[Gath]

"Ich glaube, Holz wachsen zu lassen könnte sich wirklich als etwas arg langwierig herausstellen...", kommentierte Gath Rekhyts Vorschlag. "Ich glaube, da ist es effektiver, das - ähm nunja... Irgendwo anders herzubekommen.", schloss er lachend.
"Aber darüber können wir uns die nächsten Tage immernoch den Kopf zerbrechen. Was viel interessanter ist, ist die Frage, wann du wie 'ausziehen' willst um bei - äh, mir", Gath hustete demonstrativ "einzuziehen. Möbel und so weiter sollte es alles geben, nur wo wir ein Bett herbekommen, müssen wir uns noch überlegen, aber ich glaube, es sollte theoretisch nicht so schwer sein, etwas Stroh oder ähnliches aufzutreiben...
Nur eine Sache möchte ich noch kurz klarstellen: Zur Zeit gehört das komplette Haus mir. Alles, was da am Ende irgendwie fehlt, geht auf meine Kosten - und zu viel sollte das auf jeden Fall nicht sein, einen schlechten Ruf kann ich nämlich nicht gebrauchen.
Mal so ganz am Rande erwähnt. Ich habe zwar keine Ahnung, warum ich das eigentlich tue, aber...", sagte Gath in betont unschuldigem Tonfall.

[Bartimäus]

Auch wenn Bartimäus selbst es nicht fühlen konnte, so fand er Daryns Erzählung fast so faszinierend wie dieser das Gefühl finden musste. Noch nie zuvor hatte ein Magiebegabter seine Eindrücke auf diese Weise mit ihm geteilt, vermutlich weil sie es gewöhnt waren, doch für Daryn war diese Erfahrung etwas vollkommen Neues und so ergab es sich, dass die Person die vor ein paar Wochen noch so verschlossen gewesen war, sich ihm jetzt öffnete.
"Vorhin war ich mir nicht sicher", begann der Waldläufer langsam zu sprechen und fühlte sich als wäre er ein Störenfried der die Stille unterbrach, "aber jetzt ist es klar, dass man deine Eindrücke mit meinen nicht vergleichen kann! Ich finde es faszinierend dich davon reden zu hören und zu versuchen mir vorzustellen wie es sein muss, doch ich denke an das was du wahrhaftig empfindest komme ich auch mit all meiner Vorstellungskraft nicht hin!"
Und das obwohl da durchaus etwas war, was Bartimäus besonderes hatte, wenn nicht sogar einzigartig. Bis her hatte er noch nicht all zu vielen Personen davon erzählt, weil er genau das vermeiden wollte, was Daryn vorhin gemeint hatte. Er würde für verrückt gehalten werden! Doch nach dem bisherigen Gespräch bestand diese Gefahr nicht mehr und es wäre nur fair, wenn er auch seine Eindrückte teilte.
"Ich meinte vorhin, ich hätte eine -vermutliche magische- Verbindung zu Tieren. Ich weiß nicht inwieweit Druiden diese ebenso haben oder entwickeln können, oder ob es für Druiden wieder anders ist, aber ich kann die Emotionen von Tieren erkennen. Es ist wie ein allgemeiner Zustand, wenn ein Tier in meiner Nähe ist, merke ich was es fühlt, seine Gefühle färben sozusagen auf mich ab. So wie es sich fühlt, fühle ich mich auch und umgekehrt kann ich es ein wenig beeinflussen. Zuerst konnte ich das gar nicht abschalten, mittlerweile habe ich gelernt es zu kontrollieren. Ich habe nicht vielen davon erzählt und werde es auch nicht tun, aber ich sehe es als einmalige Gabe und Geschenk."

[Daryn]

Daryn musste grinsen und zugleich den Kopf schütteln. "Das ist doch alles Wahnsinn. Ich kann es alles spüren und du und Suzuran und anscheinend noch viele andere.. Aber glauben kann ich es noch immer nicht." Würde man aus dem Wald gehen oder vielleicht sogar die gewöhnlichen Bürger Schwarzwassers fragen, so würden sie wohl nur den Kopf schütteln. Bei Menschen, die außerhalb des Waldes wohnten sowieso. "Dass es noch so viel unentdecktes gibt. Dass es real ist. Ich muss sagen.. " Sein Kopf wandte sich gen Himmel. "Das wirft mein komplettes Bild über den Haufen. Zumindest, was davon noch übrig ist." Seine Vergangenheit war ein Teil von ihm und er bedauerte nicht, seinen Vater verlassen zu haben um nach Vengard zu gehen und sich schlussendlich dem Orden anzuschließen.

