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  1. Beiträge anzeigen #161
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Die Augen halb geschlossen lehnte Aaron an der Wand des Raumes, während seine Ohren diesen Teil der Aufsicht übernahmen. Oder war das dann eher 'Aufgehör'? Wie dem auch war, inzwischen war es ruhig geworden. Nur die absonderlichsten Gestalten - und absonderlich waren in diesem Geschäft alle, also waren die gemeinten so abstoßend, dass selbst der Türsteher sich so seine Gedanken zu diesen Menschen machte - befanden sich noch in den einzelnen... Vergnügungsräumen aus denen gedämpft widerwärtige Geräusche nach außen drangen.

    Die Nacht war an sich ruhig verlaufen. Die drei Quotensuffis mussten natürlich vor die Tür befördert werden, aber das war nun wirklich keine Neuigkeit und verdiente keine große Aufmerksamkeit. Der Eingangsraum, in welchem Aaron sich die Beine in den Bauch stand war erfüllt von gedimmten Kerzenlicht und Rußgeruch mit einer Note von billigem Parfum. Der Betreiber, Frederick hieß der Kerl, versuchte zwar mit allen Mitteln die Einrichtung möglichst angenehm für die perversen Geldsäcke zu gestalten, aber so einige Dinge scheiterten dann doch am Geiz. Nur hatte er wohl inzwischen gelernt, dass das illegale Untergrundgeschäft ohne kräftige Rausschmeißer zum Scheitern verurteilt war, weshalb nun neben Aaron noch drei weitere Kerle darauf achteten, dass alles so lief, wie es der Geschäftsführer wünschte.

    Grade lief einer der letzten drei 'Kunden' mit einem schmierigen Grinsen an dem breitschultrigen Kerl vorbei und hob zum Abschied die Hand, wobei sein gerade angezogenes Oberteil nach oben rutschte und rote Streifen an seinem Leib offensichtlich wurden. Ob sie nun von Fingernägeln oder einer Peitsche stammten vermochte Aaron nicht zu sagen und ehrlich gesagt interessierte es ihn auch nicht. Das einzige was ihn noch interessierte war, dass die letzten beiden Kerle auch noch verschwanden, er seinen Lohn bekam und gehen konnte... und der Lohn den er herausgehandelt hatte war keinesfalls schlecht.
    Durch das ruckartige Öffnen der Haupteingangstür wurde er aus den Gedanken gerissen und blickte zu Thomas, einem kleinen Bengel, der draußen vor der Tür Schmiere stehen sollte herunter.
    "Da kommt ein Dutzend Wachen die Straße entlang!" rief er aufgeregt, worauf hin Aaron ihm zunickte und zur Tür stapfte. Man sah von außen nicht ob hier Licht brannte und die Soldaten waren wahrscheinlich sowieso auf dem Weg woanders hin... doch.. Sicher war sicher und so schob er den Riegel vor die Tür und und lehnte sich mit verschränkten Armen wieder gegen die Wand.

  2. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #162
    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Eigentlich gehörten Sachen wie diese ja nicht mehr zu seinem Aufgabenbereich, eigentlich war es nur noch seine Pflicht, sich um die Rekruten zu kümmern, die er überall einsammelte und für den Kampf ausbilden sollte. Doch für diesen Einsatz wurde kurzfristig eine größere Zahl an Soldaten benötigt, um möglichst effektiv zuschlagen zu können, und so hatte sich auch Kerdric dem Trupp angeschlossen, um dem Verbrechen Herr zu werden.
    Die Zeit drängte, anscheinend hatte irgendeine Information nicht rechtzeitig die Runde gemacht; im Stillen fragte sich der Milizsoldat, von wem solche Informationen kamen, und der Gedanke daran, dass womöglich Stadtwachen sich in kriminellen Kreisen herumtrieben, behagte ihm nicht. Aber manchmal war so etwas wohl nötig, wenn man dem Verbrechen keinen Vorteil lassen wollte.
    »Das ist es«, wurde geflüstert, als die Gruppe Soldaten an dem betreffenden Haus vorbeikam, ohne es eines Blickes zu würdigen. Kriminelle musste man so lange wie möglich in Sicherheit wiegen, um dann umso überraschender zuzuschlagen. Gleichmäßig verteilten sich die Wachen um das Anwesen herum und warteten ab, während sie ein letztes Mal eingehend die verschiedenen Möglichkeiten studierten, wie man hineingelangen konnte. Türen waren nicht die einzige Möglichkeit, ein Haus zu betreten.
    Ein Handzeichen wurde dann durchgegeben, und mit einem Mal stürmten die Stadtwächter los. Dumpfe Geräusche ertönten, als überall gleichzeitig Türen und Fenster durchbrochen wurden oder man an dem festen Holz scheiterte. Kerdrics Nebenmann hieb wie besessen mit einer Axt auf einen Fensterladen ein, bis dieser nachgab und der Milizsoldat hineinsteigen konnte. Sofort zuschlagen, das war sein Motto, das war die Art und Weise, wie man mit Verbrechern verfahren musste. Sterbende und verwundete Kameraden hatten oft genug verdeutlicht, dass man in solchen Situationen niemals zögern durfte.
    Und so hielt sich Kerdric auch nicht damit auf, eine Kapitulation zu verlangen, sondern hieb einem Mann, der ihm im Weg stand, zuerst die Faust in den Magen und dann den Schwertknauf auf den Kopf. Fragen stellen konnte man später. Türen sprangen auf, durch die, nackt oder nur teilweise bekleidet, weitere Menschen kamen. Und ein Schaf.
    »Niemand rührt sich!«, donnerte eine befehlsgewohnte Stimme, als die Wachen alle Anwesenden zusammengetrieben hatten. Der charakteristische Gestank von Sumpfkraut, der aus mindestens einem der Zimmer drang, hing in der Luft. »Im Namen Innos’ und des Königs seid ihr verhaftet und werdet umgehend zur Bastion gebracht! Dort werdet ihr Gelegenheit haben, euch für eure Taten zu verantworten.«

  3. Beiträge anzeigen #163
    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Da wo der Pfeffer wächst
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    Dennik ist offline
    Dennik saß auf einer Bank am Markt und überlegte, überlegte wie er sein Schwert, sein Amulett und seine anderen Habseeligkeiten wiederbekommen konnte, wie konnte er seine jetztige Lage positiv ändern...

    Der junge abgemagerte Dieb schaute sich gedankenverloren um. Sein Blick und der eines der Milizen trafen sich unverhofft und der Wächter schaute ihn durchdringend an. Dennik erschrak und schaute gespielt gelassen weg. Kam es ihn nur so vor, oder verdächtigte ihn dieser Mann? Er saß nur hier rum und schon wurde er als Dieb abgestempelt, zurrecht zwar, aber denoch erstaunlich, oder bildete er sich das nur ein? Der Hunger trieb ihn eh noch um den Verstand, vielleicht irrte er ja auch nur, oder sah er so stark nach einem Dieb aus. Er schaute prüfend an sich herunter, mussterte seine verdreckte und abgetragene Kleidung, sah, dass er das Hemd nicht mehr wirklich ausfüllte, mager und blass, ja, er sah aus wie ein Straßenkind und das machte ihn schon zu einem Verbrecher. Er stand auf und ging weiter. Hier konnte er es nun vergessen, doch noch einen Diebstahl, einen Taschendiebstahl zu versuchen, hier war er unter ständiger Beobachtung. Zum Glück gab es auch noch andere gut besuchte Plätze in Thorniara, so wie das Handwerkerviertel, zu welchen er sich jetzt aufmachte, vielleicht hatte er dort mehr Glück.

