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[Story]Zweisamkeit
Diese Geschichte ist John ( ) gewidmet.
Tut mir leid, dass sie nicht „Dreisamkeit“ heißt, John, aber der Titel wird so schon nicht allzu viel mit der Story zu tun haben, fürchte ich. Um deine anderen Wünsche musst du dir allerdings keine Sorgen machen.
Geändert von MiMo (30.03.2017 um 16:02 Uhr)
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Alltag einer Dirne
Ein lautes Stöhnen, ein letztes Aufbäumen, ein heftiges Zucken.
Dann war es vorbei.
„Bis zum nächsten Mal, Süßer.“
Kaum war die Tür zugegangen, sprang sie vom Bett auf. Die meisten mochten denken, ihre Arbeit sei in dem Moment vorbei, in dem der Kunde den Raum verließ. Für sie fing damit die eigentliche Arbeit erst an. Musste sie sich davor nur winden und stöhnen und keuchend versichern, wie gut er doch war und dass sie niemand zuvor je so geil gemacht habe, hieß es jetzt, blitzschnell alles wieder herzurichten. Bromor erwartete von seinen Angestellten, dass sie nach spätestens zehn Minuten bereit waren für den nächsten Kunden und so musste sie sich nun beeilen.
Rasch griff sie unter das Bett und zog einen alten Lappen darunter hervor, mit dem sie sich gründlich zwischen den Beinen säuberte und auch noch einmal über das Laken fuhr. Der Lappen musste noch aus ihren ersten Tagen in der Laterne stammen und war mittlerweile steif wie ein Brett. Oft hatte sie Bromor nach einem neuen gefragt, doch der alte Geizkragen hatte ihr keinen geben wollen. Sie seufzte und warf den alten Lappe wieder unter das Bett. Aus gutem Grunde bewahrte sie ihn dort auf, wo ihre Kunden ihn nicht zu Gesicht bekamen. Sicher mochte es den einen oder anderen geben, den dies anturnte – sie hatte in ihrer Laufbahn schon so manche seltsame Neigung kennengelernt – doch im Großen und Ganzen hätte es ihre Kunden wohl eher abgeschreckt als angezogen.
Nun marschierte sie in eine Ecke des kleinen Raumes, wo ein Eimer Wasser stand. Sie griff mit den Händen in das Wasser und fuhr sich damit anschließend über den Körper, befreite ihre Haut vom Schweiß.
Als nächstes trat sie wieder an das Bett heran, schüttelte Laken und Kissen auf und glättete den Stoff des Bezugs. Auch in diesem Falle mochte es wieder Ausnahmen geben, doch die Mehrheit der Kunden schätzte ein ordentliches Bett, dem man nicht auf den ersten Blick ansah, was hier noch vor wenigen Minuten alles vorgefallen war.
Als sie damit fertig war, wandte sie sich ihrem Nachttisch zu, auf dem eine kleine, einfache Haarbürste lag. Mit dieser stellte sie sich vor den Spiegel und brachte ihr feuerrotes Haar, welches aussah als habe sie kürzlich Bekanntschaft mit einem Orkan gemacht, wieder in Ordnung. Ja, Bromor legte Wert darauf, dass seine Mädchen gepflegt aussahen. Dennoch war der Begriff „Ordnung“ in diesem Falle relativ. Es war ihr ohnehin nie möglich gewesen, ihre Lockenpracht zu zähmen und so hatte sie dies schon vor Jahren aufgegeben und stattdessen angefangen, ihre Mähne so zu kämen, dass sie das Wilde und Raubtierhafte, das ihre Kunden so an ihr schätzten noch unterstrich.
Zu guter Letzt bückte sie sich und hob ihre Kleider vom Boden auf – falls man diese überhaupt so nennen konnte, denn sie offenbarten mehr als sie verbargen. Schnell schlüpfte sie in das knappe Höschen und band sich den fast durchsichtigen Stoff um die Brust.
Nun war sie fertig. Noch einmal ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen, prüfte ob sie auch ja nichts vergessen hatte – sie wusste, dass die Freier mitunter ein Kleidungsstück wie eine Socke zurück- oder Flecken auf dem Boden hinterließen. Dann besah sie sich noch einmal prüfend im Spiegel. Feuerrote, wild um die nackten Schultern fallende Locken und smaragdgrüne Augen – genau sie waren es, die ihr die von den Kunden so geschätzte Raubtierhaftigkeit verliehen. Auch ihre Formen, ihre weiche Haut und das, was der durchsichtige Stoff nicht verbergen konnte, ließen sich sehen – sie war durchaus stolz auf das, was sie besaß.
Sie nickte zufrieden und wandte sich zur Tür um. Nicht länger als zehn Minuten hatte sie für alles gebraucht – wie Bromor es verlangte. Sie war die schnellste unter den Freudenmädchen, wenn es darum ging, alles wieder herzurichten und für den nächsten Kunden bereit zu machen. Fünf Jahre machte sie dies nun schon und hatte sich in jener Zeit perfektioniert, den passenden Rhythmus gefunden. Es war Routine geworden.
Natürlich war auch alles, was davor kam Routine: Ein bisschen mit der Hüfte und den höher gelegenen Attributen wackeln, um die Kunden auf sich aufmerksam zu machen; mit dem Kunden hinauf aufs Zimmer gehen; ihm die Hose herunterziehen und ehrfürchtig seine immense Größe loben; Stöhnen und Keuchen; ihm erzählen, dass er besser war als alle anderen zuvor und ihn schließlich in freudiger Erwartung auf seinen nächsten Besuch hinausgeleiten. Das Ganze mit einigen Variationen je nach den Vorlieben der Kunden – und sie verstand es, diese Vorlieben schon beim ersten Besuch zu erkennen, sie ihnen geradezu von den Augen abzulesen.
Ja, es war Routine. Es war die selbe Routine, mit der ein Schmied auf ein Stück Stahl einhämmerte oder ein Alchemist in einem Kessel herumrührte. Eine völlig professionelle Routine, der man diese nicht anmerkte, die sich keine Blöße gab. Und sie war eine Meisterin darin, es sich nicht anmerken zu lassen.
Gut gelaunt schlenderte sie den Gang entlang auf die Treppe zu. Sie kam an einer verschlossenen Tür vorbei, aus der in schneller Abfolge spitze, monotone Schreie drangen. Ihre Lippen kräuselten sich. Ebenso wie sie selbst war Nadja alles andere als ein hässliches Scavengerlein. Auch war Nadja nicht ungeschickt und beherrschte so manche Stellung – die Freudenmädchen kannten die Fähigkeiten der anderen, hatten sich alle schon gegenseitig in Aktion erlebt, kam es doch immer mal wieder vor, dass sie zu mehreren einen Kunden bedienen mussten. Doch wenn Nadja eine Schwäche hatte, dann war es dieses alberne, spitze Geschrei. Sie war einfach nicht in der Lage, echte Lust oder gar einen echten Orgasmus vorzutäuschen. Nein, ihre Schreie klangen eher lächerlich als erregend.
Sie schlenderte weiter.
Vanja konnte schreien, das hörte sie nun einmal mehr, als sie an ihrer Tür vorbeikam. Doch sie wusste auch, dass damit das Ende ihrer Fähigkeiten auch schon wieder erreicht war. Vanja war eine begnadete Schauspielerin und auch keineswegs hässlich – noch dazu wurden Kunden von ihrem exotischen Äußeren angezogen – doch vom Gefühl her hätten es ihre Freier auch mit einer Leiche treiben können. Diese zumindest hätte sich genauso bewegt und auch ebenso viele Stellungen beherrscht wie Vanja.
Die letzte Tür war offen. Sonja machte gerade ihr Bett. Sie brauchte immer lange, hatte nie einen Rhythmus gefunden. In dem, worum es in ihrer Profession eigentlich ging, hatte sie dagegen durchaus Talent, doch war sie dafür nicht mit einem solch ansprechenden Körper gesegnet wie ihre Kolleginnen – und dies änderte sich nicht unbedingt mit zunehmendem Alter.
Sie bog nun um die Ecke, stieg die Treppe hinunter und summte dabei vor sich hin. Ja, sie war gut gelaunt. Sie war häufig gut gelaunt, genoss das Leben in vollen Zügen. Sie war die Beste und ihre Kunden liebten sie. Und ihr machte ihr Beruf Spaß. Nicht, dass es sie sonderlich erregt hätte. Nein, für sie gab es einen klaren Unterschied zwischen beruflichem und privatem Sex und ersterer vermochte es für gewöhnlich nicht, sie zu erregen. Sie war auch viel zu professionell als dass sie das zugelassen hätte. Nein, sie achtete sehr darauf, keinerlei Bindung zu ihren Kunden aufzubauen, nicht einmal zu jenen, die sie ansprachen oder mit denen sie sich unter Umständen auch privat eingelassen hätte. Nein, ihre Arbeit war für sie nicht mit der geringsten Erregung verbunden, bereitete ihr keine Lust und bescherte ihr keine Höhepunkte – wenngleich sie dies alles meisterhaft vorzutäuschen vermochte. Dennoch machte es ihr Spaß, machte Spaß wie ein Beruf Spaß machte, für den man geschaffen war, den man mochte. Nicht nur, dass sie es als Herausforderung betrachtete, ihren Kunden die Wünsche von den Augen abzulesen, ihnen vorzutäuschen, die größten Stecher zu sein und sie völlig zufriedenzustellen, sie vollkommen zu befriedigen, nein sie fand es auch interessant. Sicher hätten viele normale Frauen ihre Einstellung nicht verstanden, ja sich gar davor geekelt, doch sie fand es interessant. Man lernte Leute kennen wie in kaum einem anderen Beruf. Ja, man lernte sie vielleicht sogar besser kennen als in jedem anderen Beruf und dabei dachte sie nicht unbedingt an all die seltsamen Neigungen und Vorlieben, die man kennenlernte, wenngleich auch dies sicherlich auf eine bizarre Weise interessant war. Nein, man konnte die Menschen in diesem Beruf auch auf eine sehr persönliche, sehr intime – und dies nicht im Sinne des eigentlichen Geschlechtsakts – Weise kennenlernen. Mitunter schütteten sie sogar ihr Herz aus, erzählten etwas von sich, ihrem Privatleben. Sie vertrauten sich ihr an, wollten von ihr nicht nur in einer Hinsicht umsorgt und befriedigt werden. Ja, manchmal hatte sie das Gefühl, für einige gar den Beichtstuhl zu ersetzen.
Doch, ihre Arbeit machte ihr Spaß. Sicher, es mochte schlechte Tage geben, mochte Kunden geben, bei deren bloßen Anblick sie sich hätte übergeben können und es war auch nicht immer gewesen wie jetzt. Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr arbeitete sie nun bei Bromor und anfangs war es kein Vergnügen gewesen. Doch im Großen und Ganzen hatte sie Spaß, konnte über ihr Leben nicht klagen und wollte es gegen kein anderes mehr eintauschen.
„Ah, Lucia, da bist du ja endlich!“
Geändert von Jünger des Xardas (15.10.2009 um 15:28 Uhr)
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Ein seltsamer Kunde
Bromor stand hinter der Theke, rieb sich die Hände. Der Zuhälter gehörte zu den wenigen Dingen, die Lucia an ihrer Arbeit nicht mochte. Dennoch ließ sie sich jetzt nicht die gute Laune verderben.
Dies sollte erst dem Mann gelingen, der nun von hinten an sie herantrat, ihr eine Hand auf den Hintern legte und lüstern in ihr Ohr flüsterte: „Da ist ja meine Kleine“, wobei ihr fauliger Atmen entgegenschlug. Lucia verzog das Gesicht. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sie es hier mit einem ihrer ungeliebtesten und zugleich einem ihrer Stammkunden zu tun hatte.
Eine fleischige Hand legte sich auf ihre linke Brust. Wurstige Finger begannen unbeholfen auf ihrer Brustwarze herumzudrücken.
„Na, hast du mich vermisst?“ Schiefe Zähne bissen schmerzhaft in ihr Ohrläppchen. „Du hast dich doch bestimmt nach mir gesehnt, nicht? Ja, du brauchst mal wieder nen Mann, der dich ordentlich durchnimmt“, zischte Boholt grinsend, während er mit seiner großen, rauen Zunge über ihren Hals fuhr.
Lucia zwang sich zu einem Lächeln. „Aber klar doch“, sagte sie mit zuckersüßer Stimme und hauchte dann: „komm, gib Bromor sein Geld. Ich kann es nicht mehr erwarten – dann hab ich es schnell hinter mir“, fügte sie in Gedanken hinzu.
Boholt hob den Kopf und blickte Bromor an, der hinter dem Tresen stand und sein schleimigstes Grinsen aufgesetzt hatte. „Hast es ja gehört, deine Kleine sehnt sich nach meinem Großen.“ Er lachte über seinen eigenen Witz und griff sich mit der Hand, die eben noch auf Lucias Brust gelegen hatte, an den Gürtel. Die andere behielt er, wo sie war, während er an einem Geldbeutel herumnestelte. „Gleich bekommst du, was du brauchst, kleine Schlampe“, sagte er grinsend und kniff ihr grob in den Hintern.
Lucia machte gute Miene zum bösen Spiel. Ihr war es ein Rätsel, wie sie Boholts wöchentlichen Besuch hatte vergessen können. Jede Woche musste sie ihn über sich ergehen lassen. An ihr konnte er sich austoben, während außerhalb der Laterne ihn keine Frau auch nur freiwillig angeschaut hätte. Doch das war nun einmal die Kehrseite ihres Berufs. Und verdammt, sie war ein Profi! Also ließ sie sich nichts anmerken, tat als gäbe es für sie keine schönere Vorstellung als von ihm behandelt zu werden wie ein Ding, an dem er sich einfach befriedigen konnte, wenn ihm der Sinn danach stand.
Boholt nestelte noch immer an seinem Geldbeutel und hinter der Fassade des schleimigen Lächelns erkannte Lucia Bromors Ungeduld – sichtbar nur für jemanden, der den Zuhälter wirklich kannte; und sie kannte ihn – als sie plötzlich eilige Schritte vernahm.
