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    Legende Avatar von Kiam
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    Teil 19. Ein unerwartetes Wiedersehn



    Mit einem gewaltigen Geräusch hatten sich die beiden schweren Flügel des massiven Stadttores hinter Warlock wieder geschlossen, nachdem er, seit einer gefühlten Ewigkeit, wieder seine Füße auf den gepflasterten Boden der Straßen von Weißlauf gesetzt hat. Die schiere Größe der Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums beeindruckt den Flusswalder immens und das rege Treiben in den Straßen und Gassen droht den Burschen zu überfordern. Ihm sagt dieser Trubel in den weitläufigen Straßen der Stadt überhaupt nicht zu, er war und ist eben ein Kind vom Lande, welches Ruhe und Gelassenheit zu schätzen weiß; er liebt die Stille und Ausgeglichenheit der grünen Wälder und Felder rund um sein Heimatdorf.
    Jetzt steht er hier und um ihn herum Geschäftigkeit und Aufregung, so weit sein Auge zu blicken vermag. Kreischende Kinder, die in den holprigen Straßen Fangen spielen, reges lautstarkes Anpreisen der Waren und fleißiges Handeln an den Ständen des Marktplatzes. Obendrein sind überall Wachen stationiert oder patrouillieren durch die Stadt.
    Plötzlich zuckt Warlock durch ein unangekündigtes ohrenbetäubendes Geräusch zusammen. Nachdem der erste Schreck überwunden ist, wird dem Burschen bewusst, was für ein Laut ihn da hat eigentlich zusammenfahren lassen. Dieses unangenehme, durch Mark und Bein gehende und nach Metall auf Metall klingende Geräusch ist ihm allzu gut bekannt von der Schmiede seines Heimatdorfes. Eine Frau macht sich gerade bei einer Werkbank an einer Rüstung zu schaffen, wenn seine Augen ihm keinen Streich spielen. Denn noch nie zuvor hat der Bursche eine weibliche Seele mit einem solchen Geschick, an einer Werkbank arbeiten sehen. Er kann den Blick nicht von der emsig arbeitenden Schmiedin abwenden, trotzdem setzt er zögernd seinen Weg in Richtung Marktplatz fort und wen verwundert es, er stößt mit einer älteren Dame zusammen.
    „Entschuldigt bitte“, wendet sich Warlock an die betagte Frau.
    „Ihr wollt wohl Eure gute Tat des Tages vollbringen und Euch mit einer älteren Frau unterhalten, was!?“, entgegnet diese Warlock sehr barsch.
    Ohne den Burschen eines weiteren Blickes zu würdigen, setzt die Kaiserliche ihren Weg fort. Warlock schüttelt aus Unverständnis seinen Schopf und geht ebenfalls weiter. Nach ein paar Minuten erreicht er den Marktplatz und lässt seinen Blick von einem Stand zum anderen schweifen. Sein Auge verharrt an einer Bude, wo frisches Obst und Gemüse feilgeboten wird. Aus einiger Entfernung ist eine männliche Stimme zu vernehmen, die lauthals etwas über einen gewissen „Talos“ zu verkünden hat. Wer auch immer dieser Talos zu sein scheint, allem Anschein nach muss er ein wichtiger Mann sein, so eindringlich bringt der Redner seine Ansichten unters Volk.

