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    Mythos Avatar von Ferox
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    Ferox musste nicht hinsehen, um die Sorge im Gesicht des Mädchen zu sehen. Ihre Stimme vermittelte die Regungen, die sich in ihr bemühen mussten, mit einem einzigartigen, fast nicht wahrnehmbaren Klang, der sie befleckte, während sie über dem in plötzliche Ruhe versunkenen Schankraum thronte.
    Das Geräusch in den Mund geschlürfter Suppe überwand vom Platz des Paladins aus nur die nächste Tischreihe, die die junge Frau von seinem nächsten Einzugsbereich trennte. Der Koch hatte sich übertroffen mit dieser Kreation: Möhrensuppe. Und irgendwas Scharfes, das Ferox nicht identifizieren konnte. Doppelt heiß floss sie gediegen die Kehle des Kriegers in den grummelnden Magen herab.
    Als die Verstummten leise ihre Gespräche wieder aufnahmen, sie mussten ausreichend vom Anblick der Schwester gekostet haben, vernahm Ferox eine unterschwellige Unruhe. Ohne einen Blick in die Runde lehnte er sich einen Moment in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen, überließ seinen anderen Sinnen ein wenig Gewalt.
    „Was ist mit ihrem Bruder?“, fragte er den Bärtigen am Nebentisch, indem er sich kippeln zu ihm herüber beugte.
    „Wwuuwde erw‘scht, vonna Mi“, ein Hicksen unterbrach das an Gebrüll erinnernde Sprechen des Betrunkenen. Gemütlich bettete er seine Wange auf die Tischplatte. Das Mädchen musste ihn gehört haben, so wie jeder andere. Aber es schin kein Geheimnis zu sein. Blonde, große, klotzige Männer waren in dieser Gegend allerdings so selten, dass es auffallen musste.
    Ferox beugte sich wieder zu seiner Suppe und wartete auf das Erscheinen der Suchenden bei dem Bärtigen.

  2. Beiträge anzeigen #182
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Mit einer ungesunden Mischung aus Sorge und Zorn hüpfte die junge Schöne von dem kleinen Stühlchen herunter und eilte zu dem Trunkenbold, der irgendetwas unverständliches Germumelt hatte. »Hey du!«, ihre Stimme klang schroff und sie funkelte den Trunkenen böse an. Was fiel diesem Kerl ein? Erst murmelte er irgendetwas, das höchstwahrscheinlich mit ihrem Bruder zu tun hatte und dann legte er sich einfach wieder hin? Gab es denn keinen Anstand mehr in dieser Stadt? Keinen tapferen Ritter, der einer armen Dame in Not helfen wollte?
    »Heeey du!« Wesentlich lauter und energischer brummte sie den Schlafenden an und rüttelte unsanft an seinem Stuhl. Ihn selbst anzufassen wagte sie nicht. Man konnte ja nie wissen, welche Krankheiten diese ungepflegten Rüpel übertrugen. Ganz zu schweigen von dem Dreck, der womöglich noch ihr kostbares Kleid versauen könnte. Nein, nein. Sie ging auf Nummer sicher. »Aufwacheeen!« Sie brüllte dem Schlafenden förmlich ins Ohr, doch er wollte sich nicht rühren. Ob es nun an dem Alkohol oder an seinem festen Schlaf lag, vermochte sie nicht einzuschätzen, es war ihr auch relativ egal. Genervt rollte sie mit den Augen und drehte sich um. »Entschuldigung, aber was hat dieser... Kerl hier gesagt, bevor er wieder eingeschlafen ist?«, fragte sie den unrasierten Kerl vor sich und hoffte inständig, dass wenigstens er ihr helfen konnte.

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    Mythos Avatar von Ferox
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    Über einem weiteren Löffel Suppe bemerkte der Streiter, wie sich einige Stimmen zu ihnen umdrehten und in vorsichtiges Schweigen fielen. Nicht alle, vermutlich die Minderheit in diesem Schankraum mochte wissen, wer er war, weswegen die Ruhigen im allgemein lauter werdenden Gemurmel und offenbar auch der Jungen nicht weiter auffielen.
    Ferox bewegte seine stählernen Augen in das Sichtfeld des Mädchens. Die dunkle Umgebung der Taverne verbarg nichts von ihrer Eindringlichkeit. Er blinzelte nicht; während er gemächlich den Löffel neben die Suppenschüssel auf dem Holztisch niederlegte und sich zurücklehnte, fixierte er ihre zornigen grauen Augen, die ihn eher fordernd als erwartungsvoll ansahen.
    „Seid gegrüßt“, entgegnete er langsam, „Auch euch einen schönen Abend.
    Seid ihr sicher, auf diese Weise Informationen von jemandem zu erhalten? Euer Verhalten zeugt von großer Unsicherheit, die ihr mir gerne sitzend erläutern dürft, nachdem wir darüber gesprochen haben, was euer Bruder getan haben könnte, das die Stadtwache auf ihn gelenkt habt.“
    Auffordernd wies er mit unverändertdem Gesichtsausdruck auf den Stuhl zu seiner Rechten, bereit das Mädchen nicht aus den Augen zu lassen.

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Böse funkelte die Bardin ihren Gegenüber an, der die Frechheit besaß in dieser unverschämten Art und Weise mit ihr zu reden. Was fällt diesem ungehobelten Besserwisser eigentlich ein?, schoss es ihr durch den Kopf. Wütend hätte sie ihr Gesicht am liebsten zu einer böswilligen Grimasse geschnitten, wäre das nicht so schlecht für die Haut. Stattdessen begnügte sie sich damit mit bestimmten, zornigen Schrittchen auf den Kerl zuzustapfen.
    »Deine höflichen Floskeln kannst du Tunichtgut dir sonstwohin stecken!«, fauchte sie wütend. Ihre Stimme schnitt eiskalt durch das unruhige Geplapper im Schankraum. Einige nahe Gäste hielten in ihren Erzählungen inne, um sich neugierig umzudrehen. Es interessierte sie wenig. Noch immer war Felia außer sich. Was stimmte nicht mit diesem Kerl, dass er tatsächlich glaubte mit so einer Unverschämtheit ihr gegenüber einfach so davonzukommen? »Wie ich micht Leuten rede ist noch immer meine Sache und geht dich... dich Wicht ja mal überhaupt nichts an. Und was fällt dir überhaupt ein hier den Seelendoktor zu spielen?« Das leise Zischen ihrer kühlen Stimme hatte sich mittlerweile aufgebauscht zu einem lautstarken Toben. Ihre grauen Augen waren verengt zu zornigen Schlitzen, die förmlich ununterbrochen den Fremden anzublitzen schienen. »Unsicherheit. Pfah! Und Eines sage ich dir im Guten, du Knilch...« Sie beugte sich weit nach vorn. »Lass bloß meinen Bruder aus dem Spiel. Er ist ein Klotz und ein Idiot, aber er ist noch immer mein Bruder! Und er würde nie etwas tun, was ihn mit dem Gesetz in Konflikt bringen würde. Verstanden, du... du Bauernlümmel?«
    Urplötzlich richtete Felia sich wieder auf, rückte ihr Kleid zurecht und stricht sorgfältig die Falten glatt, ehe sie mit ruhiger Stimme fortfuhr. »Also, wisst Ihr nun etwas über meinen Bruder, mein Herr, sagte sie halblaut und betonte dabei die üblichen Höflichkeitsfloskeln bewusst deutlich.

