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    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Niemand, der ihn jagt. Sowas gab es? Oder gab es nur einfach hier, abseits der eigentlichen Heimat, keine Feinde? Wer oder was sollte diesem eigentlich sehr putzig wirkenden Geschöpft überhaupt etwas zu Leide tun wollen? Nun gut, diese Frage ließ sich wohl auf etliche niedliche Tiere anwenden, die teils unzählige Feinde hatten. Ein knuffiges Aussehen war leider selten ein Garant für ein langes, unbeschwertes Leben ohne Feinde. Dennoch blieb bei Leyla das Interesse, wieso die Natur ein Wesen schuf, das weder richtig Vogel, noch richtig Fisch zu sein schien, wohl aber von beidem ein bisschen.
    „Kann es … er fliegen? Oder sind das Flossen? Die Kombination wirkt wie eine seltsame Laune der Natur und doch scheint mir das Ganze kein Missgeschick zu sein. Nichtmal der Mensch scheint ihm wirklich etwas antun zu wollen oder zu können, wenn er soooo schnell Vertrauen sucht. Kann man ihm aber irgendwie auch nicht übel nehmen. Und unwohl scheint er sich hier abseits seiner Heimat wohl auch nicht zu fühlen. Wahrscheinlich mag der die Wärme sogar und will gar nicht mehr zurück. Würde ich ihm nicht übel nehmen.“
    Grinsend schmiegte sie sich erneut an Thorwyn heran und beobachtete den Pinguin weiterhin, dessen Mahl sich allmählich dem Ende nährte. Die öksenden Laute, die er hin und wieder von sich gab, blieben dieselben.
    Geändert von Leyla (31.08.2012 um 14:06 Uhr)

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Fliegen konnte der Pinguin nicht, soweit Thorwyn wusste, dafür schien er auch viel zu dick zu sein. Außerdem brauchte er die Flügel oder Flossen sicher zum Schwimmen und Tauchen, da konnten sie sich nicht auch noch zum Fliegen eignen. Diese Mutmaßungen äußerte der Jäger auch in Leylas Richtung, während Zephir eifrig den Fisch verschlang, anschließend noch ein wenig über den Strand stolzierte und schließlich den Kopf sinken ließ – viel weiter, als Thorwyn das mit seinem Kopf vermocht hätte –, um anscheinend in aller Seelenruhe zu schlafen.
    „Schade, dass es auf Argaan keine Pinguine gibt“, meinte der Jäger am nächsten Tag, als sie wieder am Strand saßen und Zephir im Meer verschwunden war, um Nahrung zu suchen. „Könnte die ganze Zeit zuschauen … aber der will auch nicht unbedingt mitkommen, schätze ich. Er wollte schon nie in die Stadt rein, auf ein Schiff kriegt man ihn wahrscheinlich auch nicht. Und ob er von hier bis zu den südlichen Inseln schwimmen kann? Wobei er auch irgendwie von Khorinis hierhergekommen sein muss.“
    Nachdenklich rieb sich der Jäger das Kinn. „Na ja. Er müsste sowieso erst mal wollen. Und wenn es ihm hier bisher gut geht …“

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Was macht der da?, fragte sich Thorwyn, als er mit Leyla das Schiff bestieg und eine pinguinförmige Gestalt im Wasser umherspringen sah. Schon am vergangenen Abend, als sie die Überfahrt organisiert hatten, hatte er den Vogel in der Nähe des Hafenbeckens gesehen. Wusste der, dass sie hier waren und was sie auf dem Schiff suchten? Das schien eigentlich kaum glaubhaft, aber dennoch war Zephir da.
    Die Matrosen brauchten noch eine Weile, um alles Nötige an Bord zu schaffen, während die Jäger an der Reling standen und versuchten, niemandem im Weg zu sein. Dann schließlich legte das kleine Schiff ab – es war ein Glück, dass sich überhaupt Platz für die beiden Passagiere gefunden hatte – und Thorwyn schaute weiter aufs Meer hinaus, neugierig darauf, was der Pinguin machen würde, der stets in Sichtweite blieb, selbst als sich der Kahn vom Hafen von Vengard entfernte.
    „Folgt der uns?“, fragte der Jäger skeptisch. „Das ist doch ein ganz schönes Stück bis nach Argaan, ob der das überhaupt schafft? Wobei Fische das ja auch können, ohne zwischendurch Pause zu machen … soweit ich weiß.“ Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und schüttelte andeutungsweise den Kopf. Irgendetwas war merkwürdig an diesem Tier, das sich an ihn zu hängen schien, als wäre er sein neues … Rudel geworden. Oder hieß das Schwarm? Na ja, ob ich dafür ein guter Ersatz bin? Aber wenn er seine Artgenossen wirklich irgendwie verloren hat … wer weiß.

  4. Beiträge anzeigen #384
    Ehrengarde Avatar von Wenda
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    Wenda ist offline
    "Holla Erwin!", grüßte Wenda den Stellmacher, dessen Werkstatt am Eingang des Städchens lag.
    "Na, mal wieder Großeinkauf fällig?", meinte dieser nickend, mit Blick auf den Leiterwagen, auf dem sie stand.
    "Scheint wohl so.", antwortete Viktor an ihrer Stelle, der vor ihr auf dem Kutschbock saß. "Kaum wollen wir ein paar Vorräte einkaufen, scheint das ganze Dorf Besorgungen zu haben, die wir mitbringen sollen.", meinte er, während der Wagen an Erwins Werkstatt vorbei rumpelte, wo sich Räder, Schlitten und anderes Gerät stapelten.
    "Ha. Habt ja auch den größten Leiterwagen bei euch, wa?"
    "Wir schicken sie mal zu dir für nen eigenen!", rief Wenda dem alten Mann mit den sehnigen Händen hinterher. So oder so ähnlich begrüßten sie sich jedes Mal, wenn sie für den Einkauf in die größere Stadt fuhren.
    "Wenda, holst du die Post?"
    "Meinste, wir ham was bekommen? Na ich schau mal. Ich komm dann gleich nach!"
    Mehr oder weniger elegant kletterte sie vom gemächlich dahinrollenden Wagen und schlenderte über das Kopfsteinplaster zum Amtshaus, das auch als Poststelle fungierte. Leise klapperten ihre Holzpantinen auf der Straße, als sie sich dem Amtshaus näherte. Hier und da waren Bürger zu sehen, die ihren Tagesgeschäften nachgingen und Mägde, die sich tuschelnd abwandten.
    Ächzend zog Wenda die beschlagene Holztür und trat in die Amtsstube, die stets leicht nach Pergament roch. Nach der hellen Abendsonne auf der Straße brauchten ihre Augen einen Moment, um sich an die Dämmerung in der Stube zu gewöhnen. Schon hörte sie ihren Namen aus dem Zwielicht: "Ah, Fräulein Wenda! Vom Gestüt!"
    Verwundert blinzelte die Angesprochene. Sonst nahm der brummelige Sekretär seine ländlichen Kunden doch kaum zur Kenntnis.
    "Eh, ja. Genau die. Ich wollte nur schauen, ob..."
    "- Da ist ein Brief für Euch gekommen."
    , beantwortete der Mann mit den hängenden Wangen ihre unausgesprochene Frage. Sie war verwirrt. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal mit etwas anderm als einem Du angesprochen worden war.
    Einige Augenblicke lang wühlte der Beamte hinter seinem Thresen herum, dann kramte er einen leicht zerknitterten Umschlag hervor.
    "Scheint was wichtiges zu sein." Wendas Blick fiel auf das Ordenssiegel, das den Brief verschloss, und spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Hatte ihre Vergangenheit sie eingeholt? Wurde sie vor den Kronrat zitiert, um ihre Abwesenheit zu rechtfertigen? Ein Stein mit dem Gewicht eines halben Lebens schien ihr plötzlich im Magen zu liegen.
    Ein Blick des Sekretärs aus Misstrauen und Verwunderung fiel auf sie, als er sagte: "Hat mich auch genug gekostet, der Schrieb. Sechzig Goldmünzen wollte der Bote haben. Hat wohl ne ganz schöne Reise hinter sich." Fordernd hielt der Beamte die Hand auf. Wenda tastete nach der Börse an ihrem Gürtel. Davon sollten die Einkäufe ihrer Familie erledigt werden. Was für sie sonst ein Wochenesold gewesen war, konnte hier auf dem Lande den ganzen Haushalt für einen Monat am Leben halten. Der Gedanke an die kleine Holzkiste unter ihrem Bett, gefüllt mit erstparem aus vielen Monaten Kriegsdienst, ließ sich das schlechte Gewissen zu den Steinen gesellen.
    Stumm zählte sie die sechzig Münzen in die Hand des Beamten, der ihr daraufhin das Pergament reichte, das in ihrer Hand schwerer wog als das Gold.
    Geändert von Wenda (03.09.2012 um 17:32 Uhr)

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline

    An der Küste in der Nähe von Kap Dun, Myrtana

    Zauberhaftes rotgoldenes Abendlicht fiel durch ein glasloses Fenster in das kleine Zimmer in dem sie lag. Kleine Staubflocken tanzten im Lichtstrahl. Völlig leicht und schwerelos, nur dann und wann durcheinandergewirbelt, wenn ein leichter Luftzug hindurch fuhr.
    Sie beobachtete die Staubkörnchen schon eine ganze Weile, ohne es wirklich zu bemerken.
    Die Welt um sie herum war ruhig. Kein einziges Geräusch drang an ihre Ohren. Sie fühlte sich friedlich und geborgen. Die Zeit stand still.
    Die Hände, die auf ihrem Bauch lagen, spürten wie er sich langsam hob und senkte. Sie atmete. Doch sonst fühlte sie kaum etwas. DerKörper fühlte sich merkwürdig taub an. Merkwürdig, aber nicht unangenehm. Es war als wäre alle Last von ihr genommen worden. Als ob sie genau so leicht und schwerelos wäre, wie eines der herum tanzenden Staubkörner.
    Sie atmete tief ein und ließ die Luft dann langsam entweichen. Hier, an diesem friedlichen Flecken Erde einfach nur zu liegen, war das schönste auf der Welt. Langsam klappten ihre Augenlieder zu. Wenn es nach ihr ginge dann bräuchten sie sich auch nie wieder öffnen.

