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Ein wenig vor sich hin summend durchquerte Thorwyn die Ortschaft, wie so oft auf direktem Wege zur Heilkammer, nachdem er einen Großteil des Tages in den umliegenden Sümpfen verbracht hatte, gemeinsam mit einem anderen Jäger. Nicht allzu weit von Schwarzwasser entfernt hatten sie Spuren ausfindig gemacht, die womöglich von Snappern oder ähnlichen Tieren stammten, doch die Fährte hatte nach einer Weile wieder von der Siedlung weggeführt, so dass momentan wohl keine Gefahr bestand. Dennoch war es sicher gut, die Sache im Auge zu behalten.
Wonach riecht es denn hier?, wunderte sich der Jäger, als er die Heilkammer fast erreicht hatte und einen intensiven Geruch wahrnahm, der weder besonders gut noch besonders schlecht war. Er war halt einfach da. Beim Betreten des Raumes hatte er allerdings keine Gelegenheit, Leyla zu fragen, denn diese empfing ihn gleich mit einem Kuss und stellte ihm Griffin vor.
„Äh, hallo“, sagte Thorwyn automatisch, hielt dem Fremden die Hand hin und begrüßte auch den ebenfalls anwesenden Bartimäus mit einem Nicken und einem Lächeln. „Ihr … kennt euch?“, fragte er dann und konnte sich erst einmal anhören, wer Griffin war und wie er hierherkam. „Aaahaa …“, drang es dann langam aus dem Mund des Jägers, während er darum bemüht war, geistig mit der Erzählung Schritt zu halten. Dass Griffin aus Silden kam, jahrelang verschwunden war und jetzt zufällig hier wieder auftauchte, war schon merkwürdig genug; dass er zusätzlich dazu eine ganze Weile als … eine Art Tier herumgelaufen war, war schon irgendwie zu viel des Guten.
„Dann, ähm … tschuldigung für den Speerstich“, sagte Thorwyn in Ermangelung einer besseren Idee und erlaubte sich ein Grinsen in Richtung einer der Wunden, die Griffins Körper zierten. „Ging aber leider nicht anders, du warst gerade dabei, Bartimäus zu töten, glaube ich.“
Etwas seltsam fühlte er sich schon in Gegenwart dieses Menschen, der erst vor kurzem der Jagdgruppe so gefährlich geworden war. Andererseits waren ihm nun offenkundig die meisten Haare ausgefallen, er bewegte sich wie ein normaler Mensch, sprach ganz gewöhnlich und bereitete anscheinend auch Leyla und Bartimäus keine Sorgen, so dass Thorwyn versuchte, in Griffin nicht das wilde Tier zu sehen, als das er ihn kennengelernt hatte. Angesichts der körperlichen Veränderungen klappte das auch ganz gut.
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Die Behandlung durch die junge Frau war augenscheinlich abgeschlossen und gar nicht so schmerzhaft gewesen wie Griffin es sich vorgestellt hatte. Insbesondere die Tatsache, dass all die merkwürdigen Werkzeuge und die blubbernden Flüssigkeiten und dünnen Glasbehältern nicht zum Einsatz gekommen waren, hatten ihn sehr beruhigt. In Gedanken hatte er sich immer wieder vorstellen müssen, wie Leyla mit einem dieser... Dinger in seinen Wunden rumpulte. Keine Angenehme Vorstellung.
Das, was Griffin an diesem heutigen Abend jedoch noch mehr überraschte, war wohl die Tatsache, dass sich in seiner Abwesenheit einiges getan hatte. Immerhin stellte Leyla ihm den Neuankömmling als Thorwyn vor und gab ihm einen Kuss. Einen Kuss! Die kleine Leyla. Küsst jemanden! Gestern noch hatten sie sie aus den Händen einiger Nomaden retten müssen und jetzt küsste sie schon einen Mann. Griffin staunte nicht schlecht, hatte aber während der erzählungen der Anderen genug Zeit gehabt sich zu fassen.
»Scheint mir ja fast so, als hätte so gut wie jeder hier mal auf mich eingestochen.«, scherzte der Braunhaarige und musterte interessiert den Verband, der jetzt seinen Oberarm und seine Schulter bedeckte. Stand ihm gar nicht schlecht. »Und, öh...« Neugierig grinste er erst zu Leyla und Thorwyn und dann zu Bartimäus, der mittlerweile etwas näher getreten war. Während anfangs noch rege Betriebsamkeit geherrscht hatte, war das Gespräch urplötzlich abgeklungen und sie standen stumm starrend im Halbdunkel der kleinen Heilkammer. »Kann mir jemand ins Hemd helfen?« Breit grinsend erhob er sich und hob das hässliche Hemd in die Luft. »Und danach sollten wir was Witziges machen.«
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Diesen Griffin hatten sie wirklich ganz schön zugerichtet, das wurde durch die gut sichtbaren Verbände eher betont als verdeckt. Aber sie hatten keine Wahl gehabt, mit seiner unbändigen Kraft – Thorwyn fragte sich im Stillen, wie viel davon jetzt noch übrig war – war er schließlich eine echte Gefahr gewesen, bis Leyla es geschafft hatte, ihn mit einigen Schlingpflanzen zu überwältigen. Aber die Wunden würden heilen, und so kam hoffentlich bald alles wieder in Ordnung.
