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Die Tore Setarrifs. Endlich. Rognor sah vor sich die Stadt und ihre goldenen Dächer. Nach den anstrengenden Tagen des Wanderns konnte der "Zwerg" nichts sehnlicher erwarten als ein kühles frisches Bier. Hoffentlich gibts sowas auch. Was soll denn das für eine Taverne oder Stadt sei, die kein Bier führt? Das bereits imposante Tor ließ auf eine noch imposantere Stadt schließen. Und wahrlich als Rognor in die Stadt marschierte brach die Sonne durch die Wolken und ließ die goldenen Dächer der Stadt strahlen. Der Weißhaarige ging auf die Torwache zu und fragte nach dem Weg zur nächsten Taverne. Nachdem die Wache ihr Bedürfnis nach Witzen über die Körpergröße des Fallenkonstrukteurs befriedigt hatte erklärte sie ihm den Weg zur Sturzkampfmöwe, einer Kneipe in der es nach Angaben des Torwächters gutes Bier gab. Rognor folgte der Wegbeschreibung zur Taverne und trat ein. Dem Neuankömmling wurden einzelne Blicke zugeworfen doch nach einigen Sekunden blickte jeder wieder in sein Glas. Der "Zwerg" bestellte ein Bier. Nach einem kurzen Moment erschien der Kellner und stellte ein Glas des goldenen Gerstensaftes auf den Tisch. Nachdem Rognor ihm 4 Münzen in die Hand gedrückt hat verschwand. Der Weißhaarige ließ den Gerstensaft seine trockene Kehle hinunterlaufen. Es schmeckt zwar nicht so wie bei meinem Meister aber dennoch nicht schlecht. Der "Zwerg" blieb an seinem Tisch sitzen und ließ sich Zeit das Bier auszutrinken.
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Wollte er sie verarschen? Da waren sie zuerst Mitten in der Stadt gewesen und er hatte gemeint, sie sollten zu einem ruhigeren Ort gehen und dann auf einmal mussten sie wieder auf den Königsplatz und den ganzen Weg mehr oder weniger wieder zurück. Aber gut, jetzt waren sie wieder da und Jary schien einen Plan zu haben, der ihr helfen sollte und das konnte sie nur begrüßen, sodass sie sich keinerlei Unmut bezüglich der Ortswechsel anmerken ließ.
Stattdessen ließ sie sich darauf ein, was er tat, erweckte ihre Magie, spürte und ließ es zu wie er nach griff und fühlte was es zu fühlen gab. Mit vielem hätte sie gerechnet, einem Strom wie Aniron es genannt hatte, den Sog den sie gefühlt hatte oder auch etwas ganz was anderes was Jary meinte. Knotenpunkt oder wie er es nannte, was auch immer er genau damit meinte. Aber was es dann tatsächlich war überraschte sie! Zwar war es der Sog den sie bei ihren früheren Versuchen schon bemerkt hatte, aber um so vieles stärker, so eindeutig vorhanden und penetrant, dass sie erstaunt die Augen aufriss.
"Das ist...", ihr fehlten die Worte.
"Ja, ich spüre es!", antwortete sie also auf seine Frage, "Ich habe bei meinen früheren Versuchen auch so etwas ähnliches gespürt, aber wesentlich schwächer. Hier ist es so... überwältigend.
Das heißt es ist die Besonderheit dieses Ortes die bewirkt, dass man sich hierher teleportieren kann? Und wenn ich es versuchen würde, dann... würde ich es wirklich schaffen?"
So recht konnte die Adeptin das gar nicht glauben. Es war nur auf den Ort angekommen, mit den sie es versucht hatte?
"Und kennst du noch weitere solcher Punkte? Oder welche, die welche sein könnten?"
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"Ja, daran liegt es wohl." Selina schien ziemlich überwältigt von dem, was sich hier, mitten auf dem Königsplatz abspielte und von dem nur die wenigen die der Magie fähig waren, etwas mitbekamen. "Vielleicht wurde deswegen auch genau hier diese Stadt gebaut. Vielleicht wurden die Menschen, auch wenn sie es nicht spüren können, trotzdem von dieser Kraft förmlich angezogen. Oder aber die Götter oder mächtige Magier haben das hier geschaffen." Jary zuckte mit den Schultern. "Möglicherweise aber auch was ganz anderes. Ich weiß es nicht." Interessant fand er aber, dass seine Freundin es als eine Art Sog beschrieb. "Dass du an den Stegen etwas gefühlt hast, liegt wohl an den Linien, die sich von hier in alle Richtungen ausbreiten. Siehst du sie auch? Vielleicht auch nicht, denn ich fühle hier zum Beispiel auch keinen Sog, wie du es beschrieben hast." Es bestätigte sich wieder, dass Magie für jeden wohl irgendwie anders aussah, sich unterschiedlich anfühlte.
"Jedenfalls hat es sich ja gelohnt noch einmal hier her zu kommen, meinst du nicht?" Und während er weiterhin die Präsenz dieses Ortes spürte, fragte er sich, wieso er nicht selbst weiter daran arbeitete, diese Art der Magie zu erlernen. Mehr als das. Sich nicht nur zu diesen Knotenpunkten zu teleportieren, sondern auch an jeden anderen Ort. An jeden den er wollte. "Allerdings muss ich sagen, kenne ich sonst keine anderen Orte. Dafür wäre es vielleicht notwendig, eine Reise anzutreten und nach solchen Punkten auf der Insel zu suchen. Und dazu bin ich bisher noch nicht gekommen." Dafür hatte er sich nie die Zeit genommen, doch dabei musste es so interessant sein, die ganze Insel einmal näher kennen zu lernen. Doch dann kam ihm ein Gedanke. "Warte.. ich war doch vor kurzem im Kastell der Schwarzmagier. Da gab es eine Art Fest. Ziemlich seltsam. Aber der Ort schien so durchflutet von Magie wie kein anderer den ich gesehen habe. Wenn da nicht, dann weiß ich auch nicht!" Ja, doch. Jaryvil war sich eigentlich ziemlich sicher. "Allerdings ist der Weg dahin nicht ganz einfach. Durch die schwarzen Schluchten im Süden der Insel. Da stinkt's fürchterlich und vor allerhand Gefahren muss man sich auch in Acht nehmen!"
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Also wirklich, ein gruseliger Name, die Warnung des besten Freundes, Gestank und Gefahren! Glaubte Jary wirklich, das könnte sie abschrecken?
