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Es hielt nicht. Diese doofen Hosen! Das wievielte Mal machte sie nun schon Pause, um die Hosenbeine wieder noch oben zu krempeln, damit sie nicht darüber stolperte? Anfangs war es doch noch so gut gewesen, kurz vor Setarrif hatte Leyla Thorwyns Hosen erstmals gerichtet, weil sie in der Stadt sicherlich nicht viele ruhige Ecken fand, an denen sie das ungesehen machen konnte. Irgendwie hatte sie sich dann bis in den Laden des Handwerkers geschleppt, was zu einem recht langsamen Spaziergang geworden war. Denn mangels Schuhen gab es außer ihren nackten Füßen und dem blanken Erdboden nichts, das die Hosenbeine aufhalten konnte. Entsprechend hoch war die Gefahr, zu stolpern. Im Laden dann, während der Töpfer gerade die bestellten Gefäße holte, bekam sie nochmals einen unbeobachteten Moment geschenkt, danach erwartete sie ein weiterer Gewaltmarsch bis zu den Stadttoren, jenseits derer sie natürlich umgehend hinter einigem Buschwerk verschwand und die Hosen hochkrempelte. Und nun auf dem letzten Stück bis zu ihrem Lager wurde es keineswegs besser. Motiviert davon, gleich am Ziel zu sein, verzichtete Leyla jedoch auf weiteres Bücken, sondern versuchte das weitere Abrutschen der Hosenbeine mit ihren Füßen bei jedem Schritt zu bremsen. Abgelenkt durch die ungeduldigen Blicke des Geliebten vergaß sie das am Ende aber doch, stolperte fast schon erwartungsgemäß über die Hosenbeine und fiel der Länge nach in den Sand, um direkt vor Thorwyn zum Erliegen zu kommen. Stöhnend blickte sie zu ihm auf. „Du bist doof!“, warf sie ihm entgegen. „Nein du!“, entgegnete er grinsend. Erschöpft ließ sie den Kopf kurzerhand in den Sand fallen und entgegnete einfach nichts weiter.
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Vor den Toren der Stadt
"Endlich", murmelte der junge Mann und blickte freudig gen Norden, wo die Tor der Stadt zu sehen waren. Es waren viele Tage vergangen, seit er mit Gath, dem Bootsbauer, ausgezogen war, um dessen Werkzeuge zu holen. Viel mehr als gedacht. Es hatte schneller gehen sollen, doch das wichtigste war, das ihre Reise erfolgreich und problemlos verlaufen war. Dabei gestaltete sich die Rückreise genauso ereignislos wie die Fahrt in den Sumpf, wenngleich sie gefühlt schneller vorangekommen waren, was sicherlich auch daran lag, dass selbst Paul wieder in seinen gewohnten Stall wollte. Ich glaube wenn ich je wieder den Sumpf besuche, dann ohne ihn. Der arme Esel, hatte so einiges über sich ergehen lassen müssen und würde noch einige Zeit benötigen um alles zu verarbeiten. Doch ein gutes hatte die Tortur, zumindest für Iain - das sonst so bockige Tier war nach der Aktion viel zutraulicher und gehorsamer.
Wie es wohl Lynn geht? Der Gedanke an seine Familie stimmte ihn nachdenklich. Mit einem Anflug von Schuldgefühlen, dachte er daran wie er sie zurück- und allein gelassen hatte. Wie sollen zwei Frauen ohne männliche Führung klar kommen? Der Fischer hoffte, dass sein Vater bald genesen war, um den allein hilflosen Weibsbildern eine klare Linie vorzugeben.
Eine kräftige Stimme rief: "Halt wer da!" und entriss ihn seinen Gedanken. "Gath und Iain, Bürger der Stadt, wünschen nach langer Reise endlich nach Hause zu kommen.", erwiderte der Braunhaarige. Die Stadtwache kam einige Schritte näher und musterte Karren und seinen schlafenden Begleiter. "Was transportiert ihr?". "Nur etwas Werkzeug. Mein Begleiter ist Schiffsbauer und hier um mein Fischerboot zu reparieren." Die Krieger nickte, offenbar mit der Antwort zufrieden. In deutlich freundlicherem Ton erkundigte er sich nach ihrer Reise. "Irgendwelche Viecher oder gar Myrtaner getroffen?" "Zum Glück nicht, alles ruhig." "Gut...gut. Nun denn. Willkommen daheim und nun rein mit euch."
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Aber mich doof nennen, schmunzelte Thorwyn im Stillen, als er, während Leyla nach einem Bad aus dem Meer stieg, wieder einmal an ihren kurzen Ausflug nach Setarrif dachte. Er lief schließlich nicht mit fremder Kleidung umher und beschwerte sich dann darüber, dass sie nicht passte. Zugegeben, man konnte sich darüber streiten, ob seine Kleidung noch passend genannt werden konnte, zusätzlich zu dem geflickten Ärmel hatte sein Hemd jetzt schließlich auch ein ebenfalls notdürftig geflicktes Loch in der Brust, wo der Bolzen ihn getroffen hatte. Einmal mehr dankte der Jäger daher den Göttern auch dafür, dass es in Schwarzwasser eine Schneiderin gab.
„Na, fertig geschwommen?“, wandte er sich dann an Leyla, die inzwischen heran war, und sprang auf, um sie fröhlich in die Arme zu schließen. „Irgendwann wachsen dir noch Schwimmhäute zwischen den Fingern.“ Grinsend setzte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Er selbst konnte zwar auch schwimmen, was jedoch im Wesentlichen bedeutete, dass er an der Wasseroberfläche blieb und sich irgendwie fortbewegte. So lange wie die Geliebte verschwand er daher selten im Wasser.
