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Rex, Drachs & Koch'nen Roll(braten)
„Also gut“, lallte der Soldat mit ausladender Geste. „Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um ...“ Er brach ab, stieß auf, und fuhr dann nicht weniger lallend fort.
„Um uns zu feiern! Ja, ja, wir sind doch alle gaaanz dolle Hechte, dass muss ich mal erwähnt haben.“ Nuschelnd fügte er etwas hinzu, was keiner verstand, dann holte er nochmals aus, taumelte und fiel rücklings in die Taverne, vor der er gestanden hatte. Alle anderen kamen nach, weniger mit dem Bedürfnis zu helfen, als mehr mit der Absicht, zu sehen, warum sie tatsächlich hier waren (außer natürlich dem Punkt, dass sie alle gaaanz tolle Hechte waren).
Es waren mehr gekommen, als er erwartet hatte. Insgesamt waren sie nun zu acht, soviel Silo das in seinem schon etwas angetrunkenen Zustand festgestellt hatte. In der Tat hätten sie genau so gut nur zwei oder auch nur er allein gewesen sein, fest stand jedoch, das nun etwas geschehen würde. Nun würde die Gruppe aufbrechen, durch das Portal, wo auch immer es sie hinbringen sollte.
„Hier runter“, rief der Südländer aus, taumelte los und stürzte die Kellertreppe hinab. Wieder war es nicht das Mitleid, das die anderen runter trieb, sondern einfach der Wunschgedanke, Silo zufrieden zu stellen und dann möglichst schnell wieder zu verschwinden.
Da stand der Soldat nun, mit dem Rücken zu den anderen, und schien den Boden an zu starren. Er warf einen unheimlich anmutenden Schatten auf den Boden, hervorgerufen von einem seltsamen, türkis-blauem Licht, dass aus dem Boden zu kommen schien. Die anderen, noch einige Meter entfernt, konnten nicht erkennen, was es war, das den Südländer so in den Bann zu schlagen schien.
Es sah anders aus, das Portal, wenn es überhaupt eins war. Irgendwie... schwächer. Es könnte natürlich auch nur eine Pfütze mit unheimlich hellseherischen Kräften sein, doch normaler Weise sprach man diese Fähigkeiten lebendigen Organismen zu. Allerdings war da etwas in der Tiefe dieser „Pfütze“, die ihn anbzuziehen schien. Fast war ihm, als ob ihn das Licht aufforderte, einfach einen kleinen Schritt vorwärts zu machen, die Füße in es zu tauchen.
Das zerborstene Bierfass lag noch immer neben dem Portal. Es war leer, alle Flüssigkeit schien einfach verschwunden. Irgendwie hatte er einen Moment lang das Gefühl, dass es doch vielleicht etwas blöd wäre, das Bier zu trinken, wenn es einem ein Tor in eine parallele Welt öffnen konnte. Dann packte ihn eine Hand an der Schulter, drehte ihn um und brachte ihn somit von dem geradezu Frevlerischen Gedanken ab, den kostbaren Gerstensaft zu verschütten, statt das gute Zeug zu trinken.
„Was ist das?“, fragte Uncle, der ihn offenbar umgedreht hatte fasziniert, doch auch etwas verängstigt.
„lass es uns herausfinden! Lass uns diesen Bierkiller stellen, wer oder was es auch sein mag! Wer mir folgt, der trete ein! Alle anderen gehen besser, denn es wird krank und gefährlich! Wer sowas“, und er deutete auf das Fass,„zustande bringt, den wird man nicht so leicht das Bier – ha, habt ihr verstanden? Es heißt das Wasser, aber ich habe Bier daraus gemacht! Verstanden? Verstanden? - was auch immer, reichen können. Also... kommt mit!“
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Er hatte es als ein etwas ekelhaftes Schmatzen in Erinnerung. Als ob ein lebender Organismus sie nach erfolgreicher und kurvenreicher Verdauung ausschied. Seine Vorstellung wurde nur noch durch die Tatsache bestärkt, dass die Decke des Kellergewölbes ganz eindeutig an einen Anus erinnerte.
Golsir, ganz anscheinend in Topform, riss ihn aus seinen Gedanken. Der frisch erschlagene Ritter sah auch ganz so aus. Irgendwie müde und etwas verzweifelt. Zum Glück war Silo ja noch nicht vom König erschlagen worden, er wollte seine gute Laune noch nicht all zu früh in Selbstmitleid umwandeln lassen, und sich ganz plötzlich dem Alkohol angeben. Darauf konnte er wirklich verzichten!
Die Gruppe lagerte hier, genau im selben Raum, in dem sie „ausgespuckt“ worden waren. Das Gemäuer war uralt, vielleicht sogar älter als Vengard, vielleicht aber auch durch jahrelange Beschallung obszönen Materials aus der Taverne arg beschädigt worden. Denn, auch dies konnte sie auch nicht ausschließen, dass sie sich noch in Vengard befanden, nur eben ... tiefer.
Als sich der Soldat umschaute sah er keine sehr zufriedenen Mienen. Es schien, als wäre es nicht ihr Traum gewesen, hier zu landen und eine Nacht auf hartem, steinernen Boden zu verbringen.
„Silo. Warum hast Du uns hier her geführt? Warum sind wir noch nicht weiter marschiert?“
Uiuiui, dachte sich Silohtar, gleich zwei Fragen auf einmal, aus dem kleinen könnte sogar mal ein wahrer lustig werden. Doch anscheinend hatte seine „Crew“ nicht ganz den selben Humor wie er (obwohl er es natürlich ernst gemeint hatte), und forderten Antworten.
„Also. Ihr wollt wissen, warum ihr hier seid, ja? Ja, das wüsste ich auch gerne. Es war wohl Innos, der uns hier her geführt hat.“
Die Arme ausbreitend erwartete er stürmischen Applaus, wartete er jedoch vergebens – vielleicht waren sie allesamt hinter seinem Rücken zum Glauben Beliars übergelaufen, vielleicht hatte er auch nicht die passende Priesterrobe an, um seine Behauptung glaubhaft zu untermauern. Allerdings schien keiner der beiden Magier, sie da waren, im Begriff, seine Behauptung glaubhaft zu untermauern. Was ihn an dieser Sache ärgerte war, dass wenigstens ja Faren seine Behauptung glaubhaft hätte untermauern könne, schließlich war es ihm, Silohtar zu verdanken, dass sich der Feuermagier nun hier befand!
„Und wieso sind wir noch nicht weiter?“, fragte Golsir gelangweilt nuschelnd.
„Weil wir das jetzt machen“, verkündete Silohtar in diesem Moment, und marschierte.
Es sah fast aus wie ein Kloster, wenngleich der Soldat noch nie in einem gewesen war. An den Wänden, die alle den Anschein machten jeden Moment zusammenbrechen zu können, waren teilweise mit uralten, verschmutzten Darstellungen Innos' verziert. Alle Gänge, durch die sie kamen, wurden seltsamer Weise von Lämpchen erleuchtet, was verwunderlich war, denn so ungepflegt wie alles wirkte, könnte das „Kloster“ (falls es denn eines war) genauso gut verlassen sein.
Sie waren erst einige Minuten einher geschritten, als sie an eine Weggabelung kamen. Drei Gänge führten weg von dem Punkt, an dem sie standen.
„Wo entlang sollen wir gehen?“, fragte Taurodir, der sich bis jetzt verschlossen gehalten hatte, vielleicht eine Spur ratlos. Silohtar wusste es nicht. Schließlich war es ja nicht etwa er, der sich als Anführer herauskristallisiert hatte!
Die Blicke im Nacken beharrlich ignorierend wartete er leicht schwitzend ab, ob nicht ein anderer eine Entscheidung treffen wollte. Gerade, als der deprimierte Golsir wieder den Mund aufmachte, und wahrscheinlich eine seiner netten Kommentare abzulassen gedachte, hörte sie es: Hundekläffen. Wie automatisch legten sich die Hände der meisten sofort auf die Griffe ihrer Waffen, Golsir zückte einen Pfeil.
Sie wusste nicht wohin sie sich wenden sollten, man konnte nicht einordnen, woher das kräftige Bellen kam.
„Hier entlang“, beschloss der Südländer endlich, nachdem sich das Bellen wieder etwas beruhigt hatte. Alle kamen nach, doch konnte es noch Stunden dauern, bis sich herausstellte, ob die Wahl richtig gewesen war.
Geändert von Silohtar (17.12.2007 um 18:00 Uhr)
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Womit hatte er den nun das verdient? Hatte er sich etwa nicht genug um seine Schüler gekümmert? Oder lag es daran das der hohe Magier zu selten zu Innos betete? Oder war dies wenn man es so nennen wollte Abenteuer keine Strafe für den Lehrmeister sondern galt diese einem in seiner Umgebung und er war da nur zufällig mit hinein geraten? Ein Seitenblick hinüber zu Faren festigte die letzte Theorie, auch wenn sich Bassi nicht erklären konnte warum. Soweit er es wusste hatte sich sein Schüler vor Innos nichts zu Schulden kommen lassen wofür er eine Strafe verdient hatte, allerdings wusste Bassi zwar vieles doch bei weitem nicht alles. Wie gerne wäre er einfach umgekehrt, durch dieses Portal oder was auch immer das Ding darstellen sollte. Aber wenn es sie wirklich Teleportiert hatte stellte dies eine ganz andere Art des Reisens da als der Teleport den Bassi gewohnt war. Im Gegensatz zu dem was der hohe Magier mit seinen eigenen Fähigkeiten bewerkstelligte fühlte es sich hier so kalt an. Kein wohliges Kribbeln, keine innere Wärme die den Körper durchströmte einfach nichts von dem was er mit einem Teleport verband war vorhanden. Und doch schien das Portal seinen Zweck zu erfüllen, was wiederum dem Magus Sorgen bereitete. Was genau war der Zweck, wer hatte es erschaffen und waren die Absichten eher gut oder schlecht? Bassi fürchtete dies schon bald herraus zu finden nur ob er das wirklich wollte war ihn noch nicht ganz klar.
Erneut war das Bellen zu vernehmen, was den Magier aus seinen Gedanken riss. Das alles war ihm nicht geheuer, er folgte einem je nach Tagesform geistig anscheinend mittel bis schwer verwirrten Mann durch unbekanntes Gebiet, befand sich dabei in der Gesellschaft lauter Leute die er nicht kannte und hatte zu allem Übel keine Ahnung wie er wieder nach Hause kommen sollte. Naja zumindest die Anwesenheit zweier Paladins und eines Ritters machte etwas Hoffnung, einen weiteren aus der Gruppe kannte Bassi auch noch von einem vorigen Abenteuer. Sandman oder so hieß er wenn sich der hohe Magier nicht irrte. Naja und dann war da noch Faren,... Faren gut zumindest wusste er woran er bei dem Magier war. So, die Magie in seiner rechten Hand gesammelt, bereit sie als Feuerball zu entfesseln tapste der hohe Magier den anderen hinterher durch die Gänge.
