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    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Aarons Brust hob und senkte sich kräftig. Eine Funken war in seinem Kopf entsprungen und hatte eine zischende Flamme ins Leben gerufen, die um sich griff und die vernünftigen Gedanken verschlang um an ihnen zu wachsen. Es war unrecht und wer immer das hier angewiesen hatte wusste es. Wer immer hier seine Hände im Spiel hatte, hatte nichts gutes im Sinn, verfolgte zweifelhafte Ziele - sie konnten gar nicht verwechselt werden. Sie hatten nichts getan was sie verdächtig werden lassen konnte. Hirogas geflüsterte Worte drangen in ins Ohr des ehemaligen Türstehers doch sie verdampften wie Tropfen auf einem heißen Stein - blieben ohne Wirkung.

    Es war unrecht. Seine Zähne trafen sich, führten einen Machtkampf, aus dem kein Sieger hervorgehen konnte.
    Es war unrecht. Muskelstränge spannten sich, die Arme wurden steif, schmerzten vor Anstrengung.
    Es ist unrecht. Ein Windstoß fuhr in die Flamme, bauschte sie nochmehr auf, sie loderte wie ein Strohfeuer und knisterte gleichzeitig als zerfräße sie den ersten trockenen Stützbalken der Selbstkontrolle. Die Adern Aarons traten hervor, wurden beengt von den engen Ketten.
    Dieses Fürstentum diente Innos mit allem was es ausmachte, doch Innos konnte DAS nicht wollen. Wut stand in seinen Augen. Wut, die das verbrannte Gesicht nur nochmehr verzerrte. Ja, dieser Mann hatte sich verändert. Sein Leben hatte sich veränderte. Einstmals noch hätte er dies über sich ergehen lassen, hätte es akzeptiert und auf sich zu kommen lassen wie es ausging in der Annahme, dass es so sein musste. Nun jedoch war er nicht mehr der eigenbrötlerische Türsteher. Er war Soldat, war ein Streiter des gleichen Gottes dem diese Männer hier dienten und deshalb war es unrecht, was hier geschah.


    Metallscharniere quietschten. Die beiden Gefangenen wurden in jeweils ein provisorisch vergitterten Bereich des Zellenganges gestoßen. Freundlicher weise nahm man ihnen noch die Ketten ab, bevor man sie dort zurück lies. Fragen Hirogas wurden nur mit herabwürdigenden Frasen beantwortet.
    Aaron lehnte sich mit einem Arm an das Gitter, starrte auf den Boden. In seinem Kopf tobte noch immer der Krieg der Gedanken, die Feuerbrunst die scheinbar nicht aufgehalten werden konnte. Wutendbrannt trat er gegen das Gitter, so dass der Schall durch den ganzen Gang hallte und sich selbst immer wieder verstärkte. Schritte kamen den Gang entlang. Ein herabgekommener Gefangener, der das Privileg besaß sich innerhalb der Mauern bewegen zu können um die Nahrungsrationen zu verteilen.
    "Jaja mein Freund. Die Türen halten stand. Das hat schon so mancher versucht und auch ein durchlauchter Sold.. " Dann kam nur noch ein Gurgeln. Zu dicht war der stinkende Kerl an den Gefangenen herangetreten. Die Hand die durch das Gitter geschossen war drückte den Hals des Versorgers zusammen und zog das Gesicht an die Metallstäbe. Aaron hob langsam das Gesicht während sich seine Finger immer weiter schlossen. Er hörte nichts mehr, fühlte nichts mehr, das Feuer war ausgebrochen. Er sah nur noch die Angst des Kerles, dem jeder Ton im Halse stecken blieb.
    Ein Geräusch jedoch drang durch das Knistern des Feuers. "Aaron!"
    Der Soldat warf stinkenden Gefangenen nach hinten und wandte sich zu Hiroga der ihn aus seinem Bann befreit hatte.
    "Es ist unrecht." Die beiden sahen sich einen Moment lang an. Jeder schien den anderen inzwischen besser zu verstehen auch wenn sie nach wie vor nicht viel redeten. Das unfreiwillige Opfer Aarons setzte sich hustend wieder auf und machte sich davon so dass es still wurde.

    Stunden vergingen. Stunden in denen Aaron sich damit beschäftigte mit seinen Augen Löcher in den Boden und die Wände zu starren, bis eine Bewegung seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine Bewegung am vergitterten Fenster das den Keller mit der Außenwelt verband.
    "Sir Hiroga!"
    Der angesprochene konnte nicht reagieren. Er horchte auf, aber seine Bereich hatte kein Fenster, statt dessen nahm Aaron Anlauf, rannte die zwei Meter an der Wand hinauf und griff mit seinen Händen nach dem Gitter.
    Das Gesicht des Burschen zuckte zurück als Aarons verbranntes Gesicht so plötzlich und nicht ganz geräuschlos auf der anderen Seite erschien. Es war der selbe der Hiroga in der Kapelle angesprochen hatte.
    "Ihr seid sein Begleiter, nicht wahr?"
    Aaron nickte.
    "Hört zu. Sie halten euch für Spione vom Festland, die die Lage erkunden um einen Einmarsch zu planen während Fürst Jun ihrer Meinung nach nur losritt um eine Begründung dafür zu haben wieso er den Einmarsch nicht aufhalten konnte, wobei er diesen veranlasst hätte.
    Doch es gibt hier noch Männer die Jun gegenüber loyal sind - nicht dem Hauptmann. Wir tun was wir können. Haltet euch bereit."

    Aaron nickte abermals, dann lies er sich fallen und klopfte sich die Knie ab. Das würde Hiroga interessieren.

  2. Beiträge anzeigen #202
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    Hiroga ist offline
    Zwei Nächte. Zwei verfluchte Nächte in einem verfluchten Kerker. Eiserne Streben, eingerahmt von kaltem Stein. Und noch immer, auch nach diesen zwei Nächten, hatte man ihnen nichts gesagt. Kein Wort war zu ihnen vorgedrungen weshalb man sie fest hielt oder was mit ihnen geschehen würde. Zögerte der Hauptmann sie hinrichten zu lassen? Aus welchem Grund sollte er so vorsichtig handeln? Mit Innos' Hilfe war das Zögern genau das was sie brauchten. Ein wenig Zeit. Mehr nicht. Nur so viel bis Bors Söhne endlich kamen und sie hier heraus holten. Die Frage war nur, wie sie das anstellen wollten. Schlecht bewacht war das Gefängnis nicht, unüberwindbar war das Hindernis aber womöglich nicht. Der Weg aus der Zelle und dem Kerker selbst hinaus dürfte wohl nicht einmal das größte Problem bei diesem Versuch werden. Zwei Türen, Schlüssel brauchte man so oder so. Oder einen verdammt guten Hebel und viel Kraft. Wenn das reichte...
    Schwieriger würde aber der Weg aus dem Kerker raus, vorbei an zu vielen Wachen und aus der Stadt heraus werden. Außerdem brauchten sie ihre Pferde. Es blieb ihnen nur zu hoffen, dass der Hauptmann genug Hirn hatte diesen wertvollen Tieren nichts anzutun. Und dann war da noch ihr Hab und Gut... wie wollten Bors Bastarde den ganzen Krempel unbemerkt heraus schaffen? Sie würden ein Ablenkungsmanöver benötigen oder die ganze Wachmannschaft unterwandern müssen. Die Wachen im Kerker selbst waren mit Sicherheit treue Hunde des Hauptmanns, aber die Wachen am Tor und vor dem Kerker... das konnten gut einige von Juns Männern sein. Wenn die Jungs irgendwie geschickt die Wachschichten verlegen lassen konnten... die dem Übeltäter gegenüber loyalen Männer aus dem Verkehr ziehen... eine Magenverstimmung hier, ein Sturz da, irgendwie würden sie das schon hinbekommen, wenn sie denn wenigstens auf die Idee kamen. Aber er kannte ein paar der Burschen... es waren Bors Kinder... die mussten was im Kopf haben und waren sicherlich geübt darin Mist anzustellen. Unter den Anweisungen ihres ältesten Bruders... konnte das alles vielleicht funktionieren.

