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Kilijan verschränkte seine Arme und ließ seine Zunge von innen über seine Zahnreihen streichen, während er überlegte. Gravuren und schwierige Holzarbeiten. Die Form war auch alles andere als alltäglich... "Vierhundert pro Schwert, wenn ich sie aus Raffinierstahl mache. Sechshundert für falschen Damast, tausendzweihundert für echten Damast oder Erzbeschlag. fünftausend für reines Erz." Seine Finger trommelten unnervös auf der Tischplatte, während er im Geist schon die Arbeitsschritte durchplante und kalkulierte, wie lang er für die einzelnen Varianten brauchen würde.
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Madlen nickte. Reines Erz war zu teuer. Das war ihr klar. Aber echter Damast, das würde sich bewerkstelligen lassen. Natürlich, das mit dem sie jetzt zu zahlen suchte, war wirklich nur für Notzeiten und anderes aufgehoben, doch…trage sie immer bei dir, irgendwann werde sie dir helfen. Dann wenn du sie am dringendsten brauchst, benutze sie. Dafür habe ich sie dir geschenkt…waren die letzten Worte von ihrem Ehemann.
Mit einem kurzen Atemzug, griff Madlen in ihre Tasche und holte einen kleinen Beutel hervor. Diesen stellte sie behutsam auf den Tisch und löste die Schlaufe. Als das Stoffbündel auf den Tisch fiel, erklang ein gläsernes Schaben.
„Öffnet den Beutel und sagt, ob dies für zwei Schwerter mit Erzbeschlag reicht, sowie für die Gravur!“
In diesem Beutel befanden sich ein halbes Dutzend Diamanten aus den verborgenen Minen in der tiefsten Wüste Varants. Das letzte Geschenk ihres Mannes. Drei hatten die Form eines Tropfens und drei hatten die Form eines Ovals. Sie alle waren lupenrein und brachen das Licht der Sonne in alle Farben.
„Aber ich warne Euch im Guten. Ich finde heraus, wenn Ihr mich bezüglich des Preises belogen habt. Ich will Euch und Eure Ehre damit nicht in Frage stellen, doch heutzutage laufen zu viele Betrüger und Lügner herum.“
Madlen versuchte es sowohl warnend als auch sanft ihrem Gegenüber zu vermitteln, damit sich dieser nicht beleidigt fühlte. Hoffentlich fasste er es richtig auf.
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Kilijan seufze und nahm einen der Steine in die Hand. Es war mehr ein Reflex, vielleicht Geste, aber mit Sicherheit hatte es keinen wirklichen wert. "Ich müsste einen Juwelier oder Goldschmied da einmal drauf schauen lassen, ich habe selber nicht genug Ahnung von Edelsteinen, um deren Wert halbwegs vernünftig einschätzen zu können."
Er war schon einmal mit Edelsteinen bezahlt worden, von Dekker, damals im Hammerclan. Die Diamanten waren direkt in die Bezahlung seiner Schleifsteine gewandert - viel nützlicher, hatte Kilijan seit dem befunden, mit diesen kleinen durchsichtigen Dingern ließ sich so gar nichts anfangen. Damals hatte Silmacil die Steine für ihn geschätzt, aber der war immer noch nicht wieder in der Stadt, zumindest hatte Kilijan seit seinem Aufbruch vor Monaten nichts mehr von dem Nordmann gehört. Der Schmied seuftze erneut. Er würde wohl einmal mehr mit dem Goldschmied vorlieb nehmen müssen, der auch die Scheide für Xenarions Dolch gefertigt hatte. "Ihr könnt gehen und sie schätzen lassen, oder, wenn ihr wollt, kann ich das auch tun. So oder so werden ein paar Münzen mehr fällig werden für die Expertise. In Relation zu dem Gesamtpreis dürfte es aber vernachlässigbar sein."
Er sah die junge Frau an, ihre Augen schienen eine tiefe Traurigkeit zu tragen, seit sie den Beutel mit den Juwelen hervorgeholt hatte. "Hängt vermutlich irgend ein emotionaler Wert dran..." dachte der Schmied bei sich und verdrehte - innerlich, von außen war davon nichts zu sehen - etwas die Augen. Frauen und ihre Gefühlsduseligkeit. Dinge kamen und gingen. Naja, der Schmied hatte keinerlei Geldprobleme, warum sollte er sich also nicht die ein oder andere kleine Nettigkeit erlauben.
"So oder so werde ich die Steine als Bezahlung nehmen. Ich werde sie nicht verkaufen - wenn ihr sie irgendwann zurückkaufen wollt, dann könnt ihr das tun. Außer natürlich gesetz dem Fall ich gerate in finanzielle Nöte..."
