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Die letzte Nacht hatten die beiden Diebe in einer Herberge verbracht. Für das Zimmer hatten sie gerade mal 10 Goldstücke bezahlt, wert gewesen war sie nicht mal die Hälfte. Sickige Luft, schmutzige Laken auf einer wackeligen Pritsche...
"Da schlaf ich lieber auf ner Parkbank!" meinte Estefania.
"Aber was viel wichtiger ist." fuhr sie fort. "Wegen Hagen... Ich kenne den noch von Khorinis. Bin schon früher mit so nem Waffenröckchen aus Leder herum gelaufen. Damals waren allerdings rote Embleme mit Flammen darauf gestickt. Ja, du hörst richtig. Ich war mal Waffenmagd der Gilde Innos." Estefania lachte. "Naja irgendwann wurde mir das zu blöd und ich wurde gildenlos. Ist alles lange her. Was ich sagen will. Wir sollten uns verkleiden. Du nicht zwingend, aber du solltest irgendwie zu mir passen. Außerdem ist es eine gute Übung für dich."
Lair guckte sie nur fragend an.
"Wie wir uns verkleiden? Na, das weiß ich doch auch noch nicht. Sieh mal das gibt's einen Schneider. Sein Laden scheint auch noch geöffnet zu sein."
Sie schnappte seine Hand und kurz drauf betraten sie die Schneiderei.
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Aufregende Neuigkeiten hatten den Hof vor Thorniara erreicht, auf dem Adson derzeit eine Bleibe gefunden hatte. Ein Knecht hatte es ganz aufgewühlt. "Ihr glaubt mir nie, was in der Stadt geschehen ist!", hatte er gesagt. "Bei den Magiern hat es gebrannt! Feuer bei den Feuermagiern, verrückt oder? Und eine Novizin soll verbrannt sein, aber nicht etwa zufällig! Die soll sich angezündet haben! Soll einer diese Glaubensbrüder verstehen!"
Es gab jede Menge Fragen und Diskussionen. Alle wollten wissen, woher der Knecht das wüsste. Er hatte es von einem Händler gehört, der es von einem der Stadtwächter erfahren haben wollte, der es wiederum von einem der Wirte gehört hatte und dieser hatte es von einem aufgelösten Novizen erfahren, der einige Humpen Bier brauchte um das Feuer in seinen Gedanken zu löschen.
Adson beteiligte sich nicht an den Spekulationen. Er hatte sich bisher kaum mit Magiern beschäftigt und wollte dies auch weiterhin so halten. Magie erschien ihm irgendwie unwirklich und fremd. Er hielt sich lieber an greifbare Dinge. Sollten die 'Zauberkünstler' in ihren Klöstern doch machen was sie wollten, wie verrückt sie waren zeigten der eben diskutierte Zwischenfall.
Adson packte sein Werkzeug zusammen. Er wollte mit der Reparatur der Zäune beginnen.
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»Womit kann ich dienen?«, fragte eine freundlich lächelnde Frau hinter einem Tresen. Der Dieb bekam den nicht Mund nicht auf, weshalb ihm Estefania unauffällig in die Rippen stieß.
Ein Uff entwich seiner Kehle; die Frau guckte irritiert.
»Ich … wir … benötigen neue Klamotten«, sagte er schließlich.
»Natürlich«, antwortete sie mit gefasster Miene. »Wollt Ihr euch hier die Kleidung ansehen«, sagte sie und deutete auf eine bescheidene Sammlung von Kleidung und Textilien, die sich in kleinen Regalen stapelten, »oder wollt Ihr eine spezielle Anfertigung nach Maß?«
Der Südländer kurz. »Ich möchte eine Maßanfertigung«, sagte er. Wenn ich schon Geld für Kleidung ausgeben muss, soll es sich auch lohnen.
»Folgt mir.« Ihr Lächeln hatte sie im Ausblick auf zahlende Kundschaft zurückgewonnen.
Die Frau führte die beiden durch eine Tür hinter dem Tresen aus dem Verkaufsraum in ein größeres Zimmer, in dem zwei Männer mit der Herstellung von Kleidung beschäftigt waren.
»Kunden«, meinte die Frau knapp und verabschiedete sich von Estefania und Lair mit einem Lächeln.
Der jüngere Mann betrachtete sie neugierig, aber ging weiter ungestört seiner Arbeit nach. Der Ältere erhob sich und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Bevor der Gauner den Mund auch nur einen spaltbreit öffnen konnte, ergriff Estefania das Wort.
»Mein Gatte und ich möchten uns gemäß der aktuellen Mode von Thorniara kleiden.«
»Sehr gut. Ich hole nur rasch das Maßband.«
Der Gauner seufzte. Worauf habe ich mich nur eingelassen, dachte er, als der Mann begann, ihn wie eine Marionette herumzukommandieren, während er seine Maße ermittelte
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Ob Estefania dem Schneider wohl vertrauen konnte? Dem Älteren bestimmt, aber dem jüngeren Mann würde sie zutrauen beim Feierabendbier die Gäste in der Taverne genaustens über ihre Maße zu informieren. Das wäre ja nicht weiter schlimm, aber sie wollte nicht dass er erzählte eine Frau in Waffenrock zu einer Dame heraus geputzt zu haben.
