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  1. Beiträge anzeigen #201
    Schwertmeister Avatar von Hurley
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    Kastell des ZuX
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    Hurley ist offline
    Nun, da waren sie ja früher als erwartet aufgebrochen. Hurley hatte sein Gepäck schnell beisammen gehabt und jetzt, da ihn seine beiden neuen Freunde begleiteten, gab es keinen Grund mehr zur Sorge. Die Augenbinde ließ er dran, wenngleich der Weg den Kastellberg hinab dadurch unsäglich schwer wurde. Er erinnerte sich noch, was er aus dem Buch gelesen hatte. Die erste Hürde des magischen Sehens war es, Licht und Schatten zu unterscheiden. Daher versuchte er, sich magisch an der Energie der Sonne zu orientieren. Wenn er die Energiemengen umfassend deutete, so würde es ihm auch gelingen, jenes Gelände, das viel Wärme absorbierte von solchem unterscheiden, welches viel Wärme reflektierte. Schwarz und Weiß also. Was er erwartete, war also ein magisches Bild vor seinem Auge das ausgehend von der fremden Energiequelle der Sonne schwarzweiß erscheinen sollte.

    Das gelang natürlich nur mäßig, denn Hurley konnte zwar magisch spüren, wo sich mehr Wärmeenergie und wo weniger bündelten, doch das Bild, das sich vor seinem inneren Auge ergab, war nichts weiter, als ein Fleckenteppich seiner Vorstellung. Der schwarze Berg erhitzte sich stark und in seinem Rücken lag die meiste Energie. Ein Grund, an dem er erkannte, dass es bergab ging. Ein anderer war, dass er sich ohnehin die ganze Zeit nur auf allen Vieren bewegte und mehr mit seinem Tastsinn orientierte.
    All dies sehr zum Leidwesen der beiden wesentlich schnelleren Wandersgenossen. Als sie schließlich auf einem halbwegs ebenen Weg befanden, unterhielt sich Hurley mit dem bisher stillen Kameraden von Damh.

    "Naja zum Kastell selbst kann ich gar nicht viel sagen. Aber so groß wie die Bibliothek ist, muss es schon seit tausenden von Jahren existieren. Selbst die Dämonen können nicht so schnell schreiben, dass sie diese Unmengen an Büchern hätten in kürzerer Zeit verfassen können. Da lagert ja das ganze Wissen der Welt drinne. Und ich denke, es hat gar keinen Erbauer. Höchstens einen Beschwörer. Dieses Gebäude ist ein selbstständig handelndes, magisches Wesen. Wer der Beschwörer war, das weiß ich nicht. Aber es muss der mächtigste Magier sein, der je gelebt hat! Hups..."

    Beinahe wäre er gestolpert. Er musste vorsichtiger sein.
    "Hier riecht es seltsam... geradezu tropisch. Kommen wir in die Nähe eines Waldes?"

  2. Beiträge anzeigen #202
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    Unzufrieden über das abrupte Ende des kurzen Gesprächs stand Solveg hörig auf und fügte sich protestlos dem Aufbruch. Es blieb jedoch ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen zurück über die winzige Gefühlsregung, die er der Feuermagierin entlockt hatte. Hatte er womöglich eine Stelle gefunden, mit der er an sie herankam? Vielleicht konnte er es vorsichtig versuchen. Er durfte die momentan gute Stimmung nicht aufs Spiel setzen.
    Die vier drangen schweigend in den Dschungel ein, der zunehmend den schmalen Pfad zurückzuerobern schien. Seitdem der Konflikt zwischen Setarrif und Thorniara so stark aufgeflammt war, hatte sich der Handel zwischen beiden Städten praktisch auf null reduziert. Was an Reisenden blieb, gehörte keiner der beiden Seiten an oder wusste seine konträren Ansichten geschickt zu verbergen. Dieser Weg war ein hervorragendes Beispiel dafür, dass die Natur sich alles zurückholte, was die Menschen ihr überließen. Auch die Wunden, die der Krieg in das mächtige Grün schlug, würden eines Tages spurlos verschwunden sein.
    „Ich denke schon, dass wir uns Vorwürfe machen müssen“, meinte Solveg nach einiger Zeit, um das Gespräch wieder aufzugreifen. Eine Redseligkeit, die überhaupt nicht zu ihm passte. „Wir denken zu kurz. Wisst ihr, ich habe über meine Taten nachgedacht. Und ich muss euch zustimmen, das gewaltvolle Mittel der falsche Weg sind, um Frieden zu stiften. Das mag auf der einen Seite zu kleinen Erfolgen führen, zugleich erzeugt es aber auch neues Leiden, das die andere Seite nur durch eine kriegerische Reaktion vergelten kann. Ich … ich will mich damit nicht aus der Verantwortung stehlen, dafür kommt meine Einsicht wahrscheinlich viel zu spät. Aber eure Worte von vorhin lassen mich glauben, dass wir einen neuen Ansatzpunkt brauchen. Einen gemeinsamen. Warum soll der Glaube an Innos und Adanos nicht nebeneinander existieren können? Was an dieser Insel ist so wichtig, dass euer König sie unbedingt komplett unter seiner Herrschaft sehen will? Seht ihr denn keine Chance für eine gemeinsame Lösung, die uns den Frieden zurückbringt?“

  3. Beiträge anzeigen #203
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Für Madlen waren die Tage auf Argaan gezählt. Sie würde die Insel für lange Zeit verlassen. Vor gut einer Woche hatte sie eine Botschaft bekommen, dass Marcel entführt worden war. Er hatte gerade genug Zeit, um ihr zu schreiben, dass er mit Gewalt in eine der zahlreichen neuen Armeen in Varant eingezogen wurde und fortan als Soldat kämpfen würde.

    Ein weiteres, hartes Ereignis, auf dem Weg zum Ziel und die junge Frau hatte jetzt einfach nicht mehr die Geduld noch lagen zu warten. Sie trug ihre Rüstung, die sie vorher noch gegen das Wetter des nahenden Herbstes auf Argaan geschützt hatte, ihre Jagdkleidung darunter. Auf dem Rücken war ihr neues Kleid befestigt und alles, was sie zum Überleben im Wald benötigte. Es war ein leichter Abschied. Natürlich, wegen Aniron, Redsonja oder Yinnesell war es schade. Sie waren Freundinnen, Helferinnen in der Not…doch, Madlen war eine Gefahr für sie. Und die Jägerin wollte nicht länger eine Gefahr für andere sein.

