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    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Zwei Schwerter hingen an dem Waffengürtel, den Madlen über ihrem roten Kleid trug. Beide waren rechts angebracht. Sie konnte zwar nicht damit umgehen, doch immerhin gab es ihr etwas Sicherheit. Natürlich, jetzt fehlte das Training. Zwei Schwerter und die vier verbliebenen Diamanten. Altes und Neues. Und was erhoffe ich mir dadurch…vielleicht alles, vielleicht auch nichts…

    Doch Redsonja war schon seit Tagen nicht auffindbar. Sie war nicht bei den Heilern und in der Taverne schien sie nie dann zu sein, wenn Madlen auch dort war.

    Deshalb streifte die junge Frau schon mehrere Stunden durch die Stadt, eben auf gut‘ Glück. Aber nichts, keine Redsonja.

    Nun gut, ich denke, sie wird mich schon finden. Außerdem…Die Jägerin blickte nach oben. Es setzte gerade ein leichter Nieselregen ein. Sie hatte zwar kein Problem damit nass zu werden, aber sie vermied es so oft es ging. Deshalb ging sie durch das Stadttor im Norden aus Setarrif, grüßte kurz die Wache und begab sich zu ihrem Lagerplatz. Vielleicht am nächsten Tag…immerhin konnte Madlen so noch etwas trainieren.

  2. Beiträge anzeigen #22
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    In der Taverne 'Zur Sturzkampfmöwe' war wenig Betrieb. Adson hatte nicht sonderlich viel zu tun und lehnte hinter dem Tresen, als er in der oberen Etage Schritte hörte. Kurz darauf kam Redsonja die Treppe herunter, ihren Sohn trug sie vorsichtig auf dem Arm und streichelte ihn beruhigend. Sie begrüßte Adson und fragte ihn nach dem Stand der Dinge.

    "Nun ja, Übungsschwerter hab ich bekommen. Und die Schlagübungen hab ich auch gemacht. Wann könnten wir denn weitermachen?", erwiderte der junge Schreiner. "Wenn ich Sarpedon frage, dann kann ich bestimmt mal eine Weile weg."

    Gesagt, getan. Der Wirt hatte nichts dagegen, schließlich war gerade nicht viel zu tun. Als erstes wurden die Übungsschwerter aus Adsons Unterkunft im Leuchtturm geholt, dann lenkte Redsonja ihre Schritte in Richtung des nördlichen Stadttores. Zum trainieren würde man schließlich Platz brauchen.

    Vor dem Stadttor trafen sie eine junge Frau, die Redsonja offensichtlich kannte. Adson betrachtete die junge Frau, die ihm als Madlen vorgestellt worden war. Sie war ein Stück kleiner als er und trug ein rotes Kleid. An ihrer Seite konnte Adson zwei kunstvolle Schwerter erkennen. Sie lächelte ihn freundlich an und der junge Schreiner erwiderte den Gruß, kein Wunder bei diesem schönen Gesicht.

    Nachdem die beiden sich einander vorgestellt hatten, suchte man einen ruhigen Platz zum Trainieren. Redsonja erklärte Adson, dass Madlen ebenfalls ihre Schülerin wäre und das die Ausbildung durch Redsonjas schwere Verletzung unterbrochen wurde. Es bot sich also an, dass man gemeinsam trainierte. Zum Glück hatte Adson zwei Trainingsschwerter zur Verfügung.

    Doch ersteinmal mussten beide ihre Übungen beherrschen. Sie stellten sich nebeneinander auf und begannen die ersten Schläge auszuführen. Redsonja überprüfte dabei den Stand ihrer Schüler, korrigierte hier und da die Fußstellung und gab ein paar Hinweise zum Halten der Waffen. Adson konzentrierte sich voll auf seine Bewegungen, doch wirkten seine Schwünge desöfteren noch etwas kantig. Bei Madlen sah das alles schon etwas eleganter aus.

    Nach einiger Zeit unterbrach Redsonja die Übungen. Sie war nicht unzufrieden mit ihren Schülern, doch nun sollten beide ihre Fitness unter Beweis stellen und Runden rennen. Adson überlegte noch, ob er Rücksicht auf seine Trainingspartnerin nehmen sollte, als diese mit beachtlicher Geschwindigkeit davonpreschte. Er musste sich ordentlich ranhalten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Auch schien die junge Frau nicht müde zu werden und Adson war froh, als Redsonja ihre Schüler wieder zu sich rief. Er versuchte nicht laut zu keuchen, doch leuchtete sein Kopf feuerrot. Fast dankbar griff er wieder zum Schwert und begann wieder mit seinen Übungen, stets beobachtet von Redsonja. Wieder das gleiche Spiel wie am Vormittag: von links nach rechts und von rechts nach links ...

  3. Beiträge anzeigen #23
    Kämpfer Avatar von Iain
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    Iain ist offline
    Zaghaft klopfte er an die schlichte Pforte. "Herein", erklang ein dumpfe Stimme von der anderen Seite und vorsichtig schob Iain die Tür auf. Ein kleines Zimmer lag vor ihm, das einzige Fenster war verhängt mit schweren Laken und ließ nur einige Rinnsale Sonnelicht hindurch. Im Dunkel der Kammer vermochte er kaum etwas über dessen Einrichtung zu sagen, doch schwenkte sein Blick ohnehin zum fluroszierenden Schein zu seiner Rechten. Der Novize trat einen Schritt vor und lugte um das Türblatt herum, zum Quell des Lichts. "Schließ bitte die Tür." Iain nickte und tat wie geheißen um sich anschließend stumm vor den Magier zu stellen, der in einer Ecke hockte und gar nicht gesund aussah. Sein gequälter Gesichtsausdruck erschien durch das unstete magische Licht das über ihm schwebte und die flackernden Schatten bizarr verzerrt. Nach langer Pause des Schweigens in der einzig das schwere Atmen des Hofmagier zu hören war blickte dieser schließlich seinen Gast an. "Hast du etwas für mich?", erklang seine schwache, heisere Stimme. "Ja", murmelte der junge Fischer und zog Phiole und Brief hervor. Ein knochige Hand voller eitriger Schwielen kam unter den den Stoffbahnen zum Vorschein und langte danach. "Kannst....du..." Ein starker Hustenanfall unterbrach seine Worte. "Ich...hab nich mehr viel Kraft...Könntest du....ein Licht erschaffen....ich kann es nicht aufrecht halten...während ich das Siegel öffne..." Überrumpelt von dieser Bitte lag ein Hauch von Panik in seinen Zügen, doch wie konnte er die Bitte eines Todkranken abschlagen.