Während er alles auf ein Stück Pergament kritzelte sollte Estefania inzwischen die Qualität und vor allem die Farbe des Stoffes auswählen. Sie schaute kurz herüber zu Lair. Was er wohl aussuchte? Sie sollten irgendwie zusammen passen. Nicht unbedingt als Ehemann, sondern vielleicht als Bruder und Schwester. Denn dann könnte Lair behaupten seine Schwester wäre noch Jungfrau. Das wäre schon ein Brüller. Estedania musste bei dem Gedanken laut kichern.
"Stimmt irgendetwas nicht? Möchten sie vielleicht doch lieber das purpurfarbene?" fragte der junge Mann besorgt.
"Nein, es ist alles in Ordnung. Eine Bitte hätte ich allerdings noch. Wir sind auf eine Feierlichkeit bei meinem Onkel eingeladen und mein Kleid soll niemand vorher gesehen haben. Es soll etwas ganz besonderes sein. Ich kann mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen?"
"Ja, natürlich Frau ... "
" ... von Gardan." vollendete Estefania und bemerkte den Blick des Schneiders auf ihre Lederrüstung.
"Oh ja, ich gehe zu gern auf die Jagd." lächelte sie bestimmt. "So, dann hätten wir alles. Morgen Abend können wir das Kleid und den Anzug abholen?"
Der Schneider schluckte, schaute den Kollege an und das bedeutete kein Feierabendbier, sondern eine Nachtschicht. Da hatten sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Diebin grinste: "Gut bis morgen dann."
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Seufzend verließ der Gauner gemeinsam mit Estefania die Schneiderei. Er hatte sich eigentlich nur bequeme, zweckmäßige Kleidung gewünscht – schlicht und vorzeigbar sollte sie sein –, aber er hatte das Gefühl, dass die Schneider (und Estefania) etwas anderes im Sinn hatten. Sie hatten ihn allesamt mit Vorschlägen und Fragen bombardiert, so dass er letztlich resignierte und die Entscheidungen den anderen überließ. Wie er in seinen neuen Klamotten aussehen würde, wollte er sich nicht vorstellen.
Wird nicht billig, dachte er missmutig.
»Nach dem Stress brauche ich erstmal was zu trinken«, sagte er zu seiner Begleiterin. Estefania stimmte diesem Vorschlag zu und zusammen begaben sie sich in eine Schenke. Dort bestellte sich er sich sogleich das beste Bier, das diese zu bieten hatte. Nach Geiz stand ihm momentan nicht der Sinn.
Während er an seinem Krug nippte, lauschte er den gewohnten, lautstarken Gesprächen an den Nachbartischen. ›Ein Geldverleiher hatte einen nicht zahlungswilligen Schuldner verprügeln lassen … ein Schmied hatte seine Frau mit einem Schaf betrogen … ein Drache hatte im Tempel einen Brand verursacht, bei dem ein Dutzend Novizen gestorben waren.‹
Die üblichen Geschichten, dachte der Gauner amüsiert.
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Adson saß am Tisch und trank langsam einen Humpen Süßmost, den der Bauer frisch aus Äpfeln gepresst hatte. Der junge Schreiner hatte die dafür gefertigte Presse schon bewundert und hatte sich vorgenommen den grundlegenden Aufbau der Apparatur in seinem kleinen Notizbuch festzuhalten. Doch daran dachte er im Moment nicht, er schaute auch nicht auf die hölzerne Presse. Er schaute überhaupt nirgendwo hin. Sein Blick verlor sich irgendwo in der Leere, welche in diesem Moment auch seinen Kopf füllte. So starrte er vor sich hin, nahm hin und wieder mechanisch einen Schluck aus dem Humpen und versuchte wieder Ordnung in sein Denken und Fühlen zu bringen. Doch es wollte ihm nicht so einfach gelingen, schließlich steckte ihm der Schreck noch in den Knochen! Was war geschehen?
Adson hatte mit der Reparatur der Feldumzäunung begonnen. Zuerst hatte er den Zaun begutachtet und dann die Arbeiten an einer schwer beschädigten Stelle begonnen. Das marode Zaunsstück befand sich am äußersten Rand des Bauergutes, was wohl auch die mangelnde Pflege und den schlechten Zustand erklärte. Die Holzbalken waren zerbrochen und der Fäulnis zum Opfer gefallen, so das sie teilweise mehr an Mehl als an Zaunsplanken erinnerten. Adson hatte neue Balken und das nötige Werkzeug mit gebracht und war guter Dinge. Er würde wohl schnell vorankommen, denn nichts würde ihn ablenken, wie er feststellte. Er war hier momentan allein. Die Knechte und der Bauer waren nahe des Hauses auf dem Feld beschäftigt und weit und breit waren auch keine Tiere oder Wanderer zu sehen. Adson nahm den Hammer zur Hand und begann zu arbeiten.
Um ihn herum war es still. Hin und wieder rauschte der Wind über die Ebene und schüttelte die Bäume, so dass die Blätter leise raschelten, man hörte einige Vögel singen und auch der junge Schreiner begann ein Lied zu pfeifen.
'Mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen geht die Arbeit doch gleich fiel besser von der Hand!', hatte Adson gedacht, als er plötzlich dieses Geräusch hinter sich hörte, welches sein Pfeifen sofort verstummen ließ.