    Sie blickte von dem Lagerfeuer in den klaren Nachthimmel und zog sich nach einem kurzen Frösteln die Decke enger um die Schultern. Natürlich…jetzt gab es ja ein Kind, für das Madlen verantwortlich war und dieses Baby bräuchte einen Vater...und den würde die junge Frau wieder finden.

    Der Botenfalke kreischte ungeduldig neben ihr, als die Jägerin die letzten Schnüre zuband. Dann entließ sie das Tier in die Freiheit auf dem Weg zu Aniron mit einem Abschiedsbrief, der folgende Zeilen und zwei kleine Extras enthielt. Es würde anstrengend werden für den Falken, doch Madlen war sicher, dass er es schaffen würde.

    Aniron, darf ich die Freundin nennen? Ich denke doch und dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Ich versuche jetzt zumindest dir meine Handeln und Tun zu erklären und warum ich jetzt auf dem Weg nach Varant bin. Versuche nicht mich zu finden, es wäre dein Tod.
    Marcel wurde entführt und ich werde ihn retten. Mein Kind wird in guten Händen sein, ich kenne fähige Leute in der Wüste. Das geht auf eine Zeit zurück, über die ich nicht gerne spreche. Ob du folgenden Geheimorden kennst oder nicht, spielt keine Rolle: Die Jäger der Nacht. Ich bin oder besser war ein Mitglied. Wir handelten im Auftrag der Hofmagier Zubens, töteten, vergifteten, verhörten, kurz, taten alles, was sie verlangten. Ich habe damals schreckliche Dinge getan, Dinge auf die niemand stolz sein kann. Das grausamste war, dass ich vor den Augen seiner Kinder einen Vater brutal verhört habe, nur weil er unter dem Verdacht stand, ein Spion zu sein. Wir wissen bis heute nicht, ob das stimmt oder nicht. Ich suche keine Vergebung oder eine Entschuldigung, ich möchte nur, dass du verstehst. Tod und Verderben pflastern meinen Pfad und ein Platz in der tiefsten Hölle ist für mich reserviert. Aber für mein Kind werde ich eine Zukunft aufbauen, in der es keine Angst haben braucht, sondern einfach nur Kind sein kann. Ich möchte dir für alles danken, was du für mich getan hast. Falls du Yinnesell oder Redsonja siehst, so danke ihnen ebenfalls. Doch, wie ich schon oben erwähnte sucht mich nicht. Entweder würdet ihr getötet oder ich müsste es tun. Die Gefahr für euch ist zu groß. Allein, dass ihr mit mir Kontakt hattet, könnte Ordensmitglieder auf euch ansetzen, die nicht einmal das Wort Güte und Gnade kennen. Sie würde euch nicht nur wehtun, sie würden euch quälen, an den Rande des Todes bringen, von der zurückholen, nur um euch erneut zu quälen. Schützt euch, wenn es nötig ist, sonst lebt euer Leben…es tut mir unendlich Leid. Mit dem beiliegenden Diamanten – die ich dir damals schon gezeigt habe – und der Kette – ein Geschenk Zubens – versuche ich zumindest euch Mittel zu geben, mit denen ihr euch verteidigen könnte. Mach damit was du willst. Und denkt ab und an auch einmal an mich. Denn ein Mensch ist erst wirklich dann Tod, wenn keiner mehr an ihn denkt. Zum Schluss noch eine Strophe des Liedes, das mein Vater mir immer vorgesungen hat…vielleicht hilft es dir, genauso wie es mir immer hilft…
    Und ich möchte Dich halten,
    Dich beschützen vor all den Dingen, die ich bereits ertragen habe.
    Und ich möchte Dir all die Dinge zeigen,
    die das Leben für dich vorrätig hat.
    Ich werde Dich immer lieben.
    Auf die Art, wie ein Vater seine Tochter lieben sollte.


    Lebe in Frieden, Glück und Harmonie…Dinge, die mir zu Recht verwehrt bleiben, Aniron. Es tut mir unendlich Leid…

    Madlen Anyur, Fürstin Varants, Meisterin des Verhörs und Angehörige des dunklen Ordens


    Es waren schwere Zeilen gewesen…zum Ende wurde die Schrift immer verwischter, undeutlicher, trotzdem lesbar. Vielleicht würde Aniron verstehen. Es war zumindest ein schwacher Trost.

  4. Beiträge anzeigen #204
    Provinzheld Avatar von Damh
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    Damh ist offline
    Die Umgebung wandelte sich mit jedem Schritt, den die Gruppe tiefer in das Tal machte. Die zerklüfteten, scharfen Felsen wichen seltsam anmutenden Gewächsen, bunten Vögeln und aufmerksamen Augenpaaren in der Dunkelheit. Das ewige Grau wurde von einer Farbexplosion hinweg gesprengt und selbst die Luft war eine andere zwischen den unvertrauten Bäumen, die nur ganz oben Blätter trugen, die ein Vielfaches größer waren, als jene, die Damh bisher zu Gesicht bekommen hatte. Unzählige neue Geräusche fanden ihren Weg in seinen Kopf und er erkannte eine Symphonie, wie er sie nie zuvor erlebt hatte. Beinahe kam es ihm vor, als hätte er eine andere Welt betreten, eine Welt der Farben, der bezaubernden Klänge und süßen Düfte.
    „Ja Hurley, wir betreten einen Wald, wie ich ihn noch nie zuvor wahrnehmen durfte“ - in dieser Umgebung schien der Geist des Barden zu frohlocken und selbst seine einfachsten Gedanken schienen ein Gedicht zu sein - „Entledige dich deiner Blindheit und genieße diese einzigartige Welt, in der es vor Wundern nur so zu wimmeln scheint. Du musst dies mit all deinen Sinnen erleben wollen, sonst wirst du eines Tages missen, was mein Herz soeben berührt.“
    Von Rethus kam nur ein abfälliger Kommentar, dem ein wenig Verwunderung über die Wandlung in der Redensart seines Reisegefährten beigemischt war.


