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Doping im Sport

  1. #21 Zitieren
    Meckerkopp Avatar von Lossenorod
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    Ich stelle den Link zum ZDF-Interview mit Sportmediziner Perikles Simon auch mal hier rein, denn darin geht es ja nicht ausschließlich um die jüngsten Leichtathletik-Fälle.
    Der Wissenschaftler geht kurz auch auf mögliche Dopingpraktiken im Bereich Fußball ein, wobei er das hier zuletzt im Stammtisch schon angesprochene Regenerationsdoping erwähnt, welches wohl das nützlichste wäre.
    Schwerer aber wiegt seine klare Ansage, dass Daten zurückgehalten werden, darunter eine Studie, an der er selbst beteiligt war, die dem Leichtathletikverband jedoch alles andere als genehm zu sein scheint.
    Lossenorod ist offline

  2. #22 Zitieren
    Neuling Avatar von HansPlayer
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    Hi, es gibt bei den neuen Vorfällen leider nichts neues. Solange die Sponsoren etliche Millionen für neue Weltrekorde und Bestleistungen vergeben, wird es Doping geben. Es wird auch in Zukunft derjenige gewinnen, der der Anti Doping Agentur einen Schritt voraus ist.
    HansPlayer ist offline

  3. #23 Zitieren
    gast13
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    Zitat Zitat von Lossenorod Beitrag anzeigen
    Olle Ulle hat sich nun auch mal wieder reuigst zu Wort gemeldet. Man weiß nicht, ob man lachen oder auslachen soll.
    Amüsant, welche Halbwertszeit der Wahrheitsgehalt dieser "Beichte" von Jan Ullrich hatte. Vor einem Monat hieß es noch: "Jawohl, ich war Kunde bei Fuentes und habe illegalerweise Eigenbluttransfusionen erhalten. Das ist Doping und tut mich sehr sorry, aber ich hab wenigstens nie irgendwelche verbotenen Mittel genommen."
    Und jetzt hat man ihm eben anhand alter Urinproben nachgewiesen, dass er während der Tour 1998 genauso wie ein Großteil des Feldes mindestens EPO intus hatte. Ups.
    Genauso wie Erik Zabel, der, erinnern wir uns mal ein paar Jahre zurück, im Zuge der Enthüllungen rund um die deutsche Vorzeigemannschaft Team Telekom/T-Mobile sehr tränenreich "zugegeben" hatte, während der Tour 1996 nur während einer Woche EPO getestet, aber gar nicht vertragen zu haben. Schwupps, ebenfalls ein positiver Befund für Herrn Zabel. Auf halbem Weg zum Gewinn seines dritten grünen Trikots in Folge scheint er irgendwann bemerkt zu haben, dass er EPO doch ganz passabel verträgt und es auch einem Sprinter, der ja sowas gar nicht braucht, der braucht ja nur Schnellkraft, jedenfalls nicht entscheidend schadet ...
    Was wohl Zabel Junior dazu sagt?
    Oder Jens Heppner, einst durchaus sympathischer und gut informierter Co-Kommentator bei Eurosport, lange Zeit Teamchef des Teams Wiesenhof und so energischer wie verärgerter Gegner jeglicher Anschuldigungen gegen seine Person im Zuge desselben Enthüllungsvorganges: Positiv.
    Von den großen deutschen Namen kommt da fast nur Jens Voigt ungeschoren davon, gegen dessen triumphale Deutschland-Tour vor einigen Jahren ich seinerzeit Sturm gelaufen bin. Zur Erinnerung: Bei dieser einwöchigen Rundfahrt vollbrachte er nicht nur einen dominanten Sieg im Einzelzeitfahren, seiner Paradedisziplin, sondern auch das Kunststück eines Sprintsieges, und trotz seiner eher kräftigen Statur war sogar der Sieg auf der Königsetappe, einer Bergankunft in Sankt Anton, drin. Ergebnis: Lockerer Sieg über einen gewissen Levi Leipheimer, ehemaliger Edel-Helfer von Lance Armstrong und heutzutage in fast allen Ergebnislisten mit einer hässlichen horizontalen Linie quer durch seinen Namen. Platz 1 in der Gesamtwertung, Platz 3 bei den Kletterern, Platz 2 bei den Sprintern. Und im nächsten Jahr nochmal das gleiche ...
    Jedenfalls hat dieser Jens Voigt wohl Glück gehabt: Seine Urinprobe soll dem Vernehmen nach nicht verwertbar gewesen sein. Damit kann er jetzt beruhigt in den Ruhestand gehen, vielleicht sehen wir ihn ja bald als Teamchef wieder. Als Vertreter und Verfechter einer neuen, sauberen Generation ...

    Aber genug vom Radsport. Radsport ist pfui, das haben alle inzwischen verstanden. Ganz schmutzig und verdorben, im Gegensatz zum Fußball, zum Beispiel.

    Oder?

    Dazu kann ich auf diesen Artikel in der Online-Ausgabe der französischen Zeitung Le Monde verweisen, in dem der hauseigene Doping-Experte Stéphane Mandard auf verschiedene Fragen zur großen Enthüllung, die gestern stattfand, Stellung bezieht (von mir übersetzt):
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Pourquoi les sénateurs se sont-ils concentrés sur des analyses de sang de coureurs cyclistes ? Pourquoi n'ont-ils pas fait des analyses sur un large panel de sport ?

    Il ne s'agissait pas d'échantillons sanguins mais d'échantillons urinaires. Il y a quelques années, j'avais demandé au patron du laboratoire antidopage de Châtenay-Malabry pourquoi il n'avait pas analysé les prélèvements pratiqués sur les footballeurs lors du Mondial 1998 en France, puisqu'il l'avait bien fait sur ceux des coureurs du Tour 1998. Il m'avait répondu qu'un émissaire de la FIFA détruisait méticuleusement tous les échantillons une fois déclarés négatifs. A cette époque, la législation antidopage internationale ne prévoyait pas d'obligation de conserver les prélèvements pour les soumettre, quelques années plus tard, à des analyses rétroactives. Si cela avait été le cas, il est fort à parier que la liste noire qui frappe aujourd'hui le cyclisme aurait aussi pu concerner des footballeurs.