Er kannte dieses Geräusch! Dieses Knacken von Hornplatten und schaben von dünnen harten Beinen, gepaart mit einem bösartigen Tschirpen und Zwitschern! Anders konnte er es nicht beschreiben, aber das Geräusch sprach für sich. Jeder Bauer von Midland kannte dieses Geräusch! Und jeder wusste: Wo dieses Geräusch zu hören ist, sind Ernte und Feldarbeiter in Gefahr!
Adson hatte sich langsam umgedreht. Wenige Mannslängen von ihm entfernt präsentierte sich einer dieser gefürchteten Riesenkäfer. Der junge Schreiner hatte auf den väterlichen Feldern schon mit Feldräubern zu tun gehabt, doch da waren stets einige Knechte dabei gewesen und alle waren bewaffnet. Außerdem waren die Knechte starke Kerle gewesen, die Goblins mit der bloßen Hand erschlagen konnten und sowohl Wölfe, als auch Wegelagerer und Halunken vom Hof gejagt hatten. Und wie gesagt, sie waren stets bewaffnet gewesen.
Adson hatte dort ganz allein gestanden und nur seinen Hammer zur Hand gehabt, während der große Feldräuber drohend das vordere Beinpaar hob und die Kiefer knacken ließ.
Schließlich hatte Adson sich vorsichtig in Bewegung gesetzt, am Zaum entlang, das gigantische Insekt stets im Blick, in Richtung Bauerhaus, in Richtung der Knechte, in Richtung der Rettung. Seine Faust umschloß noch immer fest den Griff des Hammers, auch wenn Adson sich von dieser Waffe wenig versprach. Fast schien es Adson, als würde der Feldräuber ihn gehen lassen, als dieser plötzlich einen Satz in Richtung des Schreiners tat, den dieser dem massiven Insekt niemals zugetraut hätte. Adson hatte sich umgedreht und war gelaufen, so schnell er konnte. Das der Feldräuber ihn folgte hatte er an dessen Zischlauten und den Kratzgeräuschen der Beine gehört.
Als Adson endlich die Knechte erblickt hatte, schrie er, so laut er es im laufen vermochte. Sofort hatten die Männer die den nächstbesten Waffen ergriffen; einer eine lange Harke, einer die schwere Spaltaxt, ein anderer eine lange stabile Holzstange.
Der anschließende Kampf hatte nicht lange gedauert, schließlich hatten die Männer schon ihre Erfahrungen mit Feldräubern gesammelt. Sie hatten das Tier eingekreist und zuerst die Beine bearbeitet, bis das Rieseninsekt sich nicht mehr bewegen konnte. Danach wurde es einfach umgeworfen, so dass die weiche Unterseite erreicht werden konnte. Wenige gezielte Hiebe später war es um den Schädling geschehen. Adson hatte alles mit angesehen, während er wieder zu Atem zu kommen versuchte.
Anschließend waren die Knechte wieder an die Arbeit gegangen, aber Adson hatte erstmal Platz genommen, um einen Schluck zu trinken und sich zu beruhigen.
Da saß er nun und blickte stumm vor sich hin. Der Humoen vor ihm war leer und er zwang sich zum Aufstehen. Sein Blick wurde wieder klarer und seine Gedanken lösten sich langsam von den Erlebnissen der letzten halben Stunde. 'In Zukunft werde ich in der Nähe der Knechte arbeiten', sagte sich Adson. Doch für heute hatte er erstmal genug von Zaunsreparaturen. Er sah sich um und erblickte den Bauern, der gerade einige Waren zusammenpackte. Seine Frau betrieb einen kleinen Stand am Markt und die Bestände sollten aufgefüllt werden. Adson bot sich für den Transport an und der Bauer überließ ihm den schweren Tragekorb. Er wurde sowieso mehr auf den Feldern gebraucht.
Der junge Schreiner schulterte die Last und lenkte seine Schritte in Richtung Stadttor. 'Dort bin ich wenigstens vor wilden Tieren und Monsterinsekten sicher', dachte er und verzog müde das Gesicht.
Geändert von Adson Muller (29.03.2012 um 20:27 Uhr)
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Du mich auch, Arschgesicht...
Konsul machte eine rüde Bewegung mit dem Kopf in Richtung des Dieners, der sich langsam von ihm fortbewegte.
Scheiss Personal, dass sich für was besseres hält.
Er machte wütend kehrt und schnaubte. Gerade hatte ein Diener in angepöbelt, er solle das Singen vor Häusern des Reichenviertels lassen, oder er verständige die Stadtwache.
Pffff... Aber was soll man machen. Er sitzt am längeren Hebel.
Sein Brot, vom Abend des Vortages auspackend ließ er sich schmecken. Der Wirt hatte sich wirklich ein wenig Mühe gegeben, es war ein schönes Stück Fleisch zwischen den beiden Brothälften gepackt. Er, der noch immer einen Druck im Kopf verspürte, war sehr erleichtert endlich was essen zu können.
Es war doch klug gewesen, das Brot bis zum Nachmittag aufzuheben...
Konsul beschloss, im Reichenviertel zu bleiben. Vielleicht fand er noch jemand, der ihm wohlgesinnt war.
Mit einem Vollen Bauch singt's sich besser... Er konnte einen kleinen Grinser nicht verkneifen.
Eine kleine Seitengasse führte in einen geräumigen Innenhof. Weil er keinen kommen sah, stahl er sich hinein, innen schlug er prüfend seine Laute an. Dann erhob er, wie so oft schon im seinen Leben seine Stimme und stimmte eine Liebeslied zur Natur an.