"Würde ich damit nach Thorniara gehen.. Ich würde im Irrenhaus landen." Doch darüber wollte er nun nicht reden, es gab ein jetzt und eine Zukunft. "Aber ja, das ist wohl ein Geschenk. Genauso wie das, was ich fühlen kann. Auch wenn ich nicht wirklich weiß, zu was sich das alles entwickeln wird oder könnte." Daryn griff in die Tasche seiner Robe aus alten Zeiten. Es war nichts mehr davon zu erkennen. Nur die wenigsten Flecken waren noch rötlich gefärbt, denn fast alles wurde zu einem Grau. Doch sie tat noch weiter ihren Zweck und er fand, was er gesucht hatte. "Das ist ein ganz anderes Erleben von Magie." Er hielt Bartimäus die Obsidianperle entgegen, welche er schon einmal in einer ganz anderen Situation zwischen den Beiden gesehen hatte. "Das hier.. ist vergangen. Und nie zu vergleichen mit diesen Gefühlen. Und das hier ist wohl erst der Anfang. Vielleicht auch bei dir." Schnell steckte der ehemalige Diener Innos die Perle wieder weg. "Eine Frage aber habe ich noch. Weißt du etwas darüber, wie ich vorankommen könnte? Ich habe von Suzuran vielleicht das Grundlegendste erzählt bekommen aber was hier wirklich geschieht und vor sich geht, davon habe ich keine Ahnung."

[Bartimäus]

Barti musste innerlich schmunzeln. Wer hätte das gedacht? Er stand hier, mit Daryn und hörte sich an, was in dessen Inneren vor sich ging, was er dachte und was er fühlte. Es freute sich, dass es sich so entwickelt hatte, doch wenn man ihn vorher gefragt hätte, ob er glauben würde, dass es so ausgehen würde, er hätte mit totaler Überzeugung verneint.
Ebenso wunderte ihn was Daryn soeben gesagt hatte. "Suzuran? Ich hatte an mehrere Frauen gedacht, die dir davon erzählt haben könnten, aber Suzuran hätte ich am ehesten ausgeschlossen. Es ist schon ziemlich lange her, am Festland war es noch, aber da habe ich sie einmal... 'erwischt' beim Magiewirken. Ich wusste damals schon von Druiden und habe sie darauf angesprochen, aber sie hat alles abgestritten, obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen hatte. Aber naja, ich schätzte sie... oder ihr habt eure eigenen Wege euch untereinander zu erkennen."
Warum sollte er von den Druiden länger in der dritten Person reden, er hatte vermutlich einen zukünftigen hier vor sich stehen.

Der Neugierige hatte gar nicht mehr daran gedacht gehabt, was er bei ihrem ersten Treffen gesehen hatte, doch jetzt wo er es noch einmal unter die Nase gehalten bekommen hatte, war es ja vorherzusehen, dass er mehr darüber wissen wollen würde. Daryn konnte auch gar nicht so viel dagegen haben, wenn er nachfragen würde, sonst hätte er den seltsamen Gegenstand gar nicht erst hervorgeholt.
"Das letzte Mal hast du mir damit gedroht, aber was ist das wirklich? Woher hast du es? Und was meinst du mit 'es ist vergangen'?"
Was seine Frage anging, hätte der Waldläufer nur zu gerne selber eine Lösung gehabt, ihn anleiten können, wie es weiter ging, doch das konnte er nicht und so würde er ihn weiterleiten müssen.
"Ich würde dir gerne mehr dazu sagen können, aber dazu hatte ich auch zu wenig damit zu tun. Aber ich kann dir sagen wer dir weiterhelfen kann. Ich kenne ihn zwar eigentlich nicht einmal persönlich, aber bei Ornlu bist du bestimmt an der richtigen Adresse! Vielleicht könnte dir auch Cécilia weiter helfen, sie war es die mir damals von den Druiden erzählt hat, da hat sie zwar selbst erst gelernt, doch das ist schon ziemlich lange her, mittlerweile kann sie dir bestimmt auch mehr sagen!"

[Daryn]

"Danke. Dann werde ich mir die beiden Namen einprägen und die Ohren spitzen, wenn ich sie irgendwo höre." Vielleicht musste er erst nach Ihnen fragen um sie jemals zu finden aber vielleicht würden sie auch einfach auf ihn zukommen, ihn finden, so wie es Suzuran getan hatte. "Mich hat Suzuran, sagen wir hautnah erleben lassen, was es damit auf sich hat.." Und es war faszinierend und beängstigend zugleich gewesen so wie vielleicht für Bartimäus das, was er ihm gerade wieder einmal gezeigt hatte. Eigentlich hatte er darüber nicht reden wollen, doch durch das Vorzeigen dieses Dinges wurden natürlich Fragen gestellt.

