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Wieder befand sich Seisuke im Innenhof des Kastells. Heute hatte ihn sein Hunger früh aus dem Bett getrieben und nach einem reichlichen Frühstück im Refektorium wollte er im Innenhof wieder ein wenig sein Schwert schwingen. Die nötige Stimmung schien er aber nicht wirklich dafür zu haben. Denn von der Klippe wehte ihm eine angenehme Briese entgegen und seit einiger Zeit war es endlich wieder ein sonniger Tag. Das milde Klima war im Kastell zwar absolut normal, sogar im tiefen Winter, aber all diese Faktoren zusammen machten die Situation perfekt für ein Mittagsschläfchen in Gras unter der Sonne.
Wie viele Stunden der silberhaarige Dieb nun dort schon lag und neben dem schönen Wetter auch die Ironie genoss, dass grade ein Diener des dunkelsten aller Götter die Muße besaß, die Schönheit der Welt so dreist zu genießen, wüsste er nicht mehr. Einzig das Geräusch einer raschelnden Robe und eines am Gürtel getragenen rissen ihn zurück in diese Wirklichkeit. Mit einem Ruck setze sich Seisuke auf und saß nun im Gras, statt zu liegen. Sein Blick war immer noch leer und auf die Weiten des Meeres gerichtet. Dennoch wusste er welche Person sich ihm da grade genähert haben musste. „Sei gegrüßt, Xenarion.“
Die Schritte stoppten und Seisuke streckte seine Arme, während er ein langes Gähnen von sich gab. „Ich gehe davon aus, dass du mich gleich wieder danach fragst ob wir deine Ausbildung fortführen können. Aber zuvor bin ich erst einmal derjenige, der ein paar Fragen hat. Was hast du bei unserem letzten Treffen gelernt? Was hast du in der Zwischenzeit geübt? Und was glaubst du, solltest du als nächstes tun, um ein besserer Kämpfer zu werden?“
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"Sei mir auch gegrüßt, Seisuke." Xenarion hob seine rechte Augenbraue. "Was bitte sollte ich geübt haben? Das einzige, was ich hätte lernen können, wäre wild um mich zu schlagen. Wir haben letztes mal ja gesehen, was das bringt." Langsam setzte er sich zu Seisuke.
"Um ein besserer Kämpfer zu werden, sollte ich lernen, wie ich ein Schwert richtig führe, wie ich einen Angrieff richtig abwehre und ihn erwidere. Dann hätte ich auch etwas zum üben."
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Freiheit, Wissenschaft ohne moralische Grenzen, ein Leben im Dienste Beliars - das war also das Kastell, das waren die Schwarzmagier. Ungläubig betrat der Reisende den Raum auf dessen Inhalt sein Besitzer so stolz war. Tod, Verderben und die grausame Freude daran war hier ersichtlich. Vielleicht war es gut, dass er nicht lesen konnte, denn sonst hätte Aaron noch mehr dieser 'Forschungsobjekte' erkannt. Es genügte ihm so schön, wenn er in einem Glas eine menschliche Hand liegen sah.
Fassungslos blieb er schließlich an dem Skelett stehen, das eingedeckt war mit einer Robe, die ihn entfernt an die der Feuermagier erinnerte, wenngleich sie etwas ausgeblichen war. Diese Menschen erhoben sich über jede Form von Menschlichkeit. Ja, Aaron hatte schon einem Menschen das Leben genommen und er bereute es nicht, aber mit dem Tod war dessen Schuld beglichen und wenn es etwas wie die Seele gab, dann war es an den Göttern darüber zu entscheiden. Was irdisch zurückblieb sollte der dem natürlichen Lauf der Dinge zurückgegeben werden und nicht in irgendwelchen Gläsern begafft und auseinander genommen werden.
Wenn diese Knochen des Skelettes tatsächlich einst einem Feuermagier gehört hatten, so hatte olirie etwas unverzeihliches getan, wenngleich das nicht heißen musste, dass er selbst für den Tod des 'Objektes' gesorgt hatte.