    Iain atmete einige Male tief ein und aus und versuchte die schlechte Luft und die alles Andere als gemütliche Umgebung auszublenden. Zum Glück hatte er in zwischen genügend Übung mit dem Erwecken seines magischen Sinnes, so dass ihm dies trotz der widrigen Umstände in wenig mehr Zeit als üblich gelang. Der Novize streckte die linke zur Faust geballten Hand aus und konzentrierte die magischen Ströme darin. Weiße Lichtstrahlen bahnten sich ihren Weg zwischen seinen Fingern hindurch bis er schließlich ihr Gefängnis öffnete und eine kräftige kleine Kugel über seine flachen Hand schwebte. "Etwas dunkler...", bat ihn der Kranke, der das Pergament vor sich hielt und seinen Zeigefinger über das Siegel führte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit in der nichts geschah bis plötzlich das Wachs grell aufleuchtete und verschwand. "Nun bring das Licht etwas näher...." Iain tat wie geheißen während er versuchte das Murmeln des Magier zu überhören der den Brief halblaut vorlas. Es ging ihn nichts an, doch kam er nicht umher mitzubekommen, dass es sich wohl um eine Anleitung hielt wie das Gebräu anzuwenden sei, dass offenbar kein erprobtes Medikament sondern ein äußert unsicheres, riskoreiches Mittel mit unbekannten Seiteneffekten und fraglichen Heilchancen war. Wie verzweifelt muss man sein so etwas zu nehmen?

  4. Beiträge anzeigen #24
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    Redsonja lächelte, während sie ihre Schüler beobachtete und weiter versuchte ihre Finger zu bewegen. Es war zum verzweifeln. Sie eine Haarbreite war bereits ein Erfolg, ob sie ihre Hand, geschweige denn die Arme jemals wieder voll einsetzen konnte, blieb fraglich. Sie musst also mit der Linken trainieren, doch erschien sie sich insgesamt träger, so lange ein Arm schlaff am Körper hinunter hing. Auch mit dem Gleichgewicht führte das gerne zu Problemen. Einen Vorteil hatte es allerdings. Sie wurde noch mehr unterschätzt.

    "Madlen. Jetzt mal nur blocken und Adson versucht seine Angriffe ein bisschen zu variieren."

    Wies die Lehrmeisterin an, während sie die Körperhaltung ihrer Schüler beobachtete.

    "Etwas mehr Körperspannung." Bemerkte sie dann in Adsons Richtung. "Sonst ist es gut."

    Intuitiv schienen seine Beine den Stand auf dem Boden zu finden. Sie nickte zufrieden und fuhr mit ihren eigenen, für andere nicht sichtbaren Übungen fort.

  5. Beiträge anzeigen #25
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson schlug senkrecht von oben, dann folgte ein Schlag von rechts nach links. Die Schlagfolgen wurden noch ziemlich langsam ausgeführt und seine Bewegungen wirkten noch nicht ganz stimmig, so dass Madlen jeden seiner Angriffe problemlos abwehren konnte. Doch Adson fühlte sich immer sicherer und seine Lehrmeisterin schien nicht unzufrieden mit ihm zu sein.

    Der junge Schreiner führte weiter seine Schläge aus, doch beobachtete er Madlens Abwehraktionen genau. Sie fing seine Schläge leicht ab und ließ sie ihrer Klinge abgleiten. Obwohl seine Trainigspartnerin kleiner und schlanker als er war, schien sie keine Probleme mit der Wucht seiner Schläge zu haben. Wenn doch, dann verbarg sie es geschickt.

    "Konzentrier dich auf deine Schläge!", hörte Adson Redsonjas Stimme. Er hatte wohl zu viel auf Madlens Verteidigung geachtet. Also richtete er seinen Fokus wieder auf seine eigene Waffe und versuchte präzise Schläge auszuführen und die einzelnen Schläge besser miteinander zu verbinden.

  6. Beiträge anzeigen #26
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Den ganzen Tag schon trainierten Madlen und Adson und es war noch kein Ende in Sicht. Nicht, dass die junge Frau müde wäre, nein, aber sie war immer noch nicht ganz auf der Höhe, noch nicht ganz von ihrer Kopfverletzung erholt. Doch aufhören war nicht drin.

    Adson war kräftig. Er führte wuchtige Schläge aus. Aber immer wieder gereichte Madlen ihre Flinkheit zum Vorteil. Aber je länger sich das Training hinzog, umso bewusster wurde sich die Jägerin, dass ihre Beweglichkeit noch weit von Perfektion entfernt war. Zwar waren es keine schweren Treffer, die ihr Gegenüber landen konnte, aber in einem echten Kampf wären sie zweifelsohne sehr schmerzhaft und wohlmöglich sogar einschränkend. Hier waren es nur blaue Flecken.
    Auf Anweisung Redsonjas konzentrierte sich die junge Frau völlig auf ihre Abwehr. Parierte Schlag um Schlag, wich aus und drehte sich von dem Holzschwert Adsons weg. Aber mindestens ein halbes Dutzend Mal war sie zu langsam und bekam das harte Holz gegen die Schulter, das Bein oder in die Hüfte. Immer, wenn das passierte, warf es Madlen für kurze Zeit aus der Bahn und sie war unkonzentriert, sodass Adson ein weiterer Treffer gelang.