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    Mythos Avatar von Ferox
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    Frauen, dachte Ferox und konnte sich nicht dieses kleinen Schmunzelns erwehren, das sogleich verstarb. Er hatte sie nie verstanden und er würde sie nie verstehen. In Momenten wie diesen wusste er nicht, ob er überhaupt etwas von der Welt verstanden hatte. Da diente er schon solange, bei Innos, wie die Jahre vergingen.
    „Nicht mehr als der bärtige Kamerad“, sprach Ferox, indem er auf den besagten Alten deutete, „Die Miliz hat ihn. - Betrunkene lügen nicht und es ließe sich leicht herausfinden.“
    Noch immer stand sie aufgebracht vor ihm. Aus ihren Augen blitzte es förmlich. Niemand hatte jemals mit ihm so gesprochen. Nun, vielleicht nicht niemals, aber sicher nicht in den vergangenen sechs oder sieben Jahren.
    „Und wenn er nichts getan hat, wird ihm nichts zugestoßen sein.“
    Ferox griff in einen Beutel und ließ einige Münzen auf den Tisch fallen. Über die Köpfe der anderen Kunden hinweg nickte er dem Wirt zu und erhob sich. „Kommt mit“, sagte er beiläufig und schritt ungehindert zum Ausgang, dicht gefolgt von dem leichten Lüftchen seines Umhangs, das den Bodendreck verwirbelte.
    Draußen stieß ihm ein heftiger Seewind entgegen, so dass er tief die dunkelblaue Kapuze ins Gesicht zog. Drinnen war es ihm zu laut und zu stickig geworden. Sein Herz schlug schnell; aufgewühlt von den harschen Worten des Mädchens, lehnte er sich unter die helle Laterne an die Wand des Schankhauses und wartete, ob sie ihm folgen würde.

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    »Kommt mit.«, äffte die Bardin den unhöflichen Kerl nach und zog nun doch eine Grimasse. Manchmal fragte Felia sich wirklich, was aus den Männern geworden war. Keine höflichen, wohlerzogenen Männer gab es mehr. Nurnoch dieses... Lumpenpack! Unhöfliche, müffelnde Kerle, die nicht wussten, wie sie mit einer Frau umzugehen hatten. Selbst Aaron, ihr eigener Bruder, war da nicht anders. Kopfschüttelnd schritt die Bardin durch den miefenden Schankraum. Nur wenige Blicke ruhten noch auf ihr, hatten doch die meisten Zuschauer nach dem Verlassen des Fremden das Interesse an der Geschichte verloren.
    Es wurmte Felia merklich, dass sie den Fremdling nicht einfach ignorieren konnte, wie jeden anderen Bauernlümmel, der ihr krumm kam. Im Normalfall hätte sie ihm vielleicht einen letzten, bösen Blick geschenkt, ehe sie in ihre Kammer gegangen wäre, um sich zu beruhigen. Die Situation jetzt war aber eine Andere, denn der ungehobelte Klotz schien zumindest einen Plan zu haben. Vielleicht hatte er sogar einen Bekannten bei der Stadtwache, der mehr über den Verbleib von Aaron wusste.
    »Und nun?« Die Stimme der Schönheit war wieder so tuhig wie eh und je, als sie aus dem warmen Schankraum hinaus in die Kälte trat. Der miefige Gestank des Hafens wehte ihr sofort ins Gesicht. Sie mochte diesen Kerl nicht, aber sie hatte keine Lust sich weiter aufzuregen, das machte nur Falten. Deswegen schluckte sie ihren Ärger herunter und begegnete dem Unbekannten mit kühler Distanzierung.

  7. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #187
    Mythos Avatar von Ferox
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    „Ihr seid ziemlich unhöflich“, beantworte Ferox nicht ihre Frage, stieß sich von der Mauer ab und ging sofort in einen halbschnellen Schritt über. „Wir gehen zur Bastion. Dort dürft ihr den entsprechenden Soldaten fragen, was mit eurem Bruder ist und wenn er nicht im Kerker ist, dürft ihr ihn als vermisst melden. Ich bin sicher, die Miliz wird euch freudig bei der Suche helfen, wenn ihr euch zu mehr Nettigkeit hinreißen könnt.“
    Ferox senkte nicht seine Geschwindigkeit, während er sprach, und sah die junge Frau auch weder an, nocht dreht er sich zu ihr um, bevor sie zu ihm aufgeschlossen war. Sie trug nur dieses dünne Kleid, sah er aus den Augenwinkeln. Ihre Sorge war gut hinter ihrem Ärger getarnt. Es beeindruckte Ferox fast. Wann er wohl diesen jugendlichen Ärger abgelegt hatte?
    Er schüttelte den Kopf.
    Die Hand instinktiv an den Griff seines Schwertes gelegt, Nächte waren selbst in Städten nicht vor Gesindel sicher, zog ihm das wärmende Gefühl der Zuversicht in die Knochen. Das Tor der riesenhaften Bastion in Sichtweite, verlangsamte Ferox seinen Schritt, so dass die junge Frau sicher neben ihm gehen konnte.
    „Innos zum Gruße“, gab er den Wachen zu verstehen, die ihn im Fackelschein erkannten und neben einem gemeinsamen „Für Innos und den König!“ militärisch die Hände an die Stirnseiten schlugen. Es freute ihn.
    „Dort ist die Kommandatur“, sagte er und zeigte auf die entsprechende Türe. Er hielt sich bereit, sie für das Mädchen zu öffnen.
    Erwartend sah er sie im Halbdunkel eines entfernten Lichtes an, als sie stoppten.

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    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Für Madlen war es schon Glück gewesen. Nachdem ihre alte Taverne dicht gemacht hatte – irgendwelche dunklen Machenschaften -, fand sie schnell einen Platz in einem anderen Gasthaus. Es war direkt am Marktplatz. Die Unterbringung war nicht der Rede wert, aber sie musste nichts dafür zahlen, denn Kost und Logis waren für Angestellte frei. Bedienung. Nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber immerhin. Es bringt zwar kein Geld ein, aber dafür muss ich auch nicht so viel ausgeben, wie sonst.

    Madlen wusste aber, auf Dauer hatte dies keinen Zweck. Sie musste wieder in die Freiheit. Die Stadt engte sie zu sehr ein. Ließ ihr nicht genug Freiraum, erstickte die junge Frau mit ihren dicken Mauern. Man sah zwar den Sternenhimmel in der Nacht, aber es war nicht mit dem Gefühl zu verbinden, was sie fühlte, wenn sie auf sanft ansteigenden Hügeln oder auf ausgedehnten Weiden schlief. Dort war sie daheim. Madlen war einfach zu lange eingesperrt gewesen, als dass sie es an einem Ort lange aushalten konnte.

    Heute war wenigstens was los. Die Taverne war wie immer gut besucht und eine junge Bardin spielte ihre schönen, aber traurig klingenden Melodien. Sie konnte nicht älter sein als Madlen selbst, hatte aber ein ganz anderes Auftreten. Doch im Grunde interessierte sich die junge Frau dafür nicht. Die Gäste mussten bedient werden, Wein wurde ausgeschenkt, Essen aufgetischt und die Stimmung immer ausgelassener. Irgendwann kam es zu einem kleinen Streit, den sie nur am Rande mitbekam. Die Musik hatte aufgehört zu spielen und zwei Personen, darunter die Bardin, verließen den Raum. Madlen wusste nicht warum und wieso, aber sie hatte genug eigene Probleme…

    „He, anschauen geht, aber nicht anfassen!“, keifte sie einen frechen älteren Herren an, der seine Hand zu weit ausgestreckt hatte. Schnell schlug Madlen ihm auf den Handrücken. Mit einem leisen Fluch und sich die Hände reibend, drehte sich der Mann wieder um, der von seinen Begleitern schon ausgelacht und veräppelt wurde. Geschieht ihm ganz Recht. Zufrieden ging die junge Frau weiter ihrem Job nach. Es war ja nur für kurze Zeit. Jäger war nicht mehr nur ein Beruf für sie. Nein, er war eine Berufung. Und ich würde alles tun, um der beste Waldläufer zu werden. Denn so hoffte Madlen ihre Mutter wieder zu finden. Hoffnung war das einzige Gut des Menschen, dass er unbegrenzt zur Verfügung hatte.

