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    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    [GM] Eulenwinter

    RPG-Ring - [GM] EulenwinterRPG-Ring > World of Gothic > Rollenspiel > Quests > [GM] Eulenwinter



    Vollständige Version anzeigen : [GM] Eulenwinter



    Ray08.09.2004, 21:44
    [GM] Eulenwinter ~Der Schwarze Turm~

    http://members.aon.at/mooswinkl/eulenwinter.jpg


    „Wanderer, kommst du an diesen Ort, so achte die Zeichen der Zeit, denn dies ist ein Ort, da Realität und Schein verschwimmen. Sei gewarnt.“



    Ray08.09.2004, 22:38
    Kapitel I: Ein Dorf ohne Namen

    Nun war es schon dunkel geworden und Ray bildete sich nicht mehr nur ein, dass es kalt war. Die Nacht warf ihre Schatten voraus und an die Wände es Kastells. Noch immer sah er angespannt und konzentriert auf den Fleck, wo die Wolke das letzte Mal gewesen war. Es war aber schon zu dunkel, um etwas genaueres erkennen zu können. Selbst die Lichtkugel, die er beschworen hatte, half nichts. Denn sie warf nur einen matten Lichtkegel in den Innenhof. Halt... Hatte er nicht gerade ein Rauschen gehört? Doch. Er hatte. Und es wurde lauter. Es war, als würden die Blätter eines Waldes im Herbstwind rascheln und fortwährend von ebendiesem fortgeweht werden. Langsam vernahm man das Geräusch deutlicher. Ray revidierte seinen ersten Eindruck. Das war kein Rauschen von Blättern im Wind. Vielmehr, als würde man mit einem Blatt Pergament durch die Luft wedeln. Flügelschlagen kam diesem Geräusch sehr ähnlich.
    Flügelschlagen? War es das? Kamen die Zugvögel und machten sich jetzt schon auf den Weg in den wärmeren Süden nach Myrhana? Es war doch viel zu früh. Zu ärgerlich, dass sein Licht nicht mehr hergab. So konnte er inzwischen nicht mehr sehen, als die pechschwarze Nacht. Und diese wurde jetzt durchdrungen. Von vielen, vielen doppelten Punkten. Da waren hellblaue, gelbe und grüne. Ganz schwach sah man sie. Das Rauschen war inzwischen recht laut geworden. Beinahe nervend laut. Und dann sah Ray sie in der schwachen Beleuchtung des Innenhofs.
    Es waren Vögel. Viele Vögel, zumindest verhältnismäßig. An die zwanzig, schätzte Ray. Doch Zugvögel gingen doch zu weniger als dieser Anzahl auf den Wanderflug in den Süden. Es waren auch keine normalen Vögel. Rays Unterkiefer klappte herunter, als er es endlich verstand und erkannte. Es waren Eulen. Ihre Augen glänzten immer noch im schwachen Licht. Und sie flogen auch nicht weiter. Sie begannen, Runden über dem Innenhof des Kastells zu ziehen. Und sahen hinab. Ray kniff die Augen zusammen, ja, ohne Zweifel. Sie sahen hinab. Sie sahen ihn an. Ray fröstelte. Und gebannt sah er dem Schauspiel zu. Noch nie hatte er so etwas gesehen. Eulen waren Einzelgänger und flogen nicht in Schwärmen umher. Was hatte dies zu bedeuten?



    Ramac08.09.2004, 22:48
    Ramac wachte auf. Er rieb sich die Augen. Er stand auf, wusch sich und warf seine Lehrlingsrobe über. Dann sah er nach dem was ihm geweckt hatte. Ein Rauschen. Doch komischerweise, streichelte der Wind nur leicht. Das Rauschen, hatte aber einem Sturm geglichen. Er öffnete die bunten Fensterläden und sah hinaus. Die Nacht war stockfinster. Das Rauschen hat aufgehört, und ihm war als würde er im Innenhof leuchtende Punkte sehen. Aber es war schwer zu erkennen, vom zweiten Stock aus. Ramac schritt zur Tür hinaus und seine Schritte hallten die steinerne Wendeltreppe hinunter. Im Erdgeschoss angekommen, lenkte er seine Schritte in Richtung Eingangshalle, in der Hoffnung jemanden zu treffen, den das selbe Rauschen geweckt hatte.



    Mäxchen08.09.2004, 23:07
    Flattern. Wie das Scharben von Papier auf Papier, das rasche Umblättern von den Seiten eines Buches. Die dunklen Flecken, die den Himmel bedeckten, liefen im Schwarz der Nacht über. Allein ihre Augen leuchteten durch die Dunkelheit. Federn fielen vom Himmel herab, strichen über das Blätterwerk der Esche, streichelten auf der Haut, um irgendwann still auf den gräsernen Boden liegen zu bleiben. Einzig wenn ein leichter Windstoß, herbeigeführt durch eine rasche Bewegung oder durch die Macht der Natur, eine der Federn erwischte, tänzelte sie durch die Luft, von jeglichen Gesetzen der Schwerkraft befreit, frei, vogelfrei.
    Die Lichtkugel in Ray's Händen lies die Konturen seines Gesichtes lange Schatten werfen. Die Lichtstrahlen durchbrachen dei Dunkelheit, doch wenn sie auf die Umrisse eines Antlitzes traffen, umhüllten sie diese und ließen alles Dahinterliegende im Schatten der Dunkelheit verweilen. Faszination spiegelte sich in seinen Augen. Die Lichtpunkte der Augen, die über den nächtlichen Äther zogen, spiegelten sich in seine Pupillen wieder, die bis zur unkenntlichkeit verrenkt waren, um den Himmel zu fixierehn. Das Spiel der Helligkeit, herbeigeführt durch die Lichtkugel und die Augen, lies es wie einen Sumpf erschienen, der von Irrlichtern und Feen bevölkert wurde, so wunderbar war es. Mäxchen schmunzelte hinüber zu Fargas. Er wagte es nicht, zu sprechen, doch fühlte er, dass sich die Freunde auch so verstanden. Wieder richtete er seinen Blick gebannt auf das Spiel vor ihm. Die Konturen nahmen Gestalt an, Vögel, sie stachen aus der Dunkelheit hervor, Einzelheiten wurden erkennbar, Details wurden schärfer. Ihre leuchtendne Knopfaugen suchten den Boden ab, doch die meisten fixierten eine Person im Innenhof. Ray. Immernoch stand er gebannt im Mittelpunkt des Geschehens, flimmernt die Kugel in seiner Hand haltend. Das Schlagen der Flügel wurde deutlicher, vereinzelt konnte man Aufschreie einiger Tiere vernehmen. Der Spielmann wagte es nicht, sich zu bewegen, er fürchtete auch nur die kleinste Reaktion seiner Muskeln, fürchtete auch nur ein reflexives Zucken einer Faser. Der Schwarm glitt weiter herab, immer noch kreisend und unmerklich, aber sie glitten herab, so weit, dass die ersten Tiere im Geäst der Esche Platz nahmen. Wenn man ganz genau lauschte, jeden Flügelschlag, jedes Piepsen im Innenhof ignorierte, konnte man hören, wie das Gewicht der Vögel auf dem Holz der Äste beim Aufprall einen dumpfen Ton von sich gab, wenn man noch genauer lauschte, konnte man sogar das Kratzen ihrer Krallen hören. Die Tiere, die Nahe des Brunnen landeten, verursachten mit dem Wind, dass von ihren Flügelschlägen hervorgerufen wurde, eine leichte Wellenbewegung auf dem Wasser. Was führte dieses wunderbare Schauspiel in den Innenhof? Was hatte dieser Vogelzug zu bedeuten? Anscheinend würde dieses Ereignissdie Zimmersuche in ferne Zukunft rücken.



    Renata09.09.2004, 00:18
    Die am Nachmittag bemerkte einzelne dunkle Wolke hatte sie noch eine kleine Weile durch das Fenster beobachtet, sich dann aber achselzuckend abgewandt. Wird wohl nichts besonderes sein, hatte sie sich noch gesagt, war ins Refektorum gewandert und sich dort ein ausgiebiges Nachmittags-Frühstück gegönnt, über das es inzwischen Abend und dunkel geworden war.
    Es war ungewöhnlich still im Kastell, dachte sie noch, als sie nach dem Mahl langsam durch die Halle schlenderte. Sie gewahrte den Barden Ramac, der scheinbar abwartend auf halber Treppe zum ersten Stock verweilte, winkte ihm grüßend kurz zu und hatte mit einem Mal das Bedürfnis, noch einmal nach dieser merkwürdigen Wolke zu sehen.
    Hinter dem Durchgang zum Innenhof bot sich der Magierin ein seltsames Bild: Ray, wie er unter einer von ihm wohl selbst beschworenen Lichtkugel stand und die Augen nach oben gerichtet hatte und Vögel, die ihn und den Lichtkegel, in dem er stand, teils umkreisten wie riesige von einer Laterne angelockte Motten, teils sich darin und damit in der unmittelbaren Nähe von Ray einfach niedergelassen hatten. Das Flattern und Flügelschlagen nahm langsam ab, während Renata noch schaute und staunte; fast alle Tiere hatten sich einen Platz zur Landung gesucht. Ray stand immer noch wie paralysiert.
    Langsam ging Renata auf den so wie starr stehenden Ray zu, nahm aus den Augenwinkeln noch weitere Besucher des Innenhofes war, hatte im Moment aber keinen Blick für sie. Sie wunderte sich viel zu sehr, dass die Eulen, wie sie jetzt erkennen konnte, bei ihrem Näherkommen nicht aufflogen. Allenfalls einen ärgerlichen Krächzlaut ließen sie vernehmen, als sie zur Seite hüpfend der Magierin eine Gasse auf ihrem Weg zu Ray frei machten. Die meist missbilligend blickenden Augen der Eulen in den fast schon gruselig drehbaren Köpfen der Tiere folgte ihrem Weg zu dem Magier. Ray selbst schien ihre Anwesenheit gar nicht zu registrieren, er starrte immer noch zu den unteren Ästen der Esche hoch, auf denen sich auch Eulen nieder gelassen hatten. Vorsichtig, um ihn in seiner Faszination nicht zu erschrecken, legte Renata eine Hand auf seine Schulter. „Ray?“ sprach sie ihn an „Bruder? Alles in Ordnung?“



    Ray09.09.2004, 00:57
    Ray hörte Renata. Doch sein Gehirn schien ungewöhnlich langsam zu arbeiten. Fast schwerfällig wandte er den Kopf. „Ich weiß nicht“, antwortete er Rena. Seine Stimme klang ganz heiser, als hätte er sich verkühlt. „Ich habe wahrhaft keinen blassen Schimmer, was hier vorgeht. Aber ich ahne eins: Sie wollen etwas von mir. Glaub mir, noch nie habe ich Eulen so schaurig gefunden“, flüsterte er ihr zu. Er fürchtete, man könnte ihn sonst noch am Ende für ein Weichei halten, wenn es andere hörten. Und da waren ja Ramac und Mäxchen in der Nähe. Doch sie schienen zu paralysiert durch den Anblick der Vögel. Renata wollte etwas antworten, doch sie schloss den Mund wieder. Rays Kopf zuckte nämlich plötzlich herum. Er sah wie gelähmt in Richtun Esche. Was hatte er bemerkt, was ihn so überraschte?
    Ray hatte die Eulen sich niederlassen sehen. Manche im Gras, manche auf der Bank und manche auf der alten Esche. Und dort saß er. „Tenebrus“, stellte Ray fast unhörbar fest. Da war er, der Uhu, der ihm gefolgt war, seit er Ray seine Heilung verdankte. Vor fast einer Woche schon war er auf und davon geflogen und seither nicht wiedergekommen. Und hier war er, inmitten eines Schwarms von Eulen. Befremdlich. Als hätte Ray den Uhu gerufen, schwang sich Tenebrus in die Lüfte und segelte anmutig auf Rays Schulter hinab. Wie schwer er war. Das hatte Ray ganz vergessen. Dann tat der Eulerich etwas, das er noch nie getan hatte: Er knabberte fast zärtlich an Rays Ohr. „Was ist, Alterchen?“, fragte der Schwarzmagier das Tier. Er fand seine Sprache allmählich wieder. Tenebrus hielt ihm zur Antwort das rechte Bein vor die Nase. Für diesen Augenblick lastete sein ganzes Gewicht auf einer Kralle, die sich in Rays Schulter bohrte. „Autsch!“, konnte sich Ray nicht verkneifen. Doch die Gedanken an seine Schmerzen erloschen, als er sah, was an Tenebrus Fuß befestigt war. Ein Stück Pergament.
    „Du bist also neuerdings zur Brieftaube geworden“, sagte Ray. So lässig diese Aussage wirken mochte, er fühlte sich ganz anders. Er machte sich etwas vor. Denn ihm war mulmig zumute. Er wusste, etwas begann zu geschehen. Warum, wusste er nicht. Doch das Auftauchen Tenebrus' mit all den anderen Tieren war für ihn ein Zeichen. „Rena, tu mir bitte den Gefallen und nimm diesen Zettel von seinem Fuß. Ich habe meinen rechten Arm nicht frei, den krieg ich nicht hoch, so lange Tenebrus mit vollem Gewicht auf der Schulter lastet“, bat er die hohe Schwarzmagierin. Renata öffnete die Schnur, die das Pergament an Tenebrus Fuß hielt und nahm die Botschaft - wenn es denn eine war. Mit Spannung entrollte Ray das Pergament und las.
    „Sei gegrüßt, wer auch immer du sein magst. Die Eulen haben diese Nachricht zu dir gebracht, auf mein Geheiß. Das mag seltsam klingen, doch ist es so. Bitte, du musst tun, was ich schreibe, oder großes Ungemach wird über den Ort kommen, da wir alle leben. Die Eulen werden dich führen. Hilf uns.“
    Ray faltete die einfache, und doch so eindringliche Nachricht zusammen und gab sie wortlos an Rena weiter. Er brauchte nicht zu sagen, „lies“, die Schwarzmagierin verstand es auch so. Tenebrus erhob sich wieder von seiner Schulter und flatterte auf die alte Esche. Ray überlegte. Einer Nachricht folgen, deren Urheber er nicht kannte? Menschen helfen, obwohl er eigentlich ein Schwarzmagier war, also durchtrieben und böse sein musste? Halt, das war er nicht. Er war ein Mensch, hatte ein Gewissen. Er war hier, weil dies für ihn ein Ort der Muse und des Wohlseins war. Nicht, weil er böse war. Sein Gewissen war ziemlich rein. Er überlegte nicht lange. „Ich werde mit euch gehen“, sagte er zu den Eulen. Dabei kam er sich nicht einmal etwa dumm vor. Tenebrus sah ihn direkt an. Ray schauderte. So hatte er ihn noch nie angesehen. So eindringlich. So scharf. So allwissend. Dann flog Tenebrus hoch, die Mauer des Kastells empor und durch ein offenes Fenster, das Ray als das seine erkannte. Und Tenebrus kam zurück, er trug etwas im Schnabel, das viel zu groß und zu schwer für ihn war. Er drohte zu stürzen, doch er ließ das Ding fallen, als er gerade über Ray war. Der fing es auf. „Was soll das?“, fragte er den Eulerich. Er hielt das Cingulum Magici Beliari in der Hand, oder besser gesagt, den Gürtel, der an dessen Stelle gefunden worden war. Tenebrus sah ihn wieder an. Ray hielt dem Blick nicht lange Stand. Gut, nehm ich es eben mit, dachte er sich. Er muss wissen, was er will. Immerhin ist er der Überbringer der Botschaft. Dann wandte er sich wieder an Renata.
    „Wirst du mich begleiten?“, fragte er sie. Und fügte hinzu: „Bitte. Ich denke, es ist wichtig. Für mich und für viele andere.“ Renata zögerte. Dann nickte sie nur. „Gut, dann packe deine sieben Zwetschken zusammen, ich möchte morgen früh gehen. Ich werde sehen, ob nicht noch mehr Leute mitkommen mögen. Ich möchte nicht allein gehen. So völlig ins Unbekannte.“ Nachdem Ray dies gesagt hatte, verließ er den Innenhof. Gerade da sah er Ramac an einer Arkadensäule lehnen, den Blick immer noch starr auf die Eulen gerichtet. „Guten Abend, Ramac. Was machst du hier?“, fragte Ray, die Stimme kühl und angenehm moduliert. Als wäre nichts geschehen. Als hätte er keine Furcht empfunden.



    Ramac09.09.2004, 01:06
    "Viel wichtiger als die Frage "was" ist die Fragen "warum" ich hier bin. Ich wurde von einem fast sturmhaften rauschen geweckt, doch als ich aufwachte, fand ich nur dich und diese Eulen vor. Dieser Uhu, der gerade auf deiner Schulter war, hat dir eine Nachricht überbracht ,nicht wahr? Ich sah an deinem Gesichtsausdruck das sie dir wichtig ist. Was teilt sie dir mit?" fragte Ramac den Barden und sah sich die Eulen an. Der Innenhof war wie in ein seltsames Licht getaucht. Ein Licht das nicht leuchtete. Ein Licht das nicht strahlte. Nicht das Licht einer Flamme. Nicht das Licht von Rays Zauberkugel. Und auch kein Licht, wie die blauen Leselampen der Bibliothek. Ein unsichtbares Licht, eine Spannung in der Luft. Eine Aura, mochte man fast sagen, eine Kraft die nun alles und jeden durchfloss, jeden Graßhalm umgab und jeden Muskel von Kraft erfüllte. Lag es an den Eulen? Ramac wusste es nicht. Ramac wusste nur das es kein Zufall war das er, gerade er und nicht ein anderer der höheren Schwarzmagier, dieses Schauspiel sah. Denn es gab keine Zufälle. Es war Schicksal.
    "Jemand braucht meine Hilfe. Ich weiß nicht wer und warum, aber ich werde dem Aufruf folge leisten. Willst du mich begleiten." riss ihn Ray aus seinen Überlegungen. "Ja denn auch ich denke das es eine Art Bestimmung war, das wir hier sind." "Gut, tu mir bitte einen Gefallen: Versuche noch andere Leute davon zu überzeugen mitzugehen, denn ich muss nun über die Eulen nachdenken. Und pack deine Sachen, zur Mittagstunde reisen wir ab." sprach Ray und verabschiedete sich. Nun war nur noch Ramac und Renata, die gerade mit Ray gesprochen hatte, im Innenhof.
    "Seid gegrüßt Renata, werdet ihr ebenfalls mit Ray auf diese Reise gehen?" fragte er sie und trat an sie heran...



    Renata09.09.2004, 01:33
    Ramacs Frage riss Renata aus ihren Gedanken. Gerade hatte sie sich wieder in das Leben im Kastell eingefunden und eigentlich geplant, zumindest für eine gute Weile hier zu bleiben. Und trotzdem hatte sie vor nur wenigen Augenblicken Ray die Zusage gegeben, mit ihm diesem Eulenruf zu folgen. Aber ein „Nein“ hätte sie nicht über das Herz gebracht, sie fühlte sich noch in Rays Schuld, schließlich war er damals bei Ihrer und Rhodgars Befreiung aus dem Khorinischen Kerker dabei. Bis jetzt hatte sich keine Gelegenheit ergeben, sich zu revangieren, vielleicht würde sich auf dieser Reise eine Chance ergeben. Und selbst wenn nicht, fühlte Renata ihre Schuld durch ihr Mitkommen vielleicht nicht getilgt so doch wesentlich gemildert.
    „Ja“ wandte sie sich darum an Ramac „ja, ich werde Ray auch begleiten. Darum werde ich jetzt schnell zusammensuchen gehen, was ich für diese Reise brauche und was sonst noch nützlich sein könnte“. Heilkräuter, dachte Renata im stillen, während sie Ramac und Ray im Hof zurückließ, Heilkräuter und ihren Dolch mit den vier Schneiden. Wasser, Proviant und Verbandszeug zählte sie auf der Treppe zum ersten Stock noch auf. Bis sie ihr Zimmer endlich erreicht hatte, waren noch ihre Runen und die Wund-Nähnadeln dazu gekommen. Das läpperte sich.



    Ramac09.09.2004, 01:41
    Nun verließ auch Ramac den Innenhof. Er schritt die Treppe hinauf und betrat sein Zimmer. Er griff nach dem Lederrucksack, den ihm die Dämonen gegeben hatten. Dann packte er seine Sachen ein. Ein Seil ganz unten, seine Alte Lederrüstung, Äpfel, 2 Wasserschläuche, eine Tonflasche Wein. Er warf noch andere Kleinode hinein und verschloss den Rucksack. Dann schnallte er noch eine Decke daran und legte ihn zur Seite. Auf seinen Tisch legte er den einfachen Eisendolch, seine Flöte und die Wasserlaute. Über den Stuhl hängte er seine Lehrlingsrobe und den Mantel den ihm die Dämonen gebracht hatten. Er war in einem schlichten schwarz gehalten aber warm. Dann legte sich der Barde und Lehrling zur Ruhe, um fertig für den nächsten Tag zu sein.



    Ray09.09.2004, 13:27
    Der Schwarzmagier Ray hatte die Nacht nicht viel geschlafen. Tenebrus hatte die ganze Nacht über an seiner Bettkante gesessen und ihn angesehen, als wolle er sagen: Gehen wir, es eilt. Ob das Einbildung war oder nicht, wusste Ray nicht. Jedoch war es auf diese Weise so gekommen, dass er schon in den frühen Morgenstunden vor seinem Schrank stand, und diesen durchwühlte. Was es auf eine Reise mitzunehmen galt, damit hatte er inzwischen Erfahrung. So legte er sich seine leichte Schwarzmagierrobe an und nahm ein einfaches schwarzes Band, um die Robe an seinem Körper zu befestigen. Den Gürtel packte er zuunterst in seinen Rucksack. Er war einfach zu klobig, um damit auf Wanderschaft zu gehen. Doch Tenebrus wollte anscheinend, dass er ihn mitnahm. Warum auch immer. Wenig später stand Ray vor seinem gepackten Rucksack, der außer dem Gürtel nun auch eine Ersatzrobe, seine warme, dunkelblaue Robe, seine Klarinette (nein, er konnte nicht ohne sie gehen), etwas Proviant aus der Küche und eine Landkarte, die ihm ein Dämon gebracht hatte. Außerdem hatte er sein Schwert umgegürtet und etwas Wertsachen in die Robeninnentaschen gesteckt. Er trug Stiefel mit starkem Profil. Man wusste ja nie, wohin die Wanderung gehen würde. Er sah sich noch einmal um. Hatte er etwas vergessen? Nein. Ray schulterte den Rucksack und verließ das Zimmer.
    Der Innenhof lag in einem kühlen Morgenrot vor ihm. Als die Eulen Ray kommen sahen, war es ihm, als verstünden sie ihn. Ja, ich werde gehen. Jetzt, dachte er. Da erhob sich der Großteil der Tiere wieder in die Lüfte und zerstreute sich. Nur einige wenige blieben zurück. Und Tenebrus segelte aus dem Zimmerfenster hinab und gesellte sich zu ihnen. So setzte sich Ray auf die Bank und wartete auf Renata und Ramac. Und auf jene, die sie noch überreden hatte können, mitzugehen. Tenebrus flatterte unruhig mit den Flügeln. „Jaja, wir gehen ja bald“, beruhigte ihn der Schwarzmagier.



    Garrett09.09.2004, 17:26
    Garretts dunkler Umhang flatterte im Wind. Auch wenn es im Innenhof und wohl auf dem Rest der Insel recht warm war, wehte ein recht starker Wind. Warum allerdings im Innenhof, das war dem Dieb ein Rätsel, denn dieser Ort wurde von allen Seiten vom Kastell eingeschlossen.
    Gelangweilt lehnte Garrett an der Wand und dachte nach. Vor allem über die letzte Nacht, denn etwas setsameres hatte er in letzter Zeit nicht einmal im Kastell beobachtet. Eulen. Viele Eulen. Mehr musste man zu dem Eereignis eigentlich nicht sagen. Nur dass sie über dem Innenhof kreisten und auf einen Schwarzmagier hinabblickten, der in der Mitte des Hofes stand und eine Lichtkugel beschworen hatte. Als dann eine der Eulen auf seiner Schulter landete und ihm einen Zettel brachte, wurde es dem Dieb doch zu seltsam und er verließ den Ort des Geschehens.
    Als er am Tag darauf allerdings wieder den Innenhof betrat, Waren die Eulen imme rnocht nicht verschwunden. Entweder flogen sie Kreise über dem Innenhof, sie tapsten über den Boden oder hatten es sich in der Esche bequem gemacht.
    Dann trat der Schwarzmagier von gestern wieder in den Mittelpunkt. Er betrat den Innenhof, mit einer Eule auf der Schulter. Er blickte sich um, als wenn er etwas suchte. Auch wenn es Garrett eigentlich nichts anging, seiner Neugier siegte. Außerdem hatte sich der Dieb schon immer in Sachen eingemischt die ihn nichts angingen. Seien es nun andere Häuser mit den sich darin befindenden Wertsachen oder eben solche Geschehnisse wie dieses hier. Garrett wandte den Kopf Richtung Magier und Eule und ging auf sie zu.
    "Da ist ja der Eulenmann! Was machen diese Viecher hier?"



    Lina Suavis09.09.2004, 17:34
    Ein Tag wie jeder, könnte man sagen. Den Kopf gestoßen, aus dem Bett gefallen und halb unbedeckt auf dem kalten Steinboden des Zimmers im Kastell gelegen, ruhte erzürnt Linas Blick auf der gegenüberliegenden Wand. Hastig gewaschen und angezogen, schritt die junge Frau zu nächst an jenen Spiegelschrank, um die Eigene Verunstaltung am Kopf zu begutachten und möglicht zu richten. Und wieder, als sei dies ein koordiniert einstudierter Bewegungsablauf, zog das Tageslicht die grün leuchtenden Augen des Mädchens auf sich und wieder geriet Lina in Rage, dass niemand den Anstand besaß sie zum Aufstehen zu zwingen. Bromor hatte es stets ebenso gehandhabt, ließ seine Mädchen immer bis mittags schlafen, damit sie ihrer Arbeit nachts länger nachgehen konnte.
    Leise drang ein Seufzen aus der trockenen Kehle des Mädchens. Der weiche Stoff des Kleides, das ihren Leib bedeckte, war verknittert und wirkte getragen – was das rote Kleid auch war. Ob es irgendwo ein neues zu finden gab? Sie jedenfalls besaß keines. Vielleicht kann jemand im Kastell mir eines besorgen., dachte sie und achtete nicht auf das, was hinter ihr geschehen würde, während verträumte Blicke gen Draußen starrten. Ein leichter Wind wehte, wiegelte die ersten auf dem Boden liegenden Blätter auf. Der Herbst begann, man fühlte es. Schade Der Sommer war doch ihre Lieblingszeit im Jahr, auch wenn es den Frühling zu loben galt. Langsam umgedreht, drang erst nun das leise Flügelschlagen an ihr Ohr. „Was ist denn…!“ Jäh unterbrochen, hallte ein schriller Schrei in dem kleinen Raum wider. Schluckend fand sich die Frau auf dem Boden wieder, erschreckt von einem jener fliegenden, unförmigen Dinger – ein anderes Wort konnte sich Lina gerade nicht aus den Haaren ziehen –, wurde ein weiteres Mal der kalte Boden von ihr als Sitzfläche in Anspruch genommen.
    Hier Sterbliche, dröhnte eine tiefe, dunkle Stimme im Kopf des Mädchens. Ihr Blick wanderte und ersah etwas in den Händen des Dämons. Ein Kleid lag darin. Verwundert starrte sie es an. Sollte sie es nehmen? Zögerlich erhob sich Lina und griff danach. Angst lag in ihr, Furcht vor dem unbekannten Flugwesen. Kaum befand sich das Gewand in ihren Armen, war es auch schon ohne längere Zeit des Aufenthalts verschwunden. Ungläubisch blinzelte sie, zog schließlich die Schultern hoch, um leicht zitternd zum Bett zu watscheln und die Kleider zu tauschen.
    Es passte, als hätte ein Schmied heißes Eisen um ihren Körper gegossen und die verhärtete Form des Metalls an sie angelegt. Auch wohl konnte man sich darin fühlen. Wärmen tat es gut. Der Länge nach zu urteilen, war es ebenso, wie jenes Rote, welches derweil auf dem Bett landete. Freudig über die Errungenschaft – und ohne Erkenntnis, dass es den Schwarzmagiern gehörte -, beschloss die zweiundzwanzig Sommer Alte, nach Ray zu suchen, was den Weg hinaus in den Hof führte, dessen immer gleich bleibendes Klima Lina ein wenig wunderte, aber auch nicht weiter störte. Tatsächlich war Ray dort zu finden, umgeben von, jedenfalls machten diese den Eindruck davon, Flugtieren, welche allerdings nie zuvor bewusst in Linas Augenlicht geflattert waren. Ein weiterer Mensch stand bei dem Schwarzmagier, der irgendwoher bekannt vorkam.
    „Hallo Ray!“, rief sie freundlich, lächelte ihn an und trabte auf ihren Freund zu, ohne der anderen Gestallt mehr als ein freundliches ‚Hallo’ zu schenken.



    Ray09.09.2004, 17:55
    Ray wandte sich zu dem schweigsamen Mann, dessen Namen er nicht einmal kannte. Er dachte nach. Sollte er jemanden bitten, ihn zu begleiten, ohne dass er ihn nährer kannte - geschweige denn, seinen Namen wusste? „Seid gegrüßt. Eulenmann, ja, so könntet Ihr mich so wirklich nennen, nicht? Aber fragt mich nicht, wie es dazu kam. Ich weiß nur, dass meine Eule hier eine Botschaft gebracht hat. Eine etwas mysteriöse Botschaft, zugegeben, aber ich habe beschlossen, diesem Hilferuf Folge zu leisten.“ Der andere Mann sah interessiert drein, doch dann breitete sich wieder ein Schweigen aus. Seltsam. Wie machte dieser Mann das bloß? Wenn er schwieg, schien alles zu schweigen, selbst das Rascheln der Zweige.
    Ein freundliches „Hallo, Ray“ riss ihn aus seinem Schweigen. Er sah auf. Lina kam in den Innenhof und lächelte ihnen freundlich zu. Allerdings brachte selbst sie es nicht fertig, dem schweigsamen Gesellen neben ihm ein nüchternes „Hallo“ zu schenken. Obwohl Ray noch immer recht zerstreut wegen der Geschichte mit den Eulen war, brachte er es zusammen, Linas neues Kleid zu bemerken. Glänzend schwarz war es nun, zweifellos eine Robe des Kastells. Hatte die ein Dämon ausgesucht? Das schien Ray irgendwie unwahrscheinlich, denn es betonte Linas Figur etwas zu sehr. Ray schätzte die Dämonen eher so ein, dass sie dies nicht bemerkten, geschweige denn, würdigten. Aber er wollte sich jetzt nicht durch die Rundungen einer Frau ablenken lassen. „Sei mir gegrüßt, junge Lina. Wie ich sehe, scheinst du ja heute guter Dinge zu sein, und etwas gesprächiger, als dieser hier, neben mir. Ich habe seltsame Dinge erlebt, diese Nacht. Eulen kamen. Ein Hilferuf, und ich soll ihnen folgen. Ich habe beschlossen, das zu tun und suche Begleiter. Wirst du mit mir gehen?“ Lina schaute etwas skeptisch, oder sollte er vielleicht meinen, ratlos, als sie den Begriff Eulen hörte. „Hm“, machte sie leise, als wenn sie überlegte, „hier scheint es ja recht langweilig zuzugehen. Wenn du mich bei dir haben möchtest, begleite ich dich.“ Ray war erleichtert. Er lächelte sie freundlich an. „Ich bin dir sehr dankbar.“, meinte er nur.



    Mäxchen09.09.2004, 18:38
    Als die Paralyse der gestrigen Nacht langsam abklamm, konnte Mäxchen seine Gedanken fassen, dann hatte er sich rasch aus dem Innenhof geschlichen. Im ganzen Chaos bemerkte, wie es den anderen ergangen war. Fargas hatte er aus den Augen verloren, schon wirklich eine Kunst, in diesen, ja eigentlich übersichtlichem, Innenhof. Nur Ray hatte er beobachten können. Eine Eule landete auf seiner Schulter, fremd, nicht zu dem Schwarzmagier passend und dennoch verstanden sich Mensch und Tier, wie Freunde. Sie brauchten keine Worte, einzig ihre Gefühle vermittelten die Gedanken des anderen. Bewundert war Mäxchen im Arkadengang stehen geblieben. Die ganze Nacht über hatte er sich gegen eine der Säulen gelehnt und gebannt die Geschehenisse auf den Hof verfolgt. Irgendwann verschwand Ray in seinem Zimmer, den Spielmann nicht in seinem dunklen Versteck bemerkend. Doch weiterhin beobachte Mäxchen die Geschehnisse im Hof, wildes hin und her Flattern aufgeschreckter Vögel, das Wenden ihrer Köpf, bis ihn irgendwann der Schlaf übermannte und er, an der Säule lehnend, einschlief.
    Schritte weckten ihn. Sonnenstrahlen brannten auf seiner Netzhaut, noch immer quälten ihn die grippalen Infektionen. Hustend richtete er seinen zitternden Körper auf. Die Marmorplatten waren kalt, Frost der Nacht und der Morgentau taten ihr Übriges dazu. Nur verschwommen nahm er die Gestalt war, die unmittelbar in seiner Nähe stand. Er spürte Druck auf Schultern und auf seinem rechten Oberarm. Irgendjemand sprach mit ihm. 'Ramac?' Die Worte laut auszusprechen misslang dem Lehrling. Doch mit der Zeit verschwand das Schimmern vor seinen Augen und ein lächelndes Gesicht des Geweihten wurde erkennbar. Es war wirklich Ramac, der seinen Körper stütze und ihm gut zuredete. Bewegung? Wohlergehen? "... geht es dir nicht gut? Wieso bist du im Innenhof eingeschlafen?" Die Worte drückten auf sämtliche Sinne, seine Ohren schmerzten. "Habt dank, die Müdigkeit, sie hat mich überrant." Das Gähnen, das aus Mäxchen's Mund entran, verursachte unerträgliche Schmerzen. Er rieb sich seine Wangen und schaute dann noch mal zum Geweihten empor. Lächeln konnte er nun nicht. Ramac tat es aber, als wollte er das Vorhaben des Barden übernehmen. "Kommt, ihr stütze euch bis zum Innenhof. Anscheinend hat uns Ray noch einiges zu erklären." "Ihr seid zu gütig, aber es sind nur unwahrscheinliche Ohrnschmerzen. Gehen kann ich, so glaube ich zumindestens, noch selber." Langsam torkelte der Lehrling auf das Grün des Hofes, die Schmerzen nahmen langsam ab, dass Verschwommene erklarte. Er erkannte Ray, fröhlich gestimmt lächelte er einer warhen Schönheit entgegen. Mäxchen kannte sie, es war die Frau, die zuvor noch in einem roten Kleid dem Brunnenkonzert gelauscht hatte. So schnell würde er eine solche Schönheit nicht vergessen. Daher kam ihn auch ein Gedankengang aus früheren Tage, doch diesen verwarf er schnell wieder. Noch eine Gestalt stand dort, die Mäxchen aber nicth kannte, doch allein ein Blick genügte, um den Spielmann einige Rätsel aufzuwerfen. Während der Lehrling und Ramac durch den Innenhof schritten, flogen einige Eulen zu Seite um den Weg zu Ray frei zu machen, wie Diener zu ihrem Herren es immer taten. Ihrem Herren.



    Garrett09.09.2004, 19:24
    "Eulen? Eulen haben euch eine Botschaft überbracht? Und ihr wollt diesem... Hilferuf folgen? Wisst ihr überhaupt wer nach hilfe ruft? So etwas navies..."
    Garrett lachte laut auf und grinste dann abfällig, was man allerdings nicht sah da sein gesicht wie immer unter der Kapuze versteckt war. Sein gegenüber kam gar nicht zum antworten, denn ein "Hallo, Ray!" ließ seinen schon zur Antwort geöffneten Mund wieder schließen. Zwischen den beiden Zirkelanhängern tauchte eine junge Frau auf. Garrett erkannte sie. Sie war eine aus der Gruppe, die sich kurz zusammengeschlossen hatte um "irgendetwas" zu erledigen. Allerdings löste sich diese Gruppe schnell wieder auf, denn Estragon, ein mehr als nur seltsamer Kauz ebenso wie Garrett selbst, verschwand ohne jede Spur. Garrett achtete nicht weiter auf die Frau und öffnete seinen Mund um erneut das Wort zu erlangen, doch zwei weitere Gestalten die im Innenhof auftauchten stoppten dieses Vorhaben wieder. Ein junger Mann - wobei der Ausdruck "Mann" hier noch gar nicht zutreffend war - und ein älterer Mann kamen auf sie zu. Wobei Garrett dem Jüngling noch nie zuvor begegnet war, war der andere dem Dieb ein Begriff - der Orgelspieler. Garrett sah sich um. Aus irgendeinem Grund tauchten immer mehr Leute auf und an den Eulen lag es eindeutig nicht. Zumindest nicht nur. Allerdings war nun für den Meisterdieb eindeutig zu viel Trubel an diesem Ort. Normalerweise hätte er sich nun in den Schatten davongestohlen, doch noch lag etwas in der Luft, etwas, dass Garrett von diesem Ray erfahren wollte.



    Ray09.09.2004, 20:13
    „Ich, naiv?“, fuhr Ray auf. „Ihr habt nicht erlebt, was ich erlebt habe, letzte Nacht. Ihr habt es nicht gesehen, gespürt. Ich glaube fest daran, dass dies getan werden muss. Und nicht zu Ehren irgendeiner Gottheit. Oder dem Wohle der Menscheit. Es ist mir einfach wichtig. Dann gibt meine Seele wieder Ruhe. Wenn Ihr mich begleiten wollt, so kommt. Denn ich habe nicht vor, noch zu zaudern.“ Die Temparatur schien zu sinken. Das Schweigen war wieder da. Ray überlegte, ob er alles mit sich hatte. Und wie die Gruppe nun zusammengestellt war. Eigentlich fehlte es ihnen an magischem Wissen und Fähigkeiten. Renata war die einzige, die Magie wirken konnte. Vielleicht war es von Vorteil, noch jemanden mitzunehmen, der das vermochte. Ray dachte zuerst an Rhodgar, doch er hatte gehört, dass dieser bald Lehrmeister der Dunklen Magie werden wollte und irgendwelche verrückten Prüfungen hielt das Kastell für ihn sicher noch bereit. Also kein Rhodgar. Ray dachte nach. Doch fiel ihm kein weiterer Magier ein, den er zu frageng gewagt hätte. Es musste auch so gehen.
    Ray sah in die Runde. Neben Garrett und Lina waren nun auch Mäxchen und Ramac gekommen. Und in einer Ecke lehnte Renata. Ray lächelte auch ihr freundlich zu. Ja, die Gruppe war fast aufbruchsfertig. Er bemerkte auch Fargas, der mit Mäxchen im Innenhof geblieben war. Offenstichtlich genauso verzaubert von dem Schauspiel wie er selbst. „Wie steht's mit dir, Fargas? Kommst du mit?“ fragte er den Kastellbruder. „Ja, ich bin ja nicht so skeptisch wie unser schweigsamer Freund hier. Erlaubt mir nur noch, mein Gepäck zu holen.“ Ray nickte und lehnte sich zurück an eine der Säulen. Von mir aus kanns losgehen, dachte er.
    Der Schwarzmagier sah eine Weile zu, wie die anderen entweder selbst geschwind fortgingen, ihr Gepäck holen, oder es sich von Dämonen bringen ließen. Ray nutzte diese Zeit, zu den Eulen zu gehen. „Jemand wird uns nachkommen wollen“, begann er, „könnt ihr ihn auch führen?“ Der Schweigsame sah in fassungslos an. Als wollte er sagen: Naiver Junge, jetzt dreht er ganz durch. Doch die Eulen sahen ihn alle auf einmal an. Einige nickten, wobei sie den Kopf ganz herum drehten. Der andere Mann schloss seinen Mund wieder. Vielleicht verstand er nun. Langsam schienen alle in die Hufe zu kommen. Der eine mehr, der andere weniger Gepäck im Rucksack. Ray sah sich noch einmal um. Alle schienen reisefertig. „Ray. Lass uns gehen, Bruder. Wenn es dir schon so wichtig ist“, ermunterte ihn Renata freundlich. Der Schwarzmagier sagte nichts mehr und setzte sich einfach in Bewegung. Ray verkniff es sich, irgendwelche Abschiedsblicke auf das Innere des Kastells zu werfen. Die kleine Gruppe verließ das Tor des Kastells und schritt den Hügel hinab.
    Und die Eulen gesellten sich zu ihnen. Ungefähr fünf der Vögel folgten ihnen und Tenebrus flog ihnen voran. Hoffentlich führst du uns nicht in irgendein haarsträubendes Abenteuer, dachte Ray. Aber wer wusste das schon? So zog die kleine Gruppe ins Ungewisse. Geführt von Eulen. Der Schwarzmagier fragte sich, wann die ersten Skeptiker sich zu Wort melden würden. Sicher hielten ihn einige schon für verrückt...



    Mäxchen09.09.2004, 22:14
    Langsam stieg die Gruppe den kleinen Bergpfad an. All ihre schwarzen Mäntel verschwanden in der Dunkelheit, uniformiert erschienen sie als eine Einheit, als Gefährten, als Freunde. Nur Mäxchen, trug keine schwarze Robe, nein, er war nicht einmal losgezogen, um Proviant und andere Reisesachen zu holen, er hatte ja nichts. Aber dennoch fühlte er, dass er dazu gehörte. Eines verband ihn ebenfalls mit den anderen. Sein Glaube, die Schwärze seiner Seele. Die Nacht war bitter kalt. Es war einer der wenigen Augenblicke, in denen der Spielmann bereute, dass er keinen ordentlichen Mantel besaß, nur dieses, mit Löchern versehenen Flickzeug. Ein Glück, dass man in der Dunkelheit nicht seine mittlerweilen blauen Lippen sehen konnte. Er zog den Flickenmantel weiter um seinen Körper, versuchte sich in einen warmen Kokon zu denken. Wie viele Abenteurer waren schon in dieser Situation? Kälte. Ihm fiel ein Lied ein, ein Lied, dass eine Gruppe Gefährten beschrieb, die ebenfalls unter einer kalten Nacht litten. Wenn der Gesang schon nicht ein wenig den Frost abhalten konnte, dann könnte er doch wenigstens die Skepzis der Gemeinschaft ein wenig lösen. Jedenfalls hoffte der Lehrling das. Vielleicht würden ja einige, die das Lied kennen mit einstimmen. Mäxchen befreite seine Lippen vom Stoff des Mantels, welches er zum Schutz über das Kinn gezogen hatte. Dann rubbelten seine Hände über die Schultern. Wie kalt es wohl in einer wahren Wintersnacht hier sein mochte?
    Feel, you'll see, the night cold and dead But watch out, we walk proud Together now until the end In these times we walk that line These frozen times Winter nights
    Look up to the sky, see the moonlight night The winter night sends shivers up your spine But it's deep inside your mind that's where you may find Inner demons and your desire Don't give up, don't give up Don't give up, don't you ever give up
    If you find you've crossed that line Then it's time, a state of mind Believe in what you see Our sacrifice, reality In these times you walk that line these frozen times Winter nights -Iced Earth; Winter Nights



    Renata09.09.2004, 22:33
    Eine hübsche Gruppe hatte sich da zusammen gefunden. Ray natürlich, Ramac der Barde ging mit ihm und die junge Lina, der, der seinen Namen nicht nennen wollte, war auch dabei und dann noch Fargas und ein junger Mann, ein Kind fast noch, den die Magierin heute zum ersten Mal sah. Renata hatte sich ans Ende der bergab marschierenden Truppe begeben und beobachtete sie ein wenig während des Abstiegs. Wie abgeschieden musste sie die letzten Wochen gelebt haben, hatte sie doch gar nicht bemerkt, dass das Kastell von so vielen neuen Gesichtern bevölkert wurde.
    Sie hatte Ray kurz zur Seite gezogen und ihn nach dem Namen des Knaben, dessen blanke Augen so erwartungsfroh auf den Weg vor ihnen gerichtet war, gefragt. „Mäxchen“ war die Antwort, der Name passte irgendwie zu ihm, fand Renata, trotz des traurigen Liedes, das er da angestimmt hatte.
    Ein paar mal hatte ihr Marsch schon gestoppt, als die Gruppe die sie führenden Eulen über den Wipfeln der Bäume aus den Augen verloren hatten. Aber das währte nur kurz, nach wenigen Minuten waren die Eulen wieder da, so als hätten sie gemerkt, dass die Menschen ihnen nicht mehr folgten und sich dann auf die Suche nach der Gruppe gemacht. Die Abzweigung zum Pyramidental hatten sie gerade hinter sich gelassen. Renata war gespannt, wohin ihre gefiederten Führer sie wohl leiten würden.



    Lina Suavis09.09.2004, 22:40
    Zwei weitere Mitglieder des Zirkels traten an Ray, Lina und diesen etwas seltsamen, dunklen Menschen heran. Eine seltsame Aura umgab diesen, als ginge etwas Böses von ihm aus, das der jungen Frau ganz und gar nicht behagte. Sahen die übrigen doch in ihren Roben noch relativ freundlich aus, blickte jener eine scheinbar immer grimmig und versprühte Zwietracht, wenigstens zwischen sich selbst und anderen. ‚Eulen’ erwähnte Ray. Innerlich fragend, ob dies wohl die Flugtiere waren, welche den Hof beruhten, hatte ihre Aufmerksamkeit gleich einen nächsten Bezugspunk gefunden. Es schien los zu gehen.
    Jeder der mit ihnen zu kommen gedachte, ließ sich Dinge bringen, Reisegepäck, oder holte dies selbst aus den Mauern des Kastells. Auf den Gedanken, welch Hab und Gut ihren Besitztümern entsprach, und was von dem Wenigen sie mitführen sollte, erschien abermals einer der Dämonen vor ihr, die Dinge, welcher es ihr bedurfte, in ihre kleine Tasche gepackt. Wahrlich konnte dazu nicht viel zählen. Mittlerweile war der Schrecken, der sie durchfuhr kein ganz so großer, wenn einer der unförmigen Flugtiere – waren das überhaupt Tiere? Ungläubig schenkte Lina dem Gedanken keine weitere Bedeutung – vor ihr auftauchte.
    Den persönlichen Besitz bei sich führend, trabte auch Lina an Seiten des Ray davon. Schließlich musste dieser ja den Weg kennen. Der ungewöhnlichen Begebenheit, dass Eulen die Magier zu führen gedachten, schenkte sie derweil weniger Beachtung. Mehr von dieser galt da schon dem noch immer zerzausten Haar des Mädchens. Widerspenstig wollte es einfach nicht in der Form liegen, wie es dem Mädchen beliebte. Letzten Endes war sie doch zum Aufgeben gezwungen und wollte wenigstens noch die Schwarzmagierin begrüßen, welche ihr Geleit zum Kastell einst sicherte. Renata, so glaubte Lina war ihr Name. Auch ein Lied, welches der Beliaranbeterin leider unbekannt war, wurde angestimmt. Zaghaft ging ein Summen von ihr aus, das versuchte wenigstens grob der Melodie zu folgen. Wo würde der Ausflug wohl hingehen?



    Ray10.09.2004, 12:12
    Sie hatten das Pyramidental nun schon hinter sich gelassen. Und die Eulen schlugen nun einen Weg in Richtung Nordosten an. Der Weg, dem sie folgen mussten, war ein Trampelpfad und nicht mehr die schönen Wege von Khorinis mit ihren Spurrinnen für die Fuhrwerke. Der Weg war auch nicht mehr so breit und links und rechts von ihnen war ein lichter Wald. Zum Glück sah man so die Biester früh genug. Und als hätte Ray gerade das Stichwort gedacht, hörten sie ein Knurren von rechts. Ray ließ Naryar herausschnellen und auch jeder andere, der eine Waffe bei sich hatte, zückte sie. Bedenklich viele hatten aber nur einen Dolch oder ein Kurzschwert bei sich und Ray wusste auch von nichts, dass sie bei Azathot gelernt hatten. Resigniert tappte er voran in den Wald. „Mist“, sagte er, als er das Tier sah. Es war ein Eber, ein stattliches Tier. „Na gut, gibt es eben Wildschwein zum Abendessen!“, meinte er und nahm festen Stand an, während der Keiler das tat, was seine Spezies am ehesten tat: Mit aller Kraft losrennen und versuchen, das Gegenüber auf die Hauer zu nehmen. Damit hatte Ray gerechnet. Als der Keiler keinen halben Meter heran war, steppte er beiseite und ließ Naryar hinabsausen. Womit er nicht gerechnet hatte, war die Wendigkeit des Tieres. Der Keiler entging dem Hieb und erwischte ihn zwar nicht mit den Hauern, aber mit dem ganzen Körpergewicht. Ray stürzte. Inzwischen waren auch die anderen heran. Fargas stürzte sich mit einem Kampfschrei auf den Eber und wollte ihn mit seinem Kurzschwert treffen. Das Tier war sichtlich verwirrt und sprand unkontrolliert auf die Seite. Ray nützte dies und stieß Naryar direkt nach vorn. Fargas und er durchbohrten ihn gleichzeitig. „Danke. Das Abendessen für heute ist wohl gesichtert“, meinte Ray.
    Sie gingen nun den Waldweg weiter. Etwas langsamer als vorhin, denn Ray hatte nun auch den Eber zu schleppen. „Du hast ihn als Abendessen vorgeschlagen, also trag ihn auch“, hatte Fargas nachher gesagt. Ray wollte sich nicht unterkriegen lassen und hatte das tote Tier flugs geschultert. Es war verflucht schwer. Und das, obwohl er leckeres Proviant des Küchendämons eingepackt hatte. Doch Ray war ein Mensch der lieber dachte: Warum einfach, wenn's kompliziert geht? Ihre fliegenden Anführer flogen nun weiter gen Osten, den Waldweg entlang. Der verschwand aber immer mehr, die Vegetation wucherte schon über ihm. Und der Wald schmiegte sich nun ans Gebirge, das östlich des Kastells lag. Ray wollte gen Westen sehen, vielleicht sah man ja das Kastell. Doch die Bäume waren so hoch gewachsen, dass man nur sie sah. Nun flogen die Eulen die Steigung hinauf. Wollten die wirklich auf diesen Berg? „Und jetzt auch noch klettern“, schimpfte er schweigsame Kerl. „Es war ja schon naiv genug von mir da mitzumachen...“ „Maul nicht herum. Ich hab diese Sau hier zu schleppen, was soll ich sagen?“, schoss Ray zurück, der sich angegriffen fühlte.
    Und während sie den Hand erklommen und die Bäume immer lichter wurden - sie erreichten ohne Zweifel die Baumgrenze - stieg die Sonne an den Horizont. Es wurde heiß an diesem Tag. Und Ray, der den Keiler noch immer schleppte, keuchte schon aus dem letzten Loch, während der Schweiß in Strömen von seiner Stirn floss. Doch nicht aufgeben! Nur noch ein Stückchen. Und als sie einen etwas schattigen Platz erreicht hatten, wo die letzten Bäume zu stehnen schienen, ließ Ray sich einfach zu Boden sinken und stieß den Eber von sich. „Zeit zum Mittagessen“, keuchte er müde. „Jemand anders soll kochen.“ Dann nahm er seinen Rucksack ab und legte sich so gemütlich wie es ging auf das Moos unter dem Baum und tat einen Mittagsschlaf vor dem Essen.



    Ramac10.09.2004, 12:53
    Ramac war schweigsam. Er hatte viel nachzudenken auf diesem Marsch. Den Rucksack den er geschultert hatte, legte er gegen den Baum, wo er jemand anderem wohl gleich als Kissen dienen würde. Den einfachen schwarzen Mantel hatte er abgelegt und trug nun nurnoch seine Lehrlingsrobe. Den normalen, aber scharfen Eisendolch in der Hand, trat er schweigsam an den Eber heran und kniete sich. Er legte ihn auf den Bauch, und schnitt ihn der länge nach, von Kopf bis Schwanz auf. Das alles tat er etwas ausserhalb des Lagers, denn die Ausblutung des Tieres machte Dreck. Eine Menge Dreck. Die Sonne stieg nun hoch an den Himmel, bis Ramac endlich dicke Fleischstücke aus dem Bauch des Ebers zu schneiden vermochte. Im großen und ganzen wurden es 10 große stattliche Fleischbrocken, die Ramac zum Lager trug. Andere hatten schon ein Feuer entfacht. Lina und Renata lagen bei Ray am Baum, Renata auf seinem Rucksack. Sie schlief nicht, schien aber bedächtig etwas nachzudenken. Der stille Musikverachter stand ein wenig ausserhalb des Lagers und gab keinen Mucks von sich. Aufeinmal kniete sich jemand neben ihn und legte das Feuer mit kleinen Ästen nach. Es war Mäxchen. Ramac sprach nicht bis er die Keulen ins Feuer gelegt hatte um sie zu braten. "Und was hältst du von diesem Ausflug Mäxchen?" fragte er den Lehrling und drehte die Spieße im Feuer....



    Renata10.09.2004, 13:22
    Dieser Keiler war eigentlich viel zu groß, um im ganzen über dem offenen Feuer gegrillt zu werden. Das würde ganz schön lange dauern, ein paar Stunden mindestens. Aber nachdem ihr Anführer fürs Erste einmal ins Traumland entschwunden war, konnten sie die Zeit genau so gut nutzen und einen Grillspieß aufbauen. Gegartes Fleisch war sowieso viel länger haltbar, was übrig blieb, war dann eben Proviant für ihre Reise.
    Renata hatte ein paar Kräuter (die vielleicht weniger wirksam dafür aber überaus würzig waren) und etwas Salz (das eigentlich zum Streuen in offene Wunden gedacht war; nicht, dass es heilte, aber diese Prozedur hielt schläfrige Verletzte wach und flößte aufsässigen Patienten genau das richtige Maß an Respekt ein) aus ihrem Vorrat spendiert, um die Mahlzeit zu würzen. Doch vorher hatte jemand ein paar dünne und schmale Streifen Fleisch aus Rays und Fargas´ Beute geschnitten und den Eulen hingelegt. Die Vögel hatten das Zurückbleiben der Gruppe wieder gemerkt und hatten wartend über ihrem Rastplatz gekreist. Der Fleischstücke drehten sich auf dem Spieß und aus der Schwarte tropfte es schon zischend in das Feuer, als die Eulen sich herabließen, das ihnen angebotene Fleisch anzunehmen.
    Der Duft von gegrilltem Fleisch legte sich über ihre Lichtung und war es wohl auch, was Ray aus seinem Schlaf weckte. Alle versammelt und bereit zu essen.



    Ramac10.09.2004, 13:31
    Mäxchen, der wohl genauso wie Ramac vorher, in Gedanken gehüllt war, wartete mit seiner Antwort, oder hatte seine Frage nicht wahrgenommen. Sowas konnte schonmal passieren wenn man mit einer Gruppe mehr oder weniger nachdenkligen Schwarzmagier reist.
    Ramac setzte sich neben Renata in einigem Abstand an das Feuer und nahm einen der Fleischspieße in die Hand. Er dachte an die Vögel, an die Eulen, die sie führten. Was würde die Gruppe wohl erwarten? Welche Abenteuer standen ihnen bevor? Welche Gefahren würden sich ihnen entgegenstellen? Ramac wusste es nicht, doch es würde gefährlich werden, denn nur Ray konnte ein Schwert führen, und dieser Schwarzmagier, Ormus, ließ auf sich warten.
    Herzhaft biss Ramac in das Fleisch, und fühlte sich als säße er an einem warmen Sommertag in der Küche, und speiste das magisch zubereitete Essen. Ein warmer Sommertag war es, aber umso kälter würde wieder die Nacht werden. Ausser diese Eulen brachten sie schnell zu einem warmen Ort...



    Mäxchen10.09.2004, 15:40
    Gierig schaute Mäxchen auf den Spieß, an dem die köstliche Mahlzeit in kreisenden Windungen hing. Er war ein Stückchen Abseit des Waldes gegangen, um Holz für ein Feuer zu holen, schließlich hatte er riesigen Hunger, und jede Hand würde die Wartezeit nur weiter verkürzen. Nun wurde der Keiler von einem angespitzen Ast durchbohrt, der in der Hitze des Feuers langsam began, schwarze Feuerstellen zu bilden. Immer wieder züngelten die Flammen um das Fleisch, brannten sich hinein und trugen dazu bei, dass der Keiler langsam Essensbereit wurde. Mäxchen sah sich um. Wenn er nun nichte eine Ablenkung fand, würde er sich noch auf den Spieß stürzen, und spätestens dann wäre nichts mehr übrig vom gegrillten Fleisch. Er sah Ramac, neben Renata sitzen, auch seine Augen beobachten die kreisenden Bewegungen des Wildschweines. Hatte Ramac ihn eigentlich etwas gefragt? Als er ihm beim Grillen des Schweines zur Hand ging und Feuerholz bereit legte, gab ihm die Entzündung im Ohr zu schaffen, er hatte sich darauf konzentriert, jegliche Geräusche zu meiden und seine Arbeit zu vollrichten, daher hatte er es nicht ganz mitbekommen, dass Ramac mit ihm geredet hatte. Der Spielmann wollte nichts sagen, weil er zu diesem Zeitpunkt dachte, dass es bestimmt nur Einbildung sei, doch nun suchte er ein Gesprächsthema zu finden und selbst eine sinnfreie Argumentation würde vielleicht die Zunge beider Gefährten lockern. Er setzte sich neben den Geweihten und lächelte zu ihm herrüber. Es war ein netter Kerl, er warvom Alter geprägt, doch seine Art, sein Humor, seine Hilfsbereitschaft zeugten von einem jungen Kern, außerdem war er ein begnadeter Sänger, was Mäxchen ja am Brunnenkonzert in Erfahrung bringen konnte. "Verzeiht, Ramac, aber ihr hattet mich etwas gefragt? Ich habe es nicht mehr ganz mitbekommen, dennoch versuche ich eure Frage zu beantworten." Schnaufend stütze der Lehrling seinen Rücken gegen einen großen Stein. Noch einmal schaute er zum Gefährten empor. Hatte er nicht nach dem Wohlergehen und dem Denken über diese Reise erkunden wollen? Er schaute in die Runde, wer war hier anwesend? Fargas, sein Freund, der den Keiler eine Zeit lang am Spieß gedreht hatte und nun begann, die ersten Stücke Fleich aus dem garen Körper zu schneiden? Viele Gestalten waren da, von denen er nicht einmal den Namen wusste, die Schönheit, die ihre Zeit des öfteren bei Ray verbrachte, die so viele Fragen aufwarf und 'Lina' gerufen wurde. Dann dieser schweigende Kerl, dem soviele Geheimnisse umgaben und die anderen, aber alle umgab ein Mantel der Skepzis, niemand vermochte zu sagen, wie die Reise verlaufen mochten. Nicht einmal Ray sprach darüber. "Ich denke, Ray weiß was er tut und selbst wenn, wir müssen sein Vorhaben doch unterstützen, auch wenn es vielleicht wirklich naiv von ihm ist. Ich hoffe nur, dass die Skepzis aller die Reise nicht gefährden wird." Fargas brachte nun auch Fleisch an die drei heran. Hungrig griffen ihre Hände zu und holten drei Keulen vom Teller des Gefährten. Als Mäxchen in das heiße Fleisch biss, lief ein Fettfaden über sein Kinn. Die Hitze tat gut, denn obwohl die Sonne hoch im Himmel ragte, war es kalt zwischen den Bäumen. Wie würde die Reise wohl verlaufen? Es war dem Spielmann egal, allein für diesen Augenblick der Gemeinsamkeit würde er den langen Weg noch hunderte Male besteigen.



    Ramac10.09.2004, 16:04
    "Du hast recht, er ist ein Gefolgsmann Beliars, und wir müssen ihm beistehen, egal wie die Reise ausgehen wird. Zudem ist er ein wunderbarer Barde und wir Spielleute halten doch zusammen. Das war schon immer so. Denn ist es nicht so, das wir Sänger es schwer haben? Im einen Dorf verehrt, sind wir im anderen angespien und verachtet." sprach Ramac und verzehrte den Rest seines Fleisches. Den schon ausgenommenen Keiler, warf er nun ins Feuer, denn die Überreste eines gejagten Tieres, sind es auch wert ihr würdevolles Ende zu finden. Das Fell brannte rasch, denn das Feuer war angewachsen. Rundum saßen die Gefährten und sahen teils in die züngelnden Flammen, in denen der Eber verbrannte, teils auf ihr Fleisch, oder einfach nur in dem Himmel, wo hoch über ihnen einige Eulen ihre Kreise zogen. Niemand wusste was kommen wollte. Aber Ramac hoffte das Ormus bald zu ihnen stoßen würde. Er blickte Renata an. Sie war mächtig, das sah man in ihren Augen, und etwas, von dem niemand etwas wusste, verband sie mit Ray. Ramac wusste nicht was, aber es würde sich noch genug Gelegenheit ergeben danach zu forschen. Geschickt holte der Spielmann seine Flöte hervor, und begann eine befreiende und fröhliche Melodie zu spielen...



    Fargas Ferrigan10.09.2004, 18:17
    Fargas saß etwas abseits der anderen und verbrachte eigentlich mehr Zeit damit die Natur zu betrachten, als sich seinem Stück Fleisch zu widmen. Nur selten schlug er seine Zähne in das zarte Schweinefleisch. Gedankenversunken starrte er hinab in den Wald, den sie kurz zuvor auf einem sich windenden Pfad durchquert hatten. Hätte ihm jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass er eines Tages mit einer Gruppe von Schwarzmagiern durch die Natur streifen würde, er hätte ihn mit einem ungläubigen Lächeln bedacht - und ihm dabei wohl noch seinen Geldbeutel gestohlen. Doch nun saß er mit eben jener Gruppe von Schwarzmagiern auf einer Lichtung umgeben von der wohl wildesten und ungetrübtesten Natur, die man sich wohl vorstellen konnte. Noch ein gutes Stück über ihnen trohnte der stolze Berg und schien die Reisegruppe, die sich an seinen Hängen versuchte, verhöhnen zu wollen. Unter ihnen das weite Tal von Khorinis, in dem wohl niemand von den kommenden Ereignissen etwas ahnte. Hier, wo der Wald schon etwas lichter war, konnte man nun sogar das Kastell auf einem der anderen Berggipfel ausmachen. Und mit etwas Phantasie mochte man vielleicht sogar die ferne Stadt Khorinis erahnen, in der zu dieser Tageszeit wohl wie immer reges Treiben herrschte, sei es nun auf den Märkten doer in den Tavernen, die sich langsam mit erschöpften Arbeitern und ausgelaugten Bauern füllten. Fargas schreckte aus seinen Gedanken auf, als Ramac den Keiler ins Feuer stieß. Ein Blick gen Himmel verriet, dass der Abend nahte. Unter den schwächer werdenden Sonnenstrahlen kühlte sich nun auch die Luft etwas ab. Die Eulen hatten sich mittlerweile in den Bäumen niedergelassen und rutschten unruhig auf ihren Ästen hin und her. "Was meint ihr? Ich denke, wir sollten langsam wieder aufbrechen."