Natürlich war der Schwarzmagier immer freundlich gewesen, doch er hatte eine Seite die dunkler war als seine Robe. Vielleicht hatte er ihn locken, ihn für seine Ziele gewinnen wollen, damit der ehemalige Türsteher ihm neue 'Dinge' besorgte, die er für seine Forschung braucht.. oder noch schlimmer.
Die furchterregenden Bilder in den Fluren, die dröhnende Stimme in seinem Kopf, der lähmende Nebel auf dem Dach und nun dieser Raum... ja er wusste mehr als genug über diesen Ort und es wurde Zeit ihn zu verlassen. Er konnte diesen unheiligen Ort schlecht allein auseinander nehmen, doch das wäre wohl das sinnvollste gewesen.
Langsam wandte er sich zum Begleiter um und blickte kalt und gefühlslos auf.
"Ich denke es wird für mich Zeit zu gehen. Ich danke für Eure Erklärungen, olirie." Er wünschte kein 'Wiedersehen' keine freundlichen Worte für den weiteren Lebenslauf des Magiers, nein - er lies ihn stehen und verlies das Labor um Keala aufzusuchen und zu verschwinden.
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Für gewöhnlich brauchte es etwas mehr Mühe bis Seisuke die Müdigkeit aus den Knochen entflohen und sein Geist dazu bereit war, Motivation aus der tiefen Dunkelheit seiner Seele zu graben. Aber manchmal waren die Dinge anders. Manchmal reichte ein einziger Moment, einige wenige Worte und dann war er hellwach und sprudelte nur so vor Motivation. Dies war einer dieser Momente. Seisuke richtete sich auf. Immer noch mit dem Rücken zu Xenarion hielt er seine rechte Hand vor sich auf und als er sich umdrehte, konnte man in seiner Hand eine Flamme aus tiefster Dunkelheit brennen sehen. Eiskalt und knisternd verschlang sie alles was sie berührte, auch wenn es nur Luft war. Doch Zeit diese dunkle Magie zu bewundern hatte Xenarion nicht, denn ein bestimmter Wink von Seisuke warf die Flamme auf den Lehrling und nur knapp zog sie an seinem Kopf vorbei.
Ob er tatsächlich begriff, was mit seinem Gesicht passiert wäre, hätte diese Flamme ihn wirklich getroffen, konnte Seisuke nicht ganz aus seinem Gesicht lesen. Aber es sollte zumindest einfacher zu verstehen gewesen sein, als ein wenig Quälerei mit einem Angstzauber. „Ich weiß, ich stelle keine besondere Respektfigur dar und ich will das aus gar nicht. Aber du tätest gut daran mich nicht allzu sehr zu verärgern. Hatte ich dir bei unserem letzten Treffen nicht gesagt, dass du meine Zeit nicht verschwenden sollst? Ich stelle keine bedeutungslosen Fragen….nein lass mich das zurücknehmen. Vielleicht stelle ich manchmal bedeutungslose Fragen. Aber ich nehme mir nicht die Zeit dir drei Fragen zu stellen, wenn nicht eine dabei ist, die eine etwas längere Antwort verdient. Aber ich habe aus deiner Antwort einiges gelernt.
Entweder bist du unglaublich blind oder unglaublich dumm oder unglaublich selbstverliebt, was ebenfalls eine Form von Blindheit darstellen würde. Deine Augen könnte Ceron heilen, Dummheit vielleicht die Bibliothek. Aber für die letztere Möglichkeit kenne ich keine Heilung. Ich gebe dir einen weiteren Versuch. Was hast du das letzte Mal gelernt? Was hast du zum ersten Mal gesehen? Die Tatsache, dass du es geschafft hast zum ersten Mal einen gewissen Kampfeswillen aufzubringen, hast du ja bereits erwähnt.“
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Langsam fragte sich Xenarion, mit wem er es da eigentlich zu tun hatte. Entweder war Seisuke völlig wahnsinnig oder ein guter Schauspieler. Mit irgendwelchen Flammen durch die Gegend werfen konnte nämlich schnell mal ins Auge gehen und zwar nicht bildlich gesprochen. Die Flamme hatte etwas faszinierendes gehabt. Dennoch war Xenarion nicht allzu beeindruckt. Menschen die fahrlässig mit Dingen warfen fand man überall.
