-
"Naja..." Andrahir räusperte sich und sah zu wie Frosch über den Steg hüpfte und schließlich in ein Sumpfloch sprang, das durch den immer wieder kehrenden Regen in dieser Jahreszeit ganz gut mit Dreckwasser gefüllt war.
"Meine Lehre bei Myra ist beendet und ich brauch vernünftige Waffen um die neugewonnenen Fähigkeiten auch wirklich nutzen zu können und... was soll ich sagen? Ich bin verwöhnt." Er grinste und deutete mit einem Kopfnicken auf den Schwertknauf der Sumpfstahlklinge, der über seiner Schulter zu sehen war.
"Ich glaub nicht, dass ich auf Dauer mit einer normalen Klinge zufrieden wär. Aber schließlich gibts ja dich. Also du hast mal irgendwas von einer schmalen, schnellen und dennoch extrem widerstandsfähigen Klinge erzählt. Mondklinge hieß sie glaub ich. Jedoch meinstest du irgendwas davon, dass man dafür besondere Rohstoffe braucht. Da würde mich genaueres interessieren.
Außerdem überleg ich noch, was ich mache, wenn ich mal gegen etwas herbere Gegner antreten muss. Im Regelfall kann man mit zwei Schwertern ja ganz gut agieren... aber was wenn nicht?
Eine Streitaxt scheint mir ein wenig grob zu sein."
-
Von ihrem eigenen Körper angewidert, betrachtete Suzuran die Verkrustung an ihrem kleinen Zeh, wo wenige Stunden zuvor, das Blut in feinen Rinnsalen an ihren nassen Fußsohlen entlanggelaufen war. Sie hatte sich eine Wanne organisiert, sich die besten Heilkräuter geben lassen und tunkte nun die Füße im Minutentakt in die heilende Brühe, in der Hoffnung, den zerquetschten Nagel nicht zu verlieren. Bei Ornlu hatte Suz schon einmal beobachten können, wie sich so ein Zehennagel ablöste und das war kein schöner Anblick gewesen. Sie hoffte, dass es ihr erspart bleiben würde, denn Ornlu hätte sicher keine Zeit sie zu pflegen, weil es nicht die Doktorspielchen waren, die er bevorzugte.
So eklig ihr Zeh auch aussah, erhebend war dafür der Anblick jener Stiefel gewesen, die ihr all das beschert hatten. Der Händler hatte seine Ware geschickt präsentiert, umrahmt wie in einem Schaufenster waren ihr die Schuhe sofort ins Auge gesprungen, wunderschön und einzigartig. Genau deshalb hatte sie jene auch kaufen müssen, obwohl sie in Schwarzwasser nicht zu gebrauchen waren. Sie verstand nicht wie der Händler auf die Idee kommen konnte, solche Schuhe in Schwarzwasser der Menge zu präsentieren, aber wahrscheinlich hatte er nur darauf gehofft, dass es überall verrückte Hühner gab, die Schuhe nur kauften, weil sie schön waren.
Jetzt bereute sie den Kauf fast ein wenig, ihre Füße waren kaputt, obwohl sie die Schuhe nur ein paar Stunden getragen hatte. Natürlich hatte Suz die Stiefel sofort angezogen, sie stolz, mit dem Hintern wackelnd, präsentiert bis die ersten weiblichen Schnüffelnasen schon eine Reihe gebildet hatten und sich über das eingebildete Weib aufregten. Stunden hatte sie auf den Stegen verbracht, solche Schuhe mussten ja auch eingelaufen und gezeigt werden. Die Schmerzen hatte sie dabei eine ganze Weile verbergen können und so ging sie einfach weiter. Sie ging den halben Tag auf dem verdammten Mistplatz herum, sie lief von Stand zu Stand, von Händler zu Händler und hätte am liebsten geweint. Wie konnte so etwas Schönes nur so weh tun?
Es wäre wohl besser gewesen, wenn sie sich an den zahlreichen Fressschuppen einfach ein paar Leckereien gegönnt hätte, Kabba zum Beispiel oder etwas für Haar und Haut wie Milch mit Honig.
Hier konnte man allerhand Dinge kaufen, die kein Mensch gebrauchen konnte. Sie hatte auch eine kleine Pfeife gesehen, die der Händler als Quietscheente anpries und mit der man angeblich die größten Enten anlocken konnte. Auch gab es eine Glocke, die so laut und schrecklich schellte, dass sie in jedem geführten Gespräch eine Kommunikationsstörung auslöste. Ein Anderer verkaufte ein goldstückgroßes Lederstück, das mit einem kleinen Nagel versehen war und nannte dieses Wunderwerk dann „Parkbankwächter“, weil man damit ungebetene Gäste neben sich vertreiben konnte, wenn jene sich neben einen setzen wollten. Eine tolle Idee und so hatte sie sich sofort einen Parkbankwächter gekauft. Vielleicht würde sie ihn bald bei Ornlu einsetzen, wenn er das nächste Mal bei ihr auftauchen würde.
Geändert von Suzuran (25.09.2012 um 21:34 Uhr)
-
Oben auf der ersten Etage des hohen Baumes saß Jarvo an einem Tisch und schaute hinunter auf das Geschehen. Gleich einem Schaufenster präsentierte sich ihm die Gesellschaft, die ihren täglichen Geschäften nachging stumpf in der Gegend herumsaß oder Dinge anstellte, die für jemanden mit einem gesunden Geiste nicht ganz nach zu vollziehen waren. Da war der Fressschuppen Nummer 1 in Tooshoo – die Sumpflilie, die bei voranschreitendem Tage mehr und mehr Menschen anzog und zu einem Epizentrum der allabendlichen Aktivitäten wurde. Der Tag an dem der Alkohol ausgehen würde, war fern, jedoch musste Mama Hooqua stets mit organisatorischem Geschick dafür sorgen, dass die Lieferungen sie planmäßig erreichten. Ging der herbe Hopfen aus, so konnte sie manch gierigen Schluckhals mit einem großzügigen Tropfen Selbstgebrannten zur Ruhe bringen. Das Gro der Gäste würde es unter Umständen ein paar Tage murrend verkraften, doch länger, und Hooqua konnte ihre Reputation als Herrin des Trankes und der Speisen vergessen.
So manch eine Schnüffelnase mochte sich fragen, warum sie überhaupt diese Strapazen auf sich nahm und Tag für Tag, Abend für Abend ihren Schweiß und ihre Nerven hinter der Theke einem kleinen, friedlichen Dörflein opferte. Profitgier war es sicherlich nicht, denn die wenigen Male die sie außerhalb ihrer Schenke unterwegs war, waren ihre Gedanken doch bei dem Geschäft oder sie kaufte auf dem Markt frische Zutaten. Sie war keine Frau, die sich mit teurem Schmuck behing oder der es ein erhebendes Gefühl gab, mit einem eleganten Mantel über die Stege zu stolzieren. Wenn man sie sah, konnte man eher meinen, dass sie nicht genügend Gold für neue Kleidung hatte, denn die dreckigen Röcke und Schürzen sahen aus, als hätte sich ein Troll sie aus der dunkelsten Ecke eines Mistplatzes aufgesammelt und sich danach damit die Nase geschnäuzt. So manch unbedachter Fremder, der eine kecke Bemerkung über sie zu laut aussprach, kassierte von ihre direkt einen derben Konter. Vielleicht tat sie ihre Arbeit auch, um ihrem ungestümen Humor ein Auslassventil zu geben.