    Lina Suavis10.09.2004, 18:18
    Schnell war ein süßes Lächeln auf die Lippen der Liegenden gezaubert. Leise summte sie die gespielte Melodie des Flötenspielers mit und schloss wohlwollend die Augen unter den durch das Blattwerk der Bäume fallenden Sonnenstrahlen. Ein Rauschen ging durch dieses, vermittelte, dass ein Wind in den höheren Lüften wehen musste, der seinen Weg jedoch, gebrochen von allerlei Bäumen und Büschen, nicht zu ihnen fand. Tief atmete Lina die frische Luft. Still der durch Flötenspiel umlabten Ruhe zuhörend, lag die junge Frau bei Renata und Ray an einen Baum gelehnt. Den Schwarzmagier schien längst ein lieblicher Schlaf eingeholt zu haben. Leicht hob und senkte sich immer wieder die Robe des jungen Mannes. Welchen Alters er wohl war? Sicher würde es Linas nicht weit übertreffen, dafür schaute er zu jung aus. Ein hübscher Anblick ging von ihm aus, der den Blick des Mädchens verträumt auf sich zog und verharren ließ, ohne alle Anderen groß zu beachten. Insgesamt, so war zu bemerken, standen allerdings auch die übrigen Anbeter Beliars diesem in nichts nach.
    Der Geruch des gegrillten Schweins – kurz musste Lina überlegen – lag weiterhin in der Luft. Nichts davon war von ihr selbst verzehrt worden, doch hatten sich die Kastellbewohner allesamt darüber hergemacht. Von hungrig konnte bei Lina nicht gesprochen werden, zumal sicher etwas mitgenommen wurde. Auch die Tasche der jungen Frau war gefüllt mit allerlei Dingen, von denen ihr gar nicht bewusst war, dass sie zu ihrem Besitz zählten. Eigentlich störte es aber nicht weiter, denn fand sich zu ihrer Freude jene Bürste darin, von deren Benutzung sie endlich erhoffte Ordnung in das dunkelblonde Haar zu bringen. Nach den vergangenen Nächten sah es immer sehr willkürlich aus, woran sich bisher nichts ändern ließ.
    Die Zeit die verging war keine lange, bis Lina seufzend die Hand senkte, in welcher die Bürste nicht viel gebracht hatte. Noch immer lagen die Haare, wie es ihnen beliebte. Etwas betrübt sah sich das Mädchen um. Ohne Spiegel würde ihr jedes Objekt der Haarbearbeitung nichts nutzen. Nachdenklich umsehend, erfassten die grünen Augen die Gestalt der Schwarzmagierin neben ihr. Keiner der begleitenden Herren würde ihr behilflich sein können, soweit brauchte Lina gar nicht zu denken, aber vielleicht sie.
    „Ähm… Renata...?“, sprach sie leise, ein wenig Schau vor der Antwort, „Weist du, was ich mit meinen Haaren machen könnte? Ihr Kehlkopf bewegte sich aufgrund des Schluckreflexes auf und ab. Hoffnungsvoll suchte sie den Blick der Frau, als ihr entging, wie jemand nach dem Aufbruch fragte.



    Ramac10.09.2004, 19:10
    "Hm, mag sein Fargas, das das Feuer in der Nacht einige Kreaturen anlockt, die wir lieber nicht dahaben wollen. Aber andererseits wird uns Ormus wohl kaum folgen können, wenn wir, wie ich vermute, von den Eulen über das Gebirge geführt werden sollten. Und ich denke in der Nacht wird es auf dem Berg eisig, und ich persönlich, weiß dann doch lieber ein Feuer um mich. Ich würde die volle Nachtwache übernehmen, denn ich habe einiges zu überdenken, und kann sowieso nicht schlafen. Aber letztendlich ist es die Entscheidung von Ray, unserem schlafenden Eulenversteher." sprach Ramac, zu ende etwas belustigt. Dann fiel sein Blick auf die Frau, oder besser gesagt das Mädchen, die er letztens bei ihrem Konzert, hinter einer Säule auch gesehen hatte. Ihre Haare streubten wirr um den Kopf, was sie aber noch neckischer und frecher aussiehen ließ. Eine hübsche Frau. Was würde wohl das Schicksal für sie bereithalten? Er wusste es nicht, genausowenig wie er über sich selbst wusste was er tun sollte...



    Ray10.09.2004, 19:31
    Ray sah schlaftrunken auf. Es roch nach Essen. Nach gegrilltem Fleisch. Lecker! Schlagartig waren seine Lebensgeister wieder da. Er richtete sich abrupt auf und machte ein so freudiges Gesicht, als Renata ihm ein Stück Keiler gab, dass die ganze Runde etwas grinsen musste. Herzhaft biss er in das saftige Fleisch, das umso besser schmeckte, als er wusste, was er dafür geleistet hatte. „Gute Gewürze!“, lobte er. „Man fühlt sich ja schon fast wie zuhause im Kastell.“ Mäxchen und Ramac unterhielten sich ein wenig über ihre Reise, was sie wohl bringen würde. Ray überhörte das Wort „naiv“. Das würden sie ihm wohl ewig nachhängen. Sie würden schon sehen! Er zweifelte keine Sekunde an der Ernsthaftigkeit der Nachricht. Er hatte Tenebrus' Blick gesehen und wusste, dass sich Eulen so nicht verhielten. Doch genug davon. Kommt Zeit, kommt Rat. Nun sah er etwas belustigt zu, wie Lina versuchte, ihre Frisur zu bändigen. Doch auch mit zerzausten Haaren war sie immer noch sehr hübsch anzusehen. Dann horchte er auf, als Ramac über ihn als den schlafenden Eulenversteher sprach. Sollten sie wirklich über Nacht bleiben? Ramac hatte Recht, es würde Ormus leichter machten, ihnen nachzukommen. Doch auf jemanden zu warten, der es sich vielleicht anders überlegte und gar nicht kam? Aber er hatte gewiss in einem Recht: Es konnte nicht schaden, Acht zu geben, wenn man in der Wildnis übernachtete. „Gut Ramac. Ich bin einverstanden. Wir bleiben. Du brauchst aber um Beliars Willen nicht alle Nacht aufbleiben. Weck einen von uns, wenn du Ablöse willst. Ich habe meinerseits genug geschlafen und werde wohl selbst etwas Wache halten. Zwei sind besser als einer“, beschloss er.



    Ramac10.09.2004, 19:40
    "Das wäre mir mehr als Recht Ray, denn ich muss auch noch ein paar Worte mit dir sprechen. Aber das hat Zeit. Wer will ein wenig Musik?" fragte er in die Runde. Der dunkle Namenlose sah ihn finster an. Ramac hatte noch Erinnerungen, wie er die Orgel des Kastells ausprobiert hatte, und ihn dieser Kunstbanause gestört hatte. Fluchs holte Ramac die Wasserlaute herraus und setzte zum spielen an. Vor ihnen prasselte das Feuer und allmählich wandelte sich der Himmel von einem blau zu grau. Es wurde langsam aber sicher dunkel. Mäxchen schürte das Feuer nach und Ramac wartete darauf das einer der anderen Barden in seine Melodie einstimmten...



    Garrett10.09.2004, 20:34
    Nicht schon wieder. Konnte dieser Kerl denn nicht einmal an etwas anderes als Musik denken? Erst sein Geflöte, welches nicht einmal Rythmus besaß, und nun das.
    "Ruhe verdammt nochmal, sollen die Warge dich holen!" rief Garrett genervt, hob einen Ast vom Boden auf und warf diesen in Richtung des Barden. Ob er traf oder nicht sah der Dieb nicht mehr, denn vorher erhob er sich von dem Fleckchen Erde, wo er sich an einen Baum gelehnt hatte, und verließ den kleinen Lagerplatz. Allerdings erntfernte er sich nicht sehr weit vond en anderen, denn er besaß weder Kampferfahrung mit dem Schwert noch beherrschte er die Magie Beliars, und sich einfach wilden Tieren ausliefern wollte er schließlich auch nicht... Doch die Hauptsache für ihn war dass er nun erst einmal allein war. Leise vernahm er noch die Stimmen der Anderen oder das Geklimper des Instruments, auf welchem der Barde spielte - oder besser, auf welchem der Barde versuchte zu spielen. Denn Talent besaß er Garretts Meinung nach keines. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass der Dieb keinerlei Sinn für eine solch nutz- und sinnlose Sache hatte. Garrett achtete nicht mehr darauf, sondern lauschte nun dem pfeifenden Wind, dem Rauschen der Blätter. Ab und zu hörte er das Flügelschlagen, wenn sich eines dieser fliegenden Viehcer - dieser Ray bezeichnete sie als Eulen - in die Luft erhob. Dann konzentrierte er sich wieder nur auf die für ihn antürlichen Dinge. Dem Wind, der durch die Bäume fuhr, den Schatten der Bäume, in welchen der Dieb sich heimisch fühlte.



    Ramac10.09.2004, 20:46
    "Entschuldigt mich bitte kurz." sagte Ramac und stand auf. Er hüllte sich nun in seinen schwarzen Mantel und ging zu dem Mann ohne Namen, der abseits stand. "Hör zu, ich kann verstehen wenn du keine Musik magst, aber ich bin auch gekränkt, das du meine musik nciht magst. Wie dem auch sei, da wir anscheinend noch ein bisschen länger miteinander reisen werden, sollten wir uns vertragen, wenn auch nur für kurze zeit. Denn ich denke wir werden noch bald genug Seite an Seite stehen müssen, und dann sind Zwiste innerhalb der Gruppe einfach nur falsch. Also, was sagst du?" fragte der Barde den Dunklen, und hielt ihm die Hand hin...



    Garrett10.09.2004, 22:14
    Garrett blickte auf, in das gesicht des Barden welchen er vorher in den Tod gewünscht hatte.
    "Hah... Ich habe noch nie jemanden gebraucht, ich habe mir immer alleine zu helfen gewusst. Freunde, Partner, wenn man sich auf so etwas verlässt ist man früher am Abgrund als einem lieb ist.... Ich brauche nichts und niemanden. Und ich werde nie verstehen wieso ihr alle auf so etwas Unwichtiges wie Freundschaft und Partnerschaft Wert legt..."
    Zum ersten Mal zog Garrett die Kapuze etws hoch, so dass der Barde in seine Augens ehen konnte - und sich jetzt wohl wünschte sie nie gesehen zu haben. Mit einem eiskalten Blick durchbohrte der Dieb seinen Gegenüber, welcher wie erstarrt da stand.
    "Ich war immer allein und werde es auch immer sein!"
    Dann zog der Dieb sich seine Kapuze wieder tief ins Gesicht und ging zu einem Platz, den er sich schon vor einer Weile mit Laub und anderem zurechtgelegt hatte, ein guter Platz zum schlagen - wenn er denn schlafen würde.



    Ramac10.09.2004, 22:41
    Ramac schüttelte nur den Kopf. Dieser Mann, war einer der Schwarzmagier, die die Leute dazu brachten, Vorurteile wie die Boshaftigkeit der Beliargläubigen zu verbreiten. Er entfernte sich und kehrte zum Lagerfeuer zurück. Er zog nun seinen Mantel eng um den Leib, denn der eisige Wind vom vergangenen Tag kam wieder. Schweigend sah er in die Runde. Er dachte an den dunklen Mann. Wenn er allein zurecht kam, warum ging er dann mit auf diese Fahrt. Was bedeutete ihm dann Ray, wenn er so eine Gefahr auf sich nahm. Vielleicht fühlte er mehr für sie alle, als er zugeben mochte. Ein Mensch der sich selbst belog, vielleicht. Oder vielleicht doch ein abgrundtief böser Magier, der nur auf Leid und Tod anderer auswar. Ramac wusste es nicht, und es war ihm auch egal. Die Nacht war über die Gruppe hereingebrochen, und die Zeit zu schlafen gekommen...



    Ray11.09.2004, 00:16
    „Und ob Musik etwas Schönes ist“, mischte sich Ray nun auch in das Gespräch zwischen Garrett und Ramac ein. „Und hört, wir brauchen uns. Ihr müsst Euren Namen nicht nennen, doch Ihr könnt nicht ewig allein sein. Wir Beliaranhänger müssen zusammenhalten.“ Doch der schweigsame Mann wandte ihnen den Rücken zu und sah griesgrämig hinauf in den Nachthimmel. Sollte er doch. Ray setzte sich mit Ramac an das Lagerfeuer. Sie brauchten einander nicht zu sagen: Jetzt begann ihre gemeinsame Nachwacht.
    „Sag, was wolltest du mit mir bereden, Ramac?“, brach Ray das wohlige Schweigen, das nur vom Knistern der Flammen unterbrochen wurde. Ramac legte einen Holzscheit nach. Er zögerte. „Erzähl mir nicht, ihr haltet mich alle für einen völlig naiven Idioten und du sollst jetzt mit mir reden, weil ihr umkehren wollt?“, platzte Ray heraus. All seine Zweifel lagen in diesem Satz. Tat er das Richtige? War es richtig, so viele Menschen mitzunehmen, entweder ins Sinnlose oder Gefährliche? Tenebrus flog von einem Ast herab und ließ sich auf Rays angewinkeltem Knie nieder. Er sah ihn wieder an. Aber diesmal war es Ray, als spende er ihm Kraft. Die Kraft, das Richtige zu tun. Sanft streichelte Ray das Gefieder des großen Greifvogels. Ramac hatte den Vogel eine Zeit lang fasziniert beobachtet, dann erhob er die Stimme und sagte Ray, was ihm auf dem Herzen lag...



    Ramac11.09.2004, 00:21
    "Nun ich denke es gibt für dich Gründe zu tun was du tust, aber dieser Vogel da sieht anders aus als die anderen, und ist dir irgendwie recht nah. Kennst du ihn? Ich habe die ganze letzte Nacht gegrübelt, was es mit diesen ganzen Eulen auf sich hat. Und ich will nur das du weißt, ich folge dir, egal was passiert, auch wenn andere dich für naiv halten. Ich denke es ist deine Bestimmung." sprach Ramac und zog den Mantel noch enger um den Leib. Die Kapuze hatte er nun auch aufgezogen und er legte das Feuer mit einigen dürren Ästen nach...



    Ray11.09.2004, 00:44
    Erleicherung machte sich in Ray breit. Zumindest einer hielt ihn nicht für verrückt. Bestimmung... War es das, was hier im Spiel war? „Was hast du gesagt?“, fragte Ramac. „Ach, entschuldige. Ich habe wohl laut gedacht“, meinte Ray. Tenebrus flatterte nun von seinem Knie hinab, und setzte sich etwas abseits von ihnen ins Gras. Aber er ließ sie und ihre Umgebung nicht aus den Augen. Er war wie ein dritter Nachtwächer. Naja, es waren eigentlich noch mehr. Doch die anderen Eulen sah man nicht. Sie flogen wohl im Wald herum und jagten. „Also du wolltest ja etwas über den dritten im Bunde da wissen“, scherzte Ray auf Tenebrus deutend. „Nun, wie du weißt, muss jeder, der in den Zirkel aufgenommen werden will, eine kleine Prüfung bei der Hüterin ablegen oder beweisen, dass er magische Fähigkeiten besitzt. So hat sie mich beauftragt, einen Beweis zu bringen.“ Ray machte eine Pause und die Erinnerung stieg in ihm hoch. Der verletzte Tenebrus im Übungsraum, daneben ein verzweifelter Ray, der versuchte, ihm zu helfen. Ging es ja um seine Aufnahme. „Ich fand diesen Uhu hier. Er hatte einen gebrochenen Flügel. Es erschien mir eine gute Idee, ihn zu heilen. Die Hüterin hätte das wohl gern gemocht. Ich habe lange probiert und auch gemerkt, dass ein Funken Magie in mir war. Sie entlud sich sogar manchmal auf meiner Handfläche. Das kennst du sicher. Dann glüht deine Handfläche. Letztendlich dachte ich, alles sei vergebens. Ich glaubte, ich hätte versagt. Doch die Hüterin nahm mich dennoch in das Kastell auf. Sie heilte den Eulerich im Endeffekt. Aber ich denke, sie hatte ein Auge auf mich und sagte mir, ich hätte magische Begabung.“ Du musst nur noch lernen, an dich zu glauben., hatte sie gesagt. Einer der schönsten Sätze, die man ihm je gesagt hatte. Ray würde ihn nie vergessen. „Und so entschloss ich, ihn zu behalten. Ich nannte in Tenebrus, denn der Name passt so schön. In der Sprache der Gelehrten bedeutet ein ähnliches Wort 'dunkel'. Und er ist ja ein Jäger der Nacht. Es war zwar nie so, dass er sich wie ein typisches Haustier verhalten hätte. Er ist majestätisch und tut immer, was ihm beliebt. Ich lasse das auch zu. Er hat das Recht dazu. Aber dennoch ist er ein Gefährte von mir. Noch immer.“ Tenebrus gab einen seltsamen Laut von sich. Ray glaubte, er sollte Zufriedenheit ausdrücken. Hatte das Tier gespürt, dass man von ihm gesprochen hatte? „Nicht war, mein kleiner Waldkauz?“, sagte er scherzhaft zu Tenebrus.



    Ramac11.09.2004, 00:55
    "Hm, intressant." sprach Ramac und sah den Uhu an. Er passte zu Ray. "Ich glaube ich geh jetzt auch ein wenig schlafen, denn wir werden bei dem Aufstieg genug zeit haben zu überlegen." meinte Ramac und legte sich auf den Boden. Er war steinhart gegen sein Bett, aber doch noch angenehmer als im sitzen in der Bibliothek zu schlafen. Und mit der Frage was wohl der nächste Tag bringen wird, sank Ramac ins Land der Träume. Träume voll Wärme und Musik...



    Renata11.09.2004, 01:47
    Mit viel zupfen, stecken und flechten hatte Renata ein bisschen Ordnung in die Haare von Lina bringen wollen. Doch kaum schien ihr das gelungen, verkündete die junge Frau, sie würde nun schlafen gehen. Renata seufzte. Alle Mühe umsonst. Morgen nach dem Aufwachen würde von ihrer ganzen Arbeit nichts mehr zu sehen und der kunstvoll aufgesteckte Zopf längst in sich zusammen gefallen sein.
    "Seis´s drum" dachte sich Renata, rollte sich selbst auf ihrem Lager zusammen und lauschte anfangs noch ein wendig Ramacs Lautespiel und später dann dem leisen Gespräch zwischen Ray und Ramac. Das Gespräch der beiden verebbte langsam... das Holz des Lagerfeuers knackte... die Eule, die von Ray mit Tenebrus angesprochen wurde, putzte sich das Gefieder. Etwas friedlicheres als ihr Lager konnte es kaum geben, dachte sich die Magierin, kurz bevor sie einschlief. Schade, dass es nicht so friedlich bleiben würde, dessen war sie sich sicher. Eine Vision? Weniger das als vielmehr die Erfahrung vieler gelebter Sommer.



    Ray11.09.2004, 12:24
    Am Morgen war es sehr frisch, so dass fast keiner der Gruppe lange schlafen konnte. Der Morgentau hatte die Kleider derer durchnässt, die sich nicht auf eine Unterlage gelegt hatte, wie zum Beispiel eine mitgebrachte Decke aus dem Kastell. Ray hatte das zwar auch nicht, aber seine Ersatzrobe hatte herhalten müssen. Nicht die schöne dunkelblaue, dafür nahm er doch lieber die einfache Schwarzmagierrobe. Die dunkelblaue Robe hatte er sich übergestreift, als es in der Nacht so elendig kalt geworden war. Jetzt war er dabei, seine nasse Robe so einzupacken, dass der Proviant nicht auch nass würde oder gar sein Instrument. Das wäre zu schade gewesen.
    Auch die anderen waren dabei, zusammenzupacken. Sie waren nicht so gesprächig, nur ein Gähnen durchdrang die Stille von Zeit zu Zeit. Dieser Morgen hatte es in sich. Ihnen fehlte der Schlaf, den ihnen die Kälte der Nacht geraubt hatte. „Nun, ihr müder Haufen“, meinte Ray in einem kameradschaftlichen Ton, „um munter zu werden, geht's jetzt eh bergauf. Also werden wir wohl in Kürze munter sein.“ Gesagt, getan. Es bedurfte nicht mehr Worte, um zu sagen: Weiter ging's. Die kleine Gruppe wartete, bis die Eulen sich wieder an ihre Spitze gesetzt hatten. Bis auf Garrett. Der alte Skeptiker wollte es besser wissen und hatte eine eigene Richtung bergauf eingeschlagen. „Lass ihn“, hatte Ray zu Ramac gesagt, als dieser den Mund aufsperren wollte. So begann die seltsame Gruppe von Schwarzmagiern wieder mit ihrem Aufstieg.
    Bald verschwanden die letzten Bäume und nur karges, teils braunes Gras blieb zurück. Auch sah man hier und da noch eine Wurzel im Boden, als hätte sich dieser Baum entschlossen, so hoch oben doch nicht hochzuwachsen. Mit viel Fantasie konnte man sogar noch einen Weg erkennen, der sich in engen Serpentinen nach oben schlängelte. Nicht immer aber konnten sie ihm folgen, denn manchmal lag ein Felsbrocken im Weg, und da hieß es, den schwierigeren Umweg nehmen. Überhaupt wurde der Berg immer zerklüfteter. Ray sah zurück, ob auch alle nachkamen. Während die meisten der Männer recht sicher auftraten, war ihm nicht ganz wohl, als er Lina zusah. Nicht, dass sie unsicher wanderte. Manchmal sprang sie wie eine Bergziege ein paar Steinchen aufwärts und manchmal gaben diese Steine auch unter ihr etwas nach. Bis jetzt hatte sie es immer geschafft, wieder sicher aufzutreten. „Sollten wir uns nicht absichern?“, schlug Ray vor. „Einer bindet sich ein Seil um die Hüfte, so dass es nach hinten offen bleibt und der nächste tut dasselbe und so weiter.“ Ramac und Fargas sahen ihn skeptisch an. Was sollte das, sprach ihr Blick. „Ich weiß, ihr könnt selber gehen, aber mir wäre es wohler, wenn sich zumindest Lina oder Renata anhängen würden.“



    Ramac11.09.2004, 12:51
    "Ich hätte schon ein Seil, aber ich halte es für unnötig. Du Ray führst die Gruppe, Fargas trägt Renata aufdem Rücken und ich Lina. Mäxchen kommt allein zurecht und der dunkle Mann will eh keine hilfe. Was hältst du davon? Ich denke ich und Fargas würden die beiden locker tragen, sie sind ja nicht gerade wie die Frau des Statthalters." sprach Ramac und musste lachen. Obwohl es kalt war, herrschte ein Feuer in ihm das alles erwärmte. Das Feuer der Leidenschaft. Abenteuer, das war das richtige für ihn. Er war im besten Alter, hatte Kraft, und war ausgeruht. Unverletzt war er und würde es hoffentlich bleiben. Und so ging es allen in dieser Gruppe. Was könnte so einen entschlossenen Haufen aufhalten? Nichts aus der Herr der Herrlichkeit, Beliar, selbst.



    Lina Suavis11.09.2004, 13:13
    Wie wohl auch die übrigen Wanderer, hatte Lina nicht wohl geschlafen in der Nacht. Es war kalt gewesen und morgendlicher Tau nässte die Gewänder der Reisenden. Glücklicherweise, woher auch immer diese genommen war, fand sich eine Wolldecke unter ihrem Eingepackten, die wenigstens den schmutzigen Untergrund vom Kleid des Mädchens fern hielt. Nur wenig Schlaf konnte sie in dieser Nacht fangen, was auch Begründung für die Müdigkeit am morgen war. Mit viel Widerwillen lediglich, war Lina aus dem ungemütlichen, doch relativ warmen Bett geschlüpft und schloss sich den Aufbrechenden an. Vorerst verschlafen, tapste sie weit hinten, hinter dem letzten Mann der Gruppe, doch änderte sich der Gemütszustand der Frau je weiter sie selbst und der Tag voranschritten.
    Am Vorabend war Renata tatsächlich Linas Bitte nachgekommen und legte ihr Haar in geregelte Bahnen. Mit umso traurigeren Gedanken musste sie erkennen, dass nach dem Schlafen alles für die Katz war. Zwar versucht, mit ein wenig Aufwand das Gestrüpp zu bändigen, gab es Lina schnell auf und konzentrierte sich mehr auf den Weg den sie bestritten. Es führte die Gruppe über Ödland, auf dem beinahe nichts außer vertrocknetem Gras wuchs. Kleine und größere Geröllhaufen verlangsamten oftmals das Vorankommen. Immer unter dem Zeichen der Eule. Eeuu – leee, wiederholte Lina den seltsamen Namen des Flugtieres, von welchem sich Ray führen ließ, im Geiste.
    Leichtfüßig, fast schon grazil, fand die junge Frau ihren Weg über die Steinhaufen. Hin und her springend, bewies Lina unglaubliches Geschick beim Klettern – jedenfalls sich selbst. Dass andauernd Steine unter ihr hinab fielen, war ihr mehr als unbewusst, denn störte sich die Anbeterin Beliars wenig daran. Allerdings bemerkte es jener Schwarzmagier, der Linas erster Kontakt auf dem Gebiete der dunklen Magie war. Ray schien es ganz und gar nicht zu gefallen, wie sich – ob dies in der Bezeichnung korrekt war, wusste sie nicht – eine Freundin in Gefahr begab.
    Da durchfuhr sie der Gedanke, der ihr erst gar nicht bewusst gewesen war. Der Ort, nach dem sie so lange gesucht hatte, war von ihr verlassen worden. Verlassen, um einem Freund Begleitung zu schenken, bei was auch immer. Eigentlich wollte Lina doch um Aufnahme in den Zirkel bitten. An wen diese Bitte gerichtet werden musste, war ihr nicht einmal bewusst. Vielleicht würde sich dies nach dieser Reise aufklären.
    Was war das? Mit einem Mal erklang ein ungewohntes Knacksen. Es mochte dem Anschein nach von unten kommen. Hastig senkte Lina den Blick gen Untergrund und sah den Riss, der im Fels auf dem ihr Standpunkt war, aufsprang. Verzweifelt wandte sie ihren Kopf zu allen Seiten, ersuchte einen festen Standpunkt, oder einen Stein zum greifen. Dann brach der Stein unter ihr. Schrill war der kurze Schrei der ihrer Kehle entrann…



    Garrett11.09.2004, 14:09
    Leise keuchend kletterte Garrett den steinernen Weg empor, nicht darauf achtend was die Begleiter hinter oder vor ihm taten. Er war viel zu sehr damit beschäftigt auf den Weg zu achten um nicht abzustürzen oder darüber nachzudenken, warum bei Beliar er diese Reise mitmachte. Er hielt Ray doch sowieso für einen Spinner. Erst vertraute er auf Eulen als Führer, dann sprach er auch noch mit ihnen. Ihm war schleierhaft wieso die Anderen ohne zu murren diese Strapazen auf sich nahmen...
    Während er vor sich hin schimpfte hörte er plötzlich ein bedrohliches Knirschen und Knacken - gefolgt von einem schrillen Aufschrei. Der Dieb blickte auf. Kurz vor ihm sprang das junge Mädchen, Lina wie sie alle nannten, hin und her - oder auch nicht. Mit einem Ruck brach unter ihren Füßen ein Felsbrocken entwei und ohne das Lina reagieren konnte fiel sie auch schon. Garrett sah zu den anderen. Die aber schienen entweder nichts gehört zu haben denn sie zeigten keine Reaktion, oder aber sie starrteneinfach nur starr auf den Punkt, wo sich vor wenigen Momenten noch Lina befand.
    "Wenn man nicht alles selber macht..." knurrte der Dieb und fackelte nicht alnge. Mit einem gewagten Hechtsprung sprang er zu ihr, musste allerdings selbst aufpassen dass er nicht auch in den Abgrund stürzte. Lina unterdessen klammerte sich verzweifelt und wimmernd an allem fest, was in ihrer Reichweite war. Garrett griff blitzschnell nach ihrem Arm und hielt sie fest.
    "Ich hab dich!" Lina sah ihn an. Der Dieb konnte nicht deuten ob es nun Hoffnung, Angst oder etwas anderes war und es war ihm im Moment auch egal. Langsam zog er die junge Frau zu sich. Allerdings erwies sich das als nicht sehr leicht, denn er selbst rutschte auch immer weiter nach vorne, auf den Abgrund zu und außerdem konnte er Linas Arm nicht richtig festhalten, der durch den Angstschweiß nass war.
    "Ganz ruhig! Halt dich an mir fest!" rief Garrett ihr zu und griff selbst noch einmal fester nach ihrem Arm. Lina klammerte sich nun an seinem Arm fest. Garrett musste die Zähne zusammenbeißen um nicht vor Schmerz loszulassen, denn Lina bohrte ihre Fingernägel tief in seine Haut. Immer weiter zog er sie zu sich auf festen Boden.
    Lina kauerte auf dem Boden, an die Felswand gedrückt. Garrett sah sie noch einmal kurz an, dann ging er ein Stück weiter vor. Doch einmal blieb er noch stehen.
    "Das nennt ihr Kameradschaft, Freundschaft? Zusehen wie jemand in den Tod zu stürzen droht?"



    Mäxchen11.09.2004, 14:16
    Es war schwer für Mäxchen, diesen Morgen aufzustehen. Zwar war die Entwündung größtenteils abgeschwollen, dennoch schwindelte es ihm, Sonnenstrahlen brannten in seinen Augen und sämtliche Geräusche schmerzten seinen Gehörgang. Die Gruppe war rasch aufgebrochen. Ray hatte das Feuer angelassen, um Ormus die Orientierung zu erleichtern. Die Flammen stoßen einen Sturm von Funken in die Luft, flogen in den mörgendlichen Äther und irgendwann erkaltete ihre feurigen Kerne, lösten im Blau des Himmels auf, damit die Asche vom Wind in die Ferne getragen wurde. Gliederschmerz plagte Mäxchen. Die Krankheit, Rückenschmerzen ,herbeigeführt durch die verrenkende Schlafposition, erschwerten die Bewegungen des Lehrlinges. Während sich Mäxchen noch seine Handgelenke rieb, war die Gruppe schon aufgebrochen. Ray erzählte von einen Berg, den sie herrauf klettern mussten. Mit schnellen Schritten lief Mäxchen hinterher und begann, denn Rest der Truppe auf den Berg zu folgen. Spitze Steine stachen durch die Haut des Spielmannes. Hornhaut an seinen Fingerspitzen riss auf, vereinzelt tropfte Blut auf den kalten Steinboden. Angeschrenkt schaute Mäxchen hinauf, die anderen Gefährten waren stehengeblieben. Schweiß, der in seine Augen lief, ließ die Gruppe nur als fleckenhafte Schemer erscheinen. Was sie genau machten, konnte Mäxchen nicht erkennen. Links neben ihm konnte er Garrett ausmachen. Der stille Mann hatte einen anderen Weg gewählt. Er war ein Einzelgänger. Mäxchen fiel es schwer, dies zu abzektieren, gerne würde er mit dem Geweihten Kontakt schließen, seinen Schale durchbrechen, doch dem Spielmann fiel kein geeignetes Thema ein, außerdem fürchtete er, dass er abgewiesen wurde. Sein Fuß blieb zwischen einer Wurzel hängen. Er hörte, wie Stoff und Leder rissen. Sein Knöchel verstauchte sich. Er spürte, wie der Schmerz sich von den Zehen bis zum Knie zog. Muskeln schrien auf, Knochen drohten zu bersten. Er biss sich auf die Zunge. Der Schurf vom letzten Mal riss auf und wieder begann Blut über seine Zähne zu laufen. Der salzige Geschmack lies ihn neuen Mut schöpfen. Er ignorierte den Schmerz, den jeder Nerv durchzuckte und zog seinen Fuß aus der Wurzelschlinge. Nichts durfte die Reise gefährden und sicherlich nicht der kleine Spielmann. Die Gruppe hatte sich weiter bewegt, mittlerweile war Garrett aus seinem Blickfeld verschwunden, es gab einen ganz schönen Weg aufzuholen. Ein letztes Mal schöpfte Mäxchen seine letzten Reserven, zog das Gewicht seines Körper über das Wurzelwerk, das sich um einen bemoosten Stein schlang. Ein Schrei. Anscheinend war einem der Gefährten etwas zugestoßen.



    Renata11.09.2004, 14:51
    Renata hatte sich nach dem Schrei vorgelehnt, um nach unten zu sehen. Das war ja noch einmal gut gegangen, dachte sie erleichtert, als sie sah, dass der, der seinen Namen immer noch nicht genannt hatte, Lina wieder auf sicheren Boden hatte hieven konnte. "Hier hätte keiner einfach nur zugesehen, wenn er eine Chance zum Eingreifen gehabt hätte. Was denkst Du Dir eigentlich? Du warst einfach am schnellsten und am nächsten." rief sie als Antwort auf seinen galligen Kommentar hinunter. "Alles in Ordnung bei Dir, Lina?" Das Mädchen nickte kurz, war aber immer noch ziemlich blass. Nun, das würde sich bald geben.

    Die Magierin richtete sich gerade wieder auf, als Fargas ihr die Hand hinstreckte. Natürlich. Ramacs Idee, die wegen Linas Schrei vorhin unbeantwortet geblieben war. "Haltet ihr mich für so gebrechlich, dass ich den Weg nicht alleine gehen kann? Dass der Aufstieg zu steil für unsere ungeschickte Füße ist, aber einfach genug, dass ihr uns hinauf tragen wollt? Ihr seid toll oder wahnsinnig oder beides. Soll Lina für sich selbst entscheiden, ICH werde meine eigenen Füße benutzen". Damit schob sie Fargas nicht unfreundlich zur Seite, ging an ihm vorbei und setzte sich, schon um den anderen etwas zu beweisen, schweigend an die Spitze der Gruppe und kletterte weiter, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Der weitere Aufstieg war zwar nicht gerade einfach, aber auch kein so großes Problem, wenn man ein wenig aufpasste. Selbst an den wenigen Stellen, an denen der Fels fast senkrecht aufragte, fanden sich ausreichend Spalten im Stein und kleine Vorsprünge, in die man die Finger krallen und auf die man die Füße stellen konnte. Dazwischen ließen sich immer kleine Pfade finden, die in Serpentinen nach oben führten und die, weil nicht so steil, auch einfach zu gehen waren. Trotzdem war Renata dankbar, als sie ein kleines Plateau erreichte, auf das sie sich erschöpft zog. Einer nach dem anderen erreichten auch die anderen Gefährten die Plattform, ein jeder wandte sich erst einmal um und bestaunte die Rundumsicht, die sie aus dieser luftigen Höhe auf das unter ihnen liegende Gebiet hatten.
    Hoch über ihnen kreisten die Eulen, sanken aber immer tiefer und näherten sich der Gruppe scheinbar. Doch kurz bevor sie nah genug waren, dass sie fast die Köpfe der Gefährten erreichten, drehten sie ab und flogen zur anderen Seite der Plattform, zu der Seite, auf der wieder Felswände das Plateau begrenzten. Dort verschwanden sie urplötzlich, wie vom Erdboden verschluckt. Renata sah zu dem nicht minder erstaunten Ray hinüber, der wie sie den Flug mit den Augen verfolgt hatte. Im stummen Einverständnis wandten sich beide dem Fels zu, dorthin, wo sie die Eulen zuletzt gesehen hatten. Gestrüpp und ein paar verwachsene Nadelbäume wuchsen vor dem Stein. Renata war es dann, die hinter diesen Bäumen eine kleine Höhle entdeckte, mehr ein breiter Spalt im Fels. Mit etwas Mühe zwängte sie sich an einem Baumstamm vorbei und ihn diesen Spalt hinein, war sie doch sicher, dass die Eulen sie nicht umsonst hier hin gelockt hatten.
    Das bisschen Licht, was zwischen den Bäumen hindurch in den Spalt gefallen war, reichte allenfalls eine Armlänge weit. Dahinter war es schwärzer als die schwärzeste Robe eines Schwarzmagiers. Trotzdem kroch Renata weiter und fühlte, wie sich der Felsspalt plötzlich weitete. Sie rief nach Ray, dass er ihr folgen solle. Ihr Ruf hallte laut, dies schien mehr als nur ein Felsspalt zu sein. Eine Lichtkugel erschien, klein zunächst. Ihr Licht schaffte es nicht, den gegenüberliegenden Fels oder die Höhlendecke zu erreichen, so dass Renata sie größer werden und Richtung Decke steigen ließ. "Bei Beliar...." entfuhr ihr, als sie das bestaunte, was ihre Lichtkugel da beleuchtete.



    Fargas Ferrigan11.09.2004, 22:18
    Fargas hatte den Aufstieg bis zu diesem Plateau ohne größere Probleme überstanden. Immer wieder hatte er seinen Blick in die umliegenden Berge und das hinter ihnen liegende Tal schweifen lassen, auch um ein Auge auf Mäxchen werfen zu können, der ein gutes Stück hinter der Gruppe gewandert war und nun auch endlich den Felsvorsprung erreichte. Fargas hatte sich indes den Rücken an einen vorstehenden Felsbrocken gelehnt auf dem kargen und nicht weniger kalten Boden niedergelassen. Aber weder das eine noch das andere störte ihn weiter. Mit immernoch etwas schlaftrunkenen Augen bemerkte er, wie sich Renata und Ray einer Gruppe der letzten standhaften Nadelbäume näherten. Zunächst verschwand nur Renata zwischen den Bäumen, was Fargas nicht weiter störte. Sie meinte ja, sie klnne auf sich selbst aufpassen. Erst als Ray etwas später auch in der Felsspalte verschwand, wurde seine Neugier schließlich geweckt und auch Fargas näherte sich der Baumgruppe, wo er schließlich eine Felsspalte entdeckte, in die wohl die beiden Zirkelanhänger verschwunden waren.
    Vorsichtig warf Fargas einen Blick in den schmalen Spalt. Kaum breiter als Fargas selbst reichte das Licht nur wenige Ellen weit. Doch nur etwas weiter im Fels erspähte er eine neuerliche Quelle in dessen Licht er Rays Umrisse nur siluettengleich erkennen konnte. Er warf noch einmal einen Blick zurück zu den anderen, die inzwischen auch den Spalt entdeckt hatten und tauchte dann ebenfalls in die Dunkelheit ein, bevor er durch die magische Kugel über Renatas Kopf erneut in gleißendes Licht getaucht wurde. Renata und Ray sprachen beide kein Wort, sondern starrten nur in die Höhle, die sich vor ihnen anscheinend vergrößerte, versperrten ihm aber leider dennoch die Sicht. Erst als Fargas die beiden erreicht und Ray mit einem leichten Handdruck auf die Schulter deutete, etwas zur Seite zu gehen, konnte er endlich einen Blick in die Höhle vor ihnen werfen.
    Und was sich ihm dort auftat, war einfach atemberaubend. Renatas Lichtkugel konnte längst nicht das andere Ende der Höhle ausmachen. Doch immer wieder warfen reinweiße Stalagtiten, die in überwältigender Zahl von der Decke hingen und hin und wieder einen Tropfen des kalkhaltigen Wassers auf ihre Gegenspieler am Boden, Stalagmiten genannt, herabfahren ließen. Fargas konnte sich beim besten Willen nicht ausmalen, wie lange dieser stete Reigen herabfallender Tropfen schon von den Höhlenwänden widerhallte. Es mussten wahrlich Ewigkeiten sein, betrachtete man sich nur einmal die teilweise mannshohen Kalktürme, die Boden und Decke säumten. Einige hatten sich sogar schon zu einer riesigen Kalksäule verbunden, geschaffen für die Ewigkeit. Es mussten wohl einige Momente vergangen sein, bis Fargas seinen Blick wieder von dieser atemberaubenden Schönheit der Natur abwenden konnte. Denn inzwischen drängten sich auch die anderen hinter ihm im Gang. Zögernd warf Fargas einen Blick nach unten, denn der Spalt, in dem sich nun alle drängten, war ein gutes Stück über dem Boden. Ein Sprung könnte vielleicht nicht gut enden, denn die Lichtkugel vermochte den felsigen Boden nur spärlich zu erleuchten. Eine Kletterpartie konnte angesichts der kaum vorhandenen Felsvorsprünge auch nicht empfohlen werden. Etwas zweifelnd sah Fargas sich um. Sollte am Ende doch nur eine weitere Kletterpartie übrig bleiben? Etwas mehr als einen Schritt entfernt türmte sich eine der vollständigen Kalksäulen zur im Dunkel liegenden Decke hinauf. Ein letztes Mal sah Fargas nach unten, bevor er noch einmal tief Luft holte und zum Sprung ansetzte.
    Beinahe wäre er von dem letzten Felsvorsprung abgerutscht, doch es blieben nur kleine Kiesel, die in die Tiefe stürzten. So fest er konnte, klammerte Fargas sich an die Kalksäule. An dieser Stelle konnte er sie noch mit Leichtigkeit umgreifen, war sie doch kaum eine Elle dick. Vorsichtig lockerte Fargas den Griff und ließ sich etwas teifer rutschen, bis er schließlich den Fels gerade noch umgreifen konnte. Dort wand er sich nach oben. "Kommt schon! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!" rief er den anderen entgegen, die noch immer wie zu einer der ewigen Säulen der Höhle erstarrt an dem Spalt standen. Ein tiefes Grollen durchfuhr die Höhle, als der Ruf langsam verhalllte. Noch einmal richtete Fargas seinen Blick nach unten. Es mochten noch ein paar Schritt sein, aber es soltle ungefährlich sein. Er fürchtete schon, sein Herz sei stehen geblieben, als er den Fels losließ und sich an der glatten Oberfläche des Stalagmiten hinabrutschen ließ. Einen Herzschlag später rappelte sich Fargas vom Boden auf. "Ich bin unten!" rief er nur noch, während er darauf wartete, dass die anderen nachkommen würden.



    Mäxchen11.09.2004, 22:44
    Echos. Die Geräusche innerhalb der Höhlenkonstruktion waren ein einzigstes Konzert aus langezogenen Schallwellen, die immer wieder an den Kalkwänden abprallten, um irgendwann vom Inneren der Höhle verschluckt zu werden und so für das menschliche Gehör nicht mehr auszumachen waren. Das Licht der schwebenden Kugel erhellte die Dunkelheit nur sperrlich, fast garnicht. Die Strahlen schimmerten an den rauen, schwarzen Wänden, ließen sie wie ein Sternenhimmel erscheinen, doch die Dunkelheit weiter vorne konnten sie nicht durchdringen. Die anderen Gefährten konnte man nur schwer ausmachen. Immer wieder spürte man den Stoff ihrer Roben, stoßte gegen ihre fleischigen Körper. Der Aufprall Fargas lies wieder einen langen Echo durch den Korridor ertönen. Die ersten Schallwellen drangen in Mäxchen's Gehör, drückten auf seine Entzündung. Der Schmerz lies sich aushalten. Dann begann das Echo an den Wänden wiederzuhallen, hämmerte sich in die Gehirne aller ein. "Warte, Fargas, ich versuche nachzukommen" Der Ruf des Spielmannes drang in die Dunkelheit hinaus. Er wollte sich nicht vordrängeln, doch hatte er kein gutes Gefühl dabei, den Freund dort unten alleine zu lassen. Er drückte ein paar Körper beiseite, die er nicht zuordnen konnte, doch er hoffte, dass sie den Reisegefährten gehörten, aber wer wusste schon, welch andere Gestalten in dieser Höhle hausten. Der Lehrling duckte sich, versuchte über den Boden zu tasten. Seine Hände griffen ins Leere. Hier begann der Abgrund. Er spürte etwas. Fleich, Haut, lebend, sich bewegend, Schweiß, Fingernägel. Seine Finger griffen dannach, umschlangen es. Es war die Hand seines Freundes. Auch die andere Hand griff in die Dunkelheit, fühlte die Knochen der Hand. Dann ließ Mäxchen sich runterplumpsen. Sein kleiner, leichter Körper rutschte den Abhang hinab, geführt durch die Hand Fargas'. Die Verstauchung des Fußknöchels liesen ihn beim Aufprall einen Schmerzensfluch entweichen. Seine Beine rammten seinen Freund, doch sicher blieben beide stehen. Durch die kaputten Sohlen Mäxchen's Stiefel konnte er lose Steine sich bewegen fühlen, Kiesel, vielleicht sogar Knochen. er versuchte in das Antlitz des anderen Geweihten zu blicken, doch konnte er in der Dunkeheit mal gerade seine eigenen Hände erkennen. Ein Blick nach oben lies nur die Lichtstrahlen erkennen. Naja, jedenfalls wusste er seinen Freund jetzt bei ihm.



    Lina Suavis12.09.2004, 01:01
    Nur ein leises, in Gedanken gehauchtes ‚Danke’ hatte Lina für ihren Retter übrig. Welch ein Schock. Wäre dieser Mann nicht gewesen, würde sie nun den sicheren Tod als ihr Eigen bezeichnen können. Völlig entgeistert starrten die grünen Augen in die der Felswand abgewandten Luft. Bleich wie Kreide sah das angstgeprägte Gesicht der jungen Frau aus, die noch einen Augenblick auf dem kleinen Vorsprung verharren wollte, bevor sie weiterkletterte. Die dunkle Gestalt, deren schnelles Reagieren allein dafür verantwortlich war, dass Linas Herz noch schlug – wenn auch weitaus schneller als gewöhnlich, kein Bisschen kompensiert durch das gezielt langsamere Atmen. Wie in Trance wanderte die Hand des Mädchens zu dessen Brust und griff instinktiv nach dem tropfenförmigen Anhänger, welcher an einer Schnur den Hals hinabbaumelte. Etwas Mystisches ging davon aus, schien Kraft zu spenden. Er erinnerte das Mädchen an jenen abwegigen Traum. Auch wenn nur noch grobe Züge des Geschehens vor ihrem inneren Auge vorüber zogen, war irgendetwas an ihm, das der Wanderin die Macht über ihren Körper zurückerlangen und hochfahren ließ.
    „Ich komme schon klar“, rief sie hinauf. Zittern lag in ihrer Stimme, Leichenblässe in ihrem Gesicht. Den wohlgeformten Anhänger zurück in das Kleid gleiten lassen, legten die Hände der Frau am Fels an und brachten sie nur von einem tiefen Schrecken beschadet nach oben, zur Felsspalte in die die Kastellbewohner geschlüpft waren. Ungemütliche Schauer überrannten Linas Rücken. Geweiteten Auges versuchte sie einen Rest Licht aufzuspüren – vergebens. Völlige Dunkelheit lag über der Spalte, die es verlangte hindurch zu kriechen. Warum auch immer. Jetzt oder nie., entfuhr es ihr seufzend, als sie die Tragetasche auf den Rücken warf und geschlossenen Auges, wie mit schüttelndem Kopf in das Innere des Berges kroch. Wieder war der erhöhte Puls unangenehm zu spüren, ebengleich vor Furcht hastig gewordenen Atembewegungen des Brustkorbes. Nah beieinander lagen die begrenzenden Wände. Platzangst drohte sich einzuschleichen, zumal die niedrige Decke mit eingerechnet wurde. Vor Lina selbst war das Flugtier in den Felsen geflattert, welches oftmals Rays Schulter besessen hatte. Tenrus, oder wie auch immer er die Eule, oder was auch immer das für Tiere waren, die sie dort führten, nannte, hieß es. Schnell war das Echo des schnellen Flügelschlags wieder der schmerzenden Stille gewichen, die gänzlich auf dem Felsspalt lastete. Lediglich das tropfende Geräusch, das weit aus dem Hintergrund der Höhle zu kommen schien, trug dazu bei, dass alles noch unheimlicher wurde. Warum nur musste sich das Mädchen in der Dunkelheit fürchten, wo doch Beliar ihr einziger Gott war?
    Innerlich animierte Lina sich selbst dazu schneller voran zu kommen, bis beinahe ein weiterer Fall ihr Unheil besiegelt hätte. Auf einmal war die Spalte zu Ende. Panik breite sich im Körper des Mädchens aus, der nun von Hast erfüllt versuchte etwas nicht Befremdetes in der Umgebung zu finden. „Ist da jemand?“, fragte sie kleinlaut, ohne eine Antwort zu erwarten, dennoch darauf hoffend. Versucht im Dunkel etwas zu sehen, lag nur der Nebel des Schwarzen auf ihren Augen.
    „Hier unten, du musst springen!“, erreichte laut hallend die Stimme eines Mannes ihr Gehör. Was?! Springen? Das konnte sie auf keinen Fall. Nicht ins Ungewisse, nicht in die Dunkelheit. Schneller denn je, stieß ihre Lunge unregelmäßig Luft aus und saugte erneut Sauerstoffreiche an, als ein unerwarteter Lichtschein aufkam und das Gesicht eines Bekannten enthüllte, der erwartungsvoll die Arme ausstreckte. Na gut…, dachte sie und warf die Tasche schon voraus. Kein Zurück... Ein Schrei des freien Falls nahm den vollen Raum der großen Höhle ein. Und – sie war unten.



    Fargas Ferrigan12.09.2004, 01:51
    Fargas festigte seinen Stand noch einmal, als Lina ein letzter Aufschrei entfuhr. Doch es half alles nichts. Zwar konnte er Lina noch auffangen, aber ging er dennoch mit ihr im Arm zu Boden. Ein ächzendes Stöhnen war von beiden zu hören. Schmerz durchfuhr den Rücken von Fargas, der der Länge nach nach hinten auf den Stein gestürzt war. "Alles in Ordnung mit dir, Lina?" fragte er halb stöhnend, während er vorsichtig versuchte, sie aufzurichten - was ihn jedoch nur noch mehr schmerzte, lag sie doch ebenfalls der Länge nach auf seinem Brustkorb. Nachdem sich Lina - wie Fargas fand - in einer Seelenruhe aufgerichtet und kleinlaut bei ihrem "Retter" bedankt hatte, konnte nun auch Fargas endlich aufstehen. Auch die anderen erkundigten sich nach dem Wohlergehen des Mädchens. Wieso kümmert sich eigentlich keiner um mich? dachte er noch bei sich, tat den Gedanken aber damit ab, dass Frauen in der hinsicht wohl einen kleinen Vorteil hatten. Irgendwie schienen einem alle viel netter gegenüberzutreten.
    Seis drum. Er war ein Mann. Und Männer waren wohl dazu geschaffen, solche Schmerzen ohne Gejammer hinzunehmen. Fargas biss die Zähne zusammen und stand auf. Mittlerweile hatten nun alle die Höhe überwunden und waren sicher am Boden der Grotte angekommen. So gingen sie also im Licht der magischen Kugel durch die Höhle, immer wieder Kalksteinen ausweichend und stets begleitet vom leisen Flügelschlag der Eulen.



    Renata12.09.2004, 13:22
    Nachdem sie durch den Spalt in eine tiefer gelegene Ebene gestiegen waren, blieb ihr Weg vorerst wieder eben. Was vor ihnen lag war weniger ein Pfad als mehr ein sich durch ein Labyrinth von Felsen und Felsspalten schlängelnder Riss im Gestein. Ein wenig bedrückend war das Ganze, aber wenigstens reflektierten die sie umgebenden Steine das Licht ihrer Lichtkugel, so dass es etwas heller wurde. In der Stille der Höhlen waren das Flügelschlagen der Eulen überdeutlich zu hören. Die Vögel waren der Gruppe immer nur kurz voraus, flogen nur auf, wenn die Menschen sich näherten und ließen sich dann ein paar Dutzend Schritt weiter vor wieder nieder. Die riesigen und für die Dunkelheit geschaffenen Augen reflektierten auch das letzte bisschen Licht, das die magische Kugel in ihre Richtung warf und waren so leuchtende Punkte in der Ferne, an der die Gruppe sich orientieren konnte.
    "Ganz erstaunliche Vögel" flüsterte Renata Ray zu. Der von den Felswänden zurückgeworfene Schall hallte in der Grotte nach und war in dieser absoluten Stille doppelt und dreifach laut. Alle waren dazu übergegangen, nur noch zu flüstern. "Mich gruselt es ein wenig bei dem Gedanken, dass wir uns auf Gedeih und Verderb diesen Tieren ausgeliefert haben, denn wohin sie uns führen, wissen wir nicht." Die Gruppe war dicht zusammen gerückt und ging im begrenzten Lichtkegel von Renatas magischer Kugel, deren Leuchten langsam blasser wurde. Zeit für Renata, sie zu erneuert, ehe das Licht ganz erlosch - nicht zum ersten Mal, denn die magischen Kugeln leuchteten nur begrenzte Zeit. Ein paar mal noch, dann würde sie ausruhen müssen. Dieser einfache Zauber kostete nur wenig Kraft, trotzdem zehrte er an der Magierin, wenn er wie jetzt über mehrere Stunden aufrecht erhalten wurde.
    Wieder öffnete sich ihr schmaler Weg in eine weite Grotte. Darin ein stiller See, deren glänzend schwarze Oberfläche von den Tropfen (http://renaimweb.privat.t-online.de/sound/cave_drip.wav), die von der Höhlendecke fielen, gekräuselt wurde. Sprachlos verharrten die Menschen einen Augenblick und lauschten dem Klang der fallenden Tropfen. Zwischen Höhlenwand und Wasser schlängelte sich ein Streifen steiniges Ufer aus lockerem Geröll. Unter jedem ihrer Schritte knirschten die groben Steine. Das Gehen auf diesem losen Untergrund strengte sehr an und mehr als einer strauchelte im fahlen Licht.



    Mäxchen12.09.2004, 16:51
    Wenn man auf dem Boden sah, dann konnte man zwischen den Steinen auch andere Sachen erkennen. Es könnte auch Einbildung sein, aber dem genauen Betrachter fielen die sämtlichen Knochen auf, die sich zwischen Kot und Geröll hin und her zogen. Man sah kleine, Hundeähnliche Schädel, nicht größer als die einer Maus, Brustkörbe, Wirbel, manchmal sogar nicht zu diffiniernende Flügel. So erging es auch Mäxchen, als sein Blick den Boden abtastete, seiner Intuition folgend, darauf achtend, dass die Gefährten nicht nocheinmal von einer Bodenspalte aufgehalten wurden. Er fürchtete vieles, in der dunklen Höhle. Er malte sich die schrecklichsten Fratzen aus, die irgendwelchen Monstern gehören konnten, gefährliche Fallen, die sie hier angelegt haben könnten. Doch es war nur Angst, Paranoir. Renatas Lichtkugel flimmerte. Die gebündelte Magie, die das Licht für eine Orientierung innerhalb des Dunklen ermöglicht hatte, verflog langsam in ihrer offenden Handfläche, nur noch schwach fielen die Strahlen auf die dunklen Steinwände. Ein Strahl suchte das Abenteuer, im Gegensatz zu den anderen schien er ganz weit hinaus in die Dunkelheit, tastete sich durch die Schwärze. Irgendwann brach er sich. Sein Schicksal hatte eine reflektierende Wirkung. Aus seinem Leben wurde ein neuer Lichtstrahl geformt, wiegergespiegelt von der Oberfläche eines Sees. Die Gefährten waren an einem Untergrundsee angekommen, eine unterirdische Wasserader. Still lag er dort, in Mittelpunkt einer Hohen Kaverne. Das Licht der Kugel vermochte nicht, bis an die Decke zu kommen. Im Wasser spielgelte sich die Kugel zu einem wunderbaren Spiel, das nicht nur die Gruppe, auch ihre Ebenbilder im Nass erhellte. Es war lustig anzusehen, und Mäxchen genoss den Augenblick der Schönheit. Das Flimmern starb gänzlich aus. Vollkommende Dunkelheit war über sie gekomemn. Ein Mantel der totalen, undurchdringlichen Schwärze umgab sie. Furcht breitete sich aus. Der Lehrling fühlte, wie eine Hand sich an seinen Umhang krallte. Er tat es der Hand gleich, suchte nach der Kleidung der anderen, doch seine Finger fanden nichts. Ein leises Plätschern. Es war wirklich nur ein Tropfen, der den See nur ein wenig in Bewegung brachte, doch die Gemüter der Gefährten beunruihgte er sehr. Piepsen. Man hörte Piepsen, wie bei einem aufgeschrecktem Tier, einer kleiner Maus. Doch es blieb nicht immer nur bei einer Stimme. Eine Kettenreaktion, angeführt von einer kleinen Bewegung, nur ein minimales Muskelzucken, sorgte für ein Konzert, einem Stimmenwirrwarr. Ein jede hallte von den Wänden wieder, erzünte das Gemüt weiterer Kehlen, die lauthals in miteinfielen. Die erste Bewegung. Flügelschlagen. Man hätte es für den Spann der Eulen halten können, doch es waren mehr als nur fünf Flügelpaare. Nein, eine ganze Nation, ein Volk hatte man in Aufruhr versetzt. Ein leiser Flügelschlag, zehn Flügelschläge, tausende laute Flügelschläge, vermischt mit dem Piepsen, ein jeder echote wieder, schreckte andere auf, um irgendwann einen ganzen Schwarm dazu zu bringen, in der Dunkelheit auf die Gefährten hinab zu stürzen. Krallen, sie verfingen sich in den Haaren, zerzausten sie, versuchten sich zu befreien, Flügel streiften an der Haut, streiften die Kleidung und irgendwann waren sie umgeben, umgeben von Stößen, Schlägen, Kratzen. Mäxchen verschrenkte seine Arme Schutz suchend vor dem Gesicht, duckte seinen kleinen Körper, um so weit wie möglich von den Kreaturen entfernt zu sein. In der Ferne hörte er Ray befehle erteilen, doch verstand er nur Flügelschläge, Piepsen und Eulenstimmen.



    Fargas Ferrigan12.09.2004, 20:24
    Fargas schlug in der Dunkelheit wie wild um sich. Es war ihm kaum bewusst, ob er nun Federn, ledrige Flügel oder gar Stoff traf. "Runter!" hörte er Rays aufschreiende Stimme durch den Lärm von Flügelschlägen und Gekreische. Fargas warf sich ohne zu überlegen nieder und riss dabei wohl noch irgendjemanden mit. Er spürte, wie die Haut von den Kieseln aufgerissen wurde, spürte das Blut aus den Schürfwunden hervortreten. Schützend lag er die Handflächen hinter den Kopf und vergrub das Gesicht im Boden. Nur das heftige Flügelschlagen und Gekreische, hin und wieder ein dumpfer Aufprall zweier kleiner Körper, waren noch zu hören.
    Es schien Fargas wie eine Ewigkeit, als die Geräusche entlich abebbten und schließlich gänzlich verstummten. Vorsichtig hob er seinen Kopf. "Alles in Ordnung?" hörte er seine zittrige Stimme sagen. Von allen war leises Stöhnen, dennoch aber Bestätigung zu vernehmen. "Was bei Beliar war das?" "Fledermäuse." antwortete Ray kurz und knapp, während auf seiner Schulter bereits wieder die leuchtenden Augenpaare von Tenebrus, seiner "Hauseule" aufleuchteten. Auch Renata rappelte sich nun wieder auf. "Wir sollten zusehen, dass wir hier herauskommen." "Wer weiß, was noch alles in diesen Höhlen lauert." kam es etwas ängstlich von Mäxchen.
    Ray sprach noch einmal kurz mit Tenebrus, bevor sich diese von seiner Schulter erhob und auch die übrigen Eulen unter Flügelschlag erneut in die Lüfte aufstiegen. Fargas konnte nicht sagen, ob es weniger Eulen geworden waren. Eigentlich hatte er nie gewusst, wieviel es überhaupt waren. Auch als Ray nun eine schwache Lichtkugel erschuf, vermochte Fargas nicht die Zahl der Eulen abzuschätzen. Nachdem sich die Schwarzmagier bei einer kurzen Ruhe gegenseitig versichert hatten, das sie, von ein paar Kratzern abgesehen, bei bester Gesundheit waren und sie auch ihre sieben Sachen eingesammelt hatten, setzte sich die Gruppe mit Ray an der Spitze wieder in Bewegung und folgte den tänzelnden Augenlichtern der Eulen voraus.
    Sie hatten den utnerirdischen See schnell hinter sich gebracht und waren in einen dunklen Höhlenarm verschwunden, der sie in zahlreichen Windungen durch den Berg führte. Aber insgesamt, so glaubte Fargas zumindest, führte der dunkle Pfad langsam bergab. Ein Gefühl von Hoffnung kam in ihnen auf, das jedoch bei jedem Geräusch, das aus den Tiefen der Grotte zu ihnen heraufhallte, neuerlich getrübt wurde. Schließlich aber erspähte Ray nach einer weiteren Windung des Ganges endlich ein Licht, das nicht magischen Ursprungs war. Einen kurzen Moment wurde es noch durch unzählige kleine Schatten getrübt, die ins Freie segelten, dann erkannten es auch die anderen. Tageslicht! Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne wurden auf ein ganz ähnliches Plateau geworfen, wie sie am Eingang der Grotte gesehen hatten. Sehnsüchtig nach dem natürlichen Licht verfiel die Gruppe in einen leichten Lauf, auch wenn der ein oder andere hin und wieder strauchelte. Das Licht war zum Griefen nah!
    Endlich hatten sie das Ende des Ganges erreicht und wieder zwängten sie sich zwischen einigen Bäumen hindurch an die frische Luft. Einige priesen Beliar in seiner Güte, dass er sie dort heruasgeführt hatte, andere starrten einfach nur überglücklich in den abendlichen Sternenhimmel. Ray hingegen schritt auf den Rand des Plateaus zu und warf einen Blick in das dahinter liegende Tal. Es schien fast, als wäre die Zeit an diesem Tal vorbei gelaufen. Ein lauschiger Wald bedeckte fast den ganzen Talkessel. Einzig ein kleines Dorf throhnte in der Mitte des Tals und trotzte der überwältigenden Natur, die hier in ungebändigter Wildheit herrschte. "Dies wird unser Ziel sein!" verkündete Ray feierlich und wies dabei auf dieAnsammlung an Häsuern, dem einzigen Anzeichen für Zivilisation in diesem Tal.