Recht hatte Seisuke in einem Punkt durchaus. Für Xenarion stellte er keine besondere Respektsperson da. Der Silberhaarige war nach Ansicht des Lords entweder ein Dieb oder ein Bettler gewesen, der es offensichtlich zu einem Schwarzmagier gebracht hatte. Dies war auch schon der einzige Punkt, neben den Schwertkünsten Seisukes, den Xenarion respektierte. Andererseits ließ er sich gerne auch mit Menschen ein, die er weniger mochte, wenn ihm das etwas nützte und im Fall Seisuke war dies so.
Welches der drei Dinge, die der Silberhaarige aufgezählt hatte, der Wahrheit entsprach, wusste Xenarion allerdings auch sofort, wenn es der größte Teil von ihm selbstverständlich leugnete. Er war unglaublich selbstverliebt.
"Was ich gelernt habe?", fragte Xenarion schließlich, wobei seine Stimme keine echten Gefühle enthielt. "Nun ich denke, d hast die Frage bereits selbst beantwortet. Das Aufbringen eines gewissen Kampfeswillen. Vielleicht auch, dass man mächtig auf die Schnauze fällt, wenn man blind auf jemanden einschlägt. Da ich dich kenne, weiß ich, dass eine elegantere Formulierung unnötig ist."
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Nachdem sie vom Dach runtergekommen war, hatte sie nicht gewusst, was sie als nächstes tun sollte. Sie wusste lediglich, dass sie von diesem Ort wegwollte. Ihre Glieder gehorchten ihr noch immer nicht zur Gänze, aber das war ihr egal, solange sie ihr Ziel erreichte. Fehlten nur noch Faren und Aaron. Von Faren wusste sie, wo er steckte, was Aaron anging, wusste sie es nicht, dabei war er gewissermaßen ein Schüler für sie. Es stand noch eine Bezahlung aus, sie machte ja nicht alles umsonst, außerdem war sie gewissermaßen Pleite, und die Zeit, die sie hier damit verplempert hatte, gelähmt auf dem Dach zu liegen, hätte sie in Schwarzwasser damit verbringen können, sich nützlich zu machen. Kurz: Untätiges, unbezahltes Warten an einem unangenehmen Ort machte Kea zu schaffen.
Sie saß im Refektorium und schlug Zeit tot, nahm eine Kleinigkeit zu sich. Für den Papageien hatte sie selbst bestellt, sie wusste zwar, dass Tiere ihr Essen selbst ordern konnten, aber sie wollte verhinden, dass hier ein verwesender Kadaver auf dem Tisch läge. Gab wenig Unangenehmeres als das. So stand ein Schälchen mit geschnittenem Fleisch vor ihm, an dem er sich bediente. Hätte es ihm nicht gefallen, hätte er es nicht angerührt, also sah Kea das eher gelassen. Während des Essens sah sie immer mal wieder auf ihre rechte Hand, als könnte sie immer noch nicht glauben, dass sie den Finger vor fast einem Jahr verloren hatte. Nun hieß es also, auf die verbliebenen Finger aufzupassen. Die Wächterin überlegte, sich in Setarrif um der Tarnung willen neue Handschuhe zu besorgen, Stroh und Sand ließe sich sicher leicht auftreiben dort.
Aaron betrat das Refektorium, und fast schon reflexartig verbarg sie die rechte Hand.