Nachdem es gelungen war, Griffin wieder in sein reichlich enges Hemd zu helfen, das ganz sicher nicht für ihn geschneidert worden war, kratzte der Jäger sich unschlüssig am Kopf. Offensichtlich brauchte nicht nur er einen Schneider, der sich um sein von Maris zerrissenes Hemd kümmerte, aber wenn es hier einen gab, war der um diese Stunde sicher nicht mehr aufzutreiben. Stattdessen musste Thorwyn sowieso …
„Erst mal was essen.“ Unterwegs war er gar nicht dazu gekommen, eine größere Mahlzeit zu sich zu nehmen, hatte nur ab und zu ein paar Bissen hinuntergeschlungen, um den Magen zu beruhigen, aber jetzt meldete dieser sich wieder zu Wort, so dass der Jäger in seinem Gepäck nach dem Trockenfutter kramte, das er mitgenommen hatte, und sich gleich eine Handvoll Pökelfleisch mit Zwieback in den Mund schob.
„Heute?“, brachte er dann mit einem Gähnen hervor und dachte mit Grauen daran, dass er am nächsten Tag würde aufstehen müssen. Aufstehen! „Ich fürchte, ich kann dann nur noch ins Bett und … ähm, und so. Muss morgen wieder in den Sumpf.“ Konzentriert pulte Thorwyn mit der Zunge zwischen den Zähnen herum, bis er an den Essensrest gekommen war, der sich dort verfangen hatte. „Und könnte vorher was über die Insel erzählen“, fuhr er fort, während er Griffin nachdenklich beäugte. Wie viel wusste er von diesem Ort, wenn er sich in der Zeit davor in diesem eigenartigen Zustand befunden hatte? „Wie sie aussieht und wer da lebt und so … weiß nicht, wie viel du schon weißt …“
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"Öh... Ach, bring mal zwei Kräuterbier..." gab der Templer, welcher sich auf seinem "Haupmannsplatz", einem Stuhl am Ende einer langen Tischreihe niedergelassen hatte als Bestellung auf. Manon hindessen hatte sich zu seiner Linken niedergelassen und saß nun mit dem Rücken zur Wand. Kluge Entscheidung, zumindest wenn die Taverne voll gewesen wäre. So wurde man bei vollem Haus zumindest nicht von irgendwelchen Trunkenbolden angerempelt. Aber nun war es relativ egal. Warum sinnierte er überhaupt darüber? Vermutlich einfach, weil ihm gerade nichts besseres durch den Kopf ging. Er musterte sie einen Augenblick. Und bei genauerer Überlegung fiel ihm ein, dass er nicht einmal wusste, was seine Wächter abseits ihrer Dienstzeiten so trieben. Natürlich war das Angelegenheit jener, aber ein wenig Intresse zeigen war nie falsch. Außerdem war das sicher eine kleine Ablenkung für Manon. So musste sie nicht ständig an ihre Tierchen denken... Das war zumindest der Plan.
"Erzähl doch mal... Was treibst du so abseits deiner Dienstzeiten? Also, wie vertreibst du dir deine freie Zeit?"
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Gähnend streckte Griffin seinen unbandagierten Arm von sich und musterte die verschwommenen Umrisse der drei Personen im Raum, bevor er sich die tränenden Augen rieb, um wieder klar sehen zu können. Als er die Augen öffnete, durfte er amüsiert beobachten, wie das Gähnen die Runde machte und nun auch Bartimäus und Leyla damit begannen. Einen wirklich wachen Eindruck machte keiner der Vier mehr. »Vielleicht...« Mit einem besonders langen Gähnen unterbrach der Braunhaarige sich selbst. »... sollten wir für heute dann doch Schluss machen.«
Ein allgemein zustimmendes Murmeln ging durch die Reihen, bevor sie sich alle freundlich, aber zügig verabschiedeten. Jeder wollte in sein Bett, immerhin war es relativ spät geworden.
Nur wenige Augenblicke stapfte der junge Braunhaarige alleine über die Planken Schwarzwassers davon. Die kühle Nachtluft fuhr ihm unter die eng anliegende Kleidung und ließ ihn gelegentlich leicht frösteln. Sein Blick war träumerisch gen Himmel gerichtet und seine Gedanken schweiften weit ab. Kreisten um all die schönen Erinnerungen, die er in Silden verbracht hatte. Er dachte an all die Freunde, die er in der Waldstadt gemacht hatte, erinnerte sich an die Menschen, die er geliebt und die ihn geliebt hatten wie jemand aus ihrer eigenen Familie.
Als er den Kopf senkte, um durch die kleine Öffnung in seinem Käfig zu gelangen, war er in Gedanken wieder in Vergangenheit, diesmal aber in der nahen. Er erinnerte sich daran, was er an seinem ersten Tag als Mensch hier in Schwarzwasser erlebt hatte. Was er erfahren und getan hatte. Und wie freundlich ihm begegnet wurde. In gewisser Weise erinnerte ihn diese Freundlichkeit an Silden. Und vielleicht... vielleicht lebte ja ein Teil des Sildener Geistes in dieser kleinen Stadt irgendwo auf einer Insel im Süden weiter?
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05.01.2012 01:31
#226
"Faulenzen..." Manon grinste ihn schief von der Seite an. Was sollte man hier auch sonst groß machen?
