrt!“
    Das Flüstern war so Laut, dass es bald niemand mehr überhören konnte.
    In Hoeji brannte es. Die Tatsache das er nach wie vor nicht tun kann, selbst jetzt, wo er all diese Kraft hat, fraß ihn langsam auf. Plötzlich jedoch riss ihn ein wütender Schrei aus seinen Gedanken!

    Wütender Mann: „Wir sind hier nicht sicher verdammt! Was macht der König denn schon?“

    Zwei Männer schienen sich lauthals zu streiten. Die Konfrontation schien bald zu eskalieren.

    Wütender Mann: „Er sitzt doch nur in diesem Block und wartet nahezu darauf, dass wir gefressen werden von diesen Dingern!“

    Eine Traube von Menschen begann sich langsam zu Bilden. Das Flüstern wuchs zu einer Diskussion an.Die düsteren Gedanken Hoejis verschwanden schnell, er musste etwas tun.

    „Hört sofort auf!“

    Alle Blicke wandten sich auf den jungen Krieger, der durch die Gasse an Menschen trat, welche sich gerade gebildet hatte. Der Hetzer drehte sich zu ihm.

    Hetzer: „Wer bist du? Doch nicht etwa einer dieser Krieger, oder? Du bist ja noch fast ein Kind!“

    „Mein Name ist Hoeji und ja, ich bin einer der Splitterträger. Und was du da sagst ist vollkommener Schwachsinn. Mickey tut alles, was in seiner Macht steht, um die Schatten von hier fern zu halten. Jeder von uns Kämpft für New Radiant Garden.“


    Hetzer: „Ach ja? Warum hört man dann überall, dass wir nicht mehr sicher sind? Und was soll die Sch***e mit diesem „Verräter“, von der man spricht?“

    Sofort sprangen Bilder von den Leuten, die Hoeji einst als Freunde ansah. Jene, die er hier traf aber vor allem das Gesicht Rohankais brannte sich durch seine Erinnerung.

    „Es gibt jene, die zu Schwach waren. Jeder von uns hat viele an die Finsternis verloren, auf die eine oder andere Art. Aber solange wir kämpfen brennt die Flamme der Hoffnung in jedem von uns!“

    Die Menge wurde still. Jeder horchte nur noch, was in der Mitte gesagt wurde. Der wütende Hetzer schien bei weitem nicht mit dieser Antwort zufrieden zu sein. Sein vorheriger Gesprächspartner verschwand in der Masse an Zuhörern.

    Hetzer: „Was ist dass denn für ein ideologischer Schwachsinn. Wie verblendet bist du, Junge, dass du glaubst, dass wir alle einfach nur fest genug daran glauben müssen und keiner wird mehr sterben? Und du erwartest, dass ich daran Glaube!“

    Der Zorn des Mannes gab dem eigenen Zweifel in Hoeji eine Stimme. Der Krieger glaubte die ganze Zeit an seine Fähigkeiten. Er vertraute seinen Freunden und glaubte an das Licht. Jedoch …

    Hetzer: „Wenn selbst einer von unseren „großen Beschützern“ so einfach der Dunkelheit verfallen kann, dann sind wir alle verloren! Und jetzt wo ich dieses Kind vor mir stehen habe, welches mir mit so einem Schwachsinn die Ohren vollheult, verstehe ich auch, warum wir Verlieren. Das Ganze ist doch ...“

    Plötzlich platzte es aus Hoeji heraus.

    „Du hast doch keine Ahnung wovon du redest! Meine Freunde und ich kämpfen jeden Tag gegen die Dunkelheit um New Radiant Garden zu verteidigen! Wir haben sie schon oft geschlagen und wir WERDEN die Herzlosen besiegen und dafür sorgen, dass Radiant Garden wieder aufgebaut werden kann! Wenn du schon den Glauben an dich verloren hast, dann steck wenigstens deinen Glauben in uns, denn wir werden dafür Sorgen, dass dieser ganze Mist ein gutes Ende hat. Wir haben das Licht und die Macht des Schlüsselschwertes auf unserer Seite.“

    Hoeji spürte, wie alles aus ihm heraus zu platzen drohte. Sein Haar flackerte schon und seine Hände bebten. Der Hetzer schien stiller geworden zu sein. Er warf seine Hand kurz abwertend hoch, drehte sich um und verließ den Platz. Er hatte keine Lust mehr zu diskutieren. Die umstehenden Menschen wussten nicht genau, was jetzt passieren würde und verschwanden nach und nach vom Ort des Geschehens. Hoeji selbst stand immernoch in der Mitte und sammelte seine Gedanken auf, als er eine Hand auf der Schulter spürte. Neben ihm erschien ein schlaksiger Kerl, welcher unter seinem Schnautzer heraus versuchte zu lächeln.