    „Hallo junger Mann, Ihr solltet öfter frisches Obst und Gemüse zu Euch nehmen! Tretet näher und Ihr werdet mit Sicherheit etwas für Euch finden!“, spricht die Händlerin Warlock an.
    Diese kommt der Aufforderung der jungen Dame hinter dem Stand nach und tritt heran.
    „Ihr seht aus, als wenn Ihr wirklich etwas Frisches gebrauchen könnt.“
    „Warum glauben denn alle, ich sei krank? Das bin ich nicht, es geht mir gut!“
    „Dann solltet Ihr Euer Antlitz in einem Spiegel betrachten. Denn es fällt mir schwer, Euren Worten zu glauben.“
    „Mir geht es wirklich gut, doch ich werde Euren Rat befolgen, gute Frau. Desweiteren nehme ich ein paar saftige Äpfel.“
    „Nichts leichter als das, hier habt ihr zwei meiner schönsten Äpfel.“
    Einen lässt Warlock sofort in seinem Wams verschwinden und in den anderen will er gerade hineinbeißen, als ihm die rötliche Farbe auffällt.
    „Die Farbe sieht aus wie die Haarfarbe von Ysolda.“
    „Wie meint Ihr?“
    Sofort wurde Warlock bewusst, daß er den Satz doch tatsächlich für alle hörbar ausgesprochen hat, was er natürlich so nun überhaupt nicht beabsichtigt hatte. Doch es ist wie bei allem Ausgesprochenen schwer, es ungeschehen zu machen. Ein kleines vorlautes Mädel, wie sich herausstellt, die Tochter der Gemüseverkäuferin, hat sich neben unserem Helden platziert und ebenso mitbekommen, was Warlock von sich gegeben hat.
    „Mami, meint der Herr etwa unsere Ysolda?“
    Ganz warm wird es dem Burschen ums Herz und ein wohliges Gefühl kommt in seiner Magengegend auf, als er die Worte des kleinen Schwarzschopfes neben ihm vernimmt.
    „Ach was sind schon Namen und ich glaube nicht recht daran, das unsere Ysolda gemeint gewesen ist“, wird die Frage liebevoll von der Mutter beantwortet. Schließlich antwortet Warlock: „Die Ysolda, die ich versehentlich meinte, soll schon aus Weißlauf stammen.“
    „Wisst Ihr, junger Herr, Weißlauf ist groß und viele Seelen wohnen in unserer Stadt, aber es wäre hilfreich, wenn Ihr sie etwas beschreiben würdet. Dann werden wir sehen, ob wir beide, so unwahrscheinlich es auch sein mag, von ein und derselben Person reden“, meint die nun sehr interessierte Gemüsehändlerin.
    „Ich rede von einer Kaiserlichen mit kurzen rötlichen Haaren, eine liebenswerte und zierliche Maid, die ich vor einiger Zeit bei dem Frühlingsfest von Flusswald kennenlernen durfte. Nach eigener Aussage stammt sie zwar nicht aus Weißlauf, ist aber schon seit einiger Zeit hier wohnhaft. Wo aber genau, diese Antwort ist sie mir allerdings schuldig geblieben.“
    Mittlerweile haben sich so einige Leute um Warlock und den Stand versammelt und lauschen neugierig seinen Schilderungen. Eine in die Jahre gekommene ältere Dame - tiefe Falten in ihrem Antlitz zeugen von einem langen und arbeitsreichen Leben - wendet sich mit einer rauchigen und leicht zitternden Stimme an den Jüngling.
    „Unsere Ysolda, junger Mann, wenn man das überhaupt so behaupten kann und sollte, ist wahrlich vor einiger Zeit von einem jungen Burschen abgeholt worden und hat sich auf den Weg nach Flusswald begeben. Seither ist sie nicht wieder in ihr Heim zurückgekehrt, geschweige denn haben wir etwas von ihr gehört. Natürlich haben wir von den schrecklichen Dingen erfahren, die sich während der Festlichkeiten in Flusswald zugetragen haben sollen. Aber von Ysolda haben wir seither nichts mehr gehört.“
    Ein Dunkelelf, der sich bemüht, allerlei Fleischsorten an seinem Stand unters Volk zu bringen, fügt ungefragt hinzu: „Dabei beehrt sie uns ansonsten jeden Tag in der Früh mit einem Besuch hier auf dem Markt. Eine wirklich höfliche Sera.“
    Die Traube an Leuten um Warlock herum nickt zustimmend bei den Worten des Elfen. Das kleine Mädel in ihrem dunkelgrauen Kleidchen fügt noch hinzu: „Ysolda hat es ja auch nicht wirklich weit von ihrem Zuhause bis hierher.“
    Warlock vernimmt diesen Satz voller Neugierde und will nun natürlich mehr in Erfahrung bringen, denn es besteht keinerlei Zweifel mehr für ihn: es kann sich hier nur um ein und dieselbe Person handeln.
    „Wie meinst du das, kleine Lady, sie hätte es nicht weit von ihrem Zuhause bis hierher?“, will Warlock nun unbedingt von dem Mädchen wissen. Doch diese Information bekommt der Bursche nicht so ohne weiteres, denn bevor die Kleine diese für ihn so wichtig erscheinende Aussage machen kann, erntet sie von allen Anwesenden, einschließlich ihrer Mutter, strafende Blicke. Sie drückt ihre kleine Holzpuppe an sich, setzt ein beleidigtes Gesicht auf und sagt zu ihrer Mutter: „Ist ja schon gut, ich sage nichts weiter.“
    Daraufhin läuft sie eine an den Marktplatz grenzende, steil nach oben ragende massive Treppe hinauf und ward nicht mehr gesehen.
    „Ihr seid wirklich neugierig, junger Mann“, wendet sich die Gemüsehändlerin abermals an Warlock, der darauf erwidert: „Ich möchte doch nur in Erfahrung bringen, ob es ihr gut geht!“
    „Dann müsst Ihr einfach in den nächsten Tagen in den frühen Morgenstunden hier auf sie warten und darauf hoffen, dass sie sich wieder einmal hier blicken lässt. Seid Ihr nur deswegen nach Weißlauf gekommen?“
    „Nein, natürlich nicht, ich muss den Hofmagier des Jarl sprechen.“
    „Auskunftsfreudiges Kerlchen. Ihr solltet nicht jedem Eure Absichten so einfach offenbaren!“, mahnt die Frau hinter ihrem Stand Warlock.
    „Ihr wart aufrichtig zu mir, also wollte ich es auch zu Euch sein.“
    „Eure Eltern müssen sehr stolz auf Euch sein, bei einem solchem Charakter. Man trifft diese Eigenschaften leider nur noch selten in diesen Tagen in Himmelsrand an. Aber nun will ich wieder mein Tagwerk verrichten, junger Mann. Lasst Euch Euer Obst munden und schaut bei Gelegenheit wieder vorbei.“
    „Das werde ich machen und einen schönen Tag noch.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich Warlock von der freundlichen Händlerin und geht auf einen in der Mitte des kleinen Marktplatzes gelegenen, steinigen Brunnen zu. Er nimmt auf dem Rand des Brunnens Platz und lässt sich einen der saftigen Äpfel schmecken. Beim Verzehr des Obstes schweift sein Blick über die Beschilderung der an den Marktplatz angrenzenden Gebäude, die aus massiven Baumstämmen gefertigt sind. Dabei entdeckt er das aus Eisen gehämmerte Schild des Kräuterladens „Arcadias Kupferkessel“, auf welches ihn die Wachen vor dem Tor aufmerksam gemacht hatten. Ohne jegliche Eile verspeist er den saftig süßen Apfel und macht sich dann auf den Weg zum Kupferkessel.
    „Was für ein Name für einen Laden“, denkt er so bei sich und ist gerade dabei, das Geschäft (WW) zu betreten, als irgendjemand seinen mit einer lumpig aussehenden Kappe bekleideten Kopf am Ende des Holzhauses hervorstreckt.
    „He du, komm mal her, ich habe die Informationen über die junge Frau, die du benötigst. Es kostet dich lediglich ein paar Goldstücke. Na was ist?“
    Warlock muss erst gar nicht lange überlegen und geht auf den Bettler zu.
    „Komm hinters Haus, hier gibt es der Augen und Ohren zuviele.“
    „Treibt aber ja kein Schindluder mit mir, Ihr würdet es bereuen!“, gibt Warlock der zerlumpten Gestalt zu verstehen.
    „Hier in Weißlauf, ich bitte dich, zuviele Wachen.“, grinst der Bettler den Jungen an.
    „Ja ja, ich verstehe, also nur heraus mit der Sprache, was habt Ihr für Informationen für mich und wichtiger, was gedenkt Ihr für diese haben zu wollen? Ein Mann wie Ihr gibt doch sein Wissen nicht einfach so preis, oder sollte ich mich irren.“
    „Guter Mann, weiß gleich, wie der Hase hier zu laufen hat!“
    Die beiden sind bereits hinter dem Holzhaus angekommen und Warlock wird nun langsam ungeduldig.
    „Spannt mich nicht länger auf die Folter, sagt was Ihr habt, oder lasst es bleiben.“
    „He he, das hört sich aber nicht nach jemandem an, der nur wissen will, wie es der guten Ysolda geht, nicht wahr? Schau nicht so, ich sagte doch, hier gibt es viele Augen und Ohren. Dein Gespräch vorhin war ja kaum zu überhören.“
    „Nun gut, also was wollt Ihr?“
    „Für 50 Goldstücke sage ich dir, wo sich das Haus von Ysolda befindet.“
    „Abgemacht“, willigt Warlock sofort in dieses Geschäft ein.
    „Ui, das habe ich so aber nicht erwartet, willst du nicht mit mir feilschen?“
    Verwundert blickt Warlock den Bettler an.
    „Ach so war das gemeint von Euch. Hier nehmt, mehr Gold habe ich nicht bei mir.“
    Der Bursche überreicht seinem zerlumpten, schmutzigen und übelriechenden Gegenüber seinen ledernen Goldbeutel. Die trüben Augen des Bettlers beginnen sofort zu strahlen und er lässt den kleinen Beutel unter seinem mit Löchern übersäten Hemd verschwinden.
    „Dort drüben liegt ihr Haus“, sagt er dann und zeigt Warlock mit einem Finger die Richtung. Gleich darauf ist der Bettler verschwunden.
    Die kleine Blockhütte, die angeblich Ysoldas Heim sein soll, liegt nur etwa fünfzig Schritte von Warlocks momentanem Standort entfernt. ‚Na, das hätte ich auch billiger in Erfahrung bringen können. Gut, dass ich ihm nur den Lederbeutel des Elfen gegeben habe. Obwohl ich selber nicht weiß, was sich darin befunden hat’, denkt der Jüngling bei sich, gleich darauf macht er sich auf den Weg zu dem Blockhaus. Dort angekommen geht er dreimal um die Hütte herum, doch nichts deutet daraufhin, wer hier wohnt. Der Bursche bleibt vor der Türe stehen, schaut sich verstohlen um und klopft dann ein paarmal an die hölzerne Pforte, doch nichts geschieht. Ein Blick durch eines der Fenster gibt auch keinen Aufschluss darüber, wessen Hütte das hier sein könnte und ob der Bettler ihm auch tatsächlich die Wahrheit gesagt hat. Fest entschlossen greift Warlock nach dem Türknauf, doch wie sollte es auch anders sein, diese ist verschlossen. Eine kleine aus Holz gefertigte Sitzbank befindet sich vor der Hütte, direkt unter dem einzigen Fenster und Warlock nimmt darauf Platz, um sein weiteres Vorgehen zu planen. Denn er will unbedingt in dieses Haus gelangen um zu sehen, wie Ysolda lebt und um mehr über sie zu erfahren. Eine Frau wie sie hat doch gewiss ein gut gepflegtes Tagebuch oder andere Schriftstücke, die etwas mehr über sie und ihren Lebensstil verraten würden. Das zumindest sind die Gedanken, die dem Burschen momentan in seinem Kopf herumschwirren. Bloß, wie soll er ins Innere des Holzhauses gelangen? Alvor, der Schmied aus seinem Heimatdorf, hatte ihm vor langer Zeit beigebracht, wie man verschlossene Türen mit einem kleinem Dolch und einem Dietrich öffnet. Doch beides hat er nicht zur Hand. Obendrein wimmelte es um diese Uhrzeit geradezu von Passanten und Wachen hier, nur unweit des Marktplatzes. Er muss also irgendwie an einen Dietrich sowie an einen Eisendolch gelangen. Plötzlich kommt ihm dieses lärmende metallische Hämmern wieder in den Sinn, welches ihn beim Betreten der Stadt hat zusammenfahren lassen. Natürlich, beides sollte ich doch in einer Schmiede bekommen!
    Sogleich macht er sich auf den Weg zurück in Richtung des Stadttores, vorbei am Marktplatz, wo ihm tausende Blicke folgen, so zumindest kommt es dem Burschen vor, doch unbeirrt setzt er seinen Weg weiter fort und kurz darauf trifft er bei der Schmiede ein.
    Als Warlock zum ersten Male heute Morgen hier vorbeigekommen ist, ist ihm das Schild mit dem Namen „Kriegsjungfer“ nicht einmal aufgefallen, so schnell hat er sich nur von dem für ihn unangenehmen blechernen Gehämmere entfernen wollen. Nun tritt er zögernd zu der Schmiedin und begrüßt sie freundlich. „Guten Tag!“
    Die Frau läßt daraufhin von der Werkbank ab, an der sie immer noch mit dem Bearbeiten einer Rüstung beschäftigt ist und wendet ihre Aufmerksamkeit dem Burschen zu.
    „Ebenso wünsche ich auch Euch einen guten Tag, junger Mann. Wie kann ich Euch zu Diensten sein?“
    Die Freundlichkeit der Schmiedin erfreut Warlock sehr, umso leichter würde er sein Anliegen vorbringen können.
    „Ich ersuche, ein paar Dinge käuflich zu erwerben.“
    „Ja, ich höre?
    „Ich benötige einen Eisendolch und ein paar...“,
    Kurz zögert Warlock dann doch, aber letzten Endes muss er sein Anliegen vortragen, um an die Sachen zu kommen.
    „Ich benötige also einen Dolch aus Eisen gefertigt und ein paar Dietriche.“
    „Warum so zögerlich, mit dem Verkauf solcher Dinge bestreite ich meinen Lebensunterhalt und was Ihr damit verrichten wollt, hat mich nicht zu interessieren. Es sei denn, Ihr wollt des Nachts in mein Haus gelangen!“, schmunzelt die Frau, deren Wangen rußverschmiert sind.
    „Oh nein, keineswegs, ich habe den Schlüssel zu meiner Truhe…“, Warlock kann diesen Satz nicht zu Ende bringen, denn er wird mitten in der Ausführung von der Schmiedin unterbrochen.
    „Junger Mann, wir wissen doch beide, was es mit der ‚Truhe’ auf sich hat, oder?“
    Erneut lächelnd sieht die Schmiedin Warlock an. Wie konnte dieses Weibsbild ihn so schnell durchschauen?, fragt er sich. Doch für solche Gedankenspiele war jetzt keine Zeit.
    „Habt Ihr, wonach es mich verlangt, gute Frau?“
    „Frau ja, aber gut, das wiederum sei einmal dahingestellt.“ Wieder dieses schelmische Lächeln, welches Warlock nur noch mehr verunsichert.
    „Ich bin Adrianne Avenicci und Ihr seid…?“
    Nun ist der Bursche völlig durch den Wind. Warum will sie nun auch noch seinen Namen wissen? Schließlich wollte er doch nur etwas von ihrer Ware kaufen. Doch auch bei diesen Gedanken kam ihm Adrianne Avenicci zuvor.
    „Ich mag es nicht, wenn ich nicht weiß, mit wem ich es zu schaffen habe, mehr nicht. Also beruhigt Euch wieder. Wie viele Dietriche sollen es denn sein? Acht hätte ich im Moment noch. Wenn Ihr mehr benötigt, so muss ich Euch…“
    Adrianne sieht Warlock tief in die Augen und wartet darauf, dass er ihren Satz vervollständigen würde, was er dann auch macht.
    „Warlock, Warlock Erzling.“
    Daraufhin fährt die Schmiedin fort: „So muss ich Euch, Warlock, bitten, in ein paar Tagen ein weiteres mal bei mir vorbeizuschauen. Denn dann müsste ich diese erst anfertigen. Da ich momentan aber mit dem Schwert und der Rüstung für den Jarl beschäftigt bin, kann das noch ein paar Tage dauern.“
    „Nein nein, acht sollten genügen und was ist mit dem Dolch?“
    „Habe ich vorrätig, wartet kurz hier, ich hole eben die Sachen. Ach, und Gold habt Ihr dabei, hoffe ich doch?“
    „Selbstredend, was wird es mich kosten?“
    „Lasst mal sehen. Acht Goldstücke für den Eisendolch, obendrein je ein Goldstück pro Dietrich. Sagen wir fünfzehn Goldstücke.“
    „Habt Ihr euch nicht verrechnet?“
    „Nein, Ihr treibt nicht oft Handel, was?“
    „Nein, nicht wirklich. Also hier...“, stammelt Warlock und übergibt der Händlerin die geforderte Menge Gold. Diese verschwindet damit in ihrem Laden, aber nur, um kurz darauf wieder zu erscheinen. In ihren Händen hält sie nun ein Bündel, welches in ein altes Stück Stoff gewickelt ist.
    „Hier habt Ihr, was Ihr wolltet.“
    Wieder lächelt Adrianne den Burschen an und flüstert ihm zu : „Lasst Euch aber nicht bei Eurem Vorhaben erwischen!“
    Warlock nickt ihr zu und verlässt daraufhin eilig mit dem Bündel in seinen Händen die Schmiede. Er braucht nicht hineinzusehen, denn er fühlt bereits, was sich darin befindet. Doch was macht er nun? Für das, was er beabsichtigt, ist es noch viel zu früh am Tage und es würde zu viel Aufsehen erregen. Kurzum beschließt er, bis zur Dämmerung die Stadt zu besichtigen. Vorher allerdings sucht er erneut das vermeintliche Haus von Ysolda auf, um hinter der Hütte das Bündel in einer dicht gewachsenen Hecke verschwinden zu lassen. Etwas erleichtert macht er sich dann auf, die Stadt näher kennenzulernen.
    Weißlauf liegt mitten in der weitläufigen Tundra von Himmelsrand. Umgeben von reißenden Flüssen und kleinen, langsam vor sich hin plätschernden Bächen ist der ertragreiche Boden für die Landwirtschaft besonders gut geeignet. Um die Stadt vor Übergriffen durch Banditen, Trolle und anderem wilden Getier zu bewahren, wurden hohe Wachtürme und eine große Mauer aus Stein um die Stadt errichtet. Ihr Name stammt von dem breiten Fluss ab, an dem sie liegt. Weißlauf wurde nach und nach um die Methalle Jorrvaskrr herum errichtet und durch ihre zentrale Lage im Lande Himmelsrand ist sie ein wichtiger Handelspunkt geworden. Deswegen sind wohl auch die Straßen rings um die Siedlung in diesem Teil des Landes gut gepflastert.