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Das Bellen kam langsam näher und es klang nicht mehr so bedrohlich, sondern anders…er konnte nicht genau sagen, wie genau, vielleicht war verwirrt das passendste Wort dafür…ja, verwirrt passte am besten. Verwirrt beschrieb auch den Zustand des Waffenknechts am besten, nicht nur, dass er nicht wusste, wo sie überhaupt waren und wie sie genau hierhin gekommen waren, nein, auch ihr Anführer war ihm suspekt. Er kannte diesen Silohtar zwar erst seit gestern, aber das hatte für einen wahrscheinlich unauslöschbaren Eindruck gesorgt, der Kerl war schlicht und einfach verrückt, durchgeknallt. Und so einem folgten sie, obwohl sie Leute dabeihatten, die höherrangig und auch vernünftiger waren…verrückt. Magier, Ritter und andere Streiter Innos, unter anderem auch Sandman, folgten dem Irren. Durch Sandman war Nils auch überhaupt erst zu dieser Gruppe dazugekommen, sein ehemaliger Lehrmeister hatte ihn zu dem Treffen gestern Abend mitgenommen, zu dem Treffen, infolgedessen sie durch dieses seltsame Portal gegangen waren, hinter dem Säufer hinterher. Denn ein Säufer musste dieser Mann sein, sonst würde er nicht immer an Bier denken und davon sprechen, dass hinter diesem Loch ein Bierkiller hausen würde…einfach ein Säufer. Aber das erklärte trotzdem nicht den seltsamen Durchgang. Bevor der Schwarzhaarige diesen gesehen hatte, hatte er geglaubt, dass Silohtar Halluzinationen hatte, vielleicht hatte der sie ja auch, aber das Loch war trotz allem echt.
Er wusste darauf keine Antwort, es war einfach verwirrend, genau wie dieser seltsame, wahrscheinlich uralte Gang, dessen Mauern inzwischen von einer seltsamen, wahrscheinlich organischen Substanz bewuchert waren, diese Substanz bedeckte die Mauern fast zur Gänze, obwohl sie diese noch nicht lange sehen konnten. Gleichzeitig mussten sie auch immer näher zu einem Ausgang kommen oder wenigstens zu einem bewohnten Teil dieser Unterwelt, denn ohne Bewohner könnten sie auch das Bellen nicht hören, das immer näher kam.
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„Wuff! Wuff! Wuff!“
„Hört sich ja schaurig an! Hör auf damit!“
„Wuff! Wuff wuff, wuff!“
Sie schritten durch den Gang, Silo die tierischen Laute professionell imitierend, um das Tier irgend möglich anzulocken. Hier irgendwo musste es sein, und da man ihm einmal (vermutlich in einem Traum) gesagt hatte, er höre sich wie eine Hundedame an, machte er sich die nicht unbegründete Hoffnung, der Rüge (denn, so hatte man ihm gesagt, es sei einer) würde so angelockt werden.
„Silo, lass dass!“
„Was? Nein. Ich würde geil werden, wenn ich ein Hund wäre und mich so bellen hörte. Also lass mich!“
Der Mann stöhnte, wandte sich ab. Nun irrte die Gemeinschaft schon einige Stunden in diesen Gewölben umher, und die Geräusche waren stetig näher gekommen. Alle waren angespannt, hielten die Hände an den Waffen, manche fragte sich vielleicht, warum sie überhaupt hier waren.
Da seine erste Taktik nicht den erwünschten Erfolg gebracht hatte, versucht es der Soldat mal anders. Vielleicht würde der Hund ja reagieren, wenn ein anderer in sein Gebiet einfiel und es markierte.
„Silo? Nein ... nein, jetzt nicht ernsthaft, oder? Pack' den kleinen wieder ein!“
Alle wandten sich angeekelt ab, als Silohtar „das Gebiet markierte“. Als er fertig war lauschten sie, doch es machte nicht den Anschein, als ob es das Tier sonderlich interessieren würde, dass Silo sich hier breit zumachen gedachte – oder wenigstens so tat.
„Vielleicht sollte das jemand versuchen, den man ein bisschen ernster nehmen kann“, schlug faren vor.
„Das sollst wohl du sein?“, fragte Golsir gereizt. „Wieso ernst zu nehmen? Verstehe ich nicht.“
„Naja“, sagte Faren, „Wenn du in meinen Garten pinkeln würdest würde ich drüber lachen, ganz ehrlich.“
„Hey!“ ... Weiter kam er nicht. Ein Brüllen, dass alle in Mark und Bein erschütterte, unterbrach ihn. Wie wild führen alle herum, die bisher um die anderen herum gestanden waren, um den Streit zu beobachten. Waffen wurden gezogen, Bögen gespannt. Hinter ihnen im Tunnel sah man, nur schwächlich vom Licht der kleinen Lämpchen beleuchtet, einen riesigen Berg von Muskeln und Fell. Ein aufgerissenes Maul mit großen Zähnen grinste ihnen scheinbar zu. Gelbe, bösartige Augen, das eine mit einer Narbe verziert, sah sie fast höhnisch an. Die großen Pfoten der Bestie hätten sicherlich jeden von ihnen mit Leichtigkeit den Kopf von den Schultern schlagen können. Wie gebannt sahen alle die Kreatur an, die sich vor ihnen erhob, zu erschrocken, um eine sinnvolle Handlung auf die Reihe zu bekommen. Das Ungetüm bäumte sich auf, dass es beinahe den ganzen Gang füllte, und kläffte sie an, das ihnen der aulige Atem der Kreatur ins Gesicht schlug.
Es knurrte, dann, öffnete es sein Maul weit. Silo glaubte schon, es wolle gleiche einen seiner Gefährten verschlucken, dann...
„Whaha, kommt, die macken wir fertik!“
Alle sahen sich an. Die Frage stand allen, ausnahmslos allen, ins Gesicht geschrieben. WAS?
„Jauhau, komm, Dietrick, mach ihn färtik! Schneiten wir ihm den Wech ab, damit sie nickt gehen in Raum hinter hier. Jaa!, Kopf ab!“
„Ähm“, begann Uncle, „Ja, wir würden ja gerne zum plaudern bleiben, aber ich fürchte, wir müssen los.“
„Kärlcken reden mit mir mit merkwürdige Akzänt! Komm, dann du, Heinrick! Kopf ab, Kopf ab!“ Langsam gingen sie rückwärts, auf die „Türe“ zu.
„Sackt mal, warum habe ick euck eigentlick? Warum habe ich drei Köppe wenn ick Arbeit macken müssen alleine? Nein ... nein, jetzt red dick nickt raus! Ach, auch du, Dietrick, sei still! Nein! Ack, ihr seid wirklich keine Hilfe!“
mit einem gewaltigen Sprung kam das gestörte Tier hinter ihnen her, doch sie waren alle schon bei der Tür. Silo riss sie auf, und alle drängelten sich hindurch. Man hörte noch ein. „Ack, nur wecken euch wird Bossi Bossi jetzt sauer sein“, dann Stille. Neugierig sahen sie sich um, dann beschlossen sie, hier direkt Halt zu machen und den nächsten Tag abzuwarten, da es bereits dunkel war. Es schien, als seien sie am Fuß eines Tales, doch konnte man genaueres wirklich erst morgen absehen. Sie teilten Wachen ein (einmal um die Tür zu versperren, ein weiteres Mal um mögliche Gefahren abzuhalten), dann legte sie sich nieder. Ein spannender und auch merkwürdiger Tag stand ihnen bevor.
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Die Stirn in Falten gelegt starrte Golsir auf das Tal vor seinen Füßen hinaus. Die Gemeinschaft befand sich auf einem kleinen Plateau, welches abgegrenzt von einer tiefen Schlucht und einer Bergwand samt Tür den einzigen Weg hinab ins Tal bot. Vor wenigen Minuten hatte die Gruppe beschlossen, ihr provisorisches Lager abzubrechen, um weiter zu ziehen. In dem fremden Land, in dem sie sich befanden, war Orientierung fürs Erste unmöglich - das stand fest. So wollten sich die Reisenden erst einmal einen Überblick von ihrer neuen Umgebung verschaffen. Was konnte diesem Zwecke besser dienen als ein kleiner Spaziergang durch das Tal?
Das mit Bäumen und Felsansammlungen gespickte Flachland zwischen den hohen Bergen war von dem Plateau aus nicht vollständig zu sehen. Ganz in der Ferne konnte Golsir nur unscharfe Konturen des Gebirges erkennen. Ein leichter Dunstvorgang aus Nebel versperrte ihm die Sicht.
Munter gelaunt trat Silohtar an seine Seite. "Bereit zur Abreise?", fragte dieser ungeduldig.
"Sicher", antwortete der Ritter ruhig. Nein, noch mal würde er sich nicht von diesem kleinen Quälgeist aus dem Konzept bringen lassen. "Hast du einen ungefähren Plan, wohin unser Weg verlaufen soll?"
Das schien den Soldaten ein wenig zu verärgern. "Natürlich habe ich das!" Ein Zeigefinger wurde in belehrender Pose nach oben gestreckt, verweilte dort eine ganze Zeit lang, um schließlich wieder zu sinken. Währenddessen schien Silo etwas sagen zu wollen, bekam aber keinen Ton heraus. "Na gut, habe ich doch nicht", gestand er schließlich.
Das entlockte dem Ritter ein belustigtes Grinsen. "Immer noch der alte Schnelldenker, was?"
Nach einer guten halben Stunde hatten sie den schmalen Pfad von dem Plateau bis hinunter zum Tal zurück gelegt. Vor ihnen erstreckte sich nun eine weite Lichtung - links von der Gruppe ragte die Felswand hinauf, rechts eine kleine, aber breite Ansammlung von Nadelbäumen. Besonders auffällig war die Tatsache, dass der Boden der Lichtung seltsam aufgewühlt zu sein schien ... als hätte sich eine ganze Armee Wildschweine auf einmal im Dreck gesuhlt. Außerdem klaffte im Gestein zu ihrer Linken eine große Öffnung. Das Innere war schlecht zu erkennen, denn der Sonneneinfall stand ungünstig.
"Was war denn hier los?", raunte Sandman, der den gleichen Gedanken zu haben schien wie Golsir. "Als hätte sich eine ganze Streitmacht Wildschweine hier herum gewälzt."
"Übertreib' es mal nicht", meinte der Ritter scherzend, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Höhleneingang richtete. "Was, glaubt ihr, lebt dort drin?"