    „In diesem Augenblick fühle ich mich in der Lage, selbst an die Dinge zu glauben, die du über das mysteriöse Kastell gesagt hast. Beschwörungen, das Denken von alten Mauern und Dämonen, wie ich sie nur aus Kinderliedern kenne, wirken in diesem Moment, als könnte es sie wirklich geben!“
    Sich drehend wie ein verliebtes Mädchen umarmte der Weißhaarige mit verträumten Blick eine der Palmen, die er nicht zu benennen wusste und entdeckte große, ovale Früchte unter den weiten Blättern.
    „Seht! Der Baum trägt Früchte von der Größe eines Scavangers-Eis. Ist das nicht einfach wunderbar, was für Erscheinungen die Natur uns Menschen schenkt? Wollen wir nicht einfach hier bleiben und das Turnier vergessen? Wer will bei einem solchen Anblick schon die Waffe ziehen? Wir sollten hier kampieren und uns von den Blüten dieser wunderbar pfirsichfarbenen Pflanze berieseln lassen!“, er deutete elegant auf eine mannshohe Blume, aus deren Blüte seltsame Schwaden zu steigen schienen, „Hätte ich eine Liebste, würde ich ihr dieses Prachtstück zum Geschenk machen“, Damh hatte zu Lallen begonnen und wirkte auch sonst, als hätte er zu viel Alkohol getrunken. Etwas stimmte nicht und doch fühlte er sich großartig.
    Geändert von Damh (15.10.2012 um 20:47 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #205
    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline
    Sie waren bereits ein gutes Stück voran gekommen. Setarrif dürfte nicht mehr besonders weit sein. Wären die Felsen vom Gebirge nicht, könnte man die Stadt vielleicht sogar schon sehen.
    „Ja, Hurley“, begann der Glatzkopf etwas später zu reden als Damh, welcher dem dicken Schwarzmagier keine wirkliche Antwort gegeben hatte. Stattdessen war der arbeitslose Barde, wie er sich selbst bezeichnete, völlig high und mit seiner Liebe zur Natur beschäftigt. Rethus starrte diesen skeptisch an. „Wir befinden uns in einem Dschungel. Aber abgesehen davon, welches magische Spiel du auch immer mit deinen Augen spielst, ich kann anderen Leuten besser trauen, wenn ich ihnen direkt in die Augen sehen kann.“ Hurley hatte nämlich trotz der sich ständig ändernden Vegetation nach wie vor eine Augenbinde auf.

    Als der ehemalige Gardist sich wieder zu Damh drehte, umarmte dieser einen Baum.
    „Sag mal, geht’s noch?“ schimpfte Rethus und verpasste dem Weißhaarigen eine Kopfnuss mit der Faust. „Wenn du nackt im Wald rumlaufen willst, geh zu den Waldläufern. Ich möchte jedenfalls zum Turnier.“
    So ein Hippie hatte ihm gerade noch gefehlt. Wenn es ging, hatte der Kerl auch irgendwo noch Sumpfkraut dabei… ekelhaftes Zeug. Man zog sich so ein Ding durch und hatte dann eine zugedröhnte Birne. Was hatte man davon? Wenn man ein paar Biere genoss, in Feierstimmung kam und dann einen Rauscheffekt erzeugte, hatte man viel mehr davon.
    Ja, da wurden Erinnerungen bei den Rebellen wach. Sir Ulrich wollte einen Marschbefehl geben, obwohl sich Gwendor und Rethus am Vorabend abgeschossen hatten. Oha, noch dazu mit Schnaps. In den damaligen Zeiten hatte man Glück, wenn man ein Fass Bier bei den Rebellen fand.
    Na gut, das waren alte Zeiten, die leider vergangen waren. Heute würde sich Rethus jedenfalls weder Ulrich noch Gwendor in den Weg trauen, weil er steckbrieflich gesucht wurde. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wie er in dieser Situation handeln würde. Immerhin waren diese und auch andere ehemalige Rebellen seine besten Freunde.

    „Da“, machte Damh. Rethus wurde aus seinen Gedanken gerissen. Hinter einem Felsen tauchten die Mauern von Setarrif auf.
    „Hm, wir könnten in zwei Stunden da sein“, schätzte der Glatzkopf. Hoffentlich finden sich noch zwei Plätze für den Schwertkampf. Noch genug Zeit zum Quatschen. Sag mal, Hurley, wenn das Kastell einen so mächtigen Beschwörer hatte, so wie du es mir erklärt hast, müssten die meisten von euch diesem ja richtig nacheifern. Bloß wer ist bei solchen Gestalten der Höchste?“
    Irgendwie konnte sich Rethus schon die Antwort denken. So wie dieser Kerl damals den Obermacker gespielt hatte, konnte nur dieser es sein: Ardescion.

  6. Beiträge anzeigen #206
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Als sie den Urwald betraten, verlangsamte Françoise ihren Gang. Aus ihrer Heimat war sie mit Dschungeln vertraut und wusste, dass sie jetzt besser darauf Acht gaben, wohin sie traten. Oft konnten sie nur wenige Schritt weit zu beiden Seiten des Pfades sehen, denn das Unterholz wuchs zu dicht an meisten Stellen.
    »Der Glaube an Innos und Adanos existiert seit jeher nebeneinander.«, sagte die Priesterin ohne das Tempo zu verlangsamen. »Und lange Zeit gab es keine Probleme damit. Vor Jahren zog Rhobar der Zweite sogar die Wassermagier zu Hilfe, damit sie gemeinsam mit den Magiern meines Ordens die magische Barriere um die Strafkolonie von Khorinis errichteten. Die Folgen mögen verheerend gewesen sein, aber die Glaubensfrage war nicht das Problem!«
    Unvermittelt blieb Françoise stehen und blickte Solveg an.
    »Sie stand auch in den letzten Jahren nicht zur Debatte. Erst als sich Ethorn weigerte, die südlichen Inseln wieder zu einem Teil des Königreiches werden zu lassen. Seit Rhobar dem Ersten waren sie bereits Bestandteil des Reiches gewesen und unter ihm wie auch seinem Sohn waren Adanosgläubige immer geduldet.«
    Die Priesterin setzte ihren Weg fort.
    »Hätte sich Ethorn wie seine Vorfahren gefügt, müssten wir diese Unterhaltung nicht führen. Ich bin mir sicher, dass Rhobar ihm sogar angeboten hätte, als sein Statthalter weiter über Setarrif zu regieren. Niemand hätte dann viel Aufsehens darum gemacht, dass es dort einen Tempel Adanos' gibt. Ethorn und alle, die seinen Kurs unterstützen, verhindern das aber. Und nach allem was in der Zwischenzeit passierte halte ich es auch für unwahrscheinlich, dass Rhobar noch immer ein solches Angebot unterbreiten würde. Zumindest Ethorn gegenüber. Würde er allerdings abtreten, könnte es Frieden geben, der allen gerecht wird.«