  4. Beiträge anzeigen #164
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Felia ist offline
    Unter der Last der Kleider, die sorgfältig über ihren Arm gelegt waren, leise ächzend stapfte die zierliche Dame unsicher die Treppenstufen der schmutzigen Hafenkneipe hinunter. Ihr fauler Bruder war wahrscheinlich wieder irgendwo das Geld der beiden versaufen, während sie sich um eine neue, bessere Bleibe gekümmert hatte. Das ist so typisch für ihn!, dachte sie wütend, als sie die hölzerne Tür aufstieß. Sofort eilten einige ungewaschene Gestalten herbei und wollten der grazilen Schönheit die Last ihrer Kleider abnehmen, doch mit einem eiskalten Blick und einem leise gezischten »Untersteht euch bloß meine Kleider mit euren schmutzigen Pfoten anzugrabschen!« konnte Felia sie vertreiben. In jeder anderen Situation hätte sie die Hilfe der siffigen Hafenarbeiter mit Freuden angenommen, um sich selbst das Leben zu erleichtern, aber bei ihren Kleidern kannte sie keine Freunde. Keiner dieser dreckigen Gestalten würde je die Gelegenheit haben seine Wurstfinger an die kostbaren Stoffe zu legen.
    Vergnügt schritt die Braunhaarige zwischen den verdutzt dreinblickenden Gestalten hindurch, die mit der schroffen Ansage anscheinend nicht zurecht kamen.»Anscheinend werde ich von dir doch noch bezahlt.«, sagte sie mit unterkühlter Stimme und funkelte den Betreiber der kleinen Hafenkneipe düster an. Das hatte er jetzt davon, dass er sie gestern Abend bezahlt hatte. »Wir haben fünfzig Goldstücke im Vorraus bezahlt und die Kammer dafür drei Wochen bekommen. Da wir sie nur eine Woche gebraucht haben und wir zwanzig Goldmünzen Rabatt durch meinen Auftritt bekommen haben macht das...« Für einen kurzen Augenblickt tat die Schönheit so, als würde sie im Kopf nach dem Ergebnis suchen. Sinnlos, wenn man wie sie so gerade die Grundregeln der Mathematik beherrschte. »Vierzig Goldmünzen! Also flott. Oder muss ich meinen Bruder holen?« Zufrieden beobachtete sie, wie der Betreiber der kleinen Taverne das Geld zählte und in ein kleines ledernes Säckchen füllte. Das war ja besser gelaufen, als sie gedacht hatte. Den Wirt hatte sie mal schön über den Tisch gezogen!
    »Und sag Aaron, er soll zur Marktschänke kommen.«, rief sie beim Rausgehen dem Wirt zu. Zufrieden mit sich selbst stapfte sie durch das Armenviertel, in dem sie sich nie wirklich heimisch gefühlt hatte. Das Marktviertel gefiel ihr da schon besser. Noch immer nicht das Gelbe vom Ei, aber doch ein Schritt nach vorne. Aaron würde vielleicht Augen machen!

  5. Beiträge anzeigen #165
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Schlechter hätte es nicht laufen können. Zwei Kunden... zwei perverse, reiche Säcke, die ihren Gelüsten einfach keinen Einhalt gebieten konnten, waren daran schuld, dass er nun in dieser Falle stand.
    Die Tür war unter einem lautem Krachen zersplittert. Als wollten die Soldaten eine Burg stürmen, brachen sie mit halben Kriegsgeräten sämtliche Eingänge des Gebäudes auf. Augenscheinlich war hier nichts zu wollen, was selbst Aarons hirnloser Kollege akzeptierte, nachdem er einen Schild gegen den Kopf bekam, weil er versucht hatte sich zu wehren.
    Aaron stand noch immer an seinem Platz neben der zersplitterten Tür, nur dass er die Arme hob und ihm eine Klinge an den Hals gehalten wurde.
    Er hatte recht und er würde in diesem Punkt immer recht behalten. Es war egal was man tat, wie man sich entschied, was man sich erlaubte. Am Ende geschah das, was nicht aufzuhalten war und was schon immer gewartet hatte. Wenn nicht heute, dann wann anders. Das Schicksal fand immer einen Weg sich zu holen, was ihm zustand und wie immer fügte sich der breitschultrige obwohl kein Funken Hoffnung bestand, dass es nach dieser Sache noch einmal bergauf gehen würde.
    Verhaftet. Verhaftet, weil man dafür sorgte, dass Perverse vor anderem Pack verschont wurden. Irgendwie war das ironisch... nur hatte Aaron nie so recht über die Ironie des Schicksals lachen können.
    Missmutig sah er an dem jungen Soldaten, der ihm Ketten anlegte herunter und musste unwillkürlich lächeln. Der junge Bursche war vieles, aber sicher nicht das, was man unter einer 'natürlichen Autorität' verstand. Vermutlich wäre er bei dem Anblick des Türstehers trotz Bewaffnung losgerannt, wenn er nicht seine Kameraden hinter sich gewusst hätte.
    Mangels Verbindungsketten, die die Stadtwachen wohl nicht zusätzlich zu den Handschellen hatten mitschleppen wollen, wurden die Gefangenen mit Seilen aneinander gebunden. Das ganze Unterfangen nahm mehr Zeit in Anspruch während Thomas ununterbrochen flennte, was auch nicht gerade durch die Tatsache, dass er von dem nebenstehenden Soldaten angeschrien wurde, eine Besserung fand.
    Schließlich ging doch einer der anscheinend höher gestellten Milizen zu dem Bengel und schickte ihn nach draußen. Es gab also doch zuweilen einen Funken Vernunft in den Köpfen der Kämpfer Rhobars.
    Aaron sah nochmals auf, als ein Schaf, geführt von einer so ähnlich riechenden Wache hinausgeführt wurde, doch seine Gedanken hingen längst woanders. Felia... sosehr sie ihn zuweilen auch verfluchte und beschimpfte... sie würde sich ihre Gedanken und mit vielem rechnen, aber sicher nicht mit einer Festnahme ihres Zwillingsbruders.

  6. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #166
    Ehrengarde Avatar von Nero
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    Nero ist offline

    Splitterwelten #1 - Der Nemesis in mir

    Das leise Rauschen des nahen Meeres, der Wind, der an seinem Haar zerrte und der Lärm der Stadt, der in seinen Ohren dröhnte, all das nahm der Priester nur noch sehr schwach wahr. Er hatte seine Augen geschlossen und lehnte an einem Felsen auf dem Hügel außerhalb der Stadt. Der Priester fand einfach keine Ruhe und irgendwas stimmte nicht mit ihm. Wie war er hier her gelangt? Wieso war er hier? Sein Atem ging schnell, Panik drohte ihn zu übermannen und zu allem Überfluss konnte er sich nicht bewegen, nicht einmal einen Zoll weit. Nero schloss die Augen und versuchte die aufkeimende Panik niederzukämpfen, doch blieb er dabei erfolglos und wurde nur unruhiger dabei. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu und er rang röchelnd nach Atem, während die Welt immer mehr verblasste. Was geschah bloß mit ihm? Den Kopf konnte er drehen, um ihn herum war nichts außer Gras, Stein und Luft, niemand der ihn bannen konnte, niemand der ihn festhielt und kein Zeichen für einen Zauber. Immer dunkler wurde es und er verlor langsam das Bewusstsein, alles was er noch sah, bevor es gänzlich schwarz vor seinen Augen wurde, war sein Bruder Callindor, der ihm mit einem grässlich verzerrten Grinsen ins Gesicht lachte, dann folgte ein Lichtblitz...

    Der Magier schreckte unsanft hoch, als ihm mit voller Kraft auf die Brust gehämmert wurde, riss die Augen auf und bewegte sich einige Centimeter robbend nach hinten, stieß dabei an eine Wand und blieb erschrocken sitzen. Er rang keuchend nach Atem und schaute sich hektisch um. Vor ihm saß Sylwina mit weit aufgerissenen Augen und schweißnassem Gesicht, ebenfalls keuchend.

    "Dummer Kerl! Eine Heidenangst hast du mir eingejagt!"