    Schnautzbart: „Komm, es bringt nichts, hier stehen zu bleiben. Ich arbeite in der Bäckerei, kann ich dir was ausgeben? Immerhin leben wir nur dank euch Leutchen.“

    Der Mann klopfte Hoeji auf den Rücken und ging zwei Schritte von ihm weg, mit einer Einladenden Geste. Die Einladung war willkommen, immerhin hatte er schon eine Weile nichts gutes gegessen.

    „Ich komme gleich nach.“ rief er dem Bäcker zu, welcher nickte und hinter einer Ecke verschwand.

    Erstmal entschied sich Hoeji einmal um das Zentrum New Radiant Gardens zu laufen, um überschüssige Energie los zu werden und die eben verlorenen Gedanken zu Ordnen. Er konnte jetzt irgendwie besser Denken.
    Über der Stadt lag immernoch eine schwere Aura. Jeder konnte irgendwie fühlen, dass es Probleme geben würde. Nach etwa der halben Runde lief Hoeji an Cynthia vorbei. Ihre Blicke trafen sich kurz, jedoch konnte er gerade nicht mit ihr reden. Sie wandte sich auch schnell ab. Was er noch sehen konnte war, dass sie irgendetwas mit sich herum trug. Was genau konnte Hoeji nicht sagen, aber anscheinend war es wieder etwas, was sie gebastelt hatte.
    Ehe er ihr Gesicht vollständig aus seinen Gedanken geschüttelt hatte, kam er auch an der Bäckerei an und betrat das kleine Häuschen.

    Schnautzbart: „Da bist du ja. Hoeji, richtig? Setz dich ruhig, ich bring dir was.“

    Hoeji tat wie ihm gesagt und setzte sich auf den mit Korb bespannten Holzstuhl. In der Bäckerei befand sich außer ihm noch eine junge Frau, die gerade augenscheinlich ein Brot gekauft hatte.

    Junge Frau: „Du bist Hoeji? Du warst doch eben hier auf dem Platz, oder?“

    Leicht verwirrt nickte er. Kurz darauf fragte Sie, ob sie sich zu ihm setzen dürfe.

    Junge Frau: „Das eben wirkte nicht besonders angenehm. Ich mein, ihr setzt euer Leben aufs Spiel und dann dankt man euch so. Ich hoffe, dass es dir gut geht.“

    Sie musterte Hoeji kurz. Anscheinend verstand sie schnell, dass ihn etwas bedrückte. Er war nicht gerade ein Meister, seine Gefühle zu verstecken.

    „Es ist schon Ok. Es sind nur so viele Dinge in den letzten Wochen passiert. Ich...“


    Junge Frau: „Schon gut, du musst dich nicht rechtfertigen. Ich weiß zu schätzen, was ihr für uns tut. Und ich weiß, dass viele andere das auch tun. Wir glauben an euch.
    Naja, ich muss dann auch wieder los. Viel Glück, Hoeji. Ich werde dich anfeuern!“

    Mit diesen Worten verschwand Sie aus der Bäckerei. Dieses Gespräch tat ihm ungemein gut. Er wurde deutlich ruhiger.

    Rh'enn: „Endlich hast du dich beruhigt.“

    „Da bist du ja. Wo warst du die ganze Zeit?“

    Der kleine Naturgeist erschien vor Hoeji.

    Rh'enn: „Ich habe versucht mit dir zu reden, aber ich kam nicht an dich heran. Du weißt doch, dass du nur die Verbindung mit der Geisterebene aufrecht erhalten kannst, solang deine Konzentration nicht vollkommen zerstört ist.“

    „Tut mir leid, Rh'enn. Es ist viel passiert.“

    Rh'enn: „Das ist es wohl. Aber du musst verstehen, die Leute haben Angst. Und gerade in so einer Zeit muss ein Anführer stark sein. Du musst für die Leute ein Leuchtfeuer sein. Immerhin bist du und alle anderen Splitterträger hier soetwas wie Helden für die Menschen von New Radiant Garden.“

    Der Bäcker kam aus der Backstube. Er brachte einen kleinen Korb mit vielen kleinen Backwaren mit sich mit.

    Schnautzbart: „So, dass ist für unseren Beschützer. Wenn du die anderen Krieger siehst, geb ihnen ruhig etwas davon ab. Das ist das mindeste, was ich tun kann für euch.“

    Hoeji nahm den Korb dankend an und verabschiedete sich. Endlich hatte er wieder innere Ruhe gefunden. Die Menschen haben ihre Hoffnung noch nicht verloren. Und Rh'enn hatte recht, wenn er jetzt Schwach ist, dann würde das die Menschen nur beunruhigen. Als Krieger, als Beschützer New Radiant Gardens muss er für die Menschen kämpfen.

    Gerade, als alles wieder gut zu sein schien, zerriss eine grölende Sirene die Ruhe. Sie kam aus der Richtung des Hauptquartieres! Etwas ist Geschehen!
    Ohne nachzudenken stellte Hoeji den Korb neben den Eingang der Bäckerei ab und lief so schnell er konnte. Die plötzliche Panik auf der Straße machte es unglaublich schwer hindurch zu kommen.