Sie wandte den Kopf und sah einen Mann an dem überraschten Borka vorbeistürzen. Der Fremde blieb in der Mitte des Raumes stehen und sah sich mit gehetztem Blick um.
„Willkommen!“, hob Bromor an. „Ich bin Bromor und ich freue mich…“
Der Fremde warf einen Blick zur Tür hinaus, dann trat er an die Theke. „Schnell, ich brauche ein Zimmer.“
„Sicher, sicher, such dir nur ein Mädchen aus“, sagte Bromor in dem üblichen überfreundlichen Tonfall, den er nur Kunden gegenüber verwendete.
„Ich brauche nur ein Zimmer.“
„Kein Mädchen, kein Zimmer“, erwiderte Bromor und runzelte nun leicht misstrauisch die Stirn.
„Dann…“ Der Fremdling blickte sich gehetzt um. Sein Blick fiel auf Lucia, das einzige der Freudenmädchen, das gerade anwesend war. „Sie! Ich nehme sie!“
„He!“ Boholt packte sie bei der Schulter und zog sie besitzergreifend an sich heran. „Die Kleine hier gehört mir, klar?!“
„Ich zahle für sie“, sagte der Fremde entschlossen und warf einen schweren Geldbeutel auf die Theke.
Bromor nahm den Beutel leicht irritiert entgegen und öffnete ihn. Dem Zuhälter schienen die Augen aus dem Kopf zu fallen. „Das… das… Okay… Nimm sie… nimm alle meine Mädchen!“
„Was?! Moment, das kannst du mit mir nicht machen!“, stieß Boholt aus.
„Das sind meine Mädchen und ich kann mit ihnen machen, was ich will!“ Lucia verzog das Gesicht. Nicht, dass sie nicht froh gewesen wäre, Boholt loszuwerden, aber sie mochte es nicht, wenn Bromor sie wie sein Eigentum behandelte.
Der Fremde war inzwischen schnellen Schrittes herangekommen, hatte sie am Arm gepackt und war im Begriff, mit ihr die Treppe hinaufzusteigen.
„Moment, Freundchen.“ Boholt packte das Hemd des Fremden, ballte die Faust. Im nächsten Moment hatte er ein Messer an der Kehle.
„Sei vorsichtig“, zischte der Fremde. „Glaub mir, du willst dich mir nicht in den Weg stellen.“ Boholt zitterte am ganzen Leib, schien nicht fähig, ein Wort zu sagen.
Der Fremde ignorierte dies. Er ließ Boholt stehen und marschierte schnellen Schrittes mit Lucia die Treppe hinauf.
„Na der hat es ja eilig“, dachte sie sich. Seltsam verhielt er sich ja schon, aber sie war schließlich einiges gewohnt. Und Hauptsache, sie war von Boholt befreit.
Während sie den Gang entlanggingen, verlangsamte der Fremde seine Schritte ein wenig und Lucia musterte ihn genauer. Er sah gar nicht schlecht aus. Groß, schlank, ganz kräftig, soweit sie das einschätzen konnte, das Haar dunkel, die Augen dafür blau und stechend, das Kinn stoppelig und schlecht rasiert.
„So, da wären wir, Süßer“, sagte sie und ließ ihn an sich vorbei in ihr Zimmer. Sie trat hinter ihm ein, schloss die Tür, drehte den Schlüssel im Schloss herum. Der Fremde schien ein wenig aufzuatmen, blickte sich aber weiter wachsam um.
Langsam drehte Lucia sich nun dem Fremden zu, lächelte verführerisch. Dann kam sie langsam auf ihn zu, schwang dabei die Hüften, auf jene Art, welche die Männer nach all ihren bisherigen Erfahrungen verrückt machte.
Der Fremde schien abwesend, auch als sie direkt vor ihm stand, ihren Körper an seinem rieb, mit der Hand eine ganz bestimmte Stelle zwischen seinen Beinen massierte und ihm dabei zuflüsterte, wie heiß er sie doch mache.
Anscheinend ein harter Brocken. Ihr Ehrgeiz wurde geweckt. Sie hatte bis jetzt noch jeden geil gemacht!
Langsam ging sie in die Knie, zog ihm die Hose herunter. „Wow, so einen Riesenprügel hab ich ja noch nie gesehen!“ Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber mit diesem Spruch hatte sie schon wesentlich kleinere Exemplare bedacht.
Plötzlich wandte ihr der Fremde ruckartig den Kopf zu. Zum ersten Mal schien er sie wirklich anzusehen, schien sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu besitzen.
„Steh auf, Kleine.“
Während Lucia der Aufforderung mit gerunzelter Stirn nachkam, wandte ihr Kunde sich ab und ließ seinen Blick über die Einrichtung schweifen.
„He, ich will dir ja nicht reinreden“, sagte sie nach einigen Momenten des Schweigens, „aber immerhin hast du für den Spaß bezahlt. Wär’ doch schade drum, oder?“
Langsam wandte der Fremde sich wieder um. Seine durchdringenden, blauen Augen fixierten die ihren und ein kalter Schauer lief ihren Rücken herab. Langsam wanderte sein Blick über ihren Körper und aus den Augenwinkeln stellte sie fest, dass das, was er sah, ihn nicht kalt ließ. Schließlich schien er kaum merklich mit den Schultern zu zucken, packte sie bei der Hüfte, warf sie aufs Bett und stürzte sich auf sie.
Lucia schrie auf. Es war ihr gelungen. Keiner konnte ihr widerstehen.
Der Fremde zog sich das Hemd über den Kopf, ließ es neben das Bett fallen. Lucia spürte eine Hand, die ihre Brust massierte. Der Fremde schien gar nicht ungeschickt. Geschickter jedenfalls als Boholt. Doch wo war die andere Hand? Lucia drehte den Kopf, sah sie aus dem Bett hängen und in dem Hemd herumwühlen. Als der Fremde dies bemerkte, zog er sie rasch zurück ins Bett, ließ sie zwischen ihre Beine gleiten.
Seine Lippen suchten die ihren, doch sie stieß seinen Kopf von sich. „He, was sollte das?“ „Keine Küsse, Süßer, zumindest nicht dahin.“
„Was?...“
Lucia lachte. „Bist wohl zum ersten Mal im Puff, was? Also pass auf: Du kannst dich austoben, aber geküsst wird nicht.“
Kurz blickte er sie noch überrascht an, dann zuckte er mit den Schultern und begann mit dem, wofür er bezahlt hatte.
Ein lautes Stöhnen, ein letztes Aufbäumen, ein heftiges Zucken.
Dann war es vorbei.
Der Fremde kletterte aus dem Bett. Auf dem Boden kniend griff er nach seinen Kleidern, beugte sich seltsam weit vor, während er sie zusammensuchte.
Lucia schaute ihm interessiert zu.
Dann erhob er sich ruckartig, streifte sich seine Kleider über. Bevor er ging, warf er ihr noch einen Blick zu, musterte ihren nackten Körper. Dann jedoch öffnete er die Tür.
„Bis zum nächsten Mal, Süßer!“ rief Lucia ihm noch nach, dann war er verschwunden.
Dieses Mal beeilte sie sich besonders, sie wollte so schnell wie möglich wieder hinunter.
„Womit hat er bezahlt?“, fragte sie aufgeregt und ein wenig keuchend, als sie wieder unten stand. Bromor blickte auf. Kurz starrte er sie an, dann griff er unter den Tresen und streckte ihr seine Hand hin. Sie traute kaum ihren Augen. Dort auf Bromors Handfläche funkelte ein gutes Dutzend Goldstücke. Schnell verstaute der Zuhälter sie wieder dort, wo er sie eben herausgeholt hatte. „Ich will doch hoffen, du hast dich gut um ihn gekümmert.“
„Natürlich, du kennst mich.“
„Ich will es hoffen. Verdammt, wenn der Kerl wiederkommt, bin ich ein gemachter Mann.“
Geändert von Jünger des Xardas (15.10.2009 um 15:27 Uhr)
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Spiel und Ernst
Lucia tanzte.
Es war Abend. Zwei Tage waren vergangen. Den mysteriösen Fremden hatte sie schon wieder vergessen.
Sie konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit und im Moment bestand diese darin, die Kunden anzuheizen, während die drei anderen Freudenmädchen diese direkt umwarben. Lucia sah Nadja, die auf dem Schoß eines Hafenarbeiters saß. Sie sah Vanja, die sich an einen soeben eingetreten Kunden schmiegte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, ihre Hand zwischen seinen Beinen. Sie sah Sonja, die gerade mit einem Kunden hinaufging. Und sie sah die lüsternen Blicke der Männer, die auf ihrem sich windenden Körper ruhten. Sie genoss die Blicke. Ja, sie war stolz auf die Wirkung, die sie auf die Männer hatte.
Ein Milizsoldat trat an Borka vorbei. Lucia musste grinsen. Nicht wenige Mitglieder der Stadtwache gehörten zu ihren besten Kunden und daran konnte auch die Anwesenheit der Paladine nichts ändern.
Sie schloss die Augen, um sich ganz auf ihren Tanz zu konzentrieren. Aufreizend bewegte sie sich im Takt einer nicht vorhandenen Musik, ließ ihre Hände über ihren nackten Bauch gleiten. Sie wusste, dass der Großteil der Anwesenden ihr wie gebannt zusah, konnte die Blicke selbst mit geschlossenen Augen förmlich spüren.
Lucia warf den Kopf in den Nacken und öffnete ihre Augen wieder. Sonja war verschwunden. Nadja saß noch immer mit dem Hafenarbeiter in einem Sessel und ließ ihre Hand langsam über seine Brust gleiten. Vanja verschwand soeben mit zwei Männern zugleich die Treppe hinauf. Vermutlich junge Gesellen aus der Unterstadt, die sich an diesem Abend zur Abwechslung nicht am Freibierstand betranken.
Lucias Blick fiel nun auf den Milizionär, der an der Theke stand und mit Bromor sprach. Er tat dies ungewöhnlich lang. Unauffällig bewegte die Dirne sich ein wenig in die Richtung der beiden und schielte dabei zu ihnen hinüber. Sie schienen zu streiten. Plötzlich seufzte Bromor und deutete mit gequältem Gesicht auf sie. Der Wachmann nickte und sagte abermals etwas, was sie nicht verstand. Bromor schüttelte wild gestikulierend den Kopf. Vorsichtig näherte sich das Freudenmädchen noch ein Stück und spitzte die Ohren.
„So könnt ihr die Bauern einschüchtern, wenn ihr ihnen ihre Erträge wegnehmt, aber ihr Kerle werdet mir doch nicht im Namen der Paladine meine Mädchen nehmen. Wenn die wüssten, dass du hier bist, würden die dich doch zu einem Monat Nachtwache verdonnern. Du und deine Kumpels wollt meine Lucia vögeln? Schön, aber dann werdet ihr genauso bezahlen wie alle anderen.“
Der Milizsoldat knirschte mit den Zähnen, knallte dann aber einen kleinen Geldbeutel auf die Theke. „Ich hoffe, jetzt bist du zufrieden“, zischte er.
„Vollkommen zufrieden“, sagte Bromor grinsend, während er einen Blick ins Innere des Geldbeutels warf.
Wortlos drehte der Milizsoldat sich um und marschierte auf sie zu. Lucia tat als hätte sie nichts gehört. Die Hand des Stadtwächters packte sie grob am Arm. „Los, ich und meine Kumpels haben für dich bezahlt.“
„Kumpels? Ich sehe keine Kumpels, Süßer.“
„Die warten draußen.“
Lucia lächelte, während sie mit dem Zeigefinger der freien Hand die Brust ihres Gegenübers hinabfuhr. „Dann solltest du sie schnell reinrufen, bevor es ihnen dort zu einsam wird.“
„Nichts da, du kommst mit raus.“
„Draußen? Das kostet aber extra, Schätzchen.“
„Weiß ich. Dafür hab ich auch bezahlt.“
„Na dann. Soll ich so mitkommen“ – Lucia deutete auf ihre mehr als knappe Bekleidung – „oder mir was überziehen?“
„Zieh dir was ordentliches an. Muss nicht jeder gleich sehen, was du für eine bist, wenn wir über die Straße gehen.“
„Wie du willst, Süßer, bin sofort wieder da.“
Schnellen Schrittes lief Lucia in ihr Zimmer hinauf. Draußen. Sehr originell. In ihrem Nachttisch fand sie schnell einen einfachen Kapuzenmantel, der sie komplett einhüllte und den sie meist bei solchen Gelegenheiten trug. Auf ein komplettes Umziehen verzichtete sie, wenn ein Kunde nicht explizit danach verlangte. Die meiste Zeit würde sie ohnehin völlig nackt sein. Wenn man von ihr verlangte, sich etwas überzuziehen, ging es für gewöhnlich nur darum, dass die Leute nicht direkt erkennen sollten, in wessen Begleitung ihr Kunde da eine abgelegene Seitengasse aufsuchte oder wer da das Haus ihres Kunden betrat, während seine Frau auf dem Markt war.
Züchtig verhüllt von ihrem Mantel, der nicht im entferntesten auf das schließen ließ, was sie darunter trug, kehrte sie zu ihrem Freier zurück. Dieser wartete schon ungeduldig. Wortlos packte er sie am Arm und zog sie mit sich nach draußen.
Drei weitere Milizionäre warteten etwas abseits an der Kaimauer. Als sie Lucia und ihren Begleiter erblickten, kamen sie auf die beiden zu.
„Hallo Jungs“, sagte das Freudenmädchen mit verführerischem Lächeln. Die vier Männer nahmen sie in die Mitte und marschierten mit ihr an der Kaimauer entlang. „Wo soll’s denn hingehen?“, fragte sie.