    Der Tag neigt sich dem Ende zu und die hereinbrechende Nacht hüllt die Straßen und Gassen der Stadt in Dunkelheit. Warlock entscheidet sich dazu, es nun auf einen Versuch ankommen zu lassen, ins Innere von Ysoldas Haus zu gelangen. In geduckter Haltung schleicht er sich von der Rückseite des Hauses in Richtung der Eingangstür. Zuvor hat er sich das benötigte Werkzeug wiederbeschafft, welches er vor ein paar Stunden hinter dem Haus versteckte.
    Am Eingang angekommen richtet er seinen Blick auf die nähere Umgebung des Hauses, nichts ist zu sehen und vor allem keine Wachen. So macht er sich daran, mit Messer und Dietrich bewaffnet ins Innere der kleinen Hütte zu gelangen, als sich völlig unerwartet die Tür des Hauses wie von Geisterhand öffnet.
    „Wolltest du hineingelangen, dann hätte ein Klopfen an der Tür ausgereicht, mein Lieber!“
    Mit einem entzückenden Lächeln steht Ysolda in der Tür und kann sich nur schwerlich zurückhalten, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
    „Bei den Neun, was machst du hier?“, fragt Warlock völlig von der Situation überrumpelt.
    „Das fragst du mich? Ich liege nicht mit den Knien im Staub und versuche in ein Haus einzubrechen. Komm bloß hoch bevor uns, ähm, dich noch jemand sieht...“



    to be continued a soon is possible


    Konstruktive Kritik ist mir immer willkommen!
    Dazu nutzt bitte den Thread: [Diskussion] Kiam *Klick Mich*.



    Die Handlung dieses Fanfic-Projektes "Warlock, die Geschichte eines Helden" stellt ausschließlich mein geistiges Eigentum dar.

    big thanks goes to
    eclipse500
    for search for text errors
    and
    Bianca/Hasenfuß for beautiful amulet design
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    Kiam ist offline Geändert von Kiam (15.01.2015 um 23:44 Uhr)
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    Teil 20. Liebe und Leid liegen nah beieinander



    Da ging sein Vorhaben aber mal so richtig nach hinten los. Wer konnte denn auch bitte damit rechnen, dass Ysolda plötzlich in ihr Heim zurückgekehrt ist? Warlock bleibt also nichts weiter übrig, als sich zu erheben, den Staub von seinen dunklen Hosen zu klopfen und der Aufforderung der jungen Dame Folge zu leisten. Somit betritt der junge Nord die nur spärlich eingerichtete Holzhütte, welche Ysolda ihr Heim nennt.
    Dabei hatte er doch einiges in Erfahrung bringen wollen und Fragen, die dringendst nach einer Antwort suchen, wollte er beantwortet haben. Doch jetzt sind nur weitere Fragen durch ihr plötzliches Erscheinen entstanden. Wie war es ihr nur möglich gewesen, von allen ungesehen in die Stadt zu gelangen? Warum ist sie hier? Was ist aus Lume geworden? Fragen über Fragen, die nach einer Antwort dürsten.