»Gut, dass du dich blicken lässt. Mit Verlaub, ich zöge es vor, baldmöglichst von hier zu verschwinden.«
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Enttäuscht berührte Seisuke mit den Fingerspitzen seiner Rechten seine Stirn und verdeckte sein Gesicht während er seufzte. „Also weder blind noch dumm oder vielleicht sogar beides zusammen. Jedoch mit gesundem Auge und Verstand. Nur benutzen tut er es leider nicht.“, Seisuke sprach offensichtlich mit sich selbst und machte sich dabei keine Mühe leise zu sein. Dann nahm der die Hand vom Gesicht und redete deutlicher: „Weißt du, Respekt ist etwas, dass man sich verdient und du gibst dir alle Mühe mir beizubringen, dass du keinen Respekt verdienst. Für mich ist dein Leben grade so viel wert, wie das Leben eines Wurms und genau wie ein Wurm scheinst du nicht zu verstehen, dass es mich kaum Mühe kostet dich unter meinem Stiefel zu zertreten. Aber gut, es soll mir eine Lehre sein. Wenn du willst, dass man dich nicht wie einen Menschen sondern einen Wurm behandelt, dann sollst du haben, was du wünschst. Zieh dein Schwert und spar deinen Atem. Ich habe nicht vor mein Gehör an Worte zu verschwenden, die keine Bedeutung für mich tragen.“
Xenarion war offensichtlich alles andere als zufrieden mit Seisukes Umgang. Ebenso wie Seisuke unzufrieden war mit der Leistung seines Schülers. „Halte dein Schwert grade nach vorn.“, befahl er in sachlichem Ton und als Xenarion tat was er sollte, schlug Seisuke das Schwert mit seinem eigenen zur Seite. „Das ist schon alles was es braucht um eine Waffe zu parieren. Nun versuche mich ein paar Mal zu schlangen. Ziel wohin du willst und mach nicht zu schnell. Sonst siehst du wieder nichts.“ Die Angriffe Xenarions leitete Seisuke mit ein paar leichten Bewegungen ab. Immer so, dass er das Schwert seines Gegners von der Seite traf und ohne große Anstrengung aus der Bahn schlug. „So, nun hast du gesehen wie es aussieht wenn man deine Waffe langsam pariert. Auf folgende Fragen brauchst du nicht zu antworten: Wie oft hattest du mein letzten Mal die Gelegenheit zu Beobachten wie ich deine Waffe pariere? Wie oft hattest du Gelegenheit zu sehen wie ich mich beim Angriff bewege? Und wie oft hast du statt dessen lieber deine eigene lächerliche Gestalt im Sinn gehabt, wo du doch nichts anderes tun konntest als flüchten und hoffen?“
Für einen kurzen Moment gab Seisuke Xenarion die Möglichkeit darüber nachzudenken, aber dann machte er gleich weiter: „Ich werde nun angreifen. Du wirst parieren. Ich werde erst ganz langsam zuschlagen und wenn ich sehe, dass du es verstehst, schneller werden. Mach dich bereit.“ Und kaum hatte Seisuke dies ausgesprochen, holte er seitlich aus und warf seinem Schüler einen lockeren Hieb zum Hals entgegen.
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Diesmal hatte Xenarion aber aufgepasst und parierte der Hieb. Es war gar nicht mal allzu schwer und nach einigen weiteren Angrieffen Seisukes hatte er den Bogen entgültig raus. Was Seisuke gesagt hatte, ließ er sich nebenher auch nochmal durch den Kopf gehen. Dies wiederum war allerdings eine unbefriedigende Tätigkeit, denn leider hatte der Silberhaarige Recht. Diese Erkentniss schmerzte dem Lord, dessen Titel doch irgendwo wertlos war. Sein ganzes Leben lang hatte er geglaubt, dass er als Adliger etwas besseres war, doch langsam machte sich in ihm das Gefühl breit, dass dies ein großes Irrtum war.
Die Hiebe Seisukes wurden immer schneller und auch Xenarion wehrte sie immer schneller ab. Schwer war es wirklich nicht, wenn man wusste, wie es ging.
