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Neuling
Schatten aus alter Zeit
~Schatten aus alter Zeit~
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Schatten aus alter Zeit
Reigen einer fremden Zeit
Vergangenes und Gegenwart
Schatten aus alter Zeit
Völker des Krieges
erneut im Kampf geboren
wilde Schlachten leben
Und am Ende wird
alles die Zeit nehmen
Schatten aus alter Zeit
Geändert von Ardescion (29.08.2006 um 00:00 Uhr)
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Langsam stieg der hohe Schwarzmagier aus dem Badezuber und griff sich das Handtuch was leicht auf und ab wippend wie von Geisterhand in der Luft schwebte. Er begann sich abzutrocknen und summte dabei eine leise Melodie, die er irgendwann einmal gehört hatte, auch wenn in seiner Erinnerung sie er dem Krieg beigemessen wurde, gefiel sie ihm dennoch, auch wenn er sich gerade abtrocknete. Wer konnte schon sagen, was folgte? Kriege gab es doch überall, warum nicht auch in einem Baderaum.
Einen Augenblick später schwebte vor ihm eine neue schwarze Robe eines hohen Schwarzmagiers. Es wurde Zeit für einen weiteren Versuch, dass Schwert aus seinem Zimmer zu verbannen. Beim letzten war er einige Tage später vor den Toren des Kastells und den spöttischen Bemerkungen der Skelette aufgewacht, die Rune, die er zuletzt verwenden wollte, noch immer krampfhaft in der Hand haltend. Wenigstens konnte er sich von nun an über die Russflecken an den Schädeln der Skelette erfreuen.
Nachdem er sich die Robe übergestreift hatte, verließ er noch immer summend den Baderaum.
Melancholie breitete sich über sein Gemüt aus und langsam hatte er das Gefühl mehr Tote zu beklagen, als ein Mensch verkraften konnte, auch wenn er in letzter Zeit keinen verloren hatte, an dem ihm etwas lag. All das lag schließlich schon Jahre zurück und nicht mehr der Erinnerung wert. Und trotzdem hatte er dieses Gefühl.
Leise Melodien schienen seinem Summen beizukommen, um mit diesem eine ungewöhnliche Harmonie zu bilden. Plötzlich schien der Leichtschein der Fackeln durch die Dunkelheit aufgesogen zu werden und immer mehr begann die Welt um den summenden Magier zu verschwimmen. Alle Farben der Welt schienen sich langsam zu schwarz zu verdunkeln, selbst die silbernen Verzierungen auf seiner Robe, nur ein rotes Leuchten in der Ferne war der einzige Punkt, auf den sich seine Augen konzentrierten, von dem sie nicht wichen und zu denen sich sein gesamter Körper hingezogen fühlte.
Das Brüllen eines Drachen schien in der Ferne zu erklingen und plötzliche Trommeln schienen den Boden erzittern zu lassen. Kriegstrommeln der Orks klangen so ähnlich, doch was sich bei denen nach Mord und Blutvergießen anhörte, untermalte hier das Ungewisse und die Dunkelheit. Die Endgültigkeit einer ungewissen Macht.
Nur langsam kam das rote Leuchten näher und für den Schwarzmagier schien sich die Zeit immer mehr zu dehnen, als wenn sich sein Gang von Schritt zu Schritt verlangsamen würde, als wenn jemand ihn festhalten wollte und dabei immer kräftiger werden würde, bis er irgendwann stehen bleiben würde. Doch soweit kam es nicht.
Kurz bevor der Stillstand ihn erreichte, kam das rote Leuchten mit einem Mal schneller werden näher und schließlich erfüllten rote Strahlen den Ort an dem sich der Magus befand, so hell, dass er seine Augen zusammenkniff.
Nach einiger Zeit wurde das Leuchten wieder schwächer und der Schwarzmagier öffnete die Augen. Die gesamte Welt, in der er sich nun befand, schien von einem roten Dunst überzogen zu sein, während dort wo er stand, auf einer runden, weißen, marmornen Steinplatte aus der sich fünf schwarz weiß marmorierte Säulen, die die Spitzen eines Drudenfußes zu bilden schienen, zu einer schwarzen Kuppel erhoben, der rote Schleier nicht vorhanden war.
Mehrere Gedanken marschierten ihm in diesen Moment durch den Kopf, vom wahnsinnigen Lachen, übers bloße Grinsen, als wenn er sich gerade so fühlte, als hätte ihm ein Freund einen Streich gespielt, bis hin zum ziehen seines schwarzen Kampfstabes oder einer Rune, die er schon den ganzen Tag, aus einem für ihn unübersichtlichen Grund, mitschleppte, zu ziehen.
Doch all diese Gedanken verschwand genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht waren, als sich ein schmaler Riss vor der ihm gegenüberstehenden Säule auftat. Eine vollkommen in schwarz gehüllte Gestalt erschien einen Moment später und stieg auf einer nicht vorhandenen Treppe aus dem Riss.
„Willkommen, Schwarzmagier!“, grollte die Ardescion sehr wohl bekannte dunkel Stimme, „Wahrscheinlich wisst ihr schon, dass ihr erwartet wurdet! Es ist nicht die Zeit für lange Gespräche, aber vertraut darauf, dass die Lösung eines Teils der Aufgaben, die bestimmt wurden, näher rückt, doch zuvor müsst ihr noch etwas anderes erledigen. Ihr wisst, dass das Schwert zerstört werden muss und ihr seid der einzige, dem die zu tun gebührt. Vor dem solltet ihr jedoch Geduld haben und warteten, denn momentan ist dieses Schwert durch den Einfluss der Magie des Kastells zu mächtig. Begebt euch auf eine Reise in ein fremdes Land, folgt einfach den Ereignissen, so wie diese sich ereignen werden. Zuvor werdet ihr eine Schriftrolle erhalten, deren Verwendung unbekannt sein wird.“
Er unterbrach sich selbst einen kurzen Moment und überreichte dem hohen Schwarzmagier eine schwarze Schriftrolle die mit einem weißen Band zugebunden war. Ardescion nahm diese, ohne ein Wort zu sagen, obwohl ihm vieles auf der Zunge lag, entgegen.
„Ein Tag wird kommen, an dem sich Wege enthüllen, denen nicht mal die Schatten zu folgen wagen. Wartet darauf!“, mahnte die Kreatur und verschwand so plötzlich, wie sie erschienen war. Blitze zuckten vom Himmel und die gesamte Mamorplatte begann zu glühen.
Ein Riss tat sich vor ihm auf und Ardescion wusste, dass er ihm folgen sollte, auch wenn er am liebsten noch hier geblieben wäre, um… eigentlich wusste er gar nicht warum.
Er trat durch diesen und befand sich plötzlich im Innenhof des Kastells, vor ihm eine Frau mit weißen Haaren und rot glühenden Augen, die ein wenig zu blitzen schienen. Ein Grinsen schien ihr über die Lippen zu huschen und einen Moment später huschte es auch über Ardescions Lippen.
Dann fiel sein Blick auf seine Hand in der sich sein Kampfstab aus schwarzem Erz befand. Schnell verstaute er ihn auf den Rücken und fragte sich, was er die letzen Momente getan hatte, denn an den Weg in den Innenhof konnte er sich nicht mehr erinnern. Vielleicht sollte er aufhören Melodien zu summen….
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Dragonlady hatte sich im Innenhof aufgehalten und war - wie zumeist - völlig in Gedanken versunken gewesen, als urplötzlich eine nur allzu bekannte Gestalt vor ihr auftauchte, die zudem einen schwarzen Kampfstab mit einer Hand umklammert hielt und grinste. Im nächsten Augenblick jedoch verschwand der Kampfstab blitzschnell und Dragonlady grinste zurück. Ardescion! Endlich. Sie eilte auf den Kameraden zu.
"Wo hast Du gesteckt all die Zeit?", fragte sie und dachte im selben Augenblick, dass ihr Gegenüber diese Frage ebenso ihr mit voller Berechtigung hätte stellen können. "Athol traf mich neulich in der Wildnis und ich glaubte schon, Du wärst auch da, aber Athol war allein. Hast Du ihn mir nachgeschickt oder kam er von allein? Wie auch immer: es ist sehr viel geschehen und noch mehr wird geschehen. Ich habe ein weiteres Buch in der Hand gehalten sowie neuerliche Visionen gehabt. Letztere bereiten mir Sorgen. Und angeblich soll mich ein Priester begleiten." Bei den letzten Worten runzelte sie die Stirn. Ardescion trug nach wie vor die Robe des Hohen Schwarzmagiers. Was hatte das zu bedeuten?