"Ich habe früher in Vengard gelebt. Ich war Mitglied des Ordens der Feuermagier und schlussendlich hatte man mich auch zur Weihe berufen." Fast schon belustigt sah er das Erstaunen des Jägers ihm gegenüber. "Schlussendlich.. habe ich mich dann entschlossen, die oberste Feuermagierin zu beten, all meine Kraft in diese Obsidianperle zu sperren. Es war besser für all meine Mitmenschen. Und deswegen ist es jetzt vorbei." Weiter wollte er darüber nicht reden. Zu schmerzhaft waren die Bilder der blutbeschmierten Höhle in Nordmar, die leblose Frau vor seinen Augen, das Bild seines zerstörten Hauses in Vengard. "Und jetzt ist es wieder so weit. Die Natur selbst scheint mir zurückgegeben zu haben, was ich geopfert habe.. " Daryn hatte sich einem schmalen Trampelpfad genähert, der weiter in den Wald führte. "..um die Welt vor einem Dämonen zu schützen." Ein letztes Mal hatte er seinen Blick zu Bartimäus gewandt, bevor ihn die Schritte weg von der Lichtung führten. Eine Angst machte sich in ihm breit, dass es wieder beginnen würde, diese Qual, alles wieder von vorn sobald er gelernt hatte, mit diesem neuen Geschenk, dieser zweiten Chance umzugehen um ihn dann endgültig auf die Seite von Tod und Verderben zu ziehen.

[Rekhyt]

Wie kam Gath nur auf die Idee, dass nachher irgendetwas fehlen könnte? Es war dem Dieb vollkommen schleierhaft und hätte er es nicht besser gewusst, hätte man fast meinen können, Gath würde ihm nicht trauen. Doch zum Glück war dem nicht so und so stand seinem Umzug nichts mehr im Weg.
"Bald", war das einzige was Rekhyt dazu einfiel. Schließlich würde es nicht so lange dauern die paar Sachen ein paar Stege weiter zu tragen, so groß war Schwarzwasser ja auch wieder nicht, außerdem würde die Hausherrin früher oder später wieder zurück sein, deshalb war es weniger klug unnötig lange zu warten.
"Und braucht das Haus nicht eh zwei Betten? Sie hat doch diesen überdimensionalen Freund."
Dieser wäre zwar vermutlich nicht sehr glücklich gewesen, wenn er diese Beschreibung gehört hätte, doch er war ja auch nicht hier und andererseits entsprach es nur der Wahrheit, denn ihn zu übersehen wäre ein Talent für sich.
Und dann hatte Kea noch einen Vogel, wenn er sich recht erinnerte, über den hatten schon mehrere Leute geflucht, davon hatte er früher oder später auch mitbekommen, doch der brauchte wohl kein Bett. Wenn dann eher einen Käfig, aber das war nun wirklich Keas Sache, da brauchte Gath keine Vorarbeit leisten.
Angesichts dessen was einmal in diesem Haus alles wohnen sollte, konnte sie sich über die beiden Hausbesetzer auch nicht aufregen.

[Thorwyn]

Dämliche Sumpflöcher, fluchte Thorwyn innerlich vor sich hin, als hätte er das nicht bereits Dutzende Male getan. Die Verärgerung über das heimtückische Loch, in das er hineingetreten war, woraufhin sich sein Schuh mit Wasser gefüllt hatte, hielt allerdings immer noch an, auch wenn dieser mittlerweile wieder einigermaßen trocken war. Vielleicht sollte er sich auch gleich ein Paar Stiefel machen lassen, sobald er Gelegenheit dazu hatte. Wasserdichte Stiefel, mit denen man fröhlich durch den Sumpf platschen konnte wie ein junger Sumpfhai. In Setarrif gab es bestimmt auch einen vernünftigen Schuster, und wenn nicht, dann würde der Jäger eben bis nach Thorniara gehen oder zur Not gleich aufs Festland fahren.
„Bartimäus!“, riss Thorwyn sich dann aber erst einmal selbst aus den Gedanken, als er den Angesprochenen in der Nähe des Baumes erblickte, zu dem er gerade unterwegs war. Stimmt, mit Bartimäus hatte er auch noch reden wollen. „Äh … bewahre! Hast du kurz Zeit? Gut, weil … hm, Leyla und ich wollten demnächst mal nach Setarrif, vielleicht auch nach Thorniara, ein paar Alchemiesachen kaufen und so was … oder ist das gerade schlecht, weil ohne mich die Fleischversorgung zusammenbricht?“
Der Jäger grinste bei dieser scherzhaften Aussage und fügte dann noch hinzu: „Hm, und wenn wir gehen, sollten wir dann vielleicht noch was mitbringen? Weiß nicht, ob vielleicht was fehlt … oder irgendwelche Neuigkeiten oder so.“

