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Setarrif, die Stadt, die ihren Reichtum pompös demonstrierte. Jedenfalls solange man auf den Hauptstraßen und in der Nähe vom Tempel, Palast und all den anderen Prunkbauten blieb. Abseits davon bot sich so manch anderes Bild und Abschaum gab es natürlich von derselben Sorte, wie in jeder anderen Siedlung. Insofern hatte Thorwyn absolut recht damit, nochmals auf Langfinger aufmerksam zu machen, genau wie natürlich auch auf sämtliche andere Gefahren, die so eine Stadt, noch dazu von dieser Größe, zu bieten hatte. Nichtsdestotrotz würden die drei gewiss kein Übermaß an Vorsicht an den Tag legen, sonst beschäftigten sie sich am Ende einzig und allein damit. Sie würden eben genau so auftreten, wie bei ihren früheren Besuchen in Setarrif, die ja weitestgehend zu ihrer Zufriedenheit verlaufen waren.
„Vielleicht kommen wir bei denen auch günstig unter, wenn ihnen irgendwas von dem Zeug zusagt. Kann man ja miteinander verbinden. Ein wenig Sumpfkraut darf jedenfalls auch in einer guten Heilkammer nicht fehlen und sei es nur als Zutat, die den feinen Unterschied ausmacht, ob eine Substanz ihre volle Wirkung entfacht oder nicht.“ Sie grinste: „So sehr ich was gegen das Zeug habe, gänzlich darauf verzichten kann ich trotzdem nicht.“ Und das lag sicherlich nicht daran, dass die Dämpfe heißer Flüssigkeiten, in denen sich Sumpfkraut befand, auch eine Art Rausch verursachten. Oder doch?
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Aniron hatte den Verband fertig gemacht und deckte Madlen wieder zu. Sie hatte gar keine Zeit gehabt, sie darauf hinzuweisen, dass sie an dem Problem mit dem Mal und dem Zauber schon dran waren. Die junge Frau hatte gar nicht wahrgenommen, dass das Mal schon blasser geworden war. Danee und sie würden aber noch brauchen, bis Madlen sich von dem Zauber befreien konnte, wenn es denn gelang. Denn dazu brauchten sie auch Madlens Willen, loszulassen.
Sie wusste, dass es sinnlos war, dennoch sagte sie zu Madlen:
"Wir werden dafür sorgen, dass hier keiner reinkommt."
Warum dachten immer alle, dass hier jeder die Heilkammer betreten konnte, wie er wollte, um den Patienten was anzutun? Madlen war nicht die Erste, die das dachte.
"Sie hat halt Angst, furchtbare Angst", rügte die Wehmutter sich selber.
Danee trat an Aniron heran.
"Wollen wir?", fragte die blinde Heilerin.
"Gern", antwortete Aniron, berichtete ihr aber dann noch von dem, was Madlen ihr erzählt hatte.
"Soso, eine Fürstin aus Varant?", hakte Danee skeptisch nach. "Hast du schonmal von ihr gehört?"
Aniron versuchte sich zu erinnern.
"Nein, aber ich war ja auch nur in Al Shedim, was in den anderen Städten geschehen ist und was die Schergen Zubens damit zu tun hatten, davon habe ich nicht viel mitbekommen."
Danee nickte.
"Wir werden drauf Acht geben, ich denke, ich kann jemanden an den Eingang der Heilkammer stellen", überlegte sie schließlich. Dann aber feixte sie: "Leider haben die Varanter uns schon infiltriert, da können wir nichts mehr dagegen machen."
"Das ist nicht lustig, wir sollten die Ängste der jungen Frau ernst nehmen", sagte Aniron, obwohl sie wusste, wie Danee es gemeint hatte.
"Oh, das tu ich, das tu ich. Lass uns beginnen."
Aniron setzte sich wieder neben das Mädchen und legte ihre Hände um die Handfläche mit dem spiralförmigen Mal. Danee kniete am Kopfende, ihre Hände auf der Stirn der Schlafenden. Sie nickte und Aniron schloss die Augen.
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"Nein, er ist nicht mein Kind, verdammt noch mal!", antwortete Sergio, nachdem er zum hundertsten Mal von einem Krieger der Akademie gefragt worden war, ob er der Vater des ach so niedlichen kleinen menschlichen Wesens sei, das er mit sich herumtrug. Jedes Mal, wenn er sich in diesen Tagen, in denen er das Kindermädchen spielte, im Innenhof der Akademie aufhielt, um in Ruhe zu trainieren, stellte ihm alle paar Minuten irgendein Idiot diese Frage und beäugte den kleinen Darjel neugierig. Und das mit einem Blick, der so kinderlieb war, dass man glauben konnte, dass sich jeder dieser harten Kerle insgeheim eine eigene Familie wünschte. Und wer nicht fragte, nervte mit neugierigen Blicken. Einige interessierte das alles auch überhaupt nicht, aber das waren bei Weitem die wenigsten. Für die Mehrheit war ein männliches Mitglied der Akademie, das ganz allein mit einem Kind in diesen ehrwürdigen Mauern herumlief, anscheinend etwas Exotisches.
"Tschuldigung, ich frag ja nur. Kein Grund, gleich loszuschreien", verteidigte sich der Fragesteller.