Zudem war er so urplötzlich im Innenhof aufgetaucht, als wäre er vom Himmel gefallen. Sie hatte ihn nicht kommen hören oder sehen. Mit einem Mal war er einfach da gewesen. Sehr seltsam.
Fragend sah sie ihn an.
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Neuling
Nebel erfüllte die Kalte Nacht und formte einen leichten Dunst der langsam über den Boden waberte und eine unangenehme Kälte ausstrahlte. Es war bekannt, dass dies eine Nacht war, die etwas Besonderes hatte. Doch hatte der junge Santik nie daran geglaubt, auch wenn er sich, wie es prophezeit wurde, in dieser Nacht in dieser Welt aufhielt. Wie weit unterschied sich diese von seiner? Wie weit konnte er hier ungestört den Aufgaben nachgehen, die er tun sollte.
Die Frau finden, deren Wiederkehr verhindert werden müsse. Doch töte sollte er sie wiederum nicht, auch wenn er mehrmals darauf bestanden hatte. Oft genug hatte er den alten Narren gesagt, dass es an der Zeit war, so vorzugehen, wie es seinem Volk gebührt. Außerdem widersprach es seiner Auffassung des Lebens, andere am Leben zu lassen und damit möglicherweise das Risiko einzugehen sich einen Feind zu schaffen, den er am Ende nicht mehr vernichte konnte. Doch die Zeit der bloßen Warnungen war vorbei. Es musste gehandelt werden.
Schnell rückte er seine rote Weste zurecht und zog die Klinge aus der schwarzen Scheide. Die Nacht war kalt, doch sollte ihn dies nicht mehr aufhalten, auch wenn er diese Temperaturen nicht gewohnt war.
Er fing wieder an zu laufen und rannte auf das schwarze Gebäude zu, zu dem ihn die alten gebracht hatten, wie sie dies taten, konnte er nicht sagen und ihm Grunde war es einer dieser Aspekte, die er nicht für wichtig hielt, auch wenn sein Vater anderer Meinung war. „Denk immer dran. Für einen weisen Krieger gibt es nicht, was nicht wichtig ist und ihm Kampf zählt.“
Doch sein Vater war auch einer dieser alten Narren. Kampf war Kampf und darin zählte nur die Stärke und die besaß er.
Schnell rannte er auf das schwere eisenbeschlagene Tor zu und sprang auf das Dach. Die Alten meinten, dass in diesem Mächte Magier wohnen würden, die wissen, wie sie sich zu verteidigen hatten, aber auch die Frau, die er finden musste und ebenso sein Weg zurück.
Einige Meter lief er über das Dach um schließlich in einen Hof zu springen, in dem ein Großer Baum stand und plötzlich leise zu rascheln schien.
„Verflucht“, ging es ihm durch den Kopf und einen Moment lang beobachtete er die Stille Nacht, lauschte dem Rascheln des Baumes und duckte sich schließlich unter dem Schlag einer Pranke hinweg, die plötzlich aus dem Nichts zu kommen schien.
Schnell machte er einige Schritte vorwärts und beobachtete dabei die beiden Gestalten, die sich ebenfalls im Innenhof befanden, ihn aber nicht bemerkt zu haben schien. „Muss denn heute alles schief gehen?“, folgte die Frage und einen Moment später sprang er auf den Baum, einer weiteren aus der Luft auftauchenden Pranke.
Die Frau hatte weiße Haare und das war es, was ihn störte. Ihm ward beschrieben, dass sie rote habe. Dennoch musste sie es sein, schließlich ist sie die einzige Frau zu dieser Zeit im Innenhof.
Schnell brachte er sich in eine bessere Position, darauf achtend, dass immer ein grossteil der Äste seinen Köper umhüllte, damit ihn die Pranken nichts anhaben konnten.
Einen Moment konzentrierte er sich auf das Ziel und warf schließlich die kleine Klinge in Richtung der Frau, als plötzlich helles Licht den gesamten Hof erfüllte. Eine Pranke fasste ihn an seinen linken Knöcheln und riss ihn vom Baum. Schnell drehte er sich, zog seine zweite Klinge und schnitt diese, als er bereits auf dem Boden aufgekommen war, ab. Daraufhin erhob er sich, und rannte mit den Krallen der Pranke im Fuß auf die nächste Wand zu; direkt durch das ungewöhnliche Paar. Dabei stieß beiden kräftig gegen den Brustkorb und sprang schließlich auf das Dach, auf dem sich nun allerdings ein weiteres Stockwerk auf purem Licht befand; der prophezeite Ausgang, nur leider auch der Grund, warum die Frau nicht tot war.
Egal er würde wiederkommen, so leicht gab er nicht auf.
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Lehrling
Sie hatte es beobachtet. Alles. Die ganze Zeit im Hintergrund gelauert und gewartet, dass die Zeit kommen möge. Sie war gekommen. Es begann. Alles würde beginnen. Wie es enden mochte, war noch ungewiß, doch hoffte sie, gute Vorarbeit geleistet zu haben. Dieser Körper der lebendigen Frau würde bald ihr gehören. Und sie selbst würde wieder auf realen Beinen über den Boden schreiten. Sie kicherte, doch war es ein unhörbares Kichern.
Waren es Gedanken, die der geisterhaften Erscheinung durch den Kopf wirbelten? Konnte sie überhaupt noch denken, sie, die doch einzig und allein nur Gedanke war, durch eisernen Willen in dieser Welt gehalten?
Es war eine Art Freude, die sie durchströmte, als sie sah, dass der Santika daneben getroffen hatte. Oh ja, sie erkannte einstige Feinde immer wieder. Ihr Gedächtnis reichte all die Jahre und Jahrhunderte zurück. Und es hätte gerade noch gefehlt, dass dieser starrköpfige, heißblütige Narr ihre Pläne durchkreuzt hätte.
Ein böses Lächeln lag auf ihrem geisterhaften Antlitz, als sie voll Erwartung das weitere Geschehen abwartete.
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Was um alles in der Welt und bei Beliar war das gewesen? Sie fühlte etwas durch die Luft zischen, spürte mehr den Windzug als dass sie wirklich etwas sah, denn der gesamte Innenhof erstrahlte auf einmal in hellem Licht.
Dann wurden sie und Ardescion von einer höchst fremdartigen Gestalt angerannt und erhielten einen festen Stoß gegen den Brustkorb. Und im nächsten Augenblick sprang diese seltsame Erscheinung geradewegs auf das Dach. Hatte der Kerl Flügel oder wie? Und da war mit einen Mal das vierte, das magische Stockwerk. Richtig, es war ja Vollmond.
Sie rappelte sich auf, raffte sich zusammen und sah, dass Ardescion ein ebenso verblüfftes Gesicht hatte wie sie wohl auch. Sie dachte nicht länger nach.
"Komm", rief sie dem Gefährten zu. "Hinterher! Was immer das war, es darf nicht so einfach davon kommen!" Leider war ihnen beiden ein solcher Sprung auf das Dach verwehrt, was unglücklicherweise bedeutete, dass sie das magische Stockwer auf üblichem Weg erreichen mussten. Hoffentlich war dieser krallenbewehrte Kerl dann nicht schon verschwunden. Kurz tastete sie nach ihrem Runenbeutel und fühlte, ob all ihre Runen vorhanden waren. Sie waren. Dann sprintete sie los und im nächsten Augenblick war Ardescion an ihrer Seite. Ein grimmig-entschlossener Ausdruck lag auf seinem Gesicht und auch er schien wild entschlossen, den Fremdling nicht so einfach entkommen zu lassen. Der würde eine Menge zu erklären haben. Überhaupt: wie war er in den Innenhof gekommen, ohne von den Dämonen gestoppt zu werden? Fragen über Fragen, von denen sie hoffte, dass der Feind sie bald beantworten würde, so bald er gestellt war.
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Ardescion folgte der Lady mit dem weißen Haaren, die ihn noch immer ein wenige erstaunten, doch hatte er sich nun langsam mit ihnen abgefunden, denn schließlich hatte sich ihr Drang zum Aufdecken von nicht bekannten Tatsachen nicht verändert. Sie war immer noch entschlossen jedem Rätsel auf den Grund zu gehen und dies schien eines dieser zu sein, die eine ganz besondere Fürsorge bedurften. Allein schon, weil es eine Kreatur war, die weder der hohe Schwarzmagier noch die junge Frau jemals gesehen hatten.
