|
|
-
23.03.2012 17:09
-
[Story] A new story
#1
|
Also erst mal... nicht auslachen...
Das da unten kommt dabei rum, wenn man man in einem sogenannten FK-Psychoseminar stundenlang einem langweiligen Dozenten zuhören SOLLTE, und dabei zuviel Zeit in Himmelsrand (und seinem Forum) verbringt, ohne es gerade spielen zu können.
Meine Heldin und ihr Argis. Das Ende und vor dem eigentlichen Spiel.
Mal gucken, ob ichs weiterschreibe oder ob das heut nur ein One-day-Text war.
________________________________________________________________________________ ___
Wie versteinert saß sie in der kalten Ruine auf dem Thron des Draugrfürsten und starrte auf den blutüberströmten, leblosen Körper in ihren Armen. Gleich würde die letzte Fackel im Raum erlöschen. Erlöschen wie das lebhafte Glitzern seines Auges. Sie küsste die noch warmen Lippen ein letztes Mal, ließ seinen Körper sanft zu Boden gleiten und stand auf.
Jetzt musste sie sich darum kümmern, dass er eine ehrenvolle Aufnahme bei den Gefährten von Ysgramor finden würde.
Sie webte einen Kerzenscheinzauber und begann zwischen den zahllosen Leichen nach brauchbarem Holz zu suchen. Ihr zerschundener Körper schmerzte und schrie nach Ruhe. Die würde er erst bekommen, wenn auch der Letzte der feigen Mörder ihres geliebten Mannes seinen Platz in der Unterwelt gefunden hatte.
Während sie auf einem der Einbalsamierungstische Holzscheit um Holzscheit für das Verbrennungsritual zusammentrug, schweiften ihre Gedanken, ohne dass sie deren Herr werden konnte, in die gemeinsame Zeit ab.
„Ihr werdet diesen Mann heiraten!“
Sie stand vor ihrem Vater. Seine Wut erschreckte sie, aber sie gab es nicht zu erkennen.
„Nein, mein Vater. Ihr wisst, dass Ihr mich nicht dazu zwingen könnt. Und Ihr wisst ebensogut, dass ich bereits auf dem Weg zur Akademie in Winterfeste bin. Ihr…“
„Schweigt Tochter. Dann werdet Ihr diesen Mann vorher heiraten.“
„…“
Die Stimme des alten Jarl wurde sanfter.
„Meine Tochter, meine Zeit ist bald abgelaufen. Dann werdet Ihr Jarl von Markarth sein. Die Zeiten sind hart und durchtrieben. Wir werden von den Abgeschworenen bedroht und auch die kaiserlichen Truppen bedrängen uns immer mehr. Ulfric Sturmmantel hat noch lange nicht die Macht uns zu unterstützen. Ihr werdet in Argis einen ehrenhaften starken Ehemann an Eurer Seite haben. Und Ihr werdet ihn brauchen.“
„Vater, dieser Mann ist ein Huskarl.“
„Dieser Mann ist ein Karl, ein freier Mann, der unserem Haus den Eid der Treue bis zum Tod geschworen hat.“
Ihr Vater richtete sich zu seiner vollen, immer noch beachtlichen, Größe auf und seine blauen Augen durchbohrten sie wie ein Pfeil.
„Dann ist es beschlossen. Ich werde den Vogt anweisen, die Feierlichkeiten zu arrangieren.“
Der Tempel in Rifton war nicht groß und nur mit einfacher Ausstattung gesegnet. Umso unrealistischer wirkte die fein gekleidete Gesellschaft. Die Banner, die gedämpfte Geräuschkulisse und die schon fast unnatürlich schön wirkende Braut.
Lange weißblonde Haare zu einem dicken Zopf geflochten, der bis weit in den Rücken reichte. Ein Golddiadem mit Smaragden, der Farbe ihrer Augen. Eine smaragdgrüne Samttunika, gerafft von einem goldenen edelsteinbesetzten Hüftgürtel, über einem scharlachroten bodenlangen Kleid.
Draußen hörte man das trappeln von Hufen. Kurz darauf öffnete sich die Flügeltür.
Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Wer war dieser Mann, der es wagte sie, die Tochter eines mächtigen Jarl, sie, eine belesene, magiebegabte Frau nicht nur wie eine Tavernenhure warten zu lassen, sondern auch noch in einer vollständig verschmutzten einfachen Nordrüstung aufzutauchen.
Gestern war allgemeiner laugardagur gewesen. Er schien davon völlig unberührt zu sein. Immerhin hatte er seine blonden schulterlangen Haare durchgekämmt und die seitlichen Zöpfe mit feinen Lederstreifen neu geflochten.
Finster warf sie ihrem Vater einen Blick zu, der sich allerdings unbeeindruckt daran machte die Zeremonie zusammen mit dem Priester zu beginnen.
Die Eheringe wurden getauscht. Dabei sah sie ihm das erste Mal bewusst ins Gesicht.
Ein markantes Gesicht mit rehbraunen leuchtenden Augen, vollen Lippen und einem sehr gepflegten blonden Kurzbart.
Auf der rechten Wange prangte eine große dunkelrote Tätowierung zu Ehren von Freyr, einem der Alten Götter. Seine Stimme kam tief und rau aus dem mächtigen Brustkorb. Seine Hände waren trocken, warm… und sauber. Er war ein großgewachsenes muskulöses, ausgesprochen ansehnliches Mannsbild, bei dem sich jede Frau nach einem Leben an seiner Seite verzehrt hätte.
Ihre Pläne waren aber andere.
„…Treue bis zum Tod und darüber hinaus“ hörte sie erst ihn, dann sich sagen.
Der Eheschwur war noch nicht verhallt, als sie die Halle verließ und sich auf Argis’ Pferd schwang. Sie hatte ihren Teil eingehalten und diesen Mann geheiratet. Mit nur ihrer Hochzeitsrobe bekleidet und einem verzauberten Dolch bewaffnet, galoppierte sie in die Dunkelheit hinaus, Richtung Winterfeste.
|
|
|
|
|
-
27.03.2012 13:59
#2
|
Zusammengefasst, damit nicht jedes Mal ein neuer Minipost erscheint.
Keine Minute später bäumte sich das Tier mit einem riesigen Satz auf und brach dann röchelnd zusammen. Sie wurde hart auf den gefrorenen Boden geschleudert und rang nach Luft. Schemenhaft erkannte sie mehrere Pfeile, die im Körper des Tieres steckten, ganz gezielt geschossen um ein weiteres Fortkommen zu verhindern, aber dem Tier dann einen schnellen Tod zu ermöglichen.
Den Dolch in der Rechten, einen Stein in der Linken, schnellte sie wie eine Katze dem auftauchenden Schatten entgegen. Und prallte gegen einen Körper, der sie wie eine Feder im Wind abfing. Stein und Dolch fielen zur Erde.
„…Argis…Ihr?“
Über seiner Nasenwurzel hatte sich eine tiefe Querfalte gebildet und seine Augenbrauen schienen in der Mitte zusammengewachsen zu sein. Wortlos stellte er sie auf den Boden, drehte sich herum und begann die Pfeile aus dem toten Tier zu ziehen.
„Meine Gemahlin, Ihr könnt gehen wohin es Euch beliebt. Nach der Hochzeitsnacht, wie es Brauch ist.“
„Ihr habt Euer Pferd erschossen? Für eine Nacht mit mir?“
Insgeheim bewunderte sie die Bogenkünste ihres Mannes.
„Für Euch, teure Gemahlin...“ Weiter kam er nicht.
„Dann lasst sie uns vollziehen, hier und jetzt.“ Sie riß ihr Kleid auf.
„Ihr seid sehr sehr schön. Ich sollte ein glücklicher Mann sein.“ sagte er leise. „Und jetzt nehmt diese Decke und bedeckt Euch. Ihr wisst so gut wie ich, dass diese Nacht in unserem Heim stattfinden muss.“
So kam es, dass sie sich statt auf dem Weg nach Winterfeste, in die Decke eines toten Pferdes gehüllt auf dem Weg zu ihrer Hochzeitsnacht in Markarth befand.
Der Abreisemorgen in Rifton entsprach ihrer Laune: dumpf, neblig, grau.
Auf Anordnung ihres Vaters hatte sie ihrem Mann ein neues Pferd kaufen müssen und sich für einen wunderschönen Rappen entschieden. Bewundernd stand Argis davor, strich über die wohlgeformten Proportionen des Tieres und schwang sich dann auf ihren alten Zelter.
Ihren erstaunten Blick beantwortete er mit den Worten:
„Er ist Euer, denn das Geschenk entspringt nicht Eurem Herzen sondern dem Befehl Eures Vaters.“
In einer Mischung aus Wut und Verwunderung sprang sie auf den Rücken des Rappen und die kleine Gruppe, bestehend aus ihr, dem alten Jarl, Argis und zwei Wachen, machte sich auf den langen Weg quer durch Himmelsrand zurück nach Markarth.
Die ersten Reisetage verliefen ohne besondere Ereignisse. Ein paar Bären, ein paar Banditen, Zweiglinge, einige Wölfe und Säbelzahntiger.
Sie beobachtete mit welcher Souveränität ihr Mann seine Waffen beherrschte, während er mit Interesse, aber auch einer spürbaren Angst ihre magischen Angriffe verfolgte.
Im Zusammenspiel bildeten sie einen für Feinde fast undurchdringlichen Schutzwall für den alten Jarl, dem die Strapazen der nun zweiten langen Reise deutlich anzumerken waren.
Mit Genugtun bemerkte dieser wie sich seine stolze Tochter und der von ihr nicht gewollte Ehegatte Schritt für Schritt einander annäherten. Wenn sie sich vll. auch nie lieben würden, aber sie würden einander respektieren und achten. Eine wesentlich stabilere Grundlage als Gefühle, die an der nächsten Ecke von einer Dirne schon wieder ins Wanken gebracht werden konnten. Für Gefühle war kein Platz in Himmelsrand in diesen Zeiten.
Sie hatten es nicht bis zum Gasthaus in Ivarstatt geschafft und mussten im Freien übernachten. Aus Pferdedecken, Geäst und Steinen bauten Argis und die Wachen eine Art Zelt für sie und ihren Vater.
Aus selbigem heraus schaute er den Vergnügungen seiner Tochter und ihrem Ehemann zu, die beschlossen hatten, sich gegenseitig in ihren Kampfdisziplinen zu unterrichten. Erhitzte Gesichter, fröhliches Gelächter, ihr Zopf hatte sich längst im Eifer der „Gefechte“ aufgelöst und so kämpfte sie nicht nur gegen ihren Gatten sondern auch gegen eine „schlechte Sicht“. Sie war gut, aber gegen die fließenden, schwungvollen Bewegungen ihres Mannes wirkten ihre Manöver seltsam steif.
Aber auch ihre Stunde schlug an diesem Abend. Seine Sicht ihrer Magie war eine ganz einfache: gefährlich, und so weigerte er sich vehement, den kleinen Feuerball zu nehmen, den sie ihm zur Übung reichen wollte. Es kostete sie viel Zeit und noch mehr Worte. Schließlich nahm sie seine Hand und legte den Zauber ganz vorsichtig hinein.
„Zauber sind abhängig von der Stärke Eures Geistes.“ dozierte sie vor sich hin bis sie ihren Mann ansah und laut loslachte. Stocksteif stand er und starrte sie an als hätte er einen der Daedrischen Fürsten selbst im Visier.
„Argis mein Gatte, entspannt Euch. Sonst werdet Ihr Euch nur selbst verletzen.“
Schließlich ging sie auf ihn zu und zog ihn zu sich herunter und gab ihm einen langen Kuss.
Der Feuerball löste sich aus seiner Hand und fuhr ungezielt in die Büsche. Ein lauter Schrei ertönte, das Holz knackte, heraus kam eine der Wachen mit heruntergelassenen brennenden Hosen und rannte schnurstracks in den angrenzenden Tümpel.
|
|
|
|
|
-
27.03.2012 21:01
#3
|
Die Nacht war unnatürlich still. Keine vertrauten Geräusche von Tieren, die durch die Büsche strichen, kein Zirpen der Grillen, kein Nachtvogel, der schrie und trotzdem fanden sie alle keine Ruhe. Es war als hätte man die Welt in einen dunklen schweren Leinensack gepackt, der alles dämpfte.
In einem seltsamen Alp-Wachtraum hörte sie ein fernes Donnern, Grollen und Brüllen, das den Himmel erfüllte. Riesige krallenbewehrte Schwingen warfen Schatten, die alles verschlangen und nichts zurück ließen als blanke Schwärze.
Der Morgen kam wie immer, es wurde hell wie immer. Sie stand auf und wischte die Gedanken an die letzte Nacht beiseite. Im Tümpel wusch sie sich und zog frische Reisekleidung an bevor sie zu den Pferden ging, wo Argis bereits damit beschäftigt war, die Utensilien zu verstauen. Auch er musste sich gewaschen haben. Sein blondes Haar und der frisch geschnittene Bart glänzten wie Gold in der Sonne.
Sie nahm die Zügel ihres Pferdes und hielt sie ihm hin.
„Nehmt Ihr ihn jetzt? Ich gebe ihn Euch von Herzen.“
Dabei fiel ihr auf wie aschgrau sein Gesicht wirkte und sie wusste, auch er hatte es gehört und gespürt.
„Drachen…“
„Was?“
„Drachen!“ Geistesabwesend nahm er ihr die Zügel aus der Hand: „Es sind Drachen.“
Jetzt geh ich mal besser meinen RL- "Argis" suchen. Der flog nämlich eben noch durch die Bude hier und nu isser in blanker Schwärze verschwunden.
|
|
|
|
|
-
29.03.2012 22:24
#4
|
„Vater, sollen wir bei den nächsten Ställen eine Kutsche nehmen?“
Der alte Mann neben ihr nickte immer wieder auf seinem Pferd ein und drohte herunterzufallen.
„Ein Jarl reist nicht in einer dreckigen Kutsche!“ Hellwach war er mit einem Mal. „Mir geht es gut meine Tochter, …und wenn ich mir Euer Reittier heute so ansehe, war meine Entscheidung Euch mit Argis zu vermählen die Richtige!“
„Ich gebe zu, es war keine Falsche. Er scheint ein guterMann zu sein.“
Winterfeste, sagte ihr Kopf. War dieser Lebenswunsch jetzt,nach ein paar Tagen, wirklich schon so weit ins Abseits gerückt?
„Er hat Euch schon als Kind geliebt.“
Fragend sah sie ihren Vater an; dann tauchten Erinnerungsbilder auf. Ein schmaler blonder Wirbelwind, einige Jahre älter, der sie ständig mit seinem Holzschwert attackierte und an ihren Haaren zog. Es war der Sohn des 1. Offiziers der Markarth-Wache gewesen.
Sie lachte. „Na, wenn Ihr Hiebe, spucken und ausgeschlagene Kinderzähne als Liebesbeweise seht, dann hat er mich wirklich geliebt.“
„Nun meine Tochter, wenn ich mich recht entsinne, habt Ihr Euch gebührend revanchiert. Verbrannte Kleidung, verbrannte Haare, beißen,kratzen. Er sah oft recht mitgenommen aus.“
Sie kniff die Augen zusammen und suchte in der Ferne nach Ihrem Mann, der ein ganzes Stück vorausgeritten war, um die Straße zu sichern.
„Wo waren er und seine Familie all die Jahre?“
„Er hat sich mit seinem Vater den Sturmmantel-Truppen im Kampf gegen die Abgeschworenen angeschlossen. Thoren ist dabei gefallen. Danach haben seine Mutter und er eine große Holzmühle betrieben, bis sie, ebenfalls von Abgeschworenen, ermordet wurde. Er gab die Mühle auf, weil er wieder kämpfen wollte und trat in die Dienste unseres Hauses. Seitdem hat er sich mehr als einmal bewährt. Ich habe ihm Vlindrel Hall als gemeinsame Heimstatt für Euch gegeben und dort werdet Ihr leben bis Ihr Jarl seid. Ich wünsche auch, dass Ihr Eurem Ehegatten den Respekt entgegenbringt, den er verdient.“
Verärgert über den letzten Satz, trieb sie ihr Pferd voran.„Keine Sorge Vater, vielleicht bekommt er mehr als das.“
Es ging stetig bergauf, die Straße wurde zum Schlammweg, schließlich zu gefrorenem Boden. Erst waren es nur einzelne Schneeflocken, die der eisige Wind vor sich herjagte. Bald war selbst der Vorausreitende nur noch schwer auszumachen. Die Pferde wurden unruhig und den Reitern gefror alles was auch nur ansatzweise aus den schweren Pelzüberwürfen herauslugte.
Es würde besser sein an einem geschützten Ort den Schneesturm abzuwarten. Unter einem Felsüberhang gebot Argis ihnen zu halten.
„Ich weiß, dass hier in der Nähe eine Ruine der Altvorderen ist. Lasst sie mich suchen und dann kehre ich zurück um Euch zu holen.“
Ihren Wunsch ihn zu begleiten, erstickte er kurzerhand mit einem spitzbübischen Funkeln in seinen Augen und einem Kuss.
„Bleibt bei Eurem Vater. Schießlich brauche ich einen leuchtenden Stern um wieder zurückzufinden. Ich nehme eine der Wachen mit.“
Beide Silhouetten verschwanden in der fast undurchdringlichen Schneewand.
Argis hielt den Blick fest auf dem Boden, um nach Merkmalen zu suchen, die den Weg zur Ruine weisen würden. Viel zu spät bemerkte er den großen dunklen Schatten der schräg hinter ihnen aus dem Nichts auftauchte. Ein unheimliches wölfisches Knurren entsprang einer Brust, die viel zu mächtig war, um tatsächlich die eines normalen Wolfes zu sein. Mit einem Satz sprang die Bestie die hinter ihm reitende Wache an und trennte ihr mit einem einzigen Biß der riesigen Fangzähne den Kopf vom Rumpf. Das völlig verschreckte Pferd galoppierte mit dem kopflosen Körper Richtung Abgrund und verschwand mit einem schrillen Wiehern.
Argis brachte den Rappen zum Steigen um mit den Hufen den Schädel des, wie er nun erkannte, geifernden Werwolfes zu zertrümmern. Aber die blutriefenden Zähne bohrten sich in den Hals und die scharfen Krallen in dieWeichteile. Der Rappe verlor das Gleichgewicht und begrub im Fallen seinen Reiter unter sich. Argis spürte nur noch dumpf, wie Knochen in seinem linken Bein brachen.
Am Boden liegend, unfähig aufzustehen, warf er sein Schwert beiseite, für das er längst keine Kraft mehr besaß. Nur noch mit seinem Dolch und seinem Schild bewaffnet, wehrte er verzweifelt die Angriffe des Werwolfs ab. Stinkender Atem schlug ihm entgegen und raubte ihm fast die noch verbliebenen Sinne.
Jedes Mal wenn die gelben Augen über ihm auftauchten, schlug und stach er zu, aber er spürte, dass jeder Stich weniger Verletzungen verursachte als der vorherige. Als ein mächtiger Hieb der Werwolfpranke seine linke Gesichtshälfte traf und sie fast zerfetzte, bäumte er sich mit seinem letzten Lebenswillen auf und stach blind in den Körper der Bestie.
Ein gurgelndes Röcheln und Knurren bestätigte ihm, dass er den finalen Stich gesetzt hatte. Ein Blutschwall ergoss sich als er den Dolch herauszog, der massige Körper des Werwolfs fiel auf ihn.
Wärme spürte er. Schlaf und Stille, das war alles was er sich jetzt noch wünschte. Er wusste, dass er sich diesem Gefühl nicht hingeben durfte. Aber der Tribut an das Leben war so hoch gewesen, dass er nicht mehr dagegen ankam und so schloss er die Augen.
Ruhe, immerwährende Ruhe.
Der blutbesudelte Rappe galoppierte auf die kleine Gruppe zu, die sich unter einem Felsüberhang zusammengekauert hatte.
Ohne auf Ihren Vater und die Wache zu achten, galoppierte sie in die Richtung aus der das Pferd gekommen war. Sie brauchte keine Zeit zu verschwenden um nach Spuren zu suchen, denn in Panik geratene Pferde rannten unter Missachtung aller Widrigkeiten einfach nur geradeaus. Es dauerte nicht lange und sie kam an einen grauenhaften Platz.
Überall rot gefärbter Schnee und Spuren eines wahnsinnigen Kampfes, die schon wieder von neuem Schnee überdeckt wurden.
Dann entdeckte sie den leblosen Körper des Werwolfes… und darunter noch einen.
Unter Aufbietung aller Kräfte schaffte sie die Bestie auf Seite. Sie hatte es geahnt, doch jetzt tat ihr der Anblick ihres Mannes so weh, dass sich alles in ihr zusammenkrampfte und sie es kaum zu verhindern konnte, sich zu übergeben.
Sie ließ sich in den Schnee sinken und zog seinen Körper zu sich heran.
„Bei den Göttern, Neeeeiiin!“ Alle ihre Gefühle lagen in diesem einen Schrei, der vom Berg widerhallte und sich ins Tal fortsetzte.