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„Ich danke Euch. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass Ihr zustimmen würdet…aber egal, wegen der Gravur. Wäre dies noch möglich. Ich zeichne Euch die Schriftzeichen auf und dann könnt Ihr entscheiden, ob dies möglich ist. Es sind zwei Wörter, jeweils eins für ein Schwert. Es ist nur mein Name in der Heimatsprache meines Landes.
Nun gut…ist in Eurer Fertigung sowohl der Halterung für den Waffengürtel als auch die Schwertscheide inbegriffen? Wenn ja, dann vertraue ich Euch voll und ganz bei der Fertigstellung dieser Objekte, da Ihr die Erfahrung habt und nicht ich.“
Madlen seufzte und war froh, dass alles so gut verlaufen ist.
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Hmmm, dieser Moleratbraten war wirklich exquisit. Frisches Brot von der Bäckerei eine Straße weiter - ein helles Brot mit großen Löchern und trotzdem Charakter -, kalte Butter und dabei eine cremige Thunfischsauce mit Kapern. Letztere hatte Kilijan erst gerade eben auf dem Markt von einem der Fischer gekauft. Die Idee hörte sich erst komisch an, aber der Schmied hatte sich durch eine Kostprobe sehr schnell überzeugen lassen. Und jetzt saß er in seiner Schmiede und versuchte sich davon abzuhalten, den ganzen Braten aufzuessen. Nicht ganz einfach. Gab leichteres. Reine Erzwaffen schmieden. Oder mit Bergen jonglieren. Der Schmied seufzte und schob sich noch ein Stück Brot zwischen die Zähne.
Wombel hatte sich gestern noch entschuldigt, als absehbar wurde, dass Kilijan mit Madlen noch längere Zeit brauchen würde, um noch ein paar Sachen in der Stadt zu erledigen. Der Schmied hatte alle Details mit der jungen Frau durchgesprochen, die Gravuren mit ihren Stichwinkeln, Führungsrichtungen und Tiefen, die Hölzer der Griffe und Intarsienmaterialien und natürlich hatte er die Kundin auch vermessen, wie er es immer tat, wenn er jemandem eine Waffe auf den Leib fertigte. Madlen war offensichtlich der Meinung, dass die ganze Welt nur aus lüsternen alten Männern bestand und hatte das Procedre mit großem Argwohn beäugt, war aber schließlich zu der Überzeugung gediehen, dass Kilijan sich das Ganze nicht gerade erst ausgedacht hatte. Auch wenn es dem Schmied eigentlich völlig egal war, so musste er zu seiner Überraschung feststellen, wie sehr es ihm doch nicht egal war. Die Natur war mächtiger als der Mensch in all seinem Willen und all seinen Vorsätzen. Und hinterhältig. Kilijan tröstete sich damit darüber hinweg, dass vermutlich die meisten Leute in Ansicht einer jungen Schönheit ihre Fassung erheblich massiver verloren und sich teilweise zu völlig hirnlos brabbelnden Idioten oder grauenhaften Angebern desintegrierten...
Erneut wurde der junge Mann von einem Klopfen an der Tür aus seinen Gedanken geholt. Das war mit Sicherheit Wombel, er hatte bei seiner Verabschiedung noch gesagt, dass er heute morgen wiederkommen würde. Voller Vorfreude öffnete Kilijan also die Tür und tatsächlich war es der Holzfäller, den er nun freundlich herein bat. Und hinter dem er die Tür schloss. Und verriegelte.
"Entschuldigt das lange Gespräch gestern, Meister Wombel, aber Ihr wisst ja, wie es ist, für sich selbst zu wirtschaften. Selbst und ständig... Kann ich Euch etwas von Eurem Braten anbieten?"
Wombel allerdings schien wesentlich mehr Interesse an Werkzeugen zu haben, als an Braten. Er war in die Schmiede hineingestromert und betrachtete Zangen, Hämmer, Gesenke und dergleichen mehr mit einem enthusiastischen Glänzen in den Augen.
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Der Holzfäller freute sich auf das erneute Gespräch mit Meister Kilijan.
Wieder war er bereits früh am Morgen nach Setarrif aufgebrochen und hatte wieder seinen Stab dabei. In weiser Voraussicht hatte er auch seinen besten Hobel in sein Bündel eingepackt. Immerhin sollte die Klinge ja in einen eben solchen eingesetzt werden. Ein schon etwas älterer Eichenhobel, der schon viele treue Dienste geleistet hatte und abgesehen davon auch den robustesten Griff am Schiebekörper besaß.