    Was ist jetzt schon wieder passiert.

    Schließlich erreichte der Krieger den Platz und er sah auch schon andere Splitterträger vor Ort. Hoeji folgte den Blicken und sah hinauf zu dem Dach eines benachbarten Gebäudes. Auf ihm stand Vincent, er hielt etwas in der Hand. Plötzlich erschien eine weitere Gestalt neben ihm, die ihn an die Brust griff und etwas wegriss. Es war .. seine ganze Gestalt? Dort wo vorher Vincent stand, befand sich nun jemand anderes. Ein bekanntes Gesicht, es war Jarec. Die Beiden verbeugten sich, wie auf einer Bühne und verschwanden schließlich durch ein Portal.
    Panik brach aus und Hoeji versuchte mithilfe der anderen Splitterträger, die Leute zu beruhigen, als König Micky auf dem Platz erschien. Sofort hörte man laute Schreie, die ihn wie Speere trafen.

    „Splitterträger, wir müssen reden. Jetzt. Meine Männer kümmern sich um die Panik, folgt mir.“

    Die Stimme des Königs bebte. Er war augenscheinlich Aufgewühlt, aber versuchte das zu unterdrücken.
    Hoeji und die anderen folgten ihm. Sie betraten das Besprechungszimmer. In ihm warteten bereits Donald, Goofy, Cid und Zygmond. Zygmond sah nicht sonderlich gut aus. Bandagen und Nähte waren überall zu sehen.

    „Da ihr nun alle da seid, kann ich offen reden. Von all den Rückschlägen, hat uns heute einer der Schlimmsten getroffen. Jarec brach in das Hauptquartier ein und konnte die Schlüsselfragmente an sich reißen. Damit hat Finli alles was er benötigt, um ein enormes Kriegsschiff zu aktivieren. Und da die Herzlosen wissen, wo wir sind, werden wir hier nicht mehr lange sicher sein. Ich habe bereits Boten verschickt an das Land der Drachen, nach Halloweentown und den Rest unserer Verbündeten. Jeder soll sich auf das schlimmste vorbereiten.
    Ihr müsst euch nun auch auf einen enormen Kampf vorbereiten. Wahrscheinlich den schlimmsten, denn ihr bisher hattet. Ich würde liebend gerne etwas aufmunterndes Sagen, aber es steht sehr schlecht um uns. Wenn nicht jeder zusammenarbeitet werden wir bald unterliegen. Von nun an ist es jedem von euch untersagt New Radiant Garden zu verlassen, es sei denn, ich ordne es an. Wir brauchen jede Kraft, die wir kriegen können.“

    Der König seufzte Schwer. Donald klopfte ihm stärkend auf die Schulter

    „Danke, alter Freund. Also dann, macht euch bereit. Für New Radiant... Nein, für unsere Freunde. Wir dürfen jetzt nicht scheitern.“
    Vamperator ist offline Geändert von Vamperator (17.08.2013 um 23:49 Uhr)

  8. #8 Zitieren
    Provinzheldin Avatar von Lady Zexion
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    Verräter.

    Dieses eine Wort füllte ihren ganzen Verstand aus, floss wie zäher Honig auch in die letzten Windungen ihres Bewusstsein und lähmte es gleichzeitig, machte sie handlungsunfähig, mehr zu einer Statue ihrer selbst als ein lebendiges Wesen.
    Wäre der Niemand ihr nicht zuvor gekommen, Cynthia hätte nicht sagen können was sie getan hätte. Dass ihr Eingreifen das Leben von Kataya gefährdete hätte, wäre ihr vollkommen gleichgültig gewesen. Sie fühlte sich an den Moment erinnert, als sich Jarec als Verräter erwiesen hatte…
    Menschen. Sie waren alle gleich, alle verlogen, hinterhältig, genau wie –
    Die kühle Schnauze Dromes, die sanft ihre Hand streifte, holte Cynthia wieder in die Wirklichkeit zurück und bewahrte sie davor weiter in der Vergangenheit zu versinken.
    Der Rest der Gruppe war inzwischen aus dem Gumi Hangar verschwunden, sie hatte man einfach stehen lassen. Eigentlich war es ihr auch ganz recht so, sie wollte die anderen momentan sowieso nicht sehen.

    Drome: ~Wir sollten nach Hause gehen, Cynthia. Etwas Ruhe wird uns gut tun. ~

    Sein beinahe flehender Blick traf den ihren und in Dromes fast schon meerblauen Augen konnte sie dieselben alten Erinnerungen sehen, die auch ihren Geist immer wieder heimsuchten.
    Langsam wandte sie ihren Blick von ihrem Gefährten ab und schüttelte dabei den Kopf.

    Cynthia: ~Geh du schon vor. Ich brauch ein wenig Zeit für mich. ~

    Sie konnte den vorwurfsvollen und zugleich besorgten Blick Dromes praktisch spüren, also zwang sie sich zu einem leichten Lächeln und wandte sich wieder dem jungen Drachen zu.