Schnell liefen die beiden Beliardiener den von Fackeln beleuchtete Gang entlang um einen Weg ins obere Stockwerk zu finden, was sich am Anfang als gar nicht mal so einfach herausstellen sollte, schließlich gab es eigentlich keinen.
Doch sollte sich dies einen Moment später ändern, denn ohne den Gang zu verlassen, ohne eine Treppe zu benutzen und auch ohne irgendwelche waghalsigen Sprünge zu wagen, veränderten sich die Wände plötzlich in hell Strahlendes Licht, welches dem Mond gleich kam, und vor ihnen sahen sie auch schon eine Kreatur, die sich soeben gegen einen Schattenläufer aus purem Licht zu erwähren versuchte.
Schnell beschwor der Schwarzmagier seinerseits ein Schattenläuferskelett, denn mittlerweile wusste er, dass hier gefahren lauerten, gegen die ein einzelner Mensch und auch wenn er sich in Begleitung befand, einfach nicht meistern konnte. Ob diese auch hervorkommen, war eine andere Frage, die er nicht beantworten konnte.
Mit eine kurzen Handbewegung bedeute Ardescion der weißhaarigen Lady nichts zu beschwören, sondern nur mit Schattenflammen zu attackieren, während er sein Skelett langsam vor sich herschickte.
Plötzlich tauchte ein weiteres dieser Lichtwesen vor den Magier auf und wollte diese angreifen, als das Schattenläuferskelett dazwischen sprang und diesen Angriff abwehrte.
„Komm!“, rief Ardescion der Lady zu und rannte voraus, seinen Kampfstab vom Rücken reißend, auf das fremde Wesen zu. Dragonlady warf noch eine Schattenflamme auf das Lichtwesen, welche in dessen Leib explodierte und das Wesen auseinander riss, bevor sie ihm folgte.
Doch bevor sie das Wesen erreichten und erkennen konnte, um was es sich handelte, hatte auch dieses seinen Gegner besiegt und befand sich auf der Flucht, als sich plötzlich ein blaues Portal vor ihm auftat.
Schnell folgten die beidem Magier der Kreatur in dem Versuch sie noch vor dem Portal zu erwischen und blieben schließlich sich anblickend vor dem Tor stehen.
„Und nun?“, fragte Ardescion schließlich, „Wir können ihm doch nicht einfach durch irgendein Portal folgen, welches sich plötzlich mitten im Raum auftut und wer weiß wo hinführt?“
Dragonlady nickte kurz und ließ daraufhin ein Grinsen auf ihren Lippen erscheinen, bevor sie mit einem Satz in das Portal sprang und verschwand.
Ardescion Augen hingegen folgten einem aus alter Zeit vorhandenem Reflex und weiteten sich ein Stück, bevor der Schwarzmagier den Kopf schüttelte und mit den Schultern zuckte, bevor er seinerseits die Verbindung zu seiner Kreatur, die daraufhin in Bliars Reich entschwand, unterbrach und durch das Portal sprang.
Helles Licht umhüllte seinen Körper und seinen Geist, bis er schließlich einen harten Aufprall spürte und das Bewusstsein verlor.
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Licht! So helles, gleißendes Licht und eine rasende Fahrt durch einen Tunnel voller Lichtspektren. Dragonlady wurde nahezu schwindelig und sie musste die Augen schließen. Sie spürte hinter sich Ardescion, der ihr wohl nachgesprungen war. Na was auch sonst. Einem Abenteuer waren diese beiden Beliardiener hier schließlich nie abgeneigt. Doch noch während sie fiel, gingen ihr wieder jene Worte der geisterhaften Frau durch den Kopf: "Ein Portal wird sich öffnen. Bald".
Es schien sich hier um genau jenes besagte Portal zu handeln und Dragonlady wusste auf einmal, dass sie nun am Beginn ihrer Geschichte stand. Noch immer verstand sie zwar die Weissagung des letzten Buches nicht, dass ein Beliar-Priester sie begleiten solle, doch sei es drum. Ardescion war hier und das allein erschien ihr richtig und in Ordnung so.
PENG! Was für eine fiese Landung. Sie knallte auf irgendeinen Boden und fühlte sämtliche Knochen durchgerüttelt. Blinzelte gen Himmel. Eine strahlende und heiße Sonne stand dort oben, das Gras, auf welchem sie gelandet war, sah bräunlich aus und wirkte spärlich. Hier schien es lange nicht geregnet zu haben. Kein Windzug durchbrach die sengende Hitze.
Nochmals PENG! Hinter ihr knallte jemand auf dem Boden auf. Sie drehte sich herum und sah Ardescion, welcher unglücklicherweise das Bewußtsein verloren zu haben schien. Großartig, das hatte ihr noch gefehlt. Hoffentlich war er nicht auf den Kopf gefallen und hatte außer seinem Bewußtsein noch sein Gedächtnis verloren.
Sie kniete neben ihm nieder und rüttelte ihn sanft an den Schultern. "Ardescion", rief sie leise. "Aufwachen. Das hier ist nicht der rechte Platz, um einfach mal eben so bewußtlos zu werden!" Sie wünschte, sie hätte Wasser und einen Lappen, mit welchem sie dem Begleiter hätte durchs Gesicht fahren können, aber hier schien es weit und breit kein Wasser zu geben. Zudem wollte sie den Bewußt- und damit Wehrlosen nicht in dieser vollkommen fremden Gegend liegenlassen. Also rüttelte sie noch einmal an seinen Schultern. Diesmal stärker. "Ardescion", rief sie lauter. "Aufwachen!" Und bemerkte mit Genugtuung, dass ihr Gegenüber stöhnend den Kopf drehte und anfing, zu blinzeln. Aha, die Welt hatte ihn wieder. Auch wenn Dragonlady nicht wusste, um was für eine Welt es sich hier handelte.
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Lehrling
Sie war gefolgt und hatte es beobachtet. Nun war sie also da, diejenige, auf die sie gewartet hatte. So lange schon. So sehr, dass es - hätte sie noch einen menschlichen Körper aus Fleisch und Blut gehabt - wohl geschmerzt hätte.
Zu etwas war er also doch gut gewesen, dieser hitzköpfige Santika. Und sei es nur als Köder.
Und der andere war bei ihr. Dieser Beliar-Priester, der noch immer nicht seinen neuen Rang preisgegeben hatte. Er war ein Ärgernis. Er könnte lästig werden und ihre Pläne durchkreuzen. Beobachten musste sie ihn, um einer potentiellen Gefahr rechtzeitig begegnen zu können.
Irgendwelche dunklen Erinnerungen tauchten in ihr auf. Anders war sie einst gewesen. Eine Hilfe für ihr Volk, eine weise Frau, eine Bewahrerin. Die Jahrhunderte im Nebel aber hatten alles verzerrt, eine Karikatur ihrer selbst aus ihr gemacht. Haß hatte die Oberhand gewonnen, wo einstmals Liebe und Fürsorge geherrscht hatten. Wie nur hatte dies geschehen können? Egal. Sie wollte einen Körper. Wollte wieder leben und Rache für ihren eigenen Tod nehmen. Und dazu brauchte sie den Körper von Siria, welche sich heute ahnungslos Dragonlady nannte. War sie wirklich ahnungslos? Die Alten hatten vorgesorgt und Bücher waren dieser Schwarzmagierin in die Hände gefallen, die sie besser nie gelesen hätte. Sie schien wachsamer geworden, diese einstige Reiterin und Freundin des Großdrachen La'etor. Und so, wie sie sich wachsam umschaute, nur allzu bereit, ihren bewußtlosen Gefährten mit allen Mitteln zu verteidigen, schien sie vorbereitet und mißtrauisch zu sein.
Dieser Beliar-Priester regte sich, stöhnte, blinzelte. Gut. Sehr gut. Sie brauchte auch ihn lebendig. Jedenfalls im Augenblick noch. Denn wenn er sterben sollte, musste dies abseits der Erwählten geschehen, denn diese würde sich einmischen. Und sie verfügte über neue und fremde Kräfte heute. Kräfte, die sie besser nicht einsetzen sollte. Sie könnten ihr gefährlich werden, diese Kräfte, die sie nicht verstand. So wenig, wie die Quelle, aus der diese Kraft bezogen wurde.