Nachdem er wieder in der Werkstatt stand, beäugte er wieder die Gerätschaften. Nach einem vernehmlichen Räuspern von Kilijan setzte er sich erneut leicht widerwillig an den großen Tisch.
"Danke für das Angebot, aber ich habe zum Frühstück bereits an einem ähnlichen Stück Fleisch herumgenagt." Grinste er.
"Außerdem habe ich die Keule für euch mitgebracht, da will ich nicht die Hälfte davon selbst wegessen ... aber wenn ich vielleicht nach einem kleinen Krug Tee fragen dürfte ... ihr habt eine besondere Begabung für das Gebräu."
Anschließend fuhrwerkte erneut an seinem Bündel herum und zog den Hobel hervor.
"Seht hier, Meister Kilijan. Das soll die zukünftige Wirkungsstätte der Klinge sein." Er werkelte etwas an der Verriegelung der alten Klinge herum und rüttelte sie mit seinen klobigen Fingern aus der Verankerung während Kilijan ihm dabei zusah.
Als die Metallklinge auf dem Tisch lag, schaute Wombel in Kilijans Richtung. Dieser war bereits in den hinteren Teil der Werkstatt geeilt und holte anscheinend die neue Klinge aus dem Regal. Wombel war gespannt wie ein Bogen. Wie würde sich die Klinge einsetzen lassen und was noch wichtiger war: wie würde sich das besondere Holz wohl damit verarbeiten lassen?
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"Ich habe die Hobelklinge wie gesagt aus reinem Erz geschmiedet." erklärte Kilijan, während er einen Teekessel aufsetzte. Wombel wandt das Schmiedestück in seinen Händen und beäugte es interessiert. Der blaue Schimmer des Erzes war eine Sache, die nie ihre Faszination einbüßte. Auch jetzt nach etlichen Jahren der Arbeit mit dem Material fand sich der Schmied manchmal dabei wieder, wie er eine Klinge minutenlang anstarrte, völlig hypnotisiert von dem Glanz, der ein eigenes Leben zu haben schien. "Ich war mir allerdings nicht ganz sicher, ob das ausreichen würde, um das Holz zu schneiden, oder zumindest um das magische Gefüge nicht zu zerstören. Ich habe mich also in die Kunde von magischen Artefakten eingearbeitet und bin dabei über einen Gegenstand gestolpert, der sich "Sphärenmesser" nennt..." Kilijan stellte den Teekessel auf den Tisch und ließ sich gegenüber von Wombel in den Eichenstuhl fallen. "Ein Sphärenmesser ist ein Gegenstand, der ein arkanes Gefüge zertrennen kann. Meistens werden sich benutzt, um böse Verzauberungen zu zerstören, denn das Gefüge wird dabei zerstört. Das wäre natürlich für dieses Holz -", Kilijan deutete auf den weißlich-marmorfarbenen Stab, "- ziemlicher Mist. Zwar könnte man das Holz hobeln, aber am Ende hätte es seine gesamte Magie verloren. Es gibt aber auch Phasenmesser, die das Gefüge intakt lassen, sie werden Idonidisches Messer genannt. Sie sind sehr rar und schwer herzustellen. Aber mit der Hilfe von Meister Hyperius und seinen Lektionen zu Bindung von Magie an Materie, ist es mir gelungen, einen solchen Zauber an die Hobelklinge zu binden. Sie sollte also in der Lage sein, arkane Gefüge zu trennen, aber dabei intakt zu lassen."
Der Schmied nahm einen großen Schluck von seinem weißen Tee und lehte sich, nicht ganz ohne Stolz in seiner Brust, im Stuhl zurück.
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Voller Staunen betrachtete er das relativ kleine, schimmernde Gebilde in seinen Händen.
Die Erklärung von Meister Kilijan war schlüssig und verständlich gewesen, Wombel glaubte zu verstehen um was es ging. Das Holz sollte mit dem kleinen Kunstwerk zu bearbeiten sein, nicht aber seine seltsam anmutende Fähigkeit verlieren. Genial. Beinahe Andächtig nahm er den Hobel und legte vorsichtig die Klinge in den dafür vorgesehenen Schaft.
"Seht nur. Das ist ja kaum zu glauben, das passt ja fas... AAH." Wie von einer Blutfliege gestochen zog er blitzartig die Hand zurück und steckte sich den Daumen in den Mund.
"Um Adamom millen ... mmpf ... das dim is hömmisch schaaf ..." lallte er an seinem dicken, lädierten Daumen vorbei.
