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    Provinzheld
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    Iolaus ist offline

    Westliches Argaan #06

    Drei Schafe hatte er bei den Holzfällern abluchsen können. Es war schwer gewesen, keine Frage. Freilich nicht so schwer, wie die Viecher aus der Goblinhöhle zu bekommen – Innos sei Dank, waren Ravenne und Calan dabei gewesen -, aber doch relativ schwer. Die Kerle dort – hochgewachsen, breitschultrig, finster – konnten nämlich feilschen wie die Krämer in den Städten, wenn nicht sogar besser. Einigen von ihnen hätte Io ohne Weiteres das Talent bescheinigt, in Thorniara Händler werden zu können. Und das auch noch erfolgreich.
    Alsbald hatte er sich mit den Holzfällern auf etwas einigen können. Arbeit – da kein Gold vorhanden – gegen Schafe. So hatte er bei ihnen gearbeitet und malocht wie ein Ochse auf dem Feld. Holz hacken, sägen, schleppen und jeden Tag gegen Mittag bei ihren Weibern in den Hütten Fressalien besorgen.
    Eine verdammte Woche lang.
    Dann war es soweit gewesen. Mit feierlicher Miene war der Älteste der Holzfäller an ihn heran getreten und hatte ihm die drei versprochenen Schafe ausgehändigt, wobei er sich ein Grinsen nicht hatte verkneifen können. Gleich danach war Io aufgebrochen und hatte die Schafe beim befreundeten Bauern im Bluttal abgeliefert.

    Jetzt befand er sich auf den Weg Richtung Silberseeburg. Der Bauer hatte ihn gewarnt. Gebiet des Vasall Setarrifs. Dort gelte nicht das Recht der Getreuen Innos’, sondern das des Kriegerkönigs Ethorn. Müde hatte Io abgewinkt. Er war ein Niemand im Spiel der Könige. Weniger als ein Bauer. Keiner würde erkennen, dass er aus Thorniara käme.
    „Hauptsache“, sagte er sich laut, als er den Weg gen Süden entlang wanderte, „dort gibt’s ’ne warme Mahlzeit und ’n Haufen Schafe, die ich irgendwem abnehmen kann. Und wehe dem Tempelvorsteher, wenn er meinen Willen nicht erkennt …“, fügte er leise flüsternd an.

  2. Beiträge anzeigen #2
    Provinzheld
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    Iolaus ist offline

    Bluttal

    Es regnete. Nun, eigentlich nieselte es. Und das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Am laufenden Band fluchte und maulte der junge Mann, der dort in dem alten, baufälligen Heuschober übernachtete. Etwas abseits des Weges hatte er eine verlassene Häusergruppe ausgemacht. Ein alter Bauernhof, zwischen dichtem Gehölz. Wahrscheinlich der Versuch eines Bauern, sich hier eine Existenz aufzubauen, gescheitert an der unbarmherzigen Natur. Denn die hatte sich – nach Abzug der Bewohner – alsbald wieder der Gebäude bemächtigt. So hatten Wind, Wetter und Holzwürmer das ihre getan und sie in einen Zustand gebracht, für den die Bezeichnung Verkommen noch geschönt war.
    „Verdammter Nieselregen“, fluchte der vermeintliche Hirte und schlug mit seinem Statussymbol kräftig gegen die Bretterwand, verpasste ihr ein formschönes Loch, durch das auch alsbald der Regen kam. Fluchend wandte sich der junge Mann auf seiner improvisierten Bettstatt um und versuchte endlich zu schlafen, was jedoch auch nicht so recht funktionieren wollte.
    So konnte er zumindest seinen Gedanken nachhängen.
    Die kreisten um alles und nichts.
    Von einem warmen Feuer, einem guten Wein und einem lieblichen Weib, bis hin zu der Frage, wieso Innos überhaupt solchen Regen zuließ und nichts dagegen unternahm, Adanos – wortwörtlich – den Hahn abzudrehen.
    „Hätte ich es mal wie mein Bruder gemacht“, murmelte Io, „Dann würde ich jetzt wahrscheinlich in Vengard sitzen, irgendwo in der Burg an einem warmen Feuer. Ich würde mich des Lebens freuen, ebenjenes mit Wein begießen und dabei ein holdes Frauenzimmer vernaschen“ Wehmütig seufzte der Wanderer, ließ den Kopf auf dem improvisierten Kissen – das seine Tasche war – niedersinken. „Aber nein, erst laufe ich mit Rebellen herum, sehe was von der Welt und komm dort hin, wo niemand sein will. Argaan. Der Arsch der Welt.“
    Gerade wollte Io wieder wütend mit dem Stab ausholen, als ihm das Ergebnis des letzten Males in den Blick fiel. Lieber nicht, dachte er, sonst sauf’ ich hier noch ab …

    Es vergingen Minuten. Vielleicht auch Stunden. Sicher war er sich nicht. Es nieselte immer noch und er besaß keine dieser kleinen, goldenen Taschenuhren, wie sein Vater dereinst eine besessen hatte. Io musste sich auf sein Zeitgefühl verlassen. Und das war eher miserabel. Er hing immer noch den Gedanken nach. Von Wein, Weib und Gesang über den Neid auf den eigenen Bruder bis hin zu den Schafen, dem Grund seiner ehrenhaften Mission, die ihn in die hintersten, dreckigsten Ecken trieb.
    „Die Setarrifer“, dachte er laut, „sind unsere Feinde. Also die Thorniaras, der Paladine und auch der Magier. Innos gegen Adanos, sozusagen. Wenn ich also den Setarrifern Schafe abluchse – ob nun ehrlich oder unehrlich – ist das kein Diebstahl und nichts Böses, sondern mein kleiner Anteil an dem Krieg. Kraftverminderung im Hinterland. Sabotage, vielleicht. Aber es ist richtig. Eigentlich. In den Augen Innos’. Und in den Augen der Strategen, die sich darüber ärgern, dass die Setarrifer Soldaten Schafswurst zum Fressen und Schafswolle zum Kleiden haben. So kriege ich nicht nur die Schafe für den Orden, sondern werde auch noch Kriegsheld im Kleinformat.“
    Ein Lachen drang aus dem Heuschober. Eine Schwalbe, die irgendwo auf einem Baum in ihrem Nest ruhte, schreckte auf, zwitscherte ungehalten über die nächtliche Ruhestörung.
    „Ha!“, lachte der junge Mann, „Ich sollte königlicher Berater werden!“

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    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Da wo der Pfeffer wächst
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    Dennik ist offline
    Er war im Gefängnis aufgewacht. In einem dreckigen stinkendem Loch. Alleine. Erst nach und nach waren die Erinnerungen der letzten Tage und Wochen zurück gekehrt, der Zusammenprall mit dem eisernen Wächter hatte ihn ganz schön durcheinander gebracht, immer noch tat sein Kopf weh, doch zum Glück hatte die Platzwunde an seinem Kopf aufgehört zu Bluten und er spürte, dass sich Grind gebildet hatte. Er würde also nicht daran sterben... doch was das gut? Würde er vielleicht sowieso sterben? Würde er hängen, er hatte einen der Söldner von Elster mit seinem Schwert einen ordentlichen Hieb in die Seite verpasst, die Wachen von Stewark hatten es gesehen und vermutlich lag er deshalb hier hinter Gitter...