Die Antwort war: Ja, es konnte! Ob Jary das nun dachte oder nicht, war vollkommen nebensächlich. Aber es änderte nichts daran, dass es außerordentlich interessant klang was der Magier über das Kastell erzählte. Ein Ort durchflutet mit Magie, den würde die Adeptin zu gerne einmal selbst gesehen haben, auch wenn ihre Vorstellung von Schwarzmagiern immer noch nicht wirklich gut waren, auch wenn Lucia ihr ein sehr sympathisches Beispiel war. Aber wie auch immer, darüber konnte sie sich später immer noch Gedanken machen. Sowohl wie sie dorthin kam, als auch woran sie sonst noch denken müsste.
Für den Moment stand sie aber immer noch auf dem Königsplatz, diesem Knotenpunkt mit der ungeheuren Anziehungskraft und war so reich an Erfahrungen wie zuvor. Wissen hatte sie zwar dazu gewonnen, doch dieses eben noch nicht in die Tat umgesetzt und folglich hatte sie keinerlei Erfahrungen wie der Teleport zu diesem Ort verlaufen würde. Das gefiel ihr nicht und was ihr nicht gefiel musste geändert werden!
"Das klingt interessant, aber zuerst muss ich einmal mit dem Punkt hier zurech kommen! Ich werde es also gleich mal ausprobieren!", teilte sie ihrem Freund voller Euphorie mit.
Dann schloss sie ihre Augen, erweckte die Magie in ihr und fuhr fort wie schon so oft. Die Ruhe an den anderen Orten war zwar angenehm gewesen, war aber nicht wirklich essenziell, da sie seit sie begonnen hatte ihre Magie zu entdecken geübt hatte überall ihre Konzentration zu wahren. Insofern erinnerte es eher an ihre aller ersten Übungen, als an einen fortgeschrittenen Akt der Magie, als sie die Magie wach hielt und gleichmäßig in ihrem gesamten Körper verteilte. Diesmal war es wichtiger als je zuvor, dass sie keinen Fehler machte, weil sie ihre Chancen auf Erfolg höher einschätzte, doch Bedenken hatte sie keine.
Dann dachte sie an den Platz der vor ihr lag, genau auf dessen Mitte um genau zu sein, denn wenn es schon so genau festgelegt war wohin man teleportieren konnte, würde dieser Punkt wohl nicht ganz am Rand liegen. Das Bild vor ihrem Inneren Auge war leicht herzustellen, schließlich handelte es sich um einen prunkvollen Platz, dessen Details sich die Schwarzhaarige nur zu gerne genau angeschaut hatte und dann kam der wichtigste Teil. Der magische Strom! Einmal gefunden, war er besonders an diesem Ort nicht nur leicht zu finden, sondern sogar schon fast schwer zu übersehen. Die Adeptin konnte ihn deutlich spüren, so als stünde sie Mitten in einem Fluss, der kurz davor war in Form eines Wasserfalls in die Tiefe gezogen zu werden und genau dort, wo das Wasser plötzlich vom Horizont entschwand lag der Königsplatz, doch noch hielt Selina an ihrem Standpunkt fest und machte sich auf das gefasst was auf sie zukommen würde. Ein letztes Mal atmete sie tief durch, überprüfte ob die Magie ihren Körper auch vollständig umschloss, dann gab sie sich dem Strom hin.
Als hätte sie sich an einem Stein festklammert der fest im Flussbett verankert war und den sie nun losließ, merkte sie augenblicklich den Unterschied. Der Sog erfasst sie, zog sie auf das Bild des Platzes zu und schien gleichzeitig von allen Seiten sie zerdrücken zu wollen. Immer näher kam die dem geistigen Bild ihres Zieles, ein Ausweichen schien unmöglich, ebenso wie ein abbremsen. Keine Verankerung war mehr zu finden an der man sich hätte anhalten können und um genau zu sein war Selina überhaupt unfähig irgendetwas zu tun, keinen Muskel konnte sie bewegen, kein Augenlied auch nur einen Spalt breit öffnen oder ihre Magie irgendwie beeinflussen.
Erst als das Ziel erreicht war, hörte das Spektakel so schnell wieder auf wie es begonnen hatte, der Sog war plötzlich verschwunden, der Druck von allen Seiten fiel von ihr ab, wie eine Eisschicht die sie gefangen hatte und plötzlich barst und sie wurde wieder Herr ihrer Sinne. Zumindest glaubte sie das, denn ihr Körper, der in der Reise kein Gleichgewicht gegenüber irgendeiner Schwerkraft halten, noch einen Muskel dazu einsetzen musste um einen festen Stand zu wahren, schien mit den plötzlich wieder einsetzenden Umweltbedingungen überfordert, sodass ihre Füße gar nicht erst den Versuch starten zu stehen und ihre Hände auch keine Anstalten machten den Fall zu bremsen.
Erst als sie am Boden zu liegen kam und ihr dort die wenigen Momente gegönnt waren um wieder in all die gewöhnliche Abläufe hineinzufinden, erlangte sie die Macht über ihren Körper und dessen Sinne zurück.
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Sie scheint ja voller Tatendrang Das war das einzige was er denken konnte, bevor die junge Dame die Augen schloss und sich allem Anschein nach auf das Umsetzen des Wissens vorbereitete. Und tatsächlich. Es war für ihn, der keinen halben Meter neben ihr stand, deutlich zu spüren, dass da etwas in Bewegung geriet, was vorher noch ruhig und unerkannt im Hintergrund geblieben war. Die Magie trat hervor, jagte dem Magier einen sanften Schauer über den Rücken und schien sich allem Anschein nach auch mit den Linien zu verbinden, die Jary erkennen konnte. Als würde sie versuchen, in sie einzutauchen um schließlich am Ziel anzukommen. Er selbst hatte es ja auch schon geschafft, wusste wie es sich angefühlt hatte, doch das Schauspiel einmal von Außen zu betrachten war mindestens genauso faszinierend. Und das fand nicht nur er. Einige der Leute, die noch auf dem Königsplatz waren, blickten den Beiden, vor allem aber der jungen Dame, misstrauisch entgegen. Man erkannte an sich nicht viel, doch es war eindeutig, dass hier etwas vorging.
Und gerade dann, als Selina mit einem Mal plötzlich verschwunden war, sah man, wie sich Augen vor Schreck weiteten und ein paar Meter entfernt einer alte Frau ein heiserer Schrei entfuhr. Sofort schnellte auch der Blick des Wassermagiers in diese Richtung, während sich sein Körper schon in Bewegung setzte. Erst im Laufen erkannte er, dass Selina dort auf dem Boden lag und versuchte sich aufzurappeln. Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert. Jaryvil war damals eher sanft auf einer jungen Dame gelandet, die das Ganze nicht sehr amüsierend fand. Die Adeptin war direkt auf dem Steinboden aufgeschlagen und er wusste nicht, aus welcher Höhe.