    "Frage: Warum haben sich die Senatoren [die gestern veröffentliche Liste war das Ergebnis einer Untersuchung durch den französischen Senat] auf Blutproben von Radrennfahrern konzentriert? Warum haben Sie keine breite Auswahl an Sportarten analysiert?

    Antwort: Es handelte sich dabei nicht um Blut-, sondern um Urinproben. Vor einigen Jahren habe ich den Leiter des Antidopinglabors in Châtenay-Malabry [dem Institut, das auch eine positive Dopingprobe von Lance Armstrong gefunden hatte, die wegen Formfehlern nie verwendet wurde] gefragt, warum er nicht die Proben analysiert hat, die bei den Fußballern während der WM 1998 in Frankreich genommen wurden, obwohl er das ja bei den Fahrern der Tour gemacht hat. Er antwortete mir, dass ein FIFA-Abgesandter sorgfältig alle Proben vernichtete, sobald sie negativ getestet worden waren. Damals sah die Anti-Doping-Rechtsprechung keinen Zwang zur Aufbewahrung von Dopingproben vor, damit diese einige Jahre später nachträglichen Kontrollen unterzigen werden. Wenn man das gemacht hätte, kann man stark davon ausgehen, dass diese schwarze Liste, die heute den Radsport erschüttert, auch Fußballer hätte betreffen können.
    "

    Okay, die FIFA hatte also einen Abgesandten, der extra dafür da war, jede Probe, die ohne Befund getestet worden war, sofort zu vernichten. Einfach so.

    Und weiter im Text:
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Il est vrai que l'accumulation des affaires de dopage, que ce soit dans le cyclisme ou récemment en athlétisme, pourrait laisser penser que le dopage n'est pas un fléau mais qu'il est consubstantiel du sport de haut niveau. Lors du procès de la Juventus Turin, à la fin des années 1990, Zinédine Zidane avait lui-même déclaré devant le juge qu'il était impossible d'enchaîner cinquante matches par an juste avec de l'eau.

    "Es stimmt, dass die Häufung von Dopingfällen, ob im Radsport oder zuletzt in der Leichtathletik, einen glauben lassen könnte, dass Doping keine Geißel, sondern eine untrennbare Begleiterscheinung des Hochleistungssports ist. Im Prozess gegen Juventus Turin, Ende der 1990er Jahre, hatte Zinédine Zidane persönlich vor dem Richter ausgesagt, dass es unmöglich sei, nur mit Wasser 50 Spiele im Jahr nacheinander zu absolvieren."

    Und noch weiter:
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Vous reconnaissez que le dopage est présent dans tous les sports, alors pourquoi n'y a-t-il aucun article sur le sujet ? On vous cache les résultats ? Vous subissez des pressions des instances ou vous ne voulez simplement pas dire la vérité pour ne pas froisser les gentils spectateurs ? J'aimerais comprendre.

    Après l'opération Puerto, en 2006, j'ai enquêté sur les clients du fameux docteur Fuentes et révélé dans ces colonnes que le médecin ne recrutait pas simplement ses clients parmi les cyclistes, mais aussi parmi des grands clubs de football. Le résultat est que le Real Madrid et le FC Barcelone ont intenté deux procès au Monde. Lors du procès de la Juventus Turin, le juge avait conclu à l'administration systématique d'EPO et de transfusions sanguines. Le Monde avait été l'un des premiers journaux à parler alors des paramètres sanguins de Didier Deschamps. L'actuel sélectionneur de l'équipe de France a été l'un des rares témoins auditionnés par la commission sénatoriale, à demander un huis clos. Lorsque l'affaire a finalement été classée pour vice de forme, l'un des experts sollicités par la justice italienne avait déclaré que, désormais, plus personne n'oserait enquêter sur le dopage dans le football. Il avait raison. Et ce n'était pas destiné uniquement aux journalistes.

    "Frage: Sie geben zu, dass Doping in allen Sportarten präsent ist, also warum gibt es keinen einzigen Artikel zu diesem Thema? Versteckt man die Ergebnisse vor Ihnen? Werden Sie von Gerichtsverfahren unter Druck gesetzt, oder wollen Sie einfach nicht die Wahrheit sagen, um den lieben Zuschauern nicht gegen den Strich zu gehen? Das würde ich gerne verstehen.

    Antwort: Nach der Operation Puerto, im Jahr 2006, habe ich Nachforschungen über die Kunden des berühmt-berüchtigten Doktor Fuentes angestellt und in meinen Kolumnen enthüllt, dass dieser Arzt seine Kunden nicht nur unter den Radsportlern fand, sondern auch bei den großen Fußballclubs. Das Ergebnis war, dass Real Madrid und der FC Barcelona zwei Gerichtsverfahren gegen Le Monde angestrengt haben. Beim Prozess gegen Juventus Turin war der Richter zu dem Schluss gekommen, dass systematisch EPO und Bluttransfusionen verabreicht wurden. Le Monde war damals eine der ersten Zeitungen, die von den Blutwerten von Didier Deschamps berichtete. Der aktuelle Trainer der französischen Nationalmannschaft war einer der wenigen von dem Senats-Untersuchungsausschuss befragten Zeugen, die den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragten. Nachdem die Affäre schließlich wegen Formfehlern eingestellt worden war, erklärte einer der von der italienischen Justiz bestellten Experten, dass von nun an niemand mehr wagen würde, gegen Doping im Fußball zu ermitteln. Er hatte Recht. Und das galt nicht nur für Journalisten.
    "

    tl;dr:
    Treffen die Themen Fußball und Doping aufeinander, werden Proben vernichtet, sagen Zeugen nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus, wird darüber gelästert, dass man mit Wasser allein nicht weit komme, kommen Richter zu dem Schluss, dass es systematisches Team-Doping gab, werden Prozesse wegen Formfehlern eingestellt.
    Zufall? Oder gibt es ganz zufällig einen Zusammenhang damit, dass im Fahrerfeld der Tour vielleicht eine Handvoll Euro-Millionäre am Start ist, während in einer durchschnittlichen Chamions-League-Mannschaft vielleicht eine Handvoll Aktive keine Euro-Millionäre sind? Dass im Fußball viel mehr Geld und Interessen auf dem Spiel stehen?