    Sie stürzte sich auf ihn und umklammerte ihn fest. Der Magier wusste nicht recht, was passiert war, er versuchte sich zu erinnern und bemerkte dann das Blut an seinem Hinterkopf, als er ihn nachdenklich berührte. Langsam lichtete sich der Rauch in seinem Hirn und er sah hinüber zu den verkohlten Überresten seines Alchemietisches. Nero schloss die Augen und rekonstruierte den Vorfall. Er war dabei gewesen, den zweiten Schritt seines Alchemiestudiums zu nehmen und hatte versucht eine einfache Lauge herzustellen, die als Reinigungsmittel dienen sollte. Die Gase der ingredienzen hatten sich ganz offensichtlich dabei vermischt und hatten sie an der Flamme entzündet. Nachdenklich strich er sich über die Brust und bemerkte große Brandlöcher in der ledernen Schürze, sie hatte ihm wohl die Verbrennungen so gut es ging erspart. Die Druckwelle der Explosion hatte ihn gegen die Wand geschleudert und bewusstlos geschlagen, dabei musste er aufgehört haben zu atmen. Der Knall musste Sylwina angelockt haben und sie hatte ihm den Hintern gerettet... wieder einmal. Der Magier presste seine Frau an sich und atmete erleichtert aus, leise knisterte ein noch immer kohlendes Stück Holz des Tisches. Sein Nacken schmerzte und sein Kopf dröhnte, nachdem der erste Schock verdaut war kamen nun die Lebensgeister zurück und brachten den Schmerz mit sich, Sylwina half ihm auf die zittrigen Beine.

    "Ich hätte ein wenig besser Acht geben sollen... Tut mir Leid..." sagte er und massierte seinen Nacken, "Was du nicht sagst!" gab Sylwina bissig zurück und entschwand dann so schnell sie konnte. Sie konnte nie lange wütend auf ihn sein, spätestens wenn er wie ein treudoofer Hund neben ihr ins Bett kletterte und ihr entschuldigende Worte in den Nacken hauchte verflog die Wut, ihr Abgang sollte ihm nur mehr Zeit geben seine Unbedachtheit zu bereuen, er lächelte und stöhnte dann, als er merkte, dass ihm ein dicker Holzsplitter im Bein steckte. Ein meckerndes Lachen drang über seine Lippen, als er ihn herauszog, wegwarf und dann seine Wunde mit Magie schloss. Die Narbe wäre zu verhindern gewesen, doch er ließ sie genau dort, ein Zeichen dafür, dass er vorsichtiger sein musste in Zukunft. Der Magier wusch sich den Ruß und Staub an dem Wassereimer ab, der in einer Ecke des Zimmers lagerte und löschte mit dem schmutzigen Wasser das kohlende Holz. Oben zog er sich seine maßgeschneiderte Robe an. Ein enges Stück Stoff mit Lederplatten im Stile des Ordens, doch dunkel und bedrohlich da sie schwarz war, anstelle des üblichen Rot. Sie ging ihm zwar bis an die Knöchel, war jedoch ab der Taille vorne offen und offenbarte eine schwarze Lederhose und schwarze Stiefel, die Armschienen mit den Wurfmessern zog er eher beiläufig an, denn sie passten einfach gut. Die Kaputze tief ins Gesicht gezogen trat er aus seinem Haus auf die Straße und ging zum Hafen hinunter.

    Am Hafen angekommen zog er sich auf eine der Molen zurück und ließ sich direkt am Wasser nieder, blickte in die düstere Gischt und hing seinen Gedanken nach. Er entzündete eine Zigarette und rauchte still vor sich hin. In seinem Todestraum hatte er Callindor gesehen, das erste Mal seit langem und dann nur in einer Nahtodvision, ärgerlich schnaubte er. Niemand wusste, was er unternommen hatte um seinen Bruder zu retten, welche Taten er vollbracht hatte und wie weit er hatte gehen müssen. Mit Nero verhielt es sich anders als mit anderen: Reiste man durch Raum und Zeit oder durch Magie in eine andere Dimension, so vergaß man es, sobald die Zukunft geändert wurde oder die Reise endete, man erwachte wie aus einem traumlosen Schlaf und deshalb wusste niemand, dass es überhaupt möglich war. Er jedoch konnte sich an jedes Detail erinnern, an jeden vergossenen Blutstropfen, an jedes Problem, an jedes Unglück und mit jeder Vision, Reise oder Rückkehr hatte man seiner Seele ein Stück herausgerissen und eine dunkle Lücke hinterlassen, die ihn bedrückte und verängstigte, da er sich mehr und mehr in etwas verwandelte, was man am ehesten als Nemesis bezeichnen würde. Skrupel waren ihm nunmehr fremd, er wusste, dass er sie einmal hatte, doch sie waren fort. Er ging mit dem Kopf durch die Wand und der Klinge durch chancenlose Widersacher, die sich ihm in den Weg stellten. Der Magier schloss die Augen, Callindor hatte ihn so gut es ging ignoriert und seine Existenz wohl schon vergessen. Weder ein Brief, noch ein Besuch oder ein sonstiges Lebenszeichen. Vielleicht lag er wieder einmal halbtot in irgend einer Ecke und Nero müsste ihn erneut aus dem Dreck ziehen, doch nicht heute, den Rest seiner menschlichen Seele wollte er sich noch ein wenig bewahren, zumindest so lange, bis Dante alt genug war um seinen Lehren zu folgen.

    Müde blickte der Magier auf seinen rechten Arm, er war ganz normal, vor nicht allzulanger Zeit war dort ein Teil eines Dämons gewesen und hatte ihn besetzt gehalten, doch nie hatte er ihn bedroht, stets geholfen. Auch wenn dieser Dämon mit daran Schuld getragen hatte, dass er fast schon zu einem Nemesis mutiert war, so hätte er dennoch seine Kraft einige Male noch gut gebrauchen können. Er seufzte, müßige Gedanken eines zerstörten Magiers, der sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte und dafür nun langsam die Rechnung trug...
    Geändert von Nero (15.01.2012 um 20:03 Uhr) Grund: Titel angefügt

  7. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #167
    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    »Die meisten sind uns leider entwischt«, resümierte einer der Soldaten, nachdem die Verbrecher zur Bastion und dort hinter Schloss und Riegel gebracht worden waren. »Nur die paar Schweine … und die Türsteher. Weiß auch nicht so recht, was wir mit denen machen sollen, kommt wohl drauf an, wie viel die wissen. Ich kümmere mich jetzt um unsere Schafliebhaber, befragst du die Türsteher?«
    »Mach ich«, erwiderte Kerdric und verabschiedete sich mit einem Nicken. Für ein kleines Verhör, das hoffentlich nicht allzu lange dauern würde, hatte er noch Zeit. Unterwegs schickte er noch einen Waffenknecht los, um ein paar Zangen oder ähnliche Geräte zu holen, die möglichst gefährlich aussahen, und stieg dann hinab zu den Kerkern.
    »Besuch«, kündigte er sich selbst an, nachdem der Schließer die erste Zelle geöffnet hatte, und trat ein. »Ich muss dir ja wohl nicht sagen, weshalb ich hier bin«, erklärte er dem Gefangenen, während er ihn eindringlich musterte. »Was in diesem Haus so vor sich ging, will ich sowieso nicht weiter ausführen. Ein Schaf, bei Innos … du kannst nur beten, dass der Herr dir das verzeiht. Für dich spricht nur, dass du nicht direkt beteiligt warst, aber trotzdem …«
    Der Waffenknecht traf ein und reichte Kerdric eine mit bösartigen Zacken besetzte Zange, die der Soldat nachdenklich in den Händen hin und her drehte. Er war kein Folterknecht, aber bei den meisten Menschen genügte allein der Anblick solcher Instrumente, um sie etwas gesprächiger zu stimmen. »Trotzdem bist du hier und hast damit ein gewaltiges Problem. Du kannst deine Lage nur etwas verbessern, wenn du dich einsichtig zeigst und mit uns zusammenarbeitest … ein paar Namen nennst. Wer dich angeheuert hat, wer alles dort war und dergleichen. Ansonsten könnte diese Sache noch weit schlimmer werden, auch wenn du schon wieder auf freiem Fuß bist … stell dir vor, die Leute erfahren irgendwie, wen du so alles beschützt hast. Oder was du selbst getan hast, dieser Unterschied könnte da leicht verloren gehen. Also?«

  8. Beiträge anzeigen #168
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    "Du kannst dein Spielzeug wieder weglegen." Der eintretende Soldat musterte ihn fragend, legte die Zange dann aber doch wieder zur Seite, klang die Antwort doch durchaus so, als wolle der befragte nicht unbedingt Widerstand leisten.
    Wozu auch? War das sein Laden? Nein! Pflegte er irgendwelche Gewohnheiten, die in die selbe Richtung der Kunden gingen? Nein! Hatte er Interesse daran in diesem Loch zu versauern, mit Hunger und Werkzeug gefoltert zu werden? Verdammt, Nein!