[Bartimäus]

Auf den Stegen Schwarzwassers Leuten zu begegnen war man ja gewohnt, von ihnen angesprochen zu werden auch, doch etwas außerhalb des Ortes war das dann doch etwas eher ungewöhnlicheres. Aber auch das sollte vorkommen und das sogar wenn derjenige keine Hilfe brauchte oder sich verirrt hatte. Nein, diesmal war es Thorwyn der nach ihm rief und der im Vollbesitz seiner Orientierung und körperlichen Fähigkeiten war.
"Bewahre! Hmm, so viel Fleisch ist an dir auch wieder nicht dran, dass du im Notfall alle versorgen könntest", scherzte der Jagdmeister.
"Nein, ernsthaft, muss ich ein paar andere Jäger ein paar Mal öfter ausschicken, als es bisher der Fall gewesen war, aber ihr könnt natürlich gehen. So wie ich Leyla kenne wird es ganz Schwarzwasser, oder zumindest den Verletzten hier nicht schaden, wenn sie besser ausgerüstet ist. Ich hoffe ihr findet, was ihr sucht!"
Aber was sollten sie noch mitbringen? An materiellen Gütern fiel dem Waldläufer nicht unbedingt etwas ein, schließlich waren die beiden auch nur zwei Personen und keine Lastenträger, Neuigkeiten konnten aber natürlich nie schaden.
"Neuigkeiten... hmm... ich denke besonders aus Thorniara wären ein paar Informationen ganz interessant. Auch wenn wir hier sowohl abgelegen, als auch relativ gut geschützt sind, wären die Innosler dennoch die größere Bedrohung der beiden Königreiche und zu wissen was auf der Insel los ist kann nie schaden. Abgesehen davon ist Setarrif näher und Neuigkeiten leichter zu bekommen, die Verbindung zu Thorniara hingegen ist weniger gut.
Ansonsten... was spezielle Dinge anbelangt... Nahrung ist hier im Sumpf gewissermaßen ein Problem, aber ich kann euch auch nicht auftragen Unmengen an Zeug anzuschleppen. Vielleicht findet ihr ja was, womit wir hier auch etwas anfangen können, aber das nur am Rand, ihr müsst nicht krampfhaft danach suchen!"

[Thorwyn]

„Mhm.“ Nachdenklich rieb sich Thorwyn das Kinn. Wenn er ehrlich sein sollte, wusste er gar nicht so genau über die aktuelle politische Lage auf der Insel Bescheid, darüber, was die beiden Könige so trieben, um sich gegenseitig die Herrschaft über die Insel streitig zu machen, und so konnte er auch nicht einschätzen, wer von beiden die größere Gefahr für das Waldvolk darstellte. Gab es überhaupt eine Gefahr? Hier lebten doch nur ein paar Jäger mitten in einem stinkenden Sumpf, welcher Herrscher sollte sich dafür interessieren?
Aber Könige waren wohl nicht unbedingt die vernünftigsten Leute; so verstand Thorwyn auch nicht, warum Rhobar überhaupt so viele Mühen darin investierte, Argaan zu erobern. Auf dem Festland musste es noch genug Probleme geben, auf jeden Fall sollte man sich darum kümmern, die Grenzen zum Reich der Orks zu sichern; und dennoch schickte man Truppen auf die südlichen Inseln, um auch die zu erobern oder eben zurückzuerobern – soweit der Jäger es mitbekommen hatte, beanspruchten ja beide Könige die rechtmäßige Herrschaft über Argaan für sich.
Na egal, dachte Thorwyn. Im Moment sah es nicht danach aus, als würde für das Waldvolk eine unmittelbare Gefahr bestehen, und so würde es hoffentlich noch eine Weile bleiben. „Gut, wir hören uns dann mal um“, antwortete er Bartimäus. „Und vielleicht finden wir ja irgendwelche brauchbaren Pflanzen … ein Bäcker in Setarrif hat da mal was erzählt … aber egal. Mal sehen. Wir sind dann auch hoffentlich nicht zu lange weg, soll ja keine Weltreise werden. Also, bis dann!“

[Idun]