    Sie waren alle schmerzhaft, doch einmal traf der junge Mann zweimal die gleiche Stelle, rutschte beim zweiten Mal ab und das Holzschwert ging gegen den Kopf von Madlen. Für einen kurzen Moment wurde der jungen Frau schwarz vor Augen.

    Blut tropfte auf den Boden. Es zischte leise, als es auf den heißen Wüstensand traf. Entsetzt starrende Augen. Schreie, von überall. Ein leerer Blick…dann Dunkelheit. Sterne, die am Himmel funkelten, doch keine Güte ausstrahlten. Schreie, die sie verfolgten. Der Mond, der ihre Position preisgab. Noch mehr Dunkelheit, doch die Verfolger waren verschwunden. Nur ein Mann stand neben einer Palme. Ihre Blätter wiegten sich leicht im heißen Wüstenwind. „Wehe, du wagst es noch einmal wiederzukehren. Lauf, lauf weit und komm nie mehr zurück!“

    Tränen der Trauer und des Schmerzes. Gefühle des Hasses und der Rache. Unbezähmbar. Und doch, es gab kein Licht in der Dunkelheit. Die Schwärze fiel herab, wie der Regen aus den Wolken und hüllte alles ein. Kein Licht, nur Dunkelheit…

    Madlen erwachte aus ihrer kurzen Ohnmacht. Es waren keine fünf Sekunden vergangen und doch war es ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen. Aber an einen Kampf war jetzt nicht mehr zu denken. Adson hatte ihre Schwäche anscheinend bemerkt und stand nun unschlüssig da. Die junge Frau verbeugte sich schnell und meinte nur: „Es wird bald wieder gehen. Ihr seid ein wirklich guter Trainingspartner. Ich danke Euch, es war mir eine Ehre.“

    Dann drehte sich die Jägerin schnell weg, um sich die einzelne Träne wegzuwischen, die Gefahr lief, von ihrer Nase zu fallen. Um sich zu beruhigen, griff sie nach dem Wasserschlauch, der in ihrem Beutel war und trank ein paar kurze Schlucke. Ganz langsam verschwand die Dunkelheit aus ihren Gedanken.

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    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson war ganz in das Training vertieft. Seine Bewegungen wurden immer sicherer und unbewusst schlug er auch härter zu. Anfangs war er noch besorgt gewesen, dass er Madlen zu hart treffen könnte, doch mittlerweile war er ganz in seine Bewegungsabläufe vertieft. Dann geschah es. Ein Schlag traf sie versehentlich am Kopf, offenbar etwas zu hart. Sie war kurz abwesend, dann murmelte sie etwas und drehte sich weg.

    Adson stand wie versteinert. Er hatte sie nicht so treffen wollen. Hoffentlich hatte sie sich nicht ernsthaft verletzt. Er legte das Schwert beseite und schaute ihr unschlüssig hinterher. Was sollte er tun?

    "Das tut mir leid, ehrlich. Habe ich Euch verletzt? Kann ich Euch irgendwie helfen?", stammelte er unsicher. Sein Blick irrte zwischen Madlen und Redsonja hin und her, die alles mit angesehen hatte.

  8. Beiträge anzeigen #28
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen hob schnell die Hände zur Beschwichtigung.

    Nein, nein. Es ist nicht Eure Schuld. Vor ein paar Tagen habe ich mir nur schwer meinen Kopf gestoßen und dabei wohl eine Gehirnerschütterung erlitten. Nun, sie ist zwar einigermaßen auskuriert, aber ich bin immer noch nicht ganze auf dem Damm. Der Schlag gegen die linke Seite an meinem Kopf hat mich nur kurz außer Gefecht gesetzt. Gebt mir nur etwas Zeit zum Erholen.“

    Sie lächelte Adson gütig an, damit er sich nicht weiter Vorwürfe machte. Es war wirklich nicht seine Schuld. Ich bin einfach noch nicht ganz auf der Höhe. Aber das wird schon wieder.

    Kurz schüttelte die junge Frau den Kopf, damit auch wirklich der letzte Rest an Dunkelheit verschwand. Ihr Gegenüber musste ja nicht alles wissen. Es gab mehr als nur einen Grund, warum Madlen kurz geistig abwesend war. Es gab sogar genügend Gründe.

    Nachdenklich drehte sie wieder an ihrem Siegelring und blickte zu ihren Schwertern. Der Weg wird hart und steinig, aber es wird sich lohnen. Bis zur Vollkommenheit.

    Um nicht mehr nachdenken zu müssen, stand die junge Frau schnell auf und meinte: "So, jetzt geht es wieder. Wo waren wir stehen geblieben?" Und fordernd hob sie ihr Übungsschwert.

  9. Beiträge anzeigen #29
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja betrachtete Madlen besorgt, obwohl die junge Frau behauptete, dass es ihr gut ging, aber das hatte sie selber auch immer von sich gegeben, obwohl es nicht immer der Fall gewesen war.

    "Wir trainieren morgen wieder. Uns allen wird eine kleine Pause gut tun."

    Sprach sie und Adson bemerkte, dass er sowieso in die Taverne zurück müsse.

    "Sarpedon wird doch wohl einmal ohne dich zurecht kommen"

    Bemerkte die Lehrmeisterin milde, doch der Schüler schüttelte den Kopf. "Heute nicht."

    "Warum denn?"

    Wollte die rothaarige Kriegerin wissen, während sie sich vorsichtig erhob. Das war ohne sich abstützen zu können gar nicht so einfach. Adson nahm ihr Darjel daher kurz ab, sie stand auf und bekam ihr Kind zurück.