    Natürlich, es gibt keine eindeutigen Beweise, keinen rauchenden Colt. Aber es gibt mehr als genug Verdachtmomente, und eigentlich muss man sich fragen, was eigentlich dagegen spräche, im Fußball mit Doping nachzuhelfen. Dieses reflexartige Abstreiten, was ich auch hier beobachtet habe, ist jedenfalls pure Augenwischerei.

  4. #24 Zitieren
    Gracies Johan  Avatar von Tim Andersson
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    Danke Archol super Beitrag und angenehm zu lesen.

    Das mit Jens Voigt und der Deutschlandtour hatte ich gar nicht auf dem Schirm gehabt, was aber auch daran liegt, dass ich neben der Tour keinen Radsport verfolge (selbst die Frankreichrundfahrt beobachte ich nur mit einem halben Auge). Das sind schon sehr leistungsstarke Ergebniss von Voigt gewesen und das trotz fortgeschrittenen Alters. Die Frage ist, ob vielleicht diese Proben der Deutschlandtour auch noch mal unter die Lupe genommen werden, aber ob sich das dann letztlich rentiert ist wieder eine andere Frage.

    Was Doping im Fußball angeht kann ich die Seite http://fussballdoping.de/ empfehlen. Einst als Blog eines Einzelnen klein angefangen hat sich die Seite Stück für Stück vergrößert und wird mit viel Leidenschaft und guten Artikeln gefüllt.

    Im Grunde hast du es mit deiner Kurzfassung deines Beitrages im Wesentlichen zusammengefasst, warum es im Fußball schwer ist aktiv gegen Dopin vorzugehen. Die Behörden scheinen gewillt zu sein oder zumindestens Teile von Ihnen auch im Fußball zu ermitteln, doch ich denke, dass da Druck von ganz anderen Institutionen mit sehr viel mehr Macht ausgeübt wird um das zu verhindern. Diese riesige Marke Fußball setzt dafür viel zu viel Geld um als das man sich einen großen Skandal erlauben könnte. Stellt euch mal vor gefeierte Helden wie Messi, Ronaldo, Ronney etc. würden als Dopingsünder überführt werden ähnlich wie es jetzt mit Amstrong und co passiert ist. Der Gewinneinbruch wäre exorbitant und dazu würden Weltmarken wie Real, Barca, Bayern, Manchester etc. in ein schlechtes Licht rücken. Das kann und will sich keiner erlauben, denn da stehen Millarden auf dem Spiel und nicht wie im Radsport Einzelschicksale. Da überführt man Einzeltäter, die man dann notfalls Brandmarken kann, aber im Fußball rückt ein ganzer Konzern in den Fokus und das will doch keiner

    "Ich war elf, als ich hier ankam. Die Philosophie des Klubs wurde mir von Beginn an eingeimpft. Das Wichtigste in diesem Alter ist, die Bereitschaft zu lernen. Die Philosophie beinhaltet, dass das Ergebnis unwichtig ist. Wichtig ist nur, das Konzept, welches sie dir hier beibringen, zu verstehen und zu lernen." (Xavi)

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    Tim Andersson ist offline

  5. #25 Zitieren
    Meckerkopp Avatar von Lossenorod
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    Ich würde mich gern ähnlich breit dazu äußern, werde das aber erst nächste Woche schaffen. Das nur als Androhung ...

    Einen, den letzten Punkt Archols möchte ich aber jetzt schon aufgreifen:

    Zitat Zitat von Archol Beitrag anzeigen
    Dieses reflexartige Abstreiten, was ich auch hier beobachtet habe, ist jedenfalls pure Augenwischerei.
    Da widerspreche ich. Gerade in den letzten Tagen hatten wir das hier am Sportstammtisch, wenn auch nur kurz, offensiv am Wickel. Imho ist die Meinung darüber hier auch wesentlich differenzierter (und konträrer) als an den echten Real-Life-Stammtischen.

    Was führte dich zu der Beobachtung?
    Lossenorod ist offline

  6. #26 Zitieren
    gast13
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    Zitat Zitat von Tim Andersson Beitrag anzeigen
    Was Doping im Fußball angeht kann ich die Seite http://fussballdoping.de/ empfehlen. Einst als Blog eines Einzelnen klein angefangen hat sich die Seite Stück für Stück vergrößert und wird mit viel Leidenschaft und guten Artikeln gefüllt.
    Über diesen (dieses?) Blog bin ich gestern auch mal gestolpert. Sieht echt interessant aus, ich werde bei Gelegenheit mal meine Nase tiefer reinstecken.

    Und über deine Schlussfolgerung müssen wir nicht diskutieren, da ist wohl klar, dass zwischen unsere Positionen kein Blatt Papier passt. ^^
    Zitat Zitat von Lossenorod Beitrag anzeigen
    Da widerspreche ich. Gerade in den letzten Tagen hatten wir das hier am Sportstammtisch, wenn auch nur kurz, offensiv am Wickel. Imho ist die Meinung darüber hier auch wesentlich differenzierter (und konträrer) als an den echten Real-Life-Stammtischen.