„Wirst du schon sehen.“
Schweigend gingen sie weiter. Lucia fühlte sich als würde man sie abführen, doch vielleicht ging es auch gerade darum. Wer wusste schon, mit was für perversen Neigungen sie es dieses Mal zu tun hatte. Wenn Milizsoldaten es schon zu viert und draußen machen wollten, konnte noch alles mögliche kommen. Aber was scherte sie das? Wenn diese Kerle mit ihr „Ordnungshüter und Delinquentin“ spielen wollten, sollten sie das tun. Sie hatte schon ganz anderes erlebt und nach all den Jahren in diesem Gewerbe gab es nichts mehr, was sie noch sonderlich überrascht hätte.
Der kühle Wind, der vom Meer her kam, bauschte ihren Mantel leicht auf. Eine Welle brach sich an der Kaimauer und einige Spritzer der Gischt trafen ihren Knöchel. Sie waren winzig klein, doch kalt wie Eissplitter. Das Meer war aufgewühlt an diesem Abend, der Himmel wolkenverhangen. Lucia schlang den Mantel enger um ihren Körper. Kurz verfluchte sie sich dafür, sich nicht doch richtig umgezogen zu haben, dann kam ihr wieder in den Sinn, dass sie in wenigen Minuten vermutlich ohnehin völlig nackt sein würde. Sie konnte nur hoffen, dass diese vier Kerle sich eine etwas windgeschütztere Stelle ausgesucht hatten.
Vielleicht ja hinter dem Lagerhaus, überlegte sie, da die Gruppe scheinbar auf genau dieses zusteuerte. Es wäre nicht das erste Mal. Tatsächlich kannte sie das staubige Ende der kleinen Gasse dahinter mittlerweile bereits auswendig. Allerdings lebte da seit neuestem so ein abgerissener Kerl mit Kampfkünsten wie ein Paladin. Sie erinnerte sich noch lebhaft, wie er den letzten Freier, der mit ihr diesen Ort aufgesucht hatte erst einmal aus „seinem Zuhause“ geprügelt hatte. Bei der Vorstellung musste sie unwillkürlich grinsen.
Doch anscheinend hatten ihre jetzigen Freier ein anderes Ziel im Sinn. Verwundert stellte sie fest, wie sie am Lagerhaus vorbei und auf die große Rampe am Ende der Kaimauer zuschritten, über der die Kaserne aufragte. Die wollten es doch nicht etwa direkt vor Lord Andres Nase tun? Wenn sich der durchschnittliche Milizsoldat durch eines nicht auszeichnete, dann war es Mut.
Doch tatsächlich stiegen sie die Rampe hinauf zu dem kleinen ruhigen Platz zwischen Hafen und Kaserne. Lucia spürte wie das feuchte Gras über ihre Knöchel strich, während sie flankiert von den Stadtwächtern auf die große alte Eiche in der Mitte des Platzes zuschritt.
Dann hielten ihre Begleiter an. Der Milizsoldat, der bei Bromor für sie bezahlt hatte – offenbar der Anführer der kleinen Truppe – packte sie unsanft bei den Schultern und presste sie gegen den Baum.
„Wo ist er?“
So sollte das Spiel also aussehen. Nun, ganz wie sie wollten. Der Kunde war schließlich König.
„Ich weiß nicht, wovon ihr redet“, sagte sie mit gespielter Angst in der Stimme.
„Verarsch uns nicht. Er hat ihn bei dir gelassen, also weißt du auch, wo er ist.“
„Nein, ich weiß nichts, wirklich. Das muss eine Verwechslung sein, bitte…“
„Das ist keine Verwechslung, du Drecksstück. Spiel uns nichts vor. Lord Andre selbst hat uns aufgetragen, dich zum Verhör zu ihm zu bringen.“
„Nein, bitte! Nicht Lord Andre! Ich tue alles! Macht mit mir, was ihr wollt, aber bitte bringt mich nicht zu Lord Andre!“
Der Milizionär riss ihr den Mantel vom Leib. „Glaubst du wirklich, dass wir einfach so unsere Befehle missachten?“
Er presste sie gegen den Baum. Lucia spürte, wie sich die harte Rinde unsanft gegen ihren Rücken drückte. Die kühle Brise, die vom Meer herüberwehte, umschmeichelte ihren beinahe nackten Körper und jagte eine Gänsehaut ihren Rücken hinab.
„Ich, ich tue alles… wirklich alles“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ihr… ihr könnt mich haben. Ihr werdet zufrieden mit mir sein, versprochen, aber bitte lasst mich gehen.“
Der Soldat lachte. „Natürlich wirst du durchgefickt, immerhin haben wir sogar für dich bezahlt. Und Lord Andre muss ja nicht alles wissen. Aber du glaubst doch nicht, dass wir dich dann einfach laufen lassen.“
Lucia stutzte. Normalerweise kam nun der Teil, in dem sich die Milizsoldaten an ihr austobten und sie im Gegenzug schließlich laufen ließen. Diesen Teil des Spiels aber kannte sie noch nicht.
Sie überlegte, ob sie aus ihrer Rolle herausfallen und nachfragen sollte. Aber vielleicht gehörte das hier ja doch alles dazu. Wer wusste schon, was diese Kerle sich für sie ausgedacht hatten. Und am Ende gäbe es nur wieder Ärger mit Bromor, weil die Kunden nicht zufrieden waren.
Also spielte sie ihre Rolle weiter und ließ sich winselnd zu Boden stoßen.
„Während wir unseren Spaß haben, kannst du dir ja schon mal überlegen, ob du hinterher gesprächiger bist“, lachte der Soldat, während er an seiner Hose herumnestelte. „Wir wissen, dass dieser elende Hund sich vor zwei Tagen bei dir verkrochen hat und wir wissen, dass er etwas bei dir gelassen hat. Und Lord Andre wird wenig erfreut sein, wenn du ihm nicht erzählst, wo ihr das versteckt habt, was er sucht.“
Das konnte doch unmöglich noch dazugehören. Wovon redete dieser Kerl da. „Ähm… das ist doch alles immer noch Teil des Spiels, oder?“, fragte sie zaghaft.
„Spiel?!“ Der Mann vor ihr packte sie bei den Haaren, riss ihren Kopf schmerzhaft in den Nacken, sodass sie aufschrie. Vor ihm kniend, den Kopf soweit zurückgelegt, dass es wehtat, blickte sie ihm in das wütende Gesicht.
„Jetzt pass mal auf, du kleine Schlampe: Ich hab es satt, mich von dir verarschen zu lassen. Wir wissen genau, dass vor zwei Tagen dieser Kerl bei dir war und wir wissen, dass er das, was wir suchen, bei dir versteckt hat. Also spiel keine Spielchen mit uns, das hier ist bitterer Ernst. Du wirst dich jetzt schön brav durchvögeln lassen und dann bringen wir dich zu Lord Andre. Und wenn du nicht willst, dass ich dich den Rest des Weges an den Haaren über den Boden schleife“ – zur Bekräftigung seiner Worte zog er noch etwas fester an ihrer roten Mähne, die er noch immer in der Hand hielt – „dann hörst du auf, uns zum Narren zu halten und bietest uns jetzt was für das Geld, das wir bezahlt haben.“ Er grinste. „Das kannst du ja wohl.“
Der Ordnungshüter ließ ihr Haar los und öffnete seine Hose. „Kannst direkt anfangen.“
Lucia starrte auf das, was dort vor ihrem Gesicht baumelte. Routiniert öffnete sie den Mund. Doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm der Gefühle. In was war sie hier nur hineingeraten? Worauf hatte die Miliz es abgesehen? Was hatte es mit diesem verfluchten Fremden auf sich? Eines war gewiss: Wenn diese Kerle sie erst zu Lord Andre brachten, war es vorbei. Selbst wenn sie ihm die Information hätte geben können, nach der er suchte – und genau das konnte sie nicht – hätte er sie vermutlich für den Rest ihres Lebens eingesperrt.
Aus dem Strudel an Gedanken und Gefühlen, die wild in ihrem Kopf umherflogen, löste sich der eiserne Wille nicht in einer stinkenden Zelle enden zu wollen. Nein! Das würde sie mit sich nicht machen lassen.
Sie merkte, dass sich ihre Lippen bereits wie in Trance um das Glied des Milizsoldaten geschlossen hatten. Ohne groß nachzudenken biss sie mit aller Kraft zu. Ein markerschütternder Schrei drang aus der Kehle des Gesetzeshüters. Noch ehe die drei übrigen Rotröcke überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnten, war sie schon aufgesprungen und an ihnen vorbeigestürmt. Erst als sie schon zwei Meter Vorsprung hatte, nahmen sie die Verfolgung auf.
Geändert von Jünger des Xardas (19.10.2009 um 16:49 Uhr)
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Etwas Wärme
Keuchend presste Lucia sich gegen die Wand einer der schäbigen Hütten irgendwo zwischen dem Lagerhaus und der Hauptstraße. Endlich hatte sie ihre Verfolger abgeschüttelt. Zumindest hörte sie sie nicht mehr.
Erst jetzt nahm sie den widerwärtig süßlichen Geschmack in ihrem Mund wahr. Angewidert spuckte sie aus. Einen Moment starrte sie auf das dunkle Blut des Milizsoldaten am Boden, dann sank sie auf die Knie.
Was nun? Was bei allen Göttern sollte sie nur tun? Wie hatte sie überhaupt in diese Sache hineingeraten können? Was hatten die Milizsoldaten von ihr gewollt? Was hatte es mit dem seltsamen Fremden auf sich, der ihr all dies eingebrockt zu haben schien?
„Ruhig!“, zischte sie. „Beruhig dich.“
Sie legte sich eine Hand auf die Brust als könne sie so ihr Herz dazu bringen, mit dem wilden Pochen aufzuhören und wieder in seinem normalen Tempo zu schlagen.
Kurz schloss sie die Augen, dann brach sie vollends in sich zusammen und fiel auf den staubigen Boden. Noch immer hatte sie den Geschmack des Blutes im Mund.
Eine Weile lag sie so da, während ihre Gedanken wild kreisten und sich die Verzweiflung in ihr breit machte. Doch dann regte sich etwas in ihr. „Steh auf!“, befahl sie sich. Und tatsächlich gelang es ihr, sich zumindest aufzusetzen. Die Verzweiflung wich Trotz und Entschlossenheit. So einfach würde sie nicht aufgeben! Sie musste klare Gedanken fassen und sich überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Irgendeinen Weg würde sie schon finden. Irgendeinen…
Wieder breitete sich Verzweiflung in ihr aus, doch mit einem entschlossenen „nein!“ jagte sie sie davon. Dann überlegte sie. Zur Laterne konnte sie jetzt nicht einfach zurück. Sicherlich würden die Milizsoldaten genau dort auf sie warten, wenn sie nicht völlig dämlich waren. Doch hier draußen konnte sie auch nicht bleiben. Ihr Mantel lag noch immer bei der Kaserne und mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie fror. Sie schlang die Hände um die Schulter und begann, sich die Arme warm zu reiben – mit nur mäßigem Erfolg. Nein, sie musste irgendeine Unterkunft finden, wenn sie nicht auch noch erfrieren wollte. Ganz zu schweigen davon, dass es nicht klug war, nachts derart spärlich bekleidet wie sie es im Moment war in den Gassen des Hafenviertels zu sitzen. Doch wo sollte sie hin? Sie hatte nur die Laterne. Seit fünf Jahren war das Bordell ihr Zuhause. Dort befand sich das Zimmer, in dem sie lebte, schlief und ihrem Beruf nachging. Und die anderen Dirnen waren ihre einzigen Freunde. Außerhalb der Roten Laterne hatte sie niemanden. Einige der Händler und Handwerker kannte sie flüchtig, ansonsten waren da nur ihre Freier. Und sie konnte ja schlecht zu einem von denen gehen und ihn um Unterkunft bitten. Selbst jene unter ihnen, die nicht verheiratet waren, würden sie wohl kaum bei sich schlafen lassen.
Und selbst wenn, was wäre dann? Sie konnte sich nicht ewig irgendwo in der Stadt verstecken. Aber sie glaubte auch nicht, dass die Miliz einfach von ihr ablassen würde. So schwer es ihr fiel, dies zu akzeptieren und obwohl etwas in ihr sich am liebsten wieder in den Dreck werfen und in hemmungsloses Schluchzen ausbrechen wollte; sie würde nicht zur Roten Laterne zurückkehren und ihr altes Leben weiterführen können. Ja, nicht einmal in der Stadt würde sie bleiben können.
Doch wohin dann? Es fuhren keine Schiffe mehr. Und hier auf der Insel gab es nur das Kloster und einige Bauernhöfe. Trotz ihrer aussichtslosen Lage konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie daran dachte, ins Kloster zu gehen. Die Magier würden sicher keine Hure wie sie bei sich aufnehmen. Es blieben nur die Höfe. Doch was sollte sie auf einem Bauernhof? Sie war ein Kind der Großstadt, nicht geschaffen fürs Landleben.
„Sieh es ein, Mädchen“, sagte sie leise. Dies war nun wirklich nicht der Moment für irgendwelche Ansprüche. Sie konnte froh sein, wenn sie der Miliz entkam.
Die Bauernhöfe. Sie musste an einen ihrer Freier denken. Einer ihrer Stammkunden. Ein junger Bursche, der sich wohl in sie verguckt hatte und sie bei jedem seiner Besuche bat, mit ihm aus der Stadt auf einen der Höfe zu fliehen. Ein netter, aber einfältiger Kerl, der sich noch immer Hoffnungen machte, obwohl sie ihn jedes Mal freundlich aber bestimmt abgewiesen hatte.
Schlagartig kam ihr eine Idee. Warum war sie nicht gleich darauf gekommen? Bei ihm könnte sie übernachten. Er würde ihr jeden Wunsch erfüllen. Damit wäre zumindest das dringendste ihrer Probleme gelöst.
Kurzentschlossen sprang sie auf die Beine und setzte sich in Bewegung. Ihre Haut hatte inzwischen jede Wärme verloren. Nasenspitze und Ohren brannten vor Kälte. Als sie um eine Ecke bog, zuckte ein Blitz über den Himmel. Wenige Momente später goss es wie aus Kübeln. Lucia beschleunigte ihre Schritte. Irgendein Gott schien sich an diesem Tag einen üblen Scherz mit ihr zu erlauben.