Wie eine glänzende Schicht schimmerten die feinen Tropfen im Licht der untergehenden Abendsonne, die so tief hing, dass sie einen stets blendete, aber nie wirklich wärmte. Einer jener Tropfen rann an seinem nackten Arm hinunter, vergrößerte sich dabei, wandte sich über die grobe Außenfläche seiner Hand, rang mit seinem Finger und verlor schließlich doch den Kampf und ging zu Boden. Nicht genau konnte Idun sagen, ob sein durchnässter Körper von dem kurzen, aber heftigen Regenschauer von eben gerade herrührte oder vielmehr von dem intensiven Training, dass er heute mit seinen Schülern durchgeführt hatte. „Meine Erschöpfung spricht eindeutig für Letzteres.“ Vermutlich war es eine Mischung aus beiden.
Mittlerweile fühlte sich der Waldläufer für die Ausbildung der angehenden Wächter und Jäger Tooshoos zuständig, auch für jene, die es schon waren. Zumindest was den Nahkampf betraf, herrschten bei den Meisten doch ziemlich große Lücken. Einzeln für sich genommen nichts Ernsthaftes, aber wenn man ihre Fähigkeiten brauchte, sollte man es nicht drauf ankommen lassen, daher plante er bereits sein Längerem immer wieder Übungen und Lektionen in das Training der Kämpfer ein, führte sie entweder selbst an oder delegierte entsprechende Tätigkeiten weiter und schaute zu, wie sie mit der Situation umgingen.

Wie eigentlich immer um die Zeit, leerte sich der Hof und lediglich einige wirklich eifrige Wächter dekorierten das Bild des Übungsplatzes. Am liebsten hätte Idun sich einfach in einen Stuhl in der Sumpflilie geworfen, mit wohlwollenden Gedanken an sein warmes Bett sein Bier genossen und hätte den Tag ruhen lassen, aber so ausgelaugt wie er sich jetzt fühlte, war es das beste nicht abrupt abzubrechen, sondern die Übungen sanft ausklingen zu lassen.
Mangels einer besseren Alternative probierte er die Sachen einfach selber aus. Schnell fand der Schwertkämpfer ein entspannendes Tempo und versank in einen Kampf gegen die Luft und gegen seinen immer länger werdenden Schatten. Mal eine komplexe Reihenfolge aus Schlägen und Schritten, mal holte er weit aus und ließ die Klinge von oben hinunterschnellen.
Je weiter er so kämpfte und je tiefer er sich darauf konzentrierte, desto mehr kam es ihm vor, als ob etwas fehlte, als ob irgendetwas nicht rund lief. Schon hatte er einen argwöhnischen Blick auf den Verband an seinem linken Arm geworfen. Noch immer waren die Schnitte nicht verheilt und Idun glaubte auch nicht mehr wirklich dran, dass sie es in naher Zukunft tun würden. Es war wie ein Mal, als hätte ihn jemand stigmatisiert, auch wenn er sich nicht erklären konnte, was das alles mit ihm zu tun haben sollte.
Wie auch immer, kopfschüttelnd verdrängte er den Gedanken aus seinem Kopf. Die Lösung musste viel näher liegen als gedacht, vielleicht näher, als er sich eingestehen wollte.
War er vielleicht doch nicht so gut im Waffenkampf, wie er sich selbst glauben machen wollte? Vielleicht fehlte irgendetwas, etwas an das er bisher noch nicht gedacht hatte. War es vielleicht an der Zeit seinen Horizont zu erweitern und nicht nur auf das Gelernte zurückzugreifen?
Das letzte Bisschen Sonne verschwand jedenfalls soeben am Horizont und die Dunkelheit legte sich schwer auf das beschauliche Dorf. Wie er sich auch entschied, heute war es dafür zu spät.

[Thorwyn]

Hm … und da noch etwas weg, überlegte Thorwyn konzentriert, setzte das Messer an und raspelte mit einer vorsichtigen Bewegung ein Stück Holz weg. Ein talentierter Schnitzer war er wohl nicht gerade, aber zumindest ein geübter könnte er trotzdem werden, wenn er sich ein wenig Mühe gab. Die Holzwürfel, die zu schnitzen er vor Monaten begonnen hatte – irgendwo im östlichen Argaan war das gewesen –, nur um sie dann in einer seiner Taschen zu vergessen, hatten kürzlich wieder das Tageslicht erblickt, und so nutzte er nun die Gelegenheit, um sein Werk zu vollenden. Nicht, dass er oft würfelte, aber … schnitzen!
Irgendwer ließ sich an dem Tisch nieder, der Jäger blickte kurz auf, nickte dem Neuankömmling zu, rückte seine leere Eintopfschüssel beiseite, damit sie nicht im Weg stand, und konzentrierte sich dann wieder auf seine Arbeit.
Hm … und die Augen. Wie war das? Zwei Seiten ergeben immer … sieben, wenn sie sich gegenüberliegen? Passt das? Nachdenklich schielte Thorwyn zur Decke, zählte ein paar Zahlen zusammen und nickte dann vor sich hin. Das passte. Sorgfältig legte er die Würfel hin und bohrte mit der Spitze des Messers kleine Löcher hinein, was eine Weile in Anspruch nahm, am Ende aber ganz in Ordnung aussah, auch wenn man genau hinsehen musste.
„So“, murmelte der Jäger und drehte die kleinen Dinger, die leider nicht immer dieselbe Größe hatten, zwischen den Fingern hin und her. Mit einem Lächeln warf er seinem Gegenüber noch einen kurzen Blick zu. „Jetzt müssen die bloß noch gleichmäßig rollen …“ Also würfelte er.

