[Olrik]

Die Klinge sah sich das ganze Schauspiel mit argwöhnischem Blick an. Zwei Dutzend Männer, die an einem schweren Seil mit Unterstützung des endlich fertiggestellten Holzkranes die letzten großen gebrochenen Steinplatten aus der Arena hieften, die sie vorher mit schweren Bruchhämmern noch etwas zerkleinert hatten. Als gerade ein großer Steinbrocken herausgezogen wurde, der teilweise mit altem Blut verkrustet war, blieb Olrik nichts anderes übrig, als sich an die dunklen Bilder der Nacht zu erinnern, als die Stadt brannte.

Damals half er an der Seite seines Freundes Ignaz die letzten Überlebenden aus den Trümmern zu holen. Es waren wenige gewesen. Die Steine hatten sie zerquetscht oder darunter begraben, wie es sich nun auch zeigte, als immer mehr zertrümmerte Gerippe unter den Steinen auftauchten. Es war grauenvoll gewesen. Überall war Blut und Schreie beherrschten die Nacht. Froh sollten jene sein, die diese Nacht nicht miterlebten.

Olrik wandte sich ab vom Geschehen. Er ging hin zum Baumeister Dranok, der eifrig an seinem Zeichenbrett kritzelte. Auf dem Weg warf er Blicke über die ganze Baustelle. Überall lagen Werkzeuge und Schutt. Hier und da stapelten sich Haufen von Holzbalken und frisch gemeißelten Marmorblöcken vom Bergsee. Es wirkte sehr unordentlich hier, aber so sah es halt aus auf einer Baustelle. Die Arena bildete keine Ausnahme.

"Nun, Dranok, womit wollt ihr beginnen, wenn der Rest der Bruchstücke fort ist?"
"Ganz einfach. Wir werden erstmal den Boden der großen Arena neu bauen. Diesmal aber aus Holz!"
"Wieso das?"
"Ich will die alten Baumeister von Setarrif nicht beleidigen, aber den Boden einer Arena diesen Ausmaßes aus massivem Marmor zu errichten, war eine Dummheit. Die Platten sind so schwer gewesen, das der Boden auf kurz oder lang, so oder so eingebrochen wäre. Ein Boden aus Dschungelholz ist, wenn man es richtig macht, genauso stabil und viel, viel leichter."
"Tut dies so. Ich vertraue eurem Urteil."
"Danke für euer Vertrauen, Olrik. Ihr werdet sehen, die Arena wird sogar noch besser als die Alte werden, wenn wir hier fertig sind. Ihr werdet sehen."

[Mani]

"Sumpfkraut, Sumpfkraut,......die Bibliothek wird wohl ein Buch über dieses Kraut in ihrem Besitz haben", ärgerte sich der Nordmann als er die schier endlosen Regale voller Bücher betrachtete.
Die Bibliothek der Wassermagier hatte alles im Angebot. Von Magie, über die Sterne und noch weiteren Schund für den Mani keine Verwendung hatte. Vom Sumpfkrautanbau sah er allerdings weit und breit nichts. Mit seinem glühenden Glimstängel im Mund bewegte er sich zu einem Regel nach den anderen, doch er wurde einfach nicht fündig.

"So eine scheiße", fluchte der ehemalige Söldnerführer, "......."Wie sie ihren Mann in 1372 einfachen Schritten zum Meistergärtner verwandeln"......", las er vor.
Letztenendes flog das Buch in hohen Bogen in eine Ecke. Mani wollte schon erzürnt die Bibliothek verlassen, als er etwas bemerkte. Weiter hinten in der Lücke, wo sich vorher noch das "Gärtnerbuch" befand, lag ein weiteres Buch mit einem schön verzierten Umschlage. Der Nordmann wollte fast schreien vor Freude.

"Tatsächlich. Das ist genau das Buch, dass ich brauche: "Sumpfkraut: Das göttliche Kraut des Schläfers; Gesammeltes Wissen der Baals und Gurus"......hm was ist den der Schläfer und wer zur Hölle sind Gurus und Baals? Und warum wurde das Buch da hinten versteckt? Naja wem kümmerts? Das Buch wird mir die Auskunft geben die ich für meine Geschäftsidee benötige", murmelte der Nordmann zufrieden.