"Hey, Selina! Alles okay?" Er kniete sich neben sie und half ihr, wieder gerade zu stehen. Sie schwankte noch ein bisschen, doch es schien nicht so, als wäre schlimmeres passiert. "Ungewohnt, hm?" Er lächelte ihr entgegen. "Aber du hast es geschafft! Die Landung wirst du auch noch hinbekommen oder du musst dich an diese Art gewöhnen." Er lachte und hoffte, die gaffenden Menschen würden sich bald verziehen. "Aber sag, bist du erschöpft? Oder geht es? Nicht, dass du mir nochmal hinfällst." Auch wenn es ganz gut aussah, machte er sich noch ein bisschen Sorgen. Schließlich sollte sie sich nicht noch verletzen oder vor Erschöpfung zusammenbrechen!
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Die Teller mit Adsons Fischsuppe waren verteilt und der Wirt wischte seine Finger an einem Tuch ab. Er verschaffte sich einen Überblick über den Schankraum und sein Blick blieb an einem seltsam kleinen Gast hängen, den er noch nie in Setarrif gesehen hatte. Er zapfte sich ebenfalls ein Bier und setzte sich neben den älteren Mann.
"Hallo Fremder."
Begrüsste er ihn, keineswegs unfreundlich.
"Woher ich das weiss? Ich kenne jedes Gesicht hier in der Sturzkampfmöve und jeder, der nicht ein überheblicher, adliger Schnösel ist, schaut hier früher oder später mal hier vorbei. Was führt dich also hierher? Wie gefällt dir die Stadt?"
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Uff, das war was gewesen! Langsam richtete sie sich wieder auf und stützte sich an Jary ab, der ihr glücklicherweise aufhalf. Kurz schaute sie an sich herab und versuchte darauf zu achten ob sie schmerzen hatte, doch wie es aussah, war nichts weiter passiert.
"Hast du was zu essen?", war dann das erste was aus ihrem Mund kam und erst dann fiel ihr auf, dass alle Leute sie anstarrten. War der Teleport so auffällig gewesen? Und was war überhaupt so besonders daran? Ja, gut, sie war plötzlich verschwunden und war dann wie aus dem nichts wieder aufgetaucht, aber sie lebten doch alle in einer Stadt mit Magier, sie brauchten sie doch nicht alle anstarren wie ein Zirkusäffchen, nur weil sie etwas außergewöhnliches tat. Wenn man ne Lichtkugel beschwor, blickten ja auch nicht gleich alle her und das war genauso magisch.
"Es geht schon! Etwas erschöpft, ja und... hungrig! Aber sonst ist alles in Ordnung. Aber jetzt fände ich einen ruhigen Ort ganz gut... Wo man nicht angestarrt wird."
Immer noch mit Jarys Arm um sich führte er sie also von dem belebten Platz weg und Selina hatte Zeit noch einmal in Gedanken durchzugehen was passiert war, ehe sich ein freudiges Lächeln auf ihr Gesicht schlich.
"Aber... ich hab es geschafft! Es ist unglaublich! Und wenn das auch von weiter weg geht... Hast du das auch schon mal gemacht? Oder woher wusstest du von dem Punkt?", kehrten ihre Lebensgeister schon jetzt durch ihre Freunde langsam zurück.
"Aber Magie hab ich für heute genug verwendet!"
Es war schon erstaunlich wie man in so kurzer Zeit so viel Kraft verlieren konnte, schließlich hatte der rein Vorgang des Teleportieren nur wenige Sekunden gedauert. Die Konzentration davor noch etwas länger, doch die war nicht sonderlich anstrengend gewesen und selbst alles zusammen hatte nicht länger als eine Minute gedauert.
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Er hatte den Mann auf sich zukommen gesehen. Höchstwahrscheinlich war es der Wirt der Taverne. Der Wirt hatte sich mit einem Bier zu ihm gesetzt und hatte ihn etwas gefragt. Wie er die Stadt fände? Warum er hier ist? Einfache Fragen. Doch warum war er wiklich hier? Wollte er den Innoslern eins auswischen und schloss sich ihren Gegnern an oder weil er gehört hatte, dass hier einige der besten Kämpfer ausgebildet werden.
"Also erstmal Hallo. Eure Stadt, Setarrif, ist eine Perle von Stadt. Der Granit auf dem sie erbaut wurde, die Häuser, die Akademie und die Goldenen Dächer, einfach prächtig. Doch warum ich hierher gekommen bin müsste wohl klar sein. Doch warum ich hier bin ist doch klar wie Diamant. Ich will mich dem Widerstand anschließen und den Innoslern in den Allerwertesten treten." Um seine Worte zu unterstreichen setzte Rognor den Krug an die Lippen und trank den Rest des Bieres aus.
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Er hatte sich zurückhalten müssen, nicht laut zu lachen. Das erste, was er von ihr gehört hatte, war nicht: Ich habs geschafft! oder Ich lebe noch! sondern ganz schlicht und ergreifend die Frage nach etwas Nahrhaftem. Es war etwas so natürliches, nach einer Anstrengung Hunger zu bekommen und doch erwartete man in den seltensten Fällen direkt danach gefragt zu werden. Trotzdem musste er seine Begleiterin enttäuschen. "Ich hab leider nichts, aber wenn du willst, können wir in die Sturzkampfmöve? Da haben wir ein paar Menschen um uns. Oder wir gehen ins Refektorium, da wird's aber wohl eher ruhig sein. Du entscheidest." Schließlich war es auch Selina, die diese Anstrengung vollbracht hatte. Ihm selbst wäre es lieber gewesen, in die Taverne zu gehen und mal bei Sarpedon vorbei zuschauen, doch dazu wollte er sie nicht überreden müssen.
Auf dem Weg dorthin versuchte er Selina immer noch ein bisschen zu stützen, doch sie schien sich wieder erholt zu haben. "Aber was deine Frage angeht..." Er machte eine kurze Pause in der er sich dazu entschied, von den Magiern, die ihm dieses Angebot gemacht hatten, nichts zu erzählen. Das hatte er schon einmal und er wollte die junge Dame jetzt nicht erschrecken oder Sorge aufkommen lassen. "Ich habe es auf jeden Fall versucht." Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. "Ich habe es auch geschafft, allerdings war meine Landung auch nicht gerade die Krönung. Ich bin von weiter oben runter gefallen.. Und glücklicherweise auf einer Dame gelandet, die die Situation nicht ganz so lustig fand wie ich jetzt." Schmunzelnd öffnete er nun die Tür zu gesuchtem Ort und stellte fest, dass bis auf zwei Adepten der Raum eher leer war. Ihr Stimmen verstummten kurz in dem Moment, als die Beiden hereinkamen, fuhren dann aber fort, wenn auch nicht ganz so laut wie vorher.