Er holte den Daumen raus, wickelte ungelenk sein Taschentuch darum und begann noch mal von vorne. Diesmal noch vorsichtiger als beim ersten mal.
Es passte. Nicht nur das, es passte sogar perfekt.
Fast der ganze Klingenkörper verschwand in der Aufnahme, lediglich ein kleiner bläulich schimmernder Streifen schaute aus dem Hobel heraus. Und nicht nur das. Auch lies sich die Aufnahmevorrichtung wieder wie gewohnt fest und sauber arretieren. Nach einem kleinen wehleidigen Blick auf seinen lädierten Daumen, der mittlerweile ein kleines rotes Muster im Taschentuch fabrizierte, legte er den Hobel vorsichtig wieder zurück auf den Tisch.
Der Holzfäller nestelte bereits seine Geldbörse unter der Robe hervor, als er sagte:
"Meister Kilijan, eine wundervolle Arbeit." Immer noch staunend schaute er auf den kleinen blauen Streifen der unten am Hobel zu sehen war.
"Bevor ich euch hierfür mehr als angemessen bezahlen werde ... habt ihr hier vielleicht einen Schraubstock, in dem ich den Stab einspannen und die Klinge testen kann?"
Erwartungsvoll schaute er den Schmiedemeister an.
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"Ihr braucht mir überhaupt nichts zu bezahlen. Wenn ich mich recht entsinne, hatten wir uns darauf geeinigt, dass ich etwas von dem Holz abbekomme und das soll mir auch Lohn genug sein - neben all den wunderbaren Dingen, die ich bei der Herstellung gelernt habe." Kilijan lächelte verschmitzt und deutete mit seinem Arm in die Tiefe des Raumes, wo der große Schmiedeschraubstock auf einer Baumscheibe festgemacht war. "Bitte, nur fleißig zu." Wombel nickte freudig und machte sich an dem Schraubstock zu schaffen. Er war zwar etwas groß, aber durchaus noch zu gebrauchen für diese Aufgabe. Normalerweise hätten die scharfen Stahlbacken wohl das Holz völlig ruiniert, aber das steinharte Holz des magischen Baums zeigte sich auch beim festesten Einspannen völlig unbeeindruckt. Einmal mehr staunte Kilijan - die Wunder, die in dieser Natur vorkamen...
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Schraubstock?
Wombel hatte seinen eigenen Schraubstock aus seiner Werkstatt im Sinn gehabt, welcher zwar komplett aus gehärtetem Eichenholz bestand, die Backen seines Schraubstocks bestanden allerdings aus weichem Zedernholz. Hier hingegen bestanden die Backen aus Metall. Genauer gesagt aus scharfkantigem Stahl.
Mit einigen Bedenken spannte er mittels des Hebels das Holz vorsichtig in die Stahlbacken ein.
Zu seiner großen Verwunderung passierte dem Holz nichts, im Gegenteil. Nachdem er den Stab dreimal vorsichtig positionierte und mit den Backen fixierte passierte ... nichts. Kein Kratzer, keine Kerbe, nicht einmal Druckstellen entstanden als er zudrehte.
"Hm, kein Wunder konnte ich den Baum nicht mit meiner Stahlaxt fällen..." Brummte er und kratzte sich am Hinterkopf.
Endlich lag der Stab in einer geeigneten Position um den Hobel an der Oberfläche zu testen, doch Wombel zögerte einen Moment.
"Meister Kilijan, dürfte ich euch vielleicht bitten, den zweiten Hobelzug zu machen um die Unversehrtheit der ... Aura ... des Holzes zu bestätigen?"
Kilijan schaute den Holzfäller freundlich an und nickte bestimmend.
Wombel atmete tief durch und setzte den Hobel an einer kleinen Unebenheit, einem Astloch am oberen Ende des Stabes an. Wie durch Butter glitt die Klinge durch das störrische Material und bereits nach einem kleinen Zug war die unschöne Stelle beseitigt und als Span zu Boden gefallen. Eine fein säuberliche Glättung.
Beinahe ungläubig drehte der Zimmermann den Hobel in den Händen und staunte noch mehr.
"Unglaublich ... " Stammelte er ehrfürchtig.
Er sah zu Kilijan hinüber.
"Nun ihr. Bitte sagt mir, ob ihr nach der Bearbeitung einen Unterschied im Holz feststellen könnt."
Erwartungsvoll überreichte er den Hobel an Kilijan.