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"Das trifft sich gut." meinte der angesprochene und lehnte den eben noch geholten Holzschild an die Wand um sich auch noch einmal kurz zu setzen und ein wenig Reiseproviant auf dem Tisch erscheinen zu lassen - wenigstens das würde er noch ein letztes mal genießen und so verschwand einiges davon in dem Essensbeutel, während er dann noch seinen Magen mit zart gebratenem Lammfleisch füllte und einen merkwürdigen Kräuterschnaps hinterher goss. Das war nach den letzten Erfahrungen das richtige. Zumindest schienen von dem Schreck die Kopfschmerzen verschwunden zu sein - hatte also auch was positives.
"Wo ist Faren?" auf einmal erschien ein langer Schatten auf dem Tisch. "Ah da... Wohin wollt ihr nun? Zurück nach Schwarzwasser?" Aaron musste sich nun eigentlich auf den Weg nach Setarrif machen, wobei er die verlängerte Reise auch in Kauf nehmen würde, wenn er dabei etwas lernen konnte. Überrascht hörte er allerdings die Antwort: Setarrif. Ohne weiter zu fragen nahm es der junge Mann als glückliche Fügung des Schicksals hin und schulterete den Schild. Das Langschwert hatte er wie immer am Gürtel und so folgten die drei ein letztes mal den düsteren Gängen, bis das Tor sich von allein öffnete und drei erleichterte Menschen das Kastell verließen.
"Mensch Aaron, da bist du ja endlich... hab mich schon gefragt wann du da endlich rauskommst, während ich mir hier von meinem letzten Moleratfleisch ernähre, weil die komischen Klappergestelle da oben mich nicht reinlassen wollen."
Diese Stimme kannte er nur zu gut. Joshua war also wieder aufgetaucht. Hatte wohl genug von dem Weibsbild... oder sie von ihm (was wahrscheinlicher war).
Auf jeden Fall hatten sie jetzt jemanden dabei, der sie stundenlang unterhalten konnte.
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Langsam schien dieser sogenannte Lord dazu in der Lage die Augen offen zu halten. Das Prinzip des Parierens hatte er wohl verstanden. Also war es nun an der Zeit ihm zu zeigen, was er nicht verstanden hatte. Seisuke setzte zu einem weiteren Hieb an. Doch dieses Mal ohne Zurückhaltung. Schnell und tödlich zischte seine Klinge auf Xenarions Hals zu und auch wenn er es schaffte einen Parierversuch anzusetzen, war er zu langsam. Sein Hieb gegen Seisukes Schwert war zu schwach und so rauschte das Assassinenschwert fast ungehindert nur um eine Haaresbreite an Xenarions Hals vorbei.
„Das ist was passiert, wenn jemand versucht einen Hieb anzubringen, der dich töten soll. Deine Arme sind schwach und dein Schwert langsam.“, erklärte Seisuke seinem Schüler. Nach dieser Lektion ließ er sein Schwert zurück in die Scheide gleiten und drehte sich von dem Lehrling weg. „Um diesen Makel loszuwerden verlangt es…niedere Arbeiten, um es in den Worten von euch Adligen auszudrücken. Bis wir das nächste mal die Klingen kreuzen wirst du zwei Dinge tun. Begib dich in die Bibliothek und unterstütze die dortigen Dämonen bei ihren Pflichten. Am Eingang liegen in der Regel nicht wenige Bücher, die ob eines Suchworts dorthin kamen, aber nicht gelesen werden wollen. Du wirst dir einen möglichst großen Stapel an Büchern nehmen, so groß dass du ihn grade so tragen kannst und die Bücher zurück an ihren Platz bringen. Die Bibliothek ist groß und die Bücher verschieden, also streng dich an. Bist du an den Punkt angelangt da du kaum noch ein Buch anheben kannst, dann darfst du aufhören.