Jarvos Blick schweifte von der Schenke ab und blieb auf zwei Handkarren hängen, die sie unnahe des Marktes beim Vorbeifahren aneinander hängengeblieben waren und die Händler nun wild gestikulierten und sich gegenseitig die Schuld zuwiesen. Eine Kommunikationsstörung war die Ursache für das ganze Gezanke, denn der eine von ihnen war ein Mann gehobenen Alters, dessen Gehör in den letzten Jahren dramatisch abgenommen hatte und der ein Meister darin war, aus den paar Wortfetzen, die seine Trommelfelle passierten, die wüsteten Beleidigungen zusammenzusetzen.
„Ungehobelter Sohn einer Quietscheente? Ich zeig dir gleich mal, wie meine Faust dein Gesicht zum Quietschen bringt!“
„Nein, jetzt hör mir doch zu!“ Der Jüngere trat gestikulierend einige Schritte zurück. „Ich sagte Geh doch endlich in Rente. Du hörst ja nichts, selbst deine Kunden verstehst du nicht. Wie willst du denn da handeln? Zwei deiner Kunden hast du heute schon mit einer Rute zurechtgewiesen.“
„Ich stinke wie die Stute draußen auf den Wiesen? Jetzt reichts!!“ Der alte Mann griff nach dem langen Stock, der in seinem Karren steckte und fuchtelte damit wild in der Luft herum.
Jarvo lachte und juckte sich am Unterarm, wo das Blut aus einer einige Tage alten Wunde, eine rot-braune Verkrustung geformt hat und sich langsam löste.
Er lehnte sich zurück und schaute in die Ferne, wo die Sumpfkrautplantage lag. Es gab so einiges seltsames Volk in Tooshoo, dessen wurde er sich jeden Tag mehr bewusst. Ein Greis mit dem Namen Dominikus, der sich an dem andauernden Getrappel auf den Stegen vor seinem Haus aufregte, hatte sah sich seit einer Woche als Parkbankwächter im Garten der Ruhe… der Waldläuferführer konnte darüber nur Schmunzeln, doch der Alte vollführte seine Arbeit mit eiserner Hand. In einem, von einem Holzzaun umgebenen Stückchen, wo schillernde Blumen wuchsen und tellergroße Riesenpilze unter einem palmenähnlichen Baum den Schatten aufsuchten, stand eine kleine Bank, die scheinbar nun die Maßregeln der Ruhe und Züchtigkeit aufgedrückt bekamen. Aus waren die Zeiten, in denen Ornlu ein Mädchen mit dorthin nehmen und verführen konnte. Keine Jugendlichen mehr, die ihr Wegbier dort lachend und herumalbernd kredenzen konnten. Dominikus sorgte für Ordnung!
“In was für einem aufregenden Örtchen ich doch lebe“, dachte sich Jarvo, stand auf, rieb sich die Hände und mischte sich unter das Geschehen.
-
Sonst schien es als würden immer und überall Wächter herumlaufen, Leute die dieser Arbeit aus Überzeugung taten, Leute die es als ersten Schritt ansahen der Gemeinschaft näher zu kommen und Leute die einfach irgendetwas machen mussten um nicht zu verhungern, doch egal aus welchen Motiven, das System funktionierte und immer wenn jemand Hilfe benötigte war jemand zur Stelle. Zumindest meistens, denn gerade eben war es passiert, dass Bartimäus die Arbeit selber hatte erledigen müssen. Es hatte sich um einen Sumpfkrautdieb gehandelt den es aufzuhalten gegolten hatte und der Waldläufer hatte diese Aufgabe auch erfolgreich gemeistert und zur Belohung von dem ursprünglichen Besitzers des Sumpfkrautes einen Teil des zurückgeholten Gutes erhalten.
Aus Höflichkeit wollte der Neugierige diese Gabe auch nicht ablehnen, doch wirklich etwas damit anfangen konnte er auch nicht. Also behielt er es erst einmal und beschloss es demnächst mal irgendwo los zu werden, Gelegenheiten würde es sicherlich genug geben.
Nach dieser Aktion wollte er aber ein wenig seine Ruhe haben und schlenderte deswegen am Rand des Dorfes die Stege entlang und verließ diese sogar hin und wieder für ein kurzes Stück. Als er gerade eben dieses Tat und auf eine 'Insel' im sumpfigen Wasser hüpfte um trocken zu bleiben, fiel ihm etwas merkwürdiges auf. Verwundert beugte er sich zum Boden hinab und begutachtete den Fund. Es sah aus wie eine riesige Schuppe, die einfach so Mitten auf dem trockenen Fleckchen lag, so als ob sie jemand hier fallen gelassen hätte. Zu welchem Tier sie einmal gehört hatte konnte er nicht sagen, nach kurzem Umschauen bemerkte er allerdings, dass in einigem Abstand noch eine solche Schuppe lag und dann noch eine, wie eine Spur. Spätestens jetzt war klar, dass es sich um das Werk einen Menschen handeln musste und Neugierige beschloss sofort ihm zu folgen. Die Fährte führte ihn tiefer in den Sumpf und es wurde immer schwieriger die Sumpflöcher zu umgehen, von einem Stein zu einer Wurzel musste er springen und dann wieder in eine seichte Lacke, bis er plötzlich mitten im Sprung mit dem Fuß irgendwo hängen blieb, der Länge nach auf dem Boden landete und ehe er sich versah fiel ein hölzerner Käfig auf ihn herab.
Fluchend und sich aus dem Schlamm erhebend schaute er sich um. Vier Wände aus Holz umgaben ihn mit jeweils einem kleinen Loch darin.
Was zur Hölle sollte das alles?
Plötzlich tauchte ein paar Augen in einem der Fenster auf.
"Hä?", krächzte eine Stimme, "verschwinde sofort aus meiner Falle!"
Etwas verwirrt wusste der Waldläufer im ersten Moment nicht was er sagen sollte, schließlich brachte er aber doch ein paar Worte heraus.
"Wenn du mich raus lassen würdest, würde ich das gerne tun!"
"Was... was hast du da in der Hand? Sind das meine Schuppen? Wie kannst du es wagen sie einzusammeln? Wie soll ich denn jetzt die Quitscheenten fangen?", beschuldigte der Fremde ihn weiter ohne auf seine Worte eingegangen zu sein.
"Quitscheenten? Du willst Quitscheenten mit einer Stolperfalle fangen? In diesem riesen Käfig?"
"Was hast du für ein Problem? Benützt meine Fallen, sammelst meine Schuppen und kannst dann nicht einmal antworten?"
Langsam begann Bartimäus wirklich zu verzweifeln, was auch immer diese komische Kauz für eine Kommunikationsstörung hatte, es machte ein Gespräch unmöglich und so war es wohl an der Zeit etwas anderes als Wörter zu verwenden. Doch was hatte er hier schon zur Verfügung? Genau, Schlamm! Und so warf der Eingesperrte eine Hand voll Schlamm durch das kleine Fenster.
"Ahhh! Was soll das denn? Du glaubst wohl...", doch noch bevor er weiter sprechen konnte, unterbrach Bartimäus ihn.
"Dann hör mir doch mal zu was ich sage!"
"Zuhören? Warum sollte ich dir zuhören wollen?"
Weil du mir eine Frage gestellt hattest, ging es ihm durch den Kopf, doch er behielt es für sich und war fürs erste froh jetzt scheinbar gehört zu werden.
"Pass mal auf, es tut mir Leid, dass ich deine Schuppen genommen hab und deine Falle ausgelöst habe, was auch immer du damit erreichen willst, aber lass mich jetzt bitte hinaus."