  10. Beiträge anzeigen #30
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    "An jedem normalen Abend kann Sarpedon mich sicherlich ersetzen, nur heute wäre es etwas ungünstig.", begann Adson mit seiner Erklärung. "Kürzlich ist ein Geschichtenerzähler namens Lenus in Setarrif aufgetaucht, der heute abend sein Können unter Beweis stellen will. Deswegen muss sicherlich noch einiges vorbereitet werden, und dass wird Sarpedon nicht allein machen wollen."

    Adson nahm die hölzernen Trainingsschwerter an sich und die Gruppe machte sich langsam auf den Weg Richtung Stadttor. Madlen schwankte erst etwas, doch lehnte sie Adsons stützenden Arm ab und gewann nach einigen Schritten auch wieder mehr Sicherheit.

    Adson wandte sich nochmals an seine Lehrmeisterin: "Ihr könnt euch Lenus' Vortrag ja gern anhören, wo Ihr doch sowieso schon in der Sturzkampfmöwe wohnt."

    Die Rothaarige versprach darüber nachzudenken, doch schien sie durchaus nicht abgeneigt zu sein.

    "Ich bin auch schon sehr gespannt, wie Lenus sich so präsentiert.", merkte Adson noch an, als sie die Stadt betraten. Sie gingen zu dritt, bzw. zu viert, zur Sturzkampfmöwe. Adson hatte zu arbeiten, Redsonja hatte dort ein Zimmer gemietet und Madlen wollte erstmal etwas trinken und essen. Adson hatte ihr angeboten, dass er ihr einen Eintopf und ein Getränk ausgeben würde, er hatte nach wie vor eine schlechtes Gewissen. Die junge Frau hatte schließlich zugestimmt.

    Im Schankraum besorgte Adson zuerst die Mahlzeit für Madlen. Danach ging es an die Vorbereitungen für den Abend. Das Essen musste vorbereitet werden, Getränke wurden reichlich bereitgestellt, der Schankraum wurde einigermaßen hergerichtet. Es gab noch einiges zu tun, bevor der erwartete Geschichtenerzähler die, hoffentlich zahlreichen, Gäste begeistern konnte.

  11. Beiträge anzeigen #31
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen war natürlich froh gewesen, dass Redsonja den Übungskampf abgebrochen hatte. Die junge Frau war doch mehr angeschlagen gewesen, als sie zugeben wollte. Aber es war auch schade. Sie fand großen Gefallen an dem Training. Es gab endlich etwas zu tun, sie konnte nicht mehr zu viel über ihre Vergangenheit nachdenken, sondern sich ganz der Ausbildung hingeben. Und doch war eins klar, so sicher…Madlen würde eines Tages wieder zurück in die Wüste gehen und ihre Vergangenheit beenden. Ein für alle Mal. Doch...dieser Tag war noch fern.

    Im Moment befand sich die Jägerin in der Taverne und aß langsam den Eintopf und trank immer wieder einen Schluck Wein. Es wäre unhöflich gewesen, dass Essen abzulehnen, nachdem Adson ihr es schon spendieren wollte. Und es nicht aufzuessen, das wäre gleich noch unhöflicher gewesen. Immerhin, heute Abend würde ein Geschichtenerzähler auftreten, vielleicht versprach das etwas Abwechslung.

    Doch bis dahin war noch etwas Zeit und so musterte die junge Frau die anderen Gäste. Es waren einfach Bürger oder auch reiche Händler. Aber die meisten waren doch einfache Bauern oder arme Handwerker. Sie fristeten ihr Dasein und hofften auf ein besseres Leben nach dem Tod. Aber ihr Glauben faszinierte Madlen noch mehr. Wie konnte man an etwas glauben, dass man weder sah, hörte noch berühren konnte. Es gab keine Beweise für die Existenz – auch wenn die Jägerin daran nicht zweifelte. Aber eins war klar: Die Götter hatte sich schon lange vor den Menschen aus der Welt zurückgezogen und frönten dem Nichtstun. Sie waren fett und träge geworden und kümmerten sich nicht mehr um die Belange der Menschen. Und doch nutzten eben jene Menschen die Götter aus, um in ihren Namen Kriege zu führen und ganze Landstriche auszulöschen. Sie richteten im Namen der Götter über andere. Ein ganzer Berufszweig verdankt diesen Wesen seine Existenz. Ihre gehobene Stellung, ihre angebliche Weisheit – alles nur Schall und Rauch.

    Um sich von solch trüben Gedanken abzulenken, konzentrierte sich Madlen noch einmal auf den Übungskampf. Sie ging das ganze Training im Geiste wieder und wieder durch. Versuchte ihre Fehler herauszufiltern und diese gleich auszumerzen.

    Es gab ja nichts Besseres zu tun, zumindest im Moment. Adson war beschäftigt und Redsonja war auch nicht in der Nähe. Das erste Mal seit Monaten konnte Madlen nichts tun. Und es war gleichzeitig beängstigend und wunderschön. Die junge Frau lächelte leicht und mit Blick in die Zukunft.

    Oh ja, es würde alles andere als langweilig werden.
    Geändert von Madlen (26.05.2012 um 19:55 Uhr)

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    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Die letzten Stunden hatte Adson gut zu tun gehabt. Er hatte in der Küche mitgeholfen und den Getränkevorrat aufgefüllt. Dann hatten sie die Tische ein wenig umgeräumt, so dass neben dem Tresen genug Platz für Lenus' Vorstellung war. Der Schankraum war auch schon gut gefüllt und Adson war mit der Versorgung der Gäste beschäftigt. Er verteilte wie üblich Bier und Eintopf. Doch langsam wurde Adson nervös. Lenus war noch nicht aufgetaucht und manche der Gäste fragten schon nach ihm. Adson hatte wenig Lust, die Leute wieder und wieder vertrösten zu müssen.