Mit dem sonderbaren Buch machte sich Mani wieder auf dem Weg, um sich einen stillen Ort zu suchen.

[Madlen]

Die Nacht war zugig, klamm und ekelhaft gewesen. Madlen hatte vor lauter Sorgen um in ihre Zukunft kaum geschlafen. Ständig dachte sie an sich und das Kind. Würde Marcel für sie sorgen können? Was würde aus ihr werden? Würde es dem Kind gut gehen? Fragen über Fragen auf die es keine Antworten geben konnte. Aber auf eine gab es eine Antwort und die junge Frau musste sie finden: War Marcel der Richtige? Er war der Vater, zweifelsohne. Viel mehr andere mögliche Kandidaten gab es da nicht. Er würde sich bemühen, würde sich mit allem was er hatte voll in seine neue Rolle reinhängen, aber würde das genügen?

Irgendwann war sie in einen unruhigen Schlaf verfallen, der bis nach Setarrif andauerte. Erst du das laute Gebrüll der Stadt wurde sie wieder wach. Marcel schien schon länger auf den Beinen oder besser auf dem Po zu sein, denn er saß ihr gegenüber und genoss eine zweifelhafte Mahlzeit: trockenes Brot und schales Wasser. Er bot der Jägerin was an, doch sie lehnte dankend ab.

„Wir sind da! Aussteigen, aber schnell!“, wandte sich der Kutscher an seine Gäste. Hinter dem Gefährt wartete schon der Händler und hielt die Hände ausgestreckt hin.

„Hier! Das ist dafür, dass ihr uns so spontan mitgenommen habt!“

„Stets zu Diensten, Madame!“ Der Kaufmann sah den Beutel und ging mit glitzernden Augen zu seinem Partner, der auch kurz darauf wieder die Peitschen knallen ließ und ohne Rücksicht auf Verluste die Kutsche weitertrieb. Wütende Rufe und Proteste folgten ihm. Einer schrie noch lauter als die anderen. Der Junge war dem Gefährt ausgewichen und in einem Kuhhaufen ausgerutscht und mit dem Ellenbogen in den nächsten Gefallen. Gelächter pflasterte seine Verfolgungsjagd mit der Kutsche.

„Hey, du hast ihm ja mehr als abgemacht…“, begann Marcel, doch er wurde sofort von Madlen unterbrochen.

„Ja, ja…hör zu. Ich muss noch was erledigen. Geh solange zu meinem Lagerplatz. Sollte ich vor Sonnenuntergang nicht dort sein, dann triff mich in der Taverne! Alles weitere dann!“

„Nein, du erklärst mir auf der…“

„Alles weitere dann, hab ich gesagt! Marcel, vertrau mir, bitte. Es ist ungeheuer wichtig, dass du mich jetzt nicht bedrängst!“

„Aber…!“

„Bitte!“ Ihr Blick hatte etwas Flehentliches. Madlen war im Moment nicht in der Stimmung für irgendwelche Widersprüche. Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, drehte sie sich um und ging Richtung Heilkammer.

Nicht lange und die junge Frau klopfte gegen eine Pforte und wartete bis ihr die Tür geöffnet wurde. Bis es soweit war, sah sie an sich herunter. Sie trug ihre Jagdkleidung, dreckig vom Sumpf. An ihrem Waffengürtel waren ein rostendes Jagdmesser – es musste dringend gepflegt werden -, Aynur – dessen Schwertscheide sah auch nicht besser aus – und ihr Geldbeute, der auch eine Zunderbüchse enthielt. Ihr weißer Umhang war vom vielen Staub und dem Matsch nicht mehr hell, sondern eher gräulich. Nur noch vereinzelt blitzen weiße Flecken durch. Zwar trug sie keine Rüstung, hatte aber ihre Armschienen und Beinschienen angelegt. Um ihren Hals trug sie ihre Halskette – Zeichen der geheimen Fürstinne Varants – und am Ringfinger hatte sie ihren Siegelring. Wohl wahr, ich habe mich im letzten Jahr deutlich verändert. Ich bin bereit für neues. Hoffentlich ist es Marcel auch.