    Renata13.09.2004, 01:06
    Erleichtert atmete die Magierin die frische Luft der Außenwelt ein und ließ das magische Licht verlöschen. Zwar war es auch hier finster, da inzwischen die Sonne untergegangen und der Himmel nur von einer schmalen Mondsichel beschienen war, doch kein Vergleich zu der absoluten Dunkelheit in der Grotte. Ihre Augen waren durch den Höhlenmarsch inzwischen so an die Finsternis gewöhnt, dass ihr das bisschen Mondlicht sogar ziemlich hell vorkam.
    Schließlich lag ihr Ziel auch vor ihnen in diesem Tal. Die beleuchteten Fenster lockten die Wanderer mit ihrem warmen Licht. Doch vielleicht war es besser, hier am Höhlenausgang das Nachlager aufzuschlagen und erst am nächsten Morgen in den Talkessel hinab zu steigen. Wenn der Abstieg dem Aufstieg auf der anderen Seite glich, war ein Marsch bei Tage sicher anzuraten, nur zu deutlich hatte sie Linas Schrei bei deren Fast-Absturz noch im Ohr. Undenkbar, was bei Dunkelheit alles passieren könnte. Sie sah sich nach Ray um, der wohl den gleichen Gedanken gehabt hatte, er, der, der seinen Namen nicht nennen wollte und Ramac schichteten bereits Brennholz in eine Mulde, Fargas schlug Funken aus seiner Zunderbüchse um das Feuer zu entfachen. In dieser Mulde konnte es vom Tal aus nicht gesehen werden. Nicht die schlechteste Entscheidung, fand Renata. Die Eulen schienen ihre Absicht zu erraten, diesmal kreisten sie nicht in der Luft, das eine oder andere Flügelschlagen in den Bäumen über ihnen verriet die Ruheplätze, auf die die Vögel sich niedergelassen hatten.
    Bald rauchte es aus dem zwischen das Brennholz gestopften trockenen Gras, in das Fargas vorsichtig hinein pustete, um aus dem winzigen Fünkchen Glut die erste kleine Flamme zu locken. Lina, Mäxchen und die Magierin hatten sich schon leidlich gemütliche Plätzchen um das Feuer herum gesucht und beobachteten Fargas bei seinen Bemühungen um das Lagerfeuer. Renata fiel auf, das Mäxchen die Lage eines Fußes immer nur sehr behutsam veränderte, schon in der Höhle hatte sie ihn hinken gesehen. „Was fehlt Deinem Fuß“ fragte sie ihn darum „quält ihn irgend etwas, was ich vielleicht lindern kann? Jetzt wäre die beste Gelegenheit dazu, wer weiß was morgen sein wird“



    Ray13.09.2004, 11:54
    Ray lehnte sich gemütlich zurück an einen Felsen, während das Feuer einen spürbar warmen Schein auf sie alle warf. Der Schwarzmagier langte in seinen Rucksack, den er neben sich abgestellt hatte und zog etwas von dem Wildschwein heraus. Einen Streifen Keilerfleisch gab er Tenebrus, so dass es aber auch genug war für die anderen Eulen. Ray hatte den Streifen absichtlich nicht gefünftelt. Ihn trieb eine fast wissenschaftliche Neugier. Waren diese Eulen, die sich so seltsam verhielten, auch kameradschaftlich, so wie ihre menschlichen Begleiter? Er hatte Recht gehabt. Tenebrus flatterte auf einen Felsen, wo die anderen Eulen in grotesker Anordnung Platz genommen hatten. Sie saßen in einem Halbkreis, und man konnte meinen, sie tauschten sich aus. In völliger Stille. Der Schwarzmagier schüttelte den Kopf und besänftigte den eigenen Hunger mit etwas Fleisch, das er am Feuer aufwärmte und etwas Proviant aus der Kastellküche. Was tat dieser Dämon bloß ins Essen, dass es so gut schmeckte?!
    Er sah verträumt ins Tal. Eben hatte er noch triumphierden verkündet, dies sei ihr Ziel. Es konnte nicht anders sein, da war er sich sicher. Wo Menschen lebten, konnte jemand um Hilfe rufen. Dass noch nie jemand von diesem Dorf, das so versteckt in den Bergen lag, gehört hatte - darüber machte er sich keine Gedanken. Wer im Kastell lebte, war bald gewohnt daran, wunderliche Dinge zu erleben. Bevor er sich der wohligen Ruhe hingab, die sich in ihm breitmachte, sah er noch Renata zu, wie sie Mäxchens Bein versorgte. Ein Glück, dass sie dabei war. Wer wusste nicht, was sie mit ihren Heilerfähigkeiten noch erreichen konnte? Mit solchen Gedanken beschäftigt viel Ray in einen ruhigen Schlaf. Den letzten, den er in den folgenden Tagen hatte, so würde er später zurückblickend sagen.

    Der kühle Morgen war es, der Ray weckte. Und die Nässe in seiner Robe. Er schlug die Augen auf. „Wah!“, entfuhr es ihm. Ein paar Meter entfernt saß Tenebrus und beobachtete ihn. „Hast du mich etwa beim Schlafen beobachtet?!“ Tenebrus blinzelte mit den Augen. Was sollte man da interpretieren, fragte sich Ray. Am besten nichts. So rappelte er sich auf und verschlang wortlos ein paar Brote zum Frühstück. Und das Proviant erschöpfte sich gerade zur rechten Zeit. Ray schätzte die Zeit, die sie für den Abstieg brauchen würden, auf nur kurz. Denn unter ihnen sah er einen Fußweg, der gut in Schuss gehalten wurde. Er führte in einen Teil des Waldes, ohne Zweifel wurde er von Holzhackern benutzt. „Schaut, unser Weg ins Tal.“ Da sie alle schon beinahe fertig gefrühstückt hatten, schulterte Ray seinen Rucksack und stapfte den Hang hinunter zu dem Waldweg. Ramac löschte als letzter das Feuer, das noch immer brannte. Wer wohl Nachtwache geschoben hatte? Bald waren sie alle auf dem engen Weg und gingen talwärts. Währenddessen erkannte man immer mehr Details des Dorfs. Es schien ein typisches Holzfällerdorf zu sein. Hölzernde Hütten, der Lebensstil nicht zu vergleichen mit dem Luxus von Khorinis. Das Hafenviertel weggedacht, natürlich. Die Eulen schienen zu verstehen, dass ihre menschlichen Begleiter den richtigen Ort ansteurten und flogen ein großes Stück voraus, fast flogen sie schon über der Ortschaft. Ray ließ seinen Blick über das Tal schweifen. Man konnte auf der anderen Talseite nur eine kleine Klamm erkennen, die vielleicht ein Weg hinaus war. Auf der anderen Seite eben. Sein Blick aber blieb haften auf der gegenüberliegenden Seite des Hangs. Etwa hundert Meter über den Dorf sah man Ruinen. Verkohlte, schwarze Ruinen eines Bauwerks, das dem Kloster der Feuermagier ähnelte. Der Dachstuhl stand teilweise sogar noch, doch schien der Bau sonst unbrauchbar. Völlig verbrannt. Ray sah weg. Er konnte die sinnlose Vernichtung, die das Feuer hier begangen hatte, nicht ansehen.
    Die Sonne stand schon am Zenit, als sie das Dorf erreichten. Man sah nur gelegentlich jemanden auf der Straße. Und die Eulen setzten sich wieder knapp an ihre Spitze. Gerade, als sie in eine Seitengasse einbogen, kam ein Bewohner aus einem seiner Häuser. Ray konnte nicht wiederstehen. „Seid gegrüßt, guter Mann. Wir sind fremde Wanderer, und möchten gerne wissen, wo es uns hin verschlagen hat.“ „Wo es euch hin verschlagen hat?“, äffte der Mann ihn nach. „Das ist die einzige Ortschaft weit und breit. Wo werdet ihr wohl sein?“ Ray unterdrückte den Impus, etwas giftiges zu sagen. „Doch hat dieses Dorf denn keinen Namen, ist es auf keiner Landkarte vermerkt?“ „Nein.“ Auf welche Frage das gemeint war, wusste Ray nicht. Mürrischer Kauz, dachte er. Der Mann ging wortlos an ihnen vorbei und würdigte sie keines Blickes. Die Gruppe setzte ihren Weg fort, die Eulen führten sie etwas an den Rand der Ortschaft. Ray konnte sich nicht helfen. Er fühlte sich nicht wohl, wenn ihn die anderen Bewohner ansahen. Sie hatten ein gesundes Misstrauen gegenüber Fremden, so schien es.
    Schließlich flogen die Eulen direkt auf ein etwas größeres Haus zu, das in einem kleinen Viertel stand, wo es gemauerte Häuser zu geben schien. Dieses Haus war aber etwas seltsam, ganz ein Haus der alten Schule, wo man hier und da etwas dazugebaut hatte. Hier ein kleiner Erker, hier ein Werkzeugschuppen, und so weiter. Ray war sich unsicher. „Worauf wartest du nocht?“, fragte ihn der Schweigsame unvermittelt. „Klopf schon an und sie ein, dass es nichts gebracht hat.“ Der Schwarzmagier funkelte ihn an. Er schickte ein Stoßgebet zu Beliar, dass er nicht völlig zum Affen gemacht würde, wenn er anklopfte. Langsam kam er sich selbst verkalkt vor. An einer Haustür klopfen, nur weil ihn irgendwelche Eulen hingebracht hatten? Tenebrus aber flog hinab und setzte sich auf die Latte des Zaunes, der den Garten umgab, der zum Haus gehörte. Und sah in anklagend an. Ich mach ja schon, dachte Ray. Er wappnete sich und klopfte an die Tür. Er musste nicht lange warten, da öffnete ihm ein großgewachsener Mann die Tür. Er trug eine zweckmäßige Kleidung, wie sie wohl ein Holzarbeiter trug. Doch er schien etwas anders als die übrigen Bewohner. Sein Gesicht war freundlich, als er sagte: „Seid gegrüßt. Was tut Ihr hier?“ „Grüß Euch. Nun wir sind, äh, diesen Eulen gefolgt, die haben uns hergeführt. Da war ein Hilferuf...“ „Sagt, ist Euch nich gut? Wir sind zwar gutmütige Leute, können aber verrückte Bettler nicht jeden Tag zum Essen einladen!“, meinte der Mann mit etwas ungeduldigerem Ton. „Ich habs dir doch gleich gesagt...“, kam es verhalten von Garrett. Ray kam sich vor, wie ein völliger Waschlappen. Doch da erschien jemand hinter dem Mann. Eine alte Frau. Sie hatte ein silbrig ergrautes Haar und trug eine etwas seltsame Garderobe. Sie trug schwarze Schuhe, einen bis zum Boden langenden Rock und blauer Farbe und eine waldgrüne Bluse. Um alles zu übertreffen, trug sie ein rotes Halstuch. Sie stützte sich auf einen knorrigen Stock, der mehr einem langen Ast glich, als einem Stock. „Was geht hier vor?“ Der Mann sah sie gütig an und meinte: „Ach, Mutter, geh lieber an den Tisch, Sibylle hat doch schon so gut gekocht. Da sind nur irgendwelche Bettler, die behaupten, dass Eulen sie hergebracht haben.“ Die Reaktion der alten Frau ließ Ray glauben, er wäre in einem Traum. Denn sie sprach: „Tenebrus ist wieder hier? Lass sie herein, Heinz.“ Ray sah Garrett soufflierend an. Doch der hatte den Mund aufgesperrt, in Unglauben. Doch er fühlte sich gestärkt, in dem Glauben, richtig gehandelt zu haben. „Gut, dann kommt herein. Wir werden schon genug zu essen haben.“



    Ramac13.09.2004, 13:41
    Ramac trat in das Haus ein. Was er nicht in den letzten Tagen alles erlebt hatte. Erst die Bergsteigerei, dann die kalte Antwort von Renata, weil er das tragen vorgeschlagen hatte. Das Plateau, die Höhle, der unterirdische See und die Fledermäuse. Und wäre das nicht schon genug gewesen hatten sie jetzt ein Dorf ohne Namen erreicht, dessen Bewohner, total isoliert waren. Und jetzt stand der Barde auf Holzdielen eines Hauses, das einer alten Frau gehörte, die Tenebrus kannte. Seltsam. Ramac war immernoch in den schlichten dunklen Umhang bis zur unkenntlichkeit gehüllt. Der Reihe nach schüttelte die Truppe der alten Frau die Hand, Ray zuvorderst. Danach kam der Vater an die Reihe, dem sie die Hand schüttelten. Garret vor ihm, ging einfach an der Frau vorbei. Als Ramac an der Reihe war, nahm er die Kapuze ab, und sah in das Gesicht der freundlichen Frau. Sie war schon recht alt, älter als Ramac, obwohl er neben Renata wohl der älteste der Schwarzmagier war. Als sie alle fertig waren, nahmen sie ihre Mäntel ab und betraten die Küche. Das Haus war zwar größer als die anderen, aber gegen die Häuser Khorinis oder gar das Kastell nur ein Holzschuppen. Es hatte kleine Zimmer, und als die Gruppe die Küche betrat, war der Tisch bereits für vier Personen gedeckt. Nun trug man weitere Teller und Besteck auf und stellte Stühle an. Ramac nahm den Rucksack vom Rücken und lehnte ihn gegen die Wand. Dann setzte er sich und sah sich um. Am Tisch saßen der Mann der sie hereingelassen hatte, eine Frau, anscheinend die Frau des Mannes, mittleren Alters, sehr hübsch. Die alte Frau, die Großmutter anscheinend, saß an der Stirnseite. Ein Stuhl blieb frei, was es Ramac erlaubte sich ein wenig nach rechts zu verlagern, denn sie saßen sehr eng. Aufeinmal rumpelte es im Gang hinter ihnen und ein Junge trat ein. Er trug Holzfällerkleidung, und hatte zerstruppelte Haare. "Tut mir Leid, ich musste das noch fertig machen." sprach er und erschrak, da er anscheinend die Besucher jetzt erst bemerkt hatte. "Darf ich vorstellen, das ist Berth, mein Enkel, Berth, das sind unsere Gäste." sprach die alte Frau und der Junge setzte sich auf den freien Platz neben Ramac. Es gab einen Eintopf, in dem man wohl alles hineingetan hatte, was man fand, Fleisch und Gemüse. Er schmeckte gut und wärmte Ramac. Während dem Essen redete Berth mit seinen Eltern über die Zustände draußen im Wald und über das Holz. Die Gruppe redete über die bisher bestandenen Prüfungen, nur Ramac und Garett, waren still. Die alte Frau und der Vater von Berth, redeten besonders intensiv miteinander.
    Als das Essen abgetragen wurde, erhob sich der Vater. "Da es der ausdrückliche Wunsch meiner Mutter ist, dürft ihr bleiben. Berth, bring sie in das Lager und gib ihnen Decken und Matten." sprach er und die Gruppe erhob sich. "Wer hat die Nachricht entgegengenommen?" fragte die alte Frau noch und Ray meldete sich. "Gut, bitte bleib noch ein wenig bei mir." Ramac warf den Rucksack um und nahm den Mantel in die Hand. Berth führte sie in einen großen Ausleger des Hauses, in dem mehrere Strohsäcke und Matten hergerichtet wurden. Ein Wasserkessel war ebenfalls vorhanden und auf jede Matte wurde eine Decke gelegt. Ramac nahm eine der Matten, zog sie ein wenig abseits und legte seine Sachen ab. Dann setzte er sich, nur noch in seine Robe gekleidet darauf. "Na wenigstens, einmal ein trockenes Haus über dem Kopf." sagte er für sich und dachte nach. Über all die Wunder die er in den letzten Tagen gesehen hatte, und wie es wohl nun weitergehen würde...



    Ray13.09.2004, 15:50
    „Gut, bitte bleib noch ein wenig bei mir“, sagte die alte Dame. Ray sah verwirrt zwischen ihnen und der Großmutter hin und her. Dann deutete er ihnen, dem Jungen namens Berth einfach zu folgen. Nachdem sie gegangen waren, trugen die Eltern das Geschirr ab und taten einen schnellen Abwasch. Geduldig wartete die alte Frau, bis sie fertig waren. Das Ehepaar schien ihren Wunsch richtig gedeutet zu haben und ließ die beiden danach allein. „Du bist also derjenige, den sie gefunden haben“, begann die Frau. „Gefunden? Wie gefunden? Ich habe Tenebrus' Nachricht entgegengenommen und bin Eurem Hilferuf gefolgt. Wobei mir scheint, dass hier aber alles in Ordnung ist“, warf Ray rasch ein. „Aber dennoch hat er dich gefunden. Ich wollte es so.“ „Aber warum? Ich kann mir inzwischen denken, dass Ihr für all das verantwortlich seid, das Verhalten der Eulen und so weiter. Aber es erklärt mir nicht, was es hier zu helfen gibt“, zweifelte der Schwarzmagier. Gütig sah ihn die alte Frau an und meinte: „Die Zeit wird es zeigen.“ Ray war reichlich verwirrt. „Aber wenn die Zeig gekommen ist, was ist zu tun?“, startete er einen neuen Versuch. Die Großmutter zögerte. „Ihr müsst verhindern, was hier alle in ihrem Innersten fürchten“, sagte sie endlich. Es klang sehr zögerlich, als wolle sie ihm dies noch gar nicht sagen. „Doch mehr wirst du nicht verstehen. Noch nicht. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Noch bist du nicht soweit. Komm, gehe zu deinen Freunden. Gewiss bist du müde.“ Sie sagte das mit einer Selbstverständlichkeit, dass Ray auf der Stelle aufstand, sich höflich mit einem Nicken verabschiedete und in den Teil des Hauses ging, wo die anderen sein mussten. Der Junge kam ihm entgegen. Ray hütete sich, etwas über die seltsamen Worte seiner Großmutter zu sagen und fragte nur: „Grüß dich, junger Berth. Wo sind denn die anderen?“ „Ich zeig's dir“, erwiderte der Junge mit einem freundlichen Lächeln.
    Als sie das Lager betraten meinte er: „Entschuldige. Es ist etwas dürftig. Aber wir geben euch, was wir haben. Ich würde euch sofort mein Bett überlassen, aber ihr wollt doch sicher zusammenbleiben.“ Ray nickte und dankte Berth. Ein netter Knabe, das musste man ihm lassen. Gleich die Eltern und die Großmutter, dachte Ray. Sie waren ganz anders als die mürrischen Dorfbewohner. Mit solchen Gedanken beladen legte er sein Gepäck neben einer Matte ab und machte einen Stapel von Habseligkeiten neben seinem Kopfpolster. Da die anderen auch schon schliefen, entschloss auch Ray dem Rat der Großmutter zu folgen. Ein wenig Rast würde ihnen gut tun. Und so schlief er überraschend gut auf der einfachen Matte ein. Besser als ein Stück Wiese war es allemal. Hier wurde in der Früh zumindest nichts nass.



    Lina Suavis13.09.2004, 18:36
    Es war ein gutes Mahl gewesen, das ihnen vorgesetzt worden war – auch, wenn es Lina nicht gegeben war, dieses zu deuten. Bäuerliche Kost war ihr in solch einer Form zuvor noch nicht untergekommen, denn hatte man ihr stets das Teuerste vorgesetzt, was nicht unbedingt mit Qualität gleichzusetzen war. Zumal es wirkliche Freude bereitete mit den vielen Menschen, den Hausbewohnern, wie auch den Reisenden, zusammen zu speisen. In den Tagen, die Lina als junges Mädchen verlebte, waren es meistens nur die langweiligen Eltern, mit denen sie den Tisch teilte. Die Zeit danach hatte ebenfalls nicht Vergleichbares hervorgebracht. Wie schön das Beisammensein mit Gleichgesinnten doch war. Von Glück umwogen folgte die Anbeterin Beliars ihren Kameraden in das Nebengebäude des Hauses. Lediglich der Komfort einer Matte und einer Decke war dort drinnen gegeben. Nicht mehr, doch auch nicht weniger. Allein dies musste den gastfreundlichen Dorfbewohnern zu gute gehalten werden. Wer nahm schon in der heutigen Zeit einfach so eine Gruppe von Wanderern bei sich auf – würde der Besuch auch nur kurz andauern.
    Lächelnd ließ sich die junge Frau auf einer der mit Decken belegten Matten nieder, die nahe dem Mann lag, welcher sie in der Höhle auffing und offenbar mit dem Rücken auf einen Stein gefallen war. Mehr als danken, konnte Lina leider nicht, so weh es ihr auch tat. Freundlich schenkte sie ihm ein Lächeln.
    „Danke, dass du mich gefangen hast.“, sprach Lina leise. Ein wenig beschämend war, dass es ihr erst jetzt gelang dies auszusprechen. Sich selbst musste sie fragen, ob es eine Veränderung mit ihr gab. Ihr Fühlen war irgendwie anders als sonst, irgendwie… seltsam. „Wie geht es deinem Rücken?“, drangen die Worte aus dem Mund des Mädchens hinüber zu Fargas. Wieder seufze sie innerlich. Immer gerieten die einst gelernten Manieren und Höflichkeitsfloskeln in Vergessenheit. Was soll’s., sprach sie, die Schultern hinauf ziehend, in Gedanken, während das Grün ihrer Augen zu dem Schüler Beliars funkelte. Tiefe Atemzüge füllten und leerten die Lunge stetig mit Luft. Worin sollte sie schlafen?



    Fargas Ferrigan13.09.2004, 23:56
    Fargas hatte das kräftige Essen genossen und es, so wie es seine Art war, recht schnell und meist schweigend hinunter geschluckt. Erst jetzt, als er den nicht imemr ganz einfachen Abstieg hinter sich gebracht und den Rucksack abgelegt hatte, spürte er, wie sich all seine Muskeln zunehmend verspannten. Da tat so ein stärkender Eintopf nach hausmanns Art doch redlich gut. Mit jedem Löffel, den er gierig den Gaumen hinunterschlürfte, fühlte er die wohlige Wärme in seinem Körper aufsteigen. Doch ebenfalls zog sich jedes Mal, wenn er sich nach vorn beugte, ein stechender Schmerz durch seine Rückenpartie. Zuerst wunderte er sich über diese Schmerzen, bis ihm schließlich der Grund dafür in den Sinn kam: der Sturz mit Lina in der Höhle. Bisher hatte er den Schmerz erfolgreich utnerdrücken können. Aber das schien nun vorbei.
    Während er weiteraß, lauschte er aufmerksam den Ausführungen, der anderen Schwarzmagier, gab hier und da auch selbst ein Kommentar von sich, widmete aber sein Hauptaugenmerk auf ihre Gastgeber. Sicherlich waren sie die Freundlichkeit in Person - dessen war er sich spätestens sicher, als der Junge ihnen ein Schlafquartier im Haus zeigte. Aber irgendetwas stimtme an der ganzen Sache nicht. Warum waren alle im Dorf so abweisend gegenüber Fremden? Warum war diese alte Frau so überaus freundlich zu ihnen? Warum hatte sie Ray zu Hilfe gerufen? Und wie um alles in der Welt war sie überhaupt in der Lage gewesen, über diese Eulen Hilfe zu holen? War sie am Ende eine der sagenumwobenen Druiden? Bei genauerer Überlegung kontne Fargas diese Vermutung nicht vollends ausschließen. Aber eines Stand in jedem Fall fest. Es warfen sich entschieden zu viele Fragen auf.
    Fargas sah gleichmütig auf das strohige Bett, das ihm wohl heute zur Nachtruhe dienen musste. Sicher war es nicht mit seinem Zimmer im Kastell zu vergleichen, aber er hatte auch schön schlechtere Nachtlager gehabt - so zum Beispiel die letzten zwei Nächte...So warf er seinen Rucksack, so wie er war an das Kopfende des Strohlagers und breitete noch eine der Decken darüber, wodurch sich ein passables Kopfkissen ergab. Müde warf er sich auf die Matte und verschränkte die Arme hinter Kopf und Rucksack. Gerade war er mit dem Zählen der Dachplanken fertig und schon etwas eingedöst, als ihn eine zarte Stimme wieder aus dem Schlaf riss. "Danke, dass du mich gefangen hast." sprach Lina leise, wie Fargas nach einem etwas irritierten Blick zur Seite feststellte. "Wie geht es deinem Rücken?" fuhr sie zögernd fort. "Könnte besser sein." begann er, während er sich leise stöhnend wieder aufrichtete und die Hände um seine Kniee schlang. "Aber ich werde wohl nciht daran sterben." Er lächelte und auch Linas Züge umspielten ein zaghaftes Lächeln. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten ihn an. Einen Moment lang überlegte Fargas, dann schlug er seine Kapuze zurück und das erste Mal auf ihrer Reise - jetzt, wo er es sich genauer überlegte überhaupt das erste Mal, seit er auf Khorinis war - verlor sich das flackernde Kerzenlicht in seinen eisblauen Augen, spiegelte der matte Schein auf seiner blassen Haut, erstrahlte das blonde Haar in vollem Glanze. Nun endlich waren auch die feinsten Gesichtszüge von Fargas zu erkennen. Erneut zeichnete sich ein Lächeln in seinem Gesicht ab. "Aber wenn du so lieb fragst..." Und es war wohl das freundlichste Lächeln, das er aufzubringen vermochte. "Eine kleine Massage würde meinem Kreuz wohl gut tun."
    Einen Moment lang zögerte Lina. Hatte er zu viel gewagt? Ihm war schon des Öfteren aufgefallen, dass sich das Mädchen bemühte, den strikten Regeln zu Hofe zu folgen. Und Beliar mag es wissen, er kannte sie auch zu gut. Doch anscheinend hielt Lina im Endeffekt genauso viel von den Regeln, wie er. Ein neuerliches Lächeln ihrerseits und ein kurzes Nicken forderten ihn dazu auf, sich auf den Bauch zu drehen. Schnell warf er noch seine Lehrlingsrobe ab und ließ sich auf der Matte nieder. Er legte seinen Kopf noch seitlich auf den verschränkten Armen ab, als Lina ihren zarten Körper auch schon über ihn hob und ihre Hände seinen nackten Rücken umfuhren. Ein leises Aufstöhnen entfuhr ihm, während er deutlich spürte, wie Lina einen roten Strich auf seinem Rücken, der die Spuren des Sturzes darstellte, entlangfuhr. Danach begann Lina ihre entspannende Massage...

    Fargas hätte es sicher noch länger unter den zarten Händen Linas ausgehalten, doch als sie schließlich absetzte, fühlte er sich schon wesentlich besser. Langsam drehte er sich wieder auf den Rücken und sah Lina in die grün funkelnden Augen. Sie tauschten ein Lächeln aus. Lina beugte sich noch einmal zu ihm hinunter und flüsterte ihm leise ins Ohr. "Schlaf gut" spürte er ihren warmen Atem an seinem Ohr und Fargas erwiederte den Wunsch nur noch, bevor Lina ihm noch einen kurzen, aber zarten Kuss gab. Danach begab auch sie sich in ihr Bett. Ein kurzer Blick zu beiden Seiten überzeugte Fargas, dass die anderen wohl schon schliefen. Ein letzter Blick auf Lina und dann würde er es seinen Gefährten gleich tun. "Frierst du?" flüsterte er leise zu ihr hinüber und reichte ihr seine Decke. Sie griff zu und bedachte ihn nocheinmal mit einem Lächeln, bevor Fargas sich seinerseits mit seiner Robe zudeckte und auch die beiden ins Reich der Träume entschwanden.



    Ray14.09.2004, 01:10
    Der Schwarzmagier konnte nicht schlafen. Unruhig wand sich Ray von einer Seite auf die andere. An der Matte konnte es nicht liegen, er hatte in der Wildnis gut geschlafen. Also tat er, was am nächsten lag. Er erhob sich und wollte das Haus verlassen, um sich die Beine zu vertreten. Ihr Schuppen hatte eine eigene Seitentür. Da ging es sicher nach draußen, denn die Tür war recht schwer und man sah, dass ihre Ränder mit Schafswolle abgedichtet waren, so gut es ging. Gegen die Kälte, die hier im Winter wohl herrschen musste. Wenn sich Ray nicht täuschte, war dieses Haus recht alt, und hier hatte einst ein größerer Bauer gelebt. Sie waren im Knechtschuppen untergebracht. Zumindest wirkte all das hier so. Ray verscheuchte die Spekulationen und öffnete die Tür. Die kühle Nachtluft schlug ihm entgegen, als er in den Garten hinaustrat. Er war hinter dem Haus hinausgekommen, der Garten lief rechts um die steinerne Mauer herum. Ray ging an die Frontseite des Hauses.
    „Oh!“, machte er leise. Die alte Frau kam gerade den Weg aus dem Dorf. Sie ging beschwingt und zügig. Ohne ihren Gehstock. Als sie dann auf den Zaun zukam, dessen Gatter geschlossen war - Ray wollte seinen Augen nicht trauen - sprang sie einfach wie ein kleines Kind über den Zaun und schritt auf die Haustür zu. Doch bevor sie eintrat, bemerkte sie den Magier. „Guten Abend, junger Mann. Was tust du zu nachtschlafender Stunde da draußen?“ „Nun, ich kann nicht schlafen. Ich wollte mir die Beine vertreten. So wie Ihr... Doch es erstaunt mich, wie agil Ihr seid. Wo ist denn Euer Gehstock - oder besser gesagt: Warum habt Ihr einen?“ Die Alte sah in belustigt an. Dann meinte sie: „Ach, der ist doch nur Augenwischerei. Manchmal möchte ich einfach wie eine alte Frau wirken. Aber wie du siehst, gelingt mir das nicht immer.“ Nicht immer war stark untertrieben, dachte Ray. „Tja, man muss in Schuss bleiben, nicht?“, fiel ihm dazu nur ein. Die Großmutter grinste ihn breit an. So als wolle sie sagen: Du hast's erfasst. Doch, wo sie schon da war, wollte Ray ein wenig mehr aus ihr herausholen. Zum Beispiel warum sie Tenebrus kannte. „Sagt mir bitte nur eins noch, was ich am späten Nachmittag nicht erfahren habe: Warum kennt Ihr den Namen meiner Eule? Und wie habt Ihr sie um Hilfe ausgeschickt?“ „Das ist eine längere Geschichte“, begann sie, „doch wir haben ja Zeit. Ich selbst besitze Eulen, musst zu wissen. Fünf Eulen. Glaub mir, bald wirst du verstehen. Wenn die Zeit nahe ist, geschieht etwas mit ihnen, den Eulen.“ „Entschuldigt, aber schon wieder sprecht Ihr von der Zeit... Wann wird das sein? Welche Zeit?“ „Hab Geduld. Es wird alles geschehen, wie es muss. Zurück zur Geschichte. Ich erkenne es, wenn die Eulen sich auf diese Zeit vorbereiten. Und deine Eule hat den Weg meiner Eulen gekreuzt - oder sie haben bewusst zusammen gefunden, wer weiß? Jedenfalls dachte ich, es wäre nicht verkehrt, auf sie zu horchen. Weißt du, es kling vielleicht verrückt, aber ich kann die Sprache der Eulen begrenzt deuten. Ihren Flug, ihre Augen. So vermutete ich, dass deine Eule Tenebrus heißt. Die Eulen wollten los, so deutete ich es, um Hilfe zu holen. Wenn die Zeit gekommen sein wird, wenn deine Hilfe gebraucht wird, wollte ich, dass du da bist. Wobei selbst ich nicht wusste, wen die Eulen um Hilfe holen würden. Und warum sie das tun. Wie sie ihn auswählen. So wirr das klingen mag, es ist wichtig, dass du soviel weißt. Du bist nicht umsonst hier. Belassen wir es vorerst dabei. Ich werde dir zu gegener Zeit mehr sagen. Wenn alle deine Freunde bereit sind, mir zuzuhören. Ohne Skepsis. Wenn ihr alle bereit seid, werden wir gemeinsam das verhindern, was nicht mehr geschehen darf.“
    Ray hatte tausend Fragen auf der Zunge. Er wusste nun ungefähr, wie sie zu Tenebrus' Namen gekommen war und warum sie den Hilferuf ausgesandt hatte. Auch wenn diese bestimmte Zeit noch nicht gekommen war. Viel lag im Dunkeln. Ray wollte Antworten. Doch er war zu verwirrt von dieser seltsamen Rede und hegte zu viel Zweifel. Das klang alles so fantastisch. Eulen verstehen. Irgendwelche Phantome jagen. „...und ich sehe in deinen Augen nun auch die Zweifel. Auch du bist noch nicht bereit, mir zu glauben und alles zu hören“, hörte Ray sie nun sagen. Er wollte es abstreiten, doch warum nur? Sie las in ihm wie in einem offenen Buch. „Wenn Ihr erlaubt, lege ich mich wieder hin.“ Mehr fiel ihm nicht mehr ein. Doch sie nickte wiederum nur gütig, wie es nur alte Frauen vermochten, die schon Kinder und Enkel mit herangezogen hatten. Ray ging den Kopf mit noch mehr Gedanken überladen zurück in das Lager. Er ließ sich auf seine Matte plumpsen und wünschte sich, schlafen zu können. Doch wie konnte er jetzt noch schlafen? Gedanken wirbelten durch seinen Kopf wie ein Sturm. Durch ihn sehen zu wollen wäre vergeblich gewesen. Ray fand sich damit ab und lag arg verwirrt im Halbschlaf da, bis ein Hahn krähte.



    Ray14.09.2004, 11:46
    Kapitel II: Es beginnt...

    Er war heute bei Weitem der erste, der aufstand. Die wirre Geschichte der alten Frau, die mehr Fragen aufwarf als sie beantwortete, hatte ihm keine Sekunde ruhigen Schlaf gelassen. So war er fast der erste, der die Küche betrat, um etwas zu essen. Fast der erste, weil die Familie Frühaufsteher zu sein schienen. Als Ray nämlich eintrat, verließ Berth gerade das Haus mit einer Axt über der Schulter. Das hieß, er hatte schon gefrühstückt. Doch es war ja noch nicht einmal hell. „Guten Morgen, Ihr müder Knecht“, grüßte ihn die Mutter Berths gut gelaunt. „Eure Freunde schlafen wohl noch? Doch ich nehme an, zumindest Ihr wollt noch etwas Eierspeise, bevor sie kalt wird?“ Da konnte Ray nicht nein sagen. Und es war auch kein Fehler. „Eure Küche ist nicht von schlechten Eltern, Sibylle.“ Und ob des Kompliments landete auch schon ein Nachschlag auf seinem Teller. Woher kamen nur in diese abgelegne Gegend die Waren, die es hier gab? Pfannen, Eier, Butter? Er stellte die Frage der Köchin. „Nun, Ihr hab ja wahrscheinlich die Klamm gesehen, die auf der anderen Seite nahe des Klosters aus dem Tal hinausführt. Dort geht es zum Meer, und manchmal fahren dort Handelsschiffe vorbei. Wir haben eine kleine Mole und dort legen sie an. Das ist ja auch das einzige Leben außer uns, das weit und breit da ist.“ Ray verzichtete darauf, sie auf Khorinis hinzuweisen. Wenn er sich schwer getan hatte, zu glauben, dass es so ein Dorf gab, selbst als er es das erste Mal vom Berge gesehen hatte... Dann konnten sie sich Khorinis gewiss nicht vorstellen. So machte er sich über den Nachschlag her.

    Nur kurz darauf hörte man von der Treppe poltern. Zuerst zwei „Tock“ wie es Schuhe von sich gaben, dann Holz auf Holz. Es klang, als würde jemand mit einem Stock die Treppe herabkommen. „Ach, Mutter! Wie oft habe ich dir gesagt, mach dich nicht zum Narren. Du brauchst den Stock doch nicht“, meinte Berths Vater. Er hatte sich ebenfalls schon in Holzfällerkleidung geschmissen und wollte das Haus gerade verlassen. Dann sah man Berths Großmutter die Treppe herabkommen. Sie tat wirklich so, als sei sie eine alte Frau. „Deine Mutter ist manchmal wirklich etwas seltsam“, stellte Sibylle überflüssig fest. Lächelnd schulterte ihr Gatte seine Axt und machte sich ebenfalls auf zur Arbeit. Berths Großmutter schien alles daran zu setzen, wie eine alte Frau zu wirken. Denn während ihr Sohn noch das Haus verließ, war sie kaum weiter treppab gekommen. Schmunzelnd sah Ray hin. Er mochte diesen etwas eigensinnigen Humor. Und dann weitete sich sein Blick und das Schmunzeln wich maßlosem Staunen.
    Als die Großmutter gerade ihren linken Fuß eine Stufe hinunter bewegen wollte, war es, als verschwinde diese Stufe in einem Sekundenbruchteil und als verschöbe sich die ganze Architektur des Treppenhauses. So trat sie ins Leere. Und fiel. Die alte Frau schlug einen grotesken Purzelbaum in der Luft und als sie dann am untersten Treppenabsatz aufschlug, hörte man ein Knacksen. Ray wurde übel. Schon stürzte Sibylle mit einem entsetzten Aufschrei zu ihrer Schwiegermutter und drehte sie auf den Rücken. Man sah gleich: Sie hatte die Besinnung verloren. Vielleicht war das Kreuz angeknackst oder gar gebrochen. Ray zögerte keine Sekunde. „Ich hol Hilfe“, rief er nur und stürmte in Windeseile in den Schuppen. Er schlug die Tür auf, ohne Rücksicht, wen er aufwecken würde und lief zu der schlafenden Renata. „Renata! Renata, wach auf! Es ist was Schlimmes geschehen!“, rief er sie an der Schulter rüttelnd. „Lass mich...“, kam es zurück. „Nein, es hat keine Zeit mehr. Der alten Frau ist etwas passiert!“, schoss Ray zurück, leicht überrascht über seine Ungehaltenheit. Und da kam langsam Leben in Renata.



    Renata14.09.2004, 13:35
    Dieser Apfel musste es sein. Perfekt. Rund und rot wie er war, verhieß er ein zuckersüßes Inneres unter der glänzenden und makellosen Schale. Ein Sonnenstrahl hatte sich durch das Blätterdach geschlichen und schien direkt auf diesen Apfel zu deuten, indem er dessen glatte rote Haut kitzelte. Nur noch eine Handbreit trennte sie von diesem allerliebsten Äpfelchen, nur noch ein kleines bisschen strecken... Vorsichtig balancierte Renata auf dem Ast und hielt sich am Stamm fest, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie kräftig schüttelte. „Lass mich...“ warf Renata über die Schulter zurück, ohne den Blick von dem Apfel zu nehmen. Dieser Apfel war der ihre, nichts und niemand würde sie abhalten.... „Nein,“ antwortete der, der scheinbar hinter ihr auf dem Ast stand, resolut „es ist keine Zeit mehr...“ und als Ray dann noch nachsetzte, dass der alten Dame etwas zugestoßen sei, schlug Renata die Augen auf und ließ den Apfel in ihrem zu Ende geträumten Traum zurück.
    Nachrichten wie diese ließen keinen Raum für ein langsames Wachwerden, nach Nachrichten wie diesen war man sofort hellwach. So hatte es kaum mehr als eine Minute gedauert, bis Renata sich neben Sybille kniete und über die alte Mutter beugte. Der Atem der grotesk verdreht Daliegenden ging rasselnd und blubbernd, so, als würden ihre Lungen Wasser und nicht Luft atmen. Die Hoffnung der Magierin sank, als sie die alte Dame so liegen sah und deren verzweifeltes Luftschnappen hörte. Um diese Frau wieder auf die Beine zu bringen, bedurfte es einiges mehr als Renatas bescheidene Heiler-Kenntnisse. Allenfalls die Hüterin hätte hier noch etwas ausrichten können. Die Augen der Alten wanderten über die Gesichter derer, die um sie herum knieten und standen und blieb am Ende an Rays hängen. Ein Bitten lag in diesem Blick, ein Bitten, der Ray dazu veranlasste, sich tiefer über die Frau zu beugen.
    „Die Eulen....“ röchelte sie leise zwischen zwei Atemzügen „ .... ihr müsst....“
    „Was? Was müssen wir? Was ist mit den Eulen...?“ drängte Ray, als sie eine Pause machte. „...Schwarzer Turm...“ wieder ein Röcheln „...müsst Tore schließen...“ ihr Blick zu Ray wurde bittender, fordernder, fast schon verzweifelt „... solange Eulenwinter...“ Die Alte, die sich soweit ihre Verletzung es zugelassen hatte, etwas aufgerichtet hatte, sank zurück, ihr Atem wurde ruhiger. Mit einem fast schon erleichtertem Seufzen, so als hätte sie eine wichtige und anstrengede Aufgabe zu ihrer Zufriedenheit erfüllt, atmete sie wieder ihr rasselndes Schnaufen und schloss erschöpft die Augen. "Wir sollten sie nach oben in ihr Bett bringen" Renata sah zu Ray hinüber, in dessen Gesicht sowohl Trauer als auch Verwirrung abzulesen war. Also wusste er wohl auch nicht, was die alte Dame ihm hatte mitteilen wollen.



    Mäxchen14.09.2004, 16:22
    "So kam es, dass Berths Großmutter die Treppe herabstürzte und sich schwer verletzte. Und am selben Tag brach der Winter herein."
    Die Augen Mäxchen's beobachtn eine Motte, die durch die Planken des Holzes einige Sonnenstrahlen verfolgte. Er zog sich die Decke noch weiter übers Gesicht, so das nur noch seine Augen über den Stoff blickten, drückte seinen Körper noch weiter in de Strohmatratzen hinein. Es schien ihm so, als wäre heute ein besonders kalter Tag. Selbst die Nächte im Freien hatte er nicht als so kalt empfunden. Natürlich konnte es auch Einbildung sein. Andererseits fühlte er sich sehr gut, sein Magen war gefüllt mit leckerem Eintopf, er hatte gut geschlafen in der letzten Nacht. Leicht wippte er seinen Fuß von Links nach Rechts. Nur noch schwach zog die Verletzung, keine gravierenden Schmerzen mehr. Renata's Kräuter, die sie feinsäuberlich in einen Verband eingewickelt hatte, zeigten ihre Wirkung. Zwar rochen sie wie Goblinkadaver, jedenfalls stellte sich der Barde den Gestank von Goblinkadavern so vor, aber Mäxchen war froh, dass die Heilkundige sich der Verstauchung angenommen hatte. Wie spät es wohl war? Er schaute sich im Schuppen um, auch wenn er seine kleine, wärmende Kuhle ein Stückchen verlassen musste. Die Matratzen von Ray und Renata waren leer, das Bett der Heilerin war sogar flüchtig verlassen wurdne. Ob wohl etwas passiert sei? Der Lehrling richtete sich auf. Verdammt kalt war es heute. Das Stroh knirschte unter seinem Gewicht, als er die Decke beiseite warf und aufstand. Sein Fuß schmerzte nur wenig, er konnte eine bräunliche Verfäbung auf den ledernen Verband erkennen, was er auf die Säfte der Kräuter zurückführte. Vorsichtig machte er einen Probeschritt. Kein Schmerz. Fröhlich bewegte er seine Zehen. Wenn sich eine Gelegenheit fand, musste er Renata unbedingt danken. Selbst als er sich seine Stiefel anzog, tat sich kein Schmerz auf, auch bei Probeschlägen blieben die Nerven still. Stolz auf seine neue Gehgeschwindigkeit, schritt Mäxchen zum Tor der Scheune. Kälte. Eine eisige Brise fuhr durch die Haare des Spielmannes. Die Sohlen seiner Stiefel warteten durch eine kleine Wasserschicht. War das überhaupt Wasser? Ein Blick gen Himmer verriet ihm mehr. Langsam glitten Schneflocken auf die Erde. Ungläubig strich sich Mäxchen sich Haarsträhnen aus den Augen. Doch immer noch fiel Schnee aus grauen, dichten Wolken herab, tänzelte im Wind, glitt auf den Boden, erzeugte eisige Kälte. Auf den Holzplanken des Gartenzaunes hatte sich schon eine kleine Schicht gebildet, selbst auf den Dächern der Häuser war das Weiß liegen geblieben. Der Schnee began, alles in einen weißen Schleier zu hüllen. Konnte es denn schon Winter sein? Waren sie wirklich solange im Höhlensystem gewesen, dass er nun herreinbrach, frei jeglichen Zeitgefühles? Mäxchen wischte sich einige Flocken von der Schulter. Oder war Magie im Spiel? Waren die Mächte der Natur durch den Einfluss magischer Kräfte beeinflusst wurden? Ray. Festen Schrittes zog Mäxchen zur Tür des benachbarten Hauses. Durch die schwere Holztür waren einige aufgebrachte Stimmen zu vernehmen. Sollte er nun wirklich stören? Vielleicht gab es wichtigere Anliegen, als das ein kleiner Lehrling sie mit 'Schnee' stören sollte. Doch ein Blick zu den dicken Wolken, die still auf dem Äther lagen, befestigten seine Vermutungen. Mäxchen öffnete langsam die Tür. Ray stand dort. In seinen Armen eine lebloser Frauenkörper, hinter ihm eine aufgebrachte Menge. Renata war da, die begabte Köchen, der Mann, der ihnen eine Unterkunft gab und Berth, in all ihren Augen war tiefe Trauer zu sehen. Der Blick des Eulenmannes zierte Wut, aber auch sie trugen Tauer in sich. "Ray, ich glaube es ist unpassend, aber schaut euch an, was passiert ist!" Weit öffnete er die Tür, als die Schritte der beiden Magier hinter sich hörte, lies er sie wieder in die Angeln fallen und blickte hinauf zu den dunkeln Schneewolken. "Der Winter ist herreingebrochen."



    Fargas Ferrigan15.09.2004, 22:53
    Einige Schwarzmagier saßen im Schlafsaal, so man ihn denn als Saal bezeichnen wollte. Angesichts der momentanen lage war die Stimmung recht gedrückt. Niemand wusste genau, was nun geschehen sollte. Die Alte schien außer Stande, ihnen weiterzuhelfen und der Wetterumschwung machte eine Rückkehr so gut wie unmöglich. Hatten sie am Ende die ganzen Strapazen nur auf sich genommen, um nun in diesem Tal festzusitzen, bis sich die winterlichen Stürme wieder legten? Draußen brauste der Wind auf, als ob er diesen Gedanken nur bestärken wolle. Zwar war die Hütte winddicht, doch kontne er doch nicht verhindern, dass die Kälte des Winters hineindrang. So saßen die Magier in ihre Decken gewickelt oder gingen unruhig auf und ab, um ihre Muskeln warm zu halten. Was sollte nun geschehen?
    "Was haltet ihr von einer kleinen Geschichte?" begann Fargas und wischte damit seine vorigen Gedanken beiseite. Einige horchten ob der "Ruhestörung" auf und warfen dem Lehrling einzelne Blicke zu - teils neugierig, teils genervt. Schließlich rutschte Lina etwas näher zu Fargas heran und auch Mäxchen war nicht uninteressiert. Vielleicht lauschten auch andere den Worten. Aber wenn, dann ließen sie es sich nicht anmerken. "Einst ging ein Spielmann hinunter zum Flusse, saß an der schönsten aller Linden. Dort spielte er seine goldene Harfe, zupfte die zarten Seiten und begann mit dem Rauschen des Stroms um die Wette zu spielen. Selbst die Vögel in den Ästen droben verstummten angesichts, der wudnerschönen Symphonie von Rauschen und Harfenspiel. Er war wahrlich ein Meister seines Faches. Doch das Rauschen des Flusses schien mit jedem Ton der Harfe lauter zu werden, aber der Barde spielte dagegen an. Plötzlich entsprang den Fluten ein riesiger Troll und in seinen Pranken eine gar hübsche Maid. Doch die lieblichen Klänge der Harfe schienen dem zottligen Riesen nicht zu gefallen und so ließ er seine mächtige Stimme ergrollen und sein Ruf hallte sogar noch von den fernen Bergen wieder. Doch in diesem Moment der Unachtsamkeit wand sich die holde Magd aus der Gefangenschaft des Trolls und rettete sich zu dem Spielmann, der sich dem wütenden Troll tapfer entgegen stellte. Und mit einer unglaublichen Kraft und Schnelligkeit sprang der Minne auf den Troll zu und erschlug diesen mit nur einem einzigen Schlag seiner goldenen Harfe. All seine Wut floß in diesen Schlag und nahm so dem Troll schließlich seine Kraft und Macht." Kurz legte sich Ruhe über den Saal, einzig der Wind heulte weiter unnachgiebig durch das Dorf. "Ein Troll der dem Wasser entsteigt? Blöde Geschichte." kam es von dem Namenlosen. "Wenn du ein besseres Märchen auf Lager hast, so teil es uns doch bitte mit, werter Herr Barde." entgegnete Fargas daraufhin etwas scharf. und Garrett verstummte ob dieser Worte. Fargas ließ seinen Blick etwas durch den Raum gleiten. Scheinbar hatte die Geschichte zumindest bei einigen Anklang gefunden. Lina hatte sich inzwischen an seinen Arm geschmiegt und den Kopf auf seine Schulter gelegt und auch die anderen schienen ob der Ablenkung von der momentanen Situation etwas besser gelaunt.



    Ray15.09.2004, 23:17
    Als Mäxchen gesagt hatte, der Winter sei hereingebrochen, hatte Ray nur ungläubig hinausgesehen. Winter? Jetzt schon? Was hatte die Alte gesagt... Der Eulenwinter. Ein verdächtger Zufall. Wenn es denn einer war. Aber selbst wenn dies ein Eulenwinter war, was unterschied ihn von den anderen Wintern? Was, außer dass er früher hereinbrach natürlich. Ray konnte nicht nachdenken. Er war zu erschüttert. Er half Renata, die alte Frau auf ihr Zimmer zu bringen. Sibylle folgte ihnen, sichtlich geknickt. Sie legten die alte Frau auf ihr Bett und die drei Menschen setzten sich auf alte Lehnstühle, die in dem urigen Zimmer der alten Platz gefunden hatten. Lange Zeit saßen sie still. Dann sprach Sibylle. „Könnt Ihr mir einen Gefallen tun, Ray? Geht in das Dorf. Dort lebt ein geschulter Medicus namens Darion. Bittet ihn um Hilfe. Zusammen mit Frau Renata werdet ihr meine Schwiegermutter doch hoffentlich heilen können...“, bat sie. Ray sah aus dem Fenster. Es war bereits dunkel. „Heute wäre es vergebens, fürchte ich. Ich bin hier fremd und würde mich verirren. Warum geht Ihr nicht?“, meinte er. „Weil ich am ihrem Bett Wache halten will, deshalb“, fuhr sie ihn gereizt an. Ray sah es ihr nach. Das war verständlich. Renata hatte das Zimmer dann verlassen, um im Lager etwas von ihren Kräutern holen zu gehen. Wenig später verließ auch Sibylle das Zimmer, um kochen zu gehen. Sie schien sichtlich verwirrt - hatte doch gar vergessen, wie sehr sie Wacht halten wollte. So war Ray plötzlich allein gelassen.
    Und da fiel sein Blick auf das Fenster des Zimmers. Das Schneetreiben nahm zu. Wurde stärker. Und Ray schien, als verdichte es sich vor seinem Fenster. Und dann ein Knall, als das Fenster aufschlug. Schnee wirbelte in das Zimmer und verbreitete Eiseskälte. Ray stürzte entsetzt zum Fenster, um es zu schließen. Ihm stockte der Atem. Mitten im Schneetreiben schien ein Schatten zu schweben. Der Kopf eines Schattens. Ray blieb fast das Herz stehen, als ihn zwei wie Kohlen leuchtende Augen ansahen. Zwei glühendrote Augen in einem Schatten starrten ihn durch den Schneestrum hinweg an und dann erfüllte die Stimme seinen Kopf. Sie schien direkt aus den Feuern Beliars Reich zu kommen. „Mischt euch nicht ein, oder ihr sterbt.“
    Das Schneetreiben nahm zu, und ein dünner Eisfilm überzog den Raum. Ray fror elendlglich und die Kälte fraß sich in seinen Körper. Er brach zusammen und blieb zitternd auf dem Boden liegen. Und da flogen die Eulen durch das Fenster und setzten sich neben und auf ihn. Schirmten den Schnee mit ihren Flügeln ab. Und hätte man genauer hingesehen, hätte man gemerkt, dass das Bett der alten Frau von alldem unberührt geblieben war. Dann ließ das Schneetreiben nach. Doch Ray lag immer noch ausgestreckt am Boden. Er zitterte nicht einmal mehr. Der Schwarzmagier hatte die Besinnung verloren.



    Lina Suavis16.09.2004, 08:56
    Kälte hielt Einzug über das Land. Draußen wehte ein starker Wind, gleich jenen, welche Lina in vergangenen Wintern häufig begegnet waren. Schnee viel und eine immer dicker werdende Schicht aus Weiß bedeckte die Erde. Verträumt hatte Lina aus dem Fenster geblickt, beobachtete die Nacht und ersuchte durch das Dunkel etwas zu erkennen. Doch war lediglich eine weiche Abzeichnung des Schnees, der bei kurzem Windwechsel gegen die Scheibe des Fensters preschte und der Sicht noch mehr von ihrer Freiheit nahm.
    Aus dem Traum erwacht schritt sie bedacht an den Menschen vorbei, deren Anwesenheit dem kleinen Raum eine gleichwohl dunkle, allerdings auch warme, barmherzige Aura schenkte, hinüber zu Fargas, der, wie alle Schwarzmagier, auf dem Boden Platz genommen, halb im liegen gegen die Wand lehnte, und setzte sich neben ihn. Vorerst lag noch ein wenig des Holzbodens zwischen ihnen, doch änderte sich dies bald.
    Viele Momente sagte niemand was. Gänzlich herrschte Stille in dem kleinen Raum. Nur die seichten Klänge des säuselnden Sturms umwogten sie, schenkten den Menschen eine wohltuende Bewegung, der nur zu lauschen war. Schließlich durchbrach der Mann neben ihr die ruhige Atmosphäre und stimmte eine Erzählung an. Nicht genau war es dem Mädchen möglich dem Anfang zu lauschen, denn hatte die Müdigkeit sie bereits eingeholt und versprach sie bald zu nehmen. Langsam sank ihr Kopf hinab auf die Schulter des Magiers. Die Lider begannen den Augen ihr Licht zu entnehmen und vermochten den Worten Fargas größte Aufmerksamkeit zu schenken. Der weiche Klang seiner Stimme bewogte Lina, die Dichte zwischen den Beiden zu nutzen. Leise Töne entfleuchten dem Mädchen mit jedem Ausatmen. Ihr recht kurzes Haar - jedenfalls für eine Frau - fiel über die Schulter des jungen Mannes - Wie alt er wohl war? -, während das Haupt der Frau diese belegte. Noch etwas näher rückte sie an ihn heran, strich mit der rechten, ihm zugewandten Hand an Fargas Seite vorbei und hielt sich am Arm des schwarz Beseelten. Tiefe Atemzüge durchfuhren den Körper der jungen Frau. Etwas dem Zögern unterlegen, verlegte sie dann ihre Linke auf den robenbedeckten Bauch des Magiers, womit eine Einigkeit zwischen ihnen zu herrschen schien. Linas Müdigkeit wuchs, mit jedem Wort, dessen leise Vibrierungen sich auf sie übertrugen und noch mehr wogten, bis der Schlaf obsiegte und der Kampf über Tag und Nacht verloren war.



    Ray16.09.2004, 14:34
    „Ray, wacht auf...“ Entfernt nahm er die Stimme wahr. Doch die wohlige Wärme wollte nicht weichen. Ray nahm sich zusammen. Diese Wärme war gefährlich und das erste Anzeichen, dass er Gefahr lief, einen Kältetod zu sterben. Er schlug die Augen auf. Zu seiner Überraschung war die Wärme wirklich. Er lag auf einem Sofa, umhüllt von einer warmen Decke. Ihm gegenüber stand Berth. „Ich... Ich danke dir, Junge“, presste er hervor. „Nichts zu danken.“ „Weißt du was Berth? Um das wieder gut zu machen geh ich sofort ins Dorf und hole den Medicus Darion“, entschied Ray. „Das wäre toll“, meinte Berth begeistert und erleichtert. „Du könntest dann auch gleich etwas einkaufen gehen. Hier nimm diese Goldstücke und kauf uns bitte etwas Wurst und Käse zum Essen. Ein Laib Brot wär auch nicht schlecht.“ „Wird gemacht, und danke. Ich glaube, deiner Großmutter wird es auch bald besser gehen.“ Ein Schatten huschte über Berths Gesicht. „Ich hoffe es“, sagte er leise.
    Ray überließ ihm die Wacht am Bett der alten Frau und begab sich nach unten ins Lager. Wie konnten diese faulen Knechte nur schlafen? Die meisten lagen völlig regungslos da, manche schnarchten. Und Lina und Fargas lagen da, wie ein frisch verliebtes Paar. Oh, Beliar, hatten sie denn keine Ahnung, dass die Lage vielleicht ernster war, als sie zugeben wollten? Ein seltsamer Winter, es ging um das Leben einer alten Frau und jetzt noch Rays Erlebnis in der letzten Nacht, das diesen gar an seinem Verstand zweifeln ließ. „Los, aufstehen, ihr Faulenzer. Ich muss ins Dorf gehen, ein paar Sachen für Berth erledigen. Wer kommt mit?“, posaunte er laut hinaus. „Wasislos?“ „Weißt du wie spät es ist?“ „Ruhe!“ Rays Geduldsfaden hatte schon deutliche Risse bekommen. „Steht jetzt bald jemand auf, oder muss ich dafür sorgen?!“, platzte er heraus. Er stürzte zu seinem Rucksack und riss die Klarinette heraus. Die beste Methode, jemanden aufzuwecken war, schrille Töne zu spielen. Gesagt, getan. Belustigt sah er nun zu, wie die Gruppe in Bewegung kam.



    Ramac16.09.2004, 17:03
    "Was wird denn das? Versuchst du mit deiner Musik die Flauenzer aufzuwecken?" fragte Ramac und trat hinter Ray. Er war draussen gewesen und hatte sich ein wenig die Landschaft angeschaut. In den letzten Tagen war er sehr schweigsam gewesen und hatte über seine Vergangenheit nachgedacht. "Was..." wollte Ray schon fragen, aber Ramac unterbrach ihn. "Ich war schon wach, ich liebe den Winter, auch wenn er schon so bald kommt. Wenn der Rest fertig ist können wir gehen." sprach Ramac und warf sich seinen getrockneten Mantel um. Er knöpfte ihn am Hals zu und wartete auf die anderen...



    Mäxchen16.09.2004, 21:33
    Trolle, die aus dem Wasser springen? Wie würden diese Kraturen wohl aussehen? Wahrscheinlich riesige, schuppige Wesen, die Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen hatten. Riesige Zehen, mit langen Nägeln. Aber wie sah überhaupt ein Troll aus? Und wie ein Troll, der aus dem Wasser springt? Vielleicht wie die 'Flusstrolle', die in fernen Länderreien hausen sollten, und von denen die fahrenden Händler so ehrfürchtig berichteten? Konnte man so einen Troll wirklich mit einer Harfe erschlagen? Wieso nicht, die Macht der Musik konnte selbste so ein Monstrum in die Knie zwingen. Eine Maid in den Händen dieses Unwesen? Ein schöner Gedanke. Fargas Erzählung war wirklich wunderbar gewesen und nachdem das Schweigen wieder eingezogen war, zerbrach sich den Mäxchen den Kopf über die spannende Erzählung. Er sah den Helden vor sich, mit einer goldenen Harfe, die schönsten Lieder spielend. Doch etwas stimmte nicht, der Held besaß die Züge eines kleinen Jungen, eines Lehrling der Beliar, die Züge Mäxchen's.
    Schiefe Töne, eine Beleidigung für einen jeden Spielmann. Selbst ein Laie hätte das Spiel besser hinbekommen, so provozierende Töne konnte nur jemand hinbekommen, der erreichen wollte, dass sie provozierend sein sollten. Der junge Barde schreckte aus seinen Gedanken empor. Er sah Ray in der Tür stehen, seine Klarinette in der Hand, der Quelle der schlechten Musik, auf seinen Lippen, ein schämisches Grinsen. Ramac richtete sich auf, zog sich seinen Mantel über die Schultern. Es war kalt. Jetzt, wo Mäxchen wieder in der Bitterkeit der Realität gefangen ist, wird ihm wieder die Kälte des frühen Winters klar. Auch er zieht seinen Mantel enger um die schmächtigen Schultern. "Was ist mit dir? Kommst du auch mit?" Ramac's Augen blicken zum Spielmann hinab. Mäxchen's Blicke schweiften über die Anwesenden. Alle sahen schläfrig aus, so wirklich keiner hatte die Kraft dazu, sich in den Sturm hinauszuwagen. Doch seine Muskeln wollten Bewegung. Lange hatte er sie ruhen lassen, nur die Fasern seines Gehirnes angestrengt, auch der Rest seines Körpers verlangte Anstrengung. Mäxchen blickte zu Ramac empor. "Hier verbringe ich meine Zeit nur damit, meine Müdigkeit zu verdrängen und den Wind zu lauschen" Auch wenn der Mantel sich schon in die Haut drückte, zog der Barde die Schnalle noch fester. Draußen pfiff der Wind, er konnte sich die bittere Kälte vorstellen. Schläfrig richtete er sich auf, schritt auch zu den beiden. Durch das offende Tor flogen einige Flocken hinein. Sie suchten sich ihren Weg durch den Schuppen und fanden auf Schulter und Haaren des Lehrlinges Platz. Noch immer verwunderte ihn dieses Naturschauspiel. Nie hatte er so einen Winter in Khorinis erlebt.
    Die vier Gestalten traten in die Nacht hinaus. Die Umhänge der Geweihten verschwanden im Dunkel der Nacht, nur Mäxchen's zerfetzter Umhang verrat ihr Dasein. Der Mond war dabei, seinen schweren Anstieg in den nahen Bergen zu beginnen, schwarze Schneewolken erschwerten sein Vorhaben. Stetig flog der Schnee durch die Luft. Licht schien aus den Fenster einiger Hütten, offenbarte die langen Eiszapfen, die beganen sich an den Dachrändern zu bilden. Wie lange Speere, tropfend, doch nicht aus Eisen, sondern aus gefrorenem Wasser. Aus den Wäldern kamen die Holzfäller zurück. Kräftige, große Männer, doch auch schlacksige Jungen befanden sich unter ihnen. So unterschiedlich sie auch waren, eines verband sie, alle hatten ihre große Axt lässig über die Schulter geschwungen. Man hätte denken können, dass sie, Lieder vor sich hinsingend, nach Hause maschierten, doch alle hatte der schnelle Wintereinbruch erschöpft. Sie erwarteten das wohl des Kamines, den Geschmack der Eintöpfe und vielleicht auch noch ein Humpen Bier. Ein großes Schild zeugte von der Absicht des Laden. 'Lebensmittelgeschäft' stand in großen, in der Nacht grauen Buchstaben drauf. Ein alter Mann, trotz der Dunkelheit erkannte man einen weißen Bart, auf denen sich mittlerweile eine kleine Eisschicht gebildet hatte. Seine schwarze Weste und das blaue Hemd zeugten von einem gewissen Reichtum, selbst eine Brille, deren Herstellung wahrlich ein Luxus wahr, zierte seine große Nase. "Wenn ihr noch Holz kaufen wollt, dann muss ich euch entschuldigen. Alles weg, die Kälte hat selbst meine Vorräte erschöpft." Seine faltigen Finger drehten ein Schild um, nun stand 'Geschlossen' darauf. "Verzeiht, wir wollten unsere Vorräte auffrischen." Ray's Lippen zierte ein herzhaftes Lächeln. Mäxchen hatte vergessen, wie ein herzhaftes Lächeln auf Ray's Lippen aussah. "Man sagte uns, ihr könntet uns helfen." Die Augenbraunen es alten Mannes zogen sich nach oben. "Da kann ich euch wahrlich helfen." Seine Hand griff in seine Westentasche, holte einen Schlüßel an einer goldenen Kette hevor und öffnete die schwere Tür mit einem leisen Klacken. "Schaut euch nur um in meinem kleinem, beschaulichen Laden. Ich werde mir währendesen die Schönheit der Nacht gönnen" Der Körper des alten Mannes setzte sich auf den kalten Stein, seine kleinen Augen schielten durch die dicken Brillengläser zum Mond empor.