„Wobei das im Sumpf vielleicht auch ganz hilfreich ist“, fuhr er fort, „auch wenn das Wasser dort eigentlich viel zu sehr stinkt. Na ja, man muss ja nicht reinfallen.“ Langsam löste er sich wieder von Leyla und stellte fest, dass er vielleicht darauf hätte warten sollen, bis sie sich abgetrocknet hätte, aber dafür war es nun zu spät. „Doof … hm, na ja. Hier trocknet sowieso alles innerhalb einer Stunde, dann regnet es und man ist wieder nass. Da wünscht man sich fast den Sumpf zurück, der ist zumindest immer feucht.“ Er grinste. „Oder auch nicht, aber zurück müssen wir trotzdem, bevor noch die … Soldaten und Magier plötzlich aus einer Gebirgshöhle auftauchen und den Baum anzünden.“
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Bhaal und Lenus hatten das Osttor hinter sich gelassen und waren nun auf dem Weg gen Setarrif. Während sie gingen, lauschte der Vermummte seinem Begleiter. "Varant? Ich habe von diesem Land gehört. Dort herrschten lange Zeit Anhänger des dunklen Gottes, oder? Zumindest so lange, bis König Rhobar das Land befreite. Erneut." Bhaal lächelte leicht unter seinem Tuch.
"Wie war es dort? Ich habe gehört, dass es dort immer heiß ist und die Sonne gnadenlos vom Himmel brennt. Auch soll es meilenweit nur Sand geben. Wie kann man dort überhaupt überleben?" WIeder brach die Neugier in Bhaal durch. "Und Myrtana. Ich war noch nie auf dem Festland selbst. Dort muss es doch jetzt, nachdem die Orks vernichtet worden sind, wieder friedlich sein."
Gern wollte Bhaal irgendwann einmal dorthin ziehen und sich dort neue Eindrücke verschaffen. Doch dieses Ziel stand noch in weiter ferne. Noch zog es den einstigen Händler nicht fort von Argaan. Vielleicht später, in ein paar Jahren? Wer wusste schon, wohin die Götter einen führten. "Argaan dürfte euch gefallen, denke ich. Wenn man bestimmte Ecken meidet, dann hat die ganze Insel einen Charme, den das Festland vermutlich vermissen lässt."
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Vor seinem geistigen Auge zeigte sich die Vergangenheit, der Moment, in dem er das erste Mal die Wüste betrat. Bis zu diesem Moment hatte er sie nur aus Erzählungen gekannt, doch wie so oft war die Wahrheit größer. Kein Wort konnte die endlose Weite beschreiben. Die Trockenheit, die jeden Tropfen zu einem wertvollen Gut werden ließ. Der Sand, der sich überall festkrallte wie ein tollwütiges Biest und einem die Lippen zerkratzte, bis sie ganz rissig und spröde waren. Die Ödnis, die kaum ein Leben zuließ, dass sich jedoch nicht daran hindern ließ, sich auch dort auszubreiten. Echsen, Geier, karge Pflanzen, Käfer. Wer wusste, was er suchen musste, fand dort mehr Leben, als man erahnen konnte. Und auch Menschen lebten dort. Vornehmlich in Oasen, jenen kleinen Perlen inmitten der steinigen Welt, doch auch in einigen Städten, die fast alle am Meer lagen.
"Es ist ein hartes Leben in Varant, aber man wird belohnt, wenn man einmal den Sonnenaufgang in der Wüste sieht. Das Wasser fällt dort nicht vom Himmel, sondern muss mühsam aus der Erde geholt werden, wenn man nicht eine der Oasen findet, an denen es zu Tage tritt und das Leben zu explodieren scheint."
Er erinnerte sich sogar gern zurück, da er Varant sehr gemocht hatte. Anders als Myrtana, an das er fast nur noch negative Erinnerungen hatte, und zu dem er auch schwieg. Er war so lange nicht dort gewesen, es sollten lieber andere berichten, in welchem Zustand der Krieg das Land hinterlassen hatte.
"Ihr meint, es wird mir hier gefallen? Ich muss zugeben, dass es bisher tatsächlich einen eigenen Charme versprüht, auch wenn ich noch nicht viel gesehen hab. Ich bin sehr gespannt auf die anderen Städte. Ähneln sie Thorniara sehr?"
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Bhaal schüttelte den Kopf. "Nein, zumeist nicht. Schwarzwasser zum Beispiel ist ein Ort, der mittem im Sumpf liegt. Dort leben die meisten Menschen mit mehreren Leuten in Hütten. Einfach weil es schwierig ist, dem Sumpf Land abzugewinnen. Hölzerne Stege sind die Straßen und Wege der Menschen dort. Und stets scheint einen dort der Geruch von Sumpfkraut in die Nase zu wehen. Ist aber auch angenehmer zu ertragen als die Fäulnisgase des Sumpfes." Bhaal lachte leise.
"Es ist ein Ort, der lebt. Alles dort lebt auf seine Art und Weise. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die dortigen Bewohner als Freunde der Natur betrachten. Es gibt Gerüchte, dass einige der Menschen dort mächtige Magie beherrschen, die sie halb Mensch, halb Tier werden lässt. Sie reden mit Tieren und Pflanzen, lernen die Weisheit von Bäumen und geben diese an Auserwählte weiter. Aber wie gesagt, Gerüchte. Niemand weiß, ob daran ein Körnchen Wahrheit ist." Bhaal trank einen Schluck aus seinem Wasserschlauch und verkorkte diesen wieder.