  7. Beiträge anzeigen #207
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    „Vielen Dank für die Geschichtsstunde“, entgegnete Solveg ein wenig frech, wenngleich ihm die Geschichte um Argaans frühere Besitzer in der Tat nicht ganz geläufig war. Er kannte die Version der hiesigen Wassermagier und damit wohl in erster Linie die Propaganda, die Ethorn verbreiten ließ, um Mitstreiter für seine Sache zu finden. Eine ebensolche Portion Unwahrheit fand sich vermutlich auch in den Worten der Feuermagierin, sodass am Ende sicherlich eine Mischung aus beidem der Wahrheit entsprach. Vielleicht saß der eigentliche Herrscher der Insel momentan auch in Stewark und hielt sich einfach aus dem Krieg heraus, bis beide Seiten sich soweit geschwächt hatten, dass er seine alten Besitzansprüche wieder anmelden und erfolgreich durchsetzen konnte. Das würde dem ganzen sicherlich die Krone aufsetzen. Wortwörtlich.
    „Für mich wirkte es bisher wie ein Glaubenskrieg und nicht wie ein Resultat einer solchen Uneinigkeit. Und soweit ich mich erinnere, sind wir allein aus diesem Grunde von Al Shedim hier hergekommen: Die hiesigen Wassermagier sahen ihre Position und ihren Glauben auf dieser Insel gefährdet. Wir … ich bin hier, weil es Adanos' Stand auf Argaan zu verteidigen gilt.“ Angestrengt dachte Solveg nach, während der kleine Tross sich längst wieder in Bewegung gesetzt hatte und weiter den Urwald durchquerte.
    „Wir sind nie hier hergekommen, um einen Krieg auszutragen“, stellte er mehr für sich fest, als es an die Feuermagier gerichtet auszusprechen. „Und nun sieht es so aus, als sei ein Frieden unerreichbar, weil wir zu deutlich Stellung bezogen haben. Ich will nicht als die Generation Magier in die Geschichte eingehen, die dafür gesorgt hat, dass unsere Kreise sich verfeindet haben. Das darf einfach nicht …“ Er blickte von Gesicht zu Gesicht. „Wir haben keine Chance, oder? Frieden, ohne dass Ethorn einlenkt? Was wäre, wenn die Wassermagier sich von nun an raushalten würden? Seht ihr darin eine Chance, dass unsere Kreise wieder zusammenfinden könnten? Sicherlich nicht heute und nicht morgen … aber bald. Unberührt von diesem sinnlosen Krieg.“ So ganz konnte er noch nicht verstehen, welche Einsichten und Erkenntnisse sich da momentan in ihm breitmachten. So entwürdigend diese Gefangenschaft auch gewesen sein mochte, sinnlos war die vergangene Zeit für ihn selbst offensichtlich nicht gewesen.

  8. Beiträge anzeigen #208
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    »Schneller, schneller, schneller!«, trieb die kleine Rotzgöre den Südländer an und zwickte ihm dabei immer und immer wieder in die Nase, zerrte an seinem Ohr oder zupfte ihm ein einzelnes Kopfhaar aus. Seit Stunden nun schon schikanierte das kleine Mädchen ihn, trieb ihn mit ihren bestialischen Folterungsmethoden an die Grenzen der Belastbarkeit. Seine Lunge brannte wegen der eiskalten Luft, die er ununterbrochen tief einsog. Seine Beine fühlten sich bleischwer an und bei jedem Schritt drohte er auf's Neue, zu stolpern und unsanft auf dem Boden aufzuschlagen. Sein Gesicht brannte vor Schmerz und an manchen Stellen spürte er es schon gar nicht mehr, wenn das kleine Gör ihre Finger tief in die Haut grub oder ihm mit der flachen Hand auf die Wange hieb.
    Und all das tat sie mit einer Selbstverständlichkeit, die schon beinahe unheimlich war. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass sie die Lehrmeisterin und Griffin ihr höriger Schüler war, thronte sie auf dessen Schultern und trieb ihn mit ungeahnter Härte durch den nahen Wald, während irgendwo in der Nähe Ophelia rastete und wahrscheinlich darauf wartete, dass die beiden wiederkehrten. Aber jedes Wort darüber, dass dem Südländer das Machtverhältnis nicht sehr behagte, eine bissige Bemerkung über das Gewicht des jungen Mädchens oder die Tatsache, dass sie ernsthafte, tief verwurzelte Probleme haben musste, wenn es ihr so eine Freude bereitete, Menschen zu quälen stießen bei dem jungen Ding auf taube Ohren. Und zu allem Überfluss bereitete es der selbsternannten Lehrmeisterin danach nur umso mehr Freude, ihren Schüler zu quälen.
    Einzig das Ziel ihrer Reise, irgendeine Stadt im Osten Argaans, in der ein halbwegs großes Event stattfinden sollte, hatte das junge Ding zwischendurch mal eingeworfen, aber nicht wirklich näher spezifiziert, was Griffin eigentlich dort sollte. Denn soweit er informiert war, war es eine reichlich dumme Idee, ohne Waffe gegen einen Menschen mit Waffe zu kämpfen. Und falls er Zuschauer hätte sein wollen, dann hätte Eleonora ihn einfach nur gezwungen und vorher nicht gequält.
    Zumindest nicht so viel.