In Sekundenbruchteilen riss die Wolkendecke auf, die Sonne kam hervor, als ob nie ein Sturm gewesen wäre und beleuchtete warm die grausige Szenerie. Aus der Ferne kam eine Antwort. Das gleiche undefinierbare mächtige Brüllen, das sie schon einmal gehört hatte.
Sie bedeckte sein Gesicht mit ihren Händen und begann leise eine Totenmelodie anzustimmen.
Es konnte nur ein verworrener Wunschgedanke sein, als sie glaubte einen Lufthauch auf ihrer Handinnenfläche zu spüren. Trotzdem hielt sie inne mit ihrem Gesang und tatsächlich, zwar schwach, aber er atmete noch.
Er lebte!
Die Bestie, die ihm das Leben nehmen wollte, hatte ihn zum Schluss mit ihrer Körperwärme gerettet.
|
|
|
|
|
-
03.04.2012 20:53
#5
|
Weiter gehts, sofern noch jemand Lust zum Weiterlesen hat...
_____________________________________________________________________________
Lange würde er ohne einen geschulten Heiler nicht überleben. Sie konnte mit ihrem einfachen Heilzauber nur seinen augenblicklichen Zustand einigermaßen aufrecht erhalten. Mit einer Tinktur säuberte sie zusätzlich sorgfältig seine Wunden. Dabei fiel ihr auf, dass sein linkes Auge in Mitleidenschaft gezogen worden war. Vorsichtig hob sie das Lid an und erkannte eine Verletzung, der sie nicht beikommen konnte. Sein Augenlicht auf dieser Seite würde er für immer verlieren.
Aus ihren Pelzumhängen bastelten sie eine Art Hängematte und spannten sie zwischen zwei Pferde. Der Rappe war mit seinen erlittenen Verletzungen nicht mehr zu retten und so erschoss der Jarl ihn mit zwei Pfeilen. Das Fleisch konnten sie gut gebrauchen. Vorerst wickelten sie es in die Pferdeüberwürfe und deckten Argis’ zerschundenen Körper zu, um ihn zu wärmen.
In der Hoffnung bald auf eineAnsiedlung zu treffen, machte sich die bizarr anmutende Truppe auf den Weg in die Dämmerung.
Ein leises Stöhnen verriet ihr, dass ihr Mann langsam zu Bewusstsein kam. Er musste unsägliche Schmerzen haben und fing an zu fiebern.
„Nun? Was gedenkt Ihr zu tun?“
„Was meint Ihr, Vater? Worum geht es?“
„Wenn Ihr Euren Gatten seinem Schicksal übergebt und ihn in Ruhe an Eurer Seite sterben lasst, wäret Ihr frei für die Akademie und bräuchtet Euch in der Zukunft auch nicht an Euer Eheversprechen zu halten, da es noch nicht vollständig vollzogen wurde. Ist es nicht das, was Ihr Euch so sehr ersehntet?“
Darauf war sie nun wirklich nicht gefasst. Mit einem unsanften Zugelriss brachte sie das Pferd zum stehen und starrte ihren Vater prüfend an. Der alte Jarl hielt ihrem Blick stand und es war klar, dass er tatsächlich eine Antwort erwartete.
„Ihr seid von Sinnen!“
„Für Euch, meine Tochter wäre es der einfachste Weg zur Erfüllung Eurer Träume.“
„Was wisst Ihr noch von meinen Träumen…“
„Und für Euren Mann wäre es der ruhmvolle Weg nach Sovngarde nach einem heldenhaften Kampf.“
Ihre Stimme wurde kalt, kälter als alles was der alte Mann je von seiner Tochter vernommen hatte.
„Und? Meint Ihr wirklich, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt auch die Erfüllung seiner Träume wäre?“
„Schaut ihn Euch an. Im Moment ist sein Weg zum Tod kürzer als der zum Leben.“
Sie setzte ihr Pferd wieder in Gang und blickte nachdenklich in die Hängematte. Im Halbdunkel konnte sie nur schemenhaft sein schmerzverzerrtes Gesicht erkennen, während die unzähligen Schweißperlen darauf fast unnatürlich im aufkommenden Mondlicht glitzerten.
„Ich weiß was Ihr denkt, Vater. Euch geht es um einen starken Mann zu meiner Unterstützung und bei Argis ist es fraglich, ob er je wieder das werden wird was er einmal war. Aber Ihr habt diesen Mann an mich gebunden. Und an meiner Seite wird er bleiben bis die Götter sich anders entscheiden, und nicht Ihr, verehrter Vater. Also verbrämt nicht Eure eigentlichen Absichten hinter Geschwätz von ruhmvollen Wegen nach Sovngarde oder über meine früheren Träume.“
Sie wären leichte Beute für jeden Banditen, jeglichesWildtier gewesen, aber nichts ließ sich auf ihrem Weg blicken. Während sie, völlig in sich gekehrt, noch damit beschäftigt war, ihre vollkommen verworrenen Gefühlsstränge zu sortieren, fiel diese Unnatürlichkeit auch der Wache auf.
„Ich verstehe das nicht. Wir sind mitten in der Wildnis. Hier müsste es von Getier wimmeln. Und was ist? Nichts. Mir wäre wohler, ich könnte mich auf eine Gefahr vorbereiten.“
„Seid froh, wenn nichts Derartiges unseren Weg kreuzt, oder wollt Ihr Euch einem Eistroll mit der Trage zwischen unseren Pferden stellen?“
In diesem Moment rauschten mächtige Flügelschäge über ihre Köpfe hinweg und ein unsagbares Brüllen erfüllte den Himmel. Die Pferde wurden unruhig und sie hatten alle Hände voll zu tun, damit die Matte nicht riss. So konnte niemand sehen, was über sie hinweg flog. Aber sie wusste es ohne, dass sie hinzuschauen brauchte. Dann war der Spuk auch schon wieder vorbei und nur in der Ferne hörten sie das Brüllen noch einmal.
„Was, zum Henker…“
„Es war ein Drache, Vater. Ein Drache.“
„Wenn Ihr mich verspotten wollt, so rate ich Euch, einen besseren Moment auszusuchen. Drachen gibt es seit tausenden von Jahren nicht mehr. Und jetzt lasst uns weiterreiten. Sonst brauchen wir keinen Heiler sondern einen Priester von Arkay für Euren Gatten.“
|
|
|
|
|
-
10.04.2012 01:42
#6
|
Wieder daheim... Schade.:
_____________________________________________________________________
Die Drachenfeste von Weißlauf leuchtete golden in der untergehenden Sonne wie eine Verheißung. Nur noch der Fluss lag zwischen ihnen und der Stadt.
„Wird er uns helfen, Vater?“
Sie wirkte erneut den stärksten Heilzauber, den sie beherrschte, in die Hängematte. Aber selbst der reichte gerade aus, um ihren Mann nicht sterben zu lassen.
„Balgruuf? Ich denke schon. Er ist zwar mehr den Kaiserlichen verbunden, aber einem Jarl wird er kein Hilfeersuchen ablehnen. Er ist ein ehrenwerter Mann.“
„HALT! Mit den Pferden könnt Ihr nicht in die Stadt.“
„Ihr glaubt gar nicht was ich alles kann.“ Der blanke Zorn verzerrte ihre Gesichtszüge bis fast zur Unkenntlichkeit.
„Vater, gebt mir Euer Pferd! Und Ihr jetzt lasst mich auf der Stelle durch, Wache. Ich bin die Tochter des Jarl von Markarth und habe mit dem Jarl von Weißlauf zu reden. Vater, Ihr kommt hinter mir her. Aufmachen, das Tor! Und zwar sofort, sonst reite ich Euch nieder!“
Sie stand mit ihrem Pferd kerzengerade in der Luft, bereit die Wache niederzutrampeln. Angesichts der Pferdehufe über ihrem Kopf öffnete diese flugs das Tor und sie jagte in die Stadt ohne sich auch nur im geringsten um die empörten Schreie und Rufe der Stadtbewohner zu kümmern.
Auf einmal spürte sie einen stechenden, brennenden Schmerz im Rücken. Ihr wurde übel und schwindlig, aber sie krallte sich in der Mähne fest und galoppierte sogar noch die endlose Stufentreppe zur Drachenfeste hinauf.
Verschwommen in einem roten Nebel vor ihren Augen erkannte sie den Jarl, der sich aufgrund des Aufruhrs vor seinen Palast begeben hatte.
„Bitte, helft ihm. Bitte.“
Blut tropfte aus ihrem Mund. Dann wurde die Welt schwarz.
„Wo ist er?“
„Im Tempel der Kynareth.“ Die Frau in der sandfarbenen Robe drehte sich um und lächelte sie an.
„Oh, Ihr seid wach. Wie fühlt Ihr Euch?“
„Durchbohrt. Aber nun sagt…“
„Beruhigt Euch. Er lebt und es geht ihm besser.“
Jetzt erst fühlte sie ihren eigenen Schmerz.
„Hmm, muss wohl ein Feuerpfeil gewesen sein.“
„Ja, Ihr hattet Glück, dass der Pfeil Euren doch recht schmalen Körper komplett durchschlagen hat. So konnten wir die Spitze abschneiden und ihn restlos entfernen und Euch blieb eine Entzündung erspart.“
„Und wo bin ich?“
„In einem Gastzimmer des Palastes. Ich gehe Euren Vater und den Jarl holen.“
Wenige Minuten später erschienen die beiden Männer in ihrem Zimmer. Balgruuf lächelte.
„Ihr seid eine sehr, sehr mutige Frau. Ich wüsste nicht, dass es jemals jemand geschafft hätte, alleine innerhalb kürzester Zeit eine ganze Stadt samt Wachen gegen sich aufzubringen.“
Ihre Entschuldigung geriet zu einer schiefen Grimasse und er fuhr fort:
„Aber Eure Beweggründe waren im Nachhinein über alle Zweifel erhaben. Das wird hier inzwischen von allen einschließlich mir so gesehen. Also seid von Herzen willkommen und bleibt solange Ihr möchtet. Ich denke, Ihr wollt alsbald Euren Gatten sehen. Ich lasse Euch frische Kleidung bringen.“
Der alte Jarl hatte bisher wortlos daneben gestanden. Nun kam er auf sie zu und schüttelte ergeben mit dem Kopf.
„Meine Tochter. Ich weiß nicht wie Ihr an die Eigenschaften kommt, die Ihr zutage fördert. Sie sind einer Frau nicht unbedingt zu eigen. Ich muss gestehen, dass ich nun weit weniger Angst um die Zukunft von Markarth, aber umso mehr um Eure habe.“
Sie lachte, wobei die Schmerzen sie doch noch erheblich beeinträchtigten.
„Mein Vater ist ein starker Mann, sowohl am Körper als auch im Geist und ich bin seine Tochter.“
„Ich war das alles wohl mal. Aber das Alter fordert seinen Tribut. Talos möge mir beistehen, Euch bis zu meinem Tod in sichereren Zeiten zu sehen. Nun denn, ich lasse Euch jetzt alleine. Ihr wollt bestimmt zu Argis. Kommt danach wieder in die Drachenfeste. Es gibt einige Dinge zu besprechen.“
|
|
|
|
|
-
11.04.2012 23:13
#7
|
Zahlen aus Statistiken picken ist ungefähr so interessant wie Zecken aus'm Hundefell puhlen. Da hat man vieeel Zeit seine Gedanken anderen Dingen zu widmen. Ein Teil meiner heutigen Büroarbeit *shame*
________________________________________________________________________________
Kurze Zeit später erschien die Amme der Jarlkinder und brachte ihr einen ganzen Stapel Kleider. „Nehmt sie. Sie gehörten der Frau des Jarl und dürften Euch annähernd passen.“
„Sie gehörten?“
„Seine Frau starb zusammen mit ihrem Kind im Kindbett. Seitdem bin ich hier Mutter für alle und alles. Tragt dieses Gewand. Es wird Eurem Ehemann gefallen.“
Der Tempel war hell, freundlich und warm, offensichtlich ursprünglich zu anderen Zwecken gebaut, als Ausdünstungen von Kranken und beißenden Geruch aus einer Mischung verschiedenster Tinkturen und Salben zu beherbergen.Die Frau in der sandfarbenen Robe kam auf sie zu und führte sie in einen kleinen, sauberen, eingerichteten Hinterraum.
Eine zerlumpte dunkle Gestalt, vollkommen in Pelze gehüllt und mit einem Wolfsschädel auf dem Haupt bekleidet, stand neben dem Bett ihres Mannes und schlug gerade die Decke zurück. Ein undefinierbarer scharfer Gegenstand wanderte flink von einer Tasche in die Hand der Pelzfigur. Die Priesterin konnte Freya gerade noch davon abhalten, ihren Dolch auf die vermummte Gestalt zu werfen.
„Haltet ein. Diese Frau wird Eurem Gatten kein Leid zufügen.“
„Frau?“
Die Gestalt drehte sich herum und sie erkannte eine Orkschamanin unter der wölfischen Kopfbedeckung. Nach ihren Hauern zu urteilen,die bereits bis in die halbe Wangenhöhe reichten, musste diese Orkfrau uralt sein.
Mit dem, wie man jetzt erkannte, knöchernen Messer schabte sie granulierendes Wundfleisch aus Argis’ Gesicht und rieb die Wunden mit einer graugrünen, stinkenden Paste ein, die sie dann mit einem in was auch immer getränkten Leinentuch abdeckte. Die gleiche Paste verteilte sie großzügig auf seinem gebrochenen Bein und fixierte es wieder mit mehreren langen Holzstäben.
Freya sah, dass die Behandlung ihm Höllenqualen bereitete. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und sein ganzer Körper zitterte vom Kopf bis zu den Füßen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten bis die Fingerknöchel weiß wurden. Die sonst vollen Lippen zu einem schmalen Strich gepresst, ließ er die Tortur aber bis auf ein paar heftige Atemzüge völlig lautlos über sich ergehen.
Die Priesterin legte beruhigend ihre Hand auf Freyas Arm.
„Wenn unsere Heilkünste am Ende sind, beginnen die der Orsimer. Sie sind ein kriegerisches Volk und wissen schwere Verletzungen geschickt zu heilen.“
Die Orkschamanin drehte sich zufrieden lächelnd um. „Dieser Mann ist ein tapferer Krieger. Er ist einer weiteren Behandlung würdig. In zwei Tagen komme ich wieder.“
„Drachen mögen mich vorher holen…“ feixte es leise aber hörbar aus dem Bett darunter.
Schlurfend entfernte sich die Alte.
Argis sackte vollkommen in sich zusammen und sie setzte sich zu ihrem Mann auf den Bettrand. Er war immer noch fürchterlich schwach, aber wach und bei Sinnen. Auf seinem linken Augapfel hatte sich neue weiße Hornhaut gebildet. Er mochte jetzt auf diesem Auge blind sein, aber er hatte es behalten. Alles zusammen war viel mehr als sie bisher zu hoffen gewagt hatte.
„Bitte legt Euch zu mir.“
Er breitete den Arm auf seiner unversehrten Seite aus und sie krabbelte ohne Widerworte hinein und machte es sich gemütlich.
„Mein geliebter Schatz, Ihr seht aus und stinkt wie ein Draugr, der aus seinem Grab in den tiefsten Tiefen im Hjaalmarscher Moor auferstanden ist.“ knurrte sie und küsste ihn.
„Daher muss sie all das Zeug haben mit dem sie mich traktiert… Wie habt Ihr mich jetzt genannt?“
„Ihr habt Euch verhört, mein geliebter Schatz.“
Sie fuhr mit dem Zeigefinger die Linien seiner Tätowierung nach. Es war angenehm und aufregend ihn ohne Rüstung neben sich liegen zu haben.
„Denn nie, niemals werde ich Euch lieben.“ neckte sie ihn. „Ich habe euch nur die Treue bis zum Tod und darüber hinaus geschworen. Aber für das darüber hinaus waren weder die Zeit noch ich reif.“
„Wenn es nach dem Willen Eures Vaters gegangen wäre, dann wäre ich jetzt bei meinen Ahnen.“
„Ihr… Ihr habt das alles mitbekommen?“
Erschrocken fuhr sie hoch, wurde aber von seinem mächtigen Arm sofort herangezogen und kuschelte sich wieder bei ihm ein.
„Ja. Es war wie ein schlechter Traum und ich konnte mich nicht wehren. Irgendwann musste ich Leben oder Tod dann in Eure Obhut geben.“
„Wäret Ihr denn gerne bei Euren Vorvätern?“
Ihr Zeigefinger war jetzt bei seinen Brauen und der Stirn angekommen. Er entspannte sich deutlich und genoss mit geschlossenen Augen ihre leisen Berührungen.
„Hmm, ich glaube im Moment nicht. In zwei Tagen… ja.“
„Oooh, Ihr elendiger Mistkerl.“
„Sagt mal, mein Herz, was ist das für ein Verband, den ich die ganze Zeit fühle?“
„Jemand hat mit einem Bogen auf mich gezielt und getroffen.“
„WER war das?“
„Ich weiß es nicht“ murmelte sie schläfrig und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Irgendeiner von fünf oder mehr, die Vaters Pferd nicht standhalten konnten.“
Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so wohl gefühlt zu haben. Einen Kuss spürte sie noch und dass er die Decke hochzog und über sie beide ausbreitete.
|
|
|
|
|
-
22.04.2012 13:12
#8
|
„Die Götter sollen Euch verdammen.“ Eine Stimme so dunkel und kalt wie der Winter.
Der Schlag ins Gesicht traf sie unerwartet und hart, so hart, dass sie fast durch den ganzen Raum zurücktaumelte und hinfiel. Den Bruchteil einer Sekunde überlegte sie, was passiert war. Dann fuhr ihre Hand in den Hüftgürtel und ihr Dolch schwirrte singend durch das Zimmer. Ein kurzer Schmerzlaut bestätigte, dass er sein Ziel erreicht hatte.
Im Aufstehen griff sie nach dem nächsten Gegenstand und bekam einen schweren metallenen Krug zu fassen mit dem sie dem Angreifer entgegenstürmte.
„Hört auf. Bitte.“
Sie starrte auf die am Boden zusammengesunkene Gestalt und stellte den Krug wieder ab.
„Ihr könnt froh sein, dass der Dolch nicht wie üblich vergiftet war. Niemand schlägt eine…“
Sie kniete vor dem Mann nieder und zog die Hand weg, mit der er notdürftig den Blutschwall aus seiner Wunde hemmte. Der Dolch hatte ihn unterhalb des linken Brustmuskels getroffen und eine klaffende Wunde verursacht, war aber nicht bis in die Lunge gedrungen. „Legt Euch hin. Ich muss die Wunde versorgen.“
Eine Hand strich über ihre dunkelrot angelaufene Wange und hinterließ blutige Spuren.
„Verzeiht mir. Ich war nicht Herr meiner Sinne.“
Sie drehte den Kopf aus dem Einflussbereich seiner Hände und fixierte einen imaginären Punkt an der Wand.
„Warum? Warum habt Ihr mir das angetan? Ich hätte Euch beinahe dafür getötet. Und ich würde es wieder tun.“
Aus dem Beistelltisch klaubte sie ein sauberes Leinentuch, strich es mit der orkischen Paste ein und deckte die Wunde ab. „Jetzt stinkt Ihr schon wieder.“
Er stützte sich auf seinen Arm und spielte geistesabwesend mit einer ihrer Haarlocken.
„Ihr, meine eigene Gemahlin, hintergeht mich, wie es selbst meine ärgsten Feinde noch nicht getan haben.“
„Argis, bitte, vertraut mir. Ich bin niemals weiter davon entfernt gewesen Euch zu hintergehen.“
„Ihr geht fort, kaum dass wir das Nachtlager miteinander teilen. So wie Ihr es von Anfang an geplant hattet. Warum habt Ihr mich nicht einfach sterben lassen, wie Euer Vater es vorschlug und mir damit diese Demütigung erspart. Es wäre für uns beide einfacher gewesen.“
„Eure Logik hat einen großen Fehler, geliebter Gatte. Ich hatte Euch damals versprochen meine Entscheidung nach unserer zeremoniellen Hochzeitsnacht in Markarth zu fällen. Wir sind aber in Weißlauf. Und dieses Versprechen werde ich halten.“
Während sie immer noch den nicht vorhandenen Fleck an der Wand anstarrte, warf sie einen Brief auf das Bett und stand abrupt auf.
„Hier lest, und entscheidet dann. Ein Kurier brachte ihn heute morgen.“
An der Tür drehte sie sich noch einmal um,
„Die Götter seien meine Zeugen. Ich liebe Euch, Argis. Mehr als Ihr Euch vorstellen könnt, mehr als mein Leben und seid versichert, ich werde Euch niemals verlassen. Aber schlagt mich nie wieder. Es wäre Euer Ende.“
Er nahm den Brief und erschrak. Ihr Vater, vor langer Zeit aufgebrochen, war niemals in Markarth angekommen. Der verwaiste Thron war an Igmund gegangen, einem offensichtlich den Kaiserlichen ergebenen Jarl. Der Tempel von Talos verwüstet und geschlossen. Thalmor hatten sich eingenistet und beobachteten alles und jeden mit Argusaugen.