Jaryvil ließ Selina Platz nehmen, während er sich zur Küche begab und erzählte, was es denn so alles gab. "Brot, Käse, Schinken, Äpfel, Gurken, Tomaten, einen Gemüseeintopf wenn ich die Pampe richtig deute. Was darfs sein?" Er selbst machte sich schon einmal zwei Scheiben Brot mit Käse und Gurken zurecht, während er darauf wartete, dass sich seine Begleiterin zu Wort meldete. "Auch was Trinken?"
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Refektwas? Was auch immer Jary da gerade für ein Wort erfunden hatte, er schien das Haus der Magier zu meinen und das war der Adeptin nur recht. Dort angekommen präsentierte ihr der Magier was es alles gab und ließ Selina die Entscheidung was sie essen wollte.
"Eine Schüssel mit dem Eintopf bitte. Und dann noch zwei oder drei Scheiben Brot mit Schinken und Käse und... ein Glas Wasser", vollendete sie ihre Bestellung. Eigentlich hatte sie fragen wollen ob er ihr aus dem Gemüse einen Salat machen könnte, doch dann wollte sie ihm die Arbeit nicht antun, vielleicht würde sie sich später selber einen machen, denn sie glaubte dass Salat auch noch da sein musste, wenn nicht irgendein gieriger Novize ihn seit gestern, wo sie ihn gekauft hatte, komplett aufgegessen hatte. Aber gut, das war nebensächlich, erst einmal würde sie die Nahrung essen, die Jary ihr gerade brachte.
"Vielen Dank!", brachte sie heraus und dachte an die Erzählungen von seinem Teleportversuch.
"Ich hoffe euch ist nichts passiert! Und warum hast du es nicht wieder versucht? Ich finde es ist eine unglaublich praktische Fähigkeit. Stell dir mal vor wie schnell man damit reisen kann! Oder wie leicht man einer gefährlichen Situation entkommen kann! Oder... wie schnell man ins nächste Restaurant kommen könnte, wenn man hunger hat."
Letzteres würde in der Praxis wohl weniger gut funktionieren, denn sie merkte gerade selbst wie viel Magie es in Anspruch nahm und dass man es besser nicht probieren sollte wenn man nicht in Vollbesitz seiner Kräfte ist.
"Die Ladung wird sich schon noch bessern, bei ein paar mehr versuchen, aber vielleicht sogar lässt sogar die Anstrengung mit der Zeit nach. Das wäre durchaus vorteilhaft!"
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Nachdem er die Brote belegt, den Eintopf eingeschüsselt und das Wasser eingegossen hatte, war er auf dem Weg zurück. Da zwei Teller, eine Schüssel und zwei Gläser etwas zu viel für seine Hände waren, bediente er sich dabei auch noch der Magie. Was trotzdem gar nicht so einfach war. Beim Laufen musste er darauf aufpassen, nichts zu verschütten und die Teller mussten auch gerade zum Tisch schweben, sonst wären die Brote oder der Eintopf demnächst am Boden gelandet. Doch irgendwann hatte er es dann geschafft, die Gläser an ihrem Platz abzustellen und dann war das mit den Tellern und der Schüssel auch nicht mehr schwer.
"Puh..Gern geschenen." Seufzend ließ er sich an seinem Platz nieder und nahm einen Bissen seines Brotes während er zuhörte. "Ich weiß auch nicht. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich kurz darauf meine Lehre bei Ptah begonnen. Und da wollte ich mich nicht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren müssen. Und seitdem habe ich es einfach nicht wieder versucht." erklärte er. "Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass das Ganze bestimmt schon ein ganzes Jahr her ist. Und uns beiden ist auch nichts passiert. Glaube ich.. Ich wurde dann vom Königsplatz abgekratzt und ins Haus der Magier in eines der Betten gebracht. Und überlebt habe ich ja immerhin auch!" Schwer auszudenken was passiert wäre wenn nicht!
Darüber wollte er sich aber auch gar keine Gedanken machen, schließlich war das nun schon ein ganzes Jahr her. Vielmehr dachte er nun daran, das Ganze wieder aufzugreifen und sich wieder daran zu versuchen. "Möglicherweise.. könnte ich aber versuchen, wieder rein zu kommen. Man könnte einmal die Insel bereisen um weitere solcher Punkte zu finden. Außerdem habe zumindest ich für meinen Teil noch nicht allzu viel von Argaan gesehen." Mit der Adeptin hatte er lange nicht mehr gesprochen, vielleicht war sie ja mehr herum gekommen? "Jedenfalls wäre es natürlich sehr praktisch! Und wenn man mit ein bisschen Übung danach auch noch auf den eigenen Beinen stehen kann, dann noch mal ein bisschen mehr, findest du nicht?" Er aß sein Brot und nahm einen Schluck Wasser, bevor er weiter redete. "Wenn du willst, können wir beide ja mal eine Rundreise machen." Wäre sicherlich ganz interessant, was es alles zu finden gäbe.
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Das klang nicht schlecht für den Anfang. Er musterte sein Gegenüber kurz und nickte.
"Wir können immer Verstärkung brauchen. Jeder kräftige Arm zählt, wenn die Myrtaner versuchen werden unsere Freiheit zu rauben."
Sprach er und beobachtete unauffällig weiter.
"Ich bin Sarpedon, der Wirt hier, aber ich habe durchaus die einen oder anderen Kontakte zum Widerstand. Nur muss ich mir erst sicher sein, dass du nicht von den Königstreuen gesendet wurdest, denn wir können nicht riskieren unterlaufen zu werden. Hast du denn eine Geschichte zu erzählen oder einen Bürgen vor zu weisen? Deine Geschichte meine ich. Sie würde mich sehr interessieren."
