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Präsidialkabinett

  1. #1 Zitieren
    General Avatar von shaker
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    Hallo Leute,
    ich wollte mal fragen, ob ihr mir einfach mal den SINN eines Präsidialkabinettes erklären könnt.
    Ich habe den Mechanismus verstanden, und ich habe auch gelesen, dass es um kleine politische Spilttergruppen ging, weil es damals noch keine 5-%-Sperre gab, und somit das regieren einer politischen Koalition/Mehrheit nicht möglich war. Aber wie konnte da ein Präsidialkabinett helfen? Oder hat das überhaupt etwas damit zu tun?

    Danke für die Hilfe
    shaker ist offline

  2. #2 Zitieren
    General Avatar von C-SA
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    Du meinst die letzten 3 Regierungskabinette der Weimarer Republik?

    Der Sinn war einfach, dass so die Nationalsozialisten noch aus der Regierung herausgehalten werden konnten.
    C-SA ist offline

  3. #3 Zitieren
    Musketeer
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    Hallo ,

    mehr, als du hier http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidialkabinett findest, weiß ich auch nicht. Der Text beleuchtet aus meiner Sicht auch schön die Hintergründe dieser Wortschöpfung.

  4. #4 Zitieren
    General Avatar von shaker
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    Zitat Zitat von C-SA Beitrag anzeigen
    Du meinst die letzten 3 Regierungskabinette der Weimarer Republik?

    Der Sinn war einfach, dass so die Nationalsozialisten noch aus der Regierung herausgehalten werden konnten.
    Ganz Recht, die meine ich.

    Aber durch die Stellung im Präsidiakabinett bekamen die NSDAP'ler doch eigentlich noch mehr Macht als die normale Regierung, oder?
    Schließlich wurde, wenn dem Reichstag ein Gesetz nicht passte, eine Notverordnung von Präsident und Kanzler (Nationalsozialist) durchgedrückt, die ohne parlamentarische Mehrheit in Kraft treten konnten. Standen die Nationalsozialisten in dieser Machtposition nicht eigentlich über der Regierung? Wieso schenkte man einer antidemokratischen Partei eine solche Macht? Klar, sie wurden demokratisch gewählt, aber sie konnten ja dennoch Gesetze, bzw. Notverordnungen erlassen, oder? Dann war doch der Ausschluss aus der Regierung eigentlich völlig sinnlos, zumal das Präsidialkabinett ja teils über die Köpfe des Reichstages hinweg entschied, oder?

    Ich denke ich habe da etwas fehlverstanden, korrigiert mich bitte wenn etwas nicht stimmt. Ist für einen 14jährigen eben noch recht schwer zu verstehen, aber habt schonmal Dank für eure Antworten.
    shaker ist offline

  5. #5 Zitieren
    General Avatar von C-SA
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    Zitat Zitat von shaker Beitrag anzeigen
    Ganz Recht, die meine ich.

    Aber durch die Stellung im Präsidiakabinett bekamen die NSDAP'ler doch eigentlich noch mehr Macht als die normale Regierung, oder?
    Schließlich wurde, wenn dem Reichstag ein Gesetz nicht passte, eine Notverordnung von Präsident und Kanzler (Nationalsozialist) durchgedrückt, die ohne parlamentarische Mehrheit in Kraft treten konnten. Standen die Nationalsozialisten in dieser Machtposition nicht eigentlich über der Regierung? Wieso schenkte man einer antidemokratischen Partei eine solche Macht? Klar, sie wurden demokratisch gewählt, aber sie konnten ja dennoch Gesetze, bzw. Notverordnungen erlassen, oder? Dann war doch der Ausschluss aus der Regierung eigentlich völlig sinnlos, zumal das Präsidialkabinett ja teils über die Köpfe des Reichstages hinweg entschied, oder?