Vorsichtig ging die Gruppe über die Lichtung, den Blick immer auf die finstere Öffnung gewandt. Der zähe Schlamm schmatzte unter ihren Füßen, als sie schließlich stehen blieben.
"Na dann", sprach der -für Golsir- unbekannte Feuermagier aus Vengard. "Lasst es uns heraus finden." Daraufhin hob er den rechten Arm, streckte die dazugehörige Handfläche aus. Nach einem Moment der Konzentration erschien eine abgerundete Lichtkugel über seinen Fingern. Diese ließ der Magier dann in die Höhle schweben.
Gespannt starrte jeder einzelne aus der Gemeinschaft - außer Silo, der war gerade damit beschäftigt, etwas besonders hartnäckiges aus seiner Nase zu pulen - in die Höhle. Eine Weile lang geschah nichts, der leuchtende Ball schwebte nur langsam immer weiter hinein. Dann folgte plötzlich ein fürchterlich lautes Geräusch. Wie Donnergrollen hallte es über die Lichtung.
"Ha-tschi!" Die Lichtkugel wurde vom Schall in Fetzen gerissen, bis sie schließlich gänzlich verschwand.
Golsir hätte sich nie träumen lassen, dass so viele Waffen in so kurzer Zeit gezogen werden könnte. Selbst er bevorzugte nun seinen Einhänder. Fest umschlossen hob er sein Schwert, bis er sich in seiner Kampfpose sicher war.
Beim Anblick dessen, was nun seinen Kopf aus der Dunkelheit schob, ließ er die Klinge jedoch schnell wieder sinken. Zu groß war sein Erschrecken ...
Zuerst erschienen große Nüstern aus der Dunkelheit, anschließend zwei Reihen spitzer, gebogener Zähne. Den Abschluss machten ein Paar dunkelgelbe Augen, gefolgt von zwei echsen-ähnlichen Ohren. Ohne Zweifel, nun stand der Gemeinschaft ein leibhaftiger Drache gegenüber!
Schon dachte der Ritter, sein letztes Stündlein hätte geschlagen, als das Ungetüm den riesigen Kopf nach hinten warf. Doch statt einer Feuersbrunst folgte ein weiteres Niesen - dieses Mal ein besonders feuchtes. Angeekelt strich sich Golsir eine zähe, grüne Flüssigkeit von der Rüstung.
Noch bevor Silohtar fröhlich das Wort "Drachenrotze!" ausrufen konnte, bewegte das Monstrum das Maul. Zu Golsirs grenzenlosem Erstaunen formte es Worte in ihrer Sprache!
"Hi-di-ho!", grunzte das Ungetüm vergnügt wie ein kleines Kind. "Mein Name ist Hippo, und ich bin ein Drache. Tut mir Leid, ich habe Schnupfen. Willkommen in meinem bescheidenen Heim! Kommt doch herein - aber entschuldigt die Unordnung. Bei mir ist seit genau dreitausendsechshundertneunundvierzig Jahren kein Gast mehr vorbei gekommen."
Geändert von Golsir (18.12.2007 um 19:27 Uhr)
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„Ähm… entschuldige uns doch mal einen Moment.“, hüstelte Uncle mit honigsüßer Stimme und griff sich Silohtar, um mit ihm ein paar Schritte von diesem Monstrum wegzukommen. In seiner Visage spiegelte sich derweil eine Mischung aus blankem Entsetzen und totaler Verwirrung wieder.
„Das…“, fing er an und unterbrach sich, um tief Luft zu holen und mit einer übertriebenen Geste auf das niesende Etwas zu deuten. „… ist ein Drache!?“ Silohtar warf einen kurzen Blick auf das besagte Ungetüm. „Ja.“ Eine Antwort wie sie kürzer und treffender nicht sein konnte.
„Der Drache spricht?!“ Wieder wanderten Silohtars Augen auf Hippo, wie das Untier sich genannt hatte. „Ja, er spricht.“ Sein Gefährte schien die Skurrilität des Szenarios nicht zu begreifen. Ein sprechender Drache… Warum nicht gleich fliegende Affen und eine metallener Holzfäller?, schoss es dem völlig fassungslosen Uncle durch den Kopf. Dann verstand er.
Mit eiligem Schritt und gezücktem Schwert trat er an den Drachen heran und sah zu sich außer Reichweite der Nüstern zu halten aus denen beständig Schleim zu tropfen schien. Golsir hatte mit dem Drachenrotz bereits unerfreuliche Erfahrungen gemacht und war noch immer damit beschäftigt sich das Zeug von der Rüstung zu streichen. Allem Anschein nach, war Golsir nicht weniger perplex als Uncle.
„Hör zu – Drache!“ Die Stimme des Paladins knallte wie ein Humpen auf die Theke einer ziemlich männlichen Bar. „Wir alle hier kennen deine Bestimmung und mich dünkt, du wirst gleich meine Erfahren!“, verkündete der Paladin stolz und zog das Schwert um es der Ausgeburt des Bösen feierlich entgegen zu strecken.
„Stirb durch mein Schwert, auf das ich deinen Drachenschatz an die Kirche Innos’ spenden kann!“ Gerade wollte er seine Klinge in den Leib der raffgierigen Kreatur rammen, als die Erde erzitterte, ein gewaltiges Grollen erklang und Uncle von den Beinen gehoben wurde. Er landete weich und rutschte noch einige Meter nahezu ungebremst über den Boden ehe er in einer widerlich grünen Lache zur Ruhe kam. Beinahe hätte er den Sieg davon getragen, aber immerhin würde er jetzt als Drachenfutter sterben. Das war ehrenhafter als der Tod in einem myrtanischen Bordell der zur Alternative gestanden hatte. Vielleicht, aber damit rechnete der Paladin nicht, würden die anderen den Kampf überstehen. Ohne seine Hilfe, war das jedoch mehr als fraglich...
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Das war doch verrückt. Ein Hund, der lieber mit sich selber sprach und mit sich selber stritt und das mit einem so seltsamen Akzent, als Eindringlinge abwehrte. Dann noch ein Drache, der auch sprach und sie in seine Höhle einlud…Sachen gab’s. Wahrscheinlich würde es jetzt zu einem Kampf mit dem Ungeheuer kommen, sie gegen den Drachen. Ein schlechtes Kräfteverhältnis, wo einer von ihnen schon ausgeschaltet war, ein Paladin, einer der besten Krieger überhaupt, auf Drachenrotze ausgerutscht und bald wahrscheinlich tot. Alle hielten angespannt die Luft an, in Erwartung, dass Uncle bald tot sein würde, von dem Drachen getötet. Schon beugte sich Hippo über den Streiter Innos, bald würde er nicht mehr unter den Lebenden weilen, das war klar. Doch wie durch ein Wunder wurde Uncle von dem Biest nicht getötet, sondern nur mit der Schnauze angestupst und gefragt: „Warum stehst du nicht auf? Es ist doch ungemütlich am Boden.“ Wie es schien war der Drache durch und durch friedlich, was der Paladin aber nicht zu registrieren schien, ein im Moment verblendeter Krieger, der am Boden liegend zuschlagen wollte, denn sein Schwert hatte er in der Hand behalten können. Da den anderen klar war, dass das scheinbare Ungeheuer friedlich war und sie es nicht erzürnen wollten, riefen sie Hippo zu, dass er seinen Kopf zurückziehen solle. Dieser reagierte schnell genug, so dass der Streich daneben ging und Nils sich schnell auf Uncle schmiss um einen weiteren Schlag zu verhindern. Als Hippo in Sicherheit war, meinte dieser: „Das ist aber ganz und gar nicht nett, ich wollte dir doch bloß helfen, aber ihr könnt trotzdem gerne in meine Höhle kommen, auch wenn der Mann da nicht nett war.“ Wie ein Kind sprach das Tier, dessen Einladung sie nun annahmen, obwohl Uncle nach wie vor auf den Drachen einschlagen wollte. Damit das nicht geschah, nahmen sie dem Paladin mit vereinten Kräften die Waffe weg, bevor er völlig durchdrehte und ohne Chancen auf den Drachen einschlug, gegen dieses Tier hätten sie selbst zusammen wahrscheinlich keine Chance und wieso sollten sie kämpfen wenn es sich auch friedlich lösen ließ? Als der Kampfeslustige schließlich entwaffnet war, folgten sie dem Drachen in die Höhle, alle freiwillig bis auf einen, den sie immer im Auge behalten mussten, damit er nichts anstellte und nicht versuchte den Drachen anzugreifen.
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Nach einem ziemlich ereignislosen Vormittag, in dem sie vorzüglich die nähere Umgebung abgesucht hatten, trafen sie sich nun um die weiteren Schritte zu planen. Der an Heuschnupfen leidende Hippo war irgendwo in seiner Höhle verschwunden, und die meisten der Männer war ganz froh darüber.
Das Tal war wärmer als Vengard zu dieser Zeit, die Blumen blühten und man konnte zahlreiche Vögel sehen und hören. Uncle, den sie vorsichtshalber angekettet hatten, trottete umher und sprach mit seinen Kobolden (oder mit was auch immer ein Uncle-Bin sprach).
Silohtar hatte, sehr zu seiner Beunruhigung, nicht den Eindruck, dass sich die anderen entspannten. Dabei war es hier so schön, die Sonne schien, überall auf dem Boden war noch immer eingetrocknete Drachenrotze, die Vögel zwitscherten, und man konnte Hippo aus den Tiefen seiner Höhle ein Liedlein summen hören.
Eines jedoch erregte Silohtar's Misstrauen. Doch bevor Silo näher definiert hatte, was denn genau sein Misstrauen erregte, horchte er auf, denn er konnte Hippo's Liedtext nun verstehen, und was er da hörte, schreckte ihn auf.
„Heute koch ich, morgen ess ichs,
übermorgen hol ich mir der Reisenden die Gunst;
ach, wie gut dass niemand weiß,
wo mein Rollbratenrezept versteckt ist!“
„Oh Innos, das ist ja grauenhaft gedichtet!“, rief Silohtar aus, und griff sich an die Kehle.
Der Drachenkopf erschien plötzlich wieder aus dem Höhleneingang. Kurz darauf kroch der Wyrm ganz aus seiner Behausung. Uncle griff sich aus Gewohnheit an die Seite musste jedoch feststellen, dass das Schwert ungefähr hundert Schritt von ihm entfernt an einem Baum lehnte. Alle anderen spannten sich nur an, doch unternahmen nichts.
Silo stand da, den Mund offen, und starrte Hippo an.
