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Lenus zeigte sich etwas unbeholfen beim ersten Übungskampf. "Such die Lücken, such die Lücken!", verbesserte ihn der Novize. Doch im ganzen war Nelean zufrieden. Der Ast, den der Diener Adanos' ihm gegeben hat, war kein leichter, doch trotzdem ging Lenus hervorragend damit um. Den Hieb gegen den Angriff von Lenus parierte er mit Schmackem, dennoch hielt der junge Schüler seine Waffe noch in der Hand. Nelean war begeistert, doch mal sehen wie Lenus auf seinen Angriff reagiert.
Der Novize hob seine rechte Hand um auf Lenus zu zugehen und griff ihn an. Dieser reagierte aber gut, denn er hob seine Hand um den Schlag mit seiner Waffe seitlich abzuwehren. Doch die Wucht in Neleans Hieb war zu stark und Lenus verlor die Kontrolle über seinen Knüppel. Lenus Ast entwich ihm aus der Hand. Der Novize stoppte seinen Angriff.
"Für den Anfang nicht schlecht.", lobte Nelean, "Du hast wohl was wichtiges gelernt: Schwere Waffen kannst du nicht auf diese Weise parieren. Du musst sie wegschlagen und darfst ihren Angriff nicht kommen lassen. Anders hast du keine Chance. Also weiter!"
So übten die beiden den Rest des Tages. Lenus schlug sich ganz passabel und wurde von Kampf zu Kampf besser. Doch zu einem ausgebildetem Krieger fehlte ihm noch einiges, vor allem Erfahrung.
Für den Abend hatte Nelean genug Proviant beschafft. Sie zündeten ein Lagerfeuer und bevor sie schlafen gingen trug der Novize Lenus auf morgen Fleisch fürs Frühstück zu jagen. Er empfahl ihm in den Höhlen nach jüngeren Molerats Ausschau zu halten, sollte sich aber vor den Wölfen und den Scavangergruppen in Acht nehmen.
Ab und zu wachte jemand auf um etwas Holz in das Feuer nachzulegen. Da sie aber so nah an der Stadt waren, war die Nacht sonst ruhig.
Geändert von nelean (08.07.2012 um 13:42 Uhr)
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Nach der Übung mit Nelean konnte Lenus sogar spüren. Blaue Flecken und Blessuren waren überall auf seinem Körper verteilt, schmerzhafte Mahnmale, dass er noch viel zu lernen hatte. Dennoch hatte sich Nelean zufrieden gezeigt. Immerhin war noch kein Meister vom Himmel gefallen. Lenus selbst war zwar nicht überrascht, aber enttäuscht darüber, wie schlecht er bei seinem ersten Übungskampf abgeschnitten hatte. Sicher, ihm fehlte die Erfahrung, die Nelean hatte, dennoch hatte er gehofft, zumindest irgendwie durch ein wenig Glück einmal ein wenig Land zu sehen. Ihm fehlten Schnelligkeit und Reflexe, um auf die Angriffe zu reagieren, die Ausdauer, um auch einen längeren Kampf bestreiten zu können. Schon nach wenigen Minuten war der Geschichtenerzähler außer Atem. Es war doch ein Unterschied zu dem, was er sonst tat.