Die Wunde schmerzte zwar, war aber nichts gegen dieTorturen, die er in den letzten Monaten mitgemacht hatte. Die alte Orkschamanin, der er zu einem guten Teil seine völlige Wiederherstellung verdankte, mit ihren im wahrsten Sinne des Wortes atemraubenden, aber effizienten Prozeduren. Neu laufen lernen hatte er müssen. Wie oft hatte seine Frau ihn aufgefangen, wenn er wieder zu stürzen drohte. Als seine Beine ihre Dienste wieder verrichteten, waren sie stundenlang in der Tundra unterwegs gewesen, hatten sich geliebt oder einfach nur zwischen den Blumen gelegen und die noch warme Jahreszeit genossen. Sie liebte diese Landschaft rund umWeißlauf, die so ganz anders war als die unwirtliche Gegend um Markarth mit ihren schroffen Bergen und ständig lauernden Gefahren, besonders im Licht der untergehenden Sonne, wenn die ganze Welt in flüssiges Rot und Gold getaucht schien.
Die gut verheilten Wangennarben kommentierte sie nur einmal einem Kuss und den Worten „Sie stehen euch gut zu Gesicht geliebter Schatz. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie Ihr ohne ausgesehen habt.“
Frei von den Konventionen, die einer künftigen Jarl auferlegt waren, hatte er sie einfach nur als unbeschwerte, glückliche Frau an seiner Seite erleben dürfen.
Später lernte er in Skjor, einem Mitglied der Gefährten in Jorrvaskr, einen ebenfalls einäugigen Mann kennen, der ihn in vielen Stunden mühsamen Trainings lehrte, trotz seines jetzt eingeschränkten Sichtfeldes, zu alter Kampfstärke zurückzufinden.
Er sprang aus dem Bett, zog sich an und fand seine Frau zusammen mit Balgruuf und dessen Huscarl auf dem Balkon der Großstufe.
Es tat ihm fast körperlich weh, ihre immer noch feuerrote Wange zu sehen. Wie hatte er, ein erwachsener Mann und gestandener Krieger, sich nur so gehen lassen können. Aber sie kam auf ihn zu und nahm seine Hände, „Versteht Ihr jetzt, warum unser Weg sich für einige Zeit trennt?“
Er blickte in das fast makellose Gesicht mit den tiefgrünen Augen, unfähig einen vernünftigen Satz zustande zu bringen, stammelte er was von Verzeihung und Verlieren, bis sie ihm einen Zeigefinger auf die Lippen legte.
„Psst, mein Herz, lasst es gut sein, bevor Ihr Euch anhört wie eine Frau, die gerade das letzte Metfass ihres Mannes verschüttet hat. Vergesst bei allem was noch passieren mag einfach nur niemals, was ich Euch vorhin an derTür sagte.“
|
|
|
|
|
-
26.04.2012 21:55
#9
|
Es herrschte Krieg. Krieg mit einem Drachen. Menschen flüchteten, strauchelten und fielen unter dem Feuer der riesigen schwarzen Kreatur mit ihren glühenden roten Augen. Kinder schrien nach ihren Müttern. Mütter riefen nach ihren Kindern. Dazwischen Kaiserliche und Sturmmäntel, die verzweifelt versuchten, der Bestie beizukommen. In dem Chaos einer völlig zerstörten Stadt verfolgte sie der unauslöschliche Geruch verbrannten Fleisches. Sie stolperte erneut über einen halbverbrannten Körper. Seelenlose starre Augen und gebleckte freiliegende Zähne in einem grässlich verzerrten Gesicht. Sie wollte weg und doch wurde sie festgehalten von der unheimlichen Macht dieses geflügelten schwarzen Geschöpfes, das ihr unablässig Worte in einer völlig fremden Sprache in den Kopf hämmerte. Zerschunden und halbnackt war ihr einziger Gedanke das Überleben. Sie rappelte sich noch einmal auf und ging in seinem direkten Feuerodem unter.
Ihr Todesschrei musste halb Weißlauf geweckt haben.
Neben ihr fuhr Argis hoch und fand seine sonst so friedlich bei ihm eingemummelte Frau mit weit aufgerissenenAugen, panisch zitternd und in Schweiß gebadet vor. Seine Versuche sie zu beruhigen, wehrte sie mit Händen und Füßen ab, aber seinem mächtigen Körper und seiner überbordenden Kraft hatte sie auf Dauer nichts entgegenzusetzen.
Irgendwann hielt er, etwas hilflos, einen hemmungslos schluchzenden Körper in den Armen. Noch nie hatte er sie weinen sehen und er wusste nicht viel mehr damit anzufangen als sie einfach festzuhalten.
Durch ihre Abwehrreaktionen war seine ohnehin noch frische Wunde wieder aufgeplatzt, aber er spürte es nicht und so sickerte unaufhaltsam ein Blutrinnsal an ihren Körpern herunter auf die gemeinsame Bettstatt.
„Er war es. Er…er will mich töten. Er will uns alle töten.“ flüsterte sie unter Tränen.
„Ihr habt schlecht geträumt, mein Herz. Wer ist er?“ Er strich ihr die wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah, dass ihr Blick langsam wieder klar wurde.
„Argis … bitte.“ Sie zitterte wie ein Vulkan kurz vor der Eruption „Bitte, liebt mich. Jetzt.“ Dieser Aufforderung kam er nur allzu gerne nach und so verbrachten sie zwischen schweiß- und blutgetränkten Laken die bisher denkwürdigste Nacht ihres Lebens. Irgendwann am Morgen schliefen sie, völlig ausgepumpt, aber glücklich ein.
Ein Sonnenstrahl hatte sich durch eine Lücke im Dach geschlichen und tanzte auf ihrer Nase. Es kitzelte.Vorsichtig öffnete sie erst das eine, dann das andere Auge. Nichts war zu sehen, außer der gewohnten Einrichtung und einem schnarchenden Gatten an ihrer Seite. Ein leichter Biss in sein Ohrläppchen entlockte ihm nur ein wohliges Grunzen, während er sich langsam in ihre Richtung räkelte. „Guten Morgen mein Herz. Wie geht es Euch?“
„Morgen? Ich glaube wir sind bereits weit über den Sonnenhochstand hinaus. Heute brauchen wir uns keine weiteren Gedanken über unsere Abreise mehr zu machen. Was haltet Ihr davon: Ich lasse das Zimmer frisch herrichten und etwas zu essen bringen. Derweil werden wir gemeinsam baden.“
„Baden? Mit Euch gemeinsam? Mit meiner eigenen Gemahlin? Welch unzüchtiger Gedanke." griente er. "Aber es könnte mir gefallen. Nicht, dass Ihr denkt, dass ich ein Bad nötig hätte…“
Rittlings sprang sie auf seinen Bauch und verwischte mit der Hand eine breite Spur aus Schweiß, getrocknetem Blut und Schmutz, die sich von seiner Brust bis zum Bauchnabel zog.
„Nein, jetzt nicht mehr. Alles sauber. Es sieht nur noch ein wenig nach orkischer Kriegsbemalung aus“ lachte sie, während sie in seinem Bauchnabel nach weiteren Schmutzpartikeln fischte.
„Dann ist es ja gut. Aber die Aussicht auf ein gemeinsames Bad mit Euch lässt auch einen sauberen Mann nach Wasser gieren.“
Er vermied es, sie auf ihren wohl haarsträubenden Traum anzusprechen. Wenn ihr danach war, würde sie sich ihm anvertrauen.
Das Wasser dampfte. Zur Abwechslung hatten sie den kompletten Baderaum für sich alleine. Die anderen Zuber waren leer, da kein allgemeiner Badetag war. Nur die Amme huschte flink und fast lautlos hinein, um saubere Trockenlaken und frische Kleidung abzulegen. Eine Atmosphäre völliger Entspannung, der sie sich mit Vergnügen hingaben. Sie summte leise eine Melodie, die ihr in den Sinn kam, ohne dass sie sich erinnern konnte, dieses Lied jemals vorher gehört zu haben.
„Meint Ihr, es wird ein Sohn? Oder eine Schönheit wie Ihr.“ Seine Hand ruhte regungslos auf ihrem Bauch als wollte er etwas erfühlen, was noch nicht wirklich sichtbar war.
„Oooh, Ihr habt aber ein ausgezeichnetes Auge mein Herr Gemahl.“ schmunzelte sie. „Ich dachte Ihr Männer würdet die Veränderungen erst dann zur Kenntnis nehmen, wenn man herumläuft wie ein Weinfass aus dem Aalto.“
„Wenn nicht ich, wer dann kennt jede Stelle, jede noch so winzige Narbe Eures Körpers. Und außerdem habt Ihr Euch mir in den letzten zwei Mondumläufen nicht entzogen.“
Sie nahm seine Hand von ihrem Bauch und betrachtete eingehend die vielen Vernarbungen der Hand- und Fingerknöchel, hervorgerufen durch die ehemals harte Arbeit in der Holzmühle und das ständige Tragen von gepanzerten Rüstungshandschuhen.
„Was auch immer es werden wird. Es wird in eine schlechte Zeit geboren. Der Bürgerkrieg und Alduin…“
„Alduin? Der Weltenfresser? Er ist nur noch eine Gestalt aus uralten Legenden und seit Urzeiten von dieser Welt verbannt.“
„Er ist zurück. Ich weiß es seit gestern Nacht. Und ich weiß, dass auch Ihr ihn schon gehört habt. Damals am Tümpel. Erinnert Ihr Euch?“
Er erinnerte sich nur zu gut, aber sagte nichts und zog sie stattdessen fester an sich heran.
„Wir werden unser Kind schon zu schützen wissen.“
Unaufhaltsam rückte der nächste Morgen heran. Der Abschied von Weißlauf und die erste Trennung in ihrer noch jungen Lebensgemeinschaft. Zu Balgruuf und seinen Leuten hatte sich eine echte, tiefe Freundschaft entwickelt, die auch durch die gegensätzlichen Ansichten in Bezug auf die Herrschaftsverhältnisse in Himmelsrand, nicht mehr zu erschüttern schien.
Außerdem hatten sie herausgefunden, dass auch er noch zu Talos betete. Wie oft waren sie bis zur Unkenntlichkeit vermummt, zusammen des nachts zur Statue am Güldengrünbaum geschlichen und hatten der geschmähten Gottheit ihre Ehrerbietung dargebracht.
Zum Abschied und als Geschenk für die so lange währende Gastfreundschaft hatten sie bei Eorlund Grau-Mähne eine prächtige Rüstung anfertigen lassen, über die er sich freute wie ein Kind.
„Auch ich habe noch etwas für Euch. Ihr seid eine echte Sturmmantel-Tochter und so gebe ich Euch diese Sturmmantelrüstung. Tragt sie,wenn Ihr zu Jarl Ulfric von Windhelm reitet. Ich hoffe, er wird Euch gut empfangen und für Weißlauf und seine Bewohner hoffe ich, dass Ihr nicht eines Tages in dieser Rüstung über uns hereinfallt.“
Betont langsam überprüften sie die Pferde und das Gepäck. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich eigentlich nicht trennen wollten.
„Freya…“ Es war sehr selten, dass er sie mit ihrem Namen ansprach und es kam nur vor, wenn er etwas für ihn Unumstößliches zu sagen hatte und keinen Widerspruch duldete. Aber dieses Mal musste sie standhaft bleiben.
„Nein, mein Herz. Bitte reitet nach Markarth und sucht auf dem Weg dorthin nach Hinweisen auf meinen Vater. Ich werde nicht lange fort sein und Ihr müsst schauen, ob ich sicher in unsere Stadt und unser Heim zurückkehren kann. Man wird Euch im Gegensatz zu mir wahrscheinlich als neutral ansehen und Euch wird nichts geschehen. Habt aber ein Auge (welch Ironie) auf die Thalmor. Igmund ist schwächlich und die eigentlichen Regenten sind diese neunmalverdammten Spitzohren. Wenn sie Euch zu nahe kommen, verlasst sofort die Stadt. Ich werde mich nur mit Jarl Ulfric beraten und möchte nicht bei meiner Rückkehr Euren Kopf auf einem Speer am Stadttor vorfinden.“
„Liebste, sie werden wissen, dass wir verheiratet sind.“
„Aber Ihr kehrt ohne mich heim. Benehmt Euch als wäret Ihr ein freier Mann und sie werden vielleicht ihr Misstrauen verlieren.“
„Freier Mann… so, so…“
„In Maßen natürlich“, lachte sie. „Ich möchte nicht bei meiner Heimkehr das Haus mit Huren und Kebsen angefüllt vorfinden. Um ehrlich zu sein, möchte ich Euch niemals mit einer anderen Frau teilen. Aber wenn die Umstände es gar nicht anders zulassen sollten, so…“
„Schluss jetzt. Es gibt Dinge, an denen ich nicht rütteln werde. Und dazu gehört meine Liebe zu Euch und mein Eheversprechen. Und jetzt dreht Euch um, mein Schatz.“
Fragend blickte sie ihn an, tat aber dann doch was er verlangte.
„Ich wollte es Euch schon bei unserer Hochzeitszeremonie im Tempel geben, aber Ihr wart ja schneller verschwunden als eine Schlammkrabbe im Sand. Es wurde von einem Kunstschmied angefertigt und dann einem Meisterverzauberer gegeben. Es kann nur von Euch getragen werden und wird Euch, und nur Euch, schützen. Niemand sonst kann dieses Amulett an sich nehmen, es sei denn er trennte Euren Kopf vom Körper. Und selbst dann würde das Amulett ihn töten.“
Sie nahm die wunderschön filigrane Arbeit in Augenschein. Es war ein stilisierter goldener Drache an einer goldenen Halskette. Als Augen waren zwei leuchtende rote Rubine eingelegt, die von innen heraus zu glühen schienen. Konnte ihr Mann hellsehen?
Jetzt wurden ihre Augen doch feucht und sie ging schnell zu ihrem Pferd und zog ein in sauberes Leinen gepacktes langes Paket unter der Satteltasche hervor.
„Auch ich habe etwas für Euch. Es soll Euch gute Dienste leisten und Euer Leben retten. Trotzdem hoffe ich, dass Ihr es nicht oft gebrauchen müsst.“
„Ein Daedraschwert! Woher habt Ihr… Niemand fertigt solche Schwerter.“
Sie lächelte. „Ich habe es unter der meisterlichen Anleitung von Eorlund geschaffen, während Ihr mit Skjor so hart trainiert habt. Und jetzt küsst mich, bitte. Wir können unseren Abschied nicht weiter hinauszögern.“ Leise fügte sie hinzu „Mögen die Götter Euch schützen. Ich will Euch nicht verlieren.“
„Aber vorher mögen sie ihre Hände über Euch und unser Kind halten.“
Er sah seiner Frau nach, bis sie vollkommen im aufgehenden Sonnenlicht verschwunden war. Über seinem Kopf rauschten die bekannten Flügelschläge. Ein riesiger schwarzer Drache umkreiste die Stallungen und sorgte für heftigen Aufruhr. Schließlich nahm er die Richtung, in der zuvor Argis’ Leben davongaloppiert war.
Er war versucht auf sein Pferd zu springen und gegen Tod und Verderben hinterher zu reiten. Aber es wäre nutzlos gewesen. „Bei Talos und Euch anderen Acht. Sie wollte mich niemals verlassen. Also lasst sie zu mir zurückkehren.“
Ergeben kletterte er auf den Rücken des Pferdes und wandte sich Richtung Markarth. Was ab jetzt passieren würde, konnte er nicht beeinflussen. Das lag allein in den Händen der Götter.
_____________________________________________________________________________
Bei den Göttern, ist det heut lang geworden...
|
|
|
|
|
-
03.05.2012 00:27
#10
|
Tief atmete sie die frische Morgenluft ein. Man konnte förmlich riechen, dass die kalte Zeit bald anbrechen würde. Noch wärmte der Umhang aus schwerem dunklem Tuch, den sie fester um sich zog, bis auch ihr Gesicht darunter verborgen war.
Ihre innere Stärke und ihr enormes Selbstbewusstsein hatten bisher immer verhindert, dass sie sich jemals größere Gedanken um Vergangenheit oder Zukunft gemacht hatte. Jetzt versetzte sie der gleichmäßige Trott des Pferdes in einen Gedankenkreislauf, der einem verschlungenen Nord-Motiv glich, kein Anfang, kein Ende.
Sie erwartete ein Kind von einem Huskarl, mit dem man sie gegen ihren Willen vermählt hatte und den sie im Tempel von Rifton am liebsten irgendeinem vermaledeiten Daedra als Lebendgeschenk präsentiert hätte. Aber genau dieser Mann war es, der zu einem Teil ihrer Seele und ihres Körpers geworden war, ohne dass sie das Gefühl hatte, etwas von sich aufgegeben zu haben. Ihr ehemals größter Wunsch, die Magierakademie zu absolvieren, würde sich wohl nie erfüllen und trotz allem war sie glücklicher als jemals zuvor. Aber so sehr sie der Abschied von ihm beschäftigte und innerlich zerriss, jetzt musste sie einen klaren Kopf bewahren.
Im Augenwinkel gewahrte sie flüchtig eine dunkle Gestalt, die sich sprungbereit hinter einem großen Stein zu verbergen suchte. Intuitiv legte sie ihre linke Hand auf das Amulett. Unter dem Umhang schoss aus der Rechten ein Feuerball hervor, dessen Kraft selbst sie überraschte. Es gab keine zweite Chance für den Angreifer, der mit einem letzten Seufzer sein Leben aushauchte. Sie sprang vom Pferd und untersuchte den Toten, der eine ihr vollkommen fremde, schwarz-rote Lederrüstung trug. Keine großartigen Waffen mit Ausnahme eines fein ziselierten Ebenerzdolches, dessen Klinge mit einer bläulichen Schicht, wahrscheinlich ein ihr unbekanntes Gift, überzogen war. In seinen Taschen fand sie ein wenig Gold sowie einen merkwürdigen Brief. Ein Auftrag sie zu ermorden, gerichtet von einem Unbekannten an die sogenannte dunkle Bruderschaft, unterschrieben von einer Astrid.
Sie war verwirrt. Warum sollte sie jemand gezielt ermorden lassen wollen? Und wer? Und wer war Astrid? Mit dem Fuß stieß sie den leblosen Körper in den angrenzenden Fluss. Mochte er doch zu Astrid zurück schwimmen. Ab jetzt würde sie viel vorsichtiger sein müssen.
Sie spürte, dass sie die ganze Zeit beobachtet wurde, und es war bedrohlich. Keine Banditen, keine Tiere auf Raubzug. Eine nicht zu fassende Macht, unsichtbar und doch bei jedem Atemzug präsent. Sie fühlte sich wie eins der kleinen Insekten, die sie als Kind zum Studium auf den Fingern krabbeln ließ, um sie im nächsten Moment wegzuschnippen oder zu zerquetschen.
Er war da, die ganze Zeit. Jeden Augenblick konnte er sie mit seinem Feueratem in den Tod schicken. „Alduin, was willst Du? Was willst Du von mir? Argis, wo seid Ihr. Ich habe Angst.“ flüsterte sie vor sich hin, während ihre Hand nach dem Amulett griff, als ob sie ihn damit hätte herbeizaubern können. „Dovakhiin“ brüllte es in diesem Moment von allen Seiten auf sie ein. Die ganze Welt schien dieses Wort herauszuschreien. Jeder Berg, jede Blume, jeder Stein. Sie hielt sich die Ohren zu. Eine kurze Zeit hatte sie das Gefühl ihr Schädel müsste platzen, so gewaltig war das Echo, das auf sie eindrang.
Im nächsten Moment waren wieder nur die vertrauten Geräusche der Wildnis zu hören. Ein paar Grillen zirpten irgendwo am Wegrand und in der Ferne hörte sie das Röhren eines Elches auf Brautschau. Sie fühlte sich wie erschlagen.
Dovakhiin? Drachenblut? Wieder eine Gestalt aus den uralten Legenden. Was sollte das alles.
Es war wohl besser sie würde eine Zeitlang zu Fuß laufen. Der ewig gleiche Rhythmus ihres Pferdes mochte zwar das Kind in ihrem Bauch beruhigen, war ihrem Wohlbefinden aber eher abträglich.
Die Stute trottete leise schnaubend am langen Zügel hinter ihr her. Sie begegnete ein paar Bauern und Jägern, denen sie Essbares abkaufte. So brauchte sie weder Zeit zur Jagd verschwenden, noch war sie auf ein Gasthaus angewiesen.
Als es dunkel wurde, suchte sie sich einen Platz in einer halbrunden Felsausbuchtung. Nach den Hinterlassenschaften zu urteilen, die herumlagen, hatten hier wohl schon viele ihr Lager aufgeschlagen. Also schien dieser Platz sicher zu sein. Einzig die zwei Skelette, die dazwischen lagen, beunruhigten sie ein wenig, aber es konnten ebenso gut Tote sein, die man vor langer Zeit hier abgelegt hatte.
Sie briet sich ein Stück von dem Fleisch und biss wie ein ausgehungerter Wolf hinein. Blut und Fett tropfte von ihrem Kinn, lief an ihren Fingern herunter auf die schöne neue Sturmmantelrüstung. Innerlich musste sie lachen. Argis, mein Herz, wenn Ihr mich jetzt so sehen könntet, Eure saubere Schönheit mitten zwischen Abfällen, triefend vor Fett und Dreck.