"Doch, ist es. Mir gehen hier nämlich ständig Leute mit dieser Frage auf die Nerven und so langsam reichts. Kapiert?"
"Darf man wenigstens fragen, wo die Mutter abgeblieben ist?"
"Nein!" Und damit widmete sich Sergio wieder seinen Übungen. Darjel hatte er in einen Korb gelegt, den Redsonja ihm gegeben hatte, und auf einer nahegelegenen Holzbank abgestellt. Der Kleine hatte kein Problem damit und schüttelte unentwegt seine Rassel, die ihm "Onkel Sergio" auf dem Marktplatz besorgt hatte. Das Spielzeug war sowieso die Idee des Jahrhunderts, denn erstaunlicherweise hatte sich das nervige Geschrei des Kindes dadurch erheblich reduziert. Vermutlich vermisste es seine Mutter, denn man konnte ihm ja nicht erklären, dass diese bald wiederkommen würde. Trotzdem war es mit dem neuen Spielzeug aus irgendeinem Grund erheblich ruhiger geworden.
Sergio wünschte sich, dass Redsonja bald wieder auftauchen würde, denn allmählich hatte er genug davon, ständig ihr Kind im Auge behalten zu müssen, auch wenn er inzwischen zugeben musste, dass Darjel einem durchaus auch Freude bereiten konnte. Dennoch: Insgesamt war es äußerst anstrengend, den ganzen Tag auf ein so kleines Kind aufzupassen. Nachts bekam man meist nur wenig Schlaf, weil ständig irgendwas los war. Dazu kam, dass es nicht immer eine leichte Aufgabe war, herauszufinden, warum genau das kleine Wesen eigentlich schrie und was zu tun war, um es wieder zu beruhigen. Davon abgesehen war es meist eine echte Herausforderung, dem Kleinen das Essen einzuflößen und ihm Milch zu geben.
Die Milch war ohnehin ein eigenes Kapitel, denn Sergio konnte natürlich nirgendwo Muttermilch auftreiben. Als er sich nach der Rückkehr aus Quasar zum ersten Mal für eine Weile um Redsonjas Kind gekümmert hatte (Beinahearmabhacker Medin sei Dank), hatte er mehrere Stunden damit verbracht, nach geeigneter Tiermilch zu suchen, während ihm Darjel die Ohren vollgejammert und man ihn wie einen auf Kinder spezialisierten Sadisten angesehen hatte. Doch schließlich hatte ihm ein Bauer bereitwillig Milch verkauft und sich dabei über die treulosen Mütter von heute aufgeregt ("Das können sie, die Weiber! Erst die Beine breitmachen und wenn sie dann ungewollt schwanger geworden sind, verschwinden sie, sobald sie geworfen haben! Und wer darfs richten? Wir Männer!" Eine Antwort von Sergio hatte er darauf nicht erhalten).
Derselbe Bauer hatte ihm auch in den letzten Tagen ausgeholfen, denn Redsonja war unterwegs, um gemeinsam mit einer Kampftruppe aus Setarrif die Innosfanatiker aus der Silberseeburg zu werfen. Wie auch immer sie das mit nur einem Arm anstellen wollte. Besser nicht drüber nachdenken. Gern hätte Sergio mitgemischt, aber er musste ja den Aufpasser spielen. Andererseits konnte ihn so natürlich niemand um die Ecke bringen.
Wahrscheinlich hätte Redsonja nicht gefallen, dass Sergio ihren Sohn in die Akademie schleppte, aber die Langeweile im Tavernenzimmer hätte ihn beinahe wahnsinnig gemacht. Und der Schankraum war ebensowenig für ein so kleines Kind geeignet wie der Rest der Stadt, fand er. Blieb also nur die Akademie, wo er praktischerweise weiter an seiner Form arbeiten konnte.
Plötzlich heulte Darjel auf. Dann setzte das Geschrei ein. Sergio fuhr herum und sah, dass die Rassel auf den Boden gefallen war. Also steckte er das Schwert weg und gab dem Kleinen sein Spielzeug zurück.
Eine halbe Sekunde später öffnete sich die Hand wieder und die Rassel landete erneut im Dreck. Das Kind schrie weiter.
Das war kein gutes Zeichen. Es bedeutete: "Ich hab Hunger!" Oder irgendetwas in der Art. Leider befand sich die Nahrung im Tavernenzimmer, sodass nur dort herauszufinden war, ob Darjel tatsächlich hungrig war oder etwas anderes wollte.
Unter den Wieso-stellt-dieser-Trottel-nicht-einfach-das-Gebrüll-ab?-Blicken einiger anderer Männer, die im Innenhof trainierten, hob Sergio seufzend das Spielgerät auf, nahm den Korb und machte sich eilig auf den Rückweg zur Taverne.
Wenn das noch lange so weitergeht, werd ich irre...
Geändert von Sergio (16.07.2012 um 14:52 Uhr)
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Mit nachdenklichem Blick betrachtete sich Bhaal, einstiger Händler und gut betuchter Mann aus Setarrif, im Spiegel. Soviel hatte sich in den letzten Monaten geändert. Kein Handelshaus mehr, kein Reichtum, kein sorgenfreies Leben. Und nichts davon vermisste er! Innos in seiner großen Weisheit hatte ihn von diesen Dingen befreit und einem besseren Leben zugeführt. Zwar war es anstrengender und mühseliger, doch jeden Abend, wenn der einstige Händler das Tuch von seinem Gesicht nahm und erschöpft aufs Bett fiel, fühlte er sich wohl. Er war Glücklich.