Und dann öffnete sich auch schon die Tür und die junge Frau wurde eingelassen. Nachdem sie das Gebäude betreten hatte, fragte sie sogleich nach Aniron. Ihr Gegenüber hieß sie kurz warten und verschwand dann sogleich wieder. Madlen blickte sich um: Wieder einmal war sie hier gelandet. Wieder einmal brauchte sie die Hilfe von Aniron. Die Frau hatte schon viel für die Jägerin getan, es wurde Zeit, dass Madlen sich revanchierte. Vielleicht braucht sie ja Hilfe?

[Aniron]

Aniron verließ gerade Sinas Kammer. Danees und Lopadas' Behandlung war bisher nicht weiter gegangen, aber die Hände der Frau sahen schon besser aus. Jedoch nur dort, wo sie nicht mit ihren Finger durch den Verband kam. Gedanklich jedoch, beschäftigte die Hebamme etwas anderes. Das ältere Ehepaar, dass Maris zu ihnen eingeladen hatte, lebte immer noch in ihren Räumen. Es störte sie nicht, sie hatten den Platz, sie wegzuschicken bekam die junge Frau wie ihr Verlobter nicht über das Herz. Die beiden brauchten dringend Arbeit. Sie verstand, dass es den beiden unangenehm war, wenn Maris und Aniron ihnen Kost und Logis gewährten. Aber sie auf die Straße zu setzen kam im Moment nicht in Frage. Sie würde sich mit Maris darüber Gedanken machen müssen, ob es nicht etwas gab für die beiden netten Menschen.

"Da wartet jemand an der Pforte", rief Rufus' Schwester und unterbrach die Magierin in ihren Grübeleien. Aniron nickte und schlug ihren Weg ein. Da stand eine offensichtlich weibliche Person, sie trug einen schmutzigen Umhang, sah allgemein ein wenig abgeschlagen aus, aber Aniron erkannte sie.
"Madlen", sagte sie und lächelte. "Adanos zum Gruße, willkommen zurück. Geht es Euch gut?"
Die Hebamme deutete vor sich, so dass die beiden Frauen den Gang entlang schritten.
"Kann ich Euch irgendwie helfen? Müsst Ihr versorgt werden?"

[Madlen]

Freundlich wie Aniron nun einmal kam sie gleich auf Madlen zu und bot der jungen Frau ihre Hilfe an.

„Nun, vielleicht ist es ja diesmal möglich, dass ich Euch einfach nur noch einmal danken wollte für Eure damalige Hilfe!“

„Ist dem so?“

„Nein, Ihr könntet tatsächlich etwas für mich tun. Ich weiß nur nicht, wie anfangen soll…vielleicht so: vor ein paar Wochen traf ich – ob Zufall oder nicht sei dahingestellt – meinen ehemaligen Leibwächter Marcel. Er ist ungefähr so alt wie ich und wir hatten damals…wie sag ich es nur…die ein oder andere gemeinsame Stunde! Ach, was soll diese Gerede? Könnt Ihr feststellen, ob ich schwanger bin? Ich habe mich schon in Stewark untersuchen lassen, nur möchte ich noch einmal von jemandem Fähigen untersucht werden. Und deshalb dachte ich an Euch!“

Madlen versuchte leicht zu lächeln und drehte nervös an ihrem Siegelring. „Aber diesmal würde ich gerne auch eine Gegenleistung bringen. Ich weiß, es entspricht nicht dem…Kodex, aber ich muss es tun. Der Ehre wegen! Wie sieht es aus? Könnt Ihr ein weiteres Mal Eure wertvolle Zeit für mich erübrigen?“

[Aniron]