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Der Schmied nahm das Werkzeug entgegen und wog es in der Hand. Er hatte ein paar Hobel zur Zurichtung von Griffen und Stielen, aber nichts von dieser Qualität. Aber hier ging es ja glücklicherweise auch nicht darum, dass er handwerklich in Perfektion tätig wurde, viel mehr sollte er dem magischen Gefüge nachspüren und überprüfen, wie es sich verhielt, wie es auf das Sphärenmesser reagiert.
Der Magier schloss seine Augen und legte seine Hand auf das Holz. Es fühlte sich kalt an, kalt und steinern, als würde er gerade an die Innenmauer des Tempels von Al Shedim fassen. Die Magie vibrierte und zog elektrisch an seinen Fingern entlang, sie füllte das Holz aus wie ein volles Singen. Wie ein voller Wasserschlauch spannte sich das Material unter der knisternden Energie, die es eisern zusammenhielt und es gleichzeitig fast zu sprengen schien. Kilijan konzentrierte sich auf das Herz der Energie, auf sein Pulsieren und Atmen, auf Leuchten und Wärmen und binnen weniger Momente war sein Geist mit dem magischen Gefüge völlig im Einklang, das Kribbeln an seinen Händen verließ ihn, die Energie sträubte sich nicht länger gegen die Präsenz seines Geistes. Wie in Trance führte nun seine andere Hand den Hobel vorsichtig über das Holz und trug einen dünnen Span davon ab. Das Gefühl war unbeschreiblich. Sehnsucht nahm seine gesamte Wahrnehmung ein, er hatte plötzlich einen Kloß im Hals und alle seine Nackenhaare stellten sich auf. Hilflosigkeit, Trauer und schließlich Akzeptanz fluteten in kurzer Abfolge den Geist des Magiers, der sich völlig für die Schwingungen der Magie geöffnet hatte und jetzt auch ihrer Reaktion schutzlos ausgeliefert war.
Kilijan löste seinen Geist und öffnete die Augen. Er räusperte sich und sagte mit belegter Stimme: "Es ist .. erstaunlich. Das Gefüge bleibt erhalten, aber es scheint fast um das, was abgenommen wird, zu .. trauern. Wie wenn man einem Freund auf ewig lebewohl sagen muss. Aber..."
Kilijan setzte sich halb auf den Amboss, verschränkte die Arme und räusperte sich erneut. "...aber das muss eigentlich nur meine Reaktion auf eine völlig emotionslose Trennung von Energien sein, die keine eigenen Gefühle und keinen eigenen Verstand haben. Der Mensch wirkt für die magischen Ströme wie ein Interpret, er setzt den Fluss und die Schwingungen in Gefühle um, um die Magie verstehen zu können und bedient sich dann auch Vorstellung, Bilder, Willen und Gefühlen, um bestimmte Reaktionen des arkanen Gefüges hervorzurufen."
Ihm war nicht ganz bewusst, ob er gerade brabbelte oder ob man besser jedes Wort mitgeschrieben hätte, um es für spätere Zeiten zu bewahren. Es war ihm auch egal. Er drückte Wombel den Hobel in die Hand und seufzte erleichtert. Es war gut, dass man nicht mit völlig offenem, perzeptivem Geist durch die Weltgeschichte lief...
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Verwirrt und ein wenig in Sorge blickte er den Schmied an. Fast schien es so als sei der Hobelzug für Kilijan nicht angehem verlaufen.
Vieles was Kilijan gesagt hatte verstand er nicht, wohl aber wusste er, dass auch Pflanzen Lebewesen sind und als solche auch - wenn auch nur rudimentär - Empfindungen hatten. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass bereits abgetrennte Holzstücke diese Empfindungen ebenfalls noch hatten. Nun ja, vielleicht lag es auch daran, dass es sich nicht um ein normales Stück Holz handelte. Er überlegte.
"Nun, ich habe nicht alles von euren Worten verstanden, Meister Kilijan." Sagte er zaghaft
"Aber als Holzfäller und Zimmermann ist es nun mal mein Metier, Bäume zu Nutzmaterial zu verarbeiten." Er dachte einen langen Moment nach.
Er wiegte den Hobel in seinen Händen und legte ihn behutsam auf den Tisch zurück, anschließend legte eine Hand auf den eingespannten Stab.
"Ich vermute mal, dass ihr die Empfindungen aus der magischen Quelle im Holz bezogen habt ... und verzeiht meine direkte Frage ... kann man diese Gabe erlernen? Ich meine die magischen Fähigkeiten."