Die zweite Sache ist einfacher. Nimm dein Schwert und schwinge es. So oft du kannst, wann immer du kannst. Gewöhne dich an die Waffe, das ist erstmal das Wichtigste. Und bevor du auf die Idee kommst, ich werde wissen, wie sehr du dich mit diesen Aufgaben beschäftigst. Darauf kannst du dich verlassen.“ Dann setzte sich Seisuke in Bewegung als ob er alles gesagt hätte, was es zu sagen gab. Nach ein paar Schritten blieb er jedoch kurz stehen und verlor noch ein paar Worte: „Ich glaube nicht, dass du im Moment dazu in der Lage bist, dich von deiner Position als Wurm zu befreien, aber was wäre ich für ein Magier wenn ich einem Lehrling nicht die Chance geben würde.
Hast du Fragen?“
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Xenarion schüttelte den Kopf. "Nein. Ich denke ich gehe jetzt meinen, wie du es so schön sagtest, niederen Arbeiten nach. Noch einen schönen Tag." Mit diesen Worten rauschte er an Seisuke vorbei.
Die Aufgaben hätten Xenarion wohl vor einiger Zeit noch geärgert, doch mittlerweile hatte sich das ein oder andere geändert. So ging er also in die Bibliothek, um der ersten Aufgabe nachzugehen. Die zweite hob er sich für später auf.
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Wieder saß der Dieb mit dem silberweißen Haar an seinem Lieblingsplatz im Innenhof. Nahe der Klippe saß er, diesmal mit dem Rücken zur Klippe, die Beine gekreuzt und seine Hände ineinander gelegt. Sein Schwert ruhte ausnahmsweise in der Scheide und während noch die letzten Sonnenstrahlen seinen Rücken wärmten, konnte man in seinen Händen eine schwarze Flamme züngeln sehen. Der eine Zauber, um dessen Beherrschung zu meistern er für viele Wochen seine Robe im Kastell gelassen und unter den Söldnern Setarrifs seinen Körper gestählt und die Waffenkunst erlernt hatte.
Aber diese Art der magischen Übung konnte er jederzeit an jedem Ort nachgehen und in diesem Moment war es auch eigentlich nur ein Zeitvertreib. Denn Seisuke erwartete jemanden. Einen gewissen Lord, der aus irgendwelchen Gründen, die der Dieb kaum erkennen konnte, zu hoffen schien an diesem Ort die Kunst des Kampfes mit der Waffe zu erlernen. Und das Warten fand irgendwann ein Ende, als Seisuke außer seiner eigenen Präsenz auch eine andere fühlte. Langsam öffneten sich seine Augen, als er dann die Gestalt seines Schülers erblickte.
„Guten Tag, Xenarion.“
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"Sei mir gegrüßt, Seisuke", meinte Xenarion.
Die letzten Tage hatte ihm einige neue Muskeln und einen Kater beschert. nicht vom trinken, sondern vom tragen. Seisukes Aufgaben an ihn waren beinahe demütigend gewesen, aber sie hatten ihren Zweck vermutlich erfüllt. Eigentlich war ja auch nur die erste der beiden Aufgaben demütigend gewesen. Das Bücher tragen.
Xenarion sparte es sich, ein falsches Lächeln aufzusetzen. Seisuke fiehl darauf ohnehin nicht herein. Bei aller Verachtung, die der Lord für ihn empfand, musste er dem Dieb doch zugestehen, nicht in die Kategorie Idiot zu fallen. Ohne ein Lächeln und stattdessen mit ernster Miene stand Xenarion nun also da.