    Was führte dich zu der Beobachtung?
    Mit diesem "hier" meinte ich eher weniger den Thread. Darin habe ich zwar auch ein paar sehr fragwürdige Defensiv-Theorien gelesen, etwa die über den Außenstürmer, der gar nicht von Doping profitieren würde, wenn die gegnerische Mannschaft klug verteidigt.
    Aber ich bezog das eher auf frühere Diskussionen, wo ich gemerkt habe, dass das Problem äußerst einseitig auf den Radsport abgewälzt wurde und immer mit Verweis auf die vermeintlich nur zweitrangige Physis beim Fußball (was ich stärkstens bezweifeln möchte, gerade mit Hinblick auf Leute wie Cristiano Ronaldo, die sich auch über ihre 100 m-Zeit profilieren). Und auch der Link zu dem Switch-Video von Sly prügelt nur auf ein totes Pferd ein. Wir reden hier schließlich über Doping im Sport, beziehungsweise eher im Leistungssport (was mich betrifft; Doping im Freizeitsport ist ein ebenfalls äußerst ekliges Thema, aber ein noch viel undurchsichtigeres). Und jeder dürfte inzwischen verstanden haben, dass es beim Radsport keine negativen Kontrollen gibt, sondern nur solche, die vorerst nicht positiv sind.
    Aber die wichtigste Erkenntnis ist meines Erachtens, dass der Radsport dieses katastrophale Image bekommen hat, weil er in Sachen Aufklärung sehr unbequeme Fragen gestellt hat, aber von anderen Sportverbänden mit dieser Vorreiterrolle alleingelassen wurde. Gewisse Interessengruppen haben eben von Anfang an geunkt, dass zuviel Transparenz größeren Schaden anrichtet, als dass sie Imagegewinn verspricht. Und so kam es, dass aus dem Radsport, dessen Beteiligte wohl "nur" mit unerlaubten Substanzen wettbewerbswidrige Vorteile erlangen (sieht man von den Geschichten um Alexander Winokurow ab, der immer wieder Rennen für Geld verschoben haben soll ...), medial ein schrecklicher Sündenpfuhl gemacht wurde, während die bis ins Mark korrupt organisierte Sportart Fußball, wo positive Dopingtests nach Kräften verhindert und vertuscht werden sollen und die Aktiven wohl neben einer ganzen Reihe an leistungssteigernden Mitteln auch in jedem Spiel zu sportlich unfairen Aktionen neigen, bislang von öffentlicher Kritik verschont bleibt.
    Das ist ein klarer Punktsieg für die Zyniker, die die Ansicht vertreten, dass Transparenz nur denen hilft, die sie nicht betrifft.
    Geändert von gast13 (26.07.2013 um 12:19 Uhr)

  7. #27 Zitieren
    Deus Avatar von Sly
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    ich hab schon in nem anderen thread (weiß nicht mehr genau welchen) auf die hintergründe im Fußball hingewiesen. Es war glaub ich der BL thread. Pep war wegen Dopings gesperrt worden in Italien. Messi wurde gedopt bevor er profi war, sonst wär er nie so "groß" geworden. Ich habe auch in dem Bereich darauf hingewiesen, wie wichtig Kondition und Physis mitlerweile für Fußballprofis ist. In den 70er oder 80er war Doping vielleicht noch nicht so ausschlaggebend wie heute, weil der Sport noch nicht so "schnell" war. Modernes Pressing, was wir bei Mannschaften wie Bayern oder Barca sehen, geht nur wenn man Physisch am Limit agiert. Deshalb ists was anderes als mit dem Kick and Rush der Engländer damals oder Manndecker und Libero.


    Ich hab den Link mit Switch eig. nur gepostet weil mir persönlich der Radrennsport egal ist, so wie alle Rennsportarten, sei es Fahrrad, Rollschuhe, Sprinten, Marathon oder Rennsport.
    Sly ist offline Geändert von Sly (26.07.2013 um 10:58 Uhr)

  8. #28 Zitieren
    gast13
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    Ich wollte dich übrigens damit nicht anschwärzen. Es ging mir nur um diese Tendenz, die ein Thread mit so einem Video bekommen kann. Und dieses Video sch**** nun mal auf den größten Haufen, wobei außer ein paar total vernagelten Radsport-Hurra-Patrioten (die im Ernst argumentieren, die 6 deutschen Tagessiege bei der Tour durch Fahrer wie Marcel Kittel, André Greipel und Toni Martin, der bei der Zeitfahr-WM ein Radsport-Monster wie Cancellara abgehängt hat, wären der Beweis dafür, dass jetzt eine neue, saubere Generation am Ruder sei. Weil die Deutschen ja immer die dopingfreie Vorzeige-Nation waren ... Siehe Team Telekom, Team Gerolsteiner, Jan Ullrich, Erik Zabel, Rolf Aldag, Jens Heppner, Andreas Klöden, Pantrick Sinkewitz, Matthias Kessler, Stefan Schumacher uuuund die Abteilung für Sportmedizin der Uni-Klinik Freiburg ...) wohl niemand mehr so naiv ist, zu glauben, dass irgendwer, der etwas Nennenswertes gewonnen hat, das ohne illegale Leistungssteigerung hinbekommen hat.
    Und das ist meines Erachtens eher ein Störfaktor für die Doping-Bekämpfung (die ich extrem wichtig finde, wenn man bedenkt, dass fast jeden Monat irgendwo auf einem Fußballfeld ein kerngesunder junger Kerl Mitte 20 tot umfällt), da der Radsport durch seine Sündenbock-Rolle immer dazu missbraucht werden kann, von den eigenen Problemen abzulenken.

  9. #29 Zitieren
    Deus Avatar von Sly
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    Ich kann mich da nur wiederholen: vom Namen her kenne ich beim Rennsport Jan Ulrich und Armstrong. Das war's und die kenne ich auch nur durch den Hype im die beiden herum der in die normalen Nachrichten rüber geschwappt ist. Mich interessiert der Kram beim Fußball weil es meine Sportart ist der Rennsport ist mir da echt egal. Der link kam wegen der Aussage am Ende dass Millionen Sportlern geholfen wird aber noch nicht allen. Das betrifft nicht nur den Radsport sondern alle auch wenn der Radsport als Beispiel herhält.