    "Bewahre deine Ruhe, man wird uns hier drin nicht verenden lassen.", sagte er an Aaron gewandt und versuchte keinen Zweifel an dieser Tatsache im Raum zu lassen. Sie waren Streiter Innos'. Der mächtigste aller Götter wachte über sie. Sie würden hier herauskommen.
    "Der Herr bewacht uns. Was die Diener seiner Brüder versuchen uns anzutun wird an seinem Schild abprallen. Doch missverstehe das nicht. Innos wird nicht auf die Erde herunterkommen um die Wand zu sprengen. Auch wenn er könnte.", fuhr er fort und suchte in dem Blick seines Begleiters nach Hinweisen, ob dieser verstand was er ihm zu sagen versuchte.
    "Innos hat uns als sein Volk erwählt und das nicht umsonst. Einen Teil seiner Macht hat er uns als Geschenk gegeben, doch er erledigt nicht all unsere Probleme einfach so für uns. Auch wenn er gütig ist. Seine Gnade und Güte zeigt er darin uns einen Weg zu zeigen, wie wir selbst dazu fähig sein können uns zu helfen. Er ist nicht unser Kindermädchen, er ist unser Wegweiser, Ratgeber und Vater. Wenn wir seiner würdig sind werden wir unter den vielen Pfaden den seinen erkennen und wenn wir stark sind werden wir ihm folgen und sehen, dass alles zu seinem Plan gehört. Dass durch seine Kraft, alles einen Sinn hat. Er gibt den Dingen Sinn, wandelt sie ins Gute."
    Eine Perspektive war wichtig. Wichtiger denn je. Wo blieben die Bastarde?

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    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Er hörte Hirogas Worte und zu seinem eigenen Verwundern verinnerlichte er sie. Innos war da, er war es immer. Er sah auf sie hinab und hatte bereits Tore geöffnet die auf sie warteten. Es war sicher. Irgendwo war da etwas. Nachdem die Emotionen wieder abgeklungen waren, war Aaron wieder ganz er selbst. Er saß oder stand und starrte stumm und regungslos auf einen Punkt - lies die Zeit vorbei ziehen. Eine gewohnte Beschäftigung - sowohl als Türsteher, als auch als Stadtwache.
    Gedankenfetzen ohne wirklichen Hintergrund, ohne echten Zusammenhang durchliefen seinen Kopf und waren wohl auch nur da, weil Gedanken eben nie still standen. Letztendlich brachten sie aber keine neuen Empfindungen, keine neuen Erkenntnisse, sie waren einfach da.

    Ein Klimpern unterbrach die Stimme... und gleich darauf schepperte es noch zwei mal. Überrascht sah Aaron auf und besah sich die Ursache. Ruhig drückte er sich von dem Gitter an das er gelehnt hatte ab und ging zu der Wand in der sich das vergitterte Fenster befand. Auf dem Boden lagen drei Gegenstände. Zwei Messer, ein Schlüssel, wobei an den Schlüssel ein Stück Papier gebunden worden war. Diesen Schlüssel reichte er Hiroga durch das Gitter.'
    "Ihr werdet merken, wann der Zeitpunkt gekommen ist. Die Messer nur für alle Fälle. Eigentlich solltet ihr sie nicht brauchen." las der Ordensritter vor, während sich Aaron ein Messer einsteckte und das andere ebenfalls seinem Gefährten reichte.

    "Mh... Hauptsache die haben das vernünftig geplant. Hab keine Lust beim Ausbrechen wieder gefangen genommen zu werden." Hiroga sah auf und musterte wohl die Augen seines Gegenüber um mehr daraus lesen zu können, doch Aaron kam ihm zuvor.
    "Ich zweifle nicht an Innos... nur hab ich gelernt, dass es manchmal klüger ist den Verstand seiner Mitmenschen in Frage zu stellen. Aber was bleibt uns übrig. Warten wir ab und wenn der angesprochene Moment kommt können wir nur tun, was uns möglich ist. Allerdings könnten wir schonmal überprüfen ob der Schlüssel überhaupt passt..."

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    Hiroga ist offline
    Das war einfach. Viel zu einfach. Woher hatten sie verdammt nochmal den Schlüssel?
    Aber sicher... Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, eh seine Mimik wieder zur gewohnten Neutralität zurückfand. Sie waren Bors Söhne und Bors war ein Gardist Juns. Vermutlich war er für solcherlei Dinge für gewöhnlich zuständig und dass seine Kinder keine Schwierigkeiten hatten das Hab und Gut ihres Vaters zu plündern, schien ihm auch nicht allzu weit hergeholt.
    "Du hast es erfasst, wir haben keine andere Wahl und ich persönlich kann darauf verzichten hier unten der Willkür eines Idioten ausgesetzt zu sein. Wenn du dich gut anstellst, musst du vielleicht gar nicht auf andere Menschen vertrauen. Aber ... sei auf alles gefasst, ich habe nicht die geringste Ahnung was uns erwartet.", sagte er mit leiser Stimme und blickte zur Tür, die in den Raum mit den Zellen führte. Diese würde ihnen zweifelsohne weiterhin versperrt bleiben. Der Schlüssel konnte nur einen Sinn haben wenn er die Zellentür öffnete und zwei Schlösser öffnete kein Schlüssel, zumindest seines Wissens nach.
    Vorsichtig ging er auf die eiserne Tür zu, die beschlagene Holztür dabei fest im Blick behaltend. Wenn ein Wachmann herein kam und den Schüssel entdeckte waren sie geliefert. Er positionierte sich vor dem Gitter als würde er gelangweilt durch das Stahlgeflecht blicken und nachdenken. Den Schlüssel hielt er halb im Ärmel seines Hemdes versteckt. Nur für den Fall...
    Mit einem leisen Scharren glitt Metall in Metall. Für einen Augenblick zögerte er noch, atmete noch einmal gespannt ein, dann drehte er leicht seine Hand. Ein leichter Widerstand, doch viel zu wenig um ein Hindernis zu sein. Es passte. Ein wenig weiter und das erlösende Klicken würde zu hören sein. Doch noch nicht jetzt. Behutsam zog er den Schlüssel wieder aus dem Schloss.
    "Hier, versteck ihn so, dass du schnell daran kommst aber der Wärter ihn auch nicht bei genauerem Hinsehen sehen kann. Ich habe keine Tasche ... steck in dir in den Schuh oder soetwas!", flüsterte er Aaron zu und drückte ihm das kleine, so wertvolle Gut in die Hand. "Wobei ich das nicht verstehe... sie müssen eh irgendwie die Wachen im nächsten Raum aus dem Weg schaffen, da hätten sie Tür auch selbst aufschließen können..."

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    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Kaum gesagt, da öffnete sich mit mal die Tür und der Wächter trat herein. Das Gesicht desselben hatte in den Tagen immerwieder gewechselt. Auch jetzt war es wieder ein anderer, der da im wahrsten Sinne des Wortes hereingeschlurft kam. Die Tür, die sich von innen nur mit einem Schlüssel öffnen lies fiel zurück und knallte aber... sie war nicht ganz zu. Ein Handfeger, den der Wächter scheinbar versehentlich mit den Füßen mitgezogen hatte klemmte im Türspalt und der Verursacher schritt einfach pfeifend weiter, als habe er nichts bemerkt. Hiroga und Aaron sahen sich möglichst unauffällig skeptisch an. Der Wächter kam näher und klopfte dann zu allem Überfluss auch noch mit seiner Hellebarde gegen die Zelle des Ordensritters ehe er einen Gang weiter abbog und in den Gängen des Gefängnisses verschwand. Das war mehr als eindeutig.

    Hiroga öffnete schnell seine Zelle und ging schon zu der Tür Aarons um auch diese zu öffnen. Das laute Klacken war kaum zu vermeiden, aber wer sollte daran schon etwas verdächtiges finden, wenn selbst der derzeitige Wärter mit den Befreiern der beiden unter einer Decke steckte? Wie der sich wohl rausreden wollte? Naja... nicht sorgen der beiden, die gerade mehr oder weniger geräuschlos in Richtung des Ausgangs strebten. Hiroga öffnete die Tür und der Blick fiel auf einen weiteren Wachsoldaten der mit seinem Kopf auf dem Tisch mehr als deutlich und schon mit ziemlich unglaubwürdiger Stärke schnarchte.

