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„Hm, ja, sumpfig ist es hier wirklich nicht“, stimmte Thorwyn zu, „aber das ändert sich, wenn man erst mal über die Felsbrücke ist und dann ein bisschen hinabsteigt. Die Insel ist überhaupt ziemlich wechselhaft …“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber einen Jäger …“ Er warf Leyla und Bartimäus einen Seitenblick zu, die aber auch zu verstehen gaben, dass sie keinen gesehen hatten. „Ne, haben wir auch nicht gesehen. Aber die Schluchten sind ja teilweise auch ziemlich breit, oder wir oder er haben gerade abseits des Weges Rast gemacht, so dass wir aneinander vorbeigelaufen sind. Wenn er überhaupt so weit gegangen ist, ich an seiner Stelle wäre eher im Dschungel geblieben. Bessere Gegend zum Jagen als das hier. Mh.“
Beiläufig kratzte der Jäger sich am Kinn; mehr hatte er eigentlich nicht zu sagen. Bartimäus hingegen schaltete sich an dieser Stelle ein und fragte nach, was der Reisende in Schwarzwasser wollte. Stimmt eigentlich, dachte Thorwyn. Ein Jäger ist er nicht, aber ein Händler kann er ohne Waren eigentlich auch nicht sein …
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Neugierig betrachtete er den Spieß des Langhaarigen. Ob er damit wohl wilde Eber im Nahkampf erlegte? Sein Blick wanderte kurz zur Blondine und der merkwürdigen Blume in ihrem Haar. Die Frages des anderen Typen riss ihn aus seinen Gedanken. "Ich komme wegen des Sumpfs. Ich bin auf der Suche nach Sumpfkraut. Der alte Jäger hat erzählt, dass es im Sumpf Leute gibt, die Kraut anbauen und verkaufen. Die Reise mit dem Schiff hat doch ein paar Wochen länger gedauert als gedacht, wie das halt so ist und ich will bald wieder mit dem Schiff weiter, da brauche ich noch mal einen Vorrat. Ihr wisst nicht zufällig, wo ich ein oder zwei Pakete herbekomme?"
Geändert von Bakaz (14.07.2012 um 20:16 Uhr)
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Durch die wilde Felslandschaft, über die atemberaubende Felsbrücke, vorbei am mysteriösen Kastell und schließlich der lange Weg durch die abweisenden schwarzen Schluchten. Leyla kannte den Marsch inzwischen recht gut und wusste auch, dass es alsbald ein Stück nördlicher endlich vorbei war mit den tristen Felsen und der lebhafte Urwald nur darauf wartete, dass sie Kinder des Waldes ihr Element wieder betreten konnten. Doch für den Moment trennte sie ein einsamer Wanderer von ihrem Glück, der vorgab, genau dorthin zu wollen, wo sie herkamen: in den Sumpf, genauer nach Schwarzwasser, um seinen Vorrat an Sumpfkraut aufzustocken. Was sie nur alle mit diesem Zeug hatten, dachte die Blonde einmal mehr und blickte Bartimäus dabei erwartungsvoll an. Der Jägermeister hatte einiges an Kraut mitgenommen, um es in Setarrif an den Mann oder die Frau zu bringen, doch eigentlich sprach nichts dagegen, es auch unterwegs loszuwerden.
„Wir haben zufällig Sumpfkraut dabei“, hörte sie Barti kurz darauf auch schon sagen. Leyla indes hielt sich weiter zurück, denn über solche Arten von Handel wusste sie in etwa so viel wie Thorwyn von Magie. Das überließ sie dann doch lieber denen, die sich besser damit auskannten.
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"Was für ein Zufall. Wie viel willst du für sagen wir ein Pfund?" Sumpfkrautkonsum mochte vielleicht die Blume im Haar erklären, aber wieso sollten die drei das Zeug dann weiterverkaufen? Es sei denn, sie würden Gewinn dabei machen. Wenn der Sumpf wirklich so nahe war, sollte er lieber auf Nummer Sicher gehen und direkt von dort kaufen. Andererseits wirkten sie nicht unbedingt wie hinterlistige Geschäftenmacher auf ihn. Vielleicht gehörten sie auch zu den Leuten aus dem Sumpf. Der Beschreibung des alten Jägers nach hatte er ganz andere Gestalten erwartet.