"Was ich damit erreichen möchte? Das sagte ich doch, Quitscheenten fangen! Es ist bedauerlich, dass die Jugend von heute nicht mehr die nötige Intelligenz hat die Falle zu durchschauen, aber es ist doch ganz einfach: Mit meiner Schnüffelnase suche ich nach den Schuppen, denn die sind die Lieblingsspeise der Quietscheenten. Natürlich dürfen es nicht irgendwelche Schuppen sein, nein es müssen ganz bestimmte Fressschuppen sein und mit denen loche ich dann die Quitscheenten an! Denn wenn man ihnen Sumpfkraut gibt und selbst Sumpfkraut isst, erzählen sie einem geheime Verstecke von großen Schätzen!"
Bartimäus hatte den verrückten Erklärungen des Verrückten gelauscht und schon befürchtet sie würden ihn gar nicht weiter bringen, doch vielleicht gab es Hoffnung.
"Hast du denn das Sumpfkraut dafür?"
"Nein, natürlich nicht! Wofür denn auch? Damit fange ich doch gar nichts an, solange ich die Quitscheenten habe."
"Ähm, ja... ich mache dir dennoch einen Vorschlag: Du lässt mich hier raus und ich gebe dir dafür Sumpfkraut, dann kannst du es aufheben bis du die Enten hast und musst dich dann nicht mehr darum kümmern."
"Her damit!", entgegnete der Fremde daraufhin sofort und überraschte Bartimäus damit. Irgendwie hatte er es sich schwieriger vorgestellt ihn dazu zu überreden.
"Lass mich zuerst raus, dann gebe ich es dir."
"Ich bin doch nicht blöd! Du rennst noch davon, zuerst das Kraut!"
Das war Barti zwar nicht recht, doch anders ging es scheinbar nicht, also streckte er einen Teil des Sumpfkrauts durch das Loch, bei dem die Augen seines Gegenübers war.
"Doch nicht hier!", wurde er dann aber plötzlich angeschrien, "das ist das Fenster zum Schauen! Links ist das zum Füttern und beim anderen links ist das zum nehmen. Und ich kann ja nichts durch das Schau-Fenster nehmen, nur durch das nehmen-Fenster kann ich was nehmen, ist doch ganz klar!"
Ja... ganz klar...
Doch er ließ sich nichts anmerken, sondern gehorchte, dann eben rechts und -oh Wunder- diesmal nahm der komische Kauz das Kraut entgegen und öffnete auch tatsächlich das Gefängnis.
Erleichtert atmete der Waldläufer daraufhin aus und schaute sich um. Der Mann war schon hohen Alters, wies auf der rechten Wange eine ziemlich große Verkrustung auf und hatte scheinbar die ganze Zeit auf einer Bank gesessen. Hinter ihm lagen alle mögliche Gegenstände am Boden verstreut und schon wenige Sekunden später gesellte sich das übergebene Sumpfkrautbündel dazu. Einen Sinn ergab das für den Neugierigen zwar nicht, aber den durfte er wohl auch nicht erwarten, sollte der Alte doch mit dem Sumpfkraut und all dem anderen Zeug auf dem Mistplatz doch machen was er wollte.
Für Bartimäus war allerdings klar, dass er lange genug hier gewesen und er wollte sich gerade mit ein paar letzten Worten verabschieden, als der Alte plötzlich um sich schlug und erst wieder Ruhe gab, bis er eine Fliege neben sich auf der Bank tot geschlagen und ihre Überreste zu dem Zeug hinter sich geschnippt hatte.
Leider war es Barti aber nicht gelungen schnell genug seinen verwunderten Gesichtsausdruck abzulegen und so stand ihm nun eine weitere Geistreiche Erklärung bevor.
"Ich bin Wächter dieser Bank! Die Bank, die Schatzkammer und der ganze Park der uns umgibt gehört dem Inhaber! Und nichts und niemand wird sich ohne seine Erlaubnis hier hinsetzen!", kam es auch sogleich voller Stolz von dem Verrückten.
Vermutlich hätten sie noch lange Gespräche führen können, wer 'der Inhaber' war oder ob 'die Schatzkammer' -wie er offenbar den ganzen Schrott nannte- auch einen Wächter hatte, doch darauf konnte selbst Bartimäus gerne verzichten und so wandte er sich mit ein paar wenigen verabschiedenden Worten von ihm ab und war froh den 'Parkbankwächter' hinter sich zurück lassen zu können.
-
Maris lag herum, so viel wusste er. Verdammter Lester, verdammter Traumruf...
Wie viele von den Dingern hatte er dem Nomaden wohl reingedrückt? Und seit wann zog er das hier eigentlich schon durch?
Allerdings musste er zugeben, dass er zwar nicht mehr wirklich wusste, wo oben und wo unten war - ein äußerst beklagenswerter Zustand, den er das letztes Mal beim obligatorischen Schnapstrinken in Nordmar erlebt hatte, was ihn zu der endgültigen Überzeugung gebracht hatte, dass Alkoholkonsum zu meiden sein sollte - sein Gespür für die Magie in seinem Innern jedoch definitiv zugenommen hatte. Es schien ihm, als wären sämtliche normalen Sinne bis zur Grenze betäubt worden, sodass sich Maris' gesamter Geist auf diesen neu entdeckten, sechsten Sinn konzentrieren konnte. Er konnte all die kleinen Körnchen spüren, doch sie schienen irgendwie... leichter. Sie ließen sich hin und her bewegen, Maris konnte fast meinen, er hätte wirkliche Kontrolle über sie!
Wie war doch gleich die Übung? Den Arm in die Hand... die Magie in den Arm, dann in die Hand! Großer Gott, bin ich erledigt...
Maris meinte zu lachen, doch er war sich nicht wirklich sicher, ob er es auch tat. Dann schob und zog er seine Kräfte in seinen Arm, und es funktionierte! langsam sank die Magie in das äußerste Ende seines Armes, staute sich mehr und mehr am Ende des Körperteils, bis er die geballte Kraft in seiner Hand spüren konnte.
Erstaunlich! Iiiich haaaabe dieeee Kraaaaaaaaaft!
Hob er gerade tatsächlich die Hand, in der er die Magie geballt hatte, in die Höhe? Irgendwie fand er den Gedanken ziemlich lustig. Jetzt noch ein Schwert aus purer Energie in der Hand, und er wäre ein übermenschlicher Held!
Wie war noch gleich der nächste Schritt? Ach ja, rauslassen. Aber wie soll ich denn...
Sein Körper war ja eigentlich zu jedem Zeitpunkt offen, um von der Magie durchströmt zu werden, sodass er sich eigentlich nur in den normalen Zustand zurückbegeben musste, aber die Magie im Körper halten und nur durch die Hand entweichen lassen? Schwierig...
Vorsichtig versuchte er, seinen Arm für den Fluss zu öffnen, wie er es zuvor getan hatte, um die Magie anzustauen, nach und nach, um sich zum Ziel vorzuarbeiten. Doch mit einem Mal...
Pffffffffffffffffffffffffffff...
Die gesamte, mühselig angesammelte Magie war dahin, hinaus geströmt in die Welt, einfach hinaus aus dem Arm, völlig ungerichtet, völlig nutzlos.
Mhm, ich kann halt doch nix. Aber hey: Iiiich haaabe dieeeee Kraaaaaaaaft!
-
Die Glieder waren aneinander befestigt, der Kopf war genäht, gestopft und hatte ein Gesichtchen. Jetzt kam die Fummelarbeit mit dem Haar, das ja erst befestigt und anschließend zu einer annehmbaren Frisur geschnitten werden musste. Für heute gönnte sie sich eine Pause davon, spazierte über die Stege und grübelte darüber nach, veilleicht wieder in die Lilie zu gehen. Es war ein ziemlich gedehnter Spaziergang, der sie letztlich sogar bis zur Sumpfkrautplantage führte, wo sie die Leute grüßte, sich hin und wieder erkundigte, wie die Arbeit lief.