    Ich denke ich habe da etwas fehlverstanden, korrigiert mich bitte wenn etwas nicht stimmt. Ist für einen 14jährigen eben noch recht schwer zu verstehen, aber habt schonmal Dank für eure Antworten.
    Ein Nationalsozialist als Kanzler kam erst 33 an die Macht und zwar Hitler. Vorher waren es noch "bürgerliche" Kabinette (bei Papen kann man sich schon streiten...), die aber keine Parlamentsmehrheit hatten. Ab 33 (also mit Hitler als Kanzler) gab es eine Mehrheit und zwar aus NSDAP und DNVP. Und dann war sowieso alles vorbei (Stichwort Ermächtigungsgesetz).
    Aber der Wiki-Artikel dazu ist wirklich gut.
    C-SA ist offline

  6. #6 Zitieren
    General Avatar von shaker
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    Zitat Zitat von C-SA Beitrag anzeigen
    Ein Nationalsozialist als Kanzler kam erst 33 an die Macht und zwar Hitler. Vorher waren es noch "bürgerliche" Kabinette (bei Papen kann man sich schon streiten...), die aber keine Parlamentsmehrheit hatten. Ab 33 (also mit Hitler als Kanzler) gab es eine Mehrheit und zwar aus NSDAP und DNVP. Und dann war sowieso alles vorbei (Stichwort Ermächtigungsgesetz).
    Aber der Wiki-Artikel dazu ist wirklich gut.
    Alles klar, dann hab ich das jetzt verstanden.
    Das Präsidialkabinett war also eine Art "Ersatzregierung" wenn es keine Parlamentsmehrheit gab, oder?
    shaker ist offline

  7. #7 Zitieren
    General Avatar von C-SA
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    Zitat Zitat von shaker Beitrag anzeigen
    Alles klar, dann hab ich das jetzt verstanden.
    Das Präsidialkabinett war also eine Art "Ersatzregierung" wenn es keine Parlamentsmehrheit gab, oder?
    Wenn du es so nennen willst. Aber es war schon die "richtige" Regierung.
    Aber genau, ohne Parlamentsmehrheit.
    C-SA ist offline

  8. #8 Zitieren
    General Avatar von shaker
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    Zitat Zitat von C-SA Beitrag anzeigen
    Wenn du es so nennen willst. Aber es war schon die "richtige" Regierung.
    Aber genau, ohne Parlamentsmehrheit.
    Okay, ich hab eben noch ein bisschen was über das Präsidialkabinett geschrieben, bin aber wieder an etwas hängen geblieben. Die Notverordnungen wurden von Hindenburg doch nur durchgedrückt, weil im Parlament keine Entscheidungen für oder gegen ein Gesetz fallen konnten, weil es keine Mehrheiten gab. Richtig?
    shaker ist offline

  9. #9 Zitieren
    Schwertmeister
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    In dem Wikipedia-Artikel hat sich aber so einiges an Propaganda versteckt.

    Weitere Lehren aus der Weimarer Reichsverfassung zog man mit der Einführung der Fünf-Prozent-Hürde im Bundeswahlgesetz, die nur denjenigen Parteien erlaubt ins Parlament einzuziehen, die mindestens 5 % der abgegebenen gültigen Zweitstimmen auf sich vereinigen konnten. Die Regelung soll verhindern, dass kleine und kleinste Splitterparteien die parlamentarische Arbeit erschweren oder unmöglich machen. In der Weimarer Republik waren aufgrund der ideologischen Gräben zwischen den Parteien und der vielen verschiedenen, oftmals kleinen Parteien am Ende keine mehrheitsfähigen Koalitionen mehr entstanden. Mit der 5-%-Klausel wird solches verhindert, da es praktisch nicht dazu kommen kann, dass unzählige Parteien mit z. B. jeweils rund zehn Abgeordneten in den Bundestag einziehen. In der Weimarer Republik war das gang und gäbe.

    Die demokratischen Parteien in Weimar hätten leicht Mehrheiten bilden können, wenn sie es denn gewollt hätten - zumal die kleineren Parteien oft nur Flügel der größeren waren, die sich aus Unzufriedenheit abgespalten haben. Sie haben einfach vollkommen versagt, was auch der Konsenz der Geschichtswissenschaft ist und durch ihr Versagen Extremisten die Tore geöffnet.