„Rollbratenrezept? Ich liebe Rollbraten!“
„Hey-du, schwabbel-di muh! Ich auch. Mubbel di-wabbeli. Aber mein Rolbratenrezept habe ich selbst entwickelt, und ich gebe es nicht ab.“
„Nun stirb durch Innos' Klinge!“, brüllte Uncle, wurde jedoch durch einen erneuten Nieser des Drachen abgewürgt.
„Was muss ich tun, damit du mir dein Rollbratenrezept gibst?“
„Udildi-muddeldi! Das ist schwierig. Aber raddel.du sarabbel, vielleicht könntet ihr mir ja Gefallen tun! Zwölf an der Zahl!“
„Wieso weißt du das schon so genau?“, fragte Sandman aufeinmal skeptisch geworden.
„Ja, nun, dass ist doch eine schöne Zahl, Zahlidi widduwo. Außerdem ist hier seid hunderten von Jahren niemand mehr vorbei gekommen, in mein Tal, und es ist nicht sehr aufgeräumt. Das ist mir peinlich. Wollt ihr mir nicht beim Aufräumen helfen? Dann bekommt ihr mein Rezept.“
„Nein!“, antworteten Sandman, Golsir, Taurodir, Uncle (der sich gerade, den Schleim von der Rüstung klopfend, wieder aufrichtete), Sir Nild, Faren und Bassi einstimmig.
„Na Klar!“, reif Silo begeistert aus.
„Wunderbar!“, freute sich Hippo.
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Was war hier eigentlich los? Ein einzelner verwirrter Trunkenbold überstimmte im Alleingang die gesamte Gruppe? Dieser Silohtar hatte echt Nerven. Aber bei genaueren Überlegen fand Bassi die Idee den Drachen nicht zu verärgern als etwas sehr Erstrebenswertes. Auch wenn Hippo allem Anschein nach eher etwas von einen treudoofen Hund hatte als von einer gefährlichen Bestie so war Vorsicht nicht verkehrt. Als hoher Magier empfand es Bassi als seine Pflicht mit gutem Beispiel vorraus zu gehen und als Vorbild zu dienen. Außerdem kamen ihm immer öfters starke Zweifel was den geistigen Zustand der anderen betraf. Die besten Beispiele lieferten Silohtar und der Paladin Uncle-Bin. Schon mehr als einmal drohte Letzterer sie alle durch unüberlegte Aktionen in Gefahr zu bringen, selbst die Entwaffnung hatte nur geringe Erfolge erzielt.
Kaum das der Magier seinen Gedankengang beendet hatte erregte der Streiter Innos erneut seine Aufmerksamkeit. Zum Glück nicht nur seine sondern auch der meisten anderen aus der Gruppe. Anscheinend hatte Uncle seine fünf Minuten oder so, jedenfalls versuchte er erneut auf den Drachen loszugehen, schwer bewaffnet mit einem Stein in der linken und einem großen Ast in der rechten Hand. Nun zeigte sich ein weiteres Mal warum die Paladine bei ihren Feinden so gefürchtet waren, denn es verlangte vier Männern sehr viel Mühe ab den Wildgewordenen zu überwältigen und zur Ruhe zu bringen. Mit Händen und Füßen wehrte sich der Kerl, selbst noch am Boden liegend auf heftigste. Während er verzweifelt versuchte eines der Beine festzuhalten sah Bassi wie Silohtar sich neben Hippo gestellt hatte und mit ihm gemeinsam allem Anschein nach vergnügt der Rangelei zusah. Die Unachtsamkeit rechte sich dem der hohe Magier entglitt das Bein Uncles und traf ihm am Brustkorb.
Als sich Bassi wieder aufraffen konnte war die Aufregung anscheinend schon wieder vorbei, der Paladin saß an einem Baum gelehnt da und grummelte irgendwas unverständliches vor sich hin und die anderen klopfen sich den Staub ab. Genau dies wollte der Lehrmeister der Magie nun auch tun stellte dabei allerdings fest das er nach dem Tritt in einer Pfütze mit schleimiger Konsistenz gelandet war und nun auch noch genau in den Rückstand davon gefasst hatte. Angewidert betrachtete Bassi einen Moment wie die Flüssigkeit von seinen Fingern tropfte bevor er seine Hand mehrmals an der Rinde eines Baumes entlang führte.
" Seit ihr nun endlich fertig? Dann kann es ja losgehen die erste Aufgabe meistern. "
In den Gesichtern der Anderen konnte Bassi deutlich ablesen das diese ebensowenig wussten worum es gehen sollte wie er selbst.
" Was für eine Aufgabe? " Nicht ganz synchron und bei manchen gab es auch eine leicht veränderte Wortwahl aber der Sinn war bei allen der Gleiche.
" Hippo hat mir unsere erste Aufgabe gegeben. Keine Angst ist ganz leicht wir sollen nur ein Wollknäuel von einem Kätzchen wiederholen. "
Es faszinierte Bassi mit welchem Stolz und Tatendrang Silohtar da seine Ansprache hielt, wenn auch sowohl das WAS als auch das WIE völlig unsinnig waren. Jedoch stellte es eine gute Gelegenheit da der Nähe zum Drachen zu entgehen. Mit etwas Glück und Innos Hilfe könnten sie vielleicht unbemerkt entkommen.
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Die Gruppe stürmte durch das Gebüsch, ohne dabei sonderlich viel zu sehen. Sie hätten allesamt in genau dem gleichen Augenblick gegen einen ziemlich dicken Baum rennen können, ohne ihn gesehen zu haben, doch ihre Angelegenheit war eilig, und die Wahrscheinlichkeit, das alle gleichzeitig auf einen Baum trafen gering.
Ein dumpfes Klopfen ertönte, und Silo musste bestürzt feststellen, dass er gerade gegen einen Baum gelaufen war. Zum Glück tat es nicht weh. Sein Schädel war schon lange aufgrund mangelnder Masse vollkommen Immun gegen Schmerz und schnell wieder auf den Beinen. Natürlich hätten sie Fackeln anzünden können, wenn irgendwer im Besitz dieser enorm seltenen Rarität gewesen wäre und sich sowas hätte leisten können. So sah das jedenfalls aus seiner Sicht aus, dabei lag das Problem in Wahrheit an etwas ganz anderem: Er hatte den Feuerstein verschluckt.
Sie waren auf die Spur der phösen Mieze gestoßen, und eine wilde Hetzjagd hatte begonnen, unterbrochen nur von gelegentlicher Rast. Und Abendessen. Und Brunches. Und Steck-die-Hände-in-die-Hosentasche-und-geh-pfeifend-im Kreis-herum-Pausen. Und Bäumen. Doch die wilde Hetzjagd ging weiter, ungestört von dem Herumgebummel der Gemeinschaft (außer ein bisschen vielleicht). Die Spuren des Ungeheuers führten sie in das westliche Gebiet des Tales. Hügelig, von Bäumen nur spärlich bewachsen und warm war es hier, warm und trocken. Um hierher zu gelangen hatten sie viele, viele Wegstunden gebraucht – natürlich abzüglich der „Päuschen“ - also gut eine dreiviertel Stunde!
Sie hielten an, denn das Gebüsch lichtete sich. Das Leuchten am Himmel hatte noch nicht ganz abgenommen, und sie konnten die Landschaft vollends betrachten. Die Gefährten standen auf einer Erhebung, und konnten weiter sehen als sonst. Es wirkte etwas trostlos hier, das Gras war gelb und die Bäume schienen krank zu sein. Doch was sie noch viel mehr schockte (besser gesagt Silo mehr schockte, aber da dieser ja immer auch für die Meinung aller anderen stand, kam das auf das selbe raus), war, das vor ihnen ein dicker, rosaroter Faden – oder besser Tau – lag. Er schien an dem Ende brutal abgerissen, und wirkte auf den Südländer wie der Arm eines kleinen Mädchens, der brutal entfernt worden war – von einer phösen Mieze!
„Mein Gott – wer ist nur zu etwas fähig?“, fragte er gekünstelt fassungslos mit sehr dramatischen Gesichtsausdruck und ungesunder Körperhaltung, und nahm die dunklen Augengläser ab.
„Hey, Silo, wo hast du die auf einmal her?“, fragte Golsir skeptisch. „Wo hast du die geklaut?“
„Das tut nichts zur Sache! Speed?“, sagte er, und drehte sich fragend zu Sandman um.
„Nein – Sandman.“, stellte dieser verwirrt richtig. Silo setze die Augengläser wieder auf.
„Ja, Speed“, fuhr er in dem selben Tonfall fort, „hast du die Angehörigen benachrichtigt?“
„Ähm ... die Angehörigen Wollfäden? Nein, das hielt ich nicht für nötig.“
„Mein Gott, was bist du nur für ein Mensch“, fragte Silo übertrieben ungläubig, nahm die Augengläser wieder ab. „Dann nimm wenigstens den PH-Wert des Fadens.“
„PH-Wert? Prima Halt?“, witzelte Uncle.
„Eric, beherrsche dich! Wir sind am tatort eines grauenvollen Verbrechens! Doch ich werde den Täter finden!“, sagte er heldenhaft, und setzte die Augengläser wieder auf.
„Aber Silo -“, begann Golsir. „nennt mich Horatio!“
„Silo“, sagte Faren stur, „wir wissen, wer der Täter ist! Deswegen sind wir hier, und dieser ... Täter hat den Faden da einfach abgekaut schätze ich.“
„Das habe ich aber nie gesagt“, sagte Silo übertrieben ertappend. „Das kann nur der Täter wissen!“
„Silo, das kann hier jeder sehen!“ „Es ist vorbei. Nur wegen dir gerät die königliche Armee in Verruf!“
„Ich glaube, wir rasten hier lieber“, sagte Bassi, und hielt Faren damit im letzten Moment ab, Silo die Bratpfanne über den Kopf zu ziehen.
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Geändert von Silohtar (21.12.2007 um 11:44 Uhr)
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" Faren lass gut sein, wer weiß vielleicht würdest du es damit nur noch schlimmer machen und das wollen wir doch alle nicht oder? "
" Verdient hätte es aber! "
Faren konnte sich einen Kommentar dazu einfach nicht verkneifen, doch wo er nunmal Recht hatte. Das Verhalten dieses Silhtars wurde scheinbar noch schlimmer, bleib nur zu hoffen das diese Art von Wahnsinn nicht ansteckend war. Allerdings konnte man hier wohl von jedem behaupten zumindest leicht einen Wech zu haben, jeder normale Mensch wäre schon längst umgekehrt oder auf der Suche nach einem Ausweg. Aber nein diese Männer hier trotzen jeder Vernunft und wiederstanden heldenhaft allen Versuchen ihres Gehirns einen klaren Gedanken hervor zu bringen. Nicht mal ein Ork könnte so selten dämlich sein und sich wegen eines Rezeptes für einen Rollbraten sich so zum Affen zu machen. Naja es hatte auch seine guten Seiten, Langeweile kam nicht auf, man konnte selbst in der kalten Jahreszeit ein paar angenehm warme Temperaturen erleben und wer weiß vielleicht würde dies auch mal zu einem der Abenteuer die man in geselliger Runde am Stammtisch erzählte. Gut wahrscheinlich würde es einem mal wieder keine Sau glauben aber darum ging es ja gerade dabei.