In Momenten wie diesen, wenn er vor einem Spiegel stand und sein Gesicht studierte, wurde ihm wieder gewar, wie sein früheres Leben doch Zeichen hinterlassen hatte. Doch auch das neue führte neue hinzu. Doch für den Vermummten war dies ein Zeichen dafür, dass er lebte. Und dies wollte er nie wieder verlieren.
Bhaal öffnete seinen Zopf, befreite das Haar von den dicken Lederbändern und lies es locker über die Schultern fallen. Erst, nachdem der einstige Händler das Haar gekämmt und wieder neu gebunden hatte, band er sich das Tuch vor den Mund und streifte die Kapuze über. Es galt heute, sich zu Meister Kiljian aufzumachen. Denn Bhaal wollte endlich das Schmiedehandwerk erlernen. Material hatte er dafür zu Genüge.
Nicht lange darauf stand der einstige Händler vor der Tür des Schmiedes. Aufregung breitete sich in ihm aus, schoss bis in die Fingerspitzen. Nervös holte Bhaal Luft, straffte seine Haltung und klopfte.
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Jetzt waren sie also in Setarrif und niemand wusste wo sie am besten Abnehmer für Sumpfkraut finden könnten und so hatten sie beschlossen sich aufzuteilen. Während Leyla und Thorwyn den Händler aufsuchten, dem sie schon früher Sachen verkauft hatten, sollte der Neugierige ausfindig machen, wo er das Sumpfkraut an den Mann bringen konnte. Eigentlich keine blöde Arbeitsaufteilung aber irgendwie hatte Barti damit trotzdem den schwierigeren Teil bekommen.
Aber gut, er nahm die Herausforderung an und hatte auch schon bald einen Plan gefasst: die örtliche Taverne sollte sein erstes Ziel sein! Einerseits weil man dort vielleicht Rauchern und damit gleich Käufern begegnen konnte und andererseits weil Wirte immer gute Informationslieferanten waren.
Also betrat der Waldläufer den Schankraum, der um diese Zeit noch nicht all zu voll war und trat zur Theke, wo er den dahinterstehenden Mann direkt ansprach.
"Bewahre!", begrüßte er und bestellte sich etwas zu trinken, denn er wollte es vermeiden, dass sein Gegenüber eine negative Einstellung ihm gegenüber haben könnte, weil er nichts konsumierte.
"Und außerdem hätte ich noch eine Frage. Du weißt nicht zufällig, wo man Sumpfkraut am besten verkaufen kann?"
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Nachdem einer der Magier Jary mit zurück nach Setarrif genommen hatte, hatte sich der Varanter eine Auszeit vom Schießen, von der Magie genommen. Sowohl seine Pfeile als auch die eisigen Fäuste seiner Elementarform hatten ohne zu zögern Leben ausgelöscht oder für immer beeinträchtigt. Doch das alles war fern, sobald er auf dem Königsplatz aufgetroffen war - dachte er.
Dem gelegentlichen Besucher würde es wohl nicht auffallen, doch der ein oder andere Stammgast musste es bemerkt haben - und auch ihm. In der Taverne hatte er auf Abstand gehofft, doch als er den ersten Abend wieder hinter dem Tresen gestanden war, war er schon erschrocken. Ein paar unter den Stammgästen fehlten. Natürlich, ihre Plätze wurden von anderen besetzt, doch die Gesichter blieben. Mit dem ein oder anderen hörte er sich sogar noch unbesorgt plaudern.
Doch auch trotz des Schreckens arbeitete er, verteilte Suppe und Brot, zapfte Bier und schenkte Wein aus. Gerade gesellte sich eine unbekannte Gestalt an den Tresen, wollte ein Wasser haben. Jaryvil streckte bereits seinen Arm aus um einen der Becher herbei schweben zu lassen, als sich die Stimme hinter ihm nun erneut erhob. Sumpfkraut? für einen Moment hielt er inne, hatte den Becher sein lassen und bemerkte erst im letzten Moment, dass dieser gen Boden fiel. Mit schneller Reaktion fing der Magier ihn noch auf, ließ ihn in einen Eimer Wasser tauchen und schließlich auf dem zerkratzten Holz des Tresens landen. Erst dann wandte er sich seinem Gast zu, musterte den Braunhaarigen genauer. Scheint nicht viel älter als ich. bemerkte er in Gedanken. "Dein Wasser." Wie war es in Setarrif um das Kraut bestellt? War es verboten, nicht gern gesehen, akzeptiert? Jemanden damit handeln sehen hatte er jedenfalls noch nicht. Dem ehemaligen Krautdreher kitzelten bei dem Gedanken an das Zeug natürlich die Finger. "Du bist ja ganz schön direkt. Aus dem Sumpfgebiet um Tooshoo?" Ein Nicken war die Antwort. Jary stützte sich mit seinen Armen auf dem Tresen ab. "Ich denke, ich könnte das Zeug gebrauchen. An wieviel hattest du so gedacht? Sollte jedenfalls weniger sein als die Prämie für das Verpfeifen eines Krauthändlers." Jary lachte. Vielleicht gabs dafür ja wirklich ein paar Münzen? Er wusste es nicht, doch was er vermutete war, dass die Rückkehrer von der Silberseeburg oder die Hinterbliebenen der Gefallenen die ein oder andere Münze für ein wenig Ablenkung hinlegen würden.