Sie wusste nun, wo sie unterkommen konnte. Aber was sollte sie ihrem Freier erzählen? Die Wahrheit? Nein, nicht diesem naiven Jungen. Sie würde sich etwas für ihn einfallen lassen müssen. Und dann? Scheinbar blieb ihr tatsächlich nichts anderes als auf einen der Höfe zu fliehen. Und in Anbetracht der wilden Tiere und der Banditen war es vielleicht tatsächlich besser, nicht völlig allein zu gehen. Auch wenn sie sich bessere Beschützer vorstellen konnte als denjenigen, zu dem sie in diesem Moment ihre Schritte lenkte.
Lucia trat zwischen zwei Hütten hindurch auf die Hauptstraße des Hafenviertels, die sich durch den Wolkenbruch in ein Meer von Schlamm verwandelt hatte. Rasch wandte sie sich nach links und lief, ihre Schritte noch einmal beschleunigend, da sie dem peitschenden Wind nun völlig schutzlos ausgeliefert war, in Richtung Unterstadt.
An Harads Schmiede blieb sie kurz stehen und schaute sich vorsichtig um, doch der Milizsoldat, der diese Ecke sonst immer bewachte, schien vor dem Sturm das Weite gesucht zu haben.
Schnell rannte sie über die Straße auf das große Haus zu, das sich dort auf der anderen Seite erhob. Schon stand sie vor der Tür und hatte die Hand gehoben, um zu klopfen, da hielt sie mit einem Mal inne. Ihr Freier lebte nicht allein. Zwar war er nicht verheiratet, doch ein frommer Tischlermeister war ungefähr genauso schlimm wie eine wütende Ehefrau. Lucia fluchte. Warum hatte sie nicht eher daran gedacht? Doch andererseits gab es keinen anderen Ort, den sie jetzt noch hätte aufsuchen können. Vorsichtig drückte sie die Türklinke herunter. Das Knarren der Tür ließ sie zurückzucken. Doch wenn sie die Wahl zwischen einem wütenden Tischler und einem tosenden Sturm hatte, wählte sie doch ersteren. Kurzentschlossen trat sie ein.
Es war dunkel in der Werkstatt. Niemand sonst schien hier zu sein. Doch, da war ein Geräusch. Schritte. Und sie schienen aus der nahen Kellertür zu kommen. Lucia hechtete hinter einen halbfertigen Schrank. Keine Sekunde zu spät, denn schon kam der alte Tischler in die Werkstatt geschlurft.
Ängstlich kauerte Lucia hinter dem Schrank. Erst jetzt, da sie im Warmen saß, spürte sie wie kalt und durchnässt sie tatsächlich war. Ihre Haut brannte wie Feuer und ihre Ohren fühlten sich an als würden tausend Nadeln zugleich auf sie einstechen.
Thorben war mittlerweile bei der Tür angelangt. „Bei Innos, was für ein Sturm“, murmelte er, während er an einem großen Schlüsselbund nach dem richtigen Schlüssel suchte. „Heut wird niemand mehr in die Werkstatt kommen.“ Mit diesen Worten verschloss er die Tür, um dann in Richtung der Treppe zum oberen Stockwerk davonzuschlurfen.
Lucia biss sich auf die Lippen. Die Tür war zu. Und sie war nun eingesperrt. Kurz wartete sie noch ab, dann, als sie sich sicher war, dass der Tischler den Raum verlassen hatte, kam sie hinter dem Schrank hervor. Nun gab es erst recht kein Zurück mehr.
Vorsichtig schlich sie die schmale Treppe hinauf. Hinter welcher Tür mochte das Zimmer ihres Freiers liegen, fragte sie sich, als sie den Gang, der durch das obere Stockwerk führte, entlangspähte.
Langsam begann sie, den Gang entlangzuschleichen. Als sie an die erste Tür kam, legte sie ihr Ohr an diese und lauschte. Sie glaubte, die Stimme des Tischlers zu vernehmen.
Sie nahm ihr Ohr von der Tür und schlich sich zur nächsten. Ganz langsam drückte sie die Klinke herunter. Dann öffnete sie vorsichtig.
Dahinter lag ein kleines Zimmer, das bis auf ein Bett und einen Schemel leer war. Ein junger Mann war gerade dabei, das Fenster, durch das der Wind und der Regen in den Raum peitschten, zu schließen. Umsichtig schloss Lucia die Tür. Beinahe im selben Moment drehte der Mann am Fenster sich um.
„Lucia!“ Elvrich blickte sie an als wäre sie ein Geist. „Was… was machst du hier?“ Er kam langsam auf sie zu. „Du bist ja klatschnass.“ Sein Blick wanderte an ihr auf und ab. „Du siehst furchtbar aus. Was machst du denn bei solch einem Wetter draußen? Und dann noch in dieser Kleidung?“
„Ich hatte keine Zeit, mich umzuziehen. Ich… ich bin weggerannt.“
„Weshalb, was ist passiert?“, fragte Elvrich besorgt.
„Bromor. Er war wütend… Er hat mich halbtodgeschlagen.“
Elvrich riss entsetzt die Augen auf. „Dieser verfluchte Bastard! Wie kann er es wagen, dich anzurühren? Ich bring den Kerl für dich um. Keine Sorge, den knöpf ich mir vor.“
„Nein!“, schrie Lucia entsetzt. „Bitte, ich will nicht, dass du wegen mir eine Dummheit begehst. Es ist alles gut. Ich bin weggelaufen und ich werde nicht zurückgehen. Ich brauche keine Rache.“
Kurz blickte Elvrich sie noch an, dann riss er sie an sich, schloss sie fest in die Arme.
Lucia erwiderte die Umarmung und drückte sich noch fester an ihn – zum einen, um ihre Rolle auch wirklich glaubhaft zu spielen, zum anderen weil sie noch immer fürchterlich fror. Dies schien auch Elvrich aufzufallen: „Lucia, du bist eiskalt!“
„Ist schon in Ordnung. Mach dir keine Sorgen um mich.“
„Keine Sorgen? Du bist fast nackt durch den Sturm gelaufen. Du könntest schlimm krank werden.“
„Werd ich schon nicht.“
„Doch, wirst du, wenn du dich nicht rasch aufwärmst.“ Mit sanfter Gewalt bugsierte Elvrich das Freudenmädchen auf das Bett zu. Sorgsam legte er die Decke über ihren nassen Körper. Eilig zog Lucia diese hoch bis unters Kinn. Etwas Wärme war doch nicht so verkehrt, dachte sie sich, während sie ihre steifgefrorenen Füße unter der Decke aneinanderrieb.
Nun kam auch Elvrich zu ihr unter die Decke gekrochen, nachdem er die Tür abgeschlossen und seine Schuhe vor dem Bett abgestellt hatte. Er legte sich auf die Seite, sodass er sie genau ansehen konnte. Mit zwei Fingern fischte er eine Strähne klitschnassen Haares aus ihrem Gesicht, das an ihrer Wange geklebt hatte.
„Elvrich“, begann sie mit leichten Zittern in der Stimme, nicht sicher ob es von der Kälte oder von der Unsicherheit stammte. „Ich… ich habe nachgedacht. Du weißt… über das, was du gesagt hast. Ich kann nicht zu Bromor zurück und will es auch nicht – nie wieder. Ich habe immer gesagt, dass ich nichts für dich empfinde, aber mir ist klar geworden, dass… dass… Elvrich, ich liebe dich auch.“
Der junge Tischler schaute sie kurz an als könne er es nicht recht glauben, dann senkte er seine Lippen auf ihre und küsste sie.
Lucia ließ es geschehen. In diesem Moment hätte sie nichts lieber getan als ihn zurückzustoßen. Es war ihr unangenehm, ihn zu küssen. War es, weil er so ein schlechter Küsser war? Sie wusste es nicht. Ob jemand gut im Bett war, das konnte sie beurteilen, doch ob jemand gut küsste? Sie fragte sich, wann sie selbst das letzte Mal einen Mann geküsst hatte. Sie konnte sich nicht erinnern. Hatte sie es überhaupt jemals getan? Vielleicht war es ihr in diesem Moment auch unangenehm, weil es falsch war. Sie konnte das Glück, das ihr junger Liebhaber in diesem Moment empfand, förmlich spüren. Er nahm ihr ihre Geschichte tatsächlich ab, glaubte tatsächlich, sie würde ihn lieben.
Doch letztlich war es gleich, weshalb es ihr so unangenehm war. In diesem Moment konnte sie ihm kaum erzählen, dass eine professionelle Hure sich nicht küssen ließ. Dies hier geschah nicht des Geldes, sondern der Zuneigung wegen; oder es musste zumindest so erscheinen.
Elvrichs Lippen lösten sich von ihren und legten sich auf ihren Hals. Langsam küsste er diesen hinab. Seine Hände entfernten den nassen Stoff, der ihre Brüste verhüllte.
Lucia stieß einen stummen Seufzer aus. Sie hatte geahnt, dass dies kommen würde, war darauf vorbereitet. Dennoch hatte sie noch nie so wenig Lust empfunden, mit einem Mann zu schlafen wie in diesem Moment. Ja, tatsächlich empfand sie sogar Abscheu. Nicht vor Elvrich. Das war ein ganz netter Junge. Und sie hatte schon ganz andere Männer gehabt. Nein, sie empfand Abscheu vor der Situation und vor sich selbst. Der Bursche schien es tatsächlich ernst zu meinen. Und sie nutzte seine Gefühle schamlos aus. Sie, die nicht mehr für ihn empfand als für jeden anderen Kunden, spielte ihm vor, unsterblich in ihn verliebt zu sein.
Sie hatte es nie als unmoralisch empfunden, mit jemandem zu schlafen, ohne irgendwelche Gefühle für ihn zu empfinden, nur für Geld. Doch jetzt, da sie es weder irgendwelcher Gefühle, noch des Geldes wegen tat, kam sie sich furchtbar schäbig vor.
Lucia stöhnte laut. Sie durfte sich nichts anmerken lassen. Und zumindest würde es ihrem Körper etwas Wärme einbringen…
Geändert von Jünger des Xardas (06.12.2009 um 00:43 Uhr)
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Flucht
Es pochte Laut an die Tür. „Elvrich, jetzt steh schon auf! Wir haben viel Arbeit vor uns.“
Der Tischlerlehrling schreckte hoch. „Ja, Meister!“, rief er.
Lucia hörte, wie Thorben den Gang entlang davonschlurfte. Im nächsten Moment schob Elvrich sie sanft von seiner Brust. Leicht verschlafen rollte sie sich herum, sodass sie ihn ansehen konnte, wie er dort im Raum stand.
„Wenn Meister Thorben dich hier erwischt…“, sagte er erschrocken.
„Wird er jetzt genauso wenig wie gestern Abend. Mach dir deshalb keine Sorgen.“
„Aber…“
„Elvrich.“ Lucia schob die Decke beiseite und erhob sich ebenfalls aus dem Bett. Sie trat dicht an ihren Liebhaber heran, legte ihm die Arme um die Schultern und gab ihm einen Kuss. „Weißt du noch, wie du mich gebeten hast, mit dir auf einen der Höfe zu fliehen? Ich will weg von hier. Bitte, Elvrich…“
„Du willst wirklich?“
„Ich habe dir doch gesagt, ich liebe dich. Und in dieser Stadt gibt es keine Zukunft für uns.“
„Ja, du hast Recht. Wir werden fliehen, gleich morgen.“
„Nein, heute.“
„Heute?“
„Ja, gleich heute.“
„Etwa jetzt?“
„Nein. Elvrich, ich muss vorher noch eins, zwei Dinge erledigen. Und es fällt nur auf, wenn wir uns zusammen davonstehlen. Wir sollten uns vor der Stadt treffen.“
„Was hast du vor?“
„Nichts, nur ein paar Besorgungen. Also, was ist?“
„Gut, treffen wir uns vor der Stadt. Oberhalb des Leuchtturms ist eine kleine Lichtung, das wäre ein guter Treffpunkt. Von da können wir dann auf die Höfe fliehen.“
„In Ordnung. Dann treffen wir uns dort heute Mittag, ja?“
„Ich werde es kaum abwarten können.“
„Elvrich, du Nichtsnutz!“ Wütend hämmerte der Tischlermeister gegen die verschlossene Tür. „Jetzt komm endlich da raus!“
Elvrich zuckte zusammen. „Ja, Meister, ich komme sofort!“ Dann wandte er sich seiner Liebsten zu. „Ich muss jetzt runter, sonst merkt Meister Thorben noch etwas.“
„Ist in Ordnung. Ich werde mich dann auch auf den Weg machen.“
„Wie willst du hier herauskommen?“
„Durchs Fenster.“
„Aber du kannst so wie du gestern hier aufgekreuzt bist, nicht am helllichten Tag durch die Stadt laufen.“
Lucia überlegte, da war etwas dran.
„Ich sag dir was. Gleich gegenüber ist das Zimmer von Thorbens Nichte Gritta. Die hat Tausende von Kleidern. Die merkt gar nicht, wenn eines wegkommt. Und wie ich sie kenne, ist sie um diese Zeit schon bei Matteo, um sich neue zu kaufen.“
Lucia nickte. „Danke. Aber jetzt geh schon.“ Sie gab ihm einen Kuss. „Bis später.“
Während Elvrich sich anzog, schlich sie in das gegenüberliegende Zimmer. Es war ungefähr genauso groß wie das Elvrichs, doch zwei Schränke und drei mächtige Truhen nahmen fast den gesamten Platz ein. Neugierig öffnete Lucia eine Truhe nach der anderen und machte auch vor den Schränken nicht Halt. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Kleider, Kleider und noch mehr Kleider. In allen Farben, Formen und Variationen. Dazu Berge an Schuhen und große, extravagante Hüte. Lucia begann in den Kleiderschränken zu wühlen und die Sachen achtlos zu Boden zu werfen. Welcher Mensch benötigte so viele Kleider? Sie selbst besaß drei und mit zweien davon ließ man sich besser nicht in der Gegenwart ehrbarer Leute blicken.