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„Puuuh“, sagte Thorwyn und kratzte sich unschlüssig das Kinn. „Ein ganzes Pfund, sicher? Das ist ziemlich viel … Moment.“ Zusammen gingen die drei zwei Schritte beiseite, um auf einem relativ flachen Stein eins der Pakete zu öffnen. Sofort stieg ihnen der intensive Duft des Sumpfkrauts in die Nase, so dass der Jäger sich unwillkürlich fragte, ob schon das allein ausreichte, um einen in einen Rausch zu versetzen. Wie Bartimäus ihnen erklärte, waren die Pakete abgewogen, so dass sie sich einigermaßen mit dem Batzen Grünzeug zurechtfanden.
„Es ist natürlich nicht getrocknet und dadurch schwerer …“
„Also für einen Stängel braucht man ungefähr so viel …“
Murmelnd saßen sie eine Weile zusammen, warfen ihr Wissen über Sumpfkraut und dessen Marktpreise zusammen, das sie sich hier und da angeeignet oder vor dem Aufbruch erfragt hatten, und sahen dabei vermutlich nicht wie professionelle Sumpfkrauthändler aus. Dann erhoben sie sich.
„Wie gesagt, ein ganzes Pfund kostet einiges, hast du so viel? Für so einen Teil müssten es etwa fünfzig Goldstücke sein, für so einen hundert … das ganze Paket dann zweihundertfünfzig. Wobei das auch nicht das einzige Paket ist, wenn es wirklich so viel sein soll.“
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Das Kraut war nicht einmal getrocknet. Entweder hatten sie es mitgehen lassen oder sie waren wirklich keine professionellen Krauthändler. Bakaz roch noch einmal an dem Kraut und sah es sich genau an. Es war gute Qualität. Sein Verstand war sich uneinig, ob er den Fremden trauen konnte, aber sein Bauchgefühl riet ihm dazu den Handel anzunehmen. Er überlegte, wie viel Gold er nach den Fellen, die er dem Jäger abgekauft hatte und der Gerbereiarbeit daran noch übrig hatte und wiegte seinen Goldbeutel in der Hand. Das war alles, was er hatte. Sein Verstand gewann die Oberhand. Er entschied sich kein allzu großes Risiko einzugehen. "Gut, dann nehme ich so viel für hundertzwanzig Goldstücke", sagte er und legte noch ein klein wenig mehr Sumpfkraut dazu, als der Verhandlungspartner vermutlich vorgeschlagen hätte. Immerhin wurde er damit einen guten Batzen auf einen Schlag los.
Geändert von Bakaz (14.07.2012 um 21:55 Uhr)
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Skeptisch verfolgte sie den Handel, warf hin und wieder einen Blick auf die Umgebung, aber eigentlich rechnete sie nicht damit, dass dieser Bursche ihnen hier mitten im Nirgendwo eine Falle gestellt hatte und gleich ein paar bewaffnete Männer angestürmt kamen, um ihnen sämtliches Gold, Kraut und alle anderen Dinge von Wert abzunehmen, die sie trugen. Je nach Zahl der Angreifer würde das für selbige wahrscheinlich auch weniger gut enden, als sie erwarten könnten, denn die drei Jäger waren gewiss nicht wehrlos.
Wie auch immer. Nach einigem Hin und Her schienen sich Barti, Thorwyn und der Fremde soweit einig zu sein, dass Kraut und Goldstücke den jeweiligen Besitzer wechselten und sie ihre Sachen allmählich wieder zusammenpacken konnten.