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Wovon sprach der Wirt denn da? Prämie fürs Verpfeifen? Sie waren ja nicht in Thorniara! Doch es gefiel ihm nicht, dass er dachte Sumpfkraut wäre etwas verbotenes und so zeigte er seine Verwunderung nicht, sondern trat überzeugt auf, auch wenn der hiesige Wirt eher wissen konnte wie die Gesetzeslage war.
"Kommst du aus Thorniara oder wie? Vielleicht sollte ich dann eine Prämie fürs Verpfeifen eines Spions kassieren! Es ist ja hier völlig legal damit zu handeln!"
Hoffentlich hatte sich daran auch wirklich nichts geändert, aber warum sollte es auch? Dann könnten böse Zungen ja behaupten, sie würden es den Rotröcken nachmachen und unterstellt zu bekommen dem Feind etwas nachzumachen, war wohl nicht das Ziel eines Königs.
"So viel kann ich dir anbieten", fuhr er schließlich mit dem Geschäftlichen fort und legte das Paket auf den Tisch.
"Es riecht noch sehr intensiv, wie du bemerken wirst, wenn du hineinschaust, das zeugt von guter Qualität und frischen Pflanzen", gab der Waldläufer sein weniges Wissen über Sumpfkraut etwas beschönigt zum besten.
"Und ich habe einen weiten Weg auf mich genommen, der auch nicht ganz ungefährlich ist. Wenn du die schwarzen Schluchten kennst, weißt du wovon ich rede!"
Beendete Barti schließlich seine Rede und hoffte, dass er einen ganz guten Preis erzielen konnte.
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"Ich wäre jedenfalls etwas vorsichtiger damit." warnte er sein Gegenüber. "Vielleicht wirst du nicht eingesperrt dafür, aber mit einem Paket Sumpfkraut sollte man immer auf der Hut sein. Wenn es nicht die Wachen sind, ist's möglicherweise der Schläger um die Ecke, der dir das Kraut abknöpft. Und Informationen sind schon immer viel wert gewesen." Nun gut, in Schwarzwasser würde man möglicherweise einfach auf die Plantage rennen und sich das Zeug selbst schnappen - sie waren aber in Setarrif. Würde man hier nur laut genug Sumpfkraut rufen, würden sich die einen oder anderen Interessenten sicherlich melden. Die einen mit einem Münzbeutelchen, die anderen mit geballter Faust.
"Wie auch immer. Du bist ja an den Richtigen geraten." Von seinem Gürtel löste der Wassermagier seinen Lederbeutel, der nicht mehr wirklich so gut gefüllt war. Also entschloss er sich, einfach noch einen Beutel von unterm Tresen zu nehmen - ein Teil der heutigen Einnahmen. Sarpedon wäre im ersten Moment vielleicht nicht so erfreut, doch sobald die ersten Stängel verkauft wären, wäre das Geld schon wieder drinnen. "Sind wir im Geschäft? Mal schaun, wie sich das Zeug verkauft, vielleicht können wir dann ja noch öfter was verhandeln." Schlug Jary vor und war in Gedanken schon längst beim Verkaufen des Krautes. Einen Sinn fürs Geschäft musste man eben haben.
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Barti begutachtete die beiden Beutel. Ein Händler würde jetzt vermutlich zum Feilschen beginnen und um jedes einzelne Goldstück verhandeln, doch da der Waldläufer davon eh nicht viel verstand und er zumindest gerade nicht über den Tisch gezogen wurde, beließ er es dabei.
"Jap, sind wir!", bestätigte er und nahm das Geld an sich. Das Paket mit Sumpfkraut verschwand dabei hinter dem Tresen.
"Ich bin Bartimäus. Deinen Namen zu wissen, wäre vermutlich auch nicht schlecht, wenn wir noch öfter Geschäfte machen wollen."
Wirte waren zwar meistens in ihrer Taverne anzutreffen, aber logisch gedacht, konnten sie auch nicht immer dort sein und so würde ein Name vielleicht doch weiter helfen können.
"Hat mich gefreut mit dir Geschäfte zu machen!"
Ja, er war wirklich durchaus erfolgreich gewesen, wenn es Leyla und Thorwyn genauso ergangen war, konnten sie vielleicht schon heute wieder die Stadt verlassen und sich um ihren eigentlichen Plan kümmern.
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Leichter Nieselregen ging auf die Wälder Myrtanas nieder. Madlen und ihr Mann befanden sich irgendwo in der Nähe von Trelis, eine diplomatische Reise, da der Handel zwischen Braga und Trelis gerade etwas ins Stocken geraten war. Verfälschung von Preisen oder so. Mehr wusste Madlen auch nicht. Wie dem auch sei, dachte sie bei sich. Es geht mich ja auch nur indirekt etwas an. Nachdenklich blickte die junge Frau in die Wälder.