"Dann gibt es natürlich Setarrif, das Ziel unser Reise. Eine solche Stadt werdet ihr hier kein zweites Mal finden. Dort herrscht noch alte Zauber, könnte man sagen. Allein der Baustil der Stadt ist etwas einmaliges, unvergleichliches. Wenn die Sonne über die goldenen Kuppeln der Stadt streicht und diese in all ihrer Pracht erstrahlen lässt... Das ist ein Anblick, der einen die Seele rührt." Bhaals Blick wurde trüb, als er sich an seine Heimatstadt erinnerte. "Der Palast des Königs, welcher natürlich für das einfache Volk unerreichbar ist, ist eine wahre Augenweide. Eine wahre Perle der Stadt."
Während sie weiter gingen, erzählte Bhaal weiter. Von der Akademie, wo die besten der besten das Kriegshandwerk lehrten. Vom Adanos-Tempel und seinen Priestern, deren Worte das Gleichgewicht hochhielten und dem einfachen Volk die Sorgen nahm, aber auch den König und seinen Hofstaat beriet. Die Arena, wo meisterhafte Kämpfe geführt wurden, damit die Krieger weiter trainieren konnten... Kurzum breitete der einstige Händler seine Heimatstatt in voller Größe vor Lenus aus.
"Natürlich gibt es noch andere Orte auf Argaan." setzte Bhaal nach einigem Schweigen an, während sein Begleiter das bisher gehörte verdaute. "Aber ich war noch nicht in Stewark oder auf der Burg am Silbersee. Irgendwann einmal hoffe ich, dass mein Weg dorthin führt, aber das weiß nur Innos selbst." Der Vermummte hob die Schultern. "Innos Wege sind eben unergründlich."
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Setarrif kam ihm in der Beschreibung vor, als wäre es das Gegenteil Thorniaras. Man merkte, das Bhaal diese Stadt gut kannte, denn er berichtete von ihr, als hätte er sie jahrelang Tag für Tag gesehen, als kenne er jeden Winkel der Stadt, die sich anhörte, als wäre es der Ort, der dem Paradies auf Erden am nähesten kam. Mit einem Blick, der in der Ferne weilte, erzählte sein Weggefährte von der Stadt, von ihren Bewohnern. Er konnte es kaum erwarten, dort anzukommen, wenn seine Schilderungen der Wahrheit entsprachen. Goldene Dächer also, und marmorne Gebäude? Es musste eine reiche Stadt sein, die sich so etwas leisten konnte. Und wo, wenn nicht in einer reichen Stadt, konnte man sein Glück versuchen?
Und wie anders klang da in seinen Ohren die Beschreibung Schwarzwassers! Baufällige Katen zeigten sich vor seinem inneren Auge, die sich aus einer matschigen, stinkigen Brühe erhoben. Stechmücken, soweit das Auge reichte, Pessimismus und Verschrobenheit unter den Einwohnern. Ein ungastlicher Ort, der nur existierte, weil sich keiner der Bewohner aus der Lethargie erheben konnte, ihn endlich für immer zu verlassen.
"Wie lange wird es dauern, bis wir Setarrif erreichen? Ich kann es kaum erwarten, den Wahrheitsgehalt eurer Schilderung zu überprüfen! Aber ich zweifle kaum daran. Ihr scheint mir ein aufrechter und gläubiger Mensch zu sein, obwohl es unglaublich klingt."
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Bhaal hob die Schultern, als er nach der Dauer ihres Weges gefragt wurde. "Nun, es dauert eben so lange, wie es dauern wird. Ein paar Tage werden wir wohl schon unterwegs sein, abhängig davon, wie gut wir vorran kommen." Mit einer leichten Geste wies Bhaal in Richtung Osten, dort wo Setarrif ungefähr lag. Wie ich bereits sagte, befindet sich Argaan in einem Krieg. Wer weiß, was uns auf dem Weg noch so entgegen kommt? Ein solcher Krieg lässt manche Menschen oftmals alles vergessen, was Innos sie gelehrt hat."
Es schauderte den Vermummten, als er daran dachte. "Wir könnten zum Beispiel auf Banditen treffen. Unwahrscheinlich hier, aber immer noch möglich. Deserteure vielleicht, welche bei einer Rückkehr in ihre Stadt den tödlichen Seiltanz ausüben würden? Oder einfach nur gierige Mörder, auf der Suche nach der nächsten Münze? Wer weiß das schon. Möglich ist alles. Wir können von Glück reden, dass uns auf diesem Weg keine Orks entgegen kommen. Denn die Orks von Argaan sind anders als ihre Verwandten, welche das Festland erobert haben."
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Bhaal verstand es, ihm den Mut auszutreiben, nach Setarrif zu gehen. Von Deserteuren sprach er. Von Banditen. Gar von Orks! Natürlich, ein Land, das sich im Krieg befand, befand sich zwangsläufig im Ausnahmezustand. Da waren Überfalle und Räubereien keine Seltenheit. Doch er dachte bisher, in Bhaals Anwesenheit wäre er sicher! Wie sein Weggefährte nun sprach, war er sich dessen nicht mehr ganz so sicher.