    "Frederick, so heißt der Betreiber. Nachname... keine Ahnung. Rennt meist in der Hafengasse rum und sucht nach neuen... Möglichkeiten sein Geschäft den Kunden entsprechend zu erweitern und Aufpasser zu finden. Ich hab nur einmal mit ihm gesprochen. Ist zu erkennen an einem typischen Piratensäbel, den er immer mit sich rumträgt, auch wenn sein äußeres sicher nicht nach einem Seebären aussieht. Klein, narbiges Gesicht, Pfeife im Mundwinkel und gelbe Zähne. Leicht zu erkennen."
    Anscheinend überrascht von der schnellen und umfassenden Information wandte sich der verhörende an einen nebenstehenden Soldaten und nickte ihm zu, worauf hin dieser sogleich eiligen Schrittes verschwand.
    Die Aufmerksamkeit wieder auf Aaron gerichtet fragte er nur abschätzend "Und weiter?"

    "Über die Kunden weiß ich nichts. War der erste Arbeitstag in der Bude - wird sicher auch irgendwo in den Notizen Frederiks zu finden sein. Der schreibt sich alles was mit Geld zu tun hat auf. Einige spezielle Leute, die heute Nacht da waren, würde ich vielleicht wiedererkennen, aber mein Personengedächtnis ist nicht gerade das beste, zumal mir die Kerle ziemlich egal sind.
    Um meine Probleme, die ich hab, wenn ich auf freiem Fuß bin, mach dir mal keine Gedanken. Meinst du wirklich dass es für einen Türsteher von Nachteil ist, wenn seine potentiellen Arbeitgeber wissen, dass ihm egal ist worauf er aufpasst? Meinst du außerdem ich mach den Kram weil's mir gefällt?"

    Aaron war niemand der plötzlich ausrastete oder der andere ständig verspottete. Er war eher auf sich selbst bedacht. Vielleicht hätte er andere respektieren können, wenn er im Laufe seines Lebens Menschen kennen gelernt hätte, die diesen Respekt verdienten.
    "Ihr Soldaten rennt doch tagtäglich in den Drecksvierteln Thorniaras herum. Erzähl mir nicht, dass du glaubst man könne da sofort heraus und einem ehrlichen Beruf nachgehen um eines Tages ein ruhiges Leben führen zu können. Wer den Alltag sieht, kann sich nicht vor der Wahrheit verstecken."
    Geändert von Aaron (15.01.2012 um 18:38 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    »Es gibt immer eine Wahl«, erwiderte Kerdric mit harter Stimme, dem nicht gefiel, in welche Richtung die Rede des Türstehers ging. Der glaubte vielleicht zu wissen, wie das Leben hier in der Stadt aussah, doch der Milizsoldat war da anderer Meinung. Gerade weil er so oft mit dem Verbrechen zu tun hatte, wusste er umso besser, wie die wirklichen Zustände waren, davon war er überzeugt.
    »Ich bin selbst mit nichts als ein paar Münzen in der Tasche hier angekommen, habe dann auf der Baustelle geschuftet, als Tagelöhner gearbeitet und mir die Hände schmutzig gemacht – aber nicht für solche … Menschen. Und jetzt bin ich hier, und das nicht weil mir das Glück mit einem Beutel Gold in die Wiege gelegt wurde, sondern weil ich dafür gekämpft habe. Wenn du wirklich eine ehrliche Haut wärst, warum arbeitest du nicht als Kistenträger im Hafen? Es gibt genug Schiffe, die hier ankommen und abfahren. Oder besorg dir eine Axt und geh Holz fällen. Schließ dich der Stadtwache an. Bei Innos, je mehr ehrliche Menschen es in der Stadt gibt, desto mehr ehrliche Arbeit findet man. Leute wie du machen es nur schlimmer. Und schwerer für die, die es trotz allem versuchen.«
    Er spuckte aus. »Es gibt immer eine Wahl, also red dich nicht damit raus, dass du nicht anders konntest. Das erzählt jeder Feigling, der nicht die Kraft aufbringt, es auf ehrliche Weise zu etwas zu bringen.« Kerdric verdrehte die Augen und winkte ab. »Aber du hast dir wahrscheinlich schon deine eigene Welt gebaut, in der du der Unschuldige bist. Dann träum nur weiter, aber wundere dich nicht, wenn du am Ende am Galgen baumelst. Noch nicht heute, auch wenn du deine Strafe noch bekommst, aber früher oder später kommt es doch so. Innos schaut zu, und davor kannst du dich nicht verstecken.«

  10. Beiträge anzeigen #170
    Kämpfer Avatar von Olrik
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    Olrik ist offline
    Der Söldner kniete am Boden. Vor ihm war der Stein des Kanalraums, eine leere und dunkle Wand. Sein Kinn lehnte auf seiner Brust, die Hände waren gefaltet. Olrik hielt die Augen geschlossen. Er betete. Seit langem hatte er seinen Gott, den Herrn des Gleichgewichts, nicht mehr gepriesen. Doch dieses Vergehen wollte er sofort ausgleichen. Leise flüsternd begann sein Gebet.

    "Heil dir, Adanos. Heil dir, der du lenkst die Geschicke der Welt. Ehre dem Gott, der sich stellt zwischen seine Brüder, der als einziger Streiter bist für den Ausgleich. Oh, du Meister von Wasser und Erde, von Pflanzen und Tieren, sei gepriesen." Nun wurde Olrik lauter, sprach nun so laut, wie er mit einem anderen Menschen gesprochen hätte.
    "Adanos, sende deinen Geist herab auf deine Kinder. Sei mit ihnen in schweren Stunden. Behüte sie im Kampf gegen Mächte, die sich stellen gegen das Gleichgewicht. Schütze sie im Kampf gegen Beliars dunkle Streiter, doch viel mehr schütze sie vor Innos fanatischen Schlächtern. Denn das Chaos muss nun folgen, da die Ordnung Überhand zu nehmen droht. Adanos, sei mit all jenen, die kämpfen und fallen für das Gleichgewicht. Viele fielen schon in deinem Namen, viel mehr sind noch bereit dazu." Nach diesem Satz pausierte der Söldner ein paar Augenblicke und danach sprach er laut, er rief geradezu.

    "Mein Herr Adanos, ich frage dich nur eins. Stets folge ich dir, ohne Unterlass versuche ich in deinem Namen zu handeln. Und doch bitte ich dich um eine Antwort auf meine Frage. Oh, Adanos, warum kommst du nicht herab auf diese Welt als heiliger Zorn, als Sturmflut und Steinhagel und vernichtest die schrecklichen Fanatiker deines ordnenden Bruders? Du stiegst schon einmal vom Himmel herab und brachtest Gleichgewicht, warum nicht jetzt? Wann wirst du dich erbarmen dieser Welt wieder mehr Chaos zu bringen? Wann, wann können die, die sich nach Freiheit sehnen, sei es nur auf dieser Insel, in eben jener leben? Wie lange muss dein Volk noch warten? Welche Qualen gilt es noch durchzustehen? Gib mir eine Antwort!"