    Cynthia: ~Keine Sorge, Drome. Ich werde schon nichts Dummes anstellen. Ich komm auch bald nach. Versprochen. ~

    Man konnte Drome ansehen, dass er keineswegs überzeugt war, immerhin kannte er sie inzwischen gut genug. Dennoch verließ er langsam den Hangar, allerdings nicht ohne Cynthia am Ausgang noch einen eindeutigen Blick zuzuwerfen.
    Ein leichtes Schuldgefühl machte sich in ihr breit, doch sie ignorierte es und zwang sich einen der anderen Ausgänge zu nehmen und Drome nicht doch noch hinterher zu laufen.
    Die Straßen New Radiant Gardens lagen ruhig vor ihr, nur wenige Menschen waren draußen unterwegs. Unwillkürlich fragte sich Cynthia, wie viel von den Geschehnissen der letzten Zeit die Menschen überhaupt wussten.
    Es konnte nicht allzu viel sein, gemessen an der Ruhe, die immer noch über der Unterirdischen Stadt lag.
    Während sie den Hangar hinter sich ließ betrachtete sie noch einmal ihre selbst gebauten Flügel genauer. Die Turbine, die sich bei ihrem Sturz auf dem Schatzplaneten gelöst hatte, hatte sie bereits wieder behelfsmäßig angebracht, aber einen weiteren Flug würde die Konstruktion noch nicht überstehen.
    Sie musste sie dringend reparieren, jedoch würde sie dafür wohl neues Werkzeug brauchen… Immerhin war das auf dem Schatzplaneten nur von Doktor Doppler geliehen gewesen.
    Kurzerhand schlug sie den Weg zu einer der Schmieden New Radiant Gardens ein.

    Ein kleines Glöckchen an der Tür beantwortete Cynthias Eintreten in die „beste Schmiede des Widerstands“, wie ihr ein Schild vor dem Eingang versichert hatte, mit einem fast schon kläglichen „Kling“.
    Doch der Raum, in dem sie sich nun befand, sagte das genaue Gegenteil von dem aus, was das Schild ihr versprochen hatte. Die „Schmiede“ erwies sich als ein mehr schlecht als recht zusammen gezimmerter Raum, in dessen hintere Ecke ein kleiner Ofen traurig vor sich hin glühte. Der kahle Steinboden war uneben und wies hier und da kleinere und größere Flecken auf, die wohl von heruntergefallenen Kohlestücken stammten und der Amboss neben dem Ofen war von unzähligen Kerben und Dellen gekennzeichnet, und an seinem Fuß konnte sie sogar einige Flecken Rost entdecken.
    Sie wollte den kleinen Raum gerade wieder rückwärts verlassen, als sich an der rechten Seite des Raumes plötzlich eine Tür öffnete, durch die ein ungewöhnlicher Mogry trat. Cynthia hatte bei ihrer Zeit beim Widerstand nun schon einige Individuen dieser merkwürdigen Rasse gesehen, doch so ein Exemplar war ihr bisher noch nicht begegnet.
    Statt dem üblichen roten Bommel schmückte ein zerzaustes lila Etwas seinen, für einen Mogry, recht kleinen Kopf, der fast schon in einem „normalen“ Verhältnis zu seinem Körper stand – wäre dieser dafür nicht unglaublich breit gebaut gewesen. Auf seinem gold-gelben Fell lag eine leichte Ascheschicht und an einigen Stellen war es sogar angesengt. Selbst seine Stimme war anders als bei anderen Mogrys, tiefer und mit einem merkwürdigen Akzent.

    Mogry: „Ah, Kundschaft, kupo!“

    Cynthia: 'Natürlich. Das einzig typische was er von seiner Rasse übernommen hat, ist das „Kupo“.
    Das plötzliche Auftauchen des Mogrys sowie dessen ungewöhnliches Aussehen überraschte Cynthia, und für den Bruchteil einer Sekunde wusste sie nicht genau, was sie tun sollte. Ihr erster Gedanke war es, einfach wortlos umzudrehen und zu gehen, doch bevor sie den Gedankengang auch nur zu Ende geführt hatte, war der dickliche (oder doch eher muskulöse?) Mogry bereits hinter sie gehuscht und warf in diesem Moment die Tür mit einem vernehmbaren Poltern ins Schloss.

    Mogry: „Bloß nicht so schüchtern, kupo, immer rein in die gute Stube!“

    Cynthia: „Ich, äh, wollte eigentlich…“

    Mogry: „Jaja, weiß schon Bescheid, bist wegen dem da hier, richtig, kupo?“

    Einer seiner Stummelfinger deutete auf die Flügel, die Cynthia immer noch unter ihren Arm geklemmt hatte. Die Blauhaarige setzte gerade zu einer Antwort an, doch der Mogry ließ es gar nicht erst soweit kommen, sondern plapperte einfach weiter, während er sich die Flügel besah.