    Mit einem zarten und auffordernden Lächeln bittet Ysolda ihn in ihr kleines Heim und dieser Einladung kommt Warlock trotz all der Ungereimtheiten allzu gern nach. Nachdem die hölzerne Eingangstür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, sprudelt es nur so aus ihm heraus: „Sag, was machst du hier, wie bist du…“
    Warlock kommt gar nicht erst dazu, seine ihm so wichtigen Fragen zu stellen, denn die junge Frau legt einen ihrer zierlichen Zeigefinger auf seine Lippen und haucht ihm mit sanfter Stimme entgegen: „He, schau, wir sind endlich allein und du willst reden? Lass uns die gewonnene Zeit besser anders verbringen.“
    Sein Herz beginnt förmlich zu rasen in seiner Brust, ein wohliges, warmes Gefühl breitet sich in seinem Magen aus. Auch wenn er etwas sagen wollen würde, es würde ihm nicht gelingen, denn Ysolda hat bereits ihre zarten weichen Lippen auf die seinen gepresst.
    Ein langer und inniger erster Kuss, wie sehr hat Warlock sich nach diesem Moment gesehnt und ihn sich herbeigewünscht. Nun war er da, der Augenblick, und der Jüngling hofft innerlich darauf, es möge sich nicht um einen dieser schönen Träume handeln, aus dem er gleich aufgewühlt erwachen würde, wie es ansonsten immer der Fall gewesen war. Nach dem langen, innigen Kuss öffnet er nur langsam und sehr zögerlich seine Augen.
    Langsam läßt Ysolda direkt vor seinen bewundernden Blicken ihr blaues Kleid zu Boden sinken. Nun steht sie vor ihm, das warme Licht des Kaminfeuers umschmeichelt den wohlgeformten und anregenden Körper der zierlichen Frau. Wie hypnotisiert starrt Warlock sie an und bei diesem Anblick fühlt sich sein Herz an, als wolle es sich in seiner Brust überschlagen. Ysolda ist im Besitz von außerordentlich schlanken Beinen, einer schmalen Taille und ganz wundervollen weiblichen Rundungen. Noch nie hat Warlock etwas so Schönes gesehen. Mit heftig schlagendem Puls beginnt nun auch der Jüngling, sich hastig seiner Kleidung zu entledigen.
    „Bei den Neun…“, ist alles, was er herausbringt, so trocken ist ihm die Kehle auf einmal geworden bei dem Anblick, der sich ihm dort im Schein des Kaminfeuers bietet.

    Langsam, fast ängstlich geht er auf sie zu und schließt sie sanft in seine ungewöhnlich muskulösen Arme, doch im Moment will er keinen Gedanken an diese kleine Ungereimtheit verschwenden.
    „Auf diesen Moment habe ich so lange gewartet“, flüstert er ihr sanft ins Ohr. Daraufhin hebt er Ysolda hoch und trägt sie behutsam zum flauschigen Bett hinüber. Dort lässt er sie in die weichen Kissen sinken und verharrt daraufhin einen Augenblick lang vor dem Bett.
    „Nun komm schon zu mir...“
    „Sofort, ich … ich will dich nur noch kurz ansehen“, entgegnet der Jüngling mit heiserer Stimme. Warlock bemerkt, dass sie schmunzelt und es sichtlich genießt, von ihm betrachtet zu werden.
    „Nun lass mich nicht noch länger warten.“
    Ihre melodische Stimme schickt einen lustvollen Schauer über Warlocks Rücken. Allen anderen weiblichen Seelen aus seinem kleinen Heimatdorf hat er nie Beachtung geschenkt, doch bei Ysolda ist es vom ersten Tag an anders gewesen. Er ist noch nie mit einer Frau auf diese Weise zusammengewesen und es wird eine lange Nacht mit wenig Schlaf, an die er sich oft und gerne erinnern wird.

    Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln Ysolda aus ihrem tiefen Schlaf. Sie erwacht, dreht sich herum und nimmt mit einem sanften Lächlen wahr, dass Warlock noch immer tief und fest schlafend neben ihr liegt. Sie schenkt ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und murmelt in eines seiner Ohren: „Guten Morgen Schlafmütze, der Tag ist längst erwacht.“
    Langsam öffnet der Bursche die Augen und der Anblick, der sich ihm bietet, zaubert sofort wieder ein liebevolles Lächeln in sein Gesicht.
    „Guten Morgen, es war also doch alles nicht nur ein schöner Traum.“
    „Sollte es das?“, fragt Ysolda etwas schnippisch.
    „Nein, nein, natürlich nicht!“
    „Ich gehe zum Markt uns etwas zum Frühstück besorgen und nach Lume sehen.“
    „Gute Idee, denn ich habe einen Bärenhunger. Warte mal, nach Lume sehen? Wie meinst du das? Er ist also auch hier in Weißlauf?“
    „Natürlich, die ganze Nacht lag er unter unserem Bett und im Morgengrauen ist er gegangen.“
    Ysolda beginnt schallend zu lachen.
    „Haha, mach dich nur ruhig lustig über mich. Bei diesem Thema ist mir nach allem anderen nur nicht nach Lachen.“
    „Nun schmoll nicht mein Liebster, er befindet sich im Tempel von Kynareth. Dort ist er in seinem Zustand gut aufgehoben und bekommt alles, was er zur Heilung seiner Wunden benötigt. Wenn es dich danach verlangt, gehen wir später gemeinsam zu ihm.“
    „Welch eine Frage, natürlich will ich ihn sehen!“, entgegnet Warlock, dem vor Erleichterung die Tränen kommen.
    „He, dann hat das Amulett also noch nicht vollends von dir Besitz ergriffen, das ist eine gute Nachricht“, meint die Nord zu dem Burschen, als sie seine feuchten Augen bemerkt.
    „Reicht ja auch vollends aus, dass sich bereits deine Haut- und Haarfarbe merklich verändert hat.“
    „Wie bitte?“, fragt Warlock ganz erstaunt.
    „Sage mir nicht, dir sei dieser Umstand entgangen. Da hat wohl jemand des längeren sein eigenes Antlitz nicht mehr in einem Spiegel betrachtet, wie? Hole es nach, wenn du dich frisch machst. Ich gehe jetzt los um alles für ein Helden-der-Nacht-Frühstück zu besorgen.“
    Wieder ein erregtes Lächeln von Ysolda, welches Warlock nicht entgeht und er mit einer inneren Zufriedenheit wahrnimmt. Unterdes hat sich Ysolda bereits flink ihr Kleid angezogen.
    „Mit nichts an als deiner Haut gefällst du mir besser“, lässt Warlock seine Angebetete wissen.
    Doch ohne eine weitere Reaktion darauf verschwindet die Nord für einige Zeit in einem der beiden Nebenräume des kleinen Hauses. Warlock vermutet, dass sich dort das Bad des kleinen Hauses befindet, denn kurze Zeit später kommt Ysolda frisch wie der Morgentau auf den Gräsern wieder herein.
    Sie drückt Warlock noch einen kurzen, aber sehr liebevollen Kuss auf seine Lippen und bereits im nächsten Moment ist sie aus der Tür hinaus und befindet sich auf dem Weg in Richtung Marktplatz.

    Warlock unterdes steht aus dem Bett auf und streckt seine noch etwas müden Glieder. Sein erster Weg führt ihn in den Nebenraum, wo der Jüngling das Bad vermutet hat und er behält Recht. Auch dieser enge Raum ist nur spärlich eingerichtet, neben einem riesigen Spiegel und einem Waschzuber befindet sich lediglich eine kleine aus Holz gefertigte Kommode darin. Weiteres Mobiliar hätte die Bewegungsfreiheit nur noch mehr eingeschränkt.
    Ein paar kühlende Spritzer Wasser ins Gesicht genügen, um ihn vollends munter zu machen. Er wendet seine Aufmerksamkeit nun dem riesigen Spiegel an der Wand zu, doch sein Antlitz erschreckt ihn. Sein über die Schultern hinabreichendes Haar ist fast weiß geworden und nichts von seiner eigentlichen Haarfarbe blond ist mehr zu erkennen. Seine Hautfarbe hat sich ebenso völlig verändert, er war nun Besitzer einer aschfahlen Haut. All das ängstigt ihn zu seiner Verwunderung nicht allzusehr. Fast gelassen bindet er sich sein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, wirft noch einen letzten Blick in den Spiegel und verlässt das Badestübchen wieder.