"Schön wie eine Rose/
Im Abendlicht/
So stehst du da...
Hoffentlich habe ich dieses Mal Glück.
...deine Augen, wie Sterne in der Nacht/
Ist da jemand am Fenster?
...Das einzige/
Was ich begehren könnte..."
Geändert von Konsul (29.03.2012 um 18:44 Uhr)
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Abaddon schlenderte zusammen mit Stella durch das Reichenviertel der Stadt. Es war wunderschön in der untergehenden Sonne. Die Händler bauten grade ihre Stände ab und schlossen die Läden und die Menschen in ihren feinen Klamotten strömten in die geöffneten Kneipen oder Gaststätten um sich den Abend zu verschönern. In diesem ganzen Luxus fühlte Abaddon sich irgendwie fehl am Platz. Sie gingen noch ein bisschen weiter, doch schließlich war die Sonne komplett versunken und schnell zog die Kälte heran. Gemeinsam kehrten sie zu Stella Anwesen zurück, wo Vladimir bereits ein Kaminfeuer entzündet und etwas zu Essen vorbereitet hatte. Die Mahlzeit bestand aus Moleratkeulen, Erbsen und Kartoffeln. Dazu gab es Met und Wein. Es schmeckte wie immer hervorragend. Doch wirklich genießen konnte er das Essen nicht, da seine volle Aufmerksamkeit und Konzentration nicht den Köstlichkeiten, sondern der wunderschönen Frau neben ihm galt. In den letzten Tagen war sein Verlangen nach Stella immer weiter gestiegen und er konnte sich nicht vorstellen auch nur einen Tag von ihr getrennt zu sein. Sie waren sich so ähnlich und doch so verschieden und abwechslungsreich, dass es niemals langweilig wurde. Er fragte sich, wie er all die Jahre nur ohne diese Frau hatte leben können.
Nachdem Vladimir die Reste abgeräumt hatte legte sich Abaddon auf die Couch während Stella kurz verschwand um ihre Lederrüstung gegen eine angenehmere Kleidung zu tauschen.
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Endlich. Hat es sich doch bezahlt gemacht....
Konsul konnte es nicht fassen. Da oben stand tatsächlich eine Dame am Fenster, er konnte ihre Umrisse nur erahnen, aber doch, da war eine, eine Bewunderin seiner Kunst vielleicht?
Eine reiche Dame hat sicher ein paar Groschen für einen armen Barden übrig...
Er rief sich die Zeilen eines Liedes in Erinnerung, dass ihm ein Barde in Trelis gelehrt hatte...
"Wolken ziehen auf/
Morgenrot verblasst/
Und der Sonne Macht/
Verheißet neuen Tag.
Ich vermisste/
Dich so sehr/
Mein streben/
Galt nur dir.
Du stehst am Kai/
Die Haare flattern/
Ich steh am Bug/
Du winkst mir zu.
Doch jetzt und hier/
Vergessen ist sie/
Ich seh nur dich/
Und sonst ist nichts.
Ich singe dir/
Mein Liebstes kann/
Nur eine sein/
Nur eine allein.
Rot wie der Abend/
Sind deine Lippen/
Weiß wie der Schnee/
Deine zarte Haut.
Ich will dich spüren/
Dich fühlen, nur dich/
Weil du die Schönste/
Von allen Frauen bist.
Ich bin nicht wert/
Zu lieben dich/
Zu schön bist du/
Zu arm bin ich.
Und dennoch stehe/
Ich jetzt unter dir/
Ich sehe dich/
Du Schönste hier.
Wolken ziehen fort/
Abenrot steigt auf/
Und des Mondes Macht/
Verheißet dunkle Nacht."
Er versuchte, soviel Sehnsucht wie es ging in die letzten Zeilen einzubauen und endete mit einem melancholischen Akkord. Dann blickte Konsul langsam auf.
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Stella musste anfangen zu grinsen, denn nur selten hatte man ihr ein Liebeslied gesungen. Dann antwortete sie:,, Euer Text ehrt mich werter Jüngling, aber dennoch gehört mein Herz bereits einem anderen.“ Sie überlegte kurz und fuhr fort:,, Außerdem solltet ihr vielleicht das nächste mal mehr Sehnsucht in eure Stimme legen.“ Sie warf ihm lachend ein paar Goldmünzen runter und meinte zum Abschluss:,, Aber trotzdem danke für das Lied.“
Sie lief wieder nach drinnen und zog sich um, sie entschloss sich für ein schlichtes dunkelrotes Kleid. Sie kam wieder nach unten und ließ sich von Vladimir ein Glas Wein bringen, dann setzte sie sich zu Abaddon und lächelte:,, Entschuldigung, dass ich so lange gebraucht habe.“ Vladimir blieb etwas abseits von den anderen beiden stehen und blickte in die leere. Sie nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas und gab Abaddon einen zärtlichen Kuss und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Sie sah zur Decke hinauf und wurde etwas nachdenklich:,, Da da draußen hat mir gerade ein Barde ein Lied gesungen. Ich hab ihm aber gesagt, dass mein Herz bereits jemanden gehört.“ Sie schmiegte sich noch ein wenig enger an ihn und genoss seine Nähe. Ihr ging zu viel durch den Kopf, als dass sie sich jetzt Gedanken um das Lied machen konnte. Was war, wenn ihr Vater sie hier finden würde? Er würde bestimmt sofort versuchen sie zu verhaften oder zu töten. Aber wie hoch war die Chance, dass dies passieren würde? Sie schloss die Augen und entspannte sich.