"Naja... wenn ich interessante Bücher in die Finger kriege, lese ich... oder ich gehe spazieren... oder ich mache Übungen.... helfe einigen Leuten..... oder.... ich beschäftige mich mit den Eichhörnchen...," Sie starrte auf ihre Finger, mit denen sie unruhig herum spielte. Sie wusste, dass sie die Eichhörnchen jetzt nicht finden würde. Die beiden hatten bestimmt irgendwo einen Schlafplatz gefunden und würden vor Morgen nicht hinaus kommen.
"Und was treibt der Hauptmann so, in seiner Freizeit?" versuchte sie sich schließlich ab zu lenken und sah ihn an.
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Fettnäpfchen! Natürlich verweilte sie sich mit ihren Eichhörnchen wenn sie mal Luft hatte... Vorausdenken war um diese Uhrzeit nicht immer seine Stärke, aber nun gut... Mittlerweile war das Bier angekommen, an welchem der Templer genüsslich nippte. Schmeckte etwas abgestanden, aber besser als gar nichts. So kam der Krautgeschmack besser zum Vorschein, welcher in diesem Zustand schon fast etwas fruchtig wirken konnte. Als er den Humpen dann absetzte überlegte er kurz. Was tat er denn so in seiner Freizeit?
"Naja, ich kümmere mich darum, meinem Ziel näher zu kommen und übe so oft es geht an der Klinge... Hin und wieder sitze ich in der Taverne und trinke etwas mit den anderen Wächtern, oder ich gehe am Strand angeln... Und, aber eher selten spiel' ich eben auf meiner Gitarre, wie du ja schon gesehen hast... Naja und Faulenzen muss auch immer wieder mal sein!" er zuckte kurz mit den Schultern und überlegte noch einmal. Aus mehr bestand sein Tagesablauf eigentlich nicht, wenn er denn mal seine Ruhe hatte. Naja, da waren noch seine Erkundungstouren in den Sümpfen, aber die würde er nun nicht unbedingt an die große Glocke hängen, sonst wäre das Gerede nach Schätzen bald wieder groß. Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit bis irgendwelche Glücksritter dem Schatz des Drachentöters nachjagen würden... Noch einmal lehnte er sich zurück und führte sich den Humpen näher. Oh, Geschenk des Schläfers in seiner Reinheitsform! Wie gut es doch war!
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So konnte sich das Blatt wenden. Zuerst waren sie noch Jäger und Gejagter (wobei da die Rollen nicht ganz so klar verteilt waren) und jetzt waren sie Heilerin und Patient. Aber nicht nur das, die beiden kannten sich offenbar sogar, worüber sich auch Bartimäus freute. Jetzt war seine Geschichte vonwegen das Waldvolk wäre nach Tooshoo gezogen nicht nur leere Worte, sondern er konnte auch sehen, dass es hier tatsächlich Leute gab, die er kannte.
Was ihm dann jedoch weniger gefallen hatte, war die plötzliche Geheimnistuerei! Zwei ältere Mitglieder des Waldvolks trafen aufeinander und plötzlich war eh nicht mehr der Jäger, Waldläufer oder gar Retter, sondern der Neue, dem die Geheimnisse noch nicht zu Teil werden durften. Man konnte es Griffin nicht vorwerfen, schließlich kannte er Bartimäus ja wirklich kaum, doch seine Neugierde schrie förmlich danach, alles hören zu wollen. Aber er würde sich gedulden müssen, bei Cécilia hatte es auch eine Weile gedauert bis sie ihm das Geheimnis des Druidentum anvertraut hatte. Auf jeden Fall war an diesem Abend nicht der passende Zeitpunkt gewesen dem weiter nachzugehen und nachdem Griffin versorgt gewesen war, hatten sich ihre Wege auch schon wieder getrennt und alle machten sich auf den Weg ins Bett.
Erst am nächsten Morgen kam Barti der Gedanke wo Griffin denn dann untergekommen war. Scheinbar war er am Vorabend schon so müde gewesen, dass er ganz darauf vergessen hatte sich um einen Schlafplatz für ihn zu kümmern. Eine Zeit lang hatte er dann noch die Hoffnung er hätte sich selbst irgendwo gut untergebracht, als er dann jedoch plötzlich sah, dass der Verletzt eine weitere Nacht in dem Käfig geschlafen hatte, als wäre er immer noch ein wildes Tier, überschlugen sich seine Schuldgefühle.
"Bewahre, Griffin! Hast du wirklich da drinnen geschlafen? Warum hast du denn nichts gesagt? Es wäre überhaupt kein Problem gewesen dir ein richtiges Bett zu organisieren! Oder du hättest bestimmt auch einfach in der Heilkammer bleiben können. Tut mir Leid, dass ich nicht selbst daran gedacht habe!"
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»Hallo, Barti.« Bewusst deutlich betonte der junge Braunhaarige die kurze Begrüßung, ehe er sich mit einem freundlichen Lächeln durch die kleine Öffnung in dem Käfig hinauszwängte. Schmerzlich musste Griffin feststellen, dass sein Kopf anscheinend zu hoch gewesen war, denn mit einem dumpfen Klonk! stieß er mit der Stirn kräftig gegen eine verbogene Metallstrebe. In Gedanken verfluchte er den merkwürdigen Fremdling dafür, dass er nicht wenigstens eine größere Öffnung geschaffen hatte. »Pff, Betten. Wird doch alles überbewertet« Mit gespielter Abneigung schüttelte er den Kopf. »Es war schon spät und ich habe selbst nicht mehr wirklich daran gedacht.«, log der Braunhaarige mit einem Schulterzucken. Wohlwissend, dass er durchaus an ein weiches, warmes Bettchen irgendwo in Schwarzwasser gedacht hatte. Er wollte jedoch niemandem zur Last fallen, nicht noch mehr, als es sowieso schon der Fall gewesen war. Außerdem - und in diesem Punkt hatte er nicht gelogen - waren sie alle ziemlich müde gewesen.