    Aaron schüttelte nur den Kopf. Es ging weiter. Bei der nächsten Tür jedoch kam man an den eigentlichen Ausgang des Kerkers. Wie sollten sie hier ungesehen rauskommen? Langsam und sehr vorsichtig schob Hiroga den Riegel der schweren Tür zurück und öffnete sie, wobei sie leise knarrte. Sobald ein Spalt offen war höhrte man mit Mal ohrenbetäubendes Getöse von Trommeln und Schalmeien. Gegenüber spielte ein Spielmannszug während wohl gerade einige Wachsoldaten damit befasst waren diesen Lärm zu unterbinden - unter anderem die, die eigentlich vor der Tür des Gefängnisses stehen sollten.
    "Hier lang! Schnell! Wird nicht lange dauern bis der Alarm ausgelöst wird." kam es von links der Tür.

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    Hiroga ist offline
    Es ging schnell. Schnell und viel zu einfach. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Die Jungs hatten erstaunliches geleistet und das auch noch ohne jemanden umzubringen. Der Hauptmann hatte seine Truppe wohl nicht so sehr unter Kontrolle wie er dachte und er würde ohnehin nicht viel gegen die Loyalität der Männer dem Fürsten gegenüber tun können.
    "Habt ihr unsere Sachen?", fragte er flüsternd und eilte dem jungen Mann hinterher.
    "Alles was wir davon kriegen konnten.", meinte dieser nur knapp und führte sie an dem Gemäuer vorbei. Die Dunkelheit war ihnen ein treuer Verbündeter und schützte sie zumindest ein wenig vor neugierigen Blicken. Ihnen würde nicht allzu viel Zeit bleiben bis man ihre Flucht bemerken würde. Es blieb ihnen also nur zu hoffen, dass sie schnell zu den Pferden und irgendwie aus der Stadt hinaus kamen.
    "Wo habt ihr unseren Krempel? Wir brauchen die Pferde!", hakte er unruhig nach. Ihre Freiheit nutzte ihnen wenig wenn sie nicht einmal Waffen hatten um sich gegen eventuelle Verfolger zu verteidigen und ohne Juna ging er generell nirgendwo hin. Seine treue Weggefährtin in den Händen dieses Ketzers zu lassen kam ihm nicht im Entferntesten in den Sinn.
    "Ganz ruhig. Eure Sachen sind so wie es ging in zwei Taschen, die wir an den Sättel befestigen können. Die Waffen müsst ihr so nehmen."
    Der Ordensritter nickte. Es war nicht mehr weit bis zu den Stallungen. Nur noch ein paar Schritt weit. Sie drückten sich leise an die Wand des Baus. Bors Sohn ging voran. Wenn man ihn sah, war es für den ersten Augenblick nicht weiter schlimm. Er war nicht gesucht. Noch nicht. Aber die Dinge würden hier sicherlich bald anders laufen, wenn Jun nicht schnellstens zurück kam. Sie waren sicherlich nur der Anfang gewesen. Vor allem wenn stimmte, was man ihnen gesagt hatte weswegen man sie weggesperrt hatte. Dann würde Jun hier keinen warmen Empfang bekommen. Bors Jungs mussten ihn warnen und ihren Vater auch.
    "Scheiße. Zwei Wachen, direkt bei den Boxen.", sagte der Junge und sah die beiden Königstreuen an. "Stehen direkt bei euren Pferden, also fast jedenfalls... ein zwei Kammern daneben."
    Nachdenklich sah er Aaron an. Wie sollten sie vorgehen? Den Wachen einfach eines überziehen? Er war nicht gut im Schleichen. Doch den Jungen für ein Ablenkungsmanöver missbrauchen. Wenn sie nur irgendwie auf die Pferde gelangen könnten. Skeptisch musterte er die Wand des Gebäudes und das Dach. Es gab Dachluken.
    "Aaron du bist doch so wendig, nicht wahr?"

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    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Der Soldat nickte und kniete sich hin um seine Stiefel kurzerhand auszuziehen. Wenn er schnell sein musste und sich kräftig abstoßen sollte ohne KRach zu machen, konnte er die recht harten Sohlen nicht gebrauchen. Die garstige Schlange namens Keala hatte das zwar auch mit Schuhen hinbekommen, aber dafür fehlten Aaron wohl die nötigen Vorraussetzungen oder das Geschick. Gegebenenfalls würde er zwar keine Zeit mehr haben das Schuhwerk wieder anzuziehen, bevor sie losritten aber dann ritt er eben ohne Schuhe - das würde schon gehen. Er drückte Hiroga die Schuhe in die Hand, der erst zwar skeptisch guckte, dann wohl aber verstand. Aaron sammelte noch einen Kieselstein auf und steckte sich diesen in die Tasche bevor er dann imm Schatten auf das Gebäude zuschlich bis er auf der geschlossenen Hausseite war. Eine günstige Ecke an der sich ein weiteres Haus anschloss in die niemand einfach so ging - vor allem nicht jetzt. So konnte er ohne Befürchtungen ein paar Schritte Anlauf nehmen. Wie einst an einem Baum gelernt führten die Sprünge und Schritte Aaron die Wand einige Meter hinauf ehe er mit den Händen nach einem der Dachbalken greifen konnte um sich hinauf zu ziehen. Besonders verdächtige Geräusche hatte es dabei nicht gegeben. Die Jägerkleidung die er momentan trug, hatte da auch ihren Anteil dran.

    Auf dem Dachboden des Stalls musste sich der Eindringling erst einmal an die spärlichen Lichtverhältnisse gewöhnen. Irgendwie war dieses Gefühl als Einbrecher merkwürdig, neu. Diese Etage diente offensichtlich der Heulagerung. Allerdings war der Boden nicht auf der gesamten Ebene durchgezogen worden. An den beiden schmalen Seiten des Gebäudes war ein Stück ausgespart worden und in der Mitte war zusätzlich noch ein Loch samt Flaschenzug. Das Herz des sonst so ruhigen Zeitgenossen schlug ihm bis zum Hals. Sein ganzes Leben hatte er damit zugebracht ungebetene Eindringlinge zu bemerken. Er wusste worauf die Wachen, wenn sie denn aufmerksam waren achten würden und er wusste welcher kleine Fehler ihn schon den Hals kosten könnte. Von ihm hing alles ab. Ja... in genau diesem Moment war er für Hiroga die Hoffnung für den Weg in die Freiheit. Aber er trug diese Verantwortung nicht allein auf seinen Schultern. Innos war mit ihm.
    Der Ordensritter würde vermutlich schon unruhig werden und so bewegte sich langsam wieder vorwärts, trat dabei auf die Stellen an denen zwischen den Brettern kein Fackellicht hindurch leuchtete, da dort die Balken drunter waren und so ein Knacken des Holzes vermieden werden konnte. Am Rand des Bodens in der Nähe der Wachsoldaten angekommen ging es zum zweiten Teil des Planes über und dazu zog er den Stein aus seiner Tasche.

    "Kannst du mir erklären was das soll? Ich hätt mir heute den Wanst vollschlagen können, aber nein ich werd zum Sondereinsatz abkommandiert und darf im Stall rumstehen, wo nie etwas passiert. Verdammt, normalerweise reicht es doch auch, dass die Patroullie hier ab und zu vorbeischlendert und nach dem rechten sieht. Hier wurden seit Jahren keine Pferde mehr gestohlen."
    "Ach, ich find das gut. Hätte den Abend eh wieder nur mit meinem zeternden Weib verbracht, das mich seit Monaten nicht ranlässt und mir das Geld aus der Tasche zieht. Sei doch zufrieden damit, dass es dafür nen vernünftigen Sold obendrauf gibt. Wir haben hier ja nichtmal was zu tun."
    "Ich scheiß auf den Lohn... ich will saufen."
    "Man... das kannst du doch noch später. Mit dem Geld kannst du dich... was war das?"