[Gath]

Gath saß mal wieder in Lilie.
Und ja: Er hatte sich vorgenommen, das etwas einzuschränken, vor allem, da er nicht mehr hier wohnte, aber das Problem war doch, dass es in Kealas Haus zwar mittlerweile sogar eine Kochgelegenheit und einen Platz für die Esse gab, wo man jeweils Feuer machen konnte - und musste, damit man nicht erfohr - aber dummerweise kein Geschirr. Und Gath hatte auch keine große Lust, sich für die doch recht kurze Zeit, in der er dort wohnen würde, welches zu organisieren. Da ließ er es lieber bleiben und aß weiterhin hier - und überlegte sich gleichzeitig, was noch fehlte, wenn Rekhyt in Kürze bei ihm einziehen würde.
Tisch und Stuhl gab es mittlerweile in doppelter Ausführung und auch ansonsten würden sie sich dort durchaus einrichten können. Nur fehlte jetzt noch Rekhyt.
Während Gath sich so dies alles durch den Kopf gehen ließ, setzte sich plötzlich eine Gestalt zu ihm an den Tisch, die er hier noch nie gesehen hatte, nickte ihm kurz zu und widmete sich dann einigen kleinen, viereckigen Holzwerkstücken, an denen er ziemlich angestrengt herumbastelte.
Der junge Bootsbauer brauchte doch eine ganz schöne Weile, bis er erkannte, dass das Würfel wurden - oder besser gesagt schon fast waren.
Ungefähr so lange, bis sein Gegenüber damit anfing, kleine Löcher in den Würfel zu bohren, sodass da auch zahlen drauf waren.
"So, Jetzt müssen die bloß noch gleichmäßig rollen …", murmelte der Kerl plötzlich und schaute dabei wieder mal kurz zu Gath herüber.
"Die schauen auf jeden Fall schonmal vielversprechend aus.", erwiederte der junge Bootsbauer etwas lauter, damit die Situation - der Kerl, dessen Namen er nicht wusste, werkelte und er guckte ihm dabei zu - nicht ganz so peinlich blieb, wie sie war.

[Thorwyn]

Klappernd rollten die Würfel über den Tisch und blieben liegen, einer mit einer 4, zwei mit einer 2, einer mit einer 1 und einer schräg in einem Spalt zwischen zwei der Bohlen, aus denen der Tisch gezimmert war.
„Hm, ja, aussehen tun sie ganz gut“, meinte Thorwyn, während er die Würfel wieder einsammelte und unschlüssig zwischen den Handflächen schüttelte. „Ist bloß die Frage, ob das Holz vielleicht … irgendwie ungleichmäßig ist oder so. Am Ende bringt mich noch jemand um, weil er denkt, ich würde betrügen. Wobei ich eigentlich sowieso nicht spiele … bisher.“
Er grinste kurz bei diesen Worten, dann rollten wieder die Würfel über den Tisch und blieben diesmal alle mit irgendwelchen Zahlen liegen. Viel schlauer wurde der Jäger dadurch allerdings nicht, da musste er systematischer vorgehen. Mit gerunzelter Stirn nahm er die Würfel genau in Augenschein und versuchte, sie durch irgendwelche äußeren Merkmale voneinander zu unterscheiden.
„Man müsste einfach ganz oft würfeln und sich aufschreiben, wie oft die Würfel welche Zahl anzeigen“, meinte er. „Ich glaube, ich könnte die Dinger sogar auseinanderhalten … du hast nicht zufällig Zeit für ein Spiel, oder? Ohne Gold, die Würfel sind ja vielleicht etwas krumm … wobei ich auch keine besonderen Regeln kenne. Höchstens, dass die höchste Augenzahl gewinnt.“

[Gath]