    'Der wird die Abmachung doch nicht platzen lassen?', fragte sich Adson. Er müde und genervt, schließlich hatte er heute stundenlang trainiert und auch der Abend würde wohl noch ein paar Stunden andauern. Doch hatte er den jungen Mann anders eingeschätzt. Er wirkte ehrlich erfreut, über die Auftrittsmöglichkeit und hatte den Termin ja selber ausgesucht.

    'Naja, der wird schon noch kommen', dachte Adson, während er das nächste Tablett voller Bierhumpen durch den Schankraum balancierte.

  13. Beiträge anzeigen #33
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    "Adson, bringst du mir bitte auch noch eine Schüssel Eintopf."

    Rief sie dem fleissigen Schüler zu und hoffte, dass Darjel dadurch nicht erwachte. Doch das kleine Wesen schlief tief und fest. Nichts schien ihn wecken zu können. Sie lächelte ihren Sohn an, während sie auf das Essen wartete. Adson war schnell. Kurze Zeit später stand eine dampfende, köstlich duftende Schüssel vor der Mutter den schlafenden Kindes.

    "Danke. - Ach ja und morgen könnten wir einmal in der Akademie trainieren gehen. Dort gibt es einige interessante Gerätschaften, die sich sehr fürs Training eignen. Wenn Madlen wieder munter ist, dann nehmen wir sie mit. Sonst kannst du etwas alleine üben."


    Fügte sie noch hinzu, dann begann sie die warme Flüssigkeit in sich hinein zu löffeln, während sie sich fragte, was Andreia eigentlich genau mit ihr getan hatte und ob es Wirkung zeigen würde, oder sie eines Tages trotzdem wieder die Kontrolle verlor.

  14. Beiträge anzeigen #34
    Abenteurer Avatar von Lenus
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    Lenus ist offline
    Sein täglich Brot hatte viel mit Selbstinszenierung zu tun. Wer nur auf einem Stuhl saß und monoton vor sich her redete, dem wurde nur wenig Beachtung geschenkt. Doch wer seine Geschichte in Szene setzte, mit seiner Stimme arbeitete, zwischen laut und leise, zwischen den Tonfällen variierte, wer Gestik und Mimik spielen lies - der konnte seine Zuschauer erreichen. Wer Geschichten erzählte musste sein Ich als Mensch ablegen und die Maske des Geschichtenerzählers aufsetzen.

    "Vielen Dank." sagte er, nachdem er mit etwas Verspätung die Sturzkampfmöwe erreichte und einen Stuhl angeboten bekam. Er setzte sich hin, schien erschöpft in sich zusammenzusinken und ließ seinen Blick langsam streifen. "Ihr wisst garnicht, wie gut es euch geht." sprach er plötzlich ins Leere hinein, einige Gesichter sahen ihn an, fragend, verwirrt. "Ihr wisst garnicht, wie gut es euch geht." sagte Lenus ein weiteres Mal, diesmal etwas lauter. Diesmal blieben die Blicke länger an ihm kleben und der Geschichtenerzähler wusste, dass er die erste Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. "Ihr sitzt hier, habt ein Dach über den Kopf, ein Bier vor euch stehen, eine warme Mahlzeit im Magen und daheim wartet auf die meisten von euch eine liebende Frau. Sagt, was also habt ihr zu murren? Wenn ihr erlebt hättet, was mir in meinem Leben bisher widerfahren wäre, ihr wärt froh, ein einfaches Leben zu führen."Er ließ die Worte abklingen, das Publikum darüber nachdenken, was er gesagt hatte. Er hatte eine Behauptung aufgestellt - und jede Behauptung wurde erst einmal in Frage gestellt. Gemurmel erhob sich, gewisperte Gespräche entstanden. "Was hast du denn erlebt, du großer Held?" dröhnte die Stimme eines kräftig gebauten Mannes mit Bierhumpen an sein Ohr. Lenus sah ihn an. "Was ich erlebt habe, willst du wissen? Ich will es dir erzählen, die ganze Geschichte." Der Tanz begann.