    Ansonsten ist's aber klar dass sowas wohl nur mit Doping geht. Egal wo. Findet man doch auch in der formen 1 wenn es um die Autos geht
    Sly ist offline

  10. #30 Zitieren
    Cult of Chillosophy  Avatar von one-cool
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    Zitat Zitat von Tim Andersson Beitrag anzeigen
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    Ich bin mir zumindest sicher, bei einem der drei wird man bestimmt einiges im Blut finden. Ob das am Ende dann Doping ist, sei mal dahingestellt.
    one-cool ist offline

  11. #31 Zitieren
    Mauschelheld  Avatar von Zephir
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    Zephir ist offline

  12. #32 Zitieren
    Deus Avatar von juke*
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    Zitat Zitat von one-cool Beitrag anzeigen
    Ich bin mir zumindest sicher, bei einem der drei wird man bestimmt einiges im Blut finden. Ob das am Ende dann Doping ist, sei mal dahingestellt.
    messi hat doch ohnehin schon über jahre wachstumshormone genommen. er leidet ja an einem mangel an wachstumshormon, muss also gezwungenermaßen von außen hormone hinzuführen.
    ich weiß nicht, wie das aktuell bei ihm gehandhabt wird, aber so ein mangel bleibt zeitlebens bestehen und muss kontinuierlich behandelt werden.
    juke* ist offline

  13. #33 Zitieren
    Gracies Johan  Avatar von Tim Andersson
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    Doping Experimente in Westdeutschland

    Ein sehr interessanter Artikel, der die Dopinggeschichte in Westdeutschland beleuchtet. Da drängt sich die Frage auf, ob sich da bis heute hin was geändert hat außer, dass alles viel viel professionieller und internationaler abläuft.

    Müller-Wohlfahrt: Der Arzt, dem die Fußballstars vertrauen – zu Recht?

    Der Artikel stammt vom selben Autor, der auch den Blog fußballdoping.de ins Leben gerufen hat. Autor Daniel Drepper war einige Zeit lang im Bereich Recherche bei der WAZ tätig. Er hinterfragt ein wenig die Methoden vom wohl bekanntesten Sportmediziner Deutschlands und einem weltweit anerkannten Fachmann. Allerdings fußt der Artikel auf teils unzureichenden Quellen und es werden wenige gesicherte Informationen genannt, vor allem da sich Müller-Wohlfahrt zu vielen Dingen nicht äußert. Dennoch ein sehr interessant zu lesender Artikel.

    "Ich war elf, als ich hier ankam. Die Philosophie des Klubs wurde mir von Beginn an eingeimpft. Das Wichtigste in diesem Alter ist, die Bereitschaft zu lernen. Die Philosophie beinhaltet, dass das Ergebnis unwichtig ist. Wichtig ist nur, das Konzept, welches sie dir hier beibringen, zu verstehen und zu lernen." (Xavi)

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    Tim Andersson ist offline

  14. #34 Zitieren
    Meckerkopp Avatar von Lossenorod
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    Mittlerweile haben uns im Lande ja spektakuläre, wenngleich verjährte (oder etwa nicht?) Aktualitäten überrollt. Weiter unten dazu mehr, ein paar Gedanken wollte ich zuvor aber noch loswerden.

    Zitat Zitat von Archol Beitrag anzeigen
    Amüsant, welche Halbwertszeit der Wahrheitsgehalt dieser "Beichte" von Jan Ullrich hatte. Vor einem Monat hieß es noch: "Jawohl, ich war Kunde bei Fuentes und habe illegalerweise Eigenbluttransfusionen erhalten. Das ist Doping und tut mich sehr sorry, aber ich hab wenigstens nie irgendwelche verbotenen Mittel genommen."
    Und jetzt hat man ihm eben anhand alter Urinproben nachgewiesen, dass er während der Tour 1998 genauso wie ein Großteil des Feldes mindestens EPO intus hatte. Ups.
    Genauso wie Erik Zabel, der, erinnern wir uns mal ein paar Jahre zurück, im Zuge der Enthüllungen rund um die deutsche Vorzeigemannschaft Team Telekom/T-Mobile sehr tränenreich "zugegeben" hatte, während der Tour 1996 nur während einer Woche EPO getestet, aber gar nicht vertragen zu haben. Schwupps, ebenfalls ein positiver Befund für Herrn Zabel. Auf halbem Weg zum Gewinn seines dritten grünen Trikots in Folge scheint er irgendwann bemerkt zu haben, dass er EPO doch ganz passabel verträgt und es auch einem Sprinter, der ja sowas gar nicht braucht, der braucht ja nur Schnellkraft, jedenfalls nicht entscheidend schadet ...
    Was wohl Zabel Junior dazu sagt?
    Oder Jens Heppner, einst durchaus sympathischer und gut informierter Co-Kommentator bei Eurosport, lange Zeit Teamchef des Teams Wiesenhof und so energischer wie verärgerter Gegner jeglicher Anschuldigungen gegen seine Person im Zuge desselben Enthüllungsvorganges: Positiv.
    Traurig, aber typisch menschlich, behaupte ich mal. Man gibt immer nur so viel zu, wie es einen die Beweis- und Nachweislage nötigt, alles andere bleibt im Leichenkeller oder wird von temporärer Amnesie überlagert. Das kennen wir zur Genüge aus jeglichen Beritten, nicht nur denen des Radsports oder Sports allgemein.
    Das macht es feilich nicht entschuldbarer, ganz im Gegenteil. Es verstärkt ja nur die Heuchelei (z.B. auf Seiten des BDR in Person von Rudolf Scharping oder bei der ARD als ehemaligen Co-Sponsor und Teppichrollkommando des Team Telekom) und Doppelzüngigkeit. Man kann sich dadurch bequem auf den ollen Kamellen ausruhen und weiterhin Wasser predigen, weil heutzutage ja alles ganz anders ist. Da krempeln sich mir die Nägel hoch! Dass Lug und Betrug an der Tagesordnung sind, das hat man ja schon längst mit auf der Rechnung. Das Ausmaß dessen aber, erst recht, wenn man bedenkt, in welchen Positionen die Beteiligten auch heute noch sitzen und an welchen Rädern sie drehen, das überrascht mich doch immer wieder.