  9. Beiträge anzeigen #209
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    »Ich gewöhnte mir ab, Dinge für unmöglich zu halten. Dennoch stehen die Chancen für Frieden sehr schlecht, sollte Ethorn weiter auf seinem Kurs beharren. Mir stellt sich dabei die Frage, welches Ziel er damit überhaupt verfolgt. Unabhängigkeit, natürlich. Was nützt sie ihm, wenn das Reich auf dem Festland ihm feindlich gesinnt ist? Die Folge wäre Isolation. Ich kann mir schwer vorstellen, dass das für die Setarrifer erstrebenswert ist.«
    Die Priesterin hielt inne. Der Wandel, der in Solveg vorgegangen war und offensichtlich von der Gefangenschaft herrührte, überraschte sie. Wenngleich er immer noch klar auf der Seite der Setarrifer und besonders der Wassermagier stand, zeigte er inzwischen wesentlich mehr Einsicht als noch bei ihrem letzten Gespräch. Françoise begrüßte das.
    »Sollten sich die Wassermagier aus dem Konflikt zurückziehen, würde das zweifellos die Spannungen zwischen unseren Kreisen verringern.«, fuhr die oberste Feuermagierin fort. »Außerdem würde es den Ausgang des Konflikts wesentlich beschleunigen. Ohne die Unterstützung der Wassermagier stünden Ethorn nur noch seine Krieger zur Seite. Damit würden seine ohnehin geringen Chancen auf einen Sieg ins Bodenlose stürzen. Aber was geschieht mit den Wassermagiern in der Zwischenzeit? Ethorn wird es als Verrat an sich auffassen, daran besteht kein Zweifel.«

  10. Beiträge anzeigen #210
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    Er dachte eine Weile nach, während der Urwald gemächlich an ihnen vorbeizog. Ihr Tempo war sehr angenehm. Nahm man noch die Tatsache hinzu, dass es in diesen Gefilden warm und feucht war, sodass jede größere Anstrengung sich deutlich bemerkbar machte, war ihr Tempo sogar äußerst angenehm. Praktischerweise erforderte Denken keine zusätzliche körperliche Anstrengung, was die Sache sogar sehr viel angenehmer gestaltete.
    Solveg war sich in jedem Fall sicher, dass er nicht alles preisgeben würde. Die Probleme, auf die sie hier in Setarrif gestoßen waren, insbesondere die Stellung der Hofmagier und deren Einstellung gegenüber den weniger kriegerisch veranlagten Magiern aus Al Shedim, gingen die Feuermagier nichts an, denn das würde die Position der Wassermagier schwächen. Andererseits konnte die eher schwache Zusammenarbeit mit Ethorns Kriegern die ganze Sache deutlich vereinfachen. Zwar hatte Solveg selbst durch seine Taten klar Position bezogen, oftmals waren das aber Alleingänge oder Zusammenarbeiten mit anderen Magiern gewesen, nicht aber ein Resultat aus einer Kooperation mit den Kriegern.
    „Ich kann nicht für uns alle sprechen, das sollte klar sein“, begann er in nachdenklichem Ton. „Ich weiß, dass einige Setarrif sehr lieb gewonnen haben, viele aber gar kein Interesse an diesem Krieg zeigen, sondern sich um die Menschen kümmern und bestenfalls die Stadt verteidigen würden, wenn sie angegriffen wird. Aktiv ins offensive Kampfgeschehen greifen nur die wenigsten ein. Ich denke, hier bedarf es Gesprächen zwischen unseren Kreisen auf friedlicher Basis und abseits des eigentlichen Konflikts. Auf neutralem Boden also. Ich könnte mir aber vorstellen“, wagte er sich schließlich aus seinem vagen Aussagen hinaus, „dass die meisten Wassermagier sich einfach heraushalten würden, wenn ihnen gewiss ist, dass sie heil aus der Sache herauskommen und ebenso diejenigen, die bei ihnen Schutz suchen. Was in erster Linie das einfache Volk sein wird. Wenn der Glaube an Adanos auf Argaan auch unter dem Banner Rhobars präsent bleiben kann und die Wassermagier dementsprechend eine feste Größe im Reich darstellen würden, könnte ich persönlich auf jeden Fall mit solch einer Lösung leben.“
    Und wenn die Götter es so wollten und Ethorn tatsächlich der Böse in dieser Sache war, dann musste er hier wohl in den sauren Apfel beißen. An Gleichgewicht war angesichts der Überlegenheit der Diener Innos' einfach nicht zu denken. Selbst wenn sie in der Lage waren, das Gleichgewicht auf dieser Insel zu erhalten, so blieb ein starkes Ungleichgewicht auf dem Festland zurück. Sollten sie dort einen weiteren Krieg anzetteln? Nein. Krieg durfte einfach nicht das Mittel sein, mit dem sie ein Gleichgewicht herbeiführten. Ihr Glaube hingegen konnte vielleicht eine viel bessere Waffe sein, die schleichend kam und überdauerte.

  11. Beiträge anzeigen #211
    Lehrling Avatar von Ophelia
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    Ophelia ist offline
    Ophelia fröstelte. Sie wusste nicht genau wie lange sie hier schon saß und auf Griffin und dieses schreckliche Kind wartete, aber die Kälte und der harte Boden waren schlechte Gefährten und gaben ihr das Gefühl schon Stunden vor dem mickrigen Feuer zu sitzen. Frustriert biss sie von dem kleinen Stück Brot ab, dass sie vor lauter Langeweile angefangen hatte zu bearbeiten. Sie hatte es auch mit einem Ast und einem Messer probiert, dann aber festgestellt, dass sie für's Schnitzen in ihrem derzeitigen Zustand weder die nötige Ausdauer, noch die nötige Lust hatte. Mit dieser Einsicht hatte sie das abgewetzte Holz irgendwann einfach ins Gras geworfen.

    Seufzend ließ Ophelia sich nach hinten fallen. Der strahlende Himmel blendete und so musste sie eine Weile blinzeln um etwas zu erkennen. Sogar das Blau sah gefroren aus und erneut zitterte sie kurz vor Kälte. Bibbernd schlang sie die Arme um den Oberkörper. Sie musste irgendwie warm werden. Rast hin oder her. Sie hatte keine Lust mehr auf die beiden zu warten. Vorsichtig löschte Ophelia das Feuer und packte die wenigen Sachen zusammen, die sie während ihrer Pause verstreut hatte. Einer plötzlichen Eingebung folgend griff sie schließlich ebenfalls nach dem Stück Holz im Gras und packte es in ihre Tasche. Noch einmal sah sie in den Himmel, drehte sich dann um und stapfte in den Wald. Sie stutzte, als sie etwas unbekanntes hörte und musste lächeln, als ihr klar wurde, was es war. Stille. Und das war nach der Reise mit einem unerzogen Kind in Kombination mit einem gepeinigten Südländer das erste Mal seit langer Zeit. Sie gürtete ihre Tasche fester und setzte einen Fuß vor den anderen, wurde schneller und schließlich rannte sie. Gegen die Kälte und um Griffin und das Gör schneller zu erreichen. Denn so gut ihr die Stille gefiel, sie konnte den jungen Mann einfach nicht mit diesem Bären im Schafspelz alleine lassen.