    Ysolda hat nicht zuviel versprochen und das Frühstück fällt wirklich sehr reichhaltig aus. Gestärkt und voller Tatendrank machen die beiden sich dann auf den Weg zum Tempel von Kynareth. Dort angekommen nimmt Ysolda Warlock an die Hand und sieht ihm ernst in die Augen.
    „Bedenke, Lume ist wahrlich schwer verletzt worden und sein Anblick könnte dir wenig gefallen, doch wende deinen Blick nicht von ihm ab. Er soll sehen, dass du für ihn da bist, hörst du?“
    „Alles klar und danke.“
    Ein flüchtiger Kuss und beide betreten die Hallen des Tempels. Warlock erkennt sofort, wo sein bester Freund aufgebettet worden ist.
    Für alle Leser die mit Kynareth nichts anfangen können - Sie ist eine der Neun Götter von Tamriel. Sie ist die stärkste der Himmelsgeister und wird als Göttin des Himmels, der Winde, der Elemente und der unsichtbaren Geister der Winde angesehen. Zudem ist Kynareth die Patronin der Seeleute und Reisenden. In einigen Legenden ist sie die erste, die Lorkhans Plan, die Sterblichen zu erschaffen, zustimmte und den Platz dafür in der Leere schuf. Sie wird ebenfalls mit dem Regen in Verbindung gebracht, welchen es vor dem Verlöschen von Lorkhans göttlichem Funken nicht gegeben haben soll. Die Luftgeister Amaro, Pina und Tallatha werden als die Finger von Kynareth bezeichnet.

    Mit heftig schlagendem Puls geht Warlock auf Lume zu, sein Herz verkrampft sich, als er den bewusstlosen Körper seines Freundes in Augenschein nimmt. Ganz nah tritt er an sein Bett heran, um die Verletzungen genauer betrachten zu können. Ysolda hingegen bleibt etwas abseits stehen und sieht zu den beiden herüber. Warlock zieht ein feines Tuch aus seinem Wams, mit dem er Lume eine Blutspur von der aschfahlen Wange wischt. Dabei fährt er mit den Fingerspitzen über sein Gesicht. ‚Halte durch mein Freund!’, sendet er ihm mental.
    Neben Lumes Augenwinkeln erkennt Warlock die getrockneten Spuren seines Leidens. Er versucht, die dünne, salzige Kruste mit dem Daumen wegzureiben, aber es ist, als hätten sich seine Tränen in die Haut geätzt. ‚Es tut mir alles so leid’ … Sein Magen verkrampft sich, wie lange muß Lume hier wohl noch so sein Dasein fristen und an allem war nur er der Schuldige.
    Sein Blick wandert von Lumes Gesicht hinüber zu Ysolda. Diese versteht das Signal sofort und kommt nun näher. Sie umschließt die ungewöhnlich breiten Schultern von Warlock mit ihren Armen.
    „Es ist nicht deine Schuld, Liebster, glaube mir.“
    „Wird er wieder werden?“, will Warlock wissen.
    „Er ist ein starkes Kerlchen, gewiss kommt er wieder auf die Beine. Doch es braucht seine Zeit und nun komm, lassen wir ihn sich erholen.“
    „Lume, wenn du mich hören kannst, ich werde auf dich warten und alles dafür geben, dass es dir bald besser geht. Hörst du und wehe, du lässt mich in diesem unserem Land allein, wage es nicht, zu sterben, verstehst du mich? Ich komme wieder, um dich zu besuchen, hörst du, mein Lume!“
    Mit diesen Worten verabschiedet sich Warlock einstweilen von seinem Freund und er und Ysolda verlassen den Tempel.

    Langsam schlendern die beiden frisch Verliebten durch die belebten Straßen von Weißlauf. Die Sonne steht hell am Firmament über ihnen und eine ganze Weile lang schweigen die beiden sich an, bis Ysolda die Stille schließlich durchbricht.
    „Was wirst du als nächstes tun? Wo wirst du versuchen, hinzugelangen?“
    „Ich werde der Behausung deines Vaters einen Besuch abstatten und um deine Hand anhalten.“
    Daraufhin sieht Ysolda den jungen Mann mit weit geöffnetem Mund an.
    „Ich hoffe, du willst mich auf den Arm nehmen!“
    „Ja, sei nicht besorgt, noch brauchst du das Aufgebot nicht zu bestellen“, entgegnet Warlock mit einem Lächeln.
    „Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht auch begehre, doch wir haben Wichtigeres zu erledigen. Du hast einen seltsamen Humor in diesen schweren Stunden, mein Liebster. Also sprich, wie sieht dein weiterer Plan aus? Du weißt, wir müssen das Amulett zerstören!“
    „Ja ich weiß, doch ich bin der Meinung, wir könnten es gegen Zerkziss benutzen, um ihn ruhig zu stellen und dann werden wir es zerstören.“
    „Versprich es!“, fordert Ysolda Warlock eindringlich auf und sieht ihm dabei tief in seine Augen.
    „Ich verspreche es dir!“
    Ein zärtlicher Kuss und beide setzen ihren Weg in Richtung Ysoldas kleiner Hütte weiter fort.
    „Wir müssten in Erfahrung bringen, wo sich der Magier aufhält und welche Ziele er verfolgt“, sagt Warlock nach einer weiteren Weile des Schweigens.
    „Lass das nur meine Sorge sein, ich habe auch bereits einen Plan.“
    „Aha und wie sieht dieser aus?“
    „Na ich werde…“


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    Teil 21. Das Amulett hat sich entschieden.