Irgendwo in der Wildnis Richtung Markarth saß ein großer, auffallend muskulöser, einäugiger Nord mit Narben und einer Tätowierung im Gesicht unter einem Felsvorsprung. Sein blondes Haar und der sauber geschnittene Kurzbart glänzten im Schein des Lagerfeuers, über dem er sich gerade einen Fasan gebraten hatte. Während er herzhaft hineinbiss, hatte er die Vision seiner über alles geliebten Frau, die wie ein hungriger Wolf über ein Stück Fleisch herfiel, während ihr das Fett aus dem Mund und von den Fingern tropfte, und er musste lachen.
Sie legte noch Äste nach, damit das Feuer nicht ausging und rollte sich, den Dolch des Attentäters fest in der Hand, in ihren Umhang. Kurz danach war sie bereits eingeschlafen.
Der Geruch von nassem Fell ließ sie aufschrecken. In Sekundenschnelle rollte sie sich unter den Fangzähnen eines riesigen Säbelzahntigers weg, die sich gerade in ihren Brustkorb verbeißen wollten. Hinter sich hörte sie das Zuschnappen des Raubtiergebisses. Dieser Versuch war ins Leere gegangen, der Nächste würde es nicht mehr.
Es hatte angefangen zu regnen, das Feuer war ausgegangen und die Nacht so schwarz wie Pech. So schoss sie mehr auf Verdacht zwei Feuerbälle in die Richtung, in der sie das Tier vermutete.
Dann stolperte sie über einen Stein und fiel rücklings in eine Felsspalte, die sie zuvor nicht gesehen hatte. Es ging ein ganzes Stück bergab bis sie endlich liegen blieb und schwer nach Luft rang. Ihr erster Griff ging an ihren Unterleib. Aber alles war trocken. Kein Blut. Sie atmete auf und vernahm ekligen, modrigen Geruch nach stehendem Wasser, stinkenden Pilzen und etwas, das sie nicht zuordnen konnte. Bis sie in den fauligen, bläulichen Nebeln eine gräuliche Gestalt auf sich zuschleichen sah.
Falmer! Jeder in Himmelsrand wusste, was diese Bestien mit ihren Opfern anstellten bevor sie sie dann endlich töteten.
Bei den Göttern, was für Aussichten… Falmer gegen Säbelzahntiger. Sie entschied sich für den Säbelzahntiger und schickte das Ergebnis dwemerscher Herrschaftsprinzipien mit einem mächtigen Feuerball zu seinen Ahnen, falls er jemals welche gehabt haben sollte. Aber diese Ausgeburten lebten nie alleine. Das wusste sie und begann verzweifelt den matschigen, rutschigen Hang hinaufzuklettern. Pfeile surrten an ihr vorbei, einer traf sie am Oberarm. Aber in ihren Anstrengungen, nicht wieder abzurutschen, spürte sie es kaum.
Nach einer schieren Ewigkeit wurde der Boden trocken und sie konnte, den Feuerball schussbereit, nach draußen laufen. Es dämmerte bereits.
Der Säbelzahntiger hatte sich derweil ihre Stute vorgenommen und war dann anscheinend satt von dannen geschlichen. Den Rest des Weges würde sie wohl laufen müssen.
Sie fachte das Feuer neu an, zog sich unter Zuhilfenahme der verschiedensten Grimassen den Pfeil, der zum Glück keine große Verletzung hinterlassen hatte, aus ihrem Arm und ging im Fluss baden, um den fürchterlichen Gestank nach Moder und Fäulnis abzuwaschen.
Wenn die aufkommende Sonne und das Feuer alles getrocknet haben würden, konnte sie die Reise fortsetzen. Ob ihr Mann vielleicht damals auch direkt nach einem Kampf zur Hochzeit gekommen und ihm keine Zeit zu einer Säuberung geblieben war? Sie hatte ihn nie gefragt, warum er so schmutzig erschienen war.
Das Lagerfeuer in der Tundra Richtung Markarth war nicht erloschen. Trotzdem hatte Argis die Nacht mit Alpträumen sondergleichen verbracht und wachte schweißgebadet auf. Er blieb einige Minuten regungslos liegen, bis er sich schließlich entspannte und die Felldecke noch einmal hochzog.
Er fühlte, es ging seiner Frau wieder gut.
|
|
|
|
|
-
09.05.2012 21:38
#11
|
Die Morgensonne schien auf eine fast nackte Gestalt, kauernd zwischen Unrat und einem zerfetzten Pferdekörper, aus dessen Leib die Gedärme hervorquollen und einen schaurigen Geruch verbreiteten. Sie musste hier weg bevor der Kadaver Wölfe oder weit Schlimmeres anlockte.
Ihr Rücken tat weh und am Kopf ertastete sie eine Schwellung. Etwas steif stieg sie in die noch halbnasse lederne Hose. Es fühlte sich unangenehm an. Als sie den Waffengürtel umschnallte, stellte sie mit Entsetzen fest, dass ihr Schwert verschwunden war. Sie musste es wohl beim nächtlichen Sturz in die Höhle verloren haben. Aber keine zehn Drachen würden sie dort wieder hineinbekommen.
Da die Aussichten auf den Fund eines neuen Schwertes nicht groß waren, musste es bis Windhelm der Dolch des Attentäters richten. Ihre Haare band sie zu einem straffen Zopf. Den Reiseproviant reduzierte sie bis auf das Minimum, verstaute ihn in nur einer Tasche, zog sich den dunklen Umhang bis tief ins Gesicht und marschierte Richtung Osten gen Windhelm.
Ein Fußmarsch über die große Straße würde zwar sicherer sein aber auch weitaus länger dauern und so bog sie auf direktem Weg in die Wildnis ab.
Die Landschaft veränderte sich von blühenden Tundrakräutern zu einer Steinwüste, auf deren ausgewaschenenTreppenabsätzen kaum mehr als Kriechranken und im Wind federnde Jasbayteppiche Halt fanden. Über die kahlen Geröllberge fegten der Wind… und der Schrei eines Drachen.
In den windgeschützen Ecken hatten sich Drachenbaumpflanzen mit ihren leuchtend gelben Blüten niedergelassen und brachten farblich ein bisschen Wärme in die unwirtliche Umgebung.
Von Bothela, der großen Heilerin oder Hexe, je nach Sichtweise ihrer Klienten, wusste sie, dass man aus diesen Zutaten kräftige Tränke brauen konnte. In Markarth waren diese Ingredienzien nur sehr selten oder gar nicht zu bekommen und so sammelte sie, was in ihre Tasche passte.
Das Wasser in den Tümpeln leuchtete türkisfarben und war von kleinen, schweflig riechenden Geysiren durchsetzt.
Über die Jahrtausende verschüttete Bauwerke hatten an manchen Stellen wieder ihren Weg an die Oberfläche gefunden. In einem größeren Tümpel stieß sie auf hochgespülte Draugr, einen halbversunkenen Ritualtisch, Begräbnisurnen und fand sogar noch etwas Gold.
Es glitzerte im Sonnenlicht. Das musste Metall sein. Ein aufgeworfenes kleines Ruinenstück mitten im Tümpel erregte ihre Aufmerksamkeit. Zielstrebig steuerte sie darauf zu und wurde von drei Skeletten überrascht, die sich in ihrer Totenruhe gestört fühlten. Unter ihrem Feuerball zersprang das Erste in mehrere Teile. Wie durch ein Wunder fiel ihr sein uraltes Nordschwert vor die Füße.
Es war viel zu schlecht ausbalanciert, aber in ihrer Not kämpfte sie damit als wäre es nie etwas Anderes als ein Teil von ihr gewesen. Ohne größere Blessuren schaffte sie auch die anderen zwei ohnehin schon toten Gesellen. Zumindest hatte sie erst einmal wieder eine größere Waffe.
Ausgiebig probierte sie diverse Angriffs- und Paradeschläge um ein Gefühl für dieses fürchterlich grobe Ding zu bekommen. Sollte sie damit kämpfen müssen, würden die jahrtausendealten Zacken wenigstens böse Wunden reißen, wenn man damit schon keinen vernünftigen Todesstreich setzen konnte.
So gut es ging, wenn man Bären und sonstigen widerlichen Kreaturen aus dem Weg gehen wollte, legte sie an Tempo zu. Nach einer Nacht in dieser unbekannten feindlichen Umgebung war ihr nicht zumute.
Sie vermisste Argis, sein tiefes raues Lachen, sein leuchtendes Gesicht, halb verdeckt von wirren Haarsträhnen, nach einem Liebesakt, seine oft fordernd wirkenden Berührungen, die aber einfach aus seiner schieren Kraft herrührten. Schneeweiße Zähne, die mit einem Biss ein Stück Leder zerrissen, sie aber auch ganz sanft im Nacken anknabbern konnten. Der Gedanken daran erschauerte sie so angenehm, dass sie von oben bis unten eine Gänsehaut bekam.
Und noch etwas vermisste sie, etwas dass sie nie zuvor gekannt hatte; die Wärme und Sicherheit, die von ihm ausgingen. Nie war sie verängstigt oder unsicher gewesen, und war es auch jetzt nicht. Aber er brachte etwas mit sich, was einfach nur da war und sich gut anfühlte.
Es ging merklich bergauf. Sie stemmte sich gegen den kälter und stärker werdenden Wind. Einzelne Schneeflocken gesellten sich dazu. Auf dem Boden bildeten sich die erstenSchneefelder.
Abrupt blieb sie stehen, als sie die Kuppe erreicht hatte. In der untergehenden Sonne leuchtete ein riesiger schwarz-goldener Quader mit Türmen inmitten einer vollkommen schneebedeckten Landschaft.
Trutzig, ja fast schon feindlich, wirkte Windhelm selbst auf diese Entfernung. Innerhalb von Minuten verschwand alles in Schneewirbeln und von der prächtigen Szenerie blieb nichts mehr übrig als eine fast undurchdringliche Schneewand. Sie kämpfte sich durch Schneewehen, die ihr teilweise bis zur Hüfte reichten, bis sie ziemlich erschöpft auf der großenStraße entlang des Flusses ankam, wo es sich leichter laufen ließ. Im Trab legte sie das letzte Stück hin, nur noch von dem Willen getrieben, hinter die schützenden Mauern zu gelangen und sich einfach in einem weichen warmen Bett auszuruhen.
Der Weg schien wesentlich länger als er von der Kuppe aus gewirkt hatte. Ihre Beine wurden schwer und schwerer. Nach ihrem Empfinden hätte sie die Ställe längst erreicht haben müssen, aber in dieser schon fast greifbaren, von Schnee durchsetzten Finsternis würde man eine Wand erst dann erkennen, wenn man mit der Nase darauf prallte. Und so kämpfte sie sich weiter vor. Sie war fast bereit sich aufzugeben, sich einfach nur hinzusetzen und auf die Dinge zu warten, die die Götter für sie vorgesehen hatten, als ein winziger Lichtschimmer ihre Hoffnung auf Menschen, Wärme und etwas Heißes zu essen wieder anfachte.
Sie hätte heulen können. Es gab Licht. Aber es gab weder Wärme noch was zu essen. Der Schein von Kerzen beleuchtete nur einen halb verfallenen, schiefen Turm. Kalt, unwirtlich und von Menschen weit und breit keine Spur. Einzig zwei Skelette und eine Notiz erregten ihre Aufmerksamkeit.
„Flüchtlingsruh“ konnte sie noch lesen. Flüchtlingsruh? Sie war viel zu weit gelaufen und befand sich an der Grenze zu Morrowind.
Noch bevor sich diese Erkenntnis festsetzen konnte, erhielt sie einen mächtigen Schlag in den Rücken und sackte zusammen. Ein weiterer beförderte sie endgültig in eine friedliche, absolute Dunkelheit.
|
|
|
|
|
-
13.05.2012 03:10
#12
|
Alles schmeckte nach Blut und ihr war fürchterlich übel. So sehr, dass sie den Kopf zur Seite neigte und sich übergab. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Augen öffnen sollte, um tatsächlich all das zu sehen, was sie spürte.
Sie saß in einer rumpelnden Kutsche, ihre Hände gefesselt, die Lippen aufgeplatzt und verschorft. Obenherum wurde sie nur noch von dem blauen Sturmmantelumhang bedeckt, während ihre halbzerfetzte Hose kaum noch die Blößen verdecken konnte. Ihr Unterleib brannte wie Feuer. Man musste sie sich genommen haben, während sie bewusstlos gewesen war. Wahrscheinlich gleich mehrfach, nach den Schmerzen zu urteilen. Nur gut, dass die Höhle darüber bereits bewohnt war, wenn es nach all den Misshandlungen denn noch ein Leben darin geben sollte. Sie legte, so gut es mit den Fesseln ging, die Hände an ihr Amulett.
Argis hatte recht gehabt, das Amulett konnte niemand abnehmen, sonst wäre es wohl längst in die Hände irgendeines ihrer jämmerlichen Vergewaltiger geraten.
Mit immer noch geschlossenen Augen blendete sie die Welt um sich herum aus und horchte tief in sich hinein. Ja, das Menschlein in ihr lebte noch. Es schien genauso zäh zu sein wie seine Eltern.
Endlich wagte sie es die Lider anzuheben und blickte in ein Paar tiefblaue freundliche Augen. Ein blonder Sturmmantelsoldat in Argis’ Alter lächelte sie an. Auch er war gefesselt, also konnte er nicht zu ihren Peinigern gehören.
„Na endlich. Ihr seid wach. Das hat aber lange gedauert. Wir dachten schon Ihr wärt bereits auf dieser Kutsche gestorben. Wer seid Ihr?“
„Freya, Tochter des früheren Jarl von Markarth. Wer seid Ihr? Und was heißt bereits?“
„Ralof…, Ralof von Flusswald. Und wir sind auf dem Weg zu unserer Hinrichtung in Helgen.“
„Ich wüsste nichts, das mir vorzuwerfen wäre. Ich wollte nach Windhelm zu Jarl Ulfric und mit ihm über eine mögliche Hilfe für Markarth und den Thron meines Vaters sprechen. Ich bin nicht einmal bis zur Stadt gekommen.“
„Ulfric? Unser Anführer? Nun, Ihr könntet mit ihm reden, so er denn im Moment reden könnte. Er sitzt zu Eurer Rechten.“
In diesem Moment zeterte ein dunkelhaariger schmutzig zerlumpter Mann, dem man den Dieb auf die Entfernung schon ansah, los und beschuldigte alles und jeden, außer sich selbst, an seiner Gefangennahme schuld zu sein, bis Ralof ihn mit einem gezielten Hieb seiner gefesselten Hände zum Schweigen brachte.
Sie richtete ihren Blick auf den vorgebeugten Mann, der rechts von ihr auf der Bank saß und den sie bis jetzt noch nicht beachtet hatte. Ein schwerer pelzverbrämter Umhang verdeckte die Fesseln. Aus welchen Gründen auch immer hatte man ihn zusätzlich geknebelt und so konnte er nur vor sich hin grummeln. Abgesehen davon schien er insgesamt wenig an seiner Umwelt interessiert und so wandte sie sich wieder Ralof zu.
„Was ist überhaupt passiert?“
„Ihr wart zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Kaiserlichen haben uns in einen groß angelegten Hinterhalt gelockt und Ihr seid zufällig mit hineingeraten.“
Die Kutschen rumpelten weiter vor sich hin. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück. Nun, das würde sich ja klären lassen, dachte sie. Aber kaiserliche Vergewaltiger? Dafür würden sie noch bluten müssen.
Wenig später fuhren sie in Helgen ein. Die Stimmung der Bewohner war geteilt. Alles schallte durcheinander, von Mitleidsbekundungen über Zustimmung bis zu blanken Hasstiraden.
Sie riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Dies war genau die Stadt aus ihrem fürchterlichen Alptraum.
Nacheinander wurden die Gefangenen namentlich von den Kutschen gerufen und um den Richtblock gestellt. Der Dieb versuchte zu fliehen, aber ein tödlicher Pfeil stoppte seinen Lauf schon nach wenigen Metern. „Sonst noch jemand, der fliehen möchte?“ Eine kaiserliche Matrone, mehr Mann als Weib, ihres Zeichens wohl Hauptmann, sah sich herausfordernd in der Runde um. Als ob es einen Unterschied machen würde, dachte sie bei sich und kletterte nach Aufforderung eines Kaiserlichen von der Kutsche herunter.
„Hauptmann, diese Frau hier… Sie steht nicht auf der Liste.“
„Sie geht zum Richtblock.“
„Aber…“
„Ich sagte, sie geht zum Richtblock. Hört Ihr schlecht?“
In diesem Moment wusste Freya, dass nichts mehr den Lauf der Dinge aufhalten konnte. Ihr Leben, und damit auch das des ungeborenen Kindes würden an diesem staubigen Platz enden. Sie gesellte sich zu den restlichen Delinquenten, als sie Hände auf ihrer Schulter spürte. Es war Ralof, der sie mit traurigen Augen ansah. „Auch wenn es Euch jetzt nicht mehr helfen wird. Seid versichert. Sie werden für ihre Taten büßen.“
Der Kopf des ersten Sturmmantelsoldaten rollte in den bereitgestellten Korb. Die kaiserliche Matrone stieß den restlichen Körper achtlos auf Seite und machte eine Handbewegung in ihre Richtung. Schmutzige Hände versuchten sie zu greifen. Sie schlug um sich und traf den Soldaten so in die Magengrube, dass er zusammenknickte.
„Habt Dank für Eure Hilfe. Aber ich kann alleine gehen.“
Die Hauptmännin trat ihr in die Kniekehle, so dass sie mit dem Kopf auf den Richtblock aufschlug.
„Argis, mein Geliebter. Wenn Ihr mich jetzt irgendwie hören könnt, rächt das Leben Eures Kindes und meins. Lasst keinen von ihnen übrig.“ flüsterte sie, während sie auf das Zischen des Henkerbeils wartete. Aber nichts geschah.
„Der Zopf…“ hörte sie den Henker brummen.
„Was, bei allen Göttern, ist mit ihrem Zopf?“
„Er ist zu dick. Er hält das Beil auf.“
„Bei den Acht, dann schneidet ihn verdammt noch mal ab!“ Langsam schien dieses Weib die Kontrolle über sich zu verlieren.
Unsanft wurde sie an ihrem Liquidierungshinderungsgrund wieder heraufgezogen, als ihrer selbst ernannten Richterin das Amulett auffiel. „Oh, das werdet ihr wohl nicht mehr brauchen, Teuerste.“ Ihre gierige Hand griff danach. Es schmurgelte und zischte und der Geruch verbrannten Fleisches stieg in ihre Nase. Trotz ihrer ausweglosen Situation lachte Freya laut los. Das Amulett hatte eine große Wunde in die Hand der Möchtegernräuberin gebrannt. Nun würde diese Frau dank der Brandmarkung ein Leben lang an diesenTag erinnert werden. Das Amulett mit den Rubinaugen glühte immer noch rot, als es auf ihre Haut zurückfiel, aber dort keinen Schaden anrichtete. Nun war die Frau völlig außer Kontrolle. Mit einem Ruck riss sie Freyas Kopf nach hinten. Ihr Schwert zischte haarscharf am Nacken vorbei und sie hielt triumphierend das meterlange Zopfgebilde in der verletzten Hand.
„So Henker, und nun tut Euer Werk. Und tut es ENDLICH!“
Die Erde bebte und Chaos machte sich breit.
„Gnade, ein Drache! Diese Frau hat ein schlechtes Omen. ICH werde sie nicht richten.“ hörte sie den Henker rufen, der in Panik sein Beil wegwarf und sich aus dem Staub machte.
Sie richtete sich auf und da war er. Er hatte sich auf einem der Türme niedergelassen und beobachtete die Szenerie. Das Geschöpf aus ihrem Alptraum, der riesige schwarze Drache mit den leuchtend roten Augen. Für Sekunden spiegelte sich in beiden Augenpaaren gegenseitiges Erkennen wieder. Dann wurde ihr schlagartig bewusst, er war gekommen um zu töten und sie fing an um ihr Leben zu laufen.
Im nächsten Moment ging der Platz, an dem sie kurz zuvor noch gestanden hatte, in Flammen auf. Es war alles wie in ihrem Traum, sie stolperte und fiel und rappelte sich wieder hoch. Aber sie war noch nicht bereit durch seinen Feueratem zu sterben.
Während um sie herum die Vernichtung tobte, hörte sie durch Staub, Dreck und Qualmwolken Ralofs Stimme. Sie bahnte sich einen Weg über Geröll und Leichen, während der Drache sie unablässig mit seinen Feuerbahnen verfolgte. Er sprach mit ihr und seine Sprache bedeutete den Tod.
Ralof stieß sie in einen noch intakten Turm und jagte sie die Treppe hoch, um den Kaiserlichen zu entkommen, als direkt vor ihr das Mauerwerk aufbrach. Ein Feuerstrahl schoß hindurch und tötete den Sturmmantel vor ihr. Sie kauerte sich hinter einen Mauerbrocken, „Bei Talos, nimmt es denn gar kein Ende?“ Ihr ohnehin geschwächter Körper drohte den Dienst zu versagen, aber Ralof deutete auf ein Stück entfernt liegendes Gebäude und scheuchte sie durch die Öffnung im Mauerwerk. Sie sprang einige Meter tief, rollte sich so gut es mit den immer noch vorhandenen Fesseln ging, ab, stieß vor umherliegende Möbel und blieb erst einmal liegen. Der nächste Drachenschrei beförderte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie war so weit gekommen. Es durfte noch nicht zu Ende sein.