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Nachdem auf seinen Gruß geantwortet wurde schloss Seisuke seine Augen wieder und teilte einen großen Teil seines Geistes wieder der Meditation und seinem Zauber zu. Während dessen ein paar Worte zu verlieren, war dem Dieb jedoch möglich: „Du siehst aus als hättest du zumindest versucht ein wenig an deiner Kraft zu arbeiten.“, begann er und machte eine unnatürlich lange Pause, „Aber entweder lügen mich die Dämonen an oder das Ausmaß an Anstrengung, dem du dich hingegeben hast, wird von uns beiden sehr unterschiedlich bemessen…wie dem auch sei.“
Mit einem tiefen Atemzug beendete Seisuke seine Meditation, ließ seinen Zauber ersticken und sprang auf seine Füße. „Aber Folgendes hatte ich so oder so geplant. Sie es als eine Gelegenheit den Unterschied an körperlicher Übung zwischen uns beiden noch weiter zu vermindern.“ Seisuke machte ein paar Schritte zu einem der Seitengänge und zog einen einfachen Holzeimer aus den Schatten. Damit schritt an Xenarion vorbei, begab sich zum Brunnen in der Mitte des Innenhofes und füllte den Eimer mit Wasser. Als nächstes beschwör er wieder eine Schattenflamme, keine besonders große, und warf sie vor Xenarions Füße. Unmittelbar danach leerte er den Wassereimer auf die Schattenflamme aus. Das schwarze Feuer zischte, als es das Wasser gierig und dampflos verschlang.
Xenarion hatte offensichtlich zugesehen und das war gut. Denn Seisuke warf seinem Schüler nun den Wassereimer zu und verlor dazu ein paar Worte: „Wir spielen jetzt ein Spiel. Du wirst eigentlich nur das tun was ich dir grade gezeigt habe. Mit dem Wasser aus dem Brunnen meine Schattenflammen löschen und beeil dich. Ich werde nicht jedes Mal einen Zauber werfen, der dir viel Zeit gibt um ihn zu löschen. Falls die Flamme von allein ausgeht…nun, sagen wir einfach mal, dass du nicht willst, dass sie vorher ausgeht. Ich werde dich nicht zum Krüppel verbrennen, aber dieser Zauber schmerzt, egal wie schwach man ihn wirkt.“ Wieder ließ der Dieb eine Schattenflamme in seiner Hand erscheinen. Kurz konnte Xenarion sie noch beobachten, da flog die schon und landete kurz neben dem Brunnen.
„Das Spiel hat angefangen.“
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Ein Spiel? Was bei Beliar wollte der Kerl eigentlich? Für Unterhaltung sorgen? Egal, wenn Seisuke unbedingt spielen wollte, war Xenarion durchaus bereit mitzumachen. So holte er also rasch Wasser und löschte die Flamme. Genau das tat er auch immer und immer wieder, genauso wie Seisuke immer und immer wieder für einen neue Flamme sorgte. Es ging zwar nach einiger Zeit durchaus in die Knochen, aber Xenarion dachte gar nicht daran aufzuhören. Das wäre eine Kapitulation und es lag ihm nicht, zu kapitulieren.
Seltsam. Vor einiger Zeit hätte er wahrscheinlich bereitwillig den Eimer weggeworfen und aufgegeben, aber irgendwie veränderte sich etwas in ihm. Der Wille zu gewinnen kam in ihm auf. Und zwar nicht nur in diesem Spiel. Es war der Wille grundsätzlich zu gewinnen.
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„Das sollte zum aufwärmen reichen.“, murmelte Seisuke zu sich selbst. Nun beschwor er eine schwächere Flamme, grade mal halb so groß, und warf sie an eine Säule, die besonders weit von seinem Lehrling weg war. Xenarions schaute darauf ein wenig entnervt, aber das war dem Dieb nur Recht. Es würde ein ziemlich sinnloses Spiel werden, wenn es keine Möglichkeit für den Schüler gab zu verlieren. Knapp war dieser Versuch. Vielleicht nur ein paar Sekunden die gefehlt hätten bis die Flamme von allein starb.
Aber ohne zu zögern flog schon die nächste Schattenflamme zum anderen Ende des Innenhofes und fast schon verzweifelt sah es aus, wie Xenarion mit dem Wassereimer danach lief, nur um auf halbem Weg die Flamme verschwinden und danach einen schwarzen Funken seine Hand treffen zu sehen. Ein Schaden war quasi nicht vorhanden, aber es schmerzte wohl genug um ihm den Eimer aus der Hand zu schlagen.