    „Was glaubst du werde ich wohl machen?“, fragt Ysolda den sie nun anstarrenden Warlock.
    „Meine Liebe, ich habe gewiss keine Ahnung von deinen Plänen“, erwidert dieser nach einigen Augenblicken des Schweigens.
    „Doch es wäre mir sehr recht, wenn du mich in deine Pläne einweihen würdest. Nur bitte, bevor du wieder von der Bildfläche verschwindest.“
    „Eine Nacht mit mir und er sorgt sich um mich, wie entzückend!“
    Daraufhin schließt Ysolda Warlock langsam in ihre Arme und schenkt ihm einen innigen Kuss.
    „Ach, so einfach ist es, von dir einen Kuss zu erhaschen, sag das doch gleich!“
    Sofort nimmt der Jüngling seine Beine in die Hand und sucht das Weite, doch Ysolda denkt gar nicht daran, ihn entwischen zu lassen und folgt ihm behende. Beide lachen fröhlich und erfreuen sich an diesem heiteren Moment, der jedoch nicht von langer Dauer ist. Beinahe hätte die junge Frau den flüchtigen Flusswalder auch eingeholt, der in diesem Moment in einer der vielen Seitengassen verschwindet. Vor Ysolda öffnet sich jedoch mit gleißendem Licht ein magisches Portal, aus dem Zerkziss hervortritt. Er packt seine völlig erstaunte Tochter mit seinen von Stacheln besetzten Pranken am Hals. So fest drückt er zu, dass sogleich Blut an ihrem Hals hinabrinnt.
    Mit furchteinflößender Stimme und einem Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren läßt, raunt der Magier Ysolda zu: „Schrei, und du wirst es bereuen.“
    Noch fester wird sein eiserner Griff um ihren bereits blutverschmierten Hals. Hilflos versucht Ysolda nur zu nicken, um ihr Einverständnis zu zeigen. Hinter dem Magier sind unterdes sein oberster Heerführer und zwei Dutzend getreue Krieger dem Portal entstiegen.
    „Mein Herr, alles wie besprochen?“, fragt der Heerführer.
    „Ja, holt mir mein Amulett, koste es was es wolle. Ach, und bringt mir seinen Leichnam. Ysolda braucht doch ein Andenken, nicht wahr, meine Teure?“
    „Jawohl Herr.“
    Daraufhin befielt der Kommandant seiner Truppe, ihm zu folgen und im Laufschritt verschwinden sie in der staubigen Gasse, in die kurz zuvor Warlock gelaufen ist.
    „Und nun zu uns beiden“, wendet der dunkle Magier sich wieder Ysolda zu.
    „Wo ist dieser andere Bauerntrampel? Sag es mir und dein Leben wird rasch enden, ich verspüre keine Lust mehr auf deine Spielchen. Sag es mir, sag es mir sofort!“
    Hinter ihrem Rücken lädt Ysolda unbemerkt einen Kerzenscheinzauber auf.
    „Warum musste es nur soweit kommen?“, fragt die tapfere junge Frau, mehr zur Ablenkung als zur Erwartung einer Antwort, ihren Vater.
    „Das bist du selbst gewesen mein Kind, als du dich für die falsche Seite entschieden hast“, erwidert der Magier mit düsterer Stimme. Eben wollte er weitersprechen, doch just in diesem Moment blendet den Hexer der grelle Schein des Zaubers. Völlig überrumpelt lässt Zerkziss Ysolda los und diese nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Ein paar flinke Schritte und die junge Frau ist in einer engen und staubigen Gasse verschwunden, wo sie sich den Blicken ihres vor Wut tobenden Vaters entziehen kann. Sie passiert eine Reihe von aus Holz und Lehm gefertigten Häusern, schließlich kauert sie sich völlig außer Atem hinter eine Steinmauer. Doch ohne Vorwarnung ertönt eine Stimme neben ihr. „Dachtest du, es wäre so einfach, mir zu entkommen? Ysolda, das hier ist kein Spiel!“
    Der Hexer hat sie also wiederentdeckt und das schneller, als sie angenommen hatte.
    „Vater, was willst du von mir?“
    „Ach, jetzt bin ich wieder dein Daddy? Wenn er dich wirklich liebt, wird er dich holen wollen und nun sei ein braves Mädchen und folge mir. Es wäre doch schade, wenn ich dir gegenüber Gewalt anwenden müsste.“
    Ysolda denkt nicht im Traum daran, dem Wunsch dieses Mannes Folge zu leisten, doch was bleibt ihr in ihrer misslichen Lage anderes übrig, als ihrem Vater seinen Wunsch zu erfüllen? Langsam und in ihr Schicksal ergeben schleicht Ysolda hinter Zerkziss her.
    „Eine Frage, Vater. Warum das alles? Himmelsrand ist doch auch ein Teil von dir!“
    „Es ist mein tiefster Wunsch, mir ganz Himmelsrand untertan zu machen und es dann nach meiner Vorstellung zu gestalten. Die Bewohner sind mir überdrüssig geworden, es wird Zeit für einen Sturm, der all den Abschaum und Dreck aus den Städten trägt.“
    Kurz bleibt Ysolda stehen. „Was ist mit all den unschuldigen Seelen?“
    „Es gibt sie nicht, niemand ist unschuldig an der jetzigen Situation. Sieh dir all dies Leid an in den Straßen, erkennst du es nicht? Dann verschließt du die Augen vor der Wahrheit. Väter, die sich mit Met volllaufen lassen und ihre Frauen prügeln, anstatt sich um sie und ihre Felder zu kümmern. Überall Verrat, Betrügereien und Mord. Ich habe es so satt.“
    „Und gerade du gehst ja mit gutem Beispiel voran“, zischt Ysolda dem Magier zu. Dieser dreht sich ruckartig zu ihr um, sieht ihr tief in ihre azurblauen Augen und antwortet in einem für die Situation ungewöhnlich ruhigen Ton: „Ysolda, wer hat mit dem Morden begonnen? Ich habe die Mutter dieses Bauernlümmels nicht auf dem Gewissen und wollte lediglich zurück, was sowieso mir gehört hat. Alles was dann folgte war, nun sagen wir, eine Verkettung von unglücklichen Umständen.“
    Die beiden sind so in ihr Gespräch vertieft, dass sie den nahenden Warlock überhaupt nicht bemerken. Ysoldas nächster Satz nimmt dem Burschen unweigerlich die Luft zum Atmen und sein Herz beginnt in seiner Brust vor Schmerz fast zu zerspringen.
    „Ach, und die Enthauptung von seinem Vater war dann was?“
    „Ich habe ihm damit einen Gefallen getan, er wäre ohne seine geliebte Frau ohnedies nicht mehr glücklich geworden. Was ist ihm denn geblieben, außer ein leeres Heim und ein nichtsnutziger Nachkomme?“
    „Das hört sich alles so bekannt an, findest du nicht? Nur das meine Mutter tot ist und du noch unter den Lebenden weilst.“
    Auf einmal mischt sich Warlock aufgeregt und hasserfüllt in die Unterhaltung ein, während ihm Tränen aus den Augen rinnen.
    „Ihr, Ihr habt meinen Vater getötet?“, schreit er aus voller Kehle den Magier an. Daraufhin wendet er sich Ysolda zu.
    „Sag mir nicht, du hast es gewusst und es mir verschwiegen! Wer bist du, dass du mir so eine Nachricht vorenthalten konntest?“
    Um die Drei sammeln sich langsam die Schergen des Magiers und kreisen sie in der ohnedies schon engen Gasse ein.
    „Ach herrje, du wusstest es noch gar nicht. Nun ja, doch nun ist dieser Umstand ja geklärt“, richtet sich Zerkziss, mit einem dämonischen Lächeln auf den Lippen, an Warlock.
    „Ihr steckt also beide unter einer Decke, du und dein Vater!?“
    Ungläubig sieht Warlock Ysolda an.
    „Ah, nun wird es interessant, auch das hast du dem Bauern vorenthalten. Mein Blut fließt also doch durch deine Adern.“
    Zerkziss amüsiert sich offensichtlich sehr über die Situation.
    „Wie konntest du mich so täuschen?“
    „Warlock, ich wollte…“, doch der Hexer unterbricht seine Tochter mitten im Satz.
    „Wie ein glitschiger Aal in den Händen eines jungfräulichen Fischers. Ysolda, es ist, denke ich, alles gesagt. Lass uns gehen und du, Bauer, gib mir mein Amulett.“
    „Warlock, tu es nicht!“, fleht Ysolda den Burschen an.
    „Auf dieses Weibsbild würde ich an deiner Stelle nicht mehr hören, am Ende will sie das gute Stück nur für sich. Packt ihn!“, weist Zerkziss jetzt seine Schergen an.
    Es dauert nur wenige Augenblicke und Warlock wird von einigen der Unholde erfaßt. Er windet sich in ihrem Griff, doch befreien kann er sich nicht. Der Hexer tritt vor ihn und holt das Amulett langsam unter dem verschwitzten Hemd des Burschen hervor.
    „Wie lange habe ich auf diesen Moment warten müssen. Nun bist du endlich wieder mein!“
    Die Augen von Zerkziss beginnen zu leuchten, als er den magischen Gegenstand in seinen Händen fühlt. Aber es kommt anders, als er erwartet hat. Das Amulett beginnt zu reagieren und glüht in seiner Hand auf, ein schmerzerfüllter Schrei des Zauberers ertönt und hallt von den Wänden der Häuser wider. Sofort lässt er das Schmuckstück los.
    „Nein, nein, das darf nicht, das kann nicht, wieso?“, brüllt Zerkziss auf das Amulett ein. Es ist jedoch geschehen, das Amulett hat sich von seinem einstigen Schöpfer und Träger abgewandt und Warlock als seinen neuen Meister erwählt. Das Kleinod verwandelt nun Warlock in eine lebende Fackel und die Schergen, die gerade noch an ihm zerrten, fallen der Reihe nach schreiend auf die Straße, während sie versuchen, den Schmerz in ihren Händen zu lindern. Warlock, der vorhin noch seinen Blick gesenkt hat, hebt nun langsam sein Haupt; Zerkziss und Ysolda blicken in ein furchterregendes Antlitz. Eilig spricht Zerkziss ein paar magische Worte, um eine Barriere zu erschaffen, als auch schon der erste glühende Feuerball daran abprallt.
    „Ysolda, ein Portal, mach schnell!“
    Wer hätte gedacht, daß die Geschichte so eine dramatische Wendung nehmen könnte…


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  4. #24 Zitieren
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    Teil 22. Der Weg der Heilung.