Umso dankbarer war er, als er endlich in den Schlaf sinken konnte. Er war müde und erschöpft und auch am nächsten Morgen konnte er noch spüren, dass der letzte Tag kein Müßiggang gewesen war. Er hatte einen spürbaren Muskelkater in den Armen und ein Stechen zwischen den Schulterblättern. Dennoch raffte er sich auf, schließlich wollte er nicht als schwach dastehen. Kurz streckte er sich und ging einige Schritte, um sich zu erleichtern. Hinter einem Busch schließlich fand er ein dunkles Loch, das in den Berg führte, der westlich von ihnen lag. Ein leises Quieken kam daraus. Nachdem er sein Geschäft verrichtet hatte, ging er kurz zurück, um den Knüppel in die Hand zu nehmen und zur Höhle zu gehen. Er musste sich ducken, um hineinzugelangen, und brauchte einige Zeit, damit sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, dann sah er den Ursprung des Quiekens: Kleine, dickliche Tiere, eine Mischung aus Schweinen und Ratten. Hässliche, doch schmackhafte Tiere, die vermutlich auf der ganzen Welt beheimatet waren: Molerats. Vom Muttertier war keine Spur zu sehen, vermutlich war sie Nahrung beschaffen, und hatte die nicht mehr ganz so kleinen Tiere zurückgelassen. Es kam Lenus mehr als grausam vor, das kleine Tier hinterrücks mit einem Knüppel zu erschlagen. Er packte also ein Tier im Nacken und hob es hoch. Panisch quiekte es, doch bevor irgendjemand oder –etwas auf ihn aufmerksam werden konnte, hatte Lenus die Höhle bereits verlassen. „Nelean, ich hab hier ein junges Molerat. Da hinten in der Höhle sind noch mehr. Ich glaub, die Höhle geht noch viel tiefer rein, vielleicht durch das ganze Gebirge!“
Geändert von Lenus (08.07.2012 um 13:47 Uhr)
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Irgendwie hatte Joe seinen ehemaligen Bunds- Bruder wohl falsch verstanden. Hatte der Ganove nicht etwas davon erzählt, wie er sich in die Belangen des Königshofes mischte? Oder wie er die Krieger des Königs im Kampf unterrichtete?
Er schmunzelte als er dicht an den Versen des Ex-Assassinen am Gatter herauf kletterte.
Eines hatte der Blondschopf nicht verlernt, und zwar sich kreative Namen für seine beknackten Scheinpersönlichkeiten auszudenken.
"Wendel Thoke! Ha! Und dann hilft Ihm der Scheinname nicht einmal durch das Obligatorische Eingangstor. "
Die beiden angelten sich gerade an einem aus Schindeln und anderem Gehölz verarbeitetem Abwasserrohr herab als ihnen zwei junge Bäuerinnen in der schmalen Gasse entgegen blickten.
Candaal sowie Black wechselten rasch fragende Blicke, nickten sich dann zustimmend zu ehe sie ein freundliches Lächeln auflegten.
Black hob die Arme und säuselte Honigsüss:
"Ahhh die Damen von Sertarrif! Schönheiten von Innos Gnaden gesegnet fürwahr!"
Candaal hingegen machte einen eleganten Knicks ehe er die linke Hand der Ihm gegenüberstehenden Bäuerin ergriff und diese sanft küsste und ihr verführerisch entgegen hauchte:
"Hmmm, gesegnet ist für solche Schönheiten unter trieben, diese beiden Engel haben wahrlich in seiner Träne gebadet!"
Der anfängliche Schatten von Misstrauen sowie der anprangerte Blick der beiden zerfloss unter weiblichem verlegenen Gekicher.
Ehe sie sich versahen waren sie in den Armen der beiden Streiter auf dem Weg gen Stadtzentrum, um sich deren Komplimenten hinzugeben, und um gleichzeitig eine gute Tarnung abzugeben.
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Genauso wie er Taeris und seine Meute verfolgte, klebte ihm Joe Black an den Fersen. Alsbald sie die Stadttore hinter sich gelassen hatten, hielt Wendel Thoke inne und liess den ehemaligen Bundsassassinen aufschliessen. "Das ist komplizierter als du wohl denkst", zischte er. "Taeris ist Mitglied der Garde des Königs. Ich bin Lehrmeister der Akademie. Der König und die Akademie sind nicht ein und dieselbe Institution. Genausowenig wie ich die Akademie durch alle Böden hindurch verteidigen würde. Doch dass diese Burschen, die sonst immer stolz ihre strahlenden Rüstungen tragen mitten in der Nacht in unauffälliger Kriegsmontur die Stadt verlassen bedeutet, dass da garantiert was im Busch ist."
Joe stellte fest, dass sie in die Richtung liefen aus der die beiden Ganoven eben gerade gekommen waren. "Der Zankapfel wird wohl wieder die Burg Silbersee sein", vermutete Wendel. "Es würde mich nicht verwundern, wenn noch ein paar andere Köpfe aus Varant vor Ort sein werden. Moddaen habe ich vor einigen Monaten in Setarrif getroffen. Raad hat nach dem Umsturz die Leitung der Akademie übernommen. Erinnerst du dich an Raad? Der Schützling von Farel steht nun auf eigenen Beinen. Und er steht ziemlich fest...", fügte Wendel mit einem Anflug von Stolz hinzu. Er selbst hatte die Ausbildung des jungen Mannes zu einem vollkommeneren Kämpfer übernommen.