Er musste zugeben, noch nie einen Ork getroffen oder gesehen zu haben. Natürlich hatte er von ihnen gehört, war ihre Präsenz doch allgegenwärtig. Doch einen gesehen? Nein! Und wenn man den Erzählungen glauben konnte, wollte er darauf auch verzichten. Grobe, ungeschlachtete Leute waren es, wobei niemand wirklich von 'Leuten' sprach. Tiere nannten sie sie, mit Angst in den Augen. Manch einer, der mehr Sinn für schöne Wörter hatte, nannte sie vielleicht 'Beliarsbrut', oder 'Aussatz der Hölle'. Doch der Grundton blieb gleich. Abscheu, überdeckt von Angst. Angst vor der Gewaltbereitschaft dieser Wesen, Angst um sein eigenes Leben, um das der Bekannten und Freunden, um sein Hab und Gut. Lenus kannte sie nur zu gut, doch er war geflohen, bevor ihn die Angst lähmen und an Ardea fesseln konnte. Und auch wenn er vor Angst geflohen war, hatte er seine Zweifel an den Schilderungen. Was in dieser Welt war von Grund auf Schlecht? War ein Fuchs böse, der ein Huhn riss, um seine Familie zu ernähren? War ein Ork böse, der ein Land in Besitz nahm, um auf ihm leben zu können. Das waren Fragen, die den Verstand des Geschichtenerzählers überstiegen, jedoch auch nicht in Ruhe ließen.
"Dann wollen wir hoffen, dass uns nichts dergleichen über den Weg läuft. Was unterscheidet diese Orks von denen des Festlandes? Werden sie nicht als Feinde angesehen?"
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"Naja, es gibt, grob gesehen, zwei Sorten von Orks hier. Einmal wären das die vom Silbersee. Sie treiben Handel mit den Menschen und sind bereit, für uns zu arbeiten. Das sind halt friedliche Gesellen." Bhaal griff an seinen Trinkschlauch, um einen Schluck Wasser zu nehmen. "Es sind zwar noch immer Orks, aber man kann sie schon fast als zivilisiert bezeichnen. Aber auch nur fast. Orks sind Kreaturen Beliars und deshalb wird ihnen immer ein Makel anhaften."
Sie gingen ein paar Schritte, bevor Bhaal weitersprach. "Im Süden Argaans, also weit im Süden, gibt es einen Ort voller Schluchten und tiefen Tälern. Die Schwarzen Schluchten werden sie genannt. Dort, nahe des Dschungels, leben ebenfalls Orks. Doch diese sind wilder und gefährlicher als solche, welche am Silbersee leben. Kaum ein Mann ist je aus den Klauen dieser Orks wieder zurück gekommen. Es sind mehr wilde Bestien als denkende Kreaturen."
Bhaal zögerte. Er wusste nicht, ob er weiter erzählen sollte, denn das, was nun käme, tat der Vermummte eher als Geschwätz ab. Dennoch entschloss er sich dazu, weiterzureden. Lenus wäre Unrecht getan, wenn man darüber schwieg. "Und außerdem soll es nördlich von Tooshoo wieder Orks geben. Im Orkwald. Je tiefer man in die Wälder eindringt, desto eher gerät man wohl in ihr Gebiet. Sie sollen wilder als die Silbersee-Kreaturen sein, aber schlauer als die aus dem Süden. Ich glaube das nicht so ganz, aber Innos weiß, ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen. Alle Überfälle der letzten Monate, die von Orks angeblich gemacht worden sind, waren inszeniert von den Armeen der Könige. So sehe ich das."
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Interessant. Es hieß, dass Mensch nicht gleich Mensch war, doch dass auch Ork nicht gleich Ork war, war für Lenus neu. Er merkte, wie arrogant es gewesen war zu denken, dass, jeder Ork gleich war. Natürlich unterschieden sie sich, waren sie doch Individuen. Jeder war anders. In Größe, Aussehen, Gemüt. Und nun musste er sogar noch genauer unterscheiden. Ging bisher die Gleichung Ork gleich gefährlich und böse sehr gut auf, musste er sie nun noch einmal überdenken, auch wenn seine Gedankengänge schon ziemlich festgefahren waren. Fast wollte er Bhaals Aussage als Gerede abtuen, als Gerüchte, doch das wäre mehr als unfair seinem Begleiter gegenüber gewesen. Bisher hatte er sich ihm gegenüber stets ehrlich verhalten.
Und doch, auch was er über die Angriffe der Orks sagte, kam ihm unglaublich vor. Wieso sollten sie etwas derartiges tun? Zwar kannte der Geschichtenerzähler aufgrund seines Repertoires einige Kniffe und Intrigen, die sagenhafte oder wahre Könige schon verübt haben sollten, doch konnte er nie ein rechtes Verständnis dafür aufbauen.
"Du meinst, sie haben sich gegenseitig überfallen, um es dann den Orks in die Schuhe zu schieben?" Er überlegte kurz. "Das klingt für mich, als würden sie alles vermeiden , um einer offenen Konfrontationen zu begegnen."
Inzwischen hatte sich die Landschaft stark verändert. Nachdem die Wiesen, Äcker und Gehöfte verschwunden waren, nahm ihr Platz ein dichter Wald ein, in dem es ständig rauschte. Ob es die Blätter waren, die im Wind raschelten, oder die Brandung, die gegen die Klippen tosten, konnte Lenus nicht unterscheiden. Tiere sah er bisher wenige, auch wenn er es im Unterholz beständig knacken und knistern hörte. Eichhörnchen vielleicht. Vögel; Amseln und Eichelhäher, doch zu ihrem Glück bisher kein Deserteur und Bandit.
"Und wenn sie beide einen offenen Krieg verhindern wollen, ist der Krieg wohl irgendwie in einem Stillstand. Eine Pattsituation, in der niemand nachgeben will. Stimmt das, oder interpretiere ich zuviel in eure Worte?"