  9. Beiträge anzeigen #189
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Felia staunte nicht schlecht, als der unhöfliche Kerl aus der Kneipe sie so ihne Weiteres in die Bastion schleifte. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass man hier nicht so einfach ein- und ausgehen konnte, wie es einem beliebte. Die meisten Bürger Thorniaras besuchten die Bastion genau einmal. Wenn sie Mist gebaut hatten. Er ist also doch mehr als nur ein dummer Bauerntölpel!, schoss es ihr durch den Kopf und sie konnte nicht anders als sich innerlich zu ärgern, dass sie zu einem Mann mit Einfluss so unhöflich gewesen war. Vielleicht hätte er eine weitere Stufe zum sozialen Aufstieg sein können, die sie hätte nutzen können, bis sie etwas Besseres gefunden hatte. Ärgerlich, äußerst ärgerlich. Aber Vergangenes - das war seit ihrer frühen Jugend einer ihrer Grundsätze - war nunmal Vergangenes. Es brachtes nichts deswegen Tränen zu vergießen, zu fluchen oder sich zu kasteien. Man konnte nur mit den Folgen seiner Entscheidung leben.
    Gedankenverloren stand sie in der Kommandatur, wie der Fremde ihr erklärt hatte, bevor er ihr die Tür geöffnet hatte. Obwohl sie hoffte, dass man ihr Auskunft über ihren Bruder geben konnte, so bedeutete das gleichzeitig auch, dass er Ärger mit dem Gesetz gehabt hatte. Eine Tatsache, die ihrem sozialen Aufstieg hier in Thorniara ziemlich im Weg stehen dürfte. Aber gut - auch das hatte sie in ihrer Kindheit gelernt - man sollte sich nicht aufregen über Dinge, die man nicht wusste. Das machte Falten.
    Hoffnungsvoll wandte sie sich dem Fremdling zu, der nach einem kurzen Gespräch mit einem zweiten Unbekannten zu ihr zurückkehrte.

  10. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #190
    Mythos Avatar von Ferox
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    „Nun“, hob er an, „Aaron – das ist er doch? – befindet sich in der Obhut des Kerkers, festgenommen wegen Begünstigung von Sumpfkrauthandel und Unz--“ Ferox stockte für eine kurze Überlegung. Konnte er ihr das sagen? Für eine Sekunde sah er in die Augen der jungen Frau, die genau widergaben, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie flackterten noch immer.
    „Unzucht mit Tieren.“, fuhr er schließlich fort und hatte sich dafür entschieden. Sie wirkte stark, wenngleich er ihr in der Taverne noch Anderes attestiert hatte.
    „Ihr könnt ihn besuchen, wenn ihr wollt. Freikommen wird er erstmal nicht.“
    Fast entschuldigend betrachtete Ferox einige Augenblicke lang das Gesicht der Schwester, deren Namen er noch nicht erfahren hatte, doch beherrschte die übliche Härte die Miene des Kriegers.
    „Doch ich bin sicher, Innos wacht über ihn.
    Wenn ihr gehen wollt, wird euch ein Wächter begleiten.“

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    Ehrengarde Avatar von Nero
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    Splitterwelten #3 - Unbändige Wut

    Er war es so leid! All diese verdammten Gedanken, diese Wendungen in jeder Geschichte und immer die tiefe Unruhe, die ihn erfüllte, wenn er an seinen Bruder Callindor dachte. Er griff an seine Schläfen und stöhnte auf, wie eine Sinfonie aus Moll-Akkorden drangen die Impressionen auf seinen Geist und peitschten seine Gedanken mit depressivem Unterton. Die Stimmen der Vergangenheit drangen auf ihn ein, Callindors gute Worte, seine Hetzreden und auch seine Beleidigungen, wohl fingiert aber doch präsent. Laut schrie der Magier gegen diese Impressionen an. Er sammelte all seine Magie, sog sie auf wie ein Schwamm, während er so da stand und seine Schläfen massierte und dann kam der eine Schlüsselpunkt, der eine Moment, der seine Seele zuletzt zerstört hatte: Callindor war dem sterben nahe und er rettete ihn erneut, rang mit Ludmilla um sein Leben und tötete ihn fast selbst. In einem Lauten Schrei entlud sich seine Magie in einen Blitz, der mit lautem Donner in die Holzpuppe auf dem Übungsplatz vor ihm traf.

    "Du verdankst mir zahlreich dein Leben, und dann ignorierst du mich?"

    Ein Feuerball folgte dem Blitz und schlug ebenso hart auf die Puppe, die unter dem Aufprall erzitterte und verkohlte. Wie oft hatte er seinen Bruder gerettet? Zu oft, wie es ihm nunmehr schien. Nicht ein Lebenszeichen, nicht einmal eine flüchtige Begegnung, dieser sture Hund schien wiedereinmal vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Der Magier atmete schwer, zog ein Wurfmesser und blickte nach vorne.

    "Ich habe dir alles gegeben und du dankst es mir damit, dass ich für dich nicht mehr bin, als ein entfernter Bekannter?"

    Wütend zog er nach vorne und schleuderte das Messer direkt in den Kopf der Puppe. Nach ihrer Rückkehr war Callindor abweisend und zurückhaltend gewesen, fast so als hätte seine Rettung nie stattgefunden. Womöglich hatte sie das für ihn nie, Nero war ja der Einzige, der sich erinnerte. Doch selbst die Beweggründe konnten das nicht ändern? Enttäuscht schüttelte er den Kopf und blickte zu Boden. Verdammter Wichtigtuer! Grimmig blickte er wieder auf und zog eine Klinge blank.

    "Dir gehörte mein Schwert und meine Magie, und du würdigst das nicht einmal mit einem simplen Dank?"

    Aufgebracht preschte der Magier vor und deckte die Puppe mit einer Serie von schweren Schwerthieben ein, gefolgt von einer Finte, die auf die Stummelbeine zielte und eines dabei abtrennte. Er legte zu viel Rage mit in die Angriffe, doch seine Gefühle fanden nur darin einen Weg aus seinem Körper, zumindest alles Dunkle und all das Schlechte. Keuchend kam er zum Stillstand und kniete sich hin, blickte zum Himmel und atmete tief durch. Er ahnte schon, dass er in nicht allzu ferner Zukunft erneut für seinen Bruder einstehen müsste, sowas kam regelmäßiger vor, als Schnee im Winter.

    "Verdammte Sauzucht... Am Ende werde ich doch wieder mein Letztes geben, um ihm zu helfen wenn nötig..."

    Er lachte erkennend. Seine Taten gründeten nicht in Zufällen, was auch immer Callindor geschah, das färbte auf seinen älteren Bruder ab, auch wenn das bedeutete, dass er ihn dabei zerstörte. Der Magier vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Nero suchte keinen Dank und keine Anerkennung, dafür waren seine bisherigen Taten nicht geeignet. Intrigen, Mord, Gerissenheit, all das, was einen Feuermagier NICHT auszeichneten und was explizit gegen die Lehren des Ordens handelte, dass war sein Leben wenn es um Callindor ging. Und das alles nur, um ihn wiedereinmal zu retten. Warum er das tat? Nunja. Callindor war sein jüngerer Bruder und damit war es seine Aufgabe, den kleinen, quängelnden Quelgeist immer wieder aus dem Dreck zu ziehen. Callindor machte sich gerne dreckig und so musste Nero mit in die Schlammgrube, ohne wenn und aber. Der Magier schnaubte.

    "warum gerade ich? Mein Lebensweg hatte so vielversprechend ausgesehen. Als ich auf der Suche nach ihm war, war alles gut, der Ärger fing erst an, als ich ihn in Vengard schließlich gefunden hatte...."