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Beruhig dich Rognor. Mach jetzt nichts falsches. Er konnte seinen Ohren nicht trauen wie ihn der Lange gerade genannt hat. Wenn er jetzt nicht Verbindungen hätte, die ihm alles blockieren könnten wäre der "Zwerg" aufgesprungen und hätte dem Mann versucht das höchstwahrscheinlich nicht vorhandene Gehirn heraus zuprügeln. Nennt mich ein möglichen Maulwurf. Ruhig bleiben. Die Hand des Weißhaarigen schlossen sich um den Stiel des Hammers ließen aber nachdem Rognor sich selbst beruhigt hat, den Stiel wieder los. " So Sarpedon. Vor 15 Jahren wurde ich an einen Strand dieser Insel gespült. Ich besaß einen Hammer, eine Axt und ein Tagebuch. Glücklicherweise" Wobei Rognor das Wort förmlich ausspie "fanden mich die Rotröcke. Anstatt mir zu helfen verspotteten sie mich und ließen mich sterbend zurück. Ein Alter Mann fand mich allerdings und brachte mich in sein Heim. Durch ihn erfuhr ich, dass wir beide Zwerge sind und alles daran setzten müssten uns hier zu erhalten. ER brachte mir bei was ich weiß. Ohne IHN wäre ich elendig krepiert. Und vor einigen Tagen schickte er mich hinaus in die Welt um unserem Gott zu ehren, mit den Taten die wir vollbrächten. Und heute landete ich hier in deiner Taverne und muss mir anhören wie ICH als möglicher VERRÄTER bezeichnet werde." Bei den letzten Worten wurde der purpurfarbene Zwerg immer lauter. Alle Gäste hatten sich umgedreht. Kurz darauf war es Rognor auch ein wenig peinlich. In seinen Bart murmelte " Es tut mir leid Sarpedon. Es ist meine Lebensesse. Zu feurig geraten." Er hoffte er hatte den Wirt nicht irgendwie beleidigt.
Geändert von Rognor Hammerfaust (15.04.2012 um 21:18 Uhr)
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Der Adept lächelte leicht, als Scorchal eintrat und sich die Hände an der dunklen Tunika säuberte. „Die Abfälle sind draußen?“, fragte der junge Mann, der in der Hierarchie höher stand als der frische Novize, der jedoch älter war. Dieser nickte.
„Alles draußen. Wundert mich aber nicht, dass hier wie sonst auch überall die Flüsse versauern, das Land abstirbt und die Leute sich allerorts irgendwelchen ansteckenden Kram holen“, sagte der Dunkelhäutige und schüttelte den Kopf. So sehr sich der Orden der Wassermagier um das Volk von Setarrif und den Frieden kümmerte, war es auch hier normal, den Müll einfach auf eine Halde im Armenviertel zu kippen. Dort stank es natürlich abartig, vor allem wenn der Wind vom Meer her kam und so den Geruch fauler Eier über die Stadt trieb.
Nun, was soll man machen?, fragte sich der Novize, Verbrennen können wir den Müll nicht, sonst fackeln wir das Armenviertel ab. Vergraben bedeutet, dass wir das Land noch schlechter machen und ins Meer wird er sowieso schon zur Genüge gekippt, sonst würde man am Pier unten nicht alle paar Meter auf eine tote Ratte treffen, die in der Brühe schwimmt. Er lächelte. Nun, zumindest etwas was wir mit den Mannen in Thorniara gemeinsam haben.
„Ach, den werden wir los“, beruhigte ihn der Adept und wandte sich wieder dem Tisch zu, an dem er stand, „Komm her, Scorchal. Zwar hat dich Meisterin Selina noch nicht Willkommen geheißen, aber das bedeutet nicht, dass du nicht schon arbeiten kannst! Fakt ist, als Novize tust du nichts anderes als zu arbeiten. Es gibt nur wahnsinnig viele Schlauberger, die sich davor drücken, indem sie Arbeit in der Bibliothek annehmen. Davon können wir sie letztlich nicht einfach abhalten.“ Er seufzte. „Daher appellieren wir Adepten nur, obwohl die Magier befehlen könnten. Aber außer Selina haben die meisten Magier wichtigere Dinge im Kopf als die Beschäftigung ihres gemeinschaftlichen Nachwuchses.“
Mit einer ausschweifenden Handbewegung zeigte der Ranghöhere durch die Küche, in der sie sich befanden. Er war – trotz seiner vertieften Studien – für den Ablauf im Refektorium zuständig. Nachdem er erfahren hatte, dass Scorchal für Sarpedon gearbeitet hatte, war er hellhörig geworden und hatte ihn zu sich bestellt.
Lieber kochen als fegen, war die trockene Schlussfolgerung gewesen.
„Du wirst mir und einigen anderen Novizen dabei helfen das Refektorium zu betreiben.“, erklärte der ‚Küchenchef’. „Kochen, abwaschen, reinigen, Zutaten besorgen. Stell dir einfach vor, du würdest noch in der Taverne arbeiten. Nur das es nicht fünfzig stinkende und brüllende Großkotze sind, sondern über hundert Novizen, Adepten, Wasser- und Hochmagier sowie vereinzelte Priester. Ein Querschnitt durch die Gesellschaft obendrein. Von ehemaligen Bettlern über Sprösse der Adelshäuser bis hin zum einfachen Manne von Nebenan. Alles da. Und die müssen wir alle essenstechnisch unter einen Hut kriegen. Und dieser Hut heißt: Keine Extrawurst.“
Lächelnd nickte Scorchal. Der Mann gefiel ihm. Er erinnerte ihn an den Kastellan in seiner Heimat, dem er stets geholfen hatte. Jemand, der einer Gemeinschaft mit voller Überzeugung diente, jedoch kein Problem damit hatte, dieser auch mal die Leviten zu lesen oder sie durch den Kakao zu ziehen.
„Du wirst erstmal für die Zutaten zuständig sein. Die große Speisekammer ist dein Revier, mein Bruder. Und die ist besser gut gefüllt, wenn du nicht willst, dass es Dresche mit der Blechkelle gibt.“ Um die Worte zu unterstreichen, schwang der Adept ebenjene Kelle durch die Luft und ließ sie sogar gut hörbar auf den Tisch knallen. Würde sie einen Hinterkopf erwischen, wäre das Ergebnis wahrscheinlich eine erstklassige Beule. „Zutaten gibt’s natürlich in der Stadt, das Gold gibt es von mir. Alles verstanden, mein Freund?“
„Alles.“, bestätigte der Dunkelhäutige nickend. „Gibt ja auch wenig miss zu verstehen.“
„Genau.“, antwortete der Adept grinsend.
„Und darf ich mit der Kelle austeilen?“, fragte Scorchal schelmisch.
„Verdien sie dir, Bruder. Dann darfst du meinetwegen mit ihr in die Schlacht ziehen und König Rübennase selbst den Hinterkopf zerschmettern.“
Das darauffolgende Lachen hallte im leeren Refektorium wider. Wirklich, hier hatten sich zwei gefunden.
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Die Kämpfe gegen seinen Lehrer führte Rethus mit Ernüchterung durch. Trilo war sichtlich nicht zufrieden, was den Fortschritt anbelangte. Klar erwies sich der Meister als euphorisch, als er feststellte, dass der Glatzkopf über ein gewisses Können des Schwertkampfes mit der linken Hand verfügte. Allerdings war Rethus nicht so gut, wie es sich der Herzog von Braga erhofft hätte. Zugegeben empfand dies der Schüler genauso. Deshalb schnappte er sich sein Schwert und gab sich in den nächsten Tagen noch mehr Mühe. Um das Schwert in der linken Hand letztendlich genauso führen zu können wie in der Rechten, war man gut darin beraten flüssige Schwingübungen mit dem Schwert zu machen. So konnte der Glatzkopf gegen das Problem ankämpfen, was das selbst verletzen betraf.