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Der Vermummte schüttelte den Kopf und hielt für einen Moment inne. Er hatte einen Stein im Stiefel, welcher dringend danach verlangte, wieder hinaus an die frische Luft zu gelangen. Erst, als dieses kleine Steinchen klackernd verschwand, gingen sie weiter. "Nein, ich meine es ein klein wenig anders. Argaan ist eine Insel. Und diese Insel bekommt selten Nachschub an Fremden, wenn man es so sagen kann. Die meisten hier sind dementsprechend Einheimische." So wie der einstige Händler eben.
"Die meisten Argaaner haben einen gewissen Hang zur Heimat. Und dies weiß Ethorn natürlich zu nutzen. Er appelliert an das Volk, sich ihm anzuschließen, denn er ist, als hier geborener Argaaner, natürlich einer von ihnen. Irgendwo zumindest. Während Rhobar natürlich der gesalbte König ist und sich nur das zurück holen möchte, was er Kraft Innos willen eben schon einmal besessen hat."
Bhaal wies ein Stückchen nach vorn. "Schaut nach vorn, bald dürften wir Setarrif sehen können." Der Vermummte warf sich seinen Zopf wieder über die Schulter, so dass er hinter ihm baumelte. "Wo war ich stehen geblieben? Ahja. Und genau da kommen die 'Orks' ins Spiel. Ein Volk, dass sich fürchtet, sucht Schutz. Und wer diesen Schutz bieten kann, der steht in der Gunst des Volkes. Argaan erobert man nicht einfach, man muss es für sich gewinnen. Sonst gibt es weitere Rebellionen und Widerstände, egal auf welcher Seite. Ich glaube einfach, dass die beiden Könige durch dieses Spiel eben die Bewohner der Insel auf ihre Seite ziehen wollen. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung."
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Langsam begann Lenus zu verstehen. Intrigen und Politik waren wirklich nicht seine Stärke, wohl mit ein Grund, weshalb er lieber von Abenteuern und Einzelschicksalen erzählte, als von den Geschicken der Reichen und Mächtigen, von Politik und großen Geschäften.
"Achso" sagte er knapp, während seine Gedanken noch immer diesen Dingen nachhingen. Sicher gab es solcherlei Dinge auf dem Festland auch, aber er ist nie so sehr damit konfrontiert worden, wie jetzt in seinen wenigen Tagen auf Argaan. Entweder war es Zufall, oder es gehörte zu dem, was sie bereits den 'Charme der Insel' genannt hatten.
Inzwischen hatten sie eine kleine Anhöhe erklommen, kaum mehr als einen Hügel. Durch die Lücke im Wald, durch die sich auch der Weg wand, hatte man einen guten Ausblick. Man konnte den Horizont sehen, der den Himmel in weiter Ferne von der Erde trennte, und davor die Kulisse Argaans. Steine, Felsen, Bäume, Gräser und schließlich, am scheinbaren Ende des Wegs eine Mauer, hinter der sich eine Stadt erhob. Vielleicht noch eine oder zwei Stunden, dann hätten sie die Tore erreicht. Klein konnte er Häuser erkennen, die zusammen eine Weiße Wand bildeten und fast in der Sonne zu strahlen schienen. Kurz kniff Lenus die Augen zusammen, dann deutete er mit dem Arm in die Ferne. "Ist es das?" fragte er Bhaal, der ihn bisher seiner Gedanken über die Orks nachhängen ließ.
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"Ja. Das dort ist Setarrif, Hauptstadt und Sitz Ethorns des Vierten, König von Argaan." Mit diesen Worten schoss Bhaal ein wehmütiger Blick aus den Augen. "Meine Heimat..." Dann riss sich der einstige Händler wieder zusammen.
"Kommt, lasst uns näher heran. Dann solltet ihr auch mehr erkennen können. Vertraut mir, wenn ich euch sage, dass ihr Baukunst wie diese noch nie gesehen habt. ICh behaupte, dass sie in der ganzen bekannten Welt einmalig ist." Sie schritten weiter in Richtung Stadt. Je näher sie kamen, desto mehr Details wurden ihnen geläufig. Und desto stärker wurde Bhaals Argwohn der Stadt gegenüber. Würden seine einstigen "Freunde" und Geschäftspartner ihn wiedererkennen? Würde irgendjemand den Vermummten als den sehen, der er einst war? Bhaal hoffte nicht.
"Möchtet ihr einen bestimmten Ort sehen, Lenus? Ich kann euch ein klein wenig durch die Stadt führen, wenn ihr wollt. Jedoch bin ich schon seit einiger Zeit nicht mehr hier gewesen, also kann ich nicht sagen, welche Veränderungen es gegeben hat."
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Seine Heimat? Das hatte er noch garnicht erwähnt. Nicht, dass es verwunderlich wäre, so wie er von Setarrif schwärmte, auch wenn seine Liebe zur Stadt irgendwie getrübt worden schien. Dennoch, war es offensichtlich, dass er die Architektur der Stadt, von der er redete, wirklich für einzigartig hielt. Lenus würde sich überraschen lassen. So auch mit dem, was Bhaal ihm zeigen wollte. "Nun, ich kenne die Stadt nicht, weiß also auch nicht, was es sich lohnt zu sehen. Ich denke, es wäre das klügste, wenn wir die Stadt ersteinmal betreten und dann einfach schauen. Schließlich wird sie uns nicht davonlaufen. Außerdem dämmert es schon, bevor ich die Stadt kennenlerne wäre es wohl besser, erst einmal eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Der neue Tag wird dann neue Arbeit finden" Bedeutungsvoll hob Lenus sein fast leeres Geldsäckchen. "Ich werde mich auch wieder um mich selbst kümmern müssen, das Gold liegt ja leider nicht auf den Straßen - auch wenn die Stadt inzwischen fast so aussieht. Ist das echtes Gold dort auf den Dächern?"