Ein weiterer Beweis dafür das dieses Unternehmen dem Geist nur schaden konnte war das es erst jetzt Bassi in den Sinn kam das er schon die ganze Zeit über die Dunkelheit mit einem magieschen Licht hätte verscheuchen können. Auch Faren war bisher anscheinend nicht darauf gekommen das er sowas vollbringen hätte können. Während der hohe Magier langsam eine Lichtkugel über seinen Kopf erscheinen lies schlug sich sein Schüler mit der flachen Hand gegen die Stirn.
" Warum ist mir das nicht eingefallen? "
Schnell erleuchtete nun auch ein zweites Lichtbällchen die Umgebung und erleichterte die Suche nach dem Proviant in den Taschen. Doch lange hielt es die Gruppe nicht an dem Ort, zu groß war die Hoffnung das " Kätzchen " und vor allem den Rest des Wollfadens schnellstmöglich zu finden. Nur was die Motivation dabei anging lies Raum für Spekulationen. Silo machte das ganze ganz klar wegen des Rezepts, Bassi hingegen wollte es nur schnell hinter sich bringen und dann auf direktem Weg wieder zurück nach Vengrad. Was die anderen antrieb könnte der hohe Feuermagier nur vermuten dazu kannte er die Leute nicht gut genug. Wer weiß hätten sie sich vor zwei Jahren in einer Taverne auf Khorinis getroffen hätten wohl einiger aus der Gemeinschaft und Bassi wohl sehr gute Freunde werden können. Ob dies jetzt auch noch möglich war konnte der Magier nicht beantworten sein Lebenswandel war nicht unerheblich gewesen. Doch irgendwie erinnerte des Abenteuer ihn auf übertriebene Weise an die alte wilde Zeit.
Wie lange sie nach der letzten Rast nun schon wieder unterwegs waren konnte Bassi nicht sagen, doch kam es ihm so vor als währe dies der längste Marsch an einem Stück den sie bei dieser Treibjagd, wie es ihr selbsternannter Anführer bezeichnete, zurückgelegt hatten. Doch sollte auch dieser Wegabschnitt enden. Unter dem vorrausfliegenden Licht des Magiers erspähten sie eine Höhle die am Fuße eines Hügels lag. Den Geräuschen nach zu urteilen musste sich dort die gesuchte Mieze verkrochen haben. Doch genügte ein Blick durch die Runde um festzustellen das es nur einen gab der noch dazu bereit war jetzt da rein zu gehen. Da man aber ansonsten einstimmig der Meinung war das es besser sei zu warten und sich erst zu erholen wurde Silo kurzerhand von seinem eingebildeten Treppchen gestoßen, überstimmt und zu guter letzt von Uncle mit einem Seil und ein paar guter Knoten außer Gefecht gesetzt. Diese Maßnahme könnte zwar etwas hart erscheinen war aber nach Meinung der Gruppe nötig. Wenn man Bassi gefragt hätte, war des schon lange überfällig und durchaus berechtigt. Einziger Nachteil an der Sache war das nun einer bei der Einteilung der Nachtwache fehlte und die Zeit so auf den Rest mit verteilt werden musste. Doch was war schon so ein bisschen Schlaf im Gegensatz zu der Befriedigung den Quälgeist so gut verwahrt und mundtot gemacht zu sehen? Richtig nichts!
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Verwundert rieb sich Sandman die Augen und stellte dadurch fest, dass es noch immer kein Traum war, in dem er sich hier befand. Einige Tage war es nun schon her, seit er sich mit Silohtar und einigen anderen Königstreuen im Hafen an der Taverne getroffen hatte. Wie der Knappe mittlerweile feststellen musste, war dies einer der größten Fehler gewesen, die er jemals begangen war. Irgendwie, wobei Sandman schon wieder vergessen hatte wie, waren sie durch ein Portal in diese Welt hier geraten. Nicht dass das irgendwie Schlimm gewesen wäre, immerhin gefiel es Sandman, irgendwelche Abenteuer zu erleben, trotzdem war hier alles so herrlich verrückt, dass der Knappe schon beinahe daran verzweifelte. Und damit noch nicht genug, war Silohtar der Höhepunkt von alldem Wahnsinn, der hier vor sich ging. Nachdem sie einen Hund mit drei unterschiedlichen Persöhnlichkeiten getroffen hatten, der einen etwas seltsamen Akzent gehabt hatte, war die Gruppe einen Tag später auf einen merkwürdigen Drache gestoßen, der überraschend freundlich gewesen war und anscheinend über ein Rollbratenrezept verfügte, dass Silohtar gerne haben würde. Hinzu kam noch, dass Silo das alles scheinbar vollkommen normal fand, während sich in den anderen Gesichtern schon sehr oft die Ratlosigkeit breitmachte.
Mittlerweile hatte die Gruppe die erste Aufgabe erhalten, die sie erfüllen mussten, um an das Rezept für den Rollbraten zu kommen. Obwohl alle anderen Teilnehmer abgelehnt hatten, folgten sie nun dem einzigen Zustimmer, Silohtar. Es war schon komisch, denn keiner von ihnen wusste, warum sie dies taten. Es war, als wären sie nur Spielfiguren und dies alles war die Spielwelt und wie, als wäre alles, was sie erleben sollten bereits vorausbestimmt. So erklärte es sich zuminderst Sandman, dass er nicht einfach umdrehen konnte und diese Welt wieder verlassen konnte. Stattdessen war er nun mit seinen Gefährten auf der Suche nach einer ganz gemeinen Katze, die ein armes Wollknäul entführt hatte. Die erste Spur, die sie gefunden hatten, war ein abgetrenntes Stück Schnur gewesen, dass allem Anschein nach von der entführten Wolle stammte. Dies wurde nochmals durch einige Tests belegt, die Sandman durchgeführt hatte. Bestrahlung mit UV-Licht, Befragung der Zeugen, usw., all dies musste der Knappe durchführen, doch es hatte sich wirklich gelohnt, denn nun stand eindeutig fest, dass die Katze der Täter war und die Schnur eindeutig von der gesuchten Wolle stammte.
Nun war es an der Zeit, die Höhle zu stürmen und die Entführte wieder aus den Klauen der Katze zu entreissen. Alle waren mittlerweile wach und bereit, loszulegen.
"Nun denn, auf geht's. Wir machen keine Gefangenen und im Notfall müssen wir eben einige unserer Gefährten zurücklassen. Das Einzige, was zählt, ist, dass das Wollknäul wieder lebend aus der Höhle kommt, klar?", fragte Silo.
Eigentlich wollte Sandman den Kopf schütteln und Silohtar fragen, ob er irgendwas geraucht hatte, doch wieder kam ein Nicken hervor. Es war wie verhext.
"Vielleicht war es doch ein Fehler, den Kerl wieder loszubinden", dachte sich Sandman, ließ jedoch sofort von dem Gedanken ab, da plötzlich alles um ihn herum dunkler wurde. Ansonsten hatte sich nichts verändert, doch alles war irgendwie dunkler. Verwirrt griff er an seine Augen und bemerkte einen Gegenstand, den er auf der Nase trug. Er nahm ihn ab und betrachtete das Ding genauer, was ihn ziemlich erschrecken ließ. Es war genauso eine seltsame Brille, die Silohtar Gestern getragen hatte, als sie den Faden gefunden hatten. Wo kam die denn nun plötzlich her. Verwirrt blickte der Knappe in die Runde und musste erschrocken feststellen, dass jeder der Gefährten mit einer solchen Brille ausgestattet war. Was zur Hölle war nur los?
"Männer!", rief Silohtar und wie auf Kommando nahmen alle Teilnehmer ihre Brillen ab.
"Gebt mir Deckung, ich geh jetzt da rein. Vorsicht, unser Täter ist gemeingefährlich und höchstwahrscheinlich bewaffnet. Zögert nicht, diese Ausgeburt der Hölle zu töten."
"Geht klar, Chef", antwortete Faren und während sich Sandman noch fragte, warum Silohtar mittlerweile Chef genannt wurde, machten näherte sich die Gruppe der Höhle.
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Silohtar hatte sie nun dazu getrieben, diese wahnsinnige Tat zu vollbringen und wie durch ein Wunder hatte keiner widersprochen, obwohl eigentlich alle was dagegen hatten. Jedes Mal wenn Nils etwas dagegen sagen wollte, kam nur Zustimmung dabei heraus. Die seltsamen Brillen hatten sie nicht wieder aufgesetzt als sie in die Höhle kamen. Aus den Tiefen der Höhle klang ein seltsames Geräusch herauf, so wie eine normale Katze, nur viel lauter und hin und wieder konnte man auch hören, wie etwas leichtes irgendwo gegen stieß, nur sehr schwach war dies zu hören, es war schließlich nur Wolle, davon aber so viel, dass man es hören konnte. Einer der Feuermagier ließ eine Lichtkugel vor ihnen herschweben, während ihr Chef vorne weg ging. Moment mal…Chef? Dieser versoffene verrückte war ihr Chef, warum denn das? Aber…wieso fragte er sich das überhaupt? Es war doch offensichtlich und klar, dass Silohtar ihr Chef war, wer sollte es auch sonst sein? Etwa der verrückte Uncle? Nein, bestimmt nicht. Also folgten sie nun dem Chef weiter in die Tiefe der Höhle um die Geisel lebendig zu befreien, das arme Wollknäuel, hoffentlich lebte es noch. Etwas weiter schrie ihr Anführer wieder erschrocken auf: „Oh nein, dieses Schwein hat das Wollknäuel verwundet, wir müssen uns beeilen bevor es tot ist. Mir nach.“ Ein weiters Stück Wollfaden, sie mussten sich wirklich beeilen. Schon hörten sie das miezen der Mieze lauter und kurz darauf, als sie grad um eine Ecke gingen, sahen sie sie vor sich, riesengroß für eine Katze, größer als jeder des Sondereinsatzkommandos. Was war das jetzt schon wieder für ein Wort? Egal, der Chef rief grade: „Das ist sie, auf sie, keine Rücksicht auf Verluste, wir müssen die Geisel befreien und ich will ihr Fell.“ Ein grauenhafter Anblick, überall Wollfäden, hoffentlich lebte die Geisel noch. Mit gezogenen Waffen gingen sie auf das kleine, süße, 2 Meter große Kätzchen los, das die Krallen auch schon ausgefahren hatte. Der Säufer war als erstes bei dem Tier, das ihn mit einem Pfotenstreich von den Beinen fegte, bevor er zuschlagen konnte. Nils, der kurz danach kam, ging es genauso, als nächstes kamen wie, der Waffenknecht wusste nicht welche es waren, von denen einer traf. Aber einen guten Treffer konnte keiner landen, auf jeden Fall nicht in der nächsten Zeit. Plötzlich kam dem Schwarzhaarigen ein Gedanke und er rief dem Cheffe zu, dass er eines der Enden eines Wollfadens nehmen sollte, während Nils das andere nahm. So schlichen die beiden hinter einem Sichtschutz durch die anderen mit dem Faden nach vorne und sprangen vor, nachdem die anderen schnell zur Seite hechteten. Jeder war auf einer Seite des Miezekätzchens und der Faden, beziehungsweise das Seil lag am Hals, so dass sich die Kehle zuschnürte, als sie weiter nach vorne liefen.