    Der Artikel suggeriert allerdings, dass dieses u.a. an einer Parteienzersplitterung gelegen hätte und rechtfertigt damit nachträglich die 5%-Hürde im Bundesgebiet(!!!!), die weder im Grundgesetz, noch in der BRD vorgesehen war und erst später eingeführt wurde, um kleine Parteien den Weg in den Bundestag (und damit zu Macht, Posten, Bekanntheit und Geld) zu versperren.


    Wie wenig Sinn das Argument hat, sieht man hier:


    Die erste Bundesregierung 1949 bildete eine 4er-Koalition aus CDU, CSU, DP und FDP, bei 11 im Bundestag vertretenen Parteien und 3 unabhängigen Kandidaten und wirklich instabil war das nicht und wäre es auch nicht. Dafür hätte man heute zu viel zu verlieren, was es in der Weimarer Repulblik so nicht gab.....man denke nur an Diäten, Nebenjobs, staatliche Parteienfinanzierung usw...
    Grinserchen ist offline

  10. #10 Zitieren
    General Avatar von shaker
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    Zitat Zitat von Grinserchen Beitrag anzeigen
    In dem Wikipedia-Artikel hat sich aber so einiges an Propaganda versteckt.




    Die demokratischen Parteien in Weimar hätten leicht Mehrheiten bilden können, wenn sie es denn gewollt hätten - zumal die kleineren Parteien oft nur Flügel der größeren waren, die sich aus Unzufriedenheit abgespalten haben. Sie haben einfach vollkommen versagt, was auch der Konsenz der Geschichtswissenschaft ist und durch ihr Versagen Extremisten die Tore geöffnet.


    Der Artikel suggeriert allerdings, dass dieses u.a. an einer Parteienzersplitterung gelegen hätte und rechtfertigt damit nachträglich die 5%-Hürde im Bundesgebiet(!!!!), die weder im Grundgesetz, noch in der BRD vorgesehen war und erst später eingeführt wurde, um kleine Parteien den Weg in den Bundestag (und damit zu Macht, Posten, Bekanntheit und Geld) zu versperren.


    Wie wenig Sinn das Argument hat, sieht man hier:


    Die erste Bundesregierung 1949 bildete eine 4er-Koalition aus CDU, CSU, DP und FDP, bei 11 im Bundestag vertretenen Parteien und 3 unabhängigen Kandidaten und wirklich instabil war das nicht und wäre es auch nicht. Dafür hätte man heute zu viel zu verlieren, was es in der Weimarer Repulblik so nicht gab.....man denke nur an Diäten, Nebenjobs, staatliche Parteienfinanzierung usw...
    Alles klar, danke für den Hinweis. Wikipedia ist bei sowas manchmal wirklich nicht unbedingt die zuverlässigste Informationsquelle, das ist vor allem bei der Geschichte und Entstehung des III. Reichs so. Also, nochmals danke.

    Jetzt hab ich allerdings immernoch 2 Fragen die ich aus dem Text nicht richtig herausfiltern kann, tut mir leid.

    I. Der Präsident und der Kanzler drückten Notverordnungen nur durch, wenn das vorgeschlagene Gesetz dem Reichstag nicht passte, oder?
    II. Präsidialkabinette brauchten eine Zustimmung vom Parlament??? Das habe ich in dem Artikel über Brüning gelesen, ich zitiere mal wörtlich aus dem Wiki-Artikel.

    "Nach der Reichstagswahl 1930, bei der die NSDAP sich von 2,6 auf 18,3 Prozent verbesserte,[1] entschied sich die SPD, Brüning als das kleinere Übel gegenüber Adolf Hitler zu tolerieren, um die in Preußen noch bestehende Weimarer Koalition zu schützen"

    Ich dachte das Kabinett wurde nur von Hindernburg, also vom Präsidenten ausgewählt? Das Parlament konnte also doch Einfluss auf den Posten des Kanzlers nehmen, oder wie?