Ihr Mann trat an ihre Seite, legte ihr eine Hand auf die Schulter und sprach sanft: „Was überlegst du? Es ist ein herrliches Sommerwetter. Die Stadt ist nicht mehr fern und wir sind einen Tag zu früh. Lass uns spazieren gehen. Der Regen fällt warm auf dein schönes Haar.“
Liebevoll blickte Madlen ihn an und erwiderte: „Ich denke darüber nach, warum du mich nie in der Öffentlichkeit zeigst!“
Mit einem Mal wurde er ernst, ging von seiner Ehefrau weg und hieb fest gegen einen Baum, sodass seine Fingerknöchel aufsprangen. „Ist das denn meine Idee gewesen? Das ist alles Zubens Schuld. Seine ewige Angst vor Intrigen und Verrat. Er fürchtet, dass das Volk dich mehr als seine Herrscherin akzeptiert als ihn und darum hält er dich versteckt.“
„Aber Zuben ist ein guter und weiser Herrscher!“
„Ach, hör mir damit auf! Zuben ist grausam und rachsüchtig. Die Varanter aber wissen von dir. Bei all der Geheimhaltung vom Herrscher, weiß das Volk trotzdem, dass du existierst. Sie wissen nicht, wie du aussiehst und wer du bist, aber sie wissen, dass es dich gibt. Weißt du, wie sie dich heimlich nennen?“ Madlen schüttelte leicht den Kopf. „Die geheime Fürstin oder auch die weiße Frau. Wahrscheinlich hat dich jemand einmal in deinem weißen Kleid gesehen. Wie dem auch sei, du musst aufhören dich so auf die Seite von Zuben zu stellen. Du hast leider ein völlig falsches Bild von ihm und er nutzt das aus!“
„Ich glaube, diesen Punkt haben wir schon oft diskutiert und sind nie der gleichen Meinung gewesen. Belassen wir es dabei. Komm lieber her und lass mich deine Hand verbinden. Danach gehen wir spazieren!“
Ein leises Hmpf war noch zu hören, dann war die Sache beendet. Wenn ihr Mann auch in vielem Recht haben wollte, wenn Madlen die Diskussion beendete, dann war sie auch zu Ende. Das respektierte er.
Es dauerte nicht lang, da war die Hand verbunden. Gerade wollten die beiden losgehen, als ein Rascheln in einem nahen Busch erklang. Zuerst dachten sie, dort wäre jemand. Doch es rührte sich nichts weiter. Damit tat das Ehepaar es ab und ging langsam einen Pfad durch den Wald entlang. Er hatte Recht, dachte Madlen. Das Wetter war wirklich herrlich zum spazieren.
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Jary war erfreut über den unkomplizierten Tausch und verstaute das Paket mit Sumpfkraut sogleich unter dem Tresen, schließlich wollte er es nicht gleich wieder an den nächsten Langfinger verlieren.
"Hat mich ebenso gefreut, Bartimäus. Du wirst mich sicher finden." erklärte er und ließ demonstrativ den leeren Wasserbecher wegschweben. Der blaue Wirt oder der Krugjongleur war ja mittlerweile in Setarrif etwas bekannt. "Aber falls nicht, Jaryvil." Während er sprach, holte er einen Lappen unter dem Tresen hervor und wischte einmal, zweimal darüber um ihn grob zu reinigen.
"Nun, dann hoffe ich, dass wir uns bald einmal wieder sehen. Vielleicht komme ich auch mal nach.. " weiter kam der Magier gar nicht, da polterte einer der Betrunkenen los. "EEEEEY!" schrie er. "Gimma n Bia!" verlangte er und hielt seinen Krug in die Höhe. Wie meist holte sich der Varanter den Krug mit Magie heran, dachte jedoch nicht im Geringsten daran, ein weiteres Bier auszuschenken. "Du hast doch nicht mal mehr n Goldkrümelchen, womit du das bezahlen könntest, Logar." Er war einer der Stammgäste, die die Veränderung bemerkt haben mussten. Der Gute saß nicht mehr wie sonst, mit seinem Kollegen an einem Tisch, denn dessen Platz war die letzte Zeit schon leer gewesen. Der Krieg war überall zu spüren. Nicht nur auf den Schlachtfeldern und Übungsplätzen, sondern auch in den Städten, Tavernen und Häusern. Betten und Plätze blieben leer und nur die Erinnerung blieb den meisten. Gewinn machten die Raben, die Plünderer und die Drogenhändler.
Und während er in Gedanken versunken war, verschwand der Fremde vom Tresen, ließ Jary dahinter mit dem Geruch von Sumpfkraut in der Nase zurück.
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Madlens Körper lernte. Ebenso der Zauber.
Es dauerte diesmal länger, bis Danee es geschafft hatte, in den Geist der Frau einzudringen. Der Körper wandte sich gegen den Eindringling, aber auch, weil er unter diesem Zauber stand. Er wollte nicht, dass noch mehr das empfindliche Gleichgewicht des Lebensfunkens durcheinander brachten.
"Armes Ding", hatte die alte Heilerin noch gedacht.
Nun stand sie hier, inmitten des Waldes. Wie intensiv die Träume der jungen Frau waren. Waren es wirklich Bilder aus der Vergangenheit? Es steckte keine Verwirrung in den Träumen, eher eine klare Linie.