Trilo sprach davon, dass er im Folgenden mit Rethus den Waffenwechsel trainieren wollte. Das war das heutige Ziel des Schülers.
Wie gehabt befand er sich auf dem Platz, auf dem er immer mit Trilo kämpfte. Im Moment lag Stille um ihn drum herum. Mit der Anwesenheit des Herzogs rechnete er im Moment nicht.
Rethus hatte gerade ein Lagerfeuer entzündet, um etwas Licht in die Dunkelheit der Nacht zu bringen. Mit einem Ast entzündete er auch zwei Fackeln, die an der Seite des Platzes standen. Das sollte ausreichend Licht für sein Training geben. Nun öffnete er seine Gürtelschnalle und packte den Gurt, nachdem er ihn durch die Ösen gezogen hatte, mit samt Schwert in die Nähe des Feuers. Kurz darauf zog er das schwarze Hemd, das er als einziges Kleidungsstück über seinem Oberkörper trug, aus.
Gleich darauf bückte er sich und hob etwas Dreck auf, der hier in der Gegend sogar ziemlich sandig war. Diesen verrieb er in den Händen, um in erster Linie seine linke Hand etwas rauer zu machen. Jetzt packte er seinen Waffengurt, aus dem er das Schwert zog, und stellte sich auf dem Platz auf. Er sog die milde Luft durch die Nase und ließ die Anspannung fallen. Einzig und allein seiner linken Hand und seinem Schwert sowie den dazugehörigen Körperbewegungen schenkte er nun volle Aufmerksamkeit.
Nun schwang er sein Schwert geschmeidig aber schnell von oben rechts nach unten links und setzte kurz darauf symmetrisch fort. Wieder und wieder machte er diese Hiebe, während er bei jedem Schlag die Seite symmetrisch wechselte. Im Moment ging es ihm erst einmal nur um die bisher bekannte Übung, das Schwert sicher in der linken Hand zu halten, während er schnelle und präzise Hiebe durchführte.
Das sollte sich aber bald ändern. Noch einmal wirbelte er das Schwert flüssig hin und her. Dann begann er sich dabei auch noch langsam zu drehen und führte die Hiebe so weit aus, dass die Klinge teilweise seinen Rücken schützte. Dabei wurde er jetzt immer schneller. Er konzentrierte sich voll und ganz darauf, dass die Klinge weiterhin sicher in seiner Hand lag. Im Moment schlug er sich damit auch ziemlich gut. Diese Übung beendete er, indem er am Ende eine weitere Drehung mit Hieben machte und kurz darauf mit einem Stich endigte. Das brachte ihn sogleich auf eine Idee, um den Waffenwechsel zu üben.
Doch bevor er das tun wollte, nahm er sein Schwert in die rechte Hand und warf dieses wie ein Jongleur ein paar Zentimeter nach oben in einen Halbkreis, um es mit der linken wieder aufzufangen. Nachdem sein Arm durch das Gewicht nachgefedert war, warf er das Schwert auch wieder zurück in die rechte Hand. Hier begann diese Übung von vorne. Nachdem er dies ein paar Mal gemacht hatte, schwang er wieder sein Schwert in der linken Hand hin und her. Als das Schwert beim erneuten Ausholen wieder nach oben geführt wurde, ließ er es einfach los, sodass es kerzengerade in der Luft blieb, um es dann mit der rechten Hand aufzufangen. Jetzt wirbelte er die Waffe auf dieselbe Weise mit der rechten Hand. Nach dem sechsten Schlag ließ er das Schwert erneut los, um es mit der linken Hand aufzufangen. Es folgte eine weitere Wiederholung. Nach jedem weiteren Wechsel begann er seinen Körper mehr zu bewegen, bis er wieder langsame Umdrehungen machte, bei denen er sein Schwert bis über den Rücken schwang, um im Kampfesfalle diesen zu schützen. Dann einmal zeigte die Klinge in Richtung Boden. Dennoch warf Rethus seine Waffe leicht nach oben, wendete seinen Oberkörper, um es mit der anderen Hand zu schnappen und somit einen kräftigen klassischen Diagonalhieb ausführen zu können. So hätte ein Feind, der bis eben noch hinter ihm gestanden hatte, nun keine Chance mehr gehabt. Kurz darauf schwang Rethus seine Klinge in der rechten Hand weiter, machte seine Drehungen und schützte seinen Rücken. Dann schwang er das Schwert quer von links nach rechts noch bis zu seinem Rücken, hinter dem er wieder die Waffe wechselt und den Hieb flüssig mit der linken Hand weiterführte und vor sich eine Schwertparade vortäuschte. Solche Ideen führte er nun immer wieder aus.
Dann schwang er seine Waffe weitere paar Male in der rechten Hand hin und her, drehte sich dabei und lief sogar ein paar Schritte vorwärts und rückwärts. Er steigerte sich regelrecht in diese Übung hinein ohne die Konzentration zu verlieren. Dann wechselte er die Waffe in die linke Hand, schwang das Schwert von rechts unten nach links oben. Dabei ließ er es abermals los, drehte sich und fing es sogleich wieder auf. Kurz darauf schloss sich noch eine volle schnelle Drehung an, bei der die Klinge quer herum wirbelte. Als der imaginäre Feind im Rücken von Rethus stand, ließ er die Waffe noch einmal los. Durch die Trägheit der Waffe flog diese förmlich schwerelos in die linke Hand des Glatzkopfes, wo er sie einmal kreiste und nach hinten stach. Der Gegner wäre jetzt vermutlich tot.
So blieb er nun ein paar Sekunden lang stehen, während er seinen Fortschritt berechnete. Vielleicht konnte das genügen um besser vor Trilo da zu stehen. Mal sehen was er dazu sagen würde. Der Glatzkopf war sichtlich ausgepowert. Er atmete schwer und der Schweiß schimmerte im Licht des Feuers auf seinem Oberkörper. Das sollte wohl für heute genügen…
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Adson lehnte ein wenig müde hinter dem Tresen. Zum Glück war am heutigen Abend nicht besonders viel los, denn der junge Schreiner brauchte für alle Handgriffe ein bisschen länger als gewöhnlich. Schuld daran war die wenig erholsame letzte Nacht gewesen und auch die meist grauen Wolken des heutigen Tages trugen wenig zur Ermunterung bei.