    Ärger war vielleicht nicht das richtige Wort, doch er war vom aufstrebenden Magier zum Abenteurer wider Willen geworden. Nicht so ein Abenteurer, der Ruinen erforschte und mit seiner Fackel Spinnen von einem Eingang vertrieb. Nein. Ein Abenteurer, der sich darauf spezialisiert hatte mit jedem Schritt tiefer im Lehm zu versinken und mit seiner Klinge nicht Spinnennetze sondern Fasern, Gewebe und Knochen zu zerteilen. Der Magier schüttelte den Kopf, erhob sich und entzündete eine Zigarette. Mit tief hinabgezogener Kaputze drehte er sich auf dem Absatz herum und verließ den Übungsplatz, wieder über sein Leben und seine Bürde sinnierend. Mit müden schritten schritt er erneut durch die Schatten, begegnete aber ausnahmsweise niemandem auf seinem Weg, weshalb er bald ein wenig weiter ausschritt und sich schon auf sein warmes Bett freute, die Kälte machte ihm zu schaffen, obwohl er sie mittlerweile erneut nicht mehr spürte, so ausgelaugt war er. Nun war es an der Zeit ein wenig verlorenen Schlaf nachzuholen und morgen wieder an seine alchemistischen Studien zu begeben. Hoffentlich musste er nicht wieder über Callindors Lebensweg nachdenken, sonst sprengte er sich erneut in die Luft und starb diesmal dabei. Sterben... Das durfte er noch nicht, irgendwie spürte der Magier, dass seine Zeit noch nicht gekommen war und er noch vieles vollbringen musste, bevor er auf sein Seelenheil hoffen durfte....

  12. Beiträge anzeigen #192
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    »Ob ich zu ihm gehen will?«, fragte die Schönheit ungläubig und rümpfte angeekelt die Nase. Man merkte wirklich, dass ihr Gegenüber noch nicht oft mit einer Dame ihrer Schönheit zu tun hatte. Ansonsten wüsste er, dass eine echte Dame niemals in so ein schmutziges Drecksloch gehen würde. Bei all der Feuchtigkeit dort unten würden ihre Haare nach wenigen Minuten Aussehen wie wildwachsendes Kraut. Es kam absolut überhaupt nicht in Frage, dass sie da runter ging. »In den schmutzigen Kerker? Da versaue ich mir nur meine schönen Schuhe.«, erklärte sie dem Unwissenden. Irgendwer musste der Männerwelt ja mal die Augen öffnen. Die könnten ja gern den lieben langen Tag in so einer schmutzigen... Höhle hausen und sich einreiben mit Dreck. Aber für eine Dame ziemte es sich überhaupt nicht. »Und stell' man sich mal vor das teure Kleid hier wird schmutzig... Nein, nein, ich werde mich hüten da unten reinzuspazieren.«, erklärte Felia dem noch immer namenlosen Mann aus der Kneipe, der sie verwundert anstarrte.
    Er schien sich wahrscheinlich zu fragen, wieso sie den ganzen Aufwand betrieb ihren Bruder zu finden, wenn sie sich dann weigerte ihn zu besuchen. Es brannte ihr unter den Fingernägeln ihm zu erklären, dass sie schließlich seine ältere Schwester und nicht seine Aufpasserin sei. Wenn ihr Bruder Mist baute - so fand sie - dann hatte er das auch auszubaden. Und insbesondere dann, wenn er in einer so miefigen und schmutzigen Zelle saß, da würde Felia ihn bestimmt nicht besuchen.
    Anmutig drehte die junge Schönheit sich um und stapfte durch dieselbe Tür hinaus, durch die sie vor einigen Augenblicken eingetreten war. »Ihr könnt meinem nichtsnutzigen Bruder aber ausrichten, dass er sich auf ein kräftiges Donnerwetter einstellen sollte, wenn er sich jemals wieder nach Hause trauen sollte!«, meinte sie mit einem letzten Blick über die Schulter, ehe sie dann durch die Dunkelheit der Nacht zurück in ihre Kammer stapfte. Sie hatte ihren Bruder gefunden und er war wohlauf, alles andere waren nur Nebensächlichkeiten.

  13. Beiträge anzeigen #193
    Ehrengarde Avatar von Sergio
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    Sergio ist offline
    Wie nicht anders zu erwarten, war es in der Hafenkneipe heiß und stickig. Allerdings hingen - anders als in der Taverne am Marktplatz - allerlei unangenehme Gerüche in der Luft. Zumindest kam es Sergio so vor. Ob es an den ganzen heruntergekommenen Gestalten lag? Milizsoldaten waren nicht zu sehen - vermutlich trauten die sich nicht so schnell hier rein. Aber auch ohne Soldaten platzte der Schankraum aus allen Nähten und man verstand kaum sein eigenes Wort.
    Gerade bahnten sich die drei Neuankömmlinge ihren Weg zum letzten leeren Tisch in einer Ecke, als sich plötzlich eine haarige Pranke auf den Arm der vor Sergio laufenden Redsonja legte.
    „Na, Süße, Lust auf ein kleines Nümmerchen?“, grunzte ein bärtiger Lockenkopf mit glasigen Augen. Er störte sich nicht daran, dass die „Süße“ von zwei Männern begleitet wurde.
    Redsonja blieb stehen, drehte ihren Kopf zu dem Widerling und sagte drohend: „Nimm deine Finger weg.“
    „Komm schon. Nur wir zwei Hübschen. Kannst dir auch aussuchen, wie wirs machen.“ Ein Grinsen voller Zahnlücken. Die Pranke rührte sich nicht vom Fleck.
    Sergio konnte nicht anders und versuchte sein Glück: „Wenn du nicht sofort deine Griffel wegnimmst, gibt es Ärger. Und zwar richtig.“
    „Höhö, was willst du Penner denn? Mir drohen?“ Die Pranke war immer noch da. Gleichzeitig versuchte der Kerl, Redsonja zu sich heranzuziehen, doch sie stemmte sich dagegen.
    „Ja“, erwiderte Sergio. Unvermittelt stürmte er vor. Dann traf seine Faust den Widerling im Gesicht. Vor Schreck ließ die Pranke los und ihr sichtlich überraschter und stockbesoffener Besitzer kippte vom Stuhl. Jammernd hielt sich der Kerl seine Nase.
    Das rief einen Kumpanen des Flegels auf den Plan. Er baute sich vor Sergio auf. Eine Schnapsfahne hüllte den Söldner ein.
    „Entweder gibst du uns jetzt die Kleine, oder ich schlag dir den Schädel so ein, dass du nur noch Brei laberst.“
    Unabhängig davon, dass die Kleine den beiden wohl ohnehin mit ihren Schwertern die edlen (oder auch weniger edlen) Teile abschneiden würde, bemühte sich Sergio weiterhin, sie zu beschützen: „Nur über meine Leiche.“
    „Kannst du haben“, grinste der neue Kontrahent. Aus dem Augenwinkel sah Sergio, wie Taeris seine Hand an den Schwertknauf legte.
    „Schluss damit“, ertönte plötzlich eine feste Stimme. „Ich glaube, wir können hier keine Toten gebrauchen."
    Sergio drehte sich zur Seite und erblickte einen Mann, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Keine Ahnung, warum er versuchte, in den Streit einzugreifen.
    „Halt‘s Maul!“, antwortete der Kumpan des Lockenkopfes, der noch immer am Boden vor sich hin jammerte. „Der Penner gehört mir!“
    Und ehe Sergio reagieren konnte, traf ihn der Stiefel des Kerls am Bein. Nur einen Sekundenbruchteil später stürzte sich die massige Gestalt auf ihn und riss ihn zu Boden.
    Geändert von Sergio (17.01.2012 um 12:54 Uhr)