    Ich war an Bord der Weißen Hindin, einem Handelsschiff, dass von Bakaresh den Hafen Khorinis' erreichen sollte. Das Meer war ruhig und die Götter der Winde uns hold. Eine günstige Briese wehte unser Schiff beständig in Richtung des Hafens, sanft kräuselte sich das Wasser um uns herum, feinste Wellen tanzten im Kreis um den Bug und zum Heck und unsere Nasen liebkoste der ständige Duft von Salz und Fisch. Doch dann!
    Er schrie es fast, seine Augen weiteten sich, er ballte eine Hand zur Faust und schlug sie in die offene Handfläche der Anderen.
    Dann brach unter den Göttern der Winde ein Kampf aus. Der Ostwind nannte den Westwind einen Feigling, der Südwind den Nordwind einen Stümper und inmitten all dem waren wir. Der Steuermann riss das Ruder herum, versuchte dem wilden Treiben zu trotzen, dem Sturm ins Gesicht zu lachen. Die Bootsleute versuchten, die Segel einzuholen, doch es war bereits zu spät. Fetzen hingen an den Masten, zerrissen und zerfetzt, vom Wind hinausgetragen. Endlos prasselte der Regen auf uns hinab, durchsog einen jeden von uns bis auf die Knochen, bis wir glaubten, die Kälte wurde uns von innen heraus zerfressen. Hinzu kam der Wind, der toste wie wildgewordene Pferde. Die Zügel wurden fallengelassen, das Temprament nicht mehr unter Kontrolle gehalten. Wir schaukelten wie eine Nussschalle im Strudel, drei unserer Männer wurden allein an diesem Tag von Bord geweht. Die dunklen Götter holen sich ihre Opfergaben, ob wir es wollen oder nicht.
    Seine Stimme war immer leiser geworden, melancholisch. Der Schrecken dieses Tages sollte nicht nur gehört, nicht nur erzählt, sondern gefühlt werden. Jeder Mann in der Sturzkampfmöwe sollte um sein Leben bangen.
    Doch wie so oft hat eine Opfergabe eine erstaunliche Wirkung. Zwei Stunden später trieb unser Schiff wieder über einen glatten Ozean, als wären der Sturm nur ein grausamer Traum gewesen. Doch es war kein Traum, wie mir klar war. Ein Traum brach keine Masten, zerriss keine Segel, reisst keine Planken und zerschmettert keine Wände. "Männer!" sagte der Käpt'n, nachdem sich der Sturm gelegt hatte. "wir müssen dankbar sein, diesen Tag unbeschadet überlebt zu haben. Unser Mädchen hat es leider nicht so gut getroffen, also werden wir bald einen Hafen anlaufen müssen, um sie zu retten. Ich möchte, dass jeder von euch sofort schreit, wenn Land in Sicht kommt, verstanden?" Natürlich hatten wir das verstanden. Jeder von uns wusste, was es hieß, mit einem ramponierten Schiff auf hoher See unterwegs zu sein: Der sichere Tod. Und der Tod auf der See ist grausam, ohne Erbarmen. Hier schläft man nicht friedlich in seinem Bett ein, nein. Entweder du ertrinkst: Du kämpfst um dein Überleben, versuchst, die Luft anzuhalten, die Oberfläche zu erreichen, doch alles vergebens. Und noch bevor dein Leben zu Ende geht, wird dein Atem zu Ende gehen. Jegliche Luft wird aus deinem Körper gewichen sein und du wirst nach Luft schnappen. Stattdessen wird Wasser deine Lungen füllen. Kaltes, salziges Meerwasser. Wer etwas mehr Glück hat, der wird vorher von den Haien zerrissen. Zwar schmerzhafter, aber kürzer. Ein kleiner Biss, und es ist vorbei - wenn sie nicht vorher knabbern. Dir ein Bein abreissen, oder einen Arm, dein Blut ins Meer fließen lassen und ihre Fressgier wecken. Das sind wahre Bestien, ohne Gnade. Wenn ihr also wisst, wie der dunkle Gott auf dem Meer ist: Grausamer als irgendwo sonst.
    Glücklicherweise blieb uns dieses Schicksal jedoch erspart. Wir fanden Land, noch bevor der dritte Tag zu Ende ging. Es war eine große Insel, von schroffem Fels, der in einem großen Berg gipfelte, der die ganze Insel in seinen Schatten zwang. Es gab einige kleinere, und eine große Stadt. Ich wurde an Land geschickt, um um Hilfe zu beten: Holz, Nahrung, Handwerker.
    Bald hatte ich das Haus des Mannes gefunden, der uns diese Dinge geben konnte. Es war nicht schwer zu verfehlen, war es doch das größte Haus dieser Stadt. Was sag ich, Haus. Ein Palast, weiß verputzt, mit Säulen und Stuckarbeiten, Löwenstatuen und einem gepflegten Garten. Ich trat ein und wurde von einem hochgewachsenen Mann begrüßt. Er hatte recht dunkle Haut und ein Gesicht, das wie gemeißelt schien. "Sie wünschen?" fragte er mich, in einem seltsam fremden Akzent, der es schwer machte, ihn zu verstehen. "Ich wünsche, euren Herren zu sprechen" antwortete ich ihm, dem Mann geradewegs in die Augen blickend. Er verzog keine Mine, als er mir sagte "Der Herr Shamuel von Sinikalpos ist nicht zu sprechen. Sein Schuh ist nicht auffindbar."
    Lenus blickte in die Menge, erntete ein paar Lacher. Er grinste. Bisher lief alles zu seiner Zufriedenheit, das Publikum hörte zu, auch wenn die Geschichte bisher seicht verlief. Noch hatte sie kaum angefangen, und noch eine ganze Weile würde sie andauern, bis sie zu Ende war.
    Geändert von Lenus (28.05.2012 um 11:28 Uhr)

  15. Beiträge anzeigen #35
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Adsons Nervosität hatte sich gelegt. Lenus war doch noch aufgetaucht und hatte der Sturzkampfmöwe so ein ziemliche Blamage erspart. Jetzt hatte er die Gäste voll in seinen Bann gezogen. Störenfriede wurde vom Publikum schnell zur Ruhe ermahnt, erst mit Blicken, dann mit Worten, schließlich mit der Präsentation der Fäuste. Weiter hatte es bisher nicht kommen müssen, stets war schnell wieder Ruhe eingekehrt.

    Lenus konnte mit seiner Vorstellung bis jetzt durchaus zufrieden sein und auch für die Taverne schien es ein lohnenswerter Abend zu werden. Es kamen mehr Gäste als üblich, welche dann auch, aus Interesse an Lenus' Geschichte, länger blieben als sonst. Adson eilte möglichst leise durch den Schankraum und versuchte den zahlreichen Bestellungen schnellstmöglich nachzukommen. Hinter dem Tresen lag sein Notizbuch und hinter den Worten 'Speisen:' und 'Getränke:' hatten sich schon einige Striche eingefunden.

    'Es werden wohl noch einige hinzukommen!', dachte Adson. Lenus schien noch lange nicht am Ende zu sein, also stand noch eine lange Nacht an. Adson Arme schmerzten noch vom langen Trainieren, aber darauf konnte jetzt keine Rücksicht genommen werden.