„Und nun reist ihr trotzdem weiter in den Sumpf?“, hakte Leyla neugierig, aber gewiss nicht unfreundlich nach, um den Fremden noch ein wenig kennen zu lernen. Gewiss tat sie in der Heilkammer oft nichts anderes, als die Verletzungen und Leiden von fremden Leuten zu versorgen, jedoch kamen die meistens genau deswegen zu ihr, während sie vier hier eher zufällig aufeinander getroffen waren, was für jede Seite einiges an Skepsis bedeuten musste. „Habt ihr unterwegs noch mehr als nur erlegte Tiere mitbekommen? Wie ist die Stimmung in Setarrif? Hier im Süden bekommt man nicht allzu viel mit von den Kämpfen, die im Norden der Insel stattfinden. Wenn ihr versteht.“
Es konnte sicherlich nicht schaden, wenn sie auf etwaige Kontrollen oder horrende Preise aufgrund von Knappheiten vorbereitet waren. Gerade letzteres konnte ihnen womöglich zugute kommen, wenn sie etwas an den Mann bringen konnten, was sonst niemand anbieten konnte. Manchmal zeigte sich so ein Krieg eben doch von einer besseren Seite, als die meisten sie zu spüren bekamen.
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Bakaz verstaute gerade das Sumpfkraut und wurde von der Blondine mit der Blume im Haar überrascht. "Nun, es wird langsam dunkel", sprach er und warf dabei einen Blick in den Himmel, "und ich habe unglücklicherweise keine Fackel oder Laterne dabei, also werde ich wohl irgendwo einen Platz für die Nacht suchen." Mit der rechten Hand prüfte er, ob das Kraut auch sicher verstaut war. "Von Kämpfen habe ich nichts gesehen oder gehört. Ich fürchte, da wisst ihr mehr als ich. Ich bin erst vor zwei Tagen auf der Insel gelandet."
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So schnell konnte man Geschäftspartner finden! Und auch wenn es ihr Gepäck nicht unebedingt erleichterte Gold anstatt von Sumpfkraut mit zu tragen, so konnte es doch auf keinen Fall schaden. Die Hoffnung auch noch Informationen über die politische Lage zu bekommen schien aber nicht aufzugehen, oder vielleicht musste man auch nur ein wenig nachhelfen.
Und auch wenn die meisten Leute unter 'nachhelfen' Geld verstehen würde, so der Neugierige das anders. Es war klar, dass ihr Gegenüber nicht perfekt aufgeklärt sein konnte, aber ein bisschen was musste er doch wohl selbst in den zwei Tagen mitbekommen haben.
"Ich verstehe, dass du nicht viel wissen kannst, wenn du gerade erst hier her gekommen bist, wie auch? Aber wo bist du denn überhaupt angekommen? In einer der beiden Städte Setarrif oder Thorniara oder ganz wo anders? Und wenn du in einer der Städten warst würde uns schon weiter helfen, wenn du nichts Besonders bemerkt hast, denn soweit wir wissen könnte alles zwischen totalem Ausnahmezustand und kompletter Normalität möglich sein."
Die Stadt der Innosler war eigentlich unwahrscheinlich, den spätestens am Weg zwischen dort und Setarrif hätte er etwas von dem Krieg mitbekommen müssen, allerdings hatte die Ethorns Stadt keinen richtigen Hafen, auch wenn der Waldläufer diese Tatsache noch nie verstanden hatte.
Doch erst nachdem er fertig gesprochen hatte fiel ihm ein, dass er ihn vielleicht auch etwas über den Krieg aufklären könnte, wenn dieser eben nichts davon mitbekommen hatte.
"Es ist so, dass es auf dieser Insel zwei Könige gibt, die sich um eine Burg im westlicheren Teil der Insel streiten. Ursprünglich gehörte sie den Setarrifern, dann haben die Innosler aus Thorniara sie erobert und jetzt wollen die Setarrifer sie zurück. Naja, ich nehme mal an du weißt wie Kriege und machtgierige Könige so sind..."