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Vier Tage und drei Nächte ist nelean schon unterwegs auf der Suche nach dem richtigen Rotflieder. Im Gegensatz zum Blauflieder ist dieses Blatt nur sehr selten und nur in der nähe von sehr feuchten und stark lichtdurchfluteten Orten zu finden. Demnach ist der Dschungel mit seiner tropischen Vegetation ein hervorragender Fundort. Zum Glück ist es zu weit im innern des Dschungels viel zu Dunkel um die Pflanze dort anzutreffen. Der Novize suchte also nur am Rand des Waldes, das im innern vor gefährlichen Monstern nur so wimmelt. Die übrigen Zutaten für den rauchenden Trank sind schnell gefunden, auch von der seltenen Rotflieder fand er am ersten Tag schon einige Exemplare. Nur waren es wieder dieselben mickrig kleinen, die auch schon beim letzten Mal verwendet hatte. Zwar packte nelean einige von ihnen in seine Tasche suchte jedoch nach schöneren und größeren Exemplaren, die den Rauch im Trank für eine längere Zeit aufrechterhalten.
Zum Übernachten suchte er seine wohlbekannte Höhle mit bestem Ausblick zum offenen Meer, in die er sich öfters auch zurückzog um einfach mal allein zu sein.
„Schon wieder diese Mistviecher!“, ärgerte sich der Novize und zog sein grobes Schwert hervor. Das Schild am Höhleneingang „Vorsicht hier ist ein Schattenläufer!“, das nelean vor Monaten angebracht hatte, hält zwar ungebetene Menschen von der Höhle fern, aber keine Monster, die nicht lesen können. Eine kleine Gruppe von fiesen Goblins hat ebenfalls die Idylle und Gemütlichkeit dieser Einöde zu schätzen gelernt und sich an seinem Schlafplatz mit einem Moleratbraten am Lagerfeuer breit gemacht.
Der mutigste von ihnen stürmt sofort auf nelean zu. Die anderen zwei warten noch und trommeln mit ihren Holzknüppeln auf den Boden. Sie scheinen tatsächlich der Meinung zu sein, dass einer ihrer Monster alleine mit nelean fertig wird. Da er jedoch im Gegensatz zu den anderen einen rostigen Einhänder trägt und mit seinen kleinen kralligen Händen fest umklammernd auf den Novizen zustürmt, vermutet nelean stark, dass er wohl mit dieser Waffe einfach nur übermutig und leichtsinnig geworden ist.
Mit einem Lächeln wartet der Novize des Wassers seinen Angriff ab und weicht im letzten Moment seinem Hieb aus. Daraufhin dreht sich das Monster, schneller als nelean vermutet hatte, sodass es nelean’s Konterangriff gerade rechtzeitig noch parieren konnte. Naja, anfangs schien es noch so. Doch die Wucht in nelean’s Schwerthieb war einfach zu stark für seine kleinen Hände, sodass seine Parade schwächelte und nelean den schwankenden Goblin mit einem festen Tritt zu Boden schmiss. „Aaaahrrrr!“, ein Kampfschrei ertönt von hinten. Die beiden anderen Goblins scheinen ihrem Freund wohl zu Hilfe eilen zu wollen. Nelean konnte nun mit dem Mutigen leider nicht mehr weiter spielen. Trat schnell auf ihn zu und bevor das kleine Monster sich aufrappeln konnte schnitt nelean ihm mit einem sauberen Schnitt das Haupt vom Leib.
„Zu schade, dass ihr nicht denken könnt, sonst würdet ihr besser fliehen“, sagte nelean zu den beiden Goblins die auf ihn zu stürmten, wohlwissend, dass sie ihn nicht verstehen würden. Er entschied sich für den linken, stürmte auf ihn zu und zielte auf seinen Holzknüppel. Dieser zerbrach und nelean stand nun hinter dem kleinem Monster, sodass er mit einem zweiten Hieb in den Rücken den Goblin zweiteilte. „Nun der letzte“, bevor dieser zu einem Angriff kam, hatte nelean auch ihm seine Waffe aus den Händen geschlagen. Diesmal wartete der Novize jedoch mit dem Gnadenstoß um zu sehen was der einsame Streiter nun vorhatte. Es scheint wohl in ihrer Natur zu liegen, denn der Goblin stürmt todesmutig mit nichts als seinen Krallen bewaffnet auf den Diener Adanos’ zu. Doch bevor dieser ihn erreichen konnte, hat nelean auch diesen mit einem Hieb vom Kopf abwärts ins Reich der Toten verbannt.
„Immer wieder diese Sauerei.. Na wenigstens haben die mir was zu essen gebracht“, sagte nelean zu sich und freute sich über den Moleratbraten der unangetastet am Feuer brutzelte. Doch halt, beim Beseitigen der Leichen entdeckt er beim mutigsten Goblin eine kleine Holzfigur in einem Fetzen, das ihm als Hose diente. Es ist eine Innosikone. Sie ist zwar aus Holz, jedoch hat sich jemand beim Schnitzen wohl viel Mühe gemacht. Die verschiedenen Gravuren und auch der Anstrich aus einer Fülle an Naturfarben machen die Figur zu einem kleinen Schmuckstück. Der frühere Besitzer ist von den Goblins sicherlich niedergeschlagen worden oder die Figur ist ihm bei der Flucht aus der Tasche gefallen.
