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Mit aller Sorgfalt stapelte sie die Töpfe in die hinterste Ecke ihrer Kammer und legte anschließend eine dickere Decke über den wackligen Turm. Bevor Ornlu ihre neusten Errungenschaften entdecken hatte können, war sie zwischen ihn und den Eingang geschlüpft. Er musste nicht alles wissen...zum Beispiel, dass sie sein Gold benutzt hatte, um sich auf dem Schwarzmarkt wieder einmal Töpfe zu kaufen, die sie von einer zwielichten Gestalt aufgeschwatzt bekommen hatte. Aber dieser seltsame Kerl mit Schnurrbart hatte ihr versprochen, dass man aus den Deckeln die Zukunft lesen konnte und auch aus den angetrockneten Essensresten in den Töpfen sollte man die Dinge lesen können, die höchstwahrscheinlich irgendwann vielleicht einmal eintreffen konnten...Sie glaubte ihm, zumindest ein bisschen und sie hatte eine Ausrede gegenüber Ornlu und konnte begründen warum sie diese Dinge immer wieder kaufte, ohne überhaupt kochen zu können.
Nachdem Suzuran den Stapel Töpfe versteckt hatte, verließ sie die Kammer und marschierte in die gegenüberliegende Kammer Ornlus, um es sich auf seinem Bett bequem zu machen. Seitdem er wieder da war, war auch die Schüssel, in der er immer Äpfel aufbewahrte, wieder reichlich mit der saftigen Frucht gefüllt. Sie griff nach dem größten Apfel und richtete sich dann im Schneidersitz auf seinem Bett ein. Während sie dann in den Apfel biss und ihr das Wasser sofort im Munde zusammen lief, kam gleichzeitig Magie auf. Langsam kroch sie um ihre Finger, umkreiste in blauen Strängen den Apfel und schien fast selbst von der Frucht kosten zu wollen. Jedoch verschwand die Magie dann gänzlich in der Frucht bis jene nur von einem bläulichen Schimmer umgeben war. Sie lockerte ihren Griff, verstärkte die Magie mit der anderen Hand und zog den Strang wie eine Art Faden nach oben. Der Apfel machte eine leichte Drehung schwebte über ihrer lockeren Hand, ehe sie ihn wieder fallen ließ und erneut einen Bissen nahm.
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"Ach hier bist du.", stellte Ornlu fest und trat in seine Baumhöhle ein. Er bekam noch zu sehen, was sie da magisch gewirkt hatte und kommentierte es zunächst mit einem Lächeln.
"Hast wohl etwas geübt, hmm? - Und es schmeckt dir wohl auch ganz gut. Ess ruhig weiter.", meinte der Druide und setzte sich dann zu ihr ans Bett.
"Es kam sowas wie ein Bote...von weit, weit her. Samhain naht und wie es ausschaut kriegen wir Besuch von alten Freunden vom Festland. Erinnerst du dich an die Blüte des Lebens? Beim letzten Samhain?", fragte der Jäger und musterte mit seinen Augen ihren Rücken und die Schultern, bevor der Blick ab bis zu den Hüften überging und dann wieder rauf, als sie ihren Kopf Ornlu zuwandte.
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"Ein bisschen ja..."
Sie hatte geübt ihren Zopf mit Magie zu flechten, jedoch sah sie danach immer wie ein zerrupftes Huhn aus. Wenigstens hatte er sie so noch nicht gesehen. Ihre Zähne nagten um das Kerngehäuse herum bis nur noch ein kleiner Rest übrig war, den man nicht essen konnte. Weil sie jedoch keine Möglichkeit hatte den Müll zu entsorgen, steckte sie sich einfach den ganzen Rest auch noch in den Mund.
Kauend und das Gesicht verziehend runzelte sie die Stirn.
"Natürlich erinnere ich mich daran, was ist mir ihr? Und wer sind die seltsamen Freunde und was wollen sie hier?", fragte sie und zog sich den Mantel weiter über die Schultern, weil sie fröstelte.
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"Noreia, Vivin, Porgan...eben ein paar der Druiden. Sie kommen aus Myrtana wenn ich es so richtig verstand. Dürftest du ja auch noch kennen. Porgan zumindest.", erklärte Ornlu, während sie nur nickte und sich auch etwas zurück lehnte.
"Samhain steht ja an und die kommen wohl hierher mit der Blüte. Auch wenn ich mich frage wieso, denn eigentlich sollte sie dort verbleiben. Naja eine Antwort bekommen wir wohl bald. Jedenfalls müssen die ja auch irgendwo unterkommen und die Damen sollten dann am besten bei dir nächtigen denke ich - guck nicht so, wenn Vivin bei mir schläft werden doch nur alle neidisch. - Naja es geht aber auch um die Blüte des Lebens. Auch wenn dies nicht der Grund sein dürfte, dass sie hierher kommen. Aber es ist Tradition, dass die oder der jüngste der Druiden das Stabritual sozusagen leitet oder eben diese Blüte des Lebens trägt. Und wnen ich so recht überlege...wirst du das sein. So wie mal davor Corax und auch ich. Adrastos käme zwar auch in Frage, aber den habe ich noch nicht erwischt und er ist womöglich auf Reisen. Naja - meinst du, du kriegst das hin? Werden dich natürlich noch einweisen wie und so.", meinte der Druide und blickte nicht nur in Suzurans Gesicht.
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Verdammt!
Innerlich fluchend schleppte sich Bartimäus durch den Sumpf. So was Blödes aber auch! Er, als erfahrender Waldläufer, hätte das eigentlich besser machen müssen, aber so machte jeder Fehler und dafür musste er jetzt bezahlen. Es war ihm gleich komisch vorgekommen eine einzelne Blutfliege ausfindig zu machen, doch hatte er selbst nachdem er eine Runde in der Umgebung gedreht hatte keine weitere entdecken können und sich so daran gemacht sie zu erlegen. Das war ihm auch gelungen, doch anstatt sie vor Ort und Stelle auszunehmen und ihr Fleisch, die Flügel sowie den Stachel einzustecken, hätte er sie lieber als ganzes mitnehmen sollen. Er hätte gedacht, dass es nicht so tragisch wäre und eine Blutfliege ja klein genug war um all ihre Einzelteile irgendwo verstauen zu können, doch er hatte sich geirrt. Fast wäre er fertig geworden, als das Gesumme plötzlich losging. Noch rechtzeitig hörte er den bekannten Klang um, seine Arbeit aprupt zu unterbrechen, nach dem Bogen zu ergreifen und eine weitere Blutfliege, sobald sie in Sichtweite war zu erschießen, doch ein dritte Tier erwischte ihn dann. Notdürftig mit seinem Dolch im Nahkampf gelang es ihm auch sie zu töten, doch von dem Gift hatte er durchaus etwas abbekommen, was sich jetzt in seinem Körper bemerkbar machte.
Das gibt's doch nicht, von einfachen Blutfliegen überwältigt!
Aber jetzt konnte er auch nichts mehr dagegen tun, sondern musste zusehen, dass er ins Dorf zurückkam und sich ein Gegengift organisieren konnte. Noch am 'Unfallort' hatte er sich stark genug gehalten, auch noch die Stachel der beiden anderen Tiere mitzunehmen, denn sie waren die wertvollsten Teile und die Flügel der einen waren durch den Kampf sowieso nicht mehr zu gebrauchen gewesen und so hatte ihr Tod wenigstens irgendeinen Sinn. Die Entscheidung sich diese Mühe zu machen, bereute er aber jetzt, wo er merkte wie das Gift seine Wirkung entfaltete.
Diese Bekannte von Thorwyn, Leyla, war doch angeblich in der Heilkammer, vielleicht war sie ja gerade anzutreffen. Und wenn nicht, dann hoffentlich sonst jemand. Schließlich hatte er eben jenen Ort endlich erreicht und stellte fest, dass Thorwyn selbst sogar dort war, doch in diesem Moment war es ihm ziemlich egal, wer es war, der ihm helfen würde.
"Bewahre! Etwas peinlich, aber ich wurde von einer Blutfliege gestochen!", erklärte er in aller Kürze und ging davon aus, dass er dem Jäger nicht erst sagen brauchte, dass er Hilfe benötigte.
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„Grüße … bewahre … eine Blutfliege?“, fragte Thorwyn unnötigerweise nach und nickte knapp, als er auch sah, dass es um Bartimäus’ Zustand nicht gerade gut bestellt war. Wenn er irgendwo in den Sümpfen gestochen worden war, hatte er aber entweder Glück gehabt oder hielt einiges aus, schließlich hatte er es offensichtlich geschafft, dennoch noch bis nach Schwarzwasser zu kommen, ohne unterwegs einfach umzukippen. „Dann, äh … genau, erst mal hinlegen, da“, sagte der Jäger. Ja, Patienten mussten sich immer erst mal hinlegen, das war am besten. Und dann …
„Aber du hast nochmal Glück gehabt, wenn ich mich nicht irre … Moment … Leyla?“, rief er in Richtung der Heilerin, die an einem der Alchemietische beschäftigt war, und eilte dann einfach hinüber zu ihr. „Da braucht jemand was von dem Gegengift, Blutfliegenstich und so … ist es das hier?“ Mit fragendem Blick schnappte er sich ein kleines Fläschchen und hielt es der Geliebten unter die Nase.
„Ja“, erwiderte sie und wollte anscheinend noch etwas hinzufügen, aber Thorwyn wandte sich schon wieder um und eilte zu Bartimäus hinüber, jedoch gefolgt von Leyla, die vielleicht fürchtete, er könnte irgendwas falsch machen oder so. „Da … einfach trinken“, meinte der Jäger mit einem weiteren Seitenblick auf die Heilerin. „Gestern fertig geworden, nachdem wir selbst Blutfliegen gejagt haben. Das ist übrigens Leyla. Und Bartimäus“, stellte er die beiden einander vor und wartete auf die Wirkung des Gegengiftes. Sofort würde sie nicht eintreten, aber allzu lange sollte sie auch nicht auf sich warten lassen. Der Stich war ja auch erst kurze Zeit her.
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Wusste Thorwyn was er tat oder handelte er mehr nach Gutglück? Diese Frage war schwer zu beantworten, weil er sehr unsicher schien, dann am Ende aber dennoch zu einem guten Ergebnis kam. Zumindest hoffte der Waldläufer das! Doch er wollte sich keine weiteren Gedanken darüber machen, sondern einfach tun, was er sagte.
Einen kurzen Blick warf er auf den Trank, dann trank er ihn in einem Zug aus und wartete auf die Wirkung. Ein Wundermittel war es nicht, also würde man es auch nicht sofort merken, aber zumindest musste er sich keine Sorgen mehr machen, dass er dem Gift erliegen könnte und so hatte er jetzt weniger Bedenken seine Kräfte für die Konversation zu verwenden.
"Bewahre, Leyla! Und danke!", begann er erst mal, ehe er überlegte, was er weiter sagen sollte, dabei war das Thema ja eigentlich bereits da: Blutfliegen!
"Ihr wart Blutfliegen jagen um das Gegengift herzustellen? Ich kenne mich mit Tränken ja nicht aus, aber braucht ihr dazu die Stacheln? Ich weiß nur, dass man sie gut verkaufen kann und wüsste nicht, was man sonst damit tun könnte, aber langer Rede kurzer Sinn: Ich habe welche! Es muss ja auch irgendeinen Sinn haben, dass ich jetzt hier liege und ihr könnt sie natürlich gerne haben, wenn ihr sie braucht!"
Dabei hatte er die ganze Zeit sie beide angesprochen, aber eigentlich wusste er immer noch nicht, wie viel Thorwyn eigentlich konnte und wusste. Die eigentliche Heilerin schien Leyla zu sein, aber ganz unerfahren war er auch nicht.
"Bist du auch Heiler?", fragte er also einfach nach, "das hast du letztens gar nicht erwähnt! Du hast nur von Leyla gesprochen."
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„Oh, nein, nein, ich bin kein Heiler“, wiegelte Thorwyn mit einer abwehrenden Handbewegung ab. „Ich habe nur ein paar kleinere Sachen gelernt, wie man Wunden verbindet oder näht und so was, aber viel mehr eigentlich nicht. Das Gegengift hat auch sie gemacht, ich muss es nur weitergeben. Vielleicht haben wir ja auch mal genug, damit man immer welches mit auf die Jagd nehmen kann, so muss man sich dann nicht bis hierher schleppen … mal sehen.“
Nachdenklich kratzte der Jäger sich am Kinn und warf einen Blick auf das Zeug, das Bartimäus dabei hatte. „Und die Stachel würden da helfen, ja … das Gift ist ein Teil des Gegengiftes, und irgendein heilendes Sekret ist da noch drin. Frag nicht wieso, aber Leyla kann daraus jedenfalls das Gegenmittel herstellen.“ Lächelnd schaute er sie an und verspürte eine Mischung aus Freude und Stolz über ihre Fähigkeiten, die für die Gemeinschaft so wertvoll waren. Der Trank schien tatsächlich zu wirken, das war ja schon ein sehr gutes Zeichen. Vorsichtig nahm Thorwyn dann die Stachel in die Hand, die Bartimäus mitgebracht hatte, und begutachtete sie von allen Seiten, um sie dann an Leyla weiterzureichen.
„Die sehen gut aus. Danke.“ Dann haben wir wohl mehr bekommen, als wir gegeben haben, dachte der Jäger, dem in diesem Moment noch etwas einfiel.
„Ähm, sag mal“, begann er in fragendem Tonfall, während Leyla sich wohl weiter um die Stachel kümmerte. „Ich habe heute von einem Thing gehört … blöde Frage, aber was ist das?“
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"Nichts zu danken! Ihr habt mir ja schließlich geholfen", erwiderte Barti nur, als Thorwyn den Stachel entgegennahm. Was er ihm sonst noch über das Ding erzählt hatte war zwar interessant und der Waldläufer würde es sich auch bestimmt merken, aber ganz verstehen tat er es nicht. Der Stachel enthielt ein Gift und ein heilendes Mittel, aber in das Gegengift kam dann erst das Gift? Hatte der Jäger da vielleicht etwas durcheinander gebracht? Aber Leyla besserte ihn nicht aus, also würde es wohl seine Richtigkeit haben.
Dann sprach er aber ein anderes Thema an, das kommende Thing und das er nicht wusste was das war. Wirklich überraschend war das nicht, denn wer wusste schon was das war, wenn er noch keinem beigewohnt hatte.
"So blöd ist die Frage gar nicht. Woher sollst du es denn auch wissen, wenn du neu hier bist? Das Thing ist eine Versammlung unseres Volkes, bei dem Neuigkeiten ausgetauscht werden, andere Belange beredet und beschlossen werden und -und das ist für dich wahrscheinlich am interessantesten- bei dem neue Mitglieder aufgenommen und sozusagen kurz von jemandem vor dem Volk vorgestellt werden. Ich gehe einmal davon aus, dass das ein Ziel von dir ist und dass du deshalb beim Hauptmann warst und zum Jagdmeister wolltest."
Zuerst glaubte er das wichtigste schon gesagt zu haben, als ihm noch etwas anderes einfiel.
"Ach ja, meistens dauert es ein paar Tage und am ersten gibt es sozusagen ein 'Festessen'! Nach unseren Maßstäben natürlich, aber trotzdem gut. Das heißt es natürlich auch nicht zu verpassen!"
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Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Jetzt hatte er die Scharniere und Gath war nirgendwo zu finden. Dabei war Schwarzwasser gar nicht so groß und bis sie sich dann treffen würden, würde der Bootsbauer ihm vielleicht schon nicht mehr glauben wie schnell er den Auftrag ausgeführt hatte. Nun gut, das war eigentlich egal, schließlich ging es einzig und alleine darum, ob er es geschafft hatte oder nicht, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er das ganze gerne abschließen würde.
Aber wo sollte er noch suchen? Bei der Baustelle -die scheinbar öfter verlassen war, als das auf ihr gearbeitet wurde- hatte er bereits nachgeschaut und bei der Gelegenheit gleich den Schraubenzieher zurückgelegt, den er zuvor genommen hatte um die Scharniere aus den Truhen ausbauen zu können. Es war schon beinahe gruselig wie rechtschaffend er wurde, aber was sollte er schon mit dem Ding anfangen? Auch in die Sumpflilie hatte er einen Blick geworfen und zu guter Letzt sogar die verlassenen Stege aufgesucht, auf denen man -auch wenn der Name anders vermuten ließ- relativ oft Leute traf.
Trotz aller Bemühungen war er aber erfolglos geblieben und so lehnte er sich einfach an einen Baum und grübelte was er weiter tun konnte.
Vielleicht hatte Gath aus irgendeinem Grund etwas in Tooshoo zu schaffen? Aber es war unwahrscheinlich, dass sie ihn da überhaupt hineinlassen würden, da er ja nicht einmal zum Waldvolk gehörte.
Manche Probleme erledigten sich aber ganz von alleine, denn ganz unverhofft kam die gesuchte Person plötzlich den Steg entlang geschlendert.
"Da bist du ja!"
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„Essen klingt gut“, grinste Thorwyn. Zwar würden sie hier im Sumpf wohl kaum so köstlichen Schokoladenkuchen bekommen wie in Setarrif, aber sie waren nun mal keine Könige. Irgendwann musste er aber auf jeden Fall nochmal in die Stadt im Osten der Insel, um in den Genuss dieser Delikatesse zu kommen. „Und das mit der Aufnahme auch, ja, deswegen war ich ja bei Ryu, der mich zum Jagdmeister geschickt hat. In dem Schreiben müsste irgendwas davon drinstehen, dass man mich als Jäger gebrauchen kann oder so, ich kann leider nicht lesen …“ Und auf die Idee, es sich von Leyla vorlesen zu lassen, war er aus irgendeinem Grund auch nicht gekommen, vermutlich weil er in den letzten Tagen gar nicht an das Schriftstück gedacht hatte – der Jagdmeister war ja sowieso nicht da.
Unschlüssig rieb Thorwyn sich das Kinn, während er über diese Versammlung nachdachte. Bei dem Gedanken daran, dem ganzen Waldvolk präsentiert zu werden, fühlte er sich alles andere als wohl; mit einem Fremden zu reden, war manchmal schon nicht ganz einfach, aber wenn einen dann dutzende Leute anstarrten, konnte das nur unangenehm werden. Irgendwie würde er da aber wohl durch müssen. Und vorstellen musste ihn noch jemand?
„Ich würde da dann also irgendwie … vorgestellt werden?“, fragte der Jäger. Vielleicht könnte Leyla das machen, die als Heilerin auf jeden Fall ein gewisses Ansehen besaß, andererseits war sie selbst auch erst wieder seit kurzem beim Waldvolk. Vielleicht musste es dann jemand anderes sein. „Hm, ich bräuchte dann also jemanden, der das machen würde“, fuhr Thorwyn fort, ohne aber Bartimäus direkt zu fragen, auch wenn der sicher merkte, worauf der Jäger hinaus wollte. Aber er setzte Leute eben ungern so direkt unter Druck und bat um Gefallen und überhaupt. Dann lieber die Kommunikation noch etwas schwieriger machen.
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Es war ein Abend wie jeder andere auch - so unproduktiv wie immer...
Es wurde Zeit, dass der junge Bootsbauer mal wieder etwas daran änderte, mal irgendjemanden aufgabelte - am besten seinen Sägewerker, damit sie etwas weiter bauen konnten... Aber heute abend noch nicht, dazu fehlte ihm gerade einfach die Lust.
Lieber machte er seinen gemütlichen Abendspaziergang durch Schwarzwasser - für Gath, der eigentlich ein absoluter Stadtmensch war, grenzte das ja schon an einen Ausflug ins Grüne.
Und da traf sich doch sogar mal wieder eine äußerst Schweigsame Gestalt.
"Hallo Rekhyt!", begrüßte er seinen Freund.
"Hast du mich gesucht?"
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Thorwyn bestätigte was Barti ohnehin schon vermutet hatte, er wollte aufgenommen werden und er braucht einen Fürsprecher! Er selbst war zwar weder Hauptmann, noch Jagdmeister, noch sonst irgendwer -nun gut, Waldläufer war er, aber ohne besondere Aufgabe-, aber wahrscheinlich würde es trotzdem ausreichen, wenn er diesen Teil übernahm.
"Vielleicht habe ich etwas übertrieben mit diesem 'vorstellen'. Es geht im Grund darum, dass halt jemand sagt, was du schon gemacht hast und ob man dir vertrauen kann und so, sonst könnte ja jeder dahergelaufene zu uns. Wenn du möchtest, könnte ich das natürlich gerne übernehmen. Ich habe zwar nicht den Rang des Hauptmannes oder Jagdmeisters inne, aber die Zustimmung des Hauptmannes hast du ja mehr oder weniger und ich bin auch schon eine Zeit dabei, sodass das kein Problem werden sollte. Außerdem habe ich dich ja schon 'in action' gesehen und heute hast du mir sogar das Leben gerettet, also das wäre wohl das mindeste was ich für dich tun kann."
Nach einer kurzen Pause fügte er dann aber noch etwas hinzu um seine Neugier schließlich zu befriedigen.
"Dürfte ich diesen Brief von Ryu vielleicht einmal sehen?"
Als Fürsprecher war dieser Wunsch zumindest angebrachter, als er es davor war.
"Was ist eigentlich mit Leyla? Will sie auch aufgenommen werden?"
Die Heilerin hatte das Zimmer mittlerweile verlassen, weshalb er die Frage nicht an sie direkt stellen konnte, doch der Jäger würde bestimmt auch Bescheid wissen.
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"So ziemlich überall!", kam die Antwort sogleich zurück. Wo er nur gewesen war? Es sah nicht aus, als hätte er etwas Bestimmtes getan und dass einen Ausflug in den Sumpf gemacht hatte, hielt der Schweigsame auch für äußerst unwahrscheinlich. Wahrscheinlich waren sie beide immer nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und waren aneinander vorbeigegangen. Eine bessere Lösung gab es für dieses Rätsel scheinbar nicht, doch für Gaths Scharnierproblem konnte er ihm hoffentlich eine Lösung anbieten.
"Ich habe Scharniere!", kam er deshalb gleich zur Sache mit einem leicht triumphalen Unterton in der Stimme.
"Ich hoffe man kann sie verwenden, sie sind aus Truhen und sie sind gekauft!", fuhr er fort und betonte ganz besonders den letzten Teil des Satzes. Auch den Preis den er gezahlt hatte verschwieg er natürlich nicht, weil Gath sie eigentlich selber hatte kaufen wollen und es ja zu schade gewesen wäre, wenn sich niemand gefunden hätte, der sein Geld entgegen nehmen könnte. Der Dieb blieb aber bei der Wahrheit und erhöhte die Summe nicht ein klein wenig, wie er es bei jeder Person, mit der er nicht befreundet war, getan hätte.
Da hatte der Bootsbauer jetzt den Beweis, dass er es ernst meinte, wenn er Hilfe anbot und dass er auch nicht ewig dazu brauchte.
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„Oh, öhm, keine Ahnung“, erwiderte Thorwyn und blickte mit einem Lächeln in Richtung der Alchemietische, an die Leyla inzwischen zurückgekehrt war. „Aber so wie ich das sehe, ist sie jetzt sowieso schon die neue Heilerin … oder die alte, schließlich hat sie das in Silden auch schon gemacht. Wir waren auch schon oben in der Baumkrone, wo die Drui…da … ähm, gab es ja dieses Ritual … mit Ornlu. Ist bei ihr kein Problem, glaube ich.“
Mit einem unsicheren Räuspern beendete der Jäger diesen Teil der Unterhaltung und verfluchte im Stillen die Geheimnistuerei um alles, was mit diesen Druiden zu tun hatte. Nie wusste er, was man jetzt wem erzählen und was er selbst eigentlich wissen durfte, das war in Vengard noch einfacher gewesen, da liefen die Feuermagier offensichtlich auf der Straße herum. So kehrte er lieber gleich zu seiner eigenen Person zurück.
„Ja, also das wäre ziemlich praktisch, wenn du das machen könntest bei mir“, sagte Thorwyn und kramte irgendwo Ryus Schreiben hervor, um es Bartimäus zu reichen. Wenn der lesen konnte, wurde er aus der nicht gerade schönen Schrift hoffentlich schlauer. „Hier, das hat er mir vor kurzem gegeben …“
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"Boah... Das ging wirklich... erstaunlich schnell!", meinte Gath überrascht. "Ich hatte schon Ewigkeiten nach sowas gesucht, aber absolut nichts bezahlbares gefunden. Höchstens irgendwelche Aussagen von irgendwelchen Händlern, dass sie mir sowas besorgen könnten, aber ganz ehrlich: Dann hätte ich nächstes Jahr noch keine gehabt."
Und was erzählte sein Freund da noch alles?
"Aus Truhen hast du die Dinger? Das ist eine echt gute Idee, darauf wäre ich nie gekommen.", kommentierte der junge Bootsbauer diese Neuigkeit, bevor er mehr oder weniger an sich gewannt hinzufügte. "Und wenn die aus halbwegs große Truhen waren, dürfte das auch auf jeden Fall halten...
Und dann hast du die Dinger auch noch wirklich gekauft? Rekhyt, du überaschst mich immer wieder!", meinte Gath lachend.
"Aber im Ernst: Danke! Das bringt uns einen großen Schritt weiter! Und wegen dem Geld... Ich habe gerade keines dabei, sonst würde ich es dir gleich geben, aber wenn du willst, kannst du schnell mit zur Sumpflilie kommen, da liegt mein Geld und dann kann ich es dir geben.", schlug er seinem Freund vor.
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Erst als der Neugierige die Antwort auf seine Frage hörte, wurde ihm bewusst, dass Thorwyn ihm ja bereits schon erzählt hatte, dass Leyla früher schon in Silden war. Das hatte er irgendwie komplett vergessen! Ob es an dem Gift lag? Wie auch immer, dafür hatte der Jäger etwas anderes hoch interessantes sagen wollen. Überrascht zog er die Augenbrauen nach oben.
"Du weißt von den Druiden!? Damit hätte ich nicht gerechnet, sind sie doch so bedacht darauf, dass ihr Geheimnis ihr Volk nicht verlässt. Aber gut, das wird es ja eigentlich auch gar nicht haben, wenn du dann erst mal zu uns gehört, aber du hast wohl recht, dass sie dann schon längst dazugehört."
Trotzdem fand er es beeindruckend wie er der Druidin hinter ihre Fähigkeiten gekommen war, bevor er überhaupt dazugehörte. Er selbst hatte in Beria und am Weg dorthin immerhin seine liebe Not gehabt Cécilia auf die Schliche zu kommen und so drängte seine Neugier ihm weitere Fragen auf.
"Woher kennst du Leyla eigentlich? Und was habt ihr so gemeinsam erlebt? Es muss schon einiges gewesen sein, wenn sie dir so etwas anvertraut!"
Der Brief des Hauptmanns war angesichts dieses Themas fast schon uninteressant, aber trotzdem überfolg er ihn kurz, etwas wirklich Wesentliches stand aber ohnehin nicht drinnen, sondern es wiederholte eher, was Ryu Thorwyn mündlich eh auch mitgegeben hatte.
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Der Dieb grinste. Es war amüsant zu sehen wie sehr er Gath erstaunte, wo er doch sein ältester Freund war, der ihn wohl am besten kannte und der sein Schweigen interpretieren konnte wie kein anderer.
"Gerne, kann ich sonst noch etwas für dich tun?"
Was bei Beliar hatte ihn eigentlich zu so einer Frage verleitet? Sie war einfach so aus ihm herausgekommen und auch wenn ihn seine Suche nach ehrlicher Arbeit verwunderte, bereute er den Satz nicht. Wahrscheinlich lag es einfach an der Tatenlosigkeit, die ihn überfallen hatte, seit Cécilia ihm nichts mehr beibringen konnte. Wobei er ja auch immer noch zu Ornlu schauen müsste um von ihm etwas zu lernen und da gab es bestimmt viel zu lernen, wenn er nur an dieses Ritual dachte und die Mächte die dort gebändigt werden musste.
Aber darum ging es jetzt gerade nicht, denn jetzt blieb erst einmal abzuwarten, ob und was Gath ihm weiter auftragen würde. Etwas merkwürdig war das ja schon, aber es würden bestimmt auch wieder diebischere Zeiten kommen, wo er sich dann so richtig austoben konnte.
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"Ob du was für mich tun kannst? Rekhyt? Bist du krank?", fragte Gath seinen Freund mit gespieltem Entsetzten.
Das Rekhyt sich mal nach Arbeit erkundigte... Wer hätte das gedacht, als sie damals in Vengard losgefahren waren... Und selbst da hatte sich der Schweigsame ja schon ganz anders verhalten, als Selina es ihm geschildert hatte. Wie sich Menschen doch änderten, wenn sie älter wurden oder wenn sie neuen Herausforderungen begegneten.
"Aber mal im Ernst: Spontan fällt mir nichts ein. Aber ich werde mal auf dein Angebot zurückkommen, wenn es was gibt, bei dem du mir helfen kannst.", fügte der junge Bootsbauer noch hinzu. Nicht dass der Dieb am Ende noch etwas falsch verstand...
Gemeinsam gingen sie noch kurz zu Gath Zimmer, wo ein bischen Geld den Besitzer wechselte, und trennten sich dann auch dort, denn es war mittlerweile doch recht spät in der Nacht und sie beide so mehr oder minder kurz vor dem Einschlafen. Früher, da wäre Rekhyt um diese Zeit erst so richtig aufgeblüht und hätte sich ans "arbeiten" gemacht, aber heutzutage... Er hatte sich wirklich geändert. Aber Gath ja auch. Immerhin saß er jetzt hier, irgendwo mitten im Sumpf, wo er sich doch früher nie hatte vorstellen können, aus Khorinis raus zu kommen...
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Undeutlich druckste Thorwyn etwas herum, als Bartimäus noch einmal wegen der Druiden nachhakte – was sollte er schon sagen, wenn ihn jemand damit konfrontierte, dass er wegen seiner Beziehung zu Leyla Dinge wusste, die er eigentlich nicht wissen sollte? – und ergriff dankbar die sich bietende Gelegenheit, auf etwas anderes einzugehen, wonach der andere Jäger noch gefragt hatte.
„Ach, wir haben uns zufällig irgendwo in den Wäldern getroffen, in der Nähe von Montera. Dort komme ich eigentlich her, bin aber im vorletzten Winter mit meinem Bruder vor den Orks geflohen, die uns das Leben auf Dauer zu schwer gemacht haben. Dieses und jenes ist passiert … und am Ende bin ich in der königlichen Armee gelandet. Als ich dort in den Wäldern unterwegs war, wollte ich meine Eltern auch aus dem Orkgebiet rausholen, und dabei hat mir Leyla geholfen.“
Kurz überlegte Thorwyn, wie er die weiteren Erlebnisse zusammenfassen sollte und redete dann weiter. Inzwischen hatte er diese Geschichte schon so oft erzählt, dass sie ihm sogar recht leicht über die Lippen kam. „Dann haben wir uns erst mal voneinander getrennt, und einige Zeit später … haben mich die Orks geschnappt. Dann bin ich in der Folterkammer gelandet und danach in irgendeiner Mine, wo Leyla mich schließlich so gut wie tot gefunden und rausgeholt hat, nach einigen Monaten. Ein riesiges Glück, dass das so gekommen ist … und naja, seitdem sind wir halt … zusammen und … größtenteils gemeinsam unterwegs.“
Er zuckte die Schultern, ein schmales Lächeln im Gesicht. „Und, ja, da … erfährt man dann eben das ein oder andere, nicht nur, wie man Blutfliegen den Stachel rauszieht.“
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Tooshoo #16