    Noch bevor der zweite gleißende Feuerball die Barriere erreicht, sind Ysolda und Zerkziss, mittels des Magischen Portals entschwunden, welches sich augenblicklich hinter ihnen verschließt. Zurück bleiben einige versprengte Schergen des Hexers, die aber sofort die Flucht ergreifen und in alle Himmelsrichtungen der riesig anmutenden Stadt davoneilen. Allein Warlock bleibt am Ort des Geschehens, an eine aus Stein gefertigte Hauswand gelehnt. Er sieht hinauf in den strahlend blauen Himmel und beginnt ganz langsam zu verstehen, was passiert ist. Sein Herz fängt in seiner Brust an wie wild zu rasen und zu schmerzen bei dem Gedanken daran, dass sein Vater nicht mehr unter den Lebenden weilt.

    „Ysolda, Zerkziss Fleisch und Blut? Das kann doch nicht sein, das darf einfach nicht sein!“
    Seine rechte Hand bildet eine Faust und schlägt voller Wut und Wucht auf die stabile Wand ein, an welcher er lehnt.
    „Wie konnte ich mich nur so blenden lassen, ich unerfahrener Dummkopf“, fragt sich der Bursche, als sich plötzlich über ihm ein Fenster mit einem knarrendem Geräusch, zu öffnen beginnt. Eben will er hinauf sehen, um zu erkennen, was dort vor sich ging, als sich ein großer Holzeimer mit kaltem klarem Wasser über ihn ergießt.
    „Ist nun bald Ruhe da unten, spielt bloß woanders, verdammte Bengel!“, schreit jemand aus voller Kehle. Der Stimme nach zu urteilen wohl eine in die Jahre gekommene weibliche Person, deren Worte von den umliegenden Wänden widerhallen.
    „Na prima, sieh sich einer das an“, ruft Warlock völlig entnervt in Richtung des Fensters, aus der die Ladung kalten kühlen Nasses kam. Doch niemand ist mehr zu sehen, als Warlock seinen Blick hebt.
    „Meckern, mich bis auf die Unterwäsche nassmachen und sich dann verziehen, das sind mir die Liebsten“, murmelt der Bursche mit klitschnassem Haar vor sich hin, während er sich aufmacht, die schmale Gasse in Richtung des Marktplatzes zu verlassen. Im Gehen drückt er etwas des Wassers aus seinem Haar.

    Auf dem Marktplatz herrscht bereits zu dieser frühen Stunde reges Treiben, an den Ständen wird emsig gehandelt und um die feilgebotene Ware gefeilscht. Auf seinem Weg in Richtung des Marktplatzes, nicht wirklich sicher darüber, was er dort eigentlich will, kommt Warlock ein Gedanke: „Lume!“
    Unvermittelt macht der Flusswalder auf seinem Hacken kehrt und setzt seinen Weg schnellen Schrittes in Richtung des Tempels von Kynareth fort, in dem sich sein einziger verbliebener Freund aus schönen Kindertagen derzeit zur Gesundung befindet.

    Kynareth ist eine der Neun Götter des Kaiserreiches. Sie ist der stärkste der Himmelsgeister und wird als Göttin des Himmels, der Winde, der Elemente und der unsichtbaren Geister der Winde angesehen. Zudem ist Kynareth die Patronin der Seeleute und Reisenden. In einigen Legenden ist sie die erste, die Lorkhans Plan, die Sterblichen zu erschaffen, zustimmte und den Platz dafür in der Leere schuf. Sie wird ebenfalls mit dem Regen in Verbindung gebracht, welches es vor dem Verlöschen von Lorkhans göttlichem Funken nicht gegeben haben soll. Die Luftgeister Amaro, Pina und Tallatha werden als die Finger von Kynareth bezeichnet.

    Im weitläufigen und nur spärlich beleuchteten Heiligtum angelangt, tritt Warlock an das für ihn ungewöhnliche Krankenbett, welches aus purem Stein gefertigt wurde. Nur eine kleine Unterlage aus etwas Stroh verhindert, dass sein verwundeter Freund direkt auf dem kaltem Stein liegen muß. Die Halle wird von schmerzerfülltem Stöhnen und klagendem Wimmern jener erfüllt, die durch die hier wirkenden Priesterinnen und Priester versorgt werden.
    Der Tempel von Kynareth besteht aus einer einzigen großen Halle mit zwei sich gegenüberliegenden Eingängen. In der Mitte des Tempelraumes sind auf unzähligen Lagern Verwundete gebettet. Von jenen stammen die klagenden Laute, denn viele ersuchen im Tempel um Heilung ihrer Wunden und Blessuren.

    Ruhig und friedlich liegt Lume darnieder, seine Augen fest geschlossen. Sein ruhiger Atem hebt langsam seinen Brustkorb auf und nieder, dies signalisiert Warlock, dass sein Freund noch immer unter den Lebenden weilt. Man kann förmlich die Erleichterung über diese erfreuliche Tatsache in seinem Gesicht ablesen. Vorsichtig, langsam und äußerst behutsam legt Warlock, dem verwundeten Burschen seine rechte Hand auf die Schulter, um dadurch ganz sanft Lume seine Anwesenheit zu signalisieren. Dieser bemerkt es, öffnet aber nicht seine Augen, sondern fragt unter schmerzverzerrtem Stöhnen: „He… wer ist da? Gebt Eeuch zu erkennen, oder bekomme ich schon wieder Medizin, die mir so gar nicht mundet?“
    „Ruhig mein alter Freund, ich bin es nur, Warlock, und Medizin hab ich nicht dabei.“
    „Bist du gekommen, um an meinem Bett Totenwache zu halten, da muss ich dich enttäuschen mein Freund. Mir wurde gesagt, ich werde wieder vollständig gesunden.“
    Ein Lächeln huscht über das schweißgebadete Antlitz von Lume.
    „Selbst in dieser für dich schweren Stunde hast du deinen Humor nicht verloren.“
    „Nein, aber dafür jede Menge Blut.“
    Lume hustet, um seine Lungen frei zu bekommen, denn in letzter Zeit hat er nicht viel gesprochen.
    „He, immer langsam mit den jungen Pferden, willst du einen Schluck Wasser?“
    „Nein, lass gut sein, es geht schon, komm hilf mir mich aufzusetzen.“
    „Meinst du ,das ist eine gute Idee in deinem Zustand?“
    „Fang du nicht auch noch an, es reicht schon, wenn die Priesterinnen mich wie einen Invaliden behandeln.“
    „Schon gut, na dann los.“
    Warlock hilft seinem Freund, sich langsam aufzusetzen, um dann selbst neben ihm Platz zu nehmen.
    „Bist du allein hier?“
    „Ja.“
    „Ohne deine neue Flamme?“
    „Die ist mit ihrem Vater auf dem Weg nach Hause, nehme ich an, außerdem, woher weißt du davon?“, will Warlock erstaunt wissen.
    „Och komm, schon seit unserem Aufbruch verzehrst du dich nach der guten Ysolda. Nur ein Blinder hätte eure Blicke nicht sehen und deuten können. Aber was meinst du mit ,sie sei auf dem Wege nach Hause an der Seite ihres Vaters’?“
    „Sagte ich das nicht eben?“
    „Doch, nur ist es für mich etwas, sagen wir, schwer nachzuvollziehen, warum Ysolda mit ihrem Vater auf und davon sei.“
    „Ja, so ist es aber allerdings.“
    „Kein Scherz?“
    Lume sieht seinen Freund an und der erwidert prompt: „Kein Scherz!“
    „He komm schon, wenn einer einen Grund zum Schmollen hat, dann bin noch immer ich es, sie dir meine Verbände an“, entgegnet Lume etwas entrüstet. Warlock betrachtet daraufhin die Narbe im Gesicht seines Freundes, diese reicht von der rechten Stirnhälfte über die Braue und das Auge bis auf Hälfte der rechten Wange. Warlock deutet mit ausgestrecktem Finger auf die Wunde und meint: „Mein Lieber, auf die Narbe wirst du mal Stolz sein und noch deinen Enkeln am wärmendem Kaminfeuer berichten.“
    Ein Lächeln macht sich auf den Gesichtern der beiden sich gegenübersitzenden Freunde breit.
    „Sag, wer ist denn der gute Herr, also Ysoldas Vater, um wen handelt es sich? Ich muss gestehen, dass ich nicht einmal wusste, dass ihre Eltern in Himmelsrand leben, geschweige denn, wo diese sich aufhalten. Ysolda ist in solchen Dingen ja nicht so gesprächig“, sagt Lume.
    „Wie wahr mein Guter. Dann wird es dich umso mehr überraschen, dass ihr Vater auf den Namen Zerkziss hört.“
    Betretenes Schweigen umhüllt die beiden Freunde für eine kurze Weile, bis Lume mittels einer erneuten Frage die Stille durchbricht.
    „Wenn dem so ist, musst du quasi bei dem Hexer, der nach dem Blut anderer Leute giert, um die Hand von Ysolda anhalten.“
    Ein lauter Seufzer entringt sich Warlocks Brust.
    „Allem Anschein nach, ja. Aber du verstehst den Ernst der Lage schon, oder!?“, entgegnet Warlock, nicht wirklich begeistert von der Vorstellung.
    „Hast du eigentlich das Amulett noch, oder hat es mittlerweile den Besitzer gewechselt?“
    „Nein ich habe es noch, warum willst du das plötzlich wissen? Ach und …“
    Ein kurzzeitiges Schweigen folgt, Warlock starrt an die gewölbte und mit allerlei Bildnissen bemalte Decke des Tempels, als würde dort droben der Rest seiner Aussage verweilen.
    „Ja und was?“, reißt Lume ihn nach kurzer Zeit aus seinen Gedanken.
    „Es verleiht mir verschiedene Kräfte, die wohl wirklich mächtig sind und zuweilen unheimlich daherkommen.“
    „He, na dann kann das Kleinod mich doch auch mit Sicherheit heilen? Denn ich will hier raus, andernfalls sterbe ich doch noch an Langeweile. Die Priesterinnen haben wenig Sinn für Humor und auf jegliche Versuche, mit ihnen zu flirten und den Weibsbildern so etwas näher zu kommen, reagieren die komischerweise völlig allergisch. Dabei bin ich doch so ein Schönling, vor allem in diesem Gewand aus was-weiß-ich was. Der Lumpen kratzt, hängt nur so an meinem Körper herunter und sieht doch wirklich furchtbar edel aus. Wie soll da denn meine schöne Figur zur Geltung kommen?“
    „Ich finde, an diesem todschicken Gewand ist nichts auszusetzen. Zumindest erfüllt es seinen Zweck.“
    „Du kannst klug reden, du bist ja nun allem Anschein nach vergeben.“
    „Warte mal, was hast du eben gesagt?“, will Warlock hastig wissen. Schnell erhebt sich der Bursche und stellt sich vor Lume.
    „Dass ich noch auf Brautschau bin und du halt eben nicht“, erwidert Lume.
    „Nein, nein, vorher!“
    „Der olle Lumpen kratzt?“
    „Ach Lume nein, wegen dem Amulett und der Heilung deiner Wunden.“
    „Ja, wenn es so mächtig ist wie du meinst, warum..“, Warlock unterbricht ihn.
    „Ja, ja, genau diese Stelle, warum eigentlich nicht, wir könnten es probieren.“
    Die Stimmung verbessert sich schlagartig.
    „Nur weiß ich eben nicht, wie!“
    „He, dann bitte doch deinen baldigen Schwiegervater um Rat.“
    „Lume sei still, so bist du mir keine Hilfe.“, herrscht Warlock seinen Freund barsch an.
    „Ich habe eine Idee, doch dazu benötige ich einen Verletzten, an dem ich es probieren kann.“
    „So sehr ich dich auch mag und deinen Enthusiasmus teile, doch ich verweigere mich.“
    „Wie wäre es denn für den Anfang mit einem verletzten Tier? Ein Gockel, eine Maus, oder, oder…“, meint Lume aufgeregt.
    „Lass mich nur machen, ich habe da bereits eine Idee. Doch dazu muss ich dich einstweilen verlassen. Ich komme aber so schnell es mir eben möglich ist, wieder zu dir zurück.“
    „Mach du nur, ich laufe dir mit Sicherheit nicht davon.“