  12. Beiträge anzeigen #212
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Der Pfad durch den Dschungel beschrieb eine Kurve und führte dann hügelabwärts. Plötzlich hob Françoise die Hand und gebot dem Rest der Gruppe still zu sein. Aus dem Gebüsch vor ihnen drang ein Rascheln, gefolgt von einem langgezogenen Quietschen. Vorsichtig schlich die Priesterin näher an die Quelle des Geräusches. Als sie einige Farne beiseite schob, entdeckte sie ein Warzenschwein, das sich vergnügt in einer schlammigen Kuhle wälzte. Erleichtert machte Françoise kehrt und führte die Gruppe in einem Bogen um die Schlammkuhle herum.
    »Bleibt immer noch die Frage offen, was mit den Wassermagiern vor dem Ende des Konflikts geschehen wird. Und all jenen, die sie in ihre Obhut nehmen.«, fuhr die Priesterin fort, nachdem der Pfad wieder ein Stück aufwärts führte und sie weit genug von dem Schwein entfernt waren. »Denn zieht sich der Kreis des Wassers tatsächlich aus den Kämpfen zurück, wird Ethorn umso dringender Krieger benötigen. Er könnte Unwillige dazu zwingen. Ihn davon abzuhalten könnte bedeuten, offen gegen ihn vorzugehen.«

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    Geißel Farings  Avatar von Faren
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    Faren ist offline

    Unweit Setarrif

    Gedankenversunken stocherte der Hüne im Feuer, während er mit der anderen Hand Rascals Nacken kraulte und gelegentlich zu seinem Weinschlauch griff. Seit er sich von Ravenne verabschiedet hatte war er wieder in Schwarzwasser gewesen, dort hatte er von dem Turnier gehört und beschlossen seine neuen Kampffertigkeiten auszutesten. Außerdem war Faren sich ziemlich sicher das Keala sich ebenfalls dort herumtreiben würde, er kannte seine Gefährtin gut genug um zu wissen das sie sich eine solche Gelegenheit niemals entgehen lassen würde. Und da er wenig Lust hatte in der Werkstatt wieder wochenlang auf ihre Rückkehr zu warten, war die Entscheidung nach Setarrif aufzubrechen die einzig vernünftige Wahl gewesen.
    Ein Rascheln riss den Einäugigen aus seinen Gedanken, viel näher als wenn seine empfindlichen Ohren sonst ein Geräusch im Wald ausmachten, weshalb er alamiert in die Höhe schnellte, die Stabwaffe die neben im gelegen hatte verteidigungsbereit in der Hand. Es gab nicht viel was ihm im Wald so nahe kommen konnte ohne das er es bemerkte, genau genommen kamen dafür nur zwei Möglichkeiten in Fragen, entweder einer der erfahrensten Waldläufer Tooshoos oder ein verdammter Schattenläufer der es sich in den gehörnten Kopf gesetzt hatte heute Abend Menschenfleisch zu speisen.
    »Ich weiß das ihr da seid, also zeigt euch.«, rief er mit knurrender Stimme in Richtung des Geräusches für den Fall das es doch kein Schattenläufer sein sollte und wartete gespannt ab.

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Der Geruch.. nein, genau genommen waren es zwei unterschiedliche Gerüche, die aber zum verwechseln ähnlich zu riechen schienen, schienen merkwürdig vertraut. Vertraut und doch gleichzeitig so fremd. Wie ein eigentlich bekanntes Gericht, in das ein neuer Koch plötzlich vollkommen neue Zutaten gemischt und damit das Bekannte auf eine merkwürdige Art und Weise verfremdet hatte.
    Doch der ehemalige Hüter störte sich nur wenig an solchen Kleinigkeiten, denn selbst wenn es seine lange vermisste Großmutter sein sollte, die im Augenblick irgendwo im Wald herumirrte und Hilfe benötigte, so hatte er doch größere Sorgen. Sorgen in Form eines kleinen, dreisten Mädchens, dass sich wie eine Prinzessin auf den Schultern des Braunhaarigen herumtragen ließ und sich dabei nicht die Unverschämtheit nehmen lassen wollte, ab ihr persönliches Last- und Nutztier mit Schlägen, Tritten und allerlei gemeinen Mädchentricks zu verletzen. All das - sofern man dem Biest wirklich Glauben schenken durfte - diente einzig und allein dem Zweck, Griffins ausgeruhten Körper wieder auf Vordermann zu bringen. Die lange Pause, die er sich gegönnt hatte, betonte sie immer und immer wieder, war erstens nicht abgesprochen und zweitens nicht eingeplant. Deswegen durfte er jetzt das Training der letzten Wochen doppelt so hart nachholen.
    »Wer blökt denn da so dämlich?«, mokierte das junge Biest sich lautstark und lenkte den Südländer mit einem heftigen Ruck am kurzgeschorenen Haupthaar in eine von ihr ausgewählte Richtung. Wie so oft hatte der Gelenkte dabei große Probleme durch den kräftigen, unerwarteten Ruck an seinem Kopf nicht zu stolpern und auf dem feuchten Waldboden den Halt zu verlieren. Bei dieser Geschwindigkeit zu stürzen, wäre keine gesunde Angelegenheit.
    »Weiß der Kerl denn nicht, dass hier Leute trainieren wollen? Pf. Idiot!«, keifte das Mädchen weiter und trieb Griffin mit weiteren Schlägen und Tritten in die Richtung, aus der der befremdliche Geruch zu kommen schien.

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    Lehrling Avatar von Ophelia
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    Ophelia ist offline
    Ophelia drehte sich kurz um sich selbst. "Hmpf..." So sehr sie auch versuchte sich zu orientieren, sie hatte keine Ahnung aus welcher Richtung sie gekommen war. "Dieser Stein...könnte er vielleicht? Nein. Sie war fest davon überzeugt dieses Ding noch nie vorher gesehen zu haben."