    Als beide sich zu der Stelle drehten an der der Stein Aarons klapperte, den er einmal zu der anderen Seite des Gebäudes geworfen hatte, sprang Aaron sofort herunter, bevor die beiden die List durchschauen konnten. Das Abrollen jedoch mussten sie hören und gleichzeitig fuhren sie herum. Eine Faust hämmerte den Kopf des ersten gegen die Pferdebox und nur den Bruchteil einer Sekunde später klemmte der Hals des zweiten in der anderen Hand Aarons und der Aufschrei blieb dem Wachmann im Halse stecken.
    "Pssssshhhhhhh...." zischte Aaron während der Kerl die Besinnung verlor. Armes Schwein. Noch ein Winken in Richtung der Ecke in der Hiroga stand, dann sah er sich um wo Fiona, Juna und das dritte Pferd standen.
    Geändert von Aaron (26.09.2012 um 22:58 Uhr)

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    Hiroga ist offline
    Jetzt ging es also richtig los. Er nickte Bors Sohn zu, dann eilten beide Männer geduckt in die Stallungen. Aaron hatte es tatsächlich geschafft beide Männer fast leise auszuschalten.
    "Ich hol eure Taschen." hörte er den Jungen nur sagen und sah ihn in der Dunkelheit verschwinden. Die beiden Königstreuen hatten Bors Familie viel zu verdanken und viel zugemutet. Zu viel vielleicht. Er konnte nur hoffen, dass sie sich nicht in eine Klemme gebracht hatten, aus der sie nicht mehr heraus kamen. Er hasste es, wenn Menschen für ihn ihr Leben und ihre Freiheit aufs Spiel setzten. Für gewöhnlich war er der Selbstlose, der Held der sich selbst opferte um das Leben anderer zu retten... zumindest wenn sie es Wert waren. Wenn er die Macht hatte - und er wusste Innos gab sie ihm - dann würde er stets versuchen das Leben anderer zu schützen, auch wenn er dabei draufging. Jedenfalls hoffte er das. Damals in Vengard hatte er es getan. Doch die Dinge hatten sich geändert...
    "Schnell. Wir sollten das Pferd des Jägers vorschicken. Es kann die Wachen ablenken. Es sieht dann aus als sei einfach ein Pferd ausgebrochen. Wir können die Verwirrung und das Chaos nutzen um die Wachen niederzureiten und zu fliehen.", sagte er zu Aaron während er zu ihm in die Box kam und begann Juna loszubinden.
    "Sattel Juna und Fiona, dann binde das andere Pferd los und führ es vor die Stalltür, ich nehm unsere Taschen entgegen und mache sie an den Sätteln fest.", wies er Aaron an und eilte wieder zum Ausgang des Gebäudes. Vorsichtig blickte er in die Dunkelheit. Sie durften nicht auffallen. Sie waren so nah dran...
    Aus der Nacht kam ihm Bors Sohn mit einem seiner Brüder entgegen. Beide trugen schwere Taschen mit sich.
    "Eure Kleider, eine handvoll Proviant, eure Wertsachen und die Waffen.", meinte der jüngere der beiden und überreichte ihm die Ledertaschen. Der Ordensritter blickte die beiden mit einem vielsagenden Blick an, und auch ohne ihre Worte verstand er.
    "Die Rüstung... war zu schwer und versperrt-"
    "Schon gut. Ihr habt euch schon genug für uns in Gefahr begeben und ... sie wäre nur eine weitere Last für die Tiere und wir müssen schnell sein.", unterbrach er den Burschen und ging mit den Taschen zu den Pferden. Aaron eilte mit dem fremden Pferd zur Türe, während der Ordensritter sich an den Sätteln zu schaffen machte und die Satteltaschen festzurrte.
    "Ich kann euch und eurer Familie gar nicht genug danken. Ich hoffe ihr habt euch nicht in ernsthafte Schwierigkeiten bringen lassen. Jun und euer Vater müssen gewarnt werden. Sie müssen wissen was hier vor sich geht, sonst ist dieser Ort eine Todesfalle für sie. Ich kann das nicht tun, so gern ich euch auch helfen würde. Aber was ich tun kann... wenn Beliar in den Hauptmann fährt und hier die Hölle losbricht, flieht! Wendet euch an Myrtana, ich werde alles in meiner Macht stehende tun euch Unterstützung zu schicken! Das verspreche ich euch, im Namen unseres heiligen Herrn! Machts gut, Jungs, und danke! Danke für alles!", bedankte er sich bei den jungen, kramte in seiner Tasche und suchte hektisch einen Beutel Münzen aus.
    "Sind auch einige Gorthanische bei, ich hoffe die anderen fallen nicht auf. Aber... verdammt euer Vater ist Myrtaner, was mach ich mir Sorgen, ihr seid immerhin Bors Kinder. Ihr habt euren Vater heute sicherlich stolz gemacht. Möge Innos euch beschützen und euch ewig auf euren Pfaden begleiten."
    Er sprach zu viel. Viel zu viel für diese Situation und ihre Zeitnot. Doch es war wichtig. Sie mussten Jun und Bors warnen und sein Dank war das Mindeste was er dieser Familie entgegen bringen konnte.
    Aaron nickte ihm zu und saß auf. Es konnte losgehen. Er schwang sich auf Juna und nahm seinen Kriegshammer entgegen.
    "Öffnet das Tor und schlagt dem Gaul auf den Arsch oder zündelt mit der Fackel an seinem Schweif rum. Das Tor liegt ein Stück bergab und das weite Land lockt dahinter. Er wird schon dort hin wollen. Wir werden ihn dorthin jagen! Los geht's!", wies er die jungen Männer an und hielt sich bereit. Mit einem Knall gingen die Stalltüren auf und das Pferd des Jägers preschte in die Dunkelheit.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Einige Zeit verstrich, in der Medin eine Antwort schuldig blieb und die Worte des Templers überdachte. Manche der Gedanken teilte er nicht, viele aber schon. Er wusste um Juns Macht und um das einzigartige Charisma des Anführers. Es war Stärke und Schwäche zugleich. Waffe und Falle in einem. Medin war da anders. Auch er hatte bewiesen, Männer in die Schlacht und den Tod führen zu können, doch immer unter der Überlegung um die Verhältnismäßigkeit von Einsatz und Nutzen.
    „Warum glaubt ihr nicht, dass es schlichte Vorsicht ist, die mein Handeln bestimmt?“, entgegnete er schließlich, während er Parceval vorsichtig über einen umgestürzten Baum führte. Sie kamen immer langsamer voran, da der Weg inzwischen stärker anstieg und somit das Auskundschaften des umliegenden Geländes verlangsamte. Aber die Gardisten leisteten gute Arbeit. „Ich war jahrelang General der myrtanischen Armee. Mit bloßem Eifer und Todesmut konnten wir die Orkkriege nicht überstehen. Das gab unseren Schwertarmen vielleicht Kraft, doch Schlachten oder gar der komplette Krieg waren dadurch allein nicht zu gewinnen. Ich denke, auch ihr wisst, dass man einem Feind durch einen Rückzug oder mit gesenkten Bannern manchmal mehr Schaden zufügen kann, als wenn man nur darauf bedacht ist, das Schwertheft möglichst dicht an seinem Brustkorb zu platzieren. Wir bewirken nichts, wenn wir uns zu Staub und Knochen für die Ewigkeit gesellen. Auch in diesem Krieg ist das so.“
    Medin wandte sich wieder ab, um Theobald an dem Baumstamm Platz zu machen.
    „Sir, wir sind bald auf einem Hügelkamm, auf dem wir schneller vorankommen sollten“, kam Qhorin aus dem Unterholz hervor. Sein Pferd hatte er schon vor Stunden an Rogbur übergeben. „Dort sollten wir auch einen Lagerplatz für die Nacht finden.“
    „Gut, geh voran und schau dich dort genauer um“, erwiderte Medin. „Garlen, der Baumstamm braucht ein Zeichen.“
    Während der andere Gardist nickte und sein Messer hervor holte, setzte sich der Paladin langsam in Bewegung, um dem Pfad zu folgen.
    „Und ich habe Familie“, fuhr er dann fort, als hätten die beiden Krieger das Gespräch nie unterbrochen. „Frau und Tochter. Ich bin von Sinn und Notwendigkeit bestimmter Risiken überzeugt und bereit, sie einzugehen. Gleichzeitig kann ich es mir kaum erlauben, mein Leben wegzuwerfen. Ich weiß nicht, ob ihr die Bedeutung begreifen könnt, was es heißt auf so einem Grad zu wandeln.“

  10. Beiträge anzeigen #210
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Das Schwert wieder an der Seite, die Stiefel wieder an. Ja so fühlte es sich wieder besser an. Aarons Kopf dröhnte vor Anspannung und dem lauten Klappern der Hufe während er neben Hiroga her raste. Hiroga ritt bald ein Stück vorraus, da Juna einfach leistungsfähiger war als Fiona. Tief im Sattel trieb Aaron das Tier an. Die ersten Soldaten hatten sie bereits passiert. Ihnen war nichts anderes übrig geblieben als aus dem Weg zu springen. Doch das war noch längst nicht der Anfang. Die Alarmglocke hallte durch die Stadt. Noch fester presste Aaron die Hacken an den Leib des Körpers, feuerte sein Tier mit Rufen an.
    Hiroga entging geradeso einem Speerträger, der aus einer Seitengasse angegriffen hatte. Der nun bemitleidenswerte Kämpfer geriet dann jedoch mit dem Rücken in den Weg Fionas, die sich davon nicht sonderlich beeindrucken lies, da die Waffe in die falsche Richtung zeigte. Ein Schmerzensschrei, ein vermutlich toter Soldat.