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"Ach so, davon habe ich wirklich überhaupt nichts mitbekommen. Also das von den beiden Königen habe ich gehört, aber mehr auch nicht. Ich bin abends in Thorniara angekommen und bin noch am selben Abend weiter. Da habe ich nichts ungewöhnliches gesehen. Anschließend bin ich durch Setarrif durch und auch da habe ich nur das alltägliche Leben von Stadtbewohnern gesehen." Mittlerweile war es stockdunkel und das Kastell auf der Klippe wirkte gar nicht mehr so furchtbar uneinladend.
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"Oh!"
Das war überraschend, wenn auch nicht unbedingt schlecht. Scheinbar lag die Konzentration von beiden Seiten bei der Burg, so dass es fremden Reisenden gar nicht einmal besonders auffiel, dass es einen Konflikt gab, wenn sie von der einen zur anderen Stadt reisten.
Für sie konnte es nur gut sein, wenn die Setarriffer nicht übervorsichtig waren, auch wenn sie eigentlich Verbündete sind.
"Das ist gut zu wissen, vielen Dank!"
Und damit war irgendwie das wichtigste besprochen, so dass nicht einmal Barti unmittelbar etwas einfiel was es noch zu bereden galt. Natürlich könnte man noch fragen woher er ursprünglich kam, was und wohin er mit dem ganzen Sumpfkraut wollte und vermutlich noch vieles mehr, aber selbst er empfand es nun nicht als wichtig dem nachzugehen, sodass er sich wieder dem Schweigen hingab. Vermutlich würden sie sogar noch gemeinsam ihr Nachtlager aufschlagen, denn es war schon spät und doch noch ein gewisser Weg bis zum Dschungel den er wesentlich behaglicher gefunden hätte.
"Was ist jetzt dein weiterer Weg", fiel dem Neugierigen doch noch etwas ein, "willst du immer noch in den Sumpf oder kehrst du um, jetzt wo du das Sumpfkraut hast?"
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Er sprach davon, dass es wohl das Beste sei, wenn er sich irgendwo eine Felsspalte zum Übernachten suchen würde, woraufhin die beiden Jungs aus dem Sumpf vorschlugen, doch ein gemeinsames Nachtlager aufzubauen. Sie gingen ein Stück vom Weg herunter. Bakaz stolperte fast. Sein linker Fuß war an einem zerbrochenen Bogen hängen geblieben. Es wurde beschlossen, dass sie sich einen sicheren Platz suchen würden und so inspizierten sie mit gezogenen Waffen eine Höhle nicht allzu weit ab vom Pfad. Glücklicherweise war sie leer. Vielleicht hausten hier vorher die ausgeweideten Feuerwarane. Während sie das Lager aufschlugen, dachte Bakaz darüber nach, dass er nicht einmal die Namen der drei kannte und mit ihnen nun die Nacht verbringen würde. Viel geredet wurde nicht mehr. Ihm wurde ein Fell und eine Decke für die Nacht angeboten, er nahm dankend an, gab im Gegenzug seine Kohle für ein Lagerfeuer her und teilte Trockenfleisch und Äpfel mit allen, die hungrig waren. Wenigstens war in seiner Tasche nun genug Platz, dass das Sumpfkraut nicht mehr herauszufallen drohte. Sie legten sich schlafen und er versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen.
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Kühler Wind fegte durch die Höhle und riss ihn aus dem Schlaf. Uninteressiert brummte Bakaz und versuchte weiterzuschlafen, doch kurze Zeit später war er schon wieder wach. Sein Magen knurrte. Sabber klebte in seinem Bart. Seine letzte Rasur war schon eine Weile her. Er wischte den Speichel mit der Hand ab. Das Ergebnis war unbefriedigend. Ein Blick in die Runde verriet, dass die anderen noch schliefen. Ganz vorsichtig kramte er die letzte Kohle aus seiner Tasche und legte sie in die notdürftig errichtete Feuerstelle. Dann zog er seine Stiefel an und ging mit seiner Wasserflasche, die kaum eine Pinte fasste, nach draußen. Sein Weg führte ihn ein gute Stück weg von der Höhle. Er trank einen Schluck, wusch sich das Gesicht und den Sabber ab und schiffte gegen eine Felswand. Auf dem Rückweg sammelte er Sträucher, die einer der aufmerksamen Jäger gestern schon als Zunder verwendet hatte. Kurz vor der Höhle entzündete er sie mit seinen Feuersteinen und trug sie rasch zur Kohle. Zu guter letzt kaute er auf etwas Dörrfleisch herum gegen den Hunger, bevor er sich wider schlafen legte.