»Muss dir also überhaupt nicht leidtun.« Mit einem freundlichen Ausdruck klopfte er dem jungen Mann aufmunternd auf die Schulter. »Aber vielleicht könntest du mir heute ein bisschen von Schwarzwasser zeigen? Ich will ja schließlich nicht ewig einen Führer durch das kleine Örtchen brauchen. Immerhin bin ich schon ein großer Junge.« Grinsend rieb er sich die schmerzende Stirn.
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Jetzt wo Griffin es so betonte, fiel dem Waldläufer auf, dass er ihn vielleicht wirklich etwas wie ein kleines Kind behandelt hatte und ihm bei jedem Handgriff helfen wollte. Andererseits wollte er nur hilfsbereit um sein Gewissen zu beruhigen, dass er den Mann angegriffen und tagelang eingesperrt hatte.
"Die Zeit im Käfig hat wohl mehr Schaden angerichtet als gedacht," begann er zu scherzen, "dir gefällt dein Gewand, du ziehst den Käfig einem warmen Bett vor, was kommt wohl als nächstes?"
Wahrscheinlich würde er sein Fleisch lieber roh essen oder lieber mit Affen als mit Menschen flirten oder sowas. Dann würde er aber wirklich Hilfe brauchen!
"Aber klar kann ich dir Schwarzwasser zeigen! Wobei... so viel zu sehen gibt es dann auch wieder nicht. Tooshoo, der große Baum, ist dir ja wohl schon aufgefallen. Wegen ihm sind wir eigentlich hier, aber die... Druiden rätseln wohl immer noch an seinen Geheimnissen herum."
Instinktiv stockte er einen Moment bevor er vor einem mehr oder weniger Fremden von den Druiden sprach, doch er hatte behauptet Waldläufer gewesen zu sein, kannte Leyla und hatte mit ihr auch höchst wahrscheinlich über irgendwelchen waldvölkischen Geheimnisse geredet, also musste er wohl auch darüber Bescheid wissen.
"Wenn du willst können wir hinauf, da drinnen sind noch einige Räume und man hat ne tolle Aussicht. Vorausgesetzt du bezeichnest Sumpf als toll."
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Lehrling
Auf der Sumpfkrautplantage
War das ein Leben!
Aber war das überhaupt ein Leben?
Der junge dunkelhäutige Jäger von der Insel Torgaan lebte nun schon seit Monaten auf der Insel Argaan bei dem großen, geheimnisvollen Baum im Sumpf im Süden der Insel. In einem großen, weißen Tuch, welches er bei seiner Ankunft bekommen hatte, bekleidet und mit einem großen Korb ausgestattet lief er tagsüber durch die Felder der Sumpfkrautplantage und erntete fleißig die Pflanzen. Ab und an brachte er die Ernte dann zu den Krautstampfern und am Abend setzte er sich ans große Feuer, rollte sich und der Gemeinschaft ein paar Stängel und verließ für den Rest des Tages diese Sphäre. Vollkommen zugedröhnt schlief er dann am Feuer ein, um bei Sonnenaufgang wieder seinen Korb zu nehmen und sich auf das weite Feld der Sumpfkrautpflanzen zu wagen, um fleißig zu sammeln.
Das war mittlerweile das Leben des jungen dunkelhäutigen Jägers von Torgaan. Gejagt hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr, ihm war auch gar nicht danach. Das Sumpfkraut war außerdem viel wichtiger. Und schöner. Das tat niemandem weh.
Natürlich gab es ab und zu einige brenzlige Situationen, besonders mit den ekligen Blutfliegen, doch bisher waren die Wächter der Gemeinschaft immer rechtzeitig zur Stelle gewesen.
Mittlerweile hatte Msimba, so war der Name des Dunkelhäutigen Hühnen, der einmal Jäger war und von der Insel Torgaan stammte, fast vergessen, wo er herkam und warum er hier war. Daran erinnerte er sich nur, wenn er nachts schlecht geträumt hatte. Doch dann drehte er sich schnell einen Stängel und schon war alles wieder schön.
In der Gemeinschaft war er mittlerweile auch angekommen. Oder besser, man hatte sich an den schweigsamen Schwarzen gewöhnt. Schließlich drehte er die Stängel und machte keinen Ärger. Natürlich kam es vor, dass er angesprochen und gefragt wurde, warum er denn so still sei. Doch dann lächelte er einfach und machte weiter, mit dem, was er sowieso tat. Rauchen und sammeln, Stängel drehen und rauchen. Niemand hatte damit ein Problem und falls doch, so hatte es Msimba noch nicht bemerkt. Und solange das nicht der Fall sein würde, hatte Msimba auch kein Problem. Ihm ging es gut, er fühlte sich wohl und er liebte es, die Sphäre des Irdischen zu verlassen um mit dem Kraut eins zu werden.
Wenn das kein Leben war, was dann?! Msimba wollte einfach nichts anderes mehr machen...