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Endlich tröpfelten mal ein paar Fakten aus dem Mund des facettenreichen Mannes Namens Candaal.
Scheinbar hielt es sich mit der Politik genauso wie in Varant. Es gab Menschen die auf ihrer Macht sassen, Menschen die diese wiederum beschützten und einen riesen Haufen von Leuten die unter dieser Macht dienten, aber ihre eigenen Pläne spinnten.
Joe feixte seinen Kumpanen munter entgegen als sie mit angebrachtem Abstand der Truppe folgten.
Taeris also... er hatte von dem Krieger gehört...öfter als ihm vielleicht lieb war und bei genauerem Nachdenken erinnerte er sich sogar daran, den Namen drohend vernommen zu haben noch bevor er sich Beliar verschrieben zu haben.
Ein Urgestein der Kriegererlite also..
Bei dem Namen Raad hingegen kam nicht so wirklich Ehrfurcht beim ehemaligen Assassinen auf. Er wusste wer er war, kannte ihn noch von damals aus Bakaresh...aber eher flüchtig und damals war der Junge noch ein unbeschriebenes Blatt. So einer Leitete nun die Akademie?
Er verzog missbilligend das Gesicht, Vielleicht sollte er sich künftig etwas mehr in die Belange der Politik einmischen und den ein oder anderen Sympathisanten unterstützen... es schien sich ja zu Lohnen...
Die beiden huschten gerade im Schatten an einer Felswand entlang, gut fünfzehn Schritt aus einer Anhöhe von dem Kriegertrupp entfernt als diese eine Rast einlegten. Die beiden Meuchelmörder liessen sich etwas zurückfallen und achteten penibel darauf vollkommen von der Dunkelheit verschluckt zu sein.
Joe zupfte am Ärmel seines Gefährten und flüsterte neugierig:
"Burg Silbersee...was ist daran so besonders? Ich meine...ich höre Ständig von Scharmützeln rund um die Burg. "
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Die kleine Kutsche hatte gerade das Weißaugengebirge verlassen. Ein altes, etwas kleineres Pferd zog die längst überholte Kutsche. Madlen hatte konnte gerade so mit aufgerichtetem Oberkörper auf der Ladefläche liegen. Außerdem war nur ein Heiler mitgekommen. Eine kleine Lampe baumelte an der Seite des Sitzes.
Ein paar Mal war es mehr als eng geworden, doch hatte es immer wieder noch gereicht. Zwar war der kleine Wagen jetzt um einige Schrammen reicher und auch der Kutscher hatte den ein oder anderen leichten Kratzer abbekommen, aber er würde alles tun, damit Madlen heil in Setarrif ankommen würde.
Und dieser Zeitpunkt war nicht mehr fern. Trotz aller Eile, die Zeit wurde knapp für die junge Frau. Die Wunde blutete wieder stärker, bedingt durch die Strapazen. Der Heiler hatte auch nicht die nötigen Mittel, damit er die Jägerin versorgen könnte. Nicht mehr lagen und der Blutverlust würde zu hoch werden und Madlen das Bewusstsein kosten und damit unweigerlich zu Tode führen.
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Als Luman das Osttor durchschritt, war es für ihn schon fast eine Erlösung gewesen, dass er die Stadt verlassen konnte und in Ruhe sich Gedanken machen konnte. Er dachte an seinen Vater, was er nun so macht und ob es ihm gut geht. Sein Vater war der einzige Mensch, den er noch hatte. Er wollte aber jetzt erstmal sich einen sicheren Platz in der Wildnis suchen. Er ging also weiter bis er ein Licht im tiefen Wald bemerkte. Es war ein Lagerfeuer, mit sicheren Schritten ging er näher ran und bemerkte, dass dort ein Mensch saß, man sah ihm an, dass er Jäger war. Luman mochte Menschen nicht, aber er fasste den Entschluss, nun mit ihm zu reden und hoffte, dass er Luman nicht gleich umbringen würde, wenn er ihm näher kommen würde. Der Jäger drehte sich um und sah Luman und stand dabei auf.