„Was ist los?“, fragte Seisuke hämisch, „ohne den Eimer wird es schwer bis zum Ende durchzuhalten.“
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Es hatte tatsächlich ein wenig geschmerzt. Nicht viel, aber vor Schreck hatte Xenarion den Eimer veloren. "Verzeih, ich wahr woll etwas tollpatschig und habe den Einmer fallen gelassen." Rasch hob er den Eimer auf, rannte zum Brunnen und prombt zum nächsten Brennpunkt. So ging es nun immer weiter. Manchmal erreichte er das Feuer rechtzeitig, manchmal auch nicht. Die Funken konnte er ertragen.
Irgendwann vergaß Xenarion alles um sich herum und konzentrierte sich nurnoch auf das hin und her. Er bemerkte gar nicht mehr, dass Seisuke da war. Er sah nur die Flamme und den Brunnen. Zwischen diesen Objekten rannte er immer hin und her.
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Das Verhalten seines Schülers war recht interessant zu beobachten. Selbst im Angesicht eines offensichtlichen Fehlschlags hatte dieser Lord immer noch die Gelassenheit so zu tun, als wäre ihm lediglich ein kleines Missgeschick passiert. Auf der anderen Seite wuchs seine Konzentration und auch wenn sein Körper immer schwerer werden musste, so konnte er doch grade so mit dem Tempo mithalten, das Seisuke vorgab.
Eine Sache aber gefiel ihm aber nicht wirklich. Seine Konzentration war schön und gut, doch alles um sich herum zu vergessen war nicht Sinn der Übung. Xenarion würde sowieso jeden Moment umfallen. Also zuckte Seisuke nur mit den Schultern und beschwört wieder eine Schattenflamme. Eine große, die er zu einem großen Schwall werden ließ und wie eine schwarze Wolke seinem Schüler entgegen warf.
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Xenarion sah die etwas eigenartige Wolke auf sich zu kommen und warf sich noch rechtzeitig zur Seite. Zwar landete er auf der Erde, aber sofort sprang er auch wieder auf. "Das hätte wörtlich ins Auge gehen können, aber andererseits habe ich von euch auch nicht erwartet, das ihr Rücksicht auf meine Augen nehmt oder auf sonst ein Körperteil." Das ganze sagte Xenarion ohne das er sich über Seisukes Verhalten ärgerte. Langsam kannte er ja die Art seines Meisters.
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Unbeeindruckt ob der Worte seines Schülers rollte Seisuke lediglich mit den Augen und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Xenarion konnte man ansehen, dass er ziemlich fertig war und mit einer gewissen Zufriedenheit betrachtete der Dieb seinen Zustand. Dann hob er seine Hand und zählte mit den Fingern zur Verdeutlichung einige Worte auf: „Kraft, Geschwindigkeit, Reaktion, Aufmerksamkeit, Ausdauer. Das alles sind wichtige Dinge, die jeder Kämpfer Tag für Tag trainieren sollte. Deine Leistung beeindruckt mich nicht. Aber ich glaube nicht, dass jemand der wohl zum ersten Mal in seinem Leben einen Wassereimer getragen und zum ersten Mal so sehr gerannt ist wie heute, mich irgendwie beeindrucken könnte.
Du willst mit dem Schwert kämpfen. Du willst dich vor den Stahl deiner Feinde stellen und mit jedem Kampf nicht nur deine Augen riskieren. Dass ich die Geduld habe persönlich dafür zu sorgen, dass du all die Eigenschaften, welche ich aufzählte, auch wirklich trainierst, ist ein wahres Wunder. Aber denken kannst du, was du willst. Ich werde dir nur sagen, dass du eigentlich von selbst an deiner schwachen Hülle arbeiten solltest und das Maß an Anstrengung, welches ich dir heute abverlangt habe, halte ich für ein gewisses Mindestmaß.“
Nach diesen Worten drehte sich Seisuke von Xenarion ab und machte sich wieder auf den Weg in die Hallen des Kastells. „Morgen solltest, du wieder dein Schwert mitbringen.“, und mit diesen Worten verschwand sein Schatten in die Hallen.
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Das Kastell des ZuX #87