In diesem Moment begann das Amulett zu glühen und sie fühlte sich wie neu geboren. Mit der gewonnenen Energie sprintete sie durch das halbzerstörte Haus auf das Gebäude zu, erhaschte noch einen Blick auf den schwarzen Drachen, der sie scheinbar aus den Augen verloren hatte und nun, wenn auch ohne sichtbaren Erfolg, von einer Meute Kaiserlicher bekämpft wurde. So waren wenigstens alle beschäftigt.
Ralof erwartete sie. Er hatte wohl den kürzeren, wenn auch ungleich gefährlicheren Weg mitten durch die Stadt, oder das was noch von ihr noch übrig war, genommen. Als erstes schnitt er ihr und sich die Fesseln durch und deutete ihr an, sich die Sachen eines dort tot liegenden Sturmmantels zu nehmen. Sie war wieder bekleidet und bewaffnet. Es konnte weitergehen.
Unversehens öffnete sich ein Gittertor und herein kam die Kommandantin mit zweien ihrer Truppe. Mit einem Kampfschrei, der selbst für ihre eigenen Ohren fremd klang, stürzte sich Freya auf die Frau und hieb ihr die Axt unter dem Schlagarm hindurch mitten zwischen die Rippen. Der Schlag besaß eine solche Wucht, dass die Waffe schlichtweg steckenblieb. All ihre aufgestaute Wut brach durch als sie deren Schwert auflas und immer und immer wieder auf den schon längst leblosen Körper einschlug.
„Hört auf. Es ist nichts mehr da, was ihr noch zerhacken könntet.“ Ralof packte sie am Arm und holte sie aus ihrem Tobsuchtsanfall heraus. Mit leeren Augen und hängendem Schwert blickte sie auf die formlose, blutige Masse, die sie hinterlassen hatte und ein böses Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Schade. Ich wäre gerne dabei, wenn dieses Miststück dergestalt in Sovngarde um Aufnahme bettelt.“
Sie trafen noch auf weitere Sturmmäntel, denen sie sich anschlossen und hatten noch einige Scharmützel gegen Kaiserliche zu bestehen, die sich ebenfalls dort vor dem Drachen verborgen hatten, aber nichts davon war vergleichbar mit dem vorhin Erlebten und so war ihr es ziemlich gleichgültig. Sie führte das Schwert mit Streichen, die sie selbst vorher nie gekannt hatte und verstreute Feuerbälle von solcher Stärke, dass sie sich durch die Gegner mähte, wie die Sense durch ein Kornfeld.
Irgendwann erreichten sie einen Ausgang und kamen wieder ins Freie. Sie waren fast in Sicherheit, aber ihre Beine versagten den Dienst, ihr Herz pochte bis in die Schläfen und ihr ganzer Körper wurde eiskalt. Sie drohte ohnmächtig zu werden.
„Himmel, was ist los mit euch? Wir müssen weiter.“ Ralof kniete neben ihr nieder und nahm sie in die Arme. „In Flusswald lebt meine Schwester. Sie wird Euch helfen. Aber bitte… steht auf.“
Was weder Ralof jetzt und hier, noch der Mann, der sie über alles liebte, wussten, als er das Amulett in Auftrag gab, Blutzauber hatten ihren Preis. Und der bestand in doppeltem Entzug der Lebens- und Geisteskräfte, die vorher gegeben wurden, bis hin zum Tod. Dieser Tribut war jetzt fällig und sie konnte nichts dagegen machen. Sie versuchte noch einen Heilzauber zu weben, aber ihre Kraft reichte nicht mehr aus.
Sie spürte, dass Ralof sie aufhob und wie ein totes Stück Wild über die Schulter legte. „Nun gut meine Schöne, wenn Ihr nicht laufen wollt, muss ich Euch wohl tragen.“
|
|
|
|
|
-
18.05.2012 03:30
#13
|
Noch im Dämmerschlaf, schmiegte sie sich an den Mann an ihrer Seite. Sie hatte gut geschlafen. Sehr gut sogar und fühlte sich das erste Mal in den letzten Tagen völlig erholt. Seine Atemzüge wehten über ihr Gesicht. Sein Geruch war verwirrend, anders als sonst, aber der Körper warm und kräftig.
Ihre Nase zitterte wie bei einem Raubtier, das Witterung aufnahm. Kräftiger Hühnersuppenduft zog durchs Haus und ihr Magen gab seinen vernehmlichen Kommentar zu dieser Erkenntnis.
„Guten Morgen mein Schatz.“ schnurrte sie und drehte sich noch einmal in seine Richtung.
„Guten Morgen meine Schöne.“
„Was?“
Ihr Oberkörper schoss in die Höhe, rammte seinen Kopf und verursachte ein leichtes Nasenbluten. Irgendwo im Raum hörte sie glucksendes Gelächter.
„Ralof! Was...Was macht Ihr in meinem Bett?“
„Meine Schöne, Ihr…“
„Nennt mich nicht immer meine Schöne.“
„Wie sollte ich Euch sonst nennen. Ihr seid schön.“ grinste er.
„Ich habe einen Namen, und den habe ich Euch bereits auf der Kutsche genannt.“
„Natürlich, das habt Ihr. Und ich habe ihn nicht vergessen. Aber darf ich Euch trotzdem höflichst darauf hinweisen, dass Ihr seit drei Nächten in meinem Bett liegt.“
„Wie auch immer ich da hineingeraten bin.“
„Es gab keine weiteren freien Betten. Ihr musstet schon mit mir an Eurer Seite vorlieb nehmen.“
Da gab es definitiv Schlimmeres, dachte sie, während sie den Mann mit den honigblonden Haaren und den leuchtend blauen Augen insgeheim näher musterte.
Er lag ganz entspannt auf der Seite, den Kopf auf den Arm gestützt und betrachtete sie interessiert, als sie einen Zipfel des Bettlakens nahm und seine Blutspur unter der Nase wegwischte.
„Ich verdanke Euch mein Leben, Ralof.“ Sanft gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn und fuhr vorsichtig fort, „Aber habt Ihr…?“
„Die ersten zwei Tage und Nächte? Nein. Ihr habt geschlafen wie eine Tote.“
Spielerisch boxte sie ihn in die Rippen, „Das enthebt Euch nicht der Antwort auf die Frage nach allen Nächten.“
Er seufzte.
„Ich hätte gerne meinen Traum von Euch mit Euch zusammen verwirklicht, wenn Ihr mich nicht direkt im ersten Satz Argis genannt hättet.“
Die Frau im Hintergrund konnte nicht mehr vor Lachen.
„Kommt Ihr Zwei. Ralof, unser Gast muss Hunger bis unter die Haarspitzen haben. Übrigens, ich bin Gerdur, die Schwester dieses schamlosen Burschen da. Und seid versichert, er hat Euch nicht angerührt.“
In der Silber-Blut-Taverne in Markarth stand der nächste Krug Met bereit. Mit vor Trunkenheit unsicheren Händen zog Argis ihn zu sich heran. Bereits auf dem Weg zu seinen Lippen hatte er die Hälfte verschüttet. Seine linke Hand zerknüllte wieder und wieder einen Brief.
„Argis, was ist los mit Euch. Kaum, dass Ihr sonst zwei Krug trinkt und heute bringt Ihr mich um meinen Monatsvorrat.“
„Meine Frau… Mein…“
„Ja, ja,die Weiber. Ein Stück Vieh und ein Weib. Wenn man dann nach seinem Vieh schaut, findet man das Weibsstück gleich mit hinterm Haus, wie sie mit Anderen herumhurt. Wie heißt Eure kleine Hure denn?“
Mit allem hatte der Thekennachbar gerechnet, aber nicht damit, dass sich dieser massige sturzbetrunkene Krieger noch so behende bewegen konnte. Im nächsten Moment lag er auf dem Fußboden während ein glühendes Daedraschwert auf ihn herabzusausen drohte. Drei erwachsene Männer waren nötig um der Attacke ein Ende zu bereiten. Noch während die Männer damit beschäftigt waren, Argis unter Kontrolle zu bekommen, entfaltete der Wirt den Brief, der auf der Theke liegen geblieben war. Der Inhalt ließ ihn frösteln. Demnach waren Argis’ Frau und damit auch sein ungeborenes Kind bei einem Drachenangriff in Helgen ums Leben gekommen, was gleichzeitig auch bedeutete, dass Markarth wohl für lange Zeit in den Händen der Kaiserlichen und ihrer Herren, den Thalmor, bleiben würde. Traurig blickte er dem Schwankenden hinterher, der sich anschickte die Taverne zu verlassen. Er wusste wie sehr Argis die schöne, stolze Tochter des alten Jarl über lange Zeit hinweg heimlich geliebt hatte und überglücklich war, als sie ihm zur Frau versprochen wurde.
Niemand beachtete die zierliche braunhaarige Frau, die den Tumult aus einer dunklen Ecke heraus beobachtet hatte und nun flink ebenfalls die Taverne verließ.
Innerlich rieb sich Muiri die Hände. Es schien sich für sie doch noch alles zum Guten zu wenden. Nachdem das erste Attentat der dunklen Bruderschaft auf die verhasste Rivalin fehlgeschlagen war, hatte ihr Brief aus Flusswald, in dem sie ihrem Gatten mitteilte, dass sie und das Kind dank eines Mannes namens Ralof einen Drachenangriff auf Helgen überlebt hatten und sie sich in den nächsten Tagen über Weißlauf auf den Weg zu ihrem geliebten Ehemann machen würde, die Rettung gebracht. Nichts leichter als eine Fälschung zu erstellen und diese mit Trauermiene dem Ehemann zu überreichen. Der Kurier war aber auch dämlich gewesen. Hatte ihr einfach den Brief gegeben, nur weil sie sich gerade vor Vlindrel Hall herumtrieb.
Sie war in den fruchtbaren Tagen, also musste es bald passieren. Sie brauchte noch nicht einmal große Vorsicht walten zu lassen, als sie dem immer noch torkelnden Objekt ihrer Begierde die Stufen hoch zu Vlindrel Hall hinterher schlich. Unbemerkt schlüpfte sie direkt hinter Argis ins Haus.
Nun musste sie ihm nur noch den Trank, dessen Rezept Bothela so geheim, aber nicht geheim genug für sie, gehalten hatte, verabreichen. Dieser Trank würde ihm vorgaukeln, was immer er sehen wollte. Gewohnt in den Schatten zu agieren, beobachtete sie, in welche Richtung Argis steuerte. Ungeduldig wartete sie bis er sich entkleidet hatte. Sein stattlicher Körper machte sie schier verrückt. Schnell nahm sie einen Unsichtbarkeitstrank und näherte sich dem schmalen Bett der Huscarl-Kammer. Sie wunderte sich, wieso er nicht im großen Ehebett schlief, aber letztendlich war es für ihre Absichten auch egal. Er hatte die Augen bereits geschlossen. Sie hielt ihm die Nase zu. Er schnappte nach Luft und der Inhalt des Fläschchens ergoss sich in seinen Mund.
Flugs entkleidete sie sich, legte sich neben ihn und begann ihn zu liebkosen. Argis reagierte genau wie erwartet und sie konnte für ein paar Augenblicke unter seiner üppigen Männlichkeit dahinschmelzen.
Irgendetwas stimmte nicht. Trotz seiner Trunkenheit war er noch nicht ohne Verstand. Die Frau sah aus wie Seine. Aber es waren weder ihr Geruch, noch die ihm so vertrauten Berührungen. Unmittelbar zog er sich zurück.
Just zu diesem Zeitpunkt verflog die Wirkung und er fühlte sich schlagartig ernüchtert. Die nächsten Momente würde Muiri nie in ihrem Leben jemals wieder vergessen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer dämonischen Fratze; die Laute, die er von sich gab, hätten eigentlich keiner menschlichen Brust entstammen dürfen. Von seinen Händen wie mit Schraubzwingen gepackt, schob er sie quer durch das Haus vor sich her. Ihr Wimmern und Flehen hinterließ nicht die Spur einer Gefühlsregung als er die Tür öffnete und ihr nackter Körper mit einem vernehmlichen Klatschen auf die Steinstufen aufschlug. Er drehte sich herum, schloss die Haustür hinter sich ab.
„Verflucht sollt Ihr alle sein. Niemand von Euch wird überleben. Weder Ihr Argis, noch Eure verdammte Frau, noch Euer missratenes Kind. Das schwöre ich Euch.“ schrie sie in die Nacht hinaus bevor sie mit ihrem zerschlagenen Körper im Schutz der Dunkelheit durch die Stadt nach Hause schlich.
Völlig zusammengebrochen saß er auf der Bettkante. Es war das erste Mal, dass ihm Tränen über die Wangen rollten. Was hatte diese Dirne gerufen… er zwang sich ihre Worte ins Gedächtnis zurück.
Sie hatte ihn, seine Frau und das Kind verflucht. Demnach mussten sie noch leben. Wie konnte er nur so die Verbindung zu ihr verlieren.
Bei den Göttern, er würde sie finden und wenn er in ganz Himmelsrand nach ihr suchen musste.
In Flusswald glühten die Augen des Amuletts tiefrot. Freya löste sich aus den warmen Armen des Mannes neben ihr. Sie warf einen Blick auf den schlafenden Ralof und zog sich an. Ein Abschiedskuss auf seine Lippen. Zeit zu gehen.
Ihr über alles geliebter Mann hatte den ihm gebührenden Platz wieder eingenommen. Bis auf den Teil, der für immer bei diesem Mann mit den honigblonden Haaren und den leuchtend blauen Augen bleiben würde.
|
|
|
|
|
-
19.05.2012 12:43
#14
|
________________________________________________________________________________
Mit ausgestreckten Beinen saß Ralof auf dem Baumstumpf und kaute selbstvergessen auf einem Weizenhalm herum. Gerdur beobachtete ihn von der Holzmühle aus. Den ganzen Morgen stierte ihr Bruder nun schon auf den Fluss und hing seinen trübsinnigen Gedanken nach. Sie zog die Handschuhe aus und ging zu ihm herunter. Als sie ihre Hände auf seine Schultern legte, lehnte er sich gegen sie. Ganz ihr kleiner Bruder.
„Hmm, Schwesterherz, was ist?“
„Ralof, sie hat Dir nie gehört und daraus auch nie einen Hehl gemacht.“
„Es gab Momente, wo wir es vergessen konnten.“
Wie bei einem Kleinkind strubbelte sie durch seine Haare. „Schlag sie Dir aus dem Kopf, Brüderlein. Je eher desto besser.“
„Mein Kopf ist in Ordnung. Da tut es weh.“ Er schlug sich mit der Faust auf die Brust.
„Natürlich, und ein ganzes Stück weiter unten bestimmt auch.“
„Schwester…“
„Geh Holzhacken oder jagen. Aber mach etwas, das Dich auf andere Gedanken bringt.“ lachte sie.
„Jagen ist gut. Ich könnte mal schauen, ob sich oberhalb des Dorfes wieder Banditen niedergelassen haben.“
„Da können sich keine Banditen aufhalten. Die hast Du erst vor vier Nächten ausgeräuchert. Ich habe ihre Leichen den Fluss heruntertreiben sehen.“
„Vielleicht sind ja in der Zwischenzeit wieder welche angekommen.“ grinste er.
Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps. „Dort hast Du auch das Lager mit ihr geteilt. Mach mir und Dir nichts vor. Du liebst eine wunderschöne Frau und ich weiß, dass auch Du ihr nicht gleichgültig bist. Aber sie gehört nun mal einem andern Mann. Und nun tu was Du möchtest, Bruderherz. Nur werde langsam wieder Herr Deiner Sinne.“
Ächzend wie ein alter Mann stand er auf und ging zum Haus, um seine Jagdutensilien und Proviant einzupacken. Etwas besorgt schaute Gerdur ihm nach. Sie konnte sich noch gut daran erinnern als er in eine junge Frau aus Helgen verliebt gewesen war. Dies hier überstieg das damals Miterlebte bei weitem.
„Armer kleiner Bruder. Nun liebst Du einmal richtig und es ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.“ Sie nahm den Haken und ließ den nächsten Baumstamm in die Säge rutschen. „Aber das ist das Leben, nicht wahr Hod?“ rief sie ihrem Mann zu, der am anderen Ende der Säge stand.
„Was?“ tönte es gegen die kreischende Geräuschkulisse an. „Kannst Du mir mal verraten, was mit Deinem Bruder los ist.“
Innerlich schüttelte sie den Kopf. Hod, ihr guter Mann, aber alles was nicht mit Holz und Krieg zu tun hatte, lief spurlos an ihm vorüber. Sie warf noch einen Blick zum Haus, wo sie ihren Bruder, mit einer kleinen Provianttasche bepackt, in Richtung seines Jagdunterstandes davonstiefeln sah. Jetzt würde er wieder mit einigen Met, die Beine über dem Abgrund baumelnd, seine Probleme mit sich selber auszumachen versuchen. So wie immer, wenn ihn etwas sehr bedrückte.
Die Hühnersuppe duftete so verführerisch. Er sah ihre hübsche Nase zittern und konnte deutlich hören, dass ihr Magen keine Ruhe mehr gab. Es knurrte durch den ganzen Raum. Schmuddelig und halbnackt wie sie waren, setzten sie sich an den Tisch und begannen zu futtern.
Ein kleiner Junge schoss durch die Tür und blieb wie angewurzelt stehen.
„Mama? Maaamaaa…“
„Frodnar, was ist?“
„Mama, Du sagst doch immer wir sollen sauber und ordentlich bei Tisch sitzen. Wieso dürfen Onkel Ralof und seine Frau so dreckig essen?“
„Manchmal gibt es Ausnahmen mein Junge.“
„Au fein, dann bin ich jetzt auch immer eine Ausnahme.“ Sprachs und verschwand wieder nach draußen.
„Frodnar, unser Sohn. Ein Racker wie es keinen Zweiten gibt.“ hörten sie Gerdur aus dem hinteren Teil des Hauses, wo sie Wäsche zusammenlegte.
„Ja, Onkel Ralof, da haben wir ein sehr schlechtes Beispiel abgegeben. Das werdet Ihr wohl wieder geradebiegen müssen.“ Sie tunkte noch ein Stück Brot in die Suppe und aß herzhaft weiter.
Ihr Gegenüber starrte sie mit halboffenem Mund an, „Bei den Göttern, Ihr esst für zwei, wenn nicht für noch mehr.“
„Wenn Du genauer hinschauen würdest, mein Bruder, dann hättest Du erkannt, dass sie bereits zwei ist.“ Gerdur war um die Ecke gekommen und hatte seinen letzten Satz mitbekommen. Seine anschließende Wortfaulheit fiel niemandem auf.
„Wenn Ihr beide fertig seid, kommt zur Mühle. Ich möchte erfahren was in Helgen passiert ist. Womöglich betrifft es auch unser Dorf und wir brauchen Hilfe.“
„Hat Ralof in den zwei Tagen gar nichts erzählt?“
„Es scheint als würde er nicht gerne darüber sprechen. Warum auch immer.“ Sie warf ihrem Bruder einen auffordernden Blick zu, den er allerdings gekonnt ignorierte.
„Wenn Ihr erlaubt, würde ich gerne erst baden gehen. Ich muss den Gestank der kaiserlichen Bestien loswerden. Und ein neues Kleid und eine Rüstung brauche ich auch. So kann ich mich nicht auf der Straße blicken lassen. Gibt es einen Händler und einen Schmied hier im Dorf?“
„Ein Kleid gebe ich euch gerne. Mit einer Rüstung kann ich Euch leider nicht aushelfen. Aber Alvor, unser Dorfschmied, dürfte eine genügende Auswahl haben. Seine Schmiedearbeiten sind eher einfach, aber stabil. Und wenn Ihr baden wollt, lasst Euch von Ralof den Weg beschreiben. Flussaufwärts gibt es eine Stelle, die sich gut dazu eignet.“ Sie legte noch ein Kleid für Freya heraus und verschwand durch die Tür.
Merkliche Stille machte sich breit.
„Ihr seid schwanger?“
„Ja, bin ich.“
„Ihr seid verheiratet?“
„Ja, bin ich.“
„Dann ist Argis der Name Eures Gatten.“
„So ist es.“
Aus irgendeinem Grund mochte sie nicht weiter darüber sprechen. Es erschien ihm wie eine innere Blockade, die eine Ausführung weiterer Einzelheiten verhinderte.
„Er hat eine wunderschöne Frau.“
„Nun fangt Ihr schon wieder mit ‚schön’ an.“ Obwohl sie, bis auf ihre Stiefel, jetzt nackt im Raum stand, warf sie ihm in gespieltem Ärger das Kleid über den Kopf. Er lachte.