    Ray16.09.2004, 22:26
    Der Laden war wirklich nicht von schlechten Eltern, er war in einem besseren Zustand als man es von einem Laden in einem einfachen Dorf erwarten mochte. Er war angenehm warm und es roch nach Eichenharz. Das Knistern eines Feuers, das munter in einem großen Ofen brannte, untermalte die Atmosphäre. Die Lebensmittel sahen alle gut und frisch aus. In dem Ofen schien auch Brot gebacken zu werden. Gleich neben dem Abzug hing etwas geräucherter Speck, der so gut roch, dass Ray gleich welchen beiseite tat. Renata hatte noch etwas Käse genommen und als sie alle fertig waren, lag auch noch ein praller Laib Brot auf der Theke. „Mein Herr? Wir wären fertig“, rief Mäxchen den alten Mann herein. Der stand auf und ging hinter die Theke, wo er eine Schublade aufsperrte und die Goldstücke hereinzählte. Er verrechnete die Waren fair, obwohl sie so gute Qualität aufwiesen. Dann schloss er die Lade schwungvoll und dankte den Käufern. Dann geleitete er sie hinaus und schloss die Tür ab. Denn es war schon recht spät und man musste wohl schon auf die Sachen zuhause warten. „Ich muss sagen, bei dem Wetter ist mir unwohl. Es ist wie vor 30 Jahren, als ich noch ein junger, fleißiger Handwerker war“, erzählte der Händler plötzlich. Es schien, als wolle er sich etwas von der Seele reden. Ray nickte ihm aufmunternd zu. „Es begann wie heute. Schnee brach ungewöhnlich früh herein. Der frühere Besitzer dieses Ladens musste zusperren, bis es wieder Frühling war - was lang dauerte. Und dann passierte ja auch noch... es....“ „Was ist passiert? Sagt es uns!“, forderte Ray ihn auf. „Erlaubt mir, Euch die Antwort schuldig zu bleiben. Ich möchte mich nicht daran erinnern müssen. Aber ich sage Euch eins: Dieser Ort war isoliert. Wir konnten das Tal nicht verlassen. Ob des Schnees. Um diesmal ausreichend eingedeckt zu sein, sandte ich jemanden aus. Einen befreundeten Handwerker, der ein Ross sein Eigen nennt. Doch er ist nicht zurückgekehrt. Er wollte die Klamm hinausreiten und an der Mole ein Schiff herbeirufen. Das machen wir immer so, wir Händler. Mit einer Fackel steht jemand dort und holt ein Handelsschiff Myrthanas her.“ Der Händler machte eine Pause und sah bedrückt drein. Ray gab sich einen Ruck. „Wir werden den Mann finden. Wo die Klamm ist, haben wir gesehen“, versicherte er. Der Händler sah sie dankbar an und wünschte ihnen zum Abschied alles Gute.
    „Und du willst wirklich noch heute das erledigt haben?“, fragte Ramac skeptisch. „Ja, ich möchte wissen, wo es noch einen Weg raus aus dem Tal gibt. Denn wenn wir fort müssen, durch die Höhle möchte ich nicht gehen. Bei diesen Wetterverhältnissen undenkbar!“, meinte Ray. Und ihn interessierte natürlich der Verbleib des Boten. Das sprach er aber nicht aus. Seine nebulösen Ahnungen behielt er für sich.
    Bevor sie das Ende des Dorfes erreichten, wies Ramac auf ein Schild. „Darion, Medicus”, las Ray. Genau, sie sollten ja auch den Medicus hinzuziehen. Ray klopfte dreimal an dessen Tür. Kurz darauf hörte man drin ein Klacken, als der Medicus aufsperrte. Darion war ein mittelgroßer, braunhaariger Mann. „Wisst Ihr, wie spät es ist? Was gibt es zu so später Stunde?“, fragte er leicht genervt. „Die Großmutter Berths ist die Treppe runtergefallen und ist schwer verletzt“, eröffente Ray. „Sibylle bittet Euch, ihr zu helfen.“ „Bei den Göttern des Dreigestirns! Natürlich komme ich sobald es geht vorbei. Allerdings komme ich kaum weg, da der frühe Wintereinbruch eine Erkältungswelle ausgelöst hat. Ich komme aber sobald möglich, versprochen.“ „Dann wünsche ich eine angenehme Nacht“, verabschiedete sich Ray. Darion verabschiedete sich ebenfalls. Er schien es eilig zu haben, ins Bett zu kommen. Die Gruppe verließ daraufhin das Dorf und machte sich auf gen Klamm. So machten sich die Vier spätabends noch auf zur Klamm, um den verschollenen Boten zu suchen.

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    Fargas Ferrigan17.09.2004, 00:46
    Nachdem Ray alle mit seinen grausigen Tönen aus der geistigen Umnachtung geholt hatte und der eisige Wind beim Öffnen der Tür sei Übriges dazu getan hatte, kam nun langsam Regung in die Schwarzmagier, die Rays Aufruf nicht gefolgt waren und noch immer beisammen im nun nicht mehr ganz so warmen Lager saßen.
    Nur wenige Minuten aber, nachdem Ray und einige weitere in die Kälte der Nacht verschwunden waren, betrat Berth das Lager der Magier und rief sie zum Essenstische. Angesichts der verlockenden Aussicht auf wärmenden Eintopf und einen guten Laib Brot kamem nun endlich alle auf die Beine und schleppten ihre müden Körper in die Küche des Hauses. Berth hatte wahrlich nicht zu viel versprochen, denn als Fargas die Küche betrat, stieg ihm schon der Geruch der Brühe, vermischt mit dem Duft frischen Brotes, entgegen. Kurz darauf stand vor jedem der anwesenden Magier ein dampfender Teller und auch für die Familie tat Sibylle reichlich auf. Zunächst aßen alle in Schweigen gehüllt, denn ob dem Zustand der Alten wollte keine rechte Stimmung aufkommen.
    Schließlich war es Sibylle, di ihre Stimme erhob: "Ihr müsst eines wissen." begann sie und zog sämtliche Blicke auf sich. "Vor 30 Jahren war es, da hatten wir schoneinmal so einen frühzeitigen Wintereinbruch." Berths Vater warf seiner Gattin einen aufgebrachten Blick zu, die ließ sich davon aber nicht beeindrucken. "Damals wie heute war der erste Schnee viel zu früh ins Land gekommen und hatte sich bis zum nächsten Frühlingn icht mehr zurückgezogen." Die Magier warfen sich gegenseitig ungläubige Blicke zu. "Ich war damals noch recht klein, aber ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Eltern in ihrer Not noch einige Vorräte aufkauften, um den Winter zu überstehen. Dieser Wintersturm war für alle überraschend gekommen... Höhepunkt der Stürme war schließlich der Tag, an dem im Dorf ein großes Feuer entbrannt war. Selbst das alte Kloster auf der anderen Seite des Tals - Ihr habt die Ruinen sicher schon gesehen - ist damals in den Flammen niedergebrannt." "Aber wie konnte das passieren?" sprach Fargas schließlich aus, was alle dachten. "Und warum hat man das Kloster nie wieder aufgebaut?" "Es ist passiert! Und damit Schluss!" Die Faust des Vaters donnerte auf den Tisch, um seine Aussage zu bestärken. Und damit kehrte wieder Ruhe am Tisch ein und nach dem Essen ließen sich die Schwarzmagier wieder in ihrem Lager nieder, ohne weiter in der Richtung nachzuhaken. Aber alle wussten, dass ihnen womöglich etwas schlimmes bevorstand...



    Renata17.09.2004, 14:29
    Nachdem sie das letzte Haus des Dorfes passiert hatten, lag eine unberührte Schneedecke vor ihnen. Diese Schneedecke war es, die ihren Weg weniger dunkel machte. Inzwischen hatte es wieder angefangen zu schneien, kleine Kristalle, die auf der Haut prickelten. Der Fels lag rechts von ihnen, der Eingang zur Klamm musste vor ihnen sein, war in der Dunkelheit aber nicht zu erkennen. Die Öffnung zur Klamm hatten sie schon von der gegenüberliegenden Seite des Tales gesehen, gestern, als sie aus der Höhle kamen. So blieb ihnen nichts, als einem durch Büsche begrenzten Fußpfad zu folgen. Allzu weit konnte es nicht mehr sein, Renata konnte schon das Rauschen des Baches hören, der durch die Klamm Richtung Meer floss. Außerdem stieg ihr immer schmaler werdender Weg leicht in Richtung Fels zu ihrer Rechten hin. Mit einem deutlichen Knick führte er sie endlich in den finsteren Spalt im Berg, der sich nach dem, was der Händler erzählt hatte, auf der anderen Seite des Berges zum Meer hin öffnen würde.
    Rechts ragte die Felswand steil auf, links und etwa 2 Mannlängen unter ihnen tobte der Bach durch sein schmales Bett. Der Pfad war nicht ungefährlich, schmal und steinig wie er war, mussten die Gefährten hintereinander gehen. Der wirbelnde und Schleier von winzigen Wassertröpfchen versprühende Bach unter und die Schneewolken über ihnen sorgten dafür, dass hier alles nass und rutschig war, so dass sie nur langsam voran kamen. Ray ging voraus, ihm folgten Mäxchen und Renata, Ramac ging als letzter. Fast wäre Renata über Mäxchen gefallen, als der plötzlich stehen blieb und nach vorn zum Bach hin sah, dorthin, wohin Ray gerade mit ausgestrecktem Finger wies. Zusätzlich schrie er noch etwas, das aber vom Tosen des Baches übertönt wurde. Stimmt, da war etwas. Nur was, konnte sie von hier aus nicht erkennen.
    Die Magierin war nicht die einzige, die Rays Worte nicht verstanden hatte, auch Mäxchen und Ramac machten mit Gesten und Mimik klar, nichts von dem gehört zu haben. So führte Ray sie weiter vor und deutete noch einmal auf die Stelle, auf die er sie hatte aufmerksam machen wollen. Da lag wirklich etwas, halb im Bach, halb auf einem großen Stein, der aus dem Wasser ragte. Aber nein, dieses große dunkle Etwas war kein Stein, beim genauen Hinsehen erkannte Renata die Flanken und die Kruppe eines Reittieres, der Schweif wirbelte im Wasserlauf. Und neben dem Kadaver des massigen Tieres sein Reiter. Es sah so aus, als wären sie vom Pfad in den Bachlauf hinein abgestürzt. Renata machte sich daran, zum Bach hinunter zu klettern, was kein sonderliches Problem war, die Klamm war hier recht breit geworden, sogar der Pfad war breit genug, dass man hier zu zweit oder sogar zu dritt hätte nebeneinander gehen können. Das Gefälle zum Wasser hin nicht sonderlich steil und die Strömung weniger tosend. Eine hilfreiche Hand geleitete sie dann noch herunter. Zusammen mit Ramac erreichte sie Ross und Reiter, aber hier war nichts mehr, was eines Heilers bedurfte. Die Körper waren kalt und steif, einen Tag wohl mochten sie hier schon gelegen haben. Die Magierin machte entsprechende Zeichen zu Ray und Maxchen hinauf, dass jede Hilfe zu spät war. Merkwürdig, dachte sie noch, als sie sich an dieser eher sanften und breiten Stelle der Klamm umsah, dass der Reiter ausgerechnet hier gestürzt sein sollte.



    Ray18.09.2004, 12:47
    Was Renata gedacht hatte, wagte Ray nach einer kurzen Dauer eisigen Schweigens endlich auszusprechen. „Warum hier?“, fragte er. Er fragte niemand bestimmten, denn er wusste, es war eine Frage, auf die sie wohl so schnell keine Antwort bekommen konnten. Seine Gefährten antworteten mit weiterem Schweigen. Ob das am Tosen des Bachs lag oder weil sie keine Antwort wussten, vermochte Ray nicht zu sagen. Aber es fühlte sich deutlich falsch an, was sie hier sahen. „Gehen wir“, entschloss Ray und deutete ihnen, zu gehen. Ihm fröstelte.
    Sie ließen die Klamm hinter sich, aber selbst, als sie sich wieder unterhalten hätten können, schwiegen sie. Und sie schwiegen noch immer, als sie Berths Haus erreichten. Vor dem Haus stand schon jemand, und er tappte ungeduldig mit dem Fuß auf die Türschwelle. Es war Berth. „Wo seid ihr geblieben? Ich habe schon befürchtet, ihr kämt nicht wieder!“, schimpfte er. Ray blieb die Luft weg, denn diesen Tonfall war von Berth gar nicht gewohnt. „Wir sind einer Sache nachgegangen“, presste er dann heraus und schob die andern an ihm vorbei in die gute, warme Stube. Sibylle lächelte ihnen entgegen, als sie sie sah. „Ich danke euch“, sagte sie, als sie die Lebensmittel entgegen nahm. „Dafür werd ich etwas aufkochen!“ Erwartungsvoll setzten sie sich nun an den Tisch, wo Fargas, Lina und Garrett noch saßen und sich unterhielten. Besser gesagt, Fargas und Lina sich unterhielten. Garrett enthielt sich jeglicher Konversation. Sie mussten nicht lange warten, bis Sibylle eine köstliche Brettljause auftischte. Sie hatte sich sogar die Mühe gemacht, ein Käsefondue aufzuwärmen. Und so ließen sie es sich schmecken, bevor sie mit der Berichterstattung begannen.
    „...und dann sind wir eben hierher zurückgekehrt. Und wir wissen nicht, was wir davon zu halten haben. Nur dass wir isoliert sind, wie vor 30 Jahren beunruhigt uns“, schloss Ray. „Ach, der wird schon ausgerutscht sein, nichts weiter!“, meinte Heinz unwirsch und ließ die offene Hand auf den Tisch klatschen, wie um zu sagen: Lasst endlich die alten Geschichten ruhen. Keiner hatte mehr Lust, sich weiter zu unterhalten, und so wollten sie schon aufstehen und auf das Lager gehen. Da stand Berth auf, gedeutete ihnen zu warten. Er räumte den Tisch ab und half Sibylle mit dem Abwasch. Dann verschwand er kurz und kam mit einem Satz Spielkarten zurück. So verbrachten sie den Nachmittag noch mit fröhlichem Spiel.



    Garrett18.09.2004, 19:35
    Garrett lehnte an einem Holzbalken, welcher das Haus und die Decke stützte. Sein Blick fiel nach draußen, in das Schneetreiben. Außer dem Schnee der stürmisch hin und her flog konnte man nicht da sgeringste erkennen. Der Dieb wandte seinen Blick zu seiner Gruppe. Die saß seit einiger Zeit lachend mit ihren Gastgebern an einem Tisch gegenüber einem Kamin, der das Haus erwärmte und spielten karten. Zwischendurch hatte die Hausherren immer wieder den Raum verlassen um etwas zu Trinken und zu Essen heranzuschaffen. Auch dem Dieb hatten sie etwas angeboten, doch der lehnte stumm ab. Alkohol war für einen Dieb der erste Schritt in den Ruin, man brauchte klare Gedanken und scharfe Sinne und nichts, um eben dies zu betäuben. Ray hatte sich gleich darauf etwas zu Berth und den anderen gebeugt und ihnen die "Sache" mit Garrett erklärt.
    "Ich bin draußen..." sagte er leise zu den anderen. Die sahen ihn und sich selbst nur mit einer Mischung aus Verrwirren und Entsetzen an. Raus? Um diese Zeit? In dieser Kälte? Doch noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte fiel auch schon die Tür hinter Garrett zu. Eisiger Wind schlug dem Meisterdieb entgegen. Kurz wich er zurück um etwas vor dem stürmischen Schneetreiben geschützt zu sein. Dann jedoch gewöhnte er sich etwas daran und er stapfte durch den Schnee in die Wildnis hinein.



    Ray19.09.2004, 00:27
    Kapitel III: Die Lage klärt sich

    Ray konnte sich nicht helfen. Der Schweigsame tat ihm ein wenig leid. Mit seiner Verschlossenheit verbaute er sich sämtliche sozialen Kontakte. „Ich geh nach ihm sehen“, informierte er die anderen. Er stand auf und hüllte den warmen Umhang fester um sich. Kälte stob ihm entgegen, als er die Tür öffnete. Kälte und Düsternis. Er schloss die Tür hinter sich und griff nach seiner Übungsrune für den Lichtzauber. Kurz darauf erleuchtete eine schwache Kugel die Umgebung. Ray sah den Schweigsamen in Richtung Dorf davon marschieren. Er wollte ihn einholen. So stapfte er dem Mann hinterher. Und während er ihm so durch das Dorf folgte, fiel sein Blick auf das alte, abgebrannte Kloster. Wie ein finsteres Fanal wirkte es des Nachts. Kurz sah Ray noch hin, ein wenig gelähmt von dem Anblick. Doch es hatte gereicht, um den Schweigsamen aus den Augen zu verlieren. Na wenn schon. Das Kloster hatte jetzt seine Aufmerksamkeit erregt. Etwas ging davon aus, das seine Sinne aufs Äußerste reagieren ließ. Teils fühlte er es bedrohlich, teils weckte es eine Neugier in ihm, die letztendlich stärker war. Ray beschleunigte seinen Schritt und stieg den Hang empor zu den schwarzen Ruinen.
    Und sie waren wieder da. Die Eulen. Angeführt von Tenebrus flogen drei Eulen auf ihn zu und umkreisten ihn, als wollten sie ihn schützen. Wovor nur? Die Ruinen wurden größer. Ray fröstelte unwillkürlich. Das Gefühl, dass etwas mit dem abgebrannten Bau nicht stimmte, verstärkte sich. Und dann sah er den Reiter. Vor dem eingestürzten Tor des Klosters war er wie aus dem Nichts erschienen. Sein Ross war schwarz, seine Rüstung ebenfalls. Mehr erkannte man nicht. Und er näherte sich Ray sehr schnell, als wolle er ihn niederreiten. Während Ray die seltsame Tatsache registierte, dass die Hufe des Rosses keine Spuren im Schnee hinterließen, flogen die Eulen auf den schwarzen Schrecken zu. Doch der war zu schnell und hatte Ray schon fast erreicht. Er war drauf und dran, ihn zu überrennen - und dann war er verschwunden. Verwirrt blickte Ray sich um. Bekam er Halluzinationen? Es widerstrebte ihm, nach diesem Vorfall das Kloster zu betreten. Doch er wollte seinen Erkundungsgang zu Ende bringen. War das Mut oder Torheit? Oder dasselbe? Egal, was sich ein Ray in den Kopf gesetzt hatte, wurde durchgezogen. Er kletterte durch die eingestürzten Balken in das Kloster. Es roch nach Kälte und Moder. Durch den Dachgibel sah man den Sternhimmel. Doch der war entrückt, so kam es Ray vor. Als sähe er ihn durch einen Schleier aus einer anderen Welt. Ansonsten bot die Eingangshalle des Klosters nichts besonderes. Und auch die andren Räume nicht, die man sehen konnte. Ray kam sich dumm vor. Was war denn so bedrohlich gewesen? Bis auf den geisthaften Reiter eben. Der Reiter... Normal war das nicht. Doch beizeiten geschahen seltsame Dinge. Ein Schwarzmagier wusste das, sprach er sich Mut zu.
    Der erstickte Schrei kam aus einer Ecke rechts von ihm. Ray lenkte seine Lichtkugel dorthin. „Na so was!“ Ein Mädchen, nein, eine junge Frau hockte da im Schatten, nur in eine dünne Robe gekleidet, die etwas zerrissen war. Sie machte einen müden Eindruck. „Was tust du denn hier?“, fragte Ray, um einen freundlichen Ton bemüht. Er ging langsam auf sie zu. Sie machte Anstalten davon zu laufen, doch Ray brachte es fertig, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. So blieb sie hocken und sah ihn aus großen Augen an. Sie hatten pechschwarzes Haar und dunkle Augen. Sie war eine Schönheit, auf ihre Weise. Ein wenig dünn vielliecht, aber das mochte daran liegen, dass sie wohl einen weiten Weg hinter sich hatte. Wie ihr abgerissener Umhang schlussfolgern ließ. Sie zitterte. Sie konnte hier nicht bleiben, entschloss Ray. „Komm doch. Dies ist kein Ort für eine junge Frau“, sagte Ray und bot ihr seine Hand dar. Zögernd streckte sie die ihrige aus und ergriff seine. Ihre Hand war eiskalt. Der Schwarzmagier half ihr auf. Am liebsten hätte er ihr seine Robe gegeben, doch dann wäre er allzu entblößt dagestanden. So legte er ihr einen wärmenden Arm um die Schulter. Sie wich von ihm. „Ich tue dir doch nichts. Du wirst dich noch erkälten. Ich bring dich mit zu mir nach Hause“, meinte er. „Wie heißt du eigentlich?“ „...Ich heiße Regina.“ „Und wo kommst du her?“, wollte er noch wissen. Doch sie antwortete nicht. Na, dann ab nach Hause, sagte er sich. Sie kletterten durch die Balken und ließen die Ruinen hinter sich.



    Regina19.09.2004, 00:36
    Seit sie hier angekommen war, war es stets kälter geworden. Der Besuch im alten Gemäuer hatte sie auch nicht weitergebracht. Und es wurde stürmisch, ein ausgewachsener Schneesturm drohte hereinzubrechen. So hatte sie es sich bequem gemacht, so bequem es eben hier ging. Sie mochte diese Ruinen nicht. Sie waren so finster. Und dann der fremde Mann. Er war hier hereingekommen, und hatte zum Himmel hinauf gesehen. Zuerst hatte er ihr Angst gemacht, bis er so freundlich angeboten hatte, sie mit in eine warme Stube zu nehmen. Sie hatte sogar ihren Namen genannt. Wenn er der war, den sie suchte, hatte sie ohnehin schon zuviel verraten. Mehr als er wissen durfte. So hatte sie weiterhin beharrlich geschwiegen, darauf wartend, dass er die richtigen Fragen stellte.
    Und als sie schließlich ihr Ziel erreichten und er mit ihr ein Lager betrat, das zu einem der Häuser gehörte, lockte nur noch eine wollene Matte mit einer warmen Decke. Sie ließ sich von dem Mann dorthin geleiten und zudecken. „Schlaf gut, Mädchen. Morgen wirst du noch genug Zeit haben, uns alles zu erzählen.“ „Danke“, sagte sie darauf zögerlich. Wenn er der war, den sie suchen musste, so war er wenigstens kein schlechter Mensch. Bevor sie sich noch mit mehr dergleichen Gedanken plagte, gab sie demr warmen, wohligen Müdigkeit nach und schlief ein.



    Fargas Ferrigan19.09.2004, 22:34
    Recht früh am nächsten Morgen wachte Fargas auf. Kurz versuchte er noch einen Gedanken an seinen Traum zu erhaschen, doch vergebens. Zumidnest an den gestrigen Abend kontne er sich noch gut erinnern. Bis spät in die Nacht hatten sie zusammen mit Berth und seinen Eltern Karten gespielt. Umso erstaunlicher fand er es, dass er wohl als erstes erwacht war. Vielleicht lag es an seinem Traum? Zu gerne hätte er sich daran erinnert, was ihn gerade aus dem Schlaf geholt hatte. Sei's drum. jetzt zog es ihn nach draußen an die frische Luft. Imemrhin hatte er gestern den ganzen Tag in der, zugegebenr Maßen gemütlichen, Hütte ihrer Gastgeber verbracht. So hievte Fargas sich in eine ordentliche Sitzposition und dann in einen, ob der müden Beine etwas wackligen, Stand. So leise wie möglich schob er die Tür ins Freie auf und schlüpfte hindurch in den grauenden Tag. Draußen war es für diese Zeit schon recht hell. Die Sonne war gerade über die Bergkämme gestiegen und verwandelte das Tal in ein bezauberndes Winterparadis. Ein leichter Wind kam auf und Fargas zog seine Decke etwas enger um den Körper. Einen Moment genoss er noch die morgendliche Sonne in seinem Gesicht, bevor er langsam durch den Garten und weiter hinaus schlenderte, immer der Sonne entgegen.
    Fargas wusste nicht, wie lang er draußen gewesen war. Es musste wohl recht lang gewesen sein. Zumindest saßen schon alle am Frühstückstisch, als er wieder in die wohlige Wärme des Hauses trat. Nachdem er die Decke abgeworfen hatte, grüßte er in Runde und setzte sich dann ebenfalls zu Tisch und langte nicht schlecht zu beim Essen. So ein kleiner Spaziergang regte doch ungemein den Appetit an. Dennoch entging ihm nicht, dass sie ein neues Mitglied in ihrer Runde hatten. Während er gierig einen Bissen nach dem anderen hinunterschlang, musterte sein Blick imemrwieder das junge Mädchen, das neben Ray saß. Der wiederum schien immer wieder auf sie einzureden. Leider konnte Fargas nicht verstehen, was genau Ray sagte. Aber eigentlich sagte das stete Schweigen des Mädchens genug.
    Nach dem Essen räumte die Familie wie gewohnt den Tisch ab und wusch das Geschirr. Auch Fargas wollte seinen gewohnten Tagesrhythmus beibehalten und ein wenig in dem alten Tagebuch blättern, das er vor einiger Zeit gefunden hatte. Doch als er aufstandu nd gerade den Raum verlassen wollte, kam Ray auf ihn zu: "Fargas. Könntest du dich mal mit Regina unterhalten?" Er nickte kurz in die Richtung des schweigsamen Mädchens. "Vielleicht hast du ja mehr Erfolg als ich. Mir gegenüber hat sie bisher nicht viel mehr als ihren Namen erwähnt." Fargas fand sich in einem Wechselbad der Gefühle wieder. Er spürte ein Lächeln in sich aufkommen, ob der Ratlosigkeit von Ray, unterdrückte es aber, um seine neutrale Miene beizubehalten. Sein nächster Gedanke galt Lina. Aber was war scho ndabei? Schließlich sollte er ja nur mit Regina reden. Reden, ja. Aber wie soltle er das am Besten angehen? Nach kurzem Überlegen beschloss er kurzer Hand, die Sache eifnach auf sich zukommen zu lassen. Bisher hatte das noch immer geklappt. Letzten Endes willigte Fargas also in den Wunsch von Ray ein und begab sich an den Tisch, wo immernoch Regina saß und Sibylle stumm beim Abwasch zusah. Er setzte sich gegenüber des Mädchens an den Tisch, sodass sie ihn auf jeden Fall ansehen würde müssen. "Darf ich fragen, wie du heißt?" begann Fargas schließlich, nachdem er seine Kapuze zurückgeschlagen hatte und so Gesicht, die strahlend blauen Augen und das strohblonde Haar des Lehrlings zum Vorschein kamen. "Regina" kam es zaghaft von der anderen Seite. Das hatte er zwar schon gewusst, aber es fiel ihm kein besserer Weg ein, um mit dem schweigsamen Mädchen ins Gespräch zu kommen. "Mein Freund Ray" er nickte kurz in Richtung des Schwarzmagiers. "hat mir erzählt, er habe dich draußen bei der alten Ruine gefunden. Interessierst du dich für solche Ruinen? Oder vielleicht wanderst du gerne?" Zögerliches Schweigen...



    Regina19.09.2004, 22:59
    Zu Reginas Erleichterung war die Familie zu der sie der Mann geführt hatte, nicht unfreundlich gewesen. Sie hatten sich ihrer erbarmt und ihr warme Kleider gegeben. Und zu Essen. Nun saßen sie alle noch am Tisch und der Mann, der sich inzwischen als Ray vorgestellt hatte, saß neben ihr und fragte sie aus. Was sollte das? Es war nicht ihre Aufgabe, ihm zu helfen. Nur Ratschläge sollte er bekommen, wenn er die richtigen Fragen stellte. Doch davon war er weit entfernt, schien es. Er stand auf und redete kurz mit einem seiner Gefährten, der sich dann neben sie setzte und die Fragerei fortsetzte. Regina war sich unsicher. Wäre es im Sinne ihres Auftrags, wenn ein anderer die Fragen stellte, die gestellt werden mussten? Sie hoffte es. „...Interessierst du dich für solche Ruinen? Oder vielleicht wanderst du gerne?“
    „Ich wandere nicht gerne. Man ist in der Luft viel freier. Die Ruinen... Ich betrachte sie mit Abscheu und ihre Katakomben erst recht“, entgegnete sie. Ihr Gegenüber besah sie kritisch. Hatte sie etwas falsches gesagt? „Ich habe es vielleicht nicht erwähnt, aber es gibt Katakomben im alten Kloster. Die habe ich mir angesehen. Sage deinem Freund, vielleicht ist das in seinem Interesse. Er sollte einmal ein Bild von der Lage kriegen, bevor ich ihm Antworten gebe“, ergänzte sie. Nun sah er völlig verwirrt drein. Sie hatten offenbar alle keine Ahnung, was ihnen bevorstand. Vielleicht half ihnen das auf die Sprünge: „Und erinnert euch daran, was die alte Frau gesagt hat... Berths Großmutter“, meinte sie. Jedoch bevor der Mann antworten konnte, fiel eine Frau in das Gespräch ein. „Mädchen, du kanntest meine Schwiegermutter?“, fragte sie scharf. Regina hielt sich bedeckt. Sie hatte wohl zuviel gesagt. Sie machte eine Kopfbewegung, die Ja oder Nein heißen konnte. Das musste die Mutter des Jungen Berth sein. „Und jetzt bin ich müde. Wenn ihr wollt, könnt ihr mich spät des Nachts weiter befragen“, sagte sie. Dann erhob sich Regina und ging in das Lager zurück. Wenig später war sie schon unter die Bettdecke gekrochen und eingeschlafen. Sollten sie doch selbst auf die Lösung des Rätsels kommen...



    Ray21.09.2004, 23:19
    Ray hatte Fargas und Regina mit halbem Ohr zugehört. Wie ein Spion und ein halber Verräter kam er sich vor, so an Reginas Informationen zu kommen. Aber wenn sie ihnen schon solche Rätsel aufgab? Natürlich horchte er auf, als sie die Katakomben erwähnte. Abenteuerlust kochte in ihm auf. Zu lange, so sagte er sich, war es ruhig einhergegangen. Zeit war es, dass sich alles klärte. Mit klaren Fronten wusste man zumindest wo die Bedrohung war, die sie für die Großmutter abwenden sollten. Sein Entschluss stand schnell fest. Als Fargas wieder zu ihm kam, nahm er ihn beiseite. „Fargas, ich habe euch zugehört. Danke dir, dass du mit ihr geredet hast. Du hast ein glückliches Händchen für junge Frauen“, lobte er den Gefährten und zwinkerte ihm zu. „Ich werde diese Katakomben aufsuchen. Jeder hat mitzukommen. Möglicherweise brauchen wir jedermann beziehungsweise jede Frau.“ Fargas nickte ihm zu und machte sich auf ins Lager, um die andern zu holen. Währenddessen ging Ray nach draußen. Er sah zum Kloster hinüber. Und dachte an den schemenhaften Reiter. „Ich komme...“, murmelte er entschlossen und sah herausfordernd zu dem Etwas hinauf, das da auf ihn wartete.
    Wenig später waren sie versammelt. Ray wappnete sich für kritische Kommentare. Er musste für sie ja inzwischen der bekloppteste Anführer sein, der sie je in ein Abenteuer geführt hatte. Doch wenn sie etwas zu sagen hatte, so behielten sie es für sich. „Dann los.“ Die Schwarzmagier setzten sich in Bewegung. Zum Glück war es schon dunkel, sodass sie keine Blicke im Dorf auf sich zogen. Und sagte man nicht, dass die Schule Beliars den anderen des Nachts für gewöhlich überlegen war? Was immer auf sie zukommen mochte, Ray würde darauf vorbereitet sein.

    Das verbrannte Kloster
    Das verbrannte Kloster lag vor ihnen und strahlte den üblichen Geruch von Moder und verbrantem Holz aus. Ray musste sich überwinden, weiterzugehen, als er die Stelle erreichte, da er gestern den Reiter gesehen hatte. Doch er überwand sich. Hoffentlich hatte niemand etwas gemerkt. Nichts rührte sich. Selbst, als sie das eingestürzte Tor durchkletterten, geschah nichts. Warum auch? Ray, du siehst Gespenster!, dachte sich der Schwarzmagier. Er sah sich um. Hier irgendwo musste ja ein Zugang zu etwaigen Katakomben sein. Wo war nochmal Regina gehocht? Er durchquerte sie Eingangshalle des verbrannten Baus und untersuchte den Platz, wo sie gewesen war. Auf den ersten Blick war da nichts. „Was ist denn das?“, fragte ihn da Renata, die die Wand unter Augenschein nahm. Ray sah hin. Da waren in erster Linie Moos und Flechten. Doch darunter... „Das ist ein Schalter. Ich liebe Schalter!“, rutschte es Ray heraus, als er an daran dachte, wie er zu seinem seltsamen Gürtel gekommen war. „Hoffentlich bringen uns deine Gefühle nicht in Beliars Küche!“, argwöhnte Rena.
    „Ach, was!“, erwiderte Ray. Was konnte schon passieren? Er drückte den Schalter fest in die Wand. Und in der Mitte des Raumes begann der Boden einzustürzen... „Was geht hier vor?“, kam es aus der Gruppe. Das Poltern heraubstürzender Steine nahm zu - und dann war es vorbei. „Eine Treppe!“, rief jemand. Ray ging zu dem neu entstandenen Loch im Boden. Tatsächlich war da eine Treppe. Sie führte in einen spärlich beleuchteten Gang hinab. Es kam ihm vor, als wehe der Atem des Bösen herauf. So böse waren die Schwarzmagier nicht. Hier musste finsterste Magie praktiziert werden, wenn selbst er als Magieanfänger es spüren konnte.
    http://renaimweb.privat.t-online.de/...s/musikpic.jpg (http://members.aon.at/mooswinkl/drohend.mid)
    „Kommt. Ich will wissen, was es hier zu sehen gibt.“ Mit einem seltsamen Gefühl des "Nicht-mehr-zurück-Könnens" stieg er die Treppe voran hinab. Der Gang war wirklich nicht schlecht beleuchtet, wenn auch die Fackeln ein seltsames Blau ausstrahlten, das die ganze Umgebung kalt und leblos wirken ließ. Links und rechts von ihnen konnte man Nischen sehen, in denen Särge standen. Gruseligere Katakomben konnte man sich wohl kaum konstruieren lassen, dachte Ray.
    Tock, Tock, Tock.
    Er schrak zusammen. Was war das? „Da kommt jemand“, flüsterte der Schweigsame hinter ihm. Ray strengte seine Augen an. In den Schemen sah er ihn dann: Einen Hühnen von Mann - gehüllt in einen schwarzen Panzer. Und hinter ihm kam noch einer. „Bei allen heulenden Abgründen“, fluchte jemand. Denn nun sah man die riesenhaften Krieger deutlicher. Ihre Rüstung war an manchen Stellen aufgebrochen. Und darunter schimmerte verfaultes Fleisch. Und Knochen. Doch die Visiere waren das furchterregende an ihnen: Sie waren zwar heruntergeklappt, aber doch sah man ihre Augen genau. Sie waren tot, wie der Rest ihrer Körper. Doch sie strahlten einen unheimlichen roten Glanz aus. Wie heiße Kohlenstücke. Metall schabte über Stoff, als die beiden in völligem Einklang ein Bastardschwert zückten. Die Bewegung wirkte schwerfällig, doch man sah gleich, welche Kraft in ihr lag. Sie kamen auf sie zu...



    Ramac22.09.2004, 21:01
    Ramac sah auf. Die beiden Untoten kamen gerade auf sie zugeschritten. Rasch aber beherscht nahm er die Kapuze ab und enthüllte sein Gesicht. Es waren Untote, aber auch sie würden sterben. Leise glitt sein Wolfsdolch aus der Scheide. Dann verschwand er rücklings wieder im Schatten. Renata hatte eine Lichtkugel beschwört, die nun die Wesen näher beleuchtete, aber gleichzeitig noch stärkere Schatten durch Hindernisse erzeugte. Langsam und leise schritt der Barde voran, in Abstan an den beiden Monstern vorbei. Der erste Hieb sauste nieder und die Gruppe wich aus. Die Berserker waren stark, aber ihre Schläge behäbig. Bis jetzt hatten sie noch keinen der Gruppe getroffen. Und während alle auswichen und versuchten zu kämpfen, erzündete Ramac zwei Fackeln. "FARGAS!" rief er und warf ihm eine zu. Dann brach er mit einer Fackel in der rechten, einem blitzenden Dolch in der linken, einem glitzern in den Augen und Geschrei aus dem Schatten hervor, direkt auf die Rücken der Monster zu. "BELIAR!!!"



    Renata23.09.2004, 01:36
    Der blaue Schein der Fackeln schuf diffuses Zwielicht, das erst durch eine Lichtkugel in die scharf begrenzten Schatten der Nischen gedrängt wurde. Doch die Helligkeit machte die beiden Gestalten nicht weniger bedrohlich, eher im Gegenteil. Sie offenbarte Einzelheiten der Untoten, die faulenden Leiber, die fast skelettierten Gliedmassen, die gezogenen rostigen Bastardschwerter, bei deren Anblick jeder Gedanke an ein friedliches Zusammentreffen sofort zu Staub zerstob. Nach einem kurzen Moment des Erschreckens hatte jeder der Gruppe, der eine Waffe trug, diese auch gezogen – sei es ein Schwert, ein Dolch oder eine Rune.
    Unter dem zum Hieb gehobenen Arm eines der beiden Hünen erkannte Renata einen der Gefährten, der es offensichtlich geschafft hatte, sich hinter die Angreifer zu schleichen. Es konnte Ramac oder der Namenlose sein, der sich da gerade aus dem Hinterhalt den untoten Gestalten näherte, das war im Halbdunkel nicht zu erkennen. Vielleicht konnte sie demjenigen ein bisschen Luft für sein Vorhaben verschaffen. Ray parierte gerade nicht ohne Mühe den Schlag des einen Zombieritters, dessen vorher schon rot glimmenden Augen hinter dem Visier plötzlich blutrot aufflammten. Von der Hand der Magierin löste sich ein wolkig-schwarz umhüllter Ball aus dunklem Feuer, den sie dem anderen Angreifer entgegenschleuderte. Das magische Geschoss riss ein Stück aus der löchrigen Rüstung – und etwas von dem, was darunter lag und zu dessen Schutz der jetzt alte und kaputte Panzer einst geschaffen worden war. Der Getroffene wurde von der Wucht des Geschosses herum gerissen, aber er stürzte nicht.



    Fargas Ferrigan23.09.2004, 13:19
    Fargas sah noch wie gebannt auf die beiden Mausoleumswächter, als jemand von der Seite seinen Namen rief. Endlich den Blick ovn den Monstren lösend, sah er gerade noch die Fackel auf sich zufliegen und konnte sie mit Mühe auffangen, ohne sein Kurzschwert fallen zu lassen. Noch einmal warf er einen Blick in die Richtung, aus der die Fackel geflogen war. Ramac! Er hatte sich hinter die Ritter geschlichen und sprang nun mit lautem Geschrei auf enen der Klingenmeister zu. Indess schlug der andere auf Ray ein, der sichtlich Probleme damit hatte, den mächtigen Schwerthieben standzuhalten. Selbst er als Meister des Schwertkampfes hatte kaum eine Chance gegen diese Ungetüme.
    Einen Moment lang überlegte er, wem er nun zu Hilfe eilen sollte. Doch nachdem Renata mit ihrer Schattenflamme dem Angreifer von Ray schon etwas zugesetzt hat, entschied er sich dafür, zuerst Ramac zu Hilfe zu eilen. Halt! Aus dem Augenwinkel konnte er gerade noch erkennen, wie der getroffene Wächter zurücktaumelte und ein Teil seiner Rüstung abbröckelte. Ohne groß zu überlegen, fasste Fargas die Fackel in die Rechte und nahm nochmal kurz Maß - ein gezielter Wurf und der Wächter heulte vor Schmerz auf. Endlich zahlte es sich aus, dass er früher zu Hofe solche Kunststückchen praktiziert hatte! Man konnte sogar hören, wie das tote Fleisch im Fackelfeuer verbrannte. Das sollte Ray genug Zeit geben, diesem Wesen den Rest zu geben. Jetzt musste er Ramac helfen...



    Ray23.09.2004, 13:52
    Ein diabolisches Grinsen huschte über das Gesicht des Schwarzmagiers Ray. „Danke, Fargas!“, rief er dem Gefährten zu. Elegant wirbelte er Naryar in einer senkrechten Ebene herum und tat gleichzeitig einen Schritt zurück. Jetzt hielt er die Klinge exakt geradeaus vor sich - direkt auf die Stelle entblößten untoten Fleisches gerichtet. Mit einem Kampfschrei stieß er das Schwert tief in die Wunde des untoten Wächters. Das verkohlte Fleisch färbte sich rot. Aber es war nicht das Rot eines gesunden Menschen. Es hatte eine blasse Farbe und floss dickflüssig und zäh aus der Wunde. Aber das Wesen heulte auf. Es war, als bebte die Decke. Doch dann ergriff der Wächer sein Schwert mit beiden Händen und... „Das kann nicht sein!“, fluchte Ray. Das Wesen hatte das Schwert aus seiner Wunde gezogen, deren Risse sich einfach schlossen. „Was sind das für Kreaturen?“
    Und schon war das Bastardschwert wieder über ihm und er torkelte unter der Wucht des parierten Schlages. Auch den anderen ging es mit ihrem Wächter nicht besser. Doch er wagte es nicht, sich ablenken zu lassen. Und dann...
    „AAAAAUUUUU!!!!“, brüllte Ray schmerzgepeinigt auf. Das Bastardschwert hatte mit purer Gewalt seine Parade durchbrochen und eine tiefe Wunde in seinen linken Oberarm geschnitten. Zorn durchströmte den Magus. Zorn und Schmerz. Es beflügelte ihn auf seltsame Weise. War es der Überlebenstrieb? Er schwang Naryar in einem kraftvollen, weiten Bogen und sprang gleichzeitig auf. Die Schneide traf den Hals des untoten Ritters sauber in der Mitte. Der Kopf des Untoten fiel zu Boden, während der restliche Corpus behäbig zu Boden fiel und beim Aufprall massig Staub aufwirbelte. Ray sah den Kopf an. Das Visier bedeckte das Gesicht immer noch (und Ray war dankbar dafür), aber der unheimliche, rote Glanz der Augen war erloschen. Es war vorbei.
    „Ray, hilf uns!“, schrie Renata panisch auf. Ray wirbelte herum. Der andere Wächter hatte die Kastellschwester in eine Ecke gedrängt und hob sein Schwert zu einem tödlichen Hieb. Der Schwarzmagier stürzte nach vorn und konnte den Hieb gerade noch rechtzeitig blocken. Er presste mit seinem Schwert gegen das des Untoten und zwang den Gegner, seine Klinge auf ihn zu richten. Und der Kampf ging weiter. Doch Ray tat sich immer härter, die Schläge zu parieren. Sein Arm schmerzte und die Robe war nass von dem Blut. Und langsam schwindelte Ray. Er hatte zuviel Blut verloren. „Lasst euch was einfallen, ich... ich kann nicht mehr lang...“, keuchte er.



    Garrett23.09.2004, 15:06
    Garrett wand seinen kopf hin und her. Überall das Geräusch von metall, das aufeinander traf, Schreie, Hilferufe. Er sah kurz zu seinen gefährten Ramac, Fargas und Ray. Dies ehatten zwar gut mit den untoten Kreaturen zu tun, allerdings sah es für den moment so aus als könntne sich sich ihrer Haut wehren. Dann blickte Garrett zu Lina, die ängstlich zitternd neben ihm stand und auf das Geschehen blickte. Der Dieb überlegte nicht lange. Er zog seinen schwazren Umhang aus und warf ihn Lina zu, die den umhang verdutzt auffing.
    "Zieh ihn über und versteck dich in einer dunklen Ecke! Mir hat er so schon gute Dienste geleistet!"
    Dann drehte er sich wieder zu den Kämpfenr um. Ganz im gegensatz zur vorherigen Minuten war e snun so, dass seine Begleiter imemr weiter zurück- und auseinander gedrängt wurden.
    "Benutzt eure Köpfe! Wie wollt ihr sie mit euren Waffen besiegen? Diese Kreaturen sind bereits tot!" brüllte Garrett.
    Dann sah er sich um. Er hasste solche Situationen. Nachdenken, wo jede Sekunde die letzte sein könnte. Kurz stütze er sich an eine Säule. "Moment.... Eine Säule...?" Garrett blickte auf. Dieses Ding, welches jetzt schon fast von alleine auseinander fiel, war wohl früher, als dieses Grab noch "ahnsehnlicher" war als heute, mehr eine Art Dekorationsstück als eine Stütze für die Decke, den diese wurde nicht berührt.
    "Ich hoffe es klappt...." murmelte der Dieb leise zu sich. Er hob einen Stein vom Boden auf. "Hey ihr Scheusale!" Da sichd er Dieb nicht sicher war ob Untote noch etwas hören konnten, verleihte er seinen Geschrei noch mehr "Ausdruck", in dem er einen Stein gegen den Helm einer der Kreaturen warf. Diese wandte nun langsam den kopf ins eine Richtung. "Beliar steh mir bei...."betete Garrett. Dann warf er sich gegen die steinerne Säule. Nichts passierte.... Er nahm noch mal Anlauf und warf sich wiede rmit aller Kraft dagegen. Wieder nichts.... Und der Zombie kam langsam aber sicher näher... Der Dieb blickte kurz zu seinem gefärhten, welche entweder zu ihm sahen oder mit dem zweiten Zombie zu tun hatten. Dann wandte er seinen Blick wieder auf den anderen untoten und die Säule. Noch einmal nahm er Anlauf - dann rannte er auf die Säule zu und sprang mit aller Kraft ab und warf sich dagegen. Plötzlich ertönte ein Knacken. Zuerst recht leise, wurde es immer lauter. Garrett besah sich die Säule. Dies bekam Risse. Dann, von einer Sekunde zur anderen, stürzte die Säule um. Selbst der Untote, welcher auf Garrett zu kam und sonst nichts und niemanden mehr beachtet hatte, blickte hoch, auf das Ding was sich nun über ihm befand und immer tiefer fiel, auf ihn zu. Dann, mit lautem Getöse, begrub die Säule den Untoten unter sich. Garrett kam etwas näher. Eine knochige Hand mit Hautfetzen zuckte noch etwas - dann fiel sie so leblos wie es sein sollte auf den Boden. Der Dieb atmete auf, blickte zu den anderen und hustete vor Schreck alles wieder aus. Der zweite Zombie hatte den unrühmlichen Abgang seines "Kameraden" mitbekommen - und kam nun immer weiter auf Garrett zu...



    Ray24.09.2004, 17:23
    „Uff...“, machte Ray. „Das war knapp.“ Sie waren davongekommen. Knapp. Wer auch immer für diese Kreaturen verantworlich war, Ray freute sich schon darauf, ihm kräftig den Kopf zu waschen. Seine Wunde war zum Glück nur auf den ersten Blick so schlimm gewesen. Jetzt fühlte er sich schon etwas besser, da der Schock vorbei war. Nur der Schmerz war noch da. Damit konnte er für eine Zeit lang leben. „Sputen wir uns. Es ist nicht gesagt, dass der Wächer, den der Schweigsame begraben hast, wirklich tot ist. Ich bin mir nicht mal bei meinem sicher“, sprach Ray seine Befürchtung aus. „Danke“, fügte er an den Namenlosen gewandt noch hinzu.
    Sie setzten ihren weg fort. Durch das weiß der Lichtkugeln von Renata und Ray war das kalte blau des Ganges einem eisblau gewichen, das nicht angenehmer wirkte. Und es wurde kälter. Es roch modriger - und noch nach etwas anderem. Nach einigen Abzweigungen (Beliar sei Dank waren diese Katakomben kein Labyrinth!) und kleinen Hallen erreichten sie eine Öffnung in der Wand einer Totenkammer. Es sah aus, als hätte hier jemand mit Gewalt eine neue Höhle in den Fels getrieben. Und ein diffuses, diesmal grünliches Licht schimmerte heraus. „Kommt“, forderte der Schwarzmagier die anderen auf. Sie betraten die unterirdische Grotte. Diese verlief recht geradlinig, wenn sie auch einen recht unpässlichen Boden aufwies. Als hätte jemand mit einer großen Explosion einfach den Tunnel „gegraben“. „Schaut mal...“, flüsterte jemand. Verdutzt guckten sie in den Raum, der sich ihnen nun eröffnete. Er sah aus, wie der Rest der Grotte. Doch in dessen Mitte sah man einen Tisch mit einer Laborapparatur. Ray kannte solche Apparaturen aus den Laboren des Kastells. Er glaubte, einen Destillator erkennen zu können. Er hätte den Rest gerne noch genauer untersucht, aber da sah er ihn.
    Den Rücken zu ihnen gewandt sah er einen Mann, der an einem weiteren Tisch hantierte. Er hatte langes, wallend graues Haar und trug einen nachtblauen Umhang. „Die ersten Wächter taugten offenbar nichts...“, murmelte er. Zuerst dachte Ray, er führe Selbstgespräche. Doch dann drehte er sich zu ihnen um. Ein Schauer lief Ray über den Rücken hinab. Jetzt wusste er, woher die Untoten ihre glühenden Augen hatten. Dieser Mann war ohne Zweifel dafür Modell gestanden. Man fühlte sich, als würde man von einem glühenden Blick durchbohrt. Er blickte in das tiefste ihres Geistes und Ray dachte, er sähe all ihre Ängste, die jetzt in ihm hochkamen. Dieser Mann war verantwortlich für die Untoten? Normalerweise hätte er sich auf ihn gestürzt, um es ihm heimzuzahlen. Doch er stand da wie ein Ölgötze. „Nun, ich kann es mir nicht leisten, dass ihr hier herumstöbert. Auch nicht, dass ihr herausfindet, was hier vor sich geht“, kam es kühl von ihrem Gegenüber. „Ich werde mich wohl selbst darum kümmern müssen!“ Er tat eine herrische Geste und es war, als stöbe eine Welle von Düsternis über sie hinweg. Ray stürzte zu Boden, als hätte ihn etwas gestoßen - etwas, das kalt und grausam war. Der Mann kam auf sie zu. Er zückte ein langes Messer und kam damit auf sie zu.
    http://renaimweb.privat.t-online.de/...s/musikpic.jpg (http://members.aon.at/moowinkl/anhires.mid)
    „Na, gut! Wenn du den Kampf haben willst, bitte!“, schrie Ray entschlossen. Er sprang auf und ließ seine eigene Klinge fließend herausschellen. „Ray, nicht!“, warnte jemand. Doch Ray konnte sich nicht mehr beherrschen. Mit einem Kreischen, das in den Ohren weh tat, trafen die Klingen aufeinander. „Erbärmlicher Kriecher! Wie kannst du es wagen?“, fluchte der Mann. „Ich werde dir zeigen, wozu Anhires, Herr der Toten, fähig ist!!!“ „Herr der Toten? Dass ich nich lache! Ich selbst gehöre zu einer Gemenschaft von Nekromanten! Du erschreckst mich nicht“, schoss Ray zurück. Anhires antwortete nicht. Er reckte seine freie Hand aus und presste sie mit aller Kraft auf Rays Gesicht. Es war, als höre er alle Hunde von Beliars Hölle heulen. Etwas saugte ihm alle Lebenskraft aus. „Ahhh! Helft mir!“, rief er. „Hahaaa! Du winselst schon um Hilfe, du ach so großer Nekromant!“ Der Schwarzmagier wand sich in dem Todesgriff des anderen Hexers. Doch es schien vergebens. Die Lebensgeister begannen, Ray zu verlassen...



    Garrett24.09.2004, 19:19
    Da war es also wieder passiert. Garrett hatte es wie so oft geahnt. Sie hatten eine Art Grotte betreten, ein Gefährte wurde angegriffen und war nun in de rGefahr, von einem unbekannten Jemand getötet zu werden. Und - wie so oft - stand der Rest der Gruppe nur gelähmt da.
    "Und da behaupte noch mal jemand, ich hätte keinen Gemeinschaftssinn...." fluchte der Dieb. Kurz umgesehen, rannte er zu dem alten Holztisch, an dem der alte Mann vorher rumhantiert hatte.
    "Eins, Zwei... Drei!" Mit einem heftigen Tritt "löste" Garrett eines der vier Tischbeine vom Rest. Selbiger fiel nun jedoch krachend um. Garrett wand den kopf zu Ray und seinem angreifer, doch weder der eine nochd er andere schienen das Getöse bemerkt zu haben. Verstänldich, Ray hatte genug damit zu tun nicht zu ersticken, der andere war in einem Siegestaumel. Garrett griff nach dem Tischbein, welches er vorher losgetreten hatte und näherte sich im laufschritt den beiden Kämpfenden.
    "Wie oft soll ich euch eigentlich noch retten?" rief er zu Ray, welche rihn nun mit noch leicht geöffneten Augen ansah. Auch der Unbekannte drehte sich langsam zu Garrett um, hielt seine eine Hand aber weiterhin auf Ray gerichtet um ihn an der Wand zu halten.
    Ein gedämpfter Aufschrei und das Geräusch von splitterndem Holz verriet, was nun geschah. Garrett holte weit aus, um dann mit seiner ganzen Kraft, den Kopf des alten Mannes als Ziel, zuzuschlagen. Keine Selkunde später lag sein gegenüber auch schon auf dem Boden. Nun lag Ray, an die Wand gelehnt, auf dem Boden und rang verzweifelt nach Atem. Garrett blickte wieder den alten Mann an.
    "Niemand greift meine Kameraden an! Hast du gehört? Niemand!!!" brüllte der Dieb und zwei weitere Male landete er Treffer auf dem Rücken seines Gegners. Dann jedoch sah Garrett, dass der alte Mann grinste. Er konnte seine gelben Zähne sehen, seine graue zunge, eigentlich so gut wie alles. Dann lachte er. Laut. Sehr laut. Das Wiederhallen von den Wänden tat ihr übriges: Garrett lief ein Schauer über den Rücken.
    "Du Narr! Glaubst du wirklch mir etwas anhaben zu können? Mir, Anhires, Herr der Toten?" Sekuden später war es Garrett, als würde ihm Beliar persöhnlich erscheinen. Es war, als würde reine Dunkelheit den Dieb verschlingen wollen. Kurz darauf spürte er den kalten Boden, als er wie von einer unsichtbaren Macht umgeworfen wurde. Dann sah er in die leuchtend roten Augen des alten Mannes.
    "Narr!" sagte dieser immer wieder. Dann entfernte er sich von garrett, welcher immer noch auf von einer Art Magie auf den Boden gedrückt wurde. Keinen Augenschlag späte rjedoch stand er wieder bei garrett und blickte ihn finster an. In seiner Hand hielt er eine Art Reagenzglas.
    "Du hast das Vergnügen, zuerst mein neuestes Meisterwrk zu testen!"
    Garrett sah, wie er das Glas leicht kippte und ein wenig des Inhalts heraustropfte. Direkt auf sein Gesicht zu.
    "AAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!! MEIN AUGE!!!!!!!!!"



    Lina Suavis24.09.2004, 20:00
    Stille Dankbarkeit erfasste die junge Frau, als ihr in völlig apathischen Angstzuständen, die sie umwitterten, ein schwarzer Umhang zugeworfen wurde, dessen Herkunft sie verwirrt suchte. Die Stimme des Schweigsamen lenkte Linas Gehör auf ihn. Schnell drang in ihr Bewusstsein, das jenes schwarze Kleidungsstück dem Mann gehörte, welcher das Wort innehatte. Wie geheißen warf ihn sich das Mädchen über, so schnell als möglich die hinterste und dunkelste Ecke ausfindig zu machen, die diese Flure beherbergten. Zitternd hockte sie da, die Ohren der Hände bedeckt, um den Kampfeslärm nicht hören zu müssen, gänzlich in sich zusammengekauert.
    Mit dem Ende des Gefechts erfasste Lina der Griff einer Hand und zog sie weiter. Immer düsterer, nebulöser schien alles um sie herum zu werden. Die Umgebung jedoch war ruhelos, zog in hastigen Bahnen an ihr vorbei. Ängstlich klammerte sich die Frau der Nacht, deren Furcht eben in dieser vergaben lag, an den der sie führte, bis sie anhielten.
    Die nächste Wahrnehmung betraf einen Mann, mit glühenden Augen, deren Anblick sie weiter zusammenkümmern ließ. Was hat mich nur getrieben hier mitzukommen?, durchfuhr ihr dieser eine Gedanke immer und immer wieder, während das Geschehen in einem Nebel versank und die Realität dem Erdachten wich. Ein Schrei rief sie zurück.



    Ray25.09.2004, 12:27
    Noch immer benommen stand Ray gegen die kalte, zackige Wand gelehnt da. Anhires hatte von ihm abgelassen. Nun stand er über den Schweigsamen gebeugt da. Und träufelte eine eklig aussehende Flüssigkeit in sein Auge. „AAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!! MEIN AUGE!!!!!!!!!“ Der Schrei des Namenlosen ging durch Mark und Bein. Und nicht nur in Ray entzündete er Hass auf diesen Hexer. Fast alle stürzten sich auf Anhires, um ihrem Gefährten zu helfen, dem sie so eine Aktion eigentlich nicht zugetraut hätten. Ramac und Fargas fielen Anhires mit bloßen Händen an und Ray hieb wild mit dem Schwert nach ihm, alle Angst, allen Schmerz, alle Schwäche vergessen. Bald lag der alte Mann auf dem Boden und sie hielten ihn fest. Eine leise Panik stand in seine Augen geschrieben. Sie hatten ihn überrascht. Doch dann schien er sich zu sammeln. Wieder huschte ein diablisches Lächeln über seine Züge. Und er entwand die rechte Hand aus Fargas' Griff und hob sie in die Luft. Wieder stob eine Welle der Finsternis über sie hinweg. Sie waren wie gelähmt. Und von Ferne hörte Ray Anhires sagen: „Sieh an. Man darf sie also doch nicht unterschätzen... Tja, dann eben auf die listige Tour. Zeit, ein anderes Werk zu testen.“ Verschwommen sah er den alten Mann eine Phiole von den Überreste des zertrümmerten Tisches nehmen und dann sah er nur noch dessen wehende Robe - er war fort.
    „Was hat der vor?“, fragte er. Die Antwort bekam er gleich. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Krachend (http://members.aon.at/mooswinkl/steinsturz.wav) fielen Felsen vor den Eingang zu dem Labor. Der Zugang war eingestürzt. „Hohoho! Jetzt könnt ihr da drin verrotten! In ein paar Tagen komme ich wieder und mache euch zu meinen Wächtern!“, hörte man die Stimme Anhires' hohl durch die Felsen tönen. „Jetzt ist es aus“, sagte Ray niedergeschlagen. Wir kommen da nicht mehr raus, dachte er. Neben ihm stöhnte jemand. Es war der Namenlose. Ray rappelte sich hoch und reichte ihm seine Hand, um ihm aufzuhelfen. Und im Schein der schaurigen Fackeln sah er es. Sein Auge war... Nicht mehr da. Nur eine fleischige Höhle war da. Kein Auge. Erschrocken zuckte er zurück. Er war nicht mehr fähig ein Wort zu sagen. Verstört sah er zu Boden. „Ray sieh mal, hier!“, rief Renata von dem andern Ende des Labors, das von ihrer Lichtkugel erhellt wurde. Ray war sofort bei ihr, denn er wollte dem Namenlosen nicht länger in die Augen - Quatsch, das Auge - sehen. „Was ist?“, fragte er nur. Renata deutete auf das Objekt, das da vor ihr auf einem kleinen Pult lag. Ein Buch. Sehr alt und in brüchiges Leder gebunden. Und in schwarzen Lettern las man darauf: Sinistarium „Hast du eine Ahnung, was das hier sein soll?“ Rena schüttelte den Kopf. „Was auch immer es ist, wir nehmen es mit...“ „Wohin denn, wir sind eingesperrt“, wies ihn Renata geduldig darauf hin. Ray wollte schon antworten, da... „Hört mal. Das klingt doch... Das kling wie...“ Er wagte es nicht auszusprechen, denn vielleicht machte allein das die Hoffnung kaputt. „...wie jemand, der Felsen mit einer Spitzhacke bearbeitet und sie davonschleift“, beendete Ramac den Satz für ihn.