Die Wehmutter deutete auf eine kleine Kammer.
"Lasst uns hier reingehen, da sind wir ungestört."
Sie schloss die Tür hinter ihnen, lächelte weiterhin:
"Nun, wenn Ihr denkst, dss Ihr schwanger seid, dann werden wir das sicherlich herausfinden."
Sie deutete Madlen an, sich auf die Liege zu setzen, die Magierin selber setzte sich daneben.
"Eine Schwangerschaft kann ich nicht sofort feststellen. Es gibt einige Hinweise, aber erst, wenn Ihr ein Bäuchlein bekommt, könnt Ihr ganz sicher sein."
Ihr Tasche hatte sie bei sich, aber brauchen würde sie sie wohl erstmal nicht.
"Die allerwichtigste Frage ist, ob Eure Monatsblutung - am besten schon mehrfach - ausgeblieben ist. Hinzu kommen weitere Anzeichen, wie immer wieder auftretende Übelkeit, besonders am Morgen, oder extreme Müdigkeit. Eure Brüste werden ebenfalls empfindlicher, Stimmungsschwankunen können ebenfalls auftreten. Ich denke mal, dass Ihr Anhaltspunkte dahingehend habt? Wenn Ihr mit Marcel beieinander gegelegen habt, dass ist es sowieso wahrscheinlich, dass es früher oder später zu einer Schwangerschaft kommt.
Was eine Bezahlung oder ähnliches betrifft, nun, was habt Ihr denn? Habt Ihr ein paar Münzen oder ein Handwerk, welches uns zum Nutzen sein könnte? Oder einen anderen Dienst?"
Durch Alma und Arvos Anwesenheit wäre Gold Aniron lieber gewesen, aber sie wollte Madlen natürlich nicht ausnehmen. Vielleicht hatte die junge Frau ja schon etwas bestimmtes im Hinterkopf.

[Mani]

Sumpfkraut ist eine Pflanze, die für gewöhnlich auf schattigen bis halbschattigen Sand- und Sedimentböden wächst. Am besten gedeiht sie auf schwerem Sandboden. Nasse bis überflutete Böden werden von ihr bevorzugt. Sumpfkraut besitzt grüne Blätter. Die Pflanze ist auf der Insel Khorinis, besonders an den zahlreichen Tümpeln, Seen und Sümpfen, ziemlich weit verbreitet, las der nordmarer Krieger aus dem Buch vor.

Mittlerweile hat er sich in die Taverne verzogen, wo ihm der Wirt freundlicherweiße eine stille Ecke zum Lesen zur Verfügung stellte. Dafür hatten die beiden einen kleinen Deal ausgehandelt. Falls Manis Geschäftsidee wirklich aufgehen würde, wäre Sarpedon bereit ihm einen gewissen Teil des Schnaps abzukaufen. Somit hatte der Nordmann schon seinen vorläufig ersten Geschäftspartner.

Sumpfkraut beinhaltet Stoffe, die dem Konsumenten den Eindruck vermitteln, dass die Zeit langsamer verlaufen würde. Begleitet wird dies jedoch durch erhebliche Sehstörungen. Der Effekt läßt sich erzielen, wenn man mehrere Pflanzen hintereinander zu sich nimmt oder den Wirkstoff in konzentrierter Form als einen Stengel raucht. Es wird auch gemutmaßt, dass durch den regelmäßigen Krautkonsum das Bewußtsein negativ verändert wird, ging es weiter.

Das Buch war echt interessant. Es überdeckte so gut wie jedes Thema über das Sumpfkraut, aber er erfuhr auch wer oder was der Schläfer ist. Damals wurde auf der Insel Khorinis Erz abgebaut. Eine Gruppe von Magiern errichtete eine magische Barriere rund um das Minental. Doch irgendwie geriet alles außer Kontrolle und die Gefangenen übernahmen die Kontrolle. Dort hat es anscheinend verschiedene Gruppierungen gegeben. Unteranderem gab es ein Lager im Sumpf. Diese bauten das Sumpfkraut an und deren "Magier" wurden Baals beziehungsweise Gurus genannt. Von denen stammte auch das Buch.

"Scheint eine interessante Gegend dort zu sein. Ist bestimmt einiges an Gold noch zu holen. Ich sollte Taeris beizeiten mal ausfragen. Der war doch lange dort.....gut mit dem Buch bin ich fertig. Die verschiedenen Aufzeichnungen waren eine wirklich große Hilfe. Wenn das richtige Klima herrscht und wenn man ein eher sumpfiges Gebiet wählt, dann wächst das Zeug ausgezeichnet. Der Wald wird mir dabei eine große Hilfe sein".