Zwar ist nelean ein Anhänger des Gottes Adanos, doch es gefiel ihm der Gedanke nicht, dass die Miniaturstatue des Bruders Adanos’ hier im Dschungel verrottete. Es dürfte sich zwar als etwas schwierig anstellen als Diener des Wassers nach Thorniara zu kommen, doch nelean beschloss die Figur, nach seiner Arbeit hier im Dschungel den Feuermagiern im Tempel zu geben. Sie werden damit sicherlich mehr anfangen können. Außerdem war nelean noch nie in Thorniara.
Die nächsten Tage, an denen nelean am Rand des Dschungels nach größerem Rotflieder Ausschau hielt, waren jedoch vergebens. Es schienen, wenn überhaupt nur kleine Exemplare der roten Pflanze hier in diesem Dschungel zu wachsen. Doch der Novize ging entspannter damit um, als erwartet. Jedes Mal, wenn er draußen im Wald einige Tage verbringt, kommt er als anderer Mensch wieder heraus. Im Wald spürt er sich näher seinem Gott Adanos, der als Schöpfer der Erde gilt und er findet mehr Zeit zum meditieren und zum beten.
Doch nach vier Tagen wollte er sich wieder der Zivilisation nähern. Er wollte erstmals nach Thorniara gehen. Und das am besten ohne Robe um sich nicht als Verbündeter Ethorns zu erkennen zu geben. Er vergrub sie also in seiner Höhle und legte einen großen Stein darauf, den keine drei Goblins tragen können und verwischte all seine Spuren. Mit seinen leichten Stoffkleidern, die er stets unter der Robe trägt machte er sich auf in Richtung Thorniara. Es dauerte auch nicht lang und er sah auch schon von weitem die Milizen und Ritter der Gilde Innos’ vor den Toren der großen Hauptstadt patroullieren.
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Viel länger, als Rok Shar ursprünglich gedacht hatte, war das ungleiche, aber gar nicht so unähnliche Duo, gewandert, bis sie endlich in der Ferne das Kastell erblicken konnten. Insbesondere die Zeit nahe den Sümpfen und der Stadt Schwarzwasser hatten sie damit zugebracht, sich über verschiedenste einheimische und endemische Pflanzen, Sträucher und Gewächse zu unterhalten.
Es war ein Geben und Nehmen an Informationen und beide Reisende hatten ihre Notizbücher, Pergamentrollen oder sonstigen Schriftstücke mit allerlei nützlichen, neuen Informationen gefüllt. Gab es eine Pflanze, die nur der Morra kannte, so setzte sich Rok Shar auf den Boden und lauschte dem Schwarzmorra bei seinen Erzählungen. Er lernte dabei viel über Wirkstoffe und auch den einen oder anderen Hinweis auf Alchemie konnte er aufschnappen. Im Gegenzug aber wusste auch der orkische Jäger viel zu berichten. Die eine oder andere dem Morra unbekannte Pflanze konnte er klassifizieren, hauptsächlich aber waren es die versteckten Spuren der Tiere oder die orkischen Namen verschiedenster Dinge, die er dem Schwarzmorra beibringen konnte.
Auf diese Weise in ihre Fachgespräche vertieft oder manches Mal auch schweigend nebeneinander hertrottend, bis der nächste aufregende Fund gemacht wurde, flogen die Stunden und Tage ihrer Reise förmlich dahin. So lange zumindest, bis der Schwarzmorra in der Ferne auf einen schwarzen Punkt wies und verkündete, dass dort das Kastell der Schwarzmagier zu finden sei. Sei diesem Augenblick nämlich hatten sie ihre kleinen Pausen und den Wissensaustausch vertagt. Einzig kurze Hinweise auf besonders seltene oder wertvolle Gewächse wurden eingeworfen.
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Euphorie machte sich in dem Schwarzmagier breit, er wollte unbedingt Rok Shar das Kastell vorstellen, von den ulkigen Wächtern bis hin zum Refektorium freute er sich wie ein kleines Kind das mit seinen Spielsachen angeben wollte. Welch' seltsames Kind.
Er hatte bereits mehrere Pergamente voller Notizen, allerdings hatte er seine Ordnung in der Aufregung beiseite geschobenen, die Informationen und das neue gesammelte Wissen war schräg aufgekritzelt, teilweise kopfüber notiert. Er müsste sie alle neu und säuberlich aufschreiben, allerdings hatte er das sowieso vor. Dabei fiel ihm ein, dass ein besonders verrückter Schwarzmagier vor langer Zeit seine Bücher in der alten Sprache, rückwärts aufschrieb, um sie vor neugierigen Augen zu schützen. Allein der Aufwand war bewundernswert.
Die schwarzen Klippen erhoben sich bereits, die Treppen und der steile Weg wies auf die Nähe ihres Zieles, immer wieder reckte Noxus mit der Kapuze auf dem Kopf der Höhe entgegen, dem Gipfel näher kommend, beobachtete er des Begleiters Gesicht und erhaschte das ein oder andere Staunen, dass sich durch das Recken der Brauen erkennen ließ. Wie das Meer sich seitlich an ihnen erstreckte und sie gleichzeitig von schwarzem Fels eingekerkert dem imposanten Kastell näher kamen, erfühlte den Weißäugige mit Stolz. Durch die Augen anderer, war es nur noch majestätischer. Nur gute dreißig Schritt vor dem Tor blieb Noxus stehen und gab auch dem Schamanen ein Zeichen, einen Moment zu verweilen. Nachdem er seinen Atem vollständig errungen hatte und dem Besucher einen Windhauch Zeit ließ die Aussicht zu genießen, erklärte er die Lage.