Doch trotz der Fülle fiel ihr die Auswahl schwer. Ausnahmsweise benötigte sie etwas möglichst schlichtes und züchtiges und gerade ersteres war nur schwer zu finden. Alle Farben schien es zu geben, bloß schwarz oder grau nicht. Schließlich entschied sie sich für ein mattrosa Kleid, das zumindest hochgeschlossen war und auf allzu viele überflüssige Stickerein verzichtete.
Als noch schwerer erwies sich die Wahl passender Schuhe. Lucia fluchte leise. Hatte diese modegeile Kuh denn nichts mit Absätzen, die kürzer waren als fünf Zentimeter? Sie wollte aus der Stadt fliehen. Sie würde sich mit Elvrich in einem Wald treffen. In einem Wald! Doch schließlich fand sie Schuhe, die zwar nicht perfekt für ihr Vorhaben geeignet waren, aber zumindest ohne hohe Absätze auskamen.
Zu guter letzt nahm sie noch einen Kapuzenmantel aus dem Schrank, für den Fall eines neuerlichen Regengusses.
Nachdem dies geschehen war, ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Er blieb an einem kleinen Spiegel hängen. Lucia stellte sich davor und begutachtete sich. Sie sah fürchterlich aus. Zwar musste sie sich nicht für irgendwelche Kunden schön machen, aber mit ihrer momentanen Frisur wollte sie dann doch nicht unter die Leute. Der Regenguss und die anschließende Bettakrobatik hatten ihren Haaren nicht unbedingt gut getan. Zum Glück entdeckte sie auf einer kleinen Kommode einen Kamm. Sofort nahm sie ihn zur Hand und begann, ihre widerspenstige Mähne zu bändigen. Ausnahmsweise versuchte sie jedoch tatsächlich, ihre Haare zu bändigen, anstatt sie besonders wild aussehen zu lassen. Der Erfolg war nur mäßig, doch zumindest konnte sie sich nun unter die Leute wagen.
Noch einmal glitt ihr Blick durch den Raum. Sie erblickte einige Handtaschen und nahm sich eine von diesen. Vielleicht würde sie darin etwas Proviant transportieren können. Fürs erste packte sie ein zweites Kleid für den Fall der Fälle ein. Sie war versucht, auch etwas von Grittas goldenem und silbernem Schmuck einzustecken, doch rief sie sich zurück. Die Nichte des Tischlers mochte genug haben, dennoch war es falsch. Sie hatte ihr nun schon genug ihrer Habseligkeiten gestohlen und noch tiefer wollte sie nun wirklich nicht sinken. Es reichte, dass sie Elvrich so belogen hatte.
Fertig eingekleidet trat sie ans Fenster. Es zeigte hinaus auf einen kleinen Hof, in dem der Tischler wohl sein Holz lagerte. Lucia blickte nach unten. Ein Schuppen stand direkt unter dem Fenster. Kurzentschlossen kletterte sie nach draußen und vom Dach des Schuppens auf den Hof. Dort vergewisserte sie sich, dass niemand sie beobachtete, dann trat sie nach hinaus auf die belebte Kaufmannsgasse.
Ihr erstes Ziel war die Rote Laterne. Ein letztes Mal wollte sie doch noch dorthin zurückkehren. Also bog sie in die noch immer schlammige und von Pfützen übersäte Hafenstraße ein.
Nicht wenige der armen Leute blickten ihr nach. Lucia kam sich furchtbar deplaziert vor in ihren feinen Kleidern. Sie musste wie eine Dame aus der Oberstadt aussehen. Sie war immer ein Kind des Hafenviertels gewesen und hatte sich in den besseren Bezirken der Stadt fremd gefühlt – nun war es umgekehrt und ihr war als läge ihr altes Leben bereits viele Jahre zurück.
Lucia erreichte den Kai und wandte sich der Laterne zu. Sie hatte Glück, Borka war nicht da. Vermutlich ging er gerade seiner Tätigkeit als Krauthändler nach.
Vorsichtig trat Lucia ein. Das Bordell schien verlassen. Sie wusste, dass sowohl Bromor, als auch die Mädchen um diese Zeit schliefen. Jetzt am Morgen kam ohnehin keine Kundschaft. Vorsichtig schlich sie sich durch den Raum zur Treppe, die hinauf zu den Zimmern führte. Im Vorbeigehen hörte sie Stimmen aus Vanjas Zimmer. Sonja schien ihrer Kollegin gerade einen Besuch abzustatten. Lucia schlich sich zu ihrem eigenen Zimmer am Ende des Ganges.
In der Tür blieb sie stehen und blickte sich um. Es sah noch genauso aus wie am Vorabend. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass all dies nicht einmal einen ganzen Tag zurücklag. Sie schritt zu ihrem Nachttisch und begann, sich ihre wenigen Habseligkeiten in Grittas kleine Handtasche zu stopfen. Ihre Haarbürste und ein paar Münzen, die sie als Trinkgeld von ihren Freiern bekommen hatte, mehr war es nicht. Mehr Geld besaß sie nicht, denn Bromor bezahlte die Freudenmädchen nicht. Kost und Logis, damit war es getan. Ihr letztes Kleid – sofern man es denn so nennen konnte – ließ sie zurück. Die Tasche platzte jetzt schon aus allen Nähten und solche Kleidung konnte sie auf dem Land beim besten Willen nicht gebrauchen.
Noch einmal ließ sie ihren Blick wehmütig durch das Zimmer schweifen. Es war ihr doch ans Herz gewachsen, zu so etwas wie einem Zuhause geworden. Und nun, nun würde sie es womöglich niemals wiedersehen.
Sie riss sich von dem Anblick los und verließ ihr Zimmer wieder. Schnellen Schrittes lief sie die Treppe hinab. Wenige Meter vor der Tür, durch die sie die Laterne nun vielleicht für immer verlassen würde, blieb sie stehen. Ihr Blick fiel auf eine kleine Anrichte hinter Bromors Theke. Ein schwerer, goldener Teller stand darauf und lehnte an der Wand.
Bromor hatte eine Schwäche für derart nutzlosen Kram. Einen Moment überlegte Lucia, dann packte sie den Teller kurzentschlossen und quetschte ihn mit Mühe in ihre Tasche. Dies war das Mindeste, was Bromor ihr nach all den Jahren schuldete. Immerhin hatte er an ihr weit mehr verdient als sie je zurückbekommen hatte.
Lucia schritt den Weg zum Leuchtturm hinauf. Es war Mittag. Ihr Herz klopfte. Ihr war als hätte sie mit dem Passieren des Stadttores ihr altes Leben endgültig hinter sich gelassen. Was nun auf sie wartete, war die Ungewissheit.
Lucia war oben auf der Klippe angekommen. Kurz sah sie sich um, dann bog sie in den Weg ein, der sie tiefer in den Wald führte. Noch immer wusste sie nicht ganz, was nun kommen sollte. Sie hatten sich nicht einmal überlegt, auf welchen Hof sie fliehen wollten. Sie selbst hatte darüber nachgedacht, auf den Hof des Großbauern zu gehen. Die Söldner hätten sie sicher freudig willkommengeheißen. Doch ob es Onar gefiel, wenn sie sich auf seinem Hof als Hure verdingte?
Die kalte Klinge eines Messers legte sich auf ihren Hals. Lucia wollte schreien, doch eine große, grobe Pranke hielt ihr den Mund zu.
„Was haben wir denn da Hübsches?“
Geändert von Jünger des Xardas (08.11.2009 um 10:32 Uhr)
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Lucia biss ein Stück Rinde vom Baum.
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Eine unerwartete Begegnung
Lucia wehrte sich und strampelte, doch der Mann, der sie festhielt, war ihr an Kraft eindeutig überlegen. Mühelos riss er sie in das Gebüsch. Dort drehte er sie herum und presste sie mit dem Rücken auf den Waldboden.
Sie blickte in drei grinsende Gesichter. Banditen. Auch das noch.
Derjenige, der sie von der Straße gezerrt hatte, warf das Messer achtlos zu Boden. Breitbeinig setzte er sich auf sie. „Na, so allein hier draußen?“ Er legte seine Hände auf ihre Brüste.
Lucia spuckte ihm ins Gesicht. „Lass mich sofort los, du verdammter Bastard!“
„Lucia?!“
Die Banditen zuckten zusammen. Das Freudenmädchen versuchte, Elvrichs Ruf zu erwidern, doch schon hielt ihr der, der auf ihrem Rumpf saß, abermals den Mund zu, während er mit der anderen Hand die Klinge des Messers an ihren Hals presste. „Ein Mucks und du bist tot“, zischte er. Lucia verstummte.
Die beiden anderen Banditen waren inzwischen leise aus ihrem Blickfeld verschwunden.
Kurz war es mucksmäuschenstill. Schweiß rann ihre Stirn hinab, während sie dem Banditen stur ins Gesicht blickte.
Dann ertönte ein ängstlicher Aufschrei. Im nächsten Moment zerrten die beiden anderen Banditen den zappelnden Elvrich ins Gebüsch.
„Ich habe nichts! Bitte, lasst mich gehen, ich verrate auch niemandem, dass ihr hier seid. Ich habe wirklich nichts. Bitte, tötet mich nicht!“ Sein Blick fiel auf Lucia. „Sie! Nehmt sie! Macht mit ihr, was ihr wollt, aber lasst mich gehen!“
Das war ja reizend. Jegliche Schuldgefühle wegen ihrer vorgetäuschten Gefühle waren wie weggeblasen. Doch an ihrer misslichen Lage änderte das nur wenig.
„Jetzt stopft ihm doch das Maul!“, rief der Bandit, der sie festhielt, wütend. Im nächsten Moment grinste er. Er packte den Saum ihres Kleides und riss ein großes Stück davon ab. Einer der beiden anderen nahm den Stoff entgegen und knebelte Elvrich damit. Dieser hörte nicht auf zu schreien, doch waren seine Rufe nun nicht mehr als ein gedämpftes Stöhnen.
Die Banditen warfen ihn zu Boden. Einer von ihnen trat dem Tischerlehrling mehrmals mit voller Wucht in die Seite, bis dieser nur noch ein wimmerndes Häufchen Elend war.
Der Bandit über Lucia machte sich nun an dem Rest ihres Kleides zu schaffen. „Wir werden jetzt erst mal etwas Spaß miteinander haben“, sagte er grinsend.
Lucia seufzte innerlich. Man hätte wirklich meinen können, einer der Götter habe es auf sie abgesehen. Konnte ein Mensch innerhalb eines einzigen Tages so viel Pech habe? Resigniert ergab sie sich in ihr Schicksal.
„Hey!“
Der Bandit fuhr hoch. Ein weiterer Mann war zwischen den Bäumen hervorgetreten. Lucia riss die Augen auf, als sie ihn erkannte. Er schien sie ebenfalls erkannt zu haben, wenngleich sich sein Gesichtsausdruck nur minimal veränderte und sie vermutlich die einzige war, der dies überhaupt auffiel.
„Ich hab die Kleine zuerst gesehen, Boss, also kann ich sie auch als erster vögeln!“
„Hier wird niemand gevögelt, du Schwachkopf!“, sagte der mysteriöse Fremde, dem sie all dies verdankte, wütend.
„Was soll das heißen?“
„Das soll heißen, dass wir niemanden einfangen, damit du dich an ihm austoben kannst.“
„Was spricht dagegen?“, mischte sich einer der anderen Banditen ein. „Sie wird schließlich nicht dran krepieren. Außerdem fangen wir sie doch nur deswegen ein. Was glaubst du, werden die Jungs im Lager mit ihr machen, Boss?“
„Es ist mir scheißegal, was die im Lager mit ihr machen, aber solange ihr meinem Befehl untersteht, werdet ihr sie in Frieden lassen.“
Nun meldete sich auch der dritte Bandit zu Wort, der noch immer neben Elvrich stand: „He, wir haben alle Jahre in der Barriere gesessen. Weißt du eigentlich, wie lange ich’s mit keiner Frau mehr getrieben habe?“
„Zum letzten Mal: Es ist mir verdammt noch mal egal, wer von euch es wann das letzte Mal mit wem getrieben hat. Wenn ihr Druck in der Hose habt, könnt ihr euch gerne gegenseitig bespringen, aber der erste, der sie hier anfasst, hat mein Schwert im Bauch. Und jetzt kommt. Fesselt sie und schafft sie zu den Zelten.“
Wütend riss der Bandit, der noch immer auf ihr saß, Lucia herum. Grob, seine Wut offensichtlich an ihr auslassend, drehte er ihr die Arme auf den Rücken, dass sie vor Schmerz aufschrie. Im nächsten Moment spürte sie, wie ihr ein Seil um die Handgelenke gewickelt und so fest gezogen wurde, dass es ihr tief ins Fleisch schnitt. Sie bedachte den Banditen mit einem besonders üblen Fluch, wofür er ihr so kräftig an den Haaren riss, dass sie laut aufschrie und ihr Kopf weit in den Nacken gezogen wurde.
„He, lass den Scheiß“, befahl der Anführer.
Wortlos riss der Bandit ein weiteres Stück aus Lucias Rock und stopfte es ihr grob in den Mund. Sie würgte. Dann wurde sie auf die Beine gezerrt und bekam einen Stoß in den Rücken. „Los, Schlampe“, trieb sie der Bandit an.
Sie sah, dass Elvrich auf die gleiche Art gefesselt worden war und ebenfalls von einem Banditen vor sich hergetrieben wurde. Der dritte trug ihre Tasche.