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Für einen Moment wäre der ehemalige Hüter fast aus seinen hässlichen Sandalen gefallen, als er die Tragweite dessen begriff, was Bartimäus ihm da so zwischendurch auftischte. Das freundliche Grinsen auf seinem Gesicht wich einem erstaunten und nachdenklichen Ausdruck, während er sich nachdenklich über die kurzgeschorenen Haare auf seinem Kopf rieb. Druiden. Hier?, schoss es ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich an das gestrige Gespräch mit Bartimäus, in dem dieser darüber berichtet hatte, wie ein Teil der Sildener Bevölkerung auf die Insel übergesetzt hatten.
Ein Teil! Der Braunhaarige hätte große Lust gehabt sein Gegenüber zu schlagen dafür, dass er so undeutliche Angaben gemacht hatte. Gleichzeitig wollte er aber auch sich selbst ohrfeigen dafür, dass er nicht weiter nachgefragt hatte.
»Du meinst... Druiden? Hier? Was... Wie... Krieger? Wie viele?«, stammelte Griffin halblaut, während er noch immer in seine eigenen Gedanken versunken Bartimäus ansah. Auch sein Lächeln wich nun einem fragenden Blick. Er schien gar nichts mehr zu verstehen. »Es sind Druiden hier? Aus Silden?« Die Stimme des Braunhaarigen klang nun sicherer und er sprach zusammenhängend.
Ein kurzes, verwundertes Kopfnicken von Bartimäus folgte. »Ja, sicher. Habe ich dir doch eben gesagt.«, berichtete er lächelnd und musterte er Griffin. »Wie viele? Gibt es noch andere? Krieger? Wo?« Wieder schweiften die Gedanken des ehemaligen Hüters weit ab. All die Bilder seiner gefallenen Freunde und Bekannten wich der Vorstellung von prächtigen Feiern, Saufgelagen und Festlichkeiten hier in Schwarzwasser. Mit all den Leuten, die er kannte und liebte. Hoffnung keimte in dem Hüter auf.
»Ja!«, pltzte es mit einem Mal aus ihm heraus und ein breites, hoffnungsvolles Grinsen legte sich wieder auf seine Züge. »Ja, ich will auf jeden Fall da hoch!«
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Diesmal verstand die Aufregung nicht so ganz. Er hatte doch gesagt, dass das Waldvolk hier her gekommen war und da gehörten Druiden genauso dazu wie Waldläufer oder auch Leyla, die er ja gerade schon gesehen hat, doch offenbar wusste er nicht, dass sie eine war. Er war sich unsicher, ob er ihn darauf hinweisen sollte, ließ es dann aber lieber doch bleiben.
Etwas verwirrt setzte er dann zur Antwort an.
"Ich sagte doch, dass das Waldvolk hier gekommen war, da hatten Druiden für mich einfach dazugehört. Noch dazu wo ich dir ja auch von der Vision erzählt habe, damit fangen die wohl am meisten an. Aber wie viele... genau Zahlen kann ich dir keine nennen... einige. Leyla zum Beispiel war ja auch aus Silden. Und ja, Krieger sind auch hier. Ryu hatte ich ja schon erwähnt, oder Jarvo, Artifex, Ornlu, Suzuran. Ich kann dir auch noch ein paar andere Namen an den Kopf werfen wenn du magst, doch von vielen Leuten weiß ich nur, dass ich sie einmal hier gesehen habe, ob sie jetzt im Moment gerade hier sind, kann ich natürlich nicht garantieren."
Diesmal wollte er gar nicht erst versuchen Griffin zu beruhigen, denn es war verständlich, dass er sich freute bekannte Gesicher wieder zu sehen, außerdem war es ja nicht schlecht, wenn er Vorfreude hatte. Barti hoffte nur, dass er nicht eine ganz bestimmte Person wieder sehen wollte, die dann nicht mehr hier war oder gar an der Pest oder den Kämpfen um Silden gestorben war.
"Na dann los!", meinte er nur und steuerte auf die Stufen zu. Die Wächter schauten zwar skeptisch, ließen den Waldläufer und dessen Begleitung dann aber passieren.
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Als der junge Braunhaarige dicht hinter Bartimäus die hölzernen Stufen innerhalb des praktisch hohlen Baums hochstapfte, staunte er nicht schlecht. Sein Blick schweifte durch den von Fackeln und magischen Lichtern erhellten Baum. Immer wieder tanzten kleine und große Schatten an den Innenwänden entlang. Ein buntes Gemisch unterschiedlichster Töne, Stimmen und Geräusche untermalte die geisterhafte Atmosphäre im Inneren des Baumes.
»Das ist... fantastisch!« Dem Braunhaarigen fehlten die Worte, als er für einen Augenblick die Augen von den tanzenden Schemen nahm, um zu Bartimäus zu blicken. Er erkannte deutlich das wissende Grinsen auf den Zügen des jungen Mannes, als wolle er sagen Ich weiß..