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Gerade stand Luman noch in Setarrif und erfreute sich an den Sehenswürdigkeiten, aber nun war er wieder in der Wildnis, leider immer noch ohne Waffe und dass, obwohl er jeden Moment angegriffen werden könnte. Er schaute immer wieder nach links und rechts, auch mal nach hinten, damit sich nichts an ihn heranschleicht. Nach einem längeren Fußmarsch stand er plötzlich vor einem großen Dschungel. Es führte wohl kein Weg dran vorbei, obwohl Luman es für keine gute Idee hielt, diesen dicht durchwuchterten Dschungel zu betreten, trotzdem wollte er auch deswegen nicht wieder umkehren und immerhin war er sowieso auf ein Abenteuer aus. Er wollte was Schönes entdecken und der Dschungel schien es zu sein. Vorsichtig näherte er sich ihm und ehe er sich versah, stand er schon mitten drin. Luman war kein Kämpfer, aber dafür war er recht agil. Wenn es nötig wäre, würde er um sein Leben laufen. Er sammelte noch ein paar Beeren für seine Vorräte ein und da geschah es. Ein Scavenger näherte sich und wollte angreifen. Gerade als Luman die Beeren verstauen wollte, sah er den Scavenger aus dem Blickwinkel, wie er sich näherte. Luman nahm seine Beine in die Hand und rannte um sein Leben, bis er Licht entdeckte, es schien, als wäre das das Ende des Dschungels gewesen und tatsächlich, so war es auch. Luman rannte trotzdem immer weiter, bis ihm die Luft ausging und er eine Rast einlegen musste. Der Scavenger verfolgte ihn nicht länger und Luman konnte sich von diesem Schock erstmal erholen. Luman schaute um sich und wußte nicht wo er hier war. Er sah einen schmalen, staubigen Pfad, der zu einem Turm auf einer Klippe führte. Luman beschloss dazubleiben und eine Rast zu machen. Er blickte nochmal zum Turm und bemerkte, dass der Turm irgendetwas Besonderes ausstrahlte, als würde er Luman anziehen wollen.
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Die Nacht war gut überstanden, sie wurden nicht angegriffen, gefressen, von dem Fremden überfallen oder von Fragen bombardiert worden. Letzteres betraf wohl vor allem den Fremden, auch wenn natürlich niemand in der Gruppe soetwas jemals tun würde.
Doch so trennten sich ihre Wege auch schon wieder, wobei der Neugierige nie herausgefunden hatte wohin der Sumpfkrautkäufer jetzt noch wollte, nachdem er ja eh schon bekommen hatte was er wollte. Erfreuen tat ihn der Mangel dieser Information zwar nicht, aber was sollte man machen?
Dafür waren sie weiter voran gekommen und hatten die schwarzen Schluchten endlich hinter sich lassen können und waren in den umso belebteren Dschungel eingetaucht. Es war jedes Mal aufs Neue erstaunlich wie erleichtert sich der Waldläufer fühlte, endlich in sein Terrain zurückzukehren und seinen beiden Begleitern ging es scheinbar genauso.
Nach einiger Zeit kamen auch schon die Stadtmauern in Sicht und es musste nur noch das Tor passiert werden um ihr Ziel zu erreichen.
"Ich hoffe es ist wirklich nicht schwieriger als normal in die Stadt reinzukommen!", sprach Barti schließlich, "Und ihr ward ja schon öfter hier oder nicht? Wisst ihr von den früheren Besuchen schon wo ihr eure Sachen am besten verkaufen könnt?"