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Er streichelte Stellas samtenes Haar und sah in ihr wunderschöns Gesicht. Irgendwas schien sie zu bedrücken als sie zur Decke sah und sich ihr Gesicht verzog. Er mochte es überhaupt nicht, wenn sie unglücklich oder besorgt war, dann fühlte er sich irgendwie immer mit Schuld und sah sich verantwortlich das zu ändern. Aber was könnte er schon machen um ihre Stimmung aufzuhellen? Also, abgesehen davon mit ihr zusammen zu sein. Nach ein wenig überlegen kam er zu dem Schluss, dass er mit ihr einfach mit ihr in die nächst gelegene Kneipe gehen könnte um mal unter Leute zu kommen. In den letzten Tagen hatte die beiden trotz ihres Aufenthalts in Thorniara nur wenig von den anderen Menschen mitbekommen.
"Hey, Stella, willst du was trinken gehen? Vielleicht treefen wir deinen Sänger ja wieder", sagte er mit einem Grinsen. Stella nickte freudig und erhob sich. Auch Abaddon stand auf und gab ihr einen liebevollen Kuss, dann gingen sie zur Tür und als sie grade rausgingen fiel ihm auf, dass er sein Stilett garnicht angeschnallt hatte. 'Ach, was soll schon pasieren?', dachte er sich 'notfalls wende ich halt ein bisschen Magie an und ruckzuck ist Ruhe'.
Sie schlossen die Tür hinter sich ab und sagten Vladimir, dass er sich schon hinlegen könnte, sie würden vermutlich länger weg sein. Draußen legte Abaddon seinen Arm um Stella und sie gingen zur nächsten Kneipe, die hauptsächlich den reicheren Bewohnern Thorniaras vorbehalten um eine mögliche Schlägerei zu verhindern. Obwohl Abaddon nichts gegen ein Kräftemessen mit einem Halbstarken gehabt hätte. Doch diesen Abend wollte er mit Stella verbringen und nicht mit irgendwelchen Raufbolden.
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Der Abend scheint ja ein Erfolg zu werden...
"Wirt! Ein Bier! Aber flott!"
Konsul war glücklich, dass er es wieder einmal geschafft hatte, eine Gesangsstelle zu finden; diese sogar in einer Kneipe im Reichenviertel. Der Wirt wollte zwei Trinklieder und ein paar Witze hören, und schon war er angestellt gewesen. 64 Goldstücke und soviel zu trinken wie er am Abend könne, das war der Deal. Die Kneipe war gerammelt voll, und es sah keiner wirklich arm aus.
Vielleicht finde ich hier ja ein paar Gönner...
Er nahm einen kräftigen Schluck vom Bier, welches ihm sehr gut schmeckte. Nachdem er den Humpen wieder sorgfältig auf dem Tisch plaziert hatte, warf er einen Blick durch den Schankraum. Die Stimmung wirkte etwas gedrückt, also beschloss er, eines seiner Trinklieder zum Besten zu geben.
Eines aus Stewark wäre vielleicht keine ideale Wahl... eher eins aus Myrtana... in Montera hatte er eines gehört...
Konsul stellte sich breitbeinig auf einen Tisch, vorsichtig die Seiten zupfend, um die Tonhöhe zu kontrollieren. Just als er die ersten Akkorde angeschlagen hatte, sah er die Dame vom Fenster zur Tür hereintreten, in Begleitung eines Hünenhaften Mannes.
"Ich sitz schon/
den ganzen Tag/
In Faring's/
Kleiner Tavern'.
..."
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Stella blickte auf, als sie eine bekannte Stimme singen hörte. Auch wenn sie diesen Mann nicht kannte, hatte sie dessen Stimme schon einmal vernommen. Als sie den Spielmann erkannte fiel es ihr sofort ein, es war der Mann der ihr vorhin schon ein Lied vorgetragen hatte. Sie zupfe an Abaddons Ärmel und zeigte aufgeregt auf den Mann der gerade das Lied vortrug und flüsterte:,, Das ist der Kerl, der vorhin mir ein Lied vorgetragen hat.“ Sie sah wieder dem Fremden an und lauschte dessen Stimme. Man konnte diese Taverne nicht mit der in Setarrif vergleichen und so war dies für die junge Adlige eine willkommene Abwechslung, da sie zu einem auch sehr gerne Spielmännern lauschte.
Sie nahm einen Schluck von ihrem Met und leckte sich die Lippen ab. Er schmeckte ungewöhnlich süß, selbst für diese Verhältnisse und doch konnte sie nicht genug davon bekommen und sie wusste, dass sie es heute eventuell noch bereuen würde, aber wie oft würde sie so einen vorzüglichen Met serviert bekommen? Sie leerte den Becher und ließ sich einen neuen bringen, dabei beobachtete sie den Fremden unauffällig und doch sehr aufmerksam.