    Eine freundschaftliche Umarmung zum Abschied und Warlock verlässt schnellen Schrittes den Tempel und macht sich auf den Weg; unter lautem Knarren schließt sich die Pforte hinter dem Burschen. Warlock richtet seinen Blick in den azurblauen Himmel hinauf, nicht eine Wolke ist zu erblicken. In Gedanken versunken folgen seine Augen dem Horizont; in der Ferne ist der mit Schnee bedeckte Gipfel des höchsten Berges von ganz Himmelsrand zu erkennen. Der Hals der Welt.

    Der Hals der Welt, auch Monahven in der Drachensprache, ist der größte Berg in Himmelsrand und auch der höchste von ganz Tamriel. Es gibt verschiedene Legenden über den Berg. Auf dem Berg wurde Alduin mit Hilfe der Schriftrolle der Alten durch die Zeit geschickt und somit für lange Zeit verbannt. Später hat Paarthurnax sich auf dem Hals der Welt eingerichtet und unterrichtet dort die Graubärte im Thu'um, dem Weg der Stimme.
    Die Graubärte leben auf dem Hals der Welt im Kloster Hoch Hrothgar und unterrichten das Drachenblut im Weg der Stimme.
    Arngeir erwähnt einmal, dass der Hals der Welt der heilige Berg von Kynareth sei.

    Doch lange kann Warlock dem anmutigen Blick auf den riesigen Berg nicht frönen, da er eine Aufgabe zu erledigen hat. Er muss schleunigst wissen, ob das Amulett neben den ihm bereits bekannten Fähigkeiten auch dazu im Stande ist, Wunden zu heilen.
    Wie bringt man so etwas in Erfahrung? Eigentlich doch ganz einfach, man schnappt sich ein verletztes Tierchen und versucht, dessen Wunden mittels des Amulettes zu heilen. Unter keinen Umständen würde Warlock dieses an einer menschlichen Seele testen wollen und schon gar nicht an Lume selbst. Es bleibt also nichts weiter übrig, als ein Haustier zu erwerben.

    Natürlich könnte er auch in der Tundra, die sich rund um die Hauptstadt Weißlauf erstreckt, jagen gehen, doch warum? Außerhalb der Stadt, direkt an der schier unüberwindbaren Stadtmauer gelegen und somit nicht sehr weit entfernt, gibt es eine Vielzahl von Bauernhöfen mit reichlich Vieh. Also macht sich Warlock auf den Weg in Richtung des Stadttores, um außerhalb von Weißlauf bei den Bauernsein Glück zu versuchen. Gerade als er dabei ist, seinem Vorhaben Taten folgen zu lassen und die Stadt durch das mächtige Tor zu verlassen, stellen sich ihm sich vier bis an die Zähne bewaffnete Stadtwachen in den Weg.
    „Ihr da, stehenbleiben!“, fordert eine der Wachen Warlock unvermittelt auf.
    „Was, warum sollte ich? Was wollt ihr von mir?“, will der Bursch wissen.
    „Ihr seid nicht in der Position Fragen zu stellen, Bürger!“, knurrt ihm der vorderste der Wachmänner barsch entgegen, der sich direkt vor Warlock aufgebaut hat.
    „Warlock aus Flusswald? Ihr tragt eine Kleinigkeit bei euch.“
    „Ja und Nein…“, erwidert Warlock völlig überrascht von der Situation.
    „Auf Geheiß des Jarl von Weißlauf, dem ehrenwerten Balgruuf dem Älteren, werde ich Euch in Gewahrsam nehmen und Euch zu ihm führen. Der Jarl ersucht nach Eurer Anwesenheit.“
    „Eine Verweigerung meinerseits kommt wohl nicht in Frage, nehme ich an?“
    „Nein, nicht wirklich, auch würde ich ungern Gewalt anwenden wollen. Bei dieser Wärme lehne ich eigentlich jede unnötige Bewegung ab“, erwidert die Wache und ein Blick auf seine Statur verrät sofort, wie die Wache auf diese Aussage kommt.
    „Nun gut, dann werde ich Eurem Befehl Folge leisten.“
    „Dann auf, meine Herren, in die Drachenfeste“, ordnet die korpulente Wache an.

    Die Drachenfeste wurde einst von Olaf Ein-Auge erbaut, der damals ein Gefängnis für den Drachen Numinex errichten wollte. Daher stammt auch der Name der Burg, Drachenfeste. Olaf Ein-Auge nahm Numinex im hinteren Teil der Drachenfeste gefangen, was dann mit ihm geschah, ist ungewiss. Jedoch hängt im Thronsaal der Drachenfeste immer noch der Schädel des mächtigen Drachen.

    Die Geschehnisse werden sich von nun an Rasant überschlagen und es wird ein Krieg folgen, den nur einer zu verhindern im Stande ist, wenn er es denn will...


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