    „He! Hey, Liesel? Bist du wach?“ Jemand rüttelte an ihrem Arm. Sie erschrak und holte tief Luft. Schlagartig öffneten sich ihre Augen. Vor ihnen erschien ein sommersprossiges Gesicht, beschienen von einer schwachen Talkfunzel.
    Reflexartig schnellte sie hoch. Die Welt begann sich um sie herum zu drehen. Der Junge, er war es, der an ihrem Arm gerüttelt hatte, sprang erschrocken zurück. Sie hatte Schwierigkeiten zu Atem zu kommen. Auf einmal fühle sie sich sehr schwach und um nicht umzufallen, stützte sie sich am Bettrahmen ab. Irritiert sah sie in die Richtung des Jungen. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht. Ihren Kopf drehte sie nur langsam, da sie befürchtete wieder aus dem Gleichgewicht zu kommen.
    „Hallo?“, ihre Stimme war nur ein heiseres Krächzten. Sie erschrak selbst davor.
    Der Junge war vor Schreck vollkommen erstarrt und mit jeder Sekunde, die er sie ansah, wurden seine Auen größer. Schließlich stieß er einen spitzen Schrei aus und rannte panisch aus dem Zimmer. Draußen hörte sie seine verzweifelten Rufe: „Mama! Mamaaaaaa! Es ist ein Monster!“
    Sie musste husten. Ihr Hals war ganz trocken. Ihre Blicke streiften durch den Raum. Hoffentlich gab es etwas zu Trinken. In der Ecke neben ihrem Bett stand ein hölzerner Eimer, gefüllt mit klarem Wasser. Es kostete sie viel Kraft sich bis zu ihm vor zu kämpfen. Ihr Körper war merkwürdig schwach. Doch schließlich hatte sie die Bettkante erreicht und lehnte sich darüber, hinunter zum Wasser. Doch das was sie dann sah ließ auch sie zurückschrecken. Die Spiegelung im Wasser zeigte eine scheußliche Gestalt. Ein Wesen, das aus Beliars tiefster Hölle entsprungen sein musste.
    Ihr immer noch benebelter Geist, brauchte etwas, um zu begreifen, dass es sich bei diesem Dämon lediglich um ihr Spiegelbild gehandelt hatte. Ihre Haut war blass, die Lippen aufgesprungen und ihr Gesicht schrecklich eingefallen. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen und das ganze Schauerbild wurde von ihren filzigen Haaren umrahmt.
    Sie beugte sich wieder zu dem Eimer herunter, ignorierte dieses Mal ihre schreckliche Erscheinung und schöpfe Wasser mit ihren ausgemergelten Händen. Gierig trank sie den halben Eimer leer. Es schien, als habe sie seit Jahren nichts mehr zu Trinken bekommen. Doch als sie dann ihren Durst gestillt hatte, verschwand das unangenehme Gefühl aus ihrem Hals. Erschöpft aber nun in besserer Verfassung ließ sie sich zurück auf das Bett sinken. Ihren Kopf konnte sie nun drehen, ohne dass ihr davon schwindelig wurde. Somit nahm sie sich etwas Zeit sich im Zimmer, in dem sie sich befand, ein wenig umzusehen.
    Vier hölzerne Wände umschlossen die kleine Kammer. Als sie an die Decke guckte, konnte sie die Sparren sehen, auf denen das Stroh des Daches befestig war. Der Boden war aus einfacher gestampfter Erde. Alles war sehr ärmlich, doch auch gepflegt. Sie konnte weder Spinnenweben, noch Dreck erkennen. Gegenüber dem einfachen Bettkasten, der mit einer Strohmatratze gefüllt war, gab es ein kleines Fenster. Scheiben hatte es nicht. Ihr Blick fiel ungehindert in den schwarzen Nachthimmel.
    Von Draußen kam das gedämpfte Zirpen der Zikaden herein. Sie Lauschte ihm eine Zeitlang. Schließlich erkannte sie dort auch noch ein anderes Geräusch. Sie brauchte ein bisschen, bis sie erkannte, dass es sich um das gleichmäßige Rauschen der Meeresbrandung handelte.
    Sie ließ sich in das dicke Kissen sinken und zog die Decke über sich. Mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht genoss sie die Ruhe, die alles hier ausstrahlte.