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Abaddon fiel es sehr wohl auf, wie Stella immer wieder den Barden musterte und in ihm stieg die Eifersucht auf. Dieser verfluchte Sänger würde ihm Stella noch wegschnappen, wenn er so weitersang. Der Hüne selbst konnte nicht singen oder irgendein Instrument spielen. Umso wichtiger, dass dieser Mann dort drüben schnellst möglich damit aufhörte. Seine Finger schlossen sich wie Zangen um den Becher und die Knöchel traten unter der gewaltigen Anspannung weiß hervor. Je länger dieser Mann sang desto agressiver wurde Abaddon. Er konnte sich das überhaupt nicht erklären, doch er hatte den Eindruck also würde dieser Mistkerl immer wieder zu Stella rübersehen und ihr zuzwinkern. Und Stella sah zurück und verschlang ihn förmlich mit seinen Augen. In Abaddons Kopf stiegen Bilder hoch, wie sie einfach mit diesem Barden davonging und ihn einfach verließ.
Als der Barde grade wieder zu ihnen rübersah wurde Abaddon von seiner Wut und Eifersucht gepackt. Er knallte seinen Krug auf den Tisch, was in einer solch feinen Kneipe allein schon für aufsehen sorgte, stand auf und marschierte mit zornigen Schritten zu dem Sänger rüber, der grade einen Schluck aus seinem Krug nahm. Der Schwarzmagier tippte ihm auf die Schulter und sagte: "Das reicht jetzt, du kannst gehen." Verwundert sah ihn der Barde an, blieb aber sitzen und wollte grade wieder zu einem Lied ansetzen, da holte Abaddon auch schon aus und verpasste dem Mann von hinten einen rechten Haken genau auf den Kiefer. Dieser flog überrumpelt von seinem Stuhl und blieb erstmal mit einer Mischung aus Schreck, Wut und Verwunderung auf dem Boden liegen. Als Abaddon klar wurde, was er grade getan hatte ging er sofort zu dem Sänger hin und half ihm wieder auf die Beine. "Verzeihung, ich weiß nicht, was da grade passiert ist. Ich glaube ich hab da etwas überreagiert."
Mit rotem Kopf vor Scham ging er zurück zum Tisch, wo Stella saß, die ihn mit einem breiten amüsierten Grinsen empfing. Scheinbar hatte sie die Vorstellung sehr genossen.
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Schwarz. Weiß. Schwarz. Weiß. Schwarz. Weiß.
Konsul schwieg. Er schaffte es, sich zurückzuhalten und keinen Laut von sich zu geben, obwohl er seinen Schmerz hinausschreien wollte. Sein Kiefer tat höllisch weh, der Schlag von dem Hünen war perfekt gesetzt, er war, so glaubte er, sogar einen Moment Ohnmächtig gewesen.
Wieso hat er mir nachher aufgeholfen? Tat es ihm leid?
Versuchend, einen klaren Gedanken zu fassen, griff Konsul zu seinem Humpen und ließ das Bier vorsichtig in die Kehle laufen. Langsam ging es ihm wieder besser, obwohl der Schmerz eher zunahm. In seinem Augenwinkel sah er wie der Wirt zu dem Tisch mit der Frau und dem Hünen stapfte, offensichtlich um ihn der Kneipe zu verweisen. Es war still geworden.
Jetzt oder nie.
Konsul stand auf, riss einen Witz, der Schankraum brüllte vor lachen. Dann nahmen die Gespräche wieder zu, und es würde nicht allzu lange dauern, bis wieder alles wie vor der Attacke war. Er selbst begab sich aber zu dem Tisch, wo der Hüne gerade vom Wirt verwiesen wurde.
"Es ist gut, Wirt, lasst es sein. Das war... -" Konsul zögerte einen Moment "- ein eingeplanter Witz. Macht euch keine Sorgen, es tut mir Leid, dass ich euch nicht davor informiert habe. Bringt mir und meinen Freunden bitte einen großen Krug Wein." Der Wirt schaute ihn unsicher an, drehte sich dann aber grummelnd um und schlurfte Richtung Tresen.
Vorsichtig zog er einen Sessel zu sich. "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Konsul, Barde aus Mittland." Er hielt dem Hünen mutig die Hand hin.
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Zögernd schlug Abaddon in die dagebotene Hand ein. Es war ihm unangenehm, dass der Mann jetzt bei ihm am Tisch saß. Nicht nur, weil er ihm eben eine runtergehauen hatte, dass es sich gewaschen hatte, sondern auch, weil er jetzt schon wieder den Eindruck hatte, Konsul würde da nur machen um Stella nahezukommen. Aber Abaddon beruhigte sich und sagte sich, dass Stella ihn bestimmt nicht für einen dahergelaufenen Musiker verlassen würde, auch wenn er noch so gut war. Gemeinsam mit diesem Konsul tranken sie also Wein und unterhielten sich. Ab und zu warf der Wirt ihnen einen missbilligenden Blick zu und Abaddon vermutete, dass er wollte, dass Konsul weiter Musik machte. Doch dieser blieb seelenruhig sitzen und leistete Stella und Abaddon Gesellschaft. Tatsächlich war er ein sehr freundlicher Mann musste der Hüne feststellen, auch wenn er sehr abgerissen wirkte. Ein wandernder Barde halt.