    Zitat Zitat von Archol Beitrag anzeigen
    Von den großen deutschen Namen kommt da fast nur Jens Voigt ungeschoren davon, gegen dessen triumphale Deutschland-Tour vor einigen Jahren ich seinerzeit Sturm gelaufen bin. Zur Erinnerung: Bei dieser einwöchigen Rundfahrt vollbrachte er nicht nur einen dominanten Sieg im Einzelzeitfahren, seiner Paradedisziplin, sondern auch das Kunststück eines Sprintsieges, und trotz seiner eher kräftigen Statur war sogar der Sieg auf der Königsetappe, einer Bergankunft in Sankt Anton, drin. Ergebnis: Lockerer Sieg über einen gewissen Levi Leipheimer, ehemaliger Edel-Helfer von Lance Armstrong und heutzutage in fast allen Ergebnislisten mit einer hässlichen horizontalen Linie quer durch seinen Namen. Platz 1 in der Gesamtwertung, Platz 3 bei den Kletterern, Platz 2 bei den Sprintern. Und im nächsten Jahr nochmal das gleiche ...
    Jedenfalls hat dieser Jens Voigt wohl Glück gehabt: Seine Urinprobe soll dem Vernehmen nach nicht verwertbar gewesen sein. Damit kann er jetzt beruhigt in den Ruhestand gehen, vielleicht sehen wir ihn ja bald als Teamchef wieder. Als Vertreter und Verfechter einer neuen, sauberen Generation ...
    Ich mag mich irren, aber Voigts Körpersprache war seinerzeit schon ziemlich eindeutig, als er den "Mut" hatte und sich im Zuge des Tour-Skandals vor fünf Jahren ins Sportstudio setzte, um da Rede und Antwort zu stehen, unter anderem war da ja Stefan Schumacher betroffen. Die Einzelfälle seien problematisch, weil sie die ganze Sportart verunglimpfen. Die Einzelfälle seien Nestbeschmutzer, welche die Ehrlichen im Fahrerfeld denunzieren wollen. Die Einzelfälle seien eben Einzelfälle. Er selber habe nichts damit am Hut, stehe für einen sauberen Radsport ein. Voigt log offensichtlich. Wie gesagt, ich hab das damals an der Körpersprache festgemacht, die verdammt verdächtig war und nichts mehr mit Lampenfieber zu tun hatte. Und selbst wenn er tatsächlich ein Saubermann ist, so dürfte mittlerweile klar sein, was auch ihm damals schon klar gewesen sein muss: Der Einzelfall ist dann er.

    Zitat Zitat von Archol Beitrag anzeigen
    Aber genug vom Radsport. Radsport ist pfui, das haben alle inzwischen verstanden. Ganz schmutzig und verdorben, im Gegensatz zum Fußball, zum Beispiel.

    Oder?

    [übersetzter Artikel]

    Okay, die FIFA hatte also einen Abgesandten, der extra dafür da war, jede Probe, die ohne Befund getestet worden war, sofort zu vernichten. Einfach so.
    Ja, Radsport ist sowieso verseucht, da lässt sich schön ungehemmt drauf einhacken. Und wenn mal nicht Rad gefahren wird, lässt's sich mit dem Finger genauso gut auf osteuropäische Leichtathleten, Gewichtheber aus dem Orient, russische Wintersportler oder eben mal ganz China zeigen. Wichtig ist dabei aus deutscher Sicht, dass Erwischte und Verdächtige zuoberst durchweg jenseits der Bundesgrenze ihr betrügerisches Werk verrichten. Der Selbstreflexion widmen wir uns doch lieber erst, wenn die Kacke so richtig dampft ... oder es findet sich noch eine Tube Zahnpasta, die alles erklärt.
    König Fußball bedeutet nochmal ein ganz anderes, viel weiteres Feld. Wer traut sich schon, das zu beackern, geschweige denn zu beschmutzen? Das wäre ja auch nicht mehr mit der Metapher des Erdrutsches oder des Pulverfassen zu verdeutlichen, das wäre ein Urknall, ein schwarzes Loch, eine ganz neue Dimension!
    Diese kleine Episode über den FIFA-Abgesandten lässt doch schon erahnen, was Phase istt. Wenn schon 'unbedeutende' Verbände in Kleinsportarten wie Radsport oder Leichtathletik zu deckeln wissen, was zur Hölle noch eins mag dann bei den ganz dicken Kalibern von der FIFA bis runter zum millionenmarkenschweren Klub vor sich gehen?!

    Zitat Zitat von Archol Beitrag anzeigen
    [übersetzter Artikel]

    tl;dr:
    Treffen die Themen Fußball und Doping aufeinander, werden Proben vernichtet, sagen Zeugen nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus, wird darüber gelästert, dass man mit Wasser allein nicht weit komme, kommen Richter zu dem Schluss, dass es systematisches Team-Doping gab, werden Prozesse wegen Formfehlern eingestellt.
    Zufall? Oder gibt es ganz zufällig einen Zusammenhang damit, dass im Fahrerfeld der Tour vielleicht eine Handvoll Euro-Millionäre am Start ist, während in einer durchschnittlichen Chamions-League-Mannschaft vielleicht eine Handvoll Aktive keine Euro-Millionäre sind? Dass im Fußball viel mehr Geld und Interessen auf dem Spiel stehen?
    Jepp, die Fragen drängen sich geradezu auf, wobei es ja mehr schon Antworten sind. Wie auch Tim richtig anmerkt, liegt es auf der Hand, dass schlichtweg viel zu viele und mächtige Instanzen null Interesse haben, das Thema überhaupt als Randnotiz auftauchen zu lassen. Da muss man auch kein großer Verschwörungstheoretiker sein, es sprechen einfach zu viele Fakten für sich. Soweit ich das überblicke, hat sich der Fußball aber überhaupt gut abgeschirmt gegen irgendwelche Großbrände in der Hinsicht und wird es allenfalls mal ein paar Verwicklungen geben, die weit zurück liegen oder recht schnell wieder gelöscht werden können (siehe dazu auch die Balco-Affäre).
    Eine sehr erfolgreiche Strategie ist ohnehin die Abwiegelei. Ich bin sicher, von den mittlerweile doch schon zahlreichen Doping-(Einzel)Fällen im Fußball waren längst nicht alle auf Haarwuchsmittel, Diätdrinks und gepfefferte Schnitzel zurückzuführen ...