Sie war gerade auf dem Rückweg, als sie etwas hörte, es klang wie ein Lachen. Wenn das mal nicht Lester war, es war ihr schon seltsam vorgekommen, dass er nicht bei den anderen Stampfern gewesen war. Wenn es um Sumpfkraut ging, war Lester der Mann in Schwarzwasser, er wusste alles. Was der da wohl machte?
„Bewahre, Lester! Und ... Maris? Was hast du mit dem angestellt, der ist ja völlig dicht!“
Der Familienvater lag auf dem Boden neben Lester und schwang hin und wieder den Arm hin und her, nuschelte etwas über Kraft. Das war zumindest das einzige verständliche Wort. Lester, der danebensaß, enthielt sich einer Antwort, offenbar musste er das Offensichtliche nicht in Worte fassen. Sie schüttelte den Kopf.
„Na gut, dann hilf mir halt, ihn zur Wächterhütte zurückzutragen. Meine Güte, das letzte Mal, als ich jemanden dermaßen hackedicht gesehen hab, hab ich denjenigen tätowiert ... nein! Das werde ich nicht tun! Ich hab die Nadeln dafür eh nicht dabei.“
„Ihm geht es gut, Schwester. Das Sumpfkraut hilft ihm“, erklärte Lester, der im Gegensatz zu ihr völlig ruhig geblieben war.
Sie wagte nicht, zu fragen, wobei das Sumpfkraut helfen sollte.
-
"Grob, aber effektiv..." murmelte Ryu grinsend. Er erinnerte sich daran, wie er einmal einem Ork die eigene Axt in die Brust gerammt und nicht mehr herausbekommen hatte. Hach, das waren noch Zeiten! Aber wenn er keine Axt wollte, was gäbe es da noch? Er würde sich später darüber Gedanken machen. Zuerst einmal ging es also um die Mondklingen. Bisher gab es nur ein Exemplar dieser Art, welches aus seiner Schmiede kam. Vermutlich hatten noch andere das Geheimnis dieser Waffen ergründet, doch er selbst... Nun, es gab nur eine Person die eine Mondklinge aus dem Hause Hayabusa trug - Und das war Sylvie... Ein verflossene Liebschaft, welche schon seit langer Zeit verschollen war. Schade eigentlich, so hatten sich die beiden nie wirklich voneinander verabschieden können, bevor Silden damals näher in die Kriege involviert wurde.
"Wegen der Wuchtwaffe reden wir nochmal, aber ich denke, du wirst zuerst etwas mit dem Material für die Mondklingen zu tun haben... Du wirst eine Menge Sumpfkraut brauchen. Am besten welches, das unter Tag wächst, sowie biegsames Metall... Ansonsten, was noch am schwierigsten sein wird: Einige Erzbrocken und eine schöne Vollmondnacht... Achja, wennmöglich auch ein Fass Bier für den Eigenbedarf." fügte er grinsend hinzu und nahm noch einen Schluck aus seinem Humpen. "Was wirst du dann eigentlich mit deiner alten Sumpfstahlklinge anstellen? Hast du dem guten Stück eigentlich schon einen Namen gegeben?"
-
"Mh... da liegt ein Missverständnis vor - das Schwert hier auf meinem Rücken behalt ich und kämpf auch weiter damit. Ich will nur eine Mondklinge haben." meinte Andrahir grinsend. "Einen Namen hat's noch nicht, aber ich weiß auch nicht wozu es einen braucht. Vermutlich wirds so oder so nicht angelaufen kommen, wenn ich es rufe. Wobei es natürlich auf einen Versuch ankäme...
Jedoch zu den Materialien: Sumpfkraut hattest du mal erwähnt, dass du das zum Schmieden brauchst - wozu auch immer. Das mit dem Bier wird denk ich kein Problem sein. Beim Metall wirst du vermutlich so deine Quellen haben aber Erz? Wo bekomm ich das her und warum brauch ich dazu den Vollmond?"
So wie sich das anhörte würde Andrahir wohl mal wieder etwas unterwegs sein. Naja... was sollte es? So eine kleine Reise hatte noch niemandem geschadet... oder vielleicht auch doch, aber was juckte ihn das schon? Vielleicht lies sich das ja verbinden mit einer Jagd. Sowieso hatte er seine Aufgabe in Schwarzwasser in letzter Zeit ganz schön hängen lassen, dafür aber dafür gesorgt, dass die anderen Jäger mit vernünftigen Bögen und Pfeilen ausgesrüstet sind.
-
Noch etwas schwerfällig vom Schlaf, warf der Glatzkopf einen seiner Trainingsbälle gegen einen Baum, welcher augenblicklich auf ihn zurück geflogen kam. Behände fing er ihn wieder auf und trippelte etwas herum. Es handelte sich um einen Tag wieder jeder andere auch: Aufstehen, gleich das Mittagessen von Mama servieren lassen und dann Beschäftigung finden. In letzter Zeit hatte Rethus allgemein seinen Schwertkampf trainiert. Er durfte nicht aus der Übung kommen, auch wenn er noch sein Selbststudium für den Kampf mit zwei Klingen zu führen hatte.
In den letzten Monaten hatte Rethus keine vernünftige Arbeit mehr gehabt. Oft hatte er Unterkünfte in Wirtshäusern bekommen und Geld für reichlich gutes Essen und Bier ausgegeben. Dank seiner Rücklagen von dem Drachenhort, den sie damals beim Kelchzug ausgehoben hatten, besaß er noch eine Menge Geld. Daher konnte er sich auch in den letzten Monaten viel leisten. Aber jetzt, wo er schon ewig keine Bezahlung mehr hatte, gingen ihm selbst diese Rücklagen aus. Eine neue Rüstung und neue Waffen konnte er sich nicht mehr leisten. Das Geld reichte vielleicht noch für einen Monatsaufenthalt in der Sumpflilie, wenn das hoch kam. Er musste etwas tun. Nicht nur des Geldes wegen, der Glatzkopf musste überhaupt mal wieder Arbeit finden.
Heute wollte Rethus mit seinem Selbststudium weiterkommen. Deshalb nahm er nun seinen zweiten Ball und begann wieder mit seiner ersten Übung: Dem parallel ausgeführten, zeitgleichen Trippeln. Nachdem er den Ball so etwa fünfzehn Mal geprellt hat, setzte er mit dem versetzten Trippeln fort: Ein Ball musste zweimal aufschlagen, bevor der andere aufschlägt. Im Anschluss brach er diese Übung ab. Jetzt musste etwas Neues ran.
Dazu besorgte sich der Schwertkampfstudent einen faustgroßen Stein, welcher nicht zu schwer und dennoch ein vernünftiges Gewicht hatte. Diesen legte er auf den Ball, den er in der linken Hand hielt. Sofort musste er den Ball ausbalancieren, da dieser durch das Gewicht des Steins zu stürzen drohte. Nun packte Rethus den zweiten Ball und begann diesen wieder zu trippeln. Der Sinn dieser Übung war, jetzt nachdem er beide Bälle zeitgleich trippeln konnte, einen Ball zu prellen, während der andere in der Hand ausbalanciert werden musste. Das war schwerer als man dachte. Als er den Ball in der Rechten fünfmal gespielt hatte, sorgte der Stein auf dem Ball in seiner Linken dafür, dass dieser herunterfiel. Dennoch empfand Rethus diese Übung einfacher als die erste. Sie zu meistern konnte sich also nur um Stunden handeln…
Geändert von Rethus (26.09.2012 um 12:23 Uhr)
-
Kritisch beäugte Maris seine Hand, öffnete und schloss sie und starrte auf seine Handfläche. Nach dem gestrigen Tag hatte er einen gewaltigen Schädel, konnte sich aber erstaunlich klar an alles erinnern, was er auf der magischen Ebene seines Körpers ausprobiert hatte.