"Was schleichst du hier so rum? Willst du was?" Sagte der Jäger, der mittlerweile seine Waffe gezogen hatte. "Rede, sonst bist du schon bald ein toter Mann!"
Luman hob seine Arme und fing an zu sprechen: "Keine Sorge! Ich bin nicht um hier Ärger zu machen, ich bin neu in dieser Gegend und brauchte einen Platz zum Schlafen!"
Der Jäger schaute Luman an und steckte seine Waffe weg. Er sah Luman einfach an, das er nichts hatte und auch nicht das Bedürfnis hatte, Ärger zu machen.
"Na gut! Ich hätte auch nichts dagegen, wenn ich mal ein bisschen Gesellschaft bekommen würde. Setz dich ans Feuer, aber ich gebe dir trotzdem eine Warnung. Wenn du irgendwie auf die Idee kommen würdest, hier doch Ärger zu machen, dann gibt es was auf die unartigen Finger, verstanden?" Sagte der Jäger zu Luman.
"Ja, ich habe alles verstanden, danke!" sprach Luman, der sich langsam ans Feuer setzte und glücklich war, dass er nun einen Platz zum Schlafen gefunden hatte.
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Hinter dem Tor beschleunigte er sein Tempo. Es war dunkel, aber in dieser Sommernacht war der Himmel eher blau als schwarz und die Temperatur zwar kühl, aber nicht unerträglich und er entschied, dass wenn er keinen Bauernhof finden würde, vielleicht auch irgendwo anders einen Unterschlupf finden könnte. Der Weg führt an einem Wald vorbei und zwischen den Baumstämmen tiefer im Wald glühte ein Feuer. Wahrscheinlich ein Jäger und seiner Erfahrung nach waren die gastfreundlich und dankbar für ein wenig Gesellschaft. So verließ er den Pfad und näherte sich dem Lagerfeuer, an dem zwei Gestalten hockten. "Gute Männer, habt ihr Platz am Feuer für einen einsamen Wanderer?", fragte er. "Das ist mein Lager", sprach der Jäger, "und ich teile gern, solange du keinen Ärger machst!" Bakaz bedankte sich bei ihm und setzte sich zu den beiden. "Mein Name ist Bakaz, ich komme gerade aus der Stadt. Bin vorhin erst mit dem Schiff hier angekommen."
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Luman schaute sich den Wanderer genau an. Er wollte niemandem trauen und obwohl der Jäger so nett war, ihm einen Schlafplatz zu geben, war er ihm immer noch misstrauisch gegenüber. Er schaffte es einfach nicht, jemandem zu vertrauen, den er nicht kannte. Luman schaute zu dem einsamen Wanderer rüber und betrachtete ihn. "Hoffentlich werden nicht noch mehr Wanderer kommen. Ich muss aber wohl damit klarkommen, immerhin ist es nicht mein Lager." Dachte Luman sich.
"Hallo Bakaz! Mein Name ist Luman und ich komme ebenfalls aus der Stadt. Was führt dich hierher?" Luman wollte nicht über seine Vergangenheit reden, es war ihm unangenehm darüber zu sprechen, deshalb hoffte er, dass er nicht danach gefragt werden würde. Luman blickte immer noch ins Feuer und konnte einfach nichts anderes tun, als an seinen Vater zu denken. Er hoffte, dass er ihn irgendwann mal wieder sehen würde.
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Dieser Luman konnte nicht viel älter sein, als er selbst, war aber schlanker im Vergleich zu seiner breitschultrigen Statur.
"Ich war auf der Suche nach einer Herberge für die Nacht, aber was die Leute hier für ein Bett haben wollen, ist reiner Wucher. Wenn die Betten wenigstens sauber wären, aber nein. Da dachte ich mir, da kann ich auch genau so gut im Feldbett schlafen. Das ist jedenfalls billiger."
"Ich habe nur ein Bettzeug dabei, aber ihr könnt gerne auf den Fellen schlafen", warf der Jäger ein.
Bakaz bedankte sich noch einmal: "Sehr freundlich, vielen Dank nochmal." Ein paar Sekunden lang war es still, dann brach er das Schweigen: "Du siehst nicht unbedingt aus wie ein Jäger. Wie bist du hier gelandet, Luman?"