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Das war doch nicht zu fassen, erst dieses seltsame Portal dann dieser durchgedrehte riesenhafte sprechende Hund, ein Hand zahmer Drache und jetzt auch noch eine Katze mit einer Schulterhöhe von gut 2 Metern womit sie jeden der Versammelten Menschen bis auf Faren selbst überragte. Als Silohtar und Nils vorgesprungen waren und versucht hatten den Kater mit Hilfe eines Stück Wollschnur die Luft abzuschnüren hatte es schon so ausgesehen als wäre der Kampf so gut wie vorbei. Doch dann hatte der Tigerkater Silohtar zu Boden geworfen, wodurch das Tier sich aus der Schlinge befreien und tiefer in das Höhlensystem hatte fliehen können. Stunden lang waren sie anschließend durch die Höhlen geirrt, auf der Suche nach einer Spur des riesigen Kater. Doch nach gut drei Stunden der vergeblichen Suche in der Dunkelheit der Höhlen, die nur von seiner und Bassis Lichtkugeln durchdrungen wurde hatten sie ihr Lager aufgeschlagen und die Nachtwachen eingeteilt.
Nach einem spärlichen Frühstück machten sie sich wieder auf die Suche. Doch erst jetzt, gegen Mittag wurde ihre Beharrlichkeit belohnt als Faren die Spuren der riesenhaften Felis catus entdeckte. Ohne lange darüber nachzudenken zog er aus seiner Tasche dieses seltsame Drahtgestell mit den geschwärzten Glasscheiben aus seiner Tasche, und setzte sie sich auf die Nase. „He Chef, der Täter versteckt sich irgendwo in diesem Gang.“, rief er den Tunnel zurück und einige Augenblicke tauchten Silohtar und die anderen auf. Beim Anblick des Soldaten nahm er die geschwärzten Gläser ab, und rieb sich die Augen. „Was bei Innos ist hier bloß los?“, dachte der Feuermagier, nicht nur das sie alle plötzlich diese seltsamen Gestelle trugen, nein er nannte diesen verrückten Säufer auch noch Chef. Und jedes Mal wenn er Silohtar hatte die Meinung sagen wollen, war stattdessen irgendwelches verrücktes Zeug aus seinem Mund gekommen statt der eigentlichen Vorwürfe. Und den anderen schien es genauso zu gehen, weshalb es für Faren nur zwei mögliche Ursachen. Entweder war Beliar gerade dabei von ihnen allen Besitz zu ergreifen, oder hier war eine seltsame Macht am Werk die sich Silohtars verwirrtem Geist unterwarf und diese Welt nach seinen verrückten Phantasien gestaltete. Bevor der Meisterdieb sich allerdings noch mehr Gedanken über die diese seltsamen Vorkommnisse machen konnte drang ein lautes Fauchen an seine Ohren gefolgt vom Scharen eines halben Dutzend Schwertern die gezogen wurden während in Bassis Handfläche ein freudig lodernder Feuerball erschien.
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Das muss ein böser Traum sein - ja, eine andere Erklärung gibt es nicht für diesen Wahnsinn. Immer und immer wieder hämmerte sich Golsir diese Worte in Gedanken selbst ein. Es war einfach unglaublich, was sich in der letzten Zeit abgespielt hatte. Ein dreiköpfiger Hund, ein verschnupfter Drache mit Helfersyndrom und nun auch noch eine Drei-Meter-Katze! Wo sollte das bloß hinführen? Zu einer haushohen, aggressiven Fleischwanze oder einem fliegenden Fisch mit Komplexen? Egal, was folgen würde, es könnte den Ritter nicht mehr überraschen.
Während er an seiner eigenen geistigen Gesundheit zweifelte, lief er zusammen mit den anderen Angehörigen der Reisegesellschaft durch das wirre Tunnelsystem, in dem sie alle schon seit langem die Orientierung verloren zu haben schienen.
An Golsirs Seite schritt Sandman, sodass es sich nicht vermeiden ließ, dass die beiden irgendwann ins Gespräch kamen. „Wie, meinst du, werden wir das riesige, verlauste Viech töten können, wenn wir es erstmal eingeholt haben?“, fragte der Königstreue, denn er hatte wirklich keinen Plan, wie sie vorgehen sollten, sobald das Tier gefunden sein sollte.
„Ich glaube, das überlassen wir unseren Magiern“, antwortete der Angesprochene und nickte zur Spitze der Gruppe hin. Dort liefen Faren und –wie er sich Golsir im Laufe der Zeit vorgestellt hatte- Bassi, welche den finsteren Gang mit künstlichem Licht tränkten. „Wir Krieger werden wohl eher überrannt, bevor wir überhaupt die Schwerter heben können.“ Anschließend klopfte Sandman auf den Schild an seinem linken Arm. „Und den hier wird das Kätzchen wohl durchbrechen, bevor ich Innos rufen kann“, scherzte er, doch beide wussten, wie wahr es doch war.
Da erinnerte sich der Ritter an etwas, was er Sandman schon seit langem fragen wollte. „Ist es eigentlich schwer, mit einem Schild zu kämpfen. Ich stelle mir so ein Ding eher als ein Hindernis vor.“
Das schien Sandman zum schmunzeln zu bringen, bevor er sprach: „Du hast bei unserem letzten Duell doch gesehen, wie gut er funktioniert.“
„Oh ja, wie konnte ich das nur vergessen. Nun, wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich gern die Kunst der Schildparade erlernen.“
Noch bevor Golsir eine Antwort bekam, machte die Gruppe vor ihm einen abrupten Halt. Ungeschickt prallte der Ritter in den Rücken Uncels, der vor ihm gelaufen war. Fast wären beide zu Boden gegangen, hätte sich der Paladin nicht im letzten Moment gefangen. Jedoch bekam Golsir keine Gelegenheit, sich zu entschuldigen, denn von vorn erklang Sir Nils’ aufgeregte Stimme: „Wir haben sie!“
Die Hand bereits auf den Schwertkopf gelegt streckte der Königstreue den Hals, um über die Häupter der anderen hinweg sehen zu können. Sie hatten allen Anscheins nach das Ende des Höhlensystems erreicht und standen nun an einem ähnlichen Plateau wie jenes, das sie am Anfang ihrer Reise vorgefunden hatten. Diese hochgelegene Ebene war jedoch etwas kleiner als die erste.
Schnell hatte sich die Gemeinschaft nahe dem Eingang aufgestellt und war in Kampfstellung gegangen. Da das Monstrum am anderen Rand des Plateaus stand, bevorzugte Golsir doch lieber den Bogen. Schon hatte er einen Pfeil aufgelegt, zog an und wollte schießen, da drehte sich das Haupt des Tigerkaters zu ihm hinüber. Schwarze, glänzende Augen starrten ihn wehleidig an. Die Iris schien immer größer zu werden und erweichte damit das Gemüt des Ritters für einen Moment. Wie, als würde eine Geisterhand seine Waffe hinunter drücken, senkte er den Bogen. Den anderen schien es nicht anders zu ergehen – Feuerbälle erloschen, Schwerter wurden fallen gelassen. Ein allgemeines Seufzen machte die Runde unter ihnen.
„Wie süüüüß“, raunte Silohtar. „Möchte … streicheln … muss streicheln …“
Als einziger löste er sich aus der Gruppe, um unbewaffnet zu dem noch immer unschuldig drein schauenden Kätzchen hinüber zu schreiten. Gerade wollte Silo eine Hand heben, um liebevoll über das gestreifte Fell zu fassen, da machte der gesamte Körper der Katze eine seltsame Verwandlung durch.
Plötzlich waren die Augen des Monstrums wieder nur schlitze, die in grausamen Blutdurst getränkt die Reisenden anstarrten, als wären sie ihr lebendes Mittagessen. Es kam Golsir vor, als würde ein Schleier fallen, sodass die Katze wieder im wahren Licht da stünde.
„Gar nicht gut“, sprach Silohtar noch trocken, bevor eine riesige Pranke hinab fuhr und den Soldaten an der Hüfte packte. Schnell wurde er in die Luft gerissen, um dort hilflos herum zu taumeln …
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Stolz wie Tom Cruise, nachdem er eine Gruppe unschuldiger Touristen zu einer Mitgliedschaft bei Scientology bewegt hatte, schritt Silohtar den anderen voran, in die tiefe Nacht, die über dem Tal lag, das fell der Katze über den Schultern. Hippo wartete, und er trieb die beiden unglücklichen, die das Wollknäul vor sich her rollten mit de Worten ,auf auf, ihr Heiden, sonst landet ihr ganz schnell auf dem Scheiterhaufen' zu größerer Eile an, was bei den Angesprochenen zu Kopfschütteln führte.
So würde es sicherlich aussehen.
So würde es gehen, wenn sie das Untier schon besiegt hätten, und der riesige Kopf über dem Kaminsims eines Jägers hängen würde.
Was leider noch nicht der Fall war.
Mit gezogenen Waffen standen sie alle da, feuerten Pfeile und Feuerbälle auf die Mieze ab, ohne Schaden zu erzielen. Schwertschläge prallten ohne Wirkung an dem unheimlich weichen Fell der Katze ab (Silo war schon ganz neidisch und hätte unheimlich gerne gewusst, welches Haarspray das Kätzchen nutzte), der geworfene Speer Silohtars splitterte bei der Berührung mit dem Untier.