Lautlos zog sie sich zurück. Sie würde warten. Beobachten. Ihre Zeit würde kommen und dann würde sie wieder auf dieser Welt wandeln. In einem lebendigen Kröper. Sie, die nur ein Geist, eine Erinnerung aus alter Zeit war und doch einst Alana von Athala genannt worden war: die weise Frau der Drachenreiter. Sie musste nur den richtigen Augenblick abwarten und dann zuschlagen. Nur warten....
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Endlich kam Ardescion zu sich und richtete sich stöhnend auf. "Wo bin ich", fragte er leise und stockend und blinzelte in die grelle Sonne. Rasch hielt er eine Hand vor die Augen. Dragonlady zuckte mit den Schultern, dann wurde ihr bewußt, dass Ardescion das im Augenblick wohl eher nicht sehen konnte und sprach deshalb laut: "Ich weiß es auch nicht. Irgendwo anders jedenfalls und keineswegs mehr im Kastell. Aber ich denke, dass wir nun dort sind, wo die Frau in den weißen Gewändern, diese dauernde Vision, mich haben wollte. Wo immer das auch ist", fügte sie hinzu und half ihrem unfreiwilligen Reisebegleiter auf die Beine.
"Wenn wir hier bleiben, finden wir es jedenfalls nicht heraus. Zudem befinden wir uns hier geradezu auf einem Präsentierteller. Ebene und verdorrtes Gras, soweit die Blicke reichen. Besser wir suchen etwas Schutz und Schatten. Und möglichst auch Wasser. Dann können wir weiter überlegen", sprach sie abschließend und beide setzten sich in Bewegung.
Hin und wieder hielt Ardescion sich den Kopf und schien ein Stöhnen zu unterdrücken. Dragonlady beobachtete ihn besorgt. Hoffentlich hatte er keine Gehirnerschütterung davongetragen. Vielleicht würde es ihm nach ein paar Schlucken kühlen Wassers besser gehen. Sie selbst fühlte sich nach dem rasenden Herumgewirbel in diesem Lichttunnel auch nicht gerade großartig.
Die beiden Beliar-Diener wankten mehr als dass sie zügig voranschritten. Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie nieder und kein noch so leises Lüftchen regte sich und brachte Linderung. Weit oben am Himmel schrie ein Raubvogel, drehte seine Kreise und fuhr dann irgendwo im Sturzflug auf eine ahnungslose Beute hinunter. Immer öfter tauchten zusätzlich zu dem Gras auch fremdartige Büsche auf, welche noch fremdere Beeren trugen. Und ein Weg, eher ein Trampfelpfad, zog sich nun bergan und auf dem Hügel standen Bäume. Ein kleiner Hain. Dorthin schleppten sich die zwei unfreiwilligen Eindringlinge in diese fremde Welt.
Endlich waren sie oben angekommen. Kühler erfrischender Schatten war es, den diese Bäume spendeten und ein kleiner Bach plätscherte in der Nähe. Beide folgten diesem Geräusch und kamen auf eine winzige natürliche Lichtung, die von eben diesem Bach durchzogen wurde. Erschöpft sanken sie am Rand des Gewässers nieder und tranken in gierigen Schlucken das kühle erfrischende Wasser aus der hohlen Hand. Ardescion bekam wieder Farbe im Gesicht, Beliar sei Dank.
Es schien so friedlich hier oben, so erholsam und sicher. Dragonlady ließ sich einen Moment ins Gras fallen, schloss die Augen und gab sich dem Frieden hin. Doch dann hörte sie es. Ein dumpfer, rhythmischer Klang aus der Ferne. Trommeln. Und sie klangen bedrohlich. Zwar mochten sie weit weg sein und nur ihr Klang wurde hierher getragen, nichtsdestotrotz waren sie vorhanden und schienen eine Warnung zu sein. Eine Warnung, die sich in ihren Kopf bohrte und eine böse Ahnung in ihr aufsteigen ließ.
Ruckartig setzte sie sich auf. Ein Blick auf Ardescions äußerst wachsamen Ausdruck sagte ihr, dass auch er jene Trommeln gehört hatte. Beide sahen sich an.
"Zeit zu verschwinden", sprach Dragonlady und sprang auf die Füße. Ardescion nickte und tat es ihr nach. Die Ruhe war vorbei. Nur allzu kurz war die Erholung gewesen. Jetzt galt es, diesen Trommeln zu folgen und Ursache wie auch Bedeutung herauszufinden.
Vorsichtig durchquerten sie den Hain. Dragonladys Hand fuhr in den Runenbeutel und umklammerte sicherheitshalber ihre Schattenflammenrune. Ihre zweite Rune, welche sie damals von ihrem einstigen Lehrmeister Don-Esteban erhalten hatte. Würde sie ihn je wiedersehen, den gelehrten Mann, der ihr soviel beigebracht hatte. Dem sie verdankte, dass sie heute nicht mehr wehr- und hilflos dastand, wenn ihr eine Gefahr drohen sollte. Ahnte der große Hohepriester überhaupt, dass seine Schülerin in einer fremden Welt gelandet war, bestimmt dazu, einem fremden Geschick zu folgen, welches dennoch ihr eigenes war?
Mit einem Mal sehnte Dragonlady sich zutiefst nach ihm und der Sicherheit seiner Gegenwart und des Kastells. Er hätte jetzt bestimmt gewusst, was zu tun wäre. Sie sehnte sich auch nach den anderen Mitbewohnern und sogar nach den Dämonen. Selbst Kopfschmerzen nach so einer dämonischen "Unterhaltung" wären ihr jetzt recht gewesen, bedeuteten sie doch Sicherheit und Daheim. Es half nichts. Kein Don-Esteban würde kommen und ihnen beiden Hilfe und Unterstüzung gewähren. Und auch keiner der anderen. Niemand. Niemand wußte überhaupt, dass sie hier waren und ob sie überhaupt noch lebten. Sie mussten es überstehen. Irgendwie. Alleine und dann einen Weg nach Hause finden. Es gab keinen Schutz außer der eigenen Macht und demjenigen, den sie sich gegenseitig gewähren konnten. Hoffentlich wurde für Athol gut gesorgt.
Sie kamen am Waldrand an und Dragonlady sah, dass sie auf einem Hügel standen und einen weiten Blick ins Tal hatten. Unten waren Felder. Vereinzelte Menschen gingen dort ihrer Arbeit nach. Unwirtlich wirkten die Felder. Karg und von Steinen durchsetzt. Und noch immer dröhnten in der Ferne die Trommeln und die Menschen unten wirkten hektisch, verängstigt bei ihrer Arbeit. Doch hatten sie noch etwas anderes gemein. Sie alle hatten dunkle Haut.
Dragonlady sog scharf die Luft ein und griff unwillkürlich nach Ardescions Arm. "Sieh nur", flüsterte sie und deutete aufgeregt auf jene Menschen.
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Neuling
Der junge Santik rannte nach dem Struz in die alte Welt so schnell er konnte von der Stelle fort, an der er aufgekommen war. Er hatte es gesehen, wie sie ihm folgten, die Menschen und vor allem das Mädchen, welches er besser getötet hätte, egal wie. Wenn sie nun hier waren, war es gefährlicher, als wenn er noch eine weitere Chance gehabt hätte, sie umzubringen. Wie konnten sie nur so unüberlegt handeln und ihm einfach folgen, dass ergab einfach keinen Sinn und entzog seinem Denken.
Er hatte versagt und musste sich nun damit abfinden, doch musste er auch dafür sorgen, dass diese Menschen ihm nicht mehr in die Quere kamen oder überhaupt seinem Volk. Dieses Mädchen konnte diesen Drachenanbetern helfen, wahrscheinlich war sie auch eine von denen, so wie sie aussah.
Gegen Mittag traf er endlich auf eine Gruppe seines Volkes und sofort begann er damit, ihnen zu berichten, was passiert war. Das er dabei seine Fehler eingestand, war ein Teil seiner Auffassung vom Leben; auch dass er eine weitere Chance verdiente und es noch einmal versuchen dürfe.
„Kreso du weißt genau, dass du nur diese eine Chance bekommen hattest. Nun geh zurück ins Dorf und schließ dich der Gruppe an, die einen weiteren Angriff auf die Drachenanbeter starten will. Wir müssen sie endlich ausfindig machen.