„Es ist mir vollkommen neu, dass sich eine Frau darüber ärgert, wenn ein Mann sie als schön bezeichnet. Ihr seid schon ein recht seltenes Exemplar.“ Er stand auf um ihr das Kleid zu bringen. „Hier, nehmt es zurück. Mir wird es nicht gut zu Gesicht stehen.“
Er musste schlucken und hatte alle Mühe seine Hände bei sich zu behalten, als er so dicht vor ihr stand. Und er spürte mehr als deutlich, dass es auch ihr so erging.
‚Mara, hilf mir, was passiert hier? Bitte. Was geht hier vor sich?’ Er war versucht sich solange zu ohrfeigen, bis sein Kopf wieder da saß, wo er eigentlich hingehörte. Nur wie durch einen Nebel gedämpft, drangen ihre nächsten Worte an seine Ohren. „Ich glaube, auch Ihr könntet nach Helgen ein Bad vertragen, Ralof. Wollt Ihr mich begleiten?“ Waren das jetzt wirklich ihre Worte? Er riss sich zusammen und brachte, so gleichgültig es ihm in dieser Situation noch gelang, heraus „Wenn es Euch nicht stört.“
Sie breitete hilflos die Arme aus wie eine Statue. „Was bitte sollte ich noch vor Euch verbergen können, bis auf…“, sie blickte auf die Stiefel, „…meine Füße. Sagt, habt Ihr mich tatsächlich zwei volle Tage und noch eine Nacht dazu in Stiefeln schlafen lassen?“
Nun mussten sie beide lachen. Der Bann war erst einmal gebrochen.
„Dann kommt. Meine Schwester wird uns sicher mit Ungeduld erwarten.“
Das klare, kühle Wasser befreite sie nicht nur von allem Schmutz, sondern schien auch alle ihre schlechten Erinnerungen mit sich fortzuspülen. Unbekümmert tauchte sie nach Muscheln und Fischeiern und fand etwas weiter im Fluss sogar noch ein Skelett mit einer diamantenbesetzten Goldkette um den knochigen Hals. Triumphierend tauchte ihr makelloser, von Natur aus leicht getönter, Körper aus den Fluten auf, um sie ihm zu zeigen. Ihm, der immer noch am Flussufer saß und sie einfach nur bei ihrem Treiben beobachtete, während sein Herz raste und seine Gefühle Purzelbäume schlugen.
„Schaut mal, davon kann ich vielleicht meine Rüstung bezahlen.“
Er sah an ihr hoch. Jetzt erst bemerkte er die leichte Wölbung ihres Unterbauches. Kurz davor seinem Verlangen nachzugeben und sich ihr mit Haut und Haaren zu ergeben, lachte sie ihn an und zog ihn an den Händen hoch. „Warum kommt Ihr nicht endlich ins Wasser. Es ist auch für zwei genug Platz.“
„Ja, warum eigentlich nicht.“ Ein Bad konnte seinen sich überschlagenden Gefühlen und Gedanken nur gut tun. Ohne Scham und äußerst interessiert sah sie ihm zu, bis er sich auch seines letzten Kleidungsstückes entledigt hatte. Eine Frau, vollkommen erwachsen, die sich nicht gekünstelt zierte, und zudem noch wunderschön war. Vergessen waren sämtliche Liebschaften, und derer waren nicht wenige, denen er jemals gefrönt hatte. Nichts mehr als austauschbare Liebeleien. Das hier löste etwas ganz anderes in ihm aus. Es war neu und saß tief. Zusammen sprangen sie kopfüber ins kühle Nass und schwammen ein ganzes Stück flussaufwärts bis sie auf eine Schlammkrabbenkolonie stießen. Nackt musste das nun wirklich nicht sein und so traten sie flugs den Rückweg an.
„Ooh, das hat gut getan.“ Er schüttelte sich wie ein nasser Hund und ließ sich ins sonnenbeschienene Gras fallen. Sie saß neben ihm und flocht Zöpfe in ihr nunmehr nur noch schulterlanges Haar.
„Warum habt Ihr Eurer Schwester nichts über Helgen erzählt?“
„Ich bin kein großer Erzähler und ich weiß nicht was ich von der Sache halten soll. Kennt Ihr schon die Wächtersteine? Auf unserer Flucht aus Helgen sind wir daran vorbeigekommen.“
„Ich denke Ihr hattet Anderes zu tun als einer Ohnmächtigen die Landschaft zu zeigen. Nein, ich kenne sie nicht.“
„Dann werde ich sie Euch heute abend zeigen. Jetzt lasst uns erst mal zu meiner Schwester gehen.“
Gerdur hatte den Drachen, der auch an Flusswald vorbeigeflogen war, schon gesehen, ihm aber nicht so die große Bedeutung beigemessen. In Anbetracht seines Angriffes auf Helgen änderte sich ihre Einstellung und die Beratung endete damit, dass Freya sich bereit erklärte nach Weißlauf zu gehen, um Balgruuf um Hilfe zu bitten.
Die ganze Zeit hing Frodnar an Ralof und versuchte seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er beobachtete aus den Augenwinkeln wie sie lächelte, als sie sah, mit wieviel Geduld er den Jungen behandelte. Danach statteten sie Alvor einen Besuch ab. Sie erstand eine Stahlplattenrüstung, die allerdings an einigen Stellen erst angepasst werden musste. Er wunderte sich, dass sie sich eine schwere Rüstung ausgesucht hatte, aber sie konnte ihm glaubhaft versichern, dass sie gewohnt war, eine solche zu tragen. Flusswald besaß auch ein größeres Gasthaus und auf dem Weg zu den Wächtersteinen schlug sie ihm vor, dass sie dorthin umziehen könnte.
„Ist der Tochter eines Jarl unsere Gastfreundschaft nicht gut genug?“
Ihre Augen funkelten ihn dermaßen böse an, dass er direkt bereute, nicht seine wirkliche Frage gestellt zu haben. „Ich wollte Euch nur Euer Bett wieder überlassen. Und das wisst Ihr.“
„Und was würdet Ihr tun, wenn ich Euch bäte in meinem Bett zu bleiben?“
„Ich bleibe. Gerne sogar.“
Aus den Büschen sprang ein Wolf hervor, der von ihrem Feuerstrahl bereits erledigt war, noch bevor Ralof seine Waffe gezogen hatte.
„Ihr seid gut. Ich bin gespannt, welche Wahl Ihr gleich trefft. Kriegerin oder Magierin.“
Sie blieb stehen und breitete in einer resignierenden Geste die Arme aus.
„Ich weiß es nicht Ralof. Kriegerin, Magierin. Ich bin beides, aber nichts davon richtig. Ich bin eine glücklich verheiratete Frau und habe gerade nichts mehr als den Wunsch mich mit einem anderen Mann zu vereinen. Also bin ich nicht mal das richtig. Sagt Ihr mir was ich bin. Ich weiß es nicht mehr.“
In diesem Moment verunsicherte ihn ihre Offenheit mehr, als dass ihr Geständnis ihn erfreute und so nahm er einfach ihre Hand und sie gingen schweigend weiter bis sie die Wächtersteine erreichten.
„Macht die Augen zu.“
„Warum?“
„Schließt Eure Augen und geht zu dem Punkt, zu dem Ihr Euch hingezogen fühlt. Ganz einfach.“
„Schön…, und wenn es dann der Abgrund dahinter wird?“
Er lachte. „Ich bin ja auch noch da.“
„Damit wäre meine Wahl aber nicht unbeeinflusst.“ schmunzelte sie.
Sie schloss die Augen und drehte sich mehrmals um die eigene Achse. Leicht schwankend schlug sie eine Richtung ein bis sie irgendwo anstieß. Sie öffnete die Augen und stand direkt vor…ihm. „Hmm, und jetzt?“
„Ich sehe schon, die Magie der Steine erreicht Euch nicht.“ Er lächelte und im nächsten Moment lagen sie sich in den Armen. Bevor er sie küssen konnte, drückte sie ihn ein wenig von sich weg.
„Ihr wisst, dass es keine Zukunft für uns gibt. Es bleiben nur Erinnerungen, die erst schmerzen bevor sie verblassen.“
„Aber dafür sind wir heute glücklich.“
Nach gefühlten hundert Unterbrechungen durch Zärtlichkeiten erreichten sie Flusswald zu Beginn der Nacht.
„Bitte geht vor. Ich möchte noch einen Augenblick alleine sein.“
Sie ging zur Mühle, setzte sich auf einen der Baumstümpfe und starrte in das ewig fließende Wasser, in dem sich die Monde nur verzerrt widerspiegelten. Irgendwann nahm sie die Axt und hackte Holz. So lange bis sie fast im Stehen einschlief und ihr Kopf von den Axtschlägen dröhnte.
Die ganze Zeit hatte er auf sie gewartet, war eingeschlafen und schon wieder hellwach. Schließlich verließ er, nur mit seinem Lendenschurz bekleidet, das Bett und ging auf die Suche nach ihr. Er fand sie, im Gras liegend neben der Sägemühle. Ihre Augen funkelten in der Dunkelheit. Sie schien auf ihn gewartet zuhaben, aber sicher war er sich nicht. Kopfschüttelnd betrachtete er ihre blutigen Hände, stand auf und holte aus dem Haus eine Salbe und Leinenstreifen. Schweigend verband er sie und setzte sich dann mit dem Rücken zu ihr wieder hin.
„Ralof?“ Ihre Arme umschlangen seine mächtige Brust. Ihr Körper suchte seine Nähe. „Ich brauchte diese Zeit jetzt.“
„Ja natürlich, wo wir doch die ganze Ewigkeit für uns haben.“
„Dreht Euch herum.“
„Nein.“
„Alter Dickschädel.“
Schließlich drehte er sich doch noch um. Der Grimm war längst aus seinem Gesicht verschwunden. „Und nun?“
„Möchte ich meinen Traum von Euch mit Euch zusammen verwirklichen ohne Euch Argis zu nennen.“
Das Kleid seiner Schwester und sein Lendenschurz landeten achtlos im Gras. Ihre Augen strahlten mit den Sternen um die Wette, als sie sich ihm überließ. „Nehmt mich. Bitte. Ich bin Euer“, mit einem gar nicht leisen Stöhnen bäumte sie sich unter ihm auf, als er ihrer Einladung Folge leistete. Ihr biegsamer Körper forderte und beraubte ihn damit fast seiner Sinne. Die Zärtlichkeit ihrer Hände und Lippen schien allumfassend zu sein und riefen Gefühle an Stellen hervor, von denen er bis dato nicht wusste, dass es sie überhaupt gab. Sein Puls raste und raste, bis die Natur den mühsam aufrecht erhaltenen Damm brach. Auf diesen Moment schien sie nur gewartet zu haben. Ein leiser Schrei entfuhr ihren Lippen. Noch einmal bog sie sich ihm entgegen, bevor sie sich zitternd und keuchend entspannte. Immer noch vereint, lagen sie im Gras neben der Sägemühle, während sie mit ihren schlanken Fingern zärtlich durch seine Haare fuhr und noch immer erschauderte sie unter seinen leisen Berührungen.
Er konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals einer Frau so vollständig hingegeben zu haben. Es musste heraus. "Ich liebe Euch." Sie sagte nichts, sondern schaute ihm aus ihren schönen grünen Augen nur lange forschend ins Gesicht, bevor sie ihn mit beiden Armen sanft zu sich herunterzog und ihn einfach nur festhielt. So glücklich hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt... und noch nie so verloren.
„Maaamaaa!“ Manchmal hätte man den Bengel erwürgen können. Es war noch nicht Tageslicht und er rannte schon schreiend durchs Haus. „Maaamaaa.“ An Weiterschlaf war nicht zu denken.
„Mama, jemand hat schon den ganzen Holzvorrat für den Winter gehackt.“
Zum Erstaunen von Gerdur prusteten sie beide los bis nichts mehr ging. Noch einmal war sie eingenickt. Als sie aufwachte, war sein Platz an ihrer Seite bereits leer. Gerdur bereitete den Tisch für die nächste Mahlzeit vor. Sie sprang aus dem Bett, schüttelte die Haare in Form und zog sich schnell an. „Kann ich Euch helfen?“
„Wenn ich mich nicht stark täusche, habt Ihr uns die letzte Nacht mit Holz für den ganzen Winter versorgt.“ Und nach einer Pause, „Weiß mein Bruder, dass Ihr ihm weh tun werdet?“
„Ja, er ist sich dessen bewusst. Dabei liebe ich ihn auch… irgendwie. Wo ist er?“
„Er ist zu seinem Jagdunterstand, um aufzuräumen, nachdem Banditen dort gehaust haben. Nehmt einfach den Weg hier gleich rechts hoch und Ihr könnt Ihn nicht verfehlen.“
Bei Alvor holte sie ihre Rüstung ab. Sie passte jetzt perfekt und sie fühlte sich auf Anhieb wohl darin. Trotzdem legte sie das gute Stück erst einmal im Haus ab und trabte den Weg zu ihm hoch. Er schlief. Die letzten Meter legte sie schleichend hin, kniete neben ihm nieder. Er spürte die samtenen Lippen, die weiche Zunge, die ihn vorsichtig wachküssten.
„Ihr seid unvorsichtig. Wäre ich jetzt eine Diebin oder Schlimmeres, wärt Ihr tot."
Zärtlich strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. „Ihr seid eine Diebin. Ihr habt mein Bett und mein Herz gestohlen.“
„Ralof, morgen werde ich aufbrechen. Ich weiß nicht, ob wir uns wieder begegnen werden, aber ein Teil von mir liebt Euch aus tiefstem Herzen und wird bis zu meinem Ende Euch gehören.“
„Lacht mich jetzt nicht aus, Liebste. Wir werden uns wiedersehen und dann wird es für immer gut sein.“
„Das riecht aber nach Sovngarde.“
„Nein, es wird vorher sein.“
Irgendwann an diesem Tag flüsterte sie liebevoll einen Namen und es war nicht der ihres Ehemannes.
Sie jagten noch ein wenig Kleinwild. Sie auf ihre, er auf seine Weise. Lachend hob er er einen Hasen auf, den sie mit einem Feuerball abgeschossen hatte. „Schaut mal, Eure Beute ist bereits immer essfertig.“ Bepackt mit ein paar Hasen und Fasanen spazierten sie eng umschlungen bei Anbruch der Abenddämmerung ihrer letzten Nacht in seinem Bett entgegen.
Es wurde langsam dunkel. Ralof stand auf und löschte das Feuer. Den ganzen Tag hatte er nun hier verbracht und war nur seinen Gedanken an die letzten Tage hinterhergelaufen. Er würde jetzt erst einmal nach Windhelm gehen, nachdem Ulfric wieder frei war. Und irgendwann würde er auch wieder seine Liebste in den Armen halten. Bis dahin hatte der Kampf um die Befreiung von Himmelsrand oberste Priorität.
________________________________________________________________________________
*örks* blackout..., Jetzt muss ich erst mal zusehen, wie ich die Fremdgängerin wieder auf Spur bringe.
|
|
|
|
|
-
24.05.2012 14:50
#15
|
Zitat von Moonlord
Hübsche Screens.
Hast Du da beim Gesicht mit einer Grafik-Mod nachgeholfen?
Nein, garnichts. Ich habe meine Kleene von Anfang an so hübsch generiert. Ich habe alle Mods, bis auf HD textures, heruntergeschmissen, nachdem irgendeine dämliche Haarmod, die die Haare eh noch schlimmer aussehen liess, als sie es sowieso schon sind, vor zwei Tagen mein Spiel gekillt hat. Aufgenommen hab ich die Shots in der Taverne in Solitude. Argis durfte auf einem Stühlchen neben der "Tanzfläche" Platz nehmen, (da leuchtet es so schön gemütlich rot), und meine Kleene hab ich im Schleichmodus daneben/halb auf ihn drauf gestellt. So bekam ich die räumliche Nähe hin. Nachher hab ich die Bilder nur noch zugeschnitten und wieder auf die ursprüngliche Größe vergrößert.
Chakykia, jetzt müsste ich aber was zum Besten geben, was hier bestimmt gelöscht würde.
So, Traumwetter und Urlaub auf Balkonien mit dem 6,5 Kilo Läppi auf den Beinen. Da schreibt man schneller.
________________________________________________________________________________
Nachdenklich stand sie an der Weggabelung hinter der Flusswalder Brücke. Sollte sie erst zu dieser riesigen Grabstätte, die den ganzen Ort überschattete, Ödsturzhügelgrab nannten es die Bewohner, hinauf oder erst nach Weißlauf.
Der im Dorf ansässige Händler hatte sie um einen Gefallen gebeten. Sie mochte ihn nicht, aber seine Schwester war eine nette Person und hatte nach dem Diebstahl eines Wahrzeichens seines Ladens schwer unter ihrem Bruder zu leiden.Wahrscheinlich war es besser, schnell und kurz erst die Diebe in Angriff zunehmen, die sich offensichtlich in diese Grabstätte zurückgezogen hatten. Danach konnte sie in Ruhe nach Weißlauf gehen und Balgruuf von dem Hilfeersuchen in Kenntnis setzen.
Und nur dort würde sie auch ein Pferd bekommen, um so schnell als möglich nach Markarth zu gelangen. Die alte Sehnsucht nach Argis war wieder da und überfiel sie mit einer solchen Macht, dass sie sich für ein paar Minuten auf die Begrenzung der Brücke setzen musste.
Sie überprüfte noch kurz ihre Ausrüstung bevor sie sich an den Aufstieg machte. Lange sollte es wohl nicht dauern. Ein paar Banditen, die Goldene Klaue, so hatte Lucan sie genannt, wieder zurückbringen und sie konnte endlich zu ihrem Mann.
Auf halber Höhe fing es an zu schneien. Schemenhaft erkannte sie ein altes Bollwerk, vor dem ein einzelner Ork patroullierte. Orks, außerhalb ihrerFestungen und wenn sie nicht gerade in den Städten lebten, bedeuteten selten etwas Positives. Aus der Deckung heraus feuerte sie ein paar Feuerbälle. Es folgten ihm noch zwei Kameraden mit denen sie ebenfalls kurzen Prozess machte.
Als sie die Leichen untersuchte, stellte sie fest, dass sie sich nicht geirrt hatte. Brauchbare Gegenstände und etwas Gold nahm sie mit. Das Zeugs konnte sie verkaufen, und Gold war im Moment ihre größte Sorge. Die kaiserlichen Häscher hatten ihr alles abgenommen. Wenn Balgruuf ihr keins seiner Pferde zur Verfügung stellen sollte, musste sie sich eins kaufen, aber dafür reichte ihr derzeitigesVermögen noch lange nicht aus.
Noch etwas höher und sie erblickte das beeindruckende Bauwerk mit seinen vielen Treppenaufgängen. Bei den Göttern, hatten die Altvorderen nichts Besseres zu tun gehabt als solche Monumente für Tote zu errichten? Drei weitere Banditen später stand sie auf einem überhängenden Wachpunkt und genoss den Ausblick ins Tal.
Keiner dieser Diebe hatte die Klaue bei sich getragen, was bedeutete, dass sie sich ins Innere begeben musste.
Kampfbereit öffnete sie das schwere, verzierte Eisentor. Staubiger, kalter Wind wehte durch die verfallene Eingangshalle in der es wahrlich nichts zu entdecken gab, außer toten Skeevern und lebenden Banditen, die sich schnell zu den Skeevern gesellten.
Stück für Stück pirschte sie sich vor, immer weitere Gänge, entlang. In zahlreichen Nischen waren die Toten zur Ruhe gebettet worden. Manche davon waren weniger tot als es zunächst den Anschein hatte. Es nahm kein Ende. Sie umging Fallen, bekämpfte Draugr und Banditen gleichermaßen. Himmelsrand schien in seinen Tiefen stärker bevölkert zu sein als an der Oberfläche. Der staubige Wind war längst einem jahrtausendealten Dunst gewichen, der ihre Nase arg strapazierte.
Sie bewunderte die bestens erhaltenen Mumien. Scheints hatten die alten Vorfahren für ihre Toten mehr übrig gehabt als für die Lebenden. Überall nahm sie Brauchbares, vor allen Dingen Gold und einzelne Edelsteine mit und sah mit Freude, wie sich ihr Geldsäckchen ein wenig füllte.
Nur die Klaue, niemand trug sie bei sich.
Gedämpft klang ein Hilferuf an ihre Ohren. Sie folgte der Stimme und endete vor einem massiv gewebten Spinnenetz. Auch das noch. Sie hasste Frostbissspinnen und das Knirschen ihrer Panzer, wenn sich die Waffe hindurchwürgte. Selbst der elendigen Giftspuckerei konnte man kaum entkommen. Das Exemplar, das sich von der Decke herabließ, hatte es in sich. Größer als sie selbst, brauchte sie bis zu seinem Ableben einiges an Feuer- und Heilzaubern.
Sie fühlte sich ein wenig matt, schob es aber den anstrengenden Kämpfen zu. Schließlich gewahrte sie den bereits halb eingewickelten Hilferufer. Sein Gesicht war wenig vertrauenerweckend, und genau so verhielt er sich nach seiner Befreiung. Seine Verspottung kam ihn teuer zu stehen. Im nächsten Raum beobachtete sie in Ruhe, wie er sich mit weiteren Draugrn anlegen durfte und verlor. Der Rest war nicht mehr allzu schwer zu bewältigen.