    Häusergassen flogen an ihm vorbei. Immer mehr Soldaten kamen in kleinen Trüppchen aus den Nebenstraßen. Ihre Luft wurde dünn. Der Ordensritter passierte eine Enge, die einen Augenblick später von einem Haufen Männer geschlossen wurde. Gerade als die Männer ihre Waffen heben wollten, hieb Aaron Fiona die Hacken in die Flanken und trieb sie mit einem lauten Schrei zum Sprung an. Das Pferd sprang. Die Hufe streiften einen Helm. Aaron sah einen Moment erschrockene Gesichtsausdrücke doch dann war er schon wieder vorbei. Der Vorsprung Hirogas wurde jedoch immer größer und die nächste Gasse war nun versperrt und mit Speeren absolut blockiert. Panisch riss Aaron an den Zügeln und Fiona preschte durch eine Seitengasse.
    Innos, lass es keine Sackgasse sein.
    Für einen Moment lächelte der Soldat dankbar gen Himmel, als sich die Gasse öffnete und eine Straße gen Tor sich offenbarte. Doch schon im nächsten erschrak er fürchterlich als neben ihm plötzlich weiteres Hufgetrappel zu hören war und er sich im Wettrennen mit einem quasarischen Reiter befand. Nur noch eine Hand an den Zügeln zog er sein Schwert und wehrte den ersten Hieb ab und gab dem Gegner gleich noch einen mit, der ihn für einen kleinen Moment etwas aus dem Gleichgewicht brachte, was ihn wiederum wieder Zeit und damit wertvolle Meter kostete. Von der anderen Seite kam nun das Geräusch von Pferdehufen und Aaron holte aus.
    "Aaron, nicht!" Hiroga. Er hatte wohl auch einen Umweg nehmen müssen und so waren sie wieder beisammen. Der Ordensritter hielt auf das Tor zu doch die Lage war nicht gut. Hinter sich einen Verfolger auf dem Gegenweg zwei Reiter im Gallop.
    Der Verfolger holte auch schon wieder auf und schlug nach Aaron, der den Angriff jedoch hatte kommen sehen und die Waffe mit der Parade aus der Hand des Kämpfers beförderte. Dieser, offensichtlich für jede Eventualität ausgebildet griff nach einer zweiten Klinge am Sattel des Tieres doch nun lies Aaron seine Klinge kreisen und durchtrennte das Gurtzeug am Sattel des Kontrahenten. Das Pferd wieherte auf, weil die Klinge auch sein Fleisch verletzt hatte und der Reiter brüllte als er vom Pferd stürzte.
    Über diesen kleinen Sieg freuen konnten er sich jedoch nicht, denn die entgegen reitenden Kämpfer waren schon gefährlich nahe.
    "Ein Königreich für einen Schild." knurrte Aaron wütend und trieb Fiona nochmals an. Hiroga schwang bereits den Hammer um ihn mit gutem Schwung führen zu können. Nun ritten sie genau nebeneinander, damit sich die Gegner nicht gemeinsam auf einen konzentrieren konnten und sahen sich nochmal kurz an ehe sie sich ganz auf den jeweiligen Feind konzentrierten.
    Aarons Richtung führte ursrünglich links an seinem Kontrahenten vorbei durch die Mitte der beiden entgegenkommendenden, doch im letzten Moment änderte er etwas die Richtung und hielt die Klinge links zum Schutz vor. Der Gegner hatte noch versucht seinen Angriff zu variiren, doch zu langsam. Vollkommen schadlos schliffen sie Klingen aneinander ab, während Hiroga den anderen wohl tödlich verletzt hatte und die beiden fanden sich wenige Schritt vor dem Tor ohne Barrikade wieder.

    Das Tor war offen - keine Soldaten. Wie konnte das sein? Die Frage beantwortete sich von selbst, als Aaron drei Wachen mit Bolzen in der Brust vor der Mechanik des Tores liegen sah. Für Nachschub indes waren sie zu schnell gewesen. Er atmete auf, wenngleich sie noch immer in einem Wahnsinnstempo den Weg durch das Tor und die Straße entlang preschten.
    Innos bewahre unsere Gefährten, die zurück bleiben.

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    Hiroga ist offline
    Aufmerksam wanderte sein Blick über den Horizont. Die flache Ebene, bestückt mit ein paar Baumgruppen, bot sich ihm ruhig dar und offenbarte nicht, wonach er gesucht hatte. Zufrieden nickte er und sprang von dem kleinen Felsen herunter. Die Reiter Quasars waren zweifelsohne die besten Krieger im Fürstentum. Immerhin war es Jun, der dort herrschte. Oder es zumindest für gewöhnlich getan hatte. Und wenn irgendjemand Wert auf die Ausbildung der Kavallerie legte, dann wohl der Kampfprediger. Doch diese Männer gestern waren nichts als gewöhnliche Soldaten gewesen. Wer unter Jun als Reiter oder Ritter diente, der war dem Fürsten treu... sie würden keine dieser Männer als Verfolger vorfinden. Dies war jedoch bei weitem kein Grund nachlässig zu werden.
    Er kehrte der Landschaft den Rücken zu und fand sich vor den schmalen Holzhäusern und Hütten des Dorfes, auf welches sie gestoßen waren. Nornheim, Narnheim, Nohnheim... der Name war ihm nicht ganz geläufig, aber so ähnlich musste er sein. Ein paar Höfe, ein klassisches kleines Dorf, das nicht groß genug war um in dieser Gegend vollkommen unabhängig zu sein. Die nächste Stadt würde nicht mehr lang auf sich warten zu lassen. Sie waren den Fluss entlang geritten. An eine Schiffreise war vor der nächsten großen Siedlung die zumindest über eine Anlegestelle verfügte nicht zu denken. Und bevor sie nicht an Bord eines Schoners waren, waren sie nicht sicher vor den Schoßhunden des Hauptmanns.
    "Ich kann nichts erkennen, aber wir sollten dennoch nicht allzu lang hier verweilen. Wir können von Glück reden, dass Bors Söhne gestern so tatkräftig waren und Juns Freunde ebenso. Sonst säßen wir noch immer im Kerker fest. Sie haben wirklich viel geleistet. Wir hatten kaum Widerstand.", sagte er und musterte seinen sich nähernden Begleiter. Es war wirklich verdammt gut gelaufen gestern. Innos hatte eindrucksvoll unter Beweis gestellt wozu seine Diener vereint fähig waren... erneut.
    "Vielleicht haben sie hier einen Schrein. Das wäre der nächste Ort den ich gerne aufsuchen würde. Aber vorher, Aaron, will ich mit dir reden.", fuhr er fort und nahm den Apfel entgegen, den sein Begleiter aus einer der Satteltaschen gekramt hatte. Viel Proviant hatten sie nicht, das Dorf kam ihnen gelegen.
    "Zum einen muss ich sagen du erstaunst mich. Du hast gestern nicht gezögert und bist mit Entschlossenheit und Selbstsicherheit geritten, bist nicht gewichen und hast es mit einem berittenen Feind aufgenommen und dir den Weg in die Freiheit erkämpft. Das ist für eine einfache Stadtwache wie dich eine beachtliche Leistung.", sagte er. Der junge Mann hatte sich wirklich tapfer geschlagen... er lernte schnell und zögerte selten. So lange es nicht in Leichtsinn oder Hochmut umschlug, eine durchaus angenehme Einstellung.
    "Aber vielleicht bist du das auch gar nicht. Womöglich bist du doch ein wenig mehr als eine gewöhnliche Stadtwache. Ich rühme mich eine nicht allzu schlechte Menschenkenntnis zu haben und ebenso ein Auge dafür. Du unterscheidest dich von deinen Kameraden. Du bist bereit zu tun was immer auch nötig ist, handelst dabei rational, entschlossen und verständlich. Du bist nicht kompliziert, du diskutierst nicht lange, du erfasst Situationen, beurteilst sie und lässt Taten darauf folgen, ehe es zu spät ist. Das macht dich zu einem mehr als nur passablen Soldaten.", sprach er weiter. Es war ungewohnt jemandem für seine Arbeit Komplimente zu machen. Doch angesichts dessen, worauf er hinaus wollte, war es vielleicht sogar recht sinnvoll oder eher notwendig. Sein Blick wandte sich von dem jungen Soldaten ab, zurück zur weiten Ebene, die sich vor ihnen erstreckte. "Und wenn ich mich nicht täusche und deine Worte richtig vernommen habe... ist ein weiterer Aspekt in dein Leben eingetreten, nicht wahr?"