Ach und berichte deinem Vater, dass wir das Lager der anderen Menschen ausgemacht haben und ihn und eine weitere Gruppe in einigen Tagen 5 Meilen westlich des großen Tempels erwarten.“, sprach Selto, Anführer einer Bande von Spähern und beobachtete den hitzköpfigen Santik einen Moment. Es war nicht so, dass er nicht wusste, dass Kreso nicht dazu fähig wäre, diese Frau doch noch zu töten, doch waren jetzt andere Dinge wichtiger. Sie standen kurz davor die Drachenanbeter zu finden und wenn diese vernichtet sein würde, würde auch diese Mädchen keinen Schaden mehr anrichten können.
„Mein Vater wird euch dafür Bestrafen, Selto, dass wisst ihr genau!“, schrie Kreso und rannte in die Richtung, in der die Stadt der Santika lag.
„Natürlich!“, seufzte Selto und schüttelte den Kopf, „Natürlich wird er das!“
Wenn der Junge Ke’Eldo, Oberste der Santika, werden wollte, hatte er noch eine Menge zu lernen, auch das, dass sein Vater nicht der war, für den er ihn hielt. Aber er musste noch lernen, wie jeder junge Santik in seinem Alter.
„Lasst uns weiterlaufen Kameraden! Es ist an der Zeit, dass wir uns noch ein wenig hier umschauen. Wenn ihr diese Menschen sehen solltet, so greift sie an. Es ist egal ob sie sterben!“, rief er der 25 Mann starken Gruppe entgegen. Mehrere zogen ihre Klingen und schließlich setzte sich die gesamte Gruppe unter leisem Zischen in Bewegung.
Trommeln waren in der Ferne zu hören und Selto wusste, dass die Gruppe, zu der er Kreso geschickt hatte, bereits auf dem Weg war. Freude bereitete sich in seinem Herzen aus und wilde Entschlossenheit zeichnete sich auf seinem Gesicht. Es war zeit für die Jagd.
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Neuling
Wind eilte über das trockene und verdorrte Land und einzelne Sträucher, die schon längst ihre einstigen Früchte verloren hatten, wiegten sich im Wind. Es schien trostlos, dieses Land, dem sie ihre Zuflucht geschworen hatten, dem sie sich anvertrauten, in dem sie endlich Hoffnung finden wollten. Zumindest war es so erzählt worden und all dies schien nun eine bittere Illusion einer längst vergangenen Zeit.
Das Volk hatte dennoch nichts von seinem einstigen Stolz verloren und wusste, dass es irgendwann wieder bessere Zeiten erleben würde, vielleicht ein neues Land, in das sie ziehen würden, vielleicht würde sich auch diese Insel wieder wandeln.
Ankes stand auf dem Feld und beobachtete die beiden Fremdlinge, die auf den Hügeln erschienen waren und dort schon seit einiger Zeit verharrten. Vielleicht diskutierten sie oder beobachteten die Landschaft. Der alte Mann wusste es nicht und wollte es eigentlich auch gar nicht wissen, solange es nicht die Trommeln waren, die ihr Ankommen verkündeten, denn dann wären auch diese ihre Feinde.
Das Trommeln war das eigentlich bedrohliche und Ankes musste sich eingestehen, dass er von diesen beiden Wesen nicht erwartete, dass sie sein Volk angreifen würden. Dennoch war es an der Zeit Vorsichtmaßnahmen zu ergreifen.
„Ihr Volk der Goldenen, legt die Geräte nieder und folgt dem Weg zurück ins Dorf!“, rief er über die Bauern, die die Felder bestellten und sich nicht von der Arbeit abhielten ließen, obwohl die Trommeln schon so nah schienen, zu. Sie waren fleißig und schafften es noch immer von diesen Feldern einen Ertrag zu erbringen. Wahrscheinlich lag es an dem Land, es hatte sie bis jetzt immer versorgt, wenn auch gerade so, dass sie überleben konnte, aber das war auch das einzige, was sie erwarteten.
Lange Jahre hatte er sich Gedanken darüber gemacht, nicht er allein, auch die anderen seines Volkes, ob es nicht besser wäre, mehr zu erwarten, ob es nicht einfach besser wäre, dieses Land zu verlassen. Irgendein Land in dieser Welt musste es doch geben, was ihnen mehr versprach als nur pures Überleben.
Er folgte den Bauern einige Meter hinter ihnen auf seinen schwarzen Stock gestützt. Manche Leute behaupteten, dass in diesem Stock Magie steckte. Er wollte nicht darüber nachdenken, denn wenn er dies musste, würde er unweigerlich einen Weg finden müssen, sie zu benutzen und er kannte die Folgen von Magie und deren Anwendung aus den alten Legenden einer längst vergangenen Zeit. Wahrscheinlich war es genauso närrisch an sie zu glauben, wie er alt war, doch war es doch immer noch das einzige, was eine Grundlage für das Volk bot, einen Zusammenhalt, etwas voran man sich Klammern konnte und was dafür sorgen würde, dass sie lebten. Die Drachen würden dafür sorgen, wenn sie auch nicht mehr real existierten.
Es gab auch Stimmen, die behaupteten, dass es Zeit wäre, diesem abzuschwören und nicht länger an einer Religion festzuhalten, die sie schließlich in dieses verdorbene Land gebracht hatte. Doch waren diese zumeist jung, unwissend und unerfahren. Dieses Volk würde wieder blühen, sie müssten nur warten, auch wenn sie schon viel zu lange Warteten. Die Zeit würde alles entscheiden.
Ankes brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass die Fremden ihnen langsam zu folgen begannen, doch wusste er ebenso, dass sie ohne ihn nicht in der Lage sein werden, seinem Volk zu begegnen, ob nun feindlich oder freundschaftlich.
Endlich erreichte er hinter den Bauern den Eingang der Höhle, den Eingang zum Schutz und der Hoffnung wieder sicher herauszukommen.
Er trat vor die Bauern in die Höhle ein und schließlich durch die hintere Wand hindurch, die einer runden weißen Scheibe, auf der sich ein blaue Drudenfuß mit der Spitze zum Boden befand. Diese Zuflucht hatte er nur durch Zufall entdeckt und dass sein schwarzer Stab dafür sorgte, dass sich diese öffnet auch.
Sein gesamtes Volk musste sich nun schon darin befinden und das eigentliche Dorf verlassen haben. Sie konnten dort drinnen zwei Monate überleben, wenn sie wollten, aber meistens konnten sie schon am nächsten Tag wieder hervorkommen, sobald die Trommeln verstummt und somit Schlangenmenschen wieder weg waren.
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Ardescion beobachtete neben Dragonlady die Bauern, wie sie ihrer Arbeit nachgingen und schließlich auf die Rufe eines Mannes diese ruhen ließen und sich auf dem Weg sammelten. Nach einiger Zeit gingen sie dann gemeinsam, gefolgt von den alten Mann den Weg entlang, manche gehetzter und ängstlicher als andere, doch insgesamt bewegten sie sich recht ruhig, trotz des dröhnenden Trommelns, welches dem Magier langsam zu Kopf stieg.
Er hatte es doch schon einmal gehört, irgendwo, nur war der Magus sich nicht sicher, wo genau. Trommeln die so tief in den menschlichen Geist drangen, wie die Dämonen des Kastells Kopfschmerzen verursachten. Sie wirkten fast schon hypnotisch.
Langsam breiteten sich die Trommelschläge im Geiste des Schwarzmagiers aus, bis dieser sich schließlich schüttelte und erstaunt die weißhaarige Lady anblickte, die wiederum fragend zurückblickte.
„Wollen wir ihnen folgen?“, fragte der hohe Schwarzmagier und brauchte dabei gar nicht auf eine Antwort warten. Eifrig nickte die rotäugige Magierin und sie gingen gemeinsam den Berg hinunter. Sie folgten der Gruppe Bauern in einigen Metern Abstand und versuchten dabei so unauffällig wie möglich zu sein, schließlich wollten sie nicht, dass die Fremden dachten, dass sie ihnen etwas tun wollten. Eigentlich wollten sie nur herausfinden, um was es sich bei der Kreatur handelte, der sie im Kastell begegnet waren. Vielleicht war sie einer von denen, obwohl diese ganz anders aussahen, nicht so grün und nicht so schlangenhaft von der Gesichtsform.
Dann kamen sie an eine Höhle und die Bauern, sowie der alte Mann mit dem schwarzen Stock, verschwanden darin. Langsam schlich Dragonlady vor Ardescion in die Höhle und blieb plötzlich abrupt stehen, dass der hohe Schwarzmagier beinahe mir ihr zusammengestoßen wäre.