Endlich. Dieser Mensch trug das gesuchte Objekt bei sich. Sie befand sich bereits auf dem Rückweg und las dabei sein Tagebuch.
Die Klaue schien zu einem Schatz zu führen, und das war genau das, was sie jetzt brauchen konnte. Auf dem Absatz drehte sie sich herum und folgte den Gängen weiter und weiter. Sie verlor das Gefühl für Zeit und Raum und kämpfte sich mit Feuerzaubern und ihrem Schwert eher mechanisch durch ein paar verbliebene Gegner bis sie vor einem beeindruckenden Steintor stand. Große steinerne Ringe, mit Symbolen verziert, schienen nun endlich den Fund des Schatzes zu verheißen.
Sie las noch einmal im Tagebuch des Banditen und richtete die Symbole ein, wie auf der Klaue angezeigt. Mit Ächzen, Knirschen und einem Staubwirbel versank die letzte Barriere und sie betrat eine halb verfallene Halle mit einer Steinwand am anderen Ende, in die merkwürdige, uralte Zeichen einer längst vergessenen Sprache eingemeißelt waren.
Magisch wurde sie davon angezogen und konnte nichts dagegen ausrichten. Blitze zuckten, die Wand schien sich zu bewegen. Mehr blind als sehend tastete sie sich heran. Eins der Zeichen leuchtete auf und manifestierte sich, ohne dass sie etwas unternehmen konnte, unter einem unsagbaren Druck in ihrem Schädel. Es war genau das gleiche unbeschreibliche Gefühl, dass sie schon bei dem Wort Dovakhiin vor einiger Zeit erlebt hatte. Sie schrie vor Schmerzen, war froh als es vorbei war und nahm sich vor, derartiges auch nie wieder zu erleben.
Eigentlich hatte sie sich erschöpft hinsetzen und dann in Ruhe in der Truhe kramen wollen. Ihr Kopf brummte bis zum zerplatzen, aber die Götter hatten etwas Anderes vorgesehen.
Der Wächter dieser merkwürdigen Wand war erwacht und es begann ein Tanz auf Leben oder Tod. Er war ihr weit überlegen, ihr einziger Vorteil bestand darin, dass er sich relativ langsam bewegte. So hechtete und sprintete sie um ihr Leben durch die Halle, immer bemüht einen gezielten Zauber oder Schlag abzusetzen. Einem Treffer durch ihn war sie nicht gewachsen, so musste sie in Bewegung bleiben. Zwischendurch glühte ihr Amulett mit seinen magisch blau veränderten Augen um die Wette. Sie wagte gar nicht erst, sich den zu zahlenden Tribut auszumalen. Eine gefühlte Ewigkeit später und kurz vor ihrer eigenen totalen Erschöpfung schaffte sie ihn. Der Wächter hatte seine ewige Ruhe gefunden.
Seine Durchsuchung ergab nichts außer einer für sie unbrauchbaren Waffe und einer seltsam aussehenden Steintafel mit einem Drachenkopf. Vorsichtshalber nahm sie das Steinfragment an sich. Vielleicht würde es ja Geld bringen.
Sie wühlte noch ein wenig in den Truhen, nahm mit was sie brauchen konnte. Sollte das jetzt der Schatz gewesen sein? Enttäuscht schleppte sie sich einen weiteren unbekannten Gang hinauf und stand kurz darauf auf einer Anhöhe. Tief atmete sie nach dem Staub und dem Dunst die frische Tagesluft ein. Es blieb ihr nichts anderes übrig als mit den müden Knochen hinunter zu kraxeln.
Der Tribut, er war fällig. Sie spürte es, fiel den letzten Vorsprung hinunter, rollte noch ein Stück den Hang hinab und blieb bewusstlos liegen. So bemerkte sie auch nicht die Hand, die ihr wenig später zärtlich über das Gesicht strich.
„Hmm, meine Schöne. Immer, wenn ich Euch treffe, darf ich Euch tragen.“
Sie erwachte in dem vertrauten Bett, aber alleine. Gerdur kam auf sie zu und reichte ihr einen Krug mit Met. "Ihr seht krank aus."
Sie trank den Krug in einem Zug leer und fühlte sich wieder besser. „Bei Talos, wenn ich vorher gewusst hätte, was mich in diesem Grab erwartet, hätte Lucans Klaue dort auf ewig verschimmeln können. Wie schafft Ihr es, jeden Tag mit diesem Anblick zu leben?“
„Man gewöhnt sich daran. Irgendwann nimmt man es gar nicht mehr wahr und es verliert seinen Schrecken.“
„Wie bin ich hierhin gekommen?“
„Ralof brachte Euch. Mal wieder bewusstlos.“ lachte Gerdur.
„Ralof? Wie hat er mich gefunden?“
„Er war auf dem Weg nach Windhelm und sah Euch von der anderen Seite des Flusses aus, wie Ihr einen Abhang hinuntergeklettert und dann gefallen seid.“
„Ist er noch hier?“ Insgeheim rief sie alle Götter an, um aus dieser Zwickmühle endlich erlöst zu werden.
„Nein, er hat Euch nur hereingeschleppt und sich dann wieder auf den Weg gemacht. Er wusste, wenn er jetzt nicht gehen würde, hätte er es nie geschafft Euch zu verlassen. Er bat mich Euch etwas zu geben.“
Gerdur reichte ihr einen Ring mit einem wunderschön eingefassten Stein. Eine seltsame Aura ging von ihm aus. Da sie ihren Ehering niemals ablegen würde, steckte sie ihn an den Zeigefinger der anderen Hand. Es fühlte sich gut an.
„Dieser Ring wird Eure Gesundheit schützen. Er hat ihn von unserem verstorbenen Vater erhalten, bevor er sich den Sturmmänteln anschloss und es ist der Wille meines Bruders, dass Ihr ihn nun tragen sollt.“
„Habt Dank. Ich werde ihn nicht mehr abnehmen. Aber nun möchte ich Eure Gastfreundschaft nicht noch ein weiteres Mal strapazieren. Ich werde Lucan jetzt sein Kleinod wiederbringen und mich dann nach Weißlauf absetzen.“
Unerwartet nahm Gerdur sie in die Arme. „Ihr habt uns nicht strapaziert. Im Gegenteil. Ihr habt Holz für fast einen Winter gehackt" zwinkerte sie, "und meinen Bruder für ein paar Tage glücklicher gemacht als er es jemals in seinem Leben war. Kommt jederzeit wieder. Ihr seid hier von Herzen willkommen.“
Etwas wehmütig verließ Freya das Haus und trat in den strahlenden Sonnenschein. Frodnar kam auf sie zugerannt und baute sich vor ihr auf.
„Warum bist Du nicht mit Onkel Ralof gegangen? Du bist doch seine Frau und er ist schon weg.“
Es würde nichts nützen, einem Kind zu erklären, dass man nicht die Frau seines Onkels war, obwohl man das Bett miteinander geteilt hatte. So gab sie dem Jungen einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde jetzt auch gehen und wenn ich das nächste Mal komme, möchte ich sehen, welche Fortschritte Du in Deinen Kampfkünsten gemacht hast.“
„Au ja, dann geh ich jetzt üben. Onkel Ralof und Du werden stolz auf mich sein.“
„Na, das will ich doch stark hoffen.“ lachte sie.
Sie brachte Lucan noch seine Goldene Klaue und verkaufte die überflüssige Beute. Er bedankte sich überschwenglich, aber auch mit einem netten Sümmchen. Alter Schmierlappen, dachte sie bei sich, aber das Gold machte die Abneigung ein wenig erträglicher.
Wieder stand sie an der Weggabelung. Aber diesmal würde bis auf die Zwischenstation in Weißlauf nichts und niemand die Rückkehr zu ihrem Ehemann aufhalten. Sie legte ihre Hände auf den Bauch. „Na mein kleiner Mann. Du erlebst ja schon eine Menge, bevor Du überhaupt das Licht erblickt hast. Aber warte erst mal ab, wenn Du Deinen Vater siehst. Er ist ein so stolzer, schöner Krieger.“
|
|
|
|
|
-
29.05.2012 10:29
#16
-
31.05.2012 01:35
#17
|
Leichtfüßig lief sie den Weg Richtung Weißlauf und durchlebte dabei in ihren Gedanken die glückliche Zeit, die sie dort mit ihrem Mann verbracht hatte. Ein kaiserlicher Spähtrupp mit einem Gefangenen näherte sich. Sie war versucht, ihr Schwert an ihnen zu wetzen und den Gefangenen, allem Anschein nach ein Soldat der Sturmmäntel, zu befreien. Am Ende siegte die Vernunft. Jarl Balgruuf würde davon erfahren und ein enttäuschter Freund sowie kaiserliche Häscher auf ihren Spuren waren einem friedlichen Leben nicht dienlich.
Von der letzten Anhöhe aus beobachtete sie einen Kampf, wie sie ihn bis jetzt noch nicht gesehen hatte. Mitten in einem Kohlfeld stand ein Riese. Drei Menschen umringten ihn. Immer darauf bedacht nicht von seiner tödlichen Keule getroffen zu werden, setzten sie ihre Hiebe in seine Kniekehlen, um ihn zu Fall zu bringen. Da ihr nach der vorherigen Begegnung gerade sowieso nach Kampf zumute war, sprang sie die letzten Meter bis zum Schauplatz hinunter und beteiligte sich nach Kräften. Die Erde erzitterte als der mächtige Mann endlich zu Boden ging und dabei die halbe Kohlernte vernichtete. In den Kämpfern erkannte sie drei der Gefährten aus Jorrvaskr. Sie versprach später bei ihnen vorbeizuschauen und lief die letzten Meter zum Stadttor, um es wieder einmal verschlossen vorzufinden. Dieses Mal reichten bereits ein paar Worte und sie stand in der vertrauten Umgebung.
Ein Gefühl von Heimat überkam sie. Sie schrieb es den schönen Erinnerungen zu.Vielleicht konnte sie Argis davon überzeugen sich, nach der immer noch einzulösenden Hochzeitsnacht, hier mit ihr niederzulassen. Sie schmunzelte bei dem Gedanken, dass sie in ein paar Monaten das gemeinsame Kind zur Welt bringen würde, aber sie es bisher noch nicht einmal bis zu dieser traditionell geforderten Nacht geschafft hatten.
Sollte ihr Gatte ihren Vater gefunden haben, würde dieser hoffentlich noch länger das Fürstentum regieren und sie wären beide frei für das was sie sich am meisten wünschten. Einfach zusammen zu sein. Sollte Igmund noch immer an der Macht sein, wäre es sowieso klüger Markarth den Rücken zu kehren.
Wie immer, wenn ihr Mann ihr so stark fehlte, ergriff sie das Amulett. Als die Rubinaugen glühten und eine angenehme Wärme durch ihren Körper strömte, wusste sie, dass ihre wortlose Botschaft ihn erreicht hatte.
Weißlauf war eine helle freundliche Stadt und so waren es auch viele der Einwohner, freundlich und offen. Sie wechselte ein paar Worte mit Adrienne, der Schmiedin, spielte ein kurzes Fangspiel mit Lars Kampf-Geborener und stieg die Stufen hoch zur Drachenfeste vorbei am immer noch missionierenden Heimskr. Sein Vorrat an Parolen gegen die Kaiserlichen und die Thalmor schien unerschöpflich.
Die Begrüßung durch Jarl Balgruuf fiel äußerst herzlich aus. Die Nachrichten über den Drachenangriff hatten ihn bereits erreicht und auf ihr Hilfeersuchen reagierte er mit der direkten Entsendung von Wachen nach Flusswald. Obwohl ihm die Besorgnis um seine Stadt und sein Fürstentum anzumerken war, lud er sie erst einmal zu einem guten Met auf den Balkon der Großstufe ein.
„Freya, meine Liebe, Ihr seht krank aus? Und Ihr seht runder aus.“
„Ihr seid heute schon der Zweite, der mir erzählt, dass ich krank aussehe. Und ich werde auch noch ein ganzes Stück runder werden. Die Götter haben mich mit einem fruchtbaren Gatten gesegnet.“ lachte sie.
„Und ihn mit einer schönen Frau. Wusstet Ihr, dass Jarl Ulfric den Großkönig getötet hat? Mit einem Thu’um, dieser uralten Drachensprache. Ohne Großkönig wird Himmelsrand im Chaos versinken.“
„Thu’um? Drachensprache? Das erklärt zumindest den Knebel während seiner Gefangenschaft.“
Balgruuf sah sie fragend an. So erzählte sie ihm die letzten Ereignisse und auch von dem dringenden Wunsch heim nach Markarth zu ihrem Ehemann zu gelangen.
„Meine Freundin, Ihr habt eine ganze Menge mitgemacht. Gerne gebe ich euch ein Pferd aus meinem Bestand. Gebt Aventus Avenicci Bescheid, wenn Ihr weiterreisen möchtet. Er wird die Ställe anweisen, Euch ein Reittier zur Verfügung zu stellen. Seid mein Gast solange Ihr möchtet.“
Noch während der Unterhaltung stürzte atemlos eine Wache auf den Balkon. Ein Drache hatte den Weißlaufer Wachturm angegriffen.
Die Erinnerungen an Helgen krochen wie eiskalte Finger in ihr hoch, Zittern, Angst und Atemlosigkeit machen sich in ihr breit. Auf Bitten des Jarl begleitete sie trotzdem den Kampftrupp. Sie fühlte sich unwohl, aber der Kampf gestaltete sich weniger heftig als ursprünglich angenommen.
Und dann kam was kommen musste. Sie hatte es bereits in Helgen erlebt.
Diese Bestie sprach mit ihr. Vor Schreck ließ sie ihr Schwert fallen und stand, ungeschützt und unfähig sich zu bewegen, vor seinem weit geöffneten Drachenmaul. Sie sah in die kleinen bösen Echsenaugen, das Hämmern im Kopf begann wieder. Sie verstand ihn, verstand seine Worte. Kurz vor seinem nächsten Feuerstoß riss Irileth, der Huskarl des Jarl, sie aus der Gefahrenzone und holte sie in die Realität zurück. Sie schnappte sich das Schwert einer toten Wache und rammte es mit einem unmenschlichen Schrei in den Hals des Drachen.
Er fing an auszuglühen, die Schuppen lösten sich in großen Fetzen und trieben leuchtend in der Dunkelheit davon. Wie mit unsichtbaren Händen gepackt, wurde sie in seine Aura hineingezogen. Ein glühender Sturm zog in sie hinein, so heiß wie selbst das Feuer der Himmelsschmiede nicht sein konnte, und doch tat er ihr keinen Schaden an. Sie konnte die Prozedur weder verhindern noch beeinflussen. Es schmerzte, mal wieder, aber diese Schmerzen kannte sie bereits. Sie schienen zu einem Bestandteil ihres Lebens zu werden.
Erst als nur noch das im Wind klappernde Skelett Geräusche von sich gab, bemerkte sie die Stille um sich herum. Mit vor Verwunderung oder Entsetzen weit aufgerissenen Augen standen ihre Mitkämpfer um sie herum und starrten sie an. „Drachenblut“ klang es gedämpft an ihre Ohren. Sie wollte etwas sagen. Stattdessen entfuhr ihr ein unbekannter Laut, der die vor ihr stehende Wache von den Füßen holte.
Sie schloss ihren Mund ohne einen weiteren Ton von sich zu geben, hob ihr Schwert auf und stapfte Richtung Weißlauf. Es reichte. Sie wollte nach Hause.
Kurz bevor sie sie Stadt erreichte, bebte die Erde und sie fiel hin. „Dovakhiin“ dröhnte es erneut von allen Seiten auf sie ein. Sie hielt die Arme über dem Kopf, wollte nichts mehr sehen und hören, nicht schon wieder die unerträglichen Schmerzen ertragen müssen. „Argis, Liebster, helft mir.“
In der Drachenfeste angekommen, hatten sich die Nachrichten über den Drachenkampf und seinen merkwürdigen Ausgang bereits überschlagen. Sie bekam alles nur wie eingepackt mit, fühlte sich wie eine Puppe, die zwischen Kindern hin und her geworfen wurde. VonThu’um war die Rede, von Prophezeiungen, von Graubärten und einem Weg der Stimme. Das alles sollte sie betreffen?
Völlig verwirrt zog sie sich irgendwann aus dem Geschehen zurück, in der rechten Hand eine Axt von Weißlauf, von der sie nicht einmal wusste, wie sie dazu gekommen war.
Sie legte sich in das Bett, das sie vorher schon so lange mit ihrem Mann geteilt hatte und fiel in einen unruhigen Schlaf.
Argis hustete, bis sein ganzer Körper sich verkrampfte und spuckte das Fleisch wieder aus, weil es ihn zu ersticken drohte. Ein tiefer Schmerz hielt sich in seiner Brust, der ihm die Luft nahm. Er fühlte den Hilferuf seiner Frau und es trieb ihn fast in den Wahnsinn, dass er nicht wusste wo sie war. Heute hatte er bereits zwei Botschaften von ihr erhalten. Vielleicht näherten sie sich ja einander an. Er warf den Rest des Fleischstückes den Wölfen zum Fraß vor, bepackte sein Pferd und ritt hinaus in die Dunkelheit.
|
|
|
|
|
-
31.05.2012 17:00
#18
|
So lebendig geschrieben, einfach genial. Hast du schon andere Geschichten geschrieben? Kann gar nicht genug davon bekommen.
Jetzt bin ich so inspiriert, ich glaub ich mach mit Helena doch weiter.
...und dann hab ich die Realität einfach aufgegessen!
|
|
-
07.06.2012 16:32
#19
|
Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet. Es regnete so stark, dass man nicht einmal die nächsten Wachtürme von Weißlauf erkennen konnte. Mit fiebrig glänzenden Augen stand sie auf dem Balkon. Sie fühlte sich krank, schob es aber dem schlechten Schlaf der letzten Nacht zu.
„Vogt, könnt Ihr ein Pferd für mich aussuchen? Ich möchte heute aufbrechen.“
„Verehrte Dame, Ihr seht nicht gut aus. Wollt Ihr euch nicht lieber noch ein paar Tage erholen?“
„Es ist bereits genug Zeit verstrichen. Zu viele Ereignisse haben meinen Weg verzögert. Ich weiß immer noch nicht, was in Markarth vor sich geht und wo mein Vater mittlerweile ist. Ob er überhaupt noch lebt. Nein, ich muss gehen, auch wenn ich Eure herzliche Gastfreundschaft wirklich zu schätzen weiß,“ und sie fing an zu lachen, „Außerdem glaube ich nicht, dass mein Gatte bereit wäre, noch weitere Ewigkeiten auf mich zu warten.“
„Doch das würde er. Glaubt mir.“ Balgruufs Stimme in ihrem Rücken klang seltsam melancholisch. „Ich hatte lange genug Zeit Eure tiefe Verbundenheit zu beobachten. Nichts und niemand kann diese lösen.“
Innerlich lief sie puterrot an und biss sich auf die Lippen. Es gab Dinge, die sie nach Möglichkeit weder ihrem Mann und schon garnicht einem besten Freund jemals preisgeben würde.
„Freya, verehrte Freundin, würdet Ihr mir einen Gefallen erweisen? Auch wenn sie schwer wiegt, ich habe nur eine Bitte an Euch bevor Ihr nach Markarth aufbrecht.“
Sie war versucht ‚Nein’ zu schreien, aber als sie die Sorgenfalten in seinem Gesicht sah, wusste sie, dass ihm diese Frage nicht leicht gefallen war.
„Wenn die alten Legenden stimmen, tragt Ihr wohl die Gabe des Drachenblutes in Euch. Bitte, stattet erst den Graubärten in Hoch-Hrothgar einen Besuch ab. Sie haben ihre Stimmen erhoben und Euch gerufen. Das ist seit Jahrhunderten nicht mehr passiert. Ihr solltet es nicht ignorieren. Reitet nach Ivarstatt und pilgert dann die siebentausend Stufen zu ihrem Kloster. Es wird Euer Schaden bestimmt nicht sein.“
„Siebentausend?“
„Nun ja, ob es wirklich so viele sind, weiß ich auch nicht. Ich habe sie nie gezählt. Aber den Weg hinauf habe ich immer gerne auf mich genommen. Jetzt bin ich zu alt dazu, aber ich vermisse heute noch die Ruhe und die Meditation dort.“
„Wenn Euch soviel daran liegt, dann werde ich es machen.“
Balgruuf nahm sie in den Arm. „Ihr seid eine ganz besondere Frau, liebe Freundin. Ich werde sofort einen Kurier nach Markarth entsenden. Euer Gatte soll sich auf denWeg nach Weißlauf machen und wenn Ihr zurückkommt, werdet Ihr ihn hier vorfinden. …Und ich kann Euer beider Anwesenheit noch ein wenig genießen. Ein Jarl hat nicht viele wahre Freunde.“
„Wenn sich die Dinge so fort entwickeln, befürchte ich, dass ich meiner Ehe mit Argis erst in Sovngarde zu ihrer Rechtmäßigkeit verhelfen werde.“ Sie lächelte, leicht gequält, aber Balgruuf hatte recht. Der Bürgerkrieg war schon zersetzend genug. Und wenn sie wirklich dazu bestimmt war, bei der Bekämpfung der jetzt noch zusätzlich aufgetauchten Drachen zu helfen, so musste sie es tun.