Mit diesen Worten schloss Mani das Buch und bestellte sich einen Bierkrug. Morgen würde er an seinem Projekt weiterarbeiten.

[Madlen]

„Ich will zuerst auf Eure Fragen eingehen, bezüglich der Schwangerschaft. Ja zum Ersten, Ja zum Zweiten und Ja zum Dritten. Was die Stimmungsschwankungen betrifft, so solltet Ihr am besten Marcel fragen, aber ich denke, auch das kann ich mit Ja beantworten.“ Madlen lachte leise. „Ich glaube, manchmal verzweifelt er direkt mit mir!“

Dann blickte sie Aniron wieder ernst an. „Was die Bezahlung angeht. Nun, solltet Ihr jemals den Dienst oder die Hilfe einer Adligen brauchen…“ Die junge Frau deutete auf sich. „Hier habt ihr eine. Falls Ihr aber eher etwas Materielles wollt, so kann ich Euch diesen Diamanten geben. Natürlich gibt es immer noch die Möglichkeit, dass ich einfach, aber genauso wichtige Dinge für Euch erledige. Sagen wir, eine Hand wäscht die andere. Und Ihr habt meine nun schon oft genug gewaschen. Habt Ihr Botengänge zu erledigen? Kein Problem, entweder Marcel oder ich werden Euch helfen. Ihr müsst auf den Markt, habt aber keine Zeit? Ebenfalls kein Drama, wir sind da.“ Madlen atmete kurz ein und aus. „Was ich sagen will ist folgendes: Solltet Ihr je Hilfe benötigen, so schickt nach mir und ich werde tun, was immer in meiner Macht steht. Ihr habt das Wort einer Fürstin!“ Einer geheimen Fürstin und wir wurden darauf trainiert unser Wort zu halten. Ehre bedeutet Macht und Macht bedeutet Leben!

[Aniron]

Aniron riss die Augen auf, sie wusste gar nicht, worüber sie mehr staunen sollte, den Diamanten oder Madlens Angebot. Doch sie legte ihre Hand um die der jungen Frau und schloss sie wieder.
"Behaltet nur Euren Schmuck. Wenn Ihr ein Kind habt - und ich bin mir sehr sicher, dass Ihr eins erwartet -, werdet Ihr froh sein, dass Ihr es versorgen könnt."
Die Hebamme lächelte wieder.
"Ich danke Euch für Euer Angebot und werde sicherlich sehr gern wieder darauf zurückkommen. Im Moment gibt es keine Botengänge oder etwas derartiges zu erledigen. Aber ich werde es in meinem Kopf behalten, besonders gerne das Wort einer Fürstin.

Mir ist es im Moment viel wichtiger, dass Ihr gut auf Eure Gesundheit achtet. Ihr tragt jetzt Verantwortung für zwei, für Euch und das wachsende Leben in Euch. Meidet Mist und Dreck, außerdem solltet Ihr kein verdorbenes Essen und rohes Fleisch zu Euch nehmem. Die Übelkeit vergeht bald wieder, aber achtet darauf, dass Ihr trotzdem genug esst. Sollte es nicht gehen, kommt zu mir, ich kann Euch Tränke dagegen brauen. Schwer heben solltet Ihr ab nun nicht mehr. Wenn Ihr Schmerzen habt, bitte ich Euch, umgehend zu mir oder allgemein hier in die Heilkammer zu kommen. Ich würde Euch sowieso empfehlen, hin und wieder eine Hebamme aufzusuchen, egal, wo Ihr seid. Nach ein paar Monden spürt Ihr die Bewegungen des Kindes in Euch und wir können vielleicht das Herzklopfen hören."
Aniron lächelte wieder.
"Habt Ihr sonst noch Fragen erstmal?"