    Stille. Nichts rührte sich, gar nichts geschah. Olrik lief eine Träne aus dem Auge, nachdem er keine Antwort bekommen hatte. Und doch war er nicht traurig. Er fühlte einzig und allein den Schmerz, der ihn seit kurzem immer durchzog, wenn er daran dachte, dass er ein Streiter eines Königreichs war, dass gegen einen Feind ankämpft, der unbesiegbar wirkt.
    Die Myrtaner sind uns zahlenmäßig sicherlich eins zu zehn überlegen, wenn man die Festlandstruppen dazunimmt. Wir sind ein bunter Haufen, Setarrif hat starke Kämpfer und wackere Herzen, doch wird dies reichen? Wird es reichen, um die Hydra Myrtana zu erschlagen, der immer wieder die abgeschlagenen Glieder nachwachsen? Können wir es wahrlich bewältigen in dieser grauenvollen Zeit standhaft und wacker zu bleiben und dazu noch unseren Todfeind von dieser Insel zu treiben? Oh, ich hoffe es. Ich hoffe es....damit dies gelingt, müssen wir jedoch auch einmal zuschlagen und dafür benötigen wir gute Informationen über unseren Feind. Und genau deshalb bin ich hier.
    Ich darf nicht zweifeln. Denn Zweifel nimmt mir den Mut. Ich bleibe standhaft. Ja, eines Tages werden die Setarrifer auf den Gipfeln des Weißaugengebirges stehen können und nirgendswo mehr auch nur einen Hauch der Innosfanatiker sehen. Ja, ich glaube daran. Adanos, gib mir die Kraft dazu. Ja, wir sind es, die Gleichgewicht schaffen müssen. Wir sind es. Und wir werden es.


    Und mit diesem Gedanken und einem Lächeln auf dem Gesicht erhob er sich wieder.

  11. Beiträge anzeigen #171
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Idealismus war eine Krankheit mit schwerwiegenden Folgen. Die befallenen waren verblendet von ihrer eigenen Geschichte. Felia hätte wohl auch zu dieser Sorte Mensch gehört, wenn ihr das Schicksal nicht an jedem Tag aufs neue die Wünsche und Träume verderben würde.
    Die beiden Männer starrten sich eine Weile wortlos an. Musterten den jeweils anderen, versuchten zu durchblicken, was sie noch nicht verstanden. Dabei waren sie sich rein äußerlich gar nicht so unähnlich. Nur wenige fingerbreit größer, konnte Aaron an die Wand angelehnt dem aufrecht stehenden Soldaten auf gleicher Höhe in die Augen schauen. Beide kräftig, aber keine wandelnden Schranktüren und beide mit innerer Stärke versehen, die keinen unter dem Blick des anderen zurückweichen lies.
    "Kistenträger? Vermutlich säße ich dann jetzt hier und würde von dir ausgefragt, was ich über das Sumpfkraut weiß, dass ich unwissend transportiert hab. Holzfäller? Dann säße ich eines Tages hier, weil die Preise für die harte Arbeit mal wieder soweit gedrückt wurden, dass die Arbeiter rebellieren und eingesperrt werden und die Stadtwache?" Vermutlich wäre es unklug gewesen jetzt darüber zu lammentieren, dass die Stadtwache nichts anderes als eine durch den Machthaber legitimierte Truppe von bewaffneten Türstehern war, die eben die Vorstellungen des Königs durchsetzte, während Aaron in Kneipen und zwielichten Schuppen das selbe für die Hausherren tat, weshalb er lieber auf eine andere Argumentation zurück griff.
    "Seit wann nimmt die Stadtwache Männer auf, die keine Waffe führen können und was macht dich überhaupt so sicher, dass meine gesamte, in der Stadt währende Zeit von Arbeit in illegalen Schuppen geprägt ist?
    Das ist das Problem mit den Gesetzeshütern. Ihr seht einen Moment und schließt von diesem auf das Ganze während ich versuche das Ganze zu betrachten und es auf den Moment zu beziehen."

    Die Stirn des Soldaten legte sich in Falten. Er wartete wohl auf den Schluss der Überlegungen, die sein Gegenüber anstellte.

    "Meine Erfahrung besagt, dass die eigene Wahl des Weges sich nicht auf das Ziel auswirkt. Nun steh ich in dieser Zelle und die einzige Entscheidungsmöglichkeit, die ich hab ist, dass ich dir erzähle was ich weiß oder, dass ich gefoltert werde, bis ich dir erzähle was ich weiß. Keine dritte Möglichkeit, die mir einen Geheimgang in die Freiheit öffnet... die Wege variieren aber das Ziel bleibt gleich."

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    »Die Wahl des Weges ändert nicht das Ziel? Hörst du dich selbst überhaupt reden?« Längst hatte Kerdric in dieser hitzigen Debatte den eigentlichen Zweck seines Kommens vergessen. Dieser Mann irrte sich, und das war, wie er feststellte, etwas, womit er sich nicht einfach begnügen konnte. »Es ist also vollkommen egal, welche Anstrengungen man unternimmt? Wir hätten im Orkkrieg alle die Hände in den Schoß legen können, und alles wäre gut geworden? Bei Innos, nein! Die Menschen haben gekämpft, weil sie an eine gerechte Sache geglaubt haben, die es unter den Orks nie gab und nie gegeben hätte. Und nur weil sie gekämpft haben, haben sie gesiegt; hätten sie sich dagegen dafür entschieden, mit den Besatzern zusammenzuarbeiten und sich als Söldner zu verdingen, wäre längst das ganze Festland unter der Herrschaft der Orks, und die Menschheit würde nie mehr frei werden.«
    Tief atmete der Milizsoldat durch und rieb sich, langsam den Kopf schüttelnd, die Stirn, bevor er seinem Gegenüber wieder fest in die Augen sah. »Verdammt noch mal, nein. Innos hat uns die Fähigkeit gegeben zu denken und selbst zu handeln, und diese Möglichkeit werde ich sicher nicht wegwerfen. Du kannst es tun, wenn dir danach ist, aber nur mit den Folgen, die das hat. Und die sind beileibe nicht immer gleich. Oder du kannst dein Leben einfach an der Kehle packen und es auf den Pfad der Einsicht führen. Willst du es probieren? Oder dich lieber hinter deinem Gerede vom Schicksal verstecken, das man nicht ändern kann? Natürlich nimmt die Stadtwache nicht nur gute Kämpfer auf – irgendwo muss jeder erst lernen, mit der Waffe umzugehen, niemand fällt mit solchen Fähigkeiten vom Himmel, und die Stadtwache ist genau der Ort, an dem man damit anfängt.«
    Kerdric verstummte, als ihm klar wurde, was er dem Verbrecher gerade vorschlug. Ein Verbrecher in der Stadtwache? Er war vom rechten Weg abgekommen … aber konnte er ihn nicht wiederfinden? Man konnte ihn genau prüfen, ihn im Feuer des Kampfes vielleicht neu schmieden, so wie man eine zerbrochene Klinge neu formte. Kerdric hatte zahlreiche Rekruten gesammelt, allesamt unerfahren und ungeschliffen; ein Türsteher ließ sich dort problemlos unterbringen, und dann verwarf er diese Erfahrung entweder und landete früher oder später am Galgen, oder er erkannte die Wahrheit. Dass es immer eine Wahl gab, für Innos und seine Ordnung – oder dagegen.

  13. Beiträge anzeigen #173
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Bot ihm da gerade der Mann, der vor kurzer Zeit mit einer Folterzange erschienen war an, ihn in die Reihen der Garde aufzunehmen? Ironie war gar kein Ausdruck mehr, das grenzte an schwarzen Humor.
    Die zuvor ausgestoßene Apell war geprägt von dem allgemeinen Geschwätz der Sieger. Heldenmut der Rebellen. Gerede.
    Doch etwas in der Stimme seines Gegenübers machte ihn aufmerksam. Nicht seine Ideale, nicht sein Übermut, nein, die Sicherheit des Angebots gab ihm zu denken. Weshalb er einen Schritt auf den Soldaten zuging und leiser, aber bestimmt wieder zu sprechen begann. Seine Stimme war nicht von Eitelkeit und Arroganz geprägt. Es war die Verbitterung die in jeder Silbe mitschwang.
    "Worte sind leer. Worte können Hoffnungen aufkeimen lassen und sie zerstören; können Frieden ankündigen wenn der Krieg kommt und Unruhe herstellen, wo Ordnung herrscht. Ich glaube nicht an Worte, sondern an Geschehenes. Aus ihm ziehe ich Schlüsse über das Leben und seinen Weg. Wenn du meinst, was du sagst, dann versuche mich zu überzeugen, aber nicht mit Worten.
    Sicher kannst du es lassen und schon nächste Woche wirst du mich vergessen haben. Aber wenn du deine Ideale so lebst, wie du davon redest, dann beweis mir, dass du Recht hast und ich werde tun, was du verlangst."