    Es klopfte verhalten an der Tür. Wieder setzte sie sich auf und lehnte sich gegen die Wand. Die Decke zog sie sich bis zur Brust. „Ja, herein?“ Ihre Stimme klang inzwischen wieder menschlich.
    Eine Frau im fortgeschrittenen Alter betrat vorsichtig den Raum. Die hatte einfache Gewänder aus ungefärbten Stoffen an. Ihr graues Haar wurde von einem Kopftuch verdeckt. Hinter ihr, versteckt hinter ihrem Rockzipfel, konnte sie den kleinen Jungen sehen. Er beäugte sie misstrauisch. Nun verstand sie auch warum er so panisch geflohen war. Ihre Erscheinung war zum Fürchten.
    Um diese beiden Fremden nicht gleich wieder zu verschrecken, versuchte sie es mit einem freundlichen Lächeln. Die Frau erwiderte das Lächeln, der Junge blieb skeptisch.
    „Ah, Kind, wie ich sehe bist du wach.“ Sie stellte die Lampe, die sie herein getragen hatte auf einem kleinen Tischen neben dem Bett ab. Dann hockte sie sich auf die Bettkante und lächelte gutmütig.
    Obwohl sie sich noch immer unter ihre Decke kauerte, gab ihr die Frau doch ein gutes Gefühl. Auch der Junge, der an der Tür zurück geblieben war entspannte sich langsam.
    „Bei Innos, was für ein Glück, dass du endlich aufgewacht bist. Wir haben uns schon große Sorgen um dich gemacht. Seit dich der Knecht vor mehr als einer Woche am Strand fand, hast du dich nicht gerührt. Nur dein Atmen hatte mir gezeigt, dass du noch nicht von dieser Welt geholt wurdest.“ Der Akzent der Frau klang festländisch. Doch nicht varantisch sondern ehr myrtanisch. Auf unerklärliche Weise kam ihr dieser Akzent bekannt vor, auch wenn sie noch nie in Myrtana gewesen war.
    Sie sah die Frau nur schweigend an. So richtig konnte sie ihr nicht folgen. Was für ein Strand und warum sollte das schon Tage her sein? Die Frau hielt in ihrer Erzählung kurz inne. Dann lachte sie auf. Es war ein nettes, aufbauendes Lachen. Und obwohl es dafür zurzeit keinen Grund gab, stimmte sie zaghaft mit ein.
    „Oh, verzeih mir bitte. Ich überfordere dich.“ Sie wandte sich zu dem Jungen und sprach ihn an. „Innosleu, sei so gut und hole etwas von der Suppe, von heute Abend.“ Der Junge nickte und verschwand dann schnell zur Tür hinaus.
    „Also, ich will mit meiner Geschichte von vorn beginnen. Vielleicht kannst du mir dann meine Fragen beantworten?“ Sie setzte sich bequemer hin und legte ihre knotigen Hände in den Schoß.
    „Vor ein paar Tagen hat der Knecht wie immer die Kühe auf die Wiesen an der Küste getrieben. Dabei sah er dich am Strand liegen. Du hattest dich an ein hölzernes Schiffsteil geklammert. Die Brandung musste dich und auch ganz schön viele Trümmer in der Nacht an Land gespült haben. Na wie auch immer. Er hob dich aus dem Sand auf und brachte dich hier her. Die ganze Zeit über warst du bewusstlos. Wir haben dich in diese Kammer gebracht und wirklich alles Menschenmögliche versucht, dich aus deinem nicht enden wollenden Schlaf zu holen. Ich bin jeden Tag in den Tempel gegangen und habe für dich gebetet, auch der Heiler aus Kap Dun ist hier gewesen und hat dich einmal angeschaut, doch auch er wusste keinen Rat. Er sagte mir aber, dass ich dich mit flüssigen Speisen und viel Wasser füttern sollte, damit du während deines Schlafes nicht verhungerst. Zum Glück und bei Innos Gnaden bist du das ja nicht.“ Wieder erschien ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht.
    Immer noch etwas irritiert von dieser merkwürdigen Geschichte, erwiderte sie das Lächeln nur zaghaft. „Ja, das bin ich nicht. Aber bitte sagt mir, gute Frau…“
    „Oh, was bist du aber höflich! Und ich so unhöflich. Bitte nenn mich doch Hildgar. Das ist mein Name.“ Ihre warme Hand drückte kurz ihren dünnen Unterarm.
    „Ja habt Dank Hildgar. Ich wüsste gern, ob ein paar Trümmer und ich das einzige war, dass ihr oder besser gesagt der Knecht, dort am Strand fandet. Ich… Ich weiß nämlich nicht wie ich dort hingelangt bin.“ Ihre Stimme klang unsicher. Die ganze Zeit zermarterte sie sich schon den Kopf darüber, was pssiert sein musste. Sie konnte sich weder an einen Strand oder das Meer erinnern. Und dann auch noch in die Nähe von Kap Dun. Was hätte sie in Myrtana wollen sollen?
    Hildgar verzog den Mund nachdenklich und runzelte die Stirn. „Nein, sonst Nichts weiter. Ich vermute, dass du dich auf einem Schiff befunden hast, welches dann im Sturm gesunken ist. Den Abend, bevor dich Emil gefunden hat, tobte ein gewaltiger Sturm draußen auf dem Meer. Zum Glück verzog er sich dann auch in Richtung der offenen See, sodass es hier nicht zu Überschwemmungen kam. Weißt du, die Deiche sind etwas marode und benötigen dringend eine Ausbesserung. Doch aufgrund des Kriegs ist kein Geld dafür da. Ein Jammer ist das.“ Der Frau musste aufgefallen sein, dass sie mit ihren Erzählungen das Mädchen vor sich heillos überforderte, denn sie schwieg dann.
    Der Junge kam zurück. In seinen Händen trug er eine große dampfende Steingutschüssel. Ein herrlicher Duft von Gemüsesuppe stieg davon auf. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Hildgar nahm ihrem Sohn die Schale ab, ergriff den Löffel und hielt ihn ihr an die Lippen. Ohne Rücksicht auf die heiße Speise, schluckte sie die Suppe hinunter. In ihrem Bauch breitete sich wohlige Wärme aus.
    Vorsichtig nahm sie ihr die Schüssel ab und begann damit gierig die Suppe zu löffeln. Sie war sich sicher, etwas so Gutes hatte sie nie zuvor in ihrem Leben gegessen.
    „Komm hier her, Innosleu. Du siehst ja selbst, dass dies Mädchen kein Monster ist.“ Die Mutter sprach ihrem Sprössling gut zu. Er nährte sich dem Bett und wurde dann von der Mutter auf den Schoß gesetzt.
    Immer noch saß sie mit angezogenen Beinen auf dem Bett und schlürfte die Suppe. Sie beobachtete den Kleinen, auf den Beinen seiner Mutter. Er drehte sich zu ihr ihn und fragte: „Mama, weißt du jetzt woher die Schlafliesel kommt?“
    Fast hätte sie sich verschluckt. ‚Schlafliesel? Das war der Name, den sie mir gegeben hatten?
    „Innosleu! Du sollst das nette Mädchen nicht so nennen. Wie oft habe ich dir das gesagt? Ich weiß das Emil das macht, doch das ist sehr unhöflich!“, tadelte Hildgar ihren Sohn. „Entschuldige dich dafür:“
    Mit schuldbewussten Augen sah er sie an. „Es tut mir leid, Liesel. Aber sagst du mir woher du kommst?“
    Hildgar, gucke sie entschuldigend an. Sie schien zu hoffen, dass sie es ihm nicht allzu böse nahm. Ihr Blick sagte eindeutig: Er ist ja noch Klein.
    Sie sah von ihrer Suppe hoch. "Ich komme aus Bakaresh. Meine Eltern haben dort ein Haus." Der Junge sah sie mit großen Augen an. „Boha, das ist aber sehr weit weg. Bist du deswegen mit dem Schiff gefahren?“
    Sie überlegte. Das war eine gute Frage, warum ist sie auf einem Schiff gewesen. Und das schien sie gewesen zu sein. Die Trümmer am Strand, von denen ihr erzählt worden war, deuteten darauf hin. Sie konnte sich nicht erinnern. Sie wusste auch nicht mehr was das Ziel ihrer Reise gewesen sein sollte. Wohin und vor allem mit wem, war sie aufgebrochen. Mit ihrer Familie? Sollte das bedeuten sie waren alle bei dem Schiffsunglück umgekommen? Tränen stiegen in ihren Augen auf. Schnell legte Hildgar eine Hand auf ihre Schulter.
    „Kleines, nicht weinen. Alles wird gut. Du bist jetzt ja hier. Und irgendwie schaffen wir es bestimmt auch, dich nach Bakaresh zu bringen.“ Wieder versuchte sie mit einem mütterlichen Lächeln sie aufzumuntern.
    „Nein, darum geht es nicht“, antwortete sie mi tränenerstickten Stimme. „Ich glaube auch meine ganze Familie war an Bord dieses Schiffes. Und jetzt sind sie alle Tod!“ Sie begann zu weinen. Ihre Tränen tropften in die Suppe. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Ihr Vater hatte beschlossen, dass sie in die neue Stadt des Reiches, Thorniara, ziehen sollten. Dort erhoffte er sich bessere Geschäfte. Sie hatten alle ihre Habe verkauft und eine Schiffspassage bezahlt, um mit dem Ersparten ein neues Leben auf Agraan zu beginnen. Doch daraus würde nun nichts!
    Hildgar nahm ihr sie Schüssel ab, schob ihren Jungen von ihrem Schoß und nahm sie tröstend in den Arm. Sie streichelte ihren Rücken. „Das tut mir furchtbar leid. Ich bin sicher, Innos wird bis zu Letzt seine schützende Hand über sie gehalten haben. Doch besonders hielt er seine schützenden Hände über dich und brachte dich lebend zu uns. Du bist eine Auserwählte. Erwählt um zu leben…“ Ihr Druck verstärkte sich. Eine ganze Zeit lang hielt sie sie im Arm und streichelte ihren Rücken.

    Schließlich versiegten die Tränen. Hildgar schob sie sanft von sich weg und sah ihr in die Augen. „Mädchen, du kannst hier so lange bleiben, wie du möchtest und dann werden wir versuchen, dich in deine Heimat zurück zu bekommen. Ich werde dir helfen, wenn ich nur kann. Du solltest jetzt schlafen. Du bist immer noch sehr erschöpft und es ist spät geworden.“
    Ergeben nickte sie. Der kleine Innosleu sah sie aus großen Augen an. Ihr Schicksal schien selbst ihn berührt zu haben. Sein kindliches Gesicht zeigte ein ungewöhnlich großes Maß an Mitgefühl. Vorsichtig streckte er seine Hand nach ihr aus und streichelte sie kurz. „Es tut auch mir leid. Und auch ich will dir helfen, wenn ich es kann, Liesel.“
    Seine Worte verdrängen die Trauer ein wenig und brachten ihr ein Lächeln ins Gesicht. „Danke Innosleu. Das ist sehr lieb von dir.“ Die Mutter nahm ihren Sohn und führte in langsam in Richtung der Tür. Sie sah die Beiden an. „Ach und mein Name ist Olisha ez-Zitaqi bint Khajid. Ich freue mich, wenn ihr mich Olisha nennt.“
    Geändert von Olivia Rabenweil (11.09.2012 um 00:00 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #386
    Ehrengarde Avatar von Wenda
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    Wenda ist offline
    Erschöpft saß Wenda auf dem Bett in ihrer kleinen Kammer. Nur eine kleine Kerze erhellte den Raum und ihre verspannten Züge. In der Hand hielt sie ein fest gefaltetes Schriftstück, einen Brief mit dem roten Wappen des Paladinordens. Das Siegel war ungebrochen. Schlaff hing der Arm mit dem Brief herunter, als sei sie zu schwach das Pergament zu tragen.
    "Nein.", flüsterte sie auf einmal, und Glanz stand in ihren Augen. "Ich habe Innos gedient. Ich habe dem König gedient. Der König ist tot. Sein Eid kann mich nicht mehr binden." Vor ihrem inneren Auge sah sie Medin neben sich im Thonsaal knien, ihren Waffenbruder und einstigen Mitgeneral. Als in ihrer Erinnerung das Schwert des Königs vor ihnen niedersauste und knallend eine Scharte in den Steinboden schlug, kniff sie die Augen zu. Eine Träne löste sich aus ihren Wimpern, als Rhobars II Worte ihr durch den Kopf hallten: Ihr seid Streiter Innos’ und es ist euch bestimmt, als solche und nicht als jemand anderes euer Ende zu finden. Wenn ihr euch entschließt, das Geschenk und die Bürde dieser Tränen abzulegen, wird das euer Ende sein. Schwört dies bei meinem Schwert, denn durch dieses werdet ihr sterben, solltet ihr euren Eid brechen.
    Rhobar II war tot. Die Orks waren besiegt. Die Phiole mit den Tränen Innos' um ihren Hals glühte schwach. "Innos wird in meinem Herzen bleiben. Aber Kriege habe ich bei den Göttern genug bestritten."
    Zitternd hob Wenda die Hand und ließ das Pergament die Flamme der Kerze berühren, bis es brannte. Gebannt starrte sie auf die größer werdende Flamme und war sich dumpf der Ironie bewusst, dass das Element Innos wohl grade das Wort seines Ordens verzehrte.
    Wenda zuckte zusammen, wie aus einem Tagtraum erwacht.
    Falsch! Das fühlte sich falsch an!
    Panisch schleuderte sie das brennende Schriftstück zu Boden, sprang auf und fing an, mit bloßen Füßen darauf herumzutrampeln. Mühsam unterdrückte sie ein Wimmern, um ihre Familie nicht zu wecken.
    Schniefend hob sie schließlich das rauchende Schriftstück vom Boden auf. Das Siegel war weich geworden, aber nur der Rand des Pergaments verbrannt. Unschlüssig starrte sie es an, als sähe sie es zum ersten Mal. Schließlich fluchte Wenda herzhaft und öffnete das verschmorte Siegel.