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    Aaron ist offline
    Lobende Worte in einer Menge die Aaron am liebsten einfach kommentarlos stehen gelassen hätte. Er hasste es dazu auch noch etwas sagen zu müssen, aber eigentlich musste er das ja auch nicht. Es ging um etwas anderes. Es ging um die Einstellung des Soldaten, die sich gewandelt hatte. Aaron wär ein Narr gewesen, wenn er die zahlreichen Zeichen Innos immernoch nicht verstanden hätte, doch ebenso wie er es hasste, sich zu seinen Fähigkeiten wörtlich zu äußern, hasste er es über seine Gedanken zu sprechen - es sei denn er sprach mit Felia und selbst mit dieser hätte er nicht wirklich ausgiebig über seine Empfindungen dieser Art reden wollen.

    Doch war es Hiroga dem er es verdankte. Es wäre eine Unart ihm seine Frage nicht wahrheitsgemäß zu beantworten und so öffnete er tatsächlich den Mund. "Mein Gesicht ist gezeichnet von Innos Macht. Ich ignorierte seine Zeichen, seine Weisungen, nahm sie wenn überhaupt nur hin. Ich ignorierte sie solange bis er MICH zeichnete. Ich war verloren in der Höhle - Ihr habt die Leichen gesehen. Das Feuer - es kam aus dem nichts. Es brannte nicht einmal eine Fackel dort und plötzlich verbrannten meine Gegner, die sonst mich getötet hätten, während ich mit wenigen Wunden, die bereits heilen davon kam."
    Er hielt kurz inne und fuhr mit seinen Fingerspitzen über die wellige Haut in seinem Gesicht, die schon längst nicht mehr schmerzte, wenn auch noch gerade an den Lippen sehr unangenehm riss.

    "Dann sah ich wie die Streiter Innos' uns in Quasar unterstützten und wie sie selbstlos füreinander einstanden und ich merke selbst wie sich die Sicht auf die Dinge verändert, wenn man etwas hat, das einem Halt gibt. Wenn man glaubt, dass Innos hilft.
    Ja, ich habe mich verändert. Das Kämpfen ist und war schon immer mein Handwerk. Einst mit den Fäusten, dann mit Schwert und Schild und jetzt vom Pferd aus. Doch wirklich nützen tut mir das erst etwas seit dem ich weiß wofür ich kämpfe."

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    Hiroga ist offline
    Gut gewählte Worte., dachte er. Es war verwunderlich welchen Wandel der junge Mann durch gemacht hatte. Zu Beginn ihrer Reise hatte er Innos... wenn überhaupt akzeptiert oder ein wenig Respekt gezollt. Aber jetzt... Wenn er tatsächlich zu Innos gefunden hatte, würde dies viel in seinem Leben verändern. Mehr, als Aaron zu diesem Zeitpunkt vielleicht bewusst war.
    Er könnte ein guter Ordensbruder werden... aber ob er wirklich den Weg zu Innos schon entdeckt hat... so plötzlich? Wir werden es sehen...
    Sein Nicken entließ Aaron aus der Pflicht sich zu dem Thema zu äußern. Sie würden noch genug Zeit haben darüber zu sprechen. Vielleicht mehr als beiden Streitern Innos' lieb war. Er hatte keine Karte die darauf schließen ließ wie lange sie noch reiten mussten und wie weit es bis Gorthar Stadt war. Zudem wartete noch eine Schiffsreise auf sie. Tage oder Wochen, die sie von Argaan trennten.
    "Wir sollten wohl noch heute aufbrechen und weiter reiten, nachdem wir uns ein wenig mehr Vorräte zugelegt haben. Was hast du eigentlich mit dem Gaul vor? Willst du den den ganzen Weg bis Argaan mitschleifen?", fragte er und biss von dem Fallobst ab. Mehlig.

    Seine Gedanken folgten seinem Blick den Horizont entlang und darüber hinweg. Er sehnte sich nicht nach Thorniara, doch er begann langsam auch Gorthar zu verteufeln. Dieser Ort hatte ihm nichts als Ärger und Leid eingebracht. Ihn zu verlassen konnte ihm nur gut tun. Langsam stahl sich ihm ein anderer Gedanke in den Weg. Sollten sie wirklich wieder nach Argaan segeln? Wenn Aaron tatsächlich den Pfad Innos' für sein Leben entdeckt hatte und Erkenntnis erlangen wollte, dann gab es einen anderen Ort an den er ihn zuerst führen konnte. Ein Ort, an dem er erkennen würde, ob der junge Soldat bereit war und wirklich den Feuergott in seinem Herzen trug. Es waren nicht viele Menschen, denen die Ehre zuteil wurde in den Orden Innos' zu treten und ein Teil jener heiligen Bruderschaft zu werden. Wenn Aaron wirklich sein Leben dem Gott der Rechtschaffenheit und Ordnung hingeben wollte, würde er, nachdem er seinen Wert bewiesen hatte, nun auch seinen Glauben und sein Verständnis für die Tugenden Innos' unter Beweis stellen müssen. Welcher Ort könnte dafür besser sein als...
    Das Kloster in Nordmar. Die heißeste Flammen umgeben von ewigem Eis. Jener Berg, der Innos Berührung erfuhr. Wenn nicht dort, wo dann?

  14. Beiträge anzeigen #214
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Er stieg wieder auf und setzte sich langsam in Bewegung, noch einen Bissen im Mund, den er erst einmal hinunter würgen musste. Würgen war von daher passend, als dass das Brot hier in Gorthar irgendwie deutlich... schwerer und voller war. Wenn man da zuviel auf einmal in den Mund stopfte fehlte es mit Mal am Speichel. Nur mit einer Menge aufwand, an der auch die Zunge nicht ganz unbeteiligt war, gelang es den Bissen zu verkleinern und schließlich runterzuschlucken.
    "Ich will ihn verkaufen. Son Pferd bringt nicht wenig Gold und zusammen mit dem bereits gefundenen in der Banditenhöhle reicht mein Anteil bei der Rückkehr nach Thorniara vielleicht für ein Pferd. Fiona werd ich wohl wieder zurück geben müssen. Außerdem ist sie trotz ihrer Gutmütigkeit und Erfahrung zu alt, nicht schnell genug, nicht aggressiv genug.
    Allerdings brauch ich auch einen neuen Schild. Wenn ich bedenke, dass ich mein Schwert eigentlich auch nur habe, weil der Feuermagier Lopadas mir damals zugestand mir in der Hütte mit den beschlagnahmten Sachen etwas auszusuchen, frag ich mich ob ich momentan überhaupt irgendwas habe, was wirklich mir gehört."

    Hiroga grinste.
    "Ein Pferd wär da vielleicht kein schlechter Anfang." Der Ordensritter und sein Begleiter sahen sich genervt an, als plötzlich wiedermal drei Goblins am Wegrand standen und sich wichtig machten. Sie schienen allerdings höchst unzufrieden damit, dass sie ignoriert wurde und zeterten wild umher während die reiter einfach vorbei trabten.

    "Eigentlich bräuchte ich auch eine vernünftige Rüstung, jetzt wo mein Waffenrock dahin ist. Das Ding war sowieso nicht von der robustesten Sorte. Aber woher soll man das ganze Gold nehmen? Der Sold ist lachhaft."