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Luman wurde aus seinen Gedanken förmlich rausgerissen, als Bakaz wieder zu sprechen begann. Ihm war dieser Bakaz nicht geheuer und er wollte so wenig wie möglich reden. Am liebsten hätte Luman sich sofort aufs Ohr gelegt und geschlafen, er brauchte mal wieder ordentlichen Schlaf, erst Recht nach dem Bier, das er zu sich genommen hatte.
"Ich bin auch kein Jäger. Nur ein Wanderer der seine Ruhe haben will. Ich hielt es in der Stadt nicht mehr aus und bin losgezogen, um einen friedvollen Platz zu finden, an dem ich meine Ruhe habe und nicht von irgendwelchen zwielichtigen Gestalten übers Ohr gehauen werde." Luman traute niemandem, zu sehr war in ihm die Angst, benutzt und zurückgelassen zu werden.
"Wenn ihr beiden mich entschuldigt. Ich bin müde und möchte nun schlafen gehen." Damit beendete Luman seine Sätze und legte sich schlafen. Trotzdem wollte er vorsichtshalber immer ein Auge offen halten beim Schlafen, durch sein Misstrauen.
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"Okay." Nachdem Luman sich hingelegt hatte, warf Bakaz dem Jäger einen vielsagenden Blick zu und grinste dabei leicht. Dann zuckte er mit den Schultern. "Und was jagst du hier so?", fragte er den Jäger und schaute sich die frischen, zum trocknen aufgehängten Felle an. "Zur Zeit hauptsächlich Wölfe. Die Bauern wollen ihr Vieh in Sicherheit wissen und zahlen gutes Geld für jeden erlegten Wolf. Ansonsten jage ich Wildschweine und verkaufe sie in der Stadt."
"Hast du mal irgendwas großes erlegt? Irgendwas gefährliches?" Der Jäger schob einen Ärmel hoch und hielt Bakaz den linken Arm vor die Nase, darauf war eine lange Narbe zu sehen. "Die hier habe ich von einem Keiler! Jag du mal Wildschweine, dann reden wir weiter!"
"Unachtsamkeit und Gefahr sind verschiedene Sachen. Hast du denn nie irgendwas großes erlegt?" Der Jäger überlegte kurz. "Ich war ungefähr in deinem Alter. Ich wollte Blutfliegen jagen, da hat mich ein Sumpfhai angegriffen. Ich dachte schon, mein letztes Stündlein hatte geschlagen. Also bin ich losgerannt, aber die Dinger sind verdammt schnell im Wasser. Es war direkt hinter mir und kam immer näher. Ich hab mich umgedreht, hab den Atem angehalten und dem Mistvieh direkt ins offene Maul geschossen. Es ist zur Seite gekippt, hielt danach aber gleich wieder auf mich zu. Da hab ich noch einen Schuss abgefeuert und noch einen, dann ist das Vieh umgedreht. Aber ich wollte es nicht so einfach davon kommen lassen, also hab immer weiter geschossen und bin ihm nachgelaufen. Aus einem Zahn habe ich mir damals eine Kette gemacht. Das alberne Ding hab ich seit Jahren nicht mehr umgehabt."
"Du musst ziemlich gut mit dem Bogen sein."
"Gut genug, um über die Runden zu kommen. Fährtenlesen und viel Geduld sind für die Jagd aber mindestens genau so wichtig."
"Wusstest du nichts von den Sumpfhaien oder wie konnte er dich so überraschen?"
"Ich war voll auf eine Blutfliege konzentriert. Die fliegen immer so hin und her, sind verdammt schwer zu treffen und wenn du zu nahe rangehst, kommt dir ein ganzer Schwarm entgegen. Ich hab alles um mich herum vergessen."
"Es erstaunt mich ein wenig, dass es hier einen Sumpf gibt. Von den südlichen Inseln habe ich immer ganz andere Geschichten gehört. Wo liegt dieser Sumpf überhaupt?"
"Um Tooshoo den großen Baum herum ganz im Süden der Insel auf der anderen Seite des Gebirge." Bakaz hörte der Wegbeschreibung aufmerksam zu.