[Madlen]

Madlen lächelte wieder leicht. Genau das habe ich erwartet. Hätte Aniron anders reagiert, so hätte ich mich schwer in ihr getäuscht, aber so… „Nur noch eine: Kennt Ihr zufällig eine freie Wohnung, eine Hütte oder ähnliches? Jetzt werde ich nicht mehr auf meinen Jagdplatz im Freien nächtigen können. Und auch wenn ich nicht weiß, was ich davon halten soll und ob es gut ist oder nicht, dass ich ein Kind erwarte, so danke ich Euch doch wieder einmal für Eure großartige Hilfe. Vielleicht sollten wir uns einmal so treffen, in der Taverne…Eure Lebensgeschichte ist mit Sicherheit interessant. Doch jetzt bin ich müde und möchte Euch nicht länger aufhalten.“ Madlen stand auf.

„Denkt daran: Egal wo ich bin, schickt nach mir und ich werde Euch Hilfe senden oder selbst kommen, sollte Ihr welche benötigen!“ Dann wartet die junge Frau die Antworten von Aniron auf ihre Fragen ab.

[Sarpedon]

Robina erwies sich nicht als Eintagsfliege. Sie war eine ausgezeichnete Gehilfin und Sarpedon konnte sich endlich auf andere Geschäfte konzentrieren. Unter anderem darauf, dass er etwas besseren Schnaps bekam. Anne hätte schon lange wieder einmal mit einer Ladung auftauchen sollen, doch nichts dergleichen geschah. Die Piratin war sowieso verschwunden seit das mit ihrem Haus und der Arena und alles andere schief gelaufen war. Wo sie sich wohl gerade herum trieb? Unbewusst hatte er einen grossen Schluck von seinem stärksten Reisschnaps genommen und er musste ein Husten unterdrücken. Verfluchte Weiber! Dachte er sich und blickte sich im Schankraum um. Keiner wollte etwas bei ihm bestellen. Also füllte er sein Glas erneut und leerte es wieder. Sollten Drakk, Taeris und Colodis ruhig auch mal leiden.

Er grinste schief und wankte in die Küche, um sich einen Teller Eintopf zu holen. Setzte sich auf den Schemel und löffelte Schluck für Schluck in sich hinein.

Als er fertig war erhob er sich wieder, kehrte zur Theke zurück und stellte fest, dass auch Robina gerade nichts zu erledigen hatte. "Woher kommst du eigentlich und warum warst du dir so sicher hier arbeiten zu wollen? Ich bin kein guter Mensch, solltest du wissen." Sprach er und wartete gespannt auf die Antwort.

[Aniron]

Aniron lächelte.
"Jede Frau, die ein Kind erwartet, zweifelt. Mit der Geburt des Kindes hört dies nicht auf. Aber lasst Euch davon nicht abschrecken. Ich bin selbst Mutter und weiß, wovon ich rede."
Sie zwinkerte Madlen zu.
"Ach, da fällt mir ein, haltet Euch mit Alkohol zurück, Schnaps, Wein und Bier schaden Eurem Kind eher, als dass es hilft. Eine Wohnung... Nun, im Händlerviertel ist immer ein Zimmer frei. Schaut Euch dort mal um. Nicht so nah am Markt allerdings, der Lärm und der Preis sind nicht miteinander zu vereinbaren."
Wobei Madlen ja vielleicht keine Geldsorgen dahingehend hatte.

"Ich werde an Euch denken, kommt zu uns, zu jeder Tages- und Nachtzeit, wenn es etwas gibt, seien es körperliche oder seelische Leiden."
Aniron verabschiedete die junge Frau mit einem letzten Lächeln. Eine schöne Nachricht, fand sie. Ihre Gedanken wanderten zu ihren Kindern. Wie unglaublich weit Runa und Sinan schon waren... Sie brauchten eine Betreuung, unbedingt!

[Robina]

Robina stellte einige leere Schüsseln auf der Theke ab, die sie soeben von den Tischen der Taverne eingesammelt hatte. Die Arbeit hier war weitaus angenehmer als die Jobs, denen sie davor nachgegangen war und Sarpedon mochte zwar auf den ersten Blick etwas zwielichtig erscheinen, dennoch schätzte sie ihn als soliden Arbeitgeber.