    Frustriert trat sie dagegen. Sie hatte sich schon wieder verlaufen. Ihr genervtes Ausatmen verwandelte sich in einen spitzen Schrei, als eine Reihe spitzer Beinpaare aus dem Stein hervorkamen und ein mit Fühlern ausgestatteter Kopf Ophelia "anstarte". Ohne zu wissen was sie tat griff Ophelia nach dem nächst besten Ast. Die verzweifelt Angst vor dem seltsamen Etwas, das da vor ihr im Kreis lief und dabei fiepsende Laute ausstieß war stärker als die Angst und so begann die junge Frau verzweifelt auf den vermeidlichen "Stein" einzudreschen.

    Stunden schienen zu vergehen und Ophelia wurde erst aus ihrer Trance gerissen, die nur aus quitschen und schlagen bestand, als ein schnaufender Südländer mit einem einem zeternden Balg auf dem Rücken durch die Büsche geprescht kam. Die "Reiterin" erkannte die Lage sofort. Sprang graziös von Griffins Rücken, entriss Ophelia den Stock und kickte die Fleischwanze durch zwei Bäume hindurch in den Wald. "Tor." Sagte sie nur triumphierend, streckte der immer noch perplexen Ophelia die Zunge raus und bestieg erneut ihr Reittier. "Hü!" Sagte sie nur gebieterisch und trat Griffin in die Seite. Ophelia zuckte nur mit den Schultern und stapfte den beiden hinterher. Sie hoffte, dass diese Reise ein schnelles Ende nehmen würde. "Armer Stein." Dachte sie noch kurz bevor sie in einen Trapp verfiel und Griffin folgte.

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    Deus Avatar von Lobedan
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    Lobedan ist offline
    „Gehen wir!“, forderte er seinen langjährigen Mitstreiter auf, nachdem er so viel Gepäck wie möglich geschultert und die Zügel ergriffen hatte. Vor den beiden stand ein langer und beschwerlicher Marsch – beschwerlich für jeden von ihnen auf seine Art:
    Lobedan hatte die Satteltaschen bis aufs Letzte ausgeleert und bis zuletzt nach und nach sortiert, was sich in all den Jahren angesammelt hatte. Erinnerungsstücke sowie typisches Reisegepäck, aber auch alte Handwerksutensilien und einige nie umgesetzte Konzeptzeichnungen, in denen er teilweise die Handschrift und Lehre seines Vaters wiedererkannte. Vor allem die Erinnerungsstücke machten aber einen Großteil der Last aus und es tat ihm in der Seele weh, alle die Jahre noch einmal im Schnelldurchlauf zu erleben. Doch es hatte keinen Sinn, er allein würde all die Sachen nicht transportieren können.
    Und so hatte er die Sachen aufgeteilt in unentbehrlich, notfalls entbehrlich und entbehrlich. Und sehr schnell wurde deutlich, dass es sehr viel leichter war, Dinge zu behalten, als sich von ihnen zu trennen. Letztlich waren es vor allem die Erinnerungsstücke, die er zusammen in ein Tuch wickelte, hinzu kam das Handwerkszeug mit allem, was dazu gehörte.
    In sicherer Entfernung zu jeglicher Zivilisation, aber auch weder mitten im Urwald, noch offensichtlich auf dem Strand verbuddelte er alles zusammen dann unweit eines markanten Felsens. In der Hoffnung, dass nicht eines Tages ein Tier oder vielleicht sogar ein Mensch darauf stoßen und alles in der näheren oder schlimmstenfalls ferneren Umgebung verteilen würde. Und natürlich darauf hoffend, dass er schon bald hierher zurückkehren und die Stelle wiederfinden würde, um die Sachen wieder an sich nehmen zu können.
    „Du schaffst das!“, motivierte der ehemalige Nomade seinen Seraph, der schmerzhaft um jeden Schritt kämpfte. Ohne Gepäck fiel es ihm sicherlich leichter, weite Strecken konnte er mit diesem verletzten Huf aber wahrscheinlich trotzdem nicht am Stück zurücklegen.

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    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    Wenn die wüsste, dachte er erheitert und bemühte sich, seine Reaktion für sich zu behalten. Zwar konnte er momentan nicht von sich behaupten, in Setarrif und den Reihen der Wassermagier ein und aus zu gehen und alles bestens zu kennen. Das, was er jedoch kannte, war ein eher distanziertes Verhältnis zu den Kriegern Ethorns und erst recht zum König selbst. Sicherlich gab es da die Hofmagier, die praktisch das fehlende Bindeglied darstellten, allerdings waren sie klein in ihrer Zahl und verhielten sich eher zurückhaltend und fügsam, seit die Magier aus Al Shedim Oktavian und seine Aktivitäten niedergeschlagen hatten. Wenn es also nicht gerade so ernst wurde, wie inzwischen zweimal rund um die Silberseeburg oder damals nördlich von Setarrif, dann tendierte das kriegerische Verhalten der meisten Wassermagier eher gegen null.
    „Ich glaube“, begann Solveg schließlich recht nachdenklich, „dass von Ethorn diesbezüglich nur eine sehr geringe Gefahr ausgeht. Er hat einen engen Kreis von Magiern direkt an seinem Hof, die ihm vor allem beratend zur Seite stehen und damit fast all seine Bedürfnisse zu befriedigen scheinen, die er an die Wassermagier stellt. Die meisten kümmern sich eher aktiv um die Stadt und die einfachen Leute. Man könnte fast sagen: Sie sorgen dafür, dass das funktionierende Gefüge sich nicht von selbst auflöst. Ich habe inzwischen den Eindruck gewonnen, dass wir uns damit prinzipiell wohl gar nicht so unähnlich sind.“
    Schmunzelnd verzichtete er auf einen dazu passenden Blickkontakt und klammerte stattdessen gedanklich aus, was er nebenbei so alles angestellt hatte. Darüber hatten sie sich zur Genüge unterhalten, sodass es nicht erneut Thema werden musste. Er hoffte, dass die Feuermagierin das ähnlich sah und sich weiterhin auf die Wassermagier allgemein bezog, anstatt direkt auf ihn.