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    Nero ist offline

    Splitterwelten #4 - Seelenheil

    Nero stand am Richtplatz des Ordens. Diebe waren in der vergangenen Nacht gefasst worden, als sie gerade ein Haus ausräumen wollten. Sie hatten die Besitzer des Hauses einfach hingeschlachtet, als diese sie bemerkt hatten. Nun knieten sie, gefesselt, zitternd auf dem hözernen Podest und weinten stumme Tränen der Niederlage. Sie wussten bereits welche Strafe auf Mord stand und so wussten sie auch um ihr kommendes Schicksal. Nero war als Priester des Ordens zugegen und dieser Vorfall war nur ein Akt der Abschreckung für andere. Man hatte dem Priester die Aufgabe zugewiesen, die Straftäter vor ihrem Ableben an Innos zu übergeben, doch empfand er nur große Abscheu vor diesem Bodensatz der Evolution. Als der Richter seine elend lange Ansprache gehalten hatte, von Recht und Ordnung geschwafelt hatte und die Strafe festgesetzt hatte, sie also zum Tode durch Enthauptung verdammt hatte, trat Nero nach vorne. Doch jetzt würde er sie noch nicht an Innos übergeben, sie sollten noch ein wenig länger leiden. Nur die Magier des Ordens, die Nachfolger des Gottes der Gerechtigkeit Innos, wussten um das Gefüge zwischen Ordnund und Chaos, ein Richter befolgte nur die festgelegten Gesetze, Magier setzten List, Tücke, Diplomatie und Bestrafung zu gleichen Teilen ein, um die Ordnung zu wahren. Grimmig dreinblickend und bedrohlich in seiner schwarzen Robe, trat Nero an den Henker heran und flüssterte ihm einige Worte unter seine lederne Maske, sodass dieser die Axt sinken ließ und sich einige Schritte entfernte, er stellte die Befehle des Magiers nicht eine Sekunde lang in Frage. Die Diebe tauschten einen verwunderten Blick und auch die Menschenmenge ließ ein Raunen hören, vermutlich dachten sie, er begnadigte diese zwei Mörder. Er schloss die Augen und blickte kurz zum Himmel

    Erinnerung

    Der Magier erinnerte sich an die Nacht in Varant, in der er mit Grimward zum Haus des Mannes gegangen war, der seinen Vater ermorderte, nachdem er ihn jahrelang ausgebeutet hatte. Sein Vater war einst ein Bauer in Varant gewesen und die Dürren hatten ohnehin schon an seinem Lebensunterhalt gezehrt, doch Omar, ein reicher Händler, hatte sein Land aufgekauft und ihn gezwungen die doppelte Arbeit zu leisten. Als sein Vater die geforderten Beträge nicht mehr zahlen konnte, waren die Schläger Omars gekommen, hatten ihn gestraft und schließlich getötet und das alles im Beisein Nero's. Omar hatte ihn damals zwar verschont, doch das war für ihn kein Grund gewesen die Rache fallen zu lassen. In dieser Nacht war er mit Grimward durch die Wächter des Händlers geschritten und hatte sie alle mit ihrem Blut bezahlen lassen, dafür, dass sie für diesen Mann arbeiteten. Omar war einen langsamen Tod durch seine Klinge gestorben, nachdem er ihn für alles hatte büßen lassen. In seinem Blut liegend war er schließlich verreckt wie ein dreckiges Tier. Das war noch zu gut für ihn gewesen, er hätte brennen sollen, lebendig, doch der Magier war impulsiv gewesen und hatte es allzuschnell beendet. In dieser Nacht war ein weiterer Teil seiner Seele gestorben, denn er hatte mit allem abgeschlossen, was einst gewesen war und hatte darüber alles verloren, was ihn bis dahin angetrieben hatte und auch seine Zukunftsplanung war aus den Fugen geraten, hatte er doch nicht gewusst, dass er seine Frau und seinen Sohn später finden würde. Diese Suche hatte ihn am Leben gehalten nach diesem Vorfall, alles andere war nur ein Intermezzo gewesen, da er nicht realisierte, was ihm bevorstand. Nun, mit Callindors Existenz, war ein weiterer Teil seines Lebens bereits von größeren Mächten geplant worden, er hatte wieder eine Aufgabe und eine Bestimmung im Leben.

    Erwachen

    Nero öffnete die Augen, in so vielen Taten war er das geworden, was er nun war und die Art wie er reagierte und die Kälte in ihm waren so herangewachsen. Es war bei den meisten Aufgaben und Missionen seitens des Ordens gut, so kalt und berechnend zu sein, seinem Leben tat es jedoch weniger gut und seine Seele erhärtete immer weiter in diesem Prozess. Eines Tages würde er noch so kalt und abweisend wie die oberste Feuermagierin werden. Das war ein erschreckender Gedanke und plötzlich schien es ihm, als hätte er nun einen Anreiz sich gegen weitere Abstumpfungen zu wehren und seine Seele doch noch zu retten... Doch er driftete mit seinen Gedanken ab, seine Opfer hatten schon lange genug gewartet und wunderten sich sicher, was hier gespielt wurde. So trat er an den ersten Heran und zog seine Klinge. Er setzte das Silberschwert direkt an die Klinge des Mörders und zwang ihn dazu, ihm in die Augen zu blicken. Trotz und Hass schlugen ihm entgegen.

    "Sag mir, warum entschiedst du dich für den Weg des Diebes und wurdest zum Mörder?" fragte der Magier streng, "Wir sind Arm und ihr Magier sitzt auf dem großen Gold. Es gab keine Alternative und diese Neureichen hätten uns an die Miliz verraten." entgegnete der Dieb bissig. Der Magier setzte die Klinge ein wenig fester an, "Denkst du, deine Tat war gerecht oder bereust du es?", sein Gegenüber blickte nun härter, "Ich habe es getan um selbst nicht zu sterben vor Hunger. Ich sehe keinen Fehler darin!". Der Magier schüttelte leicht den Kopf. "Dann ist es hiermit beschlossen. Du bereust deine Taten nicht im Geringsten und stellst dein Leben über das von anderen Menschen. Dich erwartet nicht das Seelenheil und auch nicht die goldene Halle des Innos. Du sollst in der Dunkelheit liegen, im reinigenden Feuer brennen und heulen und mit den Zähnen knirschen. Abschaum.". Der Dieb setzte zu einer Antwort an, doch die Klinge zerriss seine Kehle und er kippte hinten über. Gurgelnd und röchelnd rang er um sein Leben und das Lebenslicht verging ganz langsam in seinen Augen, er starb langsam und qualvoll für das, was er getan hatte. Ein Raunen ging durch die Menge, sie hatten nicht erwartet, dass ein Magier ihn richten würde, doch einer musste es tun, ob ein Magier es nun guthieß oder es selbst tat, das war die gleiche Sache. Der Dieb regte sich nicht mehr und sein Lebensatem war ausgehaucht. Dann trat der Magier an den Zweiten heran.

    "Nun sag du mir, bereust du deine Taten, oder siehst du es wie dein Kollege dort drüben?", müde blickte ihm der zweite entgegen, doch Entschlossenheit lag in seinen Augen. "Ich bereue meine Taten und ich sehe der Strafe gefasst entgegen. Ich habe diesen Richtspruch voll und ganz verdient, denn ich verlor die Kontrolle. Niemand sollte dabei sterben und doch setzte ich mein Leben über das von Anderen. Ich bin nicht besser, als er es war, doch ich bereue meine Taten. Ich nehme die Strafe auf mich. Tränen lagen in den Augen des Zweiten, doch Nero konnte Wahrheit in seinen Worten erkennen, das war nicht bloß Geschwätz und auch keine Ausrede. Der Magier nickte. "Du bereust ehrlich deine Taten und du setzt Innos über dein eigenes Leben. Ich erkenne, dass du es ernst meinst." Der Magier ließ die Klinge sinken, er konnte die Auren der Menschen erkennen, wenn sie stark genug war und diese hier leuchtete quasi so stark, dass sie ihn blenden konnte. Die Wahrheit war, dass dieser Mann wohl mehr Angst vor seinem Kollegen hatte, als vor dem Tode selbst und er so gezwungen war zu handeln, eine Handlung im Affekt und aus Angst war etwas anderes, als eine gewillte Straftat. Der Magier erhob sich und drehte sich zur Menge. Als Priester konnte er unter Umständen einen Mann begnadigen, wenn auch nicht in die Freiheit, doch das wollte er auch garnicht.