"Ursprünglich komme ich aus einem Dorf auf dem Festland.", antwortete sie mit gesenktem Blick und tat möglichst geschäftig, indem sie mit einem Tuch über das Holz der sauberen Theke putzte. "Doch dorthin werde ich gewiss nicht zurückkehren."
Sie spürte Sarpedons vom kühlen Blick auf sich ruhen und merkte, dass sie vermutlich etwas zu energisch die Theke polierte. Eilig legte die Rothaarige das Tuch beseite. "Ein Freund hat mir empfohlen, bei Euch nach Arbeit zu fragen- bislang hab ich die Entscheidung auch nicht bereut. Also sagt, wie kommt Ihr darauf, dass Ihr kein guter Mensch wärt?"

[Sarpedon]

"Also gleich vorweg: Hier ist nichts mit Höflichkeit. Du sagst mir du, wie alle anderen hier drin auch. Einige der Stammgäste lachen dich höchstens aus, wenn du sie mit Sie ansprichst. In diesem Milieu laufen ein paar Dinge etwas anders." Er blickte sie an. "Du weisst das wirklich nicht? Komm setz dich."
Er zog sich einen Stuhl herbei und blickte zu Robina hinüber. "Wenn hier geprügelt wird, dann packst du den Unruhestifter am Kragen und trägst ihn zur Taverne hinaus. Wenn du das nicht schaffst, dann fliehst du hinter die Theke und verteidigst alles, was hier hinten ist. Meist läuft es darauf hinaus. Wir haben gute Kontakte zum Schreiner hier. Tische und Bänke sind ersetzbar. Dein roter Schopf weniger."
Er betrachtete seine Gehilfin und wusste nicht, ob sie innerlich den Kopf schüttelte, weil ihr das schon alles bewusst war oder ob sie aufmerksam zuhörte.
"Nimm es als gut gemeinten Rat oder mach, wie du möchtest."
"Und meine Frage?" Meldete sich Robina zu Wort.
"Was ich tu, mache ich für den eigenen Profit, wie alle anderen. Es gibt ein paar Weltverbesserer, aber die gehen unter und ich habe kein Mitleid mit ihnen."

[Drakk]

Ein letztes mal Kontrollierte der Nordmann die Riemen der Rüstung. Beinahe Zwei Wochen Arbeit steckten in der Rüstung, aber jeder einzelne Augenblick hatte sich gelohnt. Die Einzelnen Erzlamellen lagen Perfekt übereinander, das Brünieren war an allen Stellen gelungen und die kleinen Schuppen die die Oberarme bedecken würden waren auch alle Richtig angebracht.
Das Kettenhemd hatte den Hünen zwar um einiges mehr Nerven gekostet als Erwartet, schlussendlich war es aber dennoch gelungen. Seine beiden Gehilfen hatten jeweils 200 Goldstücke verdient und waren Froh die Arbeit – oder Drakk – hinter sich lassen zu können. Ob die Brünierten Ringe lange ihre Dunkle Farbe behalten würden musste sich erst noch zeigen. Der Rotschopf hatte noch keine Erfahrung mit Brünierten Erzkettenhemden, er wusste nur das sich bei normalen Kettenhemden die Brünierung mit der Zeit Abrieb.
Kurz streiften die Finger des Hünen über die Kettenglieder ehe er das Kettenhemd neben die Rüstung legte und er sich seine eigene Rüstung anzog. Rasch waren die Rüstungsteile angelegt und sein Zweihänder auf seinem Rücken befestigt.
Wenige Augenblicke später stapfte der Nordmann die Gasse hinunter in Richtung Taverne. Auch wenn er selbst noch keinen Schluck Alkohol heute getrunken hatte fühlte er sich ein wenig Angeschlagen – das konnte nur bedeuten das einer seiner Brüder bereits am Trinken war.
In der Taverne war noch nicht all zu viel los, Sarpedon stand am Tresen und unterhielt sich mit einer jungen Frau. Scheinbar hatte er mit ihr eine neue Bedienung gefunden, zumindestens Stand sie für eine Kundin auf der falschen Seite des Tresens. Da Drakk kein ihm Bekanntes Gesicht in der Taverne ausmachen konnte setzte er sich den beiden Gegenüber an den Tresen und begrüßte die beiden mit einem knappen Nicken.