    Meine Liebe Wenda,


    Wenda unterdrückte ein Keuchen, als sie Iweins Handschrift erkannte. Iwein hatte ihr geschrieben! Ihr Sir! Er lebte also! Und er war noch im Orden! Wie hatte er sie bloß gefunden? Sie drehte das Schriftstück um und musste leise auflachen. Hatte er nicht. Der Brief war adressiert an "Wenda. Blond. Ansehnlich. Wohl 25 Lenze. vmtl bei Vengard. wmg mit Pferden."
    Den Atem anhaltend begann sie nochmal zu lesen:


    Meine liebe Wenda,

    ich bete zu Innos, dass Dich diese Zeilen erreichen werden, wo immer Du jetzt auch sein magst. In der Vengarder Militärregistratur mag »verschollen« neben Deinem Namen stehen, aber ich spüre, dass Du noch am Leben bist. Auch wenn vielleicht viele Meere zwischen uns liegen.
    Ich schreibe Dir von Argaan. Innos stellt mich auf eine harte Prüfung, indem er mich auf diese unbedeutenden Gewürzinseln mit ihren unbedeutenden Baronen und ihren unbedeutenden Kriegen verbannt. Lord Hagen will mich nicht fort lassen, obschon nun bald zwei Jahre vergangen sind seit die Schiffe nach unserem großen Feldzug von Bakaresh nach Süden abgelegt haben. Obwohl mein Herz sich nach festem Land und myrtanischen Wäldern sehnt, und obwohl ich weiß, dass ich Innos dort ein besserer Diener sein könnte, werde ich Hagen und unserem sich verzehrenden Rhobar III. hier weiter folgen — um meines Eides Willen, weil ich an Gesetze und Verpflichtungen glaube, aus Stolz, aus Angst vor Bestrafung.
    Ich bin zu mutlos, aufs Geratewohl nach Dir suchen zu gehen. Doch nur ein Zeichen von Dir, und ich bin mit Freuden bereit, dieses Leben im Dienst des Königs wegzuwerfen. Alles gäb ich, wäre es mir nur vergönnt, wieder zu spüren wie es war, als dereinst Deine Haare auf meiner Haut spielten in jener Sommernacht als ich für Dich entbrannt'.
    Ich weiß nicht, wo Du bist, oder was Du jetzt tust. Auch in Gotha weiß niemand um Deinen Verbleib. Solltest Du noch am Leben sein, hast Du dem Orden den Rücken gekehrt. Ich werde versuchen zu verstehen, warum — egal, was Deine Beweggründe sein mögen. Denn Du bist derjenige von uns beiden, dem Innos ein so reines Herz gegeben hat, stets das Richtige zu sehen. Es grüßt Dich voller Sehnsucht

    Dein Iwein


    Mit großen Augen starrte Wenda auf das Pergament vor sich. Berührte die Tinte, als sei sie nicht sicher, was sie dort sah.
    "Innos, Iwein. Was habe ich dir angetan."

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    Lehrling Avatar von Indria
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    Indria ist offline

    Vengard

    Ein Rascheln. Sie drehte sich um, konnte jedoch hinter sich in der Gasse nichts erkennen. Nur der Wind, sagte sie sich und hoffte, dass sie recht behielt. Doch sie behielt vorsichtshalber ihre Hand in der Nähe ihres Messers. Es wäre nicht das erste mal, dass jemand versuchte sie nachts anzufallen und es würde auch kaum das letzte mal sein. Doch wenn wirklich jemand da war würde sie seine Schritte hören... Nichts. Sie atmete tief durch und versucht das Herz, welches wild in ihrer Brust schlug, zu beruhigen. Kein Grund zur Sorge. Furcht hatte sie in der Vergangenheit gelähmt und sie tat es noch immer. Schnell huschte sie aus der Gasse hinaus in die Nächste, dann um eine Ecke und fand sich auf einer Straße wieder. Das wäre zwar ein Umweg, aber sie fühlte sich besser dabei. Sicherer. Manchmal lag Weisheit in Furcht. Sie hatte beschlossen, dass dies einer dieser Momente sein musste. Zumindest tat sie ihr bestes alle Zweifel daran zu verscheuchen.

    Sie war müde als sie schließlich am Haus ankam. Ihre Augen brannten und Arme wie Beine rebellierten. Die Tür war schon abgesperrt, doch Hannah hatte den Schlüssel bestimmt an der üblichen Stelle versteckt. Wenigstens darauf war verlass. Sie schaute sich zu beiden Seiten um. Keine Menschenseele in Sicht. Sie zögerte kurz, doch dann legte sie den Berg an Kleidern auf der Türschwelle ab und steckte die Hand in einen dünnen Spalt zwischen zwei Dielen und griff nach oben. Sie fingerte kurz darin herum und bekam schließlich das alte Eisen zu fassen. Gerd fragte oft was für einen Sinn es machte ein Schloss zu haben, wenn man ohne Probleme den Schlüssel erreichen konnte, doch Hannah hatte ihn schließlich überredet mit dem Argument, dass sie ihn nur verstecke wenn Indria nach Sonnenuntergang noch nicht zurück sei. Das passierte fast nie. Doch heute hatte irgendein Dieb in von irgendeinem Händler irgendetwas wertvolles gestohlen. Deshalb hatte die Stadtwachen sie aufgehalten als sie mit den Kleidern auf dem Rückweg zu ihrer eigenen, weitaus bescheideneren, Unterkunft war. Zwar hatten sie bei ihr nichts finden können von dem man denken konnte das, selbst wenn es gestohlen wäre, jemand es vermissen würde, doch um 'sicher zu gehen' hatten sie sie dennoch noch festgehalten und verhört ob sie irgendetwas wisse. Das passierte immer wenn etwas geschah und die Wache nicht den leisesten Schimmer hatte wer es gewesen war. Sie dachten wohl durch diese Schikane könnte sie bei den reichen den Eindruck erwecken zu handeln. Sie hatte keine Ahnung ob es funktionierte. Mit einem langgezogenem Knarren schwang die Tür auf. Hinter ihr lag nur Dunkelheit. Es war ein einfacher Holzbau, doch stabil. Er lag am Rande des Hafenviertels, wo es nicht mehr ganz so sehr nach Fisch roch, auch wenn man den Gestank hier nie so ganz los wurde. Sie hob die Kleidung wieder auf. Sie war ein wenig dreckiger als zuvor, doch sie würden sie eh waschen müssen. Indria schnupperte am obersten Stück. Es roch ein wenig modrig, so als hätte man es lange in einer Truhe verstaut aufgehoben. Nachdem sie vor einigen Jahren nach einem kurzen Kontakt zum Orden in ihr normales Leben zurückkehrte hatte sie sich für einige Zeit weiter alleine durchgeschlagen. Schließlich jedoch war sie bei Hannah und Gerd eingezogen und half seitdem Hannah dabei mit ihrer Arbeit, zerschlissene Kleidung wieder auf Vordermann zu bringen. Sie trat ein. Nach einigen Momenten Stille, nur von ihren eigenen Schritten unterbrochen erklang eine schwache klagende Stimme, die schnell Lauter wurde. Indria fluchte leise. Seitdem der Kleine geboren worden war waren ihre ohnehin schon wenigen Nächte des Schlafes noch kürzer geworden. Sie beneidete Hannah keineswegs um diese Last. Sie schleppte sich in die Ecke des Raumes, in der ihre Schlafstätte stand und entledigte sich hastig ihrer Schuhe. Sie ließ sich nach unten sacken und hüllte sich schnell und begierig in die warmen Decken ein. Sie merkte wie die Erschöpfung sie überkam und schloss die Augen.