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Kalter Regen hatte ihn schon früh morgens geweckt und für eine Weile war er mit dem Jäger tiefer im Wald verschwunden zum Jagen. Doch bei diesem Wetter verkrochen sie die Tiere in ihren Höhlen. Die beständig graue Wolkendecke ließ ihn die Zeit vergessen, solange bis Hunger, halb nasse Klamotten und der Wind an ihm zu nagen begannen. Er wollte schon weiterziehen, da lud ihn der Jäger ein zum Essen zu bleiben. Während das Fleisch garte, sammelten sie würzige Kräuter. Zum Essen saßen sie unter schützenden Lurkerhäuten, die der Jäger notdürfig über ein Gestell gespannt hatte. "Wo wohnst du eigentlich, wenn du nicht im Wald unterwegs bist?", fragte Bakaz den Jäger. "Im Winter komme ich bei meiner Schwester in Stewark unter und wenn es mal ganz schlimm wird mit dem Wetter, gehe ich zu einem Bauern in der Nähe."
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Er wurde durch den Regen geweckt und rappelte sich auf. Bakaz und der Jäger saßen da und ließen sich Fleisch schmecken und führten ein Gespräch. Die Schlaftrunkenheit von Luman sorgte dafür, dass er nicht alles mitbekam und er begann erstmal sich die Augen zu reiben. Er saß da und blickte in den tiefen Wald hinein, er war in Gedanken versunken. Der Wald war so schön. Er freute sich. Noch nie bekam er so einen schönen Anblick. In seinem vorherigen Leben sah er nur den Hafen von Khorinis und die Armut, die dort herrschte, aber nun konnte er lächeln. Für einen Moment konnte er alles vergessen und schwelgte beim Anblick der vom Regen benässte Wald.
Der Jäger bemerkte, dass Luman aufgewacht war und hielt ihm eine Keule Fleisch hin. "Ich sehe du bist aufgewacht, du musst sicherlich hungrig sein. Hier nimm ein Stück Fleisch. Bakaz und ich sind heute jagen gegangen und es ist genug für jeden da."
Luman bedankte sich und nahm das Fleisch entgegen. "Das ist wirklich freundlich. Vielen Dank! Ich wollte heute aber schon wieder weiterziehen, wenn es euch beiden nichts ausmacht." Sprach Luman, der begierig sein Fleisch aß. Schon lange hatte er nichts mehr Vernünftiges gegessen, umso größer war die Freude, mal wieder ein Stück Fleisch zu essen.
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"Nein, wieso auch", sagte Bakaz schulterzuckend. "Geh du nur." Dann wandte er sich dem Jäger zu. "Was machst du überhaupt mit den ganzen Fellen?"
"Ich verkaufe sie an die Gerber in den Städten."
"Und wie viel bekommst du für ein Fell?"
"Unterschiedlich. Um die 10 Goldstücke."
"Ich geb dir 12 pro Stück, also 72 für sechs Felle als Zeichen meiner Dankbarkeit für deine Gastfreundschaft."
"Abgemacht." Die beiden besiegelten den Handel mit einem Handschlag. Bakaz kramte das Gold aus seinem Beutel und überreichte es dem Jäger, der ihm im Gegenzug sechs zu einem Bündel verschnürrte Wolfsfelle gab. "Der Regen hat endlich aufgehört und es dauert nicht mehr allzu lange bis zur Dämmerung. Ich breche besser auf. Vielen Dank noch mal für alles." Er schüttelte die Hand des Jägers und machte seinen Weg durch den Wald zurück auf den Pfad, den er nach Süden einschlug.
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Als er sein Stück Fleisch aufgegessen hatte, stand Luman auf und bedankte sich beim Jäger. Er hätte nicht gedacht, dass es auch Menschen gibt, die ihr Essen und Lager mit einem teilen. Seine Kleidung trocknete vom Regen allmählich. Er war bereit weiterzuziehen und mehr von der herrlichen Landschaft zu entdecken, die es hier in Argaan gab. Luman zog seine Kapuze auf und winkte dem Jäger nochmal zu. Der Regen hatte zum Glück aufgehört und so konnte er weiterziehen. Es wurde aber bald dunkel, so wollte er so schnell wie möglich einen sicheren Platz zum Schlafen finden. Luman ging Richtung Süden, wo er nach einiger Zeit vor den Stadtmauern von "Setarrif" stand. Er ging durch das Tor, mit der Hoffnung, in der Stadt einen günstigen Platz zum Schlafen zu finden.