Nach kaum fünfzehn Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Bandit hinter ihr schupste Lucia zwischen den Bäumen hindurch. Sie stolperte über eine Wurzel und landete unsanft auf dem Boden einer kleinen Lichtung. Als sie den Kopf hob, erkannte sie drei kleine Zelte und ein gutes Dutzend weiterer Banditen an einem Lagerfeuer. Diese johlten beim Anblick der Dirne in dem zerrissenen Kleid. Doch schon stand der Fremde neben ihr, packte sie bei den Schultern und stellte sie wieder auf ihre Füße. Während er sie auf eines der Zelte zuführte, wandte er den Kopf seinen Männern zu: „Ihr lasst die Finger von ihr, ist das klar?“
„Komm schon, Boss, wir sind auch ganz behutsam!“, rief einer der Banditen, woraufhin seine Kumpane in lautes Gelächter ausbrachen.
„Ich sagte nein!“, entgegnete der Anführer böse, während er Lucia in das Zelt schob.
„Der Mistkerl will sie für sich allein!“, rief eine Stimme.
„Unsinn, die Kleine kommt in mein Zelt, weil ihr schwanzgesteuerten Idioten euch nicht zurückhalten könnt.“
Lucia wurde unsanft ins Zelt geschupst und fiel auf ihre Knie. „Warte hier“, hörte sie die Stimme des Fremden hinter sich, dann war er verschwunden.
Sie schnaubte in den Knebel. Sie kniete mit gefesselten Händen auf dem Waldboden, was sollte sie sonst machen, wenn nicht warten?
Sie hörte, wie der Fremde draußen mit seinen Männern schimpfte. Wenngleich er sie ihr vorerst vom Leib hielt, hatte sie Angst. Was würde nun mit ihr geschehen? Wo würden sie sie hinbringen? So hatte sie sich ihre Flucht aus der Stadt ganz gewiss nicht vorgestellt.
Und was war mit diesem seltsamen Kerl? Was machte er hier? Nie im Leben hätte sie geglaubt, ihn ein zweites Mal zu treffen, doch er schien ihr beinahe schon Unglück zu bringen.
Es dauerte nicht lang, da trat er in das Zelt. Er trug Grittas Handtasche und warf sie ihr wortlos vor die Füße. Dann schritt er um sie herum. Sie spürte, wie ihr mit einem Messer die Fesseln durchtrennt wurden. Lucia zog sich den Knebel aus dem Mund. Dann rieb sie sich die Handgelenke, während sie den Fremden mit den Augen fixierte.
„Zieh dir erst mal was anderes an“, forderte er sie auf. „Ist so schon schwer genug, die Männer davon abzuhalten, direkt über dich herzufallen. Es wird nicht leichter, wenn du so rumläufst.“ Er wies dabei auf den zerrissenen Rock und die unbedeckten Beine.
Wortlos öffnete Lucia die Tasche vor ihr und zog ein neues Kleid daraus hervor. Der Fremde drehte sich um und starrte auf die Zeltwand, als sie begann, sich auszuziehen. Lucia lachte spöttisch. „Jetzt spiel nicht den galanten Edelmann. Da gibt es nichts zu sehen, was du nicht schon mal gesehen hättest. Außerdem hätte ich den Beruf verfehlt, wenn ich ein Problem damit hätte, mich vor Männern auszuziehen.“
Der Bandit zuckte mit den Schultern und drehte sich um. Ohne auf ihn zu achten, zog Lucia sich das zerfetzte Kleid vom Körper. Erst als sie sich bückte und das andere in die Hand nahm, schaute sie wieder auf den Fremden. Sie grinste, als sie sah, wo sein Blick lag. „Doch nicht so galant, der Herr Edelmann, was?“
Der Bandit sagte nichts.
Wortlos streifte sie sich das Kleid über. Dann zupfte sie die durch die Tasche leicht zerknitterten Rüschen an den Ärmeln zurecht. Der Bandit durchmaß mit zwei Schritten das Zelt, packte ihren rechten Arm und riss die Rüschen ab. Genauso verfuhr er mit dem linken. „Der Mist stört nur hier draußen.“
„Den hab ich sicher nicht da dran genäht.“
Der Fremde wandte sich ab und machte ein paar Schritte durch das Zelt. Dann seufzte er. Er bückte sich zu einigen am Boden liegenden Seilen und hob sie auf. Daraufhin ging er wieder auf Lucia zu, ergriff ihre Arme und legte sie ihr auf den Rücken. Sie wehrte sich nicht, denn ihr war klar, dass sie keine Chance hatte. Zumindest ging der Fremde wesentlich sanfter mit ihr um, als der Bandit vorhin. Auch die Seile wickelte er so um ihre Handgelenke, dass sie sich zwar nicht befreien konnten, es aber auch nicht sonderlich unangenehm war.
„Tut mir leid“, sagte er bedauernd. „Aber ich kann dich jetzt nicht mehr laufen lassen, sonst würde ich es tun.“ Er seufzte. „Du hast dich ganz schön in die Scheiße geritten. Was machst du auch hier draußen?“
„Die Frage könnte ich zurückgeben.“
Der Bandit ergriff sie bei den Schultern und drückte sie hinab auf die Knie. „Das hier ist nicht der Ort zum Reden“, erklärte er. „Zeltwände sind dünn.“
Geändert von Jünger des Xardas (12.11.2009 um 16:27 Uhr)
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Ankunft in Jharkendar
Wieder regnete es. Mit sanftem Rauschen brachen sich die Wellen des Meeres an den Steilklippen. Lucia blickte nach Süden, wo sich der Leuchtturm erhob. Dahinter erkannte sie zwischen den Bergen die Stadt Khorinis. Wehmütig blickte sie auf das Hafenviertel hinab, als ihr einer der Banditen einen unsanften Stoß in den Rücken gab.
„Los, runter da!“
„Soll ich vielleicht springen?“
Zur Antwort deutete der Bandit nur auf eine Stelle einige Meter entfernt. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte sie hier einen schmalen, natürlichen Pfad, der zum Strand hinabführte.
Langsam stiegen sie hinab. Der Fremde ging voraus, gefolgt von zwei weiteren Banditen. Dahinter kamen Elvrich und sie, angetrieben von je einem weiteren der zerlumpten Kerle. Der Rest folgte ihnen. Es war ein beschwerlicher Abstieg. Der Pfad war nicht nur schmal, sondern auch steil und gewunden. Die auf dem Rücken gefesselten Hände und die Stöße in den Rücken machten es auch nicht besser. Mehrmals wäre sie beinahe abgerutscht.
Doch dann, nach Stunden wie ihr schien, waren sie unten angekommen. Sie standen nun an einem kleinen Strand. Der Regen hatte leicht zugenommen und die grauen Wellen brachen sich im Süden an den Klippen, auf denen sich der Leuchtturm erhob. Kurz sah Lucia sich um, dann wurde sie wieder von einem der Banditen angetrieben. Als sie ihren Blick in die Richtung wandte, in die sie nun gingen, erkannte sie ein kleines Lagerfeuer und dicht daneben ein am Strand liegendes Boot. Sie runzelte die Stirn. Dann erblickte sie plötzlich eine Gestalt am Feuer, die sich langsam erhob, als sich die Gruppe näherte. Plötzlich bedeutete ihnen ihr Anführer, dass sie stehen bleiben sollten, und ging allein auf die Gestalt zu.
Die anderen warteten stumm. Während Lucia zusah, wie sich die beiden Männer unterhielten, versuchte sie ihre Schuhe auszuschütteln, die sich während des kurzen Marsches über den Strand mit Bergen von Sand gefüllt zu haben schienen. Sie war angespannt, doch dies war nichts im Vergleich zu Elvrich, der wie Espenlaub zitterte und einem Nervenzusammenbruch nahe schien. Lucia rümpfte die Nase. Ein elender Feigling, das war er! Und sie hatte sich tatsächlich Hilfe und Schutz von ihm erhofft. Wahrscheinlich wäre er ihr auf der Flucht eher zur Last gefallen und am Ende wäre sie es noch gewesen, die ihm hätte helfen müssen.
Der Fremde kehrte zurück. „Was dauert da so, Boss?“, wollte einer der Banditen wissen.
„Er weigert sich, die beiden auf einmal rüberzuschippern“, entgegnete der Anführer gleichgültig.
„Und was soll der Scheiß?“
„Das Boot ist angeblich zu klein. Tja, zwei Fahrten heißt auch zweimal Bezahlung.“
„Wir sollten die Ratte aufschlitzen“, schlug einer der Männer vor. „Weiß eh nicht, warum wir uns noch mit denen abgeben.“
„Weil sie die Boote und das Wissen, wie man sicher durch die Klippen kommt, haben. Jetzt regt euch schon ab.“ Er nahm Lucia beim Arm. „Wir zwei lassen uns rüberfahren. Ihr wartet oben im Lager. Skip wird wiederkommen und dann schickt ihr den Burschen nach.“
„Sollten wir nicht ihn zuerst schicken?“, fragte einer. „Die im Lager brauchen Arbeiter für die Mine.“
„Hältst du mich für so blöd, euch mit der Kleinen allein zu lassen? Nein, sie kommt mit, er bleibt hier. Und seid anständig zu ihm, klar?“
Die Männer nickten murrend. Wortlos führte der Fremde Lucia zu dem Boot. Der Mann, der am Lagerfeuer gesessen hatte, stand mit verschränkten Armen daneben. Als Lucia vorbeigeführt wurde, spuckte er aus. „Ne Schande is’ das.“
Lucia wurde in das Boot gesetzt. Dann half der Fremde dem Piraten, es ins Wasser zu schieben. Schließlich setzte er sich in den Bug, während der Pirat das kleine Segel hisste und das Ruder ergriff.
Schweigend sah Lucia zu, wie sie sich langsam vom Ufer und von der Stadt im Süden entfernten. Sie fragte sich, wo die Reise wohl hingehen würde, doch fragen wollte sie nicht.
Regen und Wellen wurden stärker und Blitze zuckten über den Himmel. Abermals spürte Lucia, wie ihre Kleidung sich mit Wasser tränkte. Wortlos hob der Fremde seinen Mantel und bot ihr einen Platz darunter an. Lucia wandte das Gesicht ab. Sie war zu stolz, um bei ihrem Entführer Schutz zu suchen.
Das Unwetter hatte bereits aufgehört, als ihre Reise an einem schmalen Strand voller Blockhütten endlich ein Ende fand. Erstaunt stellte Lucia fest, dass es sich offenbar um das geheime Lager des berüchtigte Piratenkapitäns Greg handelte. Einige seiner Männer halfen, das Boot an Land zu ziehen. Wortlos warf der Bandit ihnen einen Geldbeutel vor die Füße.
„Verdammt, ihr Kerle werdet auch immer geiziger“, fluchte der Pirat, der sie hinübergefahren hatte.
„Nicht ich entscheide, wie viel ihr bekommt“, entgegnete der Fremde.
„Dann sag dem, der es entscheidet, dass ich euch bald selber rüberschippern könnt. Schlimm genug, dass ihr jetzt nicht mal mehr vor Frauen Halt macht. Und dann gibt es für uns nur so einen Hungerlohn.“
„Ich werd’s ausrichten“, sagte der Bandit unbeeindruckt.
Unter den Blicken der Piraten wurde Lucia durch das Lager geführt. Über einen schmalen Zugang zwischen zwei Felsen verließen sie den Strand.
„Also… wenn du mich immer noch freilassen willst“, begann sie nach einer Weile zaghaft.
„Ich hab doch schon mal gesagt, tut mir leid, aber es ist zu spät für dich. Die Jungs würden sich ganz schön wundern, wenn ich plötzlich mit leeren Händen daherkäme. Und die Piraten würden ihnen erzählen, dass ich dich noch dabei hatte, als ich ihr Lager verließ.“
„Verstehe. Und ganz so selbstlos ist der Herr dann doch nicht, seine eigene Haut für die kleine Dirne zu riskieren.“
Der Bandit packte ihren Kopf überraschend von hinten und drehte ihn zu einem flachen Felsen nur wenige Meter von ihnen entfernt. „Weißt du, ich könnte dir auch einfach, wie jeder andere es tun würde, die Kleider vom Leib reißen und dich auf dem Stein dahinten durchvögeln, bis du nicht mehr stehen kannst.“
Lucia prustete unwillkürlich los. „Nur zu, versuch’s“, forderte sie ihren Entführer auf. Doch dieser schien das nicht vorzuhaben. Stattdessen ließ er sie wieder los und ging schweigend weiter. „Ich weiß ja nicht, was du erwartest“, sagte Lucia und setzte sich ebenfalls wieder in Bewegung. „Tut mir leid, wenn ich dir nicht die Füße küsse aus Dankbarkeit. Aber ob ich vergewaltigt werde oder nicht, ist im Augenblick wirklich mein geringstes Problem.“
Schweigend setzten sie ihren Weg fort und Lucia bewunderte die Landschaft. Hohe, zerklüftete Berge, tropische Pflanzen, seltsame Ruinen. Nie zuvor hatte sie so etwas gesehen. Tatsächlich war sie kaum je aus der Stadt herausgekommen. Dennoch konnte sie die herrliche Landschaft mit gefesselten Händen beim besten Willen nicht richtig genießen. „Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte sie nach einer Weile.
„Im Nordosten“, antwortete ihr Entführer knapp.
Lucia horchte auf. Sie hatte bisher gedacht, dort läge ein einziges, riesiges Bergmassiv. „Und wohin gehen wir?“
„Zu unserem Lager.“
„Du meinst, zum Lager der Banditen?“
„Nenn uns, wie du willst.“
Lucia schnaubte verächtliche. „Nichts anderes seid ihr doch. Dreckige Räuber, die Unschuldigen auflauern.“
„Unschuldig sind die wenigsten, die sich so nennen“, entgegnete der Fremde ungerührt. „Und falls du es nicht mitbekommen haben solltest: Wir kommen alle aus der Barriere. Wir sind verurteilt, vogelfrei. Glaub mir, die meisten von uns würden nichts lieber tun, als wieder ein normales Leben zu führen. Nur leider lässt man uns nicht.“
„Ja, die Welt ist wirklich ungerecht zu euch. Hör mal, vielleicht hast du es ja noch nicht bemerkt, aber es wird einen Grund gehabt haben, dass man euch in die Barriere geworfen hat.“
„Wie dem auch sei, Banditen sind für mich noch immer Leute, die Reisenden auflauern und Höfe überfallen. Das mag auf viele von uns da draußen zutreffen, aber hier gibt es nicht einmal jemanden, den wir überfallen könnten. In unserem Lager versuchen wir, uns eine neue Existenz aufzubauen. Hier, wo man uns nicht jagt.“
Lucias Augen verengten sich wütend. Dieser Kerl hatte echt Nerven. Was sollte das alles? Er und seine Kumpanen waren sicher nicht ein Haufen Unschuldiger und Missverstandener, denen das Schicksal übel mitgespielt hatte. Sonst wäre sie jetzt weder hier noch gefesselt. „Neue Existenz, ja?“, fragte sie säuerlich. „Und um noch mal neu anzufangen, müsst ihr Menschen entführen?“
„Das war nicht meine Idee“, erwiderte der Bandit.