    Alle seine Fragen fanden ihre Antwort, als ein Wächter ihn aus seiner Zelle holte, wie lange er hier unten alleine, hungrig und durstig gewartet hatte, wusste er nicht. Der Kerl brachte ihn ein Stockwerk höher und durch ein Fenster an der Wand konnte er nun sogar die Sonne sehen. Sie stach ihn in die Augen, als hätte er Jahrelang kein Licht mehr gesehen, und so hatte sich die Finsternis dort unten im Keller auch angefühlt.

    "Das Junge, ist der Gehilfe des Richters von Stewark!", begann dann die Wache abfällig und schon Dennik weiter nach vorne. Ja, sie schienen sich wirklich in der Kaserne von Stewark aufzuhalten, beziehungsweise an dem Gang, welcher in die Verließe im Keller führte. Hier in dem kleinen Raum, dem Eingang zum Verließ, befand sich nur ein kleiner beschiedener Tisch und auf jeder Seite ein Stuhl. Der Mann, welcher auf der anderen Seite saß, war der besagte, wichtig schauende, Gehilfe des Richters.

    Zu Dennik`s Enttäuschung wurde ihm kein Stuhl angeboten, er musste stehen. "Der Typ hat einen einfachen Bauern, der hier in der Stadt übernachten wollte, aus unergründlichen Gründen den Bauch aufgeschlitzt. Unsre Heiler konnten nichts mehr tun, er starb noch in der Nacht", begann der Wächter und ließ den Meisterdieb erschrocken aufschauen. Was wurde hier gespielt?

    "Das ist nicht wahr!", protestierte Dennik nun aufgebracht. "Das war ein Söldner von Elster, dem dreckigen Händler, er hat sie auf mich gehetzt. Ich bin geflohen und der Kerl hat sich mir in den Weg gestellt um mich zu töten!", erklärte der ehemalige Straßenjunge.

    Der Richtersgehilfe schaute fragend zu der Wache auf, schwieg aber. "Das kann nicht sein, schon aus dem Grund, da wir keine Waffen bei dem Toten gefunden hatten!", begann dann der Wächter triumphierend.

    Dennik fühlte sich wirklich verdammt hilflos. Was konnte er zu seiner Verteidigung sagen, er war ein schleimiger Dieb, er war ein Künstler im Hinaus-reden und das war seine Chance, doch er wusste viel zu wenige Details, deswegen würde er erst einmal nachforschen müssen... Deshalb wand er sich gleich an den Richtersgehilfen, der ihn nun kritisch musterte. Er war jung und seine Augen wirkten helle und flink, er würde sicher mit sich reden lassen, jedenfalls schien er hier nicht 100%ig der Wache zu vertrauen.
    "Könnte ich vielleicht erfahren, was passiert ist. Was wurde aus dem Leichnam noch gefunden, wurden andere Leute festgenommen, wie sieht es mit Elster aus?", wollte er nun wissen.

    "Nun. Elster wird heute noch nach Thorniara gebracht. Er ist schuldig befunden wurden. Sein Besitz wurde von der Stadt Stwark beschlagnahmt, alles was er in der Stadt aufbewahrt hatte, was irgendwie eigenartig wenig war, für einen Händler seines Formats", begann der Richtersgehilfe und Dennik musste sich ein diebisches Grinsen verkneifen, seine Freunde hatten es also aus der Stadt geschafft, oder wenigstens mit dem Geld hier in der Stadt einen Unterschlupf gefunden, sie waren nicht auch festgenommen worden!
    "Nun, desweiteren haben wir einige Schergen von Elster festgenommen und ein Ritter Namens Handor will ebenfalls, dass sie alle nach Thorniara gebracht werden, er war es auch, der die Beweise gegen Elster gebracht hatte, doch bis jetzt hat mein Meister, der Richter, dagegen gesprochen, alle Leute an ihn zu übergeben. Was sollen die Söldner Handor nützen? Er will doch nun Elster, die anderen sind kleine Fische, mir gefällt der Gedanke auch nicht, dass Elster mit seinen Jungs zusammen einzukerkern", sprach der Richtersjunge offen weiter.

    "Und weswegen bin ich hier? Ich bin keiner von Elsters Männern!", antwortete Dennik.

    "Das sagst du... du hast einen Mann getötet, einige der Söldner haben gemeint, du wärst einer von ihnen, ihre Beschreibung passt perfekt zu dir, klein, braune lange Haare und so weiter...", konterte der Richter.
    Ein Blick auf die Wache, verriet Dennik, dass diese nicht gerade zufrieden mit der gradigen Situation war, sie schien es nicht gut zu heißen, dass der Richtergehilfe so offen mit Dennik redete und ihm alles wissen ließ. Eigentlich hatte der Wächter damit auch Recht. Was wollte der junge Mann damit erreichen? Dennik würde mehr Chancen haben, wenn er alles wusste, oder wollte der Richter ihm eine Falle stellen?
    Er überlegte kurz. "Ich würde gerne mit Handor reden!", meinte er dann.
    "Ja, das wirst du auch. Da wir dich für einen Sölnder von Elster halten, wirst du mit den anderen unten eingekerkert, so jedenfalls war es geplant, doch Handor hat förmlich darauf bestanden wenigstens dich mitzunehmen und nach Thorniara zu bringen. Einen Söldner, als Zeugen und so weiter, würde er mindestens brauchen, hatte er gemeint und es wurde ihm gestattet".


    Ein paar Stunden später.