[Robina]

Die knappe Einweisung in die Umgangsformen der Taverne hatte Robina aufmerksam abgespeichert- an die rabiaten Gepflogenheiten musste sie sich wohl noch gewöhnen, doch davor zurückzuschrecken war keine Option.
Ein Gast gesellte sich zu ihnen an die Theke. Es musste sich um einen weiteren Krieger handeln, welche die Taverne regelmäßig aufsuchten. Er trug eine eindrucksvolle Rüstung, auf seinem Rücken blitzte eine tödlich anmutende Waffe und überhaupt besaß auch er diesen unruhigen, von Kämpfen aufgewühlten Blick, der vielen Kriegern eigen war.

"Grüße, der Herr! Darf es was zu trinken sein?" Sogleich versuchte sich Robina an einem lockeren Umgangston- so leicht ging ihr dieser jedoch noch nicht von den Lippen.

[Drakk]

„Grüße, der Herr? Bist du eine Leihgabe von den Rotröcken oder warum redest du so geschwollen?“ brummte der Nordmann und musterte die etwas verdutzt schauende Bedienung. Sie war ein gutes Stück kleiner als der Hüne und hatte wie er Rotes Haar. „Du kannst so meinetwegen mit den Magiern reden oder dem König...aber nicht mit den Leuten von der Akademie. Oder redest du auch so mit den Söldnern?“ führte Drakk weiter.

„Bevor du antwortest kannst du mir aber einen Krug Bier geben. Die Arbeit war anstrengend und ich hab Durst für Zwei....“ setzte der Rotschopf nach und warf einen kurzen Blick zu Sarpedon. Der Tag konnte durchaus noch interessant werden...

[Sarpedon]

Immer diese Drohungen von Seiten des Schmieds, nur weil der Wirt nicht so trinkfest war und Sarpedon wusste, dass Drakk es ernst meinte. Sein Blutsbruder wollte den Wirt schonungslos ins Koma saufen. Es wurde Zeit, dass er auch seine Leber mit dem Schurken teilte nicht nur seinen sturmen Kopf. Stellte er entschlossen fest. Er musste dieses tausendmal verfluchte Band endlich unter Kontrolle bringen.
Robina erhob sich und machte sich daran machte die Bestellung auszuführen, während Sarpedon dem breiten Grinsen von Drakk begegnete, denn dieser hatte wohl seine Gedanken erraten.
"Untersteh dich!"
Zischte der Wirt, worauf hin Drakk nur seine Zähne noch etwas mehr zeigte.
"Robina, das ist sehr nett von dir, dass du Drakk ein Bier bringst. Ich denke aber "der Herr" hätte vielmehr einen Tee verdient. Baldrian würde ich vorschlagen."
Säuselte er dann und blickte sein Gegenüber herausfordernd an.

[Robina]

Der Umgang mit den Gästen bedurfte gewiss noch Übung, doch Bierzapfen klappte inzwischen ganz gut. Umso verwunderter war Robina als es hieß, dass der rothaarige Krieger besser einen Tee erhalten sollte.
Sie sah zwischen den beiden Männern hin und her und stellte dann schnaufend den Bierkrug neben sich.
Eine alte Rivalität lag in der Luft.
"Also schön, wenn ihr euch auf eine Bestellung geeinigt habt, ruft mich einfach. Mit euren privaten Querelen hab ich nichts am Hut."
Sie schnappte sich den Wischlappen und verließ den Schankbereich, um ein paar Tische zu säubern.

[Drakk]

„Tee? Ok, aber nur mit Schuss.“ entgegnete Drakk knapp und grinste in Richtung des Wirtes. Viel mehr als sich zu Betrinken konnte man diesem Kaff eh nicht machen – zumindestens nichts was den Nordmann interessierte. „Darfst mir auch einen Teller von dem was hier als Eintopf bezeichnet wird geben. Dann wird’s nichts ganz so schlimm“ führte der Nordmann weiter.

„So verlockend der Gedanke ist dich unter den Tisch zu trinken...heute nicht. Ich muss mich im Palast melden und sollte wohl auch mal wieder Trainieren gehen. Die Tage in der Werkstatt zu verbringen lässt einen langsam werden. Du könntest dich durchaus auch mal wieder dort blicken lassen.“