„Was ist passiert?“, fragte Ardescion erstaunt und blickte sich in der leeren Höhle um. Die Bauern waren verschwunden und außer einem auf einer gegenüberliegenden Wand aufgezeichnetem Symbol, konnte der Magier nichts Interessantes entdecken.
Dragonlady deutete auf den blauen Drudenfuß und meinte, dass sie einen Bauern darin verschwinden gesehen habe
Schnell ließ sie auf das Symbol zu, fuhr mit ihren Händen ein paar Mal darüber und versuchte etwas zu finden, was einen Anhaltspunkt liefern würde, doch wollte dem einfach nicht so sein, bis die dunkelhäutige Lady schließlich langsam an der Wand auf den Boden sank und Ardescion fragend anblickte.
„Ich denke wir bleiben die Nacht über hier, vielleicht kommt Morgen jemand hierher und wir können ihn fragen. Bis dahin müssen wir wohl warten. Vielleicht kann man mit der Magie dies ein wenig analysieren!“, meinte der Magier und setzte sich auf den Boden.
Die Trommeln schlugen noch immer einen ungewöhnlichen Rhythmus in der Ferne und schienen die gesamte Insel zu durchdringen. Etwas war hier auf dieser Insel, was nicht hier sein sollte. Vielleicht waren sie auch mitten in einem Krieg gelandet. Wer konnte dies schon sagen?
Der Magier schloss die Augen und lenkte einige Magiestränge auf den blauen Drudenfuß, als er Dragonlady noch rufen rief, dass sie sich ein wenig vor der Höhle umsehen wolle.
Verschiedene Magiemuster durchdrang der Magus mit seinen Strängen und fiel geistig immer tiefer in dieses Symbol ein, irgendwo lag bestimmt ein Schlüssel.
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Einen Augenblick beobachtete Dragonlady Ardescion nachdenklich, während dieser sich mental mit dem Drudenfuß auseinandersetzte. Da er aber irgendwie immer abwesender wirkte, beschloss sie, dass sie sich noch etwas umsehen würde und rief es dem Magus auch zu.
Alles war so anders hier. Und das unaufhörliche Dröhnen der Trommeln bereitete ihr langsam aber sicher Kopfschmerzen. Es war wie eine drohende und hypnothische Botschaft, welche durch die Landschaft hallte und ein stetiges Echo zu hinterlassen schien. Ein Echo aber wirkte es auch in ihren eigenen Erinnerungen. Sie hatte diese Trommeln schon einmal gehört, doch wo? Die Schwarzmagierin presste die Hände gegen die Schläfen. Himmel, dagegen waren ja selbst die Dämonenstimmen im Kastell angenehm.
Langsam tastete sie erneut an der Wand entlang, hoffte darauf, irgendetwas, egal was, zu finden, doch nichts, gar nichts. Nun gut, so würde sie halt darauf warten müssen, ob Ardescion etwas herausfand. Es war dunkel geworden und der Himmel hier zeigte eine samtene Schwärze. Zahlreiche helle Sterne glitzerten leuchtend über ihnen und gaukelten einen Frieden vor, den sie nicht empfand und doch so gerne glauben wollte. So vieles schien ihr einerseits vertraut und doch wiederum so fern. Versunken im Nebel der Erinnerungen.
Wohin war bloß diese krallenbewehrte Kreatur, von der sie im Kastell angegriffen worden waren, entschwunden? Sie musste hier auf dieser Welt sein, denn Dragonlady glaubte nicht daran, dass dieses Portal zu verschiedenen Orten geführt hatte. Alles hing zusammen, doch die Frage war: wie? Erschöpft sank sie wenige Schritte von Ardescion auf den Boden. Sie fühlte sich auf einmal müde, so müde und erschöpft. Zu gerne hätte sie geschlafen, doch es schien wenig ratsam, hier einfach einzuschlafen. Zudem hoffte sie noch immer, dass Ardescion ihr bald etwas würde mitteilen können über den seltsamen blauen Drudenfuß, in welchem Leute zu verschwinden schienen.
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Lehrling
Unauffällig war sie den beiden gefolgt und nichts fiel einer nebelhaften Erscheinung wie ihr leichter, als unauffällig zu sein. Sie konnte mit der Landschaft und den Tageszeiten verschmelzen und verschwimmen, wenn sie es denn wünschte.
Mißtrauisch beobachtete sie nun die Versuche des fremden Magiers, wie er das Rätsel des Drudenfußes zu lösen versuchte. Er war ihr im Weg, er konnte ihren Plänen gefährlich werden. Leidenschaftlich wünschte sie seinen Tod, doch noch brauchte sie ihn. Besonnen musste sie vorgehen, doch das war schwer. Jahrhunderte hatte sie gewartet. Gewartet darauf, in die Welt der Lebenden zurückkehren zu können.
Tief, tief in ihr regte sich erneut ein uraltes Bewußtsein um Alana von Athala. Bewahrerin und Prophetin der Drachenreiter. Und ein kaum merkliches Entsetzen darüber, was aus ihr geworden war. Doch letzteres Gefühl verdrängte sie rasch wieder. Und doch und doch ....
Der Drudenfuß. Sie kicherte unhörbar, als sie sah, wie dieser Schwarzmagier da sich abmühte mit dem ihm fremden Symbol. Sie wußte nicht, was sie dazu trieb, aber unwillkürlich sandte sie ihm Bilder in den Kopf. Bilder zum Entschlüsseln dieses Symbols. Es geschah unauffällig, er musste glauben, selbst auf die Lösung des Problems gekommen zu sein.
Warum nur hatte sie das getan? Sie redete sich ein, dass es zu ihrem Plan gehöre, doch wieder regte sich die alte Erinnerung um das, was sie einst getan hatte und um das, was sie eigentlich jetzt tun sollte. Warum sie noch in dieser Welt war. Das sie einen Sinn und Zweck hier hatte, der jenseits ihrer eigenen Wünsche lag. Wütend scheuchte sie diese unwillkommenen Gedanken davon. Sie beaobachtete, lauerte. Und sah, wie sich auf dem Gesicht des Schwarzmagiers plötzliches Begreifen abzumalen schien. Ein Begriefen um die Funktion des Symbols.
Lautlos verschwand sie in der Dunkelheit.
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Ardescion riss die Augen auf und führ sich mit dem Handrücken der linken Hand über die Stirn um den Schweiß abzuwischen. Die Nach hatte noch immer nicht genug Abkühlung gebracht, dass man sich hier wohl fühlen konnte. Oder war es doch die Anstrengung gewesen?
Langsam erhob er sich und ging auf den Drudenfuß zu, wobei er an der weißhaarigen Lady vorbeikam, die sich vor ihn gesetzt hatte und ihn nun fragend anblickte.
„Wir werden beobachtet!“, sagte er gleichgültig und kramte in seiner Robentasche herum. Irgendwo musste er noch einen Bergkristall haben. Der Blick der dunkelhäutigen Lady wurde immer fragender, obwohl der hohe Schwarzmagier glaubte, dass dies eigentlich gar nicht mehr möglich sein dürfte.
„Ich weiß nicht von wem, aber ich habe ein starkes Präsens gespürt, die sich in unserer Nähe aufhält. Natürlich sind solche Erscheinungen nicht anormal, doch diese war anders, wie etwas, dass sich an etwas zu klammern versucht, was ihr längst entschwunden zu sein scheint. Wir müssen abwarten, was passiert, denn sagen, um wen oder was es sich handelt kann ich nicht. Vielleicht ist sie auch gar nicht hinter uns her.“
Der Schwarzmagier schwieg einen Moment, während er den kleinen Kristall, den er nun endlich gefunden hatte, mit Magie füllte. Ein kleiner Trick, von dem er nicht wusste, ob er funktionieren würde. Er hatte ihn in einem Buch in der Bibliothek gelesen.
Das witzige, wenn gleich auch unverständlich, war, dass er die Magie eines mit anderen Gegenständen oder Symbolen geschützten Gegenstandes umkehrt und sie öffnet. Jedoch nur, wenn man Begriffen hat, womit dieser Gegenstand verschlossen ist und welche Magie diese Wirkung erzeugt. Leider verschließen sich diese Gegenstände nach einiger Zeit wieder von selbst. Ein relativ komplexes Unterfangen.
Wäre dieses Tor hingegen mit der Magie des Verschließens geschützt, so würde sich das öffnen als unmöglich herausstellen, doch dem war, Beliar sei Dank, nicht so.