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    General Avatar von Gor na Jan
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    Gor na Jan ist offline
    Der Templer lauschte den Worten Medins aufmerksam und überdachte sie sorgfältig. Selbstverständlich war es mehr als Glaube und Konsequenz, die den Streitern Innos geholfen hatte, ihre Machtposition zuerhalten und nicht zuletzt wieder zu sichern. Das taktische Geschick von zahlreichen Paladinen und nicht zuletzt von Medin selbst hatte er hautnah miterleben dürfen. Doch er wusste auch, dass Überzeugung zu schnell an Fanatismus grenzte und Fanatismus häufig die Sinne trübte. Dabei vergaß er gerne mal, dass es auch Männer wie Medin gab, die die Tugenden der Paladine durch Besonnenheit schärften, anstatt sie zu verwässern.

    Schätzt mich nicht falsch ein. Ich zweifle weder eure taktischen Fähigkeiten, noch die eures Fürsten an. Aus mir sprechen lediglich die Bedenken einiger Erfahrungen, in denen bedingungslose Überzeugung und besonnene Vorsicht ein schwer vereinbares Tauschgeschäft eingingen.

    Inzwischen hatten sie den Hügelkamm erreicht und erst jetzt stellte er fest, wie beschwerlich ihr Weg durch das unwirtliche Waldstück gewesen war. Gerade als der Gor Na glaubte, Medins Verhalten falsch gedeutet zu haben, fuhr der Paladin fort und bestätigte doch noch seine Vermutungen. Er überdachte seine Worte. Eine Familie... Jan hatte immer seine Bruderschaft als seine Familie betrachtet, doch erst jetzt stellte er fest, dass dies eigentlich etwas völlig anderes war. Medin wandelte zwischen den Pflichten und Aufgaben seiner Überzeugung und dem Schutz seiner Familie. Für den Gor Na war das immer eins gewesen, denn seine Aufgabe war der Schutz seiner Germeinschaft und der Kern seines Glaubens. Wenn er bei der Ausübung seiner Pflichten gestorben wäre, dann bei dem Versuch, das zu Schützen, was ihm am meisten bedeutete. Medins Situation war eine gänzliche andere, gespaltene. Der Templer hatte inzwischen nicht einmal mehr das andere. Wie könnte er ihn also verstehen?

    Nein, ich denke nicht, dass ich das kann. Vermutlich kann es niemand, der diese Gradwanderung nicht teilt.

    Der Gor wollte noch etwas hinzufügen, schwieg jedoch. Er wusste nicht, ob es Worte gab, die Medin seine Situation erleichterten. Stattdessen kreisten seine Gedanken um die Frage, wie sein Leben wohl verlaufen wären, wenn er selbst eine richtige Familie gegründet hätte. Eine Frage, die dazu verdammt war, eine Gedankenspielerei zu bleiben. Zwar war er noch nicht zu alt für derlei Dinge, doch er hatte sein Leben, seinen Pfad gewählt und er würde die Prinzipien seiner Kaste nicht ablegen, auch wenn er der letzte war, der sie noch hielt. Es gab Entscheidungen, die man einfach fürs Leben traf, wenn man sich selbst treu bleiben wollte. Und die meisten von ihnen forderten Entbehrungen und ließen einen von Zeit zu Zeit reuevoll zurückblicken.

  16. Beiträge anzeigen #216
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    Hiroga ist offline
    Schmunzelnd ritt er neben dem Stadtwächter her. Seine Situation kannte er nur zu gut aus eigener Erfahrung, auch wenn er mit solcherlei Sorgen nicht mehr allzu viel zu tun hatte. Zu seinen Zeiten in Vengard, mit seiner eigenen Schmiede und dem Großauftrag für die Kavallerie, den Jun ihm verschafft hatte, hatte er bald keine besonders großen Geldsorgen mehr gekannt. Inzwischen war da zwar weder eine Schmiede, noch ein großer Auftrag, doch als Ordensritter ging es ihm trotzdessen nicht gerade schlechte. Und mit Juna hatte er einen wirklich wertvollen Besitz.
    Ja, es waren gute Tage gewesen, die Wochen und Monate vor dem großen Feldzug. Sein eigenes Pferd, ein Titel, eine hohe Position, eine eigene Werkstatt, fast ein eigenes Haus und eine eigene -
    "Sold und Besitztümer sind nicht alles im Leben. Auch das wird Innos dir oft genug deutlich machen. Doch ich kann dich verstehen. Vor allem solche Dinge, die einen Nutzen haben in seinem Dienst. Aber wenn du bereit bist dein Leben nicht nur in den Dienst einer Stadt oder eines Königs zu stellen, sondern in den eines Gottes... nunja dann wird sich wahrlich viel ändern.", sprach er und deutete an was er am Nachmittag gemeint hatte, obgleich er den Soldaten nicht mit der Nase hinein drücken wollte. Er machte ihm kein Angebot. Jedoch wollte er ihm einen Hinweis geben, worauf es ankommen könnte und in welche Richtung es sich lohnte sein Leben auszurichten, falls man bei seinem Glauben an Innos überhaupt noch seinen Schubser benötigte. Außerdem half das Gespräche seine Gedanken zu ordnen und nicht in Gegenden abschweifen zu lassen, die er jetzt nicht gebrauchen konnte... auch wenn sie es verdient hatte.

    "Es ist immer gut sich Gedanken über seine Zukunft zu machen. Innos wird dir den Weg leuchten. Ob du ihn gehen wirst, hängt von dir ab und von der Stärke deines Glaubens. Aber du hast Innos' Macht gesehen. Hast sein Geschenk erblickt. Er hat sich dir offenbart. Das ist eine große Ehre. Du konntest seine Berührung sehen und spüren.", fuhr er fort und betrachtete das Gesicht des Wächters. Ja, spüren in jedem Falle. Er war sich nicht sicher was in dem Berg vorgefallen war. Gedanken hatte er keine daran verschwendet. In dieser Höhle hatte es andere Dinge gegeben die ihn beschäftigt hatten... wer konnte es ihm verdenken, dass er sich nicht auf das Feuer konzentriert hatte. Aber nun wo Aaron es angesprochen hatte war es ihm in der Tat ein Rätsel und die Erklärung des Soldaten, so ungewöhnlich sie auch war, schien nicht unschlüssig. Doch es passte nicht zu Innos. Nicht so offensichtlich. Nicht so deutlich. Doch wenn er wahrhaftig einem Menschen seine Macht demonstrieren wollte, obgleich er es nicht nötig hatte, dann... konnte es wohl möglich sein. Was aber wirklich wichtig war: Das Feuer hatte das Leben der Streiter bewahrt. Die Frage was es ausgelöst hatte war unwichtig. Innos hatte in jedem Fall seine Hand schützend über sie gehalten. Das war es was feststand, denn sonst hätten sie sich längst unter der Erde wiedergefunden. Und das war das, was zählte.

  17. Beiträge anzeigen #217
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Der weitere Verlauf der Wege Innos auf denen er wandeln sollte. Aaron versuchte die sich darauf aufdrängende Frage zu verdrängen. Machte er damit Andeutungen? Egal - der Soldat hasste Spekulationen... im allgemeinen hasste er eine ganze Menge Dinge, die zumeist jedoch damit zu tun hatten, dass man reden oder über unfertige Dinge nachdenken musste. Das widersprach schlichtweg seinen Prinzipien - und davon gabs einige.

    "Ich werde den Weg gehen, der mir richtig erscheint. So habe ich es immer gemacht und werde es weiter tun. Die Aspekte unter denen ich einschätzen kann, welches der richtige Weg ist haben sich allerdings geändert und vielleicht ist das Ziel dann am Ende gar nicht so anders als das, was Ihr im Sinn habt."
    Elendes Gerede... hoffentlich war zumindest mit dem Thema erstmal Schluss für heute.

    Mir geht es nicht um Reichtum. Mir gehts lediglich um das was ich brauche. Das würden andere zwar auch sagen, aber andere meinen dabei keine Ausrüstung um ihrem Dienst nachzugehen sondern eher Gegenstände, die ihrem Wohlbefinden dienen. Ich denke schon, dass das ein Unterschied ist."