Als er dann am frühen Morgen im Wächterhaus erwacht war - wenn er sich berauschte, konnte er selten lange schlafen, weil das leichte Unwohlsein ihn aus dem Schlaf riss - hatte er allerdings nicht die geringste Ahnung gehabt, wie zum Henker er hierher gekommen war. Schließlich hatte der Nomade beschlossen, den Morgen mit Auskaterung zu beginnen, was dank des völlig übersalzenen... Irgendwas aus Mama Hooquas Küche auch recht gut funktioniert hatte.
Dann hieß es, sich erneut ans Werk zu machen und die Kontrolle, die er am letzten Tag gehabt hatte, erneut nachzuvollziehen. Er wusste nun, wie es sich anfühlte. Er musste es nur schaffen, dieses Gefühl wieder zu erzeugen, dann würde es ihm sicher gelingen.
Und tatsächlich, es schien ihm weitaus leichter zu fallen, die Magie in seinem Arm aufzukonzentrieren, und mit etwas Mühe schaffte er es, seine Energien in der Hand zu bündeln. Seine Hand fühlte sich unheimlich schwer an, doch es gelang ihm, dieses geistige Ungleichgewicht auszubalancieren. So lief er durch Schwarzwasser, um das Lenken der Magie zu üben, während er sich bewegte und sein Kopf sich nicht ausschließlich auf die Übung beschränkte. Dann ließ er den Sand in sein Gefäß zurückfließen und versuchte etwas Neues: er ließ die Magie in den anderen Arm fließen! Erstaunlicherweise gelang es ihm auf Anhieb. Nun, da er einmal wusste, wie es sich anfühlte, wenn man die Ströme lenkte und die Energien an einem - wenn auch recht großen - Punkt sammelte, schien es zu funktionieren!
Grinsend trottete der Nomade so über die Stege und versuchte sich daran, die Magie erst in den rechten, dann in den linken Fuß fließen zu lassen, dann im Bauch zu sammeln und schließlich - was ihm seltsamerweise am allerschwersten fiel - seinen Kopf mit der Magie anzureichern.
Angestrengt setzte er sich auf eine nutzlos herum stehende Kiste nieder und stützte seinen Kopf, der nun nicht nur unheimlich schwer schien, sondern sich auch anfühlte, als würde er jeden Moment platzen!
Dann erkannte er seine Möglichkeit: wenn es einen Punkt am Körper gab, an dem man seine magische Energie gezielt freilassen konnte, eine Öffnung sozusagen, dann musste das doch der Mund sein, oder? Nach dem Motto "Versuch macht klug" öffnete Maris seinen Mund und versuchte, seinen Kehlkopf "zu öffnen" - so hatte er es einmal von einem Barden gehört, der mit einer seltsam tiefen Stimme singend durchs Land gezogen war, ein gewisser Al-Vis, der auch für seinen extravaganten Kleidungsstil und seine durchaus interessante Haarpracht bekannt war, wenn er sich nicht irrte. Und es schien, als trieb der Sand der Magie aus seinem Inneren heraus, ein konstanter Strom magischer Energie, der ihn verließ wie die Atemluft.
"Das ist es!", rief er erfreut und ließ dabei sämtliche Konzentration fahren. Wenn er das jetzt nur noch auf seine Hand übertragen konnte! Dann musste es ihm nur noch gelingen, die Magie da draußen zu steuern. Das würde wohl das Schwierigste werden...
-
Belshazzars Aufbegehren
Er war sich nicht sicher. Sollte er es wirklich wagen?
Maris hatte sich wieder zu den Sumpfkrautstampfern verkrochen - nicht, um sich schon wieder von Lester zudröhnen zu lassen, sondern, um Ruhe zu haben. Wie der Traumruf den Weg in seine Hand gefunden hatte, wollte er dabei gar nicht genauer wissen, aber dieser würde der einzige Sumpfkrautstängel für heute bleiben, da war er sich sicher.
Der Rauch des Krautes hatte eine beruhigende und zugleich belebende Wirkung auf ihn, er war sich seines Geistes viel bewusster, als noch zuvor, und vielleicht war das auch ganz gut so, denn er wollte die Schranke brechen, für die er so lange Zeit nun so dankbar gewesen war: die Schranke, die all die anderen Personen in seinem Kopf unter Verschluss hielt, geschaffen von Belshazzar, dem uralten und offenbar mächtigen Hüter, der sich seitdem zurückgehalten hatte.
Maris traute dem Frieden nicht, er war sich sicher, dass es der innigste Drang Belshazzars war, die Kontrolle über Maris zu übernehmen - ein wahrscheinlich nur allzu menschliches Verlangen, wenn man bedachte, wie lange sie alle nun schon ruhten. Es mochte Jahrhunderte her sein, dass der Hüter, der Nomaden und Magier angeführt und geleitet hatte, seine Grabstätte betreten hatte. Aber worum kreisten seine Gedanken da? es waren nicht wirklich die Seelen all derer, die sich in seinem Kopf aufhielten, nur ihre Erinnerungen. Doch was machte eine Seele eigentlich aus? War sie nicht die Summe ihrer eigenen Erinnerungen, Erfahrungen, Wünsche und Ängste?
Was denkst du da zu tun?
Maris hatte Belshazzar schon so lange nicht mehr in seinen Gedanken gespürt, dass es ein markerschütternder Schock für ihn war, als die Stimme aus dem Nichts auftauchte.
Du hältst dich endlich an meinen Rat und lernst, die Stärke der in dir entdeckten Magie zu nutzen, und dann schlägst du meinen Dienst an dich aus und willst dich der Flut ihrer Erinnerungen preisgeben?
Belshazzars Gedanken in seinem Kopf brachten Maris' Vorhaben in Bedrängnis - schließlich waren es letztlich seine eigenen Gedanken! - doch die Zweifel, die die Stimme in seinem Kopf geweckt hatte, genügten nicht, um Maris abzubringen. Er versuchte, sich zu erinnern, versuchte, die geschlossenen Tore in den Tiefen seines Geistes erneut zu öffnen.
Die Erfahrungen derer vor ihm waren sein Begehr, die sich ebenfalls der Magie verschrieben hatten, doch war es nicht die Magie des Wassers, die ihn interessierte, sondern eine andere.
Du willst IHN befragen? Ha! Dann tu es. Mein Freundschaftsdienst ist hiermit verwirkt!
Wie eine Wand schlugen die Erinnerungen all der Hüter auf ihn ein, wie eine monströse Welle, die ihn zu erdrücken drohte. Nach Luft ringend schlug der Nomade um sich, versuchte, die Orientierung zu erlangen, und arbeitete sich vor. Die Ruhe kehrte zurück, doch es kostete ihn Kraft, das Gebrüll der Anderen außen vor zu lassen. Er musste weiter voran, bis zum Ursprung. Haran Hos Erinnerungen waren sein Ziel.
Und dann plötzlich konnte er es fühlen, die Erinnerung einer Person, die den Bund mit der Natur geschlossen hatte. Das musste er sein, wenngleich die Erinnerung schwach und brüchig schien, unvollständig! Haran Ho hatte seine Häscher in Gestalt eines Tieres bekämpft, er musste selbst ein Druide gewesen sein!