Nach einiger Zeit forderte er Konsul zu einem Trinkspiel heraus. Zwar war ihm sein letztes Saufgelage noch gut in Erinnerung, doch diesmal würde er darauf achten, dass ihn niemand einfach so über den Tisch zog. Diesmal würde er seinen gegner eiskalt unter den Tisch trinken. Konsul wiligte ein und sie bestellten sich eine Flasche reisschnapps mit zwei kleinen Bechern. Stella spielte nicht mit, Abaddon fand, dass sie sowieso schon zu viel getrunken hatte. Auch wenn man von Met nicht genug trainken konnte, Stella hatte es getan und hielt sich nur mit hoher Konzentration auf ihrem Stuhl.
"Also", setzte Abaddon an "die Regeln sind einfach. Wir trinken nacheinander einen Schnapps, danach wird einmal um den Tisch gelaufen. Wer dabei zu erst hinfällt hat verlaufen. Alles klar?" Konsul nickte und das Spiel began. Schon jetzt wusste Abaddon, dass er sich morgen vermutlich nicht mehr daran würde erinnern könne, wer gewonnen hatte.
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Ist das vernünftig nach gestern?
Konsul lachte und sagte "Hand drauf!", und der Hüne schlug ein, packte die Flasche, nahm einen Schluck, reichte sie an Konsul weiter, und nachdem dieser sich ebenso bedient und sie auf den Tisch gestellt hatte, rannten sie los. Sie standen jetzt am ursprünglichen Platz, Konsul musst grinsen.
"Ich zuerst." rief er in seinem Übermut und ließ sich das Zeug in die Kehle rinnen. Er liebte Alkohol, auch oder eben weil er seine Wirkung kannte. Der Widersacher genehmigte sich noch einen Schluck, dann liefen sie wieder. Langsam begann Konsul den Alkohol zu spüren.
Das war keine gute Idee. Aber es ist lustig.
Die nächsten Runden verliefen ähnlich, mit der Zeit bildete sich aber ein Ring aus Zuschauern um die beiden. Während Konsul sowohl bei dem neunten, als auch dem zehnten Durchgang fast gefallen wäre, konnte sich der Riese im fünfzehnten gerade noch retten, indem er sich an der Sesselkante festhielt. Mittlerweile hatte die Frau ihren Met schon geleert, sich verabschiedet und die Kneipe verlasse. Die beiden Männer standen auch bereits vor einer halbleeren Flasche. "Weiter geht's!" drängte Konsul und lief los.
Nachdem die 30. Runde vorbei war, und sie bereits eine neue Flasche widerwillig vom Wirt erhalten hatten, taumelten sie schon mehr um den Tisch als dass sie gingen oder rannten. Konsul verlor jegliches Gefühl zur Zeit, er wusste nicht mehr, zum wievielten Mal er bereits die Flasche hob, wenn er trank. Auch die Welt drehte sich um ihn, er war alleine auf seinen Gegner fokussiert, aber nicht auf die Zuschauer, er hatte keine Ahnung, wie viele noch da waren; warum auch, es interessierte ihn nicht.
Dieses Spiel muss ich mir merken... hehehehehe...
"Neue ... Regel! Ab ... jetzt ... trinkt ... jeder... drei ... Schluck... Bist ... du ... einverstanden?" meinte Konsul's Mitspieler plötzlich breit grinsend. Dieser nickte langsam, packte den Schnaps voll Elan, hob ihn ehrwürdig zum Mund, man konnte das Gluckern richtig höhren, als das scharfe Gesöff seine Kehle benetzte. Mit dem gleichen Tatendrang packte der hünenhafte Mann energisch zu. Dann liefen sie, nein, sie torkelten, aber bevor Konsul ankommen konnte, wurde es ihm kurz Schwarz vor Augen. Und er fiel.
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Schweißperlen liefen die Stirn Lodricks hinab. Langsam bahnten sie sich ihren weg über seine Schläfe, hinab zum Kinn, wo sie dann hinunter auf den glühenden Stahl trafen und verdampften.
Den ganzen Tag schon erklang das Lied von Hammer und Amboss in der Schmiede.
Ein neuer Auftrag beanspruchte jegleiche Zeit des jungen Mannes.
Ein Veteran, welcher sich seine Brötchen nun als Antiquitätenhändler verdiente (ein Wandel den Lodrick nicht nachvollziehen konnte) wollte seine alte Klinge, welche ihm in so mancher Schlacht einen treuen Dienst erwiesen hat und ihm dann in der Schlacht um Vengard vor ein paar Jahren abhanden gekommen ist neuschmieden lassen.
Auch vom lukrativen Teil des Auftrags mal abgesehen, war es Lodrick eine Ehre einen solchen Auftrag bekommen zu haben. Immerhin ging es um einen bekannten und angesehnen Ehemaligen, welcher sicherlich immernoch gute Beziehungen zu ein paar Offizieren hat. Zwar war Lodrick nun nicht gerade der unbekannteste Soldat in der Miliz, doch konnte ihm ein bisschen positives Auffallen sicher nicht schaden. Insbesondere, wenn man bedachte, dass er die letzten Monate sehr wenig von sich gegebn hatte.
Lodrick entschloss sich dazu eine Pause zu machen und wollte das Schmiedewerkzeug für kurze Zeit beiseite legen und sich kurz erholen. So wischte er sich die Finger an einem ohnehin schon verschmutzten Tuch ab, nahm sich einen Becher Wasser und setzte sich auf eine der Werkbänke.
Das kühle Nass tat seiner trockenen Kehle gut.