Umso schwieriger könnte es werden, die junge Frau zu überzeugen...
Danee trat entschlossen aus dem Gebüsch.
"Madlen", sagte sie eindringlich. Erschrocken drehten die beiden, Madlen und ihr Begleiter, sich um. Die Blinde hob die Hand und deutete auf den Mann.
"Ihr sagt kein Wort, ich will Euch nichts tun."
Dann ging sie auf Madlen zu.
"Dies ist ein Traum. Ihr seid von einem Zauber befallen. Ihr könnt Euch von diesem Zauber nur befreien, wenn Ihr aufwacht. Wenn Ihr akzeptiert, dass dies nicht Realität ist. Ich werde Euch dabei helfen."
Klare Worte, aber sie wusste, dass es damit nicht getan war.
Aniron
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Und mit einem Mal zerrissen Worte die sanfte Stille. Hinter das Ehepaar war eine alte Frau getreten. Sie redete wirr. Madlen sei in einem Traum gefangen, sie würde nicht wissen, wo sie sei. Ein falscher Zauber. Die junge Frau hatte schon viel erlebt und doch so etwas Ungewöhnliches noch nicht.
Ihr Mann trat entschlossen vor Madlen: „Gute Frau, Euer Alter ehrt Euch, aber geht Euren wirren Vorstellungen woanders nach. Diese Frau ist sicher nicht in irgendeinem Traum gefangen, kein böser Zauber beherrscht sie. Ganz im Gegenteil. Sie ist meine Ehefrau, Fürstin Varants. Und ich bin ein Neffe Zubens. Zieht Ihr meinen Groll auf Euch, so zieht Ihr den Groll Varants auf Euch und dieser wird eine vernichtende Wirkung haben!“
Damit drehte sich das Ehepaar um. Doch die alte Frau gab nicht nach. Wieder sprach der Mann von Madlen, sie selbst gab kein Wort von sich. Zu sehr hin und her gerissen. Sie spürte etwas. Ganz tief in ihr drin dämmerte ihr, dass etwas nicht stimmte. Und die Greisin kam der jungen Frau bekannt vor. Aus einer längst vergessenen Zeit, aus besseren Tagen.
Plötzlich blitzte ein Schwert. „Wagt nicht näher heranzukommen oder ich töte sie!“ Da hatte er Madlen auch schon um die Taille gefasst und drückte sie mit dem Rücken zu sich, die Waffe an der Kehle. „Ich warne Euch. Mischt Euch nicht in Dinge ein, von denen Ihr nichts versteht. Ihr wisst nicht, mit welch mächtiger Magie Ihr Euch anlegt. Verschwindet einfach wieder und alles wird gut!“
Mit weit aufgerissenen Augen blickte die junge Frau die Greisin an. Ihr Mann war nicht mehr da, stattdessen war es Dead Priest. Und da wusste Madlen, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Und mit einem Schlag hatte sie Angst um ihr Leben, so sehr, wie noch nie zuvor.
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Nach den Strapazen der vergangenen Tage war es ein beruhigendes Gefühl, wieder zu dem zurückkehren zu können, das man kannte, zurück auf jenen Weg zu finden, den man einst zu dem seinen erkoren hatte. Für Turang war es nicht nur jene Hütte auf der Einsamen Klippe gewesen, war es nicht nur der Tempel Adanos', der sich wie eh und je in die reinen Höhe über dem Meer erstreckte, es war auch sein kleiner Buchladen, die Feder, der eine Brücke vom Silbersee zurück in das Leben von Setarrif gebildet hatte.
Er hatte den Laden nicht mehr gesehen, seit er mit Iain gesprochen und Tinquilius übers Gebirge gefolgt war. Und doch schien sich kaum etwas verändert zu haben. Er war aufgeräumt, noch gut mit Büchern eingedeckt und Haldan hatte auch ein Verzeichnis von Käufen und Verkäufen geführt.
Ein kleines Lächeln stahl sich über Turang Gesicht, als er die Papiere und Bücher durchging, der Junge war goldwert gewesen. Vor Turang lag eine Liste neuerer Aufträge, in der wie immer der Name "Meister Calamus/Bibliothek" mehr als nur einmal vorkam.
Er schuldete dem Jungen wohl mehr als nur den einfachen Lohn für einen Gehilfen, zu gegebener Zeit sollte er sich einmal eine angemessene Entschädigung für ihn überlegen...
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Gut, gut. Die Dinge entwickelten sich.
Danee hatte dem Mann nicht geantwortet, wenngleich sie ihm auch gut zuhörte, denn er war schließlich der Kern des Traumes.
Nun befand Madlen sich in der Gewalt des Mannes, der seine Gestalt verändert hatte. Und sie hatte Angst, so sehr, dass Danee ihr Zittern sehen konnte.
Danee richtete sich wieder an Madlen.
"Ihr habt gesehen, was geschehen ist, er hat seine Gestalt geändert. Ist so etwas möglich? Nein, ist es nicht. Kein Magier, und sei er noch so mächtig, vermag seine Gestalt derart zu ändern, es sei denn, man träumt."
Sie streckte ihre Hände aus.