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Bakaz ging dieselbe Strecke zum Pfad zurück, die er und die drei Sumpfbewohner gekommen waren. Unterwegs fand er den zerbrochenen Bogen wieder. Was er in der Dunkelheit zuvor nicht bemerkt hatte, waren die dunklen Flecken - zweifellos Blut - und ein einzelner Pfeil. Er folgte der Blutspur weiter und weiter weg vom Pfad zu einer Höhle. "Hallo?", hustete es aus der Finsternis. Bakaz ging hinein und fand einen in Asche gepuderten Jäger. Er konnte kaum den Kopf heben. Sein Atmen klang schwer und unnormal. Mit der rechten Hand umklammerte er einen bluttriefenden Beutel. "Was ist mit dir? Was ist passiert? Wie kann ich helfen?", fragte Bakaz. "Bitte", keuchte der Verletzte, "meine geliebte Hala, sie wurde übel verbrannt. Bitte, bring diese Feuerdrüsen zu einem Alchemisten und lass dir daraus ein Mittel für Verbrennungen machen." Er spuckte Blut, hustete und spuckte noch etwas mehr Blut. "Bring es zu meiner Hala nach Setarrif. Frag im Künstlerviertel nach Farid dem Maler, seine Mutter kümmert sich um Hala." Bakaz verzog keine Miene. Sein Blick war unfokussiert und er schien durch den verletzten Jäger hindurch zu sehen. "Also gut", willigte er ein und nahm den Beutel an sich. "Danke, Fremder." Ohne den Verletzten eines weiteren Wortes oder Blickes zu würdigen verließ er die Höhle und machte sich auf den Weg nach Süden.
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Er blickte zu den Wolken und machte sich Gedanken um seinen Vater. Ob es ihm gut ging und was er nun machte. Luman legte sich auf seinen Rücken und mit seinem Blick verfolgte er weiterhin die Wolken. Ab und zu blickte er rüber zu dem Turm. Er würde ihn zu gerne von innen betrachten, aber ob das so eine gute Idee wäre, wäre eine ganz andere Sache. Alleine lag er also da und schaute sich die Landschaft an. Er war so davon fasziniert, dass er ganz vergessen hatte, dass er gerade um sein Leben gerannt ist. Luman packte seine Lebensmittel aus und machte es sich gemütlich. Er biss in seinen Apfel und trank etwas Wasser dazu, immer wieder musterte er mit seinem Blick die Landschaft und aus irgendeinem Grund verirrte sich sein Blick immer wieder zum Turm, der ihn nur schwer losließ. Für die Nacht wollte Luman noch dableiben.
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Der Weg nach Setarrif war schon immer einer der Gegensätze gewesen. Beginnend am Kastell wartete zunächst der Abstieg von der hohen Klippe hinunter in die schwarzen Schluchten. Eine unwirkliche, beinahe tote Landschaft erwartete einen und lechzte gerade zu danach ein unvorsichtiges Opfer für immer verschwinden zu lassen. Hatte man diese kahle Gegend verlassen, tauchte man ein in ein grünes Meer voller Leben und doch fast ebenso tödlich. Das Klima um diese Jahreszeit war in dem Dschungel beinahe unerträglich und wann immer es ging und nötig war hatte der Hohepriester einen Abstecher zur Küste gemacht, um von dem kühleren Seewind die Anstrengung davon tragen zu lassen.
Jetzt endlich nach zwei Tagen der Reise lichtete sich das dichte Gestrüpp allmählich und gab den ersten Blick auf die Stadt mit den goldenen Kuppeln frei. Es war noch einiges an Weg zurückzulegen, aber immerhin versuchte nicht jeden zweiten Schritt irgendeine Pflanze einen verlangsamen zu wollen. Setarrif, die einzige große Stadt der Insel neben Thorniara, war also nun die erste Station auf der Reise des Schwarzmagiers. Zum einen hoffte er hier einiges besorgen zu können, dass er für den weiteren Verlauf seines Planes brauchen würde und zum anderen konnte er auch hier auf neue Formen der Magie stoßen. Narzuhl hatte nicht unbedingt vor von den Wassermagiern zu lernen, aber man konnte sich auch so einige Ideen aus den anderen Magieschulen holen, um sie dann mit den Künsten Beliars zu vollenden.