  16. Beiträge anzeigen #36
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    Redsonjas Teller war leer, sie selber satt und zufrieden. Dennoch hatte die Provokation des Erzählers einige Gedankengänge ausgelöst. Wenn du wüsstest, was mir alles in meinem Leben bereits widerfahren ist, doch davon wird nie jemand erzählen. Eines Tages werde ich sterben und keiner wird sich an mich erinnern. Dachte sie und blickte dann auf Darjel hinunter, der inzwischen aufgewacht war, mit ihrem Zeigefinger spielte und dem Erzähler mit grossem Interesse zu lauschen schien. Hin und wieder zeigte er seine nicht vorhanden Zähnchen. Da wurde der rothaarigen Kriegerin klar, dass ihre Gedanken falsch waren. Es würden sich einige an sie erinnern. Allen voran Darjel. Doch nicht nur er. Gewiss hatte sich ihr Name auch in Medins Gehirn gebrannt, gleichwohl wie Freiyas. Wer von den beiden gefährlicher für sie war, vermochte sie nicht zu entscheiden.

    Der Erzähler hatte eine Pause gemacht. Er liess seine Worte wirken.

    "Adson, bring dem guten Mann doch etwas zu Trinken. Es geht auf meine Kosten. Nicht dass er noch heiser wird. Schliesslich wollten wir noch deutlich mehr hören."

    Rief sie dann und ein zustimmendes Gemurmel erfüllte die Taverne. Sie blickte sich um und traf die Augen des Wirts. Er stand im Türrahmen zur Küche und überblickte den Raum mit seinem immerzu schiefen Grinsen. Einmal mehr versuchte sie sich zu erinnern, woher er ihr so vertraut erschien, doch war es unmöglich die Begebenheit in ihr Gedächtnis zu rufen.

    Dann wurde es wieder still, denn Lenus hatte den Mund geöffnet und jene Menschen, die an seinen Lippen hingen verstanden das Zeichen zum Schweigen.

  17. Beiträge anzeigen #37
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Was für ein beschissenes Wetter, um verträumt an einer Fensterscheibe zu sitzen und den Regentropfen dabei zuzusehen, wie sie das Glas hinab flossen, denn auf dem Innenhof der Akademie war weder etwas von Träumern noch von Regen zu sehen, stattdessen dümpelten sich hier Sonnenschein und übungseifrige Ich-wär-so-gern-ein-Krieger, die mit stumpfen Schwertern in der Hand herumfuchtelten und dabei versuchten, imaginäre Gegner mit ihren Übungsprügeln zu verhauen.

    So auch ein gewisser Dieb, der sich mit seinem ziemlich ungefährlichen Stück Stahl im Hof der Akademie verschanzt hatte und dabei jene nicht sonderlich gefährliche Klinge durch die Luft zischen ließ, während er selbst hauptsächlich seine Beinarbeit zu trainieren versuchte, damit er nicht bei jedem kleineren Gefecht sofort auf dem Boden lag oder in die ausgestreckte Schneide seines Gegners hinein rannte.

    Momentan stand für Edon Einzeltraining auf dem Programm, um sich ein wenig unabhängig von Rognor weiter im Schwert schwingen zu üben und so eine individuellere Art von selbigem zu ergattern.

    Dazu kam dann, dass er gerade seine Hiebe weit schneller üben wollte, als der Zwerg es unbedingt wissen musste, denn das würde er dann noch früh genug merken, wenn es endlich daran geht, gegen diesen wirklich zu kämpfen und nicht nur immer wieder tumb gegen seine Axt zu hauen...

  18. Beiträge anzeigen #38
    Abenteurer Avatar von Lenus
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    Lenus ist offline
    "Sein Schuh ist nicht auffindbar?" fragte ich skeptisch. Ich war mir sicher, der Mann wollte mich zum Narren halten, doch sein Gesicht blieb ernst. Nicht einmal ein Lächeln, ein Zucken mit den Mundwinkeln. "Jawohl." antwortete er und ich überlegte. War der Mann dumm? Ein Narr? Je länger ich ihn anschau, desto sicherer wurde ich mir dessen. "Euer Herr wird doch mehr als ein paar Schuhe haben." erklärte ich ihm und versuchte mich an ihm vorbeizudrängeln. Sicherlich war er nur ein armer Irrer, der auch einmal etwas zu sagen haben wollte. So dachte ich jedenfalls, doch ein starker Arm hielt mich zurück. "Ich sagte, der Herr Shamuel ist nicht zu sprechen." betete er seine Ansprache herunter. "Jaja, wegen den Schuhen." unterbrach ich ihn genervt. "Hören Sie, unser Schiff ist in einen Sturm geraten und wir brauchen dringend Hilfe. Also lassen Sie mich jetzt bitte zu ihrem Herren?"
    Seine Stimme nahm einen ärgerlichen Ton an, wurde fast wütend, als er den Dialog durchspielte, Gestik und Mimik auf den jeweils Sprechenden fokusiert.
    "Das geht nicht!" antwortete er mir und ich befürchtete schon, die ewig andauernde Lamentation über den Schuh noch einmal ertragen zu müssen. Stattdessen runzelte der Mann die Stirn, besah mich wie ein fremdartiges Tier und legte schließlich eine sehnige Hand um meine Schulter. "Aber Ihr seid fremd hier, nicht wahr? Ich schlage also ein Geschäft im Namen meines Herren vor. Ihr helft uns, dann helfen wir im Gegenzug euch. Lasst uns einen ruhigen Ort aufsuchen, wo wir reden können." Ich bekam es schon mit der Angst zu tun. Ein ruhiger Ort also... reden, wer weiß, welche seltsamen Praktiken die Leute dieses Landes hier darunter verstehen. Mir schauderte.
    Unter einigen Lachern packte sich Lenus an den Schultern und schüttelte sich, ehe er das Glas in die Hand nahm, dass ihm Adson gebracht hatte. Er zeigte auf eine Frau und Lenus verstand.
    Dennoch folgte ich ihm - fürs Wohl der Crew! Wir gingen in ein helles Zimmer, das so gut wie unmöbliert war. Der Mann ging zum Fenster und schloss die hölzernen Fensterladen, sodass nur noch diffuses Licht den Raum erhellte.
    "Die Sache ist uns ausserordentlich peinlich." begann der Mann zu sagen und ich konnte nur zustimmend nicken. Bisher war es wirklich mehr als nur peinlich, was er da redete. "Es gibt eine Sitte hier, in Sinikalpos. Wann auch immer ein Bittsteller vor unseren Herren treten will, muss er diese Schuhe tragen. So wird gewährleistet, dass es kein Tumult gibt und immer nur ein Mann vor unseren König tritt. So ist es seit jahrhunderten Brauch und heiliges Gesetz."
    Langsam dämmerte mir, worauf er hinauswollte. Kein Schuh, keine Hilfe. "Er wurde gestohlen?" fragte ich und der Mann nickte, erstmals zeigte sein Gesicht eine Regung. Er war beschämt deswegen, in seiner Ehre gekränkt. "Und wer hätte das tun können?" bohrte ich weiter nach. Langsam ging mir der Kerl auf die Nerven. "Das ist es ja - jeder! Die Schuhe stehen normal im Palast, vor dem Saal, in dem der Herr normal sitzt. Jeder hätte kommen können und sie einfach nehmen können - wenn ihn niemand erwischt hätte. Normalerweise hätte man an drei Wachposten vorbeilaufen müssen, die schwören, nichts gesehen oder gehört zu haben." Verzweifelt sank der Mann zusammen, in den einzigen Stuhl, der in diesem Raum stand. Er war ein Häufchen Elend, beschämt, seine Pflichten nicht erfüllt zu haben, das war deutlich zu erkennen. "Wer hätte Grund gehabt, die Schuhe zu stehlen?" fragte ich die weiteren, offensichtlichen Fragen. Wieder einmal legte mein Gegenüber die Stirn in Falten. "Mein Herr ist außerordentlich beliebt." antwortete er zaghaft, und ich fragte mich jetzt schon, worauf ich mich da eingelassen hatte...
    Er machte eine kleine Kunstpause, verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl und blickte in die Runde. Inzwischen hatte er die Aufmerksamkeit der Meisten auf sich gezogen und hoffte, dass sie sich schon eigene Gedanken machten.