    Renata25.09.2004, 14:21
    Vorsichtig strich die Magierin mit den Fingerspitzen über das brüchige und von hohem Alter zeugende fast schwarze Leder des Einbandes. Sinistarium. Finster wirkten die etwas erhaben gearbeiteten Lettern des Titels. Einst mochten sie vielleicht mit Blattgold noch zusätzlich hervorgehoben gewesen sein, davon war jetzt aber nur noch ein matter metallischer Schein auf den leicht vorgewölbten Buchstaben zu erkennen. So etwas wie eine Mischung aus Bedrohung und lockendem Versprechen ging von diesem Buch aus. Aber wer wenn nicht eine hohe Schwarzmagierin könnte der Drohung eines Buches mit diesem Titel standhalten. Renata öffnete das Buch langsam an einer willkürlich gewählten Stelle, schlug eine Seite behutsam etwa in der Mitte des Buches auf und lauschte dem brüchigen Knacken des alten Lederrückens, wie er sich gegen dieses Öffnen wehrte. Oh ja, dieses Buch war schon sehr alt. Sie hatte eine leere Seite erwischt, das uralte Pergament war hart und würde bei unvorsichtiger Behandlung vielleicht brechen. Zuerst strich sie mit der Hand über die vom Alter und Gebrauch dunkel verfärbten Schnittkanten der Seiten, dann über die Seite selbst.
    Dabei passierte etwas Merkwürdiges. Im Schatten ihrer Hand, der von den kaltblauen Fackeln auf das Pergament geworfen wurde, glaubte sie Buchstaben auf dem vorher noch leeren Blatt zu erkennen. Gleich versuchte sie es auf der gegenüberliegenden Seite noch einmal, weil sie glaubte, sich im diffusen Licht einfach geirrt zu haben. Nein, auch da waren Schatten von Buchstaben. Und noch etwas mehr. Ein dritter Versuch brachte Gewissheit über das, was vom Stöhnen des Namenlosen und dem regelmäßigen Tock-Tock-Tock von jenseits des Geröllhaufens fast übertönt wurde. Das Buch flüsterte etwas Unverständliches (http://renaimweb.privat.t-online.de/...untedWHSPR.wav), sprach zu ihr. Erschrocken zog Renata die Hand zurück und sah sich um. Aber die Gesichter derer, die ihn ihrer Nähe standen, waren entweder auf den am Boden liegenden Verletzten oder auf die verschüttete Tür gerichtet, sie hatten nichts gehört. Entschlossen klappte sie den Folianten zu, wickelte ihn in ein dunkles Tuch, das sie fest verknotete. Das Paket drückte sie dann im Vorbeigehen Mäxchen in die Hand mit der Bitte, gut darauf acht zu geben. So etwas wie Instinkt hatte sie wohl dazu angehalten, dieses finstere Buch dem jüngsten und wohl unschuldigsten der Gefährten zur Aufbewahrung zu geben.
    Dann endlich wandte sie sich dem Verletzten zu, der immer noch wie gelähmt am Boden lag, vom Schmerz oder vom Schreck wie paralysiert. Für sein Auge konnte sie allerdings nichts weiter tun, als ein paar Kräuter, die sie vorher in der Handfläche zerrieben hatte, in ein angefeuchtetes Tuch zu schlagen und diesen feuchten Wickel auf Auge und Stirn des Namenlosen zu legen. Das mochte für den Moment etwas Linderung und Kühlung bringen. Unterdessen waren die Geräusche von der anderen Seite des Geröllhaufens lauter geworden. Und plötzlich durchbrach eine Spitzhacke den oberen Teil des Steinhaufens und eine Stimme, Berths Stimme, rief von jenseits der Steine "Seid Ihr da drin? Regina hat mich hierher geführt. Jetzt sagt doch was....".



    Mäxchen25.09.2004, 21:20
    Schwarze Rüstungen, rot schimmerndes Blut, die Schreie seiner Gefährten, seiner Freunde, den Herren der Toten. All dies erschien unwirklich, wie ein Traum, doch immer, wenn Mäxchen die Augen zusammenkniff, um sich aus der Realität zu fliehen, denn Leid vor sich ein Ende zu bereiten, sah er alles noch einmal. Die Verzweiflung. Er schämte sich dafür, dass er so schwach war, seinen Freunden nicht helfen konnte. Er wusste, dass sie es für ihn getan hätten, er aber würde sie nie beschützen können. Er wollte sich nicht schämen, versuchte, sich aus der Situation herauszudenken, an schöne Dinge, aber er sah nur Leid.
    Poltern. Ein lauter Steinschlag lies ihn aus seiner Flucht herausschrecken. War es vorbei? War das das Ende? Tod? War er gestorben? Seite an Seite mit seinen Freunden? Ein Tod, wie er es sich immer gewünscht hatte? Nein, dort standen sie. Verzweiflung zierte ihre verdreckten Gesichter. Der Spielmann blickte auf seine Hände herrab, wollte sicherstellen, ob das alles nicht nur ein Traum sei. Brennende Narben zogen sich über die gespreizten Finger, der Spielmann fürchtete, dass sich die Wunden entzünden könnten. Eine Träne, die den Ursprung in seinen Augen gefunden hatte, befreite einen minimalen Hautfetzen vom dunklen Schmutz, ließ die Blässe seiner Haut aufweisen. Er war da. Er lebte noch. Er hatte Freunde. Er konnte es wieder gut machen. Aber wie? Seine Blicke suchten die Gefährten ab. Alle waren erschöpft, müde, ängstlich. Renata zog an ihm vorbei. Gerado noch erkannte er, wie die Heilerin in etwas in die Hand drückte, im nächsten Augenblick beugte sie sich schon über einen Verwundeten. Mäxchen's Fingerspitzen glitten über eine rauhe Oberfläche. Seine Hände umklammerten ein schweres Buch. Bronzenen Letter waren in den Umschlag gestanzt, der unberührt von den Staubpartikeln, die in der Luft schwirrten, einen geheimnissvollen Mantel umgab. Er schaute Renata hinherherr, doch konnte er nicht in ihre Augen blicken, der Rücken der Heilerin beugte sich über einen zuckenden Körper. Dennoch verstand Mäxchen die Geste. Sie beruhte auf Vertrauen, eine zweite Chance. War er doch zu etwas zu gebrauchen? Einige Steine rollten den großen Geröllhaufen, der den Eingang versperrte, hinab. Lichtstrahlen fielen in den dunklen Raum, lies die Gefährten lange Schatten werfen, lies Staubpartikel in der Luft tanzen. Es war ein kleiner Junge. Es war Berth. Die Axt durch eine Spitzhacke eingetauscht, ruhte diese auf seiner Schulter. Waren sie frei?



    Lina Suavis26.09.2004, 12:42
    Gefangen. Gefangen unter Steinen. Dunkelheit, überall dieses Schwarze Nichts, nur durchbrochen vom fahlem Schein eines nicht zu beschreibenden Lichts. Ziellos wandelte Lina umher, von einer Wand zur anderen. Keine Größe war es, von der dieser Ort geprägt war. Alles war klein und feucht. Mit dem Rücken einer der schwarzen Felswände zugewandt, blickte sie verängstigt umher, als würde sie etwas suchen, das niemals zu finden erdacht war. Immer wieder fuhren die Lider der jungen Frau hinauf und hinab, nicht weiter vermögend den Wechsel zwischen Tag und Nacht nicht mehr zu erkennen. Ihre Hände berührten den kalten Stein. Langsam zu Boden sinkend, schloss sie endgültig ab, mit ihr, mit ihrem Leben, mit allem. Ein leises Wimmern ging von ihr aus. Ohne einen Gedanken zuzulassen, zog Lina die Beine an und legte die Arme um diese, den Kopf geneigt. Stille Tränen entrannen ihren Augen, nur die leisen, beinahe unhörbaren Klagelaute zeugten davon. Ob jemand ihr Auftreten bemerkte, bemerkte, was mit ihr geschah, war ihr egal.
    Geht ihr mit mir, Geister der Unterwelt ihr? Nehmt mich dem Leben, Das Ende ist gegeben.
    Alles neigt sich der Wende, Nehmt mich bitte, wenn ich verende! Das Ende ist nah, es wird hier gescheh’n, Alle wir werden hier untergeh’n.
    Jede Emotion schien einer gewichen. Gedanken, Erinnerungen, Träumereien ereilten sie. Ist das das Ende? Eisige Kälte umhüllte plötzlich den Körper des Mädchens. Kälte, bestärkt von Nässe, die sie umgab. Ein Zittern begann Lina einzuholen. Die Tränen verebbten, gleichwohl den letzten Lauten der Tochter Beliars. Bald würde der Schlaf über die Wirklichkeit siegen und ihr zum Geschenke die Ewigkeit bieten. Bald ging es vorbei. Bald…
    Doch was war das? Leise Geräusche holten Lina in die Wirklichkeit zurück. Ein klacken ereilte sie, der Ursprung schien von Rechts zu kommen, doch war dies nicht wirklich auszumachen, ob es Halls, den die Nische im Fels besaß. Instinktiv jedoch, wandte sich ihr Kopf in jene Richtung, aus der sie glaubte den Klang vernommen zu haben. Etwas Erwartendes baute sich auf. War das Ende doch weiter als gedacht? Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie, dass das, auf was sie alle gebannt warteten, keine Begegnung der schönen Art werden würde. Leise schluckte das Mädchen auf, als sich ein Loch im Fels auftat und Licht hindurch fiel. Darauf starrend, biss sich Lina auf die Unterlippe. Ihr Atem ging schneller keinerlei Denken nahm dem Geist die Schärfe. Alle Aufmerksamkeit galt dem nun Folgenden. Dann erklang eine Stimme, eine menschliche, nicht die eines Ungeheuers, eines bösen Wesen, dass sie hätte alle verspeisen wollen, nein. Beinahe könnte man meinen, der wohlig befreiende Klang dieser sei bekannt. Weit öffneten sich die Augen der jungen Frau, ihr Griff um die weiter an ihren Körper angezogenen Beine versteifte sich. Zittrig saß sie da, vermochte sich nicht zu rühren. Schauer überrannten den Rücken der dunklen Seele, deren einzige Angst, so schien es, in der Dunkelheit verborgen lag. Der Spalt im Geröll wurde größer und ein Kranz des Lichtes bildete sich. Dann trat Berth, der Junge aus dem Hause, welches die Gefährten aufgenommen hatte, in den Schein und stahl ein wenig von dem Licht.
    Es musste wie ein Aufschrei der Freude wirken, als Lina völliger Gelassenheit aufsprang, vorerst aller Furcht entledigt. Ein Aufatmen ging durch die Gruppe, auf das Schrittgeräusche vieler Menschen die dunklen Gemäuer der Ruine belebten. Eilig bewegten sich die Gefährten wieder hinaus und fanden sich bald wieder in einer Landschaft voller weißem Schnee. „Danke“, wandte sie sich an den Namenlosen, ihm den Umhang zurückgebend. Endlich waren sie wieder hinaus aus dem Dunkel. Allgemeine Heiterkeit befiel die Gemeinschaft, wenn auch gedrückt durch die Ereignisse. Nur eine schien dem nicht zu fronen. Einzig Linas Blick folgte der schwarzen Gestallt Rays, die sich einsam in Richtung des Dorfes davon stahl. Sein Kopf neigte sich zu Boden, noch konnte sie ihn einholen. Zuerst schnellen Schrittes, dann fast dem laufen nahe - soweit ihr Kleid es zuließ - näherte sie sich dem Schwarzmagier. Berührungslos schritt sie neben ihm, sagte vorerst nichts, lediglich versucht, etwas aus dem traurigen Anblick des Mannes zu lesen. „Was…was hast du denn?“, entschloss sich Lina schließlich doch zu fragen. Der Winter war deutlich zu spüren. Kurz wandten sich die Augen der jungen Frau zurück zu den Anderen, die mittlerweile bemerkt hatten, wie Ray und sie davon gingen und hatten sich offenbar entschlossen zu folgen.



    Ray26.09.2004, 13:23
    Geistesabwesend half Ray Berth dabei, die restlichen Steine beiseite zu schaffen. Sollte es doch noch nicht vorbei sein? Sie waren gerettet. Und Ray zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass es Regina gewesen war, die darauf gekommen war, nach ihnen zu suchen. Moment... Regina, deren Worte dazu geführt hatte, dass sie sich in diese Gefahr begeben hatten. Rays Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Mit zwei großen Schritten hatte er sie erreicht. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fuhr er sie an. „Wegen deiner Worte wären wir da drin fast krepiert...“ Regina sah ihn mit einem Ausdruck an, der nur tiefe Trauer war. Ray verstummte. Und sie sprach: „Ja, ich habe das deinem Gefährten geraten. Doch damit meinte ich, dass du allein dorthin gehst. Es bestand kein Grund, sie alle in Gefahr zu bringen. Die dunklen Diener nehmen wenige Präsenzen außerdem nicht so klar wahr. Allein wärst du unbehelligt bis ins Labor gekommen. Der Herr der Toten hier hätte dich nicht einmal wirklich wahr genommen, wenn seine Wächter keinen Alarm geschlagen hätten.“ Verstört sah der Schwarzmagier zu Boden. Sie hatte ja Recht. Und er hatte sie verletzt, mit einem sinnlosen Ausbruch von Wut. Wie um es noch schlimmer zu machen, fügte sie hinzu: „Wenigstens hast du eines richtig gemacht. Du hast dieses Buch.“ Dann wandte sie sich ab und schritt den Gang hinauf zu der Treppe.
    Es war wie ein böser Traum. Seine Schritte kamen Ray schleppend vor, die Zeit schien eingefroren. Es hätte ja gereicht, allein hinzugehen. Allein die Gefahr auf sich zu nehmen und die Konsequenzen für seine Entscheidung allein zu tragen.
    Kaum nahm er es wahr, wie er den verfluchten Ort verließ. Die Schneedecke federte seine Schritte sanft ab. Ich habe gefehlt, dachte er. Mein Verstand muss flöten gegangen sein, als ich Fargas gesagt habe, er soll sie alle zusammentrommeln. Er wollte allein sein, zumindest jetzt. Er konnte von ihnen nicht verlangen, ihm weiter zu folgen. So ging er einfach voran in Richtung Dorf, dessen nächtliche Lichter zu ihm hinauf schillerten. Er bemerkte den Schatten nicht, der sich von hinten näherte. Erst als Lina neben ihm stand, bemerkte er ihre Gegenwart. Einige Zeit schritt sie schweigend neben ihm her. Sie ist gekommen, um mich zur Rede zu stellen, dachte er. In Erwartung des Donnerwetters schloss er die Augen. „Was…was hast du denn?“, kam es dann von ihr. Ray traute seinen Ohren nicht. Sie fragte ihn, was er denn habe... War sie denn gar nicht böse? Nach einer kurzen Pause des Schweigens entschloss sich Ray, ihr zu sagen, wie ihm zumute war. „Lina... Ich... Ich fühle mich mies. Ich habe gefehlt. Regina hat Recht. Ich hätte euch nicht dieser Gefahr aussetzen dürfen. Und das Schlimmste ist: Es ist mir erst durch ihre Worte klar geworden, was ich getan habe. Bitte, lass mich allein. Ich muss selbst damit fertig werden...“ Er beschleunigte seinen Schritt. Er konnte die Gegenwart von jemandem aus der Gruppe nicht ertragen. Auch wenn Linas Anwesenheit tröstend war. Wie ein einsamer Wolf ging er so gen Dorf. Der Schwarzmagier sah sich nicht um, ob sie ihm folgte.



    Lina Suavis26.09.2004, 13:52
    Und schon war er fort. Einen verwirrten Moment harrte Lina an Ort und Stelle aus, bevor sie den Entschluss fasste, dem schnellen Schritt des Schwarzmagiers zu folgen. Warte doch!, dachte sie von mitleidigem Zorn befangen und rannte durch den hohen Schnee stapfend hinter ihrem Freund her, so schnell ihr Gewand es zulassen wollte. Die Anstrengung schien weitaus größer, als auf normalem Grund - gewöhnlich war Lina auch nicht rennend unterwegs. Die kalte Luft erschwerte das Atmen. Ihr Hals trocknete schnell aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit in der Luft und ein unangenehmes Ziehen verengte ihre Kehle, dem Schein nach einzig und allein, um ihr das Schlucken zu erschweren.
    Erst als sie Beide das Haus erreicht hatten, holte Lina Ray ein. Vorsichtig fasste sie die Schulter ihres Begleiters, hielt ihn mit sanfter Gewalt zurück, die Türe zu öffnen und hinein zu schreiten. „Weist du, Ray“, sprach sie mit aller Lieblichkeit, die ihre Stimme herbrachte, „Wir hätten doch alle nicht mitkommen müssen. Wir hätten einfach fern und in Sicherheit bleiben können, aber doch folgten wir dir.“ Im Unwissen darüber, ob ihre Worte etwas bewegten, versuchte Lina ihrem Gefährten Mut zuzusprechen. Doch war dies gerechtfertigt? Hatte diese Regina vielleicht Recht mit dem was sie sagte? Lag das überhaupt im Interesse der jungen Frau? Vermutlich nicht. „Mach dir doch nicht solche Sorgen, schließlich leben wir alle noch. Du hast nicht gefehlt.“ Der plötzlich aufgekommene Wind ließ das recht dünn bekleidete Mädchen frösteln und den Drang nach einer wärmenden Stube aufkommen. „Lass uns lieber rein gehen.“



    Renata26.09.2004, 15:30
    Froh, die düstere Abteiruine endlich hinter sich zu lassen, folgte die Gruppe schweigend dem Weg ins Dorf, allen voran Ray, der, nachdem er Lina stehen gelassen hatte, seinen Schritt noch einmal beschleunigte und fast schon bergab lief. Ihm folgten Lina, Berth und Regina, danach Mäxchen und hinter ihm dann Fargas und Ramac, die den Verletzten ohne Namen stützten. Renata hatte sich wieder ans Ende der Gruppe begeben und konnte nun beobachten, wie die Dreiergruppe an dem plötzlich langsamer werdenden Mäxchen vorbei zog. Ganz stehen geblieben war Mäxchen nicht, lediglich seine Schritte waren kürzer und langsamer als zuvor, so als würde seine Aufmerksamkeit von etwas anderem gefangen als vom vor ihm liegenden Weg. So dauerte es nicht lange, bis Renata zu ihm aufgeschlossen hatte und ebenfalls ihren Schritt verlangsamte. Mäxchen schien gar nicht zu bemerken, dass sich plötzlich jemand zu ihm gesellte, so konzentriert war er damit beschäftigt, mit einer Hand einen der Knoten aus dem Tuch zu lösen, in das die Magierin das geheimnisvolle Buch gewickelt hatte.
    War das nur Neugier oder waren die Lockungen des Buches durch den schwarzen Stoff gedrungen? Schließlich war auch Mäxchen auf dem Weg, sich der schwarzen Magie zu öffnen. Aber was auch immer, der Junge sollte dieses Buch besser nicht aufschlagen. Entschlossen fasste Renata die an den Knoten nestelnden Finger des Knaben, der ein wenig erschrocken aufsah. Er hatte sie tatsächlich noch nicht wahrgenommen gehabt. „Das solltest Du lieber nicht öffnen“ sagte sie in das verblüffte Gesicht. „Noch wissen wir nicht, welche Macht dieses Buch besitzt. Noch nicht..“ Sie sah nach vorn und suchte Ray, er hatte schon einen kleinen Vorsprung und würde nur mit Eile noch einzuholen sein. „Komm mit“ sagte sie zu Mäxchen, legte ihm die Hand auf die Schulter und schob ihn so schnell den Pfad bergab, vorbei an Fargas, Ramac und dem Namenlosen, dann an Regina und Berth. Da waren sie nahe genug, dass die Magierin rufen konnte. „Ray“ rief sie ihm hinterher, und dann noch ein zweites Mal, als er sie nicht zu hören schien. Erst, als er vor der Tür ihrer Gastgeber stand, drehte er sich fast schon widerwillig um und sah ihnen entgegen. Etwas außer Atem schlossen Mäxchen und Renata zu ihm und Lina auf, der Rest der Gruppe folgten etwas langsamer.
    „Ray“ Renata hatte immer noch die Hand auf Mäxchens Schulter, zog mit der anderen jetzt das Buchbündel aus seinen Armen und reichte es Ray „dieses Buch hat etwas Geheimnisvolles, eine Macht, die wir wohl besser erkunden, bevor wir es in ein Haus oder in die Nähe von anderen Menschen tragen“.



    Mäxchen26.09.2004, 16:23
    Die Schwere wich aus seinen Armen. Seine Muskeln schlappten ab, die Konzentration wich. Selbst die schwarze Macht, die Neugier, entfernte sich und nun befand sich das Buch in den Händen Ray's. Mit einem Lächeln schritt er durch die Tür, Lina an seiner Seite. Noch immer drückte der Arm Renata's auf seinen Schultern, drückte auf die Schulterblätter hinab. Der junge Spielmann sah zu der Heilerin empor, lächelnd. "Danke Renata. Hättet ihr nicht das Buch entwendet, dann wäre ich meiner Neugier verfallen und hätte schon wieder ein Versprechen gebrochen." Wäre die Kälte nicht, die alles Wasser erfrieren lies, dann hätte man in den Augen des Jungen eine Träne gesehen. Eine Träne, die nicht Trauer beschrieb, sondern Freude, Vertrauen und Geborgenheit. Die anderen schloßen auf. Ihre schwarzen Mäntel schloßen sich von dem Weiß des Schnee's ab. Mit schnellen Schritten, kamen sie näher, ihre Gesichter zerten von Müdigkeit, ihr Augen verzierten das kleine Haus, das Wärme und Wohl versprach. Noch immer befand sich Mäxchen in der Umarmung Renata's. Seine Hände umfassten, den vom Stoff der Robe umgeben, Arm und behutsam zog der Lehrling ihn über seinen Kopf weg. "Habt dank." Der Rest schloß auf. Berth nahm seine geschulterte Hacke und lehnte sie gegen den Gartenzaun, der mittlerweile vom Weiß geziert war. Seine Schritte zogen zur Tür des Hauses. Er drückte sie soweit auf, dass alle hätten hindurchschreiten können, sein Blick fixierte die Gefährten. "Kommt rein und sprecht mal mit mir. Das Schweigen macht einen ja krank."



    Ray27.09.2004, 00:41
    „Du hast Recht, Berth. Sieh dir doch mit uns dieses Buch an, für das wir fast draufgegangen wären. Danke für die Rettung überigens“, antwortete Ray. „Ach, nicht der Rede wert“, erwiderte Berth. „Kommt lieber rein, Mutter war schon beim Aufkochen, als ich aufgebrochen bin. Sie hat sicher schon gedeckt.“ Die Stube war angenehm warm. Sibylles Mann hatte den alten Holzofen kräftig eingeheizt und einige Kerzen auf den Tisch gestellt, an deren Flamme sie sich jetzt die Finger wärmten. Als sich auch der letzte gesetzt hatte, hielt Ray es für angebracht, sich noch etwas von der Seele zu reden. „Verzeit mir, dass ich euch unnötig in Gefahr gebracht habe. Regina hatte Recht, das ist meine Sache. Ich danke euch, dass ihr trotzdem weiter zu mir haltet. Und Regina, verzeih bitte auch du mir. Ich habe dich verletzt - das wollte ich nicht“, sagte er lächelnd. Einige lächelten zurück. Der Schwarzmagier fühlte eine innere Verbundenheit zu ihnen. Er fühlte sich wieder in der Gruppe wohl. „Genug der langen Rede!“, warf Sibylle freundlich ein. „Stärkt euch erst mal.“ Und gleich darauf hatte jeder einen dampfenden Teller leckerer Suppe vor sich stehen. Mit jedem Löffel wärmte sich Rays Körper bis in die Zehenspitzen. „Sagt, Sibylle, wie geht es eigentlich Berths Großmutter?“, fragte Ray. Sibylle schwie kurz. „Ihr geht es immer noch nicht besser. Darion, der Medicus, war bei ihr, doch auch er konnte nicht mehr als Renata tun“, antwortete sie dann schwermütig. „Sie wird schon wieder“, munterte Ray sie auf. Sibylle lächelte ihm dankbar zu.
    Nachdem die Familie das Geschirr abgetragen hatte, und Heinz den Ofen noch einmal angefeurt hatte, holte Ray das Sinistarium hervor. Eine seltsame Kälte ging von dem Buch aus, die aber nicht körperlicher Natur war. Ein wenig Staub wirbelte auf, als Ray die ersten Seiten überblätterte, die nur den Titel wiederholten und diverse Autoren erwähnten, deren Werke hierin gesammelt waren. „Dies scheint eine Art Kompendium dunklen Wissens zu sein“, vermutete Renata. Ray blätterte das Inhaltsverzeichnis auf, das in der Sprache der Gelehrten abgefasst war. Glücklicherweise vermochte er sich auf manche Einträge einen Reim zu machen. Eine Sekunde, bevor Renatas Finger auf das Kapitel tippte, hatte auch er es gesehen. „Historia Oppidae Sine Nomine”, stand da geschrieben. „...und wieviele Dörfer ohne Namen kennen wir?“, stellte Ray die akademische Frage. Niemand sagte etwas. Gespannt beugten sie sich über die Seiten. Ray begann zu blättern. Während er die enstsprechende Seitenzahl suchte, fiel sein Blick auf ein Kapitel, das seltsame Bilder zierte. Auf den Bildern waren Leichen zu sehen, um die Magier in Pentagrammformation standen. Auf den folgenden Bildern die frühere Leiche anscheinend bei bester Gesundheit. „Das sind Riten der Totenbeschwörung!“, stieß Renata hervor. „Aber sieh doch, die Leiche gleicht danach einem Zombie überhaupt nicht! Diese Riten müssen dazu dienen, Beliar die bereits gewonnene Beute zur Gänze wieder zu entreißen“, meinte Ray. „Das geht doch nicht, oder?“, warf jemand ein. „Ich weiß nicht. Sehen wir weiter. Gleich kommt das Kapitel um das Dorf“, antwortete Ray. Er blätterte die richtige Seite auf. Man sah eine Doppelseite, die mit einer Karte des Dorfes geschmückt war. Oben links prangte der Titel des Kapitels. „Bei Beliar! Seht doch!“
    http://renaimweb.privat.t-online.de/...s/musikpic.jpg (http://members.aon.at/mooswinkl/drohend.mid)
    Ray erkannte das Dorf sogleich wieder. Die Karte ähnelte schon fast einem Gemälde. Die Lage im Tal, die Klamm, der Wald unter der versteckten Höhle: Alles glich dem wirklichen Ebenbild bis aufs Haar. Doch Ray sah wie gebannt auf einen Punkt. Wo das Kloster nämlich stehen müsste, sah man einen zyklopischen, schwarzen Turm. Er ragte bis in die Wolken und seine spitzen Zinnen fletschten nach dem Himmel. Es schien, als krieche eine wabbernde Finsternis von dem Gebilde auf das Dorf zu. „Der Schwarze Turm... Die Tore schließen...“, murmelte Ray. „Ich verstehe langsam.“ Fast schon gewaltsam musste er sich von dem Anblick losreißen. Auf der nächsten Seite war ein etwas längerer Text zu lesen. Ray überflog diesen nur, um es den anderen gleich zusammenfassen zu können. Noch während er las, sah er immer finsterer drein. Dann erzählte er. „Finstere Dinge stehen hier geschrieben. Dieses Dorf scheint immer wieder von Katastrophen heimgesucht worden zu sein. All jene haben eins gemeinsam: Sinnlose Gewalt ist unter den Bewohnern ausgebrochen, Nachbarn schlugen sich die Schädel ein. Brände brachen manchmal gar aus. Und jedem dieser Vorfälle ging ein besonders früher und harter Winter voran.“ „Die Katastrophe von vor 30 Jahren!“, flüsterte Fargas. Ray verstand. Die Geschichte konnte gerade dabei sein, sich zu wiederholen. Der frühe Winter war schon da. Und die Leute auf der Straße reagierten mürrisch und aggressiv. Das Kloster strahlte den Hauch der Düsternis aus. „Ja, es beginnt“, sagte Regina. Ray sah sie an. Diesmal verstand er sie. Es begann, sich zu wiederholen. Mächte der Finsternis waren dabei, dieses Tal einzuhüllen. Doch Ray fiel etwas ein: „Wovor fürchten wir uns eigentlich? Wir sind Schwarzmagier. Vertreter der Finsternis.“ „Ja, das ist richig“, erwiderte Regina. „Aber die Mächte, die hier am Spiel sind, haben Schlimmeres vor, als nur Beliar zu dienen oder dessen Magie anzuwenden, wie ihr es tut. Lies weiter, hier irgendwo muss es sein...“ Ray blätterte weiter. Halt, was war denn das? Das Buch hatte hier deutlich Eselsohren, vom vielen Umblättern. Zweifellos eine Stelle, die Anhires sehr intensiv gelesen hatte. Und Ray las laut vor...
    „...und der Schwarze Lord Tenebor begann seinen Feldzug der Finsternis. Wo auch immer er hinkam, verwandelte er Leben in Tod, hüllte alles in Finsternis. Sein Ziel war es nicht etwa, Beliar zu dienen, geschweige denn Innos oder Adanos. Er folgte seinem eigenen Ruf - dem Ruf der Dunkelheit. Durch verderbte Magie, die keiner Gottheit diente und diesen ein Dorn im Auge war, schuf er ein eigenes Reich der Schrecken, wo immerwährende Nacht herrschte und alles nach Tenebors Willen geschah. Der Legende nach herrschte er von dem Ort ohne Namen aus, der bis heute aus welchen Gründen auch immer unbenannt geblieben ist von seinem Turm aus. Doch einst sollte auch die Zeit kommen, da er verendete. Ein kühner Recke, der eine Rebellion der Bauersleut anführte, bannte den Schwarzen Lord mithilfe des Gürtels, den er in der Gelehrtensprache Cingulum Noctuae nannte. Tenebor wurde hingerichtet und sein Körper den Raben zum Fraß vorgeworfen. Das Reich der Schrecken verendete. Jedoch gehen finstere Geschichten um, nach denen sein Leichnam von einigen Anhängern geborgen wurde und mit einem Fluch versehen wurde, auf dass er nicht verfalle. So könne Lord Tenebor eines Tages wieder erscheinen, und die Finsternis zurückbringen. Es heißt, er müsse des Winters wieder ins Land der Lebenden geholt werden. Ohne Seele wird er umherziehen und sein Reich wieder aufbauen...”
    Ray hatte genug gelesen. Von Grauen erfüllt klappte er das Buch zu und verpackte es schnell in dem Beutel. „Ich denke, es ist mehr als klar, was hier vor sich geht, oder?“, fragter er. „Anhires ist einer jener Wahnsinnigen, die es anscheinend immer wieder versuchen, Tenebor auf diese Welt zurück zu holen. Vor 30 Jahren geschah es das letzte Mal. Da konnte es Berths Großmutter verhindern, nehme ich an. Wahrscheinlich wusste sie nicht um Tenebor, aber es muss für sie Grund genug gewesen sein, zu verhindern, dass sich hier alle an die Gurgel gehen - was wohl ein Zeichen dafür ist, dass das Reich des Tenebor nahe ist.“ „Und was bitte willst du tun?“, fragte ihn der Namenlose. „Na, ihn aufhalten, was sonst?!“, erwiderte Ray etwas bissig. Der Schweigsame sah ihn mit dem verbliebenen Auge mitleidig an. „Pah! Wieder eins deiner Phantome! Ich habe genug. Morgen werde ich gehen. Seht doch, wie ihr ohne mich auskommt!“, fluchte er. Er verließ das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Ray sah sich schweigsam um. „Und ihr?“, wandte er sich an die Runde.



    Regina28.09.2004, 12:58
    Endlich entwickelte es sich, wie es sollte. Ray hatte lange genug gebraucht. Doch nun war Regina zufrieden. Sie war mit ihrer Aufgabe um einiges weitergekommen. „Ich werde natürlich bleiben und dich unterstützen“, sagte sie lächelnd zu Ray. Dieser lächelte dankbar zurück. Jetzt war es wichtig, dass seine Begleiter nicht einer nach dem andern gingen - wo er sie vorher hätte zuhause lassen müssen, würde Ray sie nun umso mehr brauchen. Das fühlte Regina. Der schweigsame Mann schien da besonders gefährdet. Doch kommt Zeit, kommt Rat. „Ich bin müde“, verkündete die junge Frau und gähnte herzhaft. „Regina hat Recht. Wir hatten einen anstrengenden Tag - und seht, es wird ja schon hell!“, stimmte Ray zu. „Ab in die Heia, und zwar alle! Wir werden ausgeruht sein müssen, denke ich, wenn die, die mir weiter folgen wollen, was auch immer unternehmen um Anhires zu stoppen.“ Ein zustimmendes Murmeln und Gähnen war die Antwort.
    Der Schlafplatz war angenehm warm. Jemand hatte ein offenes Feuer entzündet, da das Lager natürlich keinen Ofen hatte. Regina kroch unter ihre Decke. Bald waren auch die anderen zu Bett gegangen. Noch eine ganze Zeit lang hörte Regina sie ihre Unterhaltungen fortsetzen, bevor einer nach dem andern verstummte und ins Reich der Träume abdriftete. Und irgendwann schlief auch sie ein.



    Ramac28.09.2004, 18:06
    Viel war passiert in den letzten Tagen. Erst das wandern durch düstere Gemäuer, dann Kämpfe gegen Untote Monster, dann lebendig begraben. Und jetzt das. Eine Katastrophe würde passieren, wenn es Lord Tenebor gelingen würde wieder aufzuerstehen. Denn nicht nur das Dorf würde untergehen, sondern vielleicht würde die Dunkelheit auf Khorinis fallen, und das wäre das Ende. Ramac schlief mit dem Gedanken Ray zu folgen ein und wachte auch damit wieder auf. Er zog sich an, die anderen schliefen noch. Er setzte sich mit dem Rücken an einen Balken und spielte mit seinem Dolch. Ja er würde Ray folgen. Überall hin. Selbst in den Tod, denn treulos wäre es, aufzugeben, wenn der Pfad der Dunkelheit beginnt. Doch niemand wusste was sie erwarten würde...



    Ray28.09.2004, 21:21
    Schon früh wurde Ray durch ein Knarren geweckt. Mühsam öffnete er die Augen, um die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Am andern Ende des Lagers schwang gerade die Tür zu und ein eisiger Hauch Kälte stob durch den Raum. Einen vagen Schatten konnte man gerade noch verschwinden sehen. Ray setzte sich aufrecht auf seine Matte. Fast alle waren sie noch da. Doch ein Bett war leer. Das des Namenlosen. „Er wird doch nicht... Oh, dieser Narr!“, fluchte Ray. Hatte dieser Mensch irgendeine Vorstellung, was passieren konnte, wenn er sich so ganz allein aufmachte, um nach Khorinis zurückzukehren? Bei diesen Wetterverhältnissen war es doch Wahnsinn, zu der Höhle aufzusteigen. Und das Dorf und seine Umgebung waren nicht mehr sicher. Schweigend raffte Ray sich auf und hüllte seine warme Robe fester um sich. Er zog die Tür auf und machte sich auf die Suche nach dem Namenlosen. Es war kalt. Ray zog sich die Kapuze über, um besser gegen die Kälte geschützt zu sein.
    Das Dorf lag tief in Schnee gehüllt vor ihm. Selbst in den Morgenstunden waren schon Menschen unterwegs. Jemand musste ihn doch gesehen haben. Er passierte den Laden und wollte gerade abbiegen, als er den Besitzer ausmachte. Offenbar gerade auf dem Weg zur Arbeit. „Guter Mann! Seid gegrüßt“, begann er. „Habt ihr zufällig einen Mann gesehn, in einen sehr dunklen Umhang gehüllt? Er muss da rauf in Richtung Berg sein...“ „Nein. Lasst mich jetzt in Ruhe, ich hab viel Arbeit vor mir“, wies ihn der Besitzer unwirsch ab. Ray runzelte die Stirn. Ja, es schien zu beginnen. Wenn der sonst so freundliche Ladenbesitzer so reagierte... Wie weit mochten die anderen Bewohner gehen? Ray fror entsetzlich. Seine Robe hielt ihn nicht warm genug. Aber vielleicht hatte der Laden etwas anzubieten, das ihn wärmte. Zögernd betrat er den Raum und wandte sich an den Besitzer. „Sagt, habt Ihr Handschuhe oder eine Kappe oder so etwas?“, fragte er. „Seht Euch doch selber um“, entgegnete der Verkäufer. Ray verbiss sich ein zynisches Kommentar. Wenn er das Buch richtig gedeutet hatte, konnte der andere Mann nämlich gar nichts für seine schlechte Laune. Nach einer Weile hatte er ein Paar schwarze Lederhandschuhe gefunden, die mit Wolle gefüttert waren. Er legte sie auf die Theke und bezahlte den Preis. Mürrisch warf der Verkäufer das Geld in die Schublade. „So, und jetzt verzieht Euch. Eure Schuhe sind ja ganz nass vom Schnee, wisst Ihr überhaupt, wie lang ich da putzen muss?!“, fuhr er ihn dann unvermittelt an. Das war Ray zu bunt. Er kehrte ihm sofort den Rücken und verließ das Geschäft ohne Gruß, jedoch nicht, ohne die Tür hinter sich zuzuknallen. Ja, es begann...
    „So schlechte Laune heute? Tjaja, Kunibert, sollten wir sein Mütchen nicht etwas kühlen?“ Ray fuhr herum. Hinter ihm, direkt vor dem Eingang zum Geschäft standen drei Kerle. Alle trugen sie einen schwarzen Brustpanzer, einen schwarzen Umhang, schwarze Hosen und schwarze Lederhandschuhe, wie die seinigen. Ray hätte schwören können, dass sie vorhin noch nicht da gewesen waren. Ein eisiger Schauer lief über seinen Rücken. Ungewollt erinnerten ihn die drei an die untoten Gammelritter Anhires'. Aber sie schienen aus Fleisch und Blut zu sein. Und sehr kräftig. „Du hast Recht, Wahnfried. Er könnte eine Abreibung vertragen. Vielleicht schnüffelt er dann nicht mehr so fleißig rum“, antwortete der andere. Herumschnüffeln! Meinten sie ihr Auftauchen in Anhires' Labor? Ray, red dir keinen Unsinn ein. Du hast keinen Beweis, dass sie zu ihm gehören..., versuchte Ray seine Gedanken zur Ruhe zu bringen. Doch es fühlte sich falsch an, was er dachte. „Was wollt ihr von mir?“, presste er an sie gewandt hervor. Ray konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte. Keine Antwort. Aber in völligen Einklang zogen die stämmigen Männer jeder eine Morgenstern hinter ihrem Umhang hervor. Und begannen, die tödliche Waffen in der Luft kreisen zu lassen. Wahnfried ließ seine Waffe dann auf ein Fass krachen, das neben dem Geschäft stand. Nach dem Aufprall war von dem Fass nicht mehr viel übrig. „Und das wird gleich mit dir passieren!“, drohte Wahnfried. „Was zum...? Verdammt!“, fluchte Ray. Die Gedanken des Schwarzmagiers überschlugen sich. Und eine umbezähmbare Angst machte sich in ihm breit. Er hatte gegen diese Männer keine Chance. Nicht allein. „Nichts wie weg!“, rief er aus und nahm seine Beine in die Hand. Der Schwarzmagier stürmte in eine kleine Gasse. Er konnte sich nicht entsinnen, je zuvor so schnell gerannt zu sein. Angst machte lange Beine. Das Ende der Gasse nahte. Jetzt musste er nur noch nach rechts oder links abbiegen, und sie würden ihn nie wiederfinden! Doch... „Bei Beliar!!!“, platzte es aus ihm heraus. Das konnte doch nicht sein! Am Ende der Gasse trat ihm rechts von der Querstraße eine schwarzgepanzerte Gestalt entgegen - der Kerl, der mit Kunibert angesprochen worden war! Wie war das möglich? Er war doch hinter ihm gewesen! Die ganze Szene wirkte unwirklich auf Ray. Nur seine Angst kam ihm echt vor. Ohne lange zu überlegen kehrte Ray um und lief zurück. Am Ende sind doch die anderen zwei...., überlegte er fieberhaft. Sie würden ihn mit ihren Morgensternen zermalmen! Ich muss... Ich muss über die Dächer! Es war die einzige Alternative, die ihm im Schock noch einfiel. Links vor ihm sah er ein niederiges Fachwerkhaus, an dessen Wand ein Holzstoß stand. Schnell!, spornte er sich an. Schweiß rann ihm trotz der Kälte von der Stirn. Doch es war der kalte Schweiß der Panik. Reiß dich zusammen!, dränger er sich. Als er das Haus erreicht hatte, tat er zwei große Sätze den Holzstoß hinauf. Ein jäher Schreck durchfuhr ihn, als der Holzstoß nachgab. Instinktiv sprang er hoch und griff nach der Dachkante. Nur knapp bekam er sie zu fassen. In Gedanken sprach er Azathot ein großes Lob für sein Schwerttraining aus. Seine Arme waren erheblich kräftiger geworden. So schaffte er es, sich auf das Dach zu ziehen, während unter ihm der Holzstoß endgültig nachgab und mit einem lauten Poltern auseinanderfiel. Keuchend blieb der Schwarzmagier eine Weile liegen. Er bemühte sich, die lähmende Angst niederzukämpfen. Er war knapp davongekommen. Erst jetzt bemerkte er, wie ihm die Lunge vom Atmen der kalten Winterluft heiß brannte. Schwer keuchend rappelte er sich auf und kletterte über den Dachgiebel auf die andere Seite des Daches. Sein Blick fiel auf die Straße unter ihm. Er bekam einen höllischen Schrecken. „Nein! Da sind sie wieder!“ Tatsächlich warteten auf der anderen Seite die drei Kerle. „Nun, Dante? Wollen wir ihm den Rest geben?“, fragte einer böse. Panisch sah Ray sich um. Er wusste, wenn er auf die andere Seite des Daches gehen würde, dann würden sie dort sein - wie auch immer das geschen konnte. Er konnte seine panischen Gedanken nicht zur Ruhe bringen. Er wusste nicht, was er tun sollte.
    Und dann kam die nächste böse Überraschung: Die dicke Schneedecke unter ihm gab nach! Die ganze Schneemasse, die auf dieser Seite des Daches lag, kam ins Rutschen. Ray versuchte, mit einem Hechtsprung auf die sichere Seite des Daches zu kommen. Doch es gelang ihm nur ein sauberer Bauchfleck auf die rutschende Schneedecke, die nun noch schneller nachgab. Mit einem panischen Aufschrei rutschte er samt Schnee das Dach hinunter. Vom Schreck gelähmt konnte der Schwarzmagier auch nichts weiter tun. Er stürzte mit den Beinen voran das Dach hinab. Der Sturz hätte noch glimpflich ausgehen können, doch er konnte der Wucht des Aufpralls nicht standhalten. Ray fiel rückwärts zu Boden und schlug sich den Hinterkopf hart an der gegenüberliegenden Hausmauer. Ein schwarzer Nebel drohte, ihn einzuhüllen. Doch die Angst hielt ihn wieder dazu an, aufzustehen. Schmerzend pochte sein Hinterkopf. Da ertönte ein leises Stöhnen. Ray sah verdutzt auf. Vor ihm lag der immense Schneehaufen, der mit ihm vom Dach heruntergekommen war. Darunter sah er einen Arm herausragen. Einen scharzgewandeten Arm. Eine tiefer Erleichterung durchflutete Ray. „Tja, Pech meine Herren. Ich empfehle mich“, feixte der Schwarzmagier.
    Gerade als er die Straße hinter sich ließ, ergriff ihn ein heftiges Schwindelgefühl. Wabbernde Schwärze drohte ihn zu umfangen. Er musste sich gegen die Wand eines Hauses lehnen, um nicht umzufallen. In diesem Zustand konnte er auf keinen Fall nach dem Namenlosen suchen. Torkelnd machte er sich auf den Rückweg. Der Weg zu Berths Haus erschien ihm länger als gewöhnlich. Und die Witterung verschlechterte sich. Ein leises Heulen zog durch die Gassen des Dorfes, als der Wind zunahm. Und die Sicht verschlechterte sich. Dunkle Wolken hingen über dem Gebrige und hüllten dessen Gipfel ein. Aus den Fenstern des Hauses der Familie Berths leuchtete angenehmes Kerzenlicht. Ray schaffte es gerade noch, die Tür zum Lager zu öffnen und hineinzutorkeln. „Der Schweigsame ist da draußen“, sagte er schwach. „Und drei schwarzgepanzerte Irre sind hinter mir her...“ Dann gab er der wohligen Dunkelheit endlich nach und brach auf einer der Matten zusammen.



    Fargas Ferrigan29.09.2004, 00:51
    "Um Beliars Willen! stieß Fargas hervor, als Ray lautstark die Tür des Lagers aufstieß und hineinstolperte. Was ist denn mit dir passiert? wollte er schon fragen, als Ray die ungestellte Frage schon beantwortete: „Der Schweigsame ist da draußen“, sagte er schwach. „Und drei schwarzgepanzerte Irre sind hinter mir her...“ Schnell und dennoch möglichst leise, denn es war immernoch recht früh am Morgen, sprang Fargas von seinem Nachtlager auf und stütze Ray, während der sich stöhnend niedersetzte. Schnell warf Fargas noch einen Blick nach draußen: Keine schwarzen Männer, aber auch kein Namenloser. Aber war das wirklich etwas Merkwürdiges? "Also ich kann da draußen beim besten Willen nichts außergewöhnliches erkennen. Aber jetzt erzähl doch erstmal was passiert ist." und Ray tat, wie ihm gehießen. Nach einer kurzen Ausführung der Geschehnisse, ließ sich Fargas das Gesagte nochmals durch den Kopf gehen. "Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Namenlose sich in diesen winterlichen Bedingungen auf den Heimweg gemacht hat. So wahnwitzig ist nicht einmal er. Was diese schwarzen Männer angeht, habe ich schon eher bedenken. In diesem verwunschenen Dorf wundert mich garnichts mehr." Fargas Blick huschte kurz zu dem in Leinen gewickelten Sinistarium und noch einmal hinaus ins Weiß des Schnees. "Am Besten gehen wir nicht mehr allein vor die Tür. Wer weiß, was sonst noch alles passiert! Umso dringender sollten wir den Namenlosen finden. Ich glaube einfach nicht, dass er das Tal verlassen hat. Aber du solltest dich erstmal etwas ausruhen." wand er sich wieder Ray zu. "Ansonsten wirst du..." Aber Ray war bereits weggetreten. Vermutlich war es das Beste in seinem Zustand. Wie lang er seinen Ausführungen wohl noch hatte folgen können? Aber sie mussten jetzt erstmal unbedingt den Namenlosen finden. Kurz sah er sich im Lager um und ging dann zielstrebig auf Lina zu und kniete sich vorsichtig an ihr Nachtlager. "Lina? Bist du wach?"



    Lina Suavis30.09.2004, 21:01
    Ruhig lag Lina auf einer der dünnen Matten, die ihnen als Schlafplatz zur Verfügung gestellt wurden. In der Nacht schien die Kälte sich unaufhaltsam auch in den kleinen Raum, der die Geführten aus dem Kastell beherbergte, ausgebreitet zu haben, was die junge Frau dazu brachte, sich enger in die Decke zu wickeln. Nahezu bewegungsunfähig, ging ein weiches, hell klingendes Geräusch von ihr aus, das das Geheimnis ihres Schlafes barg. Hörte man genau hin, waren sicher einige versteckte Worte darin enthalten, die gesäuselt ihren halb geöffneten Mund verließen. Offenbar lenkten die Laute jene wachenden Menschen, deren Zahl sich für den Moment auf einen einzigen beschränkte, auf die Schlafende.
    „Lina? Bist du wach?“, kämpften sich die Worte Fargas Ferrigans bis in Linas Unterbewusstsein vor, um dort in Form einer Kirchenglocke zu erklingen. Laut hallte der dunkle Ton der schweren Glocke über den Kirchplatz. Ihr Blick wandte sich nach oben. Ein leichtes Grau überlagerte das sonst so strahlende Hellblau des Himmels. Ein Ruf von hinten ereilte sie. „Lina?“ Sie drehte sich um. Der Kirchplatz schien in einem weißen Nebel zu verschwimmen, während gleichzeitig etwas den Himmel färbte. Alles wirkte unwirklich, von der Erde entfernt. Tatsächlich machte der Boden den Eindruck, als würde er sich langsam entfernen - Nein. Sie entfernte sich! Sie hob vom Boden ab, flog gen Himmel. „Der Namenlose ist verschwunden. Und Ray wurde auf der Suche nach ihm angegriffen“, erreichte sie nun der vollständige Wortschwall des Magiers. Langsam öffnete sie die Augen. Gerade war doch noch der Himmel…
    „Hallo Fargas…“, begrüßte Lina den in Schwarz Gehüllten. „Wir müssen ihn finden. Wer weiß, was sonst noch mit ihm geschieht.“, unterbrach ihr Freund sie wirsch. Vorsichtig richtete sich Lina auf. Im Hinterkopf weilten noch immer die Gedanken über das Bett im Kastell, aus dem zu fallen beinahe schon zum allmorgendlichen Ritual gehörte. „Ja. Ich komme mit!, antwortete sie schnell und entstieg der Matte, die wärmende Decke weiterhin um sich gehüllt. „Was ist mit…“ Ray, wollte sie sagen, doch Fargas winkte ab.



    Fargas Ferrigan30.09.2004, 22:41
    "Ray hats schwer erwischt." deutete Fargas auf den bewusslosen Schwarzmagier. "Schätze, wir sind vorerst auf uns allein gestellt." Fargas warf sich auch noch schnell eine Decke über, bevor die beiden hinaus in den Schnee stapften. Kalter Wind schlug ihnen entgegen und drang durch die Wolldecken bis auf die Haut. Fargas fröstelte es und Lina schien es auch nicht besser zu ergehen. Kurz warf er einen Blick in Richtung Dorf - Ray hatte noch hervorbringen können, dass er dort nach dem Namenlosen gesucht und gefragt hatte, aber ihm niemand Auskunft gebebn konnte...oder wollte. Es schien also relativ unwahrscheinlich, dass er in Richtung der Klosterruinen gegangen war, denn die lag in der Richtung des Dorfes. Vielleicht war er aber wirklich ein so geschickter Dieb, dass selbst dort ihn niemand bemerkt hat. Hatte Garrett am Ende seine Worte von gestern tatsächlich war gemacht und sich auf den Serpentinenweg aus dem Tal gemacht? Einen weiteren Windstoß später glitt sein Blick gen Himmel und er verfluchte den verfrühten Wintereinbruch - und es wurde ihm mit einem neuerlichen Windstoß gedankt. Ohne groß nachzudenken legte er den Arm um Lina, um sie - und nebenbei auch sich selbst - etwas zu wärmen. Kurz schreckte Lina zusammen, schenkte Fargas dann aber ein zartes Lächeln. "Am Besten suchen wir zuerst auf dem Weg nach Khorinis", begann Fargas "Oder was meinst du?" Ein knappes Lächeln von Lina und die Beiden stapften Arm in Arm durch den Schnee in Richtung Bergpass.



    Regina01.10.2004, 15:19
    Kapitel IV: Der Schwarze Turm

    Sie war die ganze Nacht aufgeblieben. Hatte nachgedacht. Ray sollte der sein, den zu unterstützen sie gesandt worden war? Er machte einen vorschnellen Eindruck auf Regina. Unvorbereitet mochte man sagen. Nein, bereit war er nicht. Noch nicht. Leise erhob sich die junge Frau und begab sich nach draußen, vor den Schuppen. Es war immer noch so erbärmlich kalt. Das Schneetreiben hatte kaum nachgelassen. Und der Himmel war noch immer wolkenverhangen. Graues Licht schien auf das Dorf. Die Stimmung war gedrückt, aggressiv. Der kleinste Tropfen konnte das Fass zum Überlaufen bringen. Ja, es beginnt. In diesem Augenblick. Ein Flügelschlagen riss sie aus ihren Gedanken. Da waren sie. Alle fünf Eulen, auch der Uhu Rays, waren gekommen. Saßen in einem Halbkreis vor ihr. Ihr spürt es auch, nicht wahr?, dachte Regina. Dann vernahm sie ein Knarren hinter ihr und einen dumpfen Schlag, als die Tür zum Lager ins Schloss fiel. „Regina, was tust du denn bei der Kälte hier draußen?“, hörte sie die Stimme des Schwarzmgiers hinter ihr. Langsam wandte die Angesprochene sich um. In seinem Blick las sie tausend Fragen. Er war gekommen, damit er sie um Rat fragen konnte. Doch sie durfte ihm nicht alles sagen. Nicht, solange er nicht alles wusste, nicht bereit war. Erst dann durfte sie ihm alles erklären. „Ich habe nachgedacht“, sagte sie daher nur. Eine kalter Wind heulte selbst hier durch die Straßen und die Kälte fraß sich unbarmherzig unter ihr leichtes, blaues Kleid. „Du zitterst ja furchtbar“, stellte Ray fest. „Wart eine Sekunde. Ich hole meine Ersatzrobe.“ Er ging in den Schuppen zurück, kam aber gleich darauf wieder. Ray trug eine schwarze Robe über seinem Arm. „Hier, zieh das über, sonst erkältest du dich noch.“ „Danke“, erwiderte sie knapp und streifte die warme Robe über. Kurz schwiegen beide, dann ergriff Ray das Wort. „Sag, Regina, wie soll es denn nun weitergehen? Ich habe das Buch gelesen, weiß, was uns bevorsteht. Doch ich habe keine Ahnung wie ich es stoppen soll. Und glaubst du, ich merke nicht, wie seltsam du dich verhältst? Weißt du, ich glaube, du wurdest geschickt, um mir zu helfen. Aber alles, was ich von dir höre, sind vage Aussagen, die mich kaum weiterbringen!“ Sie hatte Recht gehabt. Er war gekommen, um sie auszuhorchen. Eine Welle des Zorns überkam sie. Verstand er denn nicht? „Ich bin hier, um dir zu helfen, ja“, sagte sie hitzig. „Aber ich bin nicht hier, um deine Arbeit zu tun!“ Regina sah weg, um den anklagenden Blick Rays nicht ertragen zu müssen. Noch eine ganze Weile spürte sie seinen funkelnden Blick in ihrem Rücken. Dann kehrte er ihr den Rücken, verschwand im Schuppen und knallte die Tür hinter ihm zu.
    Resigniert sah Regina zu Boden. Er machte es ihr nicht leicht. Hätte er das dunkle Buch des Anhires genauer gelesen, hätte er verstanden. Und sie hatte ihn vielleicht gekränkt, ohne es zu wollen. Doch sie hatte es ihm einfach klipp und klar beibringen müssen. Es war ihr nicht erlaubt, ihm alles zu erzählen, wenn er noch nicht bereit war. Die Tür zum Lager flog wieder auf. Als sich die junge Frau umdrehte, sah sie nicht nur Ray im Türrahmen stehen, sondern auch die anderen, seine Begleiter. Zornfunkelnd sah Ray sie an und sagte mit brennendem Zorn in seiner Stimme: „Lina und Fargas sind los, um den einen, den Namenlosen zu suchen. Sie sind da draußen aber nicht sicher! Ich habe mir die Schwarzgepanzerten nicht eingebildet. Wenn du mir schon helfen sollst, so komm jetzt mit mir!“ Regina stolperte einen Schritt zurück, als hätte man sie geschlagen. So eine heftige Reaktion hatte sie bei ihm noch nie erlebt. Begann es auch bei ihm? Doch eines war sicher, er durfte nicht gehen! Sie würden ihn finden. „Aber Ray! Du kannst da nicht raus! Sie... Sie werden dich finden. Du bist nicht sicher, sie vielleicht schon“, versuchte sie ihn aufzuhalten. Doch Ray funkelte sie nur wütend an. „Dann bleib eben hier! Ich kann verzichten auf deine so genannte Hilfe!“, sprach er wutentbrannt. Regina stiegen Tränen des Zornes und der Verzweiflung in die Augen. Wie konnte er nur so blauäugig sein? Der Schwarzmagier wandte ihr den Rücken zu und ging davon in das Schneetreiben. Und seine Gefährten folgten ihm. „Oh, dann renn halt in dein Verderben!“, schrie Regina ihm nach. „Aber ich komme mit dir, ob du willst oder nicht! Vielleicht kann ich das Schlimmste verhindern!“ Und sie rannte ihnen hinterher. Die Eulen folgten ihr.



    Garrett01.10.2004, 19:49
    Schritt für Schritt kämpfte Garrett sich durch das eisige Treiben. Dabei wurde es für den Dieb immer schwieriger, in diesem Schneesturm überhaupt voranzukommen. Immer wieder schnaubte er verächtlich. Dieser Ray... Sollte er doch sterben... Garrett würde es vielleicht sogar gutheißen... Würde dieses Abenteuer dem Magier nicht den Garaus machen, würde vielleicht sogar er sich selbst die Hände schmutzig machen.... Ray mochte ein paar Freunde inb der Gruppe haben, vielleicht mochte auch die ganze Gruppe Ray vertrauen und hinte rihm stehen - Garrett tat es nicht. War er von Anfang auf dieser Reise skeptisch gewesen, so verwandelte sich diese Auffassung zu Wut und Hass. Schließlich war es gewesen, der ihn in die Katakomben geführt hatte und er war es gewesen, der sich unnötig in tödliche Gefahr brachte. Und das Beste war, das Garrett sich auch noch für ihn opferte! Zähneknirschend dachte er an seine Kamikaze-Aktion in den Katakomben, bei der er Anhiresmit einen Holzpfahl über den Schädel zog - woraufhin Anhires mit einem seltsamen Gebräu Garretts rechtes Auge auflöste. Und nicht einmal dass wusste Ray zu schätzen. Kein Danke, kein einziges Wort, kein nichts!
    "Soll Beliar sich deiner erbärmlichen Seele gnädig erweisen!" murmelte er leise fluchend.
    Dann wendete er seinen Blick nach rechts, über die Klippe des berges. Tief unter ihm lag das schneeweiße Tal und das zugeschneite Dorf. Dieses war von allen Seoten vollkommen vom Schnee eingeschlossen. Nur gut dass der Weg nach Khorinis in einer anderen Richtung lag... Sein Blick strich weiter über die Landschaft, hinüber zum Kloster. Üble Erinenrungen... Garrett blinzelte - und zuckte zusammen. Es war ihm, als rage anstelle des Klosters ein gigantischer, schwarzer Turm in den Himmel. Wieder blinzelte Garrett. Als er die Augen wieder öffnete, war die Vision verschwunden. Aber das abgebrannte Kloster strahlte noch immer einen dunklen Hauch aus. Selbst hier.
    So in Gedanken versunken, bemerkte Garrett den Schatten nicht, der sich von hinten näherte.



    Renata02.10.2004, 05:10
    Ein eisiger Wind trieb die winzigen Schneeflocken den Wanderern, die sich so gut es eben ging gegen diesen Wind stemmten, ins Gesicht. Was für ein Unterschied zu dem milden Spätsommertag, bei dem sie doch erst vor wenigen Tagen vom Kastell aus aufgebrochen waren. Seitdem schwand die Gruppe. Der schweigsame ohne Namen war über Nacht fort gegangen. Auch Lina und Fargas hatten den Schlafsaal schon am frühen Morgen verlassen und wurden seitdem nicht mehr gesehen. Die verbleibenden vier Gefährten bogen grade in die Strasse ein, in der, wie sich Renata erinnerte, der kleine Laden des alten Händlers lag, als Regina heran getrabt kam und sich schweigend in die Gruppe einreihte. Sie hatte sich kurz vor ihrem Abmarsch noch mit Ray gezankt; trotz des Schnees war an der steilen Stirnfalte und an dem trotzig vorgestreckten Kinn abzulesen, dass ihr Zorn noch nicht verraucht war.
    Die Magierin hatte keine Gelegenheit, Regina anzusprechen, wütende und vor allem laute Stimmen nicht weit vor ihnen zogen die Aufmerksamkeit aller auf sich. Vor dem Krämerladen hatte sich eine offenbar zornige Meute von Dorfbewohnern zusammengerottet, die gerade hitzig aufeinander einredeten. Speziell auf einen oder zwei, die sie umringt hatten und die in diesem Kreis aus Menschen nicht nur beschimpft sondern auch ruppig herum geschubst wurden. Zwei Köpfe glaubte Renata im Ring zu erkennen. Es wäre ein Leichtes gewesen, sich in ausreichendem Abstand an dieser Gruppe vorbei zu stehlen, wäre zwischen den unverständlichen Beschimpfungen nicht auch so etwas wie „verdammte Fremde“ zu hören gewesen. Jetzt waren sie auch nahe genug, um zu erkennen, wer dort hin und her gestoßen wurde. „Lina“ rief Ramac als Erster. Ja das war sie. Und in dem anderen hatte Renata schon Fargas erkannt.
    Nach Ramacs Ruf hatten sich alle Köpfe überrascht der Gruppe zugewandt, der Ring hatte sich geöffnet. Gelegenheit zur Flucht für Fargas und Lina, die sich schnell zu ihren Gefährten drängten. Mit dem Auftauchen der Fünf hatte sich eine Art Patt ergeben, obwohl die Dörfler in der Überzahl waren. Schweigend starrten sich die beiden Parteien an, vorsichtig abwartend die Einen, aggressiv die Anderen. Einer der Dorfbewohner spuckte dann unvermittelt dem vorne stehenden Ray vor die Füße, ein zweiter schrie „verschwindet, wir wollen Euch hier nicht“.