    Es war eine Probe auf das Exempel. Der Soldat hätte in erster Linie gar nichts davon etwas für Aaron zu tun, es sei denn er lebte so sehr für seinen Glauben, dass er dafür selbstlos handelte.
    Der Türsteher entgegen rechnete nicht damit, dass sich irgendetwas änderte und wenn er Recht behielt, war das nur ein weiteres Zeichen, dass seine Lebenseinstellung die einzige war, mit der man nicht enttäuscht wurde. Andererseits war er gespannt... gespannt auf das, was passieren würde. Vielleicht hatte das Schicksal doch eine anderen Nebenweg auf Lager, von dem aus man wieder tiefer stürzen konnte?

  14. Beiträge anzeigen #174
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    Es war gut eine Basis für dieses Unterfangen zu haben, in der sie sich unauffälliger bewegen konnten. Dennoch hatte die rothaarige Kriegerin das Gefühl, jemand würde ihnen folgen. Daher formte die rothaarige Kriegerin ihr feuriges Haar zu einem komplizierten Geflecht und zog eine etwas löchrige Wollmütze darüber, denn sie hatte keine Lust ihre Mähne schon wieder zu färben. Sergio grinste sie breit an, als sie damit fertig war. Sie versuchte es zu ignorieren, während Taeris plötzlich einwarf.

    "Der Wirt hat mir erzählt, dass wir einen Spion in Thorniara haben."

    Die beiden anderen wurden sogleich hellhörig.

    "Allerdings hat er nicht herausgerückt wer genau das ist oder?"

    Fragte Redsonja nach. Taeris schüttelte den Kopf. Der alte Geheimniskrämer. Dachte sie, doch war es immerhin ein Anfang. Vielleicht war er es, der ihnen folgte, vielleicht nur ein Hirngespinst ihrerseits.

    "Nun, wir wissen wie wir ins Gefängnis kommen. Vielleicht auch wieder raus, aber spätestens, wenn Alarm geschlagen wurde, dass Drakk befreit wurde, gibt es Alarm in der ganzen Stadt. Dann schaffen wir es kaum mehr raus. Also sollten wir uns dem mal annehmen. Ich würde also vorschlagen, dass wir erstmals zum Hafen gehen. Da finden wir bestimmt auch eine Spelunke, um noch einen zu heben."

    Schlug die junge Frau vor. Kurz darauf machten sie sich auf den Weg.

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    Ehrengarde Avatar von Nero
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    Nero ist offline

    Splitterwelten #2 - "Schwarzer Schatten"

    Noch immer war der Magier in der Stadt unterwegs und schlenderte ziellos durch die Straßen. Wie schon am Mittag hing er seinen Gedanken nach und rauchte, still, ganz allein und in sich gekehrt. Die Kälte spürte er schon seit Stunden nicht mehr, sein gesamter Körper war taub und abgestumpft, selbst er wusste nicht, wieso er nie auch nur ein wenig fröstelte. Vermutlich weil er selbst innerlich ein wenig kalt und harsch war? Ärgerlich schnaubte er und eine kleine Dunstwolke bildete sich vor seinem Gesicht, ganz so kalt war er also doch noch nicht. Doch er kam nicht umhin dem Gedanken ein wenig Wahrheit zuzusprechen, war er doch zu anderen außerhalb seiner Familie distanziert geworden. Er erinnerte sich an seine Zeit in Vengard, als er als frischgebackener Jüngling von Varant kam und auf seine ersten Freunde traf. Betroffen blickte er zu Boden als er im Geiste in die Gesichter von Makris, Grimward, Hiroga und Callindor sah, in das Gesicht der D'Ahara und das Gesicht seiner Lehrmeisterin Selara. Er hatte sie alle schon lange nicht mehr gesehen, seinen Bruder immer wieder nur unter schlimmen Umständen, doch zumindest Hiroga musste noch immer dort draußen sein, vielleicht sogar hier in Thorniaria, doch wer wusste das schon, wenn man den ganzen Tag in einem staubigen Keller verbrachte, und seine Nächte damit, im Dunkel der Nacht durch die Stadt zu laufen? Er war blind geworden für die Welt, einstmals hatte er der Natur alles abgewinnen können: Freude, Schönheit, Vielfalt und unbegrenzten Raum. Doch nun? Sie war da, mehr nicht, er blickte nicht mehr auf die Wälder und Wiesen wie einst, mittlerweile waren sie entweder ein Weg zum Ziel oder unwichtig.

    Früher war er mit seinen Freunden durch den Wald gestreift, hatte mit Hiroga den Schwertkampf erlernt und sich im Wald ausgetobt, hatte von Exorbita Reitstunden erhalten und war mit seinem Hengst über die Prärie geprescht. Makris hatte ihm in freier Natur das Messerwerfen gelehrt und mit Callindor hatte er in fast jeder Umgebung gekämpft, geblutet und gelitten. Letzteres hatte die Illusion der Natur zerstört, nicht zuletzt die Begegnung mit der Kartenspielerin, dieser verdammten Hexe im Wald. Sein einziger Bezugspunkt zur Natur waren nunmehr Hüter und Raziel, seine treuen Gefährten, mit ihnen zusammen verwandelte er die Natur in einen Ort der Jagd und lebte wie in alten Zeiten, doch das Gefühl stimmte nicht mehr. Zu viel war geschehen, zu viele Gedanken hämmerten in seinem Kopf, zu viel war durchstanden und zu viel stand noch aus, als dass der Magier sich noch gedankenlos der Schönheit hingeben konnte. Er seufzte und setzte sich auf eine Bank am Marktplatz. Vereinzelte Fußgänger kreuzten eilig seine Bank und entschwanden, als sie einen Blick auf die Robe geworfen hatten. Hier in Thorniara nannten die Bürger ihn "Schwarzer Schatten", da er in schwarz gehüllt in den Schatten der Stadt wandelte, bedrohlich mit zwei Schwertern, gekreuzt auf dem Rücken. Er konnte nur eines im Kampf benutzen, doch das eine war aus Stahl, das andere aus, mit Erz überzogenem, Silber. Somit waren Dämonen, Monster, Untote und Strauchdiebe kein Problem. Außerdem war es beruhigend eine Waffe zu tragen, die die andere ersetzen konnte, wenn es nötig war. So saß er nun da, die Kaputze tief im Gesicht, den Glimmstängel im Mund und zu verbittert um Tränen zu vergießen, dabei fühlte er sich gerade so, als müsste es einfach mal raus. Er konnte es einfach nicht mehr. Niemandem außer Sylwina und Dante konnte er mehr Gefühle zeigen, alle bekamen nur den kalten Nero, den schwarzen Schatten.