Den letzten Rest der Reise verbrachte der Magier aber damit einen alten Zauber wieder zu üben, den er in seinen Anfangstagen gelernt und seit Jahren nicht mehr angewandt hatte. Narzuhl erinnerte sich noch zu gut wie James ihm beigebracht hatte, seine Umgebung so zu manipulieren, dass es ihm möglich gewesen war eine Lichtquelle zu schaffen. Narzuhl erwartete nicht, dass er den Lichtzauber bis Setarrif wieder perfekt beherrschen würde, doch galt es jede freie Minute sinnvoll zu nutzen, wer wusste schon wie viel er davon in einer großen Stadt haben würde…
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„Hui“, sagte Thorwyn und hätte beeindruckt gepfiffen, wenn er den Dreh mit dem Pfeifen herausgehabt hätte. Ein Stück außerhalb der Stadt hatten sie nun das Geld zusammengelegt, das sie in Setarrif für ihre Qualitätsprodukte aus Schwarzwasser bekommen hatten, und einmal nachgezählt. „Hätte nicht gedacht, dass man für Sumpfkraut so viel bekommt … eigentlich sollte man viel öfter nach Setarrif und welches verkaufen. Zumindest jedes Mal, wenn man sowieso dorthin unterwegs ist. Das sind ja … reicht ja … ähm …“
Nachdenklich kratzte der Jäger sich das Kinn und rechnete nach, was eine Weile dauerte. Im Rechnen war er, genau wie immer noch im Lesen und vor allem Schreiben, nicht der Größte. Natürlich wusste er auch nicht genau, wie es auf Argaan mit den Viehpreisen aussah, war aber der Ansicht, dass sie sich nicht allzu sehr von denen in Myrtana unterscheiden dürften. Wobei seine Familie in den Jahren des Krieges oft gar nichts mehr für ihr Vieh bekommen hatte, sondern es den Soldaten und Söldnern und Orks einfach hatte überlassen müssen …
„Also für zwei Rinder dürfte das schon reichen“, meinte er dann, während sie das Geld wieder zusammenpackten und auf mehrere Beutel verteilten. Bisher war ihnen zwar kein besonders eifriger Dieb nach hier draußen gefolgt, aber schon allein das Gewicht war ein Grund für die Verteilung der ganzen Münzen. „Vielleicht noch eine Ziege mehr oder etwas weniger, so dass man irgendwelche Feldräuber vertreiben muss, um den Preis zu drücken … aber na ja, dürfte schon gehen. Gehen wir? In der Richtung irgendwo dürfte es genug Höfe geben.“
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Eine sehr kalte Nacht lag hinter Luman. Er schlief unter freien Himmel, die Dunkelheit verschleierte ihn, sodass man ihn kaum sehen konnte. Ihm ging es trotzdem noch sehr gut. Einen Teil seiner Vorräte waren schon aufgebraucht, aber er hatte immerhin noch genug dabei.
In der Nacht träumte er von seiner Familie, es fühlte sich so an, als würde er einen Zeitsprung in die Vergangenheit gemacht haben. Die Erinnerungen kamen alle hoch und es war alles andere als schön. Für Luman war dieser Traum ein wahrer Alptraum. Er packte sich mit beiden Händen an den Kopf und fragte sich, wieso ihm Innos nicht geholfen hat. Seine Mutter sprach früher davon, dass Innos ihnen schon helfen würde, aber dem war nicht so, er half der kleinen Familie nicht und trotz der Hoffnung, die sich in Lumans Mutter befand, starb sie an einer schweren Krankheit. Für Luman war Innos von nun an ein rotes Tuch, genauso wie deren Anhänger. Für einen Augenblick sah man in Lumans Gesicht puren Hass und Verzweiflung. Er wollte am liebsten nie wieder den Namen Innos zu hören bekommen, zu tief saß der Hass in seinem Herzen. Luman packte seine Sachen zusammen und war bereit, weiterzuziehen.
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