Dann sah er es, nur ein kurzer Moment, der sich vor seinen Augen abspielte. Ein Ritual, ein mächtiger Bund. Er konnte geradezu spüren, wie eine gewaltige Urkraft seinen Körper durchfloss, als erlebte er es selbst nach. Ein Löwe und ein Mensch, aneinander gekettet auf immer. Und in der eigenen Hand... der Löwenstein! Doch die Glieder waren zu fein, um die eines Mannes zu sein. Das war nicht die Erinnerung Haran Hos, sondern die einer Druidin, und das vor seinen Augen... war Shakyor! Aber wie konnte...?
Er kommt!, dröhnte es in seinem Kopf, und es war die Stimme Shakyors selbst, die da rief. Doch es war schon zu spät: mit einer gewaltigen Kraft übermannten die Erinnerungen eines Anderen seinen Geist. Dröhnend hallte der klang einer Glocke in seinem Kopf wieder, das Licht der Wüstensonne blendete. Er konnte hören, wie sie ihn riefen, ihn der frisch gekürt war, außerwählt von den Göttern. Hohepriester Belshazzar, Herr des Tempels von Ben Sala! Sein Blick ging hinab auf seine Hand. Dieser Ring! DER Ring!
Maris verlor vollkommen die Orientierung, die Bilder wichen nicht mehr aus seinem Kopf! Seine Sinne waren gefangen in dieser Erinnerung, er ein Sklave des Wissens, das ihm anvertraut worden war. Dann spürte er nur noch, wie sein Leib auf den Boden aufschlug, doch die Bilder blieben.
-
„Schon wieder?“
Lester schaute sie entrüstet an. Er hatte sie zu Maris geführt, der wieder bei den Sumpfkrautpanschern hinter den Hütten lag. Das Sumpfkraut in der Hand ihres Lehrlings rauchte schwach vor sich hin. Es sah ganz klar danach aus, dass Lester Maris wieder mit Sumpfkraut abgefüllt hatte. Nur schien Lester anderer Meinung zu sein. Komisch, gestern hatte er sich nicht gewehrt.
„Ich habe ihm nur einen Stängel gegeben. Da, den hält er noch. Und es ist nicht so, dass er Sumpfkraut nicht verträgt, gestern ging es ihm gut“, erklärte der Sumpfkrautexperte.
Die Barbierin kniete sich hin und roch Maris' Atem. Nur Sumpfkraut, kein Alkohol, wie zu erwarten war, immerhin trank Maris letzteres nicht. Das konnte ihn jedenfalls nicht umgehauen haben. Falsche Anwendung von Sumpfkraut war es auch nicht, er hatte es ja wie gestern geraucht. Schlafmangel? Ein Schwindelanfall?
„Meinst du, wir kriegen ihn mit Wasser wieder wach?“, fragte sie Lester. „Er hat zum Sumpfkraut keinen Alkohol getrunken, aber irgendwie hat er das Bewusstsein verloren.“
„Man kann es versuchen“, erwiderte Lester, und Cé stand wieder auf, um einen Eimer zu suchen, ihn mit Wasser zu füllen und dieses schließlich über Maris zu kippen.
-
Langsam öffnete er die Augen und blickte in die sich deutlich anbahnende Dunkelheit. Das Wasser in seinem Gesicht fühlte sich kalt und nutzlos an.
Was für eine Verschwendung!
Seine Nase zog die faulige Luft tief ein, nur um sie sofort wieder angeekelt auszustoßen.
"In diesem dreckigen Loch stinkt es widerwärtig! Wie kann man nur freiwillig in diesem widerlichen Sumpf leben?"
Seine Stimme war definitiv gewöhnungsbedürftig. Er vermisste seinen sonoren Bass, doch man konnte eben nicht alles haben.
"Ihr seid die Meisterin, nicht wahr?", sprach er an die Frau gewandt, die zusammen mit dem tätowierten Glatzkopf neben ihm stand.
"Oder nur ein niederer Rang, der für die Drecksarbeit mit Leuten wie ihm hier abgestellt wurde?"
Er deutete auf sich selbst.
"Wie auch immer, zeigt mir Eure Zauber, Magierin. Die Kontrolle über die Magie besaß ich schon, als an Euch noch lange nicht zu denken war, Mädchen."
Er konnte es spüren, fühlte, wie sich sein Opfer dagegen wehrte, eingesperrt zu sein, wie er auszubrechen versuchte und wütete und schrie. Doch er würde ihn einfach beschäftigt halten und den Körper nutzen, der ihm gegeben wurde. Wenn Maris nicht kooperieren und die Magie mit seiner Unterstützung erlernen wollte, musste er sich eben selbst mit der mühseligen Lernphase für diese Art der Magie beschäftigen. Vielleicht war dies jedoch auch gut so, immerhin musste er erst wieder lernen, die Erinnerungen auf die neue Wirklichkeit anzuwenden.
Mühelos sammelte Belshazzar die Magie und konzentrierte sie in seiner Hand, um sie der jungen Frau vor die Nase zu halten. Mit einem leichten Stoß ließ er die Magie durch die Handfläche abströmen.
"Puff!"
-
Was in Beliars Namen ...? So hatte er noch nie mit ihr gesprochen! Erst diese Sumpfkrautgeschichte gestern Abend, dann dieser scheinbar grundlose Ohnmachtsanfall und jetzt fuhr er sie dermaßen an. Kam dieser Wandel vom Begreifen, was es mit dem Löwengeist auf sich haben konnte? So oder so, Cé hatte nicht die geringste Lust, so mit sich umspringen zu lassen.
„Puff! Wunderschön. Ich hatte gesagt, du sollst lernen, wie man Magie außerhalb des Körpers lenkt. Nicht, wie man sie außerhalb des Körpers verpuffen lässt, so nützt sie dir herzlich wenig“, stellte die Seherin kühl fest. „Wenn du meinst, schon mehr als lange die Kontrolle darüber erlernt zu haben, bring einen Teil deiner Magie aus deinem Körper und gib ihr Form, statt sie sinnlos zu verpulvern. Das macht Kontrolle schließlich aus.“
Sie legte Lester die Hand auf die Schulter und bedeutete ihm, zu gehen. Mit dem veränderten Maris würde sie notfalls fertigwerden. Umsonst hatte sie nicht bei Aniron und Ornlu gelernt. Noch etwas fiel ihr ein ... sie hatte Maris vor dieser Umnachtung nicht gefragt, wie es bei ihm um die Nachwirkungen des Zauberns stand, den Preis der Magie. Ein wenig graute ihr davor, dieses Gespräch mit dem Umnachteten zu führen, aber es war fällig. Erstmal wartete sie ab, was der Mann vor ihr zustande brächte.
-
Der Weg aus dem Orkwald zurück nach Scharzwasser war Rekhyt ewig vorgekommen. Doch es lag nicht an Müdigkeit die ihn das Ziel herbeisehnen lassen hätte können, oder an Hunger der ihn zur Sumpflilie hätte treiben können, nein es gab noch einen anderen Grund der in ihm den Wunsch hervorrief endlich da zu sein. Innerlich musste er den ganzen Weg über spitzbübisch grinsen, wenn er daran dachte was ihm bevorstand, doch ließ er sich davon natürlich nichts anmerken.