    "Ich wiederrufe den Richtspruch über diesen Mann. Ich verfüge hiermit, dass er auf Jahr und Tag in den Kerker gebracht wird, wo er seine Taten bereuen soll. Heute in einem Jahr soll er dem Orden überstellt werden und seinen Taten abbitte leisten und dem Orden zur Strafe dienen. Sollte er sich als geläutert zeigen, so wird er dem Orden auch weiterhin dienen und sogar beitreten, sollte er noch immer der Gleiche sein, so werde ich ihn hier wieder empfangen und den Richtspruch vollstrecken!"

    Unglaube lag in den Augen des Mannes, doch mit einem Blick dankte er dem Magier. Nero warf ihm einen strengen Blick zu und als er abgeführt wurde, hielt er ihn noch einmal auf. "Enttäusche mich nicht!" sagte er zu ihm und der Mann nickte.

    Akzeptanz

    Der Magier drehte sich zu den Menschen, die ihm mit unglübigen Minen entgegenblickten, sie verstanden seine Tat nicht.

    "Bürger von Thorniara, höret meine Worte. Viele von euch kennen mich als ungnädigen und strengen Mann. Als "Schwarzer Schatten" und ihr versteht nicht, warum ich diesem Mann eine Chance gab. Die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung beschränkt sich nicht auf das Loben von guten und die Bestrafung von schlechten Taten. Recht und Ordnung werden nur dann hergestellt, wenn Männern und Frauen, die gläubig und reuhaft sind, eine zweite Chance gewährt wird. Wir müssen alles daran legen, die Menschen, die schlimmes getan haben, auf den rechten Weg zurückzubringen. Doch das geht nur, wenn sie dies auch selber wollen. Deshalb starb der eine, denn er wollte nicht bereuen und der andere bereute und nahm die Strafe ohne Widerworte, deshalb rettete ich seine Seele, denn er soll sich in Innos beweisen. Dies soll euch zeigen, dass wir, die Magier des Ordens, gerechte Männer und Frauen sind und nicht nur nach dem Äußeren oder Berichten urteilen. Lebt anständig und glaubt an das, was Innos gebietet, dann wird euch nichts geschehen. Bereut eure Sünden und ihr werdet errettet werden, stiftet niemanden an Böses zu tun und lebt ein gerechtes Leben. Vergebt, was vergeben werden kann, begnadigt, wer bereut und seid selbst ein Beispiel der grenzenlosen Güte Innos, die zu Recht und Ordnung führen wird."

    Damit trat der Magier vom Podest hinunter und schritt durch die Menge, bahnte sich seinen Weg durch sie durch und begab sich an den Rand des Ordensplatzes um sich niederzulassen. Er hatte dort auf dem Podest etwas erkannt. Seine Seele war keinesfalls tot und kalt, sie war nur in zwei Wege geteilt: Gerechtigkeit und Chaos. Seine schwarze Seite, das Chaos, half ihm dabei über seinen Gefühlen zu stehen und jede Situation uneingeschränkt zu beurteilen, kalt und abgeschirmt zu handeln und nicht auf das Oberflächliche zu achten. Seine gütige, helle Seite, die Gerechtigkeit, beinhaltete all seine Gefühle. In diesem einen Moment hatte er alles wieder spüren können. Liebe, Güte, Freundlichkeit, Glaube, Vertrauen und auch Hass. Der Magier erkannte, dass er keineswegs so abgestumpft war, wie er dachte, er war nur bisher nicht mit dieser inneren Zerissenheit zurechtgekommen und hatte das alles falsch eingeschätzt. Auch jetzt konnte er dieses Ausmaß noch nicht einschätzen und fühlte sich noch immer elend, doch diese Erkenntniss gab ihm Kraft und Mut, seine Seele war noch nicht verloren. Dennoch blieb er dieser Nemesis, dieser kalt berechnende Magier, der seine Klinge einsetzte, wenn es nicht anders ging und der Blut vergoss wenn es nötig war. Er würde sich fortan nicht mehr von diesem Gefühl täuschen lassen, doch er würde sich nicht mehr ändern.

    Mit diesen Gedanken nahm er seine zwei Seiten an und fühlte plötzlich in sich eine starke Kraft heranwachsen, die ihm die Augen verblendete und seine Ohren für das taub machte, was um ihn herum geschah. In diesem Lichtblitz vernahm er erneut die Stimme des Herrn, so wie schon einige Male zuvor:

    "Du hast erkannt wer du bist, und was du darstellst. Du bist keineswegs ein dumpfes Instrument unter meiner Führung mein Sohn. Du bist ein eigenständiger Geist in meinem Dienste, der meine Lehren so auslegt, wie er es sich selbst vorstellt und du handelst nur nach deinem eigenen Gutdünken. Fahre fort auf diesem Weg und sorge für die Gerechtigkeit, die ich anstrebe. Deine geteilte Seele, oder Nemesis, wie du dich nennst, ist ein Wesenszug, den ein Mann der Gerechtigkeit braucht. Du brauchst sie, um Gut von Böse zu unterscheiden und Situationen so einzuschätzen, wie auch alle Führer des Ordens es bisher taten. Nur so kannst du mehr werden als nur ein Priester und nur so kannst du für Stabilität sorgen. Bleibe in meinem Dienst..."

    Und damit kehrte Nero wieder in die Welt der Impressionen zurück und rang nach Atem, blickte zu Boden und vergoss die erste Träne seit so langer Zeit. Er hatte seine Seele gerettet und wusste nun, was zu tun war und wie er sich selber sehen musste. Da fiel ihm auch ein, was sein nächster Schritt sein würde...

    "Ich werde dich finden Bruder, und wenn es ewig dauern wird. Ich habe eine Aufgabe und ich weiß, dass ich sie zwingend erfüllen muss. Callindor...."

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Alle Rekruten waren versammelt. Der Reihe nach hatte Kerdric die Namen der jungen Männer verlesen lassen – er musste unbedingt Lesen und Schreiben lernen, hatte er sich vorgenommen –, die er selbst ausgesucht hatte. Er hatte nicht unbedingt darauf geachtet, nur die kräftigsten und besten Kämpfer zu bekommen, sondern auch diejenigen genommen, die körperliche Anstrengungen nicht besonders gewohnt waren. Im Notfall musste sich die Stadt auf jeden verlassen können, nicht nur auf eine Handvoll Kraftprotze.
    Bloß einer fehlte noch. Eilig stieg der Milizsoldat die Treppen zum Kerker hinunter und folgte dann einem Gang, bis er vor der richtigen Zelle stand, die der Schließer für ihn öffnete. Normal war dieses Vorgehen nicht, doch Kerdric hatte sich entschlossen, nun auch zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte, und Aaron nicht dadurch Recht zu geben, dass er ihn einfach sitzen ließ.
    »Hier bin ich«, eröffnete er dem Gefangenen. »Du hast jetzt genau eine Chance zu beweisen, dass du es wirklich versuchen willst. Wenn du immer noch dazu stehst, dann komm einfach mit. Tu, was man dir sagt, und halt die Klappe. Die wenigsten bekommen so eine Gelegenheit, und wenn du sie versaust, wird es auch die letzte gewesen sein. Und jetzt komm.«
    Mit diesen Worten trat Kerdric zur Seite, um Aaron aus der Zelle zu lassen. Der konnte jetzt entweder dort bleiben, wo er war, oder aber mitkommen und sich, bewaffnet mit Schild und Übungsschwert – vorerst wollte der Ausbilder den Neulingen keine Waffen aus Metall in die Hand drücken, damit es keine unnötigen Verletzungen gab – in die Reihen der Rekruten eingliedern, um sich zu beweisen.