    Mogry: „Aha, seh schon, kupo, da hat wohl jemand den Traum vom Fliegen, was? Hat wohl ganz schon was abbekommen, aber keine Sorge, kupo, du bist zum richtigen Ort gekommen. Ich reparier dir das im Handumdrehen, wirst schon sehn, ein klein wenig schweißen hier, und ein bisschen…“

    Nun konnte Cynthia sich jedoch nicht mehr zurückhalten, unwirsch fiel sie dem Mogry ins Wort.

    Cynthia: „Hey Kleiner –„

    Mogry: „Ferro.“

    Cynthia: „ – ich werde meine Flügel selbst reparieren. Ich brauche nur Werkzeug und Material. Mehr will ich von dir gar nicht.“

    Für einen Moment sah Ferro fast schon beleidigt aus, doch der heitere Gesichtsausdruck, den die meisten Mogrys zur Schau trugen, kehrte schnell wieder zurück..

    Ferro: „Eine Bastlerin also, kupo? Hätt ich ja gar nich‘ gedacht…“

    Ein scharfer Blick von Cynthia genügte und Ferro wandte sich wieder den Flügeln zu.

    Ferro: „Aber gut, kupo, du kannst natürlich meine Schmiede benutzen. Ich hab alles da, was das Herz begehrt: Rohlinge verschiedenster Metalle, Schweißgeräte, Zangen und Hämmer…“

    Cynthia unterbrach mit einer unwirschen Geste den Redeschwall des Mogrys. Dieser schwieg tatsächlich, jedoch sah er sie weiterhin mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. Seufzend legte sie die Flügel auf dem Amboss ab.

    Cynthia: „Und was willst du dafür?“

    Ferro: „Du musst keinen einzigen Taler hierlassen, wenn ich dir helfen darf, kupo. Die Konstruktion ist wirklich gelungen, vielleicht kann ich eine einfachere Version für unsere Schützen herstellen, kupo, wenn ich verstehe wie die Turbinen funktionieren.“

    Ein weiteres leises Seufzen entfuhr ihr. Eigentlich hatte sie allein sein wollen.

    Cynthia: „ Na gut. Ein wenig Hilfe wird wohl nicht schaden.“

    ~~~

    In den nächsten Stunden war die kleine Schmiede erfüllt vom Zischen der Esse und dem Gesang der Hämmer.
    Sie arbeiteten schweigend, was Cynthia zwar etwas verwunderte, jedoch keineswegs störte. Eigentlich hatte sie erwartet, dass der Mogry ununterbrochen auf sie einreden würde, doch Ferro arbeitete ruhig und konzentriert, jeder Hammerschlag, jede Schweißnaht saß perfekt. Im Stillen bewunderte Cynthia ihn fast schon für sein Können.
    Dank Ferros Hilfe hatten sie bereits nach relativ kurzer Zeit die beschädigte Turbine repariert, die vom Sturz verbogenen Teile ausgetauscht, sowie die Konstruktion im Allgemeinen verstärkt, sodass sie nun nicht wieder direkt beim Start auseinanderbrechen würde.
    Cynthia schliff gerade die letzten scharfkantigen Ecken glatt, als sie das armselige Läuten des einsamen Glöckchens an der Tür hörte. Verwundert wandte sie sich um und sah einen Mann mit schwarzen, zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengefassten Haaren die Schmiede betreten. Der perfekt sitzende, schwarze Anzug, den er trug, stand im kompletten Gegensatz zum schäbigen Inneren von Ferros Schmiede, jedoch schienen die herrschende Unordnung und Hitze den Mann nicht zu stören.
    Während Cynthia sich noch wunderte, wer der Mann war, sprang Ferro bereits auf und nickte dem Fremden freundlich zu.

    Ferro: „Ah, Tseng, ich hatte mich schon gefragt, wann du auftauchen würdest, kupo!“

    Das Gesicht des Mannes blieb weiterhin ausdruckslos.

    Tseng: „Ist sie fertig?“

    Ferro: „Ja, ja, kupo, natürlich. Lass mich sie nur schnell holen.“

    Schon war der Mogry verschwunden, und Cynthia war mit dem merkwürdigen Mann alleine im Vorraum. Tsengs fast schon schwarze Augen richteten sich auf die Blauhaarige, und trotz der Hitze der Esse durchfuhr sie ein kühler Schauer. Leicht nervös wischte sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und im nächsten Moment stand Tseng direkt vor ihr.
    Mit größter Anstrengung konnte sie ein Zusammenzucken verhindern, störrisch versuchte sie dem Blick der schwarzen Augen standzuhalten.

    Tseng: „Tseng.“

    Für einen Moment war Cynthia komplett verwirrt, bis sie die ausgestreckte Hand des Mannes entdeckte. Ohne weiter zu Zögern schlug sie ein, während sie den Blick weiterhin nicht von den schwarzen Augen ließ. Dass ihre Handflächen verschwitzt und rau waren störte sie, und anscheinend auch Tseng, nicht.