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    Südliches Myrtana, ein kleiner Hof in der Nähe von Kap Dun

    Olisha stellte den Besen zur Seite und strich sich mit der Hand eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus den Augen. Ein leichter Wind flaute auf. Auch in Myrtana wurde es nun langsam Herbst. Die Blätter der Bäume waren zwar noch alle grün und die Felder voll mit ihren Früchten, doch an manchen Tagen wehte ein mehr als ein kühler Wind über die Idyllische Landschaft.
    Sie drehte sich um. Hildgar hatte zum Abendessen gerufen. Olisha nahm die kleine Laterne, die ihr beim Fegen ihrer Kammer Licht gespendet hatte vom Haken und überquerte mit ihr den Hof.
    Sie erinnerte sich an die vergangenen Tage. Nach dem sie noch einen Tag in ihrer Kammer erholt. Hildgar war sehr um sie bemüht gewesen. Den ganzen Tag hatte sie sie mit zwar nicht allzu feiner aber guter Hausfrauenkost versorgt. Darunter waren viele Kartoffeln. Nicht unbedingt Olishas Lieblingsspeise, doch um wieder zu Kräften zu kommen, hatte sie alles gegessen, was ihr von der Bäuerin vorgesetzt wurde. Ihr erstes richtiges Abendessen, nahm sie mit der ganzen Familie in der Diele ein. Am großen Holztisch saßen selbstverständlich Hildgar und ihr jüngster Sohn Innosleu, aber auch der Knecht Emil, Ein Mann im fortgeschrittenen Alter mit grauen Haaren und wettergegerbter Haut. Daneben saß der älteste Sohn Hildgars, Mavic. Er war groß gewachsen hatte volles rotbraunes Haar und immer, wenn Olisha zu ihm herüber gesehen hatte, ein freundliches Lächeln im Gesicht. Ihm gegenüber hatte seine jüngere Schwester Swasta gesessen. Ein dürres Mädchen, ungefähr in Olishas Alter. Olisha war sich nicht sicher, doch sie glaubte Swasta konnte sie nicht leiden. Während alle Hofbewohner sie an diesem Abend noch mit Fragen überhäuft hatten, wurde sie von Hildgars Tochter einfach ignoriert. Sie hatte ihre dreckig-blonden Haare zu einem einfachen Zopf geflochten und befragte ihren älteren Bruder andauernd nach seiner Verlobten von Nachbarhof. Olisha konnte sich den Abend keinen Reim daraus machen. Sie hatte gerade erst vom Tod ihrer Eltern erfahren. Glaubte diese Swasta allen Ernstes, dass sie sich gleich darauf dem nächstbesten Bauernjungen an den Hals werfen wollte. Olisha war zu erschöpft gewesen, um das den Abend noch klar zu stellen. Da unterhielt sie sich lieber mit den drei jüngeren Söhnen. Die älteren Beiden waren Zwillinge und hießen Hal und Reto. Sie lachten viel und machten trotz ihrer ungefähr dreizehn Sommer erstaunlich derbe Sprüche. Sie nahmen sich beide sehr wichtig. Und dann war da noch Rehm. Er war der zweitjüngste Sohn der Familie und musste am meisten unter den Sticheleien der Zwillinge leiden. Doch er nahm es mit außergewöhnlicher Gelassenheit und starrte die meiste Zeit nur verträumt in die Flammen, des großen Herdfeuers an der Kopfseite der Diele.
    Die Familie hatte nicht viel zum Leben. Doch alles was sie aufbringen konnten wollten sie mit ihr teilen. Olisha war unglaublich dankbar dafür. Sie hätte nicht gewusst, wo sie sonst hätte hingehen sollen.

    Am folgenden Tag hatte Hildgar eine kleine Zeremonie am Strand vorbereitet. Sie versuchte mit ein paar rührenden Worten und einem aufwendigen Blumengesteck aus Feldblumen Olisha den Abschied von ihren Eltern zu erleichtern. Die Worte, die sie dafür fand, berührten sie sehr. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie sich zu dem Blumengesteck herunterbeugte und einer Blume einen Kuss gab, die ihre Mutter sehr gemocht hätte. Daraufhin nahm Emil das Gesteck und trug es ins Meer hinein. Es dauerte nicht lange und eine anrollende Welle erfasste das Gesteck, warf es um und dann versank es. Olisha hatte sich nicht länger beherrschen können und ihren Tränen freien Lauf gelassen. Sie fühlte Hildgars Umarmung und hörte ein paar tröstende Worte, die sie ihr ins Ohr murmelte.
    In den folgenden Tagen, wanderten ihre Gedanken immer wieder zu ihrer Familie. Doch die viele Arbeit, die es am Hof zu tuen gab, half Olisha ihren Kopf zu klären und sich auf Anderes zu konzentrieren.
    Hildgar hatte ihr für die erste Zeit eine Stelle als Magd angeboten. Ihre Aufgaben waren einfach. Dien Hof und die Diele fegen, die Schweine und Kühe füttern, die mit im Haus wohnten und gestern hatte sie auch das eine Pferd gestriegelt, das die Familie besaß.