Wieder ließ er den Blick durch den hohlen Baum wandern. Er legte den Kopf so weit in den Nacken, dass ihm dieser bald schon weh tat. Überall über ihnen verzweigten sich Treppenabschnitte und kleine Aushöhlungen. Es erschien ihm wie ein Irrgarten aus Holz, der sich augenscheinlich senkrecht bis in den Himmel schraubte. Ein buntes Treiben winzig wirkender Menschen wuselte über die vielen Treppen oder flitzte unruhig in den kleinen Öffnungen umher. Neugierig blieb der Braunhaarige stehen und wagte einen vorsichtigen Blick über den Rand der Treppenstufen, der ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlug. Er wagte es nicht, einen Schritt auf den Abgrund zuzumachen und presste sich eng an die Innenwand des Baumes. Mit vorsichtigen, aber schnellen Schritten machte er den Abstand zu Bartimäus wieder wett, der zielsicher eine der oberen Öffnungen des Baums ansteuerte.
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Es war warm. Behaglich warm, im Grunde genommen ganz angenehm, wenn da dieser Geruch nach Rauch nicht wäre, dieses kratzige Aroma in der Luft, dass einem einfach jeden tiefen Atemzug vermieste. Er hatte nicht einmal eine besondere Note, etwas Einzigartiges, das ihn ausmachte, wie dieser süßlich-herbe Duft, wenn man aus Zucker Karamell machte, nein, eigentlich war er nur im höchsten Maße rau und unangenehm.
Das Wasser war da ganz anders. Wie ein See breitete es sich vor Idun aus und sanfte Wellen schwappten in einem regelmäßigem Rhythmus gegen seinen Rand. Zwar war es nicht wirklich klar – kleine, ölige Kreise benetzten seine Oberfläche – aber man konnte doch einigermaßen sein Spiegelbild darin erkennen. Vorsichtig ließ er einen Finger über die Flüssigkeit gleiten und versuchte sein Ebenbild zu berühren, aber es verschwamm bei jedem Versuch zu einem unglücklichem Zerrbild. Stattdessen hielt er nun inne und streifte mit seiner Hand über sein eigenes Gesicht, die Bewegung im Wasser mit den Augen verfolgend.
Die Schürfwunden und Kratzer, die er sich bei seinem vergangenen Ausflug zugezogen hatte waren gut verheilt und nur noch als Schorf auf seiner Haut zu erkennen. Bei seinem verschwommenen Spiegelbild sahen sie aus wie Narben, über lange Zeit entstanden und für noch längere Zeit sein Begleiter. So mutete sein Gesicht seltsam draufgängerisch und wagemutig an. Über einer Wunde blieb sein Finger hängen und Idun versuchte den Belag von seiner Haut zu entfernen, auch wenn jeder fehlgeschlagene Versuch schmerzte. „Warum machen wir das? Wir wissen, dass es nicht gut für uns ist, aber wir können trotzdem nicht aufhören, an unseren Wunden zu kratzen.“
Energisch ließ der Waldläufer von seinem Gesicht ab und der Arm landete ungeschickt im Wasser, sodass der See über seinen Rand schwappte.
» He, mach hier nicht so ’ne Sauerei auf der Theke! «
Idun schüttelte seine nasse Hand. Erstaunlich zu was ein Teller Suppe mit ein wenig Fantasie werden konnte. „Muss wohl am Licht liegen.“
Die Suppe war natürlich längst kalt, aber das hielt den Waldläufer nicht davon ab, seinen grummelnden Magen mit den Resten zu befriedigen. Gut besucht wie immer, entwickelte sich in der Sumpflilie bald die typische Tavernenmentalität mit allen ihren Auswüchsen und sonstigen Eigenheiten. Neben Idun saßen noch zwei weitere Männer an der Theke, wobei der Eine bereits so zusammengesunken auf seinen Armen lag, dass er nur noch mühsam als lebendig bezeichnet werden konnte und der Andere ihm mit mindestens ebenso viel Alkohol im Blut gerade stark gestikulierend die Geschichte seines Lebens erzählte.
Ein durchaus amüsanter Anblick und Idun hätte mit Sicherheit auch laut losgelacht, wenn ihn nicht gerade jene lästigen Kopfschmerzen plagen würden. Dieses vertraute, pochende Stechen, das mit jedem Pumpen seines Herzens eine neue Welle des Schmerzes über ihn brachte. Dazu noch dieses Pfeifen in den Ohren, das stetig lauter wurde, je mehr man sich darauf konzentrierte. „Ja, warum machen wir das?“
Schließlich ertrug Idun es nicht mehr auf dem Barhocker sitzend und er stand mit klingelnden Ohren auf, wobei sich die Kopfschmerzen um ein Vielfaches zu verstärken schienen, sodass er am liebsten wieder zurückgesunken wäre. Am Nachbartisch saß ein alter Mann mit einer Pfeife, der ihm soeben einen Schwall übelriechenden Rauches ins Gesicht blies. Sein Hals fing im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und er griff nach dem nächstbesten Glas, das ihm in die Hände kam und kippte sich den Inhalt in den Mund. Brennend rang der Alkohol seinen Rachen herunter, aber es stimmte wohl; Feuer löschte man am besten mit Feuer.
Energisch wandte er sich wieder um, den Mann fragen wollend, was zum Teufel er da in seiner Pfeife hatte, aber dort am Tisch saß nur eine andere Gestalt, die ihn beim Nähertreten irgendwie vertraut vorkam. „Doch nicht...?“
Kein Zweifel, die kurz geschorenen, ordentlich wirkenden Haare, die selbstsicher auf dem Tisch überschlagenen Stiefel und dazu der schadenfreudige Applaus in Verbindung mit diesem tiefen, dreckigen Lachen.
» Na, du hast mir ja gerade noch gefehlt! «
Jetzt hatte Idun wirklich Kopfschmerzen.