    Cynthia: „Cynthia Knights.“


    Tseng: „Ich weiß. Du bist eine der Splitterträger.“

    Cynthia: „Wa… Woher wissen Sie-“


    Tseng: „Ich habe deine Akte gelesen.“

    Cynthia: „Oh.“

    Eine merkwürdige Stille legte sich zwischen die beiden, wobei Cynthia sich immer unwohler fühlte, während Tseng weiterhin keine Regung zeigte.
    Zum Glück kam in diesem Moment Ferro in die Schmiede zurück, in den Händen hielt er eine kleine, schmucklose Schatulle. Falls er den Anstarrwettbewerb zwischen Cynthia und Tseng bemerkte, ignorierte er ihn und überreichte Tseng die Schatulle.

    Ferro: „Sie ist wirklich schön geworden, ich wette du wirst sie gar nicht mehr aus der Hand legen wollen, kupo.“

    Wortlos öffnete Tseng das Kästchen und betrachtete die Waffe, die auf blauen Samt gebettet darin lag. Es war eine Schusswaffe, ähnlich wie die, die Vincent benutzte, allerdings filigraner und mit Elfenbeineinlagen am Griff.
    Tseng nickte Ferro kurz zu, dann schloss er das Kästchen wieder und wandte sich erneut Cynthia zu. Seine Augen glitten kurz zu den auf dem Amboss liegenden Flügeln hinüber, dann wieder zu ihrem Gesicht.
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden langte der Schwarzhaarige mit seiner freien Hand in die Innenseite seiner Anzugsjacke und holte eine einfache, schwarze Pistole daraus hervor, die er Cynthia anbietend hinhielt.

    Tseng: „Wenn du diese Konstruktion benutzen möchtest, brauchst du neue Waffen. Mit deinen Klauen wirst du nicht viel ausrichten.“

    Zögerlich nahm Cynthia die Waffe entgegen. Sie hatte oft genug gesehen, wie Vincent sie benutze, und glaubte zu verstehen wie man sie einsetzte.

    Cynthia: „…Danke.“

    Ein Nicken Tseng war die einzige Antwort, dann wandte er sich um und verließ die Schmiede ohne ein weiteres Wort. Sobald die Tür zugefallen war, wandte Cynthia sich Ferro zu.

    Cynthia: „Wer war das?“

    Ferro: „Das war Tseng, kupo. Er gehört irgendeiner Spezialeinheit an, soweit ich weiß.“

    Eine merkwürdige Stille legte sich zwischen sie.

    Cynthia: ‚Komisch, dass er nicht mehr erzählt - Ich dachte, er wäre der Typ, der viel plaudert.‘

    Für einen kurzen Moment überlegte Cynthia, ob sie Ferro weiter ausfragen sollte, jedoch verwarf sie den Gedanken schnell wieder.

    [i]Cynthia: ‚Wenn er von sich aus nicht mehr erzählt, wird er es auch nicht tun, wenn ich in weiter danach frage… was solls.‘


    Sie wollte gerade wieder das Wort ergreifen, als Ferro sich ruckartig den Flügeln zuwandte.

    Ferro: „Also, kupo, wies aussieht sind wir mit deinen Flügelchen fertig, oder? Und `ne passende Waffe hast du jetzt ja auch, kupo. Hat sich doch gelohnt hier her zu kommen, nich‘?“

    Mit einem breiten Grinsen drehte er sich zu ihr um, die zusammengefalteten Flügel in Händen haltend. Leicht ungeschickt verstaute Cynthia die Pistole an ihrem Gürtel und nahm die Konstruktion entgegen. Die beiden Bastler schüttelten sich die Hände zum Abschied und Cynthia verließ die, wie sie nun wusste, in der Tat „Beste Schmiede des Widerstands“ in Richtung der Quartiere. Drome war wahrscheinlich schon halb wahnsinnig vor Sorge, und sie wollte ihn nicht noch länger warten lassen.
    Kurz nachdem sie die Schmiede verlassen hatte, sah sie einen bekannten orangefarbenen Schopf in der Menge auftauchen. Bevor sie sich abwenden konnte, trafen sich auch schon ihre Blicke und sie fühlte, wie ihre Wangen warm wurden. Schnell bog sie in eine andere Straße ab und versuchte für den Rest des Weges, das merkwürdige Gefühl wieder zu verdrängen.

    ~~~

    Als Cynthia ihr Zimmer erreichte, fand sie tatsächlich Drome vor, der unruhig auf und ab ging.

    Drome: ~Wo warst du so lange? Was hast du gemacht? Ist alles in Ordnung?~

    Cynthia: ~Keine Sorge Drome, mir gehts gut. Ich war nur in einer Schmiede und habe meine Flügel repariert.~

    Ein erleichtertes Ausatmen war von dem Jungdrachen zu hören und seine Haltung entspannte sich merklich.