"Zeit für ein kostengünstiges Spiel habe ich auf jeden Fall.", stellte Gath lachend fest. "Wenn es um Geld geht, bin ich da nicht ganz so schnell zu haben, da gewinne ich viel zu selten...
Aber wegen Spielen, die wir spielen könnten... Ich kenne noch ein oder zwei, aber die eignen sich nicht so wirklich dazu, zu testen, ob die Dinger was taugen oder nicht. Von daher: Höchste Zahl gewinnt. Wenn wir nen paar Runden spielen, sollte es halbwegs passen. Und wir müssen auch noch aufpassen, ob irgendwer irgendwas besonders häufig würfelt.", fügte Gath gleich noch an.
"Aber bevor wir hier anfangen - wozu ich noch einen Würfel bräuchte: Mit wem spiele ich eigentlich?"

[Thorwyn]

„Thorwyn“, stellte Thorwyn sich vor. „Ich bin Jäger … und mit wem habe ich die Ehre?“
„Gath – und wenn du explizit fragst: Ich bin Bootsbauer, aber arbeite zurzeit eher in anderen Berufen …“
„Mhm, gut. Mal sehen … die kann man gut auseinanderhalten.“ Der Jäger nahm den größten und den kleinsten Würfel zur Hand und schob sie zu Gath hinüber. „Geht schneller, wenn wir jeder immer zwei nehmen … und ich nehme die.“ Zwei Würfel in unterschiedlichen Brauntönen waren die nächste Wahl, der fünfte Würfel wurde vorerst beiseitegelegt. „So, und dann machen wir das am besten so …“
Wieder nahm der Jäger das Messer zur Hand, überlegte kurz und ritzte dann vier Buchstaben in die Tischplatte, G wie groß, K wie klein, D wie dunkel und H wie hell, um neben diesen Schriftzeichen Strichlisten führen zu können. Unzählige andere Zeichnungen und Inschriften befanden sich bereits auf dem Tisch – wahrscheinlich war der mal ein paar Fingerbreit höher gewesen, durch die vielen Schnitzereien aber immer dünner geworden –, so dass ein paar mehr nicht weiter schlimm waren. Noch ein paar Striche oberhalb der Buchstaben folgten, so dass sich schließlich neben jedem von ihnen sechs Spalten für die sechs möglichen Ergebnisse befanden.
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das länger dauern könnte“, schmunzelte Thorwyn. „Aber na ja, das Jahr ist noch lang.“ Seine zwei Würfel eröffneten das Spiel und blieben mit einer 6 und einer 3 liegen, so dass er mit dem Messer zwei entsprechende Kerben in den Tisch machte. „Was denn für andere Berufe?“, erkundigte er sich dabei. „Als Bootsbauer hat man hier wohl wirklich nicht so viel zu tun …“

[Gath]

Das Spiel ging los und Thorwyn - so hieß sein Gegenüber, wie er jetzt doch in Erfahrung gebracht hatte - legte gleich mal gut vor: 6 und 3.
Geruhsam nahm Gath seine Würfel in die Hand und würfelte ebenfalls. 4 und 5.
"Das macht dann wohl unentschieden.", stellte er fest.
"Du bist wieder dran, wenn du mir mal schnell das Messer rüber gibst, ich habe keines dabei.", meinte der junge Bootsbauer und machte dann ebenfalls zwei Striche auf - pardon in - die Tischplatte.
"Aber um mal deine Frage zu beantworten: Ich habe mich hier mal als Baumeister versucht und die Wohung beziehungsweise Werkstatt für die Schlosserin, Keala, gebaut. Noch steht sie.", erzählte Gath lachen. "Auch wenn das eine ziemliche Improvisation war, weil ich das eigentlich nicht gelernt habe..."

[Thorwyn]

„Keala ist Schlosserin? Wusste ich gar nicht“, erwiderte Thorwyn und ließ die Würfel über den Tisch rollen, um dann wieder seine Kerben zu machen. „War bloß mal mit ihr auf der Jagd, und mit ein paar anderen Leuten. Aber bei dem Wetter ist es natürlich praktisch, wenn man drinnen arbeiten kann. Wobei es für einen Winter eigentlich gar nicht so kalt ist, wenn man Myrtana gewohnt ist …“
Nachdem Gath wieder gewürfelt hatte, nahm der Jäger erneut seine Würfel zur Hand und warf sie auf den Tisch. Wie Gath wohl darauf kam, ausgerechnet in Schwarzwasser Bootsbauer zu werden? In einer Hafenstadt wie Thorniara bestand doch sicher eine wesentlich größere Nachfrage – vermutlich bestand überall eine größere Nachfrage als hier, auch wenn es zum Meer nicht allzu weit war.
„Na ja, aber wenn das Haus fertig geworden ist, wird es sicher auch noch eine Weile stehen“, kommentierte Thorwyn dann. „Jedenfalls, wenn deine Boote auch schwimmen, wovon ich mal ausgehe. Kann mir bloß nicht vorstellen, dass man hier besonders viele verkaufen kann, in Thorniara oder Setarrif müsste das doch wesentlich besser gehen …?“