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Es war immer wieder schön zu sehen wie begeistert Neuankömmlinge von dem Baum waren. Die Begeisterung war auch vollkommen gerechtfertigt, wie oft sah man schließlich schon so einen riesigen Baum, der von Innen ausgehöhlt und bewohnt wurde und von dem man dann auch noch den gesamten Sumpf überblicken konnte, bis man irgendwo in der Ferne den Umriss des Kastells am Horizont erkennen konnte und das Gebirge in den Himmel ragen sah.
Doch soweit in die Ferne würde Griffin wohl nicht zu bald schweifen, erst einmal musste er kennen lernen was und vor allem wen es hier so alles gab.
Als sie jedoch da oben standen und der Sildner kurz einmal still stand, erschien Bartimäus der Zeitpunkt geeignet jenen auf das Geheimnis anzusprechen, welches er mit Lelya hatte.
"Dürfte ich dich noch einmal nach diesen... "gewissen Dingen" fragen. Du hast mit Leyla auch darüber gesprochen, nicht wahr? Wenn du mir nichts darüber verraten willst,... werde ich wohl auch nichts daran ändern können, aber bisher hast du mir noch keine klare Antwort gegeben und es würde mich sehr interessieren!"
Wie so vieles, stellte er in Gedanken fest, doch er hoffte diesmal eine Antwort zu bekommen und das Phänomen der Verwandlung besser verstehen zu können.
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Griffin staunte nicht schlecht, als die beiden auf einer Art Plateau oder Aussichtsplattform standen. Während er sich zu Beginn noch hauptsächlich mit den nahen Fackeln beschäftigte, die hie und da aufflackerten und die Umrisse von Gebäuden oder Personen abzeichneten, hatte er bald schon die atemberaubende Schönheit dessen entdeckt, was sich weiter abseits der Stadt abspielte. Bis weit in die Ferne ließ er seinen Blick schweifen. Und obwohl er im Halbdunkel des Abends nur vage Umrisse erkennen konnte, so malte er sich aus, was man bei Tageslicht alles sehen konnte.
Noch immer in Gedanken riss die Stimme seines Begleiters in jäh aus den Tagträumen. »...aber bisher hast du mir noch keine klare Antwort gegeben und es würde mich sehr interessieren!«, endete Bartimäus und blickte den jungen Braunhaarigen mit erwartungsfrohem Blick an. Der ehemalige Hüter war überrascht über diese merkwürdige Frage, in Silden hatte er mit niemandem über das sprechen können, was er erlebt und - anscheinend auch verändert hatte. Keiner hatte ihm je eine Frage über dieses Thema gestellt.
Er hörte die schroffe Stille des alten Waldläuferführers in seinem Kopf widerhallen. Niemals, so hatte er deutlich gemacht, sollte er jemandem über dieses Geheimnis berichten. Keinem Außenstehenden und selbst im Waldvolk gab es nur eine Hand voll, mit denen er je dieses Thema anschneiden durfte. Er hatte anschließend erklärt, dass Griffin die, die ebenfalls eingeweiht waren in eines dieser höchsten Geheimnisse des Waldvolks, erkennen würde, wenn die Zeit reif wäre. Es wäre daher am Besten, hatte er schließlich geendet, wenn man nie irgendjemandem darüber berichten würde.
»Ach, das...« Die Stimme des ehemaligen Hüters war ruhig und er blickte Bartimäus direkt in die wissbegierigen Augen. Mit seiner rechten Hand winkte der Braunhaarige ab und zuckte mit den Schultern. »Alte Geschichten.«, log er. »Nichts Besonderes, eigentlich. Aber wenn du es genau wissen willst, Leyla hat von meinem Bruder zur Verlobung mal ein Geschenk bekommen. Ein...« Mit gespielt breitem Grinsen breugte er sich verschwörerisch nach vorn und senkte seine Stimme zu einem leisen wispern. »Er hat Leyla ein Paar Socken gestrickt!«
Griffin hielt sich vor lachen den Bauch, bei der Vorstellung ein Paar Socken als Verlobungsgeschenk zu ersinnen. Für Bartimäus, so hoffte Griffin zumindest, musste es so aussehen, als würde er wegen der Geschichte lachen. »Das sind die gewissen Dinge, von denen du gehört hast. Aber... pssst. Mein Bruder ist zwar... Er ist tot.« Das Lächeln des Braunhaarigen verflog und er schaute betreten zu Boden. Insgeheim hoffte er, dass Barti ihm seine spontane Lüge abkaufte. »Aber es wäre ihm sicher peinlich. Deswegen reden wir nich oft darüber.«
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Der Schwarzhaarige stand mit in den Nacken gelegten Kopf vor dem großen Baum. Sein Blick schweifte an der runzeligen Rinde des Giganten entlang. Seine Augen sprangen von Zeit zu Zeit ein Stück höher und dann wieder zurück. Als hätten sie etwas übersehen. Aber eigentlich hatte er nichts übersehen. Wenn man wollte, konnte man an ihn entlang klettern. Zumindest bis zu einer gewissen Höhe. Danach war er sich nicht mehr sicher, aus der Distanz die Abstände zwischen Ausbuchtungen richtig abmessen zu können. Er hatte keine Ahnung, ob er gutes Augenmaß hatte, oder nicht.