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    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Innerlich fassungslos aber äußerlich wie immer nur verbittert sah er den Soldaten an, der ihm die Tür aufhielt. Diese Nacht war die erste gewesen, in der er hier, in der Zelle ein paar Stunden geschlafen hatte. Es ging eben nicht ganz ohne. Ein Fakt, der nicht zu umgehen war und nun... nun sollte er tatsächlich befreit werden? Einfach so? Nur weil irgendein dahergelaufener Soldat nicht damit zurecht kam, dass sich ein Gefangener keine Vorwürfe für seine Taten machte, sondern sie für angemessen hielt?

    Langsam schritt er auf das geöffnete Gitter zu und nickte dem Mann der ihn sowohl festgenommen (wenn auch nicht direkt) und freigelassen hatte bestätigent zu. Was sollte er auch sagen? 'Danke'? Noch wusste er nicht einmal was jetzt auf ihn zukommt.

    Die Stufen, die sie vor zwei Tagen schon heruntergelaufen waren führten auf einen kleinen Platz, auf dem ein kleines Becken mit Wasser stand. Irgendeine Konstruktion sorgte dafür, dass anscheinend Regenwasser irgendwo gesammelt wurde und nur durch einen kleinen Abfluss hier seinen weg fand, so dass es ununterbrochen plätscherte.
    Bei dem Weg dort vorbei, tauchte Aaron seine Hände in das frische Nass und wischte sich sein Gesicht damit ab. Der Staub in dem Dreckloch lag auf dem ganzen Körper und so war wenigstens ein erster Eindruck von Erfrischung möglich.
    Die beiden Männer bogen um eine Ecke und erreichten eine freie Fläche auf der verschiedenste Männer versammelt standen. Die beiden Ankömmlinge stapften zu einem großen Fass in dem grob gezimmerte Holzschwerter steckten und der breitschultrige bekam ein solches von seinem Begleiter in die Hand gedrückt, bevor er in die Reihe postiert wurde.
    Neben ihm stand ein halbes Hemd, das gespannt auf Anweisungen der Wachen wartete. Immer wieder fummelte er an dem Holzschwert rum un wippte unruhig auf und ab.
    Insgesamt war der Großteil der Männer eher jünger als er. Wahrscheinlich junge Burschen die für den eventuellen Krieg ausgebildet wurden.

    Aaron besah sich das plumpe Holzschwert und musste unwillkürlich an irgendwelche Kinder denken, die sich mit solchen Waffen bestückt durch die Gassen jagten. Nun ging also der Traum sovieler Kinder für ihn, den verbitterten, jungen Mann in Erfüllung. Blieb nur noch abzuwarten, ob es eher ein schöner, oder ein Alptraum werden würde.

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Er kam also mit. Mit Stolz oder Zufriedenheit erfüllte das den Milizsoldaten nicht – was war schon dabei, einen Kerker zu verlassen, wenn man es konnte? –, doch nichtsdestotrotz war es ein Anfang. Trotzdem würde Kerdric stets ein Auge auf den Türsteher haben, um jeden möglichen Fluchtversuch sofort unterbinden und entsprechend darauf reagieren zu können.
    Schweigend reihte sich der soeben Freigelassene nun aber erst einmal in die Linien der Rekruten ein, die im Moment noch geordnet waren, was aber wahrscheinlich auch nur daran lag, dass sie sich nicht bewegen mussten. Sobald sie im Gleichschritt marschieren sollten, würde sich die Ordnung wohl schnell wieder auflösen. Kritisch musterte Kerdric all die jungen Männer, von denen keiner älter war als fünfundzwanzig, und erhob dann die Stimme.
    »Ruhe!«, rief er, und die wenigen, die bisher geredet hatten, verstummten. Vermutlich nicht nur aus Disziplin, sondern auch aus Neugierde, doch das war erst einmal egal. »Einige von euch fragen sich wahrscheinlich, warum sie hier sind«, begann der Ausbilder dann seine kleine Rede, die er vorher nochmals im Kopf durchgegangen war. »Der Grund ist einfach: Nachdem die Rebellen Burg Silbersee verloren haben, müssen wir nun ein umso größeres Gebiet beschützen, gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Aufrührer in Setarrif plötzlich zum Gegenschlag ausholen und eines Tages vor den Mauern stehen. Und dann braucht es Männer, die diese Mauern verteidigen. Euch. Also erhaltet ihr hier die Ausbildung, die ihr braucht, um die Mauern halten zu können … wenn ihr diszipliniert seid.«
    Gemurmel erhob sich, und Kerdric beschloss, seine Worte noch zu unterstreichen. Langsam zog er das Schwert aus der Scheide und ging mit ruhiger Miene ein wenig auf und ab. »Du da«, sagte er dann zu einem jungen Burschen und zeigte mit der Klinge auf ihn. »Zehn Liegestützen.«
    »Wieso?«, antwortete sein Gegenüber verblüfft, und im nächsten Moment traf ihn die flache Seite von Kerdrics Schwert seitlich am Kopf, so dass er taumelte und in die Knie ging.
    »Weil ich es sage! Das ist die Armee, hier stelle ich die Fragen, ihr gebt die Antworten! Zehn Liegestütze!«
    Er behielt seine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle, als er sich abwandte. Rekruten zu schlagen und grundlos Staub schlucken zu lassen, gehörte keinesfalls zu den Dingen, die er gern tat, aber dennoch zu den Dingen, die nötig waren. Eiserne Disziplin hielt eine gute Truppe zusammen und sorgte dafür, dass sich einer auf den anderen verlassen konnte. Diese Disziplin musste um jeden Preis durchgesetzt werden, sonst nützten keinem Soldaten die Fähigkeiten, die er sich mit dem Schwert oder Speer erwarb; und so würde Kerdric sie eben durchsetzen, und damit begann man am besten gleich am Anfang, damit die Rekruten gar nicht erst auf die Idee kamen, sich irgendwelchen Befehlen zu widersetzen.
    »Und jetzt will ich erst mal sehen, in welcher Verfassung ihr seid. Zehn Runden um den Kasernenplatz, danach zwanzig Liegestützen, los, los! Nein, die Waffen gebt ihr nicht aus der Hand, los!«

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    Kämpfer Avatar von Olrik
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    Olrik ist offline
    Olrik saß in der Taverne. Er wollte mal wieder etwas anderes trinken und essen als seine lange haltbaren, dafür schlechter schmeckenden Vorräte an Dunkelbier und Zwieback. Hier im Gasthaus erfreute er sich an goldenem Met und Weißbrot mit Kochschinken. Ein anderer Grund seiner Anwesenheit innerhalb der Stadt war, dass er nicht mehr so oft am Hafen sein wollte. Er schöpfte Verdacht, dass er dort aufgegriffen werden könnte. Und da er dies verständlicherweise vermeiden wollte, blieb er unter dem "Schutz" der Saufbolde und Tavernenbesucher, der ihn unter all den Gestalten unauffällig wirken ließ.