    Was hatte das Gespräch mit dem Richter überhaupt genützt? Er wurde doch sowieso schon abgestempelt und Handor übergeben. Wollten sie vielleicht einfach noch einmal auf Nummer sicher gehen? Wirklich Söldnerisch hatte er sich ja nicht verhalten... warum schickten sie ihn trotzdem zu Handor, und keinen Anderen? Er verstand das alles nicht, seine alten Fragen war zwar gelöst, doch nun, in der dunklen Kutsche, in welcher er sich befand, auf den Weg nach Thorniara, kamen allerhand neue Fragen in ihm hoch, wie auch, warum Handor noch nicht mit ihm geredet hatte. Würde er ihn freilassen? Warum wollte er ihn überhaupt mitnehmen? Würde er doch noch hängen? Wo war Elster, in einer anderen Kutsche?

    Vielleicht würde sich, wenn sie in Thorniara ankamen, alles aufklären, das jedenfalls hoffe Dennik von ganzen Herzen, er war müde und erschöpft und hatte nicht die Kraft weiter darüber nachzugrübeln und sich verrückt zu machen und so schlief er schließlich in der Kutsche ein.

  4. Beiträge anzeigen #4
    Provinzheld Avatar von Djorak
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    Djorak ist offline
    Der Auftrag war abgeschlossen, Djorak hatte seinen Sold. Er hatte sich entschieden, zurück nach Toshoo zu fahren. Zuerst war er sich nicht sicher gewesen, ob er doch lieber da bleiben sollte und helfen, Dennik zu befreien. Aber da wusste er gar nicht, wie er DA helfen könnte. Er konnte ja nicht kämpfen, hatte nicht viel Menschenkenntnis. Außerdem wollte er zurück, um seine Lehre bei Idun fortzusetzen. Die anderen schafften es bestimmt, Dennik rauszuholen.
    Nachdem Rethus ihn entlassen hatte, hatte er eine Möglichkeit gesucht, zurück nach Schwarzwasser zu kommen. Nach einiger Zeit suchen hatte er einen Händler gefunden, der bald nach Schwarzwasser fahren würde und ihn für ein wenig Geld auf seinem Karren mitnehmen würde.
    Sie waren gestern lange durchgefahren und hatten Abends ein Lager aufgeschlagen. Da man nie genau wissen konnte, hatte Djorak zuerst Wache gehalten und danach der Händler. Deswegen schlief er jetzt noch, als der Barbier aufwachte und sich anzog.
    Leise, um den dicken Mann nicht aufzuwecken, nahm er seine Axt und schlich ein Stück in den Wald rein.
    Er hatte vor, noch etwas zu trainieren, bevor er Idun wieder traf.
    Deshalb suchte er sich einen Baumstumpf und schnitzte mit einem Messer eine Kerbe hinein. Dann nahm er die Axt und versuchte sie möglichst genau zu treffen. Wie beim letzten Mal, traf er immer besser und irgendwann, als er schon am ganzen Körper schwitzte, traf er 4 von 5 Mal genau rein.
    Das war ziemlich gut, dachte er sich.
    Aber er wollte nicht nur eine Übung machen, sondern gleich mehrere. Deshalb schlug er nun mit aller Kraft gegen den Baumstumpf, aber bevor er auftraf, versuchte er die Waffe stoppen zu lassen. Doch beim ersten Mal klappte es nicht, da der Schwung, der vom Axtkopf ausging, die Waffe weiter zu beschleunigen.
    Er bremste den Schwung zwar etwas ab, aber trotzdem hieb er eine weitere Kerbe in das Holz.
    Dann schlug er nochmal, aber anstatt die Hand anzuhalten, zog er sich ein Stück zurück. Jetzt stoppte die Waffe, aber weit entfernt vom Baumstumpf.
    So übte er noch eine Weile, um zu lernen, den Schwung zu kontrollieren. Nach einiger Zeit schaffte er es ganz gut, und als er es etwas besser konnte, schlug er auch einmal von oben, von der Seite, schräg und das alles, bis er es einigermaßen schaffte, die Axt kurz vor dem auftreffen anzuhalten.
    Er musste nun wohl schon einige Zeit trainiert haben, da die Sonne etwas weiter oben durch die Blätter zu ihm runterschien.
    Deswegen beschloss er, zurück zum Lager zu gehen.
    Der Händler war schon wach und hatte frühstück gemacht. Wortlos setzte sich Djorak zu ihm an das wiederentfachte Feuer.
    "Wo warst du?"
    "Hab einen Spaziergang gemacht."
    Der Mann nickte.
    "Wenn du aufgegessen hast fahren wir los. Vielleicht erreichen wir heute Abend Schwarzwasser."
    Djorak würgte die letzten Pilze herunter und zusammen machten sie den Karren klar.