    Es gab Aufgaben die waren erträglich und Aufgaben, die waren abscheulich. Den Hof zu fegen gehörte zu Zweitem. Schon nach der Hälfte, hatte sie Blasen in der Handfläche und an den Fingern. Und obwohl sie diesen verdammten Ho, dann immer wieder verfluchte, konnte sie Hildgar dennoch nicht böse sein. Immerhin kümmerte sie sich rührend um sie.
    So auch heute. Sie gatte den ganzen Nachmittag damit verbracht den Besen zu schwingen. Ihre Hände schmerzten, als sie zur Pumpe ging, um sich in der Schüssel dort die Hände und das Gesicht zu waschen. Sie sah sehnsüchtig zu der kleinen Kammer hinüber die an die Scheune angebaut war. Dort stand ihr Bett und am liebsten hätte sie sich einfach dort hinein fallen lassen.
    „Kommt ihr? Das Essen wird kalt.“ Wieder rief die Bäuerin. Olisha wanderte gemächlich zum Tor hinüber und dann durch die lange Diele, vorbei an den Schweinen und Kühen bis zum Küchentisch. Der Rest der Familie und der Knecht hatten sich bereits eingefunden. Mit erwartungsvollen Gesichtern saßen sie vor ihren dampfenden Schüsseln und wartete darauf, dass Olisha auch endlich Platz nehmen würde, sodass sie mit dem Essen anfangen konnten.
    Sie ließ sich auf die harte Holzbank sinken und schaute auf die Kartoffelsuppe, die sich in ihrem Napf befand. Leicht verzog sie den Mund. Schon wieder Kartoffelsuppe, konnte es denn nicht mal etwas anderes sein? Jeden Tag Kartoffeln, wie kann das irgendjemand ertragen? Doch sie traute sich nicht etwas zu sagen. Missmutig nahm sie den Löffel und tauchte ihn in die Suppe. Gerade als sie ihn sich zum Mund führen wollte, wurde sie von Swasta am Handgelenk gepackt. „He, Liesel! Kannst du nicht warten wie alle anderen auch? Den ganzen Tag über bummelst du beim Fegen herum und jetzt kann es dir nicht schnell genug gehen, oder was?“ Der giftige Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    „Nenn mich nicht Liesel!“, giftete Olisha zurück. „Und lass verdammt noch mal mein Handgelenk los!“ Sie ballte ihre freie Hand zu Faust.
    „Mädchen! Mädchen!“ Hildgar war um den Tisch herumgekommen und drückte sie Beide auseinander. „Swasta, bitte sein nicht so unhöflich!“ Sie guckte ihre Tochter streng an.
    „Warum unhöflich? Ich bin es nicht, die unhöflich ist. Ich kann schließlich warten, bis alle das Gebet gesprochen haben. Aber die nicht.“ Die Empörung war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie fühlte sich wohl von ihrer Mutter ungerecht behandelt.
    Ach verdammt, das blöde Gebet, fiel es Olisha wieder ein. Sie hatte sich bisher an diesen unnützen Brauch nicht gewöhnen können. Doch es schien dieser Familie sehr wichtig zu ein. So löste sie ihre Finger um den Löffel und ließ ihn zurück in die Schüssel fallen. Als Swasta dies sah, löste sie ihre Finger ebenfalls und gab das Handgelenk frei.
    „Olisha, wir beten vor jeder Mahlzeit zu unserem Herren Innos, der so gütig ist, unsere Speisen dank der Kraft seines Lichtes reifen zu lassen und uns einen weiteren glücklichen Tag schenkte. Du weißt es vielleicht nicht, doch das ist hier so Brauch. Bitte bete mit uns.“ Hildgar sprach zwar freundlich aber auch bestimmt. Olisha konnte nur mit einem Nicken antworten. Zufrieden setzte sich Swasta weder auf ihren Platz, jedoch nicht ohne Olisha noch einen vielsagenden Blick zu zuwerfen. Olisha kniff die Augen zusammen und erwiderte ihren Blickangriff. Zu ihrer Überraschung ging sie jedoch nicht weiter darauf ein, sondern drehte sich ihrer Mutter zu, die sich auf ihrem Platz neben dem Kopfende gesetzt hatte. Sie war gerade damit beschäftigt, den Zwillingen zu erklären, dass es nicht möglich war, das Gebet hinter die Mahlzeit zu verschieben. In kurzer Zeit wurde es sehr laut und unruhig am Tisch.
    Olische lächelte. Sie und ihr fast zehn Jahre jüngerer Bruder, waren die einzigen Kinder ihrer Eltern. Außerdem gab es in ihrer Familie weitaus mehr Sitte und Anstand als hier. So laut wurde es bei Tisch also nie. Dieses gutartige Chaos gefiel ihr jedoch sehr. Neben ihr hörte sie Swasta die Stimme erheben: „Mama, kann Olisha nicht das Abendgebet sprechen? Sie hat das noch nie gemacht.“
    Das war also dein Plan? Dumme, trampelige Bauernkuh! Olisha blickte hasserfüllt zu Swasta. Diese Familie währe weitaus angenehmer ohne sie.
    Hildgar gab Reto einen Klaps auf den Hinterkopf, um sein Geschreie zu unterbinden. Dies nahm Hal zum Anlass sein Anliegen mit dem Gebet zu vergessen und sich stattdessen lieber über seinen getadelten Bruder lustig zu machen. Die Beiden fingen sich wieder an zu kabbeln. Hildgar drehte sich ihrer Tochter zu und Lächelte. Dies nahm Olisha als ein schlechtes Omen.
    „Ja, Liebes. Das ist eine ganz wundervolle Idee.“ Innerlich verdrehte Olisha die Augen, als Hildgar sich dann ihr zuwandte und sie anstrahlte. „Bitte Olisha, sprich doch das Gebet für uns. Das wäre wundervoll.“
    Olisha sah sich zu einem Nicken gezwungen, als all diese erwartungsvollen Blicke auf ihr lasteten. Sie wollte sich zu Innos beten. Es war nicht ihr Gott. Beliar war ihr Gott. Ihn verehrte sie und er stand im kompletten Gegenteil zu seinem Bruder, dem ‚Lichtbringer‘. Sie schluckte. Die Worte ihres Vaters ertönten ihrem Kopf: ‚Im Inneren sind wir alle fromm und Beliargläubig. Doch unser Herr Beliar weiß, dass nicht alle Menschen unsere Ansichten teilen. Er ist der Gott der Unterwelt und handelt im Verborgenen. Somit ist es in der Not durchaus zulässig ihn mündlich gegenüber den Ungläubigen zu verleugnen, wenn du im Herzen nur zu ihm stehst. Er ist ein Gott und kann in dein Herz sehen, die Worte die du sprichst werden im Angesicht dessen bedeutungslos.‘
    Sie lächelte. Gerne das werde ich tun. Swasta schien überrascht. Sie wollte ihr mit dieser Bitte an ihre Mutter wohl eins auswischen. Olisha ignorierte sie und ließ ihren Blick aus dem Fenster gleiten. Am Himmel war schon der Mond zu sehen. Die starrte ihn fest an und richtete ein stummes Gebet an Beliar. Dann faltete sie die Hände und schloss die Augen. Es wurde langsam ruhig am Tisch und alle stimmten sich schweigend auf das Gebet ein.
    „Innos, ich möchte dir danken, dass du mich aus der vernichtenden See gerettet hast und mich zu dieser wunderbaren, von dir gesegneten Familie geführt hast. Hier ist mir viel Gutes wiederfahren und ich fühle mich, durch deine Hilfe, nun stark genug nicht an meinem Leben zu verzweifeln. Ich möchte dir auch für das gute Essen danken, dass dank deiner alles erhellende Sonne auf den Feldern reifen konnte. Deine fromme Dienerin Hildgar hat es mit großer Sorgfalt zubereitet. Ich bin mir sicher, dass auch dies ein Dienst in deinem Namen war. Sollen daran alle ihre Kinder und Gäste sich stärken. Ich… nein wir bitten darum, dass du auch weiterhin deine Leben bringende Sonne über uns scheinen lässt um die Dunkelheit dieser Welt zu verbannen. Auf dass deine frommen Diener deine Güte jeden Tag zu spüren bekommen.“
    Nach einer kurzen Pause schlossen alle das Gebet mit einem „Für Innos!“
    Kaum war das Gebet beendet, wurde es wieder laut am Tisch. Die Kinder stürzten sich hungrig auf ihre Suppe. Swasta warf ihr noch kurz einen düsteren Blick zu und begann dann auch mit dem Essen.
    Hildgar sah zu ihr hinüber. „Das hast du ganz wunderbar gemacht. Ich danke dir dafür.“
    Olisha erwiderte ihr Lächeln und ließ den Löffel sinken. „Ich danke Euch für das Lob. Ich bete nicht oft laut zu Innos, das ist bei uns nicht so Brauch. Ich hoffe sich habe die richtigen Worte getroffen?“ Die Suppe schmeckte auch am vierten Tag noch. Ihr Hunger machte sich bemerkbar und sie schob sich Löffel um Löffel in den Mund.
    „Oh das hast du auf jeden Fall.“ Auch Hildgar wandte sich wieder ihrem Essen zu.
    Leise vernahm Olisha Swastas Stimme neben sich. „Ein Einfaches: ‚Ich danke dir Innos, für Speis und Trank, bitte las‘ deine Sonne morgen wieder über uns aufgehen‘ hätte es auch getan. Sie klang reichlich verärgert. Olisha musste lächeln und steckte sich schnell wieder den Löffel in dem Mund, damit es niemand bemerkte.
    En Abend verbrachte sie mit der Familie bei unbekannten Kartenspielen in der Diele. Doch schließlich ergriff sie die Müdigkeit und sie machte sich auf den Weg in ihr weiches Bett.

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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Olisha stand mitten auf dem Hof und genoss die warmen Strahlen der Spätsommersonne. Auf ihren Besen gelehnt ließ sie den leichten Wind mit ihren Haaren spielen, die unter ihrem Kopftuch hervorlugten. Selten hatte sie sich so wohl gefühlt. Es war als ob das Sonnenlicht ihre Seele streichelte. Sie lächelte mit geschlossenen Augen. Atmete tief die gut duftende Lust ein. Der Geruch von frischem Heu stieg ihr in die Nase, aber auch der aufgewirbelte Staub gab dieser Geruchskomposition noch eine wunderbare Note dazu. Es passte einfach alles zusammen. Ein schwelgen in der göttergeschaffenen Schönheit…
    Bis die unmelodische Stimme Swastas sie aus ihrer kleinen Pause riss. „Hey Liesel? Was stehst du da so herum. Du solltest doch das heruntergefallene Heu vom Hof fegen!“
    Das Mädchen kam mit entleertem Eimer für die Küchenabfälle aus der Diele. Sie hatte vermutlich gerade die Schweine gefüttert.
    Sie hatten den ganzen Tag Heu von den Feldern gefahren. Olisha war überrascht gewesen, wie hoch man dieses zeug auf einen einfachen Leiterwagen stapeln konnte. Auf der Heimfahrt war es ihre Aufgabe gewesen, oben auf dem Heuberg sitzen zu bleiben, und darauf aufzupassen, dass keines der Seile verrutschte. Das war zwar keine schwere aber eine äußerst undankbare Aufgabe gewesen. Das Heu hatte unter ihrem weiten Rock ihre Beine total zerstochen. Nun juckten sie ganz fürchterlich.
    „Ja, ich habe das nicht vergessen. Ich habe nur kurz verschnauft.“ Olisha drehte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie hatte keine Lust sich ihre gute Laune von der Bauerstochter kaputt machen zu lassen. Irgendwann würde noch die Gelegenheit kommen, Swasta all ihre Gemeinheiten gebührend zurück zu zahlen. Vielleicht sollte sie einmal mit Hildgar sprechen?
    Sie sah Swasta hinterher, die in der Wagenscheune verschwand, dann griff sie seufzend wieder zum Besen und kehrte auch noch den Rest der herumliegenden Heubüschel zusammen. Das war eine anstrengende Arbeit. Immerhin war der Hof sehr groß. Olischa schätze dass der Platz eine Größe ihres Hauses in Bakaresh hatte. Und der Heuwagen, der heute mehrmals darüber gefahren war, machte das Kehren nicht einfacher.
    Jedoch war es besser an der frischen Luft zu arbeiten, als den Schweinestall auszumisten. Dort stank es erbärmlich. Swasta drohte ihr täglich mindestens drei Mal damit, dass sie ihn misten müsste. Doch ein paar bittende Worte an Hildgar, änderten diesen Plan jedes Mal. Sollte die olle Swasta doch ihre Arbeit selber machen. Olisha hatte besseres zu tun. Wie zum Beispiel zum Strand zu gehen. Dort kam nur selten Jemand vorbei und sie könnte in Ruhe den Abend genießen.
    Den verbliebenen Heubüscheln den Rücken zu und stellte achtlos den Besen an die Scheunenwand. Den Rest würde sicherlich der Wind erledigen. Der bleiß ihr sowieso immer wieder die zusammengefegten Häufchen auseinander. Schlendernd verließ den Hof. Vorbei an der kleinen, schlammigen Pferdekoppel Über den Deich und schon stand sie am Strand. Im immer gleichen Rhythmus rollten kleine Wellen gegen die niedrigen Felsen die hier aus dem Sand ragten.
    Es war nicht einfach im Kleid auf die Übermannshohen Felsen zu klettern, doch schließlich fanden ihre Füße und Finger auf dem glitschigen Stein Halt, sodass sie sich hochziehen konnte. Auch wenn sich der Sonnenuntergang noch lange nicht ankündigte, war die Aussicht von hier sehr romantisch. Sie wäre gern mal mit einem netten Herren hier her gekommen. Hätte gern in seinem Armen liegend den Sonnenuntergang genossen.
    Die Gesichter ihrer Eltern und ihres Bruders tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Nun das hat noch etwas Zeit, und nette Herren, bis auf Mavic, habe ich hier auch noch nicht gesehen…, dachte Olivia. Ihre Stimmung wurde melancholisch. Ihr Leben hatte sich so schnell verändert. Sie wusste nicht wie es nun weiter gehen sollte. Langsam sollte sie damit anfangen sich darüber Gedanken zu machen.
    Einerseits könnte sie hierbleiben und als Magd arbeiten. Hildgars Familie war im Großen und Ganzen sehr nett und sie hatte es hier den Umstanden entsprechend gut, doch es erfüllte sie nicht. Sie wollte wieder in einem großen Haus in Bakaresh leben. Dienstboten haben, schöne Kleider besitzen und erfolgreich wie ihr Vater werden. Hildgar hatte ihr in dieser Sache ja Hilfe angeboten. Heute beim Abendessen musste sie sie unbedingt fragen, ob man sie irgendwie zurück nach Bakaresh bringen könnte.