„Es wird nicht lange dauern, dann öffnet sich das Tor, doch bin ich mir nicht sicher, ob wir es wirklich betreten sollten. Vielleicht begegnen uns diese anderen Menschen feindlich, wenn wir ihre Zuflucht betreten, außerdem denke ich, dass sie ziemlich schockiert regieren würden. Schließlich halten sie das hier für sicher…“
Nachdenklich betrachtete der Schwarzmagier die junge Frau und wartete auf eine Antwort, während er den kleinen Bergkristall, der inzwischen violett zu leuchten begonnen hatte, noch weiter mit Magie füllte. Er musste langsam aufgeladen werden, damit er sich nicht überfüllte und möglicherweise eine andere Wirkung annahm.
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Neuling
Selto stand auf einem kleinen Hügel und versuchte in der Dunkelheit der Nach etwas zu erkennen, was ihm einen Hinweis auf den Verbleib seiner Kameraden lieferte. Oder ihm zumindest rechtzeitig zeigte, dass sie zurückkamen, doch weit und breit, wollte sich nichts erkennen lassen.
Schon am Nachmittag hatte er sie losgeschickt, die beiden Menschen zu suchen, oder zumindest den Weg, den sie gefolgt sind. So weit konnte sie eigentlich nicht gekommen sein, schließlich hatte der junge Kresco ihm doch beschrieben, dass er hier, also somit auch die beiden Fremden, erschienen war.
Nur war von den beiden Fremden nichts mehr zu sehn, auch Spuren schienen sie nicht hinterlassen zu haben. Es musste sie finden, nicht nur, weil er, wenn er sie nicht suchte, nichts zu tun hatte, und er hasste es nichts zu tun zu haben, sondern auch, weil er, wenn der Ke’Eldo sich mit ihm treffen würde, mehr Ruhm bekommen würde. Trotz seiner Worte dem Sohn des Ke’Eldo, dessen der keinen Namen mehr hat, gegenüber, empfand er es doch als wichtig diese Fremden zu jagen. Schließlich konnte sie seinem Volk noch gefährlich werden; und er hatte genug Zeit.
Die Zeit verging und erst spät in der Nacht berichtete man ihm, dass die Späher zurück seien. „Schickt sie sofort zu mit, ich will heute noch wissen, was sie herausgefunden haben, egal wie müde sie sein mögen!“, befahl er und setzte sich zu seinem Feuer, welches er zu Beginn der Dämmerung hatte entzünden lassen. Neben dem Lichtschein der drei anderen Feuer, wirkte der seines fast mickrig, was wohl daran lag, dass es ihm so reichte und an seinem Lagerfeuer nur er saß.
Einen Augenblick später traten Embro und Galdo, die beiden ausgesandten Späher, vor und verbeugten sich kurz, ehe sie zu berichten begannen.
„Wir haben die gesamte Gegen im Umkreis von einigen Meilen durchstreift und dabei nichts gefunden. Daraufhin wagten wir uns ein wenig weiter hinaus und haben eine Spur entdeckt, die zum Dorf der Drachenanbeter führt. Wir wissen nicht, ob sie sich darin befinden oder nur in der Nähe, weil die Zeit verlangte, dass wir zurückkehren.“, sprach Galdo und fummelte dabei nervös an seiner Klinge, die er in der rechten Hand hielt.
Einen Moment dachte der Anführer über die Worte seines Spähers nach und winkte dann mit der Hand.
„Ihr könnt geh’n! Ruht euch aus, morgen werden wir sehen, was zu tun ist!“, befahl er barsch und erhob sich wieder von seinem Feuer. Die Nacht war schon weit genug vorangeschritten, Zeit ein wenig zu schlafen.
Spät am Abend war Kresco in der Stadt der Santika angekommen und war ohne darauf zu achten, wem er begegnete, zum Palast gerannt. Oder zumindest zu dem Gebäude, welches hier als Palast bezeichnet wurde. Denn das Einzige, was es an sich hatte, wodurch es die Bezeichnung verdiente, war der goldene Vorhang in der Türöffnung der sonst sehr schlicht gehaltenen Lehmhütte. Und natürlich die Innenausstattung nicht zu vergessen, die Wächter davor sollte man auch nicht unbeachtet lassen.
Natürlich war diese Hütte auch so das größte Gebäude in der Stadt, schon allein deswegen, weil es als einziges zwei Stockwerke besaß. All dies machte sie zu einem Palast, zum Gebäude des Herrschers, seines Vaters, der Ke’Eldo, der, der keinen Namen hat.
Er musste ihm erzählen, was Selto ihm gesagt hatte und sein Vater musste irgendwas tun. Er sah sowieso schon oft genug weg und meinte dabei auch noch, dass doch alle nur sein bestes wollten. Er wollte aber kämpfen und nicht immer nur in der zweiten Reihe stehen.
Fast glaubte er schon, dass die Alten ihn nur ins Kastell schickten, damit sie wieder einmal sehen konnte, wie er versagte.
Endlich erreichte der junge Santik den Palast und betrat ihn mit einem etwas ruhigeren Gang, obwohl sein gesamtes Äußeres noch immer gehetzt und unruhig wirkte.
„He, du da! Wo ist mein Vater? Bring mich sofort zu ihm!“, befahl er der nächsten Dienerin, die ihm über den Weg lief und schupste sie leicht vor sich her, „Nun geht doch etwas schneller, es ist wichtig!“
Doch die Dienerin schwieg und verbeugte sich lediglich vor ihm, als würde sie gar nicht merken, dass er kurz davor stand, dass er es eilig hatte. Immer diese unfähigen Leute, dachte er und betrat schließlich den Raum, vor dessen Tür die junge Frau stehen geblieben war und auf den sie nun in verbeugter Haltung deutete.
Der junge Santik schritt an ihr leise grummelnd und ohne weiter auf sie zu achten vorbei.
Sein Vater saß auf einigen dicken Kissen am oberen Ende des Raums und schien sich gerade mit einem Becher voll Wein zu beschäftigen. Kresco wusste das dem nicht so ist und wie zur Bestätigung begann der Ke’Eldor auch sofort zu sprechen ohne dabei aufzublicken: „Willkommen zurück, mein Sohn! Wie es scheint warst du nicht erfolgreich. Du solltest dir dieses leise Fluchen abgewöhnen, es sagt für einen Krieger zu schnell zu viel über sein Inneres aus. Eine mächtige Waffe für den Feinde!“, sprach der Alte Santik gelassen, während seiner weißer Spitzbart, der ihm am Kinn wuchs, leicht auf und ab hüpfte. Er trug eine dunkelbraune Weste auf der verschiedene goldene Santiksymbole aufgestickt waren und dazu eine goldene Kappe, die sein blankes Haupt verdeckte. Seine Hose, die ihn bis zu den Knien ging, war ganz in Silber gehalten. Er wirte wie ein verwirrter alter Mann, der nicht mehr zu wissen schien, wie man ein gutes Aussehen wahrte. Doch sein linkes Auge blitze immer noch gefährlich, während das rechte eine dicke Narbe überzog, die bis zum Wangenknochen reichte. Er war vielleicht ein alter Mann, doch besaß er die Aufmerksamkeit eines Raubvogels und selbst der Verstand eines Gottes hätte nicht schärfer sein können.
„Wie ihr meint Vater!“, war alles was Kresco im ersten Moment sagen konnte. Irgendwie hatte er gehofft, dass das Alter ihm langsam zu zusetzen begann, doch schien es als wollte sein Körper sich einfach nicht schwächen lassen. „Ich habe die Frau gefunden, doch der Ausweg aus dieser fremden Welt erschien zu früh und verdarb mit meinen Sieg.“
„Ein wahrer Krieger lässt sich nicht aufhalten, egal wie sich die Situation verändert!“, noch immer blickte er nicht von seinem Becher auf und besaß auch noch die Frechheit nicht einmal wütend zu klinge, ja sogar nicht einmal enttäuscht; nur hart, härter als ein Schwertstreich direkt ins Herz.
„Ich konnte es nicht tun. Zu viele Faktoren schienen diesen Tag zu beeinflussen. Pranken erschienen aus dem nichts und griffen nach mir. Was hätte ich tun sollen?“, brachte der junge Santik hervor.