Sandman schien eine Idee zu haben. Er holte mit gewaltiger Geste aus, dann sprang er vor, das Schild erhoben. Mit einem kraftvollen hieb durchtrennte er die Sehne des hinteren, rechten Fußes der Katze, worauf diese aufschrie und zusammenbrach. Gerade wollte die gesamte Gemeinschaft in Jubel ausbrechen, da schrie Silo:
„Stooop, falscher Film, gaaanz falscher Film! Nochmal, und diesmal will ich echt mehr Einsatz!“
Einen Moment lang sahen sich alle an, fragten sich, was sie nun wieder von Silo's neuer Spinnerei halten sollte, da sprang die Katze wieder auf. Sie war gar nicht tot! Sie konnten kaum schnell genug reagieren, da war sie unter ihnen, stieß einige um, und stürzte sich auf den gelassen dastehenden Silohtar. Heldenhaft stürzte sich Tauro zwischen die beiden, holte aus, und schlug der Katze den Kopf ab, das sie zusammenbrach, und kraftlos liegen blieb. Wieder wollte sie jubeln, da wuchs auf einmal ein Kopf aus der blutenden Wunde, erst klein und unförmig, dann größer werdend, bis er wieder auf voller Größe war und Tauro zu verschlingen drohte. Uncle holte seinerseits mit dem Schwert aus, und hieb der Katze wiederum den Kopf ab. Bassi war da, und verbrannte die blutende Wunde, auf das nie wieder ein Kopf wachsen würde.
„Halt, verdammter!“, schrie Silo, und warf den leichten und klappbaren Stuhl um, den er von irgendwo gerade her gezaubert hatte. „Hat denn niemand von euch das Drehbuch gelesen?! Nochmal!“
Plötzlich, so schnell das es die Gemeinschaft gar nicht fassen konnte, war der Feind wieder auf den Pfoten. Die Männer verstreuten sich über das Plateau, zwar nicht wissend, wie das nun wieder passieren konnte, doch in der Gewissheit, das das Untier auf jeden Fall besiegt werden müsste.
Es sah überhaupt nicht gut aus. Einen nach den anderen warf die Mieze die königstreuen um, verteilte Schläge mit den riesigen Pfoten und stieß sie mit dem Kopf zur Seite. Plötzlich bäumte sie sich auf, ging auf Golsir los, riss das Maul weit auf, als wollte es es verschlingen - da war da auf einmal ein blonder Kerl auf dem Rücken der drei Meter hohen Gestalt, legte drei Pfeile auf den Bogen, spannte diesen, und schoss dem Kätzchen alle in den hinteren Schädel.
„HEY! Verschwinde, du Laie, und geh dich mit Gimli besaufen!“
Was ist überhaupt los? Kommt, Kinder, macht Papa glücklich!
Die Katze war wieder auferstanden, alle wichen zurück. Auf den Mienen aller hatte sich die Verwirrung ausgebreitet, die Ratlosigkeit. Silo seufzte. Er würde es mal wieder selbst in die Hand nehmen müssen.
Er packte den Speer, tänzelte auf das Ungetüm los. Die Katze folgte ihm mit den Augen, wie einer Maus. Silo sprang nach links. Die Augen folgten ihm. Nach rechts. Wider war der Blick da. Verdammt, das Vieh war raffiniert! Doch .. Peng!
Mit einem Laut, der so gar nicht zu der Situation passte, schlug ihm die Katze die Pfote vor die Brust, und er flog davon. Als er sich wieder aufrichtete, die Waffe in Heldenpose gegen das Ungetüm erhoben passierte es ...
Er stolperte. „Whaaa!“, kam es noch von ihm, und er feil mit eine Reihe unglaublicher Bewegungsabläufe und absolut unrealistischer Stürze einmal rund um das Plateau. Als er dann, mit den Armen rudernd, wieder da stand, wo er angefangen hatte, die Augen verdrehte und nach hinten kippte, passierte etwas anderes: Die Hacke, die genau da gelegen hatte, wo sein Kopf aufprallte, flog durch die Luft – wobei es eigentlich egal war, woher diese Hacke gekommen war. Das Gartengerät segelte gegen eine Kiste, die, als Gegengewicht einen überdimensionalen Flaschenzugs, nach oben gezogen wurde. Alle Blicke, auch der der Katze, folgte dem Teil. Oben löste die Kiste eine Art Kettenreaktion von großen, farbigen Plastiksteinchen aus, die, in schwindelerregender Höhe, einen Kreis um das Plateau zogen, bis der letzte mit einem „Plog!“ gegen ein ziemlich dünnes Seil schlug.
Plog ... Das Seil riss, und eine ungefähr einhundert dreiundneunzig Mal so große Keule, wie sie im normalen Handel erhältlich war, die, wie alle jetzt erst bemerkten, die ganze zeit schon an der Decke gehangen hatte, löste sich, und schlug seltsamer Weise direkt auf dem Kopf der Mieze ein.
Das Kätzchen taumelte ein wenig umher, dann, wie vom Blitz, in diesem Fall einer fetten keule, getroffen, fiel es zur Seite, und blieb reglos liegen.
„Jaa... So und nicht anders war es. Da hättet ihr auchdrauf kommen können!“; sagte Silo vorwurfsvoll, und führte sie aus der Höhle (Stolz wie Tom Cruise, nachdem er eine Gruppe unschuldiger Touristen zu einer Mitgliedschaft bei Scientology bewegt hatte, schritt Silohtar den anderen voran, in die tiefe Nacht, die über dem Tal lag, das fell der Katze über den Schultern. Hippo wartete, und er trieb die beiden unglücklichen, die das Wollknäul vor sich her rollten mit de Worten ,auf auf, ihr Heiden, sonst landet ihr ganz schnell auf dem Scheiterhaufen' zu größerer Eile an, was bei den Angesprochenen zu Kopfschütteln führte).
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Geändert von Silohtar (22.12.2007 um 21:11 Uhr)
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Dieser Kampf gegen die kleine Mieze war verrückt gewesen, ihr Chef ließ sie immer wieder töten. Silo war halt verrückt. Und der Drache, dessen Auftrag sie ausführten auch, er hatte ihnen eine neue Aufgabe gegeben, die ihr Anführer angenommen hatte, sie sollten das Gift von irgendeinem Bündel Schlangen aufsammeln, die in einem Sumpf waren, vielen verknoteten Schlangen. Schnell hatten sie sich auf den Weg gemacht, um Uncle so wenig Zeit wie möglich zu geben, sich auf den Drachen zu stürzen. Obwohl sie nur kurz bei dem Untier gewesen waren, hatte der Paladin es geschafft, sich mehrmals auf Hippo zu stürzen, was allerdings immer mit einem Ladung Rotze endete. Nach längerer, höchst beschwerlicher Wanderung, waren sie endlich am Sumpf angekommen. Das sie so beschwerlich war konnte daran liegen, dass sie keine Verpflegung mitgenommen und kaum Pausen gemacht hatten. Es waren nur wirklich wenige gewesen, diese dauerten aber so lange, dass es anstrengender war, als einfach durch zu marschieren. Dann hätten sie den beschwerlichen Weg wahrscheinlich in wenigen Stunden geschafft. Nun waren sie also im Sumpf und die Schlangen hatten sie auch schon gefunden. Es waren wirklich viele, die Silo wohl süß fand, denn er beugte sich über sie und sprach, während er die Schlangen kitzelte: „Ohh, seid ihr aber süß. Süße kleine Schlangen seid ihr aber. Eieieieiei. Schlafe mein Schlängelchen, schlafe schnell ein.“ Jetzt sang er sogar schon ein Schlaflied für Schlangen, das konnte ja nicht gut gehen. Obwohl…die ersten der Tiere schliefen wirklich schon, kaum zu glauben. Als alle schliefen, machte sich die Gruppe daran, die Schlangen zu entwirren, während Silo weitersang, damit sie weiterschliefen, was auch funktionierte. Nach einiger Zeit des Arbeitens war es endlich geschafft, das Bündel war entwirrt. „Und jetzt?“ fragte einer aus der Gruppe. „Melken würd ich sagen. Wo haben die denn die Euter?“ „Sollten wir nicht Gift melken und keine Milch? „Ja, schon. Aber melken tut man doch am Euter, oder?“ Die Logik ihres Anführers war schier überwältigend und schon nach kurzer Suche war bei einer Schlange ein Euter gefunden worden, an dem sie molken.
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Nachdem die Reisegesellschaft den Schlangen das Gift auf wirklich seltsame Art und Weise abgezapft hatte, waren sie schon wieder auf dem Weg zurück durch den Sumpf. Wieder bildeten Sandman und Golsir das Ende der kleinen Karawane, die sich mühsam ihren Pfad durch das schlammige Wasser bahnten. Die ganze Zeit lang war der Ritter gezwungen, seinen Bogen hoch über den Kopf zu halten, sodass die Sehne nicht feucht und somit unbrauchbar wurde.
Hätte ich bloß eine zweite mitgenommen, tadelte sich der Königstreue insgeheim selbst. Leider fand er nicht die Ruhe, sich selbst weiter Vorwürfe zu machen, denn der Mann ganz an der Spitze der Gruppe ging ihm tierisch auf die Nerven.
Silohtar hatte in den letzten Stunden keine bessere Beschäftigung gefunden, als das Schlaflied der Schlangen unaufhörlich zu wiederholen. Dieses endlose, schiefe Geträller nagte sehr an Golsirs Geduld, was zur Folge hatte, dass der Ritter an diesem Tage nicht zur besten Stimmung geneigt war.
Nach einer halben Ewigkeit erreichten sie endlich das Ende des Sumpfes – und merkwürdigerweise zugleich das Tal, an das die Höhle des Drachen grenzte. Noch während Golsir sich über diesen Zufall wunderte, endete Silo seine Ballade vom schlafenden Reptil mit einer Verbeugung.
“Danke, ihr seid ein tolles Publikum!“, rief er an die anderen gewandt aus.
Darauf antwortete ein gereizter Uncle mit der Hand auf den Schwertgriff: “Geh lieber und bring dem Drachen sein ersehntes Gift“ Das quittierte die Reisegesellschaft mit einem zustimmenden Murmeln.
„Seid lieber still“, flüsterte der Ritter zu den Umstehenden. „Sonst gibt er uns noch eine Zugabe.“
Glücklicherweise war dies nicht mehr der Fall, denn just in diesem Moment trennte sich Hippos Gestalt aus dem Schatten der Höhle. Freudig betrachteten seine gelben Schlitzaugen die Phiolen in Silos Händen.
“Da habt ihr ja mein Gift!“, sprach er, nachdem er ein Mal kräftig die Nase gerümpft hatte. Dabei musste Golsir zusammenzucken, denn er fürchtete schon den nächsten grünen Schwall aus den Nüstern des Ungetüms. „Gib her.“
Der krasse Größenunterschied war nicht zu übersehen, als die riesigen, beschuppten Pranken des Drachen ein kleines Glasfläschchen nach dem anderen mit peinlichster Vorsicht aus Silos Händen nahm. Dabei kam dem Ritter die Frage, wozu Hippo diese ganzen Sachen überhaupt brauchte. Vielleicht wollte er sich aus dem Wollknäuel und dem Gift ein schönes Süppchen kochen oder damit sein gigantisches Drachen-Plumpsklo säubern. Letzten Endes konnte es Golsir auch egal sein – wer verstand die merkwürdigen Verhältnisse der Dinge in diesen fremden Landen schon?