Dafür hatte er mit dem Dolch trainiert. Allzu schlecht war sein Augenmaß nicht. Andere Dinge fielen ihm schwerer. Das Schleichen funktionierte schon ganz gut, wenn man nicht gerade von einer Sumpfkrautrauchschwade angehaucht wurde. Das Zeug hat nicht mal wirklich nach Sumpfkraut gerochen. Eher nach faulen Eier, die im Sumpfkrautbeet lagen.
Also waren es Magier. Nicht bloß freie Menschen, Waldläufer und Krieger. Was er auch aus den zahlreichen, sprechwilligen Mündern Schwarzwassers hätte vernehmen können, hatte er solange ignoriert, bis der leibhaftige Jadewolf ihn mit seinem Eieratem vollstank. Und mit denen sollten sie kooperieren. Kluger Plan… besser Thorniara stank nach Sumpfkraut als Setarrif.
Die Spitze des Baumes war nicht zu erkennen. Schon zuvor verschloss das dichte Blätterdacht den Blick und so senkte sich jener Raads wieder herab. Seine Finger fummelten an seinem dritten Sumpfkrautstängel herum, wanden das Papier vorsichtig um den Tabak und hoben ihn dann zum Mund, dass die Zunge es sorgsam befeuchten konnte. Zögernd, mit einem kurzen Blick nach links und rechts, klappte er das feuchte Papier um, warf noch einen kritischen Blick auf den Stängel und schob ihn dann in seine Mantelinnentasche zu den anderen.
Ein wenig Sumpfkraut hatten sie mitgehen lassen. Aber das war fein säuberlich in Blättern eingepackt und sicher in einer anderen Manteltasche verstaut. Es war noch zu feucht, als dass man es rauchen konnte.
Schließlich wandte Raad den Blick und erschrak. Unversehens setzte er einen Schritt zurück. Direkt vor ihm stand der Blondschopf und blickte ihn fragend an. Aber weder hatte er ihn gehört, noch bemerkt. Oder war er gerade erst da? Er hätte ihn doch sehen müssen… Verdammt
„Da seid ihr ja.“, sprach Raad und grinste den Meister an, als Taeris gerade um den Baum herum trat, „Und da ist der andere. Zeit zum Aufbruch, will ich meinen. Oder hat noch jemand ein dringendes Bedürfnis?“
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"Ich hätte ganz gern den Hausbaum erklommen, doch ich denke nicht, dass das die Nebelspucker besonders entzückend fänden. Also schlage ich vor, dass wir den Laden hier verlassen bevor noch jemand das hier riecht..." Wendel tätschelte seine mit Sumpfkraut vollgestopfte Tasche. "Schliesslich erwartet uns dein kleines Wunder in Setarrif, nicht wahr?" Den hatte er sich kaum verkneifen können. Am Vorabend hatte er sich unter starkem Einfluss von Sumpfkraut und Schnaps vorgestellt, wie Raads Sohn wohl rauskommen würde, wenn er noch länger bei der Mutantin blieb. Wenn dem Ganoven doch etwas am Schwarzhaarigen liegen sollte, so hatte er beschlossen, müsste er ihn früher oder später dazu bringen, den Sohn von der Mutter zu trennen. Denn mit den Söhnen war es schlussendlich immer das gleiche: Man konnte sie leugnen und fortlaufen, doch das endete meist darin, dass das Schicksal sie zu einem zurückführte und man schlussendlich an der Klinge des eigenen Kindes endete. Töchter waren da anders.
Thoke dankte den Göttern dafür, dass er noch immer nicht von seinen Sprösslingen, wo auch immer jene sein mochten, eingeholt wurde und trieb die Meute dann zum Aufbruch. Sogar Taeris Gaul schien froh zu sein, dass sie den Sumpf wieder verliessen. Noch ruhten die Augen der Waldläufer auf ihnen, das spürte der Ganove, doch bald würden sie wieder mitten in der Wildnis sein.
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"Alles klar!", entgegnete Barti, als würde ihm die Antwort ausreichen. In Wirklichkeit war er sich aber nicht ganz sicher ob die Geschichte mit Griffins Bruder wirklich wahr war und er sie jetzt nur als Ausrede verwendete oder ob sie rein erfunden war. Doch es war ihm tatsächlich klar, was die Antwort zu bedeuten hatte. Es war ein Geheimnis, dass nicht für seine Ohren bestimmt war und wenn er jetzt weiter nachfragen würde, würde das nur in spontan erfundenen Geschichten enden, die ungefähr so glaubwürdig waren, wie die von Suzurans Großmutter und da ließ er es lieber ganz bleiben. Er würde nicht vergessen, dass es hier noch etwas gab, er würde vielleicht auch einmal mit Leyla reden und er würde auf noch so kleine Hinweise achten und dann würde er sehen ob es sich irgendwann ergab, dass man ihm die Wahrheit mitteilten würde.
Für den Augenblick musste allerdings ein Themenwechsel her!
"Tooshoo und die Sumpflilie und damit eigentlich das wichtigste in Schwarzwasser kennst du dann mal. Die Unterkunft der Wächter gibt es unten noch, aber die ist wohl eher unspektakulär. Und dann gibt es noch die Sumpfkrautplantage, dann etwas weiter ein Garten in dem alles mögliche angebaut wird und wenn man den Weg noch weiter geht die Moleratfarm, wo man sich bestimmt noch an dich erinnern kann, wenn auch zum Glück nicht so wie du jetzt aussiehst."
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