Wombel wusste, dass er ein außergewöhnliches Stück Holz berührte, jedoch fühlte er selbst nicht viel, auf jeden Fall weit weniger als Meister Kilijan. Er selbst spürte nur die gnadenlose Härte des Materials und eine eigenartige, aber angenehme Kühle, die er bei seinen langen Trainigsstunden als sehr angenehm empfunden hatte. Selten hatte er ein brennen der Handflächen verspürt oder gar Schwielen oder Blasen bekommen. Sollte das eventuell auch damit zusammenhängen?
Je länger er darüber nachdachte kam er zu dem Schluss, dass es wohl am besten wäre, wenn sich die beiden den Baum noch einmal genauer anschauten.
Eine kleine Pause entstand.
"Nun. Der Baum wartet nach wie vor hinter meiner Werkstatt. Wir müssen uns darauf verständigen wie ich ihn zerlegen soll, damit ich ihn zu euch transportieren kann. Weiterhin benötige ich noch drei oder vier mittlere Äste, die ich für meinen Axtstiel und andere Werkzeuggriffe benötige. Mit einem Hobel alleine kann ich den Baum nicht weiter verarbeiten." Sagte er mehr zu sich, sinnierend.
Schließlich fragte er direkt:
"Last uns den Baum nach einem kräftigen Mittagessen, oben bei mir noch einmal in Augenschein nehmen. Was haltet ihr davon?"
Geändert von Wombel (18.03.2012 um 13:45 Uhr)
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Mit leisen Schritten kam Stella in den Salon und erblickte auch dort gleich Abaddon. Sie saß sich zu ihm und meinte:,, Tut mir leid, dass ich dir letztens nichts über mich erzählt habe, als du mich gefragt hast. Hast du noch Interesse daran?“ Er nickte und sie überlegte wo sie anfangen sollte und meinte:,, Nun ja ich komme aus einer reichen Adelsfamilie. Mein Vater dazu noch Händler, was bedeutet das er praktisch in Gold schwimmen könnte. Außerdem hat mein Vater mich enterbt und verstoßen.“ Sie fing an kurz zu lachen und fügte hinzu:,, Eigentlich habe ich es mir ja selbst zuzuschreiben, dass er mich enterbt hat. Es war nicht gerade nett von mir einen Versuch zu unternehmen ihn um sein Gold zu erleichtern. Aber so war ich damals nun mal.“ Sie wurde etwas verlegen und meinte dann betrübt:,, Außerdem kommen mein Vater und ich nicht besonders gut aus mit einander. Wenn er mich zu fassen kriegt, dann wird er mich vor ein Gericht stellen und hängen lassen.“
Sie fing an vor Angst etwas zu zittern und eine Träne rann ihr über die Wange. Sie wandte schnell den Kopf ab, er sollte sie nicht so sehen, zumindest noch nicht. Dann lächelte sie ihn sanft an und beendete ihr Erzählung:,, Das war soweit eigentlich alles wichtige.“
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Abaddon war über ihre Erzählungen mehr oder weniger schockiert. Wie konnte ein Vater seinem Kind nur so etwas antun? Er glaubte auch, dass Stella vielleicht ein wenig übertrieben hatte in ihren Ausführungen. Kein Vater würde sein eigenes Kind hängen lassen, nur weil es versucht hat ihn zu bestehlen. Oder doch? Um es herauszufinden würde er sie wohl oder übel fragen müssen. "Warum glaubst du denn, dass dein Vater dich töten würde? Ich mein, du bist seine Tochter. Ich kenne keinen", Abaddon stockte kurz "na gut, einen kenne ich, der sein Kind hängen würde wenn er könnte. Wie viel hast du denn gestohlen? Und wieso überhaupt? Wenn dein Vater doch ein reciher Händler war hättest du ihn doch auch um das Geld bitten könne, oder nicht?"
Es waren ziemlich viele Fragen auf einmal, doch Abaddon interessierte dieses Thema einfach so sehr. Sein Vater zum Beispiel hatte ihn geliebt und egal was Abaddon getan hätte, sein Vater hätte ihn niemals umgebracht. Eher im Gegenteil, er hätte sich noch für Abaddon geopfert. Was auch der Fall gewesen war, wenn es der junge Schwarzmagier bedacht. Sein Gesicht verhärtete sich und auch ihm brannten Tränen der Traurigkeit in den Augen. Doch er beherrschte sich. Was für ein Mann wäre er denn, wenn er jetzt hier vor Stella anfing Tränen zu vergießen? Er schob die Trauer drückte die Trauer runter und sah wieder zurück zu Stella, die sich mitlerweile wieder beruhigt zu haben schien.