Kaum der Innosler nicht mehr auf die Arbeit konzentriet, schweiften seine Gedanken wieder hinauf zur Zitadelle, wo die Ordensbrüder beisammen saßen und Innos huldigten. In den letzten Tagen hatte sich sein Entschluss, es wieder zu versuchen in den Orden aufgenommen zu werden, gefestigt.
So saß er eine Weile da und sinnierte über Möglichkeiten den Orden auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich widmete er sich jedoch wieder dem Stahl, warteten doch noch einige Stunden harter Arbeit auf ihn.
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Für Adson stand ein weiterer Arbeitstag an. Er setzte die Instandhaltung der Zäune fort, allerdings diesmal in der Nähe der arbeitenden Knechte. Er wollte nicht wieder eine unangenehme Begegnung mit irgendeinem Vieh erleben. Dies blieb ihm auch erspart und so kam er gut voran. Seine Gedanken drehten sich um seine Gefährten in Thorniara. Was die wohl trieben, während er hier vor der Stadt den Hammer schwang? Er hatte keinerlei Vorstellung von Estefanias und Lairs Aktivitäten, sie hatten sich schließlich sehr bedeckt gehalten. Vielleicht würden sie es ihm auf ihrem Weg nach Setarrif erklären. Und Konsul? Ob der Barde wohl mittlerweile einige Musikliebhaber gefunden hatte? Oder einen wohlgesinnten Wirt? Adson hatte sich gestern, als er einige Waren zum Markt gebracht hatte, nach den dreien umgesehen, aber keinen der drei getroffen. Einer der Knechte war abends noch in der Stadt gewesen. In einer Schenke hatte er einen Barden gehört. Dieser hatte aber nicht sehr lange gesungen, sondern, wie der Knecht sich ausgedrückt hatte, 'deftig aufs Maul bekommen.'
Der junge Tischler fragte sich gerade, ob besagter Barde wohl Konsul sein könnte, als ein älterer Knecht auf ihn zu kam. "Hier", sagte der Knecht und drückte Adson eine lange stabile Holzstange in die Hand. "Da hinten ist wieder ein Feldräuber aufgetaucht. Diesmal hilfst du mit, Kleiner!" Adson wusste nicht so richtig und folgte dem Knecht etwas unsicher. Die beiden erreichten das Insekt, welches bereits von anderen Knechten bedrängt wurde. "Also los", brummte der alte Knecht. "So wie gestern! Wenn er dich nicht bedroht, dann haust du ihm auf die Beine. Ansonsten gehst du einen Schritt zurück und die anderen schlagen."
Gesagt, getan. Adson agierte am Anfang etwas unsicher und die Kräfte forderten ihn auf härter zu schlagen. Er gelangte stetig mehr Sicherheit und bald war es um das Tier geschehen. "Geht doch Kleiner!", brummte der alte Knecht und alle wandten sich wieder Arbeit zu. Auch Adson arbeitete noch einige Zeit an den Zäunen, dann räumte er sein Werkzeug zusammen und belud den schweren Tragekorb. Er hatte dem Bauer versprochen, dass er auch heute verschiedene Waren auf den Markt bringen würde.
Alles war verstaut. Adson nahm sich einen Apfel, biss herzhaft hinein und marschierte in Richtung des Stadttores. 'Vielleicht treffe ich ja heute einen meiner Begleiter!', dachte er, als er die Stadtwachen grüßte und durchs Stadttor schritt.
-
RUHE VERDAMMT!
Wie von weit drang Geklapper an seine Ohren, Geräusche von Tieren und Menschen gleichsam. Sein Schädel brummte, er wusste nicht, wo er war, wie er dahin kam, er konnte überhaupt nichts sehen. Er spürte nur die Schmerzen in seinem Körper.
Was ist passiert?
Konsul versuchte die Augen zu öffnen. Seine Lider waren tonnenschwer...
"Lasset iuch nit/
Di lone triben..."
Er hörte Musik in seinem Kopf, sehen konnte er allerdings immer noch nichts, er versuchte sich auf die Seite zu drehen...
"...des helgen tronkes/
nimand nûn entbehret..."
Unter Ächzen und stöhnen versuchte er sich zu erheben, doch er wankte und stürzte auf den Boden
"Was hältst du von einem Trinkspiel?"
Jetzt vernahm Konsul auch Stimmen.
"Wirt! Wein für meine Freunde"
Mit der Hand nach einem Ort suchend, wo er sich abstützend könnte murmelte Konsul "So ein Mi-Mist... Wa-Was ist nur passiert?"
"... bis einer fällt..."
Endlich stand er, eigentlich lehnte er mehr an einer Wand, noch immer die Augen geschlossen...
"Du kannst jetzt gehen!"
Vorsichtig öffnete Konsul die Augen und fand sich auf einem Dachboden wieder. Sein ganzer Körper schmerzte, besonders aber sein Unterkiefer und sein Schädel, außerdem war ihm hundsübel. Aus einer Ecke vernahm er lautes Schnarchen; als sein Blick dorthin fiel, konnte er die Umrisse eines Hünen erkennens.
Ich habe gestern Abend in einer Kneipe gesungen, aber... kann ich mich an irgendetwas erinnern? ...
Konsul schaute sich nocheinmal um. Wo war sein Gepäck? Sein Geld? Seine Laute?
Verdammt. Jetzt sitze ich tief in der Scheisse...
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