Es war an der Zeit vom Opfer in die Täterrolle zu wechseln, der Gejagte wurde zum Jäger, die Qualen würden ihm nicht zugefügt werden, sondern er würde sie zufügen. Sadistisch waren diese Gedanken, doch so war es nun einmal, er lernte die Magie um anderen Leuten überlegen zu sein und dieser Zauber zeigte dies eindrucksvoller als kaum einer. Zum ersten Mal in diesen Genuss zu kommen und gleichzeitig das Erfolgserlebnis zu haben den Zauber zu beherrschen, waren also für den Schweigsamen Grund genug sich darauf zu freuen. Es war auch nicht so wie mit den Pflanzenzaubern über die er sich stundenlang den Kopf zerbrach, herumprobierte und erst nach dem hundertsten Versuch hinbekam. Erfahrungsgemäß war seine Erfolgsrate bei Zaubern der Menschenmanipulation wesentlich höher und so sollte es auch diesmal sein, davon war Rekhyt überzeugt.
Als die Häuser des Dorfes in Sicht kamen und sie bald schon auf gleicher Höhe mit den Reisenden waren, wusste der Dieb, dass es nicht mehr lange dauern würde, nur noch das geeignete Opfer fehlte und das galt es zu finden. Im Idealfall sollte es alleine und nicht im Sichtfeld von anderen sein, doch im Notfall hätte man auch jemanden auf die abgelegenen Stege locken können. Das war aber gar nicht nötig denn offenbar gab es außer ihnen noch jemand anderen der auch um diese Uhrzeit noch aus dem Sumpf zurückkehrte. Perfekt! Sie waren alleine, von anderen Menschen abgelegen und was auch immer der da draußen gemacht hatte, wahrscheinlich war er erschöpft und freute sich auf eine Rast, Bedingungen die den Erfolg seines Zaubers wohl noch weiter verbesserten. Ohne darauf zu achten ob Corax noch etwas anmerken wollte oder nicht, schritt Rekhyt zielstrebig auf den Fremden zu, schlug die Kapuze zurück, da der Andere dieses Mal ja durchaus seine Augen zu sehen bekommen sollte und erweckte gleichzeitig seine Magie.
Während Rekhyt im Kopf noch einmal durchging was sein Lehrmeister ihm bezüglich der Anwendung des Zaubers gesagt hatte, streckte er seine Magie nach seinem Gegenüber auf und blieb dann direkt vor ihm stehen. Diesmal musste er nicht vorsichtig sein, es ging nicht darum mit einem Geist zu kommunizieren oder einen bestimmten Effekt zu haben, sondern einfach nur darum ihn niederzuringen. 'Dunkle Gefühle', wie Corax sie genannt hatte, sollten den Zauber nähren. Die Freude jemanden Schmerzen zuzufügen hatte er selbst ausgesprochen und davor hatte Rekhyt genügend und auch ansonst gab es nichts was ihn zurückgehalten hätte. Mitleid hatte er keines, die nötig Willenskraft hatte er gegen Corax antrainiert und er war absolut überzeugt die Überlegenheit auf seiner Seite zu haben.
Und so steckte er all seine niederträchtigen Emotionen in den Zauber, drang damit in den Fremden ein, durchbohrte mit seinem Blick dessen Augen, so wie Corax es bei ihm gemacht hatte und versuchte dadurch den Geist zu erdrücken und die Muskeln zu lähmen.
-
Belshazzar war alles andere als erbaut über die Art, mit der diese... Bäuerin mit ihm sprach. Diese ganze Situation war seiner unwürdig, aber da Maris nun einmal nicht mitgespielt hatte, musste er dies wohl über sich ergehen lassen.
"Haltet Euch zurück, Weib! Ich bin Belshazzar, Hohepriester des Tempels von Ben Sala, und Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr die Ehre habt, diesem Körper den Umgang mit dem heutigen Gefüge der Magie zu zeigen, auf dass ich mein Volk in Varant erneut zu alter Stärke führen kann!"
Sie wollte eine Manifestation seiner Magie sehen? Genau das war es doch, was sie ihm beibringen sollte! Aber gut, wenn sie sehen wollte, welche Macht die alte, ehrwürdige Form der Magie besaß, die sie dereinst genutzt hatten, vielleicht sollte er es dann einfach mit einem Geschoss aus purer Magie versuchen. Vielleicht hatte das Gefüge sich ja doch nicht so weit verändert, wie er es befürchtet hatte.
Bedeutungsschwanger blickte Belshazzar auf den Ring an seinem Finger. war das...? Nein, es war ein anderer Ring, doch auch dieser schien nicht aus gewöhnlichem Metall gefertigt. Vielleicht konnte er ihn in schwereren Fällen als Fokus benutzen! Für diesen schwachen Zauber hingegen würde er solche Hilfsmittelchen nicht brauchen.
Grinsend streckte der Hohepriester seine Hand in Richtung des Mädchens aus und sammelte die Magie. Schließlich ließ er sie durch die Handfläche austreten, wie zuvor, doch diesmal sammelte Belshazzar seine magischen Kräfte in einem Punkt vor seiner Hand.
Jeden Moment würde das helle Licht seiner strahlenden Magie die Dunkelheit durchbrechen und ihre Torheit mit Schmerzen bestrafen!
Doch plötzlich spürte er, dass irgendetwas nicht stimmte. Mehr und mehr Kraft investierte er, sammelte sie in diesem einen Punkt, doch es wollte nichts werden. Nach und nach drohte sein Körper zu ertauben, Belshazzar spürte, wie die Kräfte ihn verließen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er sank unweigerlich auf die Knie, um nicht mit dem Kopf voran zu Boden zu stürzen.
Wütend starrte er hinauf zu dem Mädchen.
"Dieser verdammte Körper ist zu schwach! Eine Schande!"
-
Ich sollte wirklich früher aufstehen, dachte Thorwyn nun schon zum wer weiß wievielten Mal, als er relativ spät am Abend aus den Sümpfen zurückkehrte. Es wäre wohl niemandem aufgefallen, wenn er ab und zu nicht so lange unterwegs gewesen wäre, um zu jagen oder einfach nur nach Monstern Ausschau zu halten, aber … das war nicht seine Art. Die Jagd war seine Aufgabe, die er für die Gemeinschaft erbrachte, und dementsprechend erst nahm er sie.
Die Siedlung war nun schon nahe, Lichter waren deutlich zu sehen und der Jäger beschleunigte seine Schritte noch einmal, als ihm plötzlich jemand wortlos in den Weg trat und die Kapuze zurückschlug. Überrascht – und diese Bewegung lenkte Thorwyns Aufmerksamkeit noch zusätzlich auf das Gesicht des Fremden – starrte er sein Gegenüber offen an, bevor sein Blick dessen Augen wie üblich auswich und nach unten … nach unten glitt … zu gleiten versuchte.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Der Jäger wusste nicht, was mit ihm geschah, aber irgendwie konnte er den Blick nicht vollständig abwenden; auf halbem Weg waren die Augen erstarrt, ebenso, wie er erschrocken bemerkte, seine Gliedmaßen. Was bei Beliar …
Ein unterdrücktes Keuchen entrang sich seiner Kehle und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, als Thorwyn angestrengt versuchte, seiner Muskeln wieder Herr zu werden. Mühsam krümmte er die Finger ein wenig und schaffte es, eine Hand ein Stück näher an den Gürtel zu bringen, aber das Messer hätte ebenso gut auf dem Festland liegen können, so viel nützte es ihm. Was war das für eine Magie? Und was für ein Kerl? Der kam ihm nicht bekannt vor, auch wenn nicht auszuschließen war, dass er dennoch ein Bewohner Schwarzwassers war. Komm schon, Thorwyn, beweg dich!