  19. Beiträge anzeigen #39
    Ritter Avatar von Turang
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    "Zur gleitenden Feder"

    Das Dunkel der Nacht begann, sich über den goldenen Kuppeln Setarrifs zu erheben und ihr Licht mit dem dunklen Schleier der Dunkelheit zu verschleiern. Doch obwohl die Zeit anbrach, Türen und Fenster zu verschließen, war es doch nicht kalt in der Hauptstadt Argaans, denn der Winter ging vorüber.Trotz der späten Uhrzeit saßen Turang und Haldan noch in der Feder, während die Nacht einen arbeitsamen Tag unter ihre Fittiche nahm.

    Entgegen seiner Gewohnheiten trug der Adept nicht das Blau der Magier, sondern seine schwarze Kleidung, die er sonst nur während der Arbeiten in seiner kleinen Werkstatt trug. Er hatte in den letzten Tagen viel Zeit damit verbracht, sich auf die magischen Strömungen seiner Umgebung zu fokussieren und so seine magischen Sinne geschärft. Deswegen war der Buchhändler auch seltsam unruhig, als könne er am äußersten Rand seiner Welt einen dunklen Schatten spüren, der jene Stadt aus der Dunkelheit anstarrte, seine Kraft sammelte und nur auf einen Augenblick Schwäche wartete, um den Willen der Trutzburg Argaans zu brechen. Ein heimlicher Gedanke, der schon verflogen war, ehe er sich ganz in Turangs Kopf hatte entfalten können, trug das Bild Thorniaras, Innos' Stadt, die er noch niemals mit eigenen Augen gesehen hatte, so dicht an Setarrif heran, dass sich sich die Stadtmauern beinahe berührten.
    Vielleicht schlief der Krieg gerade, doch sein Schlummer war seicht und schon das kleinste Rollen mocht ihn schon wieder entfesseln...

  20. Beiträge anzeigen #40
    Schwertmeister Avatar von Sarpedon
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    Sarpedon ist offline
    Der Wirt verschwand immer wieder in der Küche. Dazwischen beobachtete er vom Türrahmen aus die Besucher der Taverne. Sie waren erstaunlich ruhig. Das kam sehr selten vor. Keiner schien ihn zu bemerken, als hätte er einen Mantel aus Unauffälligkeit um sich gehüllt, nur jemand schaute immer wieder zu ihm hinüber. Sie war eine Kriegerin mit roten Haaren. Jene Frau, die er einst entführt hatte und wieder in seiner Taverne hauste. Es war lange her und sie hatte sein Gesicht niemals gesehen. Alle anderen Beteiligten waren inzwischen tot. Ob sie dabei ihre Finger im Spiel hatte? Er schauderte, erwiderte dennoch ihren Blick, als er am Schurken haften blieb.

    Dann glitt er tiefer, von den Augen zum Arm, der nutzlos an ihrer Schulter hing. Wenn er sie los werden wollte, dann jetzt. Er würde sie nur gegen jemanden kämpfen lassen müssen, gegen den sie keine Chance hatte, denn selbst verletzt war ihm bewusst, dass er nicht gegen sie bestehen würde. Nicht im offenen Kampf.

    Er seufzte unhörbar und betrachtete wieder den Geschichtenerzähler. Seine Stimme war angenehm, dafür gemacht vor Publikum zu sprechen. Er lauschte, denn sonst kannte er eher Konzerte und Theater. Zu gerne hätte er selber einmal in letzterem mitgespielt. Ein Drama vielleicht. Eines Tages würde er in einem Drama die Hauptrolle spielen.

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