    Tja, und nun rollt die neue Welle heran. Die Forschungsgruppe der Humboldt-Uni macht Druck, das finde ich gut. Was man bisher so hörte, kann einen aber nur noch weiter bestürzen. Da wurden im großen Stil Akten vernichtet, die wohl die Politik belasten würden (noch mehr als ohnehin bei den Resultaten), da wurden plötzlich die Gelder gestrichen, als man die 90er aufrollen wurde, da hat ein renommierter DOSB zwei Jahre Zeit, die ihm unangenehmen Ergebnisse zu schönen ... Heidewitzka, es ist wahrlich traurig, dass in erster Linie immer nur über die Athleten hergezogen wird ...
    Und wenn stimmt, was da bisher so angedeutet wird, dann muss ich selber über meine kürzlich im Leichtathletik-Thread getätigte Äußerung schmuzeln:

    Zitat Zitat von Lossenorod Beitrag anzeigen
    Seitdem ab Mitte/Ende der 90er teils enorme Summen in den Anti-Doping-Kampf gesteckt werden, Labore für Testreihen bezahlt und sogar auf politischen Ebenen Instanzen wie NADA und WADA etabliert werden, schmilzt der Vorsprung der Betrüger zumindest augenscheinlich. Es werden seither neue Testverfahren entwickelt, die Liste der nachweisbaren Substanzen ist sprunghaft länger geworden (und wird bei alten Proben jetzt ja auch nachträglich angewendet). Im Gegensatz dazu erscheint eine profitable (dunkle) Forschung mit dem Ziel, neue Dopingmittel zu entwickeln, unwahrscheinlich..
    Lossenorod ist offline

  15. #35 Zitieren
    Mauschelheld  Avatar von Zephir
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    Der Bericht „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“, der ja in den letzten Tagen solche Wellen geschlagen hat, ist inzwischen online verfügbar: http://www.bisp.de/cln_320/nn_15924/...tml?__nnn=true
    Zephir ist offline

  16. #36 Zitieren
    Deus Avatar von Sly
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    erstaunlich wieviele füllwörter wissenschaftliche studien besitzen.
    Sly ist offline

  17. #37 Zitieren
    gast13
    Gast
    http://www.spiegel.de/sport/fussball...-a-919354.html

    Hämatokrit von knapp 55%, Hamoglobinwerte bis 18,5 g/dl - als Rad-, Winter- oder sonstiger Ausdauersportler bekäme man schon bei einem Hämatokrit von 50,1% oder einem Hämoglobin-Wert über 17 g/dl eine "Schutzsperre" (schließlich besteht ein erhöhtes Thrombose-Risiko) und sehr unangenehme Fragen von der WADA, die, wenn eine zweite Probe immer noch erhöhte Werte aufwiese, ein Dopingverfahren nach sich zögen. Aussichten: 2 Jahre Sperre für Ersttäter. Blutdoping ist nun mal die größtmögliche Schweinerei, was die Gefahr für Leib und Leben, aber auch die Liestungssteigerung angeht.
    Und das, man muss es betonen, bei freiwilligen Tests von freiwillig teilnehmenden Profis, die bei frewillig teilnehmenden Vereinen spielen und dabei nur an 4 freiwilligen Tests in einer Spielzeit teilgenommen haben (immerhin deutlich mehr als im Rahmen der "echten" Dopingkontrollen), also kein Vergleich zu den Kontrollen etwa bei den Radsportlern, die Wochen im Voraus bekanntgeben müssen, wo sie wann sind, damit sie jederzeit unter Berücksichtigung ihres Blutpasses und Wettkampfkalenders zu den unpassendsten Zeiten (ab 6 Uhr morgens) mit dem Ziel kontrolliert werden können, sie dann zu erwischen, wenn Doping am meisten Sinn ergibt.
    Und siehe da: Trotz all dieser Kuschel-Parameter, mit denen man keinen einzigen Sportler in einer Sportart mit nennenswerten Kontrollen erwischen würde, sind gleich 9 Profis im offensichtlich verdächtigen Bereich, d.h. ohne Berücksichtigung seltsamer Entwicklungen, die mit einem Blutpass auffallen würden.

    Und wieder das altbekannte Muster:
    Nach einer Anfrage von SPIEGEL ONLINE an zahlreiche aktuelle und ehemalige Bundesliga-Vereine verschickte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig am Donnerstag eine Mail an alle Clubs. Darin zitiert er eine Einordnung von Tim Meyer, in der der DFB-Teamarzt versichert, dass es bei der Untersuchung keinesfalls um die Frage gegangen sei, ob Dopingauffälligkeiten bestanden hätten. Deshalb seien bestimmte - für Doping relevante - Parameter wie die Retikulozytenkonzentration nicht erfasst worden.

    "Im Nachhinein lässt sich nichts mehr bestimmen und das wäre auch durch die Zustimmung der Spieler nicht abgedeckt", wird Meyer in der Erkärung zitiert, die sich wie eine vorgefertigte Antwort für die Clubs auf unangenehme Fragen liest.
    Dichtmachen. Es geht um zuviel.

    Aber immerhin schön zu sehen, dass das Thema derzeit nicht mehr totgeschwiegen wird. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass kritische Berichte über die offensichtliche Doping-Heuchelei im Fußball jetzt regelmäßig auftauchen. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich dem Thema wieder mehr Aufmerksamkeit widme.