„Oh, na in dem Fall…“
„Halt endlich die Klappe!“, unterbrach ihr Entführer sie schroff und murmelte dann: „Ich hätte dich doch meinen Männern vorwerfen sollen.“
Geändert von Jünger des Xardas (08.08.2010 um 11:02 Uhr)
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Ein neues Leben
Lucia war wenig begeistert gewesen, als sie erkannt hatte, dass ihr Ziel ein riesiger Sumpf war. Als sie den ersten Posten der Banditen erreicht hatten, hatte sie vermutlich schon ein halbes Dutzend Mückenstiche. Und die Seile hinderten sie daran, sich zu kratzen.
Sie sorgten für ordentliches Aufsehen. Lucia vermutete, dass die meisten der Männer hier seit Jahren keine Frau mehr zu Gesicht bekommen hatten. Ihr Entführer hatte alle Mühe, die zahlreichen Banditen davon abzuhalten, direkt über sie herzufallen. An unflätigen Zurufen und Gesten sparten sie deshalb jedoch nicht. Viele von ihnen riefen ihr lauthals nach, was sie mir ihr zu tun gedachten. Schocken konnte sie davon nichts. Es war nichts dabei, was sie nicht bereits kannte. Lange Enthaltsamkeit machte eben auch nicht kreativer.
Dennoch bemächtigte sich ein schweres, drückendes Gefühl von Beklommenheit der Dirne. Es rührte weniger von dem, was ihr vermutlich bald blühen würde, als vielmehr von der Ungewissheit, wie es nun weitergehen sollte. Die hohen Felswände, die das Hauptlager der Banditen umgaben, taten ihr Übriges dazu. Schön war dieser Ort nicht.
Schließlich erreichten sie etwas, das wie ein großer alter Tempel aussah. Gegenüber dem Eingang führte ein Stollen in den Berg hinein. Auf dem Platz dazwischen erkannte Lucia große Käfige, in denen einige ausgemergelte Gestalten saßen. Das mussten andere sein, die die Banditen entführt hatten. Möglicherweise ließen sie sie dort in der Mine schuften. Es waren ausschließlich Männer und Lucia glaubte kaum, dass sie auch in diesen Käfigen enden würde.
Vor dem Eingang des Tempels warteten Männer in silbernen Rüstungen. Wie der Rest des Lagers machten sie große Augen, als sie die junge Frau erblickten. Schnell ließen sie die beiden jedoch passieren.
Augenblicklich atmete Lucia auf. Der dunkle, kühle Gang, in dem sie sich nun befanden, hatte etwas seltsam beruhigendes. Selbst der schwache Modergeruch konnte sie nicht stören. Dann erklangen Schritte und vor ihnen erschien eine Gestalt. Das schwache Licht der Fackeln tanzte auf der silbernen Rüstung. „Ihr habt tatsächlich eine Frau besorgt?“ Der Mann schien es kaum glauben zu können. Er starrte Lucia an, als hätte er nie zuvor ein weibliches Wesen gesehen.
„Ja, Bloodwyn“, sagte der Fremde teilnahmslos. „Sie ist uns zufällig in die Arme gelaufen. Und jetzt habe ich mich mit ihr übersetzen lassen. Aber wegen der Piraten…“
Der Mann namens Bloodwyn unterbrach sein gegenüber durch ein unwirsches Zischen und eine Handbewegung, als wolle er eine Fliege verscheuchen. Dann packte er Lucia unsanft am Kinn und hob es an, sodass sie ihm in die Augen sah. Er war mehr als einen Kopf größer als sie. „Das hat alles Zeit bis morgen“, sagte er und ein lüsternes Flackern trat in seine Augen. „Jetzt werde ich erst mal die letzten verdammten Jahre nachholen“, fügte er hinzu und ließ die andere Hand auf Lucias Brüste hinabgleiten.
„Was ist hier los?“ Bloodwyn und der Fremde fuhren herum. Auch Lucia, die kurz zusammengeschreckt war, wandte den Kopf. Ein weiterer Mann trat nun aus der Dunkelheit, den Blick auf die Dirne gerichtet. Sie erschauderte. Seine Augen bohrten sich geradezu in sie hinein. Wie die Krallen eines Greifvogels.
„Ah!“ Er lächelte. „Dexter hat es also endlich geschafft, meinem Befehl nachzukommen.“
„Dexter hatte eher wenig damit zu tun“, erklärte der Fremde. „Wobei ich zugeben muss, dass mein Verdienst auch nicht viel größer war. Sie ist uns quasi in die Arme gelaufen.“
„Wichtig ist nur, dass sie hier ist“, sagte der Mann, der offensichtlich so etwas wie der Anführer der Gruppe war. „Das wird die Männer beruhigen. Gold allein reicht auf Dauer nicht aus, um sie ruhig zu stellen. Aber damit sollten erst einmal alle zufrieden sein. Bloodwyn, lass verlauten, dass dieses Mädchen von nun an jedem hier zur freien Verfügung steht. Und sorge dafür, dass es gesittet abläuft. Wir haben diesen Fehler schon einmal bei der Mine gemacht. Ich möchte nicht, dass sich die Männer alle gegenseitig umbringen.“
Lucia hatte kurz nachgedacht und als sie den Worten des Anführers lauschte, kam ihr eine Idee. Sie musste sich kurz zusammenreißen, als sie en Kopf hob und abermals direkt in seine Augen blickte, doch dann sagte sie mit fester Stimme: „Könnte ich auch etwas dazu sagen?“
Klatsch. Die Hand traf sie so plötzlich und kräftig, dass ihr Kopf zur Seite geworfen wurde und sie taumelte. „Halt die Fresse, du Schlampe!“, herrschte Bloodwyn sie wütend an. „Das einzige, was wir von dir in Zukunft noch hören wollen, ist Stöhnen, hast du das verstanden?“
„Lass das!“, fuhr der Anführer den anderen Banditen an. „Ich will, dass sie unversehrt bleibt. Wir haben momentan nur diese eine Frau. Hast du das verstanden?“
Der letzte Satz war nur noch ein Zischen gewesen, bei dem Lucia abermals eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief, und Bloodwyn beeilte sich, mit heftigem Nicken zu beteuern: „Ja, natürlich, Raven. Es tut mir leid.“
„Was dich angeht.“ Belustigt wandte der Mann namens Raven Lucia das Gesicht zu. „Sprich nur.“
„Nicht, wenn der daneben steht!“, fauchte Lucia und nickte wütend zu Bloodwyn hinüber.
Dieser hob schon wieder die Hand. „Dreckiges Miststück, dir werd ich…“
Ein Blick Ravens brachte ihn zum Schweigen. „Ihr beiden wartet draußen“, wies er die Banditen an. Beide nickten und entfernten sich wortlos. Dieser Kerl wusste, wie man mit Untergebenen umsprang, das musste Lucia ihm lassen. „Nun?“, fragte er, als sie beide allein waren.
„Ich möchte dir ein Angebot machen“, erklärte sie.
Raven lachte. „Ich fürchte, dafür bist du nicht ganz in der Position. Wenn du hoffst, nicht zukünftig die Triebe der Männer befriedigen zu müssen oder gar freigelassen zu werden, muss ich dich enttäuschen. Das ginge nicht einmal, wenn ich wollte. So groß ist selbst meine Macht über diese Männer nicht. Sie haben dich bereits gesehen und nun wird sie auf kurz oder lang niemand mehr von dir fernhalten können.“
„Darum geht es auch nicht“, erklärte Lucia. „In dem Fall hätte ich meinen Beruf verfehlt. Ich bin Prostituierte. Und darum geht es auch bei meinem Vorschlag.“
„So?“ Raven zog die Brauen hoch.
„Ja. Du musst mich zu nichts zwingen. Ich bin gerne bereit, mich“ – sie grinste – „sagen wir, um das Wohlergehen deiner Männer zu kümmern. Aber ich will keine Gefangene sein. Ich will freigelassen werden. Ich will ein vollwertiges Mitglied dieses Lagers werden. Und ich will ordentlich meinem alten Beruf nachgehen. Das heißt, ich will, dass deine Leute mich bezahlen.“
Raven verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Lucia nachdenklich. „Verstehe. Und warum sollte ich auf dieses Angebot eingehen?“
„Weil es für uns beide nur von Vorteil wäre. Du sagtest etwas davon, dass das gesittet ablaufen soll. Das wird es, wenn die Männer nicht einfach nach Belieben über mich herfallen können, sondern dafür zahlen müssen. Außerdem haben sie mehr davon, wenn ich das Ganze freiwillig mache. Ich bin sehr gut in meinem Beruf. Ich könnte deine Männer mehr als zufrieden stellen. Aber wenn ich dafür nichts bekomme, sondern einfach dazu gezwungen werde, werde ich sicher niemandem den Gefallen tun, meine Kunst einzusetzen. Und falls du Sorge hast, ich könnte fliehen: Mir kann es doch völlig egal sein, ob ich nun hier oder in der Stadt meiner Profession nachgehe. Nach dem, was ich bisher von deinen Männern mitbekommen habe, und da ich die einzige Frau hier bin, bin ich sogar recht sicher, dass ich hier ein wesentlich besseres Geschäft mache. Und falls dir das nicht reicht, kannst du ja immer noch auf deine Wachen vertrauen. Wenn ich wirklich versuchen würde, davonzulaufen, würden die mich doch spätestens am Tor aufhalten.“
Raven starrte Lucia kurz an, dann lachte er. Kalt und freudlos. „Du verstehst etwas vom Geschäft und davon, aus deiner Lage das Beste zu machen. Also gut, wir haben eine Abmachung.“ Raven trat um sie herum und löste die Fesseln an ihren Händen. Sofort rieb sich Lucia die schmerzenden und durch die Abdrücke der Seile gezeichneten Handgelenke und bewegte die steif gewordenen Arme hin und her. „Ein paar Mal wirst du es aber doch umsonst machen müssen“, hob Raven an. „Meine wichtigsten Männer werde ich erst einmal ruhigstellen und für ihre Dienste entlohnen müssen.“
„Wenn es nur dieses eine Mal ist und sie in Zukunft auch zahlen müssen.“
Raven nickte. „Wir haben eine Abmachung.“ Dann setzte er sich in Bewegung und bedeutete der Dirne wortlos, ihm zu folgen.
Unter dem großen Vordach, das über dem Eingang aufragte, warteten Bloodwyn und ihr Entführer. „Wenn das geklärt ist, würde ich gerne noch mal mit dir sprechen“, meinte letzterer an den Banditenboss gewandt. „Es gab Ärger mit den Piraten.“
Ravens Miene verfinsterte sich für einen Moment, dann nickte er. „Gut, geh rein. Wir sprechen uns gleich. Bloodwyn, du bringst das neuest Mitglied dieses Lagers zu Snaf.“
„Mitglied?!“, entfuhr es dem Banditen.
„Ja, Mitglied.“ Ravens strenger Blick bohrte sich in seinen Untergebenen. „Und das heißt, du lässt die Finger von ihr, sonst hacke ich sie dir persönlich ab.“ Bloodwyn zuckte zusammen. Lucia konnte ihn gut verstehen. Raven wirkte wie jemand, der keine leeren Versprechungen machte. „Und keine Sorge, du kriegst bald schon die Gelegenheit, dich auszutoben. Unsere Freundin hier wird dir sogar freiwillig zu Willen sein, aber andere sind vor dir dran. Und jetzt Abmarsch. Ich will, dass sie ein ordentliches Zimmer in der Kneipe bekommt.“
Wenig später stand Lucia allein in einer kleinen Kammer im oberen Stockwerk eines großen kastenförmigen Baus an der Seite des Banditenlagers, dessen Erdgeschoss wohl eine Art Kneipe darstellte. Mit in die Hüften gestemmten Händen begutachtete sie den Raum, in dem sie künftig ihrer Arbeit nachgehen würde, kritisch. Außer einem kleinen Tischen und einem schmalen Bett gab es da freilich nicht viel zu begutachten. Sie war eigentlich nicht sonderlich anspruchsvoll. Viel unterschied diesen Raum nicht von ihrer Kammer in der roten Laterne. Lediglich das Bett hätte sie sich etwas komfortabler und vor allem größer gewünscht. Aber man konnte nicht alles haben.
Sie schnaubte und es war, als ließe sie mit der Luft auch all de Anspannung aus ihrem Körper entweichen. Alles in allem hatte sie es gar nicht so schlecht getroffen, befand sie und begann langsam, sich auszuziehen. Das Kleid warf sie achtlos in eine Ecke. Für ihre Arbeit war es wenig geeignet. Sie würde versuchen, sich etwas passenderes zu organisieren. Auch einen Spiegel würde sie brauchen, fiel ihr auf, als sie routiniert einen Blick in einen solchen werfen wollte.
Dann ließ sie sich nackt auf der Bettkante nieder und wartete, den Blick auf den Vorhang gerichtet, der ihre Kammer abschirmte, auf den ersten, den Raven ihr schicken würde.
Lange brauchte sie nicht zu warten, da erklangen Schritte und dann wurde der Vorhang beiseite geschoben. Lucia lachte. „Sieh an, du. Ist das Ravens Belohnung für den guten Fang, den du gemacht hast?“
„Scheint so“, sagte der Fremde und zog den Vorhang zu.