    Ray nickte langsam. „Geordneter Rückzug“ raunte er über die Schulter den hinter ihm sehenden zu, Regina tat ein Weiteres und zog Mäxchen und Renata an den Ärmeln ihrer Kleidung rückwärts. „Nun macht schon…“ trieb sie die anderen an. Die aggressiven Dorfbewohner folgten der sich eilig in Richtung Dorfausgang zurückziehenden Gruppe. Plötzlich ein kurzer Aufschrei von Ramac, der sich nach ihren Verfolgern umgesehen hatte. Ein Schneeball, so fest zusammen gepresst, das er fast schon festes Eis war, war nach ihm geworfen worden und hatte in an der Stirn getroffen. Die Wucht des Wurfs ließ ihn kurz taumeln, für alle anderen das Signal, ihren Schritt noch einmal zu beschleunigen. Kurz darauf ging ein ganzer Hagel dieser eisigen Geschosse auf die Gruppe nieder, traf sie schmerzhaft an Schultern, Kopf und Rücken. Das war keine scherzhafte Schneeballschlacht, diese eisigen Klumpen war nur geworfen zu dem Zweck, zu verletzten, fühlten sich doch einige der Treffer an, als hätten die Eisballen ein steinernes Innenleben gehabt.
    Fast liefen sie schon, doch die Dörfler folgten ihnen immer noch. Irgendwie mussten sie ihre Verfolger doch abschütteln können. Renata sah sich im Vorwärtseilen um. Ein paar Häuser trennten sie noch vom Ende des Dorfes. Dicke Kissen aus Schnee zierten die Dachschrägen der nah beieinander stehenden Behausungen. Die Magierin hatte eine Idee. Eine Schattenflamme zerstob erst den Schnee auf dem Dach links von ihnen, dann schnitt eine zweite einen geraden Pfad in die wie Schaum wirkende Schneedecke des Daches auf der rechten Seite. In beiden Fällen trat der gewünschte Effekt ein und der Schnee, geschoben und gezogen von seinem eigenen Gewicht, rutschte erst quälend langsam und dann immer schneller die Dachschrägen hinab, bis er sich als Lawinen von beiden Seiten auf und in die Straße zwischen den zwei Häusern ergoss und zu einem kleinen Gebirge aus Schnee anhäufte. So waren die beiden Gruppen getrennt, wie Renata erleichtert feststellte, und ihnen ein kleiner Vorsprung verschafft, den sie ausnutzen sollten. Laufend erreichten sie den Ortsausgang, dann liefen sie ein Stück den Serpentinenpfad hinauf, der sie zu der Höhlenpassage führen würde. Als sie sich umsahen merkten sie, dass ihre Verfolger aufgegeben hatten.



    Ray03.10.2004, 19:55
    „Schnell jetzt!“, drängte Ray. „Wir müssen den Namenlosen sobald als möglich finden, die Meute hat uns im Moment aufgegeben. Aber wir sind nicht sicher! Fargas, Lina, was ist denn da vor sich gegangen?“ Fargas überlegte kurz. Dann meinte er: „Es ist alles so schnell gegangen. Wir sind bei dem Geschäft vorbeigekommen. Der Besitzer hat fürchterlich getobt und auf ein paar Nachbarn eingeredet. Man hätte ihm etwas gestohlen. Und dann... Hat er gesagt, seit diese Fremden da sind, passieren komische Dinge.“ Ungläubig schüttelte Ray den Kopf. Die spinnen doch langsam alle, dachte er. Fargas fuhr fort. „Hat auf uns gezeigt und uns beschimpft. Das konnte ich mir doch nicht bieten lassen! Ich bin auf ihn zu und habe mir gesagt, dass er mich nicht so anzureden hätte. Aber die andern waren auf seiner Seite. Ray, sie waren drauf und dran, uns zu verprügeln, wärt ihr nicht gekommen und hättet sie abgelenkt... Ich darf nicht daran denken, was hätte passieren können.“ Ray hielt es für angebracht, zu schweigen. Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen.
    Während sie den Hang emporstiegen, bemerkte schließlich auch Ray, dass Regina ihnen gefolgt war. Für einen Moment war er versucht, den Streit fortzusetzen. Doch eigentlich war er ihr dankbar. Sie hielt immer noch zu ihm, trotz allem. Ein angenehmes Gefühl von Wärme durchflutete ihn bei dem Gedanken, dass alle, die ihn begleiteten zu ihm hielten. Vielleicht hielten sie ihn immer noch für verrückt, aber allein dass sie hier waren, zählte. Ray ließ sich zurückfallen und gesellte sich zu der schweigsamen Regina. Einen kurzen Augenblick sah sie ihn teils traurig, teils abschätzig an. „Regina... Es tut mir leid, ich habe... Ich habe dich wieder verletzt und wollte es nicht“, versuchte er, auf sie einzureden. Lange blieb sie still. „Vielleicht solltest du mehr wissen. Aber du musst verstehen, dass ich dir nicht alles sagen darf. Wenn du soweit bist, werde ich es dir sagen... Und ich verzeihe dir“, fügte sie hinzu. Ray strahlte. Es tat ihm wohl, dass die Harmonie wiederhergestellt war. Warum ihm das so wichtig war, vermochte er nicht zu sagen.
    Das triste grau des Himmels war etwas klarer geworden, je weiter sie sich dem Dorf entfernten. Und sah Ray die Höhle endlich. Doch wo war der Schweigsame? Er würde doch wohl nicht so weit gekommen sein... Der Aufstieg im Schnee zu dem Eingang der Grotte wäre beschwerlich gewesen, beinahe unmöglich. Und keine Fußspuren führten da hoch. Aber möglicherweise hat es bereits darüber geschneit, dachte der Schwarzmagus. „Kommt.“ Ray ging einige Schritte den Hang empor - doch dann... Er hielt an. Entsetzt und erstaunt wandte er sich zu den anderen um. Wieder versuchte er, einen Schritt zu tun, doch es gelang ihm nicht. Ray konnte nicht weitergehen. Es war nicht so, als wäre eine magische Barriere in seinem Weg. Auch nicht so, als hielte ihn etwas zurück. Er konnte einfach nicht weitergehen, ohne einen plausiblen Grund nennen zu können. Inzwischen waren auch die anderen neben ihn getreten. „Das... das ist das Unheimlichste, das mir je passiert ist“, flüsterte jemand. Nachdenklich sah Ray zurück ins Tal. Und auch er sah ihn. Ein monströser, schwarzer Turm schien dort zu stehen, wo das Kloster sein müsste. Doch gleich darauf war das Bild auch ihm verschwunden. „Seht doch! Der schwarze Turm! Solange seine Tore geöffnet sind, können wir das Tal nicht verlassen“, sprach nun Regina mit eindeutiger Furch in ihrer Stimme. Also sah auch sie es. „Was tun wir jetzt?“, fragte Ramac, der Ray gegenüberstand. Ray wollte etwas sagen, doch da sprang Ramac auf ihn zu und riss ihn zu Boden.
    Eine Kugel, mit Stacheln besetzt, sirrte gerade dort durch die Luft, wo eben noch Rays Kopf gewesen war. Und ein schwarzer Reiter galoppierte an ihnen vorbei. Schnaubend wandte der Hengst, als der Angreifer vehement an den Zügeln riss. Und Ray erkannte sein Gesicht. „Das ist einer dieser Verrückten! Bringt euch in Sicherheit!!!“, brüllte er, als der Mann ein zweites Mal an ihm vorbeiritt und den Morgenstern gen die Gruppe schmetterte. Ray zog Naryar aus der Scheide und bereitete sich auf den Kampf vor. Einen Kampf, in dem er eindeutig den Kürzeren ziehen würde. Doch es war ihm egal. Während der Reiter, den er nun als Wahnfried erkannte, wieder heranritt, rief er den anderen zu: „Gleich, was mit mir passiert, nehmt Regina, geht ins Tal und tut was sie euch sagt! Ihr müsst den Schwarzen Lord und Anhires aufhalten!“



    Ramac03.10.2004, 20:19
    "Nein, ich bleibe bei dir. Das tun wir alle!" schrie Ramac und rollte sich weg. Dann stand er auf und rief den anderen zu. "Weicht ihm aus solange ihr könnt!" Dann sprang er zur Seite, landete schmerzhaft und zog seinen Dolch. Dann lief er geduckt und den Mantel um sich durch den Schnee. Der Mann war stehengeblieben, vor ihm waren die anderen und er sah Ramac nicht. Er wirbelte mit dem Morgenstern, und wartete darauf, sie genüsslich zu verschmettern. Aber dazu würde es nicht kommen. Ramac lief einen langen Bogen um den Mann und seine Füße sanken tief in den Schnee. Doch schließlich hatte er es geschafft. Nun schlich er leise von hinten an, was nicht schwer fiel das die Schneedecke jegliches geräusch aufnahm. Er atmete tief ein und schritt den letzten Schritt vor. Doch in diesem Moment wendete sich das Pferd und der Reiter schwang den Morgenstern. Ramac sprang sofort nach vorne, wurde von der schweren Kugel getroffen, und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Schulter. Dennoch erreichte er das Pferde und schnitt mit zwei Schlägen die Sehnen des Pferdes auf. Dieses bäumte sich auf und fiel mitsamt Reiter um. Ramac rannte zu den andern, und sein Arm hängte nun schlaff an seinem Leib herunter. Den Dolch nun voll Hengstblut hatte er in der rechten. Der Reiter rappelte sich auf, doch Ramac ging in den Hintergrund. Nun griff sowohl Renata, als auch Ray an. Fargas ging mit einer Fackel ins Getümmel. Gerade als der Lehrling dachte das sie den Ritter bezwingen würden, erschienen drei Gestalten aus dem Schneetreiben. Zwei weitere Ritter und ein Mann, verhüllt, gebeugt und von den anderen gestoßen: Garret. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt und die beiden anderen gingen ins Gefecht. Niemand konnte ihnen standhalten. "Lina! Hier nimm das hier und wirf auf die Reiter! Und halte dich zur Flucht bereit." sprach Ramac und gab Lina mehrere Steine. "Lenk sie ab." sprach er und stapfte davon. An einer geschützten Stelle wartete er bis Lina den ersten Stein warf. Ein Pong! ertönte und die beiden sahen auf Lina. Schnell rannte Ramac nach vorne, war hinter Garret angekommen, der nun zwar Wächterlos aber schwach und elend beieinander war. Schnell schnitt er die Stricke durch, stützte ihn und brachte sich und ihn sogut es ging zurück. Gerade als die Ritter Lina erreichten, stieß er einen Schrei aus. "RÜCKZUG! ZURÜCK!" schrie er und lief mit Garret vorraus...



    Mäxchen03.10.2004, 21:14
    Rückzug? Rückzug, kam das von zurückziehen? Von Flucht? Die krampfhaft verrenkten Pupillen verfolgten die Gestalten Ramac und Garrett. Immer weiter liefen sie den Hang hinab. Wohin sollten sie fliehen? Sie mussten zu Berth's Großmutter, ihr Versprechen. "Wartet! Ihr könnt doch nicht..." Sie hielten nicht an. Die Stimme des jungen Barden erreichten nie die Gehöre der beiden. Einholen? Hoffentlich würden sie von selbst zum Haus rennen. Ihr Gehirn ist vernebelt, sie denken nicht klar, die Angst und die Überraschung, der Kampfesrausch, ja, sie konnten nicht klar denken. Oder denkst du nicht klar? Es war schon zu spät. Seine kleinen Füße liesen sich nicht mehr stoppen und so stolperte der Lehrling den Weg hinab, dem Dorf entgegen. Immer wieder wirbelte seine schnellen Schritte Schnee auf, lies die Steine, den sandigen Pfad darunter erscheinen. "Mäxchen! Stopp!" Der Blick Mäxchen's wurde herum gerissen und nun sah er in das Gesicht Lina's. Ihre Finger gruben sich in seine Schultern. "Wir müssen sie einholen. Ramac und Garrett. Sie laufen in ihr Verderben. Wir müssen woanders hin fliehen." War das Angst in ihren Augen? Über ihre Schultern konnte er die andern sehen. Auch sie lösten sich aus dem Kampf und fingen an, den Berg hinab zu laufen. Doch es war keine Zeit mehr zu warten. "Lass mich hier nicht allein."
    Zwei Fußpaare liefen den zugeschneiten Pfad hinunter, hinunter zum Dorf, auf der Suche nach zwei Gefährten, um sie über das Versprechen zu informieren, auf der Suche nach ihrer Flucht. Sie erreichten die ersten Häuser, abgegrenzt durch die beschneiten Zäune. Wieso waren sie nur so schnell gewesen? Wieso konnten die beiden nicht auf den Rest der Gefährten warten? Mäxchen war sauer auf Ramac und Garrett, besonders auf ihre gefährliche Dummheit. Was sollte das? Und wieso war er jetzt so negativ? Lag es vielleicht an diesem Ort? War das vielleicht der 'Fluch des Winters'? Ignorier diese sinnfreien Anschuldigungen. Du musst die beiden finden, sie über das Versprechen informieren. "Ob es die anderen vor der Höhle schaffen werden?" Lina fielen einige Haarsträhnen ins Gesicht. Vom langen Lauf war ihr sonst ja auch nie sortieres Haar jetzt in einem noch wilderem Chaos zerfallen, Haarspangen hingen platzlos umher, nur noch an von vereinzelten Stränchen gehalten. "Ja, ich habe sie kurzzeitig gesehen." Mäxchen war abgelenkt. Seine Nase hatte einen fremden Geruch bemerkt. Verbrannt. Es roch verbrannt. Nicht so, wie es eine unbeaufsichtige Scavengerkeule auf einer bratenden Pfanne getan hätte, nein, Holz brannte. "Aber riechst du das?" Lina's Nasenflügel weiteten sich. Anhand ihres sich auftuenden Brustkorbes konnte man erraten, das sie tief einatmete. Ohne ein Wort zu sagen, liefen sie weiter in das Dorf hinein. Unwilkürlich musste Mäxchen an ein Bild denken. Es hatte ein großes Maul abgebildet, in das sündene Menschen von Dämonen hineingeworfen wurden. Genau wie so ein Mensch fühlte er sich, als er tiefer in das Herz des namenlosen Dorfes lief. Die ersten Rauchschwaden konnten sie am Himmel entdecken. Schweiß, Blut, brennendes Holz, viele Gerüche konnte man in nur einen einzigen Augenblick einfangen. Lina stolperte. Ihr Körper glitt durch die Luft, angesogen von der Schwerkraft, den Boden entgegen, bis sie aufschlug. Ihr Gesicht viel im Schlamm, nun waren ihre zerstreuten Haare nicht nur mehr geordnet sondern auch verdreckt vom Schmutz, der herbeigeführt war vom tauendem Schnee. Mäxchen reichte ihr die Hand. "Lina, schnell!" Sie antwortete nicht. Ihr Blick war nur gebannt auf das gerichtet, was hinter ihr lag, über WAS sie gestolpert war. Eine große Wunde klaffte in seiner Schädeldecke. Daneben lag ein Zaunpfahl, groß genug, um damit ein Reh hätte erschlagen zu können. Er war tot, man sah es in seinen kalten Augen. "Lina." Mäxchen's Fingerspitzen umfasten die kalte Hand des Mädchen's. "Dort sind ja die, denen ich zu verdanken habe, dass mein Laden brennt. Wolltet ihr nicht Feuerholz? Nun könnt ihr soviel davon haben, wie wir wollen!" Mäxchen's Hand schnellte wieder zürück. Der Ladenbesitzer deutete mit einem Stück Holz auf sie, der Stumpf war gen Ende hin zersplittert. Selbst auf dieser Entfernung sah man Schlamm und Blut davon hinab tropfen. Die Meute dahinter hörte auf zu kämpfen. "Ja und? Wir haben genug Sündenböcke. Sorgen wir lieber dafür, dass dein scheiß Feuer nicht auf mein Haus übergreift!" Vergeblich schüttete er einen Eimer voll Wasser in die immer größer werdenden Flammen, die das Wasser nur als weitere Nahrung sahen. Nur kurz wichen sie vom Nass zurück, um dann mit noch mehr Kraft zurückzuzüngeln. "Wirklich? Dann fang wir doch bei dir schonmal an!" Ein anderer zog einen Spaten, der tief in die Erde gerammt war. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als sich das Eisen über die Knochen des Kopfes zog. "Erbärmliche Scheiße, die du da laberst" Den Lippen des Schlägers entwichen Speichel. "Und nun wenden wir uns denen da zu." Der Besitzer deutete mit seinen Stumpf auf die beiden Lehrlinge. Sofort setzte sich die Meute aus einem dutzend Männer in Bewegung, nur diese nicht, die Spass daran gefunden hatten, sich selbst die Köpfe einzuschlagen. Verzweifelt blickte Mäxchen auf Lina hinab. Ihr zärtlicher Körper lag dort in Schlamm, müde, ohne die Kraft, sich zu bewegen. "Mäxchen, lass mich hier nicht im Stich, auch wenn ich dich nur aufhalte!" Konnte er das? Konnte er Lina verteidigen? Gegen solch eine Meute? "Ich kann nicht. Wir werden die anderen verpassen." Mäxchen schaute nach hinten, in die Häusergassen, in der Hoffnung, Ray, Fargas und Renata ausfindig machen zu können. Vergebens. Es war nur Hoffnung. "Bald kommt Ray." Konnte er weiter laufen, mit der Gewissheit, Lina hier liegenzulassen? Eine Träne fand ihren Weg über seine Wange, fiel auf seine Hand und ran dort hinunter zu den Wangen Lina's. "Wir sehen uns in Berth's Schuppen!" Der Barde lief fort, fort von ihr, in der Hoffnung, sie würde es überstehen. Wieso konnte er nicht mehr tun? Wieso war er so schwach? Er schloß die Augen. Nur entfernt nahm er die Schreie des Mob's war, doch er entnahm ihnen, dass sie sich lieber dem Mädchen zuwanden, als einen fliehenden Jungen zu verfolgen. Er musste da sein. Als er seine Augen öffnete, sah er das große Schuppentor vor sich. Wie eine rettende Bucht lag das Haus unebührt von allem da. Seine überstraften Muskeln schmerzten, als er die schwere Tür aufwarf, sofort lies er sich auf eine der Matratzen fallen. Schon wieder eine Tränenflut. Er war so erbärmlich schwach. Fliehen, ja das konnte er, nur fliehen. Wollte er nicht eigentlich auch aufhören zu Heulen und sich Gedanken über seine Schwäche zu machen? Mutlos suchte seine Augen den Boden ab. Wieso eigentlich? Hoffte er, dass im Schuppen die Lösung all seiner Probleme lag? Doch da war was. Er musterte das Schwarz des Buchumschlages, wie es so dort auf Ray's Schlafplatz lag, so unberührt und doch so mächtig. So konnte er ihnen allen helfen. Ein Blick in dieses Buch. Er sprang auf, setzte sich auf Ray's Matte und nahm das Buch zur Hand. Er konnte gleich sein Wissen auffrischen, all das hing nur ab von dem Lesen einiger der Zeilen. Als seine Hände den Umschlag umfassten, musste er daran denken, dass er schon wieder ein Versprechen brach. Egal. Vor ihm taten sich die Buchstaben auf. Jede feinsäuberlich auf dem Papier gedruckt. Mäxchen begann zu Lesen.
    "...sind dies die eigenen Worte des Mannes, der Tenebor bezwang: 'So sage ich euch, nur dank des Gürtels konnte ich den Lord aufhalten. In ihm wohnen sagenhafte Kräfte, doch ich fürchtete sie. Schwarze Magie ist an der Macht des Cingulum Noctuae beteiligt. Ich habe ihn also an jene gegeben, die diese Macht verstehen und studieren. Sie haben ihn wohl verborgen-'"
    Ein Gürtel? Woher kannte er den gemeinten Gürtel? Vielleicht sollte er einfach weiterlesen... Keine der nächsten Worte konnte er entziffern. Die Zeilenflut verschwamm, fing an sich zu winden, wie Maden, wenn sie sich in einen fetten Braten einfanden. Für ein paar Sekunden krochen sie wie Ameisen über das Pergamment und dann, orgendwann formte sich das ganze buch zu einem riesigen Maul erhellt von glühend roten Augen.
    "Ich habe euch gesagt, ihr sollt euch nicht einmischen. Du weißt nun zu viel - was nun geschieht, ist allein deine Schuld!"

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    Ray04.10.2004, 15:43
    Wahnfried drang zornig auf Ray ein. Dieser warf sich nun schon zum fünften Mal in den Schnee, um dem Morgenstern zu entgehen. Der andere war einfach stärker. Kaum nahm er wahr, wie Ramac ihm versichterte, er würde bleiben. Auch das Auftauchen des Namenlosen bekam er erst viel zu spät mit. „Was ist, du Hund? Warum hörst du auf zu kämpfen?“, schimpfte Ray, als Wahnfried von ihm abließ und ihn dreckig angrinste. Er wies seltsam dramatisch auf seine zwei Kumpanen, die den Schweigsamen festhielten. „Ihr Hunde! Mistkerle!“, fluchte der Schwarzmagier. „Halt den Rand, Freundchen. Ein Mucks und dein Freund frisst Stahl!“, drohte der stämmige Wahnfried. Als ob der etwas ohne Drohung sagen könnte. Dann kam er auf Ray zu. Was wollte er? Sollte Ray sich jetzt einfach töten lassen, weil sonst der Namenlose dran glauben musste?! Verdient hätte ich es, dachte Ray. Genug Mist hab ich schon verzapft. Langsam näherte sich Wahnfried. Holte zu einem zerschmetternden Fausthieb aus. Ray sah scheinbar abwesend an ihm vorbei. Denn er hatte etwas gesehen, das seine Aufmerksamkeit ganz beanspruchte. Alle Achtung, Ramac!, lobte er den Gefährten in Gedanken.
    Und Wahnfrieds Gesicht sprach von blankem Erstaunen, als Ray urplötzlich unter seinem breitbeinigen Stand durchrutschte und ihm von hinten einen kräfgiten Schlag auf den Rücken versetzte. „RÜCKZUG!“, brüllte Ramac. Er hatte seine waghalsige Aktion tatsächlich zu Ende gebracht, der Namenlose war frei. Und die beiden stürzten Hals über Kopf davon. Ray hingegen konnte nich widerstehen. „Tja, Wahni, wir haben eine Rechung offen...“, sagte er absolut witzlos. Naryar hob sich zum Todesstreich, da trat sein Gegner mit aller Kraft nach hinten. Schmerzgepeinigt fiel Ray zu Boden und glaubte, kein rechtes Schienbein mehr zu haben. Wahnfried kam wieder hoch. „Und jetzt, du Held?“, spottete er. Doch Ray sprach nicht. Den Schmerz völlig ignorierend rappelte er sich auf, huschte außer Reichweite und entschloss sich endlich, sein Heil in der Flucht zu suchen. „Bleib stehen, du Ratte!“, schrie ihm Wahnfried hinterher.
    Die anderen waren wohl schon vorausgerannt. Am Rand des Dorfes sah er zwei Schwarzgewandete verschwinden, beide hatten einen weiblichen Körper. Das mussten Renata und Regina sein. Fargas war gerade dort in ihrer Nähe im Dorf verschwunden, glaubte Ray gesehen zu haben. Mäxchen und Lina waren auch nicht mehr da. Er war auf sich allein gestellt. Das hatte er davon! So schnell er vermochte rannte er den Hang hinab, trat Schnee los. Nicht nur einmal hätte er fast ein Schneebrett losgetreten. Und endlich hatte er das Dorf erreicht. Ein Geruch nach Schwefel und Feuer lag in der Luft. Und es roch nach... Nach Tod. „Da liegen ja zwei!“, durchfuhr es Ray. Panisch lief er auf die reglosen Gestalten zu. Denn eine war schwarzgewandet. Es war Lina. Für einen schrecklichen Augenblick glaubte der Schwarzmagier, sein Herz setze aus. Doch dann sah er, dass sie vielmehr tatenlos im Schnee saß. Ihr Blick der Blick eines Mädchens, das alle Hoffnung hatte fahren lassen. Ray lief auf sie zu, er überlegte nicht lang. Er ergriff ihre kalte Hand, zog sie hoch und hielt ihre Hand fest, während er weiterlief. Sie musste ihm jetzt folgen, es war ihre einzige Chance alle gemeinsam zu entkommen.
    Und dann sah Ray die Meute. Es waren an die zwanzig Dorfbewohner - und sie folgten ihnen. „Da sind sie, dieser Abschaum, der es sich erdreistet hat, hier Unruhe zu stiften!“, schrie jemand. Ray hätte tausend Goldstücke darauf verwettet, dass es der Ladenbesitzer war. Das ist irre! Das ganze Dorf wird vor die Hunde gehen!, dachte er pansich, als er die ganzen Ausmaße des Feuers erfasste. Schon alle fünf Häuser dieses Blocks standen in Flammen, es war nur eine Frage der Zeit bis das Feuer trotz der trennenden Gassen auch auf die anderen Häuser übergriff. Es hatte begonnen. Wie Regina gesagt hatte. Doch Ray weigerte sich zu glauben, dass sie schon versagt hatten. Noch nicht. Die stolpernde Lina hinter sich herziehend lief er der Meute davon. Doch würde er sie direkt zu Berth führen, wenn er so weiterlief. Der Schwarzmagier hastete in eine Seitengasse. Er verschwendete keinen Gedanken an seine Gefühle. Hatte er überhaupt Angst? In einem wirren Zick Zack lief er durch ein paar Gassen, bis er sich wieder auf den Weg zurück traute. Ein Glück, die Meute war fort. Ray vermutete stark, dass sie sich wohl nun untereinander prügelten. Endlich tauchte der rettende Schuppen auf... Sie waren sicher.



    Ramac05.10.2004, 19:27
    "Leute ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber ich denke es wird schleunigst Zeit diese Bedrohung abzuwenden und abzuhauen. Ich habe diese Kälte, diese Nässe und diese Bewohner langsam satt. Wir können natürlich nicht zulassen das sie sich gegenseitig umbringen, aber wir müssen das Tor oder was auch immer schließen. Ich vermisse das Kastell, seine Bewohner und die Bibliothek." sprach Ramac und dachte insgeheim an die Nixe. "Dennoch dürfen wir nichts überstürzen. Renata, schlag doch bitte einmal nach, ob du etwas intressantes und hilfreiches findest." sagte Ramac an Renata gewandt und putzte seinen Dolch. Die Kleider hatte er schon zum trocknen aufgehängt. "Namenloser, wie geht es dir?" fragte er den Dunklen und sah ihm tief in die Augen. Oder besser gesagt Auge.



    Garrett06.10.2004, 13:53
    Garrett verdrehte die Augen... das Auge und sah Ramac dann mit einer Mischung aus Zorn, Schmerz und Verachtung an. Wie konnt ejemand nur so eine Frage stellen?
    "Oh, es geht mir ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Ich weiß gar nciht wie ich es geschafft habe mit zwei Augen leben zu können wo es mit einem doch so viel leichter ist..." Ramac schluckte trocken. "Wie soll es mir schon gehen? Ich habe höllische Schmerzen, wogegen sogar ein Schattenläufer, der auf einem rumtrampelt, eine Erholung ist. Wenn es nicht noch mehr schmerzen würde könnte ich anfangen zu weinen!"giftete er ihn an. Das allerdings lag nicht daran, dass er Ramac nicht mochte, nein, im Gegenteil, die Begleiter wurden ihm allesamt mehr und mehr sympathischer (was er natürlich nie zeigen würde), aber jemand der eine solche Frage zu jemandem stellte, der vor kurzer Zeit sein rechtes Auge verloren hatte, der hatte keine bessere Antwort verdient. Dann wandte er seinen blick von dem einem Barden ab, und blickte zum nächsten, Ray.
    "Also Herr Eulenversteher, was gedenken wir denn jetzt zu tun? Werden wir uns hier in dieser Holzhütte verschanzen und warten bis die Bewohner das Haus anzünden? Oder werden wir versuchen uns bis zum Kloster durchzuschlagen, in der Hoffnung, dass die Bewohner zu blöd dafür sind uns einzufangen?"
    Garrett spuckte fast als er sprach. Er hatte genug von diesem Abenteuer.
    "Wäre ich bloß nie mitgekommen... Erst verliere ich mein Auge und dann können wir nicht mal mehr dieses von Beliar verfluchte Tal verlassen und müssen auf unser Ende warten.... Wieso tut Beliar das seinen Anhängern nur an?"
    Aus demn Augenwinkel seines verbliebenen linken Auges sah er, wie Ramac aufsprang. Garrett wusste dass er Kerl nun einen Vortrag von Ehre und diesem ganzen Geschwätz halten würde und fuhr ihm dazwischen.
    "Wach endlich auf! Wie wollen wir einen so mächtigen dunklen Magier samt ebenso dunkler und mächtiger Gefolgschaft bezwingen? Wir würden es niemals schaffen, einer nach dem anderen von diesem bestien getötet werden! Und selbst wenn wir so etwas schaffen könnten, da ist auch noch ein ganzes Dorf voller durchgedrehter Bewohner, die uns alle am Galgen baumeln sehen wollen!"



    Ray06.10.2004, 19:06
    Er hatte es nicht einmal gemerkt. Garrett und Ramac waren schon da, standen vor dem Schuppen. Sie hatten es also geschafft. Zu seiner endlosen Erleichterung sah er auch Renata und Fargas daherkeuchen - und hinter ihnen auch keine geifernde Meute. Und kaum war er da, diskutierten Ramac und der Namenlose wie ein Wasserfall drauflos. Der Namenlose sang sein ewiges Lied von der Abneigung, die er für ihre Mission sowie für Ray zu empfinden schien. Zorn kochte in Ray auf. „Werdet ihr wohl ruhig sein? Du... Du, der dein Name mir wohl ewig ein Geheimnis bleiben wird: Sagt dir folgendes Sprichwort etwas? Wer kämpft kann verlieren, wer aber nicht kämpft hat bereits verloren? Genau so werde ich es auch handhaben. Du kannst du von mir aus hier verstecken, während wir das hier zu Ende bringen! Wärst du nicht so bockfurzig würdest du mir ja sogar Leid tun, bei Beliar, glaubst du ich wär scharf darauf, ein Auge einzubüßen? Aber so...“ Alle sahen ihn perplex an. Es tut mir nicht Leid..., redete Ray sich ein. Jedoch wusste er genau, dass er einen Teil von sich selbst verleugnete. „Gehen wir rein und beraten uns“, sagte er knapp.
    Ray blieb wie angewurzelt auf der Türschwelle stehen. Mäxchen saß inmitten der Matten, vor ihm das dunkle Buch, das Sinistarium. Aufgeschlagen auf einer Seite, die nun nur noch schwarzverkohlt aussah. Und der Jungmagier zitterte wie Espenlaub. „Mäxchen! Bei allen Göttern! Was ist passiert?“



    Ramac06.10.2004, 20:56
    Gerade in dem Moment als Ramac das Wort erheben wollte um den Namenlosen seine Meinung zu geigen, ging Ray wie ein Wirbelwind im späten Herbst auf ihn los und schien ihn förmlich verbal zu zerreissen. Doch wenig später fasste er sich und die Tür des Schuppens ging langsam auf. Mit einem Knarren öffnete sie Ray und schob den Schnee der davor lag mit seiner Kraft zur Seite. Als sie eintraten sahen sie Mäxchen, über das Buch gebeugt und zitterte als wäre ihm Beliar selbst begegnet. Mit einem Satz war Ramac bei ihm, schlug mit dem Fuß das Buch, dessen aufgeschlagene Seite schwarz war zu und warf dem Lehrling und Kastellbruder seinen Mantel über. Dann zog er ihn ein wenig vom Buch weg und Ray trat heran. "Was ist passiert, Mäxchen? Was hast du getan?" fragte er aufgebracht aber auch voll Sorge. Der Lehrling und fast noch Junge antwortete nicht, aber seine Augen weiteten sich. Ramac packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. "Mäxchen! Befreie dich von dem Schleier! Es ist vorbei! Antworte Ray!" Langsam aber auch bedächtig begann der Junge zu sprechen "Ich flüchtete hierher um mich vor den schwarzen Kerlen zu retten. Doch als ich den Schuppen betrat habe ich vergessen das ich eigentlich Berth holen wollte, um euch vor der Meute zu retten. Das Buch in der Ecke schien mich irgendwie anzuziehen, ich konnte nicht anders als zu ihm zu gehen. Gerade als ich die Hand auf den Umschlag legte, zuckte ich nocheinmal zurück, da ich mich an die Warnung erinnerte, doch dann schien es als konnte ich nicht anders und in meinem Gehirn war nur noch Platz für das Buch. Ich öffnete den Umschlag und begann zu lesen. Wobei es aber weniger lesen war, das Buch schien sich in mein Hirn einzuklinken und mir alles zu sagen. Jedenfalls erfuhr ich allerhand, was ich aber jetzt nicht mehr weiß. Nur an ein paar Dinge kann ich mich erinnern. Und zwar ging es um einen Gürtel der Macht, der angeblich vermag Tenebor zu bannen. Er sei durch und durch Dunkel und so sei es nur einem Gläubigen und Lehrling Beliars möglich ihn zu benutzen, oder denjenigen die eine so schwarze Seele haben, das selbst ihr Verstand schon grausamer als der Tod ist. Es steht oder stand auch geschrieben das er in die Hand eines Schwarzmagiers übergegangen ist. Und dann erschien mir-" Mäxchen stockte. Seine Augen weiteten sich wieder und er schien zurück in den Traum zu fallen. Ramac schüttelte ihn erneut. "Was hast du gesehen?" fragte ihn Ray eindringlig und Mäxchen fuhr fort. "-ein Schatten erschien vor mir, so schwarz, das die Nacht noch hell dagegen zu sein schien. Er sprach nicht, aber seine leeren Augenhöhlen blickten mich dunkel an und ein dunkles Funkeln ging aus ihnen hervor. Es war wie der Tod persönlich und seine Aura war nicht dunkel sonder nur böse und kalt. Es war entsetzlich." "Es ist vorbei Mäxchen." beruhigte ihn Renata und mit ihren Worten schien der Schatten der Angst von Mäxchen zu fallen und kehrte nicht wieder.
    Alle richteten ihre Gedanken nach innen und dachten nach. Ray war es, der als erster die Stille durchbrach.
    "Gürtel... Der Gürtel! Endlich verstehe ich!" dann stürzt er zu seinem Rucksack und holt das gute Stück raus. "Seht! Es ist der Gürtel, den ich einst geborgen habe. Man hat ihn anstelle eines anderen Artefakts Beliars in Khorinis verborgen. Meine Eule Tenebrus wollte, dass ich ihn mitnehme... Es fügt sich. Das muss das Artefakt sein, mit dem Tenebor gebannt wurde!"
    Wieder trat Stille ein und Ray holte den Gürtel hervor. Alle staunten, oder sahen den Mann kritisch an, doch Regina schien im Dunkeln nur zu lächeln. Sie war es die das Wort nun nahm "Endlich. Jetzt bist du bereit, Ray. Ich dachte schon, ihr kommt nie dahinter." "Ich glaubs nicht! Erst rennen wir hierher, für nichts und wieder nichts, wegen Hirngespinsten, und jetzt denkst du der zerrissene Gürtel nützt dir was. Ja vielleicht um die ne Wespentaille zu verpassen. Ihr spinnt doch alle!" sprach der Namenlose laut, kritisch und energisch dazwischen. Diesmal war es Ramac der nicht mehr an sich halten konnte "Jetzt pass mal auf! Ok, du hast dein Auge verloren, aber wäre Ray nicht gekommen und hätte ich dich nicht losgeschnitten und dich hierher gestützt, dann wärst du jetzt tot....oder schlimmeres"Die letzten Worte sprach Ramac im Flüsterton. Sie hatten es geschafft, sie wussten wie der Feind zu besiegen war. Aber nun galt es es auch zu tun, und zwar schleunigst, denn lange hatten sie nicht mehr Zeit, denn dann würde das Dorf untergehen.



    Regina06.10.2004, 21:25
    „Ja, du bist bereit.“ Reginas Worte brachten wieder Schweigen in den Raum. Jeder sah sie gespannt an, was sie wohl zu sagen hätte. Doch sie sah sich gezwungen, noch eines zu klären. Sie kannte Rays Begleiter nicht. Wenn einer der Agent des Turmes war... Zu lange hatte sie Ray darüber im Dunklen gelassen. „Jene, die mit mir und Ray kommen, mögen bleiben. Die anderen sollten besser gehen“, sagte sie schlicht. „Ray, ich erkläre es dir dann unter vier Augen. Das ist besser so.“ Ray sah so aus, als wäre dies für ihn eine Stunde der Wahrheit. Wer würde zu ihm halten? Regina lächelte innerlich. Manchmal war er so leicht zu durchschauen und doch war sie lange nicht schlau aus ihm geworden. Keiner rührte sich. Sie blieben alle. Und noch etwas geschah. Die Tür flog auf und der junge Berth stand darin. „Ich hab gehört, ihr geht raus? Ich gehe mit! Ich kann euch nicht allein da raus lassen“, rief er. Ray sah ihn eine Sekunde an. Dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben. „Ich vertraue jedem in diesem Raum. Wer Willens ist, mitzukommen, der soll das tun.“ „Gut. Dann hört“, erwiderte sie Ray. „Du hast richtig gefolgert. Der Gürtel ist der Schlüssel zu Tenebors Bezwinung. Aber wisse eins: Die Legende hat einen Fehler. Sein Körper wurde nicht geborgen. Er ist verfallen, wie jeder andere auch. Doch bevor ihr alle jetzt erleichtert seid... Tenebor hat einen viel teuflischeren Plan ausgeheckt, für den Fall, dass er einst sterben würde.“ Regina machte eine Pause und räusperte sich. „Er weilt in einer anderen Dimension. Einer anderen Welt, die dem Dorf hier sehr ähnlich ist. Und auch nur so groß ist, wie dieser Talkessel. Dort steht der Schwarze Turm noch. Dort, wo er in der Vergangenheit stand: Wo heute das alte Kloster ist. Sein Plan ist es, mithilfe seines Gefolgsmanns diese Dimension hier Realität werden zu lassen. Ihr habt vielleicht gemerkt, dass wir das Tal nicht verlassen können. Etwas hält uns einfach davon ab. Und zwar, weil das ganze Tal bereits in diese Dimension abgleitet... Oder sie sich hier manifestiert. Ich vermag es nicht so genau zu sagen.“ Sie sahen alle ziemlich belämmert drein. Regina wusste es nicht besser zu erklären. Daher entschied sie sich, es für Dummies auszudrücken: „Einfach gesagt, wenn wir Tenebor stoppen wollen, müssen wir über das alte Kloster in die andere Welt reisen, wo der Schwarze Turm ist. Die Eulen müssen mitkommen, und du Ray musst den Gürtel tragen.“ „Langsam ist es genug der Enthüllungen!“, sprach Ray entschlossen. „Wir brechen gleich auf, ihr habt Regina gehört. Wir gehen alle.“ Der Namenlose sah Ray leicht giftig an. Oder täuschte Regina sich? Taute er endlich auf? Gut wäre es, denn sie würden alle Einheit brauchen... Nur wenig später schritt die Gruppe hinaus in das nächtliche Schneetreiben, einem ungewissen Ziel entgegen. Und die Eulen folgten ihnen.
    Als sie den Rand der Ortschaft erreichten, nahm Regina Ray beiseite. „Ray... Ich muss dir etwas sagen, das du noch nicht weißt. Die anderen sollten es nicht wissen“, druckste sie. Ray nickte ihr aufmunternd zu. „Nun, es gibt hier, in dieser Gruppe, einen Agenten des Lord Tenebor. Der Spion des Schwarzen Turmes. Aber ich weiß nicht, wer es ist, man hat mir nur gesagt, dass er hier sein würde.“ Ray schien diese Nachricht erst einmal verdauen zu müssen. Doch dann sagte er überzeugt: „Irgendwann wird er sich zeigen müssen. Und dann wird ihm der Kopf gewaschen!“ „Ich hoffe, du behältst Recht...“



    Mäxchen06.10.2004, 22:52
    Die Eulen flogen voran, geleiteten die Gruppe zu den verfallenen, verbrannten Ruinen des einstigen Kloster's. Noch immer lag das Dorf in Unruhe. Doch auch die Dummheit der Bewohner verstand langsam, wechselte in Vezweiflung, in Verständis für ihre törichten Fehler. Vom Weg aus, der zum Kloster führte, konnte man noch immer genau die Glut sehen, die sich über die Häuser nahe des Laden's zog, wie das Feuer eines Scheiterhaufen, nur von Oben nach unten, erkennen, Rauchschwaden stiegen in das Schwarz des nächtlichen Himmels herrauf. Sie erreichten das Kloster, im Schleier der Nacht durchschritten sie das große Tor, das noch immer die vergangene Größe der Gemäuer beschrieb. Nun befanden sie sich in der Eingangshalle, in der sie hinunter zu den Katakomben abgestiegen waren. Die Angst aus Mäxchen war gewichen. Sämtliche Panik, die fressenden Bilder in seinen Kopf, langsam verschwanden sie. Er sah Lina nahe bei Ray stehen. Es war ihm unangenehm, dass er sie im Dorf liegen gelassen hatte, und nun stand sie dort, versuchte, den mit der Zeit getrockneten, Schlamm von ihrer hochwertigen Robe zu putzen. Größtenteils war ihr das auch gelungen, doch an vielen, für ihre Arme unereichbare, Stellen, war der Stoff noch immer verschmutzt. Wenn er zu ihr rüber sah, dann fühlte er sich schwach, richtig schwach. Irgendwann musste er dafür Busse tun, oder sich anständig bei ihr entschuldigen... Während er noch, seinen Kopf geneigt, seinen Gedanken nachhhing, verteielten sich die Gefährten in der Halle. Nur Regina trat in die Mitte des Raumes, blickte zu Ray hinüber und zog mit einem Räuspern dann die Aufmerksamkeit aller auf sich. "Nun denn. Um den Weg zum Turm zu öffnen, muss noch ein magisches Zeichen aller hier gemacht werden. Ihr wisst, was ich meine? Genau, wir müssen uns alle in Form eines Hexagrammes aufstellen!" Aus iher Stimme konnte man den, von der Unwissenheit der Anwesenden, genervten Unterton herausfiltern. Wieso musste sie nur alles doppelt erklären? Renata und Fargas waren die ersten, die sich nebeneinanderstellten und eine Spitze des sechszackigen Sternes darzustellen, dann gesellten sich auch Regina, Lina und Mäxchen dazu. Nur der Namenlose stand, seine Arme über die Brust verrängt, im Schatten, und tat nichts daran, auch seinen Teil zum Zeichen dazuzutragen. Doch auch ihn konnte Ramac hinzuziehen und so stand nur noch Ray dort, einsam, bereit, die letzte Lücke zu füllen. Trotz, dass Mäxchen überlegte, wieso sie dieses komplizierte Zeichen so schnell hatten aufstellen können, was er sich mit der Erfahrung mancher Magier erklärte, sah er deutlich Ray's Hand sich fester um den Gürtel krallen. Dann schloß er die 'Zeichnung'. Poltern. Nicht ein Atemzug der feuchten Raumluft konnten sie nehmen, da erzitterte der Raum schon ein wenig, dann immer mehr. Vor ihnen bewegten sich die Steinplatten des Bodens. Wie ein mathematisch komplexe Geomitrie schoben sich die Platten beiseite, immer mit einem leisen Klacken begleite. Aus dem sich ergebenem Loch schob sich ein Portal aus dem Boden hinaus, bogenartig, nach oben hin Spitz zulaufen, groß genung, dass ein Reiter samt Pferd hätte, und breit genug, dass zwei schmächtige Menschen gleichzeitig hindurch schreiten können. Von dem schwarzen Stein des Portales bröckelten noch einige Kiesel hinab, doch als der Staub verzog, konnte man hindurchsehen, so dass man auf der anderen Seite die restliche Hälfte des Hexagrammes erkannte. Die Eulen bezogen Posten auf der Spitze, musterten mit ihren Augen jeden Einzelnen der Gruppge genau, verschlangen jedes Detail. Es schien zu, als würden sie nur auf eine Regung der Versammelten warten. Was war hier geschehen? Magie? Wusste Regina auch, wie es weiterzugehen hatte?



    Renata07.10.2004, 12:17
    Einen Moment lang sah es für Renata so aus, als würde sie in dem Loch zu ihren Füßen und durch den daraus aufgetauchten Torbogen einen Blick in ein Universum mit Millionen von Sternen werfen. Eisige Kälte ging von diesem Portal aus. Nachdem das Tor mit einem kleinen Rumpeln zur Ruhe gekommen und das letzte Steinchen klappernd zu Boden gefallen und ausgerollt war, machte sich eine fast schon gespenstische Ruhe in der Scheune breit. Es schien, als hielten alle den Atem an. Das einzige Geräusch war das leise Zähneklappern der links von Renata stehenden Lina, was sowohl vom Auftauchen dieses gespenstischen Tores als auch von der vom Tor ausgehenden Kälte oder aber von beidem herrühren konnte. Diese Stille wurde dann unversehens durch Flügelschlagen unterbrochen. Die Eulen waren – bis auf eine – aufgeflogen, kreisten einmal über die Köpfe der Gefährten und stürzten sich dann auf das Tor, um sofort in der Schwärze, die unmittelbar hinter den steinernen Begrenzungen des Portals begann, zu verschwinden. Dabei sah es so aus, als ob sie eine Art Membran durchfliegen würden, die nach dem Verschwinden der Vögel noch ein wenig zu vibrieren schien. Eine Eule war auf der Spitze des Bogens zurückgeblieben und starrte nun nach Eulenart ohne Wimpernschlag auf Ray hinunter. Zwei, drei Herzschläge lang, dann verschwand auch sie in der finsteren Kälte des Tores.
    Da erst löste sich die Spannung des Kreises. Doch warteten alle jetzt gebannt auf das, was Ray nun tun würde. Denn ohne Zweifel war er es, den zu führen die Eulen hier waren. Ray war nicht weniger verdattert als die anderen auch, erst als Regina in an der Schulter berührte, kam wieder Bewegung in ihn. Nach einem Blick in die Runde holte er einmal tief Luft und trat dann entschlossen auf das Portal zu. Dort zögerte er. Regina stellte sich zu ihm, nahm seine Hand, hielt ihre andere Hand Fargas hin, der auch sofort zugriff. Während Ray schon in das Dunkel des Portals eintauchte, packte Fargas wiederum Renatas Hand, Renata fasste nach der Linas. Da fühlte sich die Magierin auch schon zum Tor hingezogen, sah gerade noch, wie Fargas verschwand, dann ihre Hand, ihr Arm, dann tauchte sie buchstäblich ein in die Finsternis, fast genau so, wie man in Wasser eintaucht.
    Sah es von außen noch so aus, als wäre ein mit Sternen besetztes Firmament hinter dem Tor, war jetzt, nachdem sie die trennende Membran durchschritten hatten, alles finster, nicht mal eine Spur von Licht. Es war kalt – jedoch lange nicht so eisig, wie draußen die vom Tor ausstrahlende Kälte hatte vermuten lassen. Hinzu kam das Gefühl von Schwerelosigkeit, wie ein Raum ohne Begrenzungen, ohne Wände, ohne Decke, ohne Boden. Vielleicht stürzten sie gerade blind in die Tiefe, auch wenn kein Luftzug zu spüren war. Renata versuchte nach den anderen zu rufen und obwohl es sich so anfühlte, also ob die Rufe ihre Kehle auch verlassen würden, war nichts zu hören. Blind, stumm und taub hatten die Gefährten nur noch Kontakt über die gefassten Hände. Die Hand, von der sie wusste, dass sie Fargas gehörte, zerrte sie vorwärts, sie wiederum zog Lina hinter sich her. Ohne Gefühl für Zeit und Dimension blieb nichts, als die Hände der anderen links und rechts zu fühlen und dem eigenen Herzschlag zu lauschen.
    Umso erschreckender war dann das plötzliche Auftauchen von Licht, der Blick wie der eines aus den Tiefen eines Sees Auftauchenden nach oben, wie die Sicht von unten auf eine Wasseroberfläche, nur Helligkeit, keine Konturen. Die Silhouetten Rays, Reginas und Fargas´ zeichneten sich grob vor dem Hintergrund dieser Helligkeit ab. Dem Gefühl der Schwerelosigkeit folgte kurz das Gefühl von Schwindel – dann hatte Renata wieder festen Boden unter den Füssen. Das schnelle Pochen des eigenen Blutes in den Ohren wurde von den erstaunten Rufen der Gefährten, die einer nach dem anderen aus dem Dunkel des auf dieser Seite mit Reliefen und Edelsteinen reich verzierten Portals auftauchten, übertönt. Sie hatten das andere Ende des geheimnisvollen Tores erreicht und befanden sich nun in einer großen und prächtigen Halle, alle sahen sich erstaunt –und erleichtert, das unheimliche Dunkel hinter sich zu haben – um. Bei aller Pracht des Raumes fiel der Magierin aber zuallererst etwas ganz anderes auf: „Ray? Wo sind die Eulen...?“



    Garrett07.10.2004, 14:25
    Was für eine verrückte Reise... Erst wurde Ray zum "Eulenflüsterer", dann verlor Garrett sein Auge durch ein ätzendes Gesöff, welches die Erfindung eines wahnsinnigen dunklen Magiers war, durchgedrehte Dorfbewohner veranstalteten eine Hetzjagd auf die Gefährten, der junge Mäxchen hatte scheinbar mehr als nur einen Geist gesehen und nun das. Vor ihnen tat sich ein Tor auf, pechschwarz, bogenförmig, spitz nach oben zusammenlaufend. Auf der anderen Seite konnte man ein weiteres Hexagramm erkennen. Garrett war es, als könnte er leicht eine Art Strudel erkennen. War dies die Öffnung ein eine andere Dimension? Die Öffnung in die Dimension, in der sich Tenebor aufhielt? Einen Augenblick später sah Garrett eine Hand vor sich. Er blickte auf. Ray hatte sich ihm zugewandt und der Dieb glaubte, dass er ein Lächeln auf seinen Lippen sah. Er wandte sich um. Auch Ramac hatte die Hand zu ihm ausgestreckt. 'Warum?' wollte Garrett fragen, doch er schaffte es nicht einmal den mund zu öffnen. Wieso waren sie auf einmal so freundlich zu ihm? Selbst Ray, den der Dieb so oft angefaucht , ihn für verrückt erklärt hatte.
    "Ach was solls..." brachte er schließlich heraus und griff nach Ray´s und Ramac´s Händen. Dann traten sie durch das Portal. Plötzlich wurde alles schwarz. Garrett wusste nicht wie ihm geschah, er klammerte sich förmlich an die beiden Hände, die ihn mit Ray und Ramac verbanden. Es fühlte sich an, als würden sie stürzen, tief stürzen, doch es war nichts zu spüren, nicht das kleinste Anzeichen von Wind. Garrett wollte schreien, doch kein laut entrann seiner Kehle. Dann spührte er von einem Moment zum anderen wieder Boden unter den Füßen. Keine Sekunde, so schien es, verging, der Dieb hatte sich noch nict einmal umgesehen, da ertönte eine Stimme.
    "Ray? Wo sind die Eulen...?"



    Ray07.10.2004, 18:36
    „Ray? Wo sind die Eulen...?“, hörte er Renatas Stimme. Der Schwarzmagier rappelte sich von dem kalten Steinboden auf. Sie befanden sich in einer Halle, deren Wand ein klarer Kreis war. Sie mussten wirklich im Schwarzen Turm sein. Die Eingangshalle hatte sich ziemlich gemausert. Prunkvolle Gotikbögen zierten das Tor, das aus ehernem, massivem Holz gebaut war. Und trotz des übermäßigen Prunkes hatte die dunkle Halle nichts von ihrer Kälte verloren. Ray sah sich weiter um. Sein Mund klappte in maßlosem Staunen auf. Erst jetzt sah er die fünf großen Gestalten, die plötzlich neben ihnen aufgetaucht waren. Es waren Ritter, jeder mehr als zwei Meter groß. Alle trugen eine dunkle, bronzene Rüstung. Und einen Umhang trug jeder - Ray kniff die Augen zusammen. Ja, der schien aus Federn zu bestehen. Die Visiere der Ritter waren geschlossen. Aber dennoch sah Ray ihre Augen dahinter glänzen. Blaue, grüne und gelbe Augenpaare, die irgendwie nicht menschlich wirkten, sahen ihn an. Und ein großgewachsener Ritter schritt auf ihn zu. Er sprach nicht, doch er sah Ray aus tiefgrünen Augen an. „Tenebrus...?“, flüsterte Ray ungläubig. Der Ritter nickte. „Das ist unglaublich...“
    Lange kam Ray aber nicht dazu, sich zu wundern. Sein Blick fiel auf eine Wendeltreppe, die auf der gegenüberliegenden Seite des Tores angebracht war. Der Gang nach oben schien ebenfalls mit Prunk behangen zu sein, dunkle Wandteppiche hingen dort. Fackeln strahlten ein tiefes orange aus. Aber Rays Blick ruhte auf etwas anderem. „Wir kriegen Besuch“, stellte er nüchtern fest, während er sein Schwert zückte. Es war das beste, die Aufregung und die subtile Angst herunterzuspielen, um dies alles zu bestehen. „Gebt, was ihr könnt!“ Sechs dunkle Ritter (http://images.google.at/images?q=tbn...ack_knight.JPG) polterten die Treppe hinunter. Sie sahen schrecklich bekannt aus. Es waren die Zombieritter der Gruft, doch diese waren quicklebendig und noch dazu nicht annähernd so behäbig wie die von Anhires beschworenen Untoten. Mit einem lauten Kampfschrei stürzte sich Ray vorraus in den Kampf, es war ihm inzwischen egal, ob er dabei draufginge. Es zählte, dass wenigstens einer dort nach oben kam und Tenebor besiegte. Und die fünf Eulenritter gesellten sich an seine Seite.



    Ramac07.10.2004, 19:39
    Zuerst sah man Schrecken auf dem Gesicht der Gefährten. Doch dann dachten sie an die sechs Eulenritter. Was könnten die Gegner schon gegen sie tun. Wagemutig und siegessicher stürzten sich die Gefährten in den Kampf, mussten jedoch feststellen, das diese Monster noch mehr Kraft als die Toten, oder Untoten, von Anhires besaßen. Ramac wurde zur Seite geschleudert, und flog gegen die Wand. Seine Rippen schmerzten, doch der Dunkle Ritter musste dafür bezahlen. Gerade als er Ramac schadenfroh ansah, tauchte ein Schwert aus seinem Bauch auf. Ein Eulenritter hatte ihm die Klinge, dessen Parierstange wie Eulenschwingen gestaltet war, durch den Körper gejagt. Schwarzes Blut tropfte auf den Boden, und der Ritter fiel in sich zusammen. An jeder Ecke tobte erbittert der Kampf, aber immer mehr vielen den schier übermächtigen Eulenrittern, oder Eulen in Kampfgestalt zum opfer. Bald lagen alle Gegner auf dem Boden, ihr schwarzes Blut befleckte den Boden, und schien sich in den Stein zu ätzen. Alle Gefährten waren bis auf ein paar Schnitte oder Schürfwunden wie Ramac unverletzt. Sie stiegen über die Leichen hinweg und betraten die Wendeltreppe. Ray zuvorderst, dann die Eulen, dann Ramac und Regina. Dahinter Fargas, Mäxchen, Lina, Renata und der Namenlose als letzter.
    Es war ein langer Aufstieg, doch auch die Treppe hatte ein Ende und nun standen sie vor einem Torbogen in den ein Schriftzug eingemeißelt war. "Der Raum der Grausamkeit." sprach die Schriftgewandte Renata. "Hört sich doch gut an, oder?" scherzte Ramac und versuchte die anderen aufzumuntern. "Nicht ganz." berichtigte ihn Renata. "Da steht noch etwas. Die nächste Tür öffnet sich erst, wenn hier jemand stirbt." Die Gefährten traten ein, durchschritten die Halle und kamen am anderen Ende an einer Holztür an. Sie rüttelten daran, doch es machte nicht auf. Ramac sah in die Runde. Sofort war in jedes Gesicht Angst eingekehrt, ausser in das der Eulenritter und des Namenlosen, den man durch seinen Kapuzenschatten nicht sah. Wer würde sich opfern müssen? Wer musste sterben? Der Namenlose? Nein er hatte allem Anschein nichts übrig für das alles, aber wer konnte es wissen? Ray? Nein er musste alles zuende bringen. Mäxchen oder Lina? Auch sie kamen nicht in Frage denn vor ihnen lag noch ihr ganzes Leben. Renata musste mit ihrer Schwarzen Magie weiterhelfen und Regina war die erste Beisteherin Rays. Nein die Wahl würde wohl auf Ramac fallen, er hatte schon einiges erlebt, und konnte keinem in der Gruppe weiterhelfen, ausser durch aufmunterung mit der Laute, doch das konnte sowohl Fargas als auch Ray. Er senkte den Kopf. Er musste es tun. Es war seine Pflicht. Alle waren von der Angst geplagt, man sah es ihnen an. Doch dann nahm Mäxchen fast schon erleichtert das Wort. "Ich habe ein Ratte gesehen! Eine dicke fette Ratte!" Alle verstanden. wenn die Ratte stirbt, dann musste keiner von ihnen sterben. Ramac blickte auf und kehrte ins Lichtreich zurück. Erst jetzt bemerkte er die Gemälde ringsum, die denen im Kastell ähnelten, aber nicht verwirrten oder Kopfschmerzen verursachten. Nein sie strahlten Kälte aus. Kälte in diesem Turm, wie als wenn er aus Eis wäre. Kälte in jedem Stein, jeder Fuge und jeder Tür. Kälte überall. Die Dunkelheit wich plötzlich, als Renata mit einer Lichtkugel den Boden ausleuchtete, damit sie die Ratte finden konnten. Alle suchten, doch niemand fand sie. Auf einmal hörten sie ein quieken. Blut tropfte auf die kalten Steinplatten. Der Namenlose hatte die Ratte in der Hand, und schnitt ihr gerade die Kehle durch. Dann warf er sie wuchtig vor die Tür. "MACH AUF!" schrie er die Tür an und ein leises Grollen ertönte. Die Tür öffnete sich...



    Regina08.10.2004, 19:39
    Knarrend öffnete sich die schwere Tür. Eine weitere Wendeltreppe lag dahinter. Tapfer schritt Ray voran. Er schien alle Furcht abgelegt zu haben. Regina hatte sich in ihm getäuscht. Der Schwarzmagier musste derjenige sein, den zu finden man sie gesandt hatte. Sie seufzte schwermütig bei dem Gedanken, was noch auf ihn zukam. Denn selbst, wenn er all dies schaffte... Die Geschichte der Türme war noch nicht zu Ende. Doch sie schwieg darüber. Noch war nicht die Zeit, sich allen Türmen zu widmen. Zuerst dieser hier.
    Ray hielt nach einigen Stufen an. Linkerhand war ein Tor in den schwarzen Stein gebaut worden. Dahinter sah man den dunklen Nachthimmel. Ray trat durch das Tor hindurch und dann hörte Regina ihn scharf einatmen. Sie wusste bereits, was ungefähr sie sehen würde. Doch als sie den Balkon betrat, der an die Außenmauer des Schwarzen Turmes gemauert war, stieß sie einen unterdrückten Schrei aus. Man sah von hier aus tatsächlich den Platz, wo das Dorf sein müsste. Dort war nichts. Während der Schwarze Turm sich weit in den Himmel erhob und in aller dunkler Herrschaft über das Tal ragte, sah man anstatt der Häuser nur ein paar klägliche Ruinen. Und zwischen den Balken verkohlten Holzes sah man deutlich dunkle Schatten umherziehen, die ihren Weg mit einer Fackel kalten Feuers ausleuchteten. Es mussten die Ritter sein. Dutzende von ihnen. Sie formierten sich unter dem Neumond, um diese Scheinwelt zu verlassen, und Schrecken über die wirkliche Welt zu bringen. Und es wurden immer mehr... „Das ist... So wird es sein, wenn Tenebor Erfolg hat“, flüsterte Ray. Er hatte es erkannt. Das Feuer im Dorf würde wieder ausbrechen, wenn sie sich nicht sputeten. Das Dorf würde vernichtet werden - und mit jeder Seele, die sich auf den Weg zu Beliar machte, würde sich der Schwarze Turm immer mehr in der realen Welt manifestieren. Und mit ihm die schwarzen Ritter. Ein dunkles Grauen ging von dem Tal aus. Ray sah gebannt in das Tal. Regina stupste ihn sanft und führte ihn am Arm fort von dem Balkon. „Du hast genug gesehn... Jetzt weißt du endgültig, wofür wir hier sind“, redete sie leise auf ihn ein. Dann sah sie die anderen der Gruppe an. In ihren Gesichtern las sie, dass sie auch wissen wollten, was es dort zu sehen gab. „Kommt weiter, es ist nichts“, sagte sie und führte die Gruppe nun die Wendeltreppe hinauf an.
    Ein weiterer Torbogen tauchte auf. Wieder sah man die Runenschrift. Fragend sah Regina zu Renata, die diese Schriftzeichen anscheinend entziffern konnte. Die Schwarzmagierin verstand. „Das hier soll der Raum der Klugheit sein“, übersetzte sie. „Beantworte drei Fragen und löse das Rästel, so kannst du weitergehen.“ Hinter dem Torbogen lag keine große Halle, sondern ein niederer Gang, der bald nach links abzweigte. Ray setzte sich wieder an die Spitze der Gruppe und führte sie durch die Dunkelheit des Ganges, eine Lichtkugel über dem Kopf. Renata tat es ihm gleich, und bildete das Schlusslicht.