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Die hohen Kuppeln von Setarrif hinter ihm wurden schon vor einer ganzen Weile vom dichten Dschungel verschluckt. Geistesabwesend ging Bakaz den Weg entlang, da sprang ein stark blutender Scavenger aus dem Gebüsch und rannte nur ein paar Meter vor ihm über den Weg und hinein in den Wald auf der anderen Seite. Dem Scavenger dicht auf den Fersen folgten zwei Snapper.
Ein gutes Stück weiter lag der frische Kadaver eines Razors über den sich schon allerlei Kleingetier hermachte. In regelmäßigen Abständen fand er pfeilgespickte, tote Viecher am Wegesrand, die ihn mit Sicherheit aufgefressen hätten, wäre er ihnen begegnet. Irgendjemand war vor ihm hier gewesen und hatte den Pfad freigeräumt.
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Auf einen Schlag endete die grüne Vegetation und wich nackten, verkohlten Baumstämmen und einem grauen Meer aus Asche. Rechts und links kesselten schwarze Felsen den Weg ein und hier und da quoll übelrichender Rauch aus kleinen, hellgrau verkrusteten Schloten. Statt tote Razor lagen hier aufgeschnittene Feuerwarane. Anders als im Dschungel hatten Fleischwanzen die Kadaver ganz für sich.
Drei Gestalten kamen ihm auf dem Weg nach Süden entgegen. Alle ein klein wenig älter als er selbst und alle trugen sie schlichte Kleidung und Bogen. "Heda!", rief Bakaz, als sie sich näher kamen, "Geht es hier nach Tooshoo?"
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Blöde Landschaft, befand Thorwyn wieder einmal, während die drei durch die schwarzen Schluchten marschierten, die sich nördlich des Kastells bis zum Dschungel erstreckten. Bäume waren nicht zu sehen, höchstens ein paar knorrige Sträucher ohne jedes Grün, dazu Fleischwanzen, Schlangen, Warane und anderes wenig angenehmes Getier, das sich in irgendwelchen Spalten und Höhlen versteckte. Und der Mensch dort hinten, der das natürlich nicht tat.
Sie erwiderten alle durcheinander die Begrüßung und musterten wohl den jungen Mann, der da des Weges kam. Dem Anschein nach war er unbewaffnet, was in dieser Gegend nicht ganz ohne Risiko war, auch wenn er zumindest so aussah, als könnte er schnell davonlaufen.
„Öhm … ja“, sagte Thorwyn weiter, nachdem die drei durch Augenkontakt versucht hatten, sich darüber zu verständigen, wer denn jetzt eigentlich antworten sollte. „Gibt nicht viele Wege hier, und der führt geradewegs in den Sumpf … na ja, vielleicht nicht geradewegs, aber man kommt auf jeden Fall hin, wenn man ihm folgt. Da im Süden“ – er deutete in die entsprechende Richtung – „ist noch dieses, hm, Kastell auf der Klippe, aber daran würde ich einfach vorbeigehen. Dann über die Felsbrücke und eben immer dem Weg nach … und sich nicht von irgendwelchen Viechern erwischen lassen. Keinen Bogen oder so dabei?“
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Bakaz war etwas überrascht, dass sich gerade der schmale mit den langen Haaren als Sprecher der Gruppe herausstellte. "Nur meinen Dolch", antwortete er und deutete auf seinen rechten Stiefel. "Hier sieht es so gar nicht nach Sumpf aus. Eher so, als würde ich bald in den nächsten Vulkan stolpern. Ich bin gerade erst mit dem Schiff hier angekommen und so ein alter Jäger hat mir den Weg beschrieben. Ich war mir bei ihm nicht sicher, ob er noch ganz klar im Kopf ist. Von den ganzen Viechern hat er nichts erzählt, aber irgendwer hat sie alle erledigt. Den ganzen Weg überall tote Monster. Müsste euch eigentlich über den Weg gelaufen sein, wenn es hier nur den einen Weg gibt."
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