Gerade kehrte der Drache aus seinem Versteck zurück, jedoch nicht mehr zusammen mit den Phiolen, sondern mit einer Art Landkarte. Als Hippo das große Pergament vor der versammelten Gruppe ausbreitete, zeigte sich, dass Golsir falsch vermutet hatte. Es handelte sich hierbei um eine schlecht gezeichnete Skizze. Scheinbar sollte es irgend ein Tier darstellen, welches der Ritter zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht erkennen konnte.
“Das ist Hildegard“, sprach Hippo etwas schüchtern. „Sie ist eine wirklich bezaubernd gut aussehende Hirschkuh – sie ist euer nächstes Ziel.“
“Endlich mal eine Aufgabe, die eine Herausforderung ist“, freute sich Faren. „Eine schöne Jagd – das wird ein Spaß.“
Darauf schien Hippo geradezu panisch zu reagieren. Eilig wedelte er mit den Händen, was Golsirs Umhang flattern ließ. „Nein, nein, nein! Ihr sollt sie doch nicht töten, ihr sollt sie nur ... fangen. Ich möchte nur ein Frühstück mit ihr verbringen, mehr nicht. Schaut euch meine Zeichnung an – ungefähr so sieht sie aus. Wundert euch nicht ... ich habe sie nicht ganz perfekt getroffen, muss man zugeben.“
Für einen Moment huschte ein Grinsen über die Miene des Ritters – er stellte sich vor, wie sich die riesige Kreatur über einen für sie winzigen Schreibtisch beugte, um mit einer viel zu kleinen Feder auf einem minimal ausgefallenen Pergament herum zu kritzeln. Genau danach sah die Zeichnung von Hildegard nämlich aus. Dann verkniff Golsir sich diesen Gesichtsausdruck wieder, denn die Augen des Drachen musterten ihn durchdringend, bevor er sich wieder der ganzen Gruppe widmete. „Geht wieder in den Wald hinein, diesmal jedoch in den westlichen Teil. Dort werdet ihr eine große Lichtung finden, auf der Hildegard jeden Mittag grast. Wenn ihr euch beeilt, dann könnt ihr sie heute noch treffen. Ach ja, falls ihr Probleme habt, sollte euch das hier helfen.“ Bevor Golsir reagieren konnte, flog ein prall gefüllter Jutesack im hohen Bogen auf ihn zu. Ungeschickt fing er ihn auf, kam jedoch ins Staucheln und wäre gefallen, hätte Nils ihm nicht zurück ins Gleichgewicht geholfen. Mit einem Nicken bedankte er sich bei dem Königstreuen.
„Macht den Sack frühestens dann auf, wenn ihr dort seid, ja?“ Darauf antwortete die Gruppe einstimmig bejahend. „Gut, dann macht euch auf den Weg.“
Eine gute halbe Stunde später hockte die gesamte Reisegesellschaft hinter einigen Büschen und lugte über das Grün, um die Lichtung vor ihnen überblicken zu können. Sie erwarteten jeden Moment die Ankunft der Elchkuh, denn die Sonne stand schon längst im Zenit.
„Buh!“
Ein erschreckend lauter Ruf durchbrach die unangenehme Stille. Es war Silohtar, der sich offenbar mal wieder einen Scherz erlaubt hatte.
“Schaut mal her, Leute.“ Stolz wie ein berühmter Schauspieler, der eine Gruppe Passanten zum Beliar-Glauben, welcher jedoch finanziell nicht gerade lohnend war, überzeugt hatte, hob er ein wirr zusammengeknotetes Gestrüpp aus Wurzeln und Gräsern hoch.
„Was, bei Innos, soll das denn sein?“, fragte Sandman ungläubig.
„Das, meine Freunde, ist das Netz, mit dem wir Hildegard fangen werden.“ Freudig wedelte er damit herum – dann folgte ein Geräusch, als würde Papier reißen- und das instabile Konstrukt fiel über des Soldaten Kopf in sich zusammen. Fluchend schleuderte Silo es von sich, sodass das ehemalige Netz als trauriger Haufen mitten auf der Lichtung liegen blieb.
„Tolles Teil“, meinte Faren grinsend.
Gerade wollte Silohtar etwas darauf antworten, da bebte plötzlich die Erde unter ihren Füßen. Von der anderen Seite der Lichtung brach ein Schwall Staub aus dem Gestrüpp, bevor eine Elchkuh in einem Affenzahn aus dem Wald gerannt kam. Ihre Konturen verschwammen beim Laufen, so schnell rannte das Tier.
Bei diesem Anblick klappte Golsir die Kinnlade hinab.
Anschließend machte die Elchkuh genau vor Silos Netz halt, um genüsslich schmatzend die Schnauze hinein zu stecken.
“Habt ihr das auch gesehen?“, fragte Uncle nach einer Weile. „Das Tier fangen wir nie und nimmer!“
Da schien niemand mehr Rat zu wissen. Dann kam Golsir jedoch der Jutesack in den Sinn. Nachdem er die anderen an ihn erinnert hatte, zog er ihn an sich heran und öffnete die Schlaufe. Was anschließend daraus hervor kam, war auf den ersten Blick einfach nicht zu glauben.
„Ein ... ein Hirschkostüm?“, fragte Nils, der es offenbar ebenfalls nicht fassen konnte. Doch es war nicht abzustreiten, dass er recht hatte. Mit vielen Stofffetzen zusammengeschneidert sollte dieser Anzug wohl einen stattlichen Hirschbullen mit großem Geweih darstellen. Jedoch war das Kostüm in zwei Teile geteilt – Vorder- und Hinterpartie mussten jeweils mit einer Person ausgefüllt werden, um die beiden Enden dann zusammen zu stecken. Offenbar diente es dem Zweck, sich in Form eines attraktiven Hirschbullens Hildegard zu nähern, um sie fangen zu können.
Skeptisch ließ Golsir den Anzug in den Dreck fallen. „Das meint der Drache aber nicht ernst, oder?“
Silohtar schien da einer ganz anderen Meinung zu sein. „Aber sicher! Das ist doch eine Super-Idee!“ Plötzlich hielt der Soldat einige kleine Holzstäbchen in der Hand. „Nun wird ausgelost, wer sich in diesen Anzug werfen darf. Jeder zieht ein Stäbchen. Die beiden, die ein kurzes erwischen, sind dran. Alles klar? Dann los!“
Nach und nach zog sich jeder eines aus Silos Faust – Golsir wartete, bis alle es alle anderen getan hatte. Als er dann sein Stäbchen in den Fingern hielt, hätte er sich ohrfeigen können. Zum einen, weil es ein kurzes Exemplar war. Zum anderen, weil Silohtar ebenfalls eines hatte.
„Na das kann ja lustig werden“, seufzte der Ritter, während Silo sich schon mal ein Kostümteil aussuchte ...
-
Mit wildem Kampfschrei stürzte er sich samt Spaten ins Getümmel. Er metzelte wild umher, feuchte Flüssigkeit spritze auf, die anderen besudelnd. Im hohen Bogen flogen Stücke seines Gegners durch die verhangene Luft, doch es starb einfach nicht! Er war zu groß, und drohte die Gemeinschaft zu überwältigen. Mit einem infernalen Schrei stürzte sich der Soldat auf den Kopf der Bestie, schlug darauf herum, aber es schien hoffnungslos.
„Rückzug!“, brüllte er, „wir überraschen ihn bei Nacht!“
Als ob eine Lawine Kacke hinter ihm wäre, stürmte er den Abhang hinunter. Die anderen, die unten gestanden hatten gingen hinter ihm her, irgendwie gelangweilt. Ganz außer Atem hielt der Südländer inne, wischte sich die braune Kriegsbemalung vom Gesicht, und wartete, sich hechelnd auf die Knie stützend auf die anderen, die entspannt hinter ihm her trotteten. Sie schienen von der neuen Aufgabe nicht ganz so begeistert, wie Silo, in der tat sahen sie irgendwie ... angeekelt aus. Was an Hippo's Aufgabe jetzt ekelig sein sollte wusste Silohtar aber nicht, es war genau so spannend, wie die vorherige Aufgabe, eine Elchkuh zu einem blind Date zu “überreden“.
Eine Hirschkostüm! Wirklich eine ganz ausgezeichnete Idee von dem lieben Schmusedrachen war dies wieder gewesen, und eine prima Schicksalsfügung für die beiden Freunde, die sich beide nichts tolleres hatten vorstellen können, als sich zusammen in das enge Kostüm zu zwängen, wo sie jede Bewegung des anderen hatten spüren können und auch das ganz eigene Aroma der zusammengeschnipselten Hautfetzen, das wahrscheinlich schon circa eintausend Jahre in der Drachenhöhle gelegen hatte. Genießerisch hatten die beiden Soldaten das Zusammensein in dem Teil genossen und zusammen gelacht, immer wenn Golsir einen rein zur Unterhaltung beitragen sollenden Laut des Ekels ausgestoßen hatte. Achja, die gemeinsame Zeit was schon schön gewesen. Da Silo die verantwortungsvolle Aufgabe gehabt hatte, den hinteren Teil des Kostüms zu verwalten, war es ihm damit auch zugefallen, das Ritual der Befruchtung durchzuführen. Das war zwar nicht verabredet gewesen, doch Silo hatte eine spontane Lust gehabt. Leider hatte der extrem pflichtbewusste Golsir ihm einen Huf ins Gemächt gerammt, um Hippo nicht alles zu verderben. Wirklich, sowas von treu! Die Hirschkuh dann erstmal einzufangen war nicht mehr so schwer gewesen. Das Überreden hatte Anstrengung gekostet, doch da Silo bekanntlich ein alter Meister der Konversation war, war ihnen dies auch mit Bravur gelungen. Mit Bravur und einem Netz.
Die nächste Aufgabe zu stellen war dem Drachen dann schon unangenehm gewesen. Aber, ach Gott, jeder muss sich ab und zu erleichtern. Daher hatte er die Ekelgefühle der Kameraden nicht durch und durch nachvollziehen können. Wer hatte nicht schon mal Berge Drachenkacke geschippt?
„Wir brauchen einen Plan!“, eröffnete er den Männern (allesamt mit nasenzangen auf ihren Zinken).
„Mit purer Gewalt kommen wir hier nicht weiter! Ich erwarte Vorschläge!“ ...
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