    Lina Suavis08.10.2004, 21:09
    Zwei kugeln magischen Lichts erhellten den Gang, den die Gefährten durchschreiten mussten. Lang zog er sich hin. Beinahe Alles, ob vor oder hinter ihnen, hüllte sich in eisige Dunkelheit, die der Bedrohung im Dorf um nichts nachstand. Vorsichtig stahl sich Lina durch das Gewölbe, geführt von Ray und in der Hoffnung beschützt zu sein. Auf wessen Rücken ihr Blick ruhte, wusste sie nicht, ebenso wenig, wessen Augen den ihren anschauen mussten. Dicke Steinwände, deren Fugen düstere Schatten zuließen, wenn das Licht an ihnen vorüber zog, und auf eine gewisse Tiefe schließen ließen, wiesen den Kastellbewohnern ihren Weg. Hoffentlich ist das nicht unser Verderben, dachte Lina, während ihre Beine leichte Bewegungen ihres Kleides erzeugten.
    Dann schien der Gang an breite zu gewinnen und die entsetzliche Dunkelheit zu schwinden. Ein neuer Raum tat sich auf. Bedrohlich flackerten Fackelfeuer an den schwarzen Wänden. Die Gruppe hielt auf Geheiß Rays an, betrachtete die Umgebung im Versuch die in der Schwärze verschwindende Decke zu finden. Einige der Begleiter des Schwarzmagiers lenkten bereits die Blicke auf das Geschöpf, welches vor ihnen allen in der Luft schwebte - ebenso der Linas. „He, du da!“, rief es, den kurzen Arm erhoben auf Mäxchen zeigend. Sicher, so stellte Lina fest, sollte ein Finger zum Vorschein kommen, doch bedeckte der etwas zu lange Umhang des kleinen schwebenden Etwas den gesamten Arm dieses. „Du willst doch sicher meinen Schatz rauben!“ Mäxchen, dessen Kopf noch in eine der vielen anderen Richtungen gelenkt war, wandte den Blick nun auch zu dem augenscheinlich bedrohlich wirken wollenden Wesens. Etwas verdutzt musterte Mäxchen den kleinen Körper, der alles andere als bedrohlich wirkte. Das einzige, das hätte jemandem Angst machen können, war die alte Sense in der Hand des - ja, was war es eigentlich? -, doch schreckte nicht einmal Lina vor dieser zurück. Leichter Rost befiel sie schon…, doch genug davon.
    „Nein“, antworte Fargas kurz nach der Unterstellung, „Wie wollen nur weiter, ohne dass du uns belästigst!“
    „Ach, da enttäuschst du mich aber.“ antwortete das Skelett - es war mittlerweile ersichtlich, dass dessen Gestalt lediglich aus Knochen bestand, „Hör mal, glaubst du, es ist lustig, hier Jahrhunderte über einen Schatz zu wachen, den niemand will? Seit seeeehr langer Zeit warte ich auf die Erlösung. Doch andererseits muss ich euch das Herankommen an meine Truhe schwer machen... Ihr seht’, ein echter Gewissenskonflikt!“ Verblüfft ruhten die Augen eines jeden auf dem toten Wesen.
    „Wenn du deinen Schatz nicht mehr haben möchtest, gib ihn uns doch einfach“, meldete Lina etwas zaghaft zu Wort. „Sieh junges Fräulein“, sprach das Skelett in einer ungewöhnlich freundlichen Weise, „das kann ich nicht. Doch ich habe einen Kompromiss gefunden, der für uns alle das Beste ist. Rätsel!“
    Beinahe wirkte der Schein der tanzenden Flammen auf den Fackeln wie ein Lächeln, dass dem Wesen bei dem Wort ‚Rätsel’ freudig übers Gesicht huschte. Einige Seufzer gingen durch die Runde an Gefolgsleuten Beliars, die dem Geschöpf glücklicherweise erspart bleiben sollten. Nach einer kurzen Überlegung, sagte Ray dann schließlich: „Gut, dann schieß mal los, altes Klappergestell!“ Freudig begann das Skelett.
    „Hier das erste Rätsel: Ich bin leichter als Luft, man vergleicht mich oft mit Glas, doch bin ich mehr wie Licht.“
    Gemeinschaftlich stockten alle miteinander und begannen mit ihren Überlegungen. Lina hörte, wie einige der Gefährten tuschelten und versuchten des Rätsels Lösung zu finden, doch würde sich dies Unterfangen nicht als das Einfachste erweisen. Lina überlegte für sich selbst, ebengleich dem Namenlosen, dessen Gestalt ruhig und unangestrengt wirkte. Kurz verschlug es die Augen der jungen Frau auf ihn. Ein kleines Lächeln befiel ihre Lippen. Sie überlegte weiter… „Ich hab’s!“, rief Lina erfreut über die Erkenntnis, die ihr der Gott der Unterwelt schenkte. Die andern blickten zu ihr auf, während sie sich aufgrund des lauten Echos, welches ihre Stimme erzeugte, zusammenzog. „‚Liebe’ ist die Lösung…“, gab die Frau in gedämpftem Tonfall zur Überlegung.
    „Gut, gut, du bist schlauer, als du aussiehst!
    Hier das nächste Hirnfutter: Gierig verschlinge ich alles, das in meinen Weg kommt. Je mehr ich esse, desto größer werde ich. Doch habe ich alle gegessen, so sterbe ich.“
    Ach, ich sehe also dumm aus, wie?!, schrie eine innere Stimme voll Zorn in Linas Kopf, während die Gehirne der übrigen Begleiter des Eulenmannes, wie sie ihn nannten - oder jedenfalls in einer ähnlichen Art und Weise -, auf Hochtouren nach einer Lösung forschten. Lediglich Lina schien dem nicht zu folgen, sondern lieber mit Zorn in den Augen des Skeletts Blick zu erwidern. Die etwaige Lautstärke um sie herum nahm ab und ließ verlauten, dass eine Lösung, die allen zusagte, gefunden war. Diesmal sprach Fargas sie aus: „Wir denken, die Lösung ist ‚Feuer’“
    „Richtig! Ihr seid nicht mal so blöd, wie ihr ausseht.
    Hier die letzte Nuss: Mein erstes ist nicht viel, mein zweites ist nicht wenig. Zusammen lässt's dich hoffen, doch hoffe nicht zu sehr.“, warf der Rätselmeister auch das letzte seiner Rätsel in die Runde. Erstmalig herrschte vollkommene Stille. Nur das leise Knistern der Feuer in den Fackeln durchbrach diese lieblich. Niemandes Worte durchbrachen das Schweigen. Es schien keinem auch nur der Ansatz eines Lösungsgedankens zuzufliegen. Was nun?
    „Vielleicht…“, erklang die Stimme eines der Magier, doch unterbrach diese sogleich das Wort des Schwebenden. „Ja. Ja, wunderbar! Ja, mehr! Ich höre ihn kommen, den Knecht der Seelen!“, und ein leises Rauschen, wie das des Meeres im Hafen von Khorinis erklang, worauf der knochige Körper des Skeletts in vielen kleinen Staubkörnchen zu Boden rieselte. Wie Sterne glitzerten die Teilchen und durchbrachen an vielen Stellen zu gleich die schwarzen Stellen, der nicht Beleuchteten Teile des Raumes. Als Überbleibsel des Fragenden blieb nichts, außer dem langen Mantel, den sein Körper trug und eine kleine Kiste, welche ihnen allen noch gar nicht aufgefallen war. Sie musste der sagenumwobene Schatz sein, welchen die Gefährten mitzunehmen gedachten…
    Darin fanden sich ein paar Heiltränke…



    Ray09.10.2004, 11:04
    Der Sensenmann, nein, die Witzfigur, war verschwunden und sie setzten ihren Weg durch einen weiteren finsteren Gang fort. Ray ahnte bereits, was die Inschrift diesmal bedeutete. Drei Fragen hatten sie beantwortet... Doch das eigentliche Rätsel fehlte noch. Er wusste nicht, ob er fürchten sollte, was auch immer auf sie zukommen mochte. Wieder wich die Dunkelheit einem von sinisteren Fackeln ausgeleuchteten Raum. Er sah aus, wie jeder andere, bis auf den eindeutigen Nachteil, dass er keinen Ausgang hatte. „Und machen wir jetzt?!“, soufflierte der Namenlose. Funkelte Ray an. „Wir, das heißt du, tust nichts“, erwiderte Ray kühl. „Du hältst den Mund und siehst zu, wie ich das hier löse.“ Ob er den Mund nicht zu voll genommen hatte? Aber allein um es dem Schweigsamen zu zeigen, wollte er jetzt Erfolg haben.
    Mitten im Raum stand ein Steinsockel. Und an ihm war ein Schalter angebracht. Misstrauen erfasste Ray. Das war ja zu offensichtlich! Was würde denn passieren, wenn er einfach die Wände nach verborgenen Türen absuchte? Der Feuerball schoss von der Decke herab und traf Ray frontal am Oberkörper, als er einen Schritt an dem Sockel vorbei tat. Ray wurde zurück geschleudert und schlug schmerzhaft am Boden auf. Er erstickte das Feuer, indem er sich auf dem Boden herumwälzte. Er ignorierte das hämische Kichern des Namenlosen. Nein, er würde sich nicht blamieren. Anscheinend wurde man gegrillt, wenn man an diesem Sockel vorbei ging. „Wozu ist denn die Laterne da?“, fragte Renata. Ray sah sie fragend an. Laterne? „Welche...? Ach, da ist ja eine Laterne!“ Ray nahm die Laterne auf, die am Rand des Raumes stand. Sie war natürlich erloschen. Aber das war kein Problem. Er bat Renata um eine Schattenflamme und hoffte inbrünstig, dass das die Laterne entzünden würde... „Bestens!“, triumphierte er, als die Laterne vor sich hin flackerte. „Und was bringt das bitte?“, meldete sich jemand zu Wort. „Wir werden sehen...“ Ray blickte zwischen der Laterne und dem Sockel hin und her. Da war eine Verbindung, er wusste es. Vielleicht... Der Schwarzmagier stellte die Laterne auf den Sockel. Der Lichtstrahl der Laterne änderte sich abrupt und wies nun geradeaus. Seltsam. Aber es brachte sie nicht weiter. „Egal, ich drücke diesen Schalter mal“, meinte Ramac. Ray wollte protestieren, doch es war zu spät. Ein lautes Klicken ertönte und der Schalter war umgelegt. Ray kniff die Augen zusammen, in Erwartung weiterer Feuerbälle oder anderer Schrecken. Jedoch hatte er nicht mit dem gerechnet, was nun geschah. Es erschien ein großer blauer Kristall in der Luft. Und er drehte sich langsam um die eigene Achse. „Und wenn du die Laterne jetzt wieder da hin stellst?“, fragte Ramac. „...dann gehen wir alle vor die Hunde, ganz sicher!“, fügte der Namenlose hinzu.
    Doch Ray hörte ihn nicht. Flugs hatte er die Laterne wieder auf dem Sockel platziert. Und der Lichtstrahl wies genau auf den Kristall. Und er brach sich in ihm. Der resultierende Lichtstrahl schien genau auf den Boden und wanderte auf diesem umher, während sich der Kristall drehte. „Seht ihr? Wunderbar! Ein Wunder der Natur. Es nennt sich Lichtbrechung“, erklärte Ray. „Und seht, das Licht wandert am Boden immer dieselbe Strecke. Das ist unser Weg.“ Zuversichtlich setzte Ray den Fuß auf den Weg, den der Lichtstrahl gerade entlangwanderte - und kein Feuerball schoß diesmal heran. Ray wanderte mit dem Licht, bis er an der kahlen Mauer stand. Und er sah die schwarze, beinahe unsichtbare Klinke. Die getarnte Tür war genauso wenig geölt, wie alle anderen Türen dieses Turmes und das Knarren ging durch Mark und Bein. Doch sie konnten ihren Weg fortsetzen.



    Renata09.10.2004, 20:54
    Einen Moment zögerte die Gruppe. Was würde sie hinter dieser Türe erwarten? Entschlossen sandte Renata eine Lichtkugel in das Dunkel hinter der Tür. Natürlich, wieder eine Wendeltreppe. Im Gänsemarsch stapften sie die aus schwarzem Stein gehauenen Stufen hinauf und gelangten auf einen kurzen Gang, der auf eine zweiflügeliges, die gesamte Breite des Ganges einnehmendes Portal zuführte. Schon auf der Treppe hatte Renata den Eindruck gehabt, als würde es immer wärmer, jetzt, vor dem Tor, war es sehr heiß geworden. Als sie sich umsah, bemerkte sie auch bei den anderen Schweißtröpfchen auf Stirn und Oberlippe. Auf dem linken Flügel des Tors stand das Wort „Feuer“ in goldenen Lettern, gemalte rotgelbe Flammen schienen aus den Buchstaben zu wachsen. Auf dem gegenüberliegenden Flügel stand an der gleichen Stelle das Wort „Eis“ in kalten Blautönen geschrieben, an den Buchstaben hingen – wiederum gemalte – Eiszapfen. Das war ja vielversprechend. Ray entriegelte die Tür endlich und stieß sie in einer einzigen Bewegung weit auf. Die Gruppe erstarrte.
    Ein Schwall glühend heißer Luft fegte ihnen entgegen und schien sie zu versengen. Gleichzeitig brüllte ein großes Feuer auf. Durch die vor Hitze flimmernde Luft in diesem Raum konnte Renata erkennen, dass die Wände brannten oder vielleicht sogar ganz aus Feuer bestanden. Der glatte Fußboden spiegelte den Flammenschein noch, so dass man den Eindruck haben konnte, in einen brennenden Ofen oder in einen Höllenschlund zu sehen. Bei genauerem Hinschauen war der Boden aber seltsamerweise aus einer Substanz, die normalerweise nicht in so engem Kontakt mit dem brennenden Inferno stehen konnte.
    Eis? In dieser Flammenhölle? Nicht nur der Boden, das, was Renata zunächst für Pfeiler in der Mitte dieser Halle gehalten hatte, entpuppten sich als gigantische, mit dem Fußboden zusammen gewachsene und dort verschmolzene Eiszapfen. Und auch eine der beiden Statuen, deren genaue Konturen bisher von der flirrenden Luft verwaschen wurden, schien aus Eis zu sein. Doch es war die andere Statue, jene, die das Feuer so eindrucksvoll reflektierte, dass auch dieses Figur zu brennen schien, die sich zuerst bewegte. Sie schien zu wachsen, oder vielmehr sich aufzurichten. Diese Bewegung fachte das Feuer in ihr noch mehr an. Riesig und fast weißglühend wie sie jetzt war, musste man den Blick abwenden, um nicht geblendet zu werden. Ein Feuergolem! dachte Renata erschrocken, als sie den Kopf vor seinem gleißenden Licht etwas zur Seite drehte.
    Sie hätte zur anderen Seite blicken sollen, denn jetzt sah sie auf die zweite Statue, den Bruder der Ersten. Und dieser Bruder verkörperte das andere Element dieser Halle: Eis eben. Auch dieser Golem erwachte gerade zum Leben. Während Renata erschrocken und fasziniert zusah, wie auch er sich langsam zu voller Größe aufrichtete und sie instinktiv nach ihren Runen griff, fragte sie sich verwundert, wie er in dieser Hitze hatte existieren können. Aber zwei Golems! Hoffentlich würden die Eulenritter etwas gegen diese Monster ausrichten können, die Gruppe um Ray war einfach zu unerfahren, um gegen die Elementdämonen standhalten zu können. Aber da stürmten auch schon Figuren mit wehenden Umhängen links und rechts an ihr vorbei, drei zum Feuergolem, zwei zum Eisgolem, vor dem sich auch schon Ray mit gezücktem Schwert aufgebaut hatte.
    Die Monstren waren fast doppelt so groß wie die menschlichen Kämpfer vor ihnen, ein einziger Hieb von ihnen konnte sicher einen Schattenläufer problemlos ins Jenseits befördern. Aber ihre Größe machte sie auch träge. Die Ritter und Ray konnten den Schlägen immer wieder ausweichen und so seitlich und von hinten auf die Giganten eindreschen. Renata hatte sich die Rune für die Schattenflamme gegriffen und schleuderte einen feurigen Ball nach dem anderen auf die Golems. Nicht dass sie ihnen etwas anhaben konnte, die Attacken dienten nur der Ablenkung, um den Kämpfern etwas Luft zu verschaffen. Aus die Augenwinkeln sah sie auch Ramac vorstürmen. Aber das war Wahnsinn, mit einem kurzen Dolch gegen einen Golem antreten zu wollen. „Nein, bleib hier….“ schrie sie ihm nach, um das Brüllen der Flammen zu übertönen. Aber er hörte nicht auf sie. In dem Moment, in dem sie abgelenkt war, passierte etwas. Einer der Ritter war durch die Luft geschleudert worden und hart gegen eine der Eissäulen geprallt. Renata hatte nur eine Bewegung wahrgenommen und sah den Körper nur noch leblos zu Boden gleiten, wo er seltsam verrenkt liegen blieb. Bei Beliar, hoffentlich war er nur bewusstlos. Den anderen fünf – mit Ramac sechs – Kämpfern war es gelungen, die Golems näher zueinander zu treiben. Feuer und Eis….Feuer schmilzt Eis und Eis löscht Feuer...
    Tatsächlich schienen sie schwächer zu werden, als ob sie sich gegenseitig Energie entzögen. Die ohnehin trägen Bewegungen wurden langsamer, die aufrechte Haltung der beiden sank etwas zusammen, sie wurden buchstäblich kleiner, schienen zu schrumpfen. Immer mehr, je näher sie sich gegenseitig kamen. Als sie sich endlich berührten, erstarrten sie, fielen einfach in sich zusammen und blieben wie tot liegen. Hatten sie die Golems tatsächlich besiegen können?



    Ray10.10.2004, 18:34
    Ganz unähnlich einem Schwertkämpfer der eleganten Schule Azathots schwang Ray seine Klinge mit beiden Händen über den Kopf, als wäre sie ein Zweihänder. Dementsprechend lahm sauste der Hieb auf den Eisgolem herab. Schon sah Ray das Monstrum einen Eiszauber vorbereiten... Sein letztes Stündlein hatte geschlagen! Da würde er nicht mehr ausweichen können. Doch da fühlte er ein leichtes Beben durch die Halle zittern. Die Golems hatten sich endlich berührt und der Eisgolem wurde zu Stein. Sein Eis schmolz, sowie das Feuer seines Konterparts erlosch. Ein lautes Rumpeln später lagen die zwei ungleichen Steinhäufen auf dem Boden.
    Ray stürzte zu dem Ritter, der leblos an der Säule lag. Er rüttelte an dessen Schultern, doch vergeblich. Alles, was er dabei entdeckte, war die große Schnittwunde in seinem Genick, aus der nun dunkles Blut floss. Eine Hand ruhte auf seiner Schulter. Ray sah auf. Der Ritter mit den grünen Augen sah ihn an, beinahe tröstend. „Ich weiß, Tenebrus. Es ist zu spät für ihn“, flüsterte er. Beinahe sanft nahm Tenebrus den Gefährten auf die Arme und legte ihn an die Wand der Halle. Dort nahm er ihm seinen Umhang ab und bedeckte ihn damit. Und als er das tat, schien der Ritter zu schrumpfen. Seine Rüstung schwand, die Arme wuchsen etwas, bevor auch die schrumpften. Und Federn wuchsen aus der Haut. Eine tote Eule lag auf dem Boden. Ray wandte den Blick ab.
    Die Tür dieser Halle sah sehr surreal aus. Es war, als bestünde sie aus gefrorenem Feuer. Ray zögerte, bevor er es anrührte. Es fühlte sich so kalt an, dass es brannte - oder umgekehrt? Doch... „Diese Tür lässt sich nicht öffnen. Was ist hier los? Wir haben diesen Raum bestanden, Herr der Turmes!“, rief Ray herausfordernd. „Lass uns endlich zu dir kommen. Der Schlächter ist nahe!!“ Die Stimme, die antwortete, ließ sie alle erstarren. Ja, ihr seid besser, als ich dachte. Aber jetzt wird nicht mehr gespielt. Erkennt meine Macht und erzittert! Und es ging ein erneutes Beben durch die Halle. Es war, als fege eine Welle von Düsternis über sie hinweg - Ray befiel ein Gefühl, wie er es gehabt hatte, als Anhires sie angegriffen hatte. Das Feuer erstartte. Nahm die Farbe des Steins, wurde zu einem dunklen grau. Und das Eis schmolz dahin. Was blieb, war der übliche schwarze Steinboden des Schwarzen Turmes. „Ray, schau, was ist das?!“, sprach Regina. Ihre Stimme zitterte vor Angst. Der Schwarzmagier sah sie an und sein Blick fiel auf die Trümmer der Golems, die sie auch wie gebannt ansah. Sie hatten dunkel zu glühen begonnen. Dann begannen sie, einen Meter über dem Boden zu schweben. Was geht hier vor?, fragte sich Ray halb neugierig, halb panisch. Ein Teil von ihm spürte, dass der Lord endlich mit seinen Drohungen wahr machen würde. Die Steine hatten sich zu drehen begonnen, drehten sich immer schneller. Das schwarze Glühen wurde zu einem Wirbel aus Schwärze. Gebannt sahen sie nun alle zu, was hier vor sich ging. Und endlich verebbte der schwarze Wirbel.
    „Bei den heulenden Abgründen Beliars!“, hörte er Ramac unter dem Bart murmeln. Die Bestie, die vor ihnen stand, hatte Ray noch nie gesehen, auch nicht auf Bildern. Es war ein Golem, ja, auch war er nicht größer als ein herkömmlicher Steingolem. Doch man konnte keine Steine erkennen. Der Golem strahlte vor protzender Schwärze. Ja, man sah Schatten um ihn tanzen, wie bei einem Golem des Feuers das Feuer. Seine Augen waren weiß und man sah keine Pupille. Und als er den Mund öffnete, um ein lautes Brüllen auszustoßen, standen Ray die Haare zu Berge. Erzittert nun und geht zugrunde! Gegen meinen Schattengolem habt ihr keine Chance!, kam die Stimme erneut. „Das werden wir erst sehen, Tenebor!“, sagte Ray trotzig und hob sein Schwert.



    Mäxchen11.10.2004, 20:11
    Mäxchen's Rücken presste sich gegen die Steinwände. Vor kurzem standen sie noch in Flammen, nun war ihre mystische Kälte wiedergekehrt. Nicht Angst hielt ihn davon ab, nicht an dem Kampf teilzunehmen, nein, die Gewißheit, dass er unbewaffnet war, so würde er sicherlich eine Verletzung einstecken, was für die Gruppe sicherlich nicht sonderlich passend käme. Aber doch, Angst hatte er auch... Fargas Schwert fuhr als erstes auf das Monstrum ein. Die Klinge des jungen Mannes fuhr mit vollkommener Kraft auf die sich bewegende, dunkle Oberfläche des Golem's herab, Mäxchen war sich sicher, dass dieser Strich selbst den dicken Schädel eines Molerats fein säuberlich von dem Rest des fetten Körper's abegtrennt hätte, doch es kam anders. Die Klinge fuhr immer weiter in das Innnere, das Dunkle des SchattenMonster's hinein, die Schattenoberfläche verschlang das Eisen des Schwertes förmlich, verschwand immer weiter darin. Doch Fargas bremste den Streich nicht, wie konnte er auch, viel zu viel Schwung befand sich in seinem Arm, und so kam es, dass das Schwert auf der anderen Seite des Golem's hinauskam... Selbst hier, an der Steinwand gepresst, weit ab von dem Geschehen, und obwohl die Klinge mit der Bewegung verschwam, auch Mäxchen sah die Veränderung. Die Klinge, alles, was sich im Inneren der Golem's befunden hatte, von der Spitze bist zur Parierstange, glühte im dunklen Schwarz, als hätte man sie in das Schmiedefeuers des Höllenschmiede's gehalten. Die Oberfläche begann sich kurz zu bewegen, dann vibrierte das Schwert in den Händen Farga's, obwohl er dieses mit aller Kraft festhielt. Die schwarze Energie entlud sich, ähnlich der Strahlen einer Lichtkugel floh die Dunkelheit eus dem Eisen, sammelte sich in der Luft und kehrte wieder in den Golem zurück. Klirren. Fargas hatte das Schwert fallengelassen. Seine Augen ruhten auf seinen Händen, doch aus dieser Entfernung konnte Mäxchen nicht sehen, was mit ihnen geschehen war. Innigst hoffte der junge Barde, dass nur der Schock seinen Freund dazu veranlasst hatte, seine Waffe fallen zu lassen. Renata begann eine 'SchattenFlamme' zwischen ihren Händne zu beschwören, Ray und Ramac blickte verzweifelt auf ihre Todeswerkzeuge, auch wenn sie gegen die Bestie nicht als solche schienen, hinab, es gab so viele Eindrücke, Mäxchen wusste nicht, worauf er hätte achten sollen. "Vorsicht, Renata!" Die gewaltigen Klauen des Schatten fielen auf die Heilerin hinab, mit der Absicht, sie gegen eine der nahen Wände zu schleudern. Doch die Reflexe der Frau ließen sich nicht im Stich, geschickt wich sie zurück, der Schlag des Monster's ging in's Leere. Mit der Warnung konnte Mäxchen auch seinen Teil zum Kampf beitragen... Ramac's Dolch wollte die Chance nutzen. Die Klinge über den Kopf erhoben war er bereit, sie in den Kopf des Monster's zu rammen. Mäxchen sah, wie sich seine Muskeln anspannten, man sah die Verzweiflung in den Augen des Barden. Die Klinge fuhr hinab, direkt in den Hinterkopf. Man hätte denken können, dass dies selbst diesen Kopf gespaltet hätte, doch vergebens. Die Klinge blieb einfach in der Leere des Dunkels stecken, und fing wieder an, dunkel zu klühen, entlud sich plötzlich. Ramac's Körper wurde von der Dunkelheit zurückgeworfen, seine Klinge hinterher, bis beide auf den Steinboden liegen blieben. Was jetzt? Was konnten die Gefährten dagegen machen? Keiner rührte sich, ein jeder wusste, dass sie nichts ausrichen konnten. Ein Lächeln? Ein Lächeln auf den 'Lippen' dieses Monster's? Auch die Kreatur hielt inne, richtete sich auf, und verschränkte beide pulsierenden Pranken über den Kopf. Was hatte es vor? Sämtliche Schatten in den Ecken des Raumes begannen zu fackeln, wie die aufsteigende Hitze einer Flamme die Landschaft dahinter schimmern ließ, Licht trennte sich, verteilte sich im Raum. Wie sich zuvor die Energie aus der Klinge entladen hatte, wurde sie jetzt vom SchattenGolem aufgesogen. Sämtliches Licht, Schatten, alles war auf den Weg, vom Golem verschlingt zu werden. Verzweiflung. Hoffnungslosigkeit. Einer der Eulenritter bückte sich zu Ray runter, der erstaunt die Geschehnisse verfolgt hatte. Wie das Zwitschern einer Eule, hoch, unverständlich, aber nicht schrecklich, nein sogar schön, melodisch. Mäxchen verspührte den Drang, eine Melodie zu pfeifen, wären nicht diese Umstände, dann hätte er vielleicht sogar gesungen... Doch die Sprache der Eulen war selbst für den 'Eulenmann' unverständlich, und so vergrub Ray verwirrt seinen Kopf in den Händen und schüttelte ihn. "Ich verstehe, was er sagt..." Regina's Stimme klang wie ein Lichtblick in der dunklen Hoffnungslosigkeit.



    Ramac13.10.2004, 19:01
    Wie sollten sie nur ein Monster besiegen, das alle aufeinmal aufmischte und gegen das selbst die Waffen der Eulenritter keine Chance hatten? " 'Ray, du trägst die Waffe mit dir, die Tenebor gewachsen ist. Ihm und seinen verderbten Dienern: Das Cingulum hier. Nutze seine Macht', sagt diese Eule, 'und wir werden in der Lage sein, den Golem zu besiegen.' " sprach Regina Ray zu, die anscheinend das übersetzte was die Eule sagte. Ramac vertraute den Eulen, aber wie sollten sie den Golem denn nun besiegen. Wie sollte Ray den Gürtel benutzen?

    Doch es blieb keine Zeit zu denken, auch nicht für Ray, der sich wohl das gleiche fragte. Die kleine Schwärze zwischen den Pranken des Schattengolems hatte sich zu einer großen, schwarzen Kugel entwickelt, die so bedrohlich wirkte, das die Gruppe sofort auseinanderstob. Sie schien ein Loch in die Dunkelheit der Halle zu schneiden, und der Golem schleuderte sie vorwärts. Sie sog alles Licht, auf, die Lichtkugeln erloschen und es wurde stockdunkel. Alle waren nun aus der Bahn gerannt doch Ray, war zu langsam. Er blieb stehen, wie gelähmt unfähig sich zu Bewegen. Ob aus Angst oder durch eine andere Kraft, die ihm die Fähigkeit zum laufen nahm, wusste Ramac nicht. Der Rubin in der Mitte des Gürtel fing zu leuchten an und für einen Augenblick schien es Ramac, als würde sich um Ray ein rötlicher Schimmer bilden, aber als er nochmal hinsah, war nichts dergleichen zu sehen. Der Ball und die Kraft des Gürtels schienen aufeinander zu treffen und ihre Kräfte zu prüfen. Das Rubinrot, das die Halle in ein düsteres, aber doch im Gegensatz zu der Dunkelheit die vom Golem ausging, helles Licht tauchte, schien sich gegen die massive, geballte und undurchdringliche Finsterniss zu stemmen. Die beiden Lichter verschwammen ineinander, es gab immer wieder gemischtfarbene Blitze die den Raum durchzuckten, und kleinere Explosionen. Ein Feuerwerk und eine Freude für jeden Zuschauer wäre es gewesen, wäre die Situation nicht so ernst gewesen. Dann wurde die ganze Kraftmasse, egal ob schwarz oder rot, von dem Rubin aufgesogen. Der Gürtel schien die Kraft in sich aufzunehmen und die Eulenritter waren die ersten die sich wieder zu einem Angriffskeil formierten. Der Rubin leuchtete nun hell und deutlich und im ganzen Raum flogen rote Blitze umher,die auf die Klingen trafen, die nun in einem düsterem rubinrot zu glühen begannen. Ramac spürte plötzlich wie seine Müdigkeit verschwand. Alle richteten sich auf, schienen zu wachsen, und die Last abzuschütteln. Sein Herz war voll Wärme und als er den Dolch zog, glitzerte seine Klinge wie ein Bluttropfen auf die der Mond schien. Grausam aber doch auf seine Weise schön. Ray zog die Klinge und sie leuchtete heller als alle anderen. Sie schien nur aus Licht zu bestehen, reines, rotes Licht, das alles, zu spalten schien. Er stürmte vorraus, dahinter die Eulenritter in Formation und die Gefährten, alle nun von Kampfeslust und einer Kraft erfüllt die wohl niemals ausgehen würde. Ihre Muskeln schienen gewaltig zu sein und ihr Feind schien geschrumpft, fast mickrig gegen die Übermacht der Krieger. Die Edelsteine an Ray Gürtel blitzten und sperrten die Restliche Dunkelheit aus. Mit jedem Licht das zunahm schien die Kraft und Größe des Golems zu schwinden.
    Die Hoffnung war wieder da, und alle spürten das selbe Gefühl wie beim Nahen der drei Ritter, die nur Kanonenfutter waren. Die Klinge Rays schien die Dunkelheit des Golems zu schmelzen. Er wurde nicht verletzt, aber die Dunkelheit nahm ab.



    Regina14.10.2004, 20:33
    Die Rechung war aufgegangen. Rays Gürtel war wahrhaftig der legendäre Gürtel der Nacht, mit dem Tenebor einst gebannt worden war. Seine Magie wohnte in dem Schattengolem und seine Magie wurde nun von der Magie des Gürtels geschwächt. Regina zog drei aneinander gebundene Messer aus ihrer Robe. Diese band sie sich mit einem ledernen Band um die rechte Hand. Nun sah es so aus, als trüge die drei scharfe Krallen. „Ray! Zu mir!“, rief sie dem Anführer zu. Der Schwarzmagier brach einen erneuten Angriff ab und tauchte unter dem Golem hindurch und war sogleich bei ihr. Darauf hatte sie gewartet. Der Gürtel entlud seine Energie nun auch auf ihre Waffe. „Geben wir diesem Monster den Rest!“, drängte Ray und stürzte sich wieder in den Kampf. Mehr als zehn Klingen drangen nun durch die Schatten. Regina spürte, dass diese mehr und mehr zäh wurden. Und sie wurden blass... Langsam sah man einen ganz gewöhnliche Golem unter den Schatten erscheinen. Bald war es geschafft!
    Es geschah in einem Sekundenbruchteil. Die Schatten wichen endgültig in das Monster zurück, für eine kurze Sekunde sah man einen Steingolem - und dann entlud sich die restliche Schwarze Energie in einer gewaltigen, sichtbaren Druckwelle. Regina wurde von den Füßen gefegt. Schreie von Schmerz. Und dann schlug sie auf dem Boden auf und drohte, bewusstlos zu werden. Einige Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit schien, kämpfte sie gegen die Ohnmacht an, dann schüttelte sie jemand an der Schulter. Als Regina die Augen öffnete, schwand die Dunkelheit. Denn sie blickte in das Visier eines der Eulenritter. Ein stilles Verständnis verband sie. Sie verstand ihn - seine Sprache. „Du bist jetzt geheilt“, hörte sie ihn in der Eulensprache rufen. Regina rappelte sich auf. Die anderen Eulenritter waren bereits dabei, den anderen aufzuhelfen. Offenbar hatten sie sich vor der Welle von schwarzer Magie schützen können. Ihr Verursacher lag ein paar Meter vor ihr auf dem Boden, in Trümmern. Rechts von ihr stand nun auch Ray auf. Sein Gesicht sah gleichzeitig zornig, sowie triumphierend aus. „Und jetzt, Tenebor? Nicht mehr so vorlaut?“, rief er in den Raum. Fürchtest du ihn gar nicht? Hast du nicht eben seine Stime gehört?, dachte Regina in sah Ray finster an. Der junge Mann war viel zu hitzköpfig.
    „Gehen wir weiter“, schlug die Frau namens Renata vor. Aus ihrer Stimme kamen eine Weisheit und Ruhe, dass sich Regina wunderte, warum nicht sie hier die Gruppenfüherin war. Die inzwischen bekannt aussehende Eichentür schwang knarrend auf und enthüllte nur eine weitere Wendeltreppe. Langsam mussten sie ja in die oberen Geschoße kommen. Regina hoffte, dass sie sich wenigstens vor dem Kampf gegen Tenebor ausrasten würden können. Rays Gürtel war erloschen, er würde wohl erst wieder Energie spenden, wenn sie Tenebor und dessen Magie gegenüber standen...



    Lina Suavis14.10.2004, 21:44
    Es schien, als würde jedes noch so kleine Geräusch den Kopf der jungen Frau herumwirbeln lassen. Verängstigt griffen ihre zitternden Hände nach dem erst Besten, was Lina bekannt vorkam. Der weiche Stoff einer der Roben aus dem Kastell war es, der ihr Halt schenkte. Zu wem er gehörte, wusste sie nicht. Eigentlich störte sich Lina weniger an dem Menschen in dem Gewand, als an allem anderen, was außerhalb diesem vor sich ging. Dabei war es nicht einmal sicher, ob um die Gruppe herum, überhaupt etwas vor sich ging. Nicht das leiseste Geräusch erklang, doch raubte es Lina jedes Wort. Ein leises Tropfgeräusch erklang. Dann war es wieder weg, oder doch nicht? War es je da?
    Die Treppe zog sich lang hinauf, wie schon die vorherige, und jene vor dieser, gleichwohl Vorangegangener. Dicke schwarze Steinstufen, ob durch Magie erschaffen oder von Hand gemeißelt, war nicht zu erkennen. Fest jedoch stand, dass es ein Meisterwerk der Baukunst zu sein schien - jedenfalls, soweit es die Dunkelheit preisgab. Mit einem Mal begann sich ein modriger, feuchter Geruch in dem Gewölbe auszubreiten. Ein Rümpfen ging durch die Menge. Lina zog sich noch fester an ihren sich nicht zur Wehr setzenden Vordermann, bevor Ray ein leises ‚Stopp’ zischte und das Knarren eine weitere Eischentüre verriet. Kaum geöffnet, schien eine unangenehme Schwüle dem Raum zu entweichen. Im Unklaren, beschritten alle ihren Weg und fanden sich bald auf dem Erdboden der Lichtung eines stark bewachsenen Waldes wieder. Während einige untereinander murmelten, brachten die Übrigen keinerlei Wort vor Erstaunen oder Erschrockenheit heraus. Zu letzteren gehörte auch Lina. Etwas bleich im Gesicht ließ sie ihren Vordermann, der sich mittlerweile als Fargas herausgestellt hatte, los, um begierig nach der schönen Umgebung - deren Geruch allerdings mehr als zu wünschen übrig lies - zu schauen. Dabei viel kurz auf, wie einer der Eulenritter zu Regina sprach, worauf sich diese mit einem wohlwollenden Gesichtsausdruck an Ray wandte. Sogleich wollte er etwas sagen, doch unterbrach ihn jemand, der auf etwas grünlich weiß Schimmerndes inmitten des Waldes hinwies. „Irrlichter. Die wollen uns sicher in die Irre führen“, sagte ein anderer, doch der Anführer winkte ab. „Es ist ungefährlich hier, wir werden Rasten!“ „Tolle Idee…“, kam es skeptisch von einem außerhalb Stehenden. Wären Linas Sinne noch fähig irgendwelche Leistungen zu bringen, hätte sie sicher gedacht, es sei der Namenlose gewesen, doch zog man sie nur mit. Wieder fand sich die Frau auf dem Boden des Waldes.
    Wie Ray anwies, würden sie hier Rast machen. Das letzte was Lina - ob bewusst oder unterbewusst, war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr festzumachen - mitbekam, war, das Wachen aufgestellt würden, bevor ein unangenehmer Schlaf sie einholte…



    Ray15.10.2004, 13:24
    Die Rast in diesem surrealen Wald war angenehmer, als Ray erwartet hatte. Regina hatte ihm gesagt, die Eulen hielten es für ungefährlich - dennoch war ihm wohler gewesen, Wachen einzuteilen. Dann legte er sich hin und schloss die Augen. Der Schlaf übermannte ihn sofort.
    Ray ging durch einen prunkvollen Saal, Luster hingen an der Decke. Ihre Flammen züngelten schwarz, als wären es Schattenflammen. Eine große Doppeltüre, mit Eisen beschlagen, lag vor ihm. Ray schritt hindurch. Er erkannte diesen Ort wieder. Es war der Ort, den er einmal in einer Vision gesehen hatte: Hohe, spitzbögige Emailfenster waren an der Wand eingefasst und deren Glas zeigte finstere Kampfszenen. Eine breite Treppe führte zu einem Thron empor, von dessen Lehne die Hörner eines Hirsches wuchsen, finster und blitzförmig ragten sie zwei, drei Meter schräg in den Raum. Und diesmal saß jemand in dem Thron, eine Gestalt, in einen langen schwarzen Mantel gehüllt...
    „Ray, aufwachen!“, sagte Ramacs Stimme, der ihn an der Schulter rüttelte. „Jetzt bist du dran mit Wache schieben, alle anderen haben schon einmal. Wir wollten dich am längsten schlafen lassen, Berth meinte, das tut dir gut.“ „Danke, Ramac“, sagte Ray leise, um die andern nicht aufzuwecken. Er erhob sich und wollte sich schon auf einem Baumstumpf setzen, um die Wacht zu beginnen, da merkte er, dass ihn eine Last weniger im Hüftbereich drückte... Ray fuhr zusammen, so erschrocken war er. Panisch sah er an sich herab. „NEIN! Das kann doch nicht sein!“, rief er aus. Der Gürtel war fort. Ray hatte sich doch damit schlafen gelegt. Die einzige Erklärung: Er war gestohlen worden. Seine Gefährten rührte sich, er hatte sie aufgeweckt. Seine „Gefährten“... Es war, als höre er Reginas Worte erneut: Nun, es gibt hier, in dieser Gruppe, einen Agenten des Lord Tenebor. Der Spion des Schwarzen Turmes... Der Verräter in den eigenen Reihen. Er musste den Gürtel entwendet haben. Hasserfüllt blickte Ray auf die Gefährten hinab. Einer von ihnen war verdorben, ein Finsterling Tenebors. Ray erhob seine Stimme und sagte laut: „So, einer von euch ist also ein Verräter Tenebors. Dein Spiel ist aus. Rück den Gürtel heraus!“ Sie alle sahen ihn nur verwirrt an. Jaja, guter Schauspieler, dieser Agent. Wieviele Diebe kennst du denn? Sie sagen doch alle, dieser Namenlose ist einer..., flüsterte eine innere Stimme Rays. „Du... Du Namenloser!!! Du warst von Anfang an gegen mich!“, fuhr ihn Ray an. „Zeige dich endlich, Verräter! Warum hast du deinen Namen nie genannt? Hätte er dich am Ende verraten? Gib es zu, du hast den Gürtel...“ Der Angesprochene sah ihn völlig baff an, dann wandelte sich sein Ausdruck in jähen Zorn.



    Garrett16.10.2004, 13:46
    Totenstille herrschte in der Gruppe. Einzig das heftige Atmen von Ray konnte man hören. Garrett spührte, wie die Blicke der anderen abwechselnd auf Ray und auf ihn gerichtet waren. Garrett blickte aus seinem einen Auge starr auf Ray. Hatte er ihn tatsächlich beschuldigt? Wut entfachte im Inneren des Meisterdiebes.
    "Du... beschuldigst.... mich...?"
    Garrett stand langsam auf und ging ebenso langsam auf Ray zu.
    "Nenn mir auch nur einen einzigen Grund, warum ich dieses zerlodderte Ding hätte stehlen sollen?"
    "Weil du einer von Tenebors Anhängern bist!" kam sofort die Antwort von Ray.
    "Ich? Ein Anhänger Tenebors? Ist dir schon mal aufgefallen dass ich als Einziger in dieser Gruppe nicht an diesen Schwachsinn, die Eulen, die Geschichte, den Fluch, geglaubt habe bis ich es selbst erlebt habe?"
    Garrett spuckte als er sprach.
    "Und glaubst du wirklich wenn ich deinen Gürtel gestohlen hätte, dann wäre ich noch hier und hätte ihn nicht so schnell wie möglich zu Tenebor gebracht?"
    Nun sah Ray gar nicht mehr so aus, als würde er dem Dieb die Kehle durchschneiden wollen. Denn er wusste dass er in diesem Punkt Recht hatte.
    "Und übrigens..." Garrett trat ganz nah an Ray heran und sagteetwas z uihm, so dass nur Ray es hören konnte.
    "Ich weiß wer deinen Gürtel wirklich gestohlen hat..."



    Ramac16.10.2004, 15:43
    Ramac sah den Namenlosen verwundert an. Ja er war düster, dunkel, skeptisch und unfreundlich aber er war dennoch ein Lehrling Beliars, wie sie alle auch. Ihn kotzte das alles hier an, aber Ramac glaubte nicht das er den Gürtel hatte. Tief in seinem Herzen, so dachte Ramac, würde er doch etwas für die Gruppe empfinden.
    "...ich weiß wer den Gürtel hat."
    Garret wusste wer den Gürtel hatte? Alle sahen sie einander an und musterten sich. Dann hörte man leise ein Schaben. Eine Klinge wurde aus seiner Scheide gezogen, und rieb dabei an den Metallbeschlägen. Ein schriller Schrei ertönte. Ramac drehte sich um und da stand er: Berth, mit einem Dolch in der Hand, der auf dem Hals von Regina ruhte, die er in seine Gewalt gebracht hatte. In seinen Augen fackelte nun eine Dunkelheit, wie bei Anhires im Keller des Klosters.
    "Keine Bewegung oder sie ist tot." sprach Berth und seine Stimme hatte sich erschreckend verändert. Er klang nun kalt und unbarmherzig. Aber warum hatte er sie dann aus dem Keller befreit? Warum hatte er sie gerettet. Und da fiel es Ramac und auch Ray ein. Klar, der Gürtel. Er wusste nicht ob sie den Gürtel hatten, also mussten sie lebendig bleiben. Unter seiner zerschlissenen Holzfällerjacke sah man nun hell den Gürtel glänzen.
    "Hab ich doch gleich gesagt." murmelte der Namenlose vor sich hin und gähnte.

    "Aber Berth! Du? Was ist los? Was soll das?" fragte Ray aufgebracht und machte einen Schritt auf ihn zu. Berth trat zurück.
    "Stehenbleiben, sonst ist sie tot. Bleibt hier oder sie stirbt." sprach er und packte Regina mit einer Kraft, die aus der dunklen Magie Anhires zu kommen schien und verschwand im Wald. Ohne zu zögern, zogen alle ihre Waffen und stürmte ihm hinterher. Hin und wieder konnte man einen Schatten zwischen den Bäume huschen sehn oder ein boshaftes Gelächter die Schwüle Luft durchdringen hören. Alles war erfüllt von verschiedenfarbigen Licht, die Irrlichter lenkten sie hier und dorthin und bald waren die Gefährten müde, bekamen keine Luft und keuchten vor sich hin. Ihre Arme waren von den Dornen und Sträuchern die sie druchbrachen aufgerissen und das Ende war nah. Doch sie gaben nicht auf. Immer wieder rafften sie sich auf und ein paar Mal hätten sie den verrückten Berth fast erwischt, doch umso länger sie liefen, umso mehr sank ihre Moral. Gerade als sie aufgeben wollten, und sich damit abfanden hier zu verdursten oder zu ersticken, schienen die Bäume weniger zu werden. Zuerst war es nur ein kleiner Strauch, dann eine ganze Tanne die verschwanden. Die Luft schien sich zu bessern und erschien bald nicht mehr so braun. Von den Irrlichtern nun unberirrt, rannten die Gefährten weiter. Der Wald verschwand und sie standen in einem großen Saal, mit schwarzem Fußboden. In der Ferne brannte eine Fackel, die Berth, Regina und und den Torbogen vor ihnen erhellte. Sofort stürmten sie vor, doch Berth huscht durchs Tor und war auf und davon.

    Der Torbogen war prächtig, überall verzierungen und Bildhauereien. Sie traten hindurch und horchten. Schritte ertönten. Berth lief die Treppe hinauf, die nun vor ihnen lag. Sofort setzten sie im nach. Sie war aus schwarzem Gestein, und Ramac versuchte die Stufen zu zählen. Bei fünfhundert verlor er den Faden. Wielange sollten sie denn noch rennen?



    Regina17.10.2004, 12:12
    Der Agent des Schwarzen Lords zerrte Regina durch diesen erschreckenden Scheinwald, noch immer fühlte sie den kalten Stahl an ihrer Kehle. Das alles geschah so schnell, dass sie fast gar nicht dazu kam, Angst zu haben. Hinter ihnen sah sie manchmal Schatten hinterherhuschen. Die Gruppe folgte ihnen. Dann war da die Tür. Berth öffnete sie und begann, eine sehr lange Treppe hochzusprinten, sodass Regina übel wurde. Sie konnte kaum Schritt halten. Nach was ihr eine Ewigkeit schien, öffnete Berth erneut eine Tür, diesmal eine sehr große und pompös wirkende. Regina wand den Kopf herum, um zu sehen, wo sie wohl waren. Es war eine große Halle, wie sie normalerweise in diesem engen Turm keinen Platz gefunden hätte. Doch für Tenebor schien so etwas ja eine nette Dreingabe, so dachte sie. Berth hielt an. Er schleuderte Regina von sich, sie fiel zu Boden und schlug sich die Nase schmerzhaft an dem kalten Steinboden. „Hier, Herr“, hörte sie Berth sagen. Es war zu spät, dachte sie, jetzt hat er den Gürtel. Er wird uns endgültig vernichten. Sie zwang sich aufzusehen. Wenigstens wollte sie ihrem Henker in die Augen sehen. Alle Angst wich von ihr, sie verspürte nur ein fast wissenschaftliches Interesse, ob sterben wohl weh tat oder ob es sofort vorbei war...
    Doch von oben sah nicht das Gesicht des Schwarzen Lords herab. Nein, dieser Mann passte genau auf die Beschreibung, die Ray ihr von Anhires, dem Herrn der Toten gegeben hatte. Wie kam der hierher? „Sehr gut, mein Lord wird erfreut sein“, säuselte Anhires. Regina sah aus den Augenwinkeln eine Bewegung... Die Tür öffnete sich. Und Ray lugte vorsichtig in den Raum. Regina gab ihm einen kleinen, kaum bemerkbaren Wink. Komm schon! Sie robbte etwas in Distanz, das fiel nicht auf. Anhires war damit beschäftigt, selbst den Gürtel anzulegen. Berth sah ihm fasziniert zu, der ekelhafte Verräter. Dann flog die Tür mit einem Krachen auf und Ray stürmte der Gruppe voran auf die beiden Feinde zu. Idiot!, dachte Regina, Geht's nicht "unauffälliger"?
    http://renaimweb.privat.t-online.de/...s/musikpic.jpg (http://members.aon.at/mooswinkl/battle.mid)
    Anhires wandte sich sofort den Angreifern zu und zog eine dunkle Klinge, kurz, aber mit Zacken und Widerhaken besetzt. Und er murmelte irgendetwas, um den Gürtel zu erwecken. Doch nichts tat sich. „Ha!“, sagte Regina triumphierend. „Hast du gedacht, der Gürtel würde auf dich hören! Er hört nur auf diejenigen, die für den Ausgang dieser Schlacht entscheidend sind. Ray und der Schwarze Lord!“ Ray, ermutigt, rannte weiter auf Anhires zu. Regina sprang auf und sprang an seine Seite, bevor Berth etwas unternehmen konnte. Die Schlacht hatte begonnen.



    Ramac17.10.2004, 12:40
    "Denkt ihr ich brauche diesen Gürtel um euch zu töten? Nein das schaffe ich auch so!" hörte man Anhires unter Gelächter schreien. Berth hatte nun eine Axt in der Hand und griff die Gruppe an. Die Eulenritter und dann auch die Gefährten stürmten vor und stellten sich den Angreifern entgegen. Berths Schläge konnte niemand aufhalten, er war stark wie ein Bär und die Dunkelheit ließ ihn keine Schmerzen spüren. Ramac sah Tenebrus einer schwarzen Kugel von Anhires ausweichen. Doch da war schon Berth. Kaum war Tenebrus wieder auf den Füßen, stand er hinter ihm und hob die Axt. Ramac sprintete los, und sprang ein paar Meter vor Tenebrus mit einem Satz auf ihn zu und riss ihn zu Boden. Die Axt zischte üer sie hinweg. Die beiden rollten auseinander, nickten sich zu und kämpften weiter. Wie würde der Kampf ausgehen? Er wusste es nicht. Auf der einen Seite die Eulenritter, auf der anderen Seite der bärenstarke Berth und Anhires. Noch war alles offen.



    Fargas Ferrigan17.10.2004, 17:57
    Nachdem Berth sein erstes Ziel, Tenebrus, verfehlt hatte, und nun einer der Gefährten dem Eulenritter zur Seite stand, zog der Axtschwinger es vor, sich ein leichteres Ziel zu suchen. Sein Blick fiehl auf Renata, die derweil Anhires aus der Ferne mit Magie beharkte, während ihm einige der Eulenritter im Nahkampf bedrängten. Mit einer Geschwindigkeit, die man dem Jungen garnicht zugetraut hätte, spurtete er nun mit gezogener Axt auf die Hohe Schwarzmagierin zu und holte zu einem vernichtenden Schlag aus... Gerade im letzten Moment warf Fargas sich auf den Heranstürmenden und brachte ihn zu Fall. Berth sah sich davon allerdings vollkommen unbeeindruckt und stieß Fargas wütend von sich. Mit einem stechenden Schmerz in der Brust landete er der Länge nach auf dem Boden. Zum Glück waren inzwischen auch zwei seienr Gefährten heran und kreuzten mit Berth die Klingen. Oder besser gesagt schlug Berth wild um sich, während seine Gegenüber versuchten den Schlägen zu entgehen.
    Nach etwas, das Fargas wie eine Ewigkeit vorkam, beugte sich jemand über ihn und er bereitete sich shcon auf sein verfrühtes Ende vor. Doch als er kurz darauf wieder vorsichtig mit den Augen blinzelte, erkannte er Linas Gesicht und ihre Hand, die ihm dabei behilflich war, aufzustehen. Nachdem die beiden ein Lächeln ausgetauscht hatten, warf sich Fargas nun wieder in den Kampf, wen ner auch mit seinem albernen Kurzschwert nicht allzu viel anrichten konnte.



    Renata17.10.2004, 18:50
    Es war gar nicht so einfach, Magie in diesem Kampf einzusetzen. Ein paar Treffer hatte sie bei Anhires anbringen können, aber mit der Schattenflamme drohte sie immer einen derjenigen zu treffen, die zwischen ihr und Anhires oder Berth standen und gegen die beiden kämpften. Die Gruppen waren in ständiger Bewegung. Auch eine Blutfliege war in diesen schnell wechselnden Aufstellungen kaum zu dirigieren. Die Gefahr, einen der ihren zu verletzen, war viel zu groß. Fast wollte sie die Runen schon weg stecken und statt dessen zum Dolch an ihrer Seite greifen, als sich endlich eine Lücke zwischen ihr und dem axtschwingenden Berth auftat. Mehr noch, er kam direkt auf die Magiern zu, die Axt zum Hieb erhoben. Doch noch bevor sie den Zauberspruch zu Ende denken konnte, hatte sich Fargas Berth in den Weg geworfen und aus der Bahn gebracht, mit dem Erfolg, dass Fargas zur Seite geschleudert wurde.
    Aber die Heilerin hatte im Moment keinen Blick für den vermutlich Verletzten, hatte Berth doch seine ursprüngliche Bahn wieder aufgenommen und kam auf sie zu, die Axt hoch erhoben. Die erste Schattenflamme traf ihn an der Brust, fraß sich rauchend durch seine Kleidung und ließ ihn kurz aufwinseln, als sie seine Haut berührte. Der zweite Feuerball versengte seine Schulter und brachte ihn zum Taumeln und dazu, seine Axt fallen zu lassen. Er war wirklich hart im Nehmen, viele hätten diese beiden Treffer nicht überlebt. „Verräter“ dachte Renata noch mitleidslos, als sie in die dritte Schattenflamme alles an Kraft hineinpackte, die sie im Moment aufbringen konnte und diese direkt in sein Gesicht lenkte. Es roch nach verbrannten Haaren. Beth war gebremst, er würde keinem ihrer Gefährten mehr etwas antun. Seine Hände fuhren zu seinem Gesicht, berührte es aber nicht: Große Brandblasen hatten sich in Windeseile darauf gebildet, darum herum war die Haut rot, wund oder schwärzlich verbrannt. Er sah schrecklich aus und hatte sicher unsägliche Schmerzen. Ohne einen Laut sank er auf die Knie, schnappte nach Luft und entließ endlich einen lauten Schrei, der allen durch Mark und Bein ging. Selbst die, die noch mit Anhires kämpften, drehten sich kurz um.



    Ray18.10.2004, 15:01
    Jeder Ausdruck war von Rays Gesicht gewichen. Kalt sah er seinem Gegner in die Augen. Anhires schleuderte ebenfalls mit dunkler Magie um sich, Ray hatte schon zwei, drei Brandwunden. Doch er ließ sich nicht davon abbringen, nach ihm zu schlagen. Anhires blutete schon aus einigen Wunden. Ein Schrei zerriss ihm fast das Trommelfell. Er drehte sich um, und sah Berth fallen. Geschah ihm Recht. Zu spät aber hörte er hinter sich den triumphierenden Lacher Anhires'. Eine Welle der Finsternis stob wieder über sie hinweg und fegte sie von den Füßen. Verflucht! Solange er sich mit dieser Attacke Luft verschaffen kann, haben wir keine wirkliche Chance!, dachte Ray fieberhaft, als er wieder aufsprang. „Ray, der Gürtel hört auf dich, nur auf dich! Mache dir das zunutze!“ „Halt den Mund, törichtes Mädchen!!!“, brüllte Anhires und schoss einen schwarzen Strahl nach Regina. Die konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und wurde frontal getroffen. Ihr Schrei tat Ray in seinem Innersten weh. „DU KAKERLAKE! DAFÜR ZAHLST DU!“, schrie Ray auf und stürzte sich auf Anhires. Sie kämpften so schnell und wild, dass die anderen zurückwichen, denn Rays Schläge gingen unkontrolliert, es war ihm egal, so sie überall hin trafen, hauptsache sie trafen Anhires.
    Nutze die Macht des Gürtels!, sprach eine innere Stimme. Ray hörte auf, zu kämpfen. Anhires nutzte seine Unaufmerksamkeit und stieß ihn von sich. Ray aber grinste. Und er grinste noch mehr, als Anhires einen großen Ball aus schwarzem Feuer in seiner Hand heranwachsen ließ. Der Ball flog heran, Ray aber blieb ruhig. Jemand schrie auf. Er solle ausweichen. Der Schwarzmagier konzentrierte seine Energie aber auf den Gürtel, versuchte, eine Brücke herzustellen, wie sie zu einem beschworenen Wesen bestand. Der Ball hatte Ray erreicht. Doch für ihn war es, als friere die Zeit ein. Der Ball erreichte ihn nie. Mit der Schnelligkeit des Lichts war plötzlich ein dunkelroter Strahl aus dem Gürtel geschossen, und hatte den schwarzen Ball getroffen - der verpuffte nutzlos. „Was- Was ist das?“, stotterte Anhires. In seiner Stimme schwang blankes Entsetzen mit. Ray grinste nun hämisch und schadenfroh. Er stand ruhig auf. Dann streckte er die Hand aus. Zisch! Ein roter Strahl verband sie mit dem Rubin des Gürtels. Und der Gürtel zerrte an Anhires Hüfte. Dann endlich löste sich der Verschluss und das Objekt segelte zielsicher in Rays Hand. Der Schwarzmagier legte sich den Gürtel wieder an und sofort durchströmte neue Energie seinen Körper. „Jetzt ist es aus, 'Herr der Toten'!“, sagte er kalt. Der Rubin strahle weiter. Und die Waffen der Gefährten entzündeten wieder ihr blutrotes Feuer. Anhires sah es und obwohl er nun den Ausdruck eines Mannes trug, der um einen verlorenen Posten kämpfte, verharrte er.
    Und als seine Gegner wieder angriffen, umhüllten ihn schwarze Blitze für ein paar Sekunden. Ray wollte zuschlagen, doch Naryar traf auf Widerstand, in der Luft, fünf Zentimeter vor Anhires Kopf. Die schwarzen Blitze zuckten kurz auf. „Ein magischer Schild! Du feiger Hund!“, schimpfte Ray. Anhires sah ihn mit irren, finsteren Augen an. „Ja, ihr seid gut. Ich habe keine Chance, selbst dieser Schild hält nicht längert als ein paar Minuten. Aber der Schwarze Lord soll sich um euch kümmern... Lebe wohl, Ray! Auf nimmerwiedersehen!“ Er lachte sein irres Lachen und blaue Funken stoben auf. Sie umhüllte ihren Gegner wie die Blitze vorhin und nachdem sie vergangen waren, war Anhires fort. „Den sind wir los...“, sagte Ray erleichtert. „Aber wir sind noch nicht fertig. Tenebor wartet.“
    Die große, prunkvolle Halle hatte nur zwei Türen. Die, durch die sie gekommen waren, und jene die vor ihnen lag. Sie war pechschwarz und von zwei steinernen Löwen bewacht. Die Gruppe schritt darauf zu. Als sie das Tor erreicht hatten, sah Ray kurz furchtsam zu den Löwen auf. Es hätte ihn nicht gewundert, wären sie von ihren Sockeln gesprungen und sie angegriffen. Langsam schwang das schwere Tor auf, wie von Geisterhand. Und es enthüllte den Thronsaal des Schwarzen Lords...



    Mäxchen18.10.2004, 21:37
    Der dunkle Thron, lange Hirschgeweihe ragten hinaus, Emailenfenster beschrieben Kampfszenen, es war ein düsterer Raum. Einige Lichstrahlen schienen durch die hohen, gothischen Fenster. Das Licht ließ Staub darin tänzeln und irgendwann fiel es durch das schwarze Haar des Tenebor's, ließ seinen schwarzen Umhang, der den Flügelpartien einer Fledermaus ähnelte, lange Schatten werfen. Seine rechte Hand strich über sein Kinn, anhand der Wangenknochen sah man, dass er nicht sonderlich dick, nicht sonderlich muskelös, sondern eher mager war. Was war das für ein Kerl? Sie hatten soviele Kämpfe hinter sich, wie sollten sie nun noch diesen überstehen? Mäxchen fühlte sich wieder sinnlos, schwach, er wusste, dass er nie etwas zu diesen Kämpfen beitragen könnte. Er konnte Ray's Kehlkopf sehen, leicht, was unmerklich ging er nach oben, machte sich dafür bereit, etwas zu sagen, doch Ray schluckte, ersparte sich jegliches Argument. Der Lord blickte auf, seine Augen verfingen sich auf den Gürtel Ray's. Schweigend seufzte er. Kurz hörte man ein Knistern. Renata ließ eine Schattenflamme in ihren Fäusten entzünden, Fargas festigte seinen Griff um seine Waffe, Ramac tat es ihm gleich, auch die Eulenritter zückten ihre Waffen, und der Lord erhob sich aus seinem Thron. Das erste Mal konnten die Gefährten seine strahlenden, roten Augen sehen, die die Gruppe überflogen. Langsam bewegte sich sein Kiefer nach unten, eine kalte kalte Stimme ertönte durch die Halle. "Lasst es beginnen."
    Das Buch! Die Stimme! Mäxchen erkannte sie wieder, es war die gleiche Stimme, wie sie die des Kopfe's aus dem Buch war. Die Hände des Lehrling's zitterten. Angst. Langsam schritt Tenebor, der Schatten Lord, die Treppe hinunter, sein Blick geheftet auf den mächtigen Gürtel, der Ray's Hüfte ziert. Zwei Pfeile entfuhren der Hand des dunklen Manne's. Plötzlich, und ohne jegliche Vorwarnung waren sie seinen Händen entwichen. Eine Schattenpfeil flog Renata entgegen und zugleich entließ sie ihren Händen die Macht der Schattenflamme und der Pfeil schmolz dahin, noch bevor er die Heilerin traf. Mäxchen konnte das nicht. Hätte ihn die Angst nicht gefesselt, hätte er vielleicht versucht, der Magie auszuweichen, doch so hielt ihn die Panik in der Schußbahn fest. Eine Klinge traf den Pfeil noch in der Luft, durchtrennte ihn feinsäuberlich in zwei Hälften. Nachdem die Lichtspiegelung auf den Metall vorrüber war, und die Pfeilhälften leise zu Boden glitten, sah Mäxchen wer die Klinge geführt hatte. Das Lächeln seines Freundes Fargas' ließ den Barden neue Mut schöpfen. Die erste Waffe fuhr auf den Lord nieder. Tenebor wehrte den Schlag des Eulenritter's mit seiner Faust ab, aus der Bewegung einer Drehung heraus, zugleich als er wieder zu stehen kam, entlud sich Magie aus seinen Händen. Die schwarze Flamme stoß den Dolch Ramac's ab, als wäre es ein Ast, der gegen den Panzer einer Schildkröte schlug. Eine Schattenflamme züngelte durch die Luft, suchte ihren Weg in das Gesicht des schwarzen Lorde's, so, wie es doch schon bei Berth so wunderbar funktioniert hatte, doch wurde sie einfach durch die verschränkten Arme Tenebor's gestoppt. Jedoch der vertikale Schlag eines weiteren Eulenritter's konnte der Lord nicht so einfach ausweichen. Nur die Reaktion seiner Fäuste ließ erratten, dass seine Reflexe noch immer konzentriert waren, und so hielt er nun mit der geschloßenen Faust eine der Klingen der Ritter in der Hand. Schwarze Magie schoß durch das Metal und so gleich wurde der Eulenritter nach hinten geschleudert. Die Magie Anhires. Doch was konnte ein einziger Mann schon gegen die Macht von der ganzen Gefährtschaft, der Dienerschaft Beliar's ausrichten. Mäxchen war guter Hoffnung. Ray's Parierstange traf den Unterkiefer Tenebor's. Sein Kopf fiel in den Nacken und für einen kurzen Augenblick flogen einige Bluttropfen durch die Luft, um dann schon im nächsten Moment auf den Boden zu tropfen. Hatte Tenebor sie unterschätzt. Seine Augen flammten auf, und der mächtige Mann kehrte den Kampf den Rücken zu, ohne die Kämpfenden zu beachten, stieg er die Treppen hinauf, ruhig einen Schritt nach den andern setzend. Was sollte das? Wollte er es ihnen so leicht machen? Fargas erhob sein Schwert zeitgleich, als Renata eine Schattenflamme heraufbeschwörte. Jeder Schwertstrich hätte seinen Brustkorb durchtrennen , jede Schattenflamme die Eingeweide bruzzeln lassen, doch waren sie zu perplex, um ihre Handlungen zu Ende zu bringen, und so blieb nichts als ein erschöpfter Fargas und eine schwarze Manawolke zurück... Tenebor erreichte unversehrt den Thron. Seine ausgestreckte Hand ließ ein wenig Licht durch die gespreizten Finger fallen. Ein Schwert löste sich aus der Lehne des Throne's. Ein mechanisches Klacken begleitete die Offenbarung eines breiten Schwertes, einige Ellen war es lang, selbst im starken Licht sah man den Stahl, der schwarz wie die Nacht war. Die Waffe schwebte in die Hand ihres Herren und zugleich als seine Faust den Griff umschloß, durchfuhr das ganze Metall Energie, wie sie schon bei dem Golem zu sehen war. Schatten tänzelten um das Eisen. Die rechte Hand hielt das Schwert noch immer im Licht, mit der linken wischte sich der Lord Blut weg, das aus der Lippe ran.