„Du hättest vieles tun können. Es gibt immer mehrere Wege. Doch genug davon. Wir haben gesagt, dass es deine letzte Chance sei, doch bin ich bereit, dir noch eine zu gewähren, denn sonst wird dein jüngerer Bruder deinen Platz einnehmen. Brich schon morgen zu dem Tempel der Drachen auf und versuche herauszufinden, was die wahren Ziele der Mensche dort sind. Ebenso wie sie es schaffen wollen, die alte Macht zu aktivieren. Wir werden uns ebenfalls in einige Tagen auf den Weg machen!“, sprach’s und hob endlich seinen Blick, der wie ein Messer in die Seele des jungen Santik stach. Dieses Mal meinte er es ernst, dass es seine letzte Chance war.
„Wie der Ke’Eldo befiehlt, so werde ich gehorchen!“, Kresco verbeugte sich und verließ den Raum. Wieder hatte er sich nicht beschwert, was Selto getan hatte und wieder würde er ihn ungestraft davon kommen lassen. Er war ebenso ein Narr wie alle anderen, und schwach wahrscheinlich dazu. Umso schlechter für die Menschen, dass er das nun wusste…
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Dragonlady war etwas fassungslos, als Ardescion ihr davon berichtete, dass sie beobachtet wurden. Sie selbst hatte nichts davon gespürt, doch zweifelte sie keinen Augenblick an seinen Worten. Fragend sah sie auf den Bergkristall in seiner Hand, den er mit magischer Energie auflud, doch seine Worte über das Betreten des fremden Tors hatten sie nachdenklich gestimmt. Er mochte recht haben. Wahrscheinlich würden zwei Eindringlinge nicht unbedingt mit rotem Teppich und einem Festmahl begrüßt werden. Aber was nun? Was sollten sie tun? Wohin würde der Weg führen? Sie war sich durchaus nicht sicher, ob nicht überall hier Gefahren lauerten.
Nachdenklich sah sie in die Nacht, um eine Idee bemüht, irgendeine, denn hier herumzustehen brachte sie auch nicht weiter. Zumal sie sich im Klang der unaufhörlichen Trommeln immer unwohler fühlte. Es war, als würde der stete Rhythmus alles andere, jeden Gedanken, jeden Atemzug übertönen und vereinnahmen, zu einem Teil des unbarmherzigen Klangs machen. Sie hatte
diesen Klang schon gehört. Und einst hatte sie gewußt, was er bedeutete. Wenn sie sich nur erinnern könnte.
Die Welt verschwamm vor ihren Augen. Wirbelte um sie herum und wieder saß sie auf La'etor, flog durch die Lüfte, eins mit dem schwarzen Drachen. Zog in den unausweichlichen Krieg, der geführt werden musste. Mussten Kriege geführt werden? Gab es nie, niemals eine andere Lösung? "Wird man sich an uns erinnern? Wie wir gekämpft und gelebt haben? Wie wir geliebt haben und wie frei wir unter dem Himmel flogen? Oder werden unsere Namen mit unseren Knochen einst in Vergessenheit geraten sein? Und wenn nicht, wird man uns preisen oder verfluchen für unsere Taten?"
So schnell, wie es geschehen war, verging der Moment auch wieder und Dragonlady befand sich erneut in dieser fremden Welt, vor Ardescion stehend, der sie fragend anblickte und wohl auf eine Antwort wartete. Sein Blick wirkte mittlerweile leicht besorgt, doch aus welchem Grund konnte sie nicht sagen. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, dass die Vergangenheit sie erneut eingeholt hatte.
Um einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck bemüht, erwiderte sie: "Ja, vielleicht hast Du recht. Es mag im Augenblick unklug sein, diese Zuflucht der Leute einfach so zu betreten. Doch wohin gehen wir? Was sollten wir als Nächstes machen. Hast Du irgendeine Idee?" Ihre Stimme klang flach, gepresst. Sie merkte es selbst, konnte es aber nicht ändern. Sie war müde. Einfach nur müde und doch mussten sie weiter. Es gab keinen anderen Weg.
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Lehrling
"Verdammt! Wie hatte er es nur merken können, wo sie doch so vorsichtig gewesen war", dachte die nebelhafte Erscheinung, die einst Alana von Athala gewesen war, verärgert. Dieser Beliar-Priester, der seinen wahren Rang verheimlichte, war eindeutig nicht zu unterschätzen. Die Prophezeite, die Erwartete hatte sie täuschen können, ihn aber nicht. Er hatte ihre Anwesenheit gespürt und das war nicht gut. Gar nicht gut, denn es bedeutete, dass sie künftig noch sehr viel vorsichtiger würde sein müssen, jetzt, da er mißtrauisch geworden war.
Er würde seiner eigenen Wahrheit folgen, seinen eigenen Weg gehen und sich nicht beirren lassen. Solche Menschen waren gefährlich, weil sie sich weder täuschen noch lenken ließen. Diese Art Mensch würde grundsätzlich nur einem Pfad der Ehre folgen und Vorspiegelungen durchschauen. Und es war auch genau die Art von Mensch, die für einen Freund in den Tod gehen, einen Feind aber unbarmherzig bekämpfen würden.
Wenigstens war es ihr gelungen, Dragonlady wieder einmal in die Vergangenheit zu schleudern, wenn auch nur für wenige Minuten. Sie wußte nicht einmal, in welchen Teil sie die andere geschickt, nur, dass es funktioniert hatte.
Und sie wusste nun, dass sie schleunigst den ebenfalls wieder gekehrten Großdrachen würde finden müssen. Vor der anderen. Sie wußte nur noch nicht, wie sie ihn unter Kontrolle bekommen sollte. Jeder Drache war von Geburt an für nur einen einzigen Menschen erwählt. Ebenso wie jeder Mensch nur für einen einzigen Drachen vorherbestimmt war. Starb einer der beiden, war der andere vernichtet. Verdammt, ein halbes Dasein zu führen. Insofern war die Chance verschwindend gering, dass La'etor sie auch nur annähernd akzeptieren würde. Und leider war es ebenso wahrscheinlich, dass er mit der Intelligenz und Weisheit der Drachen jede Lüge, jeden Betrugsversuch von vornherein durchschauen würde. Doch konnte er ihr, die sie gefangen zwischen Zeit und Ewigkeit war, überhaupt etwas anhaben? Sie würde es herausfinden müssen.
Noch einmal warf sie einen Blick zurück, wollte abwarten, ob dieser Ardescion etwas über die geplanten nächsten Schritte sagte, bevor sie ihre eigenen überdenken konnte. Also wartete sie.
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Neuling
Leise pulsierten die Stränge an seinem Körper, welche in unterschiedliche kaum zu ergründende Richtungen führten. Ein Herzschlag nach dem anderen, doch war es nicht sein eigener, sondern der jener, deren unwirtliche Magie ihn hier gefangen hielt. Vielleicht war es die Magie seines eigenen Volkes, die Magie der Santika oder doch nur irgendeine Fremde, die einfach Freude daran empfand, ihn hier zu binden.
Wie schön war es doch einst gewesen, durch die weißen Wolken zu gleiten und, egal ob es regnete oder schneite, der Sonne nahe zu sein.
Er wusste, dass diese Magie ihn hier ewig festhalten würde, weil er sich nicht mehr dagegen wehren konnte. Vielleicht würde er das irgendwann können, schließlich war er wieder erwacht, nach all den Jahrhunderten in denen er im Traum des Nichts wandelte und hoffte zu erwachen. Vielleicht brauchte er nur wieder zu hoffen, endlich wieder eine Gestalt zu besitzen, an die Kraft eines Menschen gebunden.
Ein Grummeln schlich durch seine Gedanken und er versuchte seinen Kopf zu heben, doch die Stränge drückten ihn wieder herunter; er musste sich eingestehen, dass er schwach war, trotz seiner einstigen Stärke. Vielleicht lag es auch nur daran, dass seine eigene Magie blockiert war, oder daran, dass sein Geist noch immer zum Teil in einem Traum gefangen war.
Er versuchte durch die Stränge, die ihn umgaben, etwas sehen zu können, doch alles was er sah war verschwommene Schwärze, so endlos wie die Nacht.
Er brüllte so laut er konnte, rief seine einstige Magie herbei und versuchte mit aller Kraft sich zu erheben. Einige Stränge begannen zu erzittern und für einen kurzen Moment schien der Puls außer Kontrolle zu geraten, doch dann kehrte wieder Stille ein. La’etor schloss die Augen wieder. Der Tag würde kommen, an dem er wieder flog.
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