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Warum er sie töten wollte? Sie wusste nicht, ob er wenn er die Gründe wusste noch etwas mit ihr zu tun haben sollte. ,,Weißt du, ich war früher einmal ganz anders. Kalt, herzlos und so mancher Diener nannte mich ein Monster. Aber ich bin nur damals so geworden...“ Ihre Stimme fing an vor Trauer zu beben ,,... weil mein Vater meinen damaligen Verlobten töten ließ. Man hat ihn wegen Hochverrat angeklagt und hinrichten lassen. Von Wut ergriffen verließ ich meine Familie und ließ mich in Thorniara nieder. Dort lernte ich einen jungen Mann treffen, der genauso kalt war wie ich. Auf einer Feier hat er dann einen guten Freund meines Vater getötet, damit wir an den Schlüssel kamen wo sich das Gold meines Vater drin befand.“ Sie versuchte so gut es ging sich wieder zu beruhigen und sprach mit ruhiger Stimme weiter:,, Er hat mich erwischt und mir gesagt, wenn ich noch einmal in Thorniara auftauche wird er mich sofort töten lassen. Aber ich bin mir sicher, dass er sich schon auf die Suche nach mir gemacht hat.“
Sie fing an ihn flehend anzusehen:,, Ich schwöre dir, dass ich mich wirklich geändert habe. Ich bereue das ich so schrecklich war zu meinen Dienern und allen anderen auch.“ Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Hände und flehte:,, Es tut mir so unendlich leid.“
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Es war wieder einer dieser Tage an denen man bereute aufgestanden zu sein. Muskelkater machte sich im Körper des sonst nicht so behäbig wirkenden Mannes breit und erinnerte ihn zugleich daran, was er gestern getan hatte. Maßlosigkeit. Ein völlig übertriebenes Training hatte Trilo gestern spät abends noch begonnen und sich dabei offensichtlich maßlos überschätzt. zwar war es gestern noch erträglich und wohl bekannt, dass seine Arme und Beine brannten beim Trainieren neuer manöver, doch dass er am nächsten Morgen, oder viel mehr Mittag sich kaum bewegen konnte, das war dann doch definitiv neu.
Werd' ich langsam alt und gebrechlich oder wieso fühl' ich mich als wenn mich eine Horde Razor nieder getrampelt hätte? Meine Fresse ich sollte mich weniger auf meine Studien beschränken oder mal wieder bisschen mehr für den Körper tun.
Wenn selbst das Schnüren der schweren, dunklen Stiefel eine Qual war, dann waren Gedankengänge dieser Art wohl mehr als gerechtfertigt. nichtsdestotrotz musste er sich vollständig ankleiden wenn er runter in den Schankraum wollte. Halbnackt dort herum zu latschen würde wohl oder übel auffallen und nicht gerade für Wohlwollen sorgen. Nach sage und schreibe zwei Stunden des greisenhaften Anziehens war der frühere ausbilder der Armee nun dann doch schon endlich bereit zum frühstücken. Frühstück am Nachmittag wohl gemerkt, aber das würde ihm sicherlich auch noch irgendwann auffallen, sofern er mal die Vorhänge öffnen würde.
Hm... meine Waffen sind völlig verschlissen. Eine Klinge ist sogar gebrochen. Gibt es hier einen brauchbaren Schmied? Na mal sehen...
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Stella schien von der ganzen Sache ja wirklich sehr mitgenommen zu sein. Verständlich, immerhin hatte sie alles verloren, sogar ihren Verlobten. Sie saß immernoch schluchzend da und hatte die Hände im Gesicht vergraben und Abaddon wurde von seinem Beschützinstinkt gepackt. Er stand auf, ging rüber zu ihr und nahm sie sanft in den Arm. Sofort lehnte sich die schöne Frau an seine Schulter und er streichelte sanft ihren Rücken. "Ist schon gut", sagte Abaddon "auch ich habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, die mich alles gekostet haben. Ich glaube dir, dass du dich geändert hast, denn ich weiß, was du durchgemacht hast."
Nach einiger Zeit, die Abaddon viel zu kurz vorkam, löste sich Stella wieder von seiner Schulter und lächelte ihn, das Gesicht immernoch nass von Tränen, an. Sie kam mir ihrem Gesicht ganz langsam auf seines zu und er verstand sofort und tat es ebenso. Ihre Gesichter waren sie schon nah, als plötzlich sein Magen anfing laut zu knurren. Stella lachte und rief nach Vladimir um etwas zu essen bei ihm zu bestellen. Währendessen verfluchte Abaddon seinen Magen innerlich für diese vermasselte Gelegenheit.