    Die kleine Stadt, die sie erwartet hatten kam in Sicht. Eine gute Gelegenheit sich zu versorgen, sich umzuhören und die eigenen Spuren zu verwischen. "Wir sollten in die Taverne einkehren. So tun als betränken... heißt das so? Naja egal, zumindest sollten wir ein wenig trinken und Gerüchte über unser weiteres Vorhaben streuen und damit falsche Fährte legen. Mitten in der Nacht wieder abhauen.
    Wenn wir verfolgt werden, könnte das helfen."

  18. Beiträge anzeigen #218
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    Hiroga ist offline
    Das klang ja fast als habe der junge Soldat Erfahrung darin unterzutauchen und möglichst wenige Spuren zu hinterlassen. Doch die Vergangenheit Aarons war irrelevant. Er hatte zu Innos gefunden und Innos hatte sich ihm offenbart. Welches Zeichen konnte deutlicher dafür stehen, dass einem Mann seine Sünden vergeben und eine zweite Chance zugestanden wurde? Innos war ein gütiger und weiser Gott. Er strafte mit Härte, doch ließ auch Milde Einzug halten in sein Urteil. Das mochte seltsam klingen, ergab aber an sich einen Sinn. Sünden erforderten Gerechtigkeit, so richtete er den Sünder, doch bot er ihm danach die Hand um ihm wieder aufzuhelfen. Es war seine einzigartige Güte.

    "Ein guter Vorschlag. Wir müssen ja nicht nur so tun. Nach all dem was uns in den letzten Tagen widerfahren ist, wird es unseren Gemütern sicherlich gut tun.", meinte er und nickte. Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden, das klang nach einer willkommenen Abwechslung.
    "Wir sollten den Pferden ohnehin ein paar Stunden Rast gönnen und uns selber ebenso. Zwei, drei Stunden, dann kann es weitergehen. Aber das wird notwendig und hilfreich sein. Wir sollten uns bei dem Wirt nach einer Karte erkundigen und nach dem falschen Weg fragen und so weiter... das Wappen auf der Brust dürfte ausreichen um aufzufallen.", überdachte er den Vorschlag und erntete Aarons Zustimmung.

    Eine halbe Meile noch, dann saßen sie ab und passierten das kleine Stadttor, das mehr ein Torbogen war als ein Tor. Es war keine allzu große Siedlung. Ein paar Häuser hier und dort, ein Marktplatz, ein Gasthaus, eine Art Ratshaus oder was auch immer es sein sollte, eine Wachstube. Handwerker, Kramhändler, nicht viel mehr. Die Fensterläden waren geschlossen, vereinzelt trat Rauch aus den Dächern und verriet, dass wenigstens dort noch jemand wach war. Die Taverne war schnell ausfindig gemacht, es gab sogar eine kleine Überdachung und eine winzige Tränke für Pferde. Die drei stolzen Tiere passten gerade so darunter. Besser als nichts.

  19. Beiträge anzeigen #219
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Zum Glück machte Fiona das meiste von allein und der andere Gaul hatte sich auch daran gewöhnt einfach immer mitzutraben während sie die Landschaft durchquerten. Die beiden Männer waren einiges gewohnt, aber die letzten Tage nagten an ihren Nerven und Kräften. Der Plan in der Nacht war ausgeführt worden - ob er den gewünschten Zweck brachte würden die beiden nur erfahren, wenn dies nicht der Fall war und sie von etwaigen Verfolgern eingeholt wurden. Dieses hieß allerdings, dass die Reiter schon seit fast zwei Tagen mit wenigen Pausen im Sattel saßen und auch seit der unbequemen Zeit im Kerker keinen Schlaf gehabt hatten. Sie konnten sich keinen erlauben.

    Aaron für seinen Teil schlief generell nicht viel, oft gar nicht. Aber dieses war dann nicht mit diesen Anstrengungen verbunden gewesen, die in den letzten Tagen, Wochen den Körper belasteten. Es wurde Zeit, dass sie Gorthar Stadt erreichten, Aaron den zweiten Gaul für einen anständigen Preis los wurde und sie ein Schiff bestiegen, dass sie nach Argaan brachte. Es war Zeit für eine Pause.

    Desto erfreuter waren die einsamen Reiter, als sich am Horizont die prächtige Hafenstadt erhob. Aaron hielt auf der Erhebung an und blickte in die Landschaft, die nach wie vor immer flacher wurde, bis sie das Meer erreichte. Noch stand die Sonne hoch am Himmel und lies die Kontraste der frühherbstlichen Natur leuchten. Das Blau des Meeres machte nur einen winzigen Teil des Ganzen aus und doch war es schon erkennbar. Noch vor der Stadt waren einige Gehöfte zu erkennen und sie müssten wohl bis zum Abend hindurch reiten um sie noch am gleichen Tag zu erreichen.
    "Was meint Ihr? Können wir es uns leisten auf einem der Gehöfte um Unterkunft zu bitten und eine Nacht zu rasten, ehe wir in die Stadt einziehn?"
    Geändert von Aaron (28.09.2012 um 17:08 Uhr)

  20. Beiträge anzeigen #220
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Bestimmt rüttelte Medin an dem Deckenbündel, in das sich Theobald über die Nacht eingewickelt hatte. Der Knappe brummte missmutig, schälte sich aber doch aus der wohligen Wärme heraus, während die anderen ebenso schon am Aufstehen waren. Medin hatte die letzte Wache übernommen und war nun schon seit Stunden wach, während das Morgengrauen über die immer näher erscheinenden Bergkämme kroch. Die Landschaft war seit ihrem Aufstieg kärger geworden. Bäume gab es noch, aber sie waren knorrig und meist vom Wind geformt, während der Boden überwiegend aus Steinen und Geröll bestand, die sich mit Krautpflanzen, Moosteppichen und hochmoorartigen Sümpfen abwechselten.
    „Wasch dir erstmal den Schlaf aus den Augen und sieh dann nach den Pferden“, meinte der Paladin zu Theobald. „In einer halben Stunde brechen wir auf.“
    „Reiten oder gehen wir, Sir?“
    „Sattel unsere Tiere, auch wenn wir sie führen werden. Wir sind immer noch im cymrischen Grenzland und sollten auf alles vorbereitet sein.“
    „In diese Berge kommen selten Menschen.“ Giran war neben Medin getreten und deutete auf einen flachen, weiter aufsteigenden Bergrücken in einiger Entfernung, dessen Flanken noch im Schatten lagen. „Das sind die Grövelsjönfjälle. Der seltsame Name kommt angeblich aus einer Zeit, als Cymria noch nicht Cymria war und hieß … was auch immer. Auf der Rückseite liegt ein länglicher Bergsee, an dessen Ufern wir schneller vorankommen sollten. Dahinter können wir in ein Hochtal aufsteigen, an dessen Ende wir das Kloster finden werden.“
    „Wohl noch drei Tagesmärsche bis zum Kloster?“, fragte Medin.
    „Wenn wir weiter so langsam vorankommen“, erwiderte Giran gedämpfter mit einem Seitenblick zu Gor na Jan, der außer Hörweite stand.
    „Jun hat uns nicht auf ein Wettrennen geschickt, sondern um den Weg auszuspähen und uns unbemerkt dorthin zu bringen.“
    „Möglich“, ließ es Sir Giran dabei bewenden, der darüber nicht sonderlich zufrieden schien. „Auf der Hut sein müssen wir aber, bei Innos. Das Gelände wird trügerischer, ebenso wie das Wetter. Es schlägt schneller um und oft kommt Nebel auf. Als ob Adanos persönlich uns das Vorankommen erschweren will.“
    „Nebel?“, fragte Garlen, der nun auch hinzugekommen war. „Hoffen wir, dass da wirklich nur Adanos seine Spielchen treibt.“
    „Giran, du und Gilles kennt den Weg“, ergriff Medin wieder das Wort. Er konnte jetzt keine wilden Gruselfantasien gebrauchen. Nicht so früh am morgen. „Reitet zurück zu Jun, seht wie bei ihm die Lage ist, erklärt ihm das weitere Vorgehen und schließt dann wieder zu uns auf. Wir werden die Gegend weiter auskundschaften und dem Weg weiter folgen.“
    „Aye“, bestätigte Giran. „Möge Innos mit euch sein.“
    „Und mit euch, Giran. Gebt auf euch acht.“

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