"Madlen", sagte sie endringlich. "Es liegt bei Euch, ob dieser Mann Euch wehtun kann oder nicht. Nur, wenn Ihr Euch befreit von Euren Ängsten, könnt Ihr Euch auch von dem Zauber befreien. Wir können das Mal auf Eurer Hand verändern, aber nicht Euch. Das müsst Ihr tun. Ein erster Schritt wäre, mir zu vertrauen.
Ich bin Heilerin in Setarrif. Ich könnte diesen Mann dort ausschalten, aber dann könnte Eure Psyche auch Schäden davon tragen. Das wollen wir nicht."
Es war anstrengend, diese Verbindung aufrecht zu erhalten. Der Zauber wühlte Madlen auf. Aber Danee musste es schaffen. Wenn sie jetzt losließ, würde das Misstrauen in die junge Frau zurückkehren und vielleicht ganz von ihre Besitz ergreifen.
"Löst euch von dem Schrecken."
Aniron
Geändert von Die Wassermagier (16.07.2012 um 21:55 Uhr)
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„Und Ihr denkt, dass es so einfach ist?“, schrie die junge Frau laut. Sie zerrt stark im Klammergriff ihres Peinigers. Und mit einem Mal ließ er los. „Wisst Ihr eigentlich, was ich durchgemacht habe?“
Madlen hatte sich noch nie so klar im Kopf gefühlt, wie in diesem Moment. „Ich bin als Kleinkind Opfer der Varanter geworden, meine Eltern tot, ich als Sklavin. Jahrelang die Drecksarbeit für jemanden zu machen, der nicht mehr von dir hält also von einer Wüstenmaus. Dann lacht mir einmal das Glück zu und was passiert dann? Ich lerne die falschen Leute kennen, verrate meine Freunde, spinne Intrigen und arbeite für einen Mann, der mich für Wegwerfware hält. Und warum? Nur um endlich etwas Anerkennung zu bekommen!“
Die Erscheinung von Dead Priest wollte gerade nach Madlen greifen. Doch die junge Frau schlug ihm mit aller Gewalt ins Gesicht. Alle Wut, alle Enttäuschung der letzten Jahre lag darin. Der Mann fiel wie ein nasser Sack zusammen, da die Jägerin abgerutscht war und seine Kehle getroffen hatte.
Als ob nichts gewesen wäre, fuhr die junge Frau schreiend fort: „Und dann töte ich auch noch den wichtigsten Menschen in meinem Leben, den Einzigen, dem ich je etwas bedeutet habe und nur, weil ER es befohlen hat. Ich war damals krank, sehr krank und nur ER konnte mir helfen…und dann…dann…“
Mit einem Mal fiel Madlen mit den Knien auf den Boden und find stark zu weinen an. All die Wut war weg und machte der Trauer Platz und der Erkenntnis, dass sie nicht die Alleinschuld an dem ganzen Debakel trug, das sich ihr Leben nannte. Nein, sie war mit Sicherheit nicht unbeteiligt, aber sie war ein Opfer der Gesellschaft, ihrer Geburt und eines Zaubers. Ihr ganzes Leben lang hatte man über sie bestimmt, entweder durch ihre Gedanken oder durch andere Menschen. Damit war jetzt Schluss…
Und langsam begann die Umgebung sich aufzulösen, undeutlicher zu werden. Der Brustkorb der jungen Frau hob und senkte sich wieder normal und sie schien jetzt wieder ruhig schlafen zu können…
Den Kopf erhoben und um ein Lächeln bemüht, blickte Madlen zu der Greisin hinauf und versuchte zu sprechen. Nur ein sanftes „Ich danke Euch…“ konnte man vernehmen…
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"Sehr gut gemacht, mein Kind. Nun schlaf."
Danee war sich nicht sicher, ob Madlen ihre Worte noch gehört hatte. Doch sie spürte, dass ihr Körper sich entspannte, spürte, wie ihr Geist zur Ruhe kam. Der Fluss der Magie in Madlens Körper wurde ebenmäßiger und auch reiner.
Der Zauber ließ los, verließ den Körper, um sich im Strom der Magie außerhalb Madlens Geist und Körper aufzulösen. Nach einer Weile öffnete Danee erleichtert die Augen. Ihr war leicht schwindlig, sie fühlte sich extrem erschöpft. Madlen hatte sich auf die Seite gedreht. Ihr Atem ging gleichmäßig und ruhig, sie schlief tief und fest. Aniron hatte der jungen Frau den Schweiß von der Stirn gewischt und führte Danee nun zur nächsten Liege, damit sie sich dort ausruhen könnte.
"Das war nicht einfach, aber es ist geschafft", sagte Aniron und reichte Danee einen Becher mit Wasser.
Die Alte nickte.
"Was ist mit dem Mal?", fragte sie schließlich.
"Es ist nicht ganz verschwunden, nur teilweise. Ich glaube, es ist wie eine Narbe, sie wird es behalten. Aber ich denke, wer nicht weiß, was es ist, erkennt es vielleicht auch gar nicht."
Danee setzte den Becher ab.
"Dann hat es sich wohl mit der Narbe wie mit Madlens Vergangenheit: Sie hat eine Narbe auf ihrer Hand und eine auf ihrer Seele. Damit muss sie lernen, umzugehen, ich denke, das war der erste Schritt."
Aniron nickte bedächtig.