„Na dann komm schon her.“ Einladen klopfte Lucia neben sich auf das schmutzige Laken. Der Bandit machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen. Entnervt rollte die Dirne mit ihren Augen. „Dich muss man jedes Mal erst überreden, was?“
Energisch schüttelte der Bandit den Kopf. „Ich mache so was nicht. Ich bin kein Unschuldiger. Ich habe schon so manches Verbrechen begangen. Aber Vergewaltigung gehört nicht dazu.“
„Aber Heuchelei, nehme ich an?“ Verwirrt hob der Fremde die Brauen. „Wenn du mich wirklich davor hättest schützen wollen, vergewaltigt zu werden, hättest du mich laufen lassen, anstatt mich ins Lager deiner notgeilen Kameraden zu schleppen. Auf einen mehr oder weniger käme es mir bei der Menge übrigens auch nicht mehr an.“
„Ich sagte doch bereits, es war nicht meine Idee, dich hierher zu bringen. Ich hatte schlicht keine Wahl.“
Lucia tat dies mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. „Wie dem auch sei. Ich habe keine Lust, auf sinnlose Diskussionen. Es geht hier nicht um Vergewaltigung. Raven hat dir doch erlaubt, es umsonst mit mir zu treiben, oder?“
Der Bandit schnaubte. „Ich wusste nicht, dass es keine Vergewaltigung mehr ist, wenn ein dritter dem Vergewaltiger vorher eine Erlaubnis gibt.“
„Es ist keine Vergewaltigung, wenn die Frau damit einverstanden ist. Aber das kapierst du anscheinend nicht. Ich habe mit Raven eine Abmachung getroffen. Ich gehe hier meinem Beruf nach. Aus freien Stücken. Ich mach’s jetzt mit drei, vier Kerlen umsonst, weil Raven die belohnen will, und ab dann werde ich für alles bezahlt.“ Sie starrte ihrem Gegenüber kurz in die Augen, dann blies sie sich eine rote Locke aus dem Gesicht. „Egal“, befand sie, ließ sich nach hinten aufs Bett fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute an die Decke. „Du kannst dich jetzt zu mir legen oder du kannst verschwinden. Ist deine Sache. Ich hab mit beidem kein Problem. Aber ehrlich gesagt, würde ich lieber mit dir den Anfang machen als mit diesem Widerling Bloodwyn.“
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Banditen, während sie augenscheinlich weiter unbeirrt zur Decke starrte. Kaum merklich drehte sie sich dabei etwas zu ihm hin und bog den Rücken leicht durch, sodass ihre Brust noch etwas besser zur Geltung kam. Ebenfalls kaum merklich spreizte sie die Beine etwas. Sie wusste, wie sie ihre Reize einsetzen musste. Und tatsächlich ließ nur wenige Augenblicke später das Geräusch eines zu Boden fallenden Gürtels ein zufriedenes Grinsen über ihr Gesicht huschen.
Geändert von Jünger des Xardas (13.08.2010 um 18:03 Uhr)
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Ausnahmesituation
Lucia fegte den Boden der Kneipe. Sie hatte sich bereiterklärt, Snaf etwas zur Hand zu gehen. Nichts schätzten die Gäste mehr als eine halbnackte Bedienung. Ja, mittlerweile trug sie wieder Kleidung, die besser zu ihrer Profession passte und sie an das erinnerte, was sie in der Laterne immer getragen hatte. Es hatten sich tatsächlich noch ein paar passende Sachen im Lager finden lassen. Soweit sie wusste, hatten sie den wenigen Frauen der Minenkolonie gehört, die damals die Gelüste der Erzbarone befriedigt hatten. Bei der Flucht aus dem Tal hatten ein paar der Banditen den Schrank geplündert, in dem diese Kleidungsstücke aufbewahrt worden waren. Danach waren sie hier im Banditenlager herumgereicht worden. Lucia musste noch immer grinsen, wenn sie daran dachte, welchem Zweck sie in den letzten Wochen gedient hatten. Die Banditen waren tatsächlich ziemlich verzweifelt gewesen.
Aber nun war sie ja hier. Und man hatte ihr die Kleidung gerne überlassen.
Auch sonst konnte sich das Freudenmädchen über nichts beklagen – von zahlreichen Mückenstichen einmal abgesehen. Der Großteil der Banditen war gar nicht so übel, hatte sie festgestellt. Und sie konnte wohl mit Fug und Recht von sich behaupten, die beliebteste Person des Lagers zu sein. Und vermutlich war sie mittlerweile auch eine der reichsten. Es gab wohl kaum jemanden in diesem Sumpf, der ihre Dienste noch nicht mehrmals in Anspruch genommen hatte.
Inzwischen war der größte Druck bei den Banditen einigermaßen abgebaut. Der Ansturm der ersten Tage war vorbei und es kehrte langsam Normalität ein. Das war ihr nur recht, denn auch wenn ihr Beruf ihr meist Spaß machte, war es zu Anfang doch sehr anstrengend gewesen. Sie hatte nur wenige Stunden Schlaf gehabt und selbst in dieser kurzen Zeit kaum ein Auge zu getan, weil Muskelkater und wundgescheuerte Haut sie geplagt hatten.
Nun jedoch gab es nichts mehr, worüber sie sich hätte beklagen können. Tatsächlich war sie zu der Ansicht gelangt, dass sie es kaum besser hätte treffen können. Sie brauchte sich nun keine Sorgen mehr machen, von den Paladinen in den Kerker geworfen zu werden, oder in der Gosse zu landen, weil keine Seemänner mehr in der roten Laterne einkehrten. Und nicht zuletzt gab es hier keinen schmierigen Bromor. Sie allein regelte ihre Geschäfte und entschied, was mit ihrem Geld geschah.
Ein Mann betrat den Raum, ließ sich an einen der kleinen Tische fallen und winkte sie herbei. „Wohl auf den Geschmack gekommen?“, feixte sie.
„Eigentlich wollte ich nur ein Bier“, entgegnete ihr Entführer.
Wortlos drehte sie sich herum, ging zur Theke, nahm sich dort einen leeren Humpen und füllte ihn an einem der großen Fässer auf der Rückseite des Raumes auf. Dann kehrte sie zu dem Gast zurück und stellte den Krug schwungvoll vor ihm ab. „Bitteschön“, sagte sie und setzte sich dann ungefragt zu ihm. Schweigend sah sie zu, wie der Bandit einen tiefen Schluck nahm. „Sag bloß, du bist nur deshalb hier?“, fragte sie beiläufig. Es war das erste Mal seit ihrem ersten Tag im Lager, dass sie ihn wieder zu Gesicht bekam.
Ihr Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Ich wollte auch mal sehen, wie du dich eingelebt hast. Ich hab ja schon einige Geschichten über dich gehört in den letzten Tagen.“
Sie lachte. „Das denke ich mir.“ Das Kinn auf die Hände gestützt, lehnte sie sich leicht nach vorn. „Und jetzt willst du ausprobieren, was an den Geschichten so dran ist?“
„Das habe ich nicht gesagt.“ Ruhig stellte ihr Gegenüber seinen Humpen ab. „Das ist nicht mein Ding.“
„Was?“
„Für Geld.“
Sie zog die Brauen hoch, ein belustigtes Funkeln in den Augen. „Den Eindruck hatte ich die letzten beiden Male nicht.“
„Das waren Ausnahmesituationen.“
„Soso, Ausnahmesituationen.“ Lucias Lippen kräuselten sich. „Und heute ist wieder eine Ausnahmesituation?“
„Wenn du öfter fragst, wird sich daran auch nichts ändern.“ Gelangweilt lehnte der Bandit sich zurück und betrachtete sie stumm.
„Schon gut. Dann warte halt auf die wahre Liebe. Irgendwann verirrt sich sicher noch eine andere hierher. Das heißt, falls die Piraten euch wieder rüberschippern.“ Erst vor zwei Tagen hatten die Freibeuter angefangen, sich den Banditen zu widersetzen. Seitdem weigerten sie sich, weitere Fahrten nach Khorinis zu unternehmen.
„Wahre Liebe?“ Nun war es der Fremde, dessen Brauen nach oben wanderten. „Das oder ich muss dafür zahlen, ja? Es gibt nicht nur Extreme. Aber wie dem auch sei. Ich habe es im Augenblick nicht so nötig, dass ich vorhabe, dir dafür mein Geld zu geben. Ich sag schon Bescheid, wenn sich das ändert.“
„Ich bitte darum.“ Noch immer grinsend begann sie, sich eine Locke um den Finger zu wickeln. „Nebenbei“, wechselte sie das Thema. „Nenn mich altmodisch, aber wenn ich zweimal mit jemandem geschlafen habe, weiß ich ganz gerne, wie er heißt. Ich kann dich natürlich auch einfach „Bandit“ nennen.“
„Kannst du“, sagte ihr Gegenüber achselzuckend. „Aber falls dir das irgendwann zu blöd wird, kannst du auch jederzeit auf Fergus umsteigen. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Lucia.“
„Lucia also.“ Er nickte. „Freut mich.“
„Gleichfalls.“ Lucia entließ ihre Locke und strich sie sich hinters Ohr. „Und, wie hat es dich hierher verschlagen?“, fragte sie nach kurzem Schweigen.
„Hey, Schlampe!“, tönte es mit einem mal durch den Raum, noch ehe Fergus antworten konnte.
Lucia zuckte zusammen. Sie brauchte den Kopf nicht zu wenden, um zu wissen, wer da soeben eingetreten war und sie nun lüstern anstarrte. Es war einer ihrer neuen Stammkunden.
„Los, du wirst nicht fürs Rumsitzen bezahlt!“, bellte Bloodwyn. „Ich hab Lust auf einen kleinen Ritt, also komm mit.“
Lucia biss sich auf die Lippen. Innerlich seufzend und mit zum Himmel erhobenen Augen erhob sie sich von ihrem Stuhl, als plötzlich Fergus besitzergreifend nach ihrem Arm griff. „Tut mir leid, Bloodwyn, aber du bist zu spät“, sagte er mit entschuldigendem Gesichtsausdruck. „Wir beide wollten gerade hochgehen.“
Wütend starrte Ravens rechte Hand den anderen Banditen an, der Lucia nun einen Geldbeutel in die Hand drückte und sie auf die Treppe zuführte. „Danke“, flüsterte sie ihrem Retter zu.
Gemeinsam stiegen sie ins obere Stockwerk hinauf und betraten Lucias Kammer. Erst hier ließ Fergus sie wieder los. „Gern geschehen“, sagte er grinsend. „Ich würde sagen, Bloodwyn im Bett hat niemand verdient.“
Lucia lachte, warf den Geldbeutel auf ihren kleinen Tisch und begann sich auszuziehen.
„Was wird das denn jetzt?“ Fergus runzelte die Stirn.
„Ich gehe meinem Beruf nach. Immerhin hast du dafür bezahlt.“ Sie musste sich das Lachen verkneifen. „Was ist?“, fragte sie dann und warf sich nackt auf das Bett. „Du kannst natürlich auch eine Weile hier sitzen bleiben und wir plaudern etwas. Da bleiben musst du nämlich in jedem Fall, wenn das nicht verdächtig aussehen soll. Aber ich dachte mir, vielleicht ist das ja eine Ausnahmesituation.“
Der Bandit schüttelte grinsend den Kopf. „Du bist eine ungewöhnliche Frau. Und du verstehst es, dir die Männer gefügig zu machen“, sagte er, während er sein Hemd auszog.
„Du hast mir unten übrigens nicht geantwortet“, erinnerte sie ihn, als er sich nackt zu ihr legte.
„Da gibt’s nicht viel zu erzählen.“
Lucia schwang sich auf ihn und kniete sich dann über ihn. Langsam senkte sie sich herab. „Das lass ich nicht gelten.“ Ein diabolisches Grinsen huschte über ihr Gesicht und mit einem Mal hörte sie auf, ihr Becken zu senken. „Du willst doch, dass ich weitermache, oder?“
„Du bist ein kleines Miststück“, zischte Fergus halb wütend, halb belustigt.
Sie zuckte mit den Schultern. „Du sagtest doch, dass ich etwas davon verstehe, euch Männer gefügig zu machen.“
Fergus stieß ein tiefes Seufzen aus. „Und wie es aussieht, hatte ich völlig Recht. Also gut, wenn du damit glücklich bist: Ich war Söldner. Irgendwann rückten die Orks immer näher. Und eines Tages wachte ich dann auf der andren Seite der Front wieder auf. Sie haben mir die Wahl gelassen: Als Sklave für sie schuften oder als Söldner für sie kämpfen. Ich musste nicht lange überlegen. Dummerweise wurde das Dorf, in dem ich mich befand, kurz darauf zurückerobert. Und wir Söldner waren plötzlich Verräter an der Krone und wanderten in die Barriere.“
„Das nennt man wohl Pech.“
„Kannst du laut sagen“, bestätigte Fergus und stöhnte genüsslich auf, als Lucia sich endlich erbarmte.
„Na.“ Sie lächelte, während sie ihr Becken langsam kreisen ließ. „Immerhin bist du nicht wegen Massenmord verurteilt.“
„Das nicht, aber mach dir deswegen keine falschen Vorstellungen von mir.“ Fergus legte seine Hände um Lucias Hüfte. „Ich habe schon so einiges getan, worauf ich nicht gerade stolz bin.“
„Wie wir alle.“
„Nein, ich glaube, ich hab etwas mehr Dreck am Stecken als du.“
„Vermutlich. Aber weißt du was, so übel bist du gar nicht. Und mit dir macht’s mehr Spaß als mit Bloodwyn.“
Fergus lächelte. „Danke. Ich schätze, jetzt sollte ich mich geschmeichelt fühlen.“
Auch Lucia musste lächeln. Allerdings weil der Bandit schon seit einiger Zeit nur noch zu ihren auf- und abwippenden Brüsten sprach.
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