    Der Söldner biss herzhaft in das Fleisch. Sehr lecker! dachte er, besser als Trockenfleisch. Und dieser süße Met umspielt meinen Gaumen wie wenig anderes. Herrlich!
    Beim Essen jedoch warf der Spion einen Blick auf die Gäste des Gasthauses. Lauter alte und junge, dicke und dünne. Die einen tranken bis zum Umfallen, die anderen genossen gutes Essen und nette Unterhaltungen. Eine Taverne war halt seit eh und je ein Ort, an dem sich die Geschmäcker teilten...und das auch im wahrsten Sinne des Wortes. Doch viel interessanter als die Gäste, die anwesend waren, waren die, die fehlten. Vor kurzem, nämlich in der letzten Nacht, war Olrik auch in der Taverne gewesen. Und da waren ein paar sehr interessante Leute, die Olrik aus seinem Platz an hintersten Ecktisch der Taverne besehen hatte, wo er in leichtem Dunkel lag.
    Es gab eine kleine Prügelei. Ein blonder Kerl, sehr massiv, gegen einen etwas weniger massigen. Der größere ist eher uninteressant, aber der andere...er war in Begleitung eines anderen Mannes und einer Frau, wegen der überhaupt geprügelt wurde. Und zumindest dieser andere Begleiter, ja, der ist mir bekannt. Ich erinnere mich schwach an ihn. Als Setarrif brannte und die Revolution Siegmunds niedergeschlagen wurde, kam ich erst sehr spät zum Schlachtfeld, da war der Kampf schon vorüber und es wurde hell. Und doch waren da sehr viele Menschen, die "aufräumten". Und genau dieser Mann war dabei, ich erinnere mich. Er war in Setarrif! Olrik kratzte sich am buschigen Bart. Das war ein Mann aus Setarrif. Ich muss ihn wiederfinden, unbedingt. Das könnte meiner Situation helfen.

    Olrik schlang etwas Brot hinunter und spülte den Mund durch mit einem Schluck Met. Schon schaute er wieder aus seiner Ecke in die Menge der Gäste, stets die Tür im Auge.
    Geändert von Olrik (17.01.2012 um 18:22 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #199
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Der Vergleich von der Stadtwache zu den Türstehern war hinfällig - zumindest in einem Punkt: man sorgte selbst für seine Ausbildung, was den großen Vorteil hatte, dass man nicht ständig nach der Pfeife irgendeines Ausbilders tanzen musste. Deshalb war das ganze also so schnell gegangen.
    Zumindest musste der halbfreiwillige Rekrut nicht aufpassen, dass sein Ausbilder etwas von seiner Meinung aufschnappte - die kannte er schließlich schon.

    Die Gruppe wurde schon in den ersten Minuten gespalten. Der stille Beteiligte beobachtete, wie sich seine neuen Kameraden verhielten und beschäftigte sich in Gedanken mehr damit sich die Gesichter und Handlungen einzuprägen, als mit der Übung, die er nebenbei abfertigte. Keinesfalls übertrieb er es mit der Geschwindigkeit, so wie einige großspurige Burschen, die mit allen Mitteln versuchten den herumkommandierenden Soldaten, der in der Mitte stand und sich das ganze ansah, zu beeindrucken. Nein, er war nicht der schnellste, aber er gehörte eben auch nicht zu der Gruppe, die schon nach den ersten Runden halb zusammenbrach und hinterherkeuchte.
    Er war eben kein Angeber aber auch kein Rebell, kein vom Ehrgeiz getriebener aber auch keiner, der sich hängen lies. Auch hier konnte man durchaus wieder behaupten, dass er sich eben seinem 'Schicksal' hingab.
    Gerade waren wiedermal die Liegestützen an der Reihe, als feste Stiefel in dem kleinen Blickfenster Aarons erschienen und die befehlsgewohnte Stimme des Ausbilders ertönte. "Nochmal zwanzig!"
    Mit dem Gesicht zum Boden rollte er die Augen, unterbrach aber nichteinmal die Kraftübung.
    "Nochmal zwanzig!"
    Schweißtropfen rannen den Nacken hinab und sammelten sich am Hals. Längst hatte er aufgehört zu zählen. Wozu auch? Nur um ein weiteres 'Nochmal zwanzig' zu hören?
    Neben Aaron senkte sich gerade das halbe Hemd, das schon vorhin neben ihm gestanden hatte zu Boden und begann, bereits ermüdet, seine Arme zu neigen und zu heben, wobei er nach der Hälfte das erste mal auf dem Boden lag.
    Zumindest hatte der Ausbilder nun ein neues Opfer, weshalb er sein derzeitiges weiterrennen lies um andere anzubrüllen.
    Vielleicht war die 'Vorbildung' in Wirtshäusern und Bordellen doch nicht so schlecht für die Ausbildung zum Soldaten. Zumindest ersparte man sich Unannehmlichkeiten mit dem Ausbilder.

    Ein schneidender Ruf unterbrach 'Verfassungsanschauung'. Vermutlich war das auch besser für einige, die erschöpft zum Sammlungspunkt trotteten.
    Gegenüber aufstellen und Waffen anheben war nun also nächster Tagesordnungspunkt. Zumindest aufs Rumbrüllen und Haltung bemängeln verstanden sich die befehlshabenden Soldaten offensichtlich gut.

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Kritisch musterte Kerdric die Rekruten, die um den Übungsplatz rannten, liefen oder krochen, und war immer zur Stelle, wenn irgendwo jemand zu langsam wurde, um ihm mit ein paar hitzigen Worten einzuheizen. Natürlich war ihm klar, dass er hier keine Meisterleistungen erwarten durfte – auch er selbst war in seiner Zeit bei der Stadtwache an seinen Aufgaben gewachsen und nun weit leistungsfähiger als noch vor einem Jahr –, aber dennoch war dies kein Grund, diese Meisterleistungen nicht zu verlangen. Nur so trieb man die Männer zum Äußersten, so dass sich ihre körperlichen Grenzen Stück für Stück erweiterten.
    Vorerst jedoch waren diese Grenzen bei einigen noch eng gesteckt und konnten auch durch forderndes Geschrei nicht überwunden werden. Wobei sich dieser Türsteher ziemlich gut schlug; Kerdric ließ ihn ein paar Liegestützen mehr absolvieren – wer bereits viel leistete, der musste natürlich auch mehr trainieren, um sich zu verbessern –, was kommentarlos ausgeführt wurde, und beließ es dann vorerst dabei.
    »Schlecht«, sagte der Milizsoldat, nachdem sich die Rekruten wieder versammelt hatten und, teilweise schnaufend, teilweise nur schwer atmend, in einzelnen Fällen sogar nach wie vor ganz munter, in Reih und Glied vor ihm standen. Widerspruch kam keiner; die meisten brauchten ihren Atem für andere Dinge. »Eine gute Truppe sieht anders aus. In einer Schlacht, wenn die Rebellen die Leitern an die Mauern stellen und ihr hin und her rennen müsst, um jeden Abschnitt zu verteidigen … dann würdet ihr in eurem jetzigen Zustand bald nicht mal mehr das Schwert heben können. Ihr werdet also jeden Tag trainieren, bis ihr hundert Runden um den Platz rennen, ein paar Gewichte stemmen und dann immer noch einen Troll erwürgen könnt. Aber nun zu etwas anderem.«
    Er ließ zwei willkürlich ausgewählte Rekruten nach vorne kommen und hieß sie, sich mit Schwert und Schild einander gegenüber aufzustellen. »Den Schild höher halten!«, kommandierte er, während er sie eingehend musterte. »Das linke Bein weiter nach vorne, deck dich mit dem Schild! Du da!« Er zeigte auf einen der anderen Männer. »Was habe ich gerade gesagt?«
    »Äh … ich weiß nicht …«
    »Zehn Liegestütze! Jeder stellt sich jetzt so auf wie diese beiden«, fuhr Kerdric fort und beobachtete, wie Unordnung in seinen Haufen kam. Da die Zahl der Rekruten gerade und dann noch Aaron hinzugekommen war, musste allerdings einer übrig bleiben, und so schnappte sich der Ausbilder gleich den Türsteher.
    »Nur eine kleine Einführung«, erklärte er seinen Zuhörern, nachdem er die scharfe Klinge ebenfalls gegen ein Übungsschwert eingetauscht hatte. »Los, greif mich an.«

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