-
Belshazzar, Hohepriester des Tempels von Ben Sala? Er war doch jemand ganz anderes! Oder hatte Maris bisher immer vorgegeben, jemand anders zu sein? Nein, das konnte nicht sein. Er konnte nicht auch Aniron die ganze Zeit etwas vorgemacht haben. Cé hatte den Ring gesehen, sie waren verheiratet ... nein, das hier war etwas anderes. Aniron hatte Maris nichts vormachen können. Oder Belshazzar oder wie auch immer er sich nannte. Einmal öfter verfluchte Cé sich dafür, es nicht geschafft zu haben, Lina zu fragen, ob diese ihr etwas über die Heilung beibringen könnte. Gut, nach Silden war Lina auch nicht so ganz auf der Höhe gewesen, als sie Cé gesehen hatte. Wahnsinn ... ob Maris durch das Sumpfkraut und die Enthüllung über den Löwen wahnsinnig geworden war und sich jetzt für diesen Belshazzar hielt? Was aber sollte dieses Gerede über den Körper? War es irgendein böser Geist, der sich in Maris eingenistet hatte? Dann könnte sie dem vielleicht mit dem Blickzauber entgegnen ... andererseits konnte das auch Maris schaden, falls dieser wirklich "nur" wahnsinnig geworden war.
Sie stellte die Grübeleien über dieses Dilemma vorübergehend ein, als sie merkte, dass Belshazzar irgendwas Magisches versuchte. Er hatte gesagt, er hätte schon mal mit Magie zu tun gehabt, sei ein mächtiger Mann gewesen. Maris dagegen wollte gar nichts mit Magie zu tun haben und war nicht machtgierig, so hatte er bisher zumindest nicht gewirkt. Belshazzar sammelte die Magie, speiste eine Art Magiekugel vor seiner Hand und fiel auf die Knie.
„Hm, also gut, Belshazzar ... Ehre hin oder her, wir machen die Sache so, wie ich es sage, und nicht wie du glaubst, es mal gemacht zu haben. Das, was du eben gespürt hast, war, was wir den Preis der Magie nennen. Folgen, wenn man Magie wirkt. Die Grenze deines Könnens. Diese Grenze lässt sich erweitern, klar, aber das braucht Zeit und stetige Übung“, erklärte die Seherin ruhig und kalt.
„Das Lenken und Formen scheint zu gehen ... strecke deine Magie aus und berühre diese Ratte da drüben. Eine falsche Bewegung und ich lasse die Lektionen ruhen, bis ich einen Weg gefunden habe, dich wieder zu Besinnung zu bringen."
-
Es funktionierte! Sein Gegenüber startete den verzweifelten Versuch zu seinem Dolch zu greifen, doch weit kam er nicht. Es war fast schon niedlich. So musste es für Corax wohl auch ausgesehen haben, als Rekhyt immer und immer wieder versucht hatte ihn anzugreifen. Doch so schön das ganze auch war, der Schweigsame kam nicht umhin zu bemerken, dass seine Kräfte besorgniserregend schnell schwanden. Corax hatte wesentlich länger gegen Rekhyt durchgehalten und dann den Zauber auch noch wiederholt. Außerdem hatte bei Rekhyt noch nachgewirkt und ihn das erste Mal sogar in die Knie gezwungen. Verbesserung nach oben war also noch möglich, doch fürs erste war es ein voller Erfolg!
Und so ließ der Dieb nach, brach die Verbindung schließlich ab, zwinkerte und warf die Kapuze wieder über, er blieb jedoch aufmerksam, da er nicht wissen konnte, ob der Fremde ihn nicht doch noch in einen Kampf verwickeln wollen würde.
Und jetzt? Corax hatte sich bisher zurück gehalten, war sogar am Weg weiter hinten stehen geblieben, wahrscheinlich um nicht von dem Fremden gesehen und mit dem Vorfall verbunden zu werden, schließlich war dieser jetzt vermutlich nicht sonderlich gut auf den Druidenlehrling zu sprechen. Wo der ganze Spuk jetzt aber vorbei war, hatte der Schweigsame die Gelegenheit sein Opfer einmal genauer anzuschauen. Das Licht der nächsten Fackel schien zwar nicht besonders hell hier her, doch es reichte um im Dieb das Gefühl zu erwecken, dass er diese Gestalt schon einmal gesehen hatte, immerhin hatte er genug Zeit damit verbracht die Bevölkerung Schwarzwassers zu beobachten. Diese große, dünne Gestalt... hatte er sie nicht sogar im Baum ein und aus gehen sehen? Das wäre jetzt aber weniger gut...
Als er den Mann erblickt und als Opfer auserkoren hatte, hatte er keinen Gedanken daran verschwendet wer er sein könnte und ob er der Gemeinschaft, die er auch noch nie bestohlen hatte, nicht angehören könnte. Wenn er sich jetzt sogar an einem eher höherrangigen Mitglied 'vergriffen' hätte, wäre das nicht unbedingt positiv.
"Warte!", ergriff er also schließlich das Wort bevor die Lage noch schlimmer werden würde. Ob er sein Gegenüber tatsächlich davon abgehalten hatte irgendetwas zu tun oder ob das gerufene Wort einfach nur unnötig war, wusste er nicht, doch jetzt war wohl der passende Moment um zumindest zu versuchen ihn wieder einigermaßen Ruhig zu stimmen.
"Ich will dir nichts tun! Ich musste üben, entschuldige!", erklärte Rekhyt wahrheitsgemäß, wenn auch mehr oder weniger wortkarg und um seine 'Entschuldigung' zu unterstreichen warf er seinem Gegenüber mit einer flüchtigen Handbewegung ein paar Goldmünzen zu.
Ob das wirklich reichen würde, als dass der Betroffene ihm wirklich verzeihen würde, blieb zu bezweifeln, aber ein Versuch war es wert.
-
Das … muss doch … gehen! Es war ein Kampf gegen den eigenen Körper, den Thorwyn hier führte, und man konnte nicht sagen, dass er dabei besonders erfolgreich war. Nur geringfügige Bewegungen brachte er zustande, sogar seine Augen waren auf dem Weg nach unten abgefangen worden und schauten den anderen immer noch an. Und dann schien plötzlich ein Ruck durch ihn zu gehen, sowohl geistig als auch körperlich, und Leben kehrte in seine Gliedmaßen zurück.
Angespannt und schwer atmend blinzelte der Jäger, während seine Hand nun endgültig zum Messer an seinem Gürtel griff, ohne es aber zu ziehen. Er fühlte sich nach wie vor etwas wackelig auf den Beinen, eine leichte Übelkeit stieg in ihm auf, und der Fremde machte immer noch, wie die ganze Zeit schon, keine Anstalten, ihn anzugreifen; stattdessen fiel ihm plötzlich ein, dass er sich entschuldigen musste, und er warf Thorwyn ein paar Münzen zu. Reflexartig schoss dessen andere Hand nach oben und konnte ein paar der Münzen auffangen, während der Rest zu Boden fiel, aber er bückte sich nicht, um sie aufzuheben. Stattdessen glitt nun endlich sein Blick über den Fremden, und einen Moment später stolperte er einfach vorwärts und mit möglichst großem Abstand an dem seltsamen … Magier vorbei, dabei noch eine Münze verlierend und etwas Unverständliches vor sich hin brummelnd.
Nichts wie weg hier! Ob der irgendwie zu den Druiden gehörte? Er hoffte es, denn wohl war ihm bei dem Gedanken an fremde Magier nicht, die im Sumpf ihr Unwesen trieben. Wobei es in Thorwyns Augen eigentlich auch für einen Druiden eine Frechheit war, einfach den eigenen Jägern aufzulauern, die sich im Sumpf mit den Monstern herumschlugen und die Vorratskammer füllten, und sie mit ihren Zaubern zu überfallen; die konnten doch an sich selbst üben. Oder gefälligst fragen.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|