    Der erste Teil seiner Seele, der zerbrach, war jener der Fröhlichkeit. Damals war Vengard hart umkämpft und doch war Nero noch guter Laune gewesen. Nachdem Jun, ein Gardist, ihn mit einem körperlichen Verweis darauf hingewiesen hatte, dass es den Toten nicht zu Ehren gereichte zu singen und gute Laune zu verbreiten, hatte er es abgelegt und schließlich nach einem Sturmangriff der Orks gänzlich verloren, als die Toten sich neben ihm stapelten und auch er um ein Haar getötet worden wäre. Manchmal fragte er sich, welche Prüfungen Innos ihm noch auferlegen würde, schließlich war er dem Tod schon mehr als einmal von der Schippe gesprungen. Seine Narben im Inneren waren ungleich mehr als die Narben auf seinem Körper. Nahezu jeden Knochen hatte er sich bereits gebrochen und mindestens die Hälfte aller Hiebe und Stiche an ihm wären um ein Haar tötlich verlaufen, hätte er nicht immer Glück... oder besser gesagt Innos Segen gehabt. Er war keineswegs einer dieser verblendeten Fanatiker, die jede kleine positive Wendung direkt als Wunder Innos ansahen, aber man konnte sagen, dass er wohl recht gläubig war. Doch damit nicht genug! Er fühlte sich nicht wie ein Auserwählter Innos' weil er Magier war, sondern eher wie ein Werkzeug des Gottes, Ein Erntegerät, eines, das Blut erntete, ein Schnitter des Herrn. Wieder schnaubte er verächtlich und lehnte sich, mit klirrenden Waffen, zurück.

    Dunkle Ringe zeichneten sich unter den Augen des Magiers ab, er hatte Tagelang mit den Studien verbracht und hatte zwischendurch nicht allzuviel Schlaf gefunden, doch wie sollte er mit sich selbst ins Reine kommen, wenn in seinem Inneren eine Wüste, ein Feld von Scherben herrschte? Eine Splitterwelt. Splitter.... Da waren sie wieder, die Erinnerungen an die alten Tage, an die Missionen, auf denen er Callindor entweder beschützt, unterstützt, gejagt oder gesucht hatte. Immer war es um diese verdammten Kristallsplitter gegangen, immer wieder war das Ganze in einer Katastrophe geendet und immer wieder kehrte Nero mit einem weiteren Riss in seiner Seele zurück. Müde raufte er sich die Haare unter seiner Kaputze und warf den Stummel seiner Zigarette beiseite. Er schloss einen Moment die Augen, verdrängte alle Gedanken und wollte einfach nur kurz entspannen, doch alsbald kehrten seine Gedanken zurück. Müde erhob er sich, nachwievor von seinen Gedanken verfolgt und schritt wieder durch die Schatten der Stadt, vorbei an zechenden Raufbolden, flüsternden Gestalten und Nachtschwärmern. Wie er sie alle beneidete, eine Welt voll von Spaß und Freude, und er konnte nicht daran teilnehmen, da er außerhalb seiner Familie, seiner Liebe und seinem Heim keine Freude mehr empfinden konnte. Er war nunmehr nurnoch ein Kämpfer, Streiter für Recht und Ordnung und Magier des Friedens, einem Frieden, den er mit Feuerbällen, Blitzen und blankem Stahl durch setzte...

  16. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #176
    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Schweigend starrte Kerdric sein Gegenüber an. Es lag kein Wohlwollen in diesem Blick, wie es zwischen zwei Kontrahenten in einem ritterlichen Wettstreit herrschte, nichtsdestotrotz aber zumindest die Beachtung, die man jemandem schenkte, der seinen Standpunkt vertrat. Nicht, dass der Milizsoldat diesen Standpunkt gutgeheißen hätte: Er verachtete ihn. Und auch den Mann dahinter sollte er verachten, dennoch aber hatte dieser sich ein bisschen Respekt verdient dadurch, dass er nicht ganz taub war, dass er wenigstens dem Anschein nach zuhörte und vernünftigen Argumenten zugänglich war.
    Oder war all dies nur eine Täuschung? Erhoffte er sich ein wenig Freiheit und dadurch eine Gelegenheit zur Flucht? Letztendlich war er immer noch derjenige, der er vor wenigen Stunden gewesen war und der deswegen hier im Kerker saß: ein Verbrecher. Das würde Kerdric nicht vergessen, und sollte es notwendig werden, würde er den Mann auch mit der Klinge niederhauen.
    Bald mochte es sich entscheiden, wohin dessen Wege führen würden, ob in den eigenen Untergang oder zurück ins Licht. Aber nicht heute. Heute blieb der Türsteher ein Verbrecher, der in seiner Zelle sitzen konnte; Kerdric konnte ihn nicht einfach freilassen, und selbst wenn er es könnte, hätte er es nicht getan. Allerdings wusste er schon, womit er es schon in kurzer Zeit versuchen würde, um das Wesen dieses Menschen zu prüfen. Bis dahin …
    »Es sind nicht nur Worte«, sagte er. »Du wirst deine Taten sehen, sehr bald schon … Warte hier, bis ich wiederkomme. Dann werde ich dich überzeugen.«

  17. Beiträge anzeigen #177
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Felia ist offline
    Unruhig an den Saiten ihrer Lyra zupfend saß die Schönheit im Schneidersitz auf dem Bett ihres kleinen Zimmers und starrte aus dem Fensterchen. Seit sie sich gestern mit ihrem Bruder gestritten hatte, war er nicht mehr nach Hause gekommen. »Oooh, dieser Kerl wird noch sein blaues Wunder erleben, wenn der mir nach Hause kommt! Der wird was zu hören bekommen dafür, dass er mich hier warten lässt! Ich bin seine ältere Schwester, bei Innos, ich habe es ja wohl verdient, dass der feine Herr mir sagt, ob er später oder gar nicht nah Hause kommt!«, fauchte die Schönheit leise in den sonst leeren Raum. Einzig der leere Teller auf dem Tisch gegenüber schien ihr zuzuhören. Aber was wollte sie mit diesem Teller? Was macht der überhaupt noch hier? Ich habe längst aufgegessen, so langsam könnten sie den Teller ja nun wirklich mal wegräumen!, dachte sie in Gedanken und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Wieder spielte sie einige Noten auf ihrem Instrument und versuchte sich durch den reinen, wunderschönen Klang abzulenken. Vergebens.
    Zu sehr nagte die Ungewissheit an ihr. Wie sehr sie es doch hasste, wenn sie nicht wusste, was ihr jüngerer Bruder trieb. Sie war die Erstgeborenes und hatte damit ein ihr von Innos selbst verliehenes Recht zu wissen, was ihr Bruder wann trieb, mit wem und wieso er es trieb. Wahrscheinlich versäuft er wieder sein... nein. Unser gesamtes Geld, dieser egoistische Hund! Nie denkt er auch nur einmal an mich. Wie soll ich mir denn neue Kleider kaufen, wenn dieser Klotz alles versäuft? Und wie soll ich der gut zahlenden Kundschaft erklären, wieso ich in demselben Kleid komme wie schon letztes Mal? Aaron denkt wirklich keine fünf Meter weit!, dachte sie wütend und summte leise mit den Noten, die sie spielte. Vielleicht konnte wenigstens der Klang ihrer wunderschönen Stimme sie von dem Egoismus ihres Bruders ablenken.