    Drome: ~Na, dann ist ja gut… Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.~

    Zärtlich strich Cynthia über die weiche Schnauze Dromes.

    Cynthia: ~Das hättest du wirklich nicht müssen. Ich bin jetzt nur müde. Hast du wenigstens etwas geschlafen?~

    Ein fauchendes Lachen drang aus Dromes Kehle.

    Drome: ~Denkst du wirklich, ich hätte jetzt schlafen können? Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet… Aber wir sollten uns wirklich eine Weile hinlegen.~

    Cynthia nickte, zog sich bis auf die Unterwäsche aus und legte sich ins Bett, welches sie nach den harten Kajütenbetten der Legacy mit fast schon ungewohnter Weichheit empfing. Kurz nachdem sie sich hingelegt hatte schwand ihr Bewusstsein auch schon in einen Halbschlaf, die Ereignisse des Tages hatten ihr doch mehr abverlangt als sie gedacht hatte.
    Ihr Geist glitt gerade in die Anfänge eines Traumes, als ihr leichter Schlaf auch schon wieder gestört wurde. Von irgendwoher hörte sie eine Sirene, erst leise und undeutlich, dann aber, je mehr ihr Bewusstsein zurückkehrte, immer lauter. Mit einem Schlag war sie plötzlich wach, saß aufrecht im Bett und hatte den Blick instinktiv aus dem Fenster gerichtet. Der Lärm kam vom Hauptquartier.
    Innerhalb von Sekunden war sie auf den Beinen und zog sich ihre Hose über ebendiese. Schnell wickelte sie sich noch in ihr Oberteil, das Korsett und ihre Brille, sowie ihre Waffen und das Halstuch schnappte sie sich nur schnell vom Nachttisch; sie würde sie unterwegs irgendwie anlegen. Kaum war sie knapp hinter Drome zur Tür hinausgerannt, fanden sie sich auch schon in einer Menschenmenge wieder, die teils zum Hauptquartier lief, teils panisch in die andere Richtung floh. Mit etwas Schieben und Quetschen konnten sie sich dem Strom zum Hauptquartier anschließen. Unterwegs streifte Cynthia ihr Korsett über und verschloss es vorne mit einem einfachen Knoten, dann folgten Halstuch und Brille.
    Kaum hatte sie den großen Vorplatz erreicht, sah sie auch schon, weswegen der Alarm ausgelöst worden war:
    Auf den Stufen zum Eingang stand Vincent.
    Siegessicher schaute er auf die Menge vor ihm, in der Hand hielt er das Fragment.

    Cynthia: ‚Nein. Nicht er. Das kann nicht…‘

    Noch bevor sie sich zu irgendeiner Handlung entschließen konnte, legte sich plötzlich ein großer Schatten über das kuppelartige Gebäude und im nächsten Moment – war Vincent verschwunden.
    Für einen Moment hielt jeder auf dem Platz den Atem an und blickte sich suchend nach dem Schwarzhaarigen um, bis eine Wache erschrocken auf eines der umliegenden Dächer deutete.
    Und tatsächlich, da stand Vincent, doch er war nicht allein. Neben ihm zeichnete sich eine weitere Gestalt ab.
    Ohne lange zu überlegen zückte Cynthia ihre neue Pistole, zielte auf den Schemen und betätigte den Abzug. Doch es tat sich nichts.
    Egal wie oft sie abdrückte, die Waffe wollte einfach keine ihrer todbringenden Kugeln abfeuern.
    In der Zwischenzeit griff die nebelartige Gestalt an Vincents Brust und zog seine Hand ruckartig zurück. Der Bewegung folgte Vincents ganzes Äußeres, das wie Stoff zu Boden fiel und sich dort auflöste. An seiner Stelle stand nun ein blauhaariger Junge, der Cynthia nur allzu bekannt vorkam.
    Jarec.
    Ein Gefühl, als hätte jemand einen mit Eiswasser gefüllten Eimer über ihr ausgekippt, breitete sich in Cynthia aus und vor Schock und Wut konnte sie einige Sekunden nichts anderes tun als auf den Verräter, den sie schon für besiegt gehalten hatten, zu starren.
    Die beiden verneigten sich und waren ebenso schnell wie sie aufgetaucht waren auch schon wieder durch ein dunkles Portal verschwunden.
    Als hätte jemand einen stummen Befehl gegeben brach plötzlich Panik auf dem Platz aus. Überall schrien die Menschen und rannten ohne Rücksicht auf andere durcheinander.
    Anfangs versuchte Cynthia noch die auf sie einstürmenden Menschen zur Seite zu schieben, doch die Menge drückte unerbittlich weiter und nach einer Weile ging sie dazu über jeden, die ihr oder Drome zu nahe kamen, mit einem gezielten Schlag der Pistole zu Fall zu bringen. Zumindest funktionierte sie auf diese Weise, sie würde Tseng später auf jeden Fall noch über die Waffe ausfragen.
    Als sich um sie herum bereits ein kleiner Berg aus Ohnmächtigen (und vielleicht auch teils Toten, ihr war es egal) auftürmte, hörte sie plötzlich die Stimme des Königs.