    Ray19.10.2004, 20:51
    Als der Schwarze Lord gesagt hatte, es möge beginnen, hatte niemand etwas gesagt. Etwas Endliches, etwas Finales lag in der Luft. Dies war der letzte Kampf, das wusste Ray. Nachher würden sie es geschafft haben. Tenebor würde seine Welt nicht verlassen, und mit ihm würde der Schwarze Turm vergehen... Allerdings war Ray überrascht, wie wenig ihnen ihr Widersacher entgegenwarf. Nur ein wenig schwächliche Magie wie sie Anhires benutzte. Nicht, dass sie zu unterschätzen war, doch sagen wir, gegen die Hüterin oder den Hohepriester Don Esteban chancenlos. Doch bald stellte sich heraus, dass der Lord sie nur testete. Ohne viele Worte zu verlieren, griff er sich ein Schwert von seinem Thron, und dieses entzündete ein Schattenfeuer an seiner Klinge. Es war Magie, wie sie Beliar würdig wäre. Doch Ray sah darin eine billige Imitation Beliars Macht, ja, wenn nicht eine Konkurrenz zur Magieschule, der er folgte.
    Tenebor baute sich vor ihnen auf. Beeindruckend dabei war nicht, dass er etwa ein Muskelprotz war, sondern ein mittelgroßer Mann, gebaut wie Ray, aber er strahlte eine Kälte aus, die alles durchdrang. Nach allem, was Ray bisher erlebt hatte, hatte er sich Tenebor als ein Wesen vorgstellt, durchtrieben von Hass und dem Willen zu Vernichten. Doch diese körperlose Kälte war schlimmer. Sie nahm ihnen allen Mut, und Tenebor schien das genau zu wissen. Er musterte sie prüfend und meinte dann: „Du musst Ray sein. Ich wusste, du würdest kommen. Doch dein Kampf ist vergebens. Bilde dir nicht ein, deine Freunde verschaffen dir einen Vorteil.“ „Das wird sich zeigen!“, bellte Ray. Tenebor sah ihn durchdringend an und Ray dachte, tief in ihm würde ein Teil seiner Seele erfrieren. Diese kalten, rot glühenden Augen... Ray hielt dem Blick nicht stand. Und Tenebor griff an. Er schwang seine Nachtklinge in einem weiten Bogen, um sich Luft zu verschaffen. Dann ließ er die Klinge erneut tanzen, und während er das tat, bildeten sich schwarze Punkte in der Luft, die schließlich wuchsen. Sie bemerkten sie zu spät, erst als Tenebor zurücktrat, sah Ray misstrauisch genauer hin - und alle Punkte schwollen in Sekundenschnelle an und zerbarsten in dutzenden kleinen Explosionen von Schwärze. „Aaaaahhh!“ Es brannte höllisch, so kalt, dass es schon fast wieder heiß wirkte. Ray stand wieder auf, hatte ihn die Explosion mühelos von den Füßen gefegt. Doch was Tenebor konnte, das konnte ER auch! Ray hob Naryar über seinem Kopf und ließ die Klinge wie aus einem Impuls herab hinabsausen. Das Ergebnis war spektakulär.
    Ein Blitz, so grellrot, dass es in den Augen schmerzte, fuhr hernieder und schleuderte Tenebor gegen eine Wand. „Ist das alles?“, fragte Ray grimmig. Es verschaffte ihm immense Genugtuung, Tenebor da liegen zu sehen. Doch er wusste, es war noch nicht vorbei. Tenebor war überrascht worden, aber ein zweites Mal würde das nicht gelingen. „Nein. Das ist es nicht“, meinte der Schwarze Lord kalt, als er wieder dastand, und es schien, als habe er keine Verletzung davongetragen. Dann hob er sein Schwert über den Kopf und stieß es vor sich in den Boden. Steine spitterten. Und der Boden begann zu beben. Er bringt die Halle zum Einsturz!, dachte Ray panisch. Doch er hatte weit gefehlt. Risse bildeten sich im Boden und aus ihnen - Ray kniff die Augen zusammen - entstiegen schwarze Ritter. Sieben. Genau so viele, wie er Gefährten hatte. Und jeder schien bereits ein Ziel zu haben. „Jetzt ist es ausgeglichener“, spöttelte Tenebor. Ray wurde langsam klar, dass dieser Gegner noch lange nicht alles enthüllt hatte, wozu er fähig war. Und er nahm den Kampf gegen den nächstbesten Ritter auf...



    Fargas Ferrigan20.10.2004, 21:14
    Fargas starrte fassungslos auf die Schwarzen Ritter, die den Rissen und Spalten entstiegen waren. Sieben an der Zahl. Wie sollten sie nur gegen diese herzlosen Krieger triumphieren, von denen ein jeder eine mächtige Waffe führte? Sei es nun ein riesiger Hammer oder ein gewaltige Klinge. Zwei Schwarze Ritter schwangen sogar massive Morgensterne scheinbar mühelos in der Luft. Mal ganz davon abgesehen, dass die meisten kaum Kampferfahrung hatten und Lina sogar gänzlich unbewaffnet war! Verdammter Feigling, seine Diener vor zu schicken und sie die Arbeit machen zu lassen. dachte er noch bei sich, kaum, dass die Ritter sich endlich aus den Tiefen erhoben hatten und nun ihre Körper schon träge in Richtung eines jeden der Gefährten schleppten. Einzig Ray blieb ohne Gegner und wand sich in der Halle um, den anderen beizustehen. man sah ihm förmlich die Unentschlossenheit und langsam aufkommende Panik an, Schweiß stand ihm auf der Stirn, immer wieder fuhr er herum. Während dessen war Renata die Erste, die ihre Sinne wieder hatte sammeln können. Nun ließ sie ihre Kräfte spielen und schleuderte dem Wesen, dass sich ihr zugewandt hatte Pfeil um Pfeil von Schwarzer Magie, doch ein ums andere Mal wurde der Ritter zwar von der Wucht etwas zurückgeworfen, ging daraufhin aber sichtlich unbeeindruckt weiter seinen Weg. Endlich kamen auch die anderen wieder zu sich und machten sich für den Kampf bereit. Einzig Lina war noch immer ohne Waffe und wich Schritt für Schritt vor dem Ungetüm, dass sich vor ihr aufbaute zurück, bis sie mit dem letzten Schritt die kalte Wand in ihrem Rücken spürte. So war auch Rays Entscheidung endlich gefällt und er wollte sich gerade zu Lina stürzen, als die Stimme Tenebors erneut durch die Halle dröhnte: "Nein, Träger des Gürtels...", sprach der Schwarze Lord, der ohne einen Gegner herumstand. Ray sah ihn skeptisch an. "Ja, du musst gegen mich kämpfen. Es entscheidet sich zwischen den Trägern der Relikte der Vergangenheit: Diesem Schwert und deinem Gürtel..." Ray warf noch einmal einen letzten Blick zu Regina, die ihm nur zunickte. Es hatte also begonnen, das große Finale...
    Festen Schrittes entstieg der Dunkle Lord seinem Thron und ließ sein Schwert in freudiger Erwartung auf den bevorstehenden Kampf. In Rays Händen - oder viel mehr um seine Taille - lag nun das Schicksal des ganzen Dorfes, Khorinis oder gar ganz Myrtana! Indess mussten sich die anderen immernoch mit den Schwarzen Rittern rumschlagen mussten. Nach wie vor versuchte Renata sich den ihren Ritter mit Schattenflammen vom Leib zu halten, doch schien ihr langsam aber sicher die Kraft auszugehen. Beliar allein mochte zu wissen, was wohl mit ihr geschehen würde, sollte sie tatsächlich in den Nahkampf gehen müssen. Regina indess, wich geschickt den behäbigen Hieben ihres Gegenübers aus, vollführte Drehungen, Sprünge und Rollen, odch war es ihr bis jetzt nicht gelungen einen entscheidenden Treffer zu landen. Und auch ihr sah man die zunehmende Erschöpfung an. Auch Ramac, Mäxchen, Fargas und der Namenlose waren damit beschäftigt, den Schlägen ihrer Gegner auszuweichen und sahen kaum eine Möglichkeit, an die Ritter heranzukommen.
    "Hilf mir doch jemand!" durchschnitt plötzlich Linas Ruf das Kampfgetöse. Ohne auf seinen Gegner zu achten, fuhr Fargas sofort herum und sah Lina an die Wand gepresst, während der Schwarze Ritter stetig näher kam. Keinen weiteren Augenblick ließ er verstreichen und stürmte auf den Schwarzen Ritter ein, wollte sein Schwert wie einen Dolch in den Rücken des Wesens rammen, aber die Klinge glitt ohne eine Spur zu hinterlassen von der schwarz-schimmernden Rüstung ab. Und selbst jetzt zeigte der Ritter noch keine Reaktion. "Kämpf gefälligst gegen jemanden, deiner Größenordnung, feiger Hund" brüllte Fargas ihn an und versetzte ihm noch einen Tritt in den metall-bewehrten Hintern. Keine Reaktion. "Lina, versuch irgendwie zu mir zu kommen. Das Mistvieh macht nicht die geringsten Anstalten." "Du bist gut! Wie stellst du dir das vor?!" Indess hatte auch Fargas Gegner ihn wieder eingeholt und so musste er nun selbst um sein Leben kämpfen. Nachdem der erste Hammerschlag den Boden erbeben ließ, stand Fargas nun Rücken an Rücken mit dem Ungetüm, dass Lina bedrängte. Einem seitwärts geführter Hieb seines Gegners konnte er schließlich mit Mühe und Not ausweichen...und die Rüstung von Linas Gegner gab krachend und berstend dem kräftigen Schlag nach, während der Insasse an der Wand landete und dort leblos liegen blieb.
    "Ihr müsst die Ritter auf einander zutreiben!" rief Fargas den anderen zu, nachdem er das Geschehene verarbeitet hatte und eniem weiteren Schlag ausgewichen war. "Diese Idioten schlagen sich gegenseitig die Schädel ein!"



    Ray20.10.2004, 22:40
    Ray umkreiste Tenebor misstrauisch. Doch es schien dieser keine fiesen Tricks vorzubereiten. Und als Ray den ersten Schlag führte, begann Tenebor ebenfalls einen klassichen Schwertkampf. Magie war fehl am Platze, es zählte nur Klinge gegen Klinge, Stahl gegen Stahl. Ray fühlte sich aber fehl am Platze. Er war Magier, kein Schlächter! Erbarmungslos drang Tenebor auf ihn ein. Er war ein geschickter Kämpfer, schnell und relativ stark. Man würde es ihm nicht ansehen. Ray parierte einen harten Schlag seines Widersachers und drehte seine Klinge herum, versuchte, Tenebors Schwert aus dessen Hand zu reißen. Es gelang ihm nicht. Schweiß rann beiden von der Stirn, doch Tenebor schien immer mehr einen wahnsinnigen Ausdruck zu bekommen. Er schien den Kampf zu genießen. Schließlich loderten die Schatten seiner Klinge auf und umhüllten Ray zur Gänze.
    Es war schrecklich. Ray fühlte, als würde er nie mehr glücklich sein, alles Licht verschwand und er sah nur noch die schwarzen Schlieren um sich tanzen. Und dann war der Schmerz da. Seine Seite brannte fürchterlich. Die Robe wurde feucht von Blut. Ray brach beinahe zusammen, doch da durchdrang ein rotes Glühen die Schatten. Es stahl ihm die Sicht auf sein Verderben und schließlich tanzte ein blutrotes Glühen um ihn, das dann verblasste. Tenebor stand noch immer vor ihm, doch er trug eine Fratze aus Zorn und Enttäuschung. Ray sah an sich herab. Noch immer war seine Robe feucht, doch die Schnittwunde, die über seiner Hüfte sein musste, war verschwunden. „Ich verstehe nicht-“, keifte Tenebor. „Und ich tue es“, sagte Ray ruhig, denn ihm war ein Licht aufgegangen. „Mein Relikt beschützt mich. Es ist nicht das absolute Böse, es ist nur finster. Deines jedoch ist kalt, und nur zum Töten ausgerichtet.“ Die Worte sprudelten aus ihm hervor, ohne dass er wusste, woher er sie nahm. Aber er wusste, dass es stimmte. Tenebor ließ sich davon nicht beeindrucken. Er setzte den Kampf fort.
    Das Getümmel hatte kaum Fortschritte gemacht. Nur zwei der Ritter lagen tot am Boden, weil sie ihr Mitkämpfer erschlagen hatte. Tenebor war immer noch nicht im Geringsten verwundet, geschweige denn besiegt. Und Ray keuchte schon vor Anstrengung. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Irgendwann würde Tenebor eine Bresche durch seine Verteidigung schlagen und es wäre aus. Ray wurde zu Boden gestoßen, als Tenebor hart zuschlug. Schmerzhaft landete er auf dem Rücken, und sah gerade noch rechtzeitig auf, um Tenebors Klinge auf seinen Bauch herabfahren zu sehen...
    Es ist aus. Lebt wohl, meine Freunde. Ich habe euch ins Verderben geführt, alles für nichts... Vergebt mir... Warum? Warum muss es so enden? Verzweiflung und maßlose Trauer über seine Niederlage und ihre Folgen machten sich in Ray breit. Das Dorf, eigentlich ein nettes Plätzchen, würde mit Khorinis vergehen. Und während Tenebors Klinge wie in Zeitlupe herunterfuhr, durchströmten Ray derart starke Emotionen, dass er fühlte, wie sie in den Gürtel gelenkt wurden. Der Rubin glühte rot auf, stark, hell. Und ein Licht verschlang Tenebors Nachtklinge und den Lord. Ebenfalls hüllte es ihn ein. Ray fühlte sich gekräftigt und gestärkt. Alle Angst wich von ihm, alle Erschöpfung. Und als er wieder klar sah, lehnte Tenebor an der Wand und keuchte mühsam. Ray sprang nach vorn und stieß Naryar bis ins Heft in seinen Bauch. Tenebor spuckte Blut. „Es... ist... noch nicht... vorbei...“, stieß er hervor, während Ray Naryar herauszog und den Gegner von sich stieß. Tenebor rappelte sich auf. Ray lächelte triumphierend. Doch dann wandelte sich Rays Triumpf in Schrecken... Mit schreckensgeweiteten Augen sah Ray ihn sein Schwert heben, die Schatten huschten noch heftiger als sonst auf dessen Klinge umher. Tenebor kippte die Waffe und rammte die Klinge in die frisch geöffnete Wunde. Anstatt zusammenzubrechen schien Tenebor zu wachsen, schwarze Schatten schossen nun aus seinem Körper, umloderten ihn wie sein Schwert. Das Schwert selbst war verschwunden. Die Augen des Schwarzen Lords loderten von fanatischem Hass. Und dieses Ding, das nun vor ihm stand, denn Ray bezweifelte, dass er jetzt noch entfernt menschlich war, ballte die Hand zur Faust und als es sie öffnete, stob ein Strahl aus Düsternis auf Ray zu und katapultierte diesen quer durch den Raum. Hart schlug Ray an der Wand auf und es wurde schwarz um ihn...



    Ray21.10.2004, 09:25
    Mit aller Macht verdrängte Ray die Ohnmacht und rappelte sich hoch. Er loderte immer noch von der Magie des Gürtels. „Nun denn. Es entscheidet sich nur noch zwischen uns beiden.“ Tenebors Worte hallten schauerlich durch den Thronsaal. Er machte eine jähe Handbewegung und die Ritter zerfielen in Sekunden zu Asche. „Leute, bringt euch in Sicherheit! Das hier gerät außer Kontrolle!“, rief Ray.
    Tenebor ließ Ray keine Zeit für weitere Anweisungen. Diesmal ging es ums Ganze, das sah man in seinen wahnsinnig flackernden Augen. Wieder flog ein Ball aus schwarzer Kälte auf Ray zu, doch dieser hatte nun ebenfalls eine Kugel aus der Magie des Gürtels in der Hand. Die beiden magischen Ladungen trafen sich mitten in der Luft und rangen miteinander. Die beiden Kontrahenden sahen dem aber nicht länger zu, schon griff Tenebor wieder an. Er hatte aus seinem Gewand einen langen Dolch gezogen, mit dem er jetzt über Ray herfiel. „So machst du das also...“, spottete Ray. „Hast du vergessen, dass mein Schwert nicht fort ist?“ Naryar loderte zwar nicht mehr wie früher in rotem Glanz, irgendwie hatte der Gürtel diese Magie nämlich nun auf Ray übertragen - wie wusste er nicht. Aber seine Klinge war noch da. Kräftig schwang er sie nun gegen Tenebors Dolch und stieß ihn mühelos beiseite.
    Er hätte ihn mühelos beiseite stoßen können. Jedoch sobald die Klingen Kontakt machten, lachte Tenebor triumphierend auf und beide Klingen wurden plötzlich heiß, als kämen sie frisch aus der Schmiede. Das Stahl brannte auf Rays Haut. Mit einem Schrei warf er Naryar von sich. Als es am Boden aufschlug, war es zu weit entfernt, um ihm eine Hilfe zu sein. Ray sah Tenebor giftig an. Der hatte seinen Dolch auch fortgeworfen. Und seine Hand war rot vom heißen Stahl. „Es funktioniert nicht so, Träger des Gürtels. Nur die Magie darf nun entscheiden!“, geiferte er. Ray packte eine maßlose Wut. Er zögerte nicht eine Sekunde und stürzte sich auf Tenebor. Er erreichte sein Ziel nie. Bevor er seinem Gegner die Nase einschlagen konnte, war dieser verschwunden. „Hier bin ich“, sagte hinter ihm eine falsche, süße Stimme. Ray sah herum, sein Genick tat einen schmerzhaften Aufschrei dabei. Tenebor stand hinter ihm und holte zu einem kräftigen Tritt aus. Rays Reflexe retteten ihn in letzter Sekunde. Er warf sich zu Boden und formte die Magie des Gürtels in seiner Hand. Tenebor wurde von den Füßen gefegt, als sein Fuß gerade nach vorne schnellte. Der blutrote Magiestrahl schleuderte ihn ein paar Meter fort. Ray wusste aber, dass Tenebor hart im Nehmen war. Er hatte Recht gehabt. Der Schwarze Lord erhob sich und verschwand wieder in einer Wolke aus Schatten. Ray war nicht wirklich überrascht, als er gerade zwei Nasenlängen vor ihm wieder erschien, aber er konnte auch nicht mehr ausweichen. Der Ball aus Schwärze traf ihn in der Magengegend und sengte durch seine Robe. Mit einem leisen Seufzer ging Ray in die Knie und brach zusammen.
    „Du gibst schon auf, Gürtelträger?“, höhnte Tenebor. „Dann werde ich mir jetzt deine Freunde vornehmen.“ Nein!, dachte Ray panisch. Sie dürfen nicht für meine Dummheit bezahlen! Er mobilisierte all seine Kräfte. Das Artefakt, das er trug, half ihm dabei und linderte seinen Schmerz. Tenebor drehte sich um. Täuschte sich Ray, oder sah er da Enttäuschung in dessen Augen? „Hast... Dir wohl gedacht, es sei... schon vorbei, was?“, keuchte Ray. Er verplemperte nicht noch mehr Kraft mit Sprechen. Schon wollte er Tenebor wieder anfallen, da hörte er Regina rufen: „Ray, auf dese Weise geht es nie zu Ende! Denke daran... Der Gürtel, seine Magie! Setz all seine Magie gegen ihn ein!“ Was sollte das schon wieder bedeuten? „Jetzt ist nicht die Zeit für kryptische Aussagen!“, erwiderte Ray. Er wollte noch etwas hinzufügen, da schien in seinem Kopf etwas einzurasten. Er sah die entsetzten Gesichter der anderen, als er den Gürtel abnahm. Tenebor schrie triumphierend auf und lief auf Ray zu, um ihn endgültig zu vernichten. Doch Ray bückte sich kurz und presste den Gürtel mit aller Kraft gegen Tenebors Bauch. Ein Handgriff später und der Gürtel war befestigt.
    Tenebor schrie gepeinigt auf. Doch dann verstummte der Schrei, Tenebor wurde von roten Blitzen durchzuckt, krümmte sich unter der Magie des Gürtels. Und dann war es vorbei. Der Schwarze Lord verging in einer spektakulären Explosion aus blauem Feuer. Sein letzter Atem fegte sie alle von den Füßen, warf Ray erneut gegen die Wand. Dieses Mal wurde es nicht gleich schwarz um ihn. Er sah noch, wie der Thron Tenebors umgekippt dalag, ein Loch war in die Mauer des Turmes gerissen worden. Seine Gefährten richteten sich auf, es schien ihnen gut zu gehen. „Ray! Komm wieder zu dir...“, hörte er eine sanfte Stimme. Sie klang lieblich, wie ein Licht in der kalten Dunkelheit. Und obwohl er ein Schwarzmagier war, genoß er es. Er riss sich von der wohligen Dunkelheit und öffnete die Augen. Regina stand vor ihm und bot ihm die Hand dar, um ihm aufzuhelfen. Dankbar ergriff Ray sie. „Ich danke dir für alles“, sagte er einfach.
    Die Idylle wurde jäh gestört. Ein Rütteln ging durch den ganzen Turm, es wurde stärker, wurde zu einem ausgewachsenen Beben. Steine rieselten von der Decke. Garrett war der erste, der es erkannte. „Der Kampf war wohl etwas zu viel des Guten! Die Bude stürzt ein, rennt um euer Leben!“



    Garrett21.10.2004, 19:13
    Kapitel V: Ein Ende mit Schrecken
    Garrett blickte zu Ray. Und ebenso auch die anderen. Es war vorbei. Sie hatten Tenebor besiegt. Oder eher, Ray hatte Tenebor besiegt. In einer spektakulären Explosion aus blauem Feuer verging der Herr der Finsternis, verschwand vom Antlitz dieser Welt, dieser Dimension.
    "Ray! Komm wieder zu dir..." sagte Lina sanft und beugte sich über den bis dahin Bewusstlosen. Dann schlug er die Augen auf. Garrett sah es dem Augenwinkel seines verbliebenen linken Auges wie Renata sich eine einsame Träne von der Wange wischte. Der Dieb musste zugeben, auch er war beruhigt dass Ray und seinem anderen Begleitern nichts passiert war. "Ich danke dir für alles!" hörte er Ray zu Regina sagen. Der Meisterdieb verdrehte die Augen. Man konnte es auch übertreiben.
    Dann durchfuhr ein starkes Rütteln und Beben en Thronsaal. Alle sahen sich verwirrt um.
    "Schluss mit dieser Idylle! Der Kampf war wohl etwas zu viel des Guten! Die Bude stürzt ein, rennt um euer Leben! Los!“ rief Garrett und trotz des Lärms der stürzenden Steine hallte es laut von den Wänden. Kaum gesagt, drehte sich der Dieb um und stürtzte als erstes aus dem Saal. Hinter sich hörte er Lina, Renata, Mäxchen, Ramac und Fargas, beide Ray stützend, aus dem Thronsaal stürzen.



    Ramac21.10.2004, 19:22
    "LOS!" ertönte der Schrei. Tenebor war besiegt aber noch war es nicht vorbei. Sie stürmten aus der Halle hinaus, durch die von Anhires und die Treppe hinunter. Alle keuchten hinterher und einer der Eulenritter stützte Ray. Aufeinmal trat ein Ritter neben Ramac. Es war Tenebrus. Im Laufschritt löste er die Spange an seinem Hals, die den Mantel zusammenhielt. Eine silberne Eule mit ausgestreckten Flügeln und kleinen Rubinen als Augen. Unterm Laufen nahm er den Mantel ab und gab ihn Ramac. Dieser sah ihn erst verdutzt an, wenn er in seiner Erschöpfung überhaupt noch fähig war eine Mimik zu zeigen. Doch dann verstand er. Es war anscheinend zum Dank gedacht, dafür, das Ramac ihm das Leben vor Berth geretten hat. Ramac nickte nur und klemmte die Rolle unter den Arm. Warum hat ihm die Eule den Mantel jetzt gegeben? Warum nicht erst wenn sie wohlbehalten im Haus der Familie waren. Es war keine Zeit zu denken, denn sie erreichten den Grund der Treppe und betraten die Halle mit dem Wald. Der Wald war immernoch verschwunden, aber ein Nebel am Boden blieb, und die Halle war groß. Sie mussten sich beeilen. Der Torbogen hinter ihnen gab krachend nach und zerfiel. Verdammt.



    Renata22.10.2004, 00:07
    Ein dumpfes Rumpeln und Grollen war hinter und über ihnen, als die Gruppe durch die weite Halle rannte, die ihnen vor kurzem noch als Wald erschienen war. Jetzt, wo die Illusion zerbrochen und die Realität zurückgekehrt war, blieb von dem Gefühl weichen Waldbodens und dem Geruch lebender Bäume nur noch die Atmosphäre eines modrige Abwasserkanals zurück. Schleimiges Grünzeug hin in langen Fäden von der Decke, in die sich gerade Risse und Brüche fraßen. Das Grollen wurde lauter, bedrohlicher, der Boden unter ihren rennenden Füßen zitterte so sehr, dass sie strauchelten und ihre Schritte kurz und unsicher wurden. Einer stützte den anderen, die Schnelleren zogen die Langsameren mit. Ein Eulenritter hatte Fargas, der sich seit seinem Sturz die Rippen hielt, kurzerhand am Kragen gepackt und zerrte ihn so vorwärts, vorwärts zur vielleicht rettenden Tür, vorwärts zur ersten von drei Treppen, die sie noch zu bewältigen hatten.
    Die Treppen herunter ging es in wilder Jagd, die Gefährten rannten, stolperten, fielen und purzelten die Stufen hinab, nur runter, runter, runter, egal wie. Der Turm schien zu schwanken, die Stufen sich gegeneinander zu verschieben. Aber sie erreichten die Halle der beiden Element-Golems, einige auf ihren Füßen, andere mit dem Kopf voraus. Von dem Eis des Bodens war nur noch ein seichter See übrig geblieben, in dem ein Steinhaufen eine Insel bildete. Auch diese Halle durchquerten sie so schnell es ihnen möglich war und stürzten zur nächsten Treppe. Der Turm schwankte inzwischen so stark, dass sie beim Rennen im engen Wendelgang von einer Wand zur anderen geschleudert wurden, dennoch hielten sie nicht inne, angefeuert von dem ohrenbetäubenden Getöse einstürzender Mauern. Vor sich sah die Magierin, wie einer stürzte und die vor ihm die Stufen mit hinunter riss. Am Fuß der Treppe kamen sie im Saal der Klugheit in einem wilden Haufen aus Armen und Beinen zu liegen; falls jemand dabei einen Schrei der Überraschung oder des Schmerzes von sich gegeben hatte, wurde dieser von dem Krawall über ihnen übertönt.
    Eine Wand stöhnte geradezu, da entlud sich die Spannung darin und sie barst mit einem lauten Knall, der Spalt war breit genug, dass Renata einen Arm leicht hätte hinein stecken können. Dann zerplatzte eine Zweite. Die Laterne hüpfte auf dem unter ihr bebenden Sockel einen grotesken kleinen Tanz, ehe sie scheppernd hinunter fiel. Da waren die ersten aber bereits durch den nächsten Torbogen hindurch und rannten der nächsten Treppe entgegen. Der Treppe, die zur Halle der Grausamkeiten führte. Trotz brennender und schmerzender Lungen wurde die Gruppe nicht langsamer, keuchend erreichten sie das nächsttiefere Stockwerk. Nur noch diese eine Halle, nur noch diese eine weitere Treppe, Beliar, mach, dass das Portal noch da und heil ist, dachte die Magierin und hielt sich die vor Anstrengung stechenden Seiten.



    Mäxchen23.10.2004, 00:44
    Flimmern. Die Oberfläche des Portales war eine, sich unaufhaltsam schwimmende Substanz, die manchmal für einen kurzen Augenblick komplett ihre Existens verlor, um dann schon gleich im Nächsten aufzuflimmern. Hätte man länger Zeit gehabt, und hätte das Sternenmuster des PortalInneren in seinen jetzigen, instabilen Zustand beobachtet, dann wären sicherlich schon nach kurzer Zeit schlimme Kopfschmerzen im Kopf entstanden. Doch Zeit blieb nicht. Gerade setzen die ersten Gefährten ihre Fußsohlen auf den Boden der unterste Ettage ab, als schon die ersten Steine, laut polternd, die Wendeltreppe herunter rollten. Rettung? Der Namenlose blieb gerade noch so Arme taumelnd vor dem Portal stehen. Es ließ sich nicht vermeiden, dass die Nachfolgenden ihn fast in die instabile Oberfläche stießen. Es brauchte keine Worte, um zu verstehen, dass niemand wusste, ob ein Rückweg durch das Portal möglich oder sicher war. Verzweifelt blieben sie vor dem 'wabbelnden' Inneren stehen, dass von einem steinernen Bogen umrandet wurde. Mäxchen schaute in die Runde, eigentlich musterte ein jeder den anderen. Er überlegte eigentlich nicht, wer es 'verdient hatte', durch das Portal zu gehen, nein, er hätte sich dafür schlagen können, würden solche unkameradschaflichen Gedanken in ihm aufkommen, keiner hatte es verdient, er war stolz, auf einen jeden aus der Gefährtschaft, auf ein jeden seiner Freunde. Eigentlich fielen ihm nur der Schmutz auf, der Staub, der sich durch den Schweiß auf den Gesichtern der meisten gebildet hatte, ein Kontrast zu den roten Wunden. Sie waren erschöpft, sie mussten ruhen, doch wie heimkommen, wenn der einzigste Weg so gefährlich schien? Ramac und Fargas erschienen, immer noch Ray stüzend. Ihr ankommen wurde mit einem lauten Poltern bekleidet und einigen herabfallenden Steinen. Ihre Augen schrieben, dass auch sie sofort verstanden. Eigentlich hatte Mäxchen gedacht, dass der Dieb, der Namenlose sich irgendeine Bemerkung erlauben würde, "Wirft ihn doch rein.", oder "Er hat uns in das Verderben geführt, so kann er auch den Rückweg testen". Aber nein, so war es auch nicht, genauso wenig, wie sich der Namenlose eine Bemerkung erlaubt hatte. Im Gegenteil. Schweigend war er durch das Portal getreten, sein Hinterkopf wurde nur von einigen Federn begleitet. Wieder flimmerte das Portal und für einen kurzen Moment sah man nur des Namlosen's Hinteres, die restliche Hälfte verschwand einfach im Portal. Dann schon machte sich die nächste Eule durch das Portal, gefolgt von Lina. Der junge Barde stand mit dem Verletzten, seinen Stützen, Regina und Renata vor dem flimmerndem Portal. "Verletzte und Frauen zuerst." Mäxchen brachte die Worte nur schnaufend, dennoch mit einem Lächeln raus. Renata sah zu dem Jüngling herab, der mit seinen Armen den Oberkörper auf den Knien stütze. Die ersten Risse taten sich in der Decke auf. "Das heißt ja, du zuerst." Grinsend schob sie den Lehrling in das Dunkle des Portale's hinein.
    Schwärze
    Anders als auf der Hinreise war die Helligkeit der Rückweges immer von Flimmern und Instabilität bekleidet. Es war schrecklich und anstrengend, heim zu reisen.
    Mäxchen wusste nur, dass es eine anstrengende Nacht war. Alpträume, in denen er sich in einer widerlich hellen, merkwürdigen Ebene befand, hatten ihn gequält und vom Schlafen abgehalten. Doch beflügelte ihn der Gedanke, dass wenn er jetzt die Augen aufmachen würde, das Innere des Kastelle's sehen würde. Der erste Ort, der ihn aufgenommen hatte, der ihn barg. Sein erstes Zuhause.
    Als Mäxchen die Augen öffnete, sah er nur eine Ruine. Eine Klosterruine, um genauer zu sein. Sie war verbrannt und er stand in der Mitte einer großen, leeren Eingangshalle. Nur zwei Schwarzmagier zierten diese. Lina und der namenlose Dieb. Ray erschien aus dem Portal. Noch immer gestützt von Ramac und Fargas. Dannach erschienen auch endlich Renata und Regina. Mäxchen blickte auf sich hinab. Eigentlich schien alles an der richtigen Stelle, haben sie den Heimweg durch das Portal überlebt, der so gefährlich schien? Obwohl äußerlich alles in Ordnung war, sein Inneres fühlte sich chaotisch an. Er glaubte, das sein Herz mit der Leber getauscht hatte. "Das Kloster ist also das alte geblieben." Renata's Feststellung wurde von den Flügelschlagen der Eulen unterstrichen. Nichts hielt die Gefährtschaft noch in den Klosterruinen. Hinter ihnen verstummte das Portal. Die flimmernde Oberfläche war irgendwann vollends erloschen, wie das Feuer einer Kerze, die ihre Kraft verloren hatte. Gen Himmel zeichneten sich die Umrisse einer großen Gestalt ab. Selbst ohne großes Hintergrundwissen und ohne Adleraugen erkannte man ihn. Es war Anheires, mit seinen Schergen.



    Fargas Ferrigan24.10.2004, 17:01
    Die Silouette von Anhires warf den Gefährten ihren dunklen Schatten voraus. Für einen Moment herrschte Ruhe. Einzig der aufheulende Wind brach die Stille; der schwarzen Umhang Anhires' bäumte sich auf eine anmutige Art im Wind auf, tanzte für einen Moment der Schwerelosigkeit im Wind, bevor er wieder leblos auf den Rücken des dunklen Magiers hinabsank. Wachend kreisten die Eulenritter, nun wieder zu gewöhnlichen Vögeln verwandelt, über Anhires, ließen sich für einen Augenblick vom Winde tragen, um mit wenigen Flügelschlägen wieder an Höhe zu gewinnen, all Zeit bereit, Ray und seinen Freunden zu Hilfe zu kommen, wo sie nur konnten.
    Endlich regte sich etwas. Die drei dunklen Ritter, Wahnfried voran, traten hervor, die Hand auf dem Waffenheft ruhend. Doch Anhires gebot ihnen mit erhobener Hand Einhalt, die drei hielten sofort, wenn auch sichtlich ungehalten, inne, um den Worten ihres Meisters zu lauschen: "Es hätte niemals soweit kommen dürfen. Ihr hättet zusammen mit Tenebor in seinem verdammten Turm begraben werden sollen! Aber es ist noch nicht zu Ende, meine Freunde." Leises Lachen kam in ihm auf. "Ihr habt Tenebors, ihr habt meine Welt zerstört. Es hätte niemals soweit kommen dürfen...Aber nun ist es an der Zeit Rache zu üben! Heute an diesem verfluchten Dorf und seinen Bewohnern, morgen an der ganzen Welt! Es hätte niemals soweit kommen dürfen...Ich hätte auf dem Thron sitzen sollen. Aber ihr werdet dafür bezahlen, das schwöre ich, ihr alle und ganz besonders du, Ray! Es ist noch nicht vorbei..." Er brach in ein verrücktes Gelächter aus, wie es nur ein Wahnsinniger von sich zu geben wusste.Die Gestalt von Anhires verblasste, ebenso, wie die seiner Gefolgsleute Wahnfried, Kunibert und Dante. Erneut kehrte Ruhe in die alten Klosterruinen ein. Bedrücktes Schweigen herrschte über die Gefährten. Wie konnte der Bastard überlebt haben? Was hatte dieser verrückte Magier nur vor? Schließlich wurde die Stille von den leisen Flügelschlägen der Eulen durchbrochen und auch schien zeitgleich eine Art Bann von den Gefährten zu weichen: "Wir müssen Anhires aufhalten!" bemerkte Regina unnötiger Weise. " Die Götter mögen wissen, wozu er noch fähig ist." "Und wo schlägst du vor, fangen wir an zu suchen?" kam es sogleich gehässig vom Namenlosen. Doch diese Frage schien sich zu erübrigen. Mit neuerlichem Flügelschlag erhoben sich die Eulen höher in die Lüfte und segelten in Richtung des Dorfes. Zunächst folgten nur die Blicke der anderen den Eulen in Richtung Dorf. Doch als sie über den Häusern neuerliche Rauchwolken erspähten, eilten sie alle schleunigst in Richtung Dorf.
    Nach einem zügigen Lauf endlich am Dorfrand angekommen, sahen sie sogleich auch zwei der schwarzen Ritter, die ihnen entgegen traten. "Ihr werdet die Pläne von Meister Anhires nicht noch einmal durchkreuzen!" verkündete Wahnfried, während er seinen Morgenstern ruhig mit der Rechten kreisen ließ. Der stachelbewehrte Stahlkopf durchschnitt sirrend die Luft. "Dafür sorge ich höchst persönlich." Neben ihm zog Dante ebenfalls sein Schwert und führte es einige Male mit lockerem Schwung um seinen Körper, bevor beide brüllend den Gefährten entgegenstürmten. Ray erwartete sie, Naryar ruhte bereits in seiner Rechten, und auch die anderen zückten, sofern vorhanden, ihre Waffen. Eine Schattenflamme aus Renatas Händen warf Wahnfried vorerst zurück, sodass Ray den Ansturm von Dante abwehren konnte, ohne noch zusätzliche Hiebe eines Morgensterns fürchten zu müssen. Unter der Bedrängnis von Ray und seinen Gefährten taumelte Dante einen, zwei Schritte zurück, doch schon warf sich Wahnfried mit lautem Gebrüll wieder ins Gefecht. Schulter voraus stürmte der stämmige Ritter in das Handgemenge um Dante und brachte gleich Zwei der Gefährten, Ramac und Fargas, zu Fall. Die ließen sich aber nicht unterkriegen, sondern rappelten sich sogleich wieder auf und stürzten sich erneut in den Kampf, in dem die beiden Schwarzritter nun die Oberhand gewonnen hatten.
    Doch das Kampfgeschen wurde jäh von lautem Getöse unterbrochen, dass irgendwo aus dem brennenden Dorf zu kommen schien. Selbst Wahnfried und Dante schienen von dem Lärm überrascht. In wortlosem Einverständnis unterbrachen sie kurz das Kampfgeschehen, als der Tumult lauter wurde und schließlich auch der Grund dafür erkennbar wurde: Der dritte Ritter, Kunibert, bog in die breite Gasse zwischen den Häusern ein, in der die Gruppe gekämpft hatte. Hinterdrein folgte ihm das ganze Dorf im Laufschritt, bewährt mit lodernden Fackeln, Mistgabeln und Holzscheiten, die notdürftig als Keulen geschwungen wurden. Na toll! resignierte Fargas. Jetzt hat dieser Kerl uns das ganze Dorf auf den Hals gehetzt. Doch Wahnfried und Dante erkannten die Lage. Nicht Kunibert hatte die Leute auf Ray und seine Gefährten gehetzt, sondern diese verfolgten den schwarzen Ritter und würden auch die beiden nicht verschonen. Hektisch wand sich Wahnfried auf der Gasse um, doch es gab nur die Wahl zwischen einer wütenden Meute und einer kleinen Gruppe, die sich gut mit Schwert und Magie zu wehren wusste. Sie entscheiden sich für letzteres und stürzten sich mit dem Mut der Verzweiflung erneut in den Kampf. Nur mit Mühe und Not konnten die Gefährten den wilden Hieben der beiden Ritter standhalten und als sich schließlich auch Kunibert in den Kampf stürzte, drohten sie fast, durchbrechen zu können. Doch schließlich erreichte der Bauern-Mob die Stätte des Kampfes und überrannte die drei Ritter schlicht und einfach. Deren dunkle Rüstungen verschwanden zwischen einer Vielzahl von Schwertern, Stöcken und anderen Waffen. Nach wenigen Augenblicken wilder Hiebe und Schläge ertönte endlich ein bebender Siegesschrei und alle stimmten in den Chorus des Victoriums ein...



    Ramac24.10.2004, 19:08
    Ramac stand auf und klopfte vom Eulenmantel den Schnee ab. Er war unverletzt geblieben Gottseidank. Die Dorfbewohner waren, nachdem sie die drei gepanzerten niedergerannt hatten abgeschwenkt und waren nach Hause gekehrt. Nun schritt die Gruppe den Hang hinab. Auf halbem Weg fanden sie die drei. Verstümmelt, von den primitiven Beilen und Holzfälleräxten zerhackt und mit Prügeln erschlagen. Sie wandten ihren Blick ab und schritten weiter ins Dorf hinab. Das Schneetreiben hatte aufgehört und es vielen nur noch dicke, weiße, idyllische Flocken. Etwas erschöpft, aber sichtlig erleichtert, weil die Gefahr durch die drei Muskelprotze gebannt war, marschierten sie geschlossen durchs Dorf in Richtung Haus der Großmutter. Jeder hatte die Hand am Heft eines Dolches oder seines Schwertes. Noch war Anhires am Leben. Endlich erreichten sie das Haus und Ray öffnete knarrend die Tür.
    Der Anblick war schrecklich. Die Kommode im Gang war zerschmettert worden und von oben drangen Stimmen herunter. Eine ruhige, ältere und eine wahnsinnig wirkende. Die ganze Gruppe durchfuhr ein Blitz und sie setzten in Sprüngen die Treppe hinauf. Anhires war hier. Sie erreichten die Tür in der Berths Großmutter lag, und sahen Anhires vor ihrem Bett stehen. "STIRB!" schrie er noch mit kalter, von Wahnsinn flatternder Stimme und hob einen Dolch mit beiden Händen über den Kopf. "Es ist noch nicht vorbei." sprach Ray laut und deutlich. Der Magier drehte sich um. Diese Worte, seine Worte, aus Rays Mund zu hören, schienen ihn unsicher zu machen. Naryar wurde aus der Scheide gerissen und Ray stürmte als ersten mit erhobener Waffe auf Anhires zu. Der Kampf begann. Es war noch nicht vorbei.



    Ray24.10.2004, 23:40
    Ray hatte so sehr gehofft, dass es nach dem Kampf gegen Tenebor vorbei gewesen wäre. Aber Schwarzweißmalerei war eben selten die Wahrheit des Lebens. Und so kämpften sie weiter, gegen einen Wahnsinnigen, der davon besessen war, nichts als Rache zu üben. Anhires Gefolgsleute waren gefallen, nur noch der irre Totenbeschwörer lebte noch. Er war ein lebendes Abbild der Schwarzmagier, böse, durchtrieben. Aber er war dennoch ihr Gegner, ihr Feind. Es galt, ihn zu stoppen.
    Gerade, als er Berths Großmutter töten wollte, wohl im Glauben, dass ohne ihren Hilferuf sein Plan aufgegangen wäre, kamen sie in ihr Zimmer. „Es ist noch nicht vorbei!“, rief Ray, um Anhires abzulenken. Und noch während er auf ihn zustürzte, überlegte er blitzschnell, wie er ihn am besten überwältigen konnte... Der Kampf musste auf keinen Fall hier stattfinden, in diesem engen Zimmer, wo noch die alte Frau war, und daher ebenso gut von ihnen getötet werden konnte, im Eifer des Gefechts. Hinter Anhires war das einzige Fenster des Raums. Rays Entscheidung stand fest. Entschlossen stürzte sich Ray auf den Herrn der Toten und fiel ihn frontal an. Der Schwarzmagier hechtete nach vorn, packte Anhires Schultern und nutzte den Schwung, um ihn mit samt seinem Gegner durch das Fenster zu katapultieren. Klirrend zerbarst die Scheibe und die beiden Kontrahenden fielen mit den tausenden Scherben gen Boden.
    Der Aufschlag war äußerst schmerzhaft. Rays rechte Schulter fühlte sich an, als wäre sie gar nicht mehr da und der Arm tat höllisch weh, er konnte nichts mehr damit halten. Daher lag Naryar nutzlos neben ihm auf dem Boden. Anhires aber war flinker gewesen und stand ihm bereits gegenüber, einen langen Dolch gezückt. Ray packte sein Schwert mit der linken Hand und stellte sich dem hoffentlich letzten Gegner.



    Lina Suavis25.10.2004, 18:39
    Nach Ramac war es Lina, die kurz hinter ihm im Rahmen der Tür Stand, welche zum Ort des Geschehens führte. Die eisige Stimme Anhires’ bahnte sich ihren Weg durch den Flur und wurde von Ray, der auf den dunklen Magier zu rannte, unterbrochen. Kurz darauf ertönte ein Schrei der Wut. Im selben Moment, da Lina das Zimmer erreichte, klirrte das Glas der Fensterscheibe und zersprang in tausend Teile. Einen Moment lang standen sie und Ramac mit geöffneten Mündern da, wartend, dass etwas geschah, das sie alle retten würde. „Unten!“, schrie die junge Frau denen anderen zu, die kurz nach ihr die Treppe hinauf gestürmt kamen und das zerberstende Glas ebenso gehört haben musste. Nachdem der Moment des Schreckens verebbt war, stürmten Ramac und Lina, gleich gefolgt von dem Rest der Gruppe die Treppe hinab.
    Wie von Schattenläufern gejagt schienen alle hinab zu rasen, um ihrem Anführer zu Hilfe zu eilen, doch fern blieben die großen Taten. Die Standhaftigkeit der großen Esche im Hof des Kastells wäre ein Trugbild gegen die Bewegungsunfähigkeit der Kastellbewohner, deren Blicke erschrocken auf den zwei Kämpfenden ruhte: Ray wirkte schwer getroffen. Ein gequälter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als er seine ganze verbliebene Kraft zusammen nahm, um einen letzten Angriff auf Anhires zu starten - vergebens. Leicht taumelnd war der Magier nach vorn gesprungen, das Schwert ruhte in seiner Linken. Er musste nach dem Fall auf die Schulter gefallen sein! Kein Schwert war mit einer solchen Verletzung noch zu führen. Ungehalten stürmte Ray auf den Totenbeschwörer zu, um mit aller ihm von Beliar geschenkten Kraft einen letzten Hieb auszuführen, doch preschte Anhires dagegen.
    Hilflos sah sich Lina um. Nichts, keiner bewegte sich, niemand konnte es - ebenso sie selbst. Ihr herz begann schneller zu schlagen, die Atemmuskeln pressten und weiteten ihre Lunge mit aller Kraft. Ein leichtes Zittern befiel ihren Körper und der Boden versank unter ihr. In dem Moment, da die hervorschnellende Faust des Magiers Ray am Kopf traf, wiegelte etwas die junge Frau auf. Hektischer schwenkte ihr Blick umher, suchte… ja, was eigentlich? Ray sank auf die Knie, Anhires stand triumphierend vor dem fast gebrochenen Mann. Linas Augen erspähten eine Hacke, wenige Schritt weit hinter dem Gewinner des Kampfes. Aller Mut verließ das Mädchen und bodenloser Hass beflügelte es, worauf Lina von einer Gewalt gedrückt nach vorn stürmte und sich des spitzen Arbeitswerkzeuges bemächtigte. In seinem Übermut hatte Anhires ihnen allen den Rücken gekehrt und erstarrte, als das Metall der Hacke in seinen Rücken eindrang. „Lina NICHT!“, schrieen einige, doch konnte nichts die bitteren Urinstinkte brechen, von denen nun auch jene Angewurzelten gefasst wurden und mit Dolchen, Schwertern und ihren Fäusten auf den Kraftlosen Magier zustürmten. Endlich hatte dies alles ein Ende.
    Mit schnell schlagendem Herzen zog sich Lina aus dem Kampfgetümmel zu Ray, der verletzt am Boden lag. Dann verließ auch die junge Frau all ihre Kraft und sie sank neben ihrem Anführer im Schnee zusammen.



    Regina25.10.2004, 18:57
    Eine tiefe Zufriedenheit durchströmte Regina. Ein kleiner Kauz hatte sich auf ihrer Schulter niedergelassen und wirkte genauso zufrieden wie sie. Es war vorbei. Und wie um das zu bestätigen riss der Himmel auf und Sonnenstrahlen, ja helle, gelbe Sonnenstrahlen fielen auf das Dorf herab. Regina schielte zu Ray hinüber. Er war inzwischen wieder auf den Beinen, und obwohl er noch etwas benommen aussah, schien auch der Schwarzmagier einmal den Zauber Innos zu genießen. Denn allzu viel Dunkelheit muss auch nicht sein. „Alles hat seine Zeit“, sagte Regina. „Und Tenebors Zeit ist noch lange nicht gekommen.“ Die Tür schwang auf, Sibylle betrat den Garten. Hastig stellten sich Ramac und Fargas vor die Leiche des Anhires, Sibylle musste das nicht sehen. Traurig sah sie die Gefährten an. Ray trat an sie heran. „Was ist es?“, fragte er besorgt. „Großmutter ist gestorben. Gerade eben“, flüsterte Sibylle. Regina überraschte das nicht. Der Schmerz blieb aus, nur eine tiefe Traurigkeit überkam sie. „Sei getrost, Sibylle. Sie hat ihr Leben zu einem Ende gebracht, das gut und wichtig war“, tröstete sie die ältere Frau. Sibylle sah sie lange an, dann nickte sie. Aber eine einsame Träne rollte trotzdem ihre Wange herab. Welches Leid diese Familie ertragen musste. Sie waren die einzigen Verlierer. Und es war an Regina, ihnen klar zu machen, dass Berth nicht mehr wieder kommen würde. „Berth ist mit uns gezogen und... Er ist im Kampf gefallen, gegen die Dunklen“, sagte Regina langsam und behutsam. Ein wenig durfte man die Wahrheit wohl hinbiegen, um sie erträglicher zu machen. Sibylle sah sie nur erneut sehr traurig an. „Wir werden darüber hinweg kommen. Bevor ihr aufbrecht, was ihr ja ohne Zweifel vorhabt, rastet euch aus. Großmutter vermacht euch außerdem einige ihrer Besitztümer. Ich habe sie in das Lager gebracht... “
    Mit diesen Worten verließ sie die Gefährten. Mit gemischten Gefühlen ging auch Regina schlafen. Die karge Matte war sehr wohlig und warm...



    Ray26.10.2004, 12:06
    Ray blieb noch eine lange Zeit draußen stehn. Er genoß die Sonne, die begann, den Schnee dahinzuschmelzen. Eine gewisse Kälte blieb, aber es war eine angenehme Herbstbrise, die ihm da die Haare zerzauste. Während er so dastand, überkam ihn ein Sehnen nach dem Kastell, seinem Zuhause. Zu lange waren sie fort gewesen, im Schwarzen Turm war ja alles Zeigefühl verloren gegangen. Die Gestalt, die da auf ihn zukam, erschreckte Ray zutiefst. Sie trug einen Morgenstern. Erst auf den zweiten Blick sah er, dass es ein kleinerer Mann war, er trug außerdem eine Brille und der Morgenstern schien zu schwer für ihn. Es war der Verkäufer. „Seid gegrüßt, mein Freund!“, sagte er fröhlich. Ray nickte ihm zu, ein wenig zögernd aber, denn er hatte den Hass des Mannes auf ihn nicht vergessen. „Hört, es tut uns im Dorf allen Leid, was passiert ist. Es ist wieder passiert, wie vor 30 Jahren - doch diesmal war es nicht so schlimm. Plötzlich fühlten wir uns alle völlig ausgeglichen und waren erschüttert, was wir getan hatten. So kamen wir euch zu Hilfe, als ihr gegen diese drei Irren gekämpft habt. Ich habe einen ihrer Morgensterne erbeutet und ein wenig aufpoliert. Seht es als Geschenk an. Ihr habt es verdient.“ Ray war sprachlos. Das hatte er am allerwenigsten erwartet. Aber es erfüllte ihn mit einer tiefen Freude, dass jeder in dem netten kleinen Dorf von dem Bann erlöst war. „Ich danke Euch!“ Der Kaufmann winkte ihm gewohnt freundlich zu und zog in Richtung Dorf von Dannen.
    Das erste, das Ray tat, als er den Schuppen betrat, war, die Gegenstände zu inspizieren, die Berths Großmutter wohl gehört hatten. Nach ein paar Minuten dachte Ray, sie hätte nicht bessere wählen können: Für alle schien etwas dabei zu sein, als hätte die alte Frau sie perfekt gekannt. Neben den schlafenden Dieb legte er ein kleines Messer, dem ein Pergament von Berths Großvater beilag. Er beschrieb, dass dieses Messer einfache Schlösser öffnen könne. Ray bezweifelte, dass es ein magisches Siegel löschen konnte, aber wer weiß? Die beiden Schmuckstücke, beides wunderschöne Amulette, legte er neben seine beiden Begleiterinnen. Der letzte Gegenstand war ein Stab aus Eichenholz, sehr hart. Der Griff war mit festem Leder umwickelt. Es war die Schlichtheit des Stabes, die seinen Zauber ausmachte. Er war perfekt ausbalanziert und sehr leicht. Kurz war er versucht, ihn zu behalten, dann legte er ihn neben den schlafenden Fargas. Jetzt war nichts mehr übrig. Mäxchen und Ramac hatten nichts bekommen. Aber immerhin hatte Ramac ein sehr kostbares Geschenk von Tenebrus selbst erhalten, nämlich dessen Federnumhang. Daher legte er den Morgenstern neben Mäxchens Matte. Der junge Magier sah nicht so aus, als würde er allzu bald eine Kampfesfähigkeit erlernen. Daher dachte Ray ihm dieses Andenken an ihr gemeinsam erlebtes Abenteuer zu. Es war ein schönes Erlebnis gewesen, schrecklich und schön. Doch es hatte sie alle verbunden, gestärkt und vereint.

    Am selben Abend wurde Berths Großmutter hinter dem Haus brandbestattet. Sibylle und Heinz weinten beide ausgiebig, doch Ray war erleichtert, dass auch sie nur mehr eine tiefe Trauer zu empfinden schienen, den Schmerz abgelegt hatten. Schweigend standen sie alle am Ort der Trauer, spendeten Trost. Leb wohl, alte Dame, dachte Ray. Ich... danke auch dir.



    Renata26.10.2004, 20:10
    Am nächsten Morgen war von dem Scheiterhaufen der Einäscherung nur noch ein Häufchen Asche und ein paar glimmende Holzscheite übrig geblieben. Bis spät in die Nacht waren alle beim Feuer geblieben und hatten bei den trauernden Eltern von Berth verharrt, die dort nicht nur Abschied von der Großmutter sondern auch von ihrem Sohn nahmen. Nachdem die Asche der alten Mutter in eine schlichte Urne gegeben worden war, hieß es, von den beiden und von Regina Abschied zu nehmen. Die Gruppe hatte sich vor dem Haus versammelt, die Bündel schon geschnürt und abmarschbereit. Es versprach, ein sonniger Herbsttag zu werden, die rotgoldenen Blätter der Bäume, jetzt wieder gänzlich vom verfrühten Schnee befreit, regneten in bunten Schauern zu Boden und bildeten dort einen farbenfrohen und raschelnden Teppich. Während sie noch auf Ray warteten, der noch einmal ins Haus gegangen war, betrachtete die Magierin das zauberhaft silberne Schmuckstück, das sie am vorangegangenen Morgen auf ihrem Kopfkissen gefunden hatte. Einem jeden der Gefährten war nun ein Geschenk gemacht worden – außer Ray.
    Endlich kam Ray mit Regina, Sybille und Heinz aus dem Haus. Als Renata sich nach Sybille und Heinz auch von Regina verabschieden wollte, erfuhr sie mit Erstaunen, dass Regina sie noch ein Stück begleiten würde, denn „ich werde Euch einen Weg zeigen, der Eurer Rückreise sehr viel einfacher und schneller machen wird“ sagte sie. Wofür wohl keiner in der Gruppe undankbar war, doch allen Gesichter war die Neugier darauf abzulesen, wie diese Abkürzung wohl aussehen würde. Indessen hatte Regina Federn aus der Tasche gezogen. „Wisst Ihr“ plauderte sie, während sie von Einem zum Anderen ging und jedem eine Feder in die Hand drückte „die Eulen verfügen über weit mehr Fähigkeiten, als sie Euch bisher offenbart haben“. Renata sah sich die Feder in ihrer Hand genauer an. Eine Eulenfeder, ohne Zweifel. „Hätten sie sich Euch verständlich machen können, wäre Euere Reise hierher auch viel unkomplizierter verlaufen“ Regina lächelte bei diesen Worten, sie spannte die Gefährten scheinbar bewusst auf die Folter und freute sich diebisch daran. Einmal noch warf sie einen Blick in die Gruppe, vergewisserte sich, dass sie die Aufmerksamkeit aller hatte, und streckte dann beide Arme in die Luft, in einer Hand eine Feder haltend.
    Plötzlich waren die Eulen wieder da, flogen über den Köpfen der Menschen, erst in großen Kreisen, die dann immer kleiner wurden. Immer schneller flogen sie, wie in einen Strudel gefangen, nur dass dieser Strudel nicht nach unten sog sondern nach oben, in die Luft. Nach nur wenigen Augenblicken des Hinsehens fühlte sich auch die Magierin in diesem Sog gefangen, wie von den Füßen gehoben. Den anderen ging es ebenso, sie hörte ein paar überraschte Ausrufe. Die Feder in der Hand eines jeden zog sie nach oben, in den Strudel hinein, den die Eulen verursacht hatten. Die Umgebung wurde undeutlich und verschwamm vor Augen. Ähnlich wie bei ihrem Gang durch das Dimensionsportal setzte wieder ein Gefühl der Schwerelosigkeit ein. Aber es wurde nicht dunkel. Über sich sahen sie die Eulen kreisen, unter sich schemenhaft das schnell kleiner werdende Haus, vor dem Sybille und Heinz ihnen nachwinkten. Bevor die Gefährten noch zurück winken konnten, verschwand die ganze Gruppe in einem hellen blaugoldenen Blitz.



    Regina26.10.2004, 21:27
    Sie waren in einem Wald angekommen. Zwischen den Bäumen sah Regina ein kleines Haus, mit einem Schild daran: Eine Taverne. Sie waren sicher außerhalb der Zivilisation angekommen. Niemand hatte sie bemerkt. Nun wandte sie sich an Ray. „Es ist Zeit, Abschied zu nehmen“, sagte sie schlicht. Ray sah sie wertschätzend an. War da noch etwas in seinem Blick? Schwer zu deuten. „Du weißt nicht, wie sehr es mich gefreut hat, dich kennen zu lernen, Regina“, antwortete der Schwarzmagier. „Doch“, sagte sie sanft, „doch, ich glaube ich weiß es.“ Sie beugte sich vor und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Dann wandte sie sich den anderen zu. „Macht's gut. Ihr seid mir richtig ans Herz gewachsen, und wer weiß - vielleicht sehen wir uns wieder? Nein, ich bin sicher, wir werden uns wiedersehen. Die Zeit wird es zeigen.“ Sie winkte ihnen zu und ging davon. Als sie außer Sichtweite war, wischte sie sich eine heimliche Träne aus dem Augenwinkel. Dann zog sie eine weitere Feder aus ihrer Robe, Rays alter Robe. Eine Eule flog heran, groß majestätisch. Ein blauer Blitz später und Regina war gegangen.



    Ray26.10.2004, 21:42
    Wie verzaubert stand Ray da und hielt die rechte Hand auf die Backe, auf die Regina ihn geküßt hatte. Endlich kam er wieder zu sich. Beschwingt sagte er: „Kommt! Das Zuhause wartet!“ Die ungleiche Gruppe machte sich daran, den Hang zum Kastell hinaufzusteigen. Es war ein herrlicher Herbstnachmittag. Goldene, vielfarbige Blätter pflasterten die Wege. Ray fand all dies sehr schön. Wahrscheinlich gab es im Moment nichts, was er nicht schön gefunden hätte. Er hatte vielleicht kein materielles Geschenk bekommen, aber was er bekommen hatte, war viel besser. Reginas Freundschaft. Leise summte er in einer fremden Sprache vor sich hin...
    I thought love was only true in fairy tales Meant for someone else but not for me Love was out to get me That's the way it seemed Disapointment haunted all my dreams... Then I saw her face, I'm a believer! ...
    Die Eulen hatten sich zerstreut. Jedoch, nachdem sie ein paar Meter gegangen waren, segelte von oben ein großer Uhu herab und ließ sich auf Rays Schulter nieder. Es war Tenebrus, wer sonst. „Tja, alter Knabe. Alles wieder beim alten?“, fragte Ray kameradschaftlich, fast ein wenig übermütig. Tenebrus schuhute zufrieden. Das Kastell erhob sich vor ihnen. Herbstliche Winde trugen Blätter um dessen Mauern - ein sehr malerisches Bild. Ray konnte es sich nicht verbeißen. „Meine Freunde, wir sind zu Hause“, sagte er. Es war Kitsch und er wusste es. Aber er hatte auch nichts dagegen. Um genau zu sein, er kam sich wirklich ein wenig heroisch vor, von einem Abenteuer zurückgekehrt, wie es für ihn spektakulärer nicht hätte sein können.
    http://renaimweb.privat.t-online.de/...s/musikpic.jpg (http://members.aon.at/mooswinkl/heroes.mp3)
    Ray holte seine Trompete aus dem Rucksack und begann, die eine schmissige Fanfare zu spielen. Schließlich stimmten auch Ramac und Fargas in die Melodie ein. So zog die Gruppe spielend und summend den Hang zum Kastell empor.
    - ENDE -

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