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Wieso Eleonora ihn ausgerechnet jetzt, da er unbedingt den Ursprung dieses merkwürdig anmutenden Geruchs finden wollte, zurück zu Ophelia lotste, nur um ihn dann in dieselbe Richtung zurückzutreiben, aus der sie gekommen waren, wurde dem ehemaligen Hüter nicht ganz klar, aber so sehr er das auch verabscheute - der Zwerg war der Boss. Sie bestimmte nunmal, wann was wie gemacht wurde, keine Widerrede, keine Kompromisse, keine Diskussionen. Eleonoras Wort war Gesetz und jedem, dem das nicht gefallen wollte, machte sie relativ schnell klar, wer der Chef war.
    Und diesem Dogma folgend, preschte der junge Braunhaarige mehr oder minder dicht gefolgt von Ophelia über den mit bunten Blättern bedeckten Boden Argaans und musste sich dabei ständig beißende Sprüche seiner Lehrmeisterin darüber gefallen lassen, dass seine Ausdauer sich verschlechtert hatte, dass er fett geworden sei und dass er so bestimmt keine Frau in seinem Leben finden würde. Amüsiert, aber doch ein wenig eingeschnappt von den Worten des kleinen Mädchens, näherte er sich dabei mit jedem Schritt dem Ort, an dem ganz offensichtlich der fremde Geruch seinen Ursprung hatte. Denn nunmehr empfand er ihn so intensiv und so deutlich, als stünde er direkt davor. Der Geruch war so mächtig, wie damals bei Ryu oder Myra gewesen. So stark, dass ihm beinahe Schwarz vor Augen wurde und seine empfindliche Nase nichts Anderes mehr wahrnehmen konnte, als den befremdlichen, aber doch so sonderbar bekannten Geruch.
    »Haaalt!«, keifte das junge Mädchen aufgeregt und riss Griffin ein weiteres Haar vom Kopf aus, um ihrem Befehl den nötigen Nachdruck zu verleihen. Wie ein trainiertes Pferd stoppte dieser in seiner Bewegung und musste sich ob des hellen Flammenscheins ersteinmal die Hand vor das Gesicht halten. Wie lange war er jetzt eigentlich durch den Wald gehetzt?
    »Ich kenne dich!«, brummte er nachdenklich, ohne auch nur einmal die Personen - und mittlerweile war der Südländer sich sehr sicher, dass es sich tatsächlich um zwei unterschiedliche Personen handeln musste, die einen fast identischen Geruch besaßen - gesehen zu haben. Eine Entdeckung, die er bisher eigentlich für unmöglich gehalten hatte. Denn so sehr die Menschen sich auch bemühen mochten, so zu riechen wie ein anderer oder gar ihren Geruch zu verdecken, jeder von ihnen verströmte einen für den Braunhaarigen deutlichen wahrnehmbaren Eigengeruch. Einen Eigengeruch, der bei noch so viel von diesem neumodischen Duftwasser und noch so viel Badezusätzen ständig wahrzunehmen war. Nur bei diesen beiden Fremdlingen schien das anders. Sie rochen so ähnlich, dass der ehemalige Hüter selbst jetzt noch - nur wenige Schritte von den Geruchsobjekten entfernt - Probleme damit hatte, sie auseinanderzuhalten.

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    Geißel Farings  Avatar von Faren
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    Faren ist offline
    »Griffin?«, sprachlos liess der Hüne seine Waffe sinken und musterte den vermeindlich bekannten Braunhaarigen der soeben die Lichtung betreten hatte, eine blondes Mädchen auf den Schultern tragend. War das wirklich sein alter Bekannter aus seinen einfachen Söldnertagen, bevor er in die oberen Ränge der Faringschen Hierachie aufgestiegen war, oder sah dieser Typ Griffin einfach nur ein wenig ähnlich? Den Worten des Fremden zufolge schien es Griffin zu sein, doch irgendwie hatte das ganze mehr wie eine Frage als wirkliche Erkenntnis geklungen. »Bist du das wirklich Griffin? Hatte zwar Gerüchte gehört das es dich angeblich auch auf diese Insel verschlagen hat, aber geglaubt habe ich es nicht. Hab dich seit der Belagerung von Vengard nicht mehr gesehen. Spielst du jetzt Kindermädchen?«, fügte er mit einem fragenden Blick auf die blonde Göre und die junge Frau hinzu, die nun hinter den beiden ebenfalls aus dem Unterholz kam.

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    Deus Avatar von Lobedan
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    Lobedan ist offline
    Stirnrunzelnd trat er, nachdem er das Gepäck abgesetzt hatte, an das inzwischen schon wieder liegende Pferd heran und strich ihm durch die Mähne. Sonderlich weit waren sie jetzt im inzwischen dritten Anlauf wieder nicht gekommen. Aber er beneidete den schwarzen Hengst auch nicht um seine Schmerzen, die ihm das Vorankommen ungemein erschwerten. Wenn er sich selbst vorstellen sollte, nur auf einen Fuß richtig auftreten zu können, dann würde er auch nach kurzer Zeit eine Pause brauchen. Das Problem war, dass bisher jede eingelegte Pause länger gewesen war, als die vorangegangene, zugleich die zurückgelegte Strecke aber auch kürzer geworden war. Seraph quälte sich sichtlich mit seinem Huf herum und Lobedan blieb kaum mehr, als mit ihm zu leiden. Was außer diesem Pferd war ihm schließlich noch geblieben? Selbst einen Teil seiner Erinnerungen hatte er nun aufgegeben, um das Tier zu jemandem zu bringen, der ihm helfen konnte. Er selbst hatte keinen Schimmer, wie er den Huf behandeln sollte und traute es sich aus Angst, damit nur neue Schmerzen zu verursachen, auch nicht wirklich zu.
    „Du darfst nicht aufgeben!“, flehte Lobedan ihn an und vergrub sein Gesicht im Fell des Hengstes. Sie beide hatten einfach viel zu viel gemeinsam durchgemacht, als dass es jetzt so enden durfte. Er würde Seraph nicht zurücklassen, um nichts in dieser Welt. Und doch war ihm sehr wohl bewusst, dass er keine Möglichkeit hatte, das Pferd von der Stelle zu bewegen. Wenn es sich angesichts der starken Schmerzen weigerte, wieder aufzustehen, dann würde er nur zuschauen können, denn tragen konnte er dieses Gewicht keinesfalls. Und so sehr, wie sich die Leiden des Tieres zuletzt verschlimmert hatten, glaubte er einfach nicht mehr daran, dass der Huf von selbst wieder heilen würde. Genausowenig würde es ihm aber gelingen können, jemand Fachkundigen hier raus in die Einsamkeit zu holen. Zumal er Seraph dafür allein lassen müsste. Sie mussten es also gemeinsam bis in die nächste Stadt schaffen.

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