    Edit:
    Habe ich schon erwähnt, dass ein weiterer Kuschelfaktor der Durchführende der Kontrollen ist, nämlich ein Mannschaftsarzt des DFB, der obendrein wortreich begründet, warum Fußball überhaupt kein Doping-Risikosport ist?
    Geändert von gast13 (30.08.2013 um 13:03 Uhr)

  18. #38 Zitieren
    gast13
    Gast
    Lange nichts mehr von meinem heimlichen Liebling Claudia Pechstein gehört. Also, abgesehen davon, dass sie während ihrer Dopingsperre ganze zwei Tage Dienst als Bundespolizistin getan haben soll, weil sie die restliche Zeit wegen eines Nervenzusammenbruchs und später wegen Rückenproblemen krankgeschrieben war, erstaunlicherweise aber sofort nach Ende ihrer Sperre fit genug war, um im Eisschnellauf-Weltcup zu starten und nebenbei die Qualifikation für Bahnradrennen bei Olympia 2012 zu versuchen.
    Oder dass sie, trotz ihres erwähnten Broterwerbs als Gesetzeshüterin, zwei Hells-Angels-Mitglieder, gegen die unter anderem wegen Mordverdachts ermittelt wurde, zur unbegrenzten Nutzung ihres Anwesens bevollmächtigt.
    Oder dass sie ihre eigene Teamkollegin vor der Weltöffentlichkeit als Arbeitsverweigerin mobbt, weil ihr deren Leistung missfallen hatte.

    Ja, doch. Abgesehen davon war es still um sie.

    Aber jetzt nicht mehr, denn jetzt hat sie sich erneut selbst angezeigt, um der Weltöffentlichkeit vorzuführen, dass ihre äußerst seltsamen Blutwerte einzig und allein auf eine milde Kugelzellen-Anämie zurückzuführen seien, die auch ihr Vater hat.
    Dabei interessiert mich vor allen Dingen eins, nämlich die Berichterstattung zu dem Thema. Vor einiger Zeit hatte ich ja diese Beobachtung gemacht:
    [QUOTE=Archol;21610947Aber immerhin schön zu sehen, dass das Thema derzeit nicht mehr totgeschwiegen wird. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass kritische Berichte über die offensichtliche Doping-Heuchelei im Fußball jetzt regelmäßig auftauchen. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich dem Thema wieder mehr Aufmerksamkeit widme.[/QUOTE]
    Nun, Fußball ist nicht Eisschnelllauf, aber anders als erwartet.
    In diesem Artikel etwa heißt es:
    "Überraschend ist nun zu beachten, dass die Retikulozyten-Werte seit April 2011 stabil in einem normalen Bereich liegen, so dass die angebliche Bluterkrankung plötzlich und auf wundersame Weise verschwunden ist", hieß es von der Isu weiter. Dass aber seit April 2011 auch eine neues Messgerät mit anderen Grenzwerten zum Einsatz kommt, wird nicht erwähnt.
    Eine Gegenattacke, die auch aus der Feder ihres Anwalt-Teams stammen könnte. Bemerkenswert jedenfalls, weil für diese Entgegnung einiges an Recherche notwendig gewesen sein dürfte, die zudem wegen ihrer Spezifizität erkennen lässt, dass der anonyme Verfasser gezielt nach Entlastendem gesucht hat. Und fragwürdig obendrein, denn die Einführung eines neuen Geräts bedeutet ja keinesfalls, dass die Blut-Grenzwerte verändert wurden, selbst wenn die Messmethode eine andere ist.

    Und auch der Schluss des Artikels lässt eine parteiische, voreingenommene Berichterstattung erkennen, denn das letzte Wort erhält Pechstein-Anwalt Summerer, mit einer erneut sehr fragwürdigen Aussage:
    Anwalt Summerer konterte: "Es gibt mittlerweile mehr als ein Dutzend renommierter Hämatologen aus vier Nationen, die bestätigen, dass die Retikulozyten-Werte von Claudia Pechstein vollumfänglich durch eine vom Vater vererbte Blutanomalie erklärbar sind." Selbst der Isu-Gutachter Alberto Zanella habe diese Diagnose bestätigt.
    Teile dieser Aussage stimmen, andere aber gar nicht. ISU-Gutachter Alberto Zanella etwa hatte zwar dokumentiert, dass er der Meinung sei, dass eine Blutkrankheit für der einzige Grund für Pechsteins auffällig ansteigende Retikulozyten-Werte vor wichtigen Wettkämpfen (und den schnellen Abfall unmittelbar danach) ist. Seine Diagnose aber: Xerozytose, die zwar ähnliche Auswirkungen hat, aber nicht zu verwechseln ist mit der Kugezellen-Anämie, die ihr zahlreiche, überwiegend deutsche, Hämatologen bescheinigten und die ihr angeblich ihr Vater vererbt haben soll.

    Weiterhin ist in diesem Artikel trotz erweisenermaßen großer Recherchearbeit keine Rede davon, dass bekannt ist, dass zwei Mannschaftskolleginnen von Pechstein ebenfalls abnormale Retikulozytenwerte besaßen, die auf Xerozytose zurückgeführt wurden. Dabei ist schon wird schon die Häufigkeit von Sphärozytose auf weniger als 1:2000 geschätzt, wobei Xerozytose nur eine Variante unter mehreren ist. Und dann gleich drei Fälle in einem ziemlich kleinen Kreis von Spitzensportler? Wohlgemerkt, es geht um eine spezielle Form der Blut-Armut, also nichts, was einem einen Vorteil in Sachen Leistungsfähigkeit geben sollte, wodurch Sportler mit diesem Leiden überdurchschnittlich oft in der Nationalmannschaft landen ...
    Die einfachste, naheliegendste Erklärung dafür wäre: Das Blut dieser Sportler wurde im Rahmen der Mannschaft manipuliert, eine Erkrankung kommt als Erklärung nur oberflächlich in Frage, berücksichtigt aber nicht den Zusammenhang mit wichtigen Wettkämpfen und die überraschende Häufung.

    Eine Haltung, die man aber voraussichtlich in der nächsten Zeit kaum jemals zu lesen bekommen wird. Es geht um die Verteidigung eines Idols, da sind die Reihen der deutschen Öffentlichkeit, die nicht zögert, fremde Sportler anzuschuldigen, geschlossen.

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