„Passt bei den Valtheimer Türmen auf. Dort haben sich Banditen niedergelassen und meine Wachen sind noch nicht dazugekommen, sie auszuräuchern.“
Der Regen war dünnen Nebelschleiern gewichen, die wie feine magische Leichentücher durch die feuchtigkeitsgesättigte Luft schwebten. Diese Feuchtigkeit drang in jede noch so kleine ungeschützte Stelle ihres Körpers und ließ sie frösteln. Es ging ihr wirklich nicht gut.
Schon weitem sah sie die Banditenpatrouille auf der Verbindungsbrücke zwischen den Türmen und verhalf ihr per Feuerbällen zu einem schnellen Ableben. In ihrem fiebrigen Zustand verkniff sie sich, die Türme zu betreten. Darum konnte sich die Weißlaufer Wache kümmern.
Der Weg schlängelte sich in vielen Windungen am Fuße des höchsten Berges von Himmelsrand entlang. Die Landschaft bot dem Auge nichts woran es sich festhalten konnte und so döste sie auf dem Pferd vor sich hin.
Banditen, Bürgerkrieg, Drachen… einerlei. Himmelsrand schien seinen Untergang besiegeln zu wollen. Urplötzlich kam ihr die Akademie in Winterfeste in den Sinn. Dort hätte sie sich fernab von allen Unbilden ihrem Magiestudium widmen können. Der Gedanke schien nach den letzten Ereignissen auf den ersten Blick verlockend. Als Antwort darauf gab es den ersten fühlbaren Tritt im Bauch und sie musste lachen. „Ist ja gut. Du wirst mit Deinem Vater und nicht mit spitzohrigen Magiern aufwachsen.“
Stunde um Stunde trottete das Pferd die Straße entlang in den immer dichter werdenden Nebel. Wahrlich, es war kein Wetter bei dem es jemanden in Himmelsrand nach draußen zog, weg vom warmen Feuer und einem guten Krug Met.
Es wurde langsam dunkel und sie wünschte sich endlich ihr Ziel zu erreichen. Hier war nichts. Nicht mal ein guter Platz um ein Nachtlager aufzuschlagen. Spät in der Nacht war sie dann doch zu müde und schwach, um weiterzureiten. Sie stieg vom Pferd und legte sich, die Zügel fest in der Hand, einfach auf den etwas weicheren Boden neben der Straße. Es war ihr einerlei, was kommen mochte. Sie wollte nur schlafen. Ihr letzter Blick ging in den wolkenbedeckten Nachthimmel als suchte er etwas. Dann hörte sie ihn… mächtig und furchteinflößend. Alduin, er hatte sie nicht vergessen.
Die Sonne schien und wärmte ihren Körper, der mittlerweile von Schüttelfrostanfällen heimgesucht wurde. Sie versuchte sich mit einem Heilzauber zu stärken, der aber keine Wirkung zeigte. Was, bei den Göttern, hatte sie sich eingefangen. Das Amulett glühte ständig leicht vor sich hin. Ein Zeichen, dass ihr permanent Lebensenergie gegeben wurde. Innerlich betete sie zu Talos, dass der restliche Weg ohne Zwischenfälle verlaufen möge. Sie würde nicht mal mehr einem Skeever Leid zufügen können. Sie griff in die Mähne des Pferdes um sich aufzuschwingen. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Schließlich suchte sie sich einen Stein und kletterte von dort auf den Rücken des Tieres.
Mehr oder weniger teilnahmslos ritt sie die Straße weiter entlang in der Hoffnung Ivarstatt nun bald zu erreichen, als sie linker Hand eine Festung entdeckte, vor der ein Kampf entbrannt war. Mit ihren verschwommenen Augen verfolgte sie wie eine kleine Gruppe Sturmmäntel gegen schwarzgewandete Magier antrat. Blitz, Frost und Feuer maß sich mit Eisen und Stahl.
Sie kniff die Augen wieder und wieder zusammen, aber das Bild änderte sich nicht. An einer Mauerecke kämpfte ein Mann, dessen fließende, kraftvolle Bewegungen ihr so vertraut waren wie ihre eigenen, gegen drei Magier. Es konnte nur eine Sinnestäuschung sein, hervorgerufen von ihrem Fieber.
Sie wollte seinen Namen schreien, aber es wurde nur ein Flüstern, das der Wind mit sich fortnahm. Trotzdem drehte der Mann für einen Augenblick den Kopf in ihre Richtung. Seine blonden Haare und seine Rüstung blitzten kurz in der Sonne auf. Genug Zeit für einen der Magier ihn mit einem gezielten Dolchstoß fast zu Fall zu bringen. Zeitgleich erkannte sie das Schwert des Mannes, der jetzt versuchte, sich unter dem Frostangriff des zweiten Magiers wieder aufzurichten.
„Argis, Liebster..., bei den Göttern, verzeiht mir.“ Sie hatte ihn in diese schwierige Situation gebracht. Nun musste sie ihm helfen. Mit zittrigen Händen formte sie einen Feuerball, schoss ihn ab und hoffte inständig, dass sie ihren Mann damit nicht weiter verletzen würde. Die Überraschung der Magier über den Angriff von unerwarteter Seite gab ihm die Gelegenheit sich gleich von Zweien zu befreien. Der übrig Gebliebene stellte sich als Feuermagier heraus, dem ihre Feuerzauber nichts anhaben konnten. Er war mächtig. Sie erkannte es daran, dass die Bewegungen ihres Mannes unrhythmisch und seine Angriffe schwächer wurden. Mit seiner schweren Rüstung stand er im Nachteil zu dem sich flink bewegenden Gegner, der seine Zauber aus immer neuen Positionen heraus wirkte und denen ihr Mann nur entging, indem er Deckung hinter seinem Schild suchte. Kaum kam er noch in die Lage seine ansonsten fürchterlichen Schläge auszuteilen.
Selber konnte sie sich kaum noch auf ihrem Pferd halten, aber gerade jetzt erinnerte sie sich an einen Satz ihrer Amme, der Frau, die sie großgezogen hatte und der sie die Entdeckung und Ausbildung ihrer Magiebegabung verdankte.
„Mein Kind, denke mit allen Sinnen an die zerstörerische Kraft eines Gewitters, wenn Du diesen Zauber benutzen willst. Er wird Dich Deine ganze geistige Kraft kosten, aber einmal gewirkt, sind seine Auswirkungen verheerend.“
Sie schloss die Augen, ballte ihre Fäuste bis die Knöchel weiß wurden und holte so tief Luft wie sie nur konnte. Kurz bevor die angestaute Kraft sich ins Gegenteil verkehrte, ließ sie den Donnerkeil los und traf den Erzmagier in dem Augenblick als sein magischer Rüstungsschutz erlosch. Endlich knickte er ein. Argis nutzte seine Chance und sprang mit zwei, drei Sätzen auf den Gegner zu. Ein Kampfschrei, ein kurzes Aufflackern seines Schwertes und der Kopf des Magiers rollte in die Tundra.
Sie fror und zitterte, aber sie spürte auch die Wärme des Körpers neben sich. Beide eingepackt in Felle versuchte er sie zusätzlich zu wärmen. Mit einem Tuch wischte er den Schweiß von ihrer Stirn. Sie öffnete die Augen und sah direkt in das geliebte Gesicht. Mit den Fingern fuhr sie geistesabwesend die Narben auf seinen Lippen und der Wange nach. Sie traute dem Geschehen nicht. Es konnte nur ein Fiebertraum sein, dass sie tatsächlich neben ihrem Mann aufwachte.
„Argis, mein Geliebter… seid Ihr es wirklich?“
„Wen habt Ihr denn erwartet mein Herz.“ küsste er sie.
Sie musste lächeln ob seines Aufmunterungsversuches, aber er verfehlte seine Wirkung nicht. Sie schlang ihre Arme um ihn, nie mehr dazu bereit ihn jemals wieder loszulassen
|
|
|
|
|
-
11.06.2012 22:09
#20
|
„Ich wähnte Euch in Markarth, Liebster. Wie kommt Ihr hierhin? In Gesellschaft von Sturmmänteln.“ Langsam richtete sie sich auf. Der innere Druck, den sie die letzten Tage unterschwellig wahrgenommen hatte, schien langsam ihren Körper zermalmen zu wollen. Jede noch so simple Bewegung kostete sie mehr und mehr Kraft und sie konnte es sich nicht erklären. Sie war weder von einem Tier angefallen worden, noch hatten der Drache oder ein Mensch sie verletzt.
„Ich werde Euch alles erzählen mein Herz. Nachdem ich eine Heilerin geholt habe. Ihr seht krank aus.“
„Ach was…“ Sie ließ sich wieder zurückfallen und beobachtete ihn wie er seine Hose anzog. Sein gut gebauter Körper glänzte von dem Schweiß ihrer fiebrigen Hitze. Noch einmal kniete er sich neben sie und gab ihr einen Kuss, „dass Ihr mir nicht davon lauft.“
„Argis, geliebter Gatte. Manchmal seid Ihr ein ganz schönes Miststück.“
„Dann haben wir ja einiges gemeinsam.“
Zärtlich strich er ihr Schweißperlen aus dem Gesicht. „Ich weiß nicht was ich mit meinem Leben gemacht hätte, wenn Ihr und unser Kind tatsächlich tot gewesen wärt.“
„Tot? Ich mag erkrankt sein, aber tot bin ich, …sind wir, noch lange nicht. Wie kommt Ihr darauf?“
„Ich erkläre Euch alles später. Jetzt lasst mich erst mal gehen.“
„Ungerne.“
Er klappte die Zeltwand zur Seite und verschwand in Richtung einer der Festungstüren. Seit Helgen hasste sie den Geruch verbrannten Menschenfleisches, der jetzt in das Zelt hineinwehte. Die Aufräumarbeiten waren in vollem Gange. Allem Anschein nach hatte die Sturmmanteltruppe die Festung nicht nur imVorbeigehen erobert, sondern schien sich hier einrichten zu wollen und verbrannte gerade die Leichen der Gefallenen, um Ungeziefer und Tiere fern zu halten. Ihr Zelt befand sich auf einem Plateau innerhalb der Festung. Sie war ihrem Mann dankbar, dass er sie nicht hinter die dicken, feuchten Mauern verbracht hatte.
Kurze Zeit später erschein er wieder mit einer Frau mittleren Alters an seiner Seite. Ihr blutbeflecktes Kleid zeugte von der Behandlung der Verwundeten. Kundige Hände untersuchten sie auf bisher vielleicht unentdeckte Wunden oder sonstige Anzeichen einer Krankheit. Aber da war nichts. Kopfschüttelnd stand die Frau wieder auf und wandte sich an Argis, „Es tut mir leid mein Herr. Ich kann Euch den Zustand Eurer Gattin nicht erklären.“
„Aber er muss doch eine Ursache haben.“
„Keine Offensichtliche. Natürlich könnte ich ihr auf Verdacht Tränke gegen Rüttel- oder Knochenbrecherfieber geben. Aber diese beinhalten ebenso die Gefahr, dass sie das Kind verliert und ihr Nutzen ist derzeit eher fraglich.“
Hilflos wanderte sein Blick zwischen ihr und der Heilerin hin und her, „Und welche Chance auf Heilung gibt es?“
„Ich kann Euch im Moment nur raten. Geht mit ihr zum Fluss. Das kühle Wasser wird das Fieber aus dem Körper ziehen. Reitet dann mit ihr nach Windhelm oder Weißlauf und bringt sie dort zu einer besser geschulten Heilerin als ich es bin.“
Schwerfällig stand sie auf und fiel fast wieder hin. Nur ein beherzter Griff ihres Mannes ließ sie auf den Beinen verbleiben.
„Aua, ...wie ich Eure Zärtlichkeiten doch vermisst habe.“
„Ihr habt einen sonderbaren Humor, Liebste.“
„Ich habe Euch einfach zu lange entbehren müssen. Bekomme ich denn noch einen Kuss zu Euren zarten Berührungen?“
„Wie zart darf dieser Kuss denn werden?“
„Euer Humor ist keinen Deut besser, mein Liebster.“
In den nächsten Minuten spürte sie nichts, keine Schmerzen, keinen Druck, kein Fieber, nichts als die warme Zärtlichkeit ihres Mannes, in der sie sich so wohl fühlte.
„Beim Reich des Vergessens, lange geht das nicht mehr gut. Dann darf ich mich in Felllappen wickeln wie ein Barbar.“ Taumelnd und nur durch die Hilfe von Argis überhaupt möglich, versuchte sie die Rüstung anzulegen, die an ihrem Bauch bereits spannte.
„Lasst es gut sein, mein Herz. Ich bin ja da um Euch zu schützen. Wir nehmen Kleidung aus Eurem Gepäck.“
Wie ein kleines Kind zog er sie an, wickelte sie in einen wärmenden Pelzumhang und trug sie zu ihrem Pferd. „Schafft Ihr es alleine zu reiten? Oder soll ich mit zu Euch aufsteigen.“
„Ich schaffe das schon. Hebt mich bitte nur hinauf.“
Noch während er die Utensilien an seinem Pferd richtete, hörte er einen dumpfen Aufprall. Er drehte sich herum. Das Pferd neben ihm war wieder reiterlos.
Er zog sie hoch und nahm sie vor sich auf sein eigenes Tier. Ihr Pferd würde schon nebenher laufen. Das Fellbündel, aus dem ein Paar fiebrig glänzende, smaragdgrüne Augen hervorleuchteten, schmiegte sich an ihn. „Hmm, ich glaube, so ist es doch besser.“
Es war nicht weit bis zum Fluss, aber bis auf eine Furt, die von toten Tieren und den widerlichen stinkenden Hinterlassenschaften eines Trolls übersät war, gab es keine geeignete Stelle zum Baden und dort mochte er seine Frau nicht ablegen. Sanft küsste er sie bis sich ihre Augen öffneten.
„Liebling, wir müssen durchreiten. Ich bringe Euch zu Danica nach Weißlauf. Werdet Ihr das durchhalten?“
„Natürlich werde ich das.“ flüsterte sie. „Ich werde Euch so schnell nicht verlassen, nachdem wir endlich wieder zusammen sind. Aber bringt mich bitte nach Hoch-Hrothgar.“
„Nach Hoch-Hrothgar? Ins Kloster?“
„Ja, fragt mich jetzt nicht warum. Ich weiß es auch noch nicht. Aber ich muss dort und nur dort hin.“
Er wendete sein Pferd und ritt wieder an Festung Amol vorbei auf die Straße Richtung Ivarstatt.
Ivarstatt war ein kleines trostloses Nest im Schatten eines alten Grabhügels. Eine Holzmühle, wenige kleine Häuser, ein Bauernhof. Aber es gab eine Taverne. Dort würde seine Frau die Nacht zumindest in einem Bett verbringen können.
Vorsichtig stellte er sie auf den Boden, wo sie sofort in sich zusammensank. Ihr rapider Verfall, der ohne erkennbare Ursachen vonstatten ging, brachte ihn fast um denVerstand.
Als Vilemyr, der Wirt der Taverne sich weigerte, aus Angst vor einer möglichen Ansteckung ein Bett zur Verfügung zu stellen, lagen seine Nerven blank. Mit einem wütenden Knurren umfasste er die Kehle des Mannes und drückte zu. Vilemyr wurde bleich, dann rot, dann lief er blau an. Eine schwache Bewegung seiner Frau lenkte ihn ab und der Wirt entkam seinem Zugriff.
„Ihr… Ihr seid ja wahnsinnig.“ röchelte er. „Verlasst sofort meine Taverne.“
„Bringt Eure Frau zu mir ins Haus. Es ist nicht komfortabel, aber sie kann sich dort erholen.“ Die Stimme gehörte einem Mann, der gerade den Schankraum betreten hatte.
„Ich danke Euch.“
„Kommt lasst uns gehen.“ Klimmek sah auf das Häufchen Elend in Argis’ Armen. „Wohin wollt Ihr mit ihr? Bei uns gibt es keinen Heiler.“
„Sie wünscht nach Hoch-Hrothgar gebracht zu werden.“
„Ja, wir haben die Graubärte rufen hören.“
Verständnislos sah Argis dem Mann ins Gesicht. Er machte einen ruhigen, überlegten Eindruck,weit jenseits irgendwelcher Verrücktheiten.
„Es tut mir leid, mein Herr. Ich kann Euch dazu keine Auskünfte geben, die nicht von Legenden, Halb- und Unwahrheiten durchsetzt wären. Ich kann Euch nur sagen, dass wir ihre Stimmen aus dem Kloster vernommen haben und sie waren furchterregend.“
Argis legte seine Frau auf die Bettstatt, richtete sich erst einmal auf und renkte unter lauten Seufzern seine eingeschlafenen Knochen wieder ein. Klimmek reichte ihm einen großen Krug Bier, den er in einem Zug leer trank.
„Kommt, esst mit mir. In der Taverne wird man Euch wohl keine Mahlzeit mehr angedeihen lassen und der Aufstieg wird eine Tortur, sowohl für sie als auch für Euch.“
„Was könnt Ihr mir darüber erzählen?“
„Nun, ich kann Euch sagen, dass Eure Pferde Euch nach zwei Drittel des Weges nicht mehr werden tragen können.Die Luft wird dünn, das Atmen immer schwerer. Die Pferde gebt Ihr am besten einem Jäger mit. Es gibt einige dort oben, und gegen einen kleinen Obulus bringen sie die Tiere hier ins Dorf. Ich werde mich dann darum kümmern. Ansonsten passt auf ein paar Wölfe auf, und die letzten Gerüchte besagen, dass sich weit oben ein Eistroll eingenistet haben soll.“
Klimmek richtete das Abendessen her. Der Duft von Tomatensuppe und frisch gebratenem Fleisch zog durchs Haus. Sie hatte Hunger.
„Bekomme ich auch etwas?“Vorsichtig richtete sie sich auf. Den ganzen Tag schlafend in den Armen ihres Mannes verbracht zu haben, schien einige Lebensgeister in ihr wieder zu wecken. Und dazu gehörten auch die ihres leeren Magens. Freudestrahlend brachte ihr Mann eine Schüssel mit Tomatensuppe. Mit Heißhunger nahm sie den ersten Löffel zu sich. Ihr Innerstes rebellierte und sie musste die Suppe wieder ausspucken. Erstaunt blickte sie auf den roten Fleck auf dem Bettlaken. Die nächstenVersuche misslangen ebenso. Aus einem unbekannten Grund verweigerte ihr Körper die Nahrung. In einem Anfall von Jähzorn schleuderte sie die Schale weg und traf ihren Mann. Für einen Moment sah sie Zorn in seinem Auge aufblitzen.
„Es tut mir leid, mein Liebster. Es ist… ich weiß nicht… Was ist los mit mir? Ich habe doch so einen Hunger.“ Sie drehte sich herum, damit er nicht die Wut über ihre eigene Hilflosigkeit mitansehen konnte. „Wenn dies die Kräfte eines Drachenblutes sein sollen, muss man die Legenden wohl umschreiben. Jeder Drache würde sich ob meiner furchterregenden Erscheinung höchstens in den Tod lachen.“
„Geliebter Schatz, Ihr… ein Drachenblut?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung mein Herz. Ich weiß, dass ich ihre Sprache teilweise verstehe. Die Graubärte werden es wissen. Ich weiß nur, dass bis jetzt nichts als teilweise unerträgliche Schmerzen damit verbunden sind.“
Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante und zog sie zu sich heran. „Bald werden wir mehr wissen.“
Sie lächelte wieder, „Ihr seht schrecklich aus mit Eurer Tomatensuppe.“
„Meine? Es ist… es war Eure.“
„Dann will ich sie auch haben.“ Sie verschränkte die Hände in seinem Nacken und fuhr sanft mit der Zunge über seine Lippen und die Nasenspitze.
Leise nahm Klimmek seine Angel vom Haken neben der Tür und verließ das Haus. Im diese Zeit würden die Fische sowieso besser beißen und den Rest der Nacht konnte er mit Vilemyr ein paar Bier heben.
Geraume Zeit später stützte sie ihr Kinn auf seine Brust. Mit den Fingern zeichnete sie Muster in seine Brustbehaarung.
„Sagt mal, mein geliebter Schatz, werdet Ihr mich auch dann lieben, wenn mir Schuppen und Flügel wachsen?“
„Natürlich.“
„Und wenn ich Zähne und Krallen bekomme, so groß wie ein ausgewachsener Mann, und Augen so klein und hässlich wie eine Echse?“
„Auch dann.“
Sie robbte an ihm weiter nach oben und küsste ihn „Lügner. Aber ich liebe Euch trotzdem über alles.“
Er sah wie ihr Amulett erlosch und sie langsam zurück in den fiebrigen Zustand verfiel.
Er zog die Decke hoch, strich ihr noch eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und löschte die Kerze. „Mein kleiner Drache, ich habe Euch immer geliebt und ich werde Euch immer lieben.“
Ihr Lächeln verriet, das sie ihn noch gehört haben musste.
|
|
|
|
|
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
|
|
|