    Mickey: „Splitterträger, wir müssen reden. Jetzt. Meine Männer kümmern sich um die Panik, folgt mir.“

    Trotz der hohen Stimme des Königs und dem leichten Zittern das in ihr lag konnte sie ihn einwandfrei verstehen. Sie bedeutete Drome ihr zu folgen, stieg über einen am Boden liegenden Körper und kämpfte sich schubsend, tretend und fauchend einen Weg zum Eingang des Hauptquartiers frei. Inzwischen fühlte sie, dass sie einige heftige Rempler abbekommen hatte und wohl ein paar blaue Flecken zurückbehalten würde. Auch ihre Lippe war aufgeplatzt, wie sie am metallischen Geschmack in ihrem Mund bemerkte.
    Der König hatte den Weg zum Besprechungszimmer eingeschlagen und Cynthia folgte als letztes in der Reihe aus Widerstandskämpfern. Nachdem sie eingetreten waren schloss sie die Tür und betrachtete sich die kleine Versammlung. Im Moment vertraute sie so gut wie keinem der im Raum anwesenden.
    Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, um den Besprechungsraum gut überblicken zu können und wartete auf die Ansprache des Königs, welche auch prompt folgte.

    Mickey: „Da ihr nun alle da seid, kann ich offen reden. Von all den Rückschlägen, hat uns heute einer der Schlimmsten getroffen. Jarec brach in das Hauptquartier ein und konnte die Schlüsselfragmente an sich reißen. Damit hat Finli alles was er benötigt, um ein enormes Kriegsschiff zu aktivieren. Und da die Herzlosen wissen, wo wir sind, werden wir hier nicht mehr lange sicher sein. Ich habe bereits Boten verschickt an das Land der Drachen, nach Halloweentown und den Rest unserer Verbündeten. Jeder soll sich auf das schlimmste vorbereiten.
    Ihr müsst euch nun auch auf einen enormen Kampf vorbereiten. Wahrscheinlich den schlimmsten, denn ihr bisher hattet. Ich würde liebend gerne etwas aufmunterndes Sagen, aber es steht sehr schlecht um uns. Wenn nicht jeder zusammenarbeitet werden wir bald unterliegen. Von nun an ist es jedem von euch untersagt New Radiant Garden zu verlassen, es sei denn, ich ordne es an. Wir brauchen jede Kraft, die wir kriegen können.“


    Der König seufzte schwer und Donald, der neben ihm stand, klopfte ihm tröstend auf die Schulter.

    Mickey: „Danke, alter Freund. Also dann, macht euch bereit. Für New Radiant... Nein, für unsere Freunde. Wir dürfen jetzt nicht scheitern.“

    Eine bedrückende Stille erfüllte das Zimmer, niemand fühlte sich im Stande etwas zu sagen. Schließlich stieß sich Cynthia leicht von der Tür ab und verschränkte die Arme vor der Brust.

    Cynthia: „Was ist mit Vincent?“

    Pure Unverständnis stand auf den Gesichtern der anderen geschrieben, also unterdrückte sie ein Seufzen und setzte zu einer Erklärung an.

    Cynthia: „Ich meine den echten Vincent. Wo ist er?“

    Für einen weiteren Herzschlag herrsche Schweigen, alle schienen nachzudenken.
    Schließlich ergriff der immer noch angeschlagene Zygmond mit gerunzelter Stirn das Wort.

    Zygmond: „Was ist… wenn der echte Vincent dort ist, wo wir dachten, dass Jarec wäre?“

    Donald schien als erster zu verstehen, worauf Zygmond anspielte.

    Donald: „Der Kerker! Dort hatten wir Jarec eingesperrt. Oder zumindest haben wir gedacht, dass er es wäre.“

    Der König nickte langsam.

    Mickey: „Das ist auf jeden Fall eine gute Idee. Cynthia, geh in den Kerker und sieh nach. Die Wachen werden dir die Zelle zeigen.“

    Cynthia nickte knapp und war froh, den Raum wieder verlassen zu können. Drome folgte ihr nach draußen und gemeinsam schlugen sie den Weg zum Verließ ein. Unterwegs fiel Cynthia plötzlich auf, dass sich der Knoten an ihrem Korsett gelockert hatte und dass das blaue Leder nun wesentlich mehr von ihrem Oberkörper freigab, als sie gewollt hatte. Schnell zog sie das Band wieder enger und verknotete es doppelt.
    Gott sei Dank hatte sie die Arme verschränkt gehabt, als die anderen zu ihr geschaut hatten.
    All your Zexion are belong to me.
    Lady Zexion ist offline Geändert von Lady Zexion (28.09.2013 um 21:57 Uhr)

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