  18. Beiträge anzeigen #178
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline
    Die Untersuchungen des Abgesandten zogen sich weiter in die Läge. Damit schwand auch die Hoffnung, letztlich den Verantwortlichen ausfindig machen zu können. Denn je mehr Zeit verstrich, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Spuren verwischt und der Mörder über alle Berge war. Leider lag es außerhalb der Möglichkeiten des Abgesandten, etwas daran zu ändern. Beschleunigen konnte er die Untersuchung nicht und Beweise ließen sich nicht herbeizaubern.
    Wenngleich es auch nicht schnell voran ging, ging es dennoch voran. Zuletzt hatte der Abgesandte sich darum bemüht, Leute ausfindig zu machen, die etwas gesehen haben könnten. Die erste und zugleich wohl beste Anlaufstelle waren die Bettler. Sie hatte überall Augen und Ohren in der Stadt, ohne dass sich jemand wirklich um ihre Anwesenheit scherte. Was nützte es diesen abgehalfterten Gestalten schon, wenn sie sich zuerst doch um viel grundlegendere Bedürfnisse Sorgen machen mussten. Dessen war sich der Abgesandte vollends bewusst und zog daraus seinen Nutzen.
    Für eine Handvoll Gold gaben die Bettler bereitwillig alle Informationen preis. Einer von ihnen konnte sogar von der Verfolgung berichten, die er in der Nacht des Mordes beobachtet hatte. Den Mord selbst hatte er nicht gesehen. Dafür wie eine Gestalt zum Hafen wetzte, wie von Dämonen besessen. Tatsächlich waren es aber Soldaten der Stadtwache, die dem Unbekannten hinterher jagten. Wie der Bettler weiter berichtete, entkam die Gestalt den Milizen durch einen kühnen Sprung ins Hafenbecken. Die Soldaten hatten noch eine Weile den Kai abgesucht, doch gefunden hatten sie in der Dunkelheit nichts. Während die Milizen unvollendeter Dinge wieder abziehen mussten, war der Bettler in Ermanglung einer besseren Unterkunft an Ort und Stelle geblieben. Weiter gesehen hatte er nichts in jener Nacht. Das war zugleich der ausschlaggebende Punkt.
    Der Abgesandte schlussfolgerte, dass der Mörder nicht wieder in den Hafen zurückgekehrt war, sondern sein Heil woanders suchte. Wie er schon früher vermutete, vielleicht mit einem Boot, um ganz aus der Stadt zu verschwinden. Oder hinein in die Abwässerkanäle der Stadt.
    Nachdem die Bettler ihm keine weiteren brauchbaren Informationen mehr liefern konnten, entschloss sich der Abgesandte dazu, dem Hafen einen Besuch abzustatten. Ein kalter Wind zerrte an seinem Umhang, als er den steinernen Kai entlang ging. Etwas weiter draußen standen die beiden Leuchttürme und ragten hoch über den Wellen auf. Sie waren das Ziel des Abgesandten. Er zog den Mantel enger um den Körper und begab sich auf einen der Ausleger, auf deren Ende einer der Leuchttürme stand. An dessen Fuß angekommen, drehte sich der Abgesandte zur Stadt hin. Ein ungewohntes Bild, sie von dieser Perspektive aus zu betrachten. Hölzerne Stege ragten weit in das Hafenbecken hinein und boten Platz für große Schiffe. Näher an der Kaimauer lagen eine Reihe kleinerer Boote vertäut. In der Mauer selbst, dunkel vom stetigen Auf und Ab der Wellen und der Unzahl von Algen, erkannte der Abgesandte in Abständen kleine Löcher in Mauer. Aus der Nähe betrachtet waren sie vermutlich groß genug, um ein Kind oder sogar einen Erwachsenen aufzunehmen. Es handelte sich um die Ausflüsse der Kanalisation.
    Eine starke Windböe erfasste den Abgesandten. Er suchte sich Deckung im Windschatten des hohen Leuchtturms. Das Wetter war ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Er sah die kleinen Boote an der Kaimauer schaukeln. Dann wandte er sich um und blickte über den Außenwall des Hafens. Draußen auf See tobte das Meer. Die Wellen bäumten sich auf und rollten unentwegt gegen den Küstenstreifen vor Thorniara. Da wurde dem Abgesandten klar, dass eine Flucht mithilfe eines Bootes völlig ausgeschlossen war. Nur ein Verrückter würde dieses Wagnis probieren. Noch dazu in finsterer Nacht. Nein, soviel gesunden Menschenverstand traute der Abgesandte dem Mörder zu. Und selbst wenn er sich irrte und der Mörder die Flucht tatsächlich über das Meer versucht hatte, war er nun aller Wahrscheinlichkeit nach tot, von den Fluten verschlungen.
    Außerdem blieb dem Abgesandten nichts anderes übrig. Er musste bestimmte Möglichkeiten ausschließen. Andernfalls liefe er Gefahr, den Überblick zu verlieren. Sollte sich ein Weg trotzdem als falsch erweisen, eine Vermutung als Irrtum, dann konnte er immer noch zurückkehren. Obwohl dann zu befürchten war, dass die Spur noch kälter als jetzt schon wäre.

    Françoise

  19. Beiträge anzeigen #179
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Äußerlich ruhig stand Aaron mit dem Rücken an die Wand des Gemäuers angelehnt. Den letzten Tag, die letzte Nacht und nun wieder diesen Tag. Zwei Tage waren seit dem letzten Schlaf vergangen, jedoch war das nicht gerade ungewöhnlich bei seiner Tätigkeit. Der Körper gewöhnte sich an vieles holte sich ein wenig von dem, was er brauchte durch das halbabwesende Dösen im Stehen. Doch das geringste Geräusch oder ein Schatten, der sich an den Schatten vorbeibewegte brachte die volle Aufmerksamkeit des kräftigen Mannes zurück.

    Nur einmal war seine Starre unterbrochen worden, als Wärter der kleinen Zellen das Essen vorbei brachte und wieder verschwand. Wer behauptete, dass Gefängnismahlzeiten widerlich schmeckten, der hatte noch die Sorge gehabt nichts zu Essen zu bekommen. Sicher war der breiige Eintopf mit zwei Scheiben Brot kein Festschmaus, aber er stillte den Hunger und so hatte Aaron auch vor seinem Magen wieder Ruhe.

    Ruhe, die nichts als Sorgen brachte. Felias kaltes Gesicht schob sich vor sein inneres Auge und verließ diesen Platz nicht wieder. Sie würde warten, schimpfen und sich Gedanken machen. Manchmal hatte er fast das Gefühl, dass die beiden Zwillingsgeschwister den jeweils anderen besser kannten als sich selbst. Er wusste, dass sie sich Sorgen machen würde und er wusste, dass sie das um keinen Preis der Welt zugeben würde.
    Ein einziges Mal schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Türstehers, als er sich erinnerte, wie er einmal erst nach zwei Tagen wiedergekommen war, wobei er nur eine Nacht hatte arbeiten wollen. Ihre kleinen, schmalen Fäuste hatten sich einmal nicht von den angeblich so dreckigen Sachen fernhalten können. Sie hatte gezetert, wie er ihr das antun könne, wobei sie sichtlich erleichtert schien, dass sich ihre Befürchtungen nicht bestätigt hatten.
    Vorsichtig zog Aaron ein Lederband aus seiner Jackentasche. Die Hälfte des Lederbandes an das damals, vor 21 Jahren die Notiz an dem kleinen Körbchen gehangen hatte und von dem Felia die andere Hälfte besaß.

  20. Beiträge anzeigen #180
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Felia ist offline
    »Innos.« Die helle Stimme der Braunhaarigen hallte von den kahlen Wänden des Raumes kaum merklich wider. Demütig hatte sie den Kopf gesenkt und die Hände ineinander verschlungen. Eingegraben in dieser schützenden Umklammerung hielt sie das das kleine Lederbändchen in ihren Händen und spielte mit ihren Fingern daran herum. »Bitte lass meinen Bruder heil nach Hause zurückkehren, damit ich ihn persönlich töten kann. Dafür, dass er seine ältere Schwester solche Sorgen bereitet!«, betete sie zu ihrem Gott. Sie sorgte sich um ihren Bruder, auf ihre ganz eigene Art und Weise. So lange hatte sie ihr Bruder noch nie ohne Nachricht über seinen Verbleib gelassen.
    Unruhig sprang sie auf, rückte ihr neuestes Kleid zurecht und trat dann aus ihrem gemieteten Zimmerchen in den Schankraum. Hoffnungsvoll blickte sie sich um, suchte zwischen den ungepflegten Gestalten eine ganz bestimmte ungepflegte Gestalt. Ein leises Seufzen war zu hören, als sie auch bei einer zweiten Runde durch den Schankraum noch immer nicht ihren Bruder gefunden hatte. Er musste doch irgendwo sein! Selbstsicher stieg die zarte Person auf einen der Stühle und hob gekonnt ihre Stimme. Als Bardin musste man wissen, wie man sich Gehör verschaffte. »Hat hier jemand meinen Bruder gesehen?« Einige Gestalten unterbrachen ihren angeregten Gespräche und blickten zu der Redenden. Ihre blickten zeugten deutlich davon, dass sie keine Ahnung hatten, von dem die Rede war. »Stubbelige, blonde Haare? Groß? Ehm.. klotzig?«

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