"Na, komm, ab nach Hause mit dir", brummte Danee schließlich und schloss ihre blinden Augen. "Ich bleib hier bis zum Sonnenaufgang. Ich brauche Ruhe..."
Aniron
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Kein schlechtes Geschäft, dachte Thorwyn und befühlte noch einmal den deutlich schwerer gewordenen Geldbeutel an seinem Gürtel, in dem sich ein Teil ihres Erlöses befand – und dieser war noch größer als erwartet ausgefallen durch die toten Tiere, auf die sie im Dschungel gestoßen waren. Irgendein merkwürdiger und sehr rücksichtsloser Jäger hatte sich dort offenbar seinen Weg gebahnt. Den anderen Teil des Erlöses hatte Leyla, so dass sie, falls es doch ein Dieb schaffte, einen von ihnen zu bestehlen, immerhin noch die Hälfte hätten. Vielleicht nicht das beste, aber auf jeden Fall in Ordnung.
In Schwarzwasser verkaufte er eher selten seine Felle, Zähne und was sich sonst noch im Laufe der Zeit ansammelte, dies zum einen, weil ohnehin nur gelegentlich Händler von außerhalb die Ortschaft besuchten, zum anderen, weil sie es sich durch die Unmengen von Jägern, die ihnen ihre Trophäen andrehen wollten, leisten konnten, niedrige Preise zu zahlen. Da wartete Thorwyn lieber auf Gelegenheiten wie diese – in Schwarzwasser konnte er mit einem Haufen Geld ohnehin nicht viel anfangen, die Verpflegung war kostenlos, einen Platz zum Schlafen hatte er auch …
Ob Bartimäus das Sumpfkraut losgeworden ist? Dann könnten wir uns wohl schon wieder auf den Weg machen … ein, zwei Tage im Umland, ein, zwei Tage für den Rückweg, fertig. Ermuntert von ihrem guten Vorankommen zog der Jäger kurzerhand Leyla an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Und die ganze Zeit keine Soldaten, die einen verhaften wollen, keine angreifenden Drachen und kein schlechtes Wetter. Perfekt!
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Kilijan holte tief Luft und erhob sich von dem Stuhl in seiner Schmiede. Er hatte sich kaum hingesetzt, sich eine kurze Mittagspause zu gönnen, und war nicht mal so weit gekommen, sein Brot mit Wurst zu bestreichen. Er schob den Riegel beiseite und öffnete die Tür, wohinter das vermummte Gesicht von Bhaal zum Vorschein kam. Der innosgläubige Büßer war von Kilijan vor etlichen Wochen auf die Reise geschickt worden, Kohle und Eisensand zu besorgen. Es war eine Art Prüfung der Ernsthaftigkeit gewesen, um ein weiteres Desaster wie seinerzeit mit Lodrick zu verhindern - denn das tuchverhangene Gesicht in der Tür wollte von Kilijan das Schmiedehandwerk lernen. Desweiteren würde er die Rohstoffe in der Ausbildung brauchen. "Komm rein." begrüßte Kilijan den Schüler in spe kurz und bündig und bedeutete jenem, sich hinzusetzen, während er selbst sich ebenfalls niederließ und sich wieder an seinen Stullen zu schaffen machte. "Dann erzähl mal, wie ist es Dir ergangen." Der Schmied rechnete kaum mit einem zufriedenstellenden Ergebnis. Umso besser, erstens weniger Arbeit und zweitens ungestörtes Mittagessen.
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Turang atmete die frische Luft des nahen Meeres ein, während er innerlich nach seinem magischen Kern, dem Arenems, Haldans und dem magischen Strom tastete. Die beiden jungen Magier waren im nächsten Augenblick schon verschwunden und traten wieder einen Moment später auf dem Vorplatz des Tempels.
Seit seiner Zeit am Silbersee war der Adept nur sehr spärlich dazu gekommen, seine Fähigkeiten weiter auszubauen. Einen stillen Platz zum Meditieren hatte er zwar oft gefunden, doch leider nur selten die Gelegenheit, weiter am Teleport zu feilen und viel zu wenig jene, sie mit weiteren Personen zu verinnerlichen.
Doch nun, wo er wieder in der Stadt war und er einen eifrigen Gehilfen in seinem Rücken wusste, um gegebenenfalls den Laden zu hüten, konnte er seine Anstrengungen um diese Kunst wieder aufnehmen. Dazu kam noch, dass Haldan ohnehin eine freudige Faszination empfand und Turang nicht lange hatte bitten müssen, um ihn dazu zu bewegen, ihm auch nach Ladenschluss noch ein wenig zur Hand zu gehen. Ebenso auch Arenem, den er selbst als seinen besten Freund im Orden bezeichnen würde.
Es holperte natürlich bei den ersten Versuchen, nunmehr gleich drei Personen zugleich zu teleportieren, ebenso, wie es sich als sehr kräfteraubend erwiesen hatte, doch es war vermutlich besser, wenn er diese Erfahrungen nun machte und sich an die Konsequenzen gewöhnte, als wenn er dies auf bittere Art im Ernstfall erfahren musste. In jedem Fall würde sein Studium nicht beendet sein, ehe er es nicht beherrschen würde, noch eine vierte und letzte Person mit sich zu führen...
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