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Marcello & Dexter
Marcello war entzückt, versuchte jedoch dies zu verbergen. Diese sachte Zucken von Margalis Mundwinkeln, ließ ihn einen Großteil seiner Selbstbeherrschung kosten. Sie schien genau zu wissen, dass er sie mochte und dennoch ließ sie wenig von ihren eigenen Gefühlen erahnen. "Wisst Ihr, Margali. Mein kleiner Gefährte hier", kurz steichelte er Dexter über den Kopf, "hat Euch wirklich in sein Herz geschlossen, wie es scheint, ihr werdet ihn wohl eine Weile nicht mehr los werden." Der Gaukler erwiderte das schelmische Funkeln, das von der rothaarigen Frau ausging, die gerade ihrem Kater ein Stück Trockenfleisch kredenzte. So ist richtig, dachte sich Marcello, wenn dann essen alle zusammen.
Der Gaukler versuchte nicht zu schwärmerisch sie anzugucken, was ihm fast wieder misslang, als Margali ihre travianische Güte zeigte und Daarin trotz ihrer Vorliebe für Honig etwas von dem Met übrig lassen wollte. "Zu gütig von Euch, oh edle Dame", Margali hatte damit angefangen, dass ihre Dienerschaft beurlaubt war, er würde sie weiter anreden, als wäre sie von Stand und Würde. Mit einem Mal wurde sie etwas ernster.
"Um ehrlich zu sein… ich habe eine Theorie was eure Wunde betrifft. Aber ich bin vermutlich noch weit davon entfernt eine Heilung dafür zu kennen. Hm…" Während sie das sprach stippte sie etwas von dem Brot in die Einbeerentunke und mampfte ungehörig, wie ein Thorwaler, der mehere Monde lang gefastet hatte. Dabei verirrte sich etwas von dem Einbeerenmousse an ihren vollen, roten Lippen. Der Gaukler kam sich vor wie bei einem phexischen Geduldsspiel, doch diesesmal konnte er nicht an sich halten.
"Natürlich...die Wunde...aber entschuldigt kurz, wenn ihr erlaubt, ihr habt da etwas..." Vorsichtig nahm Marcello seinen Zeigefinger und strich damit den Mousse von Margalis Lippen, lutschte den Rest etwas verlegen selbst weg. Er sah ihr in die Augen, merkte ein starkes Funkeln von ihnen ausgehen, wenn er nicht bald etwas tat, würde er nicht mehr lange an sich halten können. "Die Wunde...ihr spracht von der Wunde...ja, ihr habt schon mal eine Idee, das ist doch schon mal ein Anfang...ich würde jetzt auch nicht erwarten, dass ihr jetzt gleich..." Schnell trank der blonde Gaukler etwas von dem Met nach, damit er sich nicht noch mehr in verstümmelte Sätze redete.
Sie sprach weiter über Matthias, wie er sie auf seine Wunde angesprochen hatte. Marcello fühlte sich immer wohler auf diesem Schiff. "Matthias, der blonde Herr, von dem Ihr spracht, ist ein sehr fürsorglicher Herr, ich schätze ihn sehr und würde sicher einiges für ihn tun, wenn er in Gefahr wäre." Margali sprach weiter davon, dass sie die Wunde gerne untersuchen würde. "Gerne doch, Ihr habt wie gesagt mein Vertrauen. Wenn ihr wollt...könnt Ihr auch die Nacht über mich wachen, wie wir es schon einmal abgesprochen hatten." Schnell sah Marcello woandershin, sprach dann gleich weiter um eine peinliche Situation zu vermeiden, da es ja beinahe so klang, als würde er sie fragen, ob sie mit ihm die Nacht verbringe. "Natürlich nur, damit Ihr meinen Schlaf bewachen könnt...wie Ihr es vorhattet...äh..." Am liebsten hätte Marcello sich selbst geohrfeigt, was war nur mit ihm los, er war doch sonst nicht so.
Später sprach sie vorsichtig davon, dass zuviel Enthusiasmus seiner Wunde schaden könnte. Ihr war bewusst, dass er auf seine Beweglichkeit angewiesen war, aber konnte sie das wirklich verstehen? Wenn er seine Beweglichkeit nicht mehr hatte, war er nichts weiter als ein streunender Vagabund, ein heimatloser ohne Talent und Besitz, er wäre wahrscheinlich ein Bettler. "Das seht Ihr ganz richtig, meine Beweglichkeit ist mein täglich Brot, wird es eingeschränkt, könntet Ihr auch einem Ritter sein Schwert, einem Zwerg seinen Bart..." Einen kurzen Augenblick blickte Marcello zu Utram herüber, vergaß kurz seine schwärmerische Gedanken für Margali, "einem Holzfäller seiner Axt und einer Zauberin ihre Magie nehmen..." Verwirrung breitete sich in Marcellos Kopf aus. Er sah auf das Glas, das sie auf dem Deck abgestellt hatte, merkwürdige dunkle, wurmartige Kreaturen wanden sich darin. Als sie ihn dann noch auf seinen Wunsch zum nahen Kampf ansprach, versackte der Hauch Rahjas, der sie beide umgeben hatte noch etwas mehr.
"Ihr müsst verstehen, als ein Mann des fahrenden Volkes, als ein Gaukler von Beruf, war es stets meine Pflicht mit den anderen den eigenen Wagenzug zu verteidigen. Es gehört für mich zu der Kameradschaft einer Gruppe, dem anderen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, also auch den Stab oder die Klinge herzuhalten, falls der andere nicht parieren kann oder in Not ist." Marcello wollte beinahe aufstehen, vergaß sich um ein Haar beinahe selbst, doch dann sah er wie der kleine Affe Dexter seinen Kopf in seinen Schoß gelegt hatte und ihn aus traurigen Augen ansah. Er mochte es nicht, wenn sein Herr sich in Rage redete. "Oh verzeiht, Margali...vielmals. Ich hab mich selbst vergessen. Natürlich ihr habt recht...ihr müsst wissen..." Marcello schluckte, sprach mit brüchiger, aber ehrlicher Stimme. "...ich war einst der beste Kämpfer unseres Zuges...vor dieser...Wunde...die anderen blickten mit Stolz zu mir auf...ich war es, der seiner kleinen Schwester die Grundgriffe mit dem Stab zeigte...es erfüllt mich mit Schmach wie ein Krüppel in diesen Dingen, in denen ich stets gut war, nun beschnitten zu sein. Ich komme mir vor wie ein Vogel mit gestutzten Flügeln, als hätte jemand einem Großteil der Welt die bunten Farben geraubt." Eine Aura der Trauer umgab den Gaukler, er gab Dexter einen Klapps und der machte sich auf und huschte nach dem Verzehr der Nüsse weiter über das Deck, während Marcello den sorgenvollen Blick Margalis standzuhalten versuchte.
Dexter
Mit vollem Magen hüpfte der kleine Affe von seinem Herrn etwas weg. Er ging wieder zu diesem freundlichen Wesen, was ihm vorhin so nett Laut gegeben hatte. Das Wesen schien etwas funkelndes auf einem runden Stück Holz gelegt zu haben, kurz sah er zu seinem großen, blonden Freund hinüber, der schien jedoch keine Hinweise darauf zu geben, diese haben zu wollen oder er bemerkte es nicht. Einen kurzen freudigen Laut von sich gebend stand er vor der Gestalt und kuschelte sich ein paar mal spielerisch um die Füße.
Geändert von hangingtree (21.09.2010 um 16:32 Uhr)
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