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    Nun hatten sie also das myrtanische Meer überwunden, das das Festland von Argaan trennte, und von hier, von Vengard aus würde ihre wahre Pilgerfahrt beginnen, bis hin zum Kloster von Nordmar. Die Reisevorbereitungen waren getroffen, nachdenklich ließ Kerdric nun noch einmal den Blick über die Stände auf dem Marktplatz schweifen.
    »Hm … Fackeln«, sagte er und blickte Calan an, der fragend die Augenbrauen hob. »Ich erinnere mich gerade an die Geschichte vom heiligen Eolus. Einer der ersten Diener Innos’ in Varant, der von dort fliehen musste und das Feuer aus seinem Tempel mitgenommen hat … bis nach Nordmar, ohne dass er es ja hat erlöschen lassen.« Schon halb entschlossen bewegte sich der neue Ordensbruder auf den entsprechenden Stand zu. »Es wäre doch passend für eine Pilgerfahrt, auch Innos’ Feuer mit uns zu tragen, oder? Bis zum Kloster.«

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    Vengard

    Vengard. Hauptstadt des Reiches, von dem sich das heilige Reich Innos' erstreckte. Von Nordmar bis in den Süden Varants hatte Rhobar das Reich befriedet, von diesem Ort aus. Die Stadt, die das Reich am Leben hielt. Wäre Vengard gefallen und von den Orks erobert worden – die Welt sähe anders aus. Kerdric und Calan wären vermutlich Sklaven der Grünpelze und der heilige Name ihres Gottes käme nur heimlich über ihre Lippen. Gut, dass es nicht so gekommen war, und das Gute obsiegt hatte.
    „Hmmm...“
    sagte Calan nur. Sein Wissen über den heiligen Eolus war nur sehr marginal. Er hatte die Feuermagier manches Mal über ihn reden und predigen hören. Einer der ersten Streiter für das Gute, ein Varanter, wie auch Calan. Der erste Pilger, wenn man so wollte. In ihre Fußstapfen traten sie, und so war es nur richtig, seinem glänzenden Beispiel zu folgen.
    „Keine schlechte Idee, wir sollten uns ein Beispiel an den Heiligen nehmen. Wir brauchen also eine Fackel. Weißt du, wo wir hier auf dem Marktplatz Fackeln kriegen?“

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    »Da drüben«, sagte Kerdric und nickte in die entsprechende Richtung, in der er schon den passenden Stand ausgemacht hatte. Eine einzelne Fackel würde ihnen allerdings wohl kaum reichen, sie würden mehr brauchen … wobei es Holz unterwegs zur Genüge geben müsste. Also mussten wohl Lumpen und Öl her. All das machte ihr Gepäck am Ende zwar auch ein gutes Stück schwerer, aber der neue Ordensbruder sah es als zusätzliche Prüfung seines Glaubens. Ein wahrer Diener Innos’ musste weit mehr vollbringen können, als nur schwere Lasten zu tragen.
    »Eine Statue«, sagte er, als die beiden das nördliche Tor erreichten. Gleich davor – oder dahinter, wenn man von draußen kam – stand in der Tat ein Abbild Innos’, zu dessen Füßen sich ein Behältnis mit einigen Münzen darin befand. Wer neu in der Stadt war, konnte dem Gott des Feuers so gleich seine Ehrerbietung erweisen. Ohne auf die Umstehenden zu achten, ließ Kerdric sich vor der Statue auf beide Knie nieder, um vor dem Aufbruch noch ein kurzes Gebet zu sprechen.
    Innos, steh mir bei
    und behüte mich auf dem Weg, der vor mir liegt.
    Lass meinen Schritt nicht fehlgehen,
    lass mich in meiner Entschlossenheit nicht wanken,
    führe mich stets auf dem rechten Pfad,
    führe mich bis an mein Ziel,
    auf dass ich ein würdiger Diener bin.
    In alle Ewigkeit. In deinem Namen.
    Dann erhob er sich, um die erste Fackel zu entzünden. Ein langer Marsch lag vor ihnen.

  13. Beiträge anzeigen #393
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    Kerdric schien mit Worten weit geschickter zu sein als er selbst. Das kurze Gebet, dass er am Schrein sprach zeugte von Glauben und Entschlossenheit, aber auch der Suche nach Beistand. Calan selbst kniete oft genug vor den Statuen, ohne so recht die Worte für das zu finden, was ihn beschäftigte. Seine Gebete waren meist stumm, wenn auch nicht weniger Inbrünstig.
    „In deinem Namen“ flüsterte auch der Varanter die letzten Worte seines Glaubensbruders und ließ ein paar Münzen in die Schale klimpern.
    Fast schon ein wenig lächerlich musste es auf Fremde wirken, wie die beiden Ordensbrüder am helllichten Tag mit einer Fackel durch das Nordmarer Tor schritten. Doch wer ein bisschen nachdachte, würde ihr Anliegen erkennen. Ein fast demütiges Zeichen war es, das sie setzten. Dass sie stets die Führung Innos' brauchten, dass er ihnen stets den Weg leuchten musste und die Schatten Beliars verbannen.
    Ihre Pilgerreise begann...

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    Festen Schrittes, den Blick geradeaus gerichtet, verließen die beiden Ordensbrüder die Stadt. Kerdric trug die Fackel – sie würden sich noch überlegen müssen, wie oft sie sich abwechseln sollten – und blickte jeden Passanten streng an, der keinen Platz für Innos’ Flamme machte. Auf diese Weise würde die Wanderung kein Leichtes sein, aber das sollte sie auch nicht. Sie mussten sich eben auf Innos und auf sein Feuer konzentrieren, was ihnen genug Gelegenheit gab, über ihre Mission und ihre Aufgaben nachzudenken.
    Allmählich entfernten sich die beiden Pilger von Vengard, der Verkehr auf der Straße nahm ab und zunehmend wurde es ruhiger – jedoch nie vollständig ruhig. Frieden war eingekehrt im Reich, so dass man sich auf den Straßen nun ohne Angst vor Orks bewegen konnte, und die Menschen nutzten dies. Innos’ Ordnung, dachte Kerdric zufrieden. Die Soldaten und Mitglieder des Ordens sorgten für Ruhe und Frieden im Land, so dass die Handwerker und Bauern sich um den Aufbau kümmern konnten, all das im Dienste und zum Ruhme Innos’.
    »Du hast vorhin so diesen Aushang studiert«, bemerkte der ehemalige Ausbilder nebenbei. »Kannst du lesen? Ich hatte keine Gelegenheit, es zu lernen, auch wenn es mir inzwischen … angebracht vorkommt. So dass ich auch die heiligen Schriften lesen kann …«

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    Veteran Avatar von Calan
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    Es war schon merklich kühler als noch in Thorniara. Das Klima der Südlichen Inseln bescherte Argaan ein fast durchgängig warmes Klima, in dem Frieren ein Fremdwort war. Hier jedoch bemerkte der Varanter eine frische Brise auf seiner Haut. Noch nichts im Vergleich zu dem, was sie in Nordmar erwarten würde, doch ungewohnt.
    Das ganze Mittelland schien für ihn ungewohnt. Solche Mengen an Bäumen und Gräsern war er zwar inzwischen von Argaan gewohnt, doch sahen sie hier wieder ganz anders aus. Die Form der Blätter, die Farbe, die Äste. Alles schien anders.

    „Das war der Aushang nach einem gemeinen Beutelschneider.“
    antwortete Calan. „Er wird gesucht, wenn man ihn der Stadtwache ausliefert locken Achtzig Goldmünzen als Belohnung.“ Er hoffte, man würde ihn bald finden. Dieses Pack, dass sich am einfachen, arbeitenden Volk bediente, war ihm zuwider.
    „Ich habe das Lesen in einem früheren Leben gelernt. Ich komme aus Varant und bin in einer einfachen Karawane aufgewachsen. Ich musste schon früh lernen zu lesen, um Angebote überprüfen und auch machen zu können.“

    Kurz hielt der Ordensbruder an und ritzte mit seinem Speer, den er derzeit eher als Wanderstab verwendete, einige Buchstaben in die feuchte Erde.
    Ein Gerader Strich, zweimal zwei Gerade Striche, durch einen diagonalen Verbunden, ein Kreis und eine Schlange.
    „Innos. Der Name unseres Gottes.“

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    »Mhm«, machte Kerdric, hockte sich vor die in den Boden geritzten Buchstaben und fuhr sie ernst mit den Fingern nach, während die andere Hand immer noch die Fackel hielt. Innos. Ein einfach geschriebenes Wort für so etwas Großes. Schließlich wischte der Ordensbruder das Wort weg – für eine Demonstration eine gute Sache, aber auf Dauer sollte der Name nicht im Dreck stehen bleiben, wo jeder Wanderer auf ihn treten konnte – und erhob sich.
    »Du warst also eine Art Händler?«, fragte er dann, während sie ihre Wanderung fortsetzten. »In Varant kann es auch nicht einfach gewesen sein, bevor Rhobar mit Innos’ Hilfe all die Beliardiener von dort vertrieben hat. Sklaverei, Ketzerei, Dämonen …« Er schüttelte den Kopf. Wahrlich, fast das ganze Festland war lange Zeit ein gotteslästerlicher Ort gewesen. Ein Glück, dass dies nun ein Ende hatte.
    »Kannst du es mir beibringen?«, fragte er dann unvermittelt. »Das Lesen? Und Schreiben?«

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    Veteran Avatar von Calan
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    Immer weiter nach Norden waren sie gewandert, von Vengard aus, immer nah an der Küste entlang. Noch vor wenigen Jahren, so wusste er, hätten sie diese Reise niemals allein wagen können. Doch nun war diese Reise für gute Menschen ungefährlich. Calan war dankbar dafür. Nicht einmal ein gemeiner Straßenräuber oder Taschendieb war ihnen bisher begegnet, nur ein Schwarm Mücken war versucht, ihnen an ihrem Nachtlager den Schlaf zu rauben. Angezogen vom Feuer konnte man ihnen aber doch nicht böse sein, da sie nur die Nähe Innos' suchten. 'Selbst Tiere wollen sich in seinem Glanz sonnen' dachte sich Calan. Wenn das kein Beweis für Innos' Güte war!
    „Spätestens übermorgen sollten wir das Kloster erreichen.“ meinte Calan, der die Reise schon einmal bestritten hatte und die Strecke noch halbwegs im Kopf hatte. „Wenn das Wetter mitmacht, natürlich. „Ich denke in der Bibliothek dort werden wir schneller Fortschritte machen als hier.“
    Am Lagerfeuer hatte der Varanter mit einem Stock einige Buchstaben in die Erde gekratzt, da sein Ordensbruder lesen und schreiben lernen wollte. Natürlich ging das nicht von einem Tag auf den Anderen. Ein paar Buchstaben hatte er sich sicherlich merken können, doch mit anderen hatte er schon am Vortag Probleme gehabt. Die Buchstaben zu Wörtern und Sätzen zu verbinden war bisher etwas, von dem Kerdric noch weit entfernt war.

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Nachdenklich nickte Kerdric. Wenn das Wetter mitmachte. Sicher sein konnte man sich in dieser Hinsicht allerdings nicht; der Herbst zog auf, und in den Bergen Nordmars würde er bestimmt um einiges strenger ausfallen als in Myrtana. Womöglich musste man im Norden sogar schon mit Schnee rechnen. Ein besorgter Blick galt der Fackel, die Calan im Moment trug. Ganz egal, wie schlimm das Wetter wurde, sie durfte nicht erlöschen, Innos’ Feuer musste brennen! Abwechselnd hatten sie in der Nacht darüber gewacht, und dies würden sie auch weiterhin tun.
    »Ich habe gehört, dass die Bibliothek riesig sein soll«, erwiderte der ehemalige Ausbilder, der sich immer wieder die Zeit damit vertrieb, sich die Buchstaben in Erinnerung zu rufen, die Calan ihm schon gezeigt hatte. »Ein Wunder, dass sie nicht von den Orks zerstört worden ist. Aber schließlich steht dort das Heiligtum.« Und dass dieses geschändet wurde, konnte Innos unmöglich zulassen.
    Schweigend marschierten die beiden eine Weile weiter, immer wieder Blicke auf die Fackel werfend und ihr schweres Gepäck, zu dem ja auch irgendwie die Panzerhemden gehörten, zurechtrückend.
    »Eine Statue«, sagte Kerdric dann unvermittelt und deutete nach vorne. Immer wieder kam man an ihnen vorbei, nun, da es hier keine Orks mehr gab, und jede Gelegenheit nutzten die Ordensbrüder für ein Gebet. Zwar hatten sie auch eine kleine Innosstatuette dabei, vor der sie morgens und abends beteten, aber an den großen Statuen wollten sie dennoch nicht einfach vorübergehen. Die meisten sahen aus, als wären sie gerade erst aus der Werkstatt gekommen, und so war es vermutlich auch – der Krieg war vorbei, Kunst, Wirtschaft und Handwerk florierten. Und natürlich der Glaube, der das Reich aus dem dunklen Tal geführt hatte, in das die Orks es gestürzt hatten.

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Es war merklich kühler geworden, seit die beiden Ordensbrüder die Gebirge Nordmars erreicht hatten. Die Vegetation des Flachlands verschwand und machte beinahe kahl wirkenden Berghängen Platz; ließ man den Blick weiter hinaufwandern, sah man gar die schneebedeckten Kuppen. Schnee um diese Jahreszeit, dachte Kerdric mit einem innerlichen Kopfschütteln. Wenigstens hier unten liegt er noch nicht.
    Windig und dadurch beißend kalt war es jedoch trotzdem, so dass er froh war über die Fackel, die zu tragen er im Moment an der Reihe war. Und dann schneite es doch noch. Sanft trudelten die Schneeflocken zu Boden, nicht besonders dicht, und der Schnee blieb im Moment nicht lange liegen, aber dennoch war dies ein deutliches Zeichen des nahenden Winters, der hier früher kam als in anderen Regionen des Festlands.
    Mit grimmiger Miene marschierten die Ordenskrieger weiter und trugen Sorge dafür, dass das Feuer nicht erlosch, als der Schneefall heftiger wurde. Hielten sie die Fackel niedriger und schützten sie mit ihren Körpern und Mänteln vor Wind und Schnee, würde sie nicht ausgehen.
    »Eolus hat Innos’ Feuer durch ganz Myrtana getragen, Woche um Woche«, brummte Kerdric, missmutig über die Erschöpfung seines Körpers, der das schwere Gepäck, das Panzerhemd und die fehlenden Stunden des Schlafes wohl am liebsten durch eine ausgedehnte Pause wettgemacht hätte. »Egal, ob es geregnet, geschneit oder gestürmt hat oder ob er von Ketzern verfolgt wurde. Und dabei hat er nicht mehr als ein paar Stunden am Tag geschlafen. Da werden wir es ja schaffen, das Feuer durch Nordmar zu tragen.«

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    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline
    „Eolus wurde von Innos‘ zu dieser Aufgabe ausgewählt.“ Erinnerte Calan Kerdric, auch wenn er dessen Murren verstehen konnte. Dennoch galt es standhaft zu bleiben. Ihr ewiges Feuer wärmte sie dankbarerweise, und machte ihre Reise zumindest etwas erträglicher.
    Nordmar war für den Varanter, wie bei seinem ersten Besuch, noch immer ein fremder Ort. Die zerklüfteten Berge, die pfeifenden Winde, die bibbernde Kälte und vor allem der Schnee. Schnee. Dieses weiße, kalte Pulver, das sich so leicht in Wasser verwandeln konnte und ihnen trotzdem das Leben schwer machte. Er mochte ihn nicht, genauso wenig, wie er Nordmar mochte. Doch ein demütiger Diener würde auch dies ertragen und nur gestärkt hervorgehen.
    „Es ist nicht mehr weit.“ Brachte Calan zwischen klappernden Zähnen hervor, als er die Landschaft erkannte, die er schon vor einem Jahr gesehen hatte. „Innos hat Erbarmen mit uns, wir sind bald da!“
    Tatsächlich konnte er in der Entfernung, zwischen den fallenden Schneeflocken schon das Kloster erkennen. Innos Heiligtum.

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