In der Zeit wo Vladimir den Raum verlassen hatte und mit einem Wagen beladen mit Fleisch, Brot und Getränken wiederkam herrschte schweigen in dem Salon. Abaddon hätte gerne etwas gesagt, wusste aber nicht was und so schwieg er um noch eine Peinlichkeit zu vermeiden.
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Während sie aßen, lächelte Stella Abaddon an. Sie schwiegen während des ganzen Essens und schließlich räumte sie selbst den Tisch ab und meinte zu ihrem Diener:,, Nimm dir den restlichen Tag heute frei. Ich mach das hier schon.“ Er verneigte sich leicht und verließ das Haus.
Stella trocknete das Geschirr ab und kam schließlich wieder in den Salon. Dann setzte sie sich auf Abaddons Schoß und sah ihn fragend an:,, Wo waren wir vorhin stehen geblieben.“ Dann tat sie so als wäre es ihr wieder eingefallen und schenkte ihm einen lieblichen Kuss. Sie stupste ihm auf die Nase und lächelte:,, Den habt ihr euch wirklich verdient.“ Sie war nun etwas rot im Gesicht und wusste, dass Abaddon es mit Sicherheit genossen hatte. Dann schlang sie ihre Arme um ihn und sah ihn glücklich an:,, Wisst ihr, ich war lange nicht mehr so glücklich.“ Dann legte sie einen Kopf auf seine Schulter und murmelte:,, Bleib bitte hier bei mir.“
Sie wusste nicht, wie sie ihre Bitte sonst ausdrücken sollte. Aber sie hegte die Hoffnung, dass er ihrer Bitte nachkam und hier blieb. Es war lange her, dass sie eine solche Sehnsucht verspürt hatte.
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Vor der Stadt
Die beiden Männer hatten am Marktplatz ein deftiges Mittagessen zu sich genommen und sich dann langsam durch den leichten Nieselregen nach Norden auf den Weg aus der Stadt gemacht. Der Waldboden war noch nicht durchnässt vom Regen, aber es roch schon überall intensiv nach Erde. Und Nadelbäumen. Der Frühling mochte zwar schon ab und an seine Finger nach der Perle Argaans ausstrecken, aber die Laubbäume hatten noch nicht wieder ausgeschlagen.
Es war schon ein strammer Spaziergang zu der Hütte des Holzfällers, aber gegen frühen Nachmittag kamen Wombel und Kilijan dort an.
Der Schmied ließ sich erst einmal auf eine der grob gehauenen Bänke unter dem kleinen Vordach fallen und nahm mit großer Dankbarkeit das Bier entgegen, das der große Holzfäller ihm reichte. Nach so einem Marsch war eine kleine Erfrischung absolut angebracht. "...aber um das Thema von vorhin wieder aufzugreifen: Theoretisch kann jeder versuchen, die Magie zu erlernen - aber es hängt sehr vom Talent des Einzelnen ab, wie erfolgreich dieser Versuch ausgeht."
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Wombel nahm einen tiefen Zug aus der Bierflasche und streckte seine Beine von der Bank herunter lang aus. Er lehnte sich gegen die Holzwand seiner Hütte und hörte Kilijan zu. Er hatte lediglich einmal in seinem Leben Magie gewirkt und das nur mit Hilfe einer Spruchrolle. Der Gedanke daran, dass man dies auch ohne Hilfsmittel bewerkstelligen konnte, faszinierte ihn.
"Nun ja, ich würde es schon gern mal versuchen, allerdings hatte ich bisher noch keine Gelegenheit dazu." Resümierte er.
Lex schlenderte vorbei und verstaute einige Balken unter dem Schuppen. Er winkte herüber und Wombel erwiderte seinen Gruß.
"Haben wir noch was in der Kammer, Lex?" Rief er seinen Gesellen an.
Der Nämliche überlegte kurz und antwortete:
"Neben Hase und Molerat noch etwas Scavenger. Ein paar Steaks und ein paar Keulen."
Wombel überlegte kurz und antwortete:
"Hol ein paar der marinierten Steaks und ein wenig frisches Brot raus, wir haben einen Gast heute Abend." Sagte er beiläufig, als er sich wieder Kilijan zuwendete.
Er dachte einen Moment nach und der Baum fiel ihm wieder ein.
"Wie gesagt, wir sollten mal schauen, wie wir das Ding hinter dem Haus zerlegen und zu euch verfrachten können damit ich meine Schuld bei euch auch angemessen begleichen kann. Bei der Gelegenheit könnt ihr mir nebenher vielleicht noch ein paar Takte zur Magie erzählen." Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche.
"Natürlich nur dann, wenn ihr das auch wollt." Grinste er.
Berechtigungen
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