    Danke für die Hilfe!
    shaker ist offline

  11. #11 Zitieren
    Provinzheld Avatar von Fullskilllucker
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    Hab da heute Klausur drüber geschrieben -.-

    Also, die Präsidialkabinette kamen zustande als die letzte von Hermann (?) Müller geleitete große Koalition an einem Streit um die Arbeitslosigkeit zerbrach. Da sich daraufhin keine regierungsfähige Mehrheit finden konnte, musste eine Alternative gefunden werden. Daraufhin setzte von Hindenburg als Reichspräsident mithilfe von Art./§ (?) 53 einen neuen reichskanzler ein. Da der ja logischerweise keine Mehrheit im Parlament hatte (hat sich ja keine gefunden xD) konnte dieser auch keine gesetzte auf dem "normalen" Weg verabschieden , also über das parlament. Stattdessen wurden diese von Hindenburg über Notverordnungen durchgesetzt. Als Neuwahlen wieder keine Mehrheiten ergab, kam es wieder zu keiner Verbesserung/veränderung der Situation. Stattdessen wuchs die UNzufriedenheit der Bevölkerung und diese begann "extremer" zu wählen. Also KPD und NSDAP und co. Dadurch wurde die Situation immer schlimmer, da keine Mehrheiten mehr möglich waren, ohne die extremen zu beteiligen. ALs die Nazis schließlich nahe an der absoluten mehrheit waren und zusammen mit der Dvp und der DNVP eine Mehrheit hatten, MUSSTE Hindenburg Hitler zu Reichskanzler ernennen, da es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine vom Parament legitimierte Regierung war. Und wo das Hingeführt hat wissen ja alle...

    Noch Fragen? bin jetzt glaub ich teilweise an deiner Frage vorbeigschossen, aber ich hoff trotzdem zurm Verständnis beigetragen zu haben ;D
    Fullskilllucker ist offline

  12. #12 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von necate
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    Zitat Zitat von Grinserchen Beitrag anzeigen
    In dem Wikipedia-Artikel hat sich aber so einiges an Propaganda versteckt.
    Die demokratischen Parteien in Weimar hätten leicht Mehrheiten bilden können, wenn sie es denn gewollt hätten - zumal die kleineren Parteien oft nur Flügel der größeren waren, die sich aus Unzufriedenheit abgespalten haben. Sie haben einfach vollkommen versagt, was auch der Konsenz der Geschichtswissenschaft ist und durch ihr Versagen Extremisten die Tore geöffnet.
    Das stimmt so nicht. Das erste Präsidialkabinett von Brüning hätte durchaus noch verhindert werden können, die antidemokratischen Partein hatte zu diesem Zeitpunkt noch nur ein drittel der stimmen erhalten, nach den Reichstagswahlen im juni 1932 hatten die NSDAP und die KPD zusammen eine Mehrheit, es konnte somit keine Regierung ohne eine dieser Parteien mehr gebildet werden. Der erste Kanzler der danach wieder einen Mehrheit im Reichstag hinter sich hatte war Hitler.
    necate ist offline

  13. #13 Zitieren
    Deus Avatar von Lemimus
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    Okay, dann bleibt offen, ob Brüning Deutschland absichtlich oder versehentlich "in die Scheiße geritten" hatte. Nach außen hin ein Großmaul, intern aber einer, der so unsichere und schwache Politik unter dem ebenfalls recht diktatorischen Paul von Hindenburg gemacht hatte, dass Hitler nur mit dem Finger schnippsen musste, um Deutschland und Preußen unter den Nagel zu reißen. War das nicht so? Ich meine, das ist lange her, dass ich das in der Schule gelernt habe.
    [SIZE="4"] Binger sind Pinscher![/FONT]

    Leute, liest ein Buch! Das Internet ist sowieso schon kaputt genug, durch die vielen Quarantänemaßnahmen! Lasst auch den Armen das Recht auf ein BISSCHEN Internet! Ich blockiere hier gar nichts! IHR TUT DAS!!!!
    Lemimus ist offline

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