[Gath]

"Naja, ich bin ja auch nicht von hier.", meinte Gath und nahm sich wieder die Würfel zur Hand.
"Eigentlich komme ich aus Khorinis, wo ich mein Handwerk auch gelernt habe - das ist eine Hafenstadt, da lohnt sich sowas. Aber dann bin ich dank den Orks nach Vengard. Da konnte man auch gut arbeiten, aber dann wurde ich zum Kriegsflüchtlich, weil der König überall dabei war, Truppen auszuheben um in den Krieg zu ziehen. Dann bin ich über Bakaresh hier auf Argaan gelandet. Und eigentlich auch nicht hier in Schwarzwasser sonder in Setarrif. Aber da lohnt sich das auch nicht wirklich und im Thorniara mache ich wegen dem König einen einigermaßen großen Bogen - auch wenn es eine wirklich schöne Stadt ist. In diesem Dorf bin ich aber gelandet, weil ein paar Freunde von mir aus Setarrif geflogen sind - ähm ja - und die wohnen jetzt eben hier. Und in Setarrif habe ich auch vor allem Baumeister gespielt, sodass das keinen eigentlich keinen Unterschied macht.", erklärte Gath mal in kürzestmöglichser Fassung, und nahm die Würfel wieder von Thorwyn entgegen.

[Thorwyn]

Thorwyn musste wieder grinsen, als Gath erwähnte, dass er aus Khorinis kam. Schon wieder jemand, der auf Argaan lebte, dort aber nicht geboren war; manchmal konnte man wirklich den Eindruck gewinnen, die Insel wäre erst vor ein paar Jahren besiedelt worden, so selten, wie man hier Einheimische traf.
„Mhmmm“, brummte er dann und schaute mit gerunzelter Stirn seine Würfel an, die eine 2 und eine 3 zeigten. Gaths restliche Geschichte klang recht abenteuerlich und verworren, aber der Jäger verstand immerhin, dass der Bootsbauer eben irgendwie vor den Rekrutierungen geflüchtet war – Thorwyn konnte es ihm nicht verdenken, ihn selbst hatte es damals ja auch unfreiwilligerweise erwischt – und es ihn dann hierher verschlagen hatte, wo sich kein König für einen interessierte.
„Klingt glatt ein bisschen nach mir“, erwiderte der Jäger daher nachdenklich. „Ich wurde damals rekrutiert, zum Glück erst gegen Ende des Krieges … so dass ich mich nicht mit Orks schlagen musste. Hinterher sind wir dann auch nach Argaan gekommen, also Leyla und ich … die Heilerin hier. Und ich glaube, hier ist es auch am sichersten, wenn man sich mal die restliche Insel anschaut. In dem Wald westlich von hier treiben sich irgendwelche Orks rum, und woanders bekämpfen sich Rhobar und, ähm … Ethorn.“
Thorwyn pausierte, um ein paar Striche in den Tisch zu schnitzen. „Du willst dann also länger hierbleiben?“

[Gath]

"Leyla kenne ich sogar.", stellte Gath fest. "Ich hatte eine schöne Runde Sumpffieber..."
Meinte Gath und griff sich erstmal die Würfel, da er sich daran gerade nicht umbedingt erinnern wollte.
"Aber egal. Sie war nett, nur mir ging es verdammt dreckig.
Aber das auch für mich zur Zeit einer der Hauptgründe hier zu sein: Der König und dieser Depp in Setarrif, der einen auf Rebell macht und am Ende eh nur etlichen Leuten den Tod bringen wird, sind sich nicht besonders grün. Ich habe das mal ausprobiert, als ich von Setarrif nach Thorniara gelaufen bin... Die haben mich vielleicht schikaniert...
Aber naja, ob ich auf dauer hier bleibe...
Sechserpasch! Das hatten wir heute ja noch gar nicht!", unterbach sich Gath selbst, als die Würfel ein wirklich außergewöhnlich gutes Ergebniss verkündeten.
"Ich bleibe mal so lange hier, bis es mich wieder wo anders hinverschlägt. Das kommt in den letzten Jahren ziemlich oft vor und noch geht es mir erstaunlich gut.
Aber lass uns mal einen Zwischenstand machen: Waren deine Würfel einigermaßen gleichmäßig?"