»Dort vorne sind zwei lebende, tote Morras. Sie denken, ich sei blind, also werde ich mich auch demgemäß verhalten müssen. Wieso ist jetzt irrelevant. Lass dich von den bizarren Dingen nicht verunsichern ...«, einen Moment verstummte der Schwarzmagier und überdachte seine Worte. Das bizarrste würde der Orak wohl selbst sein - fasste sich aber schnell wieder, »... Ich werde dich erst einmal durch das Kastell geleiten, dann können wir die magische Bibliothek aufsuchen.«
Auf eine Bestätigung wartend rückte er die Kapuze tiefer und versuchte einen etwas ungepflegten Eindruck zu hinterlassen. Sich selbst versichernd, es würde der Überzeugung seiner Blindenrolle verhelfen.
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Wald nördlich der Stadt
"Männer", seufzte Lynn und rollte mit den Augen. "Irgendwann wirst du dich über solche Aufmerksamkeit mal noch freuen.", erwiderte ihre Mutter kichernd. "Das glaube ich.....NICHT", sprach sie barsch und schlug mit der Pfanne auf die x-te Hand die sich ihrem Hintern näherte. "Pfoten weg!", keifte sie den hämisch grinsenden Mann an. "Komm schon Kleines...entspann dich mal ein wenig." Wutentbrannt beschleunigte die junge Frau ihre Schritte um zu den vornweg gehenden aufzuschließen. "Hilf doch mal deiner Schwester..." "Was geht mich fremdes Elend an", erwiderte Iain grinsend. "Ich zeig dir gleich mal Elend du....." "Ganz ruhig Lynn", versuchte der Novize sie zu beschwichtigen. "Die scherzen doch nur....und du musst auch dran denken, dass sie das sie das ohne eine einzige Münze zu sehen uns helfen." "Genau mein Kind. Es geht immerhin auch um deinen Lebensunterhalt und wer weiss...vielleicht gefällt dir ja einer der Herren", fiel ihr Vater ins Gespräch. "Also das ist ja ...." Überrumpelt blieb sie stehen und blickte den beiden davon rennenden lauthals lachenden Männern einen Moment nach, als sie schon die Meute eingeholt hatte und die ersten Griffel nach ihrem grabschten. "Männer!"
- Iain
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"Da hast du ja einen wilden Haufen zusammen getrommelt" "Tja, man nimmt wen man bekommt wenn man mitten in der Nacht von seinem Sohn gedrängt wird eine Gruppe starker Männer zusammenzutrommeln.", spöttelte der alte Mann. Darauf wusste er nichts zu erwidern und stumm führten sie ihren Weg fort. "Ich denke hier ist ein guter Ort", unterbrach er schließlich die Stille, als sie auf eine helle Lichtung kamen, die hinreichend Platz und Licht bot ihr Vorhaben zu gewährleisten. "Alle Mann...HALT!", schrie er der Meute zu die mehr oder minder schnell reagierte. "Wir bilden mal einen HalbKREIS!" Der Aufforderung kamen sie ebenfalls recht träge nach, doch schließlich war es geschafft. Die Männer auf der einen Seite und Iains Familie gegenüber, sehr zur Freude seiner Schwester Lynn, die nicht länger auf die Grabscher achten musste. "Es läuft eigentlich ganz einfach", erhob der Novize die Stimme, doch niemand hörte zu. Ein lautes "HAAAALLLO!" brachte ihm ein kurzes Lächeln ein, aber das Geschwätz fuhr fort. Na dann eben doch auf die harte Tour... Der Novize holte tief Luft und entfesselte seine Kraft um binnen weniger Augenblicke eine kräftige Lichtkugel in seiner Hand erscheinen zu lassen. Seine Familie schnappte überrascht nach Luft, bis dato noch nie mit seiner Magie konfrontiert. Genau dies war auch sein Ass gegen die Holzfäller. Die leicht- und vor allem abergläubigen Männer fürchteten die Magier und erzählten nicht selten schaurige Geschichten über blutrünstige Hexer und gottlose Mörder. Iain musste bei diesem Gedanken lachen. Wenn sie wüssten, dass erst Adanos es ist der uns die Macht verleiht.
Langsam ließ er das Licht nach vorn schweben. Es war scheinbar zu dunkel um gegen das Tageslicht zu bestehen, denn der Effekt war seinen Worten gleich null. Kurzerhand beschleunigte er die kleine Kugel etwas und schickte sie inmitten der Menge. Wie ein Glühwürmchen ließ er es um ihre Köpfe kreisen und endlich geschah etwas. Erst schrie einer entsetzt azf, dann nach und nach stimmten die Anderen ein. Wie ängstliche, kleine Kinder rannten sie in alle Richtungen und versuchten das unbekannte Ding wegzuschlagen, bis der Braunhaarige sie schließlich erlöste und es langsam zu sich zurück befahl. Nun war ihm ihre Aufmerksamkeit gewiss. "Also...nochmal" Seufzend rollte er mit den Augen, als die Menge, seine Familie eingeschlossen, das Licht angafften anstatt seinen Worten zu lauschen. Schlagartig ballte er die rechte Hand zur Faust und umschloss die leuchtende Sphäre. Langsam öffnete er sie wieder und sie war verschwunden, als hätte er sie zerdrückt. "Sooo.NOCHMAL.Wir sind heute hier um BÄUME zu fällen weil wir HOLZ für unser SCHIFF brauchen. Wir gehen jetzt in kleineren Gruppen zusammen. Eine Gruppe fällt, während die andere die Stämme von Astwerk und Laub befreit und für den Transport kürzt. Alles klar?" Immer noch verpeilt vom magischen Schauspiel entwich den meisten nur ein "...aaaaa" oder sie nickten einfach. "Gut. Los gehts!"
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