"Noch ein Bier!", rief es an einem der Tische. Adson nickte kurz in Richtung des rufenden Gastes und setzte sich dann langsam in Bewegung, griff nach einem leeren Humpen und ließ das Getränk hinein fließen. Dann trottete er durch den Schankraum, stellte den Humpen auf den Tisch, kassierte und schlurfte wieder hinter den Tresen.
Adson schaute sich um. 'Weiße Haare scheinen derzeit in Mode zu sein!', stellte er dabei fest. Schließlich wohnte derzeit eine junge Frau in der Taverne, deren Haare eigenartigerweise schneeweiß waren, und am heutigen Tag war ein neuer Gast mit eben dieser Haarfarbe erschienen. Eine interessante Gestalt, wie Adson sie noch nie gesehen hatte. Ein kleiner Mann, Adson vermutete, dass er keine fünf Fuß hoch gewachsen war, doch kräftig gebaut und mit einem mächtigen Bart ausgestattet. Er wirkte schon alt, doch trotzdem nicht greisenhaft, doch hielt Adson das weiße Haar bei diesem Mann durchaus für angemessen. 'Auf wen man so alles trifft!', dachte sich der Schreiner. Bei ihm zu Hause hatten alle relativ gleich ausgesehen. Na gut, es gab hin und wieder einen, der durch eine besonders lange Nase oder krumme Beine oder sonstige Besonderheiten aufgefallen war, doch hier in Setarrif schien die Vielfalt an äußeren Erscheinungsbildern deutlich größer.
Adson beobachtete den weißhaarigen Kerl noch eine Weile. Sarpedon, der Wirt, hatte bei dem Kurzen Platz genommen und unterhielt sich mit ihm. 'Offensichtlich kein Gespräch über das Wetter!', dachte Adson, als der donnernde Bass des Gastes einmal heftig anschwoll und dem Weißhaarigen kurz Zornesröte ins Gesicht stieg.
"Hey du, noch was trinken!", schallte es aus einer Ecke und Adson setzte sich mühsam in Bewegung. 'Dieser ständige Wechsel von Stehen und Laufen macht mich heute noch fertig.', dachte er, 'Wenn ich eines von beiden dauerhaft machen könnte, wäre das sicherlich angenehmer.' Er schüttelte leicht verärgert den Kopf. 'Warum bin ich denn heute so träge?'
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Das Frühstück war gut gewesen. Zumindest für jene, die es in all der morgendlichen Ruhe essen konnten. Jene, denen dieses Privileg nicht gegeben war, hatten das Frühstück demnach in weniger guter Erinnerung. Höchstwahrscheinlich, weil ein Großteil der Privileglosen für das Frühstück zuständig gewesen ist und seit dem frühen Morgen nichts anderes als ebenjene Mahlzeit gesehen hatte. Kurz nach Sonnenaufgang hatte der Adept und Küchenchef Scorchal losgeschickt, um einige Besorgungen zu machen. Ihm wurde ein weiter Novize zugeteilt, der einen Karren ziehen sollte.
Auf den fragenden Blick des Dunkelhäutigen hatte der Adept nur geantwortet: „Du willst es doch nicht alles selber schleppen, oder? Dann fällt wegen dir das Frühstück flach. Und glaub ja nicht, dass ich das dann auf meine Kappe nehmen werde. Die Leute hier mögen zwar recht friedfertig sein, was aber nur den Grund hat, dass sie alle satt und zufrieden sind. Sind sie’s nicht, können sie zu richtigen Monstern werden. Also, nimm den Karren mit und beeil dich.“
Das hatte Scorchal schon gereicht. Die Liste, die ihm gegeben worden war, hatte auch den Grund dafür offenbart: Bei zwei Bäckern im Handwerkerviertel Brote abholen, bei einem Fleischer alle Arten von Würste. Auf dem Händlerplatz geschätzte Tonnen von allerlei Gemüsearten kaufen und den Gewürzhändlern zu möglichst geringen Preisen ihre Waren abluchsen. So einfach es klang, war es leider nicht. Die beiden Novizen hatten sich wirklich abgerackert, um alles zu bekommen und auch noch pünktlich zurück im Refektorium zu sein. „Wird ja auch Zeit“, waren die knappen Begrüßungsworte des Adepten gewesen, ehe das Kochchaos begonnen hatte. Drei Stunden Vorbereitung, etwa eine Dreiviertelstunde speisen und noch mal eine gute Stunde für den Abwasch.
Nun, da es fast Mittag war, kam der Dunkelhäutige erst dazu, etwas zu essen. Zum Glück gab es noch eine zweite Gruppe Novizen, die für das Mittagessen zuständig waren, so dass Scorchal eine Pause einlegen konnte. Der Adept trat neben ihm, klopfte ihm auf die Schulter.
„Gute Arbeit, Bruder. Noch ein, zwei Wochen, dann machst du das Ganze routiniert. Vertrau mir.“, sprach er grinsend, „Und jetzt mach dich mal auf zu Meisterin Selina. Du kannst nicht ewig so rumlaufen. Du bist Novize, also benehm dich auch entsprechend.“
Zur Antwort nickte Scorchal nur, während er die letzten Scheiben Brot runter schlang, aufsprang und sich mit vollem Mund unverständlich verabschiedend aus dem Refektorium machte, um Meisterin Selina aufzufinden.
Und bei Adanos, das werde ich jetzt!
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Das gute, alte, immernoch verlassene, aber zumindest nicht verschlossene Lagerhaus.
Gath war mit etwas Mühe dann doch noch in eben dieses Gebäude hinein gekommen, um dort seit Ewigkeiten mal wieder sein eigenes Bett zu beziehen. Es tat schon wirklich gut, auch wenn das nicht so das wirkliche Zuhause war, sondern irgendwie eher ein Zimmer über dem Arbeitsplatz...
Nun, auf jeden Fall war das weit weniger ein Zuhause gewesen, als die Schlosserei, während er dort mit Rekhyt zusammen gewohnt hatte.
Woran das wohl lag?
Vielleicht daran, dass Schwarzwasser bei weitem nicht so anonym war, wie Setarrif. Dass er dort etliche Leute mehr kannte - zum Beispiel Rekhyt, der ja leider nicht mehr mit zurück gekommen war, da ihm auf der einen Seite das Risiko dann doch etwas zu groß war, immerhin würde er hier im Gefängniss landen, wenn ihn die falschen Personen erkannten, und außerdem hatte er in Schwarzwasser irgendeine ominöse Sache noch zu erledigen gehabt, aus der Gath selbst nicht ganz schlau geworden war... Nunja, Fakt war ganz einfach, dass er und Iain alleine zurück nach Setarrif gekommen waren, aber vielleicht würde er ja diesesmal auf einige bekannte Gesichter stoßen.
Aber gut, er war hier und er hatte etwas zu tun - zumindest für den Lauf des Tages, denn er musste mit Iain mal aushandeln, wo sie sich jetzt eigentlich um das Boot kümmerten, und wo sie das Holz herbekommen würden. Für letzteres hatte er sogar schon einige Pläne, aber so wirklich ausgereift waren diese noch nicht...
Nunja, was nicht war, konnte auf jeden Fall noch werden.
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"Zur gleitenden Feder"
Durch die Fenster der Feder flutete das warme Licht der frühjährlichen Sonne, wo Turang an seinem Schreibtisch saß und konzentriert in ein Buch schrieb, dass er sich am vorigen Abend selbst zusammen gebunden hatte. Er hatte das komplette Werk über die Runenschrift aus der Bibliothek durchgearbeitet und übertrug die wichtigen Erkenntnisse in jenes kleine Taschenbuch, welches dazu gedacht war, dicht am Körper getragen zu werden und allzeit griffbereit zu sein.
Das Wichtigste an dem Buch war wohl eine Dechiffrierung, die das Übersetzen der magischen Runenschrift in seine magische Wirkung übertrug. Es würde Turang wohl auch später noch ziemlich nützlich sein, wenn er magische Artefakte in die Hand bekam.
Doch fürs erste übertrug Turang seine Erkenntnisse ebenfalls in seinen persönlichen Almanach "Arcanei", den er sich vor einigen Tagen angefertigt hatte und den er immer noch fleißig mit dem befüllte, was er über Magie herausgefunden hatte. Auch die mittlerweile entschlüsselte Runenfolge des Ringes, der Xenarions Seele gefangen hatte, hatte Turang in diesen Almanach bereits eingetragen, dessen Seiten noch fast vollständig weiß waren. Doch Turang hoffte, dass er bald nochmals jemanden finden würde, der ihm half, sie ein Stück mehr zu füllen.
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Kaum da sie die Stadttore passiert hatten war Iain gen Akademie gefahren. Paul war regelrecht gerannt auf den letzten Metern und schließlich zufrieden in seine Buchte im Stall gefallen und beinahe augenblicklich eingeschlafen. Der Fischer hatte sich von Gath hastig verabschiedet - ebenfalls erpicht darauf schnellstmöglich allen von seiner Rückkehr zu berichten. Die Werkzeuge ließen sie erstmal auf dem Karren. "Unter Obhut der Wächter sind die hier sicher", hatte er den Bootsbauer beruhigen können und war entschwunden. In Windeseile war er nach Hause gerannt...
...um festzustellen dass niemand da war. "Hallo?" Einen Moment überkam ihn ein Anflug von Panik, doch ebenso schnell siegte die Vernunft und seine Erinnerung holte ihn ein. In der Akademie. Iain hatte vor seiner Abreise mit dem Koch aushandeln können, dass dieser seine Mutter und Schwester anstellte und sein Vater - offenbar wieder gesund da nicht bettlägrig - war wohl unterwegs. Soll ich warten? Nein. Er rannte den Weg zurück den er gekommen war, kassierte natürlich einiges Stirnrunzeln der Wachmänner, und stürmte in die Küche. Der Bärtige konnte bereits Clemens Luft, für einen mörderischen Anschiss, holen hören, doch beim Anblick des Fischer schien es ihm glatt die Sprache zu verschlagen und den Atem zu rauben. Einige Augenblicke herrschte Stille, dann kam er lachend näher und klopfte ihm kräftig auf die Schulter. "Wird ja auch Zeit, dass du wiederkommst Jung'chen. Geht hier drunter und drüber, wenn ich selber einkaufen muss. Aber erzähl erstmal. Wie wars? Bist du schon lang in der Stadt und...", seine Lippen formten ein verschmitztes Lächeln, "hast du mir was mitgebracht?" Der junge Mann wusste gar nicht worauf er zuerst antworten sollte. "Ich...Gerade eben...kurz...eher langweilig...", stotterte er. 1..2..3 Nach einem kurzen Verschnaufen kam er zum eigentlichen Grund seines Besuchs: "Sind meine Mutter und Schwester hier?" Etwas enttäuscht nicht mehr zu erfahren blickte der Koch drein, doch mit einem Kopfnicken gab er ihm zu verstehen wo sich seine Familie aufhielt. "Ist wohl besser wenn du erstmal hallo sagst. Wir haben ja noch genug Zeit über deine Reise zu sprechen oder willst du gleich wieder los?" "Sicher nicht.", erwiderte Iain lachend und lief hinab in den Speisesaal, wo seine beiden Frauen gerade dabei waren Essen auszuteilen. Bei seinem Anblick ließ Lynn beinahe eine große Kelle Haferschleim auf den Arm einer Stadtwache tropfen. Es ward ein freudiges Wiedersehen...
Es war bereits ein Tag vergangen, da er wieder in der Stadt war. Die erste Nacht war kurz, da seine Familie wie Clemens brennend von seiner Reise erfahren mochten, wenngleich sein Vater gekonnt das Thema Fischerboot umschiffte. Da der junge Mann die Wiedersehensfreude nicht trüben wollte vertagte er dieses Gespräch auf den nächsten Morgen. Die beiden Frauen waren wieder in die Küche eingekehrt - deren Arbeit ihnen sichtbar Freude bereitete - und ließen die Männer allein. Nach einigen Minuten des Schweigens ergriff schließlich Iains Vater das Wort. Es wurde ein längeres Gespräch und entgegen der üblichen Streitereien endete es mit einem gewissen Grad der Zufriedenheit für beide. Die lange Trennung, im zeitlichen wie räumlichen Sinne, hatte ihnen gut getan. Der Alte hatte eingesehen, dass das Boot nicht ohne Hilfe zu reparieren war und hatte sogar schon etwas vorarbeit geleistet. Die Reste waren aus dem Wasser geholt und geleert, das Segeltuch und die Netze geflickt und nebst Seilen in der Hütte verstaut worden. "Nun fehlt nur noch ausreichend Holz und....Gold" Das letzte Wort hatte er mutlos geflüstert. "Keine Angst Vater, ich wäre nicht losgezogen wenn wir es uns nicht leisten könnten." Mehr verriet Iain noch nicht, doch es hatte seinen alten Herren beruhigt und gar ein Lächeln abringen können. Schließlich war dieser zum Fischen - mit Netz und Eimer am Strand - losgezogen, um zumindest die Bestellung der Akademie erfüllen zu können, während der Bärtige nach seinem Reisebegleiter suchte. Dieser hatte ihm etwas von einem Lagerhaus erzählt und zu eben diesem war er nun unterwegs. Er genoss den Weg über den Markt und sog den Lärm der feilschenden Händler regelrecht auf. Endlich daheim...
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