  5. Beiträge anzeigen #5
    Provinzheld
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    Iolaus ist offline

    Silberseeburg

    Man empfing ihn allgemein etwas misstrauisch. Wenn nicht sogar ruppig und barsch. Die beiden Wachen am Tor – bärbeißige Kerle, gekleidet in Rüstungen, auf denen das Wappen des Silbersees prangte – fragten den jungen Reisenden aus, als wäre er im Kreuzverhör. Was habe er im Norden getan? Was habe ihn bewegt, gen Süden zur Silberseeburg zu reisen? Sei er ein Bürger Thoniaras?
    Auf alle Fragen antwortete Io verneinend, schauspielerte fast perfekt den etwas beschränkten Hirten aus dem Bluttal, der sich aufgemacht hatte, um im Süden – im Herrschaftsgebiet des großen Gawaan – etwas zu erreichen. Die Soldaten schluckten den Köder, belächelten die vermeintlichen Träume und winkten ihn alsbald durchs Tor, nachdem sie sicher gestellt hatten, dass sich auch nichts Verbotenes in seinen Taschen befand.
    Als er so auf den Burghof trat, kam er nicht drum herum, staunend zu seufzen. Die Festung war prächtig. Eine wahre Augenweide, selbst bei bewölktem Himmel und Regenfall. Auf den Mauern patrouillierten Wachen mit Hellbarden, auf überdachten Türmen standen Armbrustschützen, die wachsam gen Bluttal spähten, fast so, als würden sie jeden Moment das Heer Rhobars aufmarschieren sehen.
    „Tja, beeindruckend, was, mein Junge?“, fragte eine alte Dame, die unter dem Stoffdach ihres Standes saß und aus trüben Augen zu ihm schaute. Dabei lächelte sie ein fast zahnloses Lächeln. Auf dem Tisch vor ihr befanden sich Töpferwaren. Nicht allzu schöne.
    „Was meint Ihr, gute Frau?“, stellte Io die Gegenfrage.
    „Die Burg, ihre Besatzung … Gawaan weiß, wie er seine Truppen zu führen hat, glaub mir. Diszipliniert und kampfgeschult. Von früheren Kämpfen mit den einstigen Herrschern dieser Burg bis hin zu Scharmützeln mit den Orks aus dem Wald, wenngleich die in den letzten Jahren spürbar abgenommen haben. Nur die Schlacht vor einiger Zeit hat noch etwas von der alten Zeit gehabt, wo sich die Schergen Dominiques mit den Recken des Silbersees und der Goldenen Stadt schlugen.“
    Io wusste, wovon die Alte sprach. Die erste Schlacht um die Südliche Insel. Dominique eroberte das Land im Namen Innos’ und des Königs, blieb hier sein Statthalter und Streiter. Er vertrieb die Setarrifer aus der Silberseeburg und setzte Lord Tronter als Herrscher dieser Baronie ein. Setarrif selbst jedoch hatte er nie zu Fall bringen können. Eine ganze Ahnenreihe an Ethorns hatte ihn zu Lebzeiten daran gehindert. Und dann – irgendwann nach dem Tod des großen, legendären Paladin – wurde auch Tronter aus der Burg vertrieben, um nach Thorniara zu flüchten und dort auf bessere Zeiten zu hoffen, während hinter dem Horizont, auf dem Festland, der Krieg um Gedeih und Verderb der Welt tobte.
    Io kommentierte die Worte der Greisin nicht. Dominique war stets eine Sagenfigur für ihn und seinen Bruder gewesen. Ein Idol. Ein Held. Kalian hatte dessen Kampfeskraft und den taktischen Geist bewundert, die der Heilige besaß, Iolaus die Intelligenz, den Weitblick und die Weisheit. Ios Großvater war sogar der Meinung gewesen, dass Dominique die Rolle des Königs eher gestanden hätte, als es bei Rhobar dem 2. der Fall war.
    „Sicher habt Ihr recht, Mütterchen. Aber nun, ich mach mir nichts aus dem ganzen politischen Brimborium. Wisst Ihr, wo ich ein Bett für die Nacht kriegen könnte?“, fragte er die Alte, die ihn scheel anblickte, dann aber antwortete.
    „Frag bei den Massenunterkünften. Da kommen solche unseres Standes hin, mein Junge. Warmes Essen wird es dort auch geben.“
    Der junge Mann neigte sein Haupt. „Danke, Großmütterchen.“
    „Pah, frech wie ein Myrtaner bist du!“
    Doch Io hatte sich schon umgewandt, so das die Alte das stolze Lächeln nicht sehen konnte, dass sich aus irgendeinem Grund auf seinen Zügen eingefunden hatte.

  6. Beiträge anzeigen #6
    Schwertmeister Avatar von Illdor
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    Illdor ist offline
    Es war in etwa Mitternacht, als der Dieb seine Gruppe verließ, um sich an der nächtlich klaren Luft seine Gedanken zu erfrischen. Geistlos schlenderte er durch die leeren Gassen, zog die Kapuze seines halb kutten-artigen Gewandes, welches an der Taille zusammengeschnürt und etwa bis zu seinen Hüften ging, tiefer ins Gesicht und wunderte sich, wohin seine Füße ihn trugen. Die Sache mit Dennik ging ihm nicht aus dem Kopf. Wo war er? War er vielleicht...? Nein, daran wollte der Myrtaner nicht denken. Finn wusste, dass er vorsichtiger sein musste. Vielleicht war dies auch der Anlass gewesen, welcher ihn dazu verleitete, sich neue Kleidung zuzulegen.

    Plötzlich lauschte er in der Ferne Stimmen. Vielleicht waren es patrouillierende Wachen, die sich gerade bei einem kleinen Geschwätz durch ihre Nachtwache quälten. Der Dieb sah rasch um sich und bemerkte zu seinen eigenen Gunsten, dass sich "wer auch immer" noch nicht in Sichtfeld befand. Er musste sich also beeilen. Gezielt sprang er, klammerte sich fest an die Wand eines Hauses und begann nach oben zu klettern. Seine Füße und Arme schmerzten nicht, gaben unter dem Druck seines Gewichtes nicht nach. Vielleicht war es die Spannung in seinen Herzen, welche seinen Muskeln die nötige Kraft verlieh, nicht in solch einer brenzligen Situation zu ermüden.

    Oben angekommen hockte er sich aufs Dach, konzentrierte sich auf die Richtung, aus der die Geräusche kamen und lauschte. Es waren tatsächlich zwei Männer gewesen, die wohl Nachtwache mit einem "nächtlichen Spaziergang" verwechselten. Jedenfalls schien die beiden so in ihrem Gespräch versunken, dass Finn sich mühelos an ihnen vorbei schleichen konnte.
    "Ich verstehe nicht, warum er wieder aus der Zelle entlassen wurde. Hätte mir vorstellen können, dass man ihn noch etwas länger da behält.", rief der eine genervt. "War er nicht ein Söldner von Elster?"
    "Auch, was weis ich. Vielleicht steht der Richter auf kleine, braunhaarige Kerle.", lachte der andere.

    Dennik war frei? Hatte Finn das wirklich verstanden? Die knappe Beschreibung passte jedenfalls. Gespannt horchte er das folgende Gespräch.

    "Mit diesem Handor wollte er doch sprechen. Woher kennt er den denn?"
    "Ach. Frag mich nicht so viel. Ich war selbst nicht zufrieden mit der Anhörung, aber was soll ich schon machen? Machen wir lieber unsere Arbeit!"

    Ja, es musste so sein! Dennik war frei. Und er musste auf dem Weg zu ihnen sein, oder? Und wenn er sie nicht finden würde? Immerhin haben sie sich für die Nächte immer andere Rastplätze gesucht. Wo würde er hingehen...wo...?

  7. Beiträge anzeigen #7
    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline
    Da stand er… allein. Mit gemischten Gefühlen starrte er dem Trupp seines Ziehvaters hinterher. Teilweise lag darin Zufriedenheit – immerhin haben sie es geschafft, den Übeltäter von Bakaresh dingfest zu machen – aber auch Ernüchterung. Es wirkte so sinnlos, diese Hürde hinter sich gebracht zu haben. Klar hatten sie den Mann aus dem Verkehr gezogen, der ihnen größte Probleme bereitet hat, aber dieses ganze Theater hätte doch nicht sein müssen. Wo war der skrupelose Glatzkopf hingeraten? Früher hätte er Dennik einfach getötet und die Sache hätte sich erledigt. Und von den Morden an Menschen in Setarrif und Thorniara hätte er nur profitieren können. Beide Städte waren ihm ein Dorn im Auge.
    Dass ausgerechnet Handor, sein Ziehvater, - der gerade am Horizont nach Norden verschwand; Elster und Dennik im Schlepptau – auf Rhobars Seite stehen musste… wieso? Auch dieser Auftrag, den sie nun erfüllt hatten, diente dem Ritter. Handor hatte der gesamten Bande von Dennik erzählt, die Hinrichtung Elsters wäre eine Abschreckung, um ähnliche Leute zu warnen. Allerdings wusste Rethus genau über die Probleme von Handor bescheit. Es war jetzt genau drei Jahre her, als er den Auftrag hatte, mit seiner Rebellengruppe – die einzige, die nicht Ulrich unterstellt war – Kap Dun zu erobern, was kläglich scheiterte. Seitdem war Handor dem König in Ungnade gefallen. Zwar behielt er seinen Rang, was Rethus nicht ganz verstehen konnte, aber seit diesem Tag musste Handor seine Ehre zurück erlangen… und womit ging es besser, als einen Schwerverbrecher festzunehmen und nach Thorniara zu bringen? Und Handor war schon immer ein Mann, der nie wirklich für den König gearbeitet hatte, sondern immer seine eigenen Interessen im Vordergrund behielt.

    Wo Rethus auch zufrieden ausatmen konnte, war wegen der Tatsache, dass Dennik hinter Gittern saß. Vielleicht hatte es der Glatzkopf verdrängt – gerade wegen der Sache mit Elster – aber Dennik blieb dem Glatzkopf ein Nervtöter. Er hatte es dem Bengel zu verdanken, dass er im Kastell, da wo diese ganze Geschichte angefangen hat, beinahe sein Leben lassen musste. Dennik brauchte nicht sterben. Diese Strafe war für Rethus nicht mehr sinnvoll genug, aber ein langer Aufenthalt hinter Gittern, stimmte in dem Schwarzgekleideten doch Erleichterung auf.
    Kurz drehte sich Rethus um. Alle schritten von dannen. Rekhyt drehte sich als einziger noch einmal zu Rethus um. Aber als dieser weder eine Gestik machte noch etwas sagte, wandte sich der Mann von Tooshoo wieder gen Süden. Sie durften nicht vergessen, dass Rethus nach wie vor ein Gesetzesloser war. Sie sollten ihn besser allein lassen… und das war er jetzt auch… allein.

    Der Wind wehte um sein Gesicht herum, brachte ein Gefühl von Entspannung… und wohlsein. Es war Küstenluft. Sie roch salzig. So salzig wie das Ende der Bande von Dennik geschmeckt hatte. Ohne diesem wichtigen Mitglied, war der Rest nichts weiter als sie selbst. Sie mussten nun ihre eigenen Wege gehen.
    Genau wie Rethus… Doch wohin ging es nun? Der Glatzkopf überlegte scharf. Er hatte lange nichts mehr sinnvoles getan. Was wäre denn ihm so wichtig, wo sich in neue Abenteur stürzen konnte? Gab es einen Ort… eine Person, von der er etwas lernen oder etwas erfahren konnte, das ihn schon immer interessiert hatte?



    Trilo.

  8. Beiträge anzeigen #8
    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline

    Nahe der Gespaltenen Jungfrau

    Eigentlich muss eine Geschichte reifen, um zur Legende zu werden. Und erst wenn man wirkliche Legenden sang, konnte man sich Legendensänger nennen. Zwei Monate waren eigentlich nicht genug Zeit für den Reifungsprozess einer Geschichte, aber der Sänger verspürte den Drang dennoch das Lied über den abgestürzten Himmelsstein auf Argaan zu verbreiten. Damit war es keine Legende. Aber auch keine neue Nachricht mehr. Eigentlich war es nur eine Geschichte.

    Gwydion blickte von seinem Platz auf einem Stein auf einer Anhöhe hinunter auf die Gespaltene Jungfrau, wie sie da lag, unweit des Strandes, wie ein großer Fuhrhof mit eigener Holzpallisade. Er blies den Rauch seiner Pfeife langsam aus. Schon lange hatte er keine Pfeife mehr geraucht und völlig vergessen, wie entspannend und meditativ das sein konnte. Vom Westen, vom Meer her, wehte ein leichter Wind, der das Anzünden schwierig und das Rauchkringel formen fast unmöglich machte. Aber das tat dem Genuss keinen Abbruch.

    Vielleicht könnte man ja auf der Reise um Argaan neue Geschichten sammeln und auch als neue Geschichten weiter tragen. Und wenn sie sich dazu nicht eigneten, konnte man sie aufheben, bis sie Legenden wurden. Aber was wurde aus ihnen, wenn Gwydion nicht mehr wäre?
    Der Barde beobachtete den Rauch, wie er zum Himmel aufsteigen wollte und vom Wind auseinander getrieben wurde, bis von den Rauchfetzen nichts mehr übrig war. Wenn die Druiden noch so wie früher leben würden… ein Meister, ein Schüler über viele, viele Jahre hinweg… dann könnte man die Lieder retten. Aber so…

    Mit gemächlichen Bewegungen, ohne eine Spur von Hektik, stand der Barde von seinem Stein auf und nahm die Tasche, in der seine Harfe sicher verstaut war, wieder an sich, um sich den Schulterriemen über zu werfen. Er klopfte die Pfeife an dem Stein aus, verstaute sie in einer Gürteltasche und schritt nachdenklich die Anhöhe hinunter auf das Gasthaus zu.

  9. Beiträge anzeigen #9
    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline

    Eine Kreuzung vor der Gespaltenen Jungfrau

    Der Wind wehte an diesem Tag etwas stärker. Während die warmen Sonnenstrahlen den Glatzkopf unter seiner schwarzen Lederrüstung aufwärmten, frischte der Wind ihn wieder etwas ab. Es war ein angenehmes Gefühl, zumal es durch den sanften Geruch des salzigen Meerwassers unterstrichen wurde. Alles in allem, ein schöner Tag um eine neue Wanderung durch das Land zu unternehmen. Nur wo sollte er jetzt hinwandern? Sein Ziel war Trilo… doch der seltsame Kerl konnte überall sein. Rethus‘ Blick suchte das Weite des Meeres. Gedanken versunken will er eine mögliche Lösung finden.

    Seine Schritte führten ihn nach Süden. Dabei war ihm jedoch nicht klar, wo dieser Weg hinführte. Es handelte sich dabei nicht um den Weg zur Silberseeburg. Im Gegenteil, die Straße führte genau auf der anderen Seite des Silbersees entlang… ferner in der Nähe der Küste. Würde sich hier irgendwo ein Trilo aufhalten? Tja, so eine Art Frage konnte Rethus überhaupt nicht beantworten. Er musste erst einmal etwas über den Typen herausfinden, bevor er Hals über Kopf nach ihm zu suchen begann.

    Wo konnte man am besten etwas über einen Menschen erfahren?

    Hinter einem Hügel bildete sich nun die Silhouette eines Gebäudes. Die Strahlen der Sonne knallten auf das Etablissement und blendeten den Glatzkopf, da sie von den Fenstern aufdringlich zurück geworfen wurden.
    Das Gebäude war Rethus schon einmal aufgefallen. Er hatte gehört, es wäre ein berühmtes Gasthaus von Argaan. Nur der Name musste ihm entfallen sein. Aber immerhin… war es ein Gasthaus: Ein Ort der Rast und der Stärkung und…

    Wo konnte man am besten etwas über einen Menschen erfahren?

    In einem Gasthaus. Dann wurde auch der Name der Taverne in Rethus‘ zurückgerufen. Er las ihn soeben an einem Schild: ‚Zur Gespaltenen Jungfrau‘

  10. Beiträge anzeigen #10
    Provinzheld Avatar von Thorleif
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    Thorleif ist offline
    Thorleif selber war noch nie auf dem Hof gewesen, auf den sie alle geschickt wurden, aber bei dem Reiseproviant war auch eine Karte gewesen auf dem der Weg markiert war.
    Gerade machte die kleine Gruppe wieder eine kurze Pause. Der Adlat nutze die Zeit um einwenig zu trinken und die Karte zu studieren. Es sah so aus, als ob sie bald ankommen würden. Dann legte der Bärtige die Karte zurück in den Rucksack und nahm sich einen Apfel welchen er begann zu essen. Dabei stand er auf und sagte in die Runde: "Fangt schon mal an die Sachen zusammen zu packen. Laut Karte werden wir bald ankommen und das ist auch gut so!"

    Nachdem wieder alles Verstaut war ging die Fünfköpfige Gruppe weiter. Es dauerte wirklich nicht lange bis sie auf einen Waldweg abbogen der sie auf den Hof führen sollte.
    Tatsächlich konnte man schon bald die Umrisse eines großen Hauses sehen.
    Bald da. Gut!, dachte sich Thorleif und beschleunigte seine Schritte.

  11. Beiträge anzeigen #11
    Schwertmeister Avatar von Gwynnbleidd
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    Gwynnbleidd ist offline
    Gwynnbleidd dachte über die vergangenen Tage nach, und darüber, was passiert war. Das Wetter war gut und sonnig. Er hatte sich mit seinem Bruder am Markt umgesehen, aber nichts interessantes gefunden. Als die beiden dann etwas enttäuscht zurück zur Kneipe gingen unterhielten sie sich kurz über ihre weiteren Pläne. Ein vorbeigehender Mann beeilte sich als er ihren Streit hörte und ging um die nächste Ecke. "Bist du wahnsinnig?" fragte Narub seinen Bruder. "Nein, aber ich bin mir sicher..."

    In der Taverne wurden sie von ihrem Vater empfangen und begrüßt. Er war gerade erst aufegestanden und wollte sie suchen gehen. "Vater, wir wollen euch mitnehmen. Wollt Ihr mit uns nach Tooshoo gehen? Für einen alten Jäger gibt es dort bestimmt Arbeit und Ihr habt euch schließlich immer im Wald zuhause gefühlt." Gwynnbleidds Vater schaute ihn mit nebligen Augen an und nickte dann langsam. "So sei es. Ich werde mit euch gehen..."

    eine gewisse Zeit lang unterhielten sich die drei noch über die bevorstehende Reise und über andere Dinge, dann gingen sie schlafen...

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    Provinzheld Avatar von Thorleif
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    Thorleif ist offline
    Als die fünf Adlaten gestern den Hof erreicht hatte, war es bereits dunkel geworden. Deshalb hatte sie einer der Bauern gleich in das Haupthaus gebracht. Dort hatten sie einwenig gegessen und dann wurde ihnen ihre Schlafkammer gezeigt. Thorleif schlief mit einem der Adlaten im Zimmer und die frei anderen teilten sich ebenfalls eins.

    Am nächsten morgen standen sie alle schon früh auf, denn einer der Knechte wollte ihnen den Hof zeigen.
    "Also wie ihr schon gesehen habt ist das hier das größte Haus und wir nutzen es als Haupthaus. Dort schlafen die Bauern und die Milizen die hier aufpassen sollen, auch wenn hier nicht viel passiert. Na ja, jetzt schlaft ihr ja auch dort. Wir Knechte und die Tagelöhner haben hier nebenan unseren Schlafraum. Eigentlich ist es die Scheune wo das Getreide gelagert wird, wir dürfen trotzdem dort schlafen."
    Während dieser Kerl redete liefen sie weiter und der Knechte zeigte den fünf Adlaten alles, und erzählte ihnen dazu etwas.
    "Das hier ist eine unserer Weiden. Wie ihr seht haben wir hier Schafe, aber auch Kühe und einpaar Schweine sowie Hühner. Hier ist eines unserer Felder mit Weizen. Außer dem Weizen pflanzen wir auch Gerste, Mais und Weinreben an. Außerdem wachsen weiter im Wald auch einpaar Heilkräuter. Ebenfalls im Wald sind unsere Holzfäller unterwegs. Ein Teil des Holzes benutzen wir selber und der Rest wird an die Stadt geschickt. So ihr müsstet jetzt ungefähr wissen wo was ist. Wenn ihr noch fragen habt dann fragt mich oder einen der anderen Knechte. Am besten ihr fangt auch gleich an zu helfen. Hier gibt es genug zu tun.
    Also, bis dann und viel Spaß!"
    Nachdem der Knecht zu ende Gesprochen hatte, ging er auch wieder und half auf einem der Felder. Thorleif schaute sich um dann blickte er die anderen Adlaten an und sagte: "Ihr habt den Kerl gehört. Sucht euch eine Beschäftigung." Er selbst wollte sich erstmal einen Überblick über den Hof machen und anfangen wollte der Bärtige bei den Holzfällern. Deshalb fragte er einen der Männer die gerade an ihm vorbei liefen, ob er ihn zu den Holzfällern in den Wald bringen könnte. Der Mann willigte ein und ging los und Thorleif folgte ihm.

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    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Gwys Fragen trafen genau ein Thema bei dem die Wahrheit nicht immer die beste Wahl war, doch dem Druiden glaubte er nichts vormachen zu müssen und so antwortete er, als sie gerade die Brücke vor der Taverne überquerten und sich Richtung Norden wandten.
    "Dschinn heißt er und ich habe ihn aus Setarrif. Und ähm ja... teuer wäre er vermutlich gewesen, wenn er überhaupt zu Verkaufen gestanden wäre. Ich weiß es nicht, leisten hätte ich es mir so oder so nicht können. Aber ich habe den früheren Besitzer längere Zeit beobachtet und gesehen wie schlecht er ihn behandelt hatte. Gemeinsam mit Adrastos - kennst du ihn vielleicht? - habe ich dann beschlossen ihn zu stehlen.
    Ich möchte nicht, dass ihr etwas Falsches von mir denkt, ich bin sonst eigentlich kein Dieb, aber ich bereue diese Tat nicht und glaube sie nicht vor dir geheim halten zu müssen."
    Im Nachhinein war der Waldläufer auch überzeugt Dschinn ein besseres Leben geben zu können als er es bei dem Bauer gehabt hätte.
    "Wo gehen wir jetzt eigentlich hin? Thorniara liegt im Norden, Stewark im Westen, doch dort war ich noch nie, aber ich denke es sollte entlang der Küste nicht so schwer zu finden sein."

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    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline
    „Adrastos war mit dir Pferde stehlen?“, Gwydion hob eine Augenbraue und sah dann das Tier an, das gemächlich neben Bartimäus her trottete.
    Das Tier hob den Kopf und erwiderte seinen Blick, blieb neben Bartimäus stehen und schien abzuwarten. Gwydion legte sanft die Hand an seinen Hals, fuhr mit den Fingerspitzen durch das Fell bis zum Kopf und streichelte das Tier, bis er die Hand ein Stück oberhalb der Nüstern liegen ließ.
    „Was sagst du dazu, Dschinn? Klaut der dich einfach…“, murmelte der Druide dem Tier zu, das den Kopf leicht senkte und es schien, als wolle es seinen Kopf gegen die Stirn des Barden lehnen.

    Gwydion schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Geist dieses Lebewesens vor ihm. Er spürte Zufriedenheit und Anhänglichkeit an Bartimäus. Dschinn war ihm wohl wirklich dankbar, dass er den Hengst aus seinem früheren Leben geholt hatte.
    Der Barde lehnte den Kopf wieder zurück und öffnete die Augen, strich dem Pferd noch einmal über die Schnauze.
    „Du scheinst damit durchaus einverstanden.“, Gwydion lächelte, „Dann will ich über diesen kleinen Gesetzesbruch mal hinweg sehen.“
    Der Barde wandte seinen Blick zu Bartimäus.
    „Aber er braucht mehr Auslauf. Er langweilt sich.“, erklärte er, „Du solltest ihn ab und richtig rennen lassen… sonst geht er mit dir durch, wenn er zu viel überschüssige Energie hat… oder wenn er eine läufige Stute wittert… naja, dann geht er wahrscheinlich eh durch.
    Und was unsere Strecke angeht… nunja, die Strecke ist am Anfang sowohl nach Thorniara, als auch nach Stewark die Gleiche, glaube ich.“
    Zumindest wenn er sich richtig an die Karte aus dem Kastell erinnerte… und an das Schild, das er vorhin gelesen hatte. Von daher war es gleich, sie würden ohnehin erst einmal gen Norden an der Küste bleiben.

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    Lehrling Avatar von Narub
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    Narub ist offline
    Sie waren früh am morgen aufgebrochen. Obwohl er alt war kam Narub's Vater überraschen schnell mit. Zwar keuchte er und der Schweiß lief ihm über das Gesicht, doch bat er um keine Pause sondern lief entschlossen weiter. Als erstes hatte er gedacht sein Bruder wolle ihn auf den Arm nehmen als er ihm vorschlug ihren Vater mit nach Schwarzwasser zu nehmen, doch mitlerweile hatte er sich jedoch mit der Idee angefreundet und hatte bemerkt das ihr Vater keine große Belastung war. Nach einiger Zeit rasteten sie da sie nun schon den ganzen Tag gegangen waren. Sie tranken etwas Wasser und legten sich ins kühle Gras. Es war angenehm warm da die Sonne schon den gesamten Tag schien. Nach einer Weile machten sie sich dann wieder zum Aufbruch bereit.
    Geändert von Narub (15.09.2011 um 23:44 Uhr)

  16. Beiträge anzeigen #16
    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Auch wenn das ein Teil der Druidenmagie war, die Bartimäus schon kannte, so war es doch immer wieder bewundernswert wie sie mit den Tieren kommunizieren konnten.
    "Okay, ich werde es mir merken!", bedankte sich der Waldläufer für den Tipp.
    Dann schaute er zu seiner anderen Seite wo Dschinn neben ihm her schritt und es freute ihn, dass der Druide bestätigt hatte, dass er zufrieden war. Doch je länger er ihn anschaute, desto mehr erfüllte auch ihn selbst Zufriedenheit, die sich mit einer gewissen Unruhe mischte. Die Gefühle kamen langsam und so dass er sie kaum bemerkte, doch plötzlich erfasste er sie doch mit vollem Bewusstsein. Wie konnte man Dinge fühlen ohne Grund dazu zu haben?
    Sofort erkannte er auch den Zusammenhang zu der Jagd gestern und er beschloss seine Geschichte endlich einmal loszuwerden.
    "Gestern, als ich Jagen war", begann er einfach zu erzählen, "und ich auf ein Wildschwein geschossen habe, durchfuhr mich plötzlich ein Schmerz. Einfach so! Vor einigen Tagen, als ich mit einer Gruppe im Sumpf unterwegs war und wir von Snappern angegriffen wurden, war es ähnlich. Und jetzt gerade habe ich mir eingebildet Dschinns Zufriedenheit und den Drang nach Auslauf von dem du geredet hast zu spüren. Vielleicht war es wirklich nur Einbildung, weil du es ja gerade gesagt hast, aber trotzdem kommt mir das alles komisch vor! Ich bin ja nicht mal Druide, wie kann das sein?"

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    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete Gwydion den jungen Mann vor sich und legte den Kopf dabei leicht schief. Vielleicht war es ja nur Zufall oder Einbildung? Oder der junge Mann hatte magische Begabung? Gwydion kramte in seinem Gedächtnis, ob es noch eine andere Erklärung dafür geben könnte.
    „Also… entweder es ist Zufall. Oder Einbildung… oder du bist magisch begabt?“, zählte er seine Gedanken noch einmal laut auf, „…oder du bist mittlerweile so tierlieb, dass du meinst spüren zu können, was sie fühlen… oder…“
    Der junge Mann machte eine kurze Pause und fuhr sich über den Bart. War es möglich?
    „…oder du spürst tatsächlich, was Tiere empfinden.“, der Druide runzelte die Stirn, „Aber für mich war das immer mit einer magischen Begabung verknüpft. Vielleicht hast du die ja auch?“
    Der Barde blickte aus den Augenwinkeln hinüber zu Bartimäus, der nur mit den Schultern zuckte.
    „Wir sollten das beobachten. Seit wann hast du das, kannst du dich erinnern?“, fragte Gwydion nach.

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    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Das war eine gute Frage, über die Bartimäus noch gar nicht nachgedacht hatte. Bei den Snappern war es ihm zum ersten Mal aufgefallen, soweit er sich erinnern konnte. Doch was war davor? In Gedanken ging er durch was er so gemacht hatte und bemühte sich nichts auszulassen. Da war ein Treffen mit Kea und ihrem Kea, doch daran war nichts Außergewöhnliches. Oder doch? Wenn er Recht überlegte schien er auch damals von dem Vogel beeinflusst worden zu sein. Damals war es noch unauffälliger gewesen, weil die Neugier genauso gut von ihm hätte kommen können, doch auch seine Müdigkeit war verschwunden während das Tier um ihn geflattert war. Wenn er es damals wirklich schon gefühlt hatte, musste die Ursache wohl noch weiter davor liegen.
    Und plötzlich glaubte er die Lösung gefunden zu haben.
    "Das Thing! Ich kann mich nicht erinnern davor etwas bemerkt zu haben und ich wurde dabei zum Waldläufer befördert. Die Druiden haben ein Ritual gemacht, ich weiß nicht genau wozu es gut war oder was es bewirkt hatte, aber das könnte doch ein guter Ansatz sein oder?"
    Auch an das Gespräch mit Melaine musste er noch einmal denken, die behauptet hatte jeder könnte Magie lernen. Das war in ihrem Fall natürlich auf die Wassermagier bezogen, traf aber vielleicht auf die Naturmagie genauso zu. Trotzdem erschien ihm das eigenartig.
    "Und weil du von Magiebegabung gesprochen hast: Könnte man die einfach so bekommen ohne etwas davon zu merken? Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen!"

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    Provinzheld Avatar von Thorleif
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    Thorleif ist offline
    Endlich kamen sie bei den Holzfällern an. Es waren nicht viele und die meisten schienen gerade eine Pause zu machen, da niemand wirklich arbeitete.
    "Innos zum Gruß", begrüßte Thorleif die Männer die alle mit unverständlichem Gemurmel antworteten.
    "Gut ich geh dann wieder zurück", sagte der Knecht der den Adlaten hier her gebracht hatte. Scheinbar hatte er es sehr eilig. Bei näherem betrachten sah der Koch, dass die Holzfäller nicht gerade Glücklich aussahen.
    "Was ist den los? Warum arbeitet keiner von euch?", fragte Thorleif neugierig.
    "Das hat zwei Gründe", sagte einer der Männer, "erstens ham wir jetzt frei und außerdem steht ein Scavenger dort wo wir Holzfällen."
    "Na und? Es ist doch nur ein Scavenger und ihr seit viele!"
    "Ja das stimmt. Aber wir werden bezahlt um Holz zu fällen und nicht um Tiere zu jagen!"
    "Gut dann kümmere ich mich um das Vieh und morgen werdet ihr weiter arbeiten!", meinte Thorleif noch bestimmt und ging dann in die Richtung in die einer der Holzfäller gezeigt hatte. Tatsächlich kam er bald an eine Lichtung auf der Baumstümpfe standen und ein Scavenger mit seinem Schnabel in dem Boden wühlte.
    Faules Pack! Machen nur das wo für sie bezahlt werden. Der Bärtige war wütend auf die Männer, verwarf diese dann aber gleich wieder um sich in ruhe um den Vogel kümmern zu können.
    Schnell war ein Feuerpfeil beschworen und flog in Richtung des Tieres. Zwei weitere folgten noch bevor der erste traf. Die Feuerpfeile töteten den Scavenger nicht, sondern verletzten ihn nur leicht. Dann sah Thorleif auf den Boden einen Ast und griff diesen mit seiner Magie.
    Bevor der Vogel über den Ast lief riss ihn der Adlat in die Luft und das Tier stolperte da drüber. Sofort beschwor der Bärtige einen weiteren Feuerpfeil. Mit diesem streckte er dann das Tier nieder. Schnell ging der Magiebegabte zu dem toten Tier und hob dieses auf.
    Dann machte er sich auf den Weg zurück zu dem Hof.

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    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline
    „Ein Ritual? Hast du daran teilgenommen?“, Gwydion war ein wenig erstaunt.
    Nun führten sie schon Rituale durch, ohne dass man genau wusste, was dabei heraus kommen würde und pflanzte nichts-ahnenden jungen Burschen irgendwelche Dinge ein, von denen sie vielleicht keine Ahnung hatten. Etwas missmutig hob Gwydion eine Augenbraue. Das war fast so unverantwortlich, wie die seltsamen Experimente, die der irre Dorian damals in Silden durchgeführt hatte.

    „Erzähl mir mehr darüber.“, bat der Barde, „Das interessiert mich nun doch. Und was die magische Begabung angeht: bis ich mit der Naturmagie in Berührung kam, wusste ich selbst auch nichts davon, dass ich sie eines Tages würde meistern können. Nichts hatte darauf hingedeutet, wenn ich mich recht erinnere... aber du scheinst ja nun deutliche Zeichen zu spüren und Fähigkeiten zu haben, die ein Druidenlehrling erst in etwas fortgeschrittenerer Magielehre erlangt.“
    Wiederum zupfte Gwydion sich am Bart, wie er es vorher bereits getan hatte und wie er es oft tat, wenn er nachdachte.
    „Das ist ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich.“